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aus: Luigi Agustoni/Johannes Berchmans Göschl, Einführung in die Interpretation des Gregorianischen Chorals, Bd. 2: Ästhetik (Teilband II),
Regensburg 1992, S. 489.
Grundsätzlich gilt:
1. Liqueszenzzeichen sind ambivalent (zweideutig).
2. Für ein und dieselbe Neume - mit Ausnahme der Einzeltonneume - stehen grundsätzlich zwei
unterschiedliche Liqueszenzformen zur Verfügung, nämlich die augmentative und die diminutive
Liqueszenzform.
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Vgl. ausführlich zum Thema: Luigi AGUSTONI/Johannes Berchmans GÖSCHL, Einführung in die Interpretation
des Gregorianischen Chorals, Band 2, Ästhetik (Teilband II), Regensburg 1992, S. 481-551, Kap. 8: Die Liqueszenz
im Gregorianischen Choral, ein Phänomen der Ästhetik des Wort-Ton-Bezugs.
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Ebd., 486.
(N. B.: Im GR von 1974 und allen neueren Gesangbüchern sind grundsätzlich alle „j“ durch „i“ ersetzt.
Das gilt auch für die Beispiele unter 1. e)
Die Angabe einer Liqueszenz ist grundsätzlich fakultativ. Der Neumenschreiber kann sie angeben,
muss es aber nicht.
Dennoch gibt es im Hinblick auf Angabe der Liqueszenz oder deren Unterlassung oder auch bezüglich
der Wahl zwischen augmentativer und diminutiver Liqueszenz klare Tendenzen.
Die Editio Vaticana gibt als Liqueszenzformen nur die diminutive L. und die augmentative L. mit
Zusatzton an, angezeigt jeweils durch die kleine Note am Neumenende. Sie wird durch ein
vorübergehendes „Schließen“ des Stimmorgans ausgeführt. Die kleine Note wird mit reduzierter
Klangfülle ausgeführt. Bei einem Konsonanten wird vor allem dieser - mehr als der vorausgehende
Vokal - hörbar gemacht. Bei einem Diphtong oder j/i zwischen zwei Vokalen gleitet die Stimme mit
dem Erklingen der Endnote sofort zu dessen zweitem Element.
Im Fall einer augmentativen Liqueszenz ohne Zusatzton singt man die Endnote der
Liqueszenzneume zunächst mit dem vollen Klang des Vokals aus, und erst dann schließen sich die
Stimmorgane, um den Konsonanten bzw. das zweite Element des Diphtongs oder das „i“ bzw. „j“
zwischen zwei Vokalen auszuführen.
Wird ein Zusatzton gebildet, der der Vorausnahme der folgenden Note dient, so handelt es sich um
eine augmentative Liqueszenz mit höherem oder tieferem Zusatzton. Dieser wird bereits mit dem
reduzierten Klang des Konsonanten bzw. des zweiten Elements eines Diphtongs oder des „i“ bzw. „j“
zwischen zwei Vokalen ausgeführt, so als handle es sich um die diminutive Liqueszenz der
nächstgrößeren Neume.
Ob und inwieweit sich eine augmentative L. mit Zusatzton von der diminutiven L. der
nächstgrößeren Neume unterscheidet ist nicht abschließend erforscht und kann sich bestenfalls aus
der Kontextanalyse erschließen. (Bsp.: GrN I, S. 251, 4: protector – augmentative Liqueszenz. einer
Clivis – vgl. Laon: gleichbedeutend einer diminutiven Liqueszenz eines Porrectus?)
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Ebd., 488.