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Darmgrippe

Noroviren – Mit Nanobodies zu einer


wirksamen Therapie
09.08.2016 | Redakteur: Dr. Ilka Ottleben

Noroviren lösen weltweit die meisten Fälle von Darmgrippe aus, doch es fehlt nach
wie vor an gezielten Therapien gegen die Erreger. Grant Hansman aus dem DKFZ
ist es gelungen, sogenannte Nanobodies herzustellen, die Noroviren in der
Kulturschale zerstören können. Das BMBF stellt nun 1.164.000 Euro zur Verfügung,
um die Nanobodies zu einer wirksamen Therapie gegen Noroviren
weiterzuentwickeln.

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DKFZ Deutsches Krebs- forschungszentrum Heidelberg
Max-Planck-Institut für für biophysikalische Chemie Karl-Friedrich-Bonhoeffer-Inst
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH
Elektrone
nmikroskopische Aufnahme eines Norovirus-ähnlichen Partikels (VLP) sowie die Darstellung
eines Nanobodys. Nano-85 bindet an Norovirus-VLPs und zerlegt sie in ihre Einzelteile.
(Bild: © Dr. Grant Hansman, DKFZ)
Heidelberg – Die Infektion mit den hochansteckenden Noroviren ist zwar
normalerweise nicht tödlich, kann aber zu teilweise schweren Symptomen wie
Durchfall und Erbrechen führen. Die Behandlung beschränkt sich derzeit darauf,
den Patienten mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. „Weil so viele
verschiedene Noroviren-Stämme existieren, die sich ständig verändern, ist es
äußerst schwierig, eine Impfung oder eine wirksame Therapie zu entwickeln", sagt
Grant Hansman, Virologe und Leiter der CHS-Nachwuchsgruppe Noroviren am
Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Universität Heidelberg. Die
Gruppe wird durch die C.H.S.-Stiftung gefördert.

Nanobodies – Miniatur-Antikörper zerstören Noroviren


Hansman hat mit seiner Arbeitsgruppe so genannte Nanobodies entwickelt – eine
Art Miniatur-Antikörper – die an Norovirus-ähnliche Partikel (VLPs) binden und
diese zerstören können. Nanobodies erkennen und binden ähnlich wie Antikörper
ein bestimmtes Antigen.

Nun konnte Grant Hansman vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) im Rahmen des Förderprogrammes „Validierung des technologischen und
gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung" Mittel in
Höhe von 1.164.000 Euro einwerben. Damit will er die Nanobodies zu einer
Therapie gegen Noroviren weiterentwickeln und auch für diagnostische Zwecke
erproben. Hansman plant, sowohl die bereits vorhandenen Nanobodies zu
optimieren als auch neue Miniatur-Antikörper zu entwickeln.

Die Achillesferse der Noroviren


Nanobodies sind viel kleiner, stabiler und wesentlich einfacher und kostengünstiger
herzustellen als herkömmliche Antikörper. Besonders interessant ist für Hansman
einer seiner Nanobodies, der zahlreiche verschiedene Norovirus-Stämme erkennt.
Er bindet an eine Region des Virus, die bei allen Stämmen fast identisch ist. Somit
scheint sie in dieser Form für den Erreger unverzichtbar zu sein. Daher halten es
die Wissenschaftler für unwahrscheinlich, dass sich Resistenzen entwickeln. Diese
Region könnte die „Achillesferse" der Noroviren und damit ein ideales Ziel für die
Entwicklung antiviraler Mittel sein.

Weltweit jährlich über 1,5 Milliarden Norovirus-Infektionen


Weltweit werden jährlich über 1,5 Milliarden Norovirus-Infektionen und über
200.000 Todesfälle gezählt, vor allem in Entwicklungsländern. Noroviren sind auch
in Deutschland die am häufigsten gemeldeten Erreger von Magen-Darm
Infektionen, mit einer durchschnittlichen Fallzahl von 113.335 Fällen pro Jahr,
wobei die Dunkelziffer geschätzt fünf bis zehn Mal höher liegt. Die Übertragung
erfolgt von Mensch zu Mensch, durch kontaminierte Lebensmittel oder Kontakt zu
verunreinigten Oberflächen. Noroviren sind hoch infektiös und schon weniger als
100 Viruspartikel reichen für eine erfolgreiche Infektion aus.

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