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Die Bezeichnung Siglo de Oro wurde seit dem 17. Jahrhundert rückblickend für die kulturelle Blütezeit
zwischen 1550 und 1660 bzw. 1681 verwendet. Diese Zeit bildete den Höhepunkt der Herrschaft der
Habsburger in Spanien, leitete aber auch die politisch-ökonomische Stagnation Spaniens ein. Ursprünglich
spielt der Terminus auf die Idee von einem niedergehenden Verlauf der Geschichte an, der von einer
goldenen Blütezeit zu einem silbernen, einem bronzenen und schließlich zu einem eisernen Zeitalter
führt.[1] Aufgrund der vielen Strömungen, die auf die Kunst dieser Epoche wirkten, spricht man heute eher
von den Siglos de Oro (deutsch: Goldene Jahrhunderte). Der Historiker Mariano Delgado schlug vor, den
Begriff „Siglo de Oro“ durch die Bezeichnung „Spanisches Jahrhundert“ für das 16. Jahrhundert und die
erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zu ergänzen,[2] um auszudrücken, dass Spanien nicht nur kulturell
maßgebend war, sondern auch politisch einen Führungsanspruch erhob und ein ausgesprochenes
Sendungsbewusstsein zeigte.[3]
Literatur
Ungeachtet der politischen Krisen hielt die Mitte des 16. Jahrhunderts begonnene kreative
Erneuerungsbewegung der spanischen Literatur bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts an: Gattungen wie das
Drama, der Roman und die Poesie erlebten eine vorher nicht gekannte Blüte. In der Literaturwissenschaft
wird diese Epoche im Allgemeinen vom Regierungsantritt Philipps II. (1556) bis zum Tod Calderóns
(1681) angesetzt.
Als weltweit bekanntes und wichtiges Zeugnis des Siglo de Oro gilt bis heute der erste Roman von Miguel
de Cervantes: Don Quijote. Cervantes griff das von Jacopo Sannazaro und Torquato Tasso verbreitete
Konzept eines unbefangenen, angstfreien Umgangs der Geschlechter im Goldenen Zeitalter auf. Im Roman
lässt er den Protagonisten vor Ziegenhirten eine Lobrede auf die glücklichen Zeiten halten, „welche die
Alten die goldenen genannt haben“. Damals habe es keine sexuelle Zudringlichkeit gegeben, und die
Erotik sei nur von der Neigung und dem freien Willen der Beteiligten abhängig und keinem äußeren
Zwang unterworfen gewesen.[4] Der „Ritter von der traurigen Gestalt“ beschreibt aber auch als
Voraussetzung, damit er ein Zeitalter als „golden“ empfinden könne, dass der hungrige Magen des
Menschen gestillt sein müsse und dass alles uneigennützig zu teilen sei. Zudem sah er ein derartiges
Zeitalter in einem Ideal unzerstörter und menschenfreundlicher Natur. Dem Goldreichtum maß er keinerlei
Bedeutung zu. Seine eigene Zeit betrachtet Cervantes als „eiserne“.[5]
Im Gegensatz zu ihrer Zeit schwingt sich die spanische Literatur – allem voran die Werke Miguel de
Cervantes’ – zum goldenen Zeitalter, zum Siglo de Oro auf. Im Zeitabschnitt, in dem der „Don Quijote“
entstand, ist der spanische Staat aber bereits am absteigenden Ast der Weltgeschichte: Die große Spanische
Armada ist bereits besiegt, der Kampf um die Niederlande im Achtzigjährigen Krieg zeichnet sich als
verloren ab, die enormen Edelmetalllieferungen aus Übersee gehen zurück und das viele Silber hat zu
einem großen Anstieg der Lebenshaltungskosten geführt[6][7], das Land ist entvölkert: Der Staat hatte
Mauren und Juden vertrieben, dazu kam die Massenauswanderung nach Lateinamerika.
Der Staat hat sich ökonomisch und geistig letztlich zugrunde gerichtet, da er nicht zur Toleranz in der Lage
war. Das 17. Jahrhundert war in Spanien vor allem ein weithin rassistisches. Es war „golden“ wegen der
künstlerischen Leistungen vor allem der Maler und Bildhauer, aber auch der Dichter – nicht wegen,
sondern trotz des angeblichen Siglo de Oro. Tatsächlich glänzte Gold in den Kirchen und Palästen, auch
wenn Spanien viel gestohlenes Gold aus Süd- und Mittelamerika in den zahlreichen Kriegen im 17.
Jahrhundert förmlich verpulvert hatte.
Der Hof, Philipp II. und seine Regierung waren tief überzeugt, dass Spanien nur eine einzige Religion
haben dürfe. Nur eine einzige Ideologie sollte herrschen und den Zusammenhalt des tatsächlichen Welt-
Reiches gewährleisten. Spanien wurde kulturell sehr verengt, Pluralität nicht erwünscht, es herrschte
Intoleranz, keine reale Vielfalt in Gleichberechtigungsfragen und Andersdenkende wurden verfolgt und
getötet. Trotz dieser Umstände sind die auf der Halbinsel damals geschaffenen künstlerischen Werke von
herausragend hoher Qualität. Sie inspirierten die europäische Kunst, auch wenn sie in Spanien im Schatten
der allseits drohenden Inquisition erblühte.
Das Wort vom goldenen Zeitalter Spaniens ist eine Betitelung, die im Rückblick formuliert wurde,
besonders wenn in als noch schlimmer empfundenen Zeiten auf dieses 17. Jahrhundert geschaut wurde.
Auf der Iberischen Halbinsel setzte schon frühzeitig die Entstehungsgeschichte des Begriffs ein, der in
Anbetracht der sich seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts abzeichnenden Krisenerscheinungen die
jüngere Vergangenheit als goldenes Zeitalter verklärt wurde. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts ist der
Begriff besonders mit Blick auf das literarische Schaffen der vorangegangenen beiden Jahrhunderte
gebräuchlich geworden und hat sich seitdem vornehmlich in der Literaturwissenschaft als
Epochenbezeichnung etabliert. In Betracht auf seinen allgemeinhistorischen Gehalt und die genaue
Periodisierung blieb er aber unscharf.[8]
Musik
Die spanische Musik des 15. und frühen 16. Jahrhunderts war stark von der niederländischen
Vokalpolyphonie beeinflusst. Frankoflämische Sänger und Komponisten wie Gombert und Crequillon
wirkten noch bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts am Hof der spanischen Könige; der letzte war Philippe
Rogier. Umgekehrt nahmen spanische Sänger einen wichtigen Platz in der päpstlichen Kapelle in Rom ein,
darunter der erste international bekannte und bedeutende spanische Komponist von Vokalmusik, Cristóbal
de Morales (um 1500–1553). Ebenfalls jahrzehntelang in Rom wirkte der heutzutage noch berühmtere
Tomás Luis de Victoria (um 1548–1611), dessen Werke stark von Palestrina beeinflusst sind, aber als
Inbegriff spanischer Musik gelten. Beide Komponisten kehrten nach Spanien zurück, wo Victoria im
Monasterio de las Descalzas Reales in Madrid wirkte und sein berühmtes Requiem schrieb. Der
bedeutendste Vokalkomponist auf spanischem Boden war der in Sevilla wirkende Francisco Guerrero,
dessen Lebenszeit zwischen Morales und Victoria liegt. Die Vokalpolyphonie im Stile Victorias (und
Palestrinas) wurde zu einem Vorbild für jüngere Komponisten wie Alonso Lobo oder portugiesische
Komponisten (die zwischen 1580 und 1640 unter spanischer Herrschaft standen). Doch geriet die iberische
Musik des 17. Jahrhunderts bald in ein Abseits, da sie stilistisch noch lange an den Idealen der Renaissance
festhielt.
Zur gleichen Zeit wirkte der blinde Antonio de Cabezón, der ähnlich Beginn der Diskant-Stimme
bedeutende Werke von Pionierstatus für Tasteninstrumente wie Cembalo, der Missa alma redemptoris
Virginal, Clavichord und Orgel, oder für Harfe, schuf. Sein Sohn mater (Madrid 1600) von
Hernando besorgte die Publikation von Antonios Werken. Der Tomás Luis de Victoria
Schwerpunkt lag dabei auf sogenannten glosados, also auf stark verzierten
(oder variierten) Versionen von beliebten Motetten, Chansons und
Madrigalen franko-flämischer Komponisten wie Josquin Desprez,
Crequillon, Richafort, Gombert, Verdelot, Willaert, Mouton und Clemens
non Papa,[9] daneben auch Tientos und Variationsformen. Hieraus
entwickelte sich eine eigene Tradition spanischer (bzw. iberischer)
Tastenmusik, die meistens auch alternativ für die Harfe gedacht war, und
deren Hauptgattung das Tiento war, das sich von seinen Anfängen als
Vorspiel und Ricercar in eine virtuosere Richtung weiterentwickelte und
sich auch in Untergattungen aufspaltete, dabei entstanden auch Stücke für
geteilte Register der iberischen Orgel, also für Solostimme(n) und
Begleitung. Nach den Cabezóns waren die bedeutendsten
Tastenkomponisten des siglo de oro: Sebastián Aguilera de Heredia
(1561–1627), der Portugiese Manuel Rodrigues Coelho (um 1555-um
1635), Francisco Correa de Arauxo (1584–1654), der blinde Pablo Bruna
(1611–1679), José Ximénez (1601 [?] – 1678) und Juan Bautista
Cabanilles (1644–1712). Obras de musica para tecla
arpa y vihuela von Antonio
Die spanische Instrumentalmusik war in einer besonderen Notenschrift, de Cabezón, 1578
der spanischen Tabulatur, notiert. Zu den bedeutendsten Werken, die im
Druck erschienen, gehört das Libro de cifra nueva ("Buch der neuen
Ziffern") für Tasteninstrumente, Harfe oder Vihuela, das 1557 von Luis Venegas de Henestrosa
herausgegeben wurde.
Wichtige Komponisten
Malerei
In der Malerei führten die Zentralisierungsbestrebungen unter
Philipps IV. zu einer nach und nach stattfindenden Verlagerung des
Kunstschaffens aus Zentren wie Toledo, Sevilla oder Valladolid
nach Madrid. Trotzdem blieb vor allem Sevilla auch noch im 17.
Jahrhundert neben Madrid ein führendes Kunstzentrum (mit u. a.
Zurbarán, Alonso Cano, Murillo). Der Schwerpunkt der
spanischen Malerei lag auf der religiösen Malerei, ebenfalls
bedeutend war die Portraitkunst, daneben entstanden auch
Stillleben in der typischen, etwas kargen Form des bodegón und in
relativ geringer Zahl auch Historien, mythologische Szenen und
Genrebilder. Der heutzutage oft als typischer Protagonist des
spanischen siglo de oro angesehene, aus Griechenland stammende Francisco de Herrera der Jüngere:
und von der dortigen Ikonenmalerei beeinflusste Domenikos Traum des Hl. Joseph, 1662 (Prado,
Theotokopoulos, gen. El Greco, war in Wirklichkeit eine Madrid)
stilistische Ausnahmeerscheinung.
Kennzeichnend für den spanischen Hochbarock (ab etwa 1630) ist ein im internationalen Vergleich
deutlich ausgeprägter Naturalismus bei einem gleichzeitig stark ausgeprägten Hang zum Mystischen.
Neben regionalen Traditionen wirken hier besonders Einflüsse des italienischen Frühbarock, vor allem des
Tenebrismus von Caravaggio und seinen Nachfolgern, der nach Spanien besonders durch Jusepe de Ribera
und andere neapolitanische Maler vermittelt wurde. In Madrid entstand eine eigene Richtung der Malerei
(die Madrider Schule), die sich daneben in ihrer duftigen Pinselführung mit beinahe impressionistischen
Wirkungen auch am mittleren und späten Tizian, an Correggio, Van Dyck und Rubens orientierte. Zu
dieser Madrider Schule gehören Velázquez, Juan Carreño de Miranda, Francisco Rizi, Francisco de Herrera
d. J., Juan Antonio Escalante, José Antolínez, Mateo Cerezo und Claudio Coello.
Juden mussten in Spanien zum Katholizismus übertreten, wenn sie bleiben wollten. Sie wurden aber, wenn
sie konvertieren, von den so genannten Altchristen mit großem Misstrauen behandelt.
Frauenfeindlichkeit
Diese spiegelt sich zum Beispiel im Umgang mit dem hinterlassenen literarischen Werk der Heiligen
Theresia von Avila wider. Von der Mystikerin und Kirchenlehrerin stammte ein Zitat, das treffend auch die
frauenfeindliche Mentalität in der Kirche bereits zu ihrer davorliegenden Lebenszeit ausdrückt: „Du Herr,
meiner Seele, Dir hat vor den Frauen nicht gegraut, als Du durch diese Welt zogst, im Gegenteil. Du hat sie
immer mit großem Mitgefühl bevorzugt und hast bei ihnen genau so viel Liebe und mehr Glauben
gefunden als bei den Männern“. Diese Worte wurden im Siglo de Oro von der Inquisition zensiert. Erst in
neuerer Zeit wurde das Zitat wiederentdeckt.[10][11]
Literatur
Thomas Weller: Das „spanische Jahrhundert“. (http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0159-201
0101186) In: Institut für Europäische Geschichte (Mainz), (Hrsg.): Europäische Geschichte
Online (EGO), 2011, mit Inhaltsverzeichnis, Einleitung.
Christoph Strosetzki: Literatur als Beruf. Zum Selbstverständnis gelehrter und
schriftstellerischer Existenz im spanischen Siglo de Oro. Reihe Studia humaniora.
Düsseldorfer Studien zu Mittelalter und Renaissance, Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-
7700-0809-X.
Film
El Siglo de Oro. Das goldene Zeitalter der spanischen Kunst. Dokumentarfilm, Deutschland,
2016, 52:04 Min., Buch und Regie: Grit Lederer, Produktion: Medea Film, ZDF, arte,
Erstsendung: 3. Juli 2016 bei arte, Inhaltsangabe (http://www.arte.tv/guide/de/060804-000-A/
el-siglo-de-oro) von arte, online-Video verfügbar bis zum 1. Oktober 2016.
Dokumentarfilm anlässlich der großen Sonderausstellung El Siglo de Oro – Die Ära
Velázquez in der Berliner Gemäldegalerie mit über 100 Meisterwerken der Kunst des 17.
Jahrhunderts bis zum 30. Oktober 2016.[12]
Weblinks
Jürgen Kaube: „Die Ära Velázquez“ in Berlin. Land ohne Lächeln. (http://www.faz.net/aktuell/
feuilleton/kunst/el-siglo-de-oro-in-der-gemaeldegalerie-berlin-14319427.html) In: FAZ, 3. Juli
2016.
Einzelnachweise
1. Hartmut Stenzel: Einführung in die spanische Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Stuttgart
2005, S. 125.
2. Mariano Delgado: Das spanische Jahrhundert (1492–1659). Politik – Religion – Wirtschaft –
Kultur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG), Darmstadt 2016, ISBN 978-3-534-
23953-5, S. 2.
3. Mariano Delgado: Das spanische Jahrhundert (1492–1659). WBG, Darmstadt 2016, S. 3–9.
4. Hellmuth Petriconi: Das neue Arkadien. In: Antike und Abendland 3, 1948, S. 187–200, hier:
196–199.
5. Miguel de Cervantes Saavedra: Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha,
Übersetzung: Braunfels/Speemann, München 1979, S. 88.
6. https://www.uni-muenster.de/FNZ-Online/wirtschaft/grundstrukturen/quellen/metall.htm.
7. https://www.uni-muenster.de/FNZ-Online/wirtschaft/grundstrukturen/unterpunkte/zufluss.htm.
8. Thomas Weller, Das Spanische Jahrhundert (https://d-nb.info/103125546X/34), Europäische
Geschichte Online
9. Antonio de Cabezon: Glosados del libro "Obras de Musica para tecla, arpa y vihuela..."
(Madrid 1578), Transcripción: Maria A. Ester Sala, Verlag: Union Musical Ediciones S. L.,
Madrid, 1974/1992, S. VII-VIII (Inhaltsverzeichnis)
10. Mariano Delgado mit Volker Leppin: „Dir hat vor den Frauen nicht gegraut“. Mystikerinnen
und Theologinnen in der Christentumsgeschichte. Kohlhammer, Stuttgart 2015.
11. www://docplayer.org/44991358-Dir-hat-vor-den-frauen-nicht-gegraut.html.
12. Homepage Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin (http://www.el-siglo-de-oro.de),
abgerufen am 9. Oktober 2016.
Diese Seite wurde zuletzt am 22. September 2021 um 11:12 Uhr bearbeitet.
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