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Deutsche Phonetik und Phonologie für Italiener

- FEDERICA MISSAGLIA -
Riassunti di Chiara Arrigoni

Einleitung
Mündliches Kommunikation (= Lautsprache) bezeichnet die Übertragung von Informationen
mittels der gesprochene Sprache.
Die Lautsprache hat 3 Ebene:
1) segmentale Ebene (Einzellaute) —> man spricht von Segmenten; die Einzellaute ist
die Untersuchungsobjekt
2) intersegmentale Ebene (Satzphonetik) —> betrifft die Verbindungen und
Beziehungen zwischen die Segmenten
3) suprasegmentale Ebene (Prosodie) —> operiert oberhalb der intersegmentalen Ebene

1. Phonetik, Phonologie und Orthoepie


Die Phonetik setze sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts als wissenschaftliche Disziplin durch.
Die Linguistik etablierte als wissenschaftstheoretisch Disziplin im Jahr 1916 mit der
Veröffentlichung des Cours de linguistique générale von Saussure.
Die Phonetik wurde auch für Fremdsprachenlehrer wichtig, die sowohl auf theoretischer als auch
auf praktischer Ebene analysiert wurden und die mit den phonetischen Aspekten der Mutter- und
der zu vermittelnden Fremdsprache auseinandersetzen sollten.

Am Ende des 20. Jahrhunderts wurde die International Phonetic Association (IPA) gegründet, die
eine fremdsprachenvermittlugsorientierten Charakter hat.
Der Gebrauch der phonetischen Schrift in den Schulen zu fördern, um Fremdsprachen besser zu
lernen, brachte zu das International Phonetic Alphabet (IPA).
Das IPA symbolisiert, dass die Transkription der Laute aller Sprache möglich ist. In der Tat herstellt
es eine Beziehung zwischen Laut- und Symbolebene.
Jedem Laut soll ein einziges Zeichnen zugeordnet sein.
In der IPA-Symbolliste ist eine Systematisierung und Klassifizierung der Laute nach
artikulatorischen Merkmalen —> Die IPA-Tabelle geht von der Artikulation aus und systematisiert
die Lauten mit distinktivem Charakter in natürliche Lautklassen.
Mit der IPA-Tabelle wird eine Brücke zwischen phonetischer (artikulatorischer) Manifestation und
phonologischen Beschreibungs- und Klassifikationskriterien geschlagen.
PHONETIK

Die Phonetik untersucht die Substanz der menschlichen Sprache in ihrer mündlichen
Manifestation —> der Gegenstand der Phonetik ist das Schallereignis der sprachlichen
Kommunikation in allen seinen Aspekten: Produktion, Transmission, Perzeption
1) artikulatorischer Phonetik
Er untersucht die Produktion der gesprochenen Sprache durch den Sender (Artikulationsorgane),
die Artikulationsart und den Artikulationsort (Muskelspannung) [Sprachproduktion]
2) akustischer Phonetik
Er analysiert die physikalisch-akustische Substanz der gesprochenen Sprache —>
Messinstrumenten [produzierte Lautsprache, physikalische Ebene]
3) auditiver (psychoakustischer) Phonetik
Er erforscht die Wahrnehmung der gesprochenen Sprache durch den Empfänger —>
Ohrenphonetik (Ohr) [produzierte Lautsprache, psychische Ebene]

Die minimale Einheit der segmentalen Phonetik ist das Phon.

PHONOLOGIE

Die Phonologie ist eine Teildisziplin der Linguistik, die erst in den 20er Jahren des 19 Jahrhunderts
entstanden ist.
• Oft wird der Begriff Phonologie sowohl in Bezug auf phonologische als auch für phonetische
Untersuchungen angewandt.

Trubetzkoy: Grundzüge der Phonologie (1939)


Er betont die Unterschied zwischen Sprechakt und Sprachgebilde.
- Sprechakt (parole) —> Phonetik, Phone
Der Sprechakt ist immer konkret, findet an einem bestimmten Orten und zu einer bestimmten Zeit
statt. Er hat drei Elemente, die von einem Sprechakt zum anderen wechseln: der Sender, der
Empfänger und der Sachverhalt.
- Sprachgebilde (langue)—> Phonologie, Phoneme
Das Sprachgebilde ist allgemein, abstrakt und konstant. Es hat als Ziel die Ermöglichung der
Sprechakte und aktualisiert nur in den konkreten Sprechakten.

Segmentale Phonologie (Jakobson, 1941) —> das Phon stellt die materielle Realisierung des
Phonems dar.
Das Phonem gilt als minimale distinktive Einheit innerhalb der segmentalen Phonologie.
Das Phonem hat eine bedeutungsunterscheidende (keine bedeutungstragende) Funktion —>
distinktive Funktion: Das Phonem unterscheidet Elemente, mit einer unterschiedenen Bedeutung.
Die Phoneme sind keine konkreten Lauten, sondern eine akustische Vorstellung, die innerhalb des
menschlichen Gehirns als Korrelate der Phone entstehen.
Phoneme sind keine Laute, sondern abstrakte Repräsentationen der Laute.
Die Phoneme sind als Merkmalsbündel definiert; die Merkmale (artikulatorische und akustische)
haben universalen Charakter.
Die Merkmale haben binären Charakter, wenn sie in privativen Opposition sind: Eine Einheit kann
ein Merkmal haben, das die andere nicht haben.
Das System der phonologischen Opposition: Die phonologischen Systeme der Sprachen
wurden als Mengen von Phonemen betrachtet, die in Opposition zueinander stehen.
Merkmale können relevant/distinktiv oder irrelevant/redundant sein —> phonetische Merkmale
haben distinktive Charakter.

Minimalpaare sind Wörter, die sich durch ein einziges Phonem voneinander differenzieren.
Allophone sind Phone, die als lautliche Varianten der Realisierung eines bestimmtes Phonems
klassifiziert werden können. Sie unterscheiden sich phonetisch, nicht phonologisch voneinander
—> keine bedeutungsunterscheidende Funktion.
- freie Allophone sind vom phonetischen Kontext und von der Position im Wort unabhängig (z.B.
Zungenspitzen-r und Zäpfchen-r). Sie können miteinander vertauscht werden
- kombinatorisch bedingte Allophone hängen von dem Kontext oder von der Stellung im Wort ab
(z.B. ‘ach’ und ‘ich’). Sie sind nicht miteinander vertauschbar.

Sehr wichtig
Die phonologische Darstellung unterschiedet zwei Ebene:
- konkret, physische, phonetisch —> Untersuchungsobjekt: Was konkret ist
- abstrakt, mental, phonemisch —> Untersuchungsobjekt: Funktionen

Die Unterscheidung zwischen Phoneme und Phone gilt im Bereich der gesprochenen Sprache.
In der geschriebenen Sprache wird zwischen Graphemen (den kleinsten distinktiven Einheiten
des Schriftsystem) und Graphen (den konkreten typographischen Realisierung) differenziert.

ORTHOEPIE

Orthoepie = Rechtlautung, Rechtschreibung (in Anlehnung an Orthographie)


Das Forschungsfeld der Orthoepie ist die Standardaussprache, die als Modellsprecher gilt.
Die orthoepische Ausspracheregelungen entsprechen den Gebrauchs- und Erwartungsnormen.
Ziel orthoepischer Lautbeschreibungen ist es, die sprachspezifische Phonem-Graphem-
Beziehung zu verdeutlichen.

2. Die deutsche Aussprache: Welcher Standard?


Deutsch wird als einen Diasystem beschrieben, der aus Standardvarietäten und regionalen
Substandardvarietäten besteht.
Es gibt viele [7] Standardvarietäten der deutschen Sprache, die in den Vollzentren (Deutschland,
Österreich, in der Schweiz) und in den Halbzentren (Ostbelgien, Südtirol, Luxemburg,
Liechtenstein) gesprochen werden.
Die Hochsprache, d.h. die Standardvarietät, findet man in Wortbücher, Fernsehen, Schule,
Rundfunk.

Man hat viele Jahre lang versucht, eine umfassende Lautschreibung und normierende
Kodifizierung des deutschen Aussprachestandards zu schaffen:
1. Viëtor hat erst im Jahr 1885 das Aussprachewörterbuch Aussprache des Schriftdeutschen
veröffentlicht
2. Siebs hat 1898 mit seiner Bühnenaussprache der Orthoepie wichtige Impulse gegeben und
sie hat sich als Idealnorm für die hochdeutsche Aussprache durchgesetzt
3. In der ehemalige DDR entstand im Jahr 1967 das Wörterbuch der deutschen Aussprache
4. In der Bundesrepublik wurde 1974 das DUDEN Aussprachewörterbuch veröffentlicht
5. 1982 entstand das Grosse Wörterbuch der deutschen Aussprache (GWda)
6. Durch den Ungeheuer versuchte man im Jahr 1969 die drei massgebenden
Aussprachewörterbücher (Siebs, DUDEN, GWda) -und also die Aussprache von DDR und
BRD- zu vermischen.

3. Segmentale Aspekte
Die Lautsprache ist ein kontinuierliches Schallereignis.
Um die Lautsprache zu beschreiben, segmentiert man sie in diskrete Einheiten (Segmente) durch
ein Abstraktionsprozess.
Damit hat man Vokale und Konsonanten, die eine Fiktion sind.
Definition von Vokalen und Konsonanten:

- Etymologische Definition
‘Vokal’ kommt aus dem Lateinischen vocalis, das ‘tönend, sonor, klangreich, selbstlaut’
bedeutet und aus vox, das ‘Laut, Ton, Stimme’ bedeutet —> Vokale werden mit der Vibration
der Stimmlippen gemacht und daher sind sie sonor.
‘Konsonant’ kommt aus dem Lateinischen consonans, das ‘mit etwas anderem zugleich
ertönend, mitklingend’ bedeutet und sonus, das ‘Laut, Ton’ bedeutet —> Konsonanten
brauchen einen Vokal, um aussprechen zu werden

- Phonologische Definition
Diese Definition hat mit der Funktion der Segmenten zu tun: die Vokale werden als
silbenbildend und silbisch (Selbstlaute) beschrieben, sonder die Konsonanten als unsilbisch
—> die Vokale haben die Funktion, die Silbe zu tragen = Silbenträger. Die Konsonanten klingen
mit den Vokalen mit (Mitlaute). Ausnahme: Die Sonoranten können im Deutschen Silbe in
besonderen Positionen tragen.

- Phonetische Definition
Diese Definition hat mit den artikulatorischen Merkmalen zu tun.
Pike unterscheidet zwischen Vokoiden und Kontoiden.
Die Vokoiden sind
- sonore Laute: stimmhaft, die Stimmlippe vibrieren
- zentrale Laute: das Gaumensegel ist gesenkt und der Luft strömt ungehindert durch den
Mundraum nach außen
- friktionlose Laute: die Luft strömt ohne Friktion
Pike definiert die Vokale als silbische Kontoide, ähnlich zu Chomsky/Halle —> Vokale sind
Segmente mit den Merkmalen [+ silbisch, -konsonantisch]; das Merkmal [-konsonantisch]
bedeutet Laute ohne zentrales Hindernis im oralen Ansatzrohr.
Die Konsonanten
- sind stimmhaft oder stimmlos
- die Luft strömt nicht immer nach außen durch das Zentrum (z.B. Lateralen)
- sind nicht immer friktionlos: sie sind durch eine Reibung gebildet und daher ist der Kontakt
oder die Annäherung der Artikulationsorgane am wichtigsten

VOKALE

Vokale sind stimmhafte Laute [+sonor], die sich in der Quantität (Dauer: lang, kurz) und Qualität
(Klangfarbe) voneinander unterscheiden.
Es handelt sich von auditiven und artikulatorischen Merkmalen.
Zur qualitativen Klassifizierung der Vokale sind 3 primäre Kriterien (primäre Modifikationen):
1. Der Öffnungsgrad = Öffnung des Mundes, die Höhe der Zunge, bezüglich der Zungenlage mit
Verschiebung entlang der vertikalen Achse:
- offen Vokale —> tiefe Vokale
- halb-offene Vokale —> mitteltiefe Vokale
- halb-geschlossene Vokale —> mittelhohe Vokale
- geschlossene Vokale —> hohe Vokale
2. Die Artikulationsstelle = wo der Vokal artikuliert wird, bezüglich der Zungenwölbung mit
Verschiebung des höchsten Punktes des Zungrückens entlang der horizontalen Achse:
- Vorderzungenvokale —> helle Vokale
- Mittelzungenvokale
- Hinterzungenvokale —> dunkle Vokale
3. Die Lippenrundung (und Lippenspreizung)
- Labialisierung = gerundete Vokale
- Nicht labialisiert = ungerundete Vokale

Jones (1918) —> System der primäre Kardinalvokale


Das Kardinalvokalsystem gilt für die Beschreibung des Vokalsystems jeder Sprache, aber es gibt
sprachspezifische Vokale für jede Sprache, die im Kardinaltrapez definiert werden können.
Die Positionen der Kardinalvokalen wurden von auditiven Eindrücken und mit Hilfe von
Röntgenstrahlen artikulatorisch definiert.
Zuerst wurden zwei Vokale an den Extrempositionen des Artikulationsraums festgesetzt ([i]-[a], [u]-
[ɑ]) und dann wurden die mittleren Punkte festgestellt.
Damit hat man zwei Reihen: palatale (vordere) Vokale ([i], [e], [ɛ], [a]) und velare (hintere) Vokale
([u], [o], [ɔ], [ɑ]).
An denselben Artikulationsstellen wie die der primären Kardinalvokale werden palatale gerundete
und velare ungerundete Vokale realisiert. Es gibt auch zentrale gerundete und ungerundete
Vokale. Ingesamt 28 Vokale definiert werden können.
Auf der horizontalen Ebene ist die Artikulationsstelle verzeichnet, auf der vertikalen der
Öffnungsgrad.
Für die Artikulationsstelle werden drei Grade unterschieden: vorne, mittel, hinten.
Die Öffnung wird in vier Stufen eingeteilt: hohe Zungenstellung (geschlossene Vokale), mittelhohe
(halbgeschlossene Vokale), mitteltiefe (halboffene Vokale) und tiefe (offene Vokale).
Die Lippenrundung wird in die dritte Dimension eingetragen —> Lippenrundung, Lippenspreizung.

Vokale sind immer stimmhaft —> das Merkmal [+sonor] ist nicht für Vokale distinktiv und der
laryngale Mechanismus wird bei Vokalrealisierung aktiviert.
Die Form des Ansatzrohres durch die bewegliche Organe (Zunge, Lippen) ist mit der Klangfarbe
verbunden.
Vokale sind quasi-periodische Komponente, die den quasi-periodischen
Erzeugungsmechanismus an der Glottis reflektieren.

Als Vokale energiereich sind, haben sie deutliche spektro- und sonagraphische Aufzeichnungen.
Sie werden durch erhöhte Konzentration von Energie in Frequenzbändern mit einer gewissen
Bandbreite (Formanten) charakterisiert, die den Resonanzfrequenzen des Ansatzrohres
entsprechen.
Die Schallwelle kann in Formanten geteilt werden, die akustische Werte sind, die man durch die
Intensitätmaxima im Spektrum messen kann. Die Formanten sind frequenzabhängig.
F0 ist artikulatorisch mit der Frequenz der Öffnung und Schließung der Stimmlippen verbunden.
F0 ist das akustische Merkmal, während die Tonhöhe ist die auditive Eigenschaft.
F1 ist artikulatorisch mit der Öffnungsgrad korreliert: je höher F1 desto offenere Vokal.
F2 ist artikulatorisch mit der horizontalen Verschiebung der Zunge (Artikulationsstelle) korreliert: je
höher F2 desto vordere Vokal.

Man kann ein Koordinatensystem bauen, wo F1-Werte auf die Ordinate und F2-Werte auf die
Abszisse liegen. Damit kann man den Vokaltrapez zeichnen.

DIPHTHONGE

Diphthonge bestehen aus vokalische Elemente, die einer einzigen Silbe angehören.
Wenn die zwei Vokallaute zwei Silbe zugeordnet werden, handelt es sich um einen Hiat.
Man kann zwischen fallenden (schließenden) und steigenden (öffnenden) Diphthongen
unterscheiden:
- In den fallenden Diphthongen erfolgt dei Artikulationsbewegung zu einem geringeren
Öffnungsgrad;
- In den steigenden Diphthongen erfolgt dei Artikulationsbewegung zu einem größeren
Öffnungsgrad.
Alle Diphthonge in der deutschen Sprache sind fallend.
Mit der Gleitbewegung vom unsilbischen zum silbischen Element im steigenden Diphthong ist
eine Zunahme der Intensität, während mit der Gleitbewegung vom silbischen zum unsilbischen
Element eine Intensitätsverminderung ist —> nur [i] und [u] können ihre silbische Natur verlieren
(man spricht über Halbkonsonanten in steigenden Diphthongen und Halbvokalen in fallenden
Diphthongen).

Vokale und Diphthonge

Das Vokalsystem der deutschen Standardsprache besteht in betonter Position aus 15


Monophthongen —> /iː/, /ɪ/, /yː/, / ʏ/, /eː/, /ɛː/, /ɛ/, /ɑː/, /a/, /øː/, /œ/, /oː/, /ɔ/, /uː/, /ʊ/ und 3
Diphthongen —> /ɑɪ/, /ɑʊ/, /ɔɪ/
Diphthonge können als biphonemische oder monophonemischen Erscheinungen klassifiziert
werden. Sie müssten in der Beschreibung als monosegmentale Einheiten gekennzeichnet.

In der deutschen Sprache sind auch zwei reduzierten Vokale.


Der erste Reduktionsvokal ist der Schwa /ə/ und kommt nur in unbetonten Silben vor.
Es handelt sich von einem Zentralvokal, der mit neutraler Zungenstellung im Zentrum des
Mundraumes gebildet wird.
Der Schwa hat eine distinktive Funktion.
Ein weiterer reduzierter Vokal ist das vokalisierte R, das sich in der Aussprachen von finalem -er
findet und mit dem Transkriptionszeichen /ɐ/ wiedergegeben wird.
Er hat phonemischen Wert.
Daher sind in der deutschen Standardsprache in unbetonter Position 9 Vokale (7 Vokale -keine
langen Vokale- + 2 reduzierten Vokale).

Die qualitativen Parameter zur Beschreibung und Klassifizierung der deutschen Vokalphonemen
werden in 6 distinktiven Merkmale zusammengefasst:
1. [±monophthong]
2. [±reduziert]
3. [±vorn]
4. [±hoch]
5. [±offen]
6. [±gerundet]
Für die Diphthonge gilt die Merkmalnotation der Ausgangspunkt ([-vorn hoch] und [-vorn mittel])
und wird die Richtung ([±vorn tiefer]) angegeben:
• V -vorn hoch +vorn tiefer —> [ɑɪ]
• V -vorn mittel +vorn tiefer —> [ɔɪ]
• V -vorn hoch -vorn tiefer —> [ɑʊ]
Das Merkmal [±nasal] ist für deutschen Vokale nicht distinktiv; alle deutschen Vokale sind oral —>
das Gaumensegel ist bei der Artikulation der Vokalen gesenkt und verschließt dem Luftstrom den
Weg in die Nasenhöhle.

Im Deutschen gibt auch für betonte Vokale der quantitativen Parameter der Länge.
In Deutschen ist eine Beziehung zwischen Laut- und Schriftbild, laut deren der Vokal lang ist:
- in offener Silbe (leben, Ware)
- vor einem Dehnungszeichen (Doppelvokal, ‹e› oder ‹h›)
- in geschlossener Silbe, vor einem einzigen Konsonanten und im Inhaltswort (Weg)
Während der Vokal ist kurz:
- vor mindestens zwei gleichen oder unterschiedlichen Konsonanten (Fluss, kalt)
- vor einem einzigen Konsonanten im Funktionswort (weg).
Bei ‹s› im finalen Konsonantencluster können Ausnahmen auftreten (langer Vokal in Obst, Koks,
aber kurzer Vokal in Mops).

Wichtig sind auch die Merkmalkorrelationen für die betonten deutschen Vokale:
- lang, gespannt, geschlossen, nicht zentralisiert
- kurz, ungespannt, offen, zentralisiert
Ausnahmen:
- oft unterscheidet man nicht zwischen /eː/ und /ɛː/ (Deutschen sagen nur /eː/, keine /ɛː/)
- die Länge hat keine distinktive Funktion für <a> —> man unterscheidet nicht zwischen /ɑː/
und /a/.

Die Vokalrealisierung ist mit der Spannung der Muskeln des Sprechapparates verbunden.
Die Artikulation langer und geschlossener Vokale hat mit der Anspannung zu tun.
[+hoch] + [+lang] = [+gespannt]
Konsonanten und Affrikaten

Bei der Lautbildung wird zwischen egressiver (exspiratorischer) und ingressiver (inspiratorischer)
Bewegung unterschieden —> alle deutsche Laute werden exspiratorisch hervorbracht.
Bei der Artikulation der Konsonanten ist ein Hindernis zur Herausströmen der Luft.
Die Konsonanten werden durch 4 Parameter klassifiziert:

1. Die Stimmbeteiligung
Sie ist von Abstand oder Zustand der Stimmlippen im Kehlkopf abhängig.
Man unterscheidet zwischen stimmhaften/sonoren und stimmlosen Konsonanten.
Das Merkmal [±sonor] ist für die deutschen Konsonanten distinktiv.
Bei stimmlosen Lauten ist der Abstand zwischen den Stimmlippen groß und die Luft strömt
ungehindert nach außen —> die Stimmlippen schwingen nicht.
Bei stimmhaften Lauten sind die Stimmlippen am Anfang geschlossen und schwingen sie,
wenn die Luft nach außen strömt. Die periodischen Schwingungen der Stimmlippen bringt zu
einer sich wiederholenden Periodizität im Sprachsignal.
Die Schwingungsrate der Stimmlippen ist mit der Tonhöhe verbunden: Je geringer die
Schwingungsrate, desto tiefer die Tonhöhe und umgekehrt.

2. Der Weg des Luftstroms


Man unterscheidet zwischen oralen und nasalen Konsonanten.
Wenn das Gaumensegel gesenkt wird, entweicht die Luft durch den Mund (der Weg durch die
Nase ist versperrt) und daher sind oralen Laute —> alle Vokale und einige Konsonanten.
Wenn das Gaumensegel gesenkt wird, entweicht die Luft durch die Nase —> nasale
Konsonanten.

3. Die Artikulationsart (vertikal in der Tabelle)


Man unterscheidet zwischen momentanen und dauerhaften Hindernissen, die die Konsonanten
bei der Artikulation überwinden müssen.
Die Konsonanten können damit in Plosive und Frikative geteilt werden:
- Plosive = Verschlusslaute = vollständig/momentan Hindernis.
Bei der Produktion plosiver Konsonanten wird die Luft kurz gestoppt.
- Frikative = Dauerlaute = nicht vollständig/momentan Hindernis.
Bei der Produktion frikativer Konsonanten wird die Luftstrom dauerhaft, aber nur bedingt
oder teilweise behindert; beim Lateral und bei den Vibranten wird der Luftstrom mit der
Zunge bearbeitet. Auf die Gleitlaute (Halbvokale und -konsonanten) ist keine Behinderung
des Luftstroms.
Das Merkmal [±konsonantisch] ist binär und skalar —> mehrere Hindernisstufen:
- Verschlusslaut (Momentan)
- Reibelaut/Frikative (Spirant)
- Sonorant (gleicher Luftdruck innerhalb und außerhalb des Mundes)
- Vokal (hindernislos)

4. Der Artikulationsort (horizontal in der Tabelle)


Er bezieht sich auf den Ort des Hindernisses und auf die beteiligten Artikulationsorgane.
Das Phonationssystem besteht aus drei Bereichen:
- Lunge, wo der Luftstrom entsteht
- Larynx (oder Glottis), wichtig für den Primärklang und die Stimmgebung
- Mundraum, wo die Klangfarbe der Laute entsteht
Laut der Muskelspannung kann man zwischen Lenis (ungespannt) und Fortis (gespannt)
unterscheiden.

Affrikaten setzen sich aus Plosiv und homorganischem (an demselben Artikulationsort realisiert)
Frikativ zusammen.
Sie werden als monophonemisch gekennzeichnet, nicht als Phonemverbindung/konsonantischen
Diphthonge. Daher müssen sie auch in der Schreibung als monosegmentale Einheiten
repräsentiert, d.h. durch ein einziges Zeichnen symbolisiert werden.
Labialen Affrikaten —> /pf/
Dentalen Affrikaten —> stimmlos /ts/ /tʃ/ und stimmhaft (nicht oft benutzt) /dz/ /dʒ/

EXKURS ZUR DEUTSCHEN ORTHOGRAPHIE:


DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN LAUT- UND
SCHRIFTBILD IM SEGMENTALEN BEREICH

Im segmentalen Bereich ist keine umkehrbar eindeutige Beziehung zwischen Laut- und
Schriftbild: ein einziges Graphem kann unterschiedliche phonetische Realisierung haben und
mehrere Grapheme können mit einem einzigen Phonem verbunden sein.
Das laute Lesen kann als eine Übersetzung von Grapheme (Buchstaben) in Phone (Laute)
betrachtet werden un ist sehr sprachspezifisch: Italienisch hat eine transparente ‘phonemische
Orthographie’; Deutsch ist eine phonematische Sprache und ist nicht so transparent.
Die Orthographie erfasst die Regel zwischen Lautung und Schriftbild und ist durch drei Prinzipen
geregelt:
- Lautprinzip (phonemisch)
Man versucht zu schreiben, sowie man spricht (Transparenz als Ziel) —> es gibt Ausnahmen zu
diesem Prinzip
- Stammprinzip (etymologisch)
Wörter, die etymologisch verbunden sind, werden mit den selben Buchstaben schriftlich
wiedergeben —> tag, täglich
- Homonymieprinzip
Homophone (gleichlautende) aber bedeutungsunterschiedliche Wörter werden durch die
Schreibweise differenziert —> der Stiel, der Stil

4. Intersegmentale Aspekte: Wort- und Satzphonetik

Wortphonetik = hyperartikulierte (langsam und laut artikulierte), breite phonemische


Transkription - korrekte Aussprache isolierter Wörter (Orthoepie).

Satzphonetik = Deskription spontaner hypoartikulierter gesprochener Sprache.


Bei der lautsprachlichen Realisierung von Wörtern und Lauten im Kontext sind Veränderungen.
Parameter laut deren lautliche Veränderungen passieren:
- artikulatorische und physiologische Bedingungen
- linguistische und situative Konditionen: Sprechgeschwindigkeit, Kontext, Position,
Suprasegmentalia (intersegmentale Koordinierung: neuromotorischer Befehle und
feinmotorischer Artikulationsbewegungen)
Die segmentalen satzphonetischen Manifestationen sind sprachspezifisch.
Der Sprecher hat die spontane Tendenz, muskuläre Energie einzusparen und die Komplexität
der neuromotorischen Programmierung zu reduzieren aber der Sprecher muss auch deutlich
artikulieren, um das intendierte Kommunikationsziel zu erreichen —> zwei Tendenzen:
motorische Vereinfachung und auditive Differenzierung.

Intersegmentale Koordinationsphänomene
1 Reduktion (niedrige Energie benutzt):
- Elision = ein Laut, der geschrieben ist, wird nicht ausgesprochen
- Koartikulation
- Assimilation = die Merkmale von einem Laut werden von einem Laut daneben assimiliert
- Steuerung
- Monophthongierung = wenn ein Diphthong zu einen Monophthong reduziert wird
2 Elaboration
- Epenthese = ein Laut, der nicht geschrieben ist, wird ausgesprochen
- Diphthongierung = wenn ein Monophthong wird ein Diphthong in Aussprache
- Sonorisierung = ein stimmloser Laut wird stimmhaft ausgesprochen
- Frikatisierung
- Koartikulation
- Assimilation
Koartikulation = Artikulationsparameter verändern (Nasalisierung, Labialisierung,
Stimmbeteiligung)
Steuerung = Artikulationsreduktion von artikulatorischem Kontext, erholtem Sprechtempo und
reduzierter Sprechspannung abhängig
Vokal- und Konsonantenharmonie

5. Suprasegmentale Aspekte: Die Prosodie


Die Prosodie (das Hinzugesungene) ist ein suprasegmentale Aspekt der Aussprache, d.h. sie
nicht von Segmenten handelt.
Die Prosodie hat 3 Ebene:
1. A-Prosodie —> Macroebene: Sie bezieht sich auf die globale Struktur größerer Einheiten
und suprasegmentale Eigenschaften wie Intonation, Pausen, Akzente, Lautheit usw.
2. B-Prosodie —> Ebene der Silben: Sie bezieht sich auf die rhythmische Abfolge von
sonoren und nicht sonoren Einheiten
3. C-Prosodie —> Microebene: Sie bezieht sich auf die intrinseche dynamische Struktur der
Einzellaute

Die Suprasegmentalia (die der Prosodie gehört) hat Merkmale, die auditive sind:
- Tonhöhe
- Lautstärke
- Qualität
- der Akzent hängt von Veränderungen der 3 suprasegmentalen Eigenschaften ab.
Diese Merkmale sind die Folge artikulatorischer Veränderungen:
- die Vibration der Stimmlippen gibt die Tonhöhe
- die Luftdruck ist mit der Lautstärke verbunden (höher Luftdruck —> lauter)
- die Muskelanstellung hat mit der Qualität zu tun (kurze Zeit der Muskelanstellung —> kurze
Laute)
Die Merkmale sind auch mit akustischen Eigenschaften verbunden:
- Tonhöhe —> Grundfrequenz (Hz)
- Lautstärke —> Intensität (dB)
- Qualität —> Dauer (ms)

DIE SILBE

Die Silbe ist die minimale Einheit für Prosodie. Sie hat verschiedene Definitionen:

- Sprechsilbe —> phonetische Silbe


Die Definition bezieht sich auf die prosodische Alternationsstruktur:
Öffnung und Schließung der Mund (artikulatorische Ebene)
Starke und schwache Elemente (auditive Ebene)
Sonoritätmaximum und -minimum (akustische Ebene)

- Schreibsilbe —> orthographische Silbe


Diese Silbe sind mit den Trennungsregeln verbunden.

- Sprachsilbe —> morphologische Silbe


Die Morphemstruktur ist das Bauprinzip dr bedeutungstragenden Sprachsilben, die anders
segmentiert sein können als die Sprechsilben (Sprachsilben: leben = Stamm leb- +
Infinitivendung -en; Sprechsilben: leben = le- + -ben).
Eine phonetische Silbe kann aus mehrere Morphemen bestehen (geht) und umgekehrt ein
Morphem aus mehr als einer phonetischen Silbe (Bruder).
Die Morpheme können eine lexikalisch oder grammatikalisch (sie können nicht allein existieren
aber sie tragen eine Bedeutung, wie Präfixe und Suffixe) Bedeutung haben.

Martinet —> Double articulation du language:


1. Minimale bedeutungsunterscheidende Einheiten —> Phoneme (Sprechsilbe)
2. Minimale bedeutungstragende Einheiten —> Morpheme (Sprachsilbe)

Zwei Modellen für die Silbenstruktur:


1. Das metrische Modell, wo ’s’ und ‘w’ beziehen sich auf die Sonorität (stark und schwach -
strong und weak)
2. Das CV-Modell, wo die Silbe eine regelmäßige Alternation von C (nicht-silbischen
Elementen) und V (silbischen Elementen) ist.
Die Silbe hat eine universale Struktur.

Der Kern (Nukleus, Rumpf, Gipfel) ist


das einziges obligatorisch Teil in einer
Silbe
Kern + Anlaut (Kopf, onset) =
Körper Kern + Auslaut (Koda) =
Reim
Eine Silbe kann auch Appendices
haben, d.h. extrasilbische Konsonanten:
- Präpendices, vor dem Onset (Skat) —> anlautende
- Suppendices, nach der Koda (Wegs) —> auslautende

Die Silben folgen sprachspezifischen Regeln (phonotaktischen Restriktionen).


Für alle Sprache musst aber ein Vokal im Kern sein, ohne Vokal ist keine Silbe.
Der Kern ist silbentragend und ist obligatorisch. Er ist den stärksten und prominentere Teil und
besteht auf einem Vokal bzw. einem Sonoranten (Lateral, Vibrant oder Nasal) nur in unbetonter
Silbe.
Der Silbenrand (Schale, shell) ist fakultativ.

Geschlossene Silbe = mit Koda


Offene Silbe = ohne Koda
Bedeckte Silbe = mit Kopf
Nackte Silbe = ohne Kopf
Schwere Silbe = offene Silbe mit langem Vokal als Kern oder geschlossene Silbe mit kurzem Vokal
Leichte Silbe = offene Silbe mit kurzem vokalischen Kern

Die Sonorität (ein wesentliches Merkmal der Silben) ist eine auditive, artikulatorische und
akustische Eigenschaft.
Der Sonoritätsgrad ist umgekehrt proportional zur konsonantischen Stärke.
Der Sonoritätsgrad nimmt zu, je mehr sich die Segmente dem Silbenkern nähern und er nimmt
ab, je mehr sie sich davon entfernen.
Im Kern der Silbe ist di Sonoritätmaximum; Der Anlauf ist durch den Anstieg der Sonorität
charakterisiert und der Auslaut durch ein Abstieg —> die Silbe hat eine spiegelsymmetrische
Struktur.

Es gibt eine Sonoritätsskala, weil es verschiedene Sonoritätsgrad (und Stärkeklassen für die
konsonantische Stärke) sind: Die stimmlose Plosive (p, t, k) haben die konsonantischen Stärke am
höchsten und die Sonorität am niedrigsten, die offene Vokale (a) haben die Sonorität am höchsten
und die konsonantischen Stärke am niedrigsten —> konsonantisch vs. vokalisch.
Der Kern musst energiereich sein, die Schale energiearm (es hängt von der Vibration der
Stimmlippen und der Öffnung der Mund ab: zwei Eigenschaften, die am höchsten in /a/ sind).

Universale silbenstrukturellen Beschränkungen:


- Großer Sonoritätsunterschied zwischen dem Rand und dem Kern (beste Silbe: CV-Silbe mit
einem stimmlosen Verschlusslaut und dem sonorsten Vokal /a/ = /pa/, /ta/, /ka/)
- Maximal Onset Principle = Tendenz, den Silbenauslaut zu schwächen und den Silbenanlaut zu
stärken (/apfel/ —> a-pfel: wenn ich eine Konsonant zwischen zwei Silbe habe -‘pf’-, stelle ich
sie im Anlaut des zweites, nicht im Auslaut des erstes).
- Wortanfänge = Silbenanlaut sind Anlaut von Wörter desselben Lexik.
Sprachspezifische phonotaktischen Restriktionen:
- Kanonischen Silbenstrukturformel = (C) (C) (C) V (C) (C) (C) (C) (C) —> die Anzahl
der Konsonanten im An- und/oder Auslaut muss nicht höher als 5 sein
- Distributionsbeschränkungen bezieht sich auf die möglichen Positionen der Phoneme
innerhalb der Silbe (z.B. mit Ausnahme von /s/ und /x/ können alle deutschen Konsonanten
einzeln im Anlaut stehen) oder die mögliche Reihenfolge bei Konsonantenkombinationen
- Auslautverhärtung = Verlust der Stimmhaftigkeit bei auslautenden Obstruenten
(Plosive, Frikative, Affrikaten) —> Tag = /ta:k/ aber Tages = /ta:ges/

DER RHYTHMUS

Der Begriff ‘Rhythmus’ bezeichnet die regelmäßige Wiederkehr von Einheiten innerhalb eines
zeitlichen Intervalls.
Man unterscheidet zwischen akzent- und silbenzählende Sprachen.

Die akzentzählenden Sprachen sind die germanischen Sprachen (z.B. Deutsch, English): In
diesen Sprachen ist der Rhythmus durch die zeitliche Äquidistanz der akzentuierten Silben und
durch die Verkürzung der unbetonten Silben bei wachsender Silbenzahl gegeben.
Die Wörter werden in Betonungsgruppen (Einheiten mit einer betonten Silbe, die auch andere
unbetonten Silben haben kann: eine betonte Silbe = eine Betonungsgruppe) geteilt; Der Rhythmus
in akzentzählenden Sprachen besteht aus die Wiederkehr von Betonungsgruppen.
Der Zeitabstand zwischen die betonten Silben bleibt gleich, unabhängig von der Anzahl der
unbetonten Silben in der Betonungsgruppe: Lange und kurze Betonungsgruppe werden gleich
lang gesprochen. Als Folge ist die Tendenz zur Komprimierung unbetonter Silben —> die
akzentzählenden Sprachen sind durch Flexibilität charakterisiert: Die Sprechern reduzieren oder
dehnen einige Laute, um den Rhythmus zu behalten.

Die silbenzählenden Sprachen sind die romanischen Sprachen (z.B. Französisch, Italienisch,
Spanisch): In diesen Sprachen werden die Silben in regelmäßigen Zeitintervalle wiederkehrt.
Daher haben alle Silben eine vergleichbare und konstante Dauer.
In silbenzählenden Sprachen ist nicht die Tendenz, zu komprimieren und wenn man sehr schnell
spricht, schafft er unbetonten Silben (die früher nicht existierten, weil man alle Silbe gleichzeitlich
aussprach).
Akzentzählende Sprachen —> Dauer der Betonungsgruppen konstant
Silbenzählende Sprachen —> Silbendauer konstant

Pike ist der erste, der zwischen akzent- und silbenzählende Sprachen unterscheidet.
Abercrombie hat die Isochronie-Hypothese formuliert, laut deren alle Sprachen eine rhythmisch-
isochrone Struktur haben: Die Isochronie ist durch entweder die Betonungsgruppen oder die
Silben gegeben. Als Folge hat man eine variable Silbendauer + starke Kompriemierungseffekte in
akzentzählenden Sprachen und konstante Silbendauer + unregelmäßige zeitliche Struktur der
Akzentabfolgen in silbenzählenden Sprachen.
Die Hypothese von Pike und Abercrombie kann nicht durch Experimenten geprüft werden —> von
einer starken Version haben wir eine schwache Version, wo die zwei Sprachgruppen präziser
analysiert werden.
STARKE VERSION
Akzentzählende Sprachen Silbenzählende Sprachen

Isochronie der Betonungsgruppen Isochronie der Silben

SCHWACHE VERSION
Akzentzählende Sprachen Silbenzählende Sprachen

Akustische Intensität, Tonhöhe, Dauer Vorwiegend Dauer


Korrelate des —> Folge: verstärkte akustische —> Folge: kleiner Unterschied zwischen
Akzentes: Prominenz betonter Silben; großer betonten und unbetonten Silben
Unterschied zwischen betonten und
unbetonten Silben

Akzent: Deakzentuierungsprozesse, um kein Viele Akzente gesetzt


Zusammenstoß zweier Akzente und
Akzentverlagerungen (Akzente verschoben
werden) zu haben

Silbenstruktur: Komplexe Silbenstruktur; Silbengewicht Vor allem einfache CV-Silbenstrukturen


und Betonungseffekte verstärken sich
gegenseitig: Akzent fällt auf schwere
Silben
—> Folge: Unterschiede in der Struktur —> Folge: alle Silben sind gleich
betonter und unbetonter Silben, starke
und schwache Formen

Reduktionen: Qualitative und quantitative Wenige Reduktionsprozesse


Vokalreduktionsprozesse
—> Folge: unterschiedliches Vokalinventar —> Folge: stabiles Vokalsystem
in betonter und unbetonter Position

- Zeitliche Verkürzung - Vokaltilgungen bei Zusammenstoß


(Komprimierungseffekte) —> keine zweier Vokale —> wir verlieren eine
Veränderung des Silben Status Silbe
- Abfall der Artikulationsspannung - Kein Abfall der Artikulationsspannung

Konsonantenassimilationen und -elisionen, Die Artikulation hängt von der


koartikulatorische Effekte zwischen Silbifizierung ab —> kein Nukleus mit
betonten Vokalen (Umlaut) Sonoranten; Vokale = Nukleus

DIE INTONATION

Der Begriff ‘Intonation’ hat mehrere Bedeutungen —> enge und weitere Definition.
Laut der engen Definition ist die Intonation mit dem Ton und der Melodie verbunden: Sie ist der
Wechsel unterschiedlicher Töne.
Der Ton ist ein Merkmal der Silben, Morphemen und Wörter; die Intonation ist dagegen ein
Merkmal größerer Einheiten: Sätze, Phrasen.
Die Tonhöhe ist das perzeptive Korrelat der Intonation und wird artikulatorisch durch die Vibration
der Stimmlippen in der Larynx realisiert und akustisch als Grundfrequenz des Stimmtons
wiedergegeben.
Die Intonation hängt von der Größe und Spannung der Stimmlippen ab und wird von den Muskeln
im Larynx kontrolliert —> je geringer die Frequenz der Stimmlippenschwingungen, desto tiefer die
Stimme; je rascher die Schwingungen, desto höher die Stimme.
Im weitesten Sinne ist die Intonation die Gesamtheit der prosodischen Eigenschaften von
Satzstrukturen (Pausen, Melodie-, Dynamik-, Rhythmus- und Tempovariationen). Daher hat sie
nicht nur mit der Melodie zu tun, sondern mit der Prosodie.

Die Intonation (weitere Definition) hat eine expressive, emotionelle Funktion und 4 linguistische,
syntaktische Funktionen:

1. gliedernde
Die Intonation trennt den Satz in kleineren syntaktischen Einheiten/Satzglieder, die
Intonationsgruppen.
Durch die Pausen, präpausale Dehnung und Akzent ist est möglich zu verstehen, wenn eine
Tongruppe beendet.

2. integrierende
Die Intonation verbindet die Einheiten: Laute in Silbe, Silbe in Wörter, Wörter in Satzglieder…

3. modulierende
Durch die Intonation kann man den Art der Sätzen verstehen.
Es gibt verschiedene Satzmodi mit verschiedenen Melodieverläufen verbunden:
der steigende Melodieverlauf entspricht den Entscheidungsfragen (mit Antwort ‘Ja’, ‘Nein’, ‘Ich
weiß es nicht’) —> Offenheit;
der fallende Melodieverlauf entspricht den Ergänzungsfragen (W-Fragen) und den
abgeschlossenen Aussagen, wo das Thema schon abgeschlossen ist —> Abgeschlossenheit;
der gleichbleibende Melodieverlauf entspricht einem weiterweisenden, nicht abgeschlossenen
Aussage, der noch nicht beendet ist.
Akustisch analysiert, wenn ein Abfall der F0-Gipfel am Satzende ist, ist der Satz als
abgeschlossen zu interpretieren.

4. kommunikativ-pragmatische
Durch den Akzent (enge Verbindung mit Intonation) realisiert.
Wo der Satzakzent liegt, findet man das wichtige Information —> Rhema.
Das Thema ist das, wovon gesprochen wird. Das Rhema ist dagegen das rilevante, neue
Information über das Thema; es wird am Ende des Satzes gesetzt und durch Prominenz
(Satzakzent) markiert.

DER AKZENT

Der Akzent wird durch phonologische und phonetische Eigenschaften gegeben.


Was die Phonetik angeht, hat er eine artikulatorische, auditive und akustische Manifestation.
Artikulatorisch hängt der Akzent von der Vibration der Stimmlippen, der Druck der Luft ab.
Auditiv wird die Prominenz durch die Veränderung der Tonhöhe (musikalischer Akzent), der
Lautstärke (dynamischer Akzent) und der Vokaldauer (temporaler Akzent) entsprechen.
Akustisch bestehet sie aus die drei suprasegmentalen akustischen Parameter: Grundfrequenz
(F0), Intensität und Dauer.
Wenn eine Elemente höher, lauter oder länger (eine Eigenschaft ist genug) ist, ist sie betont/
akzentuiert.
Die Prominenz wird durch sprachspezifische Faktoren perzipiert: Für di Italiener ist es schwierig,
die deutschen Akzente zu erkennen, weil der Akzent im Italienischen nur als Vokalverlängerung
wahrgenommen wird, während im Deutschen ist der Akzent auch von Lautstärke- und
Tonhöhenänderungen abhängig.

Es wird zwischen drei Akzentgrade unterschieden, außer die unbetonten Elemente.


Der Primärakzent ist der stärkste Akzent, der Nukleus der Intonationsphrase; der Sekundärakzent
ist schwächer aber prominent; der Terziärakzent wird vor allem durch Dauer- oder
Intensitätsänderung realisiert; der Nullakzent bezeichnet die unbetonte Elemente.
Es gibt auch ein Unterschied zwischen stress und accent —> das Merkmal [stress] ist auf einer
akustischen Ebene und es ist skalar und graduell; das Merkmal [±accent] ist auf einem
strukturellen Basis und es ist binär.

Die Prominenz kann auf zwei Ebene verwirklichen:


- auf der lexikalischen Ebene (Wortebene) gilt sie als Merkmal von Wörtern —> Wortakzent
- auf der syntaktischen Ebene gilt sie als Merkmal von Sätzen —> Satzakzent: Der Satzakzent ist
ein Wortakzent, der sich von den anderen Wortakzenten im Satz abhebt.
Der prominenteste Akzent wird als ‘Intonationsnukleus’ oder ‘Nukleus der Aussage’ definiert, die
betonte Silbe als ‘nukleare Silbe’.
Die Perzeption der Prominenz ist relativ: Betonte Silbe sind prominent, wenn sie sich in einer
Sprechkette befinden und mit anderen Silben verglichen werden.

WORTAKZENT

Der Wortakzent bezeichnet Prominenz auf der lexikalischen (Wort-)Ebene.


Der Wortakzent hat phonologisch eine kulminative (gipfelbindende) Funktion: Eine Silbe ist
betont, wenn sie prominenter ist.
Der Wortakzent kann frei oder fest sein —> wenn er fest ist, wie im Französischen, fällt er immer
auf dieselbe Silbe (Endbetonung für Französisch); andernfalls ist er frei aber er ist fest mit dem
Wort verbunden.
Der feste Akzent hat eine delimitative Funktion, denn er ermöglicht die Identifizierung und
Segmentierung der Wörter im Sprachkontinuum.
In Sprachen mit freien Akzent kann der Akzent auf jeder Silbe liegen aber er ist mit
grammatikalischen und lexikalischen Bedingungen verbunden.
Manchmal kann der freie Akzent auch eine distinktive Funktion haben, wenn segmental
identische Wörter Minimalpaaren werden und der Akzent unterscheidet die Bedeutung der zwei
Wörter. Ein Beispiel sind die trennbaren und untrennbaren Verben im Deutschen. Daher hat der
Akzent eine distinktive Funktion.

Auch der freie deutsche Wortakzent hat sprachspezifische Regelmäßigkeiten:


In einheimischen (deutschen) einfachen (nicht zusammengesetzten oder abgeleiteten) Wörter
liegt der Akzent auf der vorletzten Silbe (Pänultima), wenn sie schwer ist; andernfalls wird die
vorvorletzte Silbe (Antepänultima) betont. Daher gilt die Pänultimaregel für die Wörter, die nur auf
der Stamm und eventuell aus Flexionsmorphemen bestehen und auch für die Lehnwörter (Wörter
aus Fremdsprachen, die die deutschen Regeln folgen).
Als Folge sind die zweisilbigen Simplizia (einfache Wörter) anfangsbetont.
Die komplexen Wörter, die auf einem Stamm und etwas mehr bestehen, können Derivata oder
Komposita sein.
Die Derivata (abgeleitete Wörter) bestehen auf einem Wort/Stamm und Derivationsmorphemen
(Affix: Prä-, Suffix) und der Akzent in diesen Wörter fällt auf den Stamm. Das Präfix ‘un-‘ ist eine
Ausnahme, weil es betont ist.
Die Komposita sind dagegen die Folge der Wortbildung, daher sind sie Wörter, die mindestens
auf zwei Einheiten bestehen, die auch allein existieren können.
Es gibt verschiedene Arten von Komposita:
- Determinativkomposita
Wenn ein Basis/Grundwort von einem Bestimmungswort determiniert wird (auch
Zahlenkomposita).
Der Akzent liegt auf dem Bestimmungswort, der links in dem Wort findet —> Anfangsbetonung.
Der Basis hat einen Sekundärakzent.
- Possessivkomposita
Wenn ein Wort einen Gegenstand oder Lebewesen determiniert (Milchgesicht). Sie sind auch
anfangsbetont.
- Kopulativkomposita
Sie sind Komposita, in denen keine Determination ist. Die Elemente des Kopulativkompositum
haben eine Bedeutung und können vertauscht werden. Der Akzent fällt auf das Ende —>
Endbetonung.
In Kürzungen und Siglen fällt der Akzent auf den letzen Teil —> Endbetonung.
In den Nominalphrasen (roter Wein. Nominalkompositum: Rotwein) liegt der Akzent auf dem
letzten Wort.

SATZAKZENT

Der Satzakzent bezeichnet Prominenz auf der syntaktische (Satz-)Ebene.


Jedes Wort hat einen Wortakzent, der fest mit dem Wort verbunden ist und nie verschieben
werden kann. Der Satzakzent kann auf jedes Wort fallen: Er ist den stärksten Wortakzent im Satz.
Silben, die in isolierter Aussprache einen Nebenton haben, können im Satz unbetont sein und
Silben, die in isolierter Aussprache hauptbetont sind, können im Satz nebenbetont werden.
Wenn Wörter ausgesprochen werden, entstehet eine Akzenthierarchie, die die Melodie der Sätzen
gibt:
- Hauptakzent
- Nebenakzent
- Betonte Silben
- Unbetonte Silben
Ein Satz kann mit der Baum- oder Gitterrepräsentation schematisiert dargestellt.
Diese Repräsentationen unterstreichen die unterschiedliche Grade der Betonung.

Der Baumrepräsentation (MP) unterscheidet zwischen strong und weak, in


einem hierarchischem System.

Der Gitterrepräsentation (GP) identifiziert jeden Silbe, auf dem


zweiten Niveau nur die Wortakzente, auf dem dritten Niveau das
Thema und Rhema und am Ende den syntaktischen Akzent.

Jede Silbe oder jeder Wortakzent kann potentiell zum Satzakzent werden.
Es gibt keine präzise Regeln für Satzakzent aber es hängt von kommunikativ-pragmatischen
Faktoren ab. Er wird auch von der Beziehung zwischen Sender und Empfänger beeinflusst.
Es ist wichtig, zwischen Thema und Rhema zu unterscheiden.
Das Thema ist, das wovon man spricht und normalerweise es bekannt (vom Sprechen und Hörer)
ist. Das Rhema ist die neue Information, den Grund für die Sprache: Man spricht, um ein Rhema
zu erfahren. Es kann auf einem einzigen Wort bestehen oder auch auf mehreren Wörter.
Im Deutschen ist der Satzakzent ein Fokusakzent: Der Satzakzent kennzeichnet in der Regel das
Wort, das eine neue Information (Rhema oder Fokus) in einen bereits bekannten Kontext (Thema,
Topik oder Hintergrund) einführt. Im neutralen unmarkierten Aussagesatz - bei Default-
Akzentuierung- fällt der Hauptakzent auf das Rhema, während das Thema in der Regel einen
Nebenakzent hat.
In der Default-Akzentuierung fällt der Satzakzent immer auf die
letzen lexikalischen (Inhaltswert) Einheit des Rhemas. Syntaktischer Akzent.
Im unmarkierten Sätzen ist die neue Information am Satzende situiert und Adjektive werden nie
akzentuiert.
Wenn es im Rhema ein Verb am Ende ist, fällt der Akzent auf die vorletzten lexikalischen Einheit.
Wenn es zwei Intonationsgruppen sind (oft ist nach dem Thema eine Pause), sind ein Hauptakzent
und ein Nebenakzent.
Das Rhema wird manchmal nicht nur intonatorisch - durch den Satzakzent - sondern auch
syntaktisch gegeben, wenn es antizipiert wird.
Daher haben wir Ausnahmen: Phonetisch-phonologisch-markierte Sätzen (wenn der Akzent nicht
auf die letzten lexikalischen Einheit fällt):
- Kontrastakzent
Wenn ein Kontrast expliziert ist, fällt der Akzent auf das Wort, das den Kontrast sichtbar macht.
Das kann auch ein Adjektiv sein.
- Empathischer Akzent
Wenn ein Kontrast impliziert ist.
- Thetische Sätze
Im thetischen Sätzen ist den ganzen Satz rhematisch. Der Akzent fällt am Anfang, auf den
Subjekt, wie im Italienischen.
- Deakzentuierung
Wenn es eine Information schon bekannt ist oder wiederholt wird, wird sie deakzentuiert.
Auf dem Prinzip der Akzentsubordination hängt der Akzent von der Gewichtigkeit der Information
ab.

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