Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Themen 2004
H2O
STROM
H2 BZ MOBILITÄT
WÄRME
H2
Wasserstoff und
Brennstoffzellen –
Energieforschung
im Verbund
FVS ForschungsVerbund
Sonnenenergie
Wasserstoff und
Brennstoffzellen –
Energieforschung
im Verbund
Jahrestagung des
ForschungsVerbunds Sonnenenergie
25. - 26. 11. 2004 in Berlin
2
a_inhalt_end.qxd 13.04.2005 10:42 Uhr Seite 3
175 Impressum 3
a_inhalt_end.qxd 13.04.2005 10:42 Uhr Seite 4
Das Thema Wasserstoff als Energieträger ist Zur Zeit wird unter der Federführung des
nicht neu. Im Rahmen der Energieforschung BMWA gemeinsam mit anderen Ressorts das
wurden Projekte zur Entwicklung der Wasser- neue Energieforschungsprogramm „Innovation
stofftechnologien bereits seit nahezu 30 Jahren und neue Energietechnologien“ der Bundes-
verfolgt. Die Bundesregierung hat bis weit in regierung vorbereitet.
die 90er Jahre, lange vor den ehrgeizigen Maß- Für den in die Zuständigkeit des BMWA fallen-
nahmen zur Entwicklung der Brennstoffzelle, den Teil wird die „Brennstoffzelle“ neben den
4 erhebliche Mittel in Forschung, Entwicklung Themen „Neue Kraftwerkstechnologien“
a_inhalt_end.qxd 13.04.2005 10:42 Uhr Seite 5
und „Energieoptimiertes Bauen“ eine der Auf die Notwendigkeit der internationalen Ko-
drei wesentlichen Säulen dieses neuen Energie- operationen habe ich hingewiesen. Auf nationa-
forschungsprogramms sein. Zum Thema ler Ebene scheint mir die Zusammenarbeit, vor
Wasserstoff hat das BMWA 2003 einen Arbeits- allem in Zeiten begrenzter Ressourcen, noch
kreis gegründet, der ein Strategiepapier zum bedeutender. Denn nur durch die intensive
Forschungsbedarf ausgearbeitet hat. Einige Kooperation der Fachleute kann eine kritische
von Ihnen haben an dieser Ausarbeitung kräftig Masse für eine erfolgreiche technologische
mitgewirkt. Für dieses Engagement möchte Entwicklung erreicht werden.
ich mich ganz herzlich bedanken.
Wenn ich mir das Programm und den Teilneh-
Das Programm steht kurz vor der Veröffent- merkreis dieser Veranstaltung ansehe, dann
lichung. Wir werden die Empfehlungen des freut es mich zu beobachten, dass dies zum
Programms bei den künftigen Fördermaß- Thema Wasserstoff und Brennstoffzellen bereits
nahmen berücksichtigen. zutrifft. In diesem Sinne wünsche ich den Orga-
nisatoren und natürlich den Teilnehmern eine
Forschung und Entwicklung werden zuneh- erfolgreiche, von kritischer und konstruktiver
mend komplexer, und in einer globalisierten Diskussion geprägte Veranstaltung.
Welt kann ein einziges Land die enormen
Herausforderungen der Zukunft nicht alleine
schultern. Es bedarf der internationalen Koope- Berlin, 25. November 2004
ration. Dabei gibt es zur Zeit drei verschiedene
Ansatzpunkte: Das BMWA hat die Initiative der
amerikanischen Regierung zur Gründung der
Internationalen Partnerschaft für die Wasserstoff-
Wirtschaft (IPHE) mit großem Interesse aufge-
nommen. Im Herbst 2003 wurde in Washington Hartmut Schneider
die Gründungsurkunde der IPHE von Herrn BMWA
Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch Abteilung Energie
(BMWA) mit unterzeichnet. Zwischenzeitlich
wurden die Arbeiten mit intensiver Beteiligung
deutscher Firmen und Forschungseinrichtun-
gen aufgenommen.
Wasserstoff und
Brennstoffzellen
Stand der Entwicklungen
im Überblick
• Internationale Entwicklungen
der Wasserstofftechnologie
• Regenerativer Wasserstoff –
Erzeugung, Nutzung und
Syntheserohstoff
• Wasserstoffnutzung – Ökobilanzen,
Kosten und Endenergiestrukturen
7
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 8
Wasserstoff und
Brennstoffzellen im FVS Im DLR kamen auch Fragestellungen aus Welt- Abbildung 1
raumanwendungen (autonome Versorgung zeigt ein Solarkraft-
Neben dem DLR haben auch andere Mitglie- von Weltraumplattformen) hinzu, während das werk in Kalifornien,
der des FVS auf dem Gebiet solaren Wasser- Forschungszentrum Jülich vor allem seine beim das heute auf thermi-
stoffs gearbeitet, zum Beispiel das Forschungs- Hochtemperatur-Reaktor erworbene Kompetenz schem Wege Strom
zentrum Jülich, wo Solarzellen auf dem Dach für Hochtemperaturwerkstoffe nutzen konnte. produziert. In Zukunft
der Bibliothek den Strom für einen selbst ent- könnten solche Kraft-
wickelten Elektrolyseur liefern. Für das ZSW • Die sich für Brennstoffzellen-Entwicklung en- werke auch Elektro-
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff- gagierenden Forschungsinstitute des FVS lösten lyse-Wasserstoff
Forschung war die HYSOLAR -Kooperation von sich dabei ein Stück von der solaren Mission, bereitstellen. In den
DLR und der Universität Stuttgart eine der Grün- denn die jetzt zu entwickelnden Systeme müssen 70er Jahren stellte
dungswurzeln und das Fraunhofer ISE • Institut sich zunächst in der „Erdgas-Welt” von heute man sich solche
für Solare Energiesysteme in Freiburg hat früh- bewähren. Eine Entwicklung ist dabei die Hoch- Anlagen als Photo-
zeitig kleine, dezentrale Solar-Wasserstoffsys- temperatur - Brennstoffzelle, weil sie eine mehr voltaikkraftwerke vor,
teme entwickelt, z. B. für das berühmte erste oder weniger interne Reformierung des Brenn- deren Strom teilweise
energieautarke Haus in Freiburg. gases erlaubt, um den am Elektrolyten erfor- unmittelbar zur Her-
derlichen Wasserstoff bereit zu stellen. Dabei stellung von Silizium
In den frühen 90er Jahren wurde deutlich, wandten sich DLR und FZ Jülich der SOFC 1 und Solarzellen ge-
dass Brennstoffzellen auf Grund fortgeschritte- zu, während das ZSW an Problemen der nutzt werden könnte.
ner Werkstoffwissenschaften, Fertigungs- und MCFC 2 arbeitete.
Verfahrenstechniken eine neue Chance zum
Erfolg bieten. Daraufhin haben sich mehrere Parallel dazu nahmen die Mitglieder des FVS
Mitgliedsinstitute, auch das ISET • Institut für die Entwicklung der Membran-Brennstoffzellen
Solare Energieversorgungstechniken in Kassel, auf, die – mit Wasserstoff oder direkt mit Me-
den neuen Herausforderungen zugewandt. thanol betrieben – eine externe Bereitstellung
Dabei wurde im FZ Jülich und beim DLR an die dieser Brennstoffe erfordern. Dabei zielt die
erworbene hohe Kompetenz für Elektrochemie Entwicklungsstrategie der Forschungsgruppen
angeknüpft, denn eine Brennstoffzelle ist schließ- nicht primär auf den Fahrzeugantrieb, wie ihn
lich im Grundsatz eine umgekehrte Elektrolyse. die großen Konzerne der Automobilindustrie
mit hohem Aufwand anstreben, sondern eher
auf kleinere dezentrale Anwendungen oder gar
1 SOFC = Solid Oxid Fuel Cell eine Mikroenergietechnik, die den Ersatz von
2 MCFC = Molten Carbonate Fuel Cell Batterien in Notebooks und Kameras erlaubt. 9
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 10
Ein wichtiges Thema des ForschungsVerbundes Allerdings geht es heute nicht allein um Klima-
Sonnenenergie ist auch die systemtechnische schutz, sondern auch um die Versorgung mit
Herausforderung, Brennstoffzellen ebenso Kraftstoffen für den Verkehr. Schon seit den
wie Photovoltaik- und Windanlagen so ins 70er Jahren waren Energieforschung und ener-
elektrische Versorgungsnetz einzubinden, dass gietechnische Innovationen auch von der Er-
Versorgungssicherheit und Frequenzstabilität wartung bestimmt, insbesondere Erdöl werde
gewährleistet sind. Hier liegt insbesondere eine über die nächsten Jahrzehnte knapp und sehr
Stärke des ISET sowie des Fraunhofer ISE. teuer werden. Hier standen sich stets – und
auch heute wieder – unterschiedliche Einschät-
zungen gegenüber. Global tätige Ölfirmen
weisen gerne darauf hin, dass Öl reichlich vor-
Wasserstoff-Energiepolitik
handen sei und die immer wieder genannten
und Klimaschutz 30 Jahre Reichweite der Vorräte lediglich eine
Folge marktbedingt beschränkter Aufwen-
Heute ist Wasserstoff wieder ein politisches dungen für Prospektion und Exploration seien.
Thema, und zwar auf der globalen Agenda von Selbst die Preisanstiege dieses Herbstes werden
Staatspräsidenten. Das überraschte in Deutsch- nicht so dramatisch interpretiert, wie dies eine
land; denn hierzulande galt das Thema in Poli- andere Gruppe von Fachleuten tut, nämlich als
tik und Forschung nicht als aktuell. Nach den klares Zeichen, dass Ölförderung schon recht
Erfahrungen mit dem Projekt HYSOLAR und dem bald zurückgehen werde. Diese Gruppe ver-
Großprojekt Solar-Wasserstoff-Bayern schien den weist zusätzlich auf die steigenden Bedürfnisse
Unternehmen und auch den solar engagierten insbesondere in Ostasien, die den Ölmarkt
Politikern die Angelegenheit genügend klar: weiter anspannen und die Preise ansteigen
wenn man wegen des notwendigen Klimaschut- lassen müssten. Beim Thema Wasserstoff geht
zes Wasserstoff mittels erneuerbarer Energien es allerdings nicht um den Ersatz der Primär-
gewinnen will, muss man warten, bis diese energiequelle Erdöl, sondern um den Ersatz der
erneuerbaren Energien entsprechend kosten- Sekundärenergieträger Benzin, Diesel und Ke-
günstig sind. rosin, von denen der Verkehr abhängt (Abb. 2).
Abbildung 2 Biomasse
Primärenergiequellen Fermentation Wind
Gas
für Fahrzeugkraft- Gaserzeugung Photovoltaik,
stoffe: links die Methanol FTD Solarthermische
Ethanol Kraftwerke
konventionellen Wege BIO-Diesel
Reforming
vom Rohöl zu Benzin POX
Elektrolyse
und Diesel, halbrechts
GTL DNG
die erneuerbaren Ener-
ÖL Kohle
gien als Stromliferan- CNG Wasser- (mit CO2 -
ten für Elektrolyse- Benzin stoff Abtrennung)
GTL = Gas-to-Liquid Kraftstoffe sind eine Alternative zu Rohöl und werden aus Erdgas hergestellt.
DNG = Debutanisiertes Erdgas
CNG = Druckerdgas
POX = Reformierung mit einem partiellen Oxidationsverfahren
10
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 11
Mit dieser Positionierung weist der Forschungs- und erst recht in Deutschland ein prioritäres
Verbund Sonnenenergie klar auf die Bedeutung Anliegen, das man anders als in den USA mittels
der erneuerbaren Energien als Energiequellen Einsparungen, erneuerbaren Energien und
und auf die Bedeutung von Brennstoffzellen als Kyoto-Instrumenten verfolgt, die die Volkswirt-
effiziente Wandler hin. schaften aktuell finanziell belasten, auch wenn
später Klimafolgekosten global vermindert wer-
den. Allerdings gilt für die europäische Fahr-
Internationale Perspektiven zeug-Industrie dasselbe wie für die japanische:
auch europäische Hersteller müssen sich auf
Niemand sollte bei der Nachahmung von Politi- dem US-Markt durchsetzen, also Fahrzeuge
ken anderer Länder übersehen, dass nicht über- mit Elektro- oder Wasserstoff-Antrieb anbieten.
all ein klarer Beitrag zum Klimaschutz im Vor-
dergrund steht und dass andere wirtschaftsstarke Vor diesem Hintergrund ist es richtig, dass
Staaten der Erde den Wasserstoff eher als Pro- Europa der Entwicklung der Brennstoffzellen-
dukt von Kernreaktoren sehen als von Sonnen- technik hohe Priorität einräumt und auch
energie. die Schlüsselfragen der Wasserstofftechnik in
Forschungs- und Entwicklungsprogrammen
Insbesondere die USA setzen auch langfristig aufgreift. Dabei kommt der Speicherfrage
auf ihre heimischen Kohlevorräte und haben besondere Bedeutung bei, denn klar und
jedenfalls im Moment keine besonderen Akzep- provokativ formuliert:
tanzprobleme mit der Kernenergie. Die USA
streben nicht in erster Linie Klimaschutz an, Mit elektrischem Strom kann man fast alles
sondern wollen kontinentale Versorgungsunab- auch direkt machen, sauber und rückstandsfrei.
hängigkeit. Fossil und nuklear erzeugter Wasser- Wasserstoff wird nur benötigt, soweit er trotz
stoff soll diese Versorgungssicherheit insbeson- der Umwandlungsverluste bessere Speicherung
dere für den Verkehrssektor garantieren und bietet, wie sie insbesondere im Verkehr, aber
die Kraftstoffpreise niedrig halten. Für Präsident auch bei Kleingeräten sehr wünschenswert
Bush ist Wasserstoff kein Mittel zum Klimaschutz, wäre. Der Verbraucher möchte in einer erdöl-
sondern ein Mittel zur Autarkie, verbunden freien Zukunft sicher nicht den Beschränkungen
mit dem industriepolitischen Ziel, die von der in Reichweite eines Fahrzeugs oder Nutzungs-
Brennstoffzelle erwarteten Innovationen als dauer eines elektronischen Kleingerätes ausge-
Marktführer zu beherrschen. setzt sein, die wir von den elektrischen Batterien
kennen. Allerdings: wird er die Vorteile von
Japan verfügt über keine nennenswerten fossi- Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lösungen mit den
len Energiequellen. Daher zieht es alle Versor- Mehrkosten abwägen. Auch die neuen Lösun-
gungsoptionen in Betracht, wobei die Diver- gen müssen also preiswert sein.
sifikation der Bezugsquellen als Element der
Absicherung gesehen wird. Da Akzeptanzpro-
bleme der Kernenergie nicht als entscheidend Das Wasserstoffsystem
betrachtet werden, könnte Wasserstoff aus und seine Forschungs- und
Kernkraftwerken gewonnen werden. Zudem
braucht Japans Fahrzeug-Industrie den US-
Entwicklungsthemen
Markt, muss also die dort verlangten Lösungen
wettbewerbsfähig anbieten können. Wie den Im Folgenden seien einige wesentliche Zusam-
USA dürfte es auch Japan um die Führung bei menhänge anhand von Systembildern erläutert.
Brennstoffzellen als innovatives Schlüsselpro-
dukt der Zukunft gehen. Wer Wasserstoff einsetzen will, muss ihn zu-
nächst erzeugen. Wer dies in so großem Maß-
In Europa gibt es nicht genug Kohle, um den stab tun will, dass der Verkehrssektor versorgt
Strom und den Kraftstoffmarkt zu bedienen. werden kann, muss letztlich Wasser spalten,
Außerdem ist man über Kernenergie sehr kontro- denn die Alternative Erdgas ist ebenso wenig
12 verser Auffassung. Klimaschutz ist auf EU-Ebene nachhaltig wie das schwindende Öl und die
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 13
Wasserstoff-Erzeugung
Abbildung 3
Nachhaltigkeitsprobleme CO2 radioaktive Abfälle keine Probleme zeigt, wie Wasserstoff
durch Einsatz verschie-
dener Primärenergie-
quellen aus seinen
Primärenergien zur fossile nukleare solare (incl. Wind, Erdwärme etc.)
Stromerzeugung natürlichen Verbindun-
gen gewonnen werden
kann. Dabei sind die
fossilen H2-Quellen wie
Strom
Erdgas und Erdöl (links)
und Biomasse (rechts)
nur beschränkt verfüg-
H2 -Quellen Erdgas, Erdöl Wasser Biomasse bar. In der obersten
Zeile ist vermerkt,
Methanhydrate Abfälle Energiepflanzen
Reformierung Elektrolyse chemische/thermische Umwandlung welche ökologischen
Nachhaltigkeits-
probleme diese Ener-
giequelle haben.
Wasserstoff
Photovoltaik
Abbildung 4
zeigt, wie erneuerbar lokales, autarkes elektrisches Netz Verbraucher
Wind
erzeugter Strom im
Bedarfsfall über einen
Elektrolyseur als
Wasserstoff gespei-
Wasser
chert und über eine Elektrolyse Brennstoffzelle
Brennstoffzelle ins Strom-
Netz zurückgespeist kurzzeitspeicher
Wasserstoff-
druckspeicher
Diskutiert wird auch die Vorstellung von Elek- nehmen müssen, dass der Wasserstoff mittels
trolyse-Brennstoffzellen-Systemen im Netzma- erneuerbaren Stroms gewonnen wird. Dann
nagement. Ein solches Wasserstoffsystem muss nämlich wird man auf jeden Fall mit direktem
aber mit anderen Lösungen, z. B. Pumpspeichern Stromeinsatz besser fahren (Abb. 5).
oder Druckluftspeichern (CAES) konkurrieren,
wobei Kosten und Wirkungsgrade entscheiden Brennstoffzellen müssen allerdings nicht auf
werden. Andererseits muss darauf hingewiesen eine energiewirtschaftliche Wasserstoffversor-
werden, dass solche Zwischenspeicher vorteil- gung warten; sie sind insbesondere in den
hafterweise beide Produktgase der Elektrolyse, Hochtemperaturversionen SOFC und MCFC
also Wasserstoff und Sauerstoff, am selben Ort auch mit Erdgas zu betreiben, ohne externe
speichern. Über Brennstoffzellen (oder Gastur- Reformer vorzuschalten. Deshalb entwickeln wir
binen und Motoren) werden sie dann wieder in im ForschungsVerbund Sonnenenergie Hoch-
Strom zurück verwandelt. Solche Systeme bieten temperatur-Brennstoffzellen mit großem Auf-
aber quantitativ nichts Wesentliches für weiter- wand. Sie versprechen gute Wirkungsgrade
gehende Verwendungen, wie etwa im Verkehr, auf Erdgasbasis und werden noch effizienter,
an. Sollte man allerdings für die Kraftstoffversor- wenn sie eines Tages mit Wasserstoff betrie-
gung des Verkehrs in ganz anderen Dimensio- ben werden.
nen Wasserstoff über Elektrolyse herstellen müs-
sen, wäre die Netzstabilisierungsfunktion ein Membran-Brennstoffzellen niederer Betriebs-
eleganter Nebeneffekt für einen entsprechend temperatur müssen in der Erdgaswelt zunächst
geregelten Elektrolyseurbetrieb (Abb. 4). Reformer vorschalten, um dann den so erzeug-
ten Wasserstoff nutzen zu können. Für den
Auch die Vorstellung von wasserstoffversorgten Klimaschutz kann dies gleichwohl ein Vorteil
Brennstoffzellen in unseren Kellern zur Heizung sein, wenn ein hoher Brennstoffzellen-Wirkungs-
der Wohnräume zur Warmwasserversorgung grad die vorausgehenden Umwandlungsver-
14 muss kritisch diskutiert werden, wenn wir an- luste überkompensiert.
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 15
~ h = 97 % / 1000 km
70 €/kW / 1000 km
= Gesamtwirkungsgrad: 95,8 %
Kosten: 1690 € /kW
Abbildung 5
zeigt am Beispiel
2
HGÜ = Hochspannungs Gleichstrom Übertragung
Und in Kleingeräten dürften sich die schon Wenn die so skizzierte Entwicklungs- und
erwähnten ersten Märkte aus dem großen Nut- Markteinführungsstrategie zunächst auf Erdgas-
zungsvorteil solcher Systeme ergeben. Deshalb basis gelingt, ist nicht nur eine Brücke in die
entwickeln wir im ForschungsVerbund Sonnen- Zukunft geschlagen, in der Wasserstoff dann
energie auch diese Brennstoffzellentypen mit eine größere infrastrukturelle Rolle spielen
Nachdruck und kümmern uns um die Technolo- könnte; vielmehr wäre dies ein Innovations-
gien einer entsprechenden Wasserstoffbereit- schritt von größter Tragweite für den Fahr-
stellung. zeug- und Motorenbau.
15
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 16
kWh / m2
0 50 100 150 200 250 300
Bestand
Wärmeschutz- -25%
verordnung 1995
Energieeinspar-
Abbildung 2
-25%
verordnung 2002 Energiebedarf von
Wohngebäuden:
Niedrigenergiehaus
2002
Endenergie in kWh/m2
(Quelle: Fraunhofer ISE)
Raumwärme
3-Liter Haus
Warmwasser
Haustechnikstrom
Solar-Passivhaus
Haushaltsstrom
SOFC
Abbildung 3
Erdgas
Biogas Thermisch inte- 800 °C Grundlegende
grierter Reformer bis 1000 °C
Zusammenhänge
Schwefel-
entfernung
verschiedener Brenn-
MCFC
Thermisch inte- 650 °C
stoffzellentypen und
500 °C Konversion zu grierter Reformer der erforderlichen
bis 800 °C H2 and Co2
Gasprozesstechnik
300 °C Konversion zu PAFC 200 °C (Quelle: ZSW) [1]
bis 500 °C H2 and Co2 CO < 5 %
Steigende
selektive CO PEMFC 80 °C
Komplexität des Oxidation CO < 10 ppm
Gasprozessors
17
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 18
9 % CO 3 % CO
Abbildung 4
Systemstruktur und
a) Reformer-Erwärmung
Schnittstellen eines Restgas
b) Kat-Brenner (therm. Nutzung)
Niedertemperatur-
Brennstoffzellensy-
stems einschließlich
Gasprozessor
(Quelle: ZSW)
Shiftreaktor NT CO-Feinreinigung PEM-Brennstoff- Wärme
zelle
H2 , CO2
elektrische
< Energie
0,5 % CO Luft (O2) 0,005 % CO
Großkraftwerke
Wind SOT PV Wasser Kohle Gas-KW
Abbildung 5
Vernetzungsoptionen
Übertragungsnetz
auf Strom- und Gas-
ebene mit zentralen
Kraftwerken und Verteilungsnetz
dezentralen Einheiten
wie Brennstoffzellen Nieder-
spannungs-
(BZ) und anderen netze
Kraft-Wärme-Kopp-
lungsaggregaten
(Motor-Generatoren, Reformer BZ BZ Reformer BZ BZ BZ 60 % Reformer BZ µT Stirling
Motor-
Gen. µT Stirling
Motor-
Gen.
(Quelle: ISET)
Erdgasnetz Biogasnetz Synthetische
Kraftstoffe
h = Wirkungsgrad / SOT = Solarthermische Kraftwerke
18
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 19
40000
Wärme geführt:
35000
Primärenergieverbrauch (kWh/a)
Brennwertkessel+Strombezug
30000
SOFC (1 kW, 29,5 %)
überregional regional
Energiebörse
Energiehandel Netzleitstelle
(Trading)
EMS
Abbildung 7 Anlagen
Mögliche zukünftige
Betreiber virtueller KW
Kommunikations- EMS EMS EMS EMS EMS
und Handelsstruk-
turen im Bereich
elektrischer Energie
dezentral
(Quelle: RWEnet, EUS) Netzleitstelle dezentrale Erzeuger
Lastmanagement
Anlagen
Netzmanagement und
Energiehandel Photovoltaik
Literatur
[1] B.C.H. Steel, Natur 1999
22
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 23
Internationale Entwicklungen
der Wasserstofftechnologie
Warum Wasserstoff ? Motoren, Turbinen, Brennern und nicht zuletzt Dr. Hanns -Joachim
Brennstoffzellen in Dienstleistungen wie Mobili- Neef
Warum beschäftigen wir uns mit den Wasser- tät, Strom, Wärme umgewandelt wird. Wenn Projektträger Jülich
stofftechnologien? Sie versprechen uns sichere dazu noch der Wasserstoff umweltfreundlich h.j.neef@fz-juelich.de
Energieversorgung, Mobilität und andere Dienst- hergestellt wird – was das bedeutet, wird noch
leistungen, ökonomische Vorteile wie Techno- zu prüfen sein – haben wir Grund zur Freude: Dr. Neef ist Co Chair des
logieführerschaft, Wirtschaftswachstum, Arbeits- Die gesamte Kette von der Herstellung des IPHE (Implementation and
plätze sowie einen kräftigen Beitrag zum lokalen Wasserstoffs über die Speicherung und den Liason Commitee of the
und globalen Umweltschutz. All das wird oft Transport bis zum Endverbraucher ist aus glo- Intenational Partnership for
unter dem Begriff der Nachhaltigkeit zusammen- baler und lokaler Sicht eine ideale Option. the Hydrogen Economy)
gefasst.
Hinzu kommt, dass wir im Verkehrssektor stark
Deutschland hat sich schon früh mit Wasserstoff von importiertem Öl abhängig sind. Das ist bei
als Energieträger und Speichermedium beschäf- 50 $ pro Barrel (im Oktober 2004) nicht nur
tigt. Die elegante Option, Wasserstoff CO2-frei eine Frage der Kosten des Ölimports, sondern
herzustellen, diesen zu speichern und zu ver- noch mehr eine Frage der Versorgungssicherheit.
wenden, wo und wann der Verbraucher ihn be- Alle Länder, die langfristig nicht über eigenes
nötigt, war und bleibt verführerisch. Wasserstoff Öl verfügen, streben danach, den Verkehrssek-
eröffnet also räumliche und zeitliche Freiheits- tor unabhängig vom Öl zu machen. Das kann
grade, die die Elektrizität nicht so leicht bietet. durch den Einsatz von Wasserstoff erreicht wer-
den. Die sichere Energieversorgung ist wohl
Ein weiterer Grund ist die umweltfreundliche die Hauptmotivation für die USA, sich intensiv
Verwendung des Wasserstoffs, dort wo er in mit der Wasserstoffoption zu beschäftigen.
Wasserkraft Solarthermie
SOFC-Brennstoffzellen für
örtliche Versorgung der Windturbienen
Haushalte mit Warmwasser
und Wärme
Biomasse
Erdgas
23
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:40 Uhr Seite 24
entwicklungen für Die Barrieren sind die hohen Kosten der Kom- • Energieeinsparung, effiziente
eine nachhaltige ponenten einer Wasserstoffwirtschaft (zum Bei- Umwandlungs- und Endverbrauchs-
Entwicklung spiel der Brennstoffzellen), die hohen Kosten für techniken
eine Wasserstoffinfrastruktur, die von der Inter- • Erneuerbare Energien
nationalen Energieagentur auf 1 bis 5 Billionen $
geschätzt wurden. Auch Kundenorientierung • CO2 Abtrennung und -Speicherung
und Betriebszuverlässigkeit der Endprodukte
• Wasserstofftechnologien
wie zum Beispiel von Brennstoffzellen-BHKWs,
Abbildung 2 Hausversorgungsanlagen, Wasserstoffbussen • Fortschrittliche Übertragungs-
„Das magische und Personenkraftwagen müssen gewähr- und Verteilungstechnologien
für alle Energieträger
Dreieck der Nach- leistet sein.
haltigkeit”: Der Kreis • ... neue Ideen und Grundlagenforschung
versinnbildlicht die Die Ziele des magischen Dreiecks der Nachhal-
Verbindung der ein- tigkeit – Energieversorgungssicherheit, Wirt-
zelnen Nachhaltig- schaftlichkeit, Umweltschutz – sind nicht zu er-
keitskriterien. reichen, wenn wir so weitermachen wie bisher.
Die Wasserstofftechnologie steht dabei aller-
dings nicht an allererster Stelle. Stattdessen
müssen wir bei der Energieeffizienz anfangen.
Dann kommen die erneuerbaren Energien,
die CO2 -Abtrennung und -Speicherung, die
Ökonomie Wasserstofftechnologien, die fortschrittliche
wirtschaftliche Übertragungs- und Verteilungstechnologien für
Entwicklung
alle Energieträger, die fortschrittlichen Kernreak-
toren (eine Option, die für Deutschland zurzeit
nicht in Frage kommt) sowie die Fusion. Last
Nachhaltigkeit
but not least brauchen wir neue Ideen und
Grundlagenforschung, die die Energietechno-
logie beflügeln soll. Hier kommt unter anderen
Versorgungs- Ökologie der Helmholtzgemeinschaft und den Mitglie-
sicherheit Umweltschutz
dern des FVS eine Schlüsselfunktion zu.
1. erneuerbare Energien (und hier sowohl Pro 100 km verbraucht ein Auto etwa 1kg
direkt als auch über die Elektrolyse) Wasserstoff, dies entspricht etwa 10.000 Litern
2. Kernenergie gasförmigen Wasserstoffs. Deshalb stellt seine
3. fossile Energieträger mit Speicherung in kleinen, insbesondere mobilen
Abscheidung und Lagerung des Tanks ein Problem dar.
entstehenden CO2
Da auch die energetische Betrachtung eine
Natürlich würden wir alle gerne sehen, dass Rolle spielt, also die Frage, wie viel Energie wird
Wasserstoff mit Hilfe der erneuerbaren Energien gebraucht, um Wasserstoff zu komprimieren
in großen Mengen zu wettbewerbsfähigen Prei- oder zu verflüssigen, sind neue Verfahren der
sen in den Markt kommen würde. Aber es ist zu chemischen oder physikalischen Speicherung in
beachten, dass aus den erneuerbaren Energien Metallhydriden oder Nano-Strukturen die Hoff-
zuerst einmal Strom hergestellt wird. Diesen nungsträger für die Zukunft. Ein echter Durch-
Strom zu nutzen, muss die erste Aufgabe sein. bruch zu kommerziellen Produkten ist hier aber
Ihn in Wasserstoff umzuwandeln heißt, Investi- noch nicht gelungen, hier soll und kann die
tionen für die Elektrolyse zu tätigen und Ener- Grundlagenforschung, auch in internationaler
gieverluste in Kauf zu nehmen. Das wird man Zusammenarbeit, hilfreiche Beiträge leisten.
erst dann tun, wenn billiger Strom aus Erneuer-
baren zur Verfügung steht. Es wird also in allen
seriösen Szenarien angenommen, dass dies erst Brennstoffzellen
in einigen Jahrzehnten der Fall sein wird.
Die heute meist beachtete Technologie zur
Ähnlich sieht es aus mit der Technik der CO2- Nutzung des Wasserstoffs ist die Brennstoffzelle.
Abtrennung und seiner Speicherung in geologi-
schen Schichten. Auch hier wird es noch Jahr- Es gibt verschiedene Typen von Brennstoffzellen.
zehnte dauern, bis die Technik so weit entwickelt Allen Typen gemeinsam ist, dass sie elektroche-
ist und öffentliche Akzeptanz findet, dass sie in misch aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom und
großem Maßstab eingesetzt werden kann und Wärme produzieren. Dabei muss nicht allen
in den weltweiten Statistiken der CO2-Emissio- Typen der Brennstoffzelle Wasserstoff in reiner
nen und deren Vermeidung zu sehen ist. Form zugeführt werden. Die auf hohem Tempe-
Aus Szenarien des US-Department of Energy, raturniveau arbeitenden Zellen können den
des britischen Department of Trade and Indu- Wasserstoff quasi „in-situ“ aus wasserstoffhalti-
stry, des dänischen Forschungszentrums RIS∅ gen Energieträgern wie Erdgas, Methanol, Bio-
und vielen anderen Untersuchungen sieht man, gas, Kohlegas etc. herstellen. Die Abb. 4 zeigt,
dass die internationale Einschätzung über die wie die einzelnen Brennstoffzellentypen sich
Möglichkeiten der CO2 - freien Wasserstoffher- hinsichtlich einiger Komponenten und Betriebs-
stellung ziemlich einheitlich gesehen werden. daten unterscheiden. Eigentlich sollte man
Vom technischen Standpunkt aus gesehen ist unter dem Thema dieses Vortrags nur über die
natürlich die CO2 - freie Herstellung von Wasser- Brennstoffzellentypen sprechen, die nur mit
stoff aus Kernenergie mit Hilfe der Elektrolyse reinem Wasserstoff betrieben werden können,
heute schon möglich. Ob das wirtschaftlich denn nur sie sind ein integraler Teil der Wasser-
Sinn macht sei dahingestellt, da wir die Option stoffwirtschaft. Oder anders ausgedrückt: Was-
Kernenergie nicht im deutschen Portfolio haben. serstoff und Brennstoffzellen erschließen unab-
hängig voneinander energiewirtschaftliche und
Also wird der Option der Wasserstoffwirtschaft ökologische Vorteile. Sie lassen sich zu beson-
am besten geholfen, wenn die Erneuerbaren ders energieeffizienten Lösungen kombinieren.
ausreichend gefördert werden.
Weiterhin werden für die Wasserstoffanwen-
Die Speicherung von Wasserstoff ist ein wei- dung Verbrennungsmotoren, Brenner und Tur-
teres Feld der Forschung. Wasserstoff ist bei binen sowohl für den Verkehr zu Land, Wasser
Raumtemperatur gasförmig und beansprucht und Luft, als für stationäre Strom- und Wärme-
ein großes Volumen: erzeugung entwickelt. 25
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 26
Niedrigtemperatur-Brennstoffzellen Hochtemperatur-Brennstoffzellen
Leistungsbereiche Watt / Kilowatt Watt / Kilowatt Watt / Kilowatt Kilowatt Kilo- /Megawatt Kilo- /Megawatt
ECTOS
Reykjavik STEP
Perth
Hamburg
Amsterdam
London Stockholm Abbildung 5
Luxembourg Das CUTE-Projekt
Stuttgart
Barcelona
Porto
Madrid
• 27 Brennstoffzellen - Busse
• Betriebszeit zwei Jahre
• in 9 europäischen Städten
• 9 Wasserstoff-Tankstellen mit verschiedenen H2 - Versorgungssystemen
• weitere 6 Busse in den Projekten ECTOS (Reykjavik) und STEP (Perth), weitere 3 in Peking
• deutsche Standorte kofinanziert vom BMWA im Zukunfts-Investitions Programm
Und das ist nicht nur eine Frage für Island, son- Regierungen vertreten. Deutschland ist im
dern diese Frage stellt sich generell. Auch für Advisory Council mit 10 Vertretern bei 36 Mit-
die Schiffsflotte Islands soll Wasserstoff verwen- gliedern gut repräsentiert und leitet auch die
det werden. beiden wichtigsten Lenkungsgruppen. Es wurde
eine Roadmap erstellt, wie man von einer Wirt-
Island plant, seine gesamte Energieversorgung schaft auf Grundlage fossiler Brennstoffe in den
auf erneuerbare Energieträger umzustellen und nächsten 50 Jahren zu einer wasserstofforien-
Wasserstoff als Energieträger neben der Elek- tierten Wirtschaft gelangt.
trizität einzuführen. Wasserstoff soll mit Hilfe Was wir hier erkennen, ist der Übergang von
der Wasserkraft und der geothermischen Ener- der Forschungs-, Entwicklungs- und Demon-
gie über Elektrolyse hergestellt und für Fahrzeu- strationsphase zum Markt (siehe Abb. 6 u. 7).
ge und die Flotte verwendet werden. Island
hat deshalb Verträge mit anderen Regierungen In Abb. 7 werden die Kernpunkte der Roadmap
und mit der Industrie abgeschlossen, um herausgehoben. Die Entwicklung der Brenn-
dieses Ziel zu erreichen. stoffzelle und der Wasserstoffherstellung wird
zunächst getrennt betrachtet. Wasserstoff und
HTP Brennstoffzellen machen je für sich Sinn, zu-
Auf der Basis der europäischen Projekte aus den sammen sind sie jedoch eine starke Option für
laufenden und früheren Forschungsrahmen- eine wasserstofforientierte Wirtschaft.
programmen hat die Kommission im Januar
2004 die „Europäische Technologie-Plattform
für Wasserstoff und Brennstoffzellen (HTP)“ ins
Leben gerufen. In der Plattform sind sowohl
die Industrie und die Wissenschaft als auch die 27
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 28
Abbildung 6
Member States’ Advisory Council TP Secretariat
Europäische H2 /BZ Mirror Group (incl. Executive Group) Information Office
Technologieplattform IT Support
Platform Operations
New and on-going projects and initiatives (EC + MS national, regional and local)
General Assembly
(Bi-) annual Technology Platform Forum
Wasserstoff
F&E, Demonstration Markt
Abschlussbericht der
Hochrangigen Gruppe H2 aus Erdgas;
Globale Umwelt
Lokale Umwelt
Russian
Federation USA Canada Iceland
China IPHE
Chinas Ministerium für Wissenschaft und Tech- Die International Partnership for the Hydrogen
nologie (MOST) ist die treibende Kraft hinter Economy (IPHE) ist eine Initiative, die 2003 von
der Entwicklung und Markteinführung neuer den Vereinigten Staaten gestartet wurde. Die
Energietechnologien. Hier wird die Wasserstoff- Vision, die hinter der IPHE steht, ist dass bis 2020
technologie auch als eine mögliche Option Wasserstoff-Autos und die dazugehörende Infra-
betrachtet. Die Forschung wurde seit etwa struktur Realität geworden sind. Dafür müssen
1990 auf Elektrofahrzeuge und in der Folge die Kosten für die Wasserstoffherstellung und
auf Brennstoffzellen ausgeweitet. Das Budget, noch mehr für die Brennstoffzellenfertigung
das in China für Forschung, Entwicklung und dramatisch sinken. Neue Konzepte für die Was-
Demonstration für Wasserstoff und Brennstoff- serstoffspeicherung müssen gefunden und die
zellen zur Verfügung steht wird auf mehr als Hemmnisse in der Infrastruktur überwunden wer-
25 Millionen € pro Jahr geschätzt. Auch in den. An der IPHE beteiligen sich 15 Länder (da-
China werden Pläne für die Kommerzialisierung runter Deutschland) und die Europäische Union.
der Brennstoffzellen und der Wasserstofftech-
nologien formuliert. So werden zum Beispiel Fünf Themenkomplexe dienen der Definition
Brennstoffzellen-Busse entwickelt. gemeinsamer Aktivitäten. Dazu sollen im Jahr
2005 IPHE Workshops und Konferenzen stattfin-
den, um gemeinsame Forschungsprojekte zu
Internationale Kooperationen definieren:
31
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 32
IEA
Die IEA hat Mitte 2003 eine Hydrogen Co-
ordination Group (HCG) ins Leben gerufen,
um die IEA-spezifischen Wasserstoff-Aktivitäten
zu ordnen. Eine Veröffentlichung über die
Wasserstoff- und Brennstoffzellenprogramme
der IEA-Mitgliedsländer wird für Dezember
2004 erwartet.
Fazit
Internationale Zusammenarbeit ist für Deutsch-
land wichtig, vor allem bei Technologien, die
weltweit eingeführt werden sollen. Dabei müs-
sen wir uns selbst strategisch orientieren. Euro-
päisch geschieht das für Wasserstoff und Brenn-
stoffzellen durch die Technologieplattform und
das ERA-Net-Projekt, international durch die
IPHE und die IEA.
Diese internationalen Zusammenarbeiten er-
fordern gemeinsames Engagement der öffent-
lichen Hand, der Industrie und der Forschung.
Hierzu müssen wir uns in Deutschland aber
auch selbst organisieren und die interne Kom-
munikation und Koordination auf eine bessere
Basis stellen.
Regenerativer Wasserstoff –
Erzeugung, Nutzung und
Syntheserohstoff
Einleitung Regenerativer Wasserstoff Dr. Michael Specht
und Problemstellung ZSW
Ziel einer zukünftigen Energiewirtschaft ist michael.specht@zsw-bw.de
Für eine zukünftige Energiewirtschaft, die zu der rationelle Umgang mit Energie und ein Ver-
einem hohen Anteil auf Wasserstoff als Energie- sorgungssystem mit einem hohen Anteil erneu- Dr. Ulrich Zuberbühler
träger basiert, stellt sich die Frage nach dessen erbarer Energie und nicht der Wasserstoff per ZSW
regenerativer Bereitstellung. se. Wasserstoff ist also ein Mittel zum Zweck. ulrich.zuberbuehler@
Es bestehen aber Zweifel am Sinn einer Wasser- Für die Verwendung von Wasserstoff spricht zsw-bw.de
stoff-Energiewirtschaft. Gründe hierfür sind v.a. die Möglichkeit zur Energiespeicherung und die
die Verluste bei Verwendung von Elektrizität zur Nutzung als Sekundärenergieträger. Ein weite- Ursula Wittstadt
elektrolytischen Erzeugung des Wasserstoffs und rer Grund ist die effiziente Energiewandlung Fraunhofer ISE
bei dessen „Zurückverstromung“. Ein weiteres in Prozessen, die über Wasserstoff als Zwischen- ursula.wittstadt@
Argument gegen die Wasserstoff-Energiewirt- energieträger ablaufen. ise.fraunhofer.de
schaft sind die enormen Investitionen für den
Aufbau einer Infrastruktur zur Wasserstoff-Ver- Neben gasförmigem bzw. flüssigem Wasserstoff
teilung. Diese Bedenken sind nicht von der gibt es eine Vielzahl von chemischen Verbindun-
Hand zu weisen. Die resultierende Frage ist, ob gen, in denen Wasserstoff chemisch gebunden
dies einen Verzicht auf Wasserstoff als zukünfti- vorliegt und die als Energieträger verwendet
gen Energieträger bedeutet oder ob es Bereiche werden können. Dies gilt für viele regenerative
gibt, in denen die Einführung von Wasserstoff Energieträger, die sich bereits im Markt etabliert
ihre Berechtigung hat. Bereits heute besteht haben. Genannt seien hier beispielsweise das
eine „real existierende Wasserstoffwelt“ mit Bio-Ethanol (CH3CH2OH), Methan (CH4) aus
einem Wasserstoffbedarf, der ca. 2 % des Welt- Biogas und Pflanzenöle bzw. Pflanzenölmethyl-
primärenergieverbrauchs bzw. ca. 10 % des ester mit dem Hauptbestandteil Ölsäureme-
weltweiten Kraftstoffverbrauchs für den Verkehr thylester mit der Formel:
entspricht. Dieser Wasserstoff wird jedoch zum
CH3-(CH2)7-CH=CH-(CH2)7-CO-O-CH3
überwiegenden Teil aus fossilen Primärressour-
cen erzeugt und sowohl energetisch als auch aber auch Holz mit der angenäherten Zusam-
stofflich genutzt. mensetzung CH1.52O0.65. In all diesen Verbin-
dungen ist regenerativer Wasserstoff zu einem
Im Verlauf des vorliegenden Beitrags sollen hohen Anteil enthalten. Die Bezeichnung rege-
Bereiche identifiziert werden, in denen regene- nerativer Wasserstoff sollte folglich erweitert
rativ erzeugter Wasserstoff bzw. mögliche Fol- werden, um die verschiedenen wasserstoffhal-
geprodukte in der heute bestehenden Infrastruk- tigen Energieträger mit einzubeziehen, auch
tur genutzt werden können. Wenn es gelingt, wenn das in der öffentlichen Wahrnehmung
diese Potenziale auszuschöpfen, ist ein kurzfri- und selbst in Fachkreisen bisher nicht üblich ist.
stiger Einsatz möglich, der im Laufe von Jahr-
zehnten kontinuierlich ausgebaut werden kann,
ohne auf eine flächendeckende Infrastruktur Regenerative Ressourcen
für Wasserstoff angewiesen zu sein.
Zur nachhaltigen Erzeugung von Wasserstoff
bzw. wasserstoffreichen Verbindungen gehört
neben der Verwendung von Strom aus erneu-
erbaren Ressourcen also auch die Biomasse. 33
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 34
Im Jahre 2001 trug die Biomasse immerhin ca. Um aufzuzeigen, in welcher Bandbreite die
11 % (ca. 45 EJ) zum Weltprimärenergiever- Anzahl von Fahrzeugen liegt, die pro Flächen-
brauch (ca. 420 EJ) bei [1]. Dieser Anteil ist zwar einheit (erforderliche Fläche für den landwirt-
noch steigerbar, dürfte aber kaum auf mehr als schaftlichen Anbau oder für die solare Stromer-
das 2-3-fache des heutigen Wertes ansteigen. zeugung) versorgt werden können, seien
Die maximalen Substitutionspotenziale belaufen verschiedene Beispiele mit hohen und niedri-
sich bezogen auf den heutigen Primärenergie- gen Flächenerträgen bei unterschiedlichem
verbrauch auf ca. 8 % für Deutschland und ca. Energiebedarf für den Fahrantrieb dargestellt.
25 % weltweit. Werden Umwandlungsverluste Für die nachhaltige Versorgung mit Kraftstoff
berücksichtigt (maximal 60 % energetischer sind im Fall von Biodiesel beim heutigen Durch-
Wirkungsgrad für Wasserstoff aus Biomasse), schnittsverbrauch von 8 l Diesel pro 100 km
sinken diese Werte entsprechend. und durchschnittlicher Jahresfahrleistung von
12000 km/a fast 10.000 m2 pro Fahrzeug not-
Damit wird die Biomasse zukünftig zwar einen wendig. Bei optimierten Flächenerträgen, einer
erheblichen Anteil am Weltprimärenergiebedarf Gaserzeugung der Biomasse zur Erzeugung von
decken können, diese Ressourcen sind aber limi- Wasserstoff und dessen Verwendung in hochef-
tiert. Hierbei stellt sich zusätzlich die Frage des fizienten „3-Liter-Fahrzeugen“ kann der Flächen-
ökoeffizienten Einsatzes biogener Ressourcen, bedarf auf unter 1000 m2 pro Fahrzeug sinken.
was das folgende Beispiel verdeutlichen möge: Bezieht man zukünftige Möglichkeiten der pho-
Aus 6 t Holz lassen sich ca.1t Dieselkraftstoff tovoltaischen Stromerzeugung im Sonnengürtel
(bzw. Wasserstoff als Dieselkraftstoffäquivalent) der Erde mit anschließender elektrolytischer
über eine thermochemische Gaserzeugung her- Wasserstofferzeugung (z. B. als flüssig-H2 ) in
stellen. Würden diese 6 t Holz stationär im Wär- die energetischen Vergleichsbetrachtungen mit
memarkt eingesetzt, so ließen sich ca. 2t Heizöl ein, so ergäbe sich für ein „3-Liter-Fahrzeug“ ein
substituieren. In welchem Umfang die Biomasse Photovoltaik-Flächenbedarf von nur ca. 30 m2.
also zukünftig zur Wärme- und Stromerzeugung
oder zur Erzeugung von Sekundärenergieträ- Ohne sich bereits jetzt auf einen konkreten
gern wie Wasserstoff bzw. wasserstoffhaltigen Pfad festzulegen, soll dieses Zahlenbeispiel die
Verbindungen verwendet wird, hängt von Wei- langfristig angelegten Vorteile der „solaren“
chenstellungen ab, die sich neben der Vermei- Kraftstofferzeugung bzgl. des Flächenbedarfs
dung von Treibhausgasemissionen auch an gegenüber der „biogenen“ Kraftstofferzeugung
der Diversifizierung in den verschiedenen Ver- verdeutlichen. Weiterhin muss die Einführung
brauchssektoren (Wärme, Strom, Kraftstoff) „flächeneffizienter“ Kraftstoffe von „energieeffi-
orientieren müssen. zienten“ Fahrzeugantrieben begleitet werden.
(meist KOH), werden in der sauren Elektrolyse mit einer genau eingestellten Zusammensetzung
protonenleitende Polymer-Membranen einge- herzustellen für kohlenstoffhaltige Kraftstoffe
setzt (PEM-Elektrolyse). Die alkalische Elektroly- bzw. für die Herstellung reinen Wasserstoffs.
se wird bevorzugt zur Produktion großer Wasser- Die Arbeiten am Fraunhofer ISE konzenzentrie-
stoffmengen eingesetzt, während die PEM-Elek- ren sich auf die Speicherung von Energie über
trolyse ihre Anwendung im kleinen Leistungsbe- Wasserstoff als saisonales Speichermedium zur
reich (< 30 mN3/h) findet. Im Zusammenhang Versorgung von autarken Inselsystemen wie sie
mit regenerativen Energien ist hier der Vorteil z. B. in der Telekommunikation erforderlich sind.
des besseren Teillastverhaltens zu nennen.
Der AER-Prozess zur
Wasserstoff aus Biomasse Gaserzeugung aus Biomasse
Bei der Wasserstofferzeugung aus Biomasse Der AER-Prozess (Absorption Enhanced Refor-
ist zwischen den thermochemischen und den ming) wurde zur in situ-Konditionierung bei der
biologischen Konversionsverfahren zu unter- Gaserzeugung aus Biomasse entwickelt. Das bei
scheiden. Bei den thermochemischen Umwand- der thermochemischen Umwandlung von Bio-
lungsverfahren wird die Biomasse unter Luftab- masse entstehende gasförmige CO2 wird z. B.
schluss erhitzt (Pyrolyse) bzw. in Gegenwart von durch CaO absorbiert und als Feststoff (CaCO3)
einem Gas / Dampfgemisch (z. B. Luft, Sauer- gebunden, womit das chemische Gleichgewicht
stoff, Wasserdampf) in die Gasphase überführt. in Richtung H2 verschoben wird. Der AER-Prozess
In einem Folgeschritt wird das entstandene Gas kann durch die Kombination der Wasserdampf-
konditioniert und gereinigt. Aus dem erzeugten reformierung/-gaserzeugung in Gleichung 1
Produktgas kann z. B. durch eine Druckwech- (Glg. 1) mit der homogenen Wassergas-Shift-
seladsorptionsanlage Wasserstoff abgetrennt Reaktion (Glg. 2) und der Hochtemperatur CO2-
werden. Ein Sonderfall ist die hydrothermale Absorption (Glg. 3) zur Summenformel (Glg. 4)
Gaserzeugung, bei der unter hohem Druck zusammengefasst werden. Die bei der exother-
(bis über 300 bar unter superkritischen Bedin- men Absorption freigesetzte Energie steht direkt
gungen) Biomasse mit Wasser umgesetzt wird. der endothermen Gaserzeugung / Reformierung
zur Verfügung.
Im Gegensatz zu den thermochemischen
Konversionsverfahren laufen die biologischen
Verfahren in einem Temperaturbereich deutlich AER-Wasserdampfgaserzeugung aus Biomasse:
unterhalb von 100 °C ab. Bei der anaeroben Glg.1: CxHyOz + (x-z) H2O –> x CO + (2x+0.5y-z) H2 D HR » 0
Vergärung wird zunächst ein methanhaltiges
Biogas erzeugt, das in einer nachfolgenden + Shift-Reaktion:
Wasserdampf-Reformierung zu Wasserstoff um- Glg.2: x CO + x H2O –> x CO2 + x H2 D HR ‹ 0
gesetzt werden kann. Durch fermentative Ver-
fahren ist aus zucker- bzw. stärkehaltigen Pflan- + Hochtemperatur CO 2 Absorption:
zen Ethanol zugänglich, das sich analog durch Glg.3: x CaO + x CO2 –> x CaCO3 D HR « 0
Reformierung zu Wasserstoff konvertieren lässt.
= AER-Prozess:
Glg.4: CxHyOz + (2x-z) H2O + x CaO –> x CaCO3+ (2x-z+0.5y) H2 D HR ≈ 0
Forschungs- und D HR = Reaktionsenthalpie
Entwicklungsprojekte im FVS
zur Herstellung von
Die Reaktionen finden parallel in einem Reaktor
regenerativem Wasserstoff
bei 600 - 700 °C statt. Das zur CO2-Absorption
eingesetzte Calciumoxid wird als Calciumcar-
Schwerpunkt der Aktivitäten beim ZSW ist die bonat zusammen mit nicht vollständig umge-
Herstellung von Wasserstoff /Synthesegas aus setztem Kohlenstoff in einem separaten Prozess-
Biomasse über den Weg der thermochemischen schritt regeneriert und kann erneut zur CO2 -
Gaserzeugung mit dem Ziel, ein Synthesegas Absorption eingesetzt werden. 35
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 36
Synthesegas, H 2 Rauchgas, CO 2
CaCO 3
Wasserdampf Luft
H2 - reiches Synthesegas und CO2 (je nach Ver- Biomasse kann dies auf einem relativ niedrigen
fahrenstechnik in aufkonzentrierter Form bzw. Temperaturniveau von 600-700 °C erfolgen.
zusammen mit dem Abgas der Regenerierung) Dies ermöglicht auch den Einsatz von halmgut-
fallen als separate Gasströme in getrennten artigen Biomassen, welche wegen des hohen
Reaktoren an, was einen erheblichen Vorteil Mineralgehalts einen niedrigen Ascheschmelz-
gegenüber konventionellen Verfahren darstellt. punkt aufweisen.
Eine technische Realisierung des kontinuierli- Mit diesem Verfahren wurden Wasserstoffkon-
chen Prozesses kann in zwei gekoppelten Wir- zentrationen von über 70 Vol.% im trockenen
belschichtreaktoren erfolgen, wie es in Abb. 1 Produktgas erzeugt (Abb. 2) [3]. Dagegen lie-
skizziert ist. Im linken Reaktor wird die Biomasse gen die bisher bei der thermochemischen Gas-
unter Zugabe von Dampf und Absorptionsmit- erzeugung aus Biomasse erreichten H2-Konzen-
tel thermochemisch umgesetzt. Im Vergleich zu trationen bei allen bisher bekannten Prozessen
konventionellen Gaserzeugungsverfahren aus bei deutlich unter 50 Vol.%.
100 1000
Verbrennungs temperatur
80 800
Gaszusammensetzung [Vol.-%]
H2
Abbildung 2
Produktgaszusammen-
Temperatur [°C]
60 600
Gaserzeugungstemperatur
setzung bei der AER-
Gaserzeugung aus
Holz in zwei gekoppel- 40 400
ten Wirbelschichen
20 200
CH 4 CO 2
CO
0 0
4 6 8 10 12 14
36 Zeit [h]
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 37
In den letzten Jahren wurden verstärkt Techno- Im normalen Betrieb wird der Verbraucher –
logien zur Nutzung fossiler Ressourcen diskutiert, zum Beispiel eine Telekommunikationseinrich-
bei denen sich CO2 abtrennen und anschlie- tung (TE) – mit einer Dauerverbrauchsleistung
ßend – z. B. in Aquiferen – deponieren lässt. 100 - 300 W durch die Batterie (BAT) (48 V,
Die Nutzung fossiler Primärenergieträger wäre 19 kWh Speicherkapazität) mit Energie versorgt.
hierbei nicht durch klimaschädliche Emissionen Tagsüber erfolgt eine Nachladung der Batterie
belastet. Insbesondere haben diejenigen Ver- durch ein photovoltaisches Modul (PVM mit
fahren das höchste Entwicklungspotenzial, die 1.5 kW) mit nachgeschaltetem Laderegler (LR).
zunächst ein wasserstoffreiches Gas durch Gas- In Zeiten andauernder geringer Einstrahlung
erzeugung bzw. Reformierung herstellen, aus (Winter oder lang andauernde Schlechtwetter-
dem vor der Verbrennung CO2 abgetrennt wird. perioden) wird die Batterie nicht genug nachge-
Durch die Weiterentwicklung dieser Technolo- laden, so dass als zweite Energiequelle die Brenn-
gien, zu denen auch der AER-Prozess zählt, stoffzelle (BZ mit 300 W) zugeschaltet wird.
könnte die Wasserstoffherstellung aus fossilen Diese wird mit Wasserstoff aus dem Wasserstoff-
Ressourcen in einem neuen Licht erscheinen. speichersystem (HSS; Metallhydrid, 30 bar,
Kapazität 70 mN3) versorgt. Die Brennstoffzelle
Autonome Stromversorgungssysteme ist über einen Gleichspannungswandler (GW)
mit saisonaler Energiespeicherung an die Batterie und über den Gleichstromkreis
Ziel des in Abb. 3 dargestellten autonomen mit allen übrigen Komponenten verbunden.
Energieversorgungssystems ist, die netzferne
Stromversorgung (z. B. von Komponenten der Um vollständige Autonomie zu erreichen,
Telekommunikations-Infrastruktur) ohne Nach- wird der in den Sommermonaten anfallende
lieferung von Brennstoff sicherzustellen. Die Überschuss in der Stromproduktion durch die
tageszeitliche Speicherung erfolgt hierbei über Solarzellen im Elektrolyseur (ELY, 1 kWe, 30 bar)
eine Batterie, die saisonale Speicherung über in Wasserstoff umgesetzt. Dieser wird im Was-
die elektrolytische Wasserstofferzeugung. serstoffjahresspeicher saisonal gespeichert.
PVM
LR TE Telekommunikations-
einrichtung
Photovoltaik-Modul
mit Laderegler
Abbildung 3
Autonomes Energie-
EMS
versorgungssystem
BAT ELY mit saisonalem
Energiespeicher
Batteriespeicher
Energiemanagement-
system
Elektrolyseur
Brennstoffzelle
Energieflüsse, elektrisch und GW - Wandler
Wasserstoffspeichersystem
HSS
Wasserstoff
GW
H2
Signale,
Kommunikationswege
BZ 37
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 38
0 60
55
50
-2
45
Abbildung 4
systems an einem 30
typischen Sommertag
-6 25
20
15
-8
10
5
-10 0
00:00 00:400 08:00 12:00 16:00 20:00 24:00
Uhrzeit
Die Batterie dient als Kurzzeit- bzw. Tagesspei- Das entwickelte System ist unabhängig von der
cher. Das Energiemanagementsystem (EMS) Systemgröße und kann auch für größere Anla-
koordiniert Erzeuger und Verbraucher, über- gen – z. B. für die Dorfstromversorgung – adap-
wacht bzw. berechnet den Füllstand der Spei- tiert werden. Das Ausführungsbeispiel zur An-
cher und sorgt für eine verlässliche Stromver- wendung von solar erzeugtem Wasserstoff
sorgung. Die Stromversorgung ist für alle zeigt, dass Wasserstoff auch ohne eine Wasser-
Wetteranomalien durch eine entsprechende stoff-Infrastruktur sinnvoll im Zusammenhang
Dimensionierung der Komponenten gesichert. mit regenerativer Energie genutzt werden kann.
von 250 bis 280 °C unter Verwendung von Neben biomassestämmigen, CO-haltigen Syn-
Katalysatoren auf Cu/ZnO-Basis. Aus thermo- thesegasen können für die Methanol-, Methan-
dynamischen Gründen kann nur ein Teil des und die Fischer-Tropsch-Synthese auch CO-freie
eintretenden Synthesegases zu Methanol kon- Synthesegase verwendet werden. Dies eröffnet
vertiert werden. Das Syntheserestgas wird rezy- die Möglichkeit, kohlenstoffbasierte Kraftstoffe
kliert, um eine möglichst hohe Kohlenstoff- auch aus CO2 und H2 zu erzeugen. Alle heute
Konversion zu erzielen. Voraussetzung hierfür verwendeten, auf fossiler Basis hergestellten
ist eine genaue Einstellung der Zusammenset- Kraftstoffe sind prinzipiell auch auf regenerati-
zung des Synthesegases. Alternativ kann eine vem Wege aus Biomasse, aus erneuerbarer Elek-
Auslegung mit niedrigeren energetischen Wir- trizität bzw. deren Kombination zugänglich.
kungsgraden (bezogen auf Methanol) gewählt
werden, bei der das Syntheserestgas zur Co-
Generation von Strom verwendet wird. Schlussfolgerungen
Synthetische Benzin- und Dieselkraftstoffe Für eine zukünftig mögliche Energiewirtschaft,
können mittels Fischer-Tropsch-Synthese her- die auf regenerativem Wasserstoff basiert, lassen
gestellt werden. Die Reaktion findet bei Tem- sich folgenden Thesen formulieren:
peraturen von 200 - 300 °C bei einem Druck
bis 25 bar unter Verwendung von Eisen- und Was ist regenerativer Wasserstoff ?
Cobalt-basierten Katalysatoren statt. Die Pri- Regenerativer Wasserstoff ist ein aus erneuer-
märprodukte sind nicht nur die gewünschten barer Primärenergie erzeugter Sekundärenergie-
Kohlenwasserstoff-Fraktionen, sondern auch träger – und keine „Energiequelle“. Wasserstoff
langkettige Kohlenwasserstoffe (wachsreiches ist nur dann als Energieträger sinnvoll, wenn
„Syncrude"), die in einem weiteren Verfahrens- seine Erzeugung und Nutzung langfristig mit
schritt durch Zugabe von Wasserstoff in Kohlen- einer Einsparung klimarelevanter Emissionen
wasserstoffe der gewünschten Kettenlänge einhergeht. Wasserstoff ist ein Sekundärenergie-
umgewandelt werden müssen. Auch methan- träger unter verschiedenen weiteren Optionen
reiche Gase (SNG; Substitute Natural Gas) kön- (z. B. Alkohole, Kohlenwasserstoffe), die regene-
nen aus Synthesegas durch eine so genannte rativen Wasserstoff in chemisch gebundener
Methanisierung hergestellt werden. Form enthalten und bereits heute marktver-
fügbar sind.
Eine weitere Möglichkeit zur Herstellung von
Kohlenwasserstoffen ist der MTG-Prozess Woher kommt der regenerative Wasserstoff ?
(Methanol-to-Gasoline), bei dem Methanol an Biomasse ist zwar – verglichen mit anderen
Zeolith-Katalysatoren umgesetzt wird. Metha- regenerativen Quellen – relativ kostengünstig,
nol wird bei Temperaturen von 350 - 450 °C die Ressourcen sind aber limitiert und müssen
und geringem Überdruck von einigen Bar zu- sich der Konkurrenz der Wärme- und Stromer-
nächst zu Dimethylether konvertiert, der über zeugung stellen. Dieser Nutzungsweg kann
die Stufe der leichten Olefine schließlich zu mittelfristig (> 20 Jahre) für die Wasserstoffer-
Benzin-Fraktionen reagiert. zeugung erschlossen werden. Die Ressourcen
über „solare“ Wege sind im Gegensatz zur
Auch Wasserstoff selbst wird im Wesentlichen Nutzung von Biomasse „theoretisch unbe-
aus Synthesegas hergestellt. Über die Wassergas- grenzt“ verfügbar.
Shift-Reaktion wird der CO-Anteil im Synthese-
gas mit Wasserdampf in Wasserstoff und CO2 Was ist „CO2-freier“ Wasserstoff ?
umgewandelt und anschließend Wasserstoff Neben regenerativem Wasserstoff lässt sich
vom Restgas (CO2, Rest-CO, Wasserdampf, evtl. „CO2-freier“ Wasserstoff im Prinzip auch aus
N2, nicht umgesetzte Ausgangsstoffe) über eine fossilen Energieträgern herstellen, wenn bei
Druckwechseladsorption (PSA) abgetrennt. seiner Erzeugung das entstehende CO2 abge-
trennt und deponiert wird.
39
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 40
Wie wird erneuerbare Energie am besten optimale „Verzahnung“ mit dem heutigen
transportiert und in bestehende Energie- Energiesystem erschlossen werden, ohne auf
verteilungsstrukturen integriert ? eine großflächige Wasserstoff-Infrastruktur
Oberstes Ziel ist, die bestehende Infrastruktur angewiesen zu sein.
auch für erneuerbare Energien zu nutzen.
Dies gilt vor allem für die Energieverteilungs-
strukturen über das Stromnetz, Verteilungswege
für flüssige Kraftstoffe und das Erdgasnetz. Literatur
Steht regenerativ erzeugte Elektrizität zur Ver- [1] International Energy Agency:
fügung, so ist sowohl deren Transport wie auch „Key World Energy Statistics“,
deren direkte Nutzung einer Wasserstoffnut- Paris (2004)
zung vorzuziehen.
[2] M. Specht, U. Zuberbühler, A. Bandi,
Die kohlenstoffbasierten, flüssigen Kraftstoffe „Kraftstoffe aus erneuerbaren Ressourcen
verfügen über etablierte Vertriebswege, die - Potentiale, Herstellung, Perspektiven“,
indirekt auch für den Wasserstoff erschlossen Nova Acta Leopoldina NF 91, Nr. 339,
werden können („Erneuerbare Petrochemie“). S. 239 (2004)
Auch Methan ist ein exzellenter „Energie- und
Wasserstoffträger“. Wasserstoff kann als Zu- [3] T. Marquard-Möllenstedt, P. Sichler,
satzgas (einige Vol. % H2 in Erdgas) oder als M. Specht, M. Michel, R. Berger,
Austauschgas (z. B. synthetisches Methan aus K.R.G. Hein, E. Höftberger, R. Rauch,
H2/CO) über bestehende Gaspipelines ver- H. Hofbauer, „New Approach for Biomass
trieben werden. Gasification to Hydrogen“
Proceedings of the „2nd World Confe-
Wann kommt die Wasserstoffwirtschaft ? rence and Technology Exhibition on Bio-
Das Ziel einer zukünftigen Versorgung mit Wär- mass for Energy, Industry and Climate
me, Strom und Kraftstoff ist nicht in erster Linie Protection“, 10.-14.06.2004,
die Wasserstoffwirtschaft, sondern ein rationel- Rom, p. 764 (2004)
ler Umgang mit den Ressourcen und ein hoher
Anteil erneuerbarer Energie. Erst wenn diese [4] J. Benz, U. Wittstadt, B.Hacker, F. Isorna,
Voraussetzungen geschaffen sind, wird regene- A.M. Chaparro, L. Daza, „Autonomous
rativem Wasserstoff eine tragende Rolle zukom- PV-hybrid system with electrolyser and
men. Denn die Nutzung erneuerbarer Elektrizi- fuel cell: Operating experience“, Procee-
tät für die Wasserstoffherstellung ist teuer und dings des 14. Intern. Sonnenforum
erst dann sinnvoll, wenn 30 - 50 % der Stromer- EUROSUN 2004, 20.-23.06.2004,
zeugung aus regenerativen Quellen stammt Freiburg (2004)
(Zeithorizont > 50 Jahre).
Wasserstoffnutzung – Ökobilanzen,
Kosten und Endenergiestrukturen
thermische Kraftwerke sowie Antriebe. Für die- (kleine und mittelgroße Blockheizkraftwerke)
Dr. Christopher
sen bedeutenden Bereich müssen „lediglich“ bis mehreren MW (Heizkraftwerke) als Pilot-
Hebling
bewährte und ausgereifte Wasserstoff -Tech- und Demonstrationsanlagen und teilweise in
nologien so modifiziert werden, dass sie den (noch nicht wirtschaftlichen) Kleinserien verfüg- Fraunhofer ISE
christopher.hebling@
Anforderungen an eine möglichst effiziente, bar. Intensive Entwicklungen laufen insbeson-
ise.fraunhofer.de
schadstoffarme und sichere Energieumsetzung dere in der Automobilindustrie, um Brennstoff-
genügen. Dies ist in praktisch allen Fällen zellen als emissionsfreie Antriebsaggregate in
schon mehrfach demonstriert worden (Abb.1). Verbindung mit Elektromotoren für Fahrzeuge
serienreif zu machen.
Gegenüber der Verwendung von Kohlenwasser-
stoffen kann der Einsatz von Wasserstoff zur Mit der Nutzung der Brennstoffzelle kann die
Wärmebereitstellung durch zusätzliche Techno- Energiebereitstellung in Bereichen, die bisher
logien erweitert werden. Dies ist z. B. die kata- mit konventionellen Brenn- und Kraftstoffen
lytische Verbrennung. Wasserstoff oxidiert an eher aufwändig bzw. wenig effizient erschlossen
geeigneten Katalysatoroberflächen (z. B. Nickel) werden mussten, mit größerer Flexibilität und
bereits bei Umgebungstemperaturen, die im allgemeinen höherem Nutzungsgrad
eigentliche Umsetzung verläuft bei Temperatu- erfolgen. Dies sind:
ren unter 500 °C und weist deshalb praktisch
keine Stickstoffoxid-Emissionen auf. Prinzipiell • Die dezentrale Strom- (und Wärme-)
ist auch die reine H2 /O2 -Verbrennung von Bereitstellung in Leistungseinheiten von
Interesse, bei der direkt (d. h. ohne Wärme- einigen kW bis in den MW-Bereich hinein.
übertrager) Heißdampf entsteht, der unter Damit kann sowohl Ersatz von zentralen
Zumischung von weiterem Wasser konditioniert Kraftwerken einhergehen, wie auch eine
werden kann. Auch diese Technologie wurde bedeutende Ausweitung der effizienten
bereits demonstriert und ist für die Bereitstel- Kraft-Wärme-Kopplung erfolgen.
lung von Prozessdampf und zur Spitzenlast-
stromerzeugung geeignet. Die Kohlenstofffrei- • Die Einführung des Elektromotors im
heit von Wasserstoff erleichtert also im Bereich mobilen Bereich in Verbindung mit der
der etablierten direkten Wärmebereitstellung Brennstoffzelle. Diese Kombination ermög-
(und damit auch prinzipiell für daraus herge- licht sehr günstige Nutzungsgrade des
stellten Strom, z. B. in Gasturbinen und BHKW) Antriebs und mittels getrennter Stromerzeu-
generell eine Nutzung mit hoher Effizienz, ger eine größere Flexibilität hinsichtlich der
hoher Flexibilität und geringem bis vernach- wachsenden Anzahl stromverbrauchen
lässigbarem Schadstoffausstoß. der Funktionen in Fahrzeugen. 41
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 42
• Die Herstellung kleiner bis sehr kleiner darauf in unterschiedlichem Maße eingestellt.
Energiewandler als Hilfsenergieaggregate Die herkömmlichen Nutzungstechniken Flam-
und für portable Zwecke, die – zusammen menbrenner, Motor und Gasturbine können
mit einer Brennstoffversorgung – das Poten- in weiten Mischungsbereichen an Erdgas-
zial besitzen, leistungsfähiger als herkömmli- Wasserstoffgemische mit relativ geringen Mo-
che Batterien oder herkömmliche Hilfsener- difikationen angepasst werden. Erst bei sehr
gieaggregate zu sein. hohen Anteilen von Wasserstoff sind Neuausle-
gungen erforderlich, die bei Flamenbrennern
und Motoren bereits demonstriert und einsatz-
Wasserstoff bereit sind, bei Gasturbinen aber noch einen
gewissen Entwicklungsaufwand erfordern.
Brennstoff- Verbrennungs- Gasturbine Flammen- Katalytischer H2/O2 - Auch die MCFC und SOFC könnten bei Bedarf
zellen motor brenner Brenner Verbrennung
in weiten Bereichen mit Methan-Wasserstoff-
Gemischen betrieben werden, wobei im We-
sentlichen nur die Vorreformierung angepasst
werden muss. Der Einsatz der PEMFC (Polymer
Electrolyte Membran Fuel Cell) erfordert dage-
gen an Erdgas angepasste Reformer oder die
Verwendung reinen Wasserstoffs. Katalytische
Mobile Niedertemp. Hochtemp.
Strom
Kraft wärme wärme Brenner und H2 /O2 -Brenner benötigen eben-
falls reinen Wasserstoff. Für einen frühen Ausbau
„reiner“ Wasserstoffinfrastrukturen in größerem
Umfang besteht daher aus der Sicht der An-
Abbildung 1 Wasserstoffinfrastruktur wendungsmöglichkeiten von Wasserstoff
Mit Wasserstoff Neben dem Nutzungsaspekten sind für eine kein Bedarf.
einsetzbare breite Einführung eines Energieträgers auch
Energiewandler die Verteilungs- und Infrastrukturgesichtspunkte
zur Bereitstellung von großer Bedeutung. Ausgangspunkt für alle Wasserstoffherstellung
von End- bzw. Überlegungen zum Ausbau einer „Wasserstoff- und Kosten
Nutzenergie infrastruktur“ müssen die heute bestehenden
Infrastrukturen für Energie sein, also die Erdgas- Eine wesentliche Rolle bei der Ermittlung der
verteilung, die Stromverteilung und die Tank- günstigsten Einführungsstrategie für Wasserstoff
stelleninfrastruktur. Daraus lassen sich drei Stra- spielen Kostengesichtspunkte und damit indi-
tegieansätze für den Einstieg in eine Wasser- rekt seine Herstellungsart. Da – abgesehen von
stoffinfrastruktur ableiten: Übergangs- und Einführungsüberlegungen –
letztlich nur CO2 - freier bzw. CO2 - armer
• Längerfristige Nutzung der Erdgasinfrastruk- Wasserstoff für eine breite energetische Nut-
tur durch Zumischung von Wasserstoff zung in Frage kommt, sind die Aufwendungen
• Nutzung der Stromverteilung zur dezentra- seiner Bereitstellung aus erneuerbaren Energien
len (elektrolytischen) Erzeugung von von Interesse. Die ermittelten Kosten für seine
Wasserstoff elektrolytische Herstellung aus Windstrom
• Aufbau einer Wasserstoffgrobverteilung und Strom aus solarthermischen Kraftwerken
(nur Transportebene) bei eher zentraler sowie aus der Gaserzeugung von Biomasse
Erzeugung und Bildung von „Wasserstoff- zeigt Abb. 2 nach unterschiedlicher Herkunft
inseln“ in ausgewählten Regionen im Laufe der nächsten Jahrzehnte.
Alle drei Stränge können dann längerfristig – Die heutigen Kosten regenerativen Wasserstoffs
mit unterschiedlicher Gewichtung – zu einer (hinterste Balken) mittels Windstrom liegen bei
flächendeckenden Wasserstoffinfrastruktur Werten von 40 bis 45 €/GJ 1 (bezogen auf Hu2 ),
beitragen. Für die stationäre Nutzung ist zu-
nächst insbesondere der erste Strategieansatz 1 GJ = Gigajoule
42 von Bedeutung. Die Nutzungstechniken sind 2 Hu = unterer Heizwert
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 43
€/GJ H2
Werte im Zeitraum 2030 bis 2050 ebenfalls auf 25
20
rund 20 bis 25 €/GJ sinken. Je nach Größe der
15
Erzeugungsanlage und der Transportentfernung
10
liegen die Bereitstellungsverluste von elektroly-
5
tisch erzeugtem Wasserstoff zwischen 40 bis
0 2010
45 % (heutige Werte) und 25 bis 30 % (zukünf-
W
2030
in
So
in
tige Werte). Die Treibhausgasemissionen sind
in
So
d
So
la
d
Ho
la
ze
Ho
re
r z tral
la
2050
de
Ho bau
rr
nt
Ho
gi
lz,
rd
en
selbst bei heutigen Infrastrukturen mit Werten
lz,
z
eg
lz,
on
ra
en
lz,
Re
ez
tra
An
io
l
al
An
en
st
na
An
l
um 5 bis 10 g/MJ äußerst gering, diejenigen
,L
ba .
tra
l
ba
KW
u,
,P
l
u,
LK
der Gaserzeugung aus Biomasse bewegen sich
ip
Pi
W
p.
bei Werten um 15 bis 20 g/MJ (obere Werte für
Energiepflanzenanbau), liegen also deutlich Nutzung erneuerbarer Primärenergien in Form Abbildung 2
unter denjenigen fossiler Kraftstoffe. von Strom und Wärme sind also auf absehbare Wasserstoffkosten
Zeit deutlich kostengünstiger als eine forcierte für Großverbraucher
Erste Abschätzungen einer Wasserstoffbereitstel- Wasserstoff-Einführungsstrategie. in Deutschland
lung aus Kohle und Erdgas mit paralleler Rück- (€/GJ, Hu) für unter-
haltung des Kohlendioxids führen zu Wasser- Berücksichtigt man zusätzlich noch die Bereit- schiedliche erneuer-
stoffkosten frei Großverbraucher um 15 €/GJ stellungskosten von Wasserstoff an Tankstellen bare Primärenergien,
(mit heutigen Rohstoffkosten). Berücksichtigt („Well to tank“) so lassen sich die Optionen Transportwege
man zukünftige Preissteigerungen der Einsatz- zukünftiger Kraftstoffe vergleichend gegenüber- und -arten [1].
stoffe, so ist längerfristig etwa dasselbe Kosten- stellen (Abb. 3). Neben Öl kann in nächster Zeit
niveau wie für Wasserstoff aus regenerativen Erdgas zur Verbreiterung der Rohstoffbasis bei-
Quellen erwartbar. Damit liegen zukünftige tragen. Im Gegensatz zu Erdgas selbst haben
Kosten einer klimaverträglichen Bereitstellung aber alle aus Erdgas hergestellten Kraftstoffe wie
von Wasserstoff beim 2 bis 3-fachen heutigen Wasserstoff; Methanol, Fischer-Tropsch-Diesel
(emissionsbehafteten) Wasserstoffs und beim (FTD) höhere Treibhausgasemissionen als Ben-
4 bis 5-fachen des heutigen Erdgaspreises. zin und Diesel; bessere Antriebsaggregate müs-
Strategien der Effizienzsteigerung und der sen also diesen Malus wieder kompensieren.
150 Abbildung 3
Treibhausgasemission für Bereitstellung und
Methanol
FTD ( NG) (NG) lungskosten heutiger
CH2 ( NG) Benzin inkl. Steuern, 2004 (35US$/Barrel)
100 Kraftstoffoptionen
Benzin /
Diesel)
(bis zumTank).
Die Pfeile deuten die
RME, Ethanol Zukünftige Kostenentwicklung Richtung der zu-
CNG
künftigen Kostenent-
50
wicklung an.
CH2 (Windstrom)
FTD CH2 (Solarstrom) CNG = Druckerdgas
(Holz)
NG = Erdgas
RME = Raps Methyl Ester
0
0 20 40 60 80
Kraftstoffbereitstellungskosten €/GJ 43
b_uebersichtsv_end.qxd 13.04.2005 10:41 Uhr Seite 44
Entsprechend ist es auch nicht zweckmäßig, stoffzellen sehr gut eignen, aber auch andere
energetischen Wasserstoff in größerem Ausmaß Energiewandler eingesetzt werden können.
aus Kohlenwasserstoffen bereitzustellen, da
letztere die notwendigen Nutzungsbedin- Wann kommt der Wasserstoff?
gungen direkt erfüllen können. Wie sich dies auf aktuelle Szenarioentwicklungen
[2, 5, 6] hinsichtlich einer deutlichen Vermin-
Selbstverständlich ändert Wasserstoff – ebenso derung der CO2 -Emissionen in der Energiever-
wie Strom und Nutzwärme – nicht die Eigen- sorgung Deutschlands auswirkt, zeigt Abb. 4.
schaften der Primärenergien. Erneuerbare Ener- Obige Überlegungen führen zu einer Verknüp-
gien haben auch ohne Wasserstoff keine Res- fung von (frühen) Brennstoffzellenmärkten und
sourcenprobleme und keine schwerwiegenden einem nachfolgenden Eindringen von Wasser-
ökologischen Auswirkungen; für Kohle und stoff in die Energieversorgung (Abb. 4).
Kernenergie müssen Ressourcengrenzen, Klima- Eine optimierte Verknüpfung verschiedener
beeinträchtigung, Risiko- und Akzeptanzpro- Strategien zur CO2 -Minderung erfordert:
bleme mit und ohne Wasserstoff überwunden
werden, wenn sie in größerem Umfang genutzt • verstärkte Nutzungseffizienz in allen Sektoren
werden sollen. Mit den (positiven) Eigenschaf- • dezentrale KWK
ten von Wasserstoff kann also nicht pro oder • effizientere Kraftwerke
contra einer Primärenergiequelle argumentiert • Ausbau aller Technologien
werden. zur Nutzung erneuerbarer Energien
35
Maximale Werte
früherer UBA Ökologisch opti-
Untersuchungen Szenario MAX mierter Ausbau
30
Abbildung 4
Bedarf an Wasser- 25
Anteil am Endenergieverbrauch in %
Zuordnung von
Nischen- und frühen H2 -Infrastruktur
10
Einstiegsmärkten Erdgas,(Methanol)
für Brennstoffzellen
(Szenarien nach [2, 5]).
5
Größere
APU Busse PKW Flotten
Größere KWK
derzeitige Demo; portable FC Kleinflotten
0
komm:U-Boote Mini-KWK
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
CO2 -Reduktion in % bezogen auf 1990
Weiterführende Literatur
„Wasserstoff als Energieträger - Ergebnisse der
Forschung der letzten 20 Jahre und Ausblick auf
die Zukunft“. Bericht zum Statusseminar. Hrsg.
Projektträger Jülich (PTJ) des BMBF, Okt. 1995.
48
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:37 Uhr Seite 49
Methoden der
Wasserstofferzeugung
• Wasserspaltung mit Strom
und Wärme
• Wasserstoffgewinnung aus
Erdgas – Anlagenentwicklung
und Systemtechnik
• Wasserstofferzeugung aus
Dieselkraftstoffen
• Wasserstofferzeugung aus
Biomasse – Wasserspaltung mit
organischen Verbindungen
49
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:37 Uhr Seite 50
Verfahren Energiequelle
50
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:37 Uhr Seite 51
Sonnenenergie
HT Abbildung 1
Wärme
mechanische Energie Erneuerbare Energie-
Biophotolyse
Photoelektrolyse quellen und technische
Vergärung
Fermentation
Verfahren zur Wasser-
Gaserzeugung elektrische Energie spaltung mit Sonnen-
energie
Wasserdampf- thermochemische
Wasserelektrolyse elektrolyse Kreisprozesse
Wasserstoff
Alle Verfahren der Wasserstoffherstellung folgen Hierbei wird jeweils die Hälfte des produzierten
direkt oder auf Umwegen, also mit zusätzlichen Wasserstoffs aus Wasser und dem Energieliefe-
Reaktionsschritten, der Grundgleichung der ranten Erdgas freigesetzt. Dies ist ein Grund für
Wasserspaltung: die herausragende Stellung der Dampfreformie-
rung bei der großtechnischen Wasserstoffher-
H2O + Energie ⇔ H2 + 0,5 O2 ; DH0 = + 289,5 kJ/Mol stellung. Vor dem Hintergrund, erneuerbare Pri-
märenergiequellen für die Wasserstoffherstel-
Die Reaktionsenthalpie H0 legt fest, dass für die lung und damit Speicherung von Sonnenener-
Herstellung von einem Gramm Wasserstoff der gie zu nutzen, werden im Folgenden ausschließ-
Energieaufwand mindestens 145 kJ1 beträgt. lich Verfahren der Wasserspaltung mit Wärme
Diese Energie für die Wasserspaltung kann als oder elektrischem Strom dargestellt (Abb.1).
chemische Energie, Wärme, elektrische Energie
oder die Energie von Photonen zugeführt
werden (Tab.1).
2. Thermische Verfahren der
Beispiel für die Wasserstofferzeugung durch Wasserspaltung
Einsatz chemischer Energie sind die etablierten,
bzw. konventionellen Verfahren der Wasserstoff- Das thermodynamische Gleichgewicht der
erzeugung wie etwa die Reaktion von wässrigen Wasserspaltung wird bei sehr hohen Tempera-
Säuren mit Metallen, oder die Reaktion von turen immer mehr in Richtung der Elemente
Wasserdampf mit Erdgas, Erdöl oder Kohle. Wasserstoff und Sauerstoff verschoben. Bei
Bei diesen chemischen Verfahren wird die not- 3300 K treten Wasserdampf und Wasserstoff in
wendige Energie für die Wasserspaltung durch etwa äquivalenten Konzentrationen nebenein-
die hohe Reaktionswärme der Oxidation der ander im Gleichgewicht auf. Aus den thermo-
Metalle oder die Verbrennung des Kohlenstoffs dynamischen Daten wird deutlich, dass bei
der fossilen Energieträger zu Kohlendioxid diesen hohen Temperaturen Wasser sehr wohl
zugeführt. Die Dampfreformierung von Erdgas direkt mit Wärme in seine Komponenten Was-
ist heute das wichtigste Verfahren der groß- serstoff und Sauerstoff zerlegt werden könnte.
technischen Wasserstoffherstellung. Bis heute sind jedoch keine technischen Wege
zur selektiven Abtrennung des Wasserstoffs aus
1k J = Kilojoule 51
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:37 Uhr Seite 52
Abbildung 2
links: Solar Receiver
Reaktor des DLR zur
thermochemischen
Wasserspaltung im
Temperaturbereich
800 - 1000 °C
rechts: Untersucht
wird die Kinetik der
solaren Wasserdampf-
reduktion und der
Bildung von Wasser-
stoff und Eisenoxiden
einem Gasgemisch bei diesen hohen Tempera- Die Metalloxide wirken letztlich wie Katalysa-
turen gefunden worden. Auch beim raschen toren zur Erniedrigung der Reaktionstemperatur
Abkühlen (mit sehr hohen Wärmeverlusten des der thermischen Wasserzerlegung und bleiben
Prozesses) würde das Gleichgewicht wieder in formal bei der Gesamtreaktion unverändert er-
Richtung H2O verschoben, so daß heute keine halten: die Spaltung von Wasser in Wasserstoff
technische Realisierung dieser direkten thermi- und Sauerstoff ist – wenn keine unerwünschten
schen Wasserspaltung vorstellbar ist. Eine Redu- chemischen Nebenreaktionen auftreten –
zierung des Temperaturniveaus der thermischen die alleinige Gesamtreaktion.
Wasserspaltung auf technisch besser beherrsch-
bare Temperaturen unter 1200 °C ist grundsätz-
lich möglich, wenn in sogenannten thermoche-
mischen Kreisprozessen die Wasserspaltung in
3. Elektrolytische
mindestens zwei unterschiedliche Einzelreaktio- Wasserspaltung
nen aufgeteilt wird. Dieses Prinzip der thermo-
chemischen Wasserstoffherstellung wird derzeit Die elektrolytische Herstellung von Wasserstoff
im Rahmen des europäischen Forschungspro- ist verfahrenstechnisch das einfachste und –
gramms Hydrosol im DLR untersucht und in bezogen auf die eingesetzte elektrische Energie
Abb. 2 dargestellt. Das Hydrosol-Verfahren der – ein sehr effizientes Verfahren. Wasserelektrolyse
thermischen Wasserspaltung beruht auf der und Brennstoffzellenreaktion basieren auf den-
selektiven Oxidation und Reduktion von Metall- selben elektrochemischen Prinzipien (Abb.3):
oxiden. Bei diesem zweistufigen thermischen durch Umkehrung der Stromrichtung wird
Kreisprozess (Arbeitstemperaturen zwischen elektrische Energie verbraucht (Elektrolyse)
800 und 1200 °C) wird aus Eisenoxiden ther- oder abgegeben (Brennstoffzelle).
misch Sauerstoff freigesetzt und anschließend Wie bei den Brennstoffzellensystemen lassen
durch Reaktion mit Wasserdampf unter Rückbil- sich die verschiedenen Elektrolyseverfahren
dung des Ausgangsoxides Wasserstoff erzeugt: nach der Art des ionenleitenden Elektrolyten
und der Betriebstemperatur einteilen:
(MeX)Fe2O4 ⇔ (Mex) Fe2O4-d + d/2 O2
(MeX)Fe2O4-d + d H2O ⇔ (Mex) Fe2O4 + d H2 1. Alkalische Elektrolyseure mit wässriger
Kalilauge als Elektrolyt
Durch Dotierung der Eisenoxide mit anderen 2. Membranelektrolyseure mit einer protonen-
Metalloxiden (Me = Nickel, Mangan, Zink) soll leitenden Membran als Elektrolyt
die Reaktionsgeschwindigkeit dieser hetero- 3. Wasserdampfelektrolyseure mit einer
genen Feststoffreaktionen erhöht werden, um Keramikmembran als Sauerstoffionenleiter
einen möglichst hohen Reaktionsumsatz zu
erreichen. Diesen Elektrolyseverfahren entsprechen
52 hinsichtlich Elektrolyt und Betriebstemperatur:
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:37 Uhr Seite 53
1.15 Leistungsklasse
FZ Jülich - HPEL: 80 °C, 30 bar 5 kW
1.10
Lurgi/ FZ Jülich: 90 °C, 32 bar 1000 kW
Abbildung 4
1.05 GHW: 80 °C, 30 bar 100 kW
Wirkungsgrade
ELWATEC / FZ Jülich: 76 °C, 30 bar 1kW
1.00 fortschrittlicher Kon-
DLR:
Elektrolysewirkungsgrad
80 °C, 5 bar 10 kW
zepte der alkalischen
0.95
Wasserelektrolyse.
0.90 Im Teillastbereich wird
0.85 die Zellspannung der
Strom-Spannungs-
0.80
Kennlinie kleiner:
0.75 der Wirkungsgrad
steigt daher bei
0.70
Teillast an.
0.65 Teillast: Zunahme des Wirkungsgrads
0.60
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9
2
Stromdichte (A/cm ) 53
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:37 Uhr Seite 54
Abbildung 5 2,2
Reduzierung der
Nickelkathoden Standardelektroden
(Raney-Nickel-Legie- VPS - Elektroden
3,5
rungen als Katalysator).
1,4
Hierbei werden auf Eisen- oder Nickelkathoden einer Verbesserung des Elektrolysesystems
sogenannte Raney-Nickel-Legierungen als Kata- (Abb. 6). Diese Ergebnisse prototypischer Anla-
lysatoren durch Plasmaspritzen (VPS-Vacuum gen im Leistungsbereich 10 kWel werden bei
Plasma Spraying) in definierter Dicke und Poro- entsprechender Skalierung der Technologien
sität aufgebracht. Die Langzeitstabilität (über auch mit zukünftigen Elektrolyseuren höherer
50.000 Stunden Betriebszeit) von VPS-aktivier- Leistung erreicht werden können.
ten Elektrolysekathoden wurde in den letzten
Jahren im industriellen Einsatz eindrucksvoll 3.2. Membranelektrolyse
belegt. Eine Erhöhung des Betriebsdruckes so- Wie bei der Membranbrennstoffzelle ist eine
wie eine Optimierung der Elektrolytkreisläufe protonenleitende Membran der Festelektrolyt
und Produktgasseparatoren führt ebenfalls zu eines Membranelektrolyseurs. Da die Ionenlei-
tung zwischen den Elektroden durch hydrati-
sierte Wasserstoffionen erfolgt, sind die Mate-
rialanforderungen bei dieser Wasserelektrolyse
mit saurem Elektrolyten grundsätzlich anspruchs-
Abbildung 6 voller. Edelmetallkatalysatoren sind für beide
Alkalischer Druckelek- Elektroden notwendig, um die Überspannungen
trolyseur entwickelt niedrig zu halten, und auch an die Konstrukti-
im FZ Jülich: onswerkstoffe werden sehr viel höhere Anfor-
Betriebsdruck 120 bar, derungen gestellt. Im Vergleich zur alkalischen
Betriebstemperatur Elektrolyse ist der verfahrenstechnische Aufwand
80 °C, Anschlussleistung bei der Membranelektrolyse aber einfacher
5 kWel ,15 Einzelzellen, (Abb. 7). Denn da ein Festelektrolyt eingesetzt
katalytisch aktivierte wird, ist hier kein interner Elektrolytkreislauf
Nickelanoden (Co,Fe) notwendig. Auch entfällt die externe Separation
und Nickelkathoden von Flüssigelektrolyt und den Reaktionsproduk-
(C-Pt). ten Wasserstoff und Sauerstoff.
Für Elektrolyseure kleiner Leistung ist die Mem-
branelektrolyse daher eine interessante Alterna-
tive zu den alkalischen Systemen. Vor allem dann,
wenn die zu erwartenden Fortschritte bei der
54 Entwicklung und Produktion kostengünstiger
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 55
52 V
Abbildung 7
50 V Temperaturabhängig-
keit der U(I)-Kennlinie
48 V
Spannung [ V ]
eines PEM-Wasser-
46 V elektrolyseurs (2 kWel)
des Fraunhofer ISE.
44 V
Betriebsdruck 30 bar,
42 V Wasserstoffproduktion
450 Nl/h.
40 V
Messsung bei:
38 V 45 °C
0A 5A 10A 15A 20A 25A 30A 35A 40A 45A 50A
70 °C
Strom [ A ]
kJ kWh
Verdampfungswärme H 2 O m3NH2
Mol
300 1.55 3.72
V
Freie Standardenthalpie ∆ G°
Standardenthalpie ∆ H°
Abbildung 8
Energieaufwand für
die Wasserspaltung
200 1.04 2.48
in Abhängigkeit von
der Temperatur.
H2Ofl H2 + 1 2 O2 H2Og H2 + 1 2 O2
Durch die hohe Verdampfungswärme des Wassers erniedrigt sich die thermodynamische Zellspannung beim Über-
gang von flüssigem Wasser zu Wasserdampf. Bei der Wasserdampfelektrolyse kann ein Teil der zur Wasserspaltung
notwendigen Energie theoretisch als Hochtemperaturwärme Qmax eingekoppelt werden, um so den Aufwand an
elektrischer Energie εmin zu verringern.
55
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 56
Abbildung 10
Tageslauf der direkten
100
gemessen Kopplung von Wind-
berechnet
kraftanlagen und
Temperatur [0...100 °C] Wasserelektrolyse.
80
Ein dynamisch opti-
mierter Elektrolyseur
Zellspannung [0...50 °C] folgt im gesamten
60 Lastbereich unmittel-
Temperatur [°C]
2.5
Abbildung 11
Fremdgasanteil in vol. %
0.4 A/cm2
Produktgasqualität in
1.5
Abhängigkeit von der
H 2 in O 2 Stromdichte und dem
1.0 Druck. Alkalischer
Druckelektrolyseur
im FZ Jülich,
0.5. O 2 in H 2 Betriebstemperatur
60 °C.
0.0
0 20 40 60 80 100 120
Druck (bar)
notwendig, das dynamische Verhalten dieser Stromdichte wird also auch die Zellspannung
Komponenten so zu optimieren, dass Lastsprün- des Elektolyseur kleiner und damit der Nut-
ge im gesamten Leistungsbereich störungsfrei zungsgrad der elektrischen Energie zur Wasser-
gefahren werden können. spaltung zunehmen. Beim Betrieb von Elektro-
lyseuren im unteren Teillastbereich ändert sich
Der Wirkungsgrad von elektrochemischen Ener- jedoch auch die Produktgasqualität (Abb. 11),
giewandlern steigt beim Übergang in den Teil- also die Konzentration von Waserstoff in Sauer-
lastbetrieb grundsätzlich an. Mit abnehmender stoff und – weniger stark ausgeprägt – von 57
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 58
Sauerstoff in Wasserstoff. Der Grund hierfür Membranelektrolyseure sind auf Grund der
ist die Löslichkeit und Diffusionsfähigkeit einfacheren Systemtechnik (Festelektrolyt ohne
von Wasserstoff und Sauerstoff im Elektroyten. Elektrolytkreislauf) besonders vorteilhaft für
Da mit steigendem Betriebsdruck des Elektro- autarke Systeme im Leistungsbereich einiger
lyseurs auch die Löslichkeit der Gase im Elek- kWel. Die Wasserelektrolyse mit Säure als Elek-
trolyten zunimmt, wird die sicherheitstechnisch trolyt stellt hohe Anforderungen an die einsetz-
vorgegebene Abschaltgrenze von 2 Vol % baren Materialien (Edelmetallkatalysatoren, pro-
Wasserstoff in Sauerstoff mit steigendem Druck tonenleitende Membranen). Hier werden
schon früher erreicht. Andererseits kann ein Fortschritte bei der Entwicklung von Membran-
höheres Druckniveau des Elektrolyseurs dann brennstoffzellen auch entscheidend zur weite-
vorteilhaft sein, wenn das Produktgas Wasser- ren Verbesserung und Kostenreduktion der
stoff ohne weitere Kompression gespeichert Membranelektrolyse beitragen.
werden kann. Ein Schlüsselproblem bei der Skalierung der
Membranelektrolyse zu größeren Leistungsklas-
sen ist die Herstellungstechnik großflächiger
5. Ausblick Membran-Elektroden-Einheiten.
Eine langfristig besonders attraktive Entwick-
Konventionelle alkalische Wasserelektrolyseure lungslinie für alkalische und Membranelektroly-
sind Stand der Technik und werden seit Jahr- seure ist die sogenannte „Regenerative Fuel
zehnten zur Herstellung von Elektrolysewasser- Cell“ (RFC). Wie bei einer wiederaufladbaren
stoff betrieben. Auch der intermittierende zu- Batterie wird durch Umkehr der Stromrichtung
verlässige Betrieb eines technischen alkalischen zum einen Wasserstoff produziert, und dann
Elektrolyseurs der Leistungsklasse 350 kWel im Brennstoffzellenbetrieb wieder verstromt.
in direkter Kopplung mit einer Photovoltaik- Der besondere Vorteil einer solchen „Gasbatte-
Anlage wurde bereits demonstriert (Abb. 12). rie“ ist die Entkopplung der Leistung des Ener-
Fortschrittliche Elektrolyseure mit aktivierten giewandlers (in kWe) vom Energieinhalt des
Elektroden und verbesserten Diaphragmen Systems (in kWh, also der Menge des extern
erreichen im Auslegungspunkt energetische gespeicherten Wasserstoffs). Bei den wiederauf-
Wirkungsgrade bis über 80 %. Im intermittie- ladbaren Batterien ist dies grundsätzlich nicht
renden Betrieb mit Strom aus Windkraftanlagen möglich, da die chemischen Energie in den Elek-
oder Solarkraftwerken sind durch das günstige troden des Energiewandlers gespeichert wird.
Teillastverhalten von Elektrolyseuren auch hö-
here Jahreswirkungsgrade möglich. Die an Pro- Bei der Hochtemperatur-Dampfelektrolyse
totypen erprobten verfahrenstechnische Lösun- (SOEC, Solid Oxide Electrochemical Conversi-
gen für den dynamischen Betrieb müssen beim on) verspricht die Einkopplung von Prozess-
Skalieren grössere Anlagen oder bei höheren wärme auf hohem Temperaturniveau aus ther-
Betriebsdrücken übernommen und optimiert modynamischer Sicht Effizienzvorteile bei der
werden. Wasserstoffherstellung. Auch hier lassen Syner-
Abbildung 12
HYSOLAR 350: die
erste technische Anla-
ge zur Produktion von
solarem Wasserstoff
mit einer Elektrolyse-
leistung von 350 kWel .
Solar Village, Riyadh,
September 1993.
58
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 59
http://www.dlr.de/tt
http://www.fz-juelich.de/iwv
http://www.ise.fhg.de
http://www.hi2h2.com
http://www.hysolar.com 59
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 60
Gasgemisch Wasserstoff
(H2, CO, CO2, H2O) (evtl. mit CO2, N2)
Abbildung 1
Reformeranlage
Erdgas bestehend aus
Entschwefelung CO- CO-Entfernung
Reformer
Wasser 700 - 800°C
Shift-Reaktor oder dem eigentlichen
250 - 300°C H2-Abtrennung
Luft Reformer, dem
Erdgas
Shift-Reaktor und
Brenner nur Dampfreformierung der H2-Abtrennung/
Luft
CO-Entfernung
In einem letzten Schritt wird nun der Wasser- (z. B. Wasserstofftankstellen für Brennstoffzellen-
stoff gereinigt, indem entweder das verbleiben- Busse, Forschungslabore, etc.). Kleine Wasser-
de CO entfernt (CO-Entfernung) oder der stoffverbraucher (bis einige 100 Nm3/h) werden
Wasserstoff abgetrennt wird (H2-Abtrennung). derzeit vornehmlich aus zentralen Erzeugern
Während das erste Verfahren ein Gasgemisch mittels Pipeline, Druckgasflaschen oder Flüssig-
liefert, das neben hohen Anteilen an Wasserstoff wasserstofftanks versorgt. Andererseits können
auch noch CO2 und eventuell auch Stickstoff kleine, dezentrale Verbraucher auch direkt vor
enthält, gewinnt man mit dem zweiten Ver- Ort Wasserstoff erzeugen, in kleinen Wasser-
fahren reinen Wasserstoff (Abb.1). stofferzeugern, die z. B. Erdgas, flüssige Kohlen-
wasserstoffe oder Methanol/Ethanol in Wasser-
stoff umwandeln.
Wasserstoffversorgung
Diese beiden Möglichkeiten der Wasserstoff-
Wasserstoff wird derzeit zum größten Teil in versorgung kleiner Verbraucher sind in Abb. 2
zentralen Dampfreformern aus Erdgas und Erd- dargestellt. Bei der zentralen Wasserstofferzeu-
ölfraktionen hergestellt. Es gibt heute schon gung ist die CO2-Abtrennung aus dem Herstel-
eine Vielzahl „kleiner“ Wasserstoffverbraucher, lungsprozeß mit anschließender CO2-Sequestrie-
wie z. B. Betriebe der Stahlerzeugung (Stahlhär- rung möglich. Dies wäre zwar auch bei der
tung), Medizintechnik, Elektrotechnik und in dezentralen Erzeugung im Prinzip technisch
zunehmendem Maße Brennstoffzellensysteme möglich, jedoch nicht wirtschaftlich.
Primärenergie Primärenergie
oder oder
Brennstoff Brennstoff Abbildung 2
Möglichkeiten der
Verteilung via Versorgung kleiner
Stromnetz / Pipeline / Wasserstoffverbrau-
CO2 - Abtrennung zentrale Flaschen
H2 - Erzeugung cher durch zentrale
(linkes Bild) oder
Verteilung via dezentrale Wasser-
Pipeline / Flaschen dezentrale H2 - Erzeugung stofferzeuger
(rechtes Bild).
61
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 62
Rahmen
Abbildung 3
Komponenten eines
abgasbeheizten plana-
ren Vorreformers für
Maschen
eine SOFC
P l a n a r e r Vo r r e f o r m e r : 1 6 W e l
H2 Konzentration
Zentrum für Solarenergie- und
Wasserstoff-Forschung 100
Das ZSW in Stuttgart verfolgt bei der Reformie-
rung von Erdgas zwei verschiedene Wege. Im H2
80
Bereich kleiner Gaserzeugungssysteme (einige
kW) wird ein Reformat zur Versorgung von
PEM-Brennstoffzellen erzeugt. Die Entwicklung 60
des Gesamtsystems erfolgt hierbei zusammen konventionelle
mit der Firma WS Reformer GmbH. Der Aufbau AER Prozess Reformierung
des Systems entspricht im Wesentlichen dem in 40
Ein weiteres Schwerpunktthema im ZSW ist die umlaufenden Sorbens so gekoppelt, dass in Abbildung 4
Reformierung von Erdgas (und anderer fossiler einem Reaktor ständig absorptionsunterstützt Verlauf der Gaszu-
Brennstoffe) in Gegenwart eines Hochtempe- reformiert und im zweiten unter CO2 -Freiset- sammensetzung bei
ratur-CO2 -Absorbers (z. B. CaO). Vorteil dieser zung bei höheren Temperaturen regeneriert der absorptionsunter-
Reaktionsführung ist, dass während der Refor- wird. Sollte sich die CO2 -Sequestrierung wie in stützten Wasser-
mierung das entstehende CO2 (und CO über Abb. 2 angedeutet als ein gangbarer Weg zur dampf-Reformierung
die Shift-Reaktion) eingebunden wird. Bereits Treibhausgasreduzierung erweisen (z. B. in (AER-Prozess) von
nach der ersten Reaktionsstufe haben die Pro- Aquiferen), bietet der AER-Prozess eine energe- Methan in einem
duktgase eine H2 -Konzentration von über 95 %, tisch effiziente Variante zur Nutzung fossiler Festbettreaktor mit
was die nachfolgende Produktgasaufbereitung Ressourcen unter CO2 -Abtrennung. CaO als Absorber-
entscheidend vereinfacht. Ein Ergebnis der material
absorptionsunterstützten Reformierung (AER- Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme
Prozess, Absorption Enhanced Reforming) mit Die Abteilung Energietechnik des Fraunhofer ISE
einem hohen H2 -Anteil in einem Festbettreaktor beschäftigt sich seit mehr als fünfzehn Jahren
ist in Abb. 4 wiedergegeben. Sobald das Sor- mit der katalytischen Wasserstofferzeugung aus
bens beladen ist, nähert sich die Gaszusam- kohlenstoffhaltigen Energieträgern wie Erdgas,
mensetzung der einer konventionellen Methan- Benzin, Diesel oder Kerosin sowie aus biogenen/
Wasserdampfreformierung an. Durch die CO2 - regenerativen Energieträgern wie Ethanol oder
Absorption werden nicht nur die Reaktions- Rapsöl. In dieser Zeit wurden zahlreiche Projekte
gleichgewichte in Richtung der gewünschten zur Reformierung durch autotherme Reformie-
Produkte verschoben, sondern auch die Wärme rung, Dampfreformierung und katalytische
für die endothermen Reaktionen aufgebracht. partielle Oxidation durchgeführt. Die Größe der
Ein wesentlicher Vorteil dieser Reaktionsführung Anlagen lag zwischen 1 und 20 kWel bezogen
ist der Anfall reinen Kohlendioxids bei der Rege- auf die Wasserstoffproduktion. Parallel dazu wur-
neration des Hochtemperatur-Absorptionsmit- den in zahlreichen Labortestständen Katalysato-
tels. Die Freisetzung erfolgt hierbei durch Tem- ren zur Reformierung untersucht. In 2003 wurden
peratur und/oder Druckwechsel. Mit diesem zwei Erdgasdampfreformer am Fraunhofer ISE
Verfahren können potenziell höhere Wirkungs- entwickelt, die Wasserstoff für Brennstoffzellen
grade als mit nachgeschalteten Shift-Stufen produzieren. Diese Erdgasdampfreformer sind
und einem Wäscher zur Abtrennung des CO2 Teil zweier Demonstrationsanalgen für soge-
erzielt werden. Für die kontinuierliche Erzeugung nannte Brennstoffzellen-BHKWs. Sie liefern bei
hoher H2 -Anteile nach dem AER-Verfahren Vollast 2 kW elektrischen Strom und 5 kW ther-
werden zwei Wirbelbett-Reaktoren mit einem mische Energie bei ca. 60 - 80 °C. 63
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 64
1,5
Abbildung 5
Leistung in kW
Elektrische und
thermische Leistung 1
des Reformer-Brenn-
stoffzellen-BHKWs
bei Lastsprüngen
0,5 elektrische Leistung
thermiche Leistung BZ
0
Zeitraum [h:min]
Mit dem Erdgasreformer gelang es, eine Anlage Es läßt sich leicht erkennen, daß die thermi-
zu entwickeln, die sicher und zuverlässig über schen Leistungen der beiden Anlagenteile fast
Leistungsbereiche von 50 bis 100 % Last Wasser- genauso groß sind, wie die elektrische Leistung
stoff mit weniger als 20 ppm CO produziert. der Gesamtanlage.
Damit ist das Produktgas des Reformers auch Insgesamt war die Anlage bis heute 1000 Stun-
für die PEM-Brennstoffzelle der Demonstrations- den in Betrieb, ohne nennenswerte Leistungs-
anlage geeignet. So konnte der Reformer er- verluste. Der elektrische Wirkungsgrad der
folgreich in ein vollautomatisch gesteuertes Anlage bewegt sich um die 30 %.
Brennstoffzellen-BHKW integriert werden.
Die Brennstoffzelle stammt vom Projektpartner
ZSW. Ein Wechselrichter wandelt den von der
Brennstoffzelle produzierten Gleichstrom in
Wechselstrom um und speist ihn in das Elektro-
netz des Hauses ein. Die von Reformer und
Brennstoffzelle produzierte thermische Energie
wird über einen Kühlwasserkreislauf abgeführt.
64
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 65
Wasserstofferzeugung
aus Dieselkraftstoffen
t i
Sy nthe • Synthetischer Diesel aus nachwachsenden Stoffen masse und Synthese-
• Bioalkohole: z. B. Bioethanol aus Zuckerrohr verfahren gibt.
Biokraftstoffe • Biodiesel aus Rapsöl
Ziel
1
“Stranded Gas” bezeichnet ökonomisch nicht oder nur sehr schwer erschließbare Erdgasvorkommen. 65
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 66
Nicht-Katalytische Verfahren
Pyrolyse
CmHn ⇔ m C + n/2 H2
überkritische thermische
Dampf- To t a l o x i d a t i o n ( T O X ) partielle Oxidation
Reformierung (TPOX)
Abbildung 2
Plasma Reformierung
Verfahren zur
Reformierung von
flüssigen Kraftstoffen
Katalytische Verfahren
Die Reformierung von Benzin, Diesel, Kerosin Zentren. Außerdem schaden schwefelhaltige
oder leichtem Heizöl findet Anwendungen im Substanzen im Kraftstoff den Katalysatoren
Pkw- und Lkw-Bereich, bei Flugzeugen, Schiffen der Brennstoffzelle. Tab. 1 fasst dazu geeignete
und Hausheizungen. Verfahren zusammen.
40
H2
35
30
Abbildung 3
Zusammensetzung in vol-%
Gemessene Gas-
25 Katalysator A
zusammensetzung
Katalysator B
(trocken) für zwei
20
unterschiedliche Kata-
CO
lysatoren im Dauerver-
15
such. Gezeigt sind
Messwerte für Wasser-
10
stoff, Kohlenmonoxid,
CO2 Kohlendioxid und
5
CH4 Methan.
0
0 50 100 150 200 250 300
Zeit in h
Abbildung 5
Kohlenstoffhaltige
Ablagerungen bei der
Diesel-Reformierung
bei falscher Tempera-
tureinstellung
Zone 2 (150°C)
Abbildung 6
CFD-Modellierung der
Zweistoffdüse Zone 1 (120°C)
Zone 2 (150°C)
68
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 69
40 10000
35
H2
CH4 -, H2 - Konzentration Produktgas [%]
8000
30
25
6000
Produktgasmenge [l/h]
Abbildung 7
20
Methan-, Wasser-
4000 stoffkonzentration
15
Kraftstoff: und Produktgasmenge
Aral Ultimate - Diesel bei der Autothermen
10
n(O2)/n(C) = 0,47 Reformierung
n(H2 O)/n(C) = 1,7 2000
5
CH4
0 0
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200
Versuchsdauer [h]
Mit dem Diesel-Reformer des FZ Jülich (Abb. 4) stoffzelle dar. Die Reinigung wird im sogenann-
ist es möglich, kommerziell erhältlichen Diesel- ten Wasser-Gas-Shift-Reaktor sowie im Reaktor
kraftstoff, den Ultimate-Diesel von Aral, über für die präferenzielle Oxidation durchgeführt.
einen Zeitraum von 200 h mittels der autother- Ziel der zukünftigen Arbeiten am FZ Jülich wird
men Reformierung in ein wasserstoffreiches Gas es sein, diese beiden entwickelten und geteste-
umzuwandeln. In Abb. 7 ist dieses Experiment ten Reaktoren mit dem eigentlichen Reaktor für
dargestellt. die Reformierung zu verschalten und das dann
saubere Produktgas in die Brennstoffzelle zu
Abb. 7 zeigt, dass sich die Konzentration von führen. Auf dem diesjährigen Fuel Cell Seminar
Wasserstoff während des Experiments von ca. in San Antonio, USA hat das FZ Jülich diese
35 % zu Beginn auf ca. 33 % nach 200 h ver- Komponenten in unverschaltetem Zustand
ringerte. Einen vergleichbaren Trend zeigte ausgestellt. Abb. 8 zeigt die Ausstellungsvitrine
die Produktgasmenge. Die Konzentration an mit den erwähnten Komponenten.
Methan war während des gesamten Versuches
sehr gering. Trotz der leichten Verschlechterung
der Wassersoff-Ausbeute konnte die Reformie-
rung mit hohen Wirkungsgraden durchgeführt
werden. Zu Beginn des Experimentes betrug
er mehr als 80 %, nach 190 h immerhin noch
mehr als 75 %. Der Diesel-Umsatz war nach
190 h größer als 99 %.
Abbildung 8
Ausblick Vitrine des FZ Jülich in
San Antonio, USA
Soll das bei der Reformierung erzeugte Gas in
eine Niedertemperaur-Brennstoffzelle geleitet
werden, muss es von Kohlenmonoxid gereinigt
werden. Diese entsteht aus thermodynamischen
Gründen ebenfalls bei der Reformierung. Koh-
lenmonoxid stellt ebenso wie Schwefelverbin-
dungen ein Gift für die Katalysatoren der Brenn- 69
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 70
Wasserstofferzeugung aus
Biomasse – Wasserspaltung mit
organischen Verbindungen
Dr. Nikolaos Boukis Einführung Die Prozessdurchführung beginnt mit der Vor-
konditionierung des Ausgangsmaterials. Die
Forschungszentrum
Der hier vorgestellte Prozess wird im Druck- Biomasse wird zerkleinert, die Konzentration
Karlsruhe
und Temperaturbereich des überkritischen eingestellt und mit einer Hochdruck-Dosier-
nikolaos.boukis@
itc-cpv.fzk.de Wassers1 durchgeführt und zielt auf die effektive pumpe auf den Betriebsdruck gebracht. Da es
energetische Nutzung nasser Biomasse ab. sich um ein flüssiges wässriges Gemisch han-
Dr. Nicolaus Dahmen Ein großer Teil der Restbiomasse fällt als nasses delt, ist der erforderliche Energieaufwand ge-
Forschungszentrum Ausgangsmaterial an, das bis zu 95 % Wasser ring. Das komprimierte Gemisch wird einem
Karlsruhe enthält und derzeit trotz vorhandenen Poten- Wärmetauscher, Vorwärmer und Reaktor zuge-
Nicolaus.Dahmen@ zials kaum energetisch genutzt wird. Mit den führt. Dort entsteht nach kurzen Verweilzeiten
itc-cpv.fzk.de
konventionellen Gaserzeugungsverfahren ein gasförmiges Produkt, hauptsächlich Wasser-
werden bei hohen Wassergehalten nur sehr stoff, Methan und Kohlendioxid.
Prof. Dr. Eckhard
niedrige Wirkungsgrade erzielt.
Dinjus
Danach wird das heiße Reaktionsprodukt in
Forschungszentrum
Das Ziel der hier dargestellten Arbeit ist es daher, den Hauptwärmetauscher zur Aufheizung des
Karlsruhe
in effektiverer Weise Wasserstoff zu erzeugen Ausgangsmaterials zurückgeführt. Schließlich
eckhard.dinjus@
itc-cpv.fzk.de
und damit einen Beitrag zur Bereitstellung von werden die Gase vom wässrigen Ausfluss sepa-
Wasserstoff als Basis für zukünftige Energieer- riert und das Kohlendioxid in einem Hochdruck-
Prof. Dr. Konrad zeugung aus nicht fossiler Quelle zu leisten. wäscher vom Wasserstoff getrennt. Das Spek-
Scheffer Das wasserstoffreiche Produktgas ist, nach ent- trum potenzieller Ausgangsmaterialien für die
Universität Kassel
sprechender Konditionierung, zur Verstromung Wasserstoff-Produktion aus nasser organischer
Institut für
in Gasmotoren, Turbinen oder Brennstoffzellen, Materie ist breit (s. Tab. 1).
Nutzpflanzenkunde
aber auch für chemische Synthesen, z. B. von
scheffer@
Kraftstoffen, geeignet. Aus wirtschaftlicher Sicht sind Abfallbiomasse
wiz.uni-kassel.de und organisch belastete Abwässer oder Schläm-
Die Entwicklung dieses Prozesses (im Englischen me am interessantesten. Der Anbau von Ener-
als Super Critical Water Gasification, abgekürzt giepflanzen kann dazu beitragen, die Menge
SCWG bezeichnet) wird seit Ende der 90er an regenerativ erzeugter organischer Materie
Jahren intensiv untersucht und entwickelt. signifikant zu steigern. Auch das Reforming
Ohne Zusatz von Sauerstoff reagieren dabei von biogenen Kraftstoffen wie z. B. alkoholische
organische Substanzen mit überkritischem Lösungen oder wasserreiche Fraktionen von
Wasser. Kohlenstoff wird zu CO2 oxidiert und Pyrolyseöl (BCO) könnte sich im Hinblick auf
Wasserstoff wird sowohl aus den organischen die Erzeugung von Wasserstoff und / oder
Substanzen als auch aus Wasser freigesetzt. Strom als vorteilhaft erweisen.
produkten und die Gaszusammensetzung lassen se und vermischt sich mit dem Produktgas.
sich so mit vergleichsweise geringem Aufwand Neuere Untersuchungen zum Einfluss der mitt-
im Vorfeld der Versuche im Pilotmassstab unter- leren Verweilzeit auf den Gaserzeugungsumsatz
suchen. Aufgrund der geringen Massen, die um- ergaben im Fall des Ausgangsmaterials Mais-
gesetzt werden, und der begrenzten Möglichkei- silage, dass bereits kurze Verweilzeiten im Hoch-
ten zur Online-Analytik sind jedoch die Massen- temperaturteil der Anlage (600-700 °C) aus-
bilanzierungen noch zu ungenau. reichen, um Gaserzeugungsumsätze über
90 % zu erreichen.
Die ersten Versuchsreihen mit der Laboranlage Die Variation des Druckes hat nur geringen
wurden mit Grünschnitt und mit Maissilag durch- Einfluss auf die Reaktion. Der Gaserzeugungs-
geführt. Das Ausgangsmaterial wird über ein Dis- umsatz sinkt, der TOC- Gehalt der wässrigen
pergierwerkzeug zerkleinert, um die Faserlänge Produktphase steigt. Kalium spielt eine wichtige
zu reduzieren. Die Ausgangsmaterialkonzentra- Rolle bei der Erhöhung des Gaserzeugungs-
tion liegt meist bei bis zu 10 Gew % Trockensub- umsatzes. Ab einer Konzentration von etwa
stanz. Die Versuche mit Grünschnitt bestätigen 500 ppm Kalium sind jedoch keine signifikanten
die Machbarkeit der Herstellung von Wasserstoff Veränderungen in der Produktzusammenset-
und Methan aus Biomasse. Die Variation der Tem- zung zu beobachten.
peratur zwischen 620°C und 700 °C zeigt, dass
Wasserstoff mit über 40 Vol % der Hauptbestand-
teil des Produktgases und Methan mit etwa Versuche im Pilot-Maßstab
25 Vol % ein nutzbares Nebenprodukt des Prozes-
ses sind. In dieser Anlage, wie bei allen Laboranla- Die Versuchsanlage zur energetischen Nutzung
gen, wird das CO2 nicht abgetrennt. Dies liegt agrarwirtschaftlicher Stoffe, VERENA
daran, dass beide Produktphasen, Gas und wäss- (s. Abb. 1), ist weltweit die erste komplett aus-
rig, gemeinsam entspannt werden. Die Phasen- gestattete kontinuierlich arbeitende Anlage für
trennung erfolgt im Niederdruckteil des Prozes- einen Gaserzeugungsprozess aus Biomasse mit
ses. Das CO2 entweicht aus der wässrigen Pha- überkritischem Wasser.
Waschwasser
Rauchgas
Abbildung 1
Wärme- Rauchgas-
Prozessschema tauscher rückführung
der Pilotanlage
VERENA
Kühlwasser Spülvor- Gasmotor
richtung SOFC
Hochdruckpumpe PEM
320 bar, 100 kg/h
72
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 73
Energiebilanz
für [CH3OH] = 15 wt. %. 95 kg/h
Energieverbrauch Energie-
interner Wärmeverbrauch erzeugung
nach Abzug (Exergie*/Zeit)
Produktgas
85 kW th :
H2 90%
2 kWe CH4 6%
Energie Abbildung 2
CO 4%
Energiebilanz
44 kW th
(nach CO2-Abtrennung) der Versuchsdaten
3-6 kW e
Energie für C0 2 -Abtrennung
Beschickung
11 kW th
15% MeOH
95 kg/h heißes Wasser
Verluste (T max 166 °C, 40 °C reflax)
(79 kWth)
(= 26 kW)
Reaktionstemperatur = 571 °C, Ausbeute 98.4 %, Masse 98 % *Exergie = umwandelbarer Anteil der Gesamtenergie
Bei einem Durchsatz bis zu 100 kg/h wasser- In Abb. 3 sind die Versuchsdaten von vier Versu-
haltigem Ausgangsmaterial (Reaktorvolumen chen mit Methanollösungen mit einer Konzen-
35 l), kann die Anlage bis zu einer maximalen tration zwischen 5 und 20 Gew % zu sehen.
Reaktortemperatur von 700 °C und einem Bereits bei sehr verdünnten Lösungen sind Ener-
Druck bis zu 350 bar betrieben werden. Der gieverbrauch und Produktion etwa gleich hoch.
erste Test-Betrieb der Anlage VERENA begann
Ende 2002; bis Ende 2004 wurden etwa 500 Aufbauend auf den Laborversuchen wurde
Stunden Betriebszeit verwirklicht. auch in der Pilot-Anlage VERENA eine leichte
Pyrolyseöl-Fraktion (Holzessig, 10 Gew. % orga-
Der thermische Wirkungsgrad wird in der Anla- nische Materie) zu einem Brenngas aus H2 und
ge VERENA mit verdünnten Methanollösungen Methan umgesetzt. Es wurden 500 kg Aus-
bestimmt. Dadurch werden mit Kohlenstoffkon- gangsmaterial durch die Anlage gefahren.
zentrationen im Ausgangsmaterial, die auch mit Der Durchsatz wurde auf 50 kg/h und die Reak-
Biomasse angestrebt werden, möglichst genaue tionstemperatur auf ca. 620 °C eingestellt. Der
Daten zur Energiebilanz gewonnen. Die Daten Gaserzeugungsumsatz lag bei 97 %. Die Gas-
zur Energiebilanz bei Einsatz einer 15 Gew % zusammensetzung ergab wieder ein wasser-
Methanollösung sind in der Abb. 2 zu sehen. stoffreiches Produktgas (36 Vol %, s. Abb. 4).
Die Abtrennung von CO2 wurde in dieser Die Methankonzentration lag bei 31 Vol %.
Versuchsreihe aus technischen Gründen nicht Der wässrige Abfluss hatte eine gelb-orange Fär-
betrieben. Somit sind die Energieverbrauchs- bung. Spuren von Naphthalin (63 ppm)
werte (3-6 kWe) für diesen Schritt abgeschätzt. wurden in der wässrigen Phase nachgewiesen.
Das Produktgas hat primär einen Energieinhalt Das Abwasser könnte direkt in die biologische
(Hu3) von 85 kWth. Davon werden 41 kWth für Stufe der Kläranlage eingeleitet werden.
die Beheizung des Reaktionssystems verbraucht. Die weitere Verfahrensentwicklung konzentriert
Das restliche Gas, mit einem Energieinhalt sich auf die Reduzierung des Methangehalts
von 44 kWth, kann genutzt werden. zugunsten der Wasserstoffkonzentration und
auf die Verbesserung der Abwasserqualität.
3
Hu = unterer Heizwert 73
c_wasserstoff_end.qxd 13.04.2005 14:38 Uhr Seite 74
120 40
Heat dissipation (flue gas) kW
LHV / Zeit (CH3OH) kW 35
100
LHV / Zeit (Gas) kW
30
Abbildung 3 Product gas flow Nm 3/h
80
20
5
0 0
0 5 10 15 20 25
[CH3OH] Gew %
Danksagung
Die Autoren möchten sich bei
U. Galla, Dr. V. Diem, P. D´Jesus
(Forschungszentrum Karlsruhe) und
Dr. Stülpnagel (Universität Kassel)
für die erfolgreiche Zusammenarbeit
bedanken.
Weiterführende Literatur
Volker Diem, Nikolaos Boukis, Elena Hauer,
and Eckhard Dinjus, Hydrothermal Reforming
of Alcohols and Bio Crude Oil, Chemical
Engineering Transactions, ISBN 88-900775-3-0,
Vol. 4, 2004, 99-104
75
Hochtemperatur-
Brennstoffzellen
• Hochtemperatur-Brennstoffzellen – KORRIGIERTE
Entwicklung neuer Materialien VERSION
JANUAR 2006
und Werkstoffe
• Hochtemperatur-Brennstoffzellen –
von der Komponentenentwicklung
zum System
Dr. Robert Steinberger-Wilckens • Hochtemperatur - Brennstoffzellen
FVS Themen 2004
Hochtemperatur-Brennstoffzellen –
Entwicklung neuer Materialien
und Werkstoffe
Dr. Robert Zusammenfassung bran ermöglicht eine wesentliche Reduktion der
Steinberger-Wilckens Schichtdicke und damit einen verminderten Zell-
FZ Jülich Die Forschungsinstitutionen FZ Jülich und DLR widerstand. Durch die daraus folgende Leistungs-
r.steinberger@fz-juelich.de im FVS beschäftigen sich im Bereich Hochtem- erhöhung kann nun die Betriebstemperatur ge-
peratur-Brennstoffzelle ausschließlich mit der senkt werden, sodass der Einsatz von kosten-
Prof. Dr. Detlev Festoxid-Brennstoffzelle (SOFC)1. Diese zeichnet günstigen und elektrisch gut leitenden Stählen
Stöver sich durch Betriebstemperaturen von ca. 800 (typischerweise Edelstahl, also Stahl mit hohem
FZ Jülich bis 1000 °C aus. Durch die Entwicklung neuer Chromanteil) im Temperaturbereich unter 900 °C
d.stoever@fz-juelich.de Materialien wird angestrebt, die Temperatur ermöglicht wird. Die Degradation (Alterung) und
unter 750 °C zu senken und damit die Lebens- Korrosion der Brennstoffzellenmaterialien, ins-
Dr. Andreas Mai dauer der SOFC wesentlich zu verlängern. besondere der Stähle, wird durch die geringere
FZ Jülich Damit wird auch der Einsatz verhältnismäßig Temperatur vermindert und damit die Lebens-
a.mai@fz-juelich.de kostengünstiger Materialien im Brennstoffzel- dauer der Komponenten wesentlich erhöht.
lenstapel, vor allem von Chromstählen, möglich.
Dr. Rudolf Henne Die Entwicklung neuer Kathoden-, Anoden- und
DLR Elektrolytmaterialien lässt eine weitere Senkung
rudolf.henne@dlr.de Einleitung der Betriebstemperatur unter die heute üblichen
800 bis 900 °C zu. Bei abgesenkten Temperatu-
Robert Ruckdäschel Die ersten Entwicklungen der SOFC beruhten ren von 750 °C und darunter bestimmen dann
DLR auf Zellen mit relativ dicken Elektrolyten, die die elektrochemischen Prozesse an der Kathode
robert.ruckdaeschel@dlr.de gleichzeitig das tragende Element der Zelle dar- zunehmend die Gesamtleistung einer anoden-
stellten. Um das Elektrolyt-Material hinreichend gestützten SOFC.
Dr. Evelyn Proß elektrisch leitend zu machen, war eine hohe Be-
BMW Group triebstemperatur von ca. 1000 °C notwendig.
Diese Temperatur wiederum war bestimmend
evelyn.pross@bmw.de
Neue Kathodenwerkstoffe
für die Auswahl der Materialien in den SOFC-
Stapeln – auch SOFC-Stacks oder einfach kurz für den Betrieb unter 750 °C
Stacks genannt. Insbesondere Keramiken zeigen
die benötigte hohe Temperaturbeständigkeit, Traditionell werden für die Kathodenkeramiken
allerdings mit dem Nachteil relativ geringer elektronisch leitende Perowskite 2 auf Mangan-
elektrischer Leitfähigkeiten. basis verwendet (La0,65Sr0,3MnO3- δ – kurz LSM
genannt). Diese zeichnen sich durch hohe
Inzwischen wurde die Entwicklung von Elektro- Stabilität während des Brennstoffzellenbetriebs
denmaterialien vorangetrieben, die als Träger aus und zeigen sehr geringe Alterungserschei-
der SOFC-Zellen fungieren. Insbesondere nungen. Durch Optimierung der keramischen
wurden planare Brennstoffzellen entwickelt, Mikrostruktur lassen sich hohe Stromdichten
deren Zellen durch die Anode getragen werden erzielen. Allerdings sind diese Materialien sehr
(anodengestützte Brennstoffzellen). Die Tren- empfindlich gegen eine „Vergiftung“ durch
nung der Funktion des mechanischen Trägers Chrom, das in den SOFC-Stacks freigesetzt wird,
von der gastrennenden, ionenleitenden Mem- deren verbindende Elemente aus Chromstählen
bestehen. Die Alternative zu LSM sind Perowski-
1 te, die neben der elektronischen auch ionische
Solid Oxid Fuel Cell (SOFC)
2
Perowskite sind Verbindungen des Typs ABX3 Leitfähigkeiten besitzen und daher weniger
78 mit einer kubischen Kristallstruktur anfällig für Chromvergiftung sind (Abb. 1).
Dr. Robert Steinberger-Wilckens • Hochtemperatur - Brennstoffzellen
FVS Themen 2004
La0.8Sr0.2Co0.2Fe0.8O3-δ
Die bei kleinen Mengen sehr hohen spezifischen Abb. 4 zeigt das Prinzip der experimentellen
Kosten der Darstellung solcher Perowskite be- Anordnung beim DLR. Links sieht man die Gas-
grenzen die Möglichkeit, ausgedehnte Unter- verströmung der flüssigen Ausgangslösung aus
suchungen der Variation der chemischen einer Düse. Der Vorgang findet in einem auf
Zusammensetzung der Materialien anzustellen. etwa 200 mbar evakuierten Reaktor statt. Eine
Mit der Entwicklung des TPCVD-Verfahrens, peristaltische Pumpe versorgt die Plasmaquelle
(Thermal Plasma Chemical Vapour Depositions- mit einigen wenigen ml/min an wässrigen Pre-
80 prozess) bei dem das Plasma durch induktive cursoren, die über den Einspritzer (Injektor)
Dr. Robert Steinberger-Wilckens • Hochtemperatur - Brennstoffzellen
FVS Themen 2004
direkt in das Zentrum der bis zu 15.000 K heißen Im heißesten Bereich des Plasmastrahls bildet
Plasmaerzeugungszone geführt wird. In diesem sich bevorzugt La2O3, d.h. das einfache Oxid
heißen Zentrum erfolgt die Verdampfung des mit dem höchsten Schmelz- und Verdampfungs-
Wasseranteils und die Synthesereaktion kann punkt. Dieses La2O3 wird im weiteren Prozess-
auf Grund einer relativ hohen Konzentration an verlauf nicht vollständig zum gewünschten
Sauerstoffionen beginnen. Die reaktiven chemi- Perowskit umgesetzt, so dass die abgeschie-
schen Verbindungen werden mit der Plasma- denen Schichten infolge einer Hydratisierung
strömung beschleunigt und kondensieren durch des La2O3 zu La(OH)3 mechanisch instabil
heterogene Keimbildung auf dem Substrat. werden und zerfallen.
Mittlerweile wurde eine große Zahl verschie- Im weiteren Verlauf wurden ausgehend vom
dener wässriger Lösungen von Metallnitraten LSM verschiedene Elemente auf A- und B-Gitter-
unterschiedlicher Konzentrationen dem Prozess plätzen des Perowskitkristallgitters ausgetauscht.
unterworfen, zunächst hauptsächlich zur Erzeu- Ziel war, eine Elementkombination zu finden,
gung von Lanthan-Strontium-Manganiten (LSM). die sich im Verlauf der Abscheidung aus der
Als problematisch erwies sich dabei die Herstel- Dampfphase als weniger empfindlich gegenüber
lung großflächig phasenreiner (La,Sr)MnO3- δ - auftretenden Temperaturgradienten erweisen
Schichten, da sich bei der Keimbildung im über- sollte. Ein Ersatz des Elementes auf dem B-Gitter-
sättigten Dampf nicht die gewünschte Perowskit- platz erwies sich jedoch als erfolglos. Daher
phase bildet. Der Grund hierfür ist das ther- musste ein Element für den A-Gitterplatz gefun-
modynamisch unterschiedliche Verhalten der den werden, welches weniger zur Bildung von
einfachen Oxide der beteiligten Elemente. A2O3 neigt.
peristaltische Pumpe
Precursor
Zentralgas Zerstäubergas
Hüllgas
HF-Generator
HF-Plasmaquelle
Abbildung 4
TPCVD-Installation
im DLR
Plasma mit
Spritzgut
Fenster Spritzschicht
Substrat
beweglicher
Precursor Werkstückhalter
Gas Vakuumreaktor
Wurde das Lanthan durch Praseodym (Pr) er- fläche vergröbert. Diese Phänomene können
setzt, konnten deutlich reinere Perowskitschich- mit gängigen Modellen der Schichtbildung
ten auch im Zentralbereich des Plasmas synthe- bei der CVD sowie auch der so genannten
tisiert werden. Ein Beispiel für großflächig pha- Ostwald-Reifung erklärt werden. Durch geziel-
senrein abgeschiedene Perowskitschichten ist te Relativbewegungen zwischen Plasmaquelle
das System Pr0,58 Sr0,4 Fe0,8 Co0,2 O3 (PSCF). und Substrat, das heißt durch Abrastern,
werden Temperatur und der Dampffluss peri-
Die Schichtausbildung ist abhängig davon, ob odisch geändert. Dadurch muss, die (heteroge-
die Temperatur während des Prozesses ansteigt ne) Keimbildung immer wieder neu beginnen
oder etwa konstant gehalten wird. Auf stationär und es entstehen stängelige Aggregate ohne
angeordneten Substraten erhöht sich die Tem- nennenswerte Vergröberung. Die so entstehen-
peratur und die Schicht wird in Richtung Ober- den Schichten weisen offene Gasmigrations-
Abbildung 5
REM-Oberflächenauf-
nahme einer PSM-
Schicht, abgeschieden
auf abgerasterter
Halbzelle
Abbildung 6
REM-Oberflächenauf-
nahme einer PSCF-
Schicht, abgeschieden
auf abgerasterter
Halbzelle
82
Dr. Robert Steinberger-Wilckens • Hochtemperatur - Brennstoffzellen
FVS Themen 2004
Ausblick
Die Leistungsfähigkeit von SOFC-Kathoden
kann durch die Nutzung mischleitender
(elektronisch und ionisch) Perowskite erheblich
verbessert werden. Die zunächst beobachtete
schnellere Alterung kann durch Optimierung
der Zusammensetzung und der Mikrostruktur
während des Syntheseverfahrens überwunden
werden. Eine höhere Leistungsfähigkeit der
Kathodenschichten erlaubt geringere Betriebs-
temperaturen wodurch geringere Alterungsge-
schwindigkeiten erreicht werden können.
Dieser Optimierung sind die zukünftigen For-
schungs- und Entwicklungsarbeiten gewidmet. 83
d_ht_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 10:11 Uhr Seite 84
Hochtemperatur-Brennstoffzellen –
von der Komponentenentwicklung
zum System
Dr. Rudolf Henne Einführung nentenentwicklung von Brennstoffzellensyste-
men in den letzten Jahren dürfte sich jedoch
DLR
Brennstoffzellen werden als Schlüsseltechnolo- eine selbstragende Markteinführung noch hin-
rudolf.henne@dlr.de
gie in einer zukünftigen stationären Energiever- auszögern. Denn es sind noch erhebliche Ver-
Dr. Günter Schiller sorgung wie auch für mobile Anwendungen an- besserungen der Leistungsdichte, des Wirkungs-
DLR gesehen. Dadurch ist eine Erwartungshaltung grads und der Standzeiten erforderlich.
guenter.schiller@dlr.de entstanden, die in umfangreichen Förderpro-
grammen und weltweiten Entwicklungsanstren-
Dr. Norbert H. gungen zum Ausdruck kommt. Dies ist gerecht- 1
SOFC -Systeme für die
Menzler fertigt, da das Potenzial von Brennstoffzellensys-
FZ Jülich temen dem der konventionellen Energiewandler stationäre Energieversorgung
n.menzler@fz-juelich.de
hinsichtlich Wirkungsgrad und Umweltfreund-
lichkeit überlegen ist. Insbesondere Hochtem- Rohrkonzept von Siemens
peratur-Brennstoffzellen wird eine große Bedeu- Westinghouse Power Corporation (SWPC)
Dr. Franz-Josef Wetzel tung zugemessen, da sie einen verhältnismäßig Von den bisher realisierten SOFC-Systemen
BMW Group geringen Aufwand bei der Brenngasaufberei- größerer Leistung dürfte das von SWPC den
Franz-Josef.Wetzel@bmw.de tung erfordern. Sie können sehr viele chemi- höchsten Entwicklungsstand aufweisen. Die Ba-
scher Energieträger nutzen wobei der Energie- sis des Systems bilden kathodengestützte Rohr-
Horst Greiner wandlungsprozess sowohl Strom als auch zellen von 1,8 m Länge, 22 mm Durchmesser
Siemens Westinghouse Wärme erzeugt, die vielfältig genutzt werden und einer Leistung von je etwa 110 W, betrie-
horst.greiner@irls.siemens.de kann. Trotz großer Fortschritte bei der Kompo- ben mit entschwefeltem Erdgas bei ca. 1000 °C.
Verbindung
Abbildung 1
SOFC-Rohrzelle von Elektrolyt
Siemens und Anord-
nung zu Bündeln Luftelektrode
Brennstofffluss
und Stack
1
84 SOFC = Solid Oxid Fuel Cell
d_ht_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 10:11 Uhr Seite 85
e-
Kathoden-
Verbindungen Ni - Kontakt
electrodes in
Elektrolyt Abbildung 2
Siemens HPD-Flach-
zelle im Vergleich
electrodes out mit Rohrzelle hinsicht-
Luftelektrode Brennstoffelektrode lich der Geometrie
(Kathode) (Anode)
Die an einem Ende geschlossenen Kathoden- Höhere spezifische Leistung bedeutet auch nie-
rohre werden durch Extrudieren2 und Sintern3 drigerer innerer elektrischer Widerstand. Dieser
hergestellt. Die Funktionsschichten der Zellen wird bei zylindrischen Rohrzellen im Wesentli-
werden oft durch atmosphärisches Plasma- chen durch den Bahnwiderstand für die Elek-
spritzen aufgebracht. Mehrere Zellen werden tronen im Kathodenrohr bestimmt. Eine deut-
zu einem Rohrbündel zusammengefasst, wie liche Verkürzung der Stromwege verbunden
Abb. 1 zeigt, und mehrere Rohrbündel bilden mit Leistungssteigerung wird durch eine flache
einen Generator. In einem derzeitig entwickel- Rohr-geometrie mit eingezogenen Stegen
ten 125 kW Generator sind 1152 solcher Rohr- (Wabenstruktur) möglich. Dies wird durch die
zellen integriert. Hinsichtlich Standzeit und Abb. 2 und 3 mit dem Vergleich von Rohr-
Alterungsraten ist diese Technologie überzeu- brennstoffzellen mit sogenannten HPD (High
gend: einzelne Zellen arbeiteten mehr als Power Density) -Zellen deutlich. Gefördert
69 000 Teststunden. Die Gesamtanlagen liefen durch das Bundesministerium für Wirtschaft
über 20 000 Stunden. Degradationsraten von und Arbeit (BMWA) arbeitet Siemens intensiv
nur < 0,1 % in 1000 Stunden wurden gemessen. mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem
Hinsichtlich thermischer Zyklierbarkeit konnten FZ Jülich, dem DLR und dem Fraunhofer IKTS
über 100 Zyklen nachgewiesen werden. in Dresden zusammen. Das Aufbringen der
Funktionsschichten durch weiterentwickelte
Trotz dieser guten Eigenschaften ist noch eine oder zu adaptierende Verfahren wie WPS (Wet
beträchtliche Kostensenkung bei der Herstel- Powder Spraying), Roller Coating und Plasma-
lung Voraussetzung für eine Marktreife. For- spritzen im Vakuum (VPS, LPPS) sowie das
schungsprojekte mit Zellen höherer Leistung gleichzeitige Sintern mehrerer Schichten durch
sind hier in der Durchführung. „Co-firing“ sind gemeinsame Aktivitäten.
2
verarbeiten des Materials zu Rohren oder anderen Profilen
3
keramische Massen durch Erhitzen zusammenbacken lassen 85
d_ht_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 10:11 Uhr Seite 86
1.000 0.325
HPD5
0.950 0.300
Cylindrical
0.275
0.900
0.250
0.850
0.225
Energiedichte (W/cm2)
0.800
Abbildung 3 Spannung [V ]
0.200
0.500 0.025
0.450 0.000
50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600
2
Stromdichte (mA/cm )
Sintern 1200 °C
Abbildung 4
Vakuumschlickerguss
Fertigungsschema
Brennen bei 1400 °C
planarer SOFCs
Warmpressen von Coat Mix Pulver Kathode und Stromsammler
im FZ Jülich
Brennen bei 1100 °C
Schneiden
LaSrMnOx /YSZ
LaSrMnOx
320 mm Siebdrucken
Dichtung Interkonnektor
Abbildung 6
Neue Generation
von SOFC-Zellen für
mobile Anwendungen:
links Sinterzelle von
FZ Jülich, rechts
Kassettenzelle durch
Vakuumsplasmaspritz-
Fertigung im DLR
Die Verfügbarkeit eines motorunabhängigen Solche Zielwerte benötigen eine neue Genera-
Generators könnte bei einer unabhängigen tion von Brennstoffzellen, die bei kompakter
Optimierung der beiden Funktionen – Vortrieb Bauweise eine hohe Leistungsdichte aufweisen,
und Strom/Wärme-Versorgung – das Fahrzeug- bei möglichst niedriger Temperatur arbeiten
Gesamtsystem effizienter und komfortabler und vor allem durch niedrige Wärmekapazität
machen. Aufgrund des Vorteils von SOFC- und hohe Wärmeleitfähigkeit große Tempera-
Brennstoffzellen, Treibstoffe wie Benzin oder turgradienten und -transienten tolerieren
Diesel als Ausgangsstoffe für die Brenngasbe- können. Niedrige Arbeitstemperaturen sind
reitstellung zu nutzen, konzentriert sich das auch deshalb anzustreben, um für die Herstel-
Interesse des Industriekonsortiums unter lung kostengünstige Materialien einsetzen zu
Führung der BMW AG auf das Entwicklungsziel können, wie beispielsweise ferritische Stähle.
einer motorunabhängigen Bordstromversorgung Mit der Bezeichnung CroFer 22APU wurde vom
mit Hilfe einer SOFC- APU (Auxiliary Power Unit). FZ Jülich und der Firma ThyssenKruppStainless
Bei diesem auch vom Wirtschaftsministerium (TKS) ein solcher Stahl mit guten Eigenschaften
geförderten Verbundprojekt (ZeuS II) sind und angepasster Wärmedehnung entwickelt,
seitens der Forschungseinrichtungen das der von TKS als Blechhalbzeug zur Verfügung
FZ Jülich, das DLR, die Universität Karlsruhe gestellt wird. Durch Stanzen und Prägen wer-
und das Fraunhofer ISC in Würzburg beteiligt. den daraus Formbleche hergestellt, die durch
Schweißen zu Kassetten zusammengefügt wer-
Der Einsatz in Fahrzeugen im Vergleich zur den mit einem Zwischenraum für die Zufüh-
stationären Anwendung bedeutet einige gra- rung des Brenngases. Das obere Blech weist
vierende, zusätzlich zu erfüllende Anforderun- eine Aussparung auf, in die planare Zellen
gen, die vor allem die Startzeit, die Zyklenfe- eingefügt werden.
stigkeit und das Bauvolumen betreffen. Die im
BMW-Konsortium angestrebten Zielwerte für Bei dieser neuen Zellengeneration stehen zwei
ein Fahrzeug-APU-Stack lauten wie folgt: Ausführungen und Herstellungstechnologien
im Wettbewerb, die Nasspulver- und Sinter-
Leistung ca. 5 kW technik des FZ Jülich und die Plasmaspritztech-
Brenngas Benzin-Reformat nologie des DLR.
Lebensdauer > 5000 Stunden Abb. 6 zeigt die Unterschiede, wobei jeweils
Zyklen > 5000 die aktiven Zellenflächen etwa 100 cm2 aufwei-
Brenngasnutzung > 60 % sen und die Kassettenstärken zwischen 2 und
Startzeit < 20 Minuten 3 mm liegen. Während das FZ Jülich-System
Leistungsspezifisches Gewicht < 4 kg/kW anodengestützt ist, das heißt, die Anode ist die
Leistungsspezifisches Volumen ~ 1 l/kW die Zelle tragende Komponente, wird beim
Spezifische Systemkosten < 500 €/kW DLR-Ansatz ein poröses metallisches Substrat
eingesetzt, das gleichzeitig als Brenngasverteiler
88 dient. Auf dieses Substrat werden mit einer
d_ht_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 10:11 Uhr Seite 89
Poröses metallisches
Substrat (Ni fehlt)
Abbildung 8
DLR-VPS-
Pilotfertigungsanlage
89
d_ht_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 10:11 Uhr Seite 90
Lufterwärmer
Frischluft Verdichter/Turbolader
in Fahr- und Flugzeugen.
Mikrogasturbinen + Verdichter
bei stationärem Einsatz
Je nach Einsatz
Verdichter
Abbildung 9
Grundprinzip von
SOFC-Systemen Brenngas
Nachbrenner
Elektrische
Brennstoff Leistungs-
Brennstoff- Vor- aufbereitung
aufbereitung reformer
Inverter
90
d_ht_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 10:11 Uhr Seite 91
91
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 93
Niedertemperatur-
Brennstoffzellen
• Niedertemperatur-Brennstoffzellen –
Stand und Perspektiven der PEMFC
• Niedertemperatur-Brennstoffzellen –
Stand und Perspektiven der DMFC
• PEM-Brennstoffzellen –
Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
93
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 94
Niedertemperatur-Brennstoffzellen –
1
1
94 PEMFC = Polymer Elektrolyte Membran Fuel Cells
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 95
Mobil Mobile
Stationär Antrieb Bordversorgung Portabel
Spez. Zielkosten 1.500 US$/kW 30 – 50 US$/kW 100 – 200 US$/kW > 5.000 US$/kW
Pkw Pkw
Technische Lebensdaueruntersuchungen:
reversible und nicht reversible Alterung
Herausforderungen an PEM- Ein typisches Ergebnis eines Alterungsexperi-
Brennstoffzellensysteme ments ist in Abb. 2 dargestellt. Der Brennstoff-
zellenstapel (Stack) wurde bei einer konstanten
Funktionsfähige PEM-Brennstoffzellensysteme Stromdichte (galvanostatisch) von 500 mA/cm2
wurden in den verschiedensten Bereichen er- betrieben. Der Verlauf von Zellspannung und
folgreich demonstriert. Aber es gibt verschiede- Strom ist über einen Zeitraum von 2000 Stun-
ne Problemfelder, die auch weiterhin bearbeitet den dargestellt. Mit fortschreitender Betriebs-
werden müssen: die zu hohen Kosten und die zeit sinkt die Zellspannung.
noch nicht ausreichende Lebensdauer, die Auffallend ist, dass die Stackspannung nach Un-
beide voneinander abhängen. terbrechung zunächst fast auf ihr anfängliches
4,0 80
3,5 70
Stack-Spannung [V]
3,0 60
Strom [V]
2,5 50 Abbildung 2
2,0 40
Langzeituntersuchung
an einem fünfzelligen
1,5 30
Stack
1,0 20
0,5 10
0,0 0
0 500 1000 1500 2000
Zeit [h]
95
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 96
600
In Abb. 4 sind die Impedanzmessungen in
Strom einem Diagramm dargestellt. Zu erkennen ist
500
Strom [mA/cm2] bzw. Spannung [mV]
RM
30 Zeit 75
25
Abbildung 4 20 60
CN Cdl,c Cdl,a
Ersatzschaltbild und
Impedanzspektrum 15 45
10 30
7 15
0
100 1 3 10 100 1K 10K 100K
Frequenz / Hz
96
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 97
Kathodendurchtrittswiderstand Anodendurchtrittswiderstand
17,00 10,00
RN RC RA
16,00 9,00
RM
8,00
15,00
7,00
Impedanz / mΩ
CN Cdl,c Cdl,a
Impedanz / mΩ
14,00
6,00
13,00 Neustart 5,00
nach 24 h RN RC RA
12,00 4,00
RM
3,00
11,00
2,00 Neustart
10,00 CN Cdl,c Cdl,a nach 24 h
1,00
0,00 0,00
0 200 400 600 800 1000 1200 0 200 400 600 800 1000 1200
Zeit / h Zeit / h
halb von 720 Stunden linear auf die Zellspan- dargestellt. Die Spannungsverluste durch die Abbildung 5
nung vor der Abschaltung zurück, was einer Membran und der diffusive Anteil können ver- Zeitlicher Verlauf des
Degradationsrate von 270 µV/h entspricht. nachlässigt werden, da die Änderung der ent- Kathodendurchtrittswi-
Direkt im Anschluss an den Neustart wurde ein sprechenden Widerstände während des Versuchs derstandes, Rc (links)
Impedanzspektrum aufgenommen. Wie Abb. 5 sehr gering waren. Eine Analyse der Brennstoff- und des Anodendurch-
zeigt, nimmt der Kathodenwiderstand nach zellen nach den Alterungsversuchen ergab, dass trittswiderstandes, Ra
dem Neustart nur wenig ab, während der Strukturänderungen in den Elektrodenmaterlien (rechts)
Anodenwiderstand beinahe auf den Wert zu für die Degradation verantwortlich sind.
Beginn des Alterungsexperiments zurückgeht.
41 100
Abbildung 6
reversible Verluste Anteile der reversiblen
und irreversiblen
68,8 31,2 Verluste
Anode Kathode
A. Kathode
Elektrodenhalter:
600 Titan vergoldet
muss. Die Analyse der Wellendynamik erlaubt
Lambda: es, die Charakteristika der gemessenen Zell-
Wasserstoff: 1,1
400 Sauerstoff: 5 spannungs/Zeitkurven zu erklären.
Druck:
Anode / Kathode 2bar abs.
200
Zellwiederstand: Qualitativ ist zu erwarten, dass die Degrada-
schnelle Degradation 0,146 Ohm/ cm2
0 Laufzeit: tionsrate in den Bereichen größer ist, wo auch
0 200 400 600 800 1000 900 Stunden die lokale Stromdichte hoch ist. Es wird ange-
Zeit / h
nommen, dass diese Rate stufenweise vom
Strom j abhängt. Dies bedeutet, dass eine kriti-
sche Stromdichte, jcrit , existiert, bei der die De-
gradationsrate von Null auf einen bestimmten,
Abbildung 7 dem die Alterungsrate mit der Betriebsdauer begrenzten Wert springt. Wenn td die charakte-
Unterschiedliches fortlaufend zunimmt und die Zellspannung ristische Zeitdauer der lokalen Degradation ist,
Degradationsverhalten schließlich zusammenbricht. Dabei lassen sich bedeutet td gleichzeitig die Zeitdauer, nach der
zu Beginn und gegen zwei zeitlich aufeinanderfolgende Phasen unter- ein Zellbereich keinen Strom mehr produziert,
Ende des Zellbetriebs scheiden: wenn dort j > j crit ist. Abb. 8 zeigt die Simulation
einer Degradationswelle. Wenn zum Zeitpunkt
• Stabiler Betrieb mit fast gleichbleibender t0 die lokale Stromdichte am Eingang jcrit über-
Zellspannung schreitet, findet im gestrichelten Bereich bei t0
• Abnahme der Zellspannung mit einer eine lokale Degradation statt. Nach Ablauf
zunehmenden Abnahme der Zellspannung von td ist dieser Bereich „ausgebeutet” und
mit der Zeit bis zum völligen Zusammen- produziert nicht länger Strom. Bei t1 = t0 + td
bruch der Zellspannung verschiebt sich der Peak der lokalen Stromdich-
te entlang des Kanals zu einer neuen Position
Das gezeigte Alterungsverhalten lässt sich mit und ein neuer Bereich ist der lokalen Degrada-
der Entstehung einer Degradationswelle (DW) tion ausgesetzt. Da der Gesamtstrom konstant
erklären, die sich vom Gaseinlass entlang des bleibt, wächst die Länge des degradierenden
Kanals zum Gasauslass fortsetzt. Nimmt man Kanalbereichs mit der Zeit an. Dieser Mechanis-
an, dass die lokale Degradation den an dieser mus ist für das Fortschreiten der Degradations-
Stelle fließenden Strom unterbricht, ist die welle verantwortlich.
Zellenaktivität des Kanalstücks hinter der
Wellenfront gleich Null. Vergleichende Langzeitmessungen am
Fraunhofer ISE bestätigen diese Vermutung.
Eine Langzeituntersuchung mit ortsaufgelöster
Stromdichtemessung über 1200 h zeigt zu
5
Beginn eine nahezu homogene Stromdichte-
verteilung über die aktive Fläche der Zelle.
4
Mit zunehmender Betriebszeit sank die Strom-
Strom 3
dichte vor allem im Eintrittsbereich der Luft,
Abbildung 8 bis es zu einer vollständigen Inaktivierung die-
Simulation einer ses Bereiches kam. Dies ist in Abb. 9 dargestellt.
2
Degradationswelle Die Zunahme des inaktiven Bereiches beschleu-
nigte sich mit zunehmender Betriebszeit.
1
0
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1
98
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 99
600
j= 600 mA / cm2 j = 550 mA / cm2 Stack 1 Pt-Ru/ Pt_H2-N2 26 % / Luft
Stack 2 Pt-Ru/ Pt_H2CO2 26 % / Luft
a 500 Stack 3 Pt-Ru/ Pt_H2 - Luft
400
300
200
100
0
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000
Betriebszeit [h]
j / mA cm-2
500
b
400
Einfluss der Gaszusammen- Abbildung 10
300 setzung auf das Alterungs- Alterungsverhalten
von Stacks beim
200
verhalten Betrieb mit verschie-
denen Wasserstoff-
100
Werden Brennstoffzellen mit reformierten Brenn- Gas-Gemischen
stoffen betrieben (zum Beispiel mit Erdgas), so
0
befinden sich in den Brenngasen neben Wasser-
stoff auch noch weitere Gasanteile. Abb. 10 Abbildung 9
zeigt den Einfluss verschiedener Brenngaszu-
j / mA cm-2 sammensetzungen auf das Alterungsverhalten
500 von Stacks, die bei konstantem Strom (galvano-
c statisch) im Labor betrieben wurden (Abb. 11).
400 Erkennbar ist, dass der Abfall der mittleren
Zellspannung in den gezeigten Fällen nahezu
300 gleich ist. Für die eingesetzten Materialien und
unter den gewählten Betriebsbedingungen ist
200 innerhalb einer Laufzeit von annähernd 2000 h
somit kein Unterschied erkennbar im Alterungs-
100 verhalten bei Betrieb der Stacks mit
0 a) reinem Wasserstoff
b) Wasserstoff mit zugemischtem N2
Abbildung 9: c) reinem Wasserstoff 3
d) Wasserstoff mit zugemischten CO2
a: Messzelle zur Bestimmung der Strom-
dichteverteilung.
Der Einfluss anderer möglicher Komponenten
b: Gemessene Stromdichteverteilung zu
Beginn des Versuches. im Brenngas auf das Langzeitalterungsverhalten
wird in weiteren Arbeiten untersucht werden.
c: Gemessene Stromdichteverteilung nach
1200 h Betrieszeit. Der dunkle Bereich ist Bei allen Versuchen kamen kommerzielle Mem-
inaktiv. Die Luft strömt durch ein Serpenti-
nen-Flowfield von rechts unten nach links
bran-Elektroden-Einheiten (MEA) zum Einsatz mit
oben. Platin/Ruthenium-Katalysatoren in der Anode.
3
Messreihe mit Platin/Platin - Katalysatoren 99
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 100
Literatur
[1] A. A. Kulikovsky, H. Scharmann and
K. Wippermann, Electrochem.
Communications 6 (2004) 75-82
100
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 101
Niedertemperatur-Brennstoffzellen –
Stand und Perspektiven der DMFC 1
Pel
CO2
CH3OH
H2O O2 / Luft
1
DMFC = Direktmethanol-Brennstoffzelle 101
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 102
Die Handhabung von Methanol ist daher im Elektroden erforderlich, die die Reaktionen
professionellen Bereich, in dem das Personal schnell ablaufen lassen [1]. Die Elektroden be-
geschult und entsprechend vorsichtig ist, unkri- stehen im Wesentlichen aus einem leitfähigen
tisch. Im Hobby- und Haushaltsbereich wären Grafitgewebe, das mit der Katalysatorschicht
entsprechende passive Sicherheitsmaßnahmen, elektronisch kontaktiert ist. Auf der Anode
wie hermetisch dichte Behältnisse, die eine kommen üblicherweise binäre Platin-Ruthenium-
sichere Handhabung zulassen, Voraussetzung Katalysatoren zum Einsatz, während auf der
für den Einsatz. In jedem Fall muß jedoch fest- Kathode reines Platin verwendet wird. Zusätz-
gestellt werden, dass Methanol deutlich unge- lich sind den Katalysatorschichten ionisch leit-
fährlicher ist als Benzin, mit dem wir heute fähige Anteile zugesetzt.
umzugehen gewohnt sind.
Das derzeit gebräuchlichste Membranmaterial
ist ein Sulfonsäurepolymer „Nafion“ von der
Grundlagen Firma DuPont. Es hat jedoch einige gravierende
Nachteile im DMFC-Betrieb, so dass intensiv
Die Kernkomponente der DMFC ist die Mem- nach alternativen Materialien gesucht wird,
bran-Elektroden-Einheit (MEA). Die Membran – bei denen diese Nachteile nicht oder weniger
eine protonenleitende Kunststofffolie – trennt auftreten. So ist die Protonenleitfähigkeit
ein Methanol-Wasser-Gemisch auf der Anoden- von Nafion nur gegeben, wenn die Membran
seite der Brennstoffzelle von der Luft auf der mit Wasser gesättigt ist. Im Methanolbetrieb
Kathodenseite. Im einzelnen laufen die in Abb. 1 ist die Befeuchtung durch den flüssigen, wässri-
gezeigten katalytisch aktivierten Teilreaktionen gen Brennstoff zwar stets gegeben, da aber
ab. Innerhalb der Zelle liegt auf der Anoden- Methanol und Wasser chemisch sehr ähnlich
seite das Methanol nicht in reiner Form vor, sind, nimmt die Membran auch Methanol auf,
sondern muss aus chemischen Gründen min- das dann durch die Membran zur Kathode
destens in einem Verhältnis 1:1 mit Wasser gelangt. Dies führt neben einem Brennstoffver-
vorliegen. Im realen Betrieb ist eine höhere Ver- lust auch zu einer Leistungsminderung durch
dünnung des Methanols erforderlich, da die Mischpotenzialbildung und Katalysatorvergif-
Membran methanoldurchlässig ist. Um die tung an der Kathode.
Verluste durch den Methanoldurchtritt gering
zu halten, muss daher eine möglichst geringe Beim praktischen Betrieb einer Direktmethanol-
Methanolkonzentration auf der Anodenseite Brennstoffzelle treten folgende Schwierig-
angestrebt werden. Üblicherweise wird die Ano- keiten auf:
denseite in einem Kreislauf gefahren, bei dem
das Methanol-Wasser-Gemisch kontinuierlich • Potenzialverluste an der Anode aufgrund
umgewälzt wird. Das bei der Anodenreaktion geringer Katalysatoraktivität
entstehende gasförmige Kohlendioxid wird da- • Wirkungsgradeinbußen infolge von Metha-
bei mit herausgetragen. Gleichzeitig kann die noldurchtritt durch die Elektrolytmembran
Kreislaufführung dazu dienen, die Verlustwärme • Potenzialverluste an der Kathode aufgrund
aus dem Brennstoffzellenstapel zu transportie- der Mischpotenzialbildung
ren und über einen Wärmeaustauscher der
Umgebung zuzuführen. In den Kreislauf wird
Methanol kontinuierlich zum Ausgleich des Entwicklungsfelder
Methanolverbrauchs eingespeist.
Der Markteintritt für DMFCs wird derzeit im Be-
Die chemischen Reaktionen (Abb. 1) in einer reich der portablen Stromversorgung für Laptops,
DMFC laufen wesentlich langsamer ab als in Handys, Minicomputer (PDAs) und zur mobilen
einer Wasserstoff-Luft-Brennstoffzelle. Beeinfluss- Stromversorgung bis 1 kW gesehen. Um derar-
bar ist die Reaktionsgeschwindigkeit vor allem tige Systeme in den Markt einzuführen, müssen
durch den Aufbau und die Struktur der Mem- sie leicht und kompakt sein. Daher werden hohe
bran-Elektroden-Einheit. Zur Realisierung eines Leistungsdichten schon bei moderaten Tem-
102 DMFC-Systems sind daher leistungsfähige peraturen zwischen 10 - 50 °C benötigt.
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 103
1000 100
Eine Grundvoraussetzung für den Markteintritt Anode: 2mg PtRu-C/cm2
ist aber, abgesehen von einigen Nischenanwen- 900 Kathode: 2mg Pt-C/cm2 90
Nafion 117
dungen, ein vergleichbares Kostenniveau zu
800 80 °C, Umgebungsdruck 80
bestehenden Techniken. Tab. 1 zeigt einige 1m MeOH
Leistungsdichte / mV / cm2
Zielgrößen für unterschiedliche Leistungsklassen 700 Lambda= 4 = konst. 70
und Anwendungsfelder von portablen Brenn-
600 60
Zellenspannung / mV
Leistungskurve
stoffzellen-Systemen für einen möglichen
Markteintritt [2]. 500 50
400 40
So sind heutige DMFC-Systeme mit etwa Kennlinie
140 Wh/kg noch doppelt bis dreimal so groß 300 30
Notstromaggregate, kleine
Anwendung Handy, PDA Laptop Computer
mobile Anwendungen Tabelle 1
Spez. Leistung 100 W/kg k.A. 200 W/kg
Zielgrößen für
Leistungsbereich
portable Brennstoff-
100 W/l k.A. 200 W/l
zellen-Systeme
Spez. Leistung k.A. 600 Wh/kg k.A.
Portable Brennstoffzellen haben außerdem Bei der DMFC sind die Unterschiede im Was-
nur dann eine Chance, wenn die Fragen nach sergehalt über den Querschnitt einer Zelle stär-
Infrastruktur, Standards und Genehmigungen ker inhomogen als bei der PEMFC. Dies erfordert
der Transportbehörden geklärt sind. besser angepasste oder speziell entworfene
Diffusionsschichten.
Aus den Anforderungen leitet sich der Forschungs-
und Entwicklungsbedarf für die DMFC ab: Durch die Reaktionen und die damit verbunde-
ne mögliche Degradierung des Katalysators ist
• Optimierung der Elektrodenkatalysatoren die aktive Schicht der Membran-Elektroden-
für die Methanoloxidation Anordnung (MEA) zu optimieren. Das DLR hat
• Verbesserung der Elektrodenstruktur segmentierte Zellen entwickelt, mit denen die
• Entwicklung neuartiger Membranmaterialien Stromdichteverteilung lokal aufgelöst in Einzel-
mit verringerter Methanolpermeation zellen und in Brennstoffzellenstapeln bestimmt,
• Entwicklung von methanolunempfindlichen sowie lokale elektrochemische Impedanzen
Sauerstoffkatalysatoren zur Reduzierung der gemessen werden können. Damit ist es möglich,
Mischpotenzialbildung während des Betriebs die Einflüsse verschiede-
• Systemvereinfachung und Systemintegration ner Betriebsparameter auf die Leistungsfähigkeit
der MEA zu messen. Dadurch können, ange-
passte Elektroden mit inhomogenen Katalysa-
Verbesserung der Elektrodenstruktur torverteilungen entwickelt werden.
Die Mikrostruktur der Elektroden ist für deren
Leistungsfähigkeit und für die optimale Nut- Neue Membranmaterialien
zung der Katalysatoren in der Brennstoffzelle Eine Reihe von Membranen befindet sich zur
essenziell. Im Gegensatz zu den wasserstoff- Zeit in der Entwicklung. Membranen auf der
oder reformatversorgten Polymer-Elektrolyt- Basis von sulfonierten Polymeren werden der-
Brennstoffzellen (PEMFC) wird die Anodenseite zeit in mehreren Firmen und Forschungsgrup-
mit methanolhaltiger Lösung versorgt. Dies pen entwickelt. Sie werden als fluorfreie Alter-
erfordert grundsätzlich andere Strukturen der nativen zu Nafion angesehen und man erwartet,
Elektroden und in der Diffusionsschicht an der dass die Herstellung bei Massenproduktion billi-
Anode. Während die PEMFC mit der Austrock- ger ist als bei Nafion. Die Polymere werden
nung der Membran und damit einer Erhöhung meist in Lösung sulfoniert, wobei die Membra-
der Widerstände Probleme hat, ist in der DMFC nen in einem Gießprozess hergestellt werden.
meist ein zu hoher Anteil von Wasser auf der Die Grundpolymere für diese Art von Membra-
Kathodenseite festzustellen. Forschungs- und nen sind sehr stabile Hochleistungswerkstoffe.
Entwicklungsziel sind daher angepasste Struktu- Viele Arbeiten gehen von so genannten Poly-
ren für diese veränderten Anforderungen und etherketonen (PEK) aus. Die Eigenschaften
ein optimiertes Wassermanagement. der Membranen hängen von der Qualität der
Abbildung 3 700
Spezifische Methanol- 3,0 Nafion 117 (178µm)
Speziaf.Permeabilität [mA/cm]
Grundpolymere, von der Selektivität der Sulfo- einer hoch porösen Kohlenstoffmatrix einge-
nierungsreaktion und von der Membranher- bunden sind. Abb. 4 zeigt die hohe elektro-
stellung ab (Abb. 3). Im Vergleich zu Nafion chemische Aktivität und Methanolresistenz
nehmen die sulfonierten Polymere etwas weni- der Materialien im Vergleich zu Platin. Bezogen
ger Wasser auf. Während Nafion wenige breite auf den eingesetzten Metallgehalt zeigen die
Leitfähigkeitskanäle hat, in denen die Sulfonsäu- kobalthaltigen Katalysatoren sogar eine viel-
regruppen mit Wasser in Kontakt stehen, sind fach bessere Aktivität als kommerzielle Platin-
diese Kanäle bei sulfonierten PEK enger und Katalysatoren, was für sehr aktive katalytische
stärker verzweigt. Daher wird ein kleinerer Zentren spricht. Aufgrund dieser Eigenschaften
Wassermitführungskoeffizient und somit eine wird dem kobalthaltigen Material ein hohes
geringere Methanolpermeation erreicht [4]. Entwicklungspotenzial zugeschrieben. Zusätz-
Dies führt im DMFC-Betrieb zur Zeit aber noch lich wird erwartet, dass das Vermeiden von
nicht zu geringeren Leistungsverlusten. Daher teuren Edelmetallen zu einem Kostenvorteil in
wird weiter an der Zusammensetzung der sulfo- der Brennstoffzellen-Technologie führen wird.
nierten Polymere gearbeitet, wobei sich ein Netz- Erste Tests in DMFCs zeigen, dass jedoch die
werk bildet [5], das die Stabilität erhöht und Morphologie sowohl der Katalysatoren als auch
somit die Quellung und Methanoldurchlässig- der MEA noch optimiert werden müssen, bevor
keit verringert. hohe Leistungsdichten realisiert werden können.
Selektive Katalysatoren
Das durch die Membran zur Kathode hindurch- Anwendungen
dringende Methanol wird an den Platin-Kata-
lysatoren teilweise oxidiert. Dies führt zu einer Da gerade das Konzept der Direktmethanol-
Mischpotenzialbildung an der Kathode und da- Brennstoffzelle für portable Anwendungen
mit zu Spannungsverlusten beim Betrieb der attraktiv ist, wurden durch weltweite intensive
DMFC. Zur Vermeidung dieser Mischpotenziale Entwicklungsarbeiten wichtige und beeindruk-
werden Methanol-unempfindliche Katalysatoren kende Fortschritte in dieser Technologie erzielt.
mit hoher Aktivität als Ersatz für das Platin ent- In Deutschland sind vor allem die Aktivitäten
wickelt. Besonderen Erfolg versprechen, Selen- von Smart Fuel Cell bekannt, die DMFC-Syste-
modifizierte Rutheniumpartikel, die auf Kohlen- me im Kleinleistungsbereich entwickeln und
stoff aufgebracht sind sowie Materialien, in erste Kleinserien von 25 W DMFC-Systemen
denen atomare Kobalt- bzw. Eisen-Zentren in ausgeliefert haben.
100
Co/C-haltig (1 wt %) +/- Methanol
Pt/C ETEK (20 wt %) + Methanol
Pt/C ETEK (20 wt %) - Methanol
Abbildung 4
RuSe/C (20 wt %) +/- Methanol
Die Kennlinien wurden
Stromdichte mA/cm2
10
an rotierenden Schei-
benelektroden in O2-
gesättigter 0.5M
H2SO4, bei Raumtem-
1
peratur gemessen.
Die Elektroden-
Belegung ist bei allen
Messungen 25 µg.
0,1
Abbildung 5
DMFC-Fahrzeug
„JuMOVe“
vom FZ Jülich
106
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 107
Literatur
[9] S. Adachi,
Yamaha Motor Technical
Review, 2003, 11, 13
107
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:29 Uhr Seite 108
Prof. Dr. Helmut Tributsch • PEM-Brennstoffzellen – Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
FVS Themen 2004
PEM-Brennstoffzellen –
Neue Katalysatoren und
bionische Aspekte
Prof. Dr. Überblick mischer Verbindungen hergestellt werden kön-
Helmut Tributsch nen. Mit elektrochemischer Energie als Zwischen-
HMI Die bionische Forschungsstrategie versucht, form werden damit alle nötigen Lebensaktivi-
tributsch@hmi.de sich an Naturvorbildern zur Bewältigung ener- täten versorgt.
gietechnologischer Probleme zu orientieren.
Für drei technologische Komponenten von
PEM-Brennstoffzellen, die hohe Kostenfaktoren Die regenerative Energie-
darstellen, für Katalysatoren, Protonen-leitende
Membranen und für ein Wasserstoff-bereitstel-
strategie der Natur: Vorbild
lendes System, werden alternative bionische für bionische Forschung
Lösungsvorschläge vorgestellt. Die regenerative
Energie-Strategie der Natur ist in vieler Hinsicht Die regenerative Energiestrategie der Natur
ein Vorbild nach dem sich die Industriegesell- (Abb. 1) ist ein naheliegendes Vorbild für eine
schaft orientieren sollte. Dabei wird Wasser mit nachhaltige Energieversorgung einer zukünfti-
Licht gespalten, der Wasserstoff jedoch letztlich gen Industriegesellschaft. Markante Eckpfeiler
an Kohlenstoffverbindungen angelagert, so dass sind die lichtinduzierte Wasserspaltung, das
eine Vielfalt nützlicher Energieträger und che- Ankoppeln von Wasserstoff an Kohlenstoff-
CO2
(CH2O)n
Abbildung 1
Sonnenlicht
Veranschaulichung Calvin- Krebs-
Zyklus Zyklus
der biologischen Ener-
giestrategie: Wichtige
e-, h+ ATP O2 e-, h+ ATP
Elemente sind die
lichtinduzierte Wasser- Elektronen
transfer-Kette Elektronen-
spaltung, die Anbin- transfer- ATP
Kette
dung von Wasserstoff Chlorophyll
an Kohlenstoffverbin-
dungen und die rever-
H2O
sible Energieumwand-
lung mit elektroche-
mischer Energie als chemische
Zwischenform (Brenn- Energie
stoffzellen-Prinzip).
elektrochemische
Energie
chemische Energie (ATP)
Brennstoffzellen-Prinzip
Mitochondrion
108
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:30 Uhr Seite 109
Prof. Dr. Helmut Tributsch • PEM-Brennstoffzellen – Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
FVS Themen 2004
Stickstoff
Die Energie-Bionik hat es sich zum Ziel gesetzt,
von den energietechnologischen Vorbildern der Metalle, durch starke
Natur zu lernen. Dazu müssen zunächst einmal Bindungen geschützt
die ablaufenden Mechanismen verstanden wer-
den, damit sie mit technisch machbaren und
stabilen Materialien reproduziert und für indu-
Eisen
strielle Anwendungen eingesetzt werden können.
Die Natur hat auch das Brennstoffzellenprinzip, Schwefel
die Umwandlung chemischer Energie in elek-
trische Energie, realisiert. Es funktioniert zum Hydrogenase-Zentrum
Beispiel in den Kraftwerken der Zellen, den (Clostridium Pasteurianum)
Prof. Dr. Helmut Tributsch • PEM-Brennstoffzellen – Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
FVS Themen 2004
Umgebung
2+ glaskohlenstoffartig
Co
Abbildung 3
Karbonisierung
von organischer
Stickstoff
Molekülstruktur zur
Erzielung eines
chemisch stabilen
plus Eisenoxalat und Zusatzstoffe
Gerüstes für Katalyse-
ausgesetzt Temperaturen bis 800°C
Zentren in Glaskohlen-
stoff-Umgebung.
Diese Zentren sind von
Multielektron-Transfer
molekularer Natur – durch nahe Zentren?
im Gegensatz zum
Platin-Katalysator,
dessen Partikel bei
gleicher Auflösung
deutlich sichtbar
wären. bionischer Katalysator
Prof. Dr. Helmut Tributsch • PEM-Brennstoffzellen – Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
FVS Themen 2004
Abbildung 4
Vergleich der
Leistungscharakteristik
Stromdichte / mAcm-2
2 % CoTMPP/BP
0.1
Potenzial / VNHE
Es sieht also so aus, als ob man anhand von leiten Protonen mit Hilfe ihrer Sulfonsäuregrup-
Zentren aus häufigen Übergangsmetallen ganz pen, die im Polymer statistisch verteilt sind und
neue Erkenntnisse über komplexe katalytische den Protonen Andockstellen liefern.
Prozesse gewinnen könnte. Dies unterstützt Auch in der Biologie sind protonenleitende Mem-
die Beobachtung, dass, wenn man die Struktur branen für die Energietechnologie sehr wichtig.
des Katalysators immer feiner macht, also seine Es stellt sich nun folgende bionische Herausfor-
reaktive Oberfläche deutlich erhöht, sich die derung: Welchen Protonenleitmechanismus
katalytischen Eigenschaften überproportional nutzt die Natur und wie kann man ihn, wenn
verbessern. In einer doppelt logarithmischen er sich von den zur Zeit in Brennstoffzellen ge-
Auftragung von Katalysestrom gegen gemesse- nutzten unterscheidet, auf künstliche Membra-
ne Katalysator-Oberfläche beobachtet man statt nen anwenden? Als bionische Vorbilder (Abb. 5)
einer Neigung von 1, eine Neigung von 2,35 könnten einerseits salzliebende Bakterien (Halo-
[2]. Modernste Forschungsmethoden sind jetzt bakterien) dienen, die Licht ernten, um damit
nötig, um die Mechanismen zu verstehen und Protonen zu pumpen, und so chemische Energie
um auf dieser Grundlage zu lernen, die Dichte zu gewinnen. Sie nutzen dazu das Protein Bak-
der Katalysezentren kontrolliert zu verändern. teriorhodopsin, das Lichtenergie in Strukturän-
derungen umwandelt, welche die Energie für
die Protonenleitung bereitstellen. Wie dies ge-
schieht wird in [3] beschrieben. Protonen werden
2. Protonenleitende
jedenfalls durch Kanäle geleitet, die von Ami-
Membranen nosäuren (Bestandteile des Proteins) berandet
werden.
Seit vielen Jahren schon sind protonenleitende Auch bei der primären Photosynthese oder
Membranen für Brennstoffzellen vor allem Per- bei der Energieumwandlung in den Mitochon-
fluorkohlenstoffsulfonsäure (kommerziell NAFION drien spielen Protonenleitungskanäle eine große
genannt) - ein kostenintensiver Faktor. Sowohl Rolle. Maßgeblich dabei ist die ATP-Synthase,
NAFION, als auch konkurrierende Materialien ein Proteinkomplex, der Protonenströme nutzt
wie PEEK (sulfoniertes Polyetheretherketon) oder um Adenosintriphosphat (ATP), einen wichtigen
das weniger effektive PES (Polyether-Sulfon) biologischen Energieträger zu synthetisieren. 111
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:30 Uhr Seite 112
Prof. Dr. Helmut Tributsch • PEM-Brennstoffzellen – Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
FVS Themen 2004
Licht
H+ H+ H+
H+ H+
H+
Abbildung 5 H+
Bionische Vorbilder für
H+ H+
Protonenleitung durch
Membranen (Bacter- Bakteriorhodopsin
iorhodopsin in Halo-
bakterien, CF0 Kom- ADP +PI Aminosäure-verkleidete Kanäle zur Protonenleitung
plex der ATP-Synthase)
ATP
weisen eindeutig auf
Aminosäure-berandete
Kanäle.
H+ H+
+
H+ H+ H+ H+ H H+ H+ H+ H+ H+
Protonen (H + )
ATP-Synthase
Innerhalb dieser ATP-Synthase ist der so genannte Diese beiden können Protonen austauschen,
CF0-Komplex für die Protonenleitung verantwort- in anderen Worten, Protonen leiten. Ein Proton
lich. Er ist noch nicht vollständig verstanden kann also eine Aminosäure über eine Karboxyl-
aber der Kanal, der Protonen leitet, muss von gruppe verlassen, die Aminogruppe der näch-
Aminosäuren begrenzt sein. Man weiß übrigens, sten Aminosäure erreichen und dort zur Kar-
dass wenn 100 mV an diesem Kanal anliegen, boxylgruppe weiterwandern, von wo es zur
105 Protonen pro Sekunde geleitet werden, Aminogruppe des übernächsten Aminosäure-
ohne dass Wasser mittransportiert wird. Eine moleküls übergehen kann. Man erkennt also
einfache Hochrechnung zeigt, dass makrosko- einen rationellen Mechanismus, den die Natur
pisch auf diese Weise leicht Ströme von Tausen- offensichtlich nutzt und optimiert hat.
den von Ampere pro Quadratmeter aufrecht
erhalten werden könnten, womit die Anforde- Der naheliegenste Schritt in Richtung auf eine
rungen moderner Brennstoffzellen erfüllt wären. bionisch konzipierte Membran mit Aminosäure-
berandeten Poren bestand darin, handelsübli-
Von Aminosäuren berandete Kanäle sind in che poröse Membranen entsprechend zu modi-
der modernen Membran-Technik als Protonen- fizieren. Aus der Nanotechnologie stammt die
leitwege nicht bekannt. Daher muss man sich Erfahrung, dass 15 nm große Silika-Teilchen gut
Gedanken machen, wie ein solcher Prozess an Polymeroberflächen angelagert werden kön-
funktionieren könnte. Abb. 6 zeigt zwei der 20 nen. Aminosäuren wiederum lassen sich über
bekannten Aminosäuren. Sie sind dadurch cha- ihre Amino- oder Karboxyl-Gruppe ohne weite-
rakterisiert, dass sie neben einer Karboxylgrup- res an Silika anbinden. Indem man unter Vaku-
112 pe auch wenigstens eine Aminogruppe haben. um silika- und aminosäurehaltige Lösungen
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:30 Uhr Seite 113
Prof. Dr. Helmut Tributsch • PEM-Brennstoffzellen – Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
FVS Themen 2004
Prof. Dr. Helmut Tributsch • PEM-Brennstoffzellen – Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
FVS Themen 2004
Sonnenlicht
Abbildung 8
NADPH
Prinzip der photo-
synthetischen ATP
Membran.
O2
H2O
CIS
hv Beleuchtung
hv
Abbildung 9 Ti TiO2 Statt ZnO,
AR coating [ZnS(50nm)/MgF2(70nm)] dotiert mit
Links: Bisher wirksam- p+-Al0.8Ga0.2As 50nm H2 Katalysator
p+ -GaAs Au-Zn/Au
stes Tandem Modell- p+-Al(0.3-0.15)Ga(0.7-0.85)As 300nm
n+-Si 800nm
len [5]. Rechts: die Au-Sb/Au
O2
vorgeschlagene, auf
Plblack
Auf diese Weise wird direkt, d. h. ohne dazwi- Kontakt mit Wasser gebracht werden konnten.
schenliegende Stromsammlung und ohne Nut- Um die photosynthetische Membran technisch
zung eines spezialisierten Elektrolysators, Was- nachzuempfinden, braucht man Materialien,
serstoff aus Wasser erzeugt (Abb.9). Der Rekord die im Kontakt mit Wasser reaktiv und gleich-
auf diesem Gebiet, erzielte mit einer 20 % effi- zeitig langzeitstabil bleiben können.
zienten Tandem-Photovoltaikstruktur eine solare Es ist schon seit 30 Jahren bekannt, dass TiO2,
Effizienz der Wasserstoffenergieerzeugung von wenn es das ultraviolette Licht aus der Sonnen-
18 % [5]. Dies heißt, dass 90 % der photovol- strahlung absorbiert, oxidativ mit Wasser rea-
taischen Energie über angepasste Katalysatoren gieren kann und Sauerstoff aus diesem befreit.
direkt in Wasserstoffenergie umgewandelt Bei diesem Prozess entstehen chemische Radi-
werden konnte. Dies wäre für ein technisches kale, die organische Moleküle zu CO2 und Was-
System im Vergleich mit der Photosynthese, ser oxidieren können. Diese Eigenschaft wird in
wo auch bei drei Zuckerrohr-Ernten pro Jahr letzter Zeit immer mehr zur Herstellung selbst-
im Jahresmittel nicht mehr als 0,5 % der Solar- reinigender Oberflächen genutzt. Als kürzlich
energie in chemische Energie (Biomasse) um- berichtet wurde, dass bei Kohlenstoff- oder
gewandelt werden kann, eine eindrucksvolle Stickstoffdotierung von TiO2 dieses Material
Leistung. Es blieb aber das Problem, dass die auch im blauen Bereich des sichtbaren Spek-
verwendeten Silizium- und Galliumarsenid- trums des Solarlichtes photoempfindlich wird
114 Halbleitermaterialien nicht ohne weiteres in und mit Wasser reagiert [6, 7], schien der
e_nt_brennstoffzelle_end.qxd 13.04.2005 14:30 Uhr Seite 115
Prof. Dr. Helmut Tributsch • PEM-Brennstoffzellen – Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
FVS Themen 2004
Prof. Dr. Helmut Tributsch • PEM-Brennstoffzellen – Neue Katalysatoren und bionische Aspekte
FVS Themen 2004
Brennstoffzellen und
Wasserstofftechno-
logien in der Praxis
• Die keramische Brennstoffzelle als
Energiewandler für die Sromerzeugung
im Auto
• Wasserstofftechnologie in stationären
autonomen Systemen
117
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:57 Uhr Seite 118
118
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:57 Uhr Seite 119
Heute:
Abbildung 1
50 – 70 % (Generator) 10 – 17 % Paradigmenwechsel in
100% 20 – 25 %
70 – 90 % (KSG) 14 – 22 % der Stromversorgung:
Die Prozentangaben
bezeichnen den durch-
schnittlichen Wirkungs-
grad.
Zukünftig:
100% 35 – 50 % (BZ-APU) 35 – 50 %
Benzin HT NT
Reformer Shift Shift CO-Reinigung PEMFC
Benzin
SOFC
Reformer
Abbildung 3 H2, CO
die keramische Variante, welche allerdings erst legung des Brennstoffzellenblocks bei Abküh-
bei Temperaturen oberhalb von ca. 650 °C lung der APU auf Umgebungstemperatur einige
funktioniert (Abb. 3). Daraus resultiert jedoch Minuten Anwärmzeit in Kauf genommen wer-
ihr Hauptnachteil. Sie kühlt bei längeren Be- den müssen.
triebspausen aus. Werkstoffbedingt verträgt sie
beim Wiederhochheizen thermomechanische Die Lebensdauer der einzelnen Brennstoffzellen
Spannungen nur in begrenztem Maße. Daraus unter automobilen Betriebsbedingungen spielt
resultiert, dass trotz automobilorientierter Aus- eine zentrale Rolle. Sie hängt sowohl von der
Kathode (La,Sr)MnO3
Abbildung 4
Schnitt durch Elektrolyt (Zr,Y)O2 50 µm
eine plasmage-
spritzte SOFC
Quelle: DLR Anode (Zr,Y)O2 + Ni
metallisches Substrat
120
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 121
Stromsammler
Abbildung 5
10 µm Kathoden-Funktionsschicht
Schnitt durch
eine gesinterte ASC
(Anoden Supported Cell)
Quelle: FZ Jülich
5 µm Elektrolyt
7 µm Anoden-Funktionsschicht
Substrat
auch bei dessen Fahrzeugstillstand [4]. So kön- optimal betrieben werden. Der zukünftig stark
nen z. B. zusätzlich zur Standheizungsfunktion zunehmende Elektrizitätsbedarf der Fahrzeuge
u.a. die Sitze elektrisch vorgeheizt werden. Bei kann somit mit Brennstoffzellen-APUs gedeckt
sommerlicher Hitze kann der Fahrgastraum via werden [4].
elektrisch betriebenem Klimakompressor bereits
vor der Fahrt auf angenehme Temperaturen Pro Kilowatt Leistungsbedarf des elektrischen
gebracht werden. Multimedia- und Kommuni- Bordnetzes erschließt die keramische Brenn-
kationsanwendungen, wie z. B. das Internet, stoffzellen-APU einen Verbrauchsvorteil von
werden auch im Fahrzeugstillstand möglich. mehr als 0,5 Liter Benzin oder Diesel pro hun-
In einigen Jahren können die dann elektrifizier- dert Kilometer. Hinzu kommt die Erschließung
ten Nebenaggregate eines Automobils sowohl von Verbrauchsminderungspotenzialen durch
im Fahrbetrieb als auch im abgestellten Zustand die Optimierung der Verbrennungsmotoren
komforterhöhend und gleichzeitig verbrauchs- auf ihre Antriebsaufgabe.
Abbildung 6
BMW 750 hl –
Wasserstofffahrzeug
mit Brennstoff-
zellen-APU (PEM)
in Kleinserie
Partner: IFC/UTI
Brennstoffzellen-Stack
Erzeugung elektrischer Energie
aus Reformat (H2 und CO)
Energie-Rückgewinnung
Abbildung 7 Restgasverbrennung, Aufheizung Reaktionsluft
Brennstoffzellen-
APU für Benzinfahr-
zeuge. Delphi 1,5 kW
SOFC APU-Gesamt- Hauptreformer
Aufheizung Stack, Erzeugung von Reformat
system („Hot-Box“)
(20 % H2, 20 % CO, 3 % CH4, Rest N2)
der 1. Generation
Mikroreformer
Start Hauptreformer
Luft-Gebläse Kraftstoffversorgung
Reaktionsluft und
122 Kühlluft
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 123
Literatur
[1] CleanEnergy – Wasserstoffantrieb
Informationen der BMW Group,
D-80788 München
123
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 124
1
124 H0 = oberer Heizwert
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 125
Hausbedarf
Strom-Netz
P Strom Heizung Brauchwasser
P P P
t t t t Abbildung 1
Anlagenschema
Hausanschluss einer Brennstoffzellen-
Brauchwasserspeicher
Regelung Hausenergieversor-
Strom
gungsanlage
Wasser
Wechselrichter
Wärme
Demi-Patrone
Wasser PEM-FC
Erdgas
Der Warmwasserbedarf wird in einer VDI-Richt- Die elektrische Leistung ist mit 2 kW für ein
linie [5] behandelt; näheres zum Strom- und Einfamilienhaus eher hoch veranschlagt, der
Wärmebedarf kann in einer Broschüre über erd- gute Teillastwirkungsgrad der Brennstoffzellen
gasbetriebene Brennstoffzellen-Hausanlagen [1] und eine Modulation von 1:5 sprechen für
nachgelesen werden. Aus diesen Überlegungen diese Auslegung. Die Auslegungsdaten sind
resultiert die Auslegung der Brennstoffzellenan- in Abb. 3 zusammengefasst.
lage. Die elektrische Nettoleistung wurde mit
2 kW festgelegt, woraus sich eine thermische
Leistung von 5 kW ergibt.
Energieeinsatz Energieeinsatz
Stromerzeugung
getrennte Erzeugung BHKW
159 100 hel=36%
ca. 52 % ca. 19%
Wärme
Erzeugung
getrennte
34 ca. 40 %
Kraftwerk 100 %
100 Verluste
Kohle 100 Strom Gas
Erdgas Abbildung 2
hel=36% 2
ca. 41%
64
ca. 48 % Strom Getrennte
hth=85% Energieerzeugung
53 Wärmeerzeugung
im Vergleich zur
Wärme
Kessel Kraft-Wärme-Kopplung
Kraft- Wärme-
Abgas
Heizöl EL 59 ca. 10 %
Kopplung
hth=90% Verluste
Block-
100 % ca. 60 %
heizkraftwerk
Gas Wärme
6 72 Verluste 13 Verluste
ca. 30 %
Strom
Primärenergieeinsparung = 37%
CO2 - Einsparung = 59% 125
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 126
Brennstoffzelle
PEMFC 2 kWelNetto
Modulationsgrad 1:5
Druck Normaldruck
Kathode Betrieb mit unbefeuchteter Luft
Abbildung 3 CO-Toleranz < 20 ppm Betrieb ohne air bleed
Auslegungsspannung > 650 mV bei 0,6 A/cm2
Auslegungsdaten Wasserstoffumsatz > 80 %
einer Brennstoff- Luftumsatz > 60 %
zellen-Hausanlage Gesamtanlage
Heizmitteltemperaturen bis 75 °C
Ges. Wirkungsgrad > 90 % Niedertemperatur-Heizkreis
Elektr. Wirkungsgrad > 32 %
Lebensdauer > 40.000 h
Geringer Wartungsaufwand
Kaltstartzeit (20 °C) < 15 min
Thermische Leistung 3-5 kW
Gewicht 120 kg
Abmaße 60 * 70 * 100 (cm)
Wärmespitzenabdeckung Zusatzgerät
Brenner
Abbildung 4
Shift- Methani- Stack
Gaserzeugung in der Reformer WT reaktor sierung WT 60 Zellen
SOFA 3-Anlage
Wasser
Anodenrestgas
WT = Wärmetauscher
126
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 127
DC-Leistung 2,2 kW
(650 mV mittlere Zellspannung)
60 Zellen (39 V Nennspannung)
Zellfläche 140 cm2
(Stromdichte 400 mA/cm2)
Nennleistungsdichte 0,27 W/cm2
Abbildung 6
Stacktemperatur 70 °C
Technische Daten
Kühlung Wasserkühlung des Stacks im
H2-Umsatz > 70 % bei Dampfreformat Prototyp SOFA 3
(H2-Gehalt ca. 75 %)
Luftumsatz > 50 %
Druckverluste Anode < 10 mbar
Kathode < 10 mbar
127
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 128
35000 1750
34000 Primärenergieverbrauch 1725
Primärenergieverbrauch [kWh/m2 a]
Betriebskosten
33000 1700 Abbildung 7
32000 1675 Vergleich verschie-
Betriebskosten [Euro/a]
31000 1650 dener Regelstrategien
30000 1625 für ein Brennstoff-
29000 1600 zellen-BHKW auf PEM-
28000 1575 Basis, hinsichtlich
27000 1550 Primärenergiever-
26000 1525 brauch und Betriebs-
25000 1500 kosten [6]
stromgeführt wärmegeführt Betriebskosten- Primärkosten-
optimiert optimiert
Regelstrategie
129
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 130
Literatur
130
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 131
Brennstoffzellen für
die Mikroenergietechnik
Jedes zweite elektronische Gerät ist mittlerweile versorgt werden. Methanol hat den großen Fraunhofer ISE
tragbar oder wird zumindest fern einer Steck- Vorteil einer hohen Energiedichte, während
dose betrieben. Üblicherweise liefern dann Wasserstoff eine im Vergleich zum Methanolbe- Dr. Christopher
Batterien oder Akkus die nötige Energie. trieb eine mehrfach höhere Leistungsdichte des Hebling
Während Mikroprozessoren im letzten Jahrzehnt Brennstoffzellen-Stapels ermöglicht. Gegenüber christopher.hebling@
ise.fraunhofer.de
um 3000 % schneller geworden sind, ist im glei- der DMFC hat die mit Wasserstoff betriebene
chen Zeitraum die Energiedichte von Batterien Brennstoffzelle deshalb das Potenzial, leistungs-
Ulf Groos
lediglich um etwa 75 % gestiegen, was beispiels- starke Geräte allein, d. h. ohne Hybridisierung
ulf.gross@ise.fraunhofer.de
weise bei einem Laptop derzeit zu Betriebszeiten mit einem Akku zu betreiben. Ein Anwendungs-
von etwa zwei bis maximal vier Stunden pro schwerpunkt für portable Brennstoffzellen-Sys-
Mario Zedda
Akkuladung führt. Gleichzeitig wächst jedoch teme ist derzeit die Entwicklung geräteexterner,
mario.zedda@
der Energiebedarf der elektronischen Geräte. und damit Netz unabhängiger Ladestationen. ise.fraunhofer.de
Zwar konnte durch Verbesserungen der Prozes- Längerfristig angelegte Entwicklungen sehen
soren und intelligenteres Powermanagement auch eine Integration von flachen, serienver- Marco Zobel
der Stromverbrauch gesenkt werden, aber die- schalteten Brennstoffzellen mit selbstatmender marco.zobel@
ser Effekt wird überkompensiert durch weitere Kathode 1 in das jeweilige Gerätegehäuse vor. ise.fraunhofer.de
Funktionsmerkmale und kryptische Schlagworte Derartige Systeme sind als Hybridsysteme
wie: W-LAN, UMTS, Blue Tooth, GPS, personal konzipiert, bei denen die Brennstoffzelle den
networks, mobility, connectivity, wireless und geräteintegrierten Akku auflädt.
always-onTM. Dies sind in steigendem Maße
die entscheidenden Begriffe für den „Nomadic Eine Schwierigkeit liegt in der Miniaturisierung
Office Worker” und auch für die Teenager von der verschiedenen Peripherieeinheiten. Bisher
heute, wenngleich mit anderen Daten. konnten zwar vielversprechende Labormuster
präsentiert werden, noch fehlt jedoch ein in-
Eine Umfrage unter Nutzern des IBM-Laptop tegrationsfähiges Demonstrationssystem.
„ThinkPad“ ergab, dass die Betriebsdauer höher In Nischenanwendungen wie Camping oder
bewertet wird als die Leistung [1]. Da die Ener- Fahrrad wurden bereits erste Produkte zur Markt-
giedichte von modernen Akkutechnologien nicht einführung in 2005 vorgestellt. Massenanwen-
mit dieser Entwicklung Schritt halten kann, wer- dungen wie Laptops werden voraussichtlich
den neue Energiewandler mit höheren Kapazi- vor allem von asiatischen Unternehmen ab
täten gesucht. Abhilfe, kann in Zukunft die dem Jahr 2006 erschlossen.
Brennstoffzelle schaffen, da die Energiedichte
von Wasserstoff oder Methanol die von Batte-
riesystemen um ein Vielfaches übersteigt.
Vom Brennstoffzellen-Stapel
Daher sind große Aktivitäten zur Entwicklung zum portablen Gesamtsystem
von portablen Brennstoffzellen bei den Her-
stellern mobiler elektronischer Geräte wie Lap- Zur Reduzierung von Größe, Gewicht und Kosten
tops, Mobiltelefone oder Organizer zu verzei- wird in allen Anwendungsbereichen der Brenn-
chnen. Aufgrund der hohen Leistungsdichte stoffzelle versucht, die Systemkomplexität zu re-
und des vorteilhaften Niedertemperaturverhal- duzieren. Auch der Energieeigenverbrauch der
tens konzentrieren sich die Aktivitäten auf die Systemperipherie muss in der Praxis mit dem ge-
Entwicklung von PEM-Brennstoffzellen (Polymer forderten Leistungsbereich im Einklang stehen.
Elektrolyt Membran), die entweder mit flüssi-
gem Methanol (Direktmethanol-Brennstoffzelle,
1
DMFC) oder mit Wasserstoff als Brennstoff ohne extra Sauerstoffzuführung 131
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 132
Abbildung 1
Planare, serien-
verschaltete und
selbstatmende Brenn-
stoffzelle aus Leiter-
platten-Material
Quelle: Fraunhofer ISE
Gleichspannungs -Wandler
Brennstoffzellen-
Regelung
Knopfzelle
zum Systemstart
Abbildung 2
Komplettsystem einer
Miniaturbrennstoff-
Mikroventil
zelle. Im Beispiel ein H2-Leitung
PEMFC-System der
Fraunhofer-Initiative
Mikro-Brennstoffzelle.
Quelle: Fraunhofer ISE Brennstoffzelle
1 cm
Miniatur-Lüfter
132
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 133
Wassermanagement
Regelung
Die Kathodenpumpe saugt gefilterte Außenluft Last
an und presst diese in den Brennstoffzellen-
Stapel. Am Kathodenausgang wird der über-
Druck-
schüssigen Luft die Feuchte entzogen, in einem sensor
Befeuchter gesammelt und rückgeführt. Wasser-
stoff wird aus einem Metallhydrid- oder Druck-
speicher entnommen oder mittels chemischer
Pumpe Pumpe
Reduzier-
Hydride erzeugt. Der Druck wird mit geeigne- ventil
ten Maßnahmen geregelt, wobei ein Mikrocon-
troller das Druckniveau überwacht. Die Mini- Kathode Anode
pumpe im Anodenkreislauf sorgt durch den
Wasseraustrag für einen stabilen anodenseiti-
gen Dauerbetrieb der Brennstoffzellen.
Wasserabschneider Wasserstoff-
Brennstoffzelle versorgung
Das im Anodenkreislauf anfallende Wasser wird
gesammelt und ausgetragen. Wichtige Anforde-
Durchflussventil
rungen an alle Bauteile im Anodenkreislauf sind
Auffangbehälter
Korrosionsbeständigkeit und Dichtigkeit gegen-
über Wasserstoff bei einem Druck bis etwa 2 bar.
Wärmemanagement
Auch portable Brennstoffzellensysteme im Energiedichte des Methanols kann bei der Abbildung 3
kleinen Leistungsbereich müssen über ein DMFC nur dann genutzt werden, wenn hoch Schematischer Aufbau
(passiv oder aktiv) geregeltes Wärmemanage- konzentriertes Methanol getankt wird und die eines portablen, aktiv
ment verfügen. Bei Umgebungstemperaturen Einstellung des optimalen Mischungsverhält- geregelten und mit
von 40 °C erreichen selbst moderat belastete nisses mit Wasser erst vor der Anode erfolgt. Wasserstoff versorgten
Brennstoffzellen-Systeme ohne Kühlung Systemtechnisch elegant ist die Rückführung Brennstoffzellen-
Betriebstemperaturen von bis zu 80 °C. Mit des kathodenseitig produzierten Wassers auf systems.
einer effektiven Kühlstrategie kann der Aus- die Anode. Die Einstellung eines optimalen Quelle: Fraunhofer ISE
trocknung der Membran-Elektroden-Einheiten Methanolgehalts erfordert einen Methanol-
(MEA) bei diesem Betriebspunkt entgegenge- sensor der die Konzentration misst und die
wirkt werden. In der Regel ist eine Befeuchtung Zudosierung des Wassers steuert.
der Gase am Brennstoffzellen-Eingang unter
den genannten Extrembedingungen jedoch Je nach Leistungsbedarf der peripheren System-
unumgänglich, was zudem auch noch die komponenten beträgt der Wirkungsgrad eines
Lebensdauer der MEA verlängert. DMFC-Systems derzeit etwa 20 -30 %. Miniatu-
risierte und effiziente Komponenten, wie z. B.
Anoden-Rezirkulationspumpen, Kathoden-
DMFC-System Pumpen bzw. -Lüfter, Wassertanks, Gasabschei-
der und Methanolsensoren werden benötigt,
Die Systemtechnik einer DMFC unterscheidet um alle geforderten Funktionen möglichst
sich von der einer mit Wasserstoff betriebenen kompakt zu realisieren [3].
Brennstoffzelle durch die Zufuhr von flüssigem
Methanol und demzufolge durch unterschied-
liche elektrochemische Teilreaktionen in der
Zelle (Abb. 4). Durch eine Pumpe wird die Me-
thanolzufuhr realisiert. Der Vorteil der hohen
133
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 134
Methanolpumpe
CO2 - Abtrennung Brennstoffspeicher
für portable Anwendungen
Wasserabschneider
Es muss auch beachtet werden, dass zum Start einfach aufgebaut werden. Einige Unternehmen
eine Aufheizzeit notwendig ist und auch das planen die Einführung von standardisierten
Abschalten definiert über einen gewissen Zeit- Methanolbehältern, die direkt in den Brenn-
raum erfolgen muss. Nach heutigem Stand der stoffzellensystemen eingesetzt werden können.
Technik erscheint die Reformierung in Kombi-
nation mit Membranbrennstoffzellen vor allem In der Betrachtung von Gesamtsystemen muss
für stationär und kontinuierlich betriebene Ener- allerdings beachtet werden, dass die derzeitige
gieversorgungen sinnvoll. Mikroreformer befin- Leistungsdichte einer DMFC ein Vielfaches
den sich derzeit im Stadium der Entwicklung unter der einer PEMFC liegt, somit eine DMFC
und sind noch nicht produktreif. bei gegebener Ausgangsleistung entsprechend
größer und schwerer ausfallen wird. Methanol
könnte kostengünstig zur Verfügung gestellt
Methanol werden, allerdings werden die Kosten einer
DMFC aufgrund des höheren Materialbedarfs
Mit ca. 4.200 Wh/l bzw. 5.300 Wh/kg besitzt und der höheren Katalysatorbeladung deutlich
Methanol, ohne Einbezug eines Brennstoffzellen- über denen einer PEMFC liegen. Der Wirkungs-
systems und Wirkungsgradverlusten, gegenüber grad einer DMFC liegt mindestens 10 % absolut
einem Lithium-Ionen-Akku eine vielfach höhere unter dem einer PEMFC. Der technische Ver-
chemische Energiedichte. Methanol ist eine gleich einer DMFC mit einer PEMFC kann des-
Flüssigkeit, die sich leicht speichern, umfüllen halb nur für eine spezielle Anwendung durch
und transportieren lässt. Des Weiteren kann eine Systembetrachtung inklusive Brennstoff,
eine Infrastruktur für Methanol vergleichsweise Brennstoffzelle und Peripherie erfolgen.
Diesel
10.000
Benzin
Butan (200 bar)
Abbildung 5 Propan (200 bar)
Energiedichten von
Reinmethanol
Sekundärzellen und chem. Hydride
Methan (200 bar)
Brennstoffen. Die elek- H2 (flüssig)
Energiedichte in Wh/ l
Ni-CD-Akku
100
Energiedichte in Wh/kg
136
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 137
137
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 138
Wasserstofftechnik
in stationären autonomen
Stromversorgungssystemen
Fraunhofer ISE Einleitung Die Kapazität der Wasserstoffsysteme reicht
dabei von einigen Wochen bis zu einigen
Dr. Tim Meyer Stationäre autonome Stromversorgungssysteme Monaten zur Aufrechterhaltung des Betriebes.
tim.meyer@ zählen zu den möglichen Vorreitermärkten für Damit treten sie in Konkurrenz zu herkömmli-
ise.fraunhofer.de
Brennstoffzellen. Insbesondere in Photovol- chen Dieselgeneratoren. Ebenso können Brenn-
taik- oder Photovoltaik-Wind-Hybridsystemen stoffzellen Batterien ersetzen. In diesem Fall
Andreas Steinhüser könnten Brennstoffzellen die Rolle des Zusatz- sind Wasserstoffsysteme auch als Saisonspeicher
andreas.steinhueser@ stromerzeugers übernehmen. Bei nicht aus- denkbar, in denen die elektrische Überschuss-
ise.fraunhofer.de
reichenden Sonnenscheinintensitäten und Wind- energie aus den Solarzellen im Sommer durch
geschwindigkeiten können sie die Versorgungs- Elektrolyse in Wasserstoff gewandelt, gespei-
Felix Holz lücke schließen. Im Leistungsbereich von einigen chert und im Winter in einer Brennstoffzelle
felix.holz@ise.fraunhofer.de 10 Watt bis zu wenigen kW sind hier für heute wieder in Strom gewandelt wird (Abb. 1).
Puls@ise.fraunhofer.de keine befriedigenden konventionellen technolo-
gischen Lösungen für autonome Stromversor- Brennstoffzellen haben gegenüber Diesel-
Georg Bopp gungssysteme am Markt verfügbar. Im Folgen- generatoren prinzipielle Vorteile, die allerdings
georg.bopp@ den wird dieser Anwendungsbereich anhand in heutigen Komponenten technologisch noch
ise.fraunhofer.de
der Erfahrungen aus Planung und Feldbetrieb nicht immer umgesetzt werden konnten:
einer 1 kW-Brennstoffzelle am Rappenecker Hof
Dr. Bruno Burger
sowie einem vollständig autarken System mit • höherer Wirkungsgrad, gerade im
bruno.burger@
ise.fraunhofer.de
einem Wasserstoffsystem als Saisonspeicher Teillastbetrieb
dargestellt. • geringere Emissionen von Lärm und
Schadstoffen
• kleinerer Wartungsbedarf
Einsatzgebiete für Brenn-
Diese prinzipiellen Vorteile können der Brenn-
stoffzellen in stationären stoffzellentechnologie auch bei höheren Kosten
autonomen Systemen Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Zusatz-
stromerzeugern sichern. An den Nachteilen wie
Technische Stromversorgungen wie z. B. Mess- der teuren Sicherheitstechnik sowie der aufwän-
stationen, Telekommunikations- oder Telema- digeren Brennstoffversorgung von PEM-Brenn-
tikanlagen werden häufig in sehr abgelegenen stoffzellen mit Wasserstoff oder durch Reformie-
Gegenden betrieben und müssen kostengünstig rung aus Kohlenwasserstoffen muss aber noch
und zuverlässig mit Strom versorgt werden. gearbeitet werden.
Dies erfolgt heute meist mit Hybridsystemen
in denen Solarzellen, Wind- oder Wasserkraft
sowie ein Batteriespeicher und möglicherweise Praxiserfahrungen aus
ein Diesel-Generator als Zusatzstromerzeuger
zusammenwirken. Auch Wohnhäuser, ländliche
Projekten in Deutschland
Gewerbebetriebe, Tourismusanlagen und Gast- und Spanien
stätten sind Anwendungen für ähnlich aufge-
baute Hybridsysteme. Das Fraunhofer ISE hat Technologien für Brenn-
stoffzellen, Leistungselektronik und Regelungs-
Brennstoffzellen könnten in solchen Hybridsyste- technik entwickelt sowie mehrere Projekte
138 men die Zusatzstromerzeugung übernehmen. durchgeführt, die intensive Praxistests auch
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 139
bereits auf dem Markt erhältlicher Technologien einem Wasserstoffspeicher mit Druckgasflaschen Abbildung 1
beinhalten. Solche Tests mit Dauerbetrieb von (Reichweite ca. 400 Betriebsstunden) und der Brennstoffzellenstapel
Komponenten und Anlagen sind wesentlich für notwendigen Sicherheitstechnik. Der Sauerstoff und Wasserstofflager
die Identifikation des weiteren Forschungs- und für die Brennstoffzelle wird der Luft entnommen,
Entwicklungsbedarfes und des Marktpotenziales was in der Höhenlage von 1000 Metern zu
neuer Technologien. Im Folgenden werden die einer Reduktion der Brennstoffzellen-Leistung
Erkenntnisse aus den Projekten „Rappenecker auf 1,1 kW führt.
Hof“ und „FIRST“ zusammen gefasst.
Seit September 2003 ist das Wasserstoffsystem
Rappenecker Hof: mit insgesamt 3500 Betriebsstunden in Betrieb.
Hybridsystem mit Brennstoffzelle als Nach 2020 Stunden musste der erste Brenn-
Zusatzstromerzeuger stoffzellenstapel wegen Ausfalls einer Zelle
Das Hybridsystem am Rappenecker Hof ist seit ausgetauscht werden. Abb.2 zeigt die typische
1987 in Betrieb und wurde im Jahr 2003 für die Betriebsführung der Brennstoffzelle an einem
gestiegenen Lastanforderungen und mit einer Tag mit guter Sonneneinstrahlung und Erträgen
1,2 kW-Brennstoffzelle als Zusatzstromerzeuger aus dem Windrad.
ertüchtigt. Solar- und Windgenerator liefern ca.
40 % der Jahresenergie der saisonal betriebenen Nach nunmehr über einem Jahr Betrieb der
Gaststätte. Der vorhandene Motorgenerator Anlage können folgende Erfahrungen aus der
blieb in das Energieversorgungssystem einge- Planungsphase und dem Betrieb festgehalten
bunden, um die Verfügbarkeit in der Erpro- werden:
bungsphase und nach Projektende (d. h. ohne
Brennstoffzelle) sicherzustellen. Ein innovatives • Der Zusatzaufwand für die Sicherheitstechnik
Batteriemanagementsystem des Fraunhofer ISE ist erheblich. Am Markt verfügbare Wasser-
soll die Lebensdauer der in der Zwischenzeit stoff-Sensoren, die den Betrieb in der Praxis
unterschiedlich stark gealterten Komponenten absichern, sind teuer und müssen regelmäßig
maximieren. Eine ausführliche Dokumentation erneuert werden. Bereits über die Projekt-
des Projektes kann in [1] nachgelesen werden. laufzeit von 3 Jahren liegen die Aufwän-
dungen bei mehreren tausend Euro. Auch
Das Wasserstoffsystem besteht aus einem 1,2 kW- der Aufwand für Lüftungstechniken muss
Brennstoffzellen-Stapel der Firma Ballard (inkl. noch reduziert werden.
allen Hilfsaggregaten), einem Gleichstromwand-
ler zur Anpassung der Ausgangsspannung auf
das Batterieniveau, einer Ladereglung sowie 139
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 140
PVM
LR TE Telekommunikations-
einrichtung
Photovoltaik-Modul
mit Laderegler
Abbildung 2
Typische Betriebs-
führung der Brenn- EMS
stoffzelle an einem BAT ELY
Tag im September
2004. Am Vormittag Batteriespeicher
und am Nachmittag Energiemanagement-
(wenn Solarertrag und system
Elektrolyseur
Windkraft nicht zur
Brennstoffzelle
Deckung der Last Energieflüsse, elektrisch und GW - Wandler
ausreichen) wird Wasserstoffspeichersystem
HSS
die Brennstoffzelle
Wasserstoff
zugeschaltet. GW
H2
Signale,
Kommunikationswege
BZ
• Zum Zeitpunkt des Projektbeginns waren • Die Lebensdauer der Brennstoffzelle hat
kaum Gleichspannungs-Wandler GW ver- zwar die Garantie des Herstellers über-
käuflich, die die Ausgangsspannung des schritten, ist mit ca. 2000 Stunden aber
Brennstoffzellen-Stapels von 24 V bis 36 V für die Erschließung von Märkten noch
auf die Batteriespannung von 48 V heraufset- deutlich zu klein.
zen. Das Fraunhofer ISE entwickelte daher
selbst einen Wandler mit einem optimalen • Insgesamt läuft der Betrieb des Wasserstoff-
Wirkungsgrad (97 %). Dabei kann demon- systems annähernd störungsfrei. Die Zuver-
striert werden, dass ein Wandler auch ohne lässigkeit der Komponenten ist gut.
Kühlkörper auskommt und so besonders
leicht in Brennstoffzellen-Packages integriert FIRST:
werden kann. Generell müssen Brennstoff- Wasserstoffsystem als Saisonspeicher
zelle und Leistungselektronik eng aufeinan- in einer technischen Stromversorgung
der abgestimmt werden. Zur autonomen Versorgung einer Telekommu-
nikationseinrichtung mit durchschnittlich 150 W
• Hersteller verlangen heute einen Betrieb der Dauerlast wurde im EU-Projekt „FIRST“ ein Sys-
Brennstoffzelle mit Wasserstoff der Güte 5.0 tem mit geschlossenem Wasserstoffkreis als
(99,9990 %). Die Kosten dieses Brennstoffs Saisonspeicher aufgebaut. Standort ist Madrid.
liegen nach Abzug der Umwandlungsverluste Ein 1 kW-Elektrolyseur wandelt Überschussener-
in der Brennstoffzelle mit ca. 2,80 €/kWh gie aus dem 1,5 kW-Solarzellen-Generator im
elektrischer Energie sehr hoch. Um autono- Sommer in Wasserstoff. Dieser wird in einem
me Stromversorgungen als Markt erschließen Metallhydridspeicher (äquivalent 100 kWh elek-
zu können, müssen die Anforderungen an trischer Leistung) gelagert und im Winter über
die Brennstoffqualität und damit die Kosten eine 300 W-Brennstoffzelle wieder in Strom
deutlich gesenkt werden. gewandelt. Ca. 7 % des Jahresenergieverbrau-
140 ches werden über den Wasserstoffkreis geführt.
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 141
Messwerte am 05.09.2004
3000 Photovoitaik
Wind
2500 Brennstoffzelle
Wechselrichter 1
2000
Leistung (W)
1500
1000
500
Mit der Anlage konnte ein vollständig autarker erheblich. Beim Einlagern im Sommer ist
Betrieb demonstriert werden. Trotz eines effi- hoher Druck notwendig (bis über 10 bar)
zienten Energiemanagements zeigen die Erfah- während bei der Entnahme im Winter nur
rungen aus Planung und Betrieb, dass Wasser- niedriger Druck entnommen werden kann
stoffsysteme als Saisonspeicher noch erhebliche (in diesem System benötigt die Brenstoffzelle
Technologieentwicklung und Kostensenkung mindestens 2 bar). Damit kann im gegebe-
benötigen, um eine Marktchance zu erhalten: nen System nur etwa 50 % der theoretischen
Speicherkapazität genutzt werden.
• Die Komplexität des Wasserstoffsystems und
die Abhängigkeit der Komponenten unter- • Die Wasserstoff-Speichertechnik ist teuer
einander ist erheblich. Für einen zuverlässi- (Metallhydrid) oder potenziell zu energie-
gen und wartungsarmen Betrieb muss eine aufwändig (Druckspeicher).
Vielzahl von Betriebszuständen beherrscht
und in seinen Auswirkungen auf Lebensdauer • Besondere Schwachstellen sind Kompo-
und Wirkungsgrade verstanden sein. nenten der Systemperipherie (Pumpen,
Ventile, Sensoren).
• Die Temperaturabhängigkeit des Be- und
Entladeverhaltens von Metallhydridspeichern
vermindert die nutzbare Speicherkapazität 141
f_bz_anwendung_end.qxd 13.04.2005 9:58 Uhr Seite 142
144
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 145
Umwelt, Markt
und Logistik –
Schlüsselfragen
der Nachhaltigkeit
Wasserstofftechnik – Forschung
für Sicherheit und Transport
Dr. Wolfgang Einleitung gien in unsere heutige Wirtschaftsform sicher
Breitung integriert werden können. Das Ziel muss sein,
FZK • Forschungszentrum Bei der Einführung von Wasserstoff (H2) als ein mit heutigen konventionellen Brennstoffen
Karlsruhe zukünftigem Energieträger stellt sich auch die vergleichbares und vom Endverbraucher akzep-
breitung@iket.fzk.de wichtige Frage nach der sicheren Nutzung tiertes Restrisiko zu erreichen.
durch eine breite Allgemeinheit. Im Vergleich
zum heutigen Gebrauch in der Großindustrie
Prof. Dr. Horst wird Wasserstoff in der Zukunft viele neue Stand der
Friedrich Anwendungen mit sich bringen: Er wird weit-
DLR gehend dezentral angewendet werden und
Sicherheitsforschung
horst.friedrich@dlr.de seine Nutzung erfolgt dann auch in normalen
Wohn- und Arbeitsumgebungen durch nicht Die prinzipiellen Vorgänge bei Störfällen mit
Dr. Peter Treffinger speziell dafür ausgebildete Menschen. Kann Wasserstoff sind gut verstanden. Die Haupt-
DLR Wasserstoff unter diesen veränderten Randbe- phasen der generellen Ereigniskette bestehen
peter.treffinger@dlr.de dingungen sicher genutzt werden? aus der anfänglichen Gasfreisetzung, der an-
schließenden Vermischung mit Luft, Zündung,
Das Beispiel des Zeppelin-Unfalls der „Hinden- Verbrennung, Erzeugung von Bränden und
Dr. Ullrich burg“ 1937 hat gezeigt, wie ein einziger schwe- Druckwellen, sowie daraus resultierenden Perso-
Schmidtchen rer Unfall die Akzeptanz einer gesamten Tech- nen- und Sachschäden. Dieser generelle Ablauf
DWV • Deutscher nologie zerstören kann. Dieser Unfall bedeutete ist zwar im Prinzip für alle Brenngase identisch,
Wasserstoff- und das Ende der Luftschifffahrt weltweit. Ein weite- aber Wasserstoff unterscheidet sich in seinen
Brennstoffzellen- res Beispiel für Transportunfälle mit Wasserstoff sicherheitsrelevanten Eigenschaften erheblich
Verband ist das Ereignis in Stockholm im Jahr 1984. von den derzeit genutzten fossilen Brennstoffen
h2@dwv-info.de Dort traten aus einem H2-Flaschenbündel etwa wie Erdgas, Propan oder Benzindampf. Beispiele
180 Normalkubikmeter Wasserstoff aus, entzün- sind Dichte, Auftrieb, Diffusionskoeffizient,
deten sich und beschädigten Fahrzeuge und Zündenergie, Brennbarkeitsbereich und Brenn-
Gebäude im Umkreis von 90 m (Abb.1). geschwindigkeit. Diese speziellen physikalisch-
16 Personen wurden verletzt. Es muss deshalb chemischen Eigenschaften von H2 bzw. H2-
frühzeitig untersucht werden, wie sich die be- Luftgemischen manifestieren sich zum Beispiel
kannten Risiken von Wasserstoff beherrschen in einer starken – bei Kohlenwasserstoffen nicht
lassen und wie zukünftige Wasserstofftechnolo- beobachteten – Neigung zur spontanen Flam-
menbeschleunigung, die wiederum ungewöhn-
lich hohe Verbrennungsdrücke erzeugen kann.
Kontrollraum H2 Testraum
(160 m3)
10 m
Abbildung 3
Versuchszentrum des
Behälter A3
FZK für Freisetzungs-
(30 m3, 60 bar)
und Verbrennungsver-
suche mit Wasserstoff
Gebäude 608
(450 m2)
Behälter A1
(110 m3, 100 bar)
147
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 148
Pipelines
Eine attraktive Transportmöglichkeit bieten
Pipelines. Die Firma Air Liquide betreibt im
Raum Nordfrankreich, Belgien und Holland ein
Pipeline-System für Wasserstoff mit einer Länge
von insgesamt 966 km bei einem Betriebsdruck
von 100 bar. Weitere Wasserstoffpipelines be-
stehen z. B. im Rhein-Ruhr-Gebiet (240 km)
und im Leuna-Merseburg-Bitterfeld-Gebiet
(150 km). Diese Pipelines verbinden große in-
dustrielle Wasserstoffhersteller und -Verbrau-
cher. Wasserstoff kann risikolos und ohne nen-
Abbildung 4 nenswerte Verluste in Stahlpipelines transportiert
Stand der Sicherheit in
Versuchsbehälter für werden. Die dabei verwendeten Stähle sind
Verbrennungsversuche der Transporttechnik wowohl bei Raumtemperatur als auch bei
mit großen Wasser- höheren Temperaturen für den Wasserstoff-
stoffmengen Wasserstoff wird in der Industrie in großen transport sehr gut geeignet.
Mengen hergestellt und verbraucht, jährlich ca.
500 Milliarden m3 weltweit. Er kommt vor allem Fahrzeuge
in der Petrochemie (Benzinherstellung), bei der Ein wichtiger Sektor der Transporttechnik ist die
Ammoniak- und Methanolherstellung, in der Speicherung und der Transport von Wasserstoff
Lebensmittelchemie (Fetthärtung), der Stahlin- in Fahrzeugtanks. Dazu wurden Flüssigwasser-
dustrie (Eisenreduktion) und als Raketentreib- stofftanks und Gasdruckbehälter für den Einsatz
Abbildung 5 stoff zum Einsatz. Es gibt deshalb sichere und in PKW und Bussen entwickelt. Heutige Spei-
Wassserstoff- langfristig erprobte industrielle Transporttech- chertechnologien für mobile Anwendungen
Druckgasspeicher aus nologien für flüssigen und gasförmigen Wasser- erreichen noch nicht die Energiedichten von
Kompositwertstoffen stoff. Wegen der geringen Dichte von Wasser- üblichen Diesel- und Benzintanksystemen (etwa
für Drücke bis stoff (71 kg/m3 LH21 , 0.09 kg/Nm3H2) sind die 30 MegaJoule pro Liter (MJ/l), bzw. 35 MJ/kg).
700 bar und 3.1 kg Am besten schneiden derzeit LH2-Speicher mit
H2 - Inventar 1 bis zu 8 MJ/l bzw. 20 MJ/kg ab. Um Gasdruck-
LH2 = Liquid Wasserstoff
speicher auf vergleichbare Energiedichten zu
verbessern, sind Systeme aus leichten Kompo-
sitwerkstoffen mit 700 bar Speicherdruck in
der Entwicklung (Abb.5).
Brennstoffzellen
Ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung von
Brennstoffzellen-Fahrzeugen besteht in der Sys-
temintegration von Antrieb, H2-Speicher und
Brennstoffzellenaggregat, verbunden mit einem
Wasserstoffsicherheitskonzept. Im Rahmen des
Projektes HyLite entwickelt das DLR gemeinsam
mit der Zulieferindustrie eine Brennstoffzellen-
energieversorgung für ein Elektrofahrzeug, das
bisher mit einem Batteriesatz ausgerüstet war.
148 Das Fahrzeug dient als Versuchsträger für die
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 149
Einbaubereiche:
Frontbereich Umgebung Umgebung
Doppelboden H2-
Blockgehäuse Versorgungs-
Heckschublade raum
H2-Speicherraum 1
Seitentaschen hinten
Heckablage Abbildung 6
Entwurf für ein PEFC-
Fahrzeugkonzept
der DLR
H2-Speicherraum 2
Wasserstoffzonen:
Innenraum: H2-Speicherraum 1/2
Heckablage: Blockgehäuse
Seitentasche: H2-Versorgungsraum
von den Projektpartnern entwickelten Kompo- vier „Wasserstoffzonen“ spezifiziert, die jeweils
nenten. Das DLR ist im Projekt für Systemdesign gasdicht zum Innenraum ausgeführt werden.
und Systemintegration verantwortlich und Außerdem verfügt jeder dieser Räume über eine
betreibt neben dem Fahrzeug weitere stationäre nicht verschließbare Öffnung, die an der höchs-
Prüfstände (Abb.6). ten Stelle des Raumes angebracht ist (Abb.7).
Im Rahmen des Projektes wurde ein Wasserstoff- In den Leitungen, die von den Wasserstoffzonen
sicherheitskonzept erarbeitet, das auf einer ge- nach außen führen sind H2-Detektoren ange-
eigneten Packungstechnik beruht. Innerhalb ge- bracht, die fest mit der Not-Ausschaltung des
eigneten Packungsräume des Fahrzeugs wurden Fahrzeugs verdrahtet sind.
Umgebung Umgebung
Fahrzeug Flammensperre
Wasserstoff- H2
H2 detektor
PEMFC- Abbildung 7
Blockgehäuse Wasserstoffsicher-
heitskonzept der DLR-
Fahrzeugstudie mit
H2-Versorgungsraum PEMFC
Wasserstoffdetektor
(optional)
H2-Speicherraum 1 H2 H2-Speicherraum 2
149
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 150
Risikokontrolle
Produktion
Transport
Abbildung 8
Aufgabenfeld für Speicher
zukünftige Wasser-
stoffsicherheitsunter- Fahrzeuge
suchungen
Tunnel, Garage
Geräte
Schlussfolgerung
Erfahrungen mit Wasserstoff haben gezeigt,
dass Unfallrisiken bei der Einführung neuer H2-
Technologien frühzeitig erkannt und kontrolliert
werden müssen, damit keine sicherheitsbeding-
ten Akzeptanzbarrieren entstehen. Wasserstoff
ist nicht gefährlicher als die heutigen fossilen
Brennstoffe, aber er verhält sich anders. „Lear-
ning bei doing” wäre hier der falsche Ansatz.
151
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 152
Wasserstofflogistik –
verteilen, speichern und betanken
Prof. Dr. Bernd Einführung Zukünftige Primär-
Höhlein
FZ Jülich Abnehmende Ölressourcen, höhere Kraftstoff-
und Sekundärenergieträger
b.hoehlein@fz-juelich.de preise und eine notwendige Reduktion klimare-
levanter und lokaler Emissionen verstärken den Zukünftige Sekundär- oder Endenergieträger
Thomas Grube Druck auf neue Energieträger und Energieum- werden Aussicht auf mittel- bis langfristigen
FZ Jülich wandlungssysteme [1]. Einsatz haben, wenn sie gleichzeitig für kon-
th.grube@fz-juelich.de ventionelle als auch für neue Energieumwand-
Unsere Herausforderung besteht darin, eine lungssysteme mit Brennstoffzellen auch unter
Jaco Reijerkerk saubere, sichere und zugleich zuverlässige Bereit- Einsatz regenerativer Primärenergieträger
Linde AG stellung von Energie zu bezahlbaren Preisen und genutzt werden können [2]. Der Weg dazu
jaco.reijerkerk@linde- bei wirtschaftlicher Tragfähigkeit zu realisieren. führt über synthesegasstämmige Energieträger
gas.com
wie Methanol, Synfuel (auf Erdgasbasis),
Auf dem Weg in eine wasserstoff-orientierte Sunfuel (auf Biomassebasis) oder Wasserstoff,
Dr. Thomas Aicher
Energiewirtschaft wird nicht nur die Herstellungs- wie in Abb. 1 dargestellt.
Fraunhofer ISE frage sondern auch die Frage nach der Logistik
thomas.aicher@
der Wasserstoffbereitstellung bis hin zum Kun- In den dargestellten Synthesegaspool können
ise.fraunhofer.de
den von Bedeutung sein. Bei der heute fossil- folgende Gase eingespeist werden:
basierten Wasserstoffbereitstellung kann bei-
Dr. Ludwig Jörissen
spielsweise der Kostenanteil dieser Logistik • Synthesegas aus der Erdgasreformierung
ZSW
ab zentralem Erdgasreformer bis zu 2/3 der • Synthesegas aus der Kohle
ludwig.joerissen@
zsw-bw.de Wasserstoffkosten (1/3 für zentrale Produktion) • Synthesegas aus der Biomasse
beim Tanken betragen. Optionen und Heraus- • Wasserstoff aus der CO2-freien
forderungen dieser Wasserstofflogistik sind zu Stromerzeugung
analysieren. • Wasserstoff aus der Elektrolyse durch fossil
oder regenerativ hergestelltem Strom
152
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 153
Auf der Nutzerseite können die Gase so einge- • in Deutschland an einer Erdgas-Pipeline in
setzt werden: großen zentralen Reformierungsanlagen
erzeugt und konditioniert mit anschließen-
• Erdgas kurz- bis mittelfristig direkt in dem Transport zu den Tankstellen
Verbrennungsmotoren [3] (kurz- bis mittelfristig Straßentransport,
• Methanol, Syn-/Sunfuel mittelfristig bis langfristig Pipelinetransport)
langfristig für Verbrennungsmotoren oder
für besondere Brennstoffzellenanwendungen • an der Tankstelle aus Erdgas in kleinen
• Wasserstoff mittelfristig für Verbrennungs- Reformern erzeugt und direkt nach ent-
motoren und langfristig für Brennstoffzellen sprechender Konditionierung verteilt
antriebe [4]
• an der Tankstelle aus Strom in kleinen
Elektrolyseuren an der Tankstelle erzeugt und
Bereitstellungswege direkt nach entsprechender Konditionierung
verteilt
für Kraftstoffe aus fossilen
Energiequellen • für erste kurzfristige Nischenanwendungen
aus den vorhandenen H2-Pipelinesystemen,
Im Straßenverkehr gibt es für die Zukunft eine Raffinerien und Chemieparks für die Tank-
Reihe von Kraftstoffversorgungsmöglichkeiten stelle bereitgestellt
auf fossiler Basis. Diese konkurrieren miteinander
je nach Marktsituation und geographischen Ge- Diese Bereitstellungswege müssen mit Bezug
gebenheiten und können kurz- bis mittelfristig für auf Energieaufwand, Emissionen und Kosten
Verbrennungsmotoren sowie mittel- bis langfris- bilanziert werden, so wie es in den Studien
tig für Brennstoffzellenantriebe genutzt werden. [5] bis [10] mit unterschiedlicher Schwerpunkt-
setzung durchgeführt wurde. Die genannten
Für den Wasserstoff sind folgende Bereit- Studien wurden bewertet und sind in den
stellungswege möglich: nachfolgenden Ausführungen zur Wasserstoff-
bereitstellungslogistik berücksichtigt [11].
• an der Erdgasquelle aus Erdgas erzeugt und
konditioniert (verflüssigt oder komprimiert)
mit anschließendem Transport nach Europa
bis hin zu den Tankstellen 153
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 154
Langfristig spielen Wasserstoff und Elektrizität Die Bausteine einer Wasserstofflogistik von der
zusammen eine herausragende Rolle. Einerseits Erzeugung bis hin zur Abgabe an den Kunden
kann Strom direkt ins Versorgungsnetz einge- an der Tankstelle werden durch Produktion,
speist werden, wobei Elektrizität im Gegensatz Konditionierung, Transport, Speicherung und
zu Wasserstoff auch Informationen übertragen Betankung bestimmt (Abb.2). Dabei spielt bei
und speichern kann. Andererseits verfügt der fast allen Bausteinen die Speicherung eine
Wasserstoff durch seine Speicherfähigkeit über besondere Rolle. Abb. 3 zeigt die besondere
einen Vorteil gegenüber Elektrizität, der die Situation der Speicherung von Wasserstoff, die
Verwendung gerade in mobilen Anwendungen massebezogen alle anderen überragt mit 120
und zur Einbindung fluktuierender Solar- oder MJ/kg aber volumenbezogen mit weniger als
Wind-Energie attraktiv macht. Wasserstoff und 9 MJ/l den untersten Rang einnimmt. Bewertet
Elektrizität sind, wenn auch mit Umwandlungs- man nicht nur den Kraftstoff allein sondern
verlusten, wechselseitig konvertibel und er- bezieht auch das Tanksystem ein, so ergibt sich
lauben im Versorgungssystem eine hohe Flexi- gegenüber Benzin im Tank eine Reduktion der
bilität. Dies ist eine Voraussetzung, um das Be- Systemspeicherdichte für flüssigen Wasserstoff
reitstellungsnetz aus zentralen und dezentralen im Tank bei 1 bar oder gasförmigen Wasserstoff
Energieversorgern sowie aus fluktuierenden im Tank bei 700 bar um mehr als 80 % (Abb. 3).
Einspeisungen stabil halten zu können.
Beide Energieträger lassen sich auf fossiler, Im europäischen HYNET Projekt [13] wurden
nicht-fossiler und langfristig regenerativer die Speicherdichten der unterschiedlichen Was-
Basis herstellen. serstoff-Speichersysteme (also inklusive Tank)
für Hydridspeicher (MH), Flüssigspeicher (LH2),
Druckspeicher (CGH2), dargestellt und diskutiert.
Abbildung 5
Anhänger für druckgasförmigen Wasserstoff
LKW für den Transport
mit leichtgewichtigen Druckflaschen
aus Verbundmaterial von Druckwasserstoff
Gesamtgewicht 40 t (oben) und Flüssig-
Wasserstoffinhalt 530 kg wasserstoff (unten)
[12] Quelle: Linde
Gesamtgewicht < 40 t
Wasserstoffinhalt 3.370 kg
155
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 156
Puffer Bündel
Speicherung Kompressor
Abbildung 6
Funktion einer
Hochdrucktankstelle 30 MPs
für Wasserstoff [12]
H2 Quelle
Bewertungskriterien: 43,8 MPa bei 85 °C = 35 MPa bei 15 °C
Platzbedarf,
Investitions- und
Betriebskosten,
H2-Management
Zapfsäule
Bewertung der Bereitstellung bereitstellung bis hin zur Tankstelle und Abb. 8
entsprechend die für die Klimagasemissionen
von Wasserstoff zusammen [8]. Jede Bilanzierung einer solchen
vom „Bohrloch bis zum Pkw“ oder Well-to-Tank
Primärenergie und entstehende Klimagasemis- Kraftstoffkette wurde durchgeführt auf der Basis
sionen sind zwei wesentliche Kriterien bei der vorgegebener Randbedingungen, insbesondere
Bewertung der Kraftstoffbereitstellung bis hin unter Berücksichtigung der in Abb. 2 diskutier-
zur Tankstelle. Eine weitere Bewertungsgröße ten lokalen, regionalen oder fernen Umwand-
sind die Bereitstellungskosten des Endener- lungsschritte und Transportmöglichkeiten.
gieträgers.
Kurz zusammengefasst kann festgestellt werden,
1. Primärenergie- und Klimagasemissionen dass der niedrigste Primärenergieaufwand er-
Abb. 7 fasst Ergebnisse einer Bilanzierung der forderlich ist für die Bereitstellung von Benzin,
aufgewendeten Primärenergie für die Kraftstoff- Diesel und komprimiertem Erdgas (C.NG).
Den nächst höheren Primärenergieaufwand er- nur bis zur Tankstelle sondern einschließlich
fordert komprimierter Wasserstoff, der in großen der Nutzung zu betrachten ist. Entsprechende
Erdgas-Reformierungsanlagen erzeugt, in Pipe- Zahlen in g CO2 pro MJ-Kraftstoff (Bereitstel-
lines transportiert und an der Tankstelle auf lung und Nutzung) sind in Abb. 9 dargestellt
430 bar für die Abgabe an den Pkw kompri- und werden dort im Zusammenhang mit den
miert wurde („Erdgas - C.H2 fern“). Bereitstellungskosten aufgezeigt.
Der Aufwand von 0,57 MJ Primärenergie pro MJ
C.H2 am Pkw-Einfüllstutzen ist etwas geringer 2. Bereitstellungskosten
als der Aufwand für Methanol (regional) oder Der Weg zu emissionsarmen und insbesondere
Fischer-Tropsch-Diesel (fern), beide auf Erdgas- treibhausgasfreien Endenergieträgern wird
basis. Der größte Primärenergieaufwand ist bei zu einem höheren Kostenniveau führen. Dies
der Abgabe von flüssigem Wasserstoff (L.H2) wird in der Darstellung der Bereitstellungskos-
insbesondere bei regionaler Produktion bei einer ten (EUR/MJ) für Endenergieträger im Zusam-
Verflüssigung mit Strom aus dem deutschen menhang mit den CO2-Emissionen (g/MJ)
Stromnetz erforderlich. Elektrolytisch hergestell- bei der Bereitstellung und vollständigen Ver-
ter Wasserstoff mit Strom aus dem deutschen brennung von jeweils einem Megajoule – also
Stromnetz würde selbst bei C.H2-Anlieferung ohne Berücksichtigung von unterschiedlichen
gegenüber der zuletzt diskutierten Kette einen Wirkungsgraden der Energieumwandlungssys-
erheblich höheren Primärenergieaufwand von teme – in Abb. 9 gezeigt.
etwa 3 MJ/MJ erforderlich machen.
Benzin und Diesel auf Erdölbasis sowie C.NG
Da hier nur fossil-hergestellter Wasserstoff und Fischer-Tropsch-Diesel (FTD auf Erdgasbasis
diskutiert wird, so wie er in einer ersten Einfüh- als Synfuel) können unter bestimmten Vorausset-
rungsphase auf dem Energiemarkt anzubieten zungen ein vergleichbares Kostenniveau haben.
wäre, wird deutlich, dass auf allen Wasserstoff- Methanol aus Erdgas ist etwas teurer und kom-
pfaden die höchsten CO2-Emissionen anfallen, primierter Wasserstoff (C.H2) aus Erdgas nur zwei-
da sämtlicher Kohlenstoff schon bei der Herstel- bis dreimal so teuer wie konventionelle Energie-
lung dem Prozess entzogen wird (Abb. 8). In träger, aber auf etwas höherem CO2-Niveau.
dieser Darstellung sind allerdings Abtrennung Alle genannten Endenergieträger einschließlich
und Endlagerungsschritte nicht berücksichtigt. RME (Rapsölmethylester) und Ethanol aus Zu-
ckerrüben sind in der Anlieferung ohne staat-
Gerade die CO2-Diskussion macht deutlich, liche Abgaben günstiger als Benzin an der
dass letztendlich die Bewertungskette nicht Tankstelle einschließlich staatlicher Abgaben. 157
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 158
D
Strom privat
Strom EEX mit Steuern Ohne Steuern
150 Ohne CO2- Management
Sommer 04
re
Fo wa
ne
ssi ble
von Bereitstellungskos-
lt
o
ten und Klimagasemis- Druck- Biodiesel
50
sionen von Kraftstoffen erdgas Ethanol Druck- oder Flüssig-
Erdgas an D Raps Zuckerrüben Druckwasserstoff wasserstoff
(Klimagasemissionen (Wind & Strom) (Solar-Strom)
inklusive der vollstän- F-T-Diesel
digen Verbrennung (Holz)
0
von jeweils 1 MJ). 0 20 40 60 80
Kraftstoffkosten / EUR / GJ
Die Darstellung gilt für den „Benzin“-Referenzpunkt und „Strom privat“ für alle Energieträger ohne Steuer und im Fall
fossiler Endenergieträger auch ohne besondere Maßnahmen der CO2-Abtrennung und -Lagerung.
Die aus Biomasse hergestellten Energieträger oder Wasserstoff mit der Pipeline bis zur Tank-
(RME oder Biodiesel, Ethanol und FTD aus Holz) stelle anzuliefern. Die Auslegung wird für eine
ordnen sich bezüglich der CO2-Emissionen und 10 % Kraftstoffsubstitutionsquote in Deutsch-
Kosten auf einem sehr niedrigen CO2-Niveau land bestimmt [12].
ein – bei niedrigeren Kosten gegenüber Wasser-
stoff aus Wind- oder Photovoltaik.
Als Fazit dieser Analyse ist zu erkennen:
In dieser Diskussion muss aber auch berücksich-
tigt werden, dass mittelfristig sich generell die • Bei der Wasserstoff-Verflüssigung wird in der
Bereitstellung fossiler Kraftstoffe verteuert und Prozesskette der höhere Primärenergieauf-
sich die Kostenschere zwischen regenerativen wand teilweise kompensiert durch einen
und fossilen Kraftstoffen verkleinert. Auch ist die geringeren Transportaufwand gegenüber
Endenergieträgernutzung – zum Beispiel im der Druckwasserstoff-Variante.
Fahrzeug – mit einzubeziehen und hier gerade
die effektive Wasserstoffnutzung im Brennstoff- • Das Wasserstoff-Management an der
zellenantrieb eine Veränderung der Bilanzen Tankstelle bestimmt die unterschiedlichen
und damit langfristig eine besondere Option Betriebskosten einer Betankung von Druck-
für die Zukunft darstellt. oder Flüssig-Wasserstoff. Hardwareumfang
und damit Kosten für Flüssigwasserstoff
3. Kostenanalyse einer Wasserstofflogistik sind niedriger.
Abb. 10 zeigt eine Übersicht der Kosten einer
Wasserstofflogistik bei einer zentralen Produk- • Die dezentrale Wasserstoff-Bereitstellung wird
tion in Erdgasreformern (Z-SMR), Transport durch relativ hohe Stückkosten und Strom-
mit Lkw und druckförmiger (G-B) oder flüssiger kosten (Elektrolyseure) beziehungsweise
(L-B) Betankung bei entsprechendem Wasser- Erdgaskosten (On-Site Reformer) bestimmt.
stoff-Management an der Tankstelle.
Diese Varianten werden verglichen mit einer • Eine langfristige Pipelineanlieferung erlaubt
Möglichkeit, Wasserstoff an der Tankstelle in klei- niedrige Wasserstoff-Bereitstellungskosten nur
158 nen Reformern zu erzeugen (On-Site Reformer) bei großer Kraftstoff-Substitutionsquote.
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 159
161
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 162
Brennstoffzellen im Vergleich
mit anderen Energiekonversions-
technologien
Jochen Bard Einführung einigen Tausend bis 10.000 Wh/l.
ISET Nun lässt sich Benzin nicht direkt zum Antrieb
jbard@iset.uni-kassel.de Brennstoffzellen müssen in allen Anwendungs- eines Laptops nutzen (die Emissionen bei der
bereichen etablierte Technologien verdrängen Nutzung fossiler Brennstoffe wären im Indoor-
Dr. Robert oder sich gegen konkurrierende neue Wand- Bereich auch nicht akzeptabel). Der Einsatz
Steinberger-Wilckens lungssysteme behaupten. Dies wird nur gelin- von Brennstoffzellen in Kombination mit relativ
FZ Jülich gen, wenn sich bei Einsatz der Brennstoffzellen „sauberen“ Brennstoffen wie Methanol und
r.steinberger@fz-juelich.de in Handhabung, Zuverlässigkeit, Wirkungsgrad, Wasserstoff kann hier langfristig Abhilfe schaf-
Kosten und Umweltauswirkungen Vorteile erge- fen. Berücksichtigt man die Umwandlungs-
ben. Bis zur breiten Markteinführung von Brenn- wirkungsgrade von 20 bis 30 %, so ergeben
Ulf Groos stoffzellen, die sicher noch einige Jahre auf sich sich Speicherdichten im Bereich von etwa
Fraunhofer ISE warten lässt, werden sich aber viele konventio- 1000 Wh/l. Darüber hinaus bietet diese Kombi-
ulf.groos@ise.fraunhofer.de nelle Technologien ebenfalls weiter entwickeln; nation die Möglichkeit, den Energiespeicher
und auch neue Energiekonversionstechnologien z. B. in Form eines Metallhydrids oder einer
zum Beispiel im Bereich der Kraft-Wärme-Kopp- Methanolflasche unabhängig von der Leistung
lung, Stirlingmotoren oder neue Dampfmoto- der Brennstoffzelle zu skalieren. Ein rascher Aus-
ren werden in relativ kurzer Zeit verfügbar sein. tausch der Brennstoffbehälter ist leicht möglich.
Damit wäre auch bei einer weiter anhaltenden
Dieser Beitrag soll die Situation für die Einsatz- schnellen Entwicklung der elektronischen Gerä-
bereiche tragbare Stromversorgungen, Kraft- te mit immer größerer Leistungsfähigkeit und
Wärme-Kopplung und Versorgung von elektri- erweitertem Funktionsumfang auch auf lange
schen Bordnetzen in Fahrzeugen verdeutlichen. Sicht eine zuverlässige und angemessene
Der gesamte Bereich der Fahrzeugantriebe wird Stromversorgung möglich.
bewusst ausgeklammert.
Ein Vorteil für eine rasche Markteinführung
von Brennstoffzellen in diesem Bereich sind die
Portable Stromversorgungen sehr hohen spezifischen Energiekosten sowie
die relativ schwierige Leistungssteigerung der
Tragbare elektronische Geräte wie z. B. Camcor- heute etablierten Akkutechnologien. Dennoch
der, Mobiltelephone, Computer (Laptop, PDA sind noch erhebliche Entwicklungsschritte not-
Personal Data Assistants (Minicomputer) und wendig wie z. B. Erhöhung des Brennstoffzel-
viele elektrisch betriebene Werkzeuge werden len-Wirkungsgrades, Reduktion des peripheren
heute mit Akkutechnologien betrieben. Dabei Energieverbrauchs, weitere Miniaturisierung
werden nur relativ kurze Betriebszeiten erreicht, sowie die Auslegung für extreme Umgebungs-
wenn Größe und Gewicht des Akkus die Hand- temperaturen. Aussichtsreich sind aus heutiger
habung des Geräts nicht zu sehr beeinträchtigen Sicht kleine portable Stromversorgungssysteme
sollen. Ursache dafür ist die relativ geringe Ener- auf Basis von Polymerelektrolytbrennstoffzellen
giedichte dieser Akkus bezogen auf Volumen und (PEFC) und Wasserstoff sowie Direktmethanol-
Gewicht von nur wenigen Hundert Wattstunden brennstoffzellen (DMFC). Letztere erreichen
pro Liter und pro Kilogramm. noch nicht die gleichen spezifischen Kosten,
Leistungsdichten und Wirkungsgrade wie die
Demgegenüber erreichen flüssige oder kom- PEFC, Handhabung und Speicherung von
primierte gasförmige Kohlenwasserstoffe wie Methanol sind aber gegenüber dem Einsatz
162 Benzin, Diesel, Butan oder Propan Werte von von Wasserstoff wesentlich einfacher.
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:53 Uhr Seite 163
163
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:54 Uhr Seite 164
Schlussbetrachtung
Wie am Beispiel der APU gezeigt, bietet der
Einsatz von Brennstoffzellen technologische Vor-
teile und auch für den Nutzer ergibt sich ein
zusätzlicher Mehrwert im Vergleich zur konven-
tionellen Technik. Für diesen erhöhten Nutzen
wird ein höherer Preis über dem Vergleichs-
marktwert zu erzielen sein. Dafür erhält der
Nutzer ein Produkt mit verbesserter Leistungs-
fähigkeit und Handhabung, aber auch Kriterien
wie Prestige, Spaß und Erholung spielen im Ver-
halten der Konsumenten eine wichtige Rolle.
166
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:54 Uhr Seite 167
1
Die Stromkennzahl einer Brennstoffzelle definiert sich
als Quotient aus der bereitgestellten Strommenge und
der nutzbaren Wärmemenge eines Kraft-Wärme-Kopp-
lung-Prozesses. 167
g_schluesselfagen_end.qxd 13.04.2005 9:54 Uhr Seite 168
171
h_anhang_end.qxd 13.04.2005 9:51 Uhr Seite 172
Gelsenkirchen
Fraunhofer ISE
www.ise.fraunhofer.de
Berlin
HMI
www.hmi.de
Jülich
FZ Jülich
www.fz-juelich.de Potsdam
GFZ
www.gfz-potsdam.de
Köln Hameln/Emmerthal
DLR ISFH
www.dlr.de www.isfh.de
Ulm
Stuttgart ZSW
ZSW www.zsw-bw.de
www.zsw-bw.de
DLR
www.dlr.de
Almería
DLR
www.dlr.de/psa
Standort Stuttgart
ISET Institut für Solare Energieversorgungstechnik
Pfaffenwaldring 38–40 • 70569 Stuttgart
Verein an der Universität Kassel e.V.
Prof. Dr. Hans Müller-Steinhagen
Königstor 59 • 34119 Kassel
Telefon 0711/6862-358
Uwe Krengel:
E-Mail: hans.mueller-steinhagen@dlr.de
Telefon 0561/7294-345
DLR-Projektteam auf der E-Mail: ukrengel@iset.uni-kassel.de
PSA Plataforma Solar de Almería www.iset.uni-kassel.de
Apartado 39 • E-04200 Tabernas (Almería)
Standort Hanau
Dr. Christoph Richter
Rodenbacher Chaussee 6 • 63457 Hanau
Telefon 0034/950-38 79 48
Telefon 06181/58-2701
E-Mail: christoph.richter@dlr.de • www.dlr.de/psa
E-Mail: hanau@iset.uni-kassel.de
S. 73 Abb. 2
Forschungszentrum Karlsruhe GmbH
174
h_anhang_end.qxd 13.04.2005 9:51 Uhr Seite 175
Druck:
Oktoberdruck AG
Rudolfstrasse 1-8 • 10245 Berlin