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Università degli Studi Guglielmo Marconi

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Disciplina
Letteratura tedesca III
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Thomas Bernhard

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* 9. Februar 1931 in Heerlen, † 12. Februar 1989 in Gmunden

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Leben
Thomas Bernhard (geb. am 9. Februar 1931 in Heerlen/Holland, gestorben am 12. Februar
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1989 in Gmunden/Oberösterreich) ist einer der bekanntesten und literarisch
einflussreichsten österreichischen Schriftsteller. Er hat als Autor von Gedichten,
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Erzählungen, Romanen und Theaterstücken ein Gesamtwerk geschaffen, das zu den
bedeutendsten schriftstellerischen Leistungen des 20. Jahrhunderts zählt. Nach wie vor
und über den deutschsprachigen Raum hinaus vermag Bernhards Werk sowohl eine
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nachhaltige Resonanz beim Publikum als auch eine immer wieder kontrovers geführte
wissenschaftliche Auseinandersetzung hervorzurufen.
Seine Kindheit verbrachte er im salzburgisch-südbayerischen Raum. Die prägende
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Persönlichkeit jener Jahre war sein Großvater mütterlicherseits, der Schriftsteller Johannes
Freumbichler (1881-1949). 1947 beendete Thomas Bernhard vorzeitig seine
Schulausbildung an einem Salzburger Gymnasium und begann eine Kaufmannslehre.
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Lebensgefährlich an Lungentuberkulose erkrankt, wurde er im Alter von 16 Jahren im


Zuge verschiedener Klinikaufenthalte mit Sterben und Tod konfrontiert. Die aus dieser Zeit
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erwachsene Beziehung Bernhards zu Hedwig Stavianicek bestand bis zu deren Tod im


Jahre 1984.
Von 1955 bis 1957 studierte Bernhard am Salzburger Mozarteum Dramaturgie und
Schauspielkunst; in den Jahren zuvor hatte er bereits begonnen, Gesangunterricht zu

nehmen. 1963 gelang ihm nach der Veröffentlichung mehrerer Lyrikbände mit dem Roman
Frost der literarische Durchbruch. In rascher Folge erschienen zahlreiche weitere Romane
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und Erzählungen: Amras (1964), Verstörung (1967), Das Kalkwerk (1970), Korrektur
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(1975), Der Untergeher (1983), Alte Meister (1985) und Auslöschung (1986).
Ab 1970 wurde Bernhard auch zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen
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Dramatiker; insgesamt achtzehn Theaterstücke wurden uraufgeführt. Zwischen 1975 und


1982 veröffentlichte Thomas Bernhard fünf autobiographische Erzählungen: Die Ursache
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(1975), Der Keller (1976), Der Atem (1978), Die Kälte (1981) und Ein Kind (1982).
Öffentliche Anerkennung wurde ihm unter anderem mit der Verleihung des Georg-
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Büchner-Preises (1970), des Premio Mondello (1983) und des Prix Medicis (1988) zuteil.

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Wiederholt gehörten zum Auftreten des streitbaren Autors jedoch heftige
Auseinandersetzungen um seine Arbeiten, etwa die spektakuläre Beschlagnahmung des

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Romans Holzfällen (1984) oder die Aufregung um Bernhards letztes Theaterstück
Heldenplatz (1988).

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Aus: Thomas Bernhard: Heldenplatz. 1. Szene

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Die ganze Familie ist
durch Steinhof gegangen

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jeder von uns war einmal in Steinhof

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und sei es nur auf eine ambulante Behandlung
sagte der Professor sehr oft
Die Männer haben immer eine viel tiefere Beziehung
zu Steinhof gehabt als die Frauen
und ein Großteil von uns ist ja auch
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in Steinhof gestorben
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Steinhof kann ich sagen hat der Professor gesagt
ist für die meisten von uns die Endstation gewesen
Die höheren und die höchsten Weihen haben die Unsrigen
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nur in Steinhof erhalten


(…)
Der Professor selbst ist ja dreimal in Steinhof gewesen
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vor dem Krieg


die Familie Schuster ist ja von Steinhof aus
nach England gegangen
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in Steinhof haben sie sich zusammengefunden


und sind über Nacht nach England
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Aus: Thomas Bernhard: Heldenplatz. 2. Szene


Wie mich vor allem hier ekelt


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ich spreche ja nicht davon


aber ich denke die ganze Zeit
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wie mich vor allem ekelt


der Staat eine Kloake stinkend und tödlich
die Kirche eine weltweite Niedertracht
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die Menschen um einen herum


abgrundtief hässlich und stumpfsinnig
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der Bundespräsident ein verschlagener verlogener Banause


und alles in allem deprimierender Charakter
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der Kanzler ein pfiffiger Staatsverschacherer

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der Papst gibt in seinen Gemächern
ein sogenanntes warmes Essen für Obdachlose

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und lässt diese Tatsache weltweit verbreiten
ein zynische Welt
die ganze Welt ein einziger Zynismus
größenwahnsinnige Schauspieler

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missbrauchen die Sahelzone
perverse Caritasdirektoren
reisen mit dem Flugzeug erster Klasse nach Eritrea
und lassen sich für die Weltpresse

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mit den Verhungerten fotografieren
(…)
eine durch und durch verkommene Welt
mit der ich nichts mehr zu tun haben will

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Aus: Thomas Bernhard: Heldenplatz. 2. Szene
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In Österreich musst du entweder katholisch
oder nationalsozialistisch sein
alles andere wird nicht geduldet
alles andere wird vernichtet
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und zwar hundertprozentig katholisch


und hundertprozentig nationalsozialistisch
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(…)

Die Industrie und die Kirche


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sind an dem österreichischen Unglück schuld


die Kirche und die Industrie sind schon immer
am österreichischen Unglück schuld gewesen
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die Regierungen hängen ja vollkommen


von Industrie und Kirche ab
das ist immer so gewesen
und in Österreich ist alles immer am schlimmsten gewesen

dem Stumpfsinn sind immer alle nachgelaufen


der Geist ist immer mit Füßen getreten worden
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Die Industrie und der Klerus sind die Drahtzieher


des österreichischen Übels
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Im Grunde kann ich euren Vater sehr gut verstehen


mich wundert ja dass nicht das ganze österreichische Volk
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längst Selbstmord gemacht hat


aber die Österreicher insgesamt als Masse
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sind heute ein brutales und dummes Volk

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