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Leon S. Moisseiff
(1872-1943)
Erste Probleme:
Bereits kurz nach Eröffnung der Brücke zeigte sich, dass die Konstruktion sehr empfindlich
auf Seitenwind reagierte. Dies ist zunächst nichts ungewöhnliches für Hängebrücken, die
systembedingt immer unter dieser Schwäche leiden. Die Tacoma Narrows Bridge aber geriet
durch ihr geringes Eigengewicht und ihre Schlankheit ganz besonders leicht ins Schlingern.
Der ganze Mittelteil der Brücke stürzte mit gewaltigen Lärm in den
Puget Sound.
Durch wissenschaftliche Untersuchungen stellte sich heraus, dass der Wind eine
gleichförmige Kraft auf die Brücke ausgeübt hatte, die im Zusammenspiel mit dem
elastischen Material und der besonderen Form des Bauwerks genau die Eigenfrequenz
(natural frequency) der Brücke getroffen hatte. Durch diese eigentlich geringe
Krafteinwirkung wurde aus einer anfänglich kleinen Störung eine immer größer werdende
Resonanzschwingung, bis das ganze Tragwerk schließlich einstürzte.
Das Phänomen der Eigenfrequenz ist auch der Grund dafür, dass eine Kolonne Soldaten nicht
im Gleichschritt über eine Brücke marschieren darf. Ein ähnlicher Effekt ist beim Flattern
einer Flugzeugtragfläche zu beobachten, bei dem der Wind ebenfalls gleichförmig angeströmt
wird. Eine solche selbst erregte Schwingung folgt den so genannten "von Kármánschen
Wirbelstraßen", die nach ihrem Entdecker Theodore von Kármán benannt wurden. In der
Theorie waren die Forschungen von Kármáns bereits seit ihrer ersten Veröffentlichung im
Jahre 1912 bekannt aber in die praktische Wirklichkeit von Bauingenieuren traten sie erst
durch den Einsturz der Tacoma Narrows Bridge.