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Standort: ÖR/
Gegen den Schutz der Ausreise und Auswanderung über Art. 11 1 GG spricht bereits dessen Wortlaut ("im
Bundesgebiet"). Weiterhin kann in Deutschland seit dem ersten Weltkrieg die Ausreise aus dem Staatsgebiet
mittels der Passversagungaus Gründen der Staatssicherheit beschränkt werden. Es ist nicht anzunehmen,
dassder Grundgesetzgeber,wenn er mit Art. ] 1 1 GG ein Grundrecht der Ausreisefreiheit hätte gewähren
wollen, den wichtigen und seit langem bestehendenEinschränkungsgrundder Staatssicherheitübersehen
hätte (BVerfGE 6, 32 [35]). Zudem diRerenziert auch Art. 73 1Nr. 3 GG zwischen der Freizügigkeit und der
Auswanderung. Daher schützt Art. 11 1 GG die Ausreise und Auswanderung nicht (Frenzel, JuS 201 1, 595
[596])
Intensiv
Standort: OR / Grundrechte / Art. 9 111GG / Koalitionsfreiheit
A.Konkurrenzen
Lex specialis gegenüber Art. 9 1 GG und Art. 5 1 1 1. Hs. GG, da Art. 9 111GG ganz bestimmte
Meinungsinhalte schützt (Günther/Franz, JuS 2006, 873 [875]).
1. Personeller Schutzbereich
1. Gegenstand: "Vereinigungen zur Wahrung und Förderung der Arbeite- und Wirtschafts-
bedingungen
Def: --va--'-v--
uu-. Koalitionen -- sind
--u Vereinigungen
"c-e'---yu--geil ull
im Ollule
Sinne ue
des Art.
il. y9 l1 uu,
GG, ale
die aer
der t"oraerung
Förderung aer
der
Arbeits+und Wirtschaftsbedingungen
dienen. Beide Ziele müssen gemeinsamund nicht
nur alternativ verfolgt werden. Arbeitsbedingungen sind Bedingungen, die sich auf das
Arbeitsverhältnis
'-lvunuvE;iiiaiuua selbst beziehen
BUBI ucz.lel lul l wie z.B. LOHN.
wie z.u. Lohn, AroeKszelt.
Arbeitszeit. Wirtschaftsbedingungen
vvirtscnaTtsDealngurlgerl
haben wirtschafts-
--a"ull und öuaünpunuöuiieii
wuu)uiiaila' uilu sozialpolitischenCharakter, z.B. Malsnanmen
ilaiaKtei, z.H. Maßnahmenzur Verringerung
verringerung
der Arbeitslosigkeit (Kingreen/Poscher,Grundrechte, Rn. 817).
Weiterhin setzt die effektive Wahrnehmung der Interessen der Mitglieder voraus, dass die
Vereiniauna
Vereinigung aeanerfrei
gegnerfrei, linahhännin
unabhängig lund
ind ilhPrhPtriPhlirh
tlberbetrieblich ic:t
ist. nannarrraihai+
Gegnerfreiheit ha A--+A+'ian-
bedeutet. dass
die Mitglieder entweder Arbeitnehmer oder Arbeitgeber sind. Unabhängigkeit meint die
wirtschaftliche Selbständigkeitgegenüber der Gegenseite. Von dem Erfordernis der
Uberbetrieblichkeit gibt es eine Ausnahme für die Post- und Eisenbahngewerkschaft
Ëä:!E::FH:"?== g=.H.H::*='?RK:gm:::g:
HE=H:=JX'
Geschützt sind demnach insbesondere Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, nicht
aber reine WirtschaRsvereinigungen wie Kartelle und EinkaußsgenossenschaRen
(Kingreen/Poscher,Grundrechte, Rn. 8 17).
Als Ausnahme gegenüber den anderen Grundrechten bindet Art. 9 1112 GG unmittelbar auch
Private. Diese sog. unmittelbare Drittwirkung ist z.B. betrogen bei einer Kündigung wegen des
Beitritts zu einer GewerkschaR. Vgl. im Ubrigen zum Eingriff die Übersicht "An. 9 1 -
vereinigungsfreiheit
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J 1' a
Intensiv
Standort OR / Gr! onsfreiheit
Die Anwendung
des qualinlzierten
Gesetzesvorbehalts
des Art. 9 ll GG auf die
Koalitionsfreiheit ist fraglich. Teilweise wird sie unter Hinweis auf die
Entstehungsgeschichte
Entstehungsgeschichte oelant. römer
bejaht. hemer Koiuic
könne clive
eine n.uülllluii
Koalition im1111
Sinne w.=
alllll'. des ''--'.
Art. 9/ --- uv
111GG
nicht umfassendergeschützt sein als eine Partei gem. Art. 2 1 GG, die unter der Schranke
desArt. 21 ll GG stehe.Schließlichsei die Koalitionsfreiheitnur ein Spezialfallder
Vereinigtmgsßeiheitgem. Ait. 9 1 GG, air welche die Schrankedes Art. 9 ll GG greife
(v. Münch/Kunig, (i(i, Bd. l,1,/\n.
GG, ba. Art. v, Rn. övJ.
9, Kn. 89). . A.
Nach andererAnsicht sprechedie systematische Stellung des Art. 'i ll uu ninter /\n. y l
GG tmd vor Art. 9 111GG dafür, die Schranke nicht auf die Koalitionsßeiheit
anzuwenden (Günther/Franz,JuS2006,873 [875]).
Dieser streite'age
L)leser StreitßageKommt
kommt lelzul
letztlich keine wlimivii
nl Kcuiu wirkliche l\Relevanz zu. b---
l rail" "u. Eine -.
Vereinigung,
v-v-.-'öw'ö,
welche die Zwecke des Art. 9 11 GG verfolgt, erfüllt die Merkmale aes K.oaiitionsoegniis
nicht. so dassschonder Schutzbereich
des Art. 9 1111 GG nicht eröfhet ist.
Insbesondere dient sie nicht der Wahrung und Förderung der Arbeits- und
WirtschaRsbedingungen(Kingreen/Poscher, Grundrechte, Rn. 839).
2. Verfassungsimmanente Schranken
11. Schranken-Schranken
Art. 9 1 GG - Vereinigungsfreiheit
A.Konkurrenzen
1. 1exgeneralis (!!Bgbl 4Jlglg gegenüber)
- Art. 4 1, ll GG (Kingreen/Poscher,
Grundrechte,Rn. 801).
Arg.: Spezielle Regelung in Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 ll WRV.
-- Art. 9 111GG (Kingreen/Poscher,
Grundrechte,Rn. 801).
Arg.: Die Koalitionsßeiheit in Art. 9 111 GG ist ein Sonderfall der allgemeinen
VereinigungsfteiheitdesArt.
9 1GG l uu isl elli öonaenallaer alte
Art. 2 1 1GG (str.,vgl. Kingreen/Poscher,
Grundrechte,Rn. 801).
- Art. 8 1 GG (Jarass/Pieroth,
GG, Art. 9, Rn. 2).
1. Personeller Schutzbereich
1. Natürliche Personen
Geschützt sind Deutsche im Sinne des Art. 116 1GG (Deutschenrecht). Zu dem Problem.
ob und wie Ausländer, speziell Unionsbürger, geschützt werden, vgl. die Übersicht
"Zulässigkeit der Verfassungsbeschwerde - Einzelprobleme".
2. Juristische Personen
Fraglich ist, ob sich Vereinigungen direkt aufArt. 9 1GG beruhenkönnen oder ob - wie
sonst üblich - Art. 19 111GG maßgeblich ist, vgl. dazu +lpi
11. Sachlicher Schutzbereich
179
Intensiv
Standort: OR/ Grundrechte/Art. 9 1GG/ Vereinigungsfreiheit
2. Geschütztes Verhalten
a) individuelle Vereinigungsßeiheit
Geschütztwird die Freiheit des Einzelnen, eine Vereinigung zu gründen sowie
Zweck, Rechtsform, Name, Satzung und Sitz festzulegen (sog.
Vercinsautonomie).
Weiterhin werden der Beitritt zu einer bereits bestehendenVereinigung, die Be-
tätigung in ihr sowie der Verbleib geschützt (Kingreen/Poscher, Grundrechte,
Rn. 810f.).
Als negative Freiheit verbürgt Art. 9 1GG das Recht zum Fernbleiben sowie zum
AustrittauseinerVereinigung(Kingreen/Poscher,
Grundrechte,Rn.811).
Fraglich ist, ob die negative Vereinigungsßeiheitauch das Recht umfasst, + ip2J
öffentlich-rechtlichen Zwangsvereinigungen fernzubleiben, vgl. dazu
b) Kollektive Vereinigungsfreiheit
Fraglich ist, inwieweit Art. 9 1GG die kollektive Vereinigungsfreiheit schützt,
also die Tätigkeiten einer Vereinigung, vgl. dazu
Keine EingriHëstellen Normen dar, die Typen der Vereinigungen(z.B. Gmbh, OHG)
festlegen. Hierbei handelt es sich nur um Ausgestaltungen des Schutzbereichs
(Kingreen/Poscher, Grundrechte, Rn. 824).
Anm.: Bei der Annahmevon bloßen Ausgestaltungendes Schutzbereichs
ist Vorsicht
geboten,da ansonstendie Grenze zum Eingrif:f völlig verschwimmt. Im Zweifel ist
deshalb von einem Eingriff auszugehen, der gerechHertigt sein kann (vgl.
Jarass/Pieroth,GG, Art. 9, Rn. 14).
Festlegung derSchranke
Qualifizierter Gesetzesvorbehalt
Verfässungsimmanente Schranken
Soweit der qualifizierte Gesetzesvorbehalt des Art. 9 ll GG nicht einschlägig ist, können
Eingrine durch die vernassungsimmanenten
Schranken,also durch GrundrechteDritter
sowie durch andere Rechtsgüter von Verfassungsrang gerechtfertigt werden
(Kingreen/Poscher, Grundrechte, Rn. 836f)
O./i//'a Intensiv (00590 EK OeR NRW GrundR AH 9.1 Vereinigungsfrei Grob) Seite2 von 3
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./ u r a
Intensiv
Standort: OR / Grundrechte / Art. 9 1 GG / Vereinigungsfreiheit
11. Schranken-Schranken
Def: Die Vereinigung muss eine Störung des Friedens unter den Völkern
und Staaten bezwecken. Auch hier ist ein aggressiv-kämpferisches
Vorgehen notwendig (BVerfG, Beschluss vom 13.7.2018, 1 BvR 1474/12
u.a., juris Rn. 1 1 if.).
Das konkrete Verbot einer Vereinigung muss unter Beachtung des Verhältnis-
mäßigkeitsprinzips dem Schutz eines der in Art. 9 ll GG genannten Ziele dienen.
181
Intensiv
Standort: OR / Grundrechte / onsfreiheit
Nach h.M. sollen sich auch die Vereinigungen selbst unmittelbar aufArt. 9 1, 111GG berufen können,ohne
dasses des Rückgrins auf Art. 19 111GG bedarf. Art. 9 1, 111GG sei demnach ein Doppelgrundrecht, das
sowohldie individuelleals auchdie kollektive Vereinigungsfreiheit
gewährleiste.
Nur so sei für die
Vereinigungen ein eHektiver Grundrechtsschutz gewähr]eistet (BVerfGE 13, 174 [ 1751; 84, 2 12 [224]).
Anm Die Ansichten kommen im Ergebnis, wenn auch auf unterschiedlichen dogmatischenWegen,
zu demselben Ergebnis, dass sich Vereinigungen selbst aufden Schutz des Art. 9 1 GG beru
6en können. Daher spielt die Streitfrage in der Klausurbearbeitung keine große Rolle.
fëntlich-rechtlichen
Vereinigungen?
Nach überwiegender Ansicht gewährt Art. 9 1 GG diesen Schutz nicht. Das Grundrecht schützt positiv nicht
das Recht. sich zu einer ÖHentlich-rechtlichenVereinigung zusammenzuschließen.
Denn ein solcher
Zusammenschluss erfolgt nicht freiwillig, sondern kraß Hoheitsakts. Daraus ergebe sich im Umkehrschluss,
dass dem Einzelnen auch nicht das Recht zustehe, sich unter Berufiing auf Art. 9 1 GG solchen
Vereinigungen zu entziehen. Das Grundrecht schütze letztlich umfassend nur die privatrechtliche
Vereinigungsfreiheit, so dass in dieser Konstellation nur Art. 2 1 GG zum Zuge komme (BVerfG, Beschluss
vom 12.7.2017, 1 BvR 2222/12 u.a., RA 2017, 477 [477f.]).
Nach anderer Ansicht schützt die Vereinigungsfreiheit auch vor der ZwangsmitgliedschaRin öffentlich-
rechtlichen Vereinigungen. Der behauptete Umkehrschluss gehe Hehl,da die Abwehr einer zwangsweisen
Eingruppierung in eine Vereinigung nichts mit der positiven Bildung einer solchen Vereinigung zu tun habe.
Stattdessengreife die klassischeAbwehrflinktion des Grundrechtsaus Art. 9 1 GG. Ferner sei nicht
einsichtig, weshalb die MitgliedschaR in privatrechtlichen Zwangszusammenschlüssen über Art. 9 1 GG
angegrinen werden könnte, während dies bei öffentlich-rechtlichen Vereinigungen nicht der Fall sein soll
Die Schutzwürdigkeit des Betrogenen sei stets dieselbe (Kingreen/Poscher, Grundrechte, Rn. 8 14).
Geschützt sind die Tätigkeiten der Vereinigung zur Sicherung ihrer Existenz- und Funktionsfähigkeit sowie
ihre Selbstbestimmungüber die eigene Organisation, das Verfahren ihrer Willensbildung und die Führung
der Geschähe. Im Einzelnen umfasst das insbesondere die Aufnahme und den Ausschluss von Mitgliedern,
die Mitgliederwerbung und die Selbstdarstellung nach außen sowie hinsichtlich des Grundrechts aus Art. 9
111GG die Durchführung von Arbeitskampfinaßnahmen. Nicht über Art. 9 1, 111GG geschützt sind hingegen
Tätigkeiten, die auch von Einzelpersonenin gleicher Weise vorgenommen werden können. Nimmt die
Vereinigung also wie jedermann am Rechtsverkehr teil, z.B. indem sie einen VA beantragt, richtet sich ihr
grundrechtlichen Schutz nach dem fur die jeweilige Tätigkeit einschlägigen Grundrecht (Günther/Franz, JuS
2006, 788 [790]). Speziell mit Blick auf das Grundrecht aus Art. 9 111GG sind politische Streiks sowie
Solidaritäts- und Sympathiestreiks,die sich nicht gegen den Tarifpartner richten, und die nicht von einer
Koalition gefuhrten wilden Streiks vom Schutz ausgenommen,weil ihnen der Bezug zur Förderung der
Arbeits- und WirtschaRsbedingungenfehlt (Kingreen/Poscher, Grundrechte, Rn. 822).
Im Kreis Coesfeld wird zur Zeit eine Müllverbrennungsanlage errichtet, gegen die wegen
befurchteter Immissionen zahlreiche Bürgerprotesteentflammt sind. Aus diesen Gründen soll am
Sonntag dem 10.12. eine Großdemonstration in der Umgebung des Baugeländes stattfinden, an der
ca. 25.000 Personenteilnehmen.
Da hierbei erhebliche Ausschreitungenund somit Gefahren fÜr die ÖHentlicheSicherheit und
Ordnung angenommen werden, spent die zuständige Behörde an diesem Tag das Baugelände in
einemRadiusvon ca. 7 km für jeden KraR€ahrzeug- und Fußgängerverkehr ab und fordert die
Demonstranten auf ihr Vorhaben aufzugeben.
Die meisten Demonstranten ziehen unverrichteter Dinge wieder ab. 200 Demonstranten beraten
jedoch außerhalb der Sperrzone, welche Alternativen sie hätten, um ihren Protest auszudrücken.
Diese Demonstranten werden jedoch kurz daraufohne Vorwamung von der Polizei eingekesselt, so
dass auch ihr Protest nicht in der gedachten Foml zum Ausdruck gebracht werden kann.
In dieses Sperrgebiet fällt auch eine Zufahrtsstraße zu der an dem Wochenende stattfindenden
Herbstkirmes der Stadt Coesfeld. Da andere Zugangsmöglichkeiten nicht bestehen,gelangt an
diesem Tag kein Besucher aufdie Kirmes. Die Schausteller erzielen deshalb keine Einnahmen. und
die Stadt Coesfeld erhält kein Standgeld, das mit den Schaustellern als Gewinnbeteiligung
vereinbart war.
Bearbeitewermerk:
Art. 14 GG ist nicht zu prüfen.
183
Intensiv
Standort: OR/Grundrechte/Klausur
l Schutzbereich
a) Versammlung
Versammlung i.S.v. Art. 8 1 GG ist das Zusammenkommen von mehreren Personen zu einem
gemeinsamen
Zweckzwischendeneneine innereVerbindungbesteht(BVerfGE69, 315 [3.42]).:. . , ..
Umstritten ist, welche Anforderungen an den Inhalt des gemeinsamenZwecks zu stellen sind (vgl.
Enders, JURA 2003, 34 [35]):
(1) Enger Versammlungsbegriff
Zweck der Zusammenkunft sollen ÖHentliche Angelegenheiten sein.
Der verbindende Zwecksammlungsbegriff: (IL ungsbildung und -äußerung, unabhängig von ÖRentlichen
oder privaten Angelegenheiten.
(3nWeiter VersammluinesAn6oiff
runden zu stellen (Garantieder Persönlichkeitsentfaltung
überArt. 8
GG)
Vorliegend kann eine Entscheidung des Streits entfallen, denn selbst nach dem engen
Versammlungsbegriff liegt die Verfolgung des dort geforderten gemeinsamen Zwecks vor. Die
Umweltbelastungmit Abgasen der Müllverbrennungsanlage ist als ÖHentlicheAngelegenheit i.S.d.
Ansicht anzusehen.
b)
UnRiedlichkeit ist dann gegeben,wenn es zu einem gewalttätigen o. außührerischen Verlaufkommt (vgl
&ilÜlihÜÜ.UZËÜZUüiiqiuiüiE:z
Versammlung auszugehen ist.
Eingriff in den Schutzbereich ich liegt vor, da das Grundrecht durch die Sperrung nicht mehr ausgeübt
werden kann.
aetährden. . . .
Seite und der
Wegen 'der weiten Auslegungsmöglichkeit dieser Eingrinsvoraussetzung auf der einen
(BVerfGE69,315). . .. . . .. .. .
A.n die (]etahrenprognose sind strenge Anforderungen zu stellen. Allein der Verdacht, die Vermutung, oder
die Annahme von Ausschreitungen reicht als Grundlage fur ein Verbot nicht aus. . ..
Es kehlen erkennbare Umstände fur eine unmittelbare Gefährdung der ön. Sicherheit, so dass das Verbot,
durch die weiträumige Absperrung und die Aunordcrung von dem Vorhaben abzulassen,verfassungswidrig
ist
©lura Intensiv (00611 EK OcR NRW GrundR Grossdemo Loos) Seite l von 3
184
2 Intensiv
Standort: OR/Grundrechte/Klausur
2 Eingriff
Es ist #aglich, ob die Einkesselungein Eingriff darstellt, da die Demonstrantenzu einem gemeinsamen
Zweck (Beratung der Alternativen) zusammengekommenwaren und die Einkesselung hieran nichts änderte.
Der Eingrinsbegriff ist jedoch vor dem Sinn des Art. 8 GG auszulegen.Dieser bestehtim Wesentlichenin
individuelle Meinungskundgabeschützt. urch er sich auch von Ait. 5 GG abgrenzt, da diese Norm die
Eine solcheMeinungskundgabe
wird jedoch durch die Einkesselung
vereitelt, da die Teilnehmerdie
Versammlung nicht verlassen konnten, Außenstehende nicht hinzustoßen konnten und auch die geplante
Versammlung verhindert wurde. Es liegt somit ein Eingriff in Art. 8 GG vor.
3
Verfassungsmäßigkeitdes Eingriffs
Der Eingrif:f muss von den Schrankendes Art. 8 GG gedeckt sein. Es handelt sich um eine Versammlung
unter freiem Himmel, so dass eine Rechtfertigung durch des Versammlungsgesetz in Betracht kommt. - '
a) $ 18 111VersG
Nach $ 18 111VersG könnenTeilnehmer von der Versammlungausgeschlossen werden. Dies kann im
Interesseder ömentlichen Sicherheit oder Ordnung, aber auch im Interesseder Versammlung selbst
geschehen.
DerartigeGründesind jedoch nicht ersichtlich,so dassdie Maßnahmenicht von $ 18 111VersG
gerechtfertigt ist.
b) $ 15 111VersG
Die Einkesselung könnte als Auflösung der Versammlung anzusehen sein. Dazu müsste eine
liiiiS::XIT äl TT%Fgl$1
'=R..==.;um:
allgemeinen Ermächtigungenkönnen angewandt werden. Nach $$ 18 1, ll ll VersG muss sich der
einzelne sofort ent6emen.Anderenfalls können sich strafrechtliche Folgen aus $ 125 STGBergeben.
Daraus ergibt sich, dasseine Auflösung ausdrücklich und eindeutig erklärt werden muss (VG Hamburg,
NVWZ 1987, 829 [831] m.w.N.). Eine konk]udenteAuflösungsverfugung
kann somit nicht erklärt
worden sein, so dass die Auflösung nicht von $ 15 111VersG gedeckt ist.
Somit ist Art. 8 1GG auch durch die Einlassung verletzt
185
Intensiv
3
Standort OR/Grundrechte/Klausur
2 Eingriff
Unter die körperliche Bewegungsfreiheit fällt nicht nur die Freiheitsentziehung im eigentlichen Sims
(Festhaltenan einem Ort Art. 104 GG), sondern auch die Freiheitsbeschränkungeinen bestimmten Ort
aufzusuchen. Die Demonstranten werden sowohl am Aufsuchen des Demonstrationsortes, als auch am
Verlassen des Beratungsortes gehindert, so dass ein Eingriffvorliegt.
3
Gemassungsmäßigkeittdes Engrirrsnu, aufgrund eines Gesetzeszulässig. Hier kam lediglich $ 15 Vermg
als Emlächtigungsgrundlage in Betracht, dessen Voraussetzungen jedoch nicht erfullt waren. Ein Rückgriff
auf allgemeine Ermächtigungsgrundlagen ist wegen des versammlungsspezifischen Charakters der
Maßnahme und der Spezialität des VersG nicht möglich.
1. Art.llIGG
DiesesGrundrecht ist entsprechendder oben gezeigten engen Auslcgtmg des Schutzbereichesnicht berührt
11 Art.2 112 GG . .
Ein Eingriff in den Schutzbereich liegt entsprechend dem oben Gesagten vor Dieser Eingriff könnte jedoch
vernassungsmäßigsein. Nach Art. 2 ll 3 GG ist dies der Fall, wenn er aufgrund eines Gesetzes erfolgt.
l S 15 VersG
Eine Rechtfertigung nach dieser VorschriR setzt voraus, dass es sich bei den Kirmesbesuchernum eine
Versammlung handelt. Die Besucher verfolgen jedoch keinen gemeinsamen Zweck, sondern jeder will
lediglich sein eigenes Bedürfnis nach Unterhaltung befriedigen, so dasses sich nicht um eine Versammlung,
sondern um eine bloße Ansammlung handelt.
2 $ 8 1 PoIG NRW
Es kommt eine Rechtfertigung durch $ 8 1PoIG NRW in Betracht. Eine Gefahr Hr die ÖHentliche Sicherheit
liegt hier vor, da andersals iin Versammlungsrecht geringereAnforderungenan die GeCahrenprognose
zu
stellen sind.
Die Maßnahme ist auch verhältnismäßig. Die Gewähr konnte nicht anders als durch Sperrung der einzigen
Zufahrtsstraße abgewendet werden.
C
(;rundrechtederlSchaustelleriff in Art. 12 GG in Betracht.Ein unmittelbarerEingriff liegt nicht vor. Ein
mittelbarer Eingriff läge vor, wenn die Maßnahmeobjektiv berufsregelndeTendenzhätte. Dies ist jedoch schon
zweifelhaR. Selbst wenn dem so wäre, handelte es sich um eine Ausübungsregelung, die zur Gefahrenabwehr und
somit aus vernünRigen Erwägungen des Allgemeinwohls erfolgte.
Es liegt somit keine Verletzung des Art. 12 1GG vor.
186
Intensiv
Standort: OR/Grundrechte
2
Wie wird die Zulässigkeit einer Verfassungsbeschwerdeabstrakt aufgebaut?
3.
Das BVerfG prüm nur spezifische Verfassungsverletzungen.Welche 5 Möglichkeiten einer
solchen Verletzung sind denkbar?
5
Worin besteht der Unterschied zwischen Grundrechtsfähigkeit und Grundrechtsmündigkeit?
e
6.
Die Verfassungsbeschwerde muss sich gegen einen Hoheitsakt richten. Was bedeutet
"Hoheitsakt"?
7. Was bedeutet
a. selbst
b. gegenwärtig und
c. unmittelbar betrogen zu sein?
8.
Welche zwei Beschwerdefristen gibt es und wo sind sie geregelt?
9.
Was ist unter "Subsidiarität der Verfassungsbeschwerde" zu prüfen?
10
Wie wird die Begründetheit der Verfassungsbeschwerde abstrakt aufgebaut?
11
Was ist bei der abstrakten Normenkontrolle in der Antragsbefiignis zu problematisieren, wenn
der Antragsteller lediglich "Zweifel" an der Vereinhnrkeit pinpr Nnr.n ".it d.." n.--"'lnD' a'.
hat?
12.
Prühngsgegenstandeiner abstrakten Normenkontrolle ist grundsätzlich ein bereits
ausge6ertigtes und verkündeten Gesetz. In welchem Fall ist eine Normenkontrolle
ausnahmsweisevor Verkündung und Ausfertigung zulässig?
13.
187
Intensiv
Lösun:
Die Verfassungsbeschwerde
ist in Art. 93 1Nr. 4a GG, $$ 13 Nr. 8a, 90 n. BVerfGG geregelt
2. Zulässigkeit
b ordnungsgemäße Beschwerdeerhebung
i. Form:
$$ 23 1 1, 2; 92 BVerfGG
ii. Frist:
$ 93 BVerfGG
C Beschwerdefähigkeit
gem. AH. 93 1Nr. 4a GG, $ 90 1BVerfGG "jedermann" (beachte fü jur. Personen Art. 19 ll l GG)
d Prozessfähigkeit
(Rechtsgedankeder $ 62 VWGO, $ 5 1 ZPO); bei MindeÜährigen gegeben, wenn sie konkret einsichtsfähig, also
grundrechtsmündig sind (Faustregel:ab 14 Jahren, aber Eiruelfall prüfend).
f Beschwerdebefugnis
substantiierte (- plausibel vorgetragene) Behauptung der Verletzung eines der in Art. 93 1Nr. 4a GG genannten
Rechte und zwar
(1) selbst
(2) gegenwärtig
(3)unmittelbar
g. Rechtswegserschöpfung; $ 90 ll BVerFGG
l allgemeines Rechtsschutzbedürfnis
(sog. allg. Subsidiarität der VB - Anwendbarkeit und Anwendung sehr sh.)
188
2 Intensiv
Standort: OR / Test / Grundrechte
b.
Ist das Gesetz verfassungsgemäß?
(im Rahmender Begründetheit) formelle und materielle Vedassungsmäßigkeit des Gesetzes
C
Ist die angegrinene Maßnahme verFassungsgemäß?
(im Rahmen der Begründetheit) formelle und materielle Ver€assungsmäßigkeit von (ermächtigendem)Gesetz
und(daraufgestütztem) Einzelakt
d. Hier werden Zulässigkeit (aber ohne Form!; vgl. ll 2a)) und Begründetheit der VB geprtiR
5
Grundrechtsfähigkeit und Grundrechtsmündigkeit
a. GrundrechtsEähigkeit
Diese ist die Fähigkeit, Träger von Grundrechten (- Grundrechtssubjekt) zu sein. Ob sie vorliegt, ist durch eine
Subsumtion unter den personalen Schutzbereich festzustellen, dieser regelt die Zuordnung eines Grundrechts zu
einem Subjekt, wobei zwei Kriterien relevant sind:
l Im Rahmen natürlicher Personen gibt das GG selbst schon eine Dinerenzierung zwischen Menschenrechten
(- fur alle geltend, z.B. Art 3 1 GG) und Bürgerrechten (: fur Deutsche i.S.d. Art. 116 1 GG geltend, z.B.
Art. 8 1,9 1GG)vor.
ii. Für juristische Personen ist dagegen unter Anwendung des Art. 19 111GG die Grundrechtsfähigkeit
argumentativfestzustellen
b. Grundrechtsmündigkeit
Diese ist dagegendie Fähigkeit einer (grundrechtsfähigen!) Person,diesesGrundrecht auszuüben
c. Prüfungsort
Grundrechtsfähigkeit und Grundrechtsmündigkeit sind in problematischen Fällen (z.B. bei juristischen Personen
und Mindedährigen) in der Antragsberechtigung zu erörtern. In diesen Fällen empfiehlt es sich, im Rahmen der
Antragsberechtigung zwischen Beschwerdefähigkeit (altemativ: Grundrechtsfähigkeit) und Prozessfähigkeit
(altemativ: Grundrechtsmündigkeit) zu dißerenzieren.
b. gegenwärtig betroffen:
Dieses Kriterium dient dem Ausschluss eines zum Zeitpunkt der Beschwerde nicht aktuellen
Beschwerdegegenstands:
189
Intensiv
3
i. Bereits vergangeneBeeinträchtigungen
Diese können ebensowenig - in einer Art verfassungsrechtlicher nachträglicher Feststellungsklage - auf ihre
vormalige Grundrechtsverletzunghin überprüft werden.
c. unmittelbar betroffen:
Der Beschwerdeführerist nicht unmittelbar betrogen, wenn der angegriHëneAkt rechtlich oder nach
tatsächlicher Praxis noch eines gesonderten Vollzugsaktes bedarf. Dies gilt zwar nicht fÜr Vollzugs6olgen mit
Sanktionscharakter,die hinzunehmen dem Betrogenen nicht zugemutet werden können, wohl aber fur
abzuwartende Genehmigungsversagungen,die dann im Verw.-Rechtsweg anzugreifen sind. Der Sache nach
zeigt sich auch hier die allgemeine Subsidiarität der VB.
8. Beschwerdefristen
a. die grundsätzliche Monatshist ($ 93 1 1 BVerfGG)
b. die JahresHist fur VB gegen Hoheitsakte ohne Rechtsweg ($ 93 ll BVerfGG)
190
./ U r 8
4 Intensiv
Standort: OR / Test / Grundrechte
11
bzgl. eines Einzelaktes (- verßassungsgemäße Anwendung des Gesetzes?)
im Hinblick auf legitimen Zweck
(a) geeignet
(b) erforderlich
tc) angemessen
191
Intensiv
Standort OR/Grundrechte
Test Grundrechte
A.
1. Testfragen zu Art. 4 GG
192
Intensiv
Standort OR/Grundrechte
11.
Testfragenzu Art. 5 GG
193
Intensiv
Standort: OR/Grundrechte
v. Testfragen zu Art. l l
des Art. 11 1 GG. Aufwelche Ermächtigungsgrundlage kann ein solches Verbot gestützt
werden?
9 Ist die Anwendung von polizei- und ordnungsrechtlichen VorschriRen auf dauerhaRe
Au Genthaltsverbote verEassungsgemäß?
194
Intensiv
Standorte OR/Grundrechte
VII. Testfragen
zuArt. 13
1. Was ist unter dem Begriff"Wohnung" in Art. 13 1GG zu verstehen?
2. Setzt Art. 13 1 GG Eigentum an der Wohnung voraus?
3. Schützt Art. 13 1GG auch leerstehende Wohnungen?
4. Fallen GeschäRs- und Betriebsräume unter den Begriffder Wohnung?
5. Welchen Personenkreis schützt Art. 13 1GG?
6. Wann ist die Wohnung "verletzt"?
7. Schließtein entsprechendesEinverständnisdie Verletzung der Wohnung aus?
8. Wie ist das Verhältnis zwischen Art. 13 ll und Vll GG?
9. Was ist unter einer Durchsuchung i.S.d. Art. 13 ll GG zu verstehen?
lO.Welche Anforderungen sind an den richterlichen DurchsuchungsbeÜeh] i.S.d. Art. ]3 11
GG zu stellen?
l l.Kann der Betrogene vor einer Durchsuchung i.S.d. Art. 13 ll GG sein Recht aus Art
103 1 GG geltend machen?
12.Ist der Betrogene bei Maßnahmen nach Art. 13 Vll GG vorher anzuhören?
13.Wie ist dasVerhältnis zwischen Art. 13 1GG und Art. 2 1GG?
14.Wie ist das Verhältnis zwischen Art. 13 1GG und Art. 14 1 GG?
15.Stellenbehördliche Betretungs-und Besichtigungsrechteeinen Eingriff i.S.d. Art. 13
Vll GG dar?
195
Intensiv
Standort: ÖR/Grundrechte/Test
A.
1. subl-öf6entl. Abwehrrechte
mit staatsmachtlimitierender Funktion zum Schutz individueller Freiheitsräume; gerichtet auf Unterlassung
staat[icher EingriHë ("status negatives"), BVerfG E 50, 290 [337].
2 oU. Wertordnung
als verßassurlgsrechtl.Grundentscheidung fur alle Bereiche des Rechts; die in den Grundrechten verbürgten
[,eitprinzipien sind Gesetzgebung,Verwaltung und Rspr. als AuRrag zur größtmöglichenVerwirklichung
aufgegeben(BVerfGE
7, 1981205];
39, 1141])
daher auch "mittelbare Drittwirkung" und "verfässungskon6orme Auslegung
3 Einrichtungsgarantien
zur Verbürgung freiheitl ich geordneter Lebensbereiche (Institutionsschutz), z.B
Art. 33 V GG, Beamtentum
Art. 2 1 GG, Parteien
Art. 6 GG. Ehe/Familie
Art. 14 GG, Eigentum und Erbrecht
Diese Einrichtungen werden dergestalt geschützt, dass im GG der Bestand der Institution als solcher
verankertwird und damit nicht nur der Schutz vor völliger Abschaffung, sondernauch der "Ordnungs- und
Normenkern" garantiert b]eibt (BVerfGE 6, 55 [721; 47, 327 [369]).
4 Teilhaberechte
als komplementäre Ergänzung zum Abwehrcharakter: Damit ein Grundrecht realistischerweise nicht
leerzulaufen droht. wird in Einzelfällen eine Pflicht des Staates konstituiert, denn ein Grundrecht, das ohne
dafur notwendigesstaatlichesHandeln eHektiv nicht in Anspruch genommenwerden kann, ist weitgehend
wertlos. So können Teilhaberechte und ggfls. Leistungsansprüche aus Grtmdrechte erwachsen (BVerfGE 33,
303 [330ft] - numerus-clausus-Urteil -; Anspruch auf Existenzminimum, BVerfGE 43, 13 [19]). Im
einzelnen ist hier vieles streitig
Wo die Grundrechtsausübungauf die Benutzung öffentlicher Einrichtungen angewiesen ist, leitet die Rspr. aus
verschiedenenGrundrechten einen Anspruch auf (sachgerechte) Teilhabe an dieser Einrichtung ab. So besteht
etwa aus Art. 2 ll l GG ein Anspruch aufSicherung des Existenzminimums (BVerfGE 52, 339 [346]), aus Art. 5
111GG Anspruch aufTeilhabe an staatlichen Leistungen unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit (BVerfGE 35,
79 [1 141; 39, 1 [42]), aus Art. 12 1 GG i.V.m. Art. 3 1 GG ein Zulassungsanspruchzum Hochschulstudium
(BVerfGE 33, 303 [33 1 f.]), auch hier unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit.
196
2
W
Intensiv
Standort: OR/Grundrechte/Test
Ebenso- aber selten - ist die Ableitung unmittelbarer Leistungsansprücheaus Grundrechtenin bestimmten
Fällen bdaht worden, so z.B. aus Art. 1 1GG zur staatlichen Hilfe bei Existenznot (BVerwGE 1, 159 [161]; 71,
139[141]; a.A. BVerfGE 1, 97 [104],jetzt ofnenge]assen
im BVerfGE 75, 348 [360]) oderausArt. 6 1, ]V, V
GG Leistungsrechte, die letztlich der gesetzgeberischenUmsetzung (Familien-, Steuer-, Sozial-, Beamtenrecht)
bedürfen (BVerfGE 21, 1 [61; 62, 323 [333]). Beachte: Aus Art. 12 GG ergibt sich kein Recht aufArbeit (anders
z.B. Art. 24 13 LVerfNRW), ausArt. 13 GG ergibt sich kein Anspruch aufWohnraum (andersz.B. Art. 106 1
BayVerf! Art. 14 1 BremVerf).
Nach der BVerfG-Rspr. soll Art. 1 1GG auch nach dem Tode gewisse Fortwirkungen entfalten (BVerfGE 30,
173 [194] - Mephisto-Beschluss-), da es mit der Unver]etz]ichkeit der Menschenwürdeunvereinbarsei. dass
dieser allgemeine Achtungsanspruch nach dem Tode herabgewürdigt werde, so dass die staatliche Verpflichtung,
Schutz vor Angrinen aufdie Menschenwürde zu gewähren, nicht mit dem Tod endet (vgl. auch v. Münch, GG
Art. l Rn. 14 f; zur Frage der Organentnahme zu Transplantationszwecken: Maurer, DÖV 1980, 7).
V Immanente Schranken
DasGG kennt etliche Grundrechte,die ihrem Wortlaut nach nicht einschränktwerden können(Bsp. Rürsolche
vermeintlich absoluten Grundrechte: Art. 4 1, 5 111, 8 1 GG). Aufgrund des gemeinschaRsbezogenen
Menschenbildes des GG werden letztlich aber auch solche Grundrechte bestimmten Schranken unterworfen
nämlich den sog. verfassungsimmanenten
Schranken.Darunter werden aufgrund der st. BVerfGE-Rspr. (seit
BVerfGE 28, 243 [261] - Kriegsdienstverweigerung - ; 47, 46 [761; 67, 213 [228]) Grundrechte Dritter und
andere mit Verfassungsrang ausgestattete Rechtsgüter verstanden (in Abgrenzung zu früheren Theorien der allg.
Ubertragbarkeit des Art 2 1 a.E. GG oder der GemeinschaRsklausel des BVerwG (BVerwGE 1, 303 [307]
dagegenBVerfGE 30, 173 [1939)
197
3 Intensiv
Standort OR/Grundrechte/Test
VI.Zitiergebot
DasZitiergebotfindetsichin Art. 19 12 GG.
Das dem Zitiergebot zu unterwerRendeGesetz muss eine Einschränkung im Sinne des dem Grundrecht angefügte
Gesetzesvorbehalt sein. So unterliegen die Einschränkungsvorbehalte z.B. des Art. 2 ll 3, 6 111,8 11, 1 1 ll GG
dem Zitiergebot. An einer GR-Einschränkung fühlt es dagegen bei Regelungsaufträgen, Inhaltsbestimmungen
oderSchrankenziehungen,
wobeinach demBVerfG Art. 19 12 GG eng auszulegen
ist (BVerfGE35, 185 [188J;
st. Rspr.). Unter Art. 19 12 GG fallen dahernicht:
Art. 2 1GG (BVerfGE 16,89 [99])
Allg. Gesetzei.S.d.Art. 5 ll GG (BVerfGE33, 52 [77f.])
Art. 12 1GG (BVerfGE64,72 [79])
Art 141GG(BVerfGE21,92 [93])
Diese Rspr. fuhrt praktisch dazu, dass gerade die wichtigsten Gesetze, die im gesetzgeberischenAlltag
Grundrechte tangieren, nicht unter Art. 19 1 2 GG fällen (Alberts, JA 1986, 73 ft).
Sinn des Art. 19 J 2 GG ist es, eindeutige Rechtsklarheit und Rechtsbewusstsein bei grundrechtstangierenden
Gesetzenzu schaben und mithin dem Parlament eine Warnung an sich selbst aubuerlegen: Dieja zulässige GR-
Beeinträchtigung soll bewusst und besonnen vorgenommen sein (M/D/H/S, GG, Art. 19 1 Rn. 48 spricht von
einer "psychologischen Schranke"). Dementsprechend fuhrt die Nichtbeachtung des Zitiergebots als zwingende
VorschriR zur Verfassungswidrigkeitder Gesetzesbestimmung(BVerfGE 5, 13 [15] - streitig ist dann,ob Teil-
oder Gesamtnichtigkeit, dazu BVerfGE 26, 246 [258]).
VII.Verhältnismäßigkeit
Das An6ordemis der Verhältnismäßigkeit soll sicherstellen, dasseine staatliche Maßnahme die Rechtssphäredes
einzelnen nur soweit, wie es zur Erreichung des angestrebten Ziels vertretbar ist, belastet. In Anlehnung an die
vom BVerfG entwickelteTerminologie(vgl. BVerfGE 30, 292 [3i6J) unterscheidetman folgendeKriterien
(dazu auch Jakobs, DVBL 1985, 97 fE):
1. Geeignetheit
Die Maßnahme muss nach vernünRigen ErEahrungsgrundsätzenversprechen, das angestrebte Anliegen
fördern zu können (BVerfGE 33, 171 [1871; 63, 88 [115]). Beachte: Diese Zwecktaug]ichkeit ist nicht
gleichzusetzen mit dem Erfordernis eines späteren tatsächlichen Zweckeintrittsl
2. Erforderlichkeit
Erforderlich ist eine Maßnahmedann, wenn es keine andere - ebenfalls solchen Erfolg versprechende
N4aßnahmegibt, die aber den Betroffenen weniger belasten wird (BVerfGE 30, 292 [3 16] - schonendster
Eingriß durch mildestesMittel.)
3 Verhältnismäßigl(eit i.e.S.(Angemessenheit)
Hier wird die Zweck-Mittel-Relation überprüR: Eine geeignete und erforderliche Maßnahme kann
gleichwohl unverhältnismäßig sein, wenn sie näml ich dem Betroffenen einen Nachteil zufugt, der erkennbar
auf3er Verhältnis zum beabsichtigten Gemeinwohlzweck steht (BVerfGE 44, 353 [373 f]). Die
vorzunehmende Rechtsgüterabwägunghat daher die Intensität des Eingrins sowie dessen Gewicht und
Dringlichkeit fur die Gemeinwohlinteressen den in den Grundrechten verankerten Individualinteressen
gegenüberzustellenund abzuwägen(BVerfGE 17, 306 [3 13 f.]; 99, 24 [58 f.]; vg]. Grabitz AÖR 73, 568 ft)
VIII."Doppelte Verhältnismäßigkeitsprüfiing
Eine "doppelteVerhältnismäßigkeitsprüfting"ist bei der verfassungsrechtlichen
Prüfling einer Einzelmaßnahme
(z.B. im Rahmender Begründetheit einer hiergegen gerichteten VB) vorzunehmen:
1. das zur Einzelmaßnahme ermächtigende Gesetz muss seinerseits (6armell und) materiell verCassungsmäßig
sein. Einer der hierunter zu prüfenden Punkte ist die Verhältnismäßigkeit des Gesetzes,also eine am Zweck
des Gesetzes orientierte Güter- und Interessenabwägung.
2. Zusätzlich muss aber auch die Einzelmaßnahme selbst verfassungsmäßig sein, d.h. auch sie ist ihrerseits
jetzt am Zweck desermächtigendenGesetzesorientiert - aufihre Verhältnismäßigkeitzu überprüfen
Beachte: Eine Maßnahme, die sich auf ein unverhältnismäßigen (= verfassungswidriges) Gesetz stützt, kann
nicht (mehr) verEassungsgemäß
sein. Andererseits trifR die bdahte Verhältnismäßigkeitdes Gesetzesnoch
keine Aussage über die Verhältnismäßigkeit gerade dieses Einzelaktesl 6 doppelte
Verhältnismäßigkeitsprüfiing
198
Intensiv
4
Standort OR/Grundrechte/Test
Xll .Gutachtentechnik
1. ErwähnenswertePunkte der Zulässigkeitsprüfting werden ggf noch dargestellt. Die Begründetheitwird
hilßsgutachterlich geprüR.
2. Dann bleibt ein ungerechtfertigter Eingriff in diejeweils anderen Grundrechte zu prüfen.
3. Auch hier bleibt festzustellen, ob der Bf. nicht auch noch in weiteren Grundrechten verletzt ist.
4. Eine sich auf diesesGesetz stützendeEinzelmaßnahmeist dann immer verfassungswidrigund darf daher
nicht noch aufeine "Verfassungsmäßigl(eit" hin überprüR werden.
l Lösung zu Art. 4 GG
1. In der Lit. werdenz.T. verschiedene
Schutzbereiche
unterschieden.
(vgl. Herzogin: M/D/H/S, GG, Art. 4 Rn
2 ß.). Demnach schützt Art. 4 1 GG das sog. forum intemum der religiösen (Glauben) und weltanschaulich-
moralischen(Gewissen)Überzeugungen,
also das Denken,und mit der Freiheit des religiösenund
weltanschaulichen Bekenntnissesdas Äußern religiöser und areligiöser Sinngebungen und -deutungen. Art. 4
11und 111GG schützen dagegen glaubens- und gewissengeleitetes Handeln, allerdings nicht schlechthin,
sondem nur im Bereich der ungestörten Religionsausübung und der Kriegsdienstverweigerung aus
Gewissensgründen. Das BVerfG nimmt in seiner st. Rspr. diese textliche Unterscheidung nicht so genau,
sondemnimmt einen einheitlichen Schutzbereichder Glaubens-und Gewissensfreiheitan, der die Freiheit
umfasst, Glauben und Gewissen, Religion und Weltanschauungzu bilden, zu haben, zu äußem und
demgemäß zu handeln (zur Kritik Pieroth/Schlank, Rn 545 f:f m.w.N.).
2. Die individuelle
Glaubensfreiheit
dürfteein Unterfallder Gewissensßeiheit
sein, wobeidie
Gewissensfreiheit z.T. als eigenständigesGrundrecht angesehenwird. Die individuelle Glaubensfreiheit hat
als lex specialiswohl den Vorrang im Überschneidungsfalle
(zu den verschiedenen
Meinungenvgl.
Jarass/Pieroth, GG, Art. 4 Rn 44).
199
5 Intensiv
Standort: OR/Grundrechte/Test
3 DasRechtauf Verweigerung des Kriegsdienstesmit der Waffe gem. Art. 4 111GG ist ein echtesGrundrecht
und bildet einen Sonderfall der in Art. 4 1 GG gewährleisteten Freiheiten des Glaubens und des Gewissens,
die bei der Kriegsdienstverweigerung
durch Abs. 3 verdrängt werden(BVerfGE 19, 138; 23, 132). Die
Freiheiten des Abs. l können jedoch selbstverständlich fÜr andere Aspekte des Wehr- und Zivildienstes zum
Tragen kommen
4 Das Grundrecht aus Art. 4 1, ll GG ist nicht nur den Mitgliedern anerkannter Kirchen und
ReligionsgemeinschaRen, sondern auch den Angehörigen anderer religiöser und weltanschaulicher
Vereinigungen gewährleistet. Dies gilt fur selbstständige und unselbständige Vereinigungen, wenn und
soweit ihr Zweck die Pflege oder Förderung eines religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnissesoder die
Verkündung des Glaubens ihrer Mitglieder ist. Maßstab für das Vorliegen dieser Voraussetzungen kann das
Ausmaßder institutionellenVerbindungmit einer ReligionsgemcinschaR
oder die Art der mit der
Vereinigung verfolgten Ziele sein (BVerfGE 24, 246 f:). Auf die zahlenmäßige Stärke einer derartigen
Gemeinschaftoder ihre soziale Relevanz kommt es nicht an. Dies ergibt sich aus dem für den Staat
verbindlichen Gebot der weltanschaulich-religiösen Neutralität und dcm Grundsatz der Parität der Kirchen
undBekenntnisse
(BVerfGE32, 106).
5 Die Glaubens- und Gewissensfreiheit umfasst nicht nur die innere Freiheit zu glauben oder nicht zu glauben,
sondemauch die äußereFreiheit, den Glauben zu manifestieren, zu bekennenund zu verbreiten (BVerfGE
33, 28; 32, 106; 24, 245; vgl. auch 52, 240). Der einzelne hat also das Recht, sein gesamtesVerhalten an den
Lehren seinesGlaubens oder seiner Weltanschauung auszurichten und seiner inneren Überzeugung gemäß zu
handeln.Geschützt sind auch religiöse Überzeugungen, die fUr eine konkrete Lebenssituation eine bestimmte
religiöse Reaktion fÜr das beste und adäquate Mittel halten, um die Lebenslage nach der Glaubenshaltung zu
bewältigen (BVerfGE 32, 106 f.; 41, 49). Somit gebietet die Glaubens- und Gewissensfreiheit auch im
positiven Sinne, Raum air die aktive Betätigung der Überzeugungund die Verwirklichung der autonomen
Persönlichkeit
auf weltanschaulich-religiösem
Gebiet zu sichern (BVerfGE 41, 49). Z.B. fällen in den
Schutzbereichder ungestörten Religionsausübung kultische Handlungen, Gottesdienste, Sammlungen
kirchlicher Kollekten, Gebete, Empfang der Sakramente, Prozessionen, Zeigen von Kirchenßahnen,
Glockengeläute,religiöse Feiern etc. (vgl. Leibholz/Rinck/Hesselberger, GG, Art. 4 Rn 201).
6. Die Glaubensfreiheit erlaubt nicht nur, auszusprechen und auch zu verschweigen, dass und was man glaubt
oder nicht glaubt. Die Freiheit des Glaubens erstreckt sich vielmehr auch auf die Werbung fur den eigenen
Glauben und sogar aufdie Anwerbung von einem Ö'emden Glauben (BVerfGE 12, 3 f).
7 Die Glaubensfreiheit umfasst auch das Recht, einen Glauben nicht zu haben oder einer Kirche fernzubleiben,
ebensowie das Recht, sich jederzeit von der kirchlichen Mitgliedschaft mit Wirkung fur das staatliche Recht
durch Austritt zu befreien (BVerfGE 44, 49 [66 f.]). Zudem garantiert die Glaubens- und Gewissensfreiheit
das Recht, religiöse Überzeugungen und Weltanschauungen zu verschweigen (BVerfGE 46, 267; 30, 426;
41, 49; 65, 38f; vgl. auch Kiskalt, NJW 1986,2479). Gem. Art. 140GG i.V.m. Art. 136 1112 WRV gelten
bei religiösen Überzeugungenjedoch Ausnahmen (vgl. auch BVerfGE 46, 267; 65, 39).
8
Die Glaubens-und Gcwissensfteiheitgewährleistet dem Einzelnen einen Rechtsraum,in dem er sich die
Lebensformzu geben vermag, die seiner Überzeugung entspricht. Dabei kann es sich um ein religiöses
Bekenntnis oder eine irreligiöse - religions6eindliche oder religionsheie - WeltanschauLmghandeln. Der Staat
muss also nicht nur die Freiheit des Glaubens tolerieren, sondern auch die Freiheit, dem Glauben feindlich
gegenüberzustehen und sich entsprechend zu verhalten (BVerfGE 12, 3 f; 32, 106; 44, 49).
9 Die Glaubens-
und Gewissensfreiheit
des Art. 4 1, ll GG schütztauch Religions-und
WeltanschauungsgemeinschaRen
sowie -vereinigungen (BVerf\ljE 42, 322; 84, 341; Jarass/Pieroth Art. 4 Rn
23). Träger der kollektiven Glaubens-und Gcwissensfteiheit sind juristische Personenund sonstige
Vereinigungen, deren Zweck die Pflege oder Förderung eines weltanschaulichen oder religiösen
Bekenntnissesoder die Verkündungdes Glaubensihrer Mitglieder ist (BVerfGE 19, 132; 70, 160 f;
Zippelius BoK Art. 4 Rn 72), unabhängigdavon, ob sie öüentlich-rechtlich oder privatrechtlich organisiert
sind. Die Behauptung, eine ReligionsgemeinschaR zu sein, genügt nicht (BVerfGE 83, 353). Geschützt sind
auch bestimmte,der Kirche zugeordnete Einrichtungen, wie z.B. nichtrechtsfähige kirchliche Jugendvereine
(BVerfGE 24, 247), konfessionelle Krankenhäuser (BVerfGE 46, 85 R.; 53, 391 f.) oder
Erziehungseinrichtungen(BVerfGE 70, 160 f), sofern ihre Ziele übereinstimmen und eine institutionelle
Verbindung besteht.Ob sich auch ausländische Kirchen aufArt. 4 GG berufen können, ist umstritten. Zu den
geschütztenTätigkeiten zählen z.B. die Verbreitung der eigenen Überzeugung, das Glockengeläut (BVerf(3E
200
16 Intensiv
)rt OR/Grundrechte/Test
Art. 103 1 GG gewährleistet die Möglichkeit, sich grundsätzlich vor Erlass einer Entscheidung zumindest
schriRlich in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht zur Sache zu äußern (BVerfGE 86, 133 [144 f]; 83, 24
[35 f.]). Ausnahmensind nur unterstrengenVoraussetzungen
gerechtfertigt(BVerfGE 65, 227 [233]), die
allerdings erfullt sind, wenn eine vorherige Anhörung den Zweck der gerichtlichen Maßnahmegefährden
würde. Dies ist z.B. der Fall bei einer Durchsuchung(BVerfGE 57, 346 [358 f]), weshalb der Betroffene
sein Recht aus Art. 103 1 GG hier ausnahmsweise erst nachträglich durchsetzen kann.
2.Ja, im Rahmen von Maßnahmen nach Art. 13 Vll GG ist der Betrogene grundsätzlich vorher anzuhören (
Jarass/Pieroth,GG, Art. 13 Rn 11), allerdings nicht gem. Art. 103 1GG, der ja nur das rechtliche Gehör vor
Gericht erfasst. Dies Holstvielmehr aus dem Grundsatzder Verhältnismäßigkeit(abgeleitet aus dem
Rechtsstaatsprinzip),nach dem ein Verfahren so ausgestaltetwerden muss, dass die Beeinträchtigungso
gering wie möglich ausfällt (BVerfGE 75, 3 18 [328]).
3.Wenn der Schutzbereich des Art. 13 1 GG beeinträchtigt wird, ist er gegenüber dem allgemeinen
Persönlichkeitsrecht lex specialis (BVerfGE 5 1, 97 [105]).
4. Art. 13 1GG schützt die räumliche Privatsphäre (BVerfGE 65, 1 [40]; M/D/H/S, GG, Art. 13 Rn 1). Wird in
die Privatsphäre eingegrimen, geht Art. 13 1 GG dem Art. 14 1GG als lex specialis vor ( Jarass/Pieroth,GG, le
Art. 13 Rn l). ll'
5.Nach Ansicht des BVerfG ist hinsichtlich der Eingrinsqualität der Betretungs- und Besichtigunsbefügnisse
von Ordnungsbehörden zwischen Wohnungen im engeren Sinne und GeschäRs- und Betriebsräumen zu
diHerenzieren. Behördlichen Betreten von Wohnungen im engeren Sinne stellt aufgrund der geschützten
Intim- und Privatsphäreimmer einen Eingriff iSd. Art. 13 Vll GG dar. In Bezugauf Arbeits- und
GeschäRsräume, die nach dem Willen des Inhabers schon eine größere Oßentlichkeit als Wohnungen
besitzen, wird ein EingriH' iSd. Art. 13 Vll vemeint. Für diese Ansicht spricht, dass anderenfallseine
effektive WirtschaRskontrolle wegen der hohen Anforderungen des Art 13 Vll GG kaum möglich wäre.
Die Entscheidung des BVerfG zur Kurzberichterstattung, in der das BVerfG ein gesetzlich angeordneten
Betretungsrecht zugunsten Dritter als Eingriff in Art. 13 1 GG bdaht, diesen jedoch fur gerechtfertigt erachtet,
ist nicht als dogmatischeNeuorientierungdes BVerfG fur den Bereichder behördlichenBetretungs-und
Besichtigungrsrechte zu verstehen. Da Betretungsrechte zugunsten Dritter sich im Gegensatz zu behördlichen
Betretungsrechten nicht bloß als vorhersehbarer Annex zu bestehendenÖHentlich-rechtlichen PHichten der
Berufsausübung
darstellen,handeltes sich um verschiedene,
nicht vergleichbare
Arten von
Betretungsrechten (M/D/H/S, GG, Art. 13, Rn. 145).
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