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GERHARD LUDWIG MÜLLER

KATHOLISCHE
DOGMATIK
Für Studium und Praxis
der Theologie

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VORWORT

Meinen Münchner Die dogmatische Theologie sieht ihre wichtigste Aufgabe darin. die freie Selbstoffen-
barung Gottes in Jesus von Nazaret zu vermitteln mit der geistigen und ethischen
Hörerinnen und Hörern Orientierung des Menschen in seiner Welt. Prägend für den unabschlicßbaren Prozeß
der Aneignung des Glaubens im menschlichen Denken ist die Spannung zwischen
der Endgültigkeit der Selbstmitteilung Gottes in der Geschichte und den je neuen
Versuchen, sie in die sich wandelnden Verstehenshorizonte und verschiedenen Kon-
texte des Offenbarungsempfängers zu übersetzen. Angesichts des spezifischen Bezie-
hungsgefüges von Wahrheit und Geschichte kann ein dogmatischer Entwurf weder
der Erwartung von sogenannten überzeitlichen Wahrheiten entsprechen noch vor der
Wahrheitsfrage resignierend sich auf eine enzyklopädische Sammlung von bloß
menschlichen Vermutungen über eine unerkennbare Transzendenz beschränken.

Unter diesen Voraussetzungen nahm ich das Angebot von Herrn Dr. Peter Suchla an,
in der Lehrbuchtradition des Verlags Herder eine der veränderten Situation entspre-
chende Katholische Dogmatik für Studium und Praxis der Theologie vorzulegen. Auf
die weiterführende Diskussion von historischen und systematischen Einzelfragen
wurde bewußt verzichtet. Entscheidender schien mir, mit dieser Momentaufnahme
eine gegenwartsbezogene Orientierung zu ermöglichen und dem Bedürfnis nach ei-
ner Vergewisserung über Herkunft, Richtung und Zukunft des christlichen Glaubens
entgegenzukommen.

Für Schreibarbeiten, Korrekturlesen und die Erstellung des Registers möchte ich
sehr herzlich meinen Mitarbeitern am Le hrstuhl für Dogmatik in München danken:
meinem Assistenten Michael Schulz, Gerlinde Fickinger und Lorenz Gadient. Ein
ganz besonderer Dank gilt meinem Assistenten Rudolf Voderholzer, der sich kennt-
nisreich und mit außergewöhnlichem Engagement um die endgültige Fassung des
Textes verdient gemacht hat.

Alle Mühen haben sich gelohnt, wenn in e iner Zeit des Zweifels manche neu die alles
verändernde Macht des „Evangeliums von Jesus Christus. dem Sohn Gottes" (Mk
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahmc 1,1) erfahren. das eine .,Kraft Gottes ist für jeden, der glaubt" {Röm 1,16).
Müller, Gerhard Ludwig:
Katholische Dogmatik / Gerhard Ludwig Müller. -
Freiburg im Breisgau; Basel ; Wien: Herder L995 München, am Fest des hl. Augustinus 1994
ISBN 3-451-23334-7
Gerhard Ludwig Miiller

Alle Rechte vorbehalten - Printed in Germany


© Verlag Hcrder Freiburg i. Br. 1995
Herstellung: Freiburger Graphische Betriebe 1995
Gedruckt auf umweltfreundlichem. chlorfrei gebleichtem Papier
ISBN 3-451-23334-·/
Them en 1111d llorizo111e der Trinitätstheologie

I. THEMEN UND HORIZONTE e inzelne n. in allen Re ligione n. besonders im Judentum und Islam , nachweisbar. Die
DER TRINIT Ä TSTHEOLOGIE Trinitä t erschien dagegen als eine spezifisch christliche Zusatzbestimmung. die re in
positivistisch aus d e r übt.:rnatürlichen Offenbarung abgeleitet werden mußte und
scheinbar im Widerspruch ste ht zu der aus der natürlichen Vernunft entwicke lten
Gotlesidee. Der Gott der natürlichen Vernunft war e ine jenseits der We lt stehende
1. Definition und Stellung des Trinitätstraktates (substanz metaphysisch vergegenstiindlicht aufgefaßte) Persönlichkeit. die analog zu
jedem Menschen e in bewußtseinsmiißiges und willensmiißiges Aktzentrum besitzt.
in der Dogmatik Dieser Person wurden alle Prädikate zugesprochen. wie sie auch einer geschaffenen
Person zukommen. eben nur in einem unbegre nzten U mfang. Vö llig beziehungslos
Die Trinitiitstheo/ogic thematisiert die lu:i/sgeschichtlich e Se/bstcrsch/ieß1111g ( .. öko110• dazu stand auf der Ebe ne der übe rnatürlichen Offenbarung das Geheimnis der Ein·
mische Trinität'') des einen Go11cs. des \laters. de.r Sohnes (Wortes) 1111d des Heiligen he it von drei Personen in Gott. Ausgehend von diesen Prämissen erschöpfte sich die
Geistes (.. i111111ane111e Trinitiif''). Der dreifaltige Goll ist der 1111111i11elbare Gegenstand Trinitiitstheologie in de r spekulativen Frage, wie die Ein·Personalitiit Gottes der
des christlichen Glaubens.
natürlichen TI1eologie vermittelt werden könnte mit der geoffenbarten Drei-Persona•
lität Gottes. Schon e ine solche Fragestellung zeigt. wie sehr die Trinitiitstheologie den
Wie das Glaubensbekenntnis in seinem trinitarische n Aufbau zeigt. ist auch der Akt lebendigen Kontakt mit der geschichtlichen Selbstoffenbarung Gottes verloren hatte.
des christlichen Glaubens innerlich trinitarisch strukturiert (actus ab obiecto specifi- Sie gerie t deshalb in den Verdacht, sich mit abstrakten De nkgeheimnissen zu b efas.
catur). Aufgrund de r Sendung des Heilige n Geistes in das Herz des Menschen (Röm sen. die als Elemente „höhe re r Mathematik•' (z. 8. die Frage. wie gelten kö nne: 1 = 3)
5. 5) und kraft de r Teilnahme am Sohnesverhiiltnis Jt.:su zum Vater (Röm 8. 15.29: Gai dem gewöhnlichen Gläubigen unzugiinglich waren.
4. 4--6) ist christliche Existenz in Gnade gewä hrter Mitvollzug der Beziehungen von Eine an ihre n Que lle n o rient ie rte TI1eologie mu ß jedoch die Zweiteilung des
Vater. Sohn und Gt.:ist zueinander (TI1ema: Einwohnung d e r Trinitiit im Herzen der Gottestraktates ebe nso überwinden wie die Vorstellung. die Trinität sei nur ein christ•
Menschen. Gotteskindschaft. Mensch und Kirche als Tempel des Heiligen Geistes). liches Zusatze lement. das das personale Verhältnis des Christen zu Goll in Glauben.
Die christliche TI1eologie ist thematisch und strukturell durchgiingig vom Glauben Liebe und Gebet nicht wesentlich bestimme und für die Durchführung der einzelnen
an die Dreifaltigke it Gottes bestimmt. Daraus ergibt sich auch die zentrale und zen- dogmatische n Traktate letztlich be langlos sei.
triere nde Stellung der Trinitiitslehre im Aufbau der dogmatischen Theologie. Die Lehre von de r Einheit Gottes e rgibt sich aus de r Selbstoffenbarung Gottes a ls
Die Erkenntnis des dreifaltigen Lebe ns Gottes resultiert nicht aus einer abstrak• Schöpfer. E rlöser und Vcrsöhner der Menschen. aus seinem Bundesangebot an Israe l
ten Spekulation im Rahmen einer philosophischen Gotteskhre, sondern entstammt und seiner Selbsterschließung als de r Vater Jesu Christi. So ist durch die ldentifika·
dem unmittelbaren Hören de r heilsgesehichtliche n Selbstoffenbarung Gottes. Darum tion Gottes mit dem Vater Jesu C hristi der Gottesbegriff sowohl durch die Einheit
steht die Trinitiitslehre nach den Traktaten von de r Selbstoffenbarung Gottes als Va. Gottes wie auch durch e ine zu seinem Wesen ge hörende Relationalitüt bestimmt. Die
ter, der Offenbarung des Sohnes in der C hristologie und der Sendung des Heiligen innere Relationalitiit Gottes in seinem Wo rt und Geist offenbart sich in de r geschicht-
Geistes in der Pneumatologie als Summe und Inbeg riff der Selbstmitte ilung Gottes i11 lichen Relation zum Menschen Jesus und der darin z ugleich gegebe nen Identifika tion
der Miue d er Dogmatik. Von diesem Höhepunkt aus erschließt sich dann sowohl das des göttlichen Wortes mit d ie se m Me nsche n (Me nschwerdung Gottes, hypostatische
individuelle als auch ge meinschaftliche und auf die Endvollendung hingehende Le• U nion ). In der Beziehung zu Jesus offenbart sich Gott als de r Vate r. Am Beginn des
be n des Christen. Die Trinitütslehre struklllriert auch die Traktate. die sich mit der öffentliche n Lebens Jesu in der Ta ufe. bei de r Ve rklärung. bei Kreuz. Auferstehung,
menschlichen Annahme der Offenbarung beschäftigen (Mariologie. Eschatologie. Himmelfahrt und Geistsendung gibt Gott sein inne res Wesen kund: Vate r. Sohn und
Ekklesiologie. Sakramentenlehre und Gnadenlehre). Geist e rwe isen sich als die aufeina nder bezoge nen Träger der einen göttliche n Wirk-
Da die Trinittit nicht e in äußerer Zusatz zu einem allgemeinen Gottesglauben. lichkeit. Die Trinität G ottes wird also wede r spekulativ aus e inem abst rakte n Begriff
sondern die Offe nbarung des innersten Wesens Gottes ist. muß die Aufteilung der e rschlossen noch de m Menschen positivistisch als bloß äußerliche Mitteilung „ein-
Gotteslehre in die zwei Traktate vom e ine n und vom dreifaltigen Gott (de Deo uno et fach zu glauben'· vorgestellt. De r Glaube an die Trinität Gottes ist vielmehr die re-
trino). wie sie in de r Barock- und Ne uscholastik we ithin üblich war, als unbefriedi• fle xe E rkenntnis der geschichtliche n Selbsterschließung Gottes in Jesus von Nazaret.
gend angesehen we rden. Ebensowenig überzeugt die in den evange lisch•protestanti· seinem Wort. und in seinem durch die Vermittlung der Inkarnation und der eschato-
sehen Dogmatikhandbüchern übliche Einte ilung in e ine allgemeine und e ine spezi• log ische n Geistsendung sich offenbarenden Wesen.
eile Gotteslehre.
So gilt: Die ökonomische (/1eilsgeschichtliche) Trinität ist d er Erkenntnisgrund der
Im Zuge der deistischen Metaphysik und der natürlichen Religion der Aufklärung i11111u111enten (innergö11/ich en ) Tri11itiit. Die immanente Trinität ist der S einsgnmd der
geriet die Rede von der Einheit und Einzigkcit Go ttes in d e n Sog einer allgemeinen ökonomischen Trinitiit.
philosophischen Got1eslehre. Die Existenz Gottes und die Einheit des Absoluten
schien a us der allgemeinen Struktur der Vernunft ableitbar und. mit Variationen im

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Die Selbstoffenbarung Goues als Liebe vo11 Vater. Sohn und Geist Themen und /-lorizo111e der Trinitlilstheologie

2. Das systematische Problem der Trinitätstheologie Zahlengruppen) der myt hische n Religionen haben mit der christlichen Trinitätstheolo-
gie nichts zu tun. da in ihnen nie der Rahmen des Polytheismus überschritte n wird;
Die Trinitätstheologie ist ke ine abstrakte Spekulation über das Wesen Gottes od er noch weniger kosmische Dreihe ite n von Himmel, Erde, Wasser, d. h. Anu, Elil, Ea.
bloße Renexion auf Ide ntität und Diffe re nz im Absolute n. Die sprachliche Primäre r- ode r siderische Dre ihe iten von Sonne, Mond und Sternen; oder mystische Drei-Einhei-
fassung im biblische n Ze ugnis und d ie renexe begriffliche Da rstellung im Trinitäts- te n im Hinduismus: Brahma. Vishnu. Shiva; oder politisch begründete Re ichstriaden
dogma sind bestimmt von der geschichtlich-konkre te n Erfahrung der Se lbstoffenba- von Amun, Re und Ptach. der Götter des pharaonischen Ägyptens; oder die Triade von
rung des dreifaltigen Gottes. Die G la ube nserfahrung ge ht der Glaube nsbegrifnichke it Mann. Frau, Kind: z.B. Osiris. Isis, Ho rus. Ebensowenig ist die Trinitäts theologie auf
inhaltlich und zeitlich voraus. Der Mensch kann nicht in vorgefertigten Begriffen und philosophische Kosmo logien des Platonismus oder des Aristotelismus zurückzuführen.
Kategorie n Gott die Bedingunge n seine r Wirklichke it und seine r geschichtliche n wo drei sich gegenseitig bedingende Prinzipie n (wie E nte lechie. Wesen. Kraft) ange-
Selbste rschließung vorschre ibe n. nomme n werden (vgl. auch theosophische Vorstellungen e ines Lebenszyklus von Ze u-
Das Grundproblem de r Trinitä tsle hre besteht darum nicht in e ine m theore tische n gung, Re ifung. Vergehe n und Wiedererwache n der Natur oder d as Fruchtbarkeits-
Ausgle ich zwischen einem philosophische n und religiösen Monotheismus einerseits sche ma von Vater, Mutte r. Kind). Auch die Gedanken Pla tins (Enn. 6. 9) über das
und einer pluralistischen Erfahrung des Göttlichen a ndererseits, das sich in e ine r per- unbezüglich Eine ( Hen). das sich nur durch die beide n von ihm verschiedenen Hy-
sonalen Vielheit von „G ö tte rn" ma nifestie rte. Weil Gott schließlich dem Menschen postasen des Nous und der Psyche auf die We lt hin vermitteln kann. liegen auf e iner
nicht nur unte r de m Gesichtspunkt der Kausalität der We lt und des G ara nte n eines ganz anderen Ebene als die theologische Trinitätsproble matik. Sie e ntspringen der
moralische n Gesetzes begegnet. sonde rn sich dem Menschen pe rsona l mitteilt, ist die Frage nach de m Verhältnis von Ei nhe it und Vielheit und haben nichts mit der he ilsge-
Selbstmitteilung Gottes des Vaters, Sohnes und Geistes auch die Berufung zur Ge- schichtliche n Selbstmitte ilung Gottes und de r inneren Bezüglichkeit von Vater, Sohn
me inschaft mit ihm. d er die Liebe in sich selbst ist. und Geist in de r e inen und ihnen gemeinsame n Natur Gottes zu tun.
Da Vater, Sohn und Geist d en einen Gott in seine r pe rsona le n Wirklichkeit bezeich-
nen, geht es in der Trinitätslehre nicht um Zahlenspekulationen (wie e twa um das Ver-
hältnis der Zahl 1 zur Zahl 3; vgl. Pythagoreismus). Zahlen sind Prinzipien des Maßes,
3. Die Originalität der christlichen Trinitätslehre aber keine „Persone n". Die Trinitätslehre enthiilt kein mathematisches Problem und
kann a uch nicht durch logisch-mathematische De nkoperatione n weitergeführt werden.
De r Trinitätsglaube unte rscheidet sich nicht etwa nur gradue ll und akzidentell. son-
dern wesentlich und ursprünglich sowohl von polytheistischer Mythologie als auch
von kosmische n, mathematischen und philosophischen Spekulationen übe r Gott als 4. Die Trinität im Credo und in der Liturgie
ein Strukturgesetz der Welt. Der heilsgeschichtliche und nicht spekul ative Ursprung
des christlichen Trinitätsglaube ns zeigt auch, daß e r nicht Ergebnis e ine r ;iußerlichen Das NT, das Glaubensbekenntnis und die Taufforme l spreche n auf der Basis d er Ein-
Zusamme nsetzung von het erogenen Elementen wie Einheit und Vielheit ist (wobei heit und Einzigkeit Gottes von Gott dem Vater, seine m Sohn und seinem Geist. Da-
die Einheit dem Monotheis mus und die Vielheit d e m Polythe ismus e ntno mme n mit ergibt sich das Problem der E inheit im göttlichen \:\lesen und die Unterscheidung
wä re). Die christliche Trinitätsle hre ve.rläßt den Raum der im Alten Testa me nt er- von d rei Name n. E rstma ls haben die Apologeten im 2. Jh. von e ine r „Trias in Gott"
reich te n Sicht de r Einhe it und Einzigkeit Gottes ( Dtn 6,4) nicht, sonde rn gesprochen. Athenagoras (um 177) sagt.
versteht sich als die von G o tt selbst geoffenbarte radikale Durchführung des Mono-
the ismus. Vater, Sohn und Geist sind nicht verschiedene Individuen e ine r allge- daß die C hristen in ihre m G laube n „ Goll den Vater 1111d den Sohn als Go11 und den
meine n Gattung der göttlichen Natur, sonde rn Träger der e ine n und unte ilbare n Heiligen Geist verehren und nacl11veise11, daß sie dieselbe Macht besitzen in ihrer
göttlichen Natur. Was Juden und C hriste n verbindet, ist der Glaube an die E inzigkeit Einigkeit (henosis) und Verschiedenheit in ihrer R eih enfolge 1111d Ord111111g (rnxis). ··
Jahwes, de n die C hristen als d e n Vater im ursprungslosen Besitz de r Gotthe it e r- (leg. 10: vgl. Theophilus v. Alll., Auto!. 11, 15)
ke nne n. Was sie vone inander tre nnt, ist das christliche Bekenntnis zur völligen
Mitteilung d es Wesens Gottes im Sohn Jesus C hristus und im Geist, die das Wesen
Gottes nicht vervielfältigt. sondern den relationalen Vollzug des e ine n und e inzige n Tert11llia11 gibt den Ausdruck latinisiert wiede r als Trinitiit: Trinitas divinitatis. Pater e t
Gottes bezeichnet. Filius e t Spiritus Sanctus (pudic. 21; adv. Prax. 2). Es müsse von der Einheit Gottes
Weder historisch noch auch systematisch Hiß t sich zwische n d er christliche n Tri- a uf der Ebene seiner Wesenhe it, Nat ur und Substanz die Rede sein. während d ie Ver-
nitätslchre und dem Po lytheismus e ine Verbindungslinie aufweisen. Die bisweilen von schiede nhe it von Vater. Sohn und Geist einer e igene n Bezeichnung bedürfe (Proso-
re ligio nsgeschichtlic he r Forschung a ufgezeigten Ä hnlichkeite n und Parallelen beru- pon, Person. Su bsistenz oder Hypostase).
he n auf assoziativen Verknüpfungen oder a uf einer falschen Auffassung des christli- Damit s te ht die trinitarische G rundformel fest: tma s11bsrnnria, tres personae - ein
chen Trinitätsdogmas. Die Zusammenste llung von Götter-Dre ihe ite n (oder anderen Wesen/eine Wirklichkeit, drei Personen/Träger.

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Die Selbsroffe11bam11g Goues als Liebe von Vare,; Sohn und Geist Themen und /-lorizollle der Tri11itätstheo/ogie

Zu klären ist nun weiterhin, was mit Wesen und Person präzise ausgedrückt wer-
den soll. Auf keinen Fall wide rspricht die genannte Formel dem logischen Wider-
5. Die wichtigsten Lehrdokumente zum Trinitätsglauben
spruchsprinzip. weil von Einheit und von Dreihe it jeweils auf e iner a nderen Ebene
gesprochen wird. Widersprüchlich wäre nur eine Aussage wie: ,,Eine Natur ist drei Außer de n trinitarisch aufge bauten Symbolformeln (vgl. DH 1- 76; NR 911-940) sind
Na turen oder e ine Person ist drei Pe rsonen." Das 1.l. Konzil von Toledo (675) bekräf- besonders zu nennen:
tigt den Terminus Trinität und lehnt die fa lsche Übersetzung von e inem dreigesta lti- (1.) Das Symbolum „Nicäno-Konstantinopolitanum„ 325/381: DH 125; 150:
gen oder dreiförmigen Gott (triple x Deus) ab (DH 528). Vater, Sohn und Geist sind (2.) Das Apostolikum, 2. Jh.: D H 30;
Bezeichnunge n für die Ursprungsbezie hunge n. die mit dem Wesen Gottes identisch (3.) Das Ps-Athanasianum „Quicumq ue", 6. Jh.: DH 75;
sind, jedoch nicht Bezeichnunge n e ine r numerischen Vervielfältigu ng des Wesens (4.) Der Brief des Dionysius von Rom an Dionysius von Alexandrien 262: OH
Gottes (insofern die mathematische Z a hl an der Quantität gewonnen wird: vgl. DH 112-115;
530; Ps 146. 5 Vg: ,,Gott ist durch keine Zahl zu erfassen:'). (5.) Die römische Synode unte r Damasus I. 382: DH 153- 176;
Der Trini tätsglaube findet seinen unmitte lbare n Ausdruck in der Ta11fli111rgie (Mt (6.) Das II. Konzil von Konstantinopel 553, can. 1 u. 2: OH 421 f. ;
28, 19; Didache, 7, l.3; J11sti11 , l apol. 61, 3. 10-13), in der tri nita rischen Struktur des (7.) Die Lateransynode unter Martin 1. 649, can. 1 u. 2: DH 501 f. ;
christlichen Betens (Gai 4,4-6; Röm 8. 15: Jud 20; Origenes, or., BKV 48, 147), insbe- (8.) Die 11. Synode von Toledo 675: OH 525-532;
sondere auch in der Struktur des eucharistische n Hochgebets (J11sti11, 1 apol. 67; Hip- (9.) Die Römische Synode unter Papst Agatha 1. 680: OH 546;
polyt, trad. apost. 4). (10.) Die 15. Synode von To ledo 688: OH 566;
Ire11ii11s von Lyon sieht in der trinita rischen Taufe die Hauptinhalte des G laubens ( 11.) Die 16. Synode von Toledo 693: DH 568-570;
und de n Heilsweg des C hristen zusamme ngefaßt. Sie ist Grund de r Regula fidei: (12.) Das IV. Late rankonzil 1215: OH 800; 804 f. ;
(13.) Das II. Konzil von Lyon 1274. G laube nsbekenntnis des Kaisers Michael Palaio-
Die Taufe besagt. daß „der Vater uns zur Wiedergeburt begnadigt durch seinen logos: DH 851- 853;
Sohn im Heiligen Geist, denn diejenigen, welche den Heilige n Geist e mpfangen (14.) Das Unio nskonzil von Flore nz 1439 mit den Bullen „ Laetentur caeli" (OH
und in sich tragen. werden zu m Worte. d. h. zu m Sohne, geführt. Der Sohn aber 1300-1303) und, 1442, ,,Cantate Domino" (DH 1330-1333);
führt sie zum Vater, und der Vater macht sie der Unvergänglichke it teilhaft. Also (15.) Die Konstitution „Cum quorumdam hominum" P. Pius' IV. 1555 gegen Unita-
kann ma n o hne den Geist das Wort Gottes nicht sehen und ohne den Sohn kann rier und Sozinianer: DH 1880.
niemand zum Vater kommen, denn das Wissen des Va te rs ist der Sohn. Das Wis-
sen vom Sohn aber erlangt man durch den He iligen Geist. Den He iligen Geist Ferner sind hera nzuziehen die Verurte ilung e iniger trinitätstheologischer Irrtüme r
aber gibt nach dem Wohlgefallen des Vaters de r Sohn als Spe nder an diejenigen. und mißverständliche r Redeweisen: des Petrus Abaelard durch die Synode von Sens
welche de r Vater will und wie er es will." (epid. 7) 1140 (OH 721-24); des Gilbert von Poitiers durch die Synode von Re ims 1148 (OH
745); der Diözesansynode von Pistoia durch die Konstitution „Auctore m fidci'•
Pius' V I. 1794 (DH 2657); im 19. Jh. des Anton Günthe r durch Papst Pius IX. ( DH
Hippolyr zeigt den Zusammenhang zwische n Taufe, Katechese und Glaubensbe- 2828), des Antonio Rosmini durch Papst Leo XIII. ( DH 3225 f.): schließlich die E r-
kenntnis. De r Taufe auf den dreifaltigen Gott entspricht die trinitarische Stuktur des klärung der Glaubenskongregation „Mysterium filii Dei" (1972) gegen mißglückte
Glaubensbekenntnisses. Neufassungen des Personbegriffes in Christologie und Trinitätslehre. die die Hy-
Von großer Be deutung sind die Glaubensrege ln aus dem 2. und 3. Jh. (lre11ä11s, postasie von Logos und Geist in Frage ste lle n (DH 4520-22).
haer. 1.10, 1: Tert11/lia11, virg. vel. l: praescr. 13; adv. Prax. 2; Nova1ia11 , trin. 1).
Origenes ne nnt als wesentliche Punkte der apostolische n Ve rkündigu ng:
6. Die Lehraussagen des trinitätstheologischen Dogmas
„Erste ns: daß ein Gott ist, der a lles geschaffen und geordnet hat . ... Sodann, daß
Jesus Christus, eben de r, der gekomme n ist. vor jeder Schöpfung aus dem Va ter l. Die Trinität ist ein absolutes Geheimnis, das a uch nach der Offenbarung nicht in-
geboren ward .... E r hat sich selbst entäußert und ist Mensch geworden. hat nerlich einsichtig, d . h. auf die natürliche E rkenntnisfähigkeit de r geschaffenen Ver-
Fleisch angenommen, obwohl er Gott war, und ist durch seine Me nschwerdung nunft reduziert werden kann. Im Glauben und in der Liebe gi bt es aber e ine erken-
doch geblieben, was e r war: Gott .... Sodann habe n sie uns als einen Teilhaber a n nende und einhe itsstiftende dynamische Beziehung auf das Geheimnis der Liebe hin,
der E hre und Würde des Vaters und des Sohnes de n he ilige n Geist überliefert." die Gott selbst ist.
(princ.. praef. 4) 2. Die Kirche glaubt a n den eine n und e inzigen Gott in de n drei Pe rsonen (Hy-
postasen. Subsistenzen) von Vater. Sohn und Geist. Sie sind die eine göttliche Natur
(Wesenheit), gleichewig, gleichallmächtig usw.

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Themen und /-loriwm e der Trinitiitstheologic
Die Selbstoffenbarung Goues als Liebe 11011 \lmer. Sohn 1111d Geist

und Böse geprägt. Dem geistigen Prinzip d es Höchsten und Guten st eht das dem Bö-
3. Vater. Sohn und Geist unte rscheide n sich als Pe rsonen real und nicht nur logisch
voneinander. Zwischen ihnen besteht eine Ord111111g der Urspriinge und der Rclatio- sen zugeord ne te Materieprinzip gege nüber. Dazwischen steht eine ganze Stufenord-
11e11 (ordo relationis): De r Vater ist im ursprungslosen Besitz des göttlichen Wesens nung von Mittelwesen.
(Agennesie). Der Sohn ge ht aus dem Wesen des Vaters in der Weise einer (nicht-zeit- In e twas anderer Weise s ind es im Ne uplatonismus des Plotin bestimmte Hypo-
lichen) .,Zeugung" oder „Geburt'· he rvor und ist mit dem Vater der e ine Gott. Der stasen. durch die der cmanative Prozeß der Selbstentäußerung des Absoluten und
Geist ist nicht geze ugt. E r geht aus dem Vater ursprünglich und a us de m Sohn als e i- unteilbar Einen getrage n wird. In de r christlichen Lehre vom tri nita rische n Wesen
nem einzigen Prinzip he rvor. Dieser Hervorgang wird gemäß dem Namen Geist und Gottes. von de r Inkarnatio n und d em Heilswerk Jesu Christi geht es im Gegensatz
dem Sprachgebrauch der Heilige n Schrift „Hauchung·· genannt. d azu jedoch nicht um e ine lnvolvierung Gottes in kosmisch-naturhafte Vorgänge des
4. In de r Einheit des einzigen Gottes g ibt es real voneinander verschiedene Re la- Ab- und Aufstiegs o de r um die spe kulative Erhellung des Wesens und der Prozessua-
tionen und E igentümlichke ite n (Proprie tä te n ). Da die Bezie hung der göttliche n Per- lität des Absoluten. sonde rn um Gott, der in seiner Pe rson-Wirklichke it a ls Schöpfer
sonen zue inande r de n e inen Wesensvollzug Gottes ausmacht. besteht nur e in virtue l- dieser von ihm souveriin hervorgebrachten Welt frei gegenübe rste ht und frei den
ler U nterschie d zwischen der Wesenheit Gottes und den göttliche n Pe rsone n. he ilsgeschichtlichcn Weg der personale n Begegnun g mit d em Menschen gehen will.
5. Die göttlichen Personen sind vom göttliche n Wesen nicht real verschieden; sie Jesus C hristus ist darum nicht ein (gnostisch oder ne uplatonisch gedachtes) natur-
bilden mit d iesem zusammen keine Vierheit (Quaternität). Es folgt a ls trinitätstheo- haftes Mittelwesen zwische n Gott und de r Welt. Er ist das mit Gottes Wesen iden-
logische Grundformel: In Gott ist alles eins. sowe it nicht e in Gegensatz d er Bezie- tische Wort. d as e ine wirkliche und unvcrkürzte menschliche Natur mit kreatür-
hung besteht: ,,In Deo omnia unum, ubi non obvia t relatio nis oppositio." (DH 1330) liche m Bewußtsein und kreatürlicher Freiheit a nge nommen hat. In seine r
6. Die göttliche n Pe rsone n sind nicht Te ile o de r Vollzugsmomente Gottes. sonde rn menschlichen Natur, die mit d em Logos untre nnbar hypostatisch vereint ist. kann
eine jede ist der eine und wahre Gott. Jede göttliche Person ist in d er anderen. Sie Jesus Christus auch der e ine Mittler zwischen dem einen und einzigen Gott und der
durchdringe n sich wechselseitig ( Perichorese). Menschhe it sein ( J '!im 2, 5).
7. Die göttlichen Personen kö nne n in ihrem Sein und Wirken nicht voneinander
getrennt werden. wenn sie nach a uße n hin (ad extra) tä tig werden. In Schöpfung, Er-
lösung und Endvo llendung bilden sie e in e inziges Wirkprinzip. Dies bedeutet aber b) Der Modalismus
nicht. daß in der Einheit ihres Wirke ns nicht a uch die Untersche idung de r Persone n
( in der geschichtliche n Offenbarung) he rvo rtritt. Die operatio Dei ad extra geschieht Diese nach seine m Hauptvertreter Sabellius a uch Sabellianismus genannte R ichtung
gemäß de m o rdo relationis. in de r Trinitätslehrc besagt. Vater, Sohn und Geist seien nur die Erscheinungsweisen
(modi) des e inpersonalcn Gottes in der Welt. Bei der Schöpfung e rscheine Gott als
Vater. bei der Erlösung als Sohn. bei der He iligung als Geist. Vater, Sohn und Geist
bezeichneten also nicht e ine innere Wirklichkeit in Gott. sonde rn nur die E rsche i-
7. Häretische Gegensätze zum Trinitätsdogma nungsweisen und Energien e ine r Hypostase nach außen. Nicht in seine m Wesen sei
Gott trinitarisch. E r erscheine uns nur so wegen unserer begre nzten Wahrne hmungs-
Die Erkenntnis der Trinität Gottes basiert a uf dem C hristusere ignis. Nur wo die
möglichkeiten.
Gottheit und die Menschheit C hrist i und ihre Einheit in der göttliche n Person des
D ie Namen seie n nur Bezeichnung für die jeweils aufeinanderfolgenden R o llen
Logos a nerk annt werde n. kann auch die Trinität als d er tra gende Grund der Inkarna-
und Masken Gottes (prosopon = Maske). In diesem Z usamme nhang ergab sich d ie
tio n und d er eschatologischen Geistsendung e insichtig werden. Ohne diese he ilsge-
Notwendigke it , den lat. Begriff „pcrsona·· durch den Begriffsinhalt von „Subsistenz"
schichtliche Basis wäre die Trinitätstheologie allerdings willkürliche G renzübe r-
ne u zu definiere n. Im grie chisch spreche nden Raum mußte de r Unterschied zwischen
schreitung eines geschaffenen Inte llekts und re ine Spekulation des Menschen über
011:sia und hyposwsis ge klärt we rden. Es war die theologische Leistung vor allem der
ein ihm völlig unzugtingliches Absolutum.
Kappadokier im 4. Jahrhundert. zu kliircn. daß ousia d as Wesen meine. während hy-
Neben den spekula ti ven Systemen der Gnosis sind zwei weitere Hä resien zur Tri-
postasis d ie Verwirklichung d er Wesenhe it bezeichne.
nitüt möglich. nlimlich die Aufhebung der Un terscheidung der dre i Personen zu e i-
Sabellius wurde von Papst Kallistus und zuvor schon von Zephyrinus 1. (vgl. die
nem bloßen Schein (Moda/ismus) und die Auflösung d e r Wesense inheit Gottes zu e i-
wohl unberechtigte n Vorwürfe gegen sie bei Hippolyt. ref. IX, 11: DH 105) verwarnt
nem Dreigötter-Glauben (Tritheismus).
und dann exko mmuniziert. Um die reale Unterschiedenhcit der Personen zum Aus-
druck zu bringen, sprach Dionysios von A le xandrien in Auseinandersetzung mit Sa-
a) De r gnostische Dualismus und Plotinismus bcllius nun davon. der Sohn sei der Natur nach nicht ursprünglich und dem Vater
fremd in der Wesenheit. Einmal me hr zeigte sich die Notwendigkeit, die Begriffe der
Be i durchaus großen Un terschie de n im einzelnen sind die gnostischen Systeme (Basi- Einheit im Wesen und der Dreihe it in den Pe rsone n und dami t den Bedeutungsum-
lides. Valcntinus und a uch Ma rkion) von e inem me ta physischen Dualismus von G ut fang der Termini ousia und hyposwsis grund legend zu klliren. Nur so ko nnte die Be-

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Die Se/bstoffe11baru11g Gottes als Liebe vo11 Vater, Sohn 1111d Geist The111e111111d Horizollle der Trinitätstheologie

schrä nkung de r Trinitä t auf die oiko no mia überwunde n, die Einheit von Immane nz die Wesensform (substantia secunda. essentia) d er Gottheit besitze n. Zwischen d ie-
und Transzende nz gedacht und die Ve rwurzelung de r ö ko no mischen Trinität in de r sen Individuen ka nn dann nur eine moralische E inhe it d es Wille ns bestehen o de r
immane nte n Trinität gesiche rt we rd e n. Diese Zusarnme nlüinge abe r sind die Bedin- e ine A rt Kolle kti veinhe it (vgl. OH 803): Joachim von Fiore „geste ht, daß e ine de rar-
g ung der Möglichkeit dafür. daß von e iner wirkliche n Se lbstmitte ilung Gottes gespro- tige Einheit ke ine wa hre und eigentliche. sondern eine gle ichsam kollekt ive und in
che n we rde n ka nn. de r Ä hnlichke it begründete sei. so wie vie le Me nschen ein Volk gena nnt würde n und
G egen die unkla re. übe r das Zie l h ina usschieße nde und sich d e m gegente iligen viele G lä ubige e ine Kirche" ( O H 803).
Irrtum annähcre nde Formulie rung des Bischo fs Dionysios von Ale xandrien ste llt d e r Die Kirche jed och be ke nnt.
rö mische Bischo f Dio n ysi us in eine m d ogrncngeschichtlich wichtigen Brie f 262 wie-
de r e ine Ballance he r in d en trinitiitsthcolo gische n Aussagen. Er will de n E xtre men .,daß es eine hö chste Wirklichke it gibt, u nd zwar e ine unbegre iflic he und una us-
des Modalismus und des Trithe ismus e ntko mmen: sprechliche, die wahrhaftig Vate r. So hn u nd Heiliger Geist ist: d rei Pe rsone n
zug le ich und e ine jede vo n ihne n: Und desha lb gibt es in Gott le diglich e ine
.,Es ist a be r billig. jetzt auch gegen die zu rede n, we lche die göttliche Mo narchie Dreifaltigkeit, keine Vierfaltigkeit: d e nn jede de r dre i Persone n ist je ne Wirk lich-
(= E in he it und Einursprünglichke it) g leichsam in dre i Krä fte. getrennte Wesen. keit, d. h. göttliche Substanz, Wesenhe it o de r Natur: Sie alle in ist d e r U rsprung
drei Gotthe ite n zerte ile n ... Diese ste he n d e r A nsicht d es Sabe llius sozusagen auf von allem , a uße r de m man ke inen ande re n finden kann: U nd je ne Wirklichke it
d em a nderen Flügel gegenübe r. Denn die se r läste rt. we nn e r sagt: de r Sohn selbst ze ugt nicht. noch wurde sie gezeug t. noch geht sie he rvor: vie lme h r ist es der
sei de r Vate r und umgekehrt; je ne abe r verk ünde n in e inem gewissen Sinne d re i Va te r. de r ze ugt. und d e r Sohn . de r geze ugt wird. und de r He ilige Geis t. der
Götter. inde m sie die He ilige E inheit in dre i ve rschie de ne. von e inande r vollstä n- he r vorge ht: die U nterschiede liegen a lso in de n Pe rsone n und die E inhe it in d er
dig getre nnte Wesen aufteile n. De nn es ist no twe ndig. daß d as göttliche Wort mit Natur. We nn also auch e in a nde re r d e r Vate r ist. e in andere r d e r Sohn, e in
d e m G o tt a lle r Dinge ve reinigt sei und daß auch de r Heilige Geist ste ts in ihm a nde re r de r Heilige G eist. so s ind sie de nnoch nicht e twas a nde re s: vielme hr ist
ble ibe und wo hne: so muß durchaus also die göttliche Dre ifaltigkeit in einem . d. h. d as. was der Va te r ist. gä nz lich der So hn und ebe nso der I-Ieilige G e ist: man
in d e m allmächtigen G o tt alle r Dinge gleichsam wie in e ine r Spitze zusamme nlau- glaubt also gemä ß d em rechte n und ka tho lische n G lauben, daß sie wesensgleich
fe n und zusamme ngefaßt we rde n. De nn die Le hre d es unseligen Markion. d e r die sind." ( DH 804 f.)
göttliche Monarchie in dre i G rundwesen zerre iß t und auflöst. ist e ine te uflische
Le hre ... Nicht weniger wird man auch die tad eln. we lche g laube n. de r So hn sei
e in G eschö pf ... Man darf also wed e r die be wunde rnswe rte und göttliche Einheit A uch d e r spe kulati ve TI1eologe A nto n G ünthe r ( 1783- 1863) wi rd e ines spekula tiven
in drei Gotthe iten spalte n noch die Würde und alles überrage nde Größe des Trithe ismus bezichtigt ( OH 2828). Orie ntie rt an d e r trinitarisch strukturierte n Geist-
He rrn durch de n Ausdruck .Geschö pf' verringe rn. Sonde rn ma n muß g laube n an philosophie Hegels. begre ift e r das Absolute als einen Prozeß. in d em Gott sich d rei-
Gott. de n a llmächtigen Va te r, und an C hristus Jesus. seine n So hn, und an d e n Hei- fach setzt als These (der Va te r). A ntithese (de r Sohn ) und Synthese (d e r He ilige
ligen G e ist und d aß d aß de r Logos mit de m G o tt a lle r Dinge vereinigt sei. De nn G e ist). So ve rd reifacht sich abe r die göttliche Substanz, we il drei relative Substanze n
e r sagt: .Ich und d e r Vate r sind e ins· (Jo h 10. 30) und ,Ich bin im Vater und d e r Va- e ntste he n, die sich zu eine r formale n Einhe it (wie in e ine m Organismus) und da mit
ter is t in mir• (Jo h 14. 10). Auf diese Weise wird sowo hl die göttliche Dre ifaltigkeit zu e ine r absol ute n Substan z od e r a bsolute n Pe rsönlichkeit zusamme nsetzen.
als auch die he ilige Lehre de r Mo na rchie (= die vo m Vate r ausgehe nde Einhe it Scho n an e inige n ·nie se n der Syno de von Pisto ia hatte Papst Pius VI. bemängelt,
G o ttes. d. Vf.) gewahrt." (DH 11 2-115) da ß sie vo n eine m in dre i Pe rsone n a ufgeteilten G o tt spräche n ( in tribus personis di-
s tinc tus De us). D iese Formulie rung e rin nert an den G o ttesbegriff des Deismus. in
de m G o tt als absolute Substanz vorgeste llt wird , d ie sich in e inem reflexe n Prozeß a ls
absolutes Ich-Bewußtsein setzt. Z u d iesem a ufgrund philosophische r Spekula tio n er-
c) Der Tritheismus rungene n Gottesbegriff als abso lu te r Pe rsönlichke it wird dann aus der Offenbarung
d ie Re d e von de n dre i Pe rsonen hinzugefügt. Diese e rscheine n schließlich als d er
E ine e ige ntliche Dreigöuerlehre wurde von ke ine m christliche n TI1eologen je ve r- Einpe rsönlichke it subsumierte Te il-Pe rsone n. D ie Kirche spricht hingegen von de m
tre te n. Es sind e he r unglückliche Red eweisen. aus de ne n sich e in Trithe is mus als einen Gott in drei verschiedene n Persone n ( De us unus in trib us pcrsonis distinctis).
Ko nseque nz e rgebe n würde. in e ine r Art Ve rdre ifachung de r Substanz Gottes (vgl. So wird je des M ißverstä ndnis de r Trinität als eine r A rt Aufte ilung d e r E in-Persön-
DH 112; 176: 804 ). In diesem Zusamme nha ng we rd en ge nannt: Johannes Philo po nus lichke it Gottes in drei U nte rpe rsönlichke iten abgewehrt ( OH 2697).
(gest. 610); Rosce llin vo n Com piegne (gcst. 11 20). G ilbert von Po itiers (gest. 11 58) Scho n die 11. Synode von To ledo sagte. d aß wir nicht a n e inen De us t riplex glau-
sowie Joachim von Fio re (gest. I 202). Eine tri the istische Gottesvorste ll ung besagt. ben, sonde rn an d e n Deus Tr initas (OH 528):
d aß so, wie Pete r, Paul und Joha nnes dre i Individ ue n de r Gattung (Wesensform)
Mensch sind. auch Va te r. Sohn und G e ist drei individue lle Pe rsönlichke ite n seien . d ie

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111eme11 1111d Horizonte der Trinitiirsrheologie
Die Selbsroffe11baru11g Gaues als Liebe vo11 Varer. Soh11 1111d Geis1
Die Kirche wmvoriet auf die Selbsroffe11bar1111g Gaues i111 Na111e11 .. Vater, Sohn 1111d
,,Es ka nn nicht richtig sein z u sagen. in dem einen Goll sei die Dre ifaltigkeit. son- //eiliger Geist .. (Mt 28, 19) 111i1 dem G/m1bensbeke1111111is und in 1heolugischer Rej1e-
dern d e r eine Gott ist die Dreifaltigke it. Mit den Name n de r Pe rsonen aber, die ;t:ion. daß Goll eine Wirklichkeit (Substan z 11nd Wesenheit) ist in den drei J-lypostasen
eine Beziehung ausdrücken. wird de r Vater auf de n Sohn. de r Sohn auf de n Vater (.. Perso11e11 ..) von Vater, Sohn 1111d Geist.
und de r He ilige G e ist auf beide bezogen: Obwohl sie im Hinblick auf ihre Bezie-
hung dre i Personen genannt werden, sind sie, so unser Glaube, doch ei11e Natur
bzw. Substanz. Und wir verkünden nicht. wie dre i Personen. so drei Substanzen, e) Die Kritik am Trinitätsglauben in den
sondern ei11e Substanz, aber drei Personen. Was nämlich ,Vate r· ist. ist es nicht in monothe istischen Religionen
bezug auf sich, sondern in bezug auf den So hn: und was .Sohn· ist, ist es nicht in
bezug auf sich. sondern in bezug auf de n Vater; ähnlich wird a uch der He ilige
/111 11achbiblischen J11de11t11111
Geist nicht auf sich bezogen. sondern auf den Vater und de n Sohn, inde m er Geist
des Vaters und Geist des Sohnes genannt wird. Ebenso wird, wenn wir .Goll' sa- Im Stre it um die definitive Bede utung Jesu für unser Gottesverhältnis ist die Einheit
gen, dies nicht in bezug auf irgendetwas gesagt, so wie d e r Vater in bezug auf den des Gottesvolkes Israel auseinandergefallen in ein nachbiblisches Jude ntum und in
Sohn oder der Sohn auf den Vater oder der Heilige Geist auf den Vater und den e ine n Kre is christusgläubiger Juden. die verbunden mit gHiubig gewordenen Heiden
Sohn bezogen wird, sonde rn ,Gott' wird im besonderen in bezug auf sich gesagt. das Christentum und die christliche Kirche bildete n. Das nachbiblische Judentum
Denn auch wenn man uns über die einzelnen Perso nen fragt. müssen wir sie als le hnt die cwige Sohnschaft des Logos und das Ereignis dcr Inkarnation strikt ab. Da-
Goll bekennen. Also wi rd der Vater Gott, der Sohn Gott und der Heilige Geist mit wird die Voraussetzung dafür bestritten. daß Gott sich im Ereignis d er Offe nba-
Gott. jeweils e inze ln, genannt: U nd d ennoch gibt es nicht dre i Götter. sondern ei- rung in se iner inneren Sclbstbczüglichkeit als trinitarischcr Gott erweist.
lle/1 Gott ... Sie haben die e ine, unge teilte und gleiche Gottheit. Erhabenhe it und Die Rede von der Gottheit C hristi wird im nachbiblischen Judcntum als e ine Art
Macht, die weder in d en e inzelne n ve rringe rt wird, noch in den dreien verme hrt Vergottung e ines Menschen aufgefaßt. Daraus folgt. daß die Rede von d e r Trinität als
wird: denn sie hat nichts weniger. wenn jede Person einzeln Goll genannt wird eine numerische Verdreifachung Gottes und damit a ls eine Art Dreigötte rle hre
und nichts mehr. wenn alle drei Persone n als ei11 Goll verkündet we rde n. mißve rsta nden wird. Von diesem g rundsiitzlichcn Mißverständnis in der Sache he r er-
Diese He ilige Dreifaltigkeit. die d e r eine und wahre Gott ist. entzieht sich also gibt sich auch eine Fehldeutung de r trinitütstheologisch-christologischen Dogme n-
wede r der Zahl noch wird sie durch die Zahl e rfaßt. In der Beziehung de r Perso- cntwicklung. Trinität e rscheint als Rückschritt in das polytheistische Heidentum, die
nen nämlich erkennt man die Zahl; in de r Substanz der Gottheit aber wird nicht Gottheit Christi a ls Apotheose eines Menschen. Der historische Jesus habe von sei-
etwas erfaßt, was gezählt wäre. Allein darin also. daß sie aufeinander bezogen ner Go11hcit oder seine r Existenz a ls zweiter Pe rson der Trinitüt nichts gewußt. Im
sind. d e uten sie a uf die Zahl hin: und d a rin. daß sie auf sich bezogen sind. entbeh- 4. Jh. habe man dann neben de m zweiten Gott den Heilige n Geist als dritte n Gott
2
ren sie der Zahl." (DH 528-530) hinzugesetzt (vgl. P. La pide, Jüdischer Monothe ismus. M 1982).
Schon in der Mitte des 2. Jh. hält der Jude Tryp/1011 dem christlichen Philosophe n
J11sti11 entgegen:
Gege11 Trirheis11111s und Modalis11111s steht die Formel, daß Vater, Soh11 und Geist je ein
a11derer (ali11s) sind 1111d nicht ei11 anderes (i11divid11elles) Wese11 (aliud). ,.Deine Behauptung. der genannte Christus sei Gott von Ewigkeit, habe aber
dann sich he rbeigelassen, Mensch zu we rde n und gebore n zu werden. und er sei
nicht Mensch von Menschen, scheint mir nicht nur unfaßbar. sonde rn geradezu
töricht zu sein... ( dial. 48. 1)
d) Die Leugnung der Trinität durch die Ariancr

Da der Arianismus die ewige Goltessohnschaft des Logos leugnet. muß er auch ableh- übersehen wird in dieser Kritik. daß schon im Alten Testa me nt die Einzigkeit und
nen, Goll sei der ewige Vater. Gott wird unter dieser Vorraussetzung e rst zum Vater. Einhe it Jahwes (Dtn 6.4) mit dem ihm wesenseigenen Wo rt und Geist zusammen-
nachdem er als e rstes seiner Werke den Sohn geschaffen hat. Die Beziehung Gottes steht. Gott wird in der alttestamentlichen Offenbarung nicht im Sinne de r natürlichen
des Vaters zum Sohn ble ibt dem Wesen Goltes äußerlich. Die vom Konzil von Nicäa Re ligio n der Aufklärung als eine weltjenseitigc Pe rsönlichkeit versta nden mit e ine m
(325) bekannte Homoousie des Logos besagt demgegenüber, daß die immanente Tri- dem me nschliche n ana logen (empirisch-psychologischen und damit begrenzten) Be-
nität die Voraussetzung der ökonmischcn Trinität ist, sich in ihr offenbart als Wahrhe it wußtseins-[ch. Was Gott aber in seiner E inheit und inneren Lebendigkeit ist und was
und sich mitte ilt als Gnade und Leben. Indem sich das II. ökumenische Konzil von von ihm erkannt we rden kann. ist d as Ergebnis seine r Selbstoffenbarung. Darum
Konstantinope l 381 und die römische Synode unter Papst Damasus I. 382 zur wahren kann man nicht vor dem geschichtlichen Abschluß d e r Offenbarung e in bestimmtes
Gottheit (= UngeschöpOichkeit) und H ypostasie des Heiligen Geistes be ke nnen. ist Stadium d er Offenbarungs- und G laubensgeschichte als nicht mehr hintergehbare
die trinitä tstheologisch-pneuma to logischc Dogmenbildung abgeschlossen.
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426
Die Selbsroffenbanmg Goucs als Liebe von Vater. S0/1111111d Geist TJie111e11 1111d Horizonte der Tri11itiitstheologie

Norm ansetzen. Das Judentum vor C hristus war davon überze ugt, da ß sich Jahwe in G rotius und Episkopius), großen E influß, des weite ren auch a uf den entstehe nden
seinem Heilshandeln escha tologisch o ffe nbare n wird. Das Wesen des christlichen Deismus in Engla nd. etwa de n anglikanische n 1l1eologen J. Priestley und die Haupt-
G laubens ist die Überzeugung. d aß Gott sich in Bezieh ung zu Jesus von Naza re t e nd- vert reter de r natürlichen. die übernatürliche Offe nbarung able hne nde n R eligio n des
g ültig als der Vater. Sohn und Geist geoffenbart hat. Die Grundübe rze ugung des Al- Deismus (M. Tindal. J. To land u. a .). Von do rthe r gelangte de r Unitarismus (mit ei ner
ten Testamentes von der Einzigkeit Gottes wird dadurch nicht gespre ngt. denn die subordina tia nischen Christologie neoarianischer Prägu ng) in die USA und wurde für
Einzigkeit Gottes ist ble ibe nd auch das Fundame nt des ch ristlichen G laubens. D er viele christliche Sekten von großem E influß.
christliche G laube unterscheide t sich vom nach biblischen Judentum nur dadurch. daß In seine m Rakower Katechismus (1609) entwickelt Fausto Sozzini auf der G rund-
er die in der Selbstkundgabe Gottes in der Menschwerdung seines e wige n Wortes Je- lage e iner re in literarisch-historische n Schriftauslegung ein Glaubensbekenntnis. das
sus vo n Nazaret gelegene Offenbarung de r gottimmanente n R e lationalitiil von Vate r, nach de n Regeln de r ,.Vernunft" (also ohne den Rekurs auf das lume n fidei a ls Maß-
So hn und Geist a nerkennt. stab) aufgebaut ist. Gott a ls das höchste Wesen werde im übertragene n Sinn Vater ge-
nannt. Jesus sei ein bloßer M ensch, der durch die beispielhafte He iligke it seines Le-
/111 ls/a111 bens he ra usrage. Die von ihm gestifte te Re ligion sei de r Weg zu einem Lebe n nach
dem Tode, das der Lohn sei für e in sittlich einw.1ndfreies Leben. Jesus sei lediglich
Mohammed wirft d em Christe ntum (das er o ffenbar nicht genau kannte) vo r, a us
Gottes Stellvertreter und Sachwalter. Er sei nach seinem Tod von Gott auferweckt
dem Propheten Jesus e ine n zweite n Gott gemacht zu habe n. Mit d e r Ableh nung de r
worden und nehm e im Namen Gottes das Gericht wahr. Abgeleh nt wird das Dogma
Inkarnation ist der Vorwurf an den christlichen Trinitätsgla ube n verbu nde n, er sei ei n
von der Trinität. der hyposta tischen Union und auch der stellvertretende n Sühne
Trithe ismus: ,,Glaubt daher a n Allah und seine n Gesandte n. sagt aber nichts von ei-
C hristi am Kre uz. ferner die Ursprungssünde/ Erbsünde, die Erlösung und d ie Not-
ner Dreiheit . ... E s gibt nur einen e inzigen Got t. Fern von ihm. daß er e inen Sohn wendigkeit d er Gnade. die Aufe rste hung des Fleisches und d ie ,.Ewigke it der Höllen-
habe"' (Koran, Sure 4,171: 19, 36).
st rafen•·. Die Bösen werden am Ende in nichts aufgelöst. während die guten Seelen in
die Seligkeit d es ewigen Lebens eingehen (vgl. die Zurückwe isung d es U nitarismus
du rch Papst Paul IV.: DH 1880).
8. Der Antitrinitarismus seit dem 16. Jahrhundert Der E influß dieser Richtung auf de n D eismus, die Aufkl ärungsphilosophie und
die Re ligionskritik sowie weitergehend auch auf die re ligiöse n Anschauungen in d er
Trotz e inige r Kritik an der philosophischen Sprache ste ht die lutherische und kalvini- Literatur der Klassik und Romantik war e rheblich.
sche Reforma tion ganz a uf de m Boden d es alt kirchlichen Dogmas. Trinitätstheologie, Exemplarisch d a für steht !,11111a1111e/ Kam. Im Rahmen seiner Redukt ion des G l[rn-
C hristologie und Pne umatologie ge hören nicht zu den klassischen kontrove rstheolo- bens auf Moral ist der Trinitätsglaube die symbolische Vergegenwärtigung von
gischen ll1emen . In de n Schmalka ldischen Artike ln vo n 1537 beke nnt sich Luther Macht. Weisheit und Liebe d es höchsten Moralprinzips. d as Gott genannt wird.
stellvertrete nd für die gesamte reformatorische Bewegung zu d e m e ine n Goll in den
drei Persone n von Vater, Sohn und Geist, und natürlich auch zur Inkarnation: .,Diese .. Das höchste . für Mensche n nie völlig e rre ichbare , Ziel der mo ra lischen Vollkom-
Artikel sind in keine m Zank noch Stre it. weil wir zu be iden Teilen diese lb igen beken- me nheit endliche r Geschöpfe ist abe r die Liebe des Gesetzes. Dieser Idee gemäß
ne n." (BSLK 414 f.) würde es in der R e ligio n e in Gla ube nsprinzip sein: .Gott ist die Liebe·: in ihm
Seit dem 16. Jh. t re ten jedoc h im Kulturkreis der westlichen C hriste nheit e in- kann man de n Liebe nden (mit der L iebe des moralischen Wohlgefallens an Men-
flußreiche Bewegungen in Theologie. Philosophie, re ligio ns - und kulturgeschichtli- sche n. so fe rn sie seinem heilige n Gesetze adäquat sind) . den Vater: ferner, in ihm.
cher Forschung auf, die das trinitätstheologische Dogma entweder a ls bibelfre md so fern e r sich in seiner a lles erhaltend en Idee. de m von ihm selbst geze ugten und
oder vernunftwidrig bzw. als Relikt des Polytheismus charakterisiere n und deshalb gelie bte n U rbilde de r Menschhei t, darstellt.. seinen Solm: endlich a uch, so fern er
überwinde n wollen. Dem auf Betreiben Calvins 1553 als Ketzer in Genf hingerichte- dieses Woh lgefallen auf die Bedingung d e r Übereinstimmung der Mensche n mit
te n Michael Servet galten der Trinitätsglaube als A theismus. die Präexiste nz des Lo- de r Bedingung jener Liebe des Wohlgefalle ns e inschriinkt, und dadurch a ls a uf
gos, die hypostatische Union und die ldiomenkommunikation als Hirngespinste. Er Weisheit gegründete Liebe beweist. d e n Heiligen Geist verehren: eigentlich aber
wollte den Monotheismus im pantheistische n Gewand wieder herste llen (vgl. auch nicht in so vielfacher Persönlichkeit anrufen (de nn das würde e ine Verschieden-
die von reformie rte n Regie rungen hinge richte ten Giovanni Yalentino Gentile in he it de r Wesen andeuten. e r ist aber immer nur e in e iniger Gegenstand). wohl
Bern und Johannes Sylvanus in He idelbe rg). abe r im Name n d es von ihm st:lbst übe r alles verehrte n, geliebten Gegenst andes,
A us dem Kreis d e r re formationswillige n italienischen Huma niste n (M. Gribaldi, mit de m es Wunsch und zugleich Pflicht ist. in moralische r Vereinigung zu ste-
P. A lciati, F. Stancaro. S. Grellius, B. Ochini) e ntstand besonders durch das Wirke n hen." ( Kant. Die Religio n inne rha lb der G re nzen der b loßen Vernunft. B 220:
de r Brüde r Lelio und Fausto Sozzini de r Sozi11ia11ism11s in Po le n und Siebenbürgen. 1793: Werke Weischedel 7,813 f.)
Nach ihrer Vertreibung aus Po len gewa nne n diese An titri nitarier E influß auf die l\ r-
minianer. eine vom stre ngen Ka lvinismus abweiche nde Richtung in H o lland (Hugo

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Die Selbstoffenbarung Goues als Liebe vo11 Varer, S0'111 1111d Geisr Themen 1111d J-/ori7.011re der Tri11irä/srheologie

Am Ende des 18. Jh. scheint es, a ls sei die Dreifaltigkeitslehre endgültig der rationali- liehen Gefühls der schlechthinnigen Abhängigkeit vom Absoluten. Ganz im Sinne
s tischen Kritik erlegen. De nn, so fragt man sich, wie können drei Persönlichkeite n des Sabellius sieht er nur drei unterschiedliche Wirkweisen des e inen Gottes. Die
das e ine Wesen des Absoluten als einer substantia prima ausmachen? Damit ve rbin- Lehre von der immanenten Trinität e rscheint ihm a ls Anth ropomorphismus. De nn
det sich die g rundsätzliche Kritik an der Verwendu ng des Person-Begriffes in de r unser Gottesbewußtsein hänge untrennbar mit dem in unserem Selbstbewußtsein ge-
Gotteslehre. Im sog. A the ismusstreit form ulie rt J. G. Fichte: gebenen Weltbewußtsein zusamme n. Unabhängig von seinem Sein in der Welt aber
gebe es keine Kenntnis Gottes.
.,Ihr legt Gott Persönlichke it und Bewußtsein bei. Was nennet ihr denn nun Per- Die Krise des Glaubens an die Trinität zeigt sich a uch darin, daß sie in der libera-
sönlichkeit und Bewußtsein? Doch wohl dasjenige, was ihr in e uch selbst gefu n- len Dogmengeschichtsschreibung (F. Loofs, W. Köhler, M. Werner) oder in der re ligi-
den ... Ihr machet so auch dieses Wesen durch Beilegen dieses Prädikates zu ei- onsgeschichtlichen Schule (E. Norde n, R. Reitzenstein, W. Bousset) entweder ent-
ne m e ndlichen. zu eine m Wesen eures gle iche n. und ihr habt nicht, wie ihr wolltet. wicklungsgeschichtlich als das Ergebnis e ine r metaphysisch-ontologischen
Gott gedacht, sonde rn euch selbst im Denken vervielfä ltigt." (,, Übe r den G rund Überfremdung des biblischen Christentums e ntlarvt oder als e in Produkt der schöp-
unseres Glaubens a n e ine gö ttliche We ltregierung'·, Fichtes Werke V. 187) ferischen Phantasie dem Einfluß e ines vorwissenschaftlichen und polytheistische n
Weltbildes zugeschrieben wird (vgl. schon die Darstellung bei D. F. Strauß, Die christ-
liche Glaubenslehre l, 1840, Da 1974. 462- 502: F. C. Baur. Die christliche Lehre von
Im Gegensatz zur Spekulation des Trinitätsglaube ns im Idealismus Hegels führt Lud- der Dreieinigkeit und Menschwerdung in ihrer geschichtlichen Entwicklung III. Tü
wig Feuerbach a ls e ine r de r Hauptvertreter der Re ligionskritik des 19. Jh. d ie Tri- 1843). Das Dogma ist hie r nur die begrifflich-spekulativ gefaßte religiöse Phantasie,
nitä tstheologie zurück auf e ine symbolische Repräsentation des menschlichen Be- die sich zuvor im Mythos bildhaft ausgedrückt hatte.
wußtseins im Prozeß seiner Selbste rfassung a ls Mensch. Der Mensch sehe sich Exemplarisch für die liberale Dogmengeschichtssch reibung kann Adolf von
gedrängt. sich in seiner Substanz, seinem Geist. seine m Verstand und Willen mit eige- Harnack feststellen, daß die Trinität und die Inkarnation mit dem ursprünglichen
nen angeschaute n Wesenheiten a ußerha lb seine r selbst zu vergegenständlichen. In- Evangelium nichts gemein hätten. Für ihn ist der „Kern de r Religion" das schfahte
dem Feue rbach diese n Projektionsmechanismus zu durchschauen und zu e ntla rve n Vertrauen in die väterliche Vorsehung Gottes, die dienende Liebe. der sittliche Ernst
versucht, e ntgöttert er den vorgestellten transzendenten Gott. De r Mensch erfasse und die Vergebung (Le hrbuch der Dogmengeschichte III. 1906). ln seine n Vorlesun-
sich selbst in seiner e igenen Göttlichkeit: ,,Das Bewußtsein des Menschen von sich in gen (Das Wesen des Christentums. 1899/1900) findet sich die berühmte Formulie-
seiner Totalitiit ist das Bewußtsein der Trinität." ( Das Wesen des Christentums. 1841. rung:
Werke 5, 75)
„Nicht der Sohn, sondern allein der Vater gehö rt in das Evangelium, wie es Jesus
,,Gott ohne Sohn ist Ich. Gott mit Sohn ist Du. Ich ist Verstand. D11 ist Liebe: verkündigt hat, hinein. Aber so, wie e r den Vater ke nnt, ha t ihn noch nie mand er-
Liebe aber mit \/erstand und Verstand mit Liebe ist Geist, ist erst der ganze kannt. und e r bringt den a nderen diese E rkenntnis: er leistet damit ,den Vielen'
Mensch. Geist abe r die Totalität des Menschen a ls solchen, der totale Mensch . . . einen unvergleichlichen Dienst.'' (M 1964, 92)
Ge111ei11sch11ftliches Leben 1111r ist wahres, in sich befriedigtes, göuliches Leben.. . -
dieser einfache Gedanke, diese dem Menschen na türliche. e ingeborne Wahrheit
ist das Geheimnis des übe rnatürlichen Mysteriums der Trinitä t.'' (ebd. 78 f.) Wie die liberale 1l1eologie, so le hnt a uch die „ pluralistische Re ligionstheologie"
(John Hick, Paul Knitter) Trinitüt und Inkarnation als Mythos und me taphysische
Überfremdung des Christentums ab.
In der sich auf Daniel Friedrich Ernst Schleiermacher berufenden liberalen protestan- Der anglikanische Theologe Morris Wiles meint, daß d ie historische Exegese keine
tische n 111eologie des 19. Jh. wird nur die ökonomische Trinität anerkannt. Die drei- Aussage über eine „dreigestaltige Gottheit" erlaube ( Reflectio ns on the o ri gi ns of the
personale Erscheinungsweise Gottes sei nur der geschichtlich-we lthaft uns so begeg- doctrin of trinity, Lo 1976). Da sich im NT keine einde utige Abgrenzung der Wir-
nende Ausdruck einer dahinter stehenden Einpe rsönlichkeit des absol uten Geistes. kungssphäre der drei Personen angeben lasse, biete die Schrift keine Basis für e ine n
Re ligio n bedeute, sich dieser Gott-Persönlichkeit in moralischer Verantwortung zu Trinitätsglauben. We nn auch von Vater, Sohn und Geist die Rede sei, gehe es der
ste llen und zu ihr e in affek ti ves Vertrauen auf ihre milde Vatergüte zu setze n. Der Schrift doch nicht um die Selbstoffenbarung Gottes in seiner trinitarischen Wirklich-
Me nsch Jesus aber gilt als der beste Interpret dieser moralisch-affektiven Religiosität. keit. Gott sei der Geist, der seinen Geist auf den Menschen Jesus gelegt habe, so daß
Schleiermacher kann in se inem Hauptwerk „Der christliche G laube" (Z1831) die er ihm (in einem adoptianischen Sinn) zum Vater geworde n sei.
,,Lehre von der göttlichen Dreiheit" nur a ls e ine Marginalie am Schluß unterbringen. Hans Kiing (Christsein, M 10 1983, 463-468) sieht das unterscheidend C hristliche
Die Trinitä tslehre entspringe nicht dem unmitte lba ren christlichen Selbstbewußtsein, nur in C hristus. Um der Gemeinsamkeit im Monotheismus mit Judentum und Islam
aus dem die sonstigen Lehrinhalte a ls gegenständliches Korrelat hervorgehen. Sie sei willen habe jede immane nte Trinitätsle hre zurückzutrete n. Die Christologie bein-
nur e ine z usammenfassende Kombination der sonstigen Ausdruckswe isen des christ- halte nur eine Offenbarungseinheit von Vate r. Sohn und Geist.

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Die Selbstoffe11baru11g Gou es als Liebe 11011 Vater, Sohn und Geist Them en 1111d 1-lorizonte der Trinitlitstheologie

9. Die Erneuerung des Trinitätsdenkens den Tod der Gottlosigkeit frei auf sich. Dies geschieht aber nicht. um auf der Bühne
de r Welt das innergöttliche Spiel einer sich ent-zweiend-einenden Liebe aufzuführen.
a) Die spe kula tive Trinitä tsphilosophie H egels Die Erlösungsbedürftigkeit vom Tod (als Gottfe rne) ist in der Welt, weil die Schöp-
fung. die nichts anderes ist als die Teilhabe an der positiven Seinsfülle Gottes, sich
Erst im 20. Jh. gibt es eine breite Bewegung in der christlichen Theologie. die Tri- durch die Sünde von Gott abgewandt hat. Da Gott in der Fre iheit seiner Liebe in sei-
nitätslehre wiederzugewinnen. Die Schultheologie hatte zwar meist die altkirchliche ne m Sohn das Menschsein unte r den Konditionen der Sünde annimmt (vgl. Röm 8,3)
und scholastische Trinitätslehre weitertradiert, o hne sie aber als Strukturprinzip der und an sich selbst den Widerspruch zur Liebe des dreifa ltigen Gottes sich austoben
gesamten O ffenbarung. des christlichen G laubens und Lebens deutlich zu machen läßt, werden im Tod Jesu Christi am Kreuz Sünde und Tod durch die unendliche Fülle
und ohne auch in die Auseinandersetzung mit den vielfältigen lnfragestcllungen e in- de r dreifaltigen Liebe geheilt. In der Auferweckung des Menschen Jesus vom Tod
getre ten zu sein (vgl. allerdings die Erneuerungsversuche de r Trinitätstheologie im und in der O ffenbarung seines Persongeheimnisses als ewiger Logos aber erweist sich
19. Jh. in der ka tholischen Tübinger Schule. M. Scheeben, H. Schell u. a.). der dreifaltige Gott definitiv als Leben. Wahrheit und als die Fülle der Liebe. die er in
Bei der Wiedere ntdeckung der Trinitätslehre als der Essenz des christlichen Glau- seinem Wesen selbst ist (I Joh 4,8.16).
bens hat die christliche 1l1eologie (sowohl in A nlehnung als auch in Kritik) einiges
der Trinitätsspekulation Hegels (1770- 1831) zu verdanken. Hegel versuchte die ge-
waltigen Spannungen zu überbrücken. aufzuheben und zu versöhnen, wie sie in der b) Die Trinitä t als specificum christianum
Geistesgeschichte des 18. Jh. offenbar geworden waren mit ihren erkenntnistheoreti-
schen und metaphysische n Entgegensetzungen von Sein und Denken, Geist und Na- Trotz der tiefreichende n Kritik an Hegel ist nicht zu übersehen, daß er einen bedeu-
tur, Rationalismus und Empirismus, Transzendenz und Immanenz. Substanz und Re- tenden A nstoß gegeben hat, die Tri nitätstheologie aus ihrer Isolation herauszuführen
lation, Weltgeschichte und Heilsgeschichte. Substanzmetaphysik und kritischem und ihr wieder die ihr zukommende zentrale Bedeutung für die Glaubensreflexion
Transzendentalismus. von Atheismus der Volksaufk lärung und Deismus oder Pan- einzur1iumen.
theismus der Gebildeten. Bedeutende Vertreter sowohl der katholischen (Karl Rahner, Hans Urs von Balt-
Die bei Kant aufgerisse ne Entgegensetzung von Spontaneität der Vernunft und hasar, Yves Congar. Henri de Lubac u. a.) als auch der evangelischen 1l1eologie (Karl
Objektivität der Dinge sei nur durch eine Identifi kation von Denke n und Sein zu Barth, Wolfhart Pannenberg. Eberhard Hinge!, Jürgen Moltmann, Gerhard Ebeling)
übe rbrücken. Diese Einheit wiederum könne aber nicht in der endlichen Vernunft und der orthodoxen 1l1eologie (S. N. ß ulgakov. N. Afanassieff. L. Chomjakov) machen
ko nzipiert werden. Sie gelinge nur im absoluten Geist, nämlich in Gott. Indem de r die Trinität zum Ausgangspunkt einer Neuvermittlung des christlichen Glaubens.
Geist sich denke, sei das Gedachte sowohl seine Wirklichkeit wie auch seine E rschei- In seiner Kritik an der R ückführung des Glaubens auf ein allgemeines religiöses
nung (d. h. seine Wahrheit in Natur und Geschichte). G rundgefühl (ein affektives, moralisches oder rationales A priori) forderte zuerst
Der wesentliche Kritikpun kt an der Trinitätslehre Hegels bezieht sich auf die Per- Karl Barth, nicht mit einer allgemeinen Rede von Gott und Religion zu beginnen.
sonkonstitution in der immanenten Trinität. Bei Hegel sind die göttlichen Personen sondern den Gott des biblischen Zeugnisses zum Ausgangspunkt aller Theologie zu
konstituiert durch eine Selbstunterscheidung, insofern sich Gottes ursprüngliche nehmen. Der von der Schrift bezeugte Gott habe sich als Schöpfer, Erlöser und Ver-
Leerheit und Unbestimmtheit erst durch die Selbstentgegensetzung im Sohn und die söhner in der Heilsgeschichte und im Christusereignis als Vater. Sohn und Geist geof-
Selbstvereinigung von „Satz und Gegensatz" im Geist zu ihrer Fülle einholen muß. fenbart. Im Ere ignis seiner Selbstoffenbarung gebe sich Gott als der. der er ist.
Damit wird zwar die ökonomische Trinität eng mit der immanenten verbunden, al- Karl Rahne, kann da rum als G rundgesetz der gesamten christlichen Theologie
le rdings um den Preis. daß die O ffenbarung Gottes in de r Welt ein notwendiges Mo- formulieren: ,.Die .ökonomische' Trinität ist die ,immanente' und umgekehrt''
ment an seiner Selbstkonstitution wird. Auch die Eigenwirklichkeit de r Welt und die (MySal 11, 328).
Freiheit des Menschen im Geschichtsprozeß werden dadurch in Frage gestellt. Nach Wenn dieser eine und dreifaltige Gott sich dem Menschen mitteilt (und nicht nur
dem für den christlichen Gottesglauben maßgeblichen biblischen Zeugnis aber kon- theoretische Informationen über sich kundtut), dann hat die Trinität auch entschei-
stituiert sich Gott nicht d urch Selbsr11ntersc/1eid1111g, sondern durch Se!bsrmiueilung. dend mit dem Leben des Menschen und seinem Weg zu Gott zu tun. Es ergeben sich
Aus der unbedürftigen Fülle seines Gottseins teilt der Vater sein göttliches Wesen in der moderne n Trinitätstheologie vier Fragenkreise:
ganz dem Sohn mit und spricht es liebend aus in der Person des Heiligen Geistes. Die 1. der Ort de r Trinitätslehre in der Dogmatik:
Unterscheidung der Personen ist identisch mit den personbildcnden Ursprungsrela- 2. die Einheit von ökonomischer und immanenter Trinität;
tione n. in denen sich das Wesen Gottes als sich mitteilende Lie be auf ewig vollzieht. 3. der Lebensbezug der Erkenntnis Gottes in seinem dreifaltigen Wirken. Die Tri-
Mit der Differenzierung vo n Vater und Sohn ist darum nicht eine Selostnegation ge- nität ist nicht ein Denkgeheimnis. das nur für Spezialiste n interessant wäre, son-
meint oder der unendliche Schme rz der Liebe. der innertrinitarisch die Nicht-Iden- de rn eine Wirklichkeit, die unmittelbar die lehendige Gottesbeziehung eines jeden
tität von Vater und Sohn und ökonomisch de r Tod Gottes am Kreuz wäre. Christen im Glauben und im Gebet betrifft. Gott bestimmt gerade in seinem drei-
A m Kreuz nimmt Gott in der Tat den Schmerz der Welt, das Leiden der Liebe und einigen Sein und Wirken de n Menschen in den existentialen G rundvollzügen sei-
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Die Selbstoffenbarung Goi/es als Liebe vo11 Vater. Sohn 1111d Geist Der Trinitätsgla11bc im biblischen Zeugnis

nes Daseins in Lie be n. Le iden und Sterben. Denn Gott als die dreie inige Liebe ist Diese im Offcnba rungsere ignis verwurzelte und es tragende Offe nbarungs- und
die Antwort auf die Frage. die der Me nsch sich selbe r ist; Seinseinheit von Vater. Sohn und Geist wird de utlich in der E mpfängnis und G e burt
4. die Ve rbindung der Selbsto ffe nbarung Gottes im Leben und Ste rbe n seines Soh- Jesu ( Lk 1, 35). be i de r Taufe Jesu am Anfang seines öffentliche n Wirkens als eschato-
nes mit de r Leide nsgeschichte de r Me nschheit. logischer Verkünder des Gottesreiches (M k 1. 9) und auch am Kreuz. an „dem sich
de r Sohn, Abglanz und Abbild d e r Hypostase des Vaters" ( He br I. 2 f.), ,.kraft ewigen
Geistes Gott a ls makelloses Opfer dargebracht hat" (Hebr 9, 14). Zum Höhepunkt
kommt die ökonomische Trinitätsoffe nbarung im Ereignis de r Auferweckung des ge-
kre uzigte n Jesus in de r Kraft des He ilige n Geistes. wodurch Gott sich selbst a ls Vater,
I I. DER TRINITÄTSGLAUBE Sohn und Geist offenbart ( R öm 1, 2 f.; 8. 11 ). C hristliche Existenz besteht von da an in
der G o tteskindschaft. Sie vollzieht sich als Te ilhabe an „Wesen und Gestalt seines
IM BIBLISCHEN ZEUGNIS
Sohnes'· ( Röm 8 . 29) und in der Gabe des Geistes in die HerLen der Me nschen ( Rö m
5. 5: 8, 23). damit wir, die wir kraft der Gnade in das Sohnesverhältnis Jesu zum Vater
Im NT selbst finde t sich nicht die späte re dogmatische Formulierung des Trinitä tsmy- e ingefügt worden sind. durch de n Geist zu Gott .,Abba. Vat er!" rufen können (Röm
steriums. daß Gott in der Einheit seines Wesens in den Relatione n d er Personen von 8, 15; Gai 4, 4-6; Joh 14, I 5. 23.26).
Vater, Sohn und Geist subsistiert. Die Schrift als Wort Gottes bezeugt aber die Tatsa- De r zur Throngeme inschaft mit de m Vater e rhobene Mittle r der Gottesherrschaft
che de r Se lbstmitte ilung Gottes, in der e r sich unte r de m Namen Vater, Sohn und G e ist (,,erhö ht zur Rechten des Vate rs'·) wird vom Vater he r und aus d e r Einheit mit ihm
offenbart. Das Dogma beruht auf d em Ereignis der heilsgeschichtliche n Selbstoffenba- als dessen Sohn seine Kirche mit d er Kraft des Heiligen Geistes ausrüsten (Lk 24.49;
rung Gottes (öko110111ische Trinität). Das Dogma explizie rt die inncrgöttliche Lebens- Apg 2,32.39; 5, 32; 7,55; Joh 20,22). Die Kirche ist die Kirche des dre ifaltigen Gottes
fülle von Vater. Sohn und Geist. wie sie sich in der Offenbarungsgeschichte kundgibt. (Apg 20, 28). Auch die künftige Auferstehung von de n Toten und die Vollendung der
Schon vom Alten Testament he r kann die Geschichte de r Se lbstoffe nbarung Kirche und der Welt bei der Parusie C hristi ist das Werk Gottes und seiner Offe nba -
Jahwes nicht im Sinne eines unitarische n Monotheismus ged e utet werden. Gott of- rung als Vater, Sohn und Geist ( Röm 8,9-11 ; 1 Thess 1,5.10; Offb 22, 17). Die Vcr-
fe nba rt sich nicht als das „höchste Wese n·• im Sinne des Deismus, des spekulativen ähnlichung mit Gott und die Anschauung seines Wese ns (1 Joh 3, 2: 1 Kor 13, 12) voll-
TI1eismus oder d er natürlichen Religion. Jahwe offenbart sich vielmehr so, d aß das zieht sich a ls Te ilhabe an de m Wesen und Leben Gottes, der die Liebe ist. Gott hat
Für-Sein, also die Relation zu seinem Volk, e in Ausdruck seines Wesens ist. sein Wesen als Liebe geoffenbart durch die Sendung seines „einzigen Sohnes in die
Die Wesenserschließung Gottes im Medium der Relationalitä t kommt zu ihrem We lt'' ( 1 Joh 4. 9) und die Gabe „ von seine m Geist·' ( 1 Joh 4, 13).
geschichtlichen Höhepunkt im Christusereignis. Gott offenba rt Jesus „als seine n eige- Unte r der Voraussetzung, daß Gott im AT und NT nicht das (in sich selbst bezie-
nen Sohn" (Röm 8, 32). Jesus von Nazaret ist der Mittle r der Gottesherrschaft, die in hungslose) höchste Wesen im Sinne der natürlichen Theologie, des Deismus oder ei-
seiner me nschliche n Geschichte und Gestalt sowie in seine m göttliche n Wort escha- ne r abstrakten Gottesspekulation ist, sonde rn d e r Gott der fre ien Selbstmitteilung
tologisch manifest wird. So ist die im Leben und Wirken des vorösterlichen histori- und des Bundes. schließlich der Gott und Vater Jesu Christi, wird auch le icht e insich-
sche n Jesus bezeugte „Abba-Rela tion" (Mk 12,6; 13,32: 14.36) die geschichtliche tig, warum im NT in vie le n Segensformeln. liturgischen Formeln und Doxologie n die
Grundlage des Trinitäts-Glaubens. Dies gilt unter der Voraussetzung der Unterschei- e ine Wesens- und Offe nbarungswirklichkeit Gottes in den einander zugeordne te n
dung von Gottheit und Me nschheit in Jesus Christus. Die Sohnesre lation des Men- Namen von Vate r, Sohn und G eist geglaubt und bekannt wird:
sche n Jesus ist veranke rt in der inneren Relationalität Gottes, des Vaters Jesu Christi,
zum göttliche n Wort. ,,Die Gnade Jesu Christi, des He rrn, die Lie be Gottes und die G e meinschaft des
Mit de m Wirken Jcsu ist die eschatologische Sendung und Ausgießung des Heili- He iligen Geistes" (2 Kor 13, 13);
ge n Geistes verbunden. Die (hypostatische) Einheit des Mensche n Jesus mit de m
.,Ich bitte e uch im Namen Jesu, unseres He rrn und bei der Liebe d es Geistes:
göttlichen Wort d es Vate rs ist ursprünglich konstituie rt und dynamisch in der Lebens- Ste ht mir bei und betet für mich zu Gott" ( Rö m 15,30);
geschichte Jesu offenbart worden durch den He ilige n Geist.
,,Betet in der Kraft des Heiligen Geistes. halte t fest an der Liebe Gottes und be-
„In dieser Stunde rief Jesus, vom He iligen Geist e rfüllt, voll Freude aus: Ich pre ise achtet auch das E rbarmen Jesu C hristi, unseres Herrn. der e uch das e wige Le be n
dich, Vater, Herr des Himme ls und der Erde. weil du all das den We isen und Klu- sche nkt" (Jud 20 f.).
ge n verborgen, d e n Un mündigen aber o ffe nbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefal-
len. Mir ist von meinem Vater alles überge ben worden; nie mand weiß, we r der
Sohn ist, nur de r Vater. und niemand weiß. we r de r Vater ist. nur der Sohn und Das Geheimnis des dreifaltige n Wesens Gottes kommt besonders deutlich zum Aus-
d er. dem es der Sohn offe nbare n will." (Lk 10,2 1- 23) druck in folgenden trinitarischen Formeln:

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