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Edgar Kretschmann

21.03.2012

Essay

Zum ewigen Frieden in 90 Minuten

4 Punkte zum Weltfrieden.

Schlüsseln wir also die aktuelle weltweite Situation anhand der Präliminarartikel zum Erhalt
des ewigen Friedens auf.

1. >>Es soll keinen Friedensschluß geben der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs
zu einem künftigen Kriege gemacht worde. <<1

Historisch kann man dort den Vorfrieden von Versaille nach dem deutsch-französischen
Krieg als Provokation Deutschlands festmachen, sowie die völlig überzogenen
Reparationszahlungen nach dem ersten Weltkrieg, die der deutschen Wirtschaft verheerend
geschadet hat, und somit die Aufrüstung und den Willen für einen erneuten Überfall bereitet
hat.

Staaten müssten also nachdem sie ihren Feind angegriffen haben entweder völlig vernichten,
(z.B. Kathargo) oder vollkommen in den neu geschaffenen Staat mit all seinen ihm
zustehenden Kompetenzen integrieren, sonst wird immer ein Ressentiment nachschwingen
was letztendlich zu gewalttätigen Aufständen führen wird. Lösungsvorschlag hier:
Vollständige Vernichtung der Besiegten oder nur möglichst große Integration dieser.

2. >>Es soll kein für sich bestehender Staat von einem anderen Staate durch Erbung,
Tausch, Kauf oder Schenkung erworben werden. <<2

Es sei denn er ist so bevölkerungsarm wie Alaska. Denn die Gesellschaft verfügt über dieses
Land und kein anderer vor allem kein Einzelner sollte darüber disponieren. Lösungsvorschlag
hier: wie bei erstens.

3. >>Stehende Heere sollen mit der Zeit ganz aufhören. <<3

Absolut wahr meiner Meinung nach, denn Soldaten haben immer nur einen Zweck und der ist
kämpfen. Doch leider oder – Gott sei Dank – ist die Welt zu klein geworden für heiße
Kriege, denn heutzutage sind heiße Kriege unwahrscheinlich. Kant hat es damals vermutlich
noch gar nicht geahnt, dass die Atombombe eines Tages, die größte von Menschenhand
geschaffene Waffe die je gebaut wurde, gerade für die Ausmerzung von herkömmlichen
Kriegen und Rüstungszeug verantwortlich ist. Denn sollte es jemals zu einem Krieg zwischen
Ländern von übergreifender Macht resp. Bedrohung kommen, dann würden die
Nachbarländer intervenieren und es würde zu einem Bündiskrieg führen bei dem kaum
auszuschließen ist, dass eines von diesen über Massenvernichtungswaffen in Form von
Atombomben verfügt. Ein Konterschlag in diesem Szenario würde natürlich zu einem
weiteren Konterschlag führen usw. mit der Auswirkung einer weltweiten Verstrahlung und
1
Kant, Immanuel, Zum ewigen Frieden, Stuttgart 2010, S. 1.
2
Ebd. S.2.
3
Ebd. S.3
Edgar Kretschmann
21.03.2012

einer Vernichtung des größten Teils der Menschheit. Aus diesem Grund wird es immer eine
Hauptaufgabe der Politik sein, jegliche Konflikte mit dem Potenzial einer Auseinandersetzung
in dieser Größenordnung, egal zu welchem Preis außer eben jenem Krieg, zu vermeiden.
Lösungsansatz hier: Armeen und Heere auf das Minimalste dezimieren, nur als
Ordnungsgarant einer guten Herrschaft einsetzen und nur Personen mit einer fundierten
außermilitärische Bildung mit hohem Moralanspruch als Soldaten einstellen. Den größten Teil
sollte man auf außermilitärische Qualifikationen umschulen.

4. >>Es sollen keine Staatsschulden gemacht werden.<<4

Das ist wohl die schwierigste Forderung von allen. Ein modernes Finanzsystem mit legalem
Wertpapierhandel wird nur sehr schwierig abzuschaffen sein, da Transferzahlungen und
Staatsanleihen die Garanten für Entwicklungshilfe und Innovationen darstellen. Solange nicht
jeder Staat auf einem ähnlichen Entwicklungsniveau ist, wird diese Forderung als utopisch
verworfen. Dennoch ein absolut gerechtfertigte Annahme: Schulden führen immer zu einem
Geber-Nehmer Verhältnis welches bei starker militärischer Macht und zugleich schwacher
ökonomischer Macht unweigerlich zu einem Konflikt führen könnte.

Lösungsansatz hier: Noch in ferner Zukunft aber realistisch könnte jeder Staat voll entwickelt,
und sein Staatensystem in voller Legitimation demokratisch sein. Bei einem solchen Standard
wäre ein allumfassender Staatenbund mit einer eventuellen Abschaffung des gesamten
monetären Systems möglich. Voraussetzung jedoch hierfür: Geburtenkontrolle auf Grund
von Ressourcenbeschränkungen in jeder Region der Welt, gleiche weltweite Bildung für alle,
Moralisierung nach dem Prinzip einer Maxime die zum allgemeinen Naturgesetz werden
sollte. Utopisch? Ja. Unrealistisch? Nein.

5. >>Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen einmischen.<<5

Denn der Gläubiger, d.i. der Betroffene vergisst nie. Auch hier werden Ressentiments immer
eine starke Triebfeder zu erneuten Konflikten sein. Doch bei unmenschlichen Vergehen in
Nachbarländern ist es nur allzu schwer, darauf zu verzichten nicht zu intervenieren. Für
unsere Zeit würde ich diesen Punkt als Valenz-Issue festlegen, da vor allem kleinere, neue,
unsichere Staaten über keine stabile Institutionen, die eine legitimierte Herrschaftsform
etablieren können, verfügen.

Lösungsansatz hier: einen Weltenbund wie in Punkt 4 der die UNO in Durchsetzungskraft
durch ihre Legitimität und Repräsentation, z.B. über direkte oder indirekte Wahlen, übertrifft.

4
Kant, Immanuel, Zum ewigen Frieden, Stuttgart 2010, S. 6.
5
Ebd. S. 6.

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