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Sonderdruck · Dezember 2013

Monatsschrift
Kinderheilkunde
Zeitschrift für Kinder- und Jugendmedizin
Organ der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
Organ der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde

B. Koletzko · M. Armbruster · C.-P. Bauer et al.

Ernährung und Bewegung


im Kleinkindalter
© aid e.V., Bonn

Handlungsempfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben –


Netzwerk Junge Familie“, ein Projekt von IN FORM
Bestell-Nr. 3418

www.MonatsschriftKinderheilkunde.de
Konsensuspapiere

Monatsschr Kinderheilkd 2013 B. Koletzko1, 23 · M. Armbruster2 · C.-P. Bauer3, 23 · K. Bös4 · M. Cierpka5 ·


DOI 10.1007/s00112-013-3031-3 M. Cremer6 · B. Dieminger7 · M. Flothkötter8 · C. Graf9 · I. Heindl10 · C. Hellmers11, 23 ·
© aid infodienst e.V. Bonn 2013
M. Kersting12, 23 · M. Krawinkel13, 23 · A. Plöger14 · H. Przyrembel15, 23 ·
E. Reichert-Garschhammer16 · T. Schäfer17, 23 · U. Wahn18 · K. Vetter19, 23 ·
Für Zitationen bitten wir die biblio-
graphischen Angaben der Original-
M. Wabitsch20 · A. Weißenborn21, 23 · S. Wiegand22
1 Kinderklinik und Poliklinik, Dr. von Haunersches Kinderspital, Klinikum der Universität München
veröffentlichung in der Zeitschrift
2 MAPP-Empowerment GmbH, Magdeburg
anzugeben.
3 Fachklinik Gaißach

Nachdruck – auch auszugsweise – 4 Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe

sowie ­Weitergabe mit Zusätzen, 5 Universität Heidelberg


Aufdrucken oder ­Aufklebern nur 6 Idstein
mit Genehmigung des aid info- 7 Programm „Richtig essen von Anfang an!“, Wien
dienst (Bonn) gestattet.
8 aid infodienst e.V., Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie, Bonn

9 Deutsche Sporthochschule Köln


Redaktion
10 Universität Flensburg
A. Borkhardt, Düsseldorf
S. Wirth, Wuppertal 11 Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft, Münster

12 Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund

13 Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Bonn

14 Universität Kassel

15 Berlin

16 Staatsinstitut für Frühpädagogik, München

17 Dermatologische Praxis, Immenstadt

18 Berlin

19 Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin

20 Universität Ulm

21 Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin

22 Charité – Universitätsmedizin Berlin

23 Netzwerk „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“, Wissenschaftlicher Beirat, Bonn

Ernährung und Bewegung


im Kleinkindalter
Handlungsempfehlungen des Netzwerks
„Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“,
ein Projekt von IN FORM

Präambel der Muttermilch (bzw. Säuglingsmilchnah- Im Kleinkindalter differenzieren sich


rung) und Beikost im Säuglingsalter zur fein- und grobmotorische Fähigkeiten
Eine ausgewogene, altersgerechte Ernäh- gemischten ausgewogenen Familienkost und Fertigkeiten2 besonders aus, und
rung und reichlich Bewegung sind wich- wird auch die Lebensmittelauswahl für die Bewegungen werden zunehmend
tig für die gesunde Entwicklung und das das Kleinkind größer. Wenn Mutter und komplexer und gezielter. Bewegung för-
Wohlbefinden des Kleinkindes (1–3 Jahre). Kind dies wünschen, kann auch im 2. Le- dert nicht nur die Gesundheit. Sie ist für
Gegen Ende des 1. Lebensjahres erhalten bensjahr weiterhin teilgestillt werden. Das junge Kinder ein wichtiges Mittel, Wis-
Kinder immer häufiger das normale Es- Kind wird beim Essen und Trinken zuneh- sen über ihre Umwelt zu erwerben, ihre
sen der Familie.1 Durch den Übergang von mend selbstständiger und übernimmt da- Umwelt zu „begreifen“, auf sie einzuwir-
bei familiäre und kulturelle Gewohnheiten. ken, Kenntnisse über sich selbst, ihre Fä-
Kleinkinder sollten bei diesem Übergang higkeiten und ihren Körper zu erlangen
1 Wenn in diesen Empfehlungen der Begriff
und dem Prozess des Essenlernens unter-
„Familie“ verwendet wird, umschließt er alle
Lebensgemeinschaften, in denen Kleinkinder stützt werden, denn eine ausgewogene Er- 2 Unter Motorik sind sämtliche Steuerungs- und

zu Hause sind. Der Begriff „Eltern“ steht für alle nährung trägt zur Gesundheit, genussvol- Funktionsprozesse, die Bewegungsabläufen
wichtigen Bezugspersonen des Kleinkindes. les Essen zum Wohlbefinden bei. zugrunde liegen, zu verstehen.

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und mit anderen Personen zu kommuni- telauswahl einer ärztlich gesicherten Gesund ins Leben – Netzwerk
zieren. Kleinkinder brauchen daher Zeit Diagnose bedarf. Vorsorglich Lebens- Junge Familie
und eine Umgebungs- und Alltagsgestal- mittel auszuschließen, um einer All-
tung, die Bewegung fördert. ergie vorzubeugen, kann nicht emp- Eltern haben oft viele Fragen zur Ernäh-
Gewohnheiten, die im Kleinkindalter fohlen werden. rung und Bewegung ihres Kleinkindes
erworben wurden, wirken sich nicht nur F Abschnitt 4 „Körperliche Aktivität“ und zu Nahrungsmittelunverträglichkei-
kurzfristig aus, sie prägen auch wesent- gibt Empfehlungen zu reichlich Be- ten. Doch im Alltag begegnen sie häu-
lich spätere Ess- und Bewegungsgewohn- wegung im Alltag und Spiel, die für fig unterschiedlichen Empfehlungen und
heiten bis ins Erwachsenenalter. Ein ge- die Entwicklung des Kleinkindes ele- Aussagen. Deshalb hat sich das Netzwerk
sunder Lebensstil gilt als ein Schlüssel zur mentar ist, sowie zur Begrenzung von „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge
Vorbeugung von Übergewicht und ernäh- Inaktivität. Auch ausreichend Schlaf ­Familie“ zum Ziel gesetzt, harmonisier-
rungsabhängigen Erkrankungen. Reich- sowie der Wechsel von Ruhe und Ak- te Handlungsempfehlungen im Konsens
lich körperliche Aktivität3, ein abwechs- tivität tragen zu einer gesunden Ent- mit den relevanten Fachgesellschaften
lungsreiches, ausgewogenes Lebensmit- wicklung bei. und Berufsgruppen zu entwickeln. Diese
telangebot und die Beachtung der Hun- Handlungsempfehlungen sind Basis für
ger- und Sättigungssignale, aber auch aus- Kindern ein gutes Vorbild sein Kommunikationsmaßnahmen und Me-
reichend Schlaf sowie wenig bis gar kein und Verantwortung tragen dien des Netzwerks und geben Eltern die
Konsum von Bildschirmmedien und we- notwendige Sicherheit für ihr Handeln.
nig bis gar kein Kontakt mit Lebensmit- Kinder lernen auf vielfältige Weise, vor al- Das Netzwerk „Gesund ins Leben –
telwerbung im Kleinkindalter tragen zu lem auch durch Beobachtung und Nach- Netzwerk Junge Familie“ (http://www.
einer normalen Gewichtsentwicklung bei ahmung von Eltern und anderen Bezugs- gesund-ins-leben.de) ist ein Projekt von
[69]. Solche Verhaltensweisen sind beson- personen. Sie entfalten ihre Fähigkeiten „IN FORM – Deutschlands Initiative für
ders wichtig in einer Gesellschaft, in der und Fertigkeiten in Interaktion, Kommu- gesunde Ernährung und mehr Bewe-
Lebensmittel fast überall und jederzeit zur nikation und zusammen mit anderen. Es gung“ (http://www.in-form.de) der Bun-
Verfügung stehen, Bildschirmmedien den ist schwierig, Kindern etwas nahezubrin- desregierung und wird gefördert durch
Alltag bestimmen und ausreichende kör- gen, was in der Gemeinschaft nicht gelebt das Bundesministerium für Ernährung,
perliche Aktivität nicht mehr selbstver- wird. Ein gesundes Essverhalten, regelmä- Landwirtschaft und Verbraucherschutz
ständlich ist. ßige Bewegung und ein verantwortungs- (BMELV). Das Netzwerk besteht aus über
bewusster Umgang mit Medien seitens 300 Institutionen, Verbänden und Fach-
Die Handlungsempfehlungen im Über- der Eltern sind daher wichtig. Klare Re- gesellschaften, die junge Familien dabei
blick: geln, Strukturen und Grenzen unterstüt- unterstützen, einen gesunden Lebensstil
F Abschnitt 1 „Essen lernen“ macht zen das Kind im Erlernen gesundheitsför- zu verwirklichen. Die Projektorganisation
deutlich, dass gemeinsame Mahlzei- dernder Verhaltensweisen. Fachkräfte, die liegt beim aid infodienst e. V. in Bonn.
ten, die Beachtung der Hunger- und Eltern beraten, sollten ihnen die Bedeu-
Sättigungssignale und die Erweite- tung ihrer Vorbildrolle und Erziehungs- Von der Recherche zu den
rung der Lebensmittelvielfalt für das verantwortung bewusst machen, sie aber Handlungsempfehlungen
Erlernen eines gesundheitsfördern- nicht unter Druck setzen. Sie sollten viel-
den Essverhaltens wichtig sind und mehr angeregt und unterstützt werden, Zwischen 2012 und 2013 erfolgte durch
zeigt, wie Eltern dies unterstützen ausgehend von ihren unterschiedlichen den wissenschaftlichen Beirat und wei-
können. Bedürfnissen, kulturellen Hintergründen tere Experten aus den Bereichen Ernäh-
F Abschnitt 2 „Ernährung“ gibt Emp- und Ressourcen, selbst praktikable Wege rungsbildung, Psychologie, Psychosoma-
fehlungen zur Gewichtung der Le- für die Umsetzung eines gesundheitsför- tik, Frühpädagogik, Pädiatrie, Sportme-
bensmittelgruppen in einer ausge- dernden Lebensstils im Familienalltag zu dizin und Sportwissenschaften eine Sich-
wogenen Ernährung, die den Ener- finden. So können Eltern wiederum ihr tung und Bewertung einschlägiger Pub-
gie- und Nährstoffbedarf des Kindes Kind bei seinen ernährungs- und bewe- likationen, Metaanalysen, systematischer
decken kann. Vorsichtsmaßnahmen gungsbezogenen Bildungs- und Lernpro- Übersichtsarbeiten und Leitlinien sowie
bei der Auswahl und Zubereitung der zessen begleiten und stärken. Im Rahmen Empfehlungen von Fachorganisationen
­Lebensmittel schützen das Kleinkind der Vorsorgeuntersuchungen werden Ent- und Institutionen, die Aussagen zu Er-
vor Lebensmittelinfektionen. wicklung und Wachstum des Kindes be- nährung, Bewegung und Nahrungsmit-
F Abschnitt 3 „Nahrungsmittelunver- urteilt. Bei Fragen zum Körpergewicht telallergien treffen (Berufsverband der
träglichkeiten“ macht bewusst, dass ihres Kindes sollten sich Eltern an Kin- Kinder- und Jugendärzte, Bundesinstitut
eine Einschränkung der Lebensmit- der- und Jugendärzte4 wenden. für Risikobewertung, Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung, Cochrane
3  örperliche Aktivität ist jede Bewegungsform,
K 4 Z ur besseren Lesbarkeit wurde auf die jeweils Library, Deutsche Gesellschaft für Ernäh-
die mit einer Steigerung des Energiebedarfs weibliche Form verzichtet. Die Formulierun- rung, Deutsche Gesellschaft für Kinder-
einhergeht. gen schließen die weibliche Form mit ein. und Jugendmedizin, Europäische Behör-

Monatsschrift Kinderheilkunde · 2013  | 3


Konsensuspapiere Zusammenfassung · Abstract

de für Lebensmittelsicherheit, European Monatsschr Kinderheilkd 2013 · DOI 10.1007/s00112-013-3031-3


Society for Paediatric Gastroenterology, © aid infodienst e.V. Bonn 2013
Hepatology and Nutrition, Forschungs- B. Koletzko · M. Armbruster · C.-P. Bauer · K. Bös · M. Cierpka · M. Cremer · B. Dieminger ·
institut für Kinderernährung, Institu- M. Flothkötter · C. Graf · I. Heindl · C. Hellmers · M. Kersting · M. Krawinkel · A. Plöger ·
te of Medicine (USA), National Institute H. Przyrembel · E. Reichert-Garschhammer · T. Schäfer · U. Wahn · K. Vetter · M. Wabitsch ·
for Health and Clinical Excellence (UK), A. Weißenborn · S. Wiegand
National Association for Sport and Phy- Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter. Hand­
sical Education (USA), Gesellschaft für lungsempfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben –
pädiatrische Allergologie und Umwelt- Netzwerk Junge Familie“, ein Projekt von IN FORM
medizin, Weltgesundheitsorganisation).
Zusammenfassung
Die Recherche und zum Teil auch die Er- Hintergrund.  Ernährung und Bewegung im ernährung kann den Bedarf des Kleinkindes
arbeitung erfolgte in Abstimmung mit frühen Kindesalter beeinflussen die gesunde decken. Nüsse, Mandeln und harte Lebens-
dem österreichischen Programm „Rich- Entwicklung und das Wohlbefinden des Kin- mittelstücke bergen Aspirationsgefahr. Ro-
tig essen von Anfang an!“, das zeitgleich des. Das Netzwerk „Gesund ins Leben – Netz- he tierische Lebensmittel und daraus herge-
Ernährungsempfehlungen für Kleinkin- werk Junge Familie“, ein Projekt von „IN FORM stellte, nichterhitzte Speisen sind zu meiden.
– Deutschlands Initiative für gesunde Er- Eine gesicherte ärztliche Diagnose ist Grund-
der erstellte. Die im Konsens formulier-
nährung und mehr Bewegung“, entwickelte lage, bevor Nahrungsmittel wegen einer Un-
ten Aussagen entsprechen dem Evidenz- Empfehlungen für die Ernährung und Bewe- verträglichkeit aus der Ernährung ausge-
niveau einer Expertenempfehlung. gung von Kindern von 1–3 Jahren. schlossen werden. Die körperliche Aktivität
Empfehlungen.  Regelmäßige Mahlzeiten des Kleinkindes ist aktiv zu unterstützen und
Hinweise sollten sich mit essensfreien Zeiten abwech- der natürliche Bewegungsdrang nicht einzu-
seln. Gemeinsame Mahlzeiten in freundlicher schränken. Inaktivität sollte begrenzt werden.
Atmosphäre sind wünschenswert. Die Beach-
Die hier beschriebenen Empfehlungen tung der Hunger- und Sättigungssignale des Schlüsselwörter
zur Ernährung und Bewegung gelten für Kindes trägt zur Entwicklung eines gesund- Essen · Lebensmittel und Getränke ·
gesunde Kinder im Alter von 1–3 Jahren heitsförderlichen Essverhaltens bei. Eine aus- Nahrungsmittelallergie · Körperliche
im häuslichen Bereich. Sie richten sich an gewogene, abwechslungsreiche Familien- Aktivität · Kleinkind
alle Multiplikatoren, die Eltern von Klein-
kindern beraten und begleiten (z. B. auch
im Rahmen der pädagogischen Eltern-
Nutrition and physical activity in children from 1–3
arbeit in Gemeinschaftseinrichtungen für
years old. Recommendations by the network “Healthy
Kleinkinder).
Start – Young Family Network“, a project of IN FORM
In Kinderkrippen oder Kindertages- Abstract
einrichtungen müssen im Umgang mit Background.  Nutrition and physical activity diet rich in variety can fulfil the needs of chil-
Lebensmitteln und bei der Zubereitung in early childhood influence the healthy de- dren 1–3 years old. Nuts, almonds and hard
velopment and well-being of children. The pieces of food represent a danger due to as-
besondere Vorgaben zur Hygiene be- network “Healthy Start – Young Family Net- piration. Raw animal meat and uncooked
achtet werden. Der im Auftrag des Bun- work”, a project by “IN FORM, German na- meals prepared from it should be avoided. A
desernährungsministeriums erarbeite- tional initiative to promote healthy diets and confirmed medical diagnosis is necessary be-
te „DGE-Qualitätsstandard für die Ver- physical activity”, has developed recommen- fore food can be excluded from nutrition due
pflegung in Tageseinrichtungen für Kin- dations for nutrition and physical activity for to intolerance. The physical activity of chil-
children 1–3 years old. dren 1–3 years old should be actively sup-
der“ unterstützt die Verantwortlichen in
Recommendations.  Regular mealtimes ported and the natural urge for movement
Kindertageseinrichtungen bei der Um- should be alternated with periods of absti- should not be restricted. Inactivity should be
setzung einer bedarfsgerechten und aus- nence from eating. Communal mealtimes limited.
gewogenen Verpflegung und bietet pra- in a friendly atmosphere are desirable. Pay-
xisorientierte Hilfestellung (http://www. ing attention to signs of hunger and satiety Keywords
fitkid-aktion.de, http://www.in-form.de). from children contributes to development of Eating · Food and beverages · Food
a healthy eating behavior. A balanced family hypersensitivity · Physical activity · Child
Das im Auftrag des Bundesfamilienminis-
teriums erarbeitete „Curriculum Gesund-
heitsförderung“ gibt Informationen zu
den Standards der Gesundheitsprävention 1. Essen lernen im Kleinkindalter wählerisch oder nicht am Essen interes-
und -bildung und der Umsetzung in die siert sind. Meist gehen diese Phasen von
praktische Arbeit mit Kindern bis 3 Jah- Kinder lernen das Essen auf ähnliche Wei- selbst vorüber.
ren in der Kindertageseinrichtung und se wie ihre Sprache: durch eigenes Tun,
Kindertagespflege (http://www.kinder-­ Nachahmung, Interaktion und Kommu- 1.1 Gemeinsame Mahlzeiten
gesund-betreut.de). nikation. Essen ist mit Freude und sinnli-
chem Erleben verbunden. Im Kleinkind- Empfehlungen
alter gibt es jedoch vorübergehend Pha- FFKleinkinder sollten ihre Mahlzeiten in
sen, in denen Kinder beim Essen sehr einem regelmäßigen Rhythmus be-

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kommen (z. B. 3 Hauptmahlzeiten und gie, der Menge, die es pro Mahlzeit isst, 1.2 Beachtung von Hunger
2 kleinere Zwischenmahlzeiten). Mahl- sowie von der Energiedichte der angebo- und Sättigung
zeiten wechseln sich mit essensfreien tenen Lebensmittel bzw. Speisen ab [117].
Zeiten ab. Studien zeigen ein höheres Übergewichts- Empfehlungen
FFIn den Essenspausen zwischen den risiko, wenn weniger Mahlzeiten verzehrt FFEltern sind für ein ausgewogenes Nah-
Mahlzeiten (z. B. für 2–3 h) sollten we- werden [76], vor allem bei Jungen [70]. rungsangebot zuständig. Das Kind ent-
der Snacks, zuckerhaltige Getränke Die European Society for Paediatric Gast­ scheidet selbst, wie viel es davon isst.
noch Milch angeboten werden. Wasser roenterology, Hepatology and Nutrition Eltern sollten die Hunger- und Sätti-
kann und sollte das Kind zu jeder Zeit zu (ESPGHAN) hält mindestens 4 Mahlzei- gungssignale des Kindes respektieren.
sich nehmen können. ten täglich für Kinder über 2 Jahre für an- FFEltern bieten zunächst eine kleine Por-
FFMahlzeiten in Gemeinschaft und mit gebracht [1]. Hierzulande sind 3 Haupt- tion an bzw. das Kind nimmt sich eine
genügend Zeit und Ruhe (ohne Ablen- mahlzeiten (morgens, mittags, abends) Portion, sobald es sich selbst bedienen
kung z. B. durch laufendes Fernsehge- und 2 kleinere Zwischenmahlzeiten am kann. Das Kind kann nachfordern bzw.
rät) sind wünschenswert. Es ist anzu- Vor- und Nachmittag verbreitet. In der sich nachnehmen, bis es satt ist.
streben, dass die Familie mindestens dazwischen liegenden essensfreien Zeit FFEltern sollten ihrem Kind ermöglichen,
einmal am Tag gemeinsam isst. braucht das Kleinkind i.d.R. keine weite- sich auf das Essen zu konzentrieren.
FFEine freundliche Atmosphäre bei den ren Speisen. Auch energiereiche Getränke Sie vermeiden Ablenkungen. Sie ani-
Mahlzeiten macht das Essen zu einem sind zu meiden (s. hierzu 2.2. „­Getränke mieren das Kind nicht mit Tricks, Über-
positiven Erlebnis. im Kleinkindalter“). zeugungsszenarien, Versprechen oder
FFEltern sollten ihrem Kind ermöglichen, Gemeinsam essen ist ein wichtiger Teil Spielen zum Essen.
selbstständig zu essen sowie aktiv an des Familienlebens. Eine angenehme so- FFEssen sollte nicht zur Belohnung oder
den Mahlzeiten teilzunehmen, und es ziale Atmosphäre fördert nicht nur die zur Bestrafung eingesetzt werden.
darin unterstützen. Kommunikation [63], sie wirkt auch als FFEssen ist keine Leistung. Eltern sollten
positiver Verstärker für die Ausprägung das Kind nicht übermäßig für das, was
Hintergrundinformationen von Lebensmittelpräferenzen und Essge- und wie viel es isst, loben.
Die Familie bzw. das Umfeld, in dem das wohnheiten [11, 104, 105]. Eine Metaana- FFBeendet das Kind die Mahlzeit frühzei-
Kind aufwächst, bildet den ersten und lyse zeigt, dass Kinder und Jugendliche tig oder will es nichts essen, dann genü-
wichtigsten sozialen Rahmen beim Essen- (2,8–17,3 Jahre) mit mehr Familienmahl- gen 1–2 Versuche der Eltern, das Kind
lernen [18]. Kleinkinder übernehmen fa- zeiten in der Woche häufiger ein empfeh- zum Essen zu ermutigen. Sie sollten kei-
miliäre Rituale und Gewohnheiten sowie lenswertes Essverhalten und ein Gewicht ne Extraspeisen als Ersatz anbieten.
kulturelle Regeln und Praktiken beim Es- im Normalbereich zeigen als jene, die nur
sen und gestalten diese zugleich aktiv mit. selten in Gemeinschaft mit der Familie es- Hintergrundinformationen
Regelmäßige Mahlzeiten, die eindeu- sen [59]. Die Fähigkeit, die Energieaufnahme über
tig begonnen und beendet werden, struk- Essen lernen heißt auch, Fertigkeiten Hunger und Sättigung selbst zu regulieren
turieren den Tag. Das Kind erfährt, dass im Umgang mit Besteck, Geschirr und und die Verzehrmenge auf die physiologi-
sich Zeiten zum Essen und Zeiten für an- Trinkgefäßen zu entwickeln. Wann genau schen Bedürfnisse abzustimmen (Selbst-
dere Aktivitäten, wie Spiel, Bewegung etc., das Kind jedoch welche feinmotorischen regulation), ist angeboren und bei Säug-
abwechseln. Es lernt, dass nicht jedes Ess- Kompetenzen besitzt, ist individuell sehr lingen und Kleinkindern am stärksten
bedürfnis sofort befriedigt werden muss unterschiedlich. Eine Befragung von Müt- ausgeprägt. Mit zunehmendem Lebens-
und dass es zugunsten der (gemeinsa- tern ergab: Manche Kleinkinder können alter steuern zusätzlich viele äußere Fak-
men) Mahlzeiten aufgeschoben werden schon mit 11 Monaten Pudding mit dem toren die Nahrungsaufnahme [47]. Die
kann. Die Dauer der Mahlzeiten ist unter- Löffel nehmen und in den Mund bringen, Beachtung der Signale des Kleinkindes
schiedlich. Für das Kind ist es ein wichti- andere erst im Alter von 2 Jahren [27, 28]. und ein angemessenes Reagieren darauf
ger Lernprozess, bei Mahlzeiten sitzen zu Kleinere Gabeln und Löffel können beim kann die Selbstregulation stärken und der
bleiben und sich für das Essen und Satt- Erlernen des selbstständigen Essens hilf- Entwicklung von Übergewicht vorbeugen
werden Zeit zu nehmen. Im Schnitt dau- reich sein. Spezielle Esslernbestecke (z. B. [32, 69]. Das Ausüben von Druck, etwas
ern Mittag- und Abendessen in Deutsch- Schieber, spezielle Trinklernbecher) sind (Bestimmtes) zu essen, kann diese Fähig-
land 20 min [37]. Länger als 30 min sollte nicht notwendig, wohl aber eine gewisse keit stören [69, 91, 104].
eine Hauptmahlzeit für Kleinkinder nicht Toleranz, denn ohne Kleckern geht das Hunger und Sättigung zeigen sich auf
dauern [25]. „Üben“ nicht. verschiedene Weise. Signale, dass das
Anzahl, Rhythmus und Art der täg- Kind etwas essen will, äußern sich häu-
lichen Mahlzeiten sind kulturell geprägt fig durch Gesten oder verbal [9, 26]. Ein
[103]. Ein Kleinkind kann mit ganz unter- Grummeln im Magen, ein Verschlech-
schiedlichen Mahlzeitenmustern gut ver- tern der Stimmung oder der Konzentra-
sorgt werden. Wie viele Mahlzeiten es tion, ein Blass- oder Mattwerden deuten
braucht, hängt von der benötigten Ener- auf Hunger hin. Ein gefüttertes Kind zeigt

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Konsensuspapiere

aktive Bereitschaft zum Essen, wenn es zu entdecken, wie sie aussehen, wie sie bzw. einem vertrauten Lebensmittel oder
z. B. den Mund öffnet, bevor der Löffel die riechen und sich anfühlen, welchen Ge- einer Lieblingsspeise kann die Akzeptanz
Lippen berührt oder mit dem Kopf dem schmack und welche Konsistenz sie ha- von unbekannten Lebensmitteln erleich-
Löffel entgegengeht. Isst das Kind langsa- ben. Eltern sollten für ein vielfältiges tern [11, 96].
mer, dreht es den Kopf bzw. den Körper Angebot sorgen. Eltern wecken die Neugier des Kindes,
weg, lässt sein Interesse am Essen nach, FFGeschmackspräferenzen bilden sich wenn sie Speisen appetitlich und kindge-
spielt es mit dem Essen und wirkt es ent- durch wiederholtes Probieren. Dazu recht (z. B. hinsichtlich Textur und Größe
spannt, kann dies auf Sättigung hindeuten bieten die Eltern neue Lebensmittel/ der Lebensmittelstücke) anrichten, selbst
[9, 26]. Wenn ein Kind nicht (mehr) es- Speisen mehrfach und ohne Zwang an genussvoll mitessen und Kinder an der
sen will oder wenn es Essen (nachdem es und akzeptieren die (zeitweise) Ableh- Gestaltung von Essenssituationen aktiv
probiert hat) ablehnt, respektieren die El- nung des Kindes. beteiligen, beispielsweise bei der Vorbe-
tern dies, reagieren gelassen und beenden FFEltern sollten Lebensmittel auch einzeln reitung und beim Abräumen des Tisches
die Mahlzeit eindeutig (z. B. durch Weg- anbieten, damit Kinder deren Eigenge- sowie beim Selbstnehmen von Speisen im
räumen des Tellers). Eltern bestrafen das schmack erfahren können. vorgegebenen Rahmen.
Kind nicht und drohen nicht mit Strafe, Essen ist ein Prozess sensorischer und
z. B. durch Verbot von bevorzugten Spei- Hintergrundinformationen gleichzeitig emotionaler Erfahrung. Es ist
sen oder Ausschluss vom gemeinsamen Abwechslung und Vielfalt in der Lebens- wünschenswert, diese sinnliche Wahrneh-
Essen. mittel- und Speisenauswahl tragen zum mung zu unterstützen und auszubauen
Selbstständig essen lernen im Klein- Genuss beim Essen bei, sind Teil unse- [64]. Studien mit älteren Kindern zei-
kindalter heißt auch, Hunger und Sätti- rer Esskultur – im Tagesverlauf, im Alltag gen, dass Sinnesbildung die Bereitschaft,
gung als Regulationsmechanismen der oder an Festtagen werden unterschiedli- Neues zu probieren, zumindest kurzfris-
Nahrungsaufnahme von emotionalen che Speisen gegessen – und haben auch tig erhöhen kann [97]. Eine vielfältige Ge-
Zuständen zu unterscheiden [30]. Essen für die Nährstoffversorgung Vorteile. Die schmackssensibilität kann möglicherwei-
hat eine beruhigende, entspannende Wir- Förderung der Akzeptanz vor allem für se auch das Übergewichtsrisiko mindern.
kung. Nutzen Eltern Lebensmittel regel- nährstoffdichte5 Lebensmittel, wie Ge- Zusammenhänge zwischen der Ausprä-
mäßig, um ihr Kind zu trösten oder zu be- müse und Obst, sind wünschenswert, gung der Geschmackswahrnehmung und
lohnen, kann dies zu einem ungesunden denn im frühen Kindesalter geprägte Ge- dem Körpergewicht wurden bei Schulkin-
Essverhalten des Kindes oder zu Überge- schmackspräferenzen werden bis ins Er- dern gezeigt [94]. Gemeinsame Mahlzei-
wicht beitragen [32]. wachsenenalter mitgenommen [92]. ten und die gemeinsame Zubereitung der
Durch das Vorsetzen großer Essens- Nicht immer wird Neues sofort akzep- Speisen bieten im Alltag Gelegenheit, sich
mengen kann sich ein Kind leicht überfor- tiert. Während die Vorliebe für süß ange- aktiv und durchaus auch spielerisch mit
dert fühlen. Deshalb wird zunächst eine boren, jene für salzig mit etwa 4 Monaten Lebensmitteln bzw. Speisen auseinander-
kleine Portion auf den Teller gegeben und ersichtlich ist und entsprechende Lebens- zusetzen.
ggf. etwas nachgegeben, wenn das Kind mittel deshalb leichter angenommen wer-
es möchte. Viele Eltern sorgen sich, dass den [11], werden andere Präferenzen erst Hinweis.  Beim Übergang von Brei auf
ihr Kind nicht genug isst. Die verzehrte erlernt. Dies beginnt im Mutterleib (über feste Kost, bei der Einführung neuer Ge-
Nahrungsmenge ist jedoch interindivi- die Ernährung der Mutter) und setzt sich schmacksrichtungen oder dem Beginn des
duell sehr unterschiedlich, wie Auswer- im Säuglings- und Kleinkindalter fort [8, Selbstessens können Anpassungsschwierig-
tungen im Rahmen der DONALD-Studie 10, 48, 54, 88]. Für neue Geschmackser- keiten auftreten. Meist legen sich diese Ess-
zeigen [3]. Ist das Kind gesund, aktiv und fahrungen besonders offen sind Säuglin- probleme wieder. Eltern sollten sich jedoch
zufrieden, können Eltern davon ausgehen, ge im Alter von etwa einem halben Jahr immer an Kinder- und Jugendärzte wen-
dass es ausreichende Mengen isst. Sor- und Kleinkinder bis zu etwa 2 Jahren. Die den, wenn ihr Kind beim Essen übermä-
gen sie sich um das Körpergewicht, soll- Phase, in der am häufigsten neue Spei- ßig wählerisch ist, feste Nahrung verwei-
ten sie sich an einen Kinder- und Jugend- sen abgelehnt werden (Neophobie) er- gert, eine ausgeprägte Unlust am Essen hat
arzt wenden. Das Körpergewicht wird im reicht zwischen 2 und 6 Jahren ihren Hö- oder nie Hunger erkennen lässt, nur bei ex-
Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen er- hepunkt [44]. tremer Ablenkung isst, ständig Essen hoch-
hoben und anhand von Perzentilkurven Was Kinder essen (mögen), hängt würgt, ausspuckt, sich übergibt oder wenn
(z. B. im Kinderuntersuchungsheft) be- vom Angebot bzw. der Gewohnheit ab. sie sich um das Gewicht ihres Kindes Sor-
urteilt. Ein mehrmaliges Anbieten hilft, mit neu- gen machen.
en Lebensmitteln und Speisen vertraut
1.3 Erweiterung der zu werden [11]. Auch die Kombination 2. Ernährung im Kleinkindalter
Lebensmittelvielfalt mit einem bereits bekannten Geschmack
Die Empfehlungen zur Lebensmittelaus-
Empfehlungen 5  ährstoffdichte = Menge eines Nährstoffs in
N wahl im Kleinkindalter entsprechen im
FF
Kinder sollten ermutigt werden, neue einem Lebensmittel im Verhältnis zu seinem Wesentlichen jenen für eine ausgewoge-
Lebensmittel/Speisen zu probieren und Energiegehalt ne Familienernährung. Nur einige weni-

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ge Lebensmittel sollten Kleinkinder noch Die empfohlene Gewichtung unter- harte Lutschbonbons, ganze Weintrauben
nicht essen, da sie sich leichter verschlu- schiedlicher Lebensmittelgruppen mit mit Kernen oder große Fleischstücke kön-
cken und ihr Immunsystem noch nicht reichlichem Verzehr von ungesüßten/zu- nen leicht aspiriert werden [9], ebenso die
ganz ausgereift ist. ckerfreien Getränken und pflanzlichen Kügelchen von Bubble Tea [19] oder Kau-
Lebensmitteln, mäßigem Verzehr von gummi. Daher sollten Kleinkinder diese
2.1 Ernährungsweise tierischen Lebensmitteln und sparsamer Lebensmittel nicht verzehren.
Verwendung von Lebensmitteln, die reich Eine ausgewogene Ernährung von
Empfehlungen an Zucker, Salz und/oder gesättigten Fett- Kleinkindern kann ohne Fertigproduk-
FFMit einer ausgewogenen und abwechs- säuren sind, entspricht nationalen und te erfolgen. Diese können aber Bestand-
lungsreichen Familienernährung kann internationalen Empfehlungen [2, 40, 56] teil einer ausgewogenen Ernährung des
der Bedarf des Kleinkindes gedeckt wer- und steht auch im Einklang mit dem Kon- Kleinkindes sein. Bei der Auswahl soll-
den. Kleinkinder können und sollen an zept der optimierten Mischkost [52]. Die- ten die in . Tab. 1 genannten Kriterien
den Mahlzeiten der Familie teilnehmen. ses beinhaltet Orientierungswerte für al- beachtet werden. Im Handel sind Bei-
FFEine ausgewogene und abwechslungs- tersgemäße Verzehrmengen der einzelnen kostprodukte, Kleinkinderlebensmittel
reiche Familienernährung enthält: Lebensmittelgruppen, die so entwickelt und sog. Kinderlebensmittel erhältlich.
1reichlich Getränke: am besten Wasser wurden, dass bei Beachtung der Empfeh- Beikostprodukte und speziell für Klein-
oder andere ungesüßte/­zuckerfreie lungen die Referenzwerte für die Ener- kinder angebotene Lebensmittel (Anga-
Getränke gie- und Nährstoffzufuhr erreicht werden be „1–3 Jahre“) fallen unter die Bestim-
1reichlich pflanzliche Lebensmittel: [4]. Zwar sind dazu insgesamt nur mä- mungen der Diätverordnung. Dazu zäh-
Gemüse, Obst, Getreide/-produkte, ßige Mengen tierischer Nahrungsmittel len z. B. Beikostmenüs für warme Mahl-
Kartoffeln notwendig, aber in der Beratung der El- zeiten. Anhand der jeweiligen Zusam-
1mäßig tierische Lebensmittel: Milch/ tern sollte deutlich gemacht werden, dass mensetzung lassen sich die Fertigpro-
-produkte, Fleisch, Fisch, Eier Milch/-produkten mengenmäßig gegen- dukte beurteilen. So kann beispielswei-
1sparsam Zucker und Süßigkeiten, über Fleisch und Wurst der Vorzug gege- se ein Beikostmenü, das die in . Tab. 2
Salz und Fette mit hohem Anteil ge- ben werden sollte. genannten Hauptkomponenten enthält,
sättigter Fettsäuren sowie Snack­ Studien zeigen, dass Kleinkinder in eine Alternative zu einer ausgewogenen
produkte Deutschland im Durchschnitt weni- selbst zubereiteten Mahlzeit sein. Kuh-
FFEine ausgewogene Ernährung gesun- ger Gemüse, Brot, Beilagen (Kartoffeln, milch ist für Kleinkinder ein wertvol-
der Kleinkinder ist ohne spezielle Pro- Reis und Nudeln) und Fisch, aber mehr les Lebensmittel. Spezielle Milchgeträn-
dukte möglich. Fleisch, Wurst und Eier essen, als emp- ke sind für eine ausgewogene Ernährung
FFNüsse, Mandeln und andere harte Le- fohlen wird. Der Verzehr von Süßigkeiten von Kleinkindern grundsätzlich nicht
bensmittelstücke in „Erdnussgröße“ liegt wesentlich höher, als empfohlen wird notwendig [14]. Wenn Kindermilchge-
bergen Aspirationsgefahr (Verschlu- [51, 66]. Milch und Milchprodukte wer- tränke gegeben werden, sollten Produkte
cken in die Luftröhre) und sollten für den im Mittel in der empfohlenen Men- gewählt werden, die sich an den Empfeh-
Kleinkinder nicht zugänglich sein. ge verzehrt [66]. Die Zufuhr gesättigter lungen zur Zusammensetzung für Klein-
Fettsäuren liegt über und die Zufuhr von kindermilchgetränke der DGKJ orientie-
Hintergrundinformationen mehrfach ungesättigten Fettsäuren unter ren [14]. So genannte Kinderlebensmittel,
Mit etwa 1 Jahr ist die Umstellung von den Empfehlungen [66]. Da mehrfach die nur aufgrund ihrer Verpackung oder
der Säuglingsernährung auf normale ungesättigte Fettsäuren für die Gesund- Gestaltung Kinder ansprechen, müssen
Kost abgeschlossen und das Kleinkind heit und Entwicklung des Kindes von gro- nicht der Diätverordnung folgen. Vie-
kann am Familienessen teilnehmen [50]. ßer Bedeutung sind [111], sollten bei der le dieser Kinderlebensmittel enthalten
Untersuchungen des Forschungsinstituts Zubereitung von Speisen pflanzliche Öle übermäßig Zucker, Fett, gesättigte Fett-
für Kinderernährung deuten auf einen (z. B. Rapsöl) verwendet und 1–2 Portio- säuren oder Salz und sind daher im Rah-
Trend zu verlängerter Flaschenfütterung nen Fisch pro Woche verzehrt werden, da- men einer ausgewogenen Ernährung al-
hin, sodass die Einführung der Familien- von einmal fettreicher Meeresfisch. lenfalls sparsam zu verzehren.
kost häufig später als empfohlen erfolgt Kleinkinder haben ein höheres Aspi- Die DONALD-Studie zeigt, dass Kin-
[53]. rationsrisiko. Sie nehmen häufig Gegen- der mit einem hohen Verzehr von Con-
Kleinkinder brauchen pro Kilogramm stände in den Mund, reden während des venience-Food (z. B. Fertigpizza) eine ge-
Körpergewicht mehr Energie als ältere Kauens, und ihr Kauvermögen ist durch ringere Vitamin- und Mineralstoffzu-
Kinder und Jugendliche, aber der emp- das Fehlen der Backenzähne noch stark fuhr aufweisen [5]. Eine hohe Salzauf-
fohlene Nährstoffgehalt pro 100 Kiloka- eingeschränkt [16, 58]. Kleine runde Le- nahme wird mit einem erhöhten Risiko
lorien benötigter Energie ist ähnlich [41]. bensmittel, wie Nüsse, Samen, Beeren, für Bluthochdruck assoziiert [21]. Ein ho-
Deshalb ist eine ausgewogene Familien- Hülsenfrüchte, sind die am häufigsten in her Salzgehalt im Essen führt zu einer hö-
ernährung auch für Kleinkinder geeignet, die Luftröhre verschluckten Fremdkör- heren Verzehrmenge [15], was bei ener-
allerdings in altersgerechten Mengen und per [58]. Rohes Wurzelgemüse (im Gan- giedichten Lebensmitteln im Hinblick
Zubereitungen [72, 73]. zen oder in Stücken), Fisch mit Gräten, auf das Übergewichtsrisiko unerwünscht

Monatsschrift Kinderheilkunde · 2013  | 7


Konsensuspapiere

Tab. 1  Lebensmittelgruppen, Bedeutung für die Nährstoffversorgung und Empfehlungen 2.2 Getränke im Kleinkindalter
zur Auswahl
Lebensmittel- Nährstoffe Bevorzugt aus- Besondere Hinweise Empfehlung
gruppe wählen FFKleinkinder sollten zu jeder Mahlzeit
Reichlich und auch zwischendurch Wasser (oder
Getränke (unge- Wasser Trinkwasser (Lei- Kräuter- und Früchtetees andere ungesüßte/zuckerfreie Geträn-
süßt/zuckerfrei) tungswasser), Mine- nicht ausschließlich anbie- ke) aus Glas, Tasse oder offenem Becher
ralwasser, ungesüßte ten und Sorten wechseln
trinken.
Kräuter- und Früch-
tetees
Gemüse und Obst Provitamin A, Folat, Alle Gemüse- und Gemüse fettarm zuberei-
Hintergrundinformationen
Vitamin C, Kalium, Ma- Obstarten, Hülsen- ten, roh und gegart; Obst Der Wasserbedarf liegt bei Kleinkin-
gnesium, Ballaststoffe früchte und Salat am besten roh dern bezogen auf das Körpergewicht hö-
Sprossen und Tiefkühl- her als bei Erwachsenen [41]. Über Ge-
beeren nur nach intensiver tränke sollen Kleinkinder 820 ml Wasser
Erhitzung
pro Tag [41] zuführen. Das Forschungs-
Getreideprodukte/ Vitamin B1, Magne- Vollkornprodukte Kein Brot mit ganzen oder
institut für Kinderernährung empfiehlt
Kartoffeln sium, Ballaststoffe mehrmals täglich, zerkleinerten Nüssen (As-
(Vollkornprodukte) Brot aus fein gemah- pirationsgefahr) im Rahmen der optimierten Mischkost
lenem Vollkornmehl Wenig frittierte und andere 600–700 ml Getränke pro Tag [52], bei
fettreiche Kartoffelzube- stärkerer körperlicher Aktivität und ho-
reitungen (Pommes frites, hen Umgebungstemperaturen steigt der
Reibekuchen) Flüssigkeitsbedarf. Durchschnittlich trin-
Mäßig ken Kleinkinder jedoch nur etwa 60% der
Milch und Milch- Eiweiß, Calcium, Jod, Pasteurisierte und Keine Rohmilch und Roh- in der optimierten Mischkost vorgesehe-
produkte Vitamin B2, Vitamin B12 hoch erhitzte fettar- milchprodukte
nen Menge [66].
me Milch und Milch- Wenn noch gestillt wird,
produkte (1,5% Fett) ersetzt Muttermilch einen Verzehrerhebungen haben ergeben,
und Käse unter 50% Teil der Milch und Milch- dass bei Kleinkindern in Deutschland
Fett i. Tr. produkte der Anteil an gezuckerten Getränken im
Fleisch, Wurst, Eiweiß, Vitamin B1, Vi- Magere Fleischstü- Fleisch, Fisch und Ei immer Laufe des Kleinkindalters von 5 auf 10%
Fisch, Ei tamin B6, Vitamin B12, cke, fettarme Wurst- gut durcherhitzen der Trinkmenge zunimmt [66]. Energie-
Niacin, Biotin, Eisen, sorten, Fischfilet Keine Rohwurst liefernde Getränke (z. B. gesüßte Teege-
Zink ohne Gräten (fett- Wenig fettreiche Zuberei-
tränke, Limonaden, Fruchtsäfte) be-
Meeresfisch: Vita- arme und fettreiche tungen (z. B. Paniertes und
min D, Jod, langkettige Meeresfische) Frittiertes) günstigen eine erhöhte Energiezufuhr [1,
Omega-3-Fettsäuren 42, 69, 115] und erhöhen das Risiko für
(fettreiche Arten) Adipositas [34, 49, 67, 69, 108, 114]. Auch
Sparsam stand in der Untersuchung von Marshall
„Feste“ Fette (Fette Fett   Pflanzliche Öle (z. B. Raps- et al. [86] ein höherer Konsum von zu-
mit hohem Anteil öl) bevorzugt verwenden ckerhaltigen Getränken im Zusammen-
an gesättigten Fett- (Omega-3- und Omega-6- hang mit einer schlechteren Versorgung
säuren) Fettsäuren)
mit vielen Mikronährstoffen [86]. Da-
Süßigkeiten, süße       rüber hinaus erhöhen zuckerhaltige Ge-
Getränke, süße
Backwaren, Snack-
tränke das Risiko für Zahnkaries [116].
produkte Die Säuren in Getränken wie Limona-
den, Säften etc. unterstützen den ka-
Tab. 2  Beispiel für eine empfehlenswerte Zusammensetzung einer Hauptmahlzeit riösen Prozess und können zusätzlich
– Eine Portion Getreide/-produkt (Brot, Flocken, Nudeln, Reis, Grieß) oder Kartoffeln
zu erosiven Schädigungen des Zahn-
schmelzes führen [22, 112, 116]. Vor al-
– Eine Portion Gemüse oder Obst
lem das Dauernuckeln von süßen oder
– Eine Portion tierisches Lebensmittel (Milch/-produkt, Fleisch, Fisch, Ei)
säurehaltigen Getränken und die nächt-
– Dazu ein kleines Glas eines ungesüßten/zuckerfreien Getränks
liche Saugerflasche gefährden die Zäh-
ne [35]. Daher ist es wichtig und sinn-
ist. Haushaltssalz soll nur sparsam ver- unter dem Einfluss von Sonnenlicht in voll, dass Kinder ab dem Alter von et-
wendet werden. Eine Supplementierung der Haut gebildet wird und für das bei wa 9 Monaten das Trinken aus einem
mit Vitaminen und Mineralstoffen soll- geringer Sonnenlichtexposition, dunkler Becher lernen. Die Babyflasche als Ein-
te nur auf medizinischen Rat in Abstim- Hautpigmentierung oder einer strikt ve- schlafhilfe und zur Beruhigung kann
mung mit dem Kinder- und Jugendarzt ganen Ernährung ein erhöhtes Risiko für zudem die Entwicklung der kindlichen
erfolgen. Das betrifft z. B. Vitamin D, das einen Mangel besteht [13]. Selbstregulationsfähigkeiten stören [95]

8 |  Monatsschrift Kinderheilkunde · 2013


(s. auch 1.2 „Beachtung von Hunger und produkte liefern Vitamin B12 und Eiweiß, 1Bei der Zubereitung der Speisen soll
Sättigung“). Hülsenfrüchte, Sojaprodukte sowie Nüsse auf Sauberkeit und hygienischen Um-
Fruchtsäfte (z. B. Apfel-, Birnen- oder (fein gemahlen) Zink und Eiweiß. Pflan- gang geachtet werden.
Traubensaft) enthalten reichlich Fructo- zenöle, wie Rapsöl, Walnussöl oder Lein-
se (Fruchtzucker). Werden sie in größe- öl, und Walnüsse (fein gemahlen) tragen Hintergrundinformationen
ren Mengen konsumiert, kann die indi- zur Versorgung mit der essenziellen Al- Bei Kindern im Alter bis zu 5 Jahren ist
viduelle Resorptionskapazität für Fructo- pha-Linolensäure bei, aus der der Kör- Hygiene bei der Zubereitung von Speisen
se im Dünndarm überschritten werden. per – wenn auch nur in begrenztem Ma- besonders wichtig, da ihre Immunabwehr
Die Fructose gelangt in den Dickdarm ße – die langkettigen Omega-3-Fettsäuren noch nicht vollständig ausgereift ist [24].
und wird dort bakteriell abgebaut. Damit bilden kann. Auch bei einer ausgewoge- Lebensmittelinfektionen können daher
einhergehende Beschwerden, wie Bauch- nen ovolaktovegetarischen Ernährungs- schwerwiegende Folgen haben.
schmerzen und Durchfälle, verschwin- weise ist das Risiko für eine schlechtere Vor allem Salmonellen, Campylobac-
den bei Einschränkung der Saftzufuhr Versorgung mit bestimmten Nährstoffen, ter, Yersinien und enterohämorrhagische
wieder. Zuckeraustauschstoffe, wie Sor- wie Eisen, Zink und langkettigen Omega- Escherichia coli (EHEC) verursachen im
bit, die z. B. in zahnfreundlichen oder ka- 3-Fettsäuren, gegeben. Kleinkindalter Lebensmittelinfektionen
lorienreduzierten Lebensmitteln enthal- Eine rein pflanzliche (vegane) Ernäh- [100]. Rohe tierische Lebensmittel ber-
ten sein können, können ebenfalls diese rung stellt für Kleinkinder keine adäqua- gen ein höheres Risiko, diese Krankheits-
Beschwerden auslösen [83]. te Versorgung mit Nährstoffen dar und erreger zu enthalten [20]. Dazu gehören
Kleinkinder sollen keine koffeinhalti- kann zu Gedeihstörungen und zu einer Rohmilch und daraus hergestellte Pro-
gen und alkoholischen Getränke zu sich Gefährdung von Gesundheit und Ent- dukte und Speisen, Weichkäse aus Roh-
nehmen. wicklung des Kindes führen [39, 74]. Ge- milch, rohes Fleisch (auch rohes Hack-
nerell gilt: Je einseitiger die Ernährungs- fleisch und Thüringer Mett bzw. Hacke-
2.3 Vegetarische Ernährung weise und je jünger das Kind, desto größer peter), Rohwurst (vor allem streichfähige,
im Kleinkindalter ist das Risiko für einen Nährstoffmangel schnell gereifte Sorten wie z. B. Zwiebel-
[113]. Kleinkinder mit restriktiven Ernäh- mettwurst), roher Fisch und rohe Meeres-
Empfehlungen rungsformen bedürfen daher einer fach- tiere (z. B. Austern, Sushi) und rohe Eier
FFEine ausgewogene pflanzliche Ernäh- ärztlichen Überwachung und Beratung. sowie daraus hergestellte, nicht erhitzte
rung, die Milch/-produkte und Eier be- Speisen. Deshalb sollten Kleinkinder die-
inhaltet (ovolaktovegetarische Ernäh- 2.4 Schutz vor Infektionen se Lebensmittel besser nicht essen. Rohe
rung), ist bei Kleinkindern möglich. Auf und Intoxikationen durch tierische Lebensmittel, wie Fleisch, Fisch
eine ausreichende Versorgung mit Eisen Lebensmittel im Kleinkindalter und Eier, sollten vor dem Verzehr aus-
und Zink ist zu achten. reichend erhitzt werden (Kerntempera-
FFVon einer rein veganen Ernährung ist Empfehlungen tur mindestens +70°C für 2 min). Ein nur
abzuraten. Entscheiden sich die Eltern FFKleinkinder sollen keine rohen tieri- kurzes Aufkochen oder Erhitzen in der
dennoch für eine vegane Ernährung schen Lebensmittel essen. Dazu ge- Mikrowelle kann unzureichend sein.
ihres Kindes, sind immer eine spezielle hören rohes oder nichtdurchgebrate- Auch pflanzliche Lebensmittel bergen
medizinische Beratung und die Supple- nes Fleisch, Rohwurst, roher Fisch, Roh- Risiken. Sprossen wurden als Ursache von
mentierung von Nährstoffen erforder- milch und Weichkäse aus Rohmilch, ro- z. T. lebensbedrohlichen EHEC-Infektio-
lich, weil das Risiko für einen Nährstoff- he Eier und daraus hergestellte, nicht nen identifiziert [98], Tiefkühlbeeren
mangel groß ist. ausreichend erhitzte Lebensmittel. konnten als Ursache für Erkrankungen
FFWarme Speisen sollen bald nach der Zu- mit Noroviren und Hepatitisviren ermit-
Hintergrundinformationen bereitung verzehrt werden. telt werden [99]. Diese Lebensmittel soll-
Bei vegetarischer Ernährung sollte vor al- FFBei der Lebensmittelzubereitung und ten daher vor dem Verzehr durch Kochen
lem auf die Versorgung mit Eiweiß, Eisen, -lagerung sind die allgemeinen Hygie- oder Braten ausreichend erhitzt werden.
Zink, Calcium, Vitamin B12, Vitamin D neregeln zu beachten: Im Privathaushalt sollten Speisen nicht
sowie langkettigen Omega-3-Fettsäuren 1Vor dem Zubereiten/Kochen und vor warm gehalten werden. Werden sie nach
Eikosapentaensäure (EPA) und Dokosa- dem Essen sollen die Hände gründlich der Zubereitung nicht sofort verzehrt oder
hexaensäure (DHA) geachtet werden [6]. mit Seife gewaschen werden. bleiben Reste übrig, sollten sie so schnell
Eier, Hülsenfrüchte, Vollkorngetrei- 1Rohe und gegarte Lebensmittel sol- wie möglich auf unter +7°C abkühlen und
deprodukte, einige Gemüse- und Obstar- len getrennt und immer bei den emp- beim Wiedererwärmen gründlich erhitzt
ten (z. B. grünes Blattgemüse und Beeren- fohlenen Temperaturen gelagert wer- werden (Kerntemperaturen von mindes-
obst) können zur Eisenzufuhr beitragen. den. tens +70°C für mindestens 2 min, z. B.
Die Eisenverfügbarkeit aus pflanzlichen 1Im Umgang mit rohen und gegarten sprudelnd aufkochen; [23]).
Lebensmitteln kann durch Kombination Lebensmitteln sollen nicht dieselben Hygiene bei der Lagerung und bei der
mit Vitamin-C-haltigen Lebensmitteln Küchengeräte (Messer, Brettchen etc.) Zubereitung der Speisen spielt eine wich-
verbessert werden. Eier, Milch und Milch- verwendet werden. tige Rolle zum Schutz vor Lebensmittelin-

Monatsschrift Kinderheilkunde · 2013  | 9


Konsensuspapiere

fektionen. Entsprechende detaillierte Hin- und abwechslungsreich sein. Sie muss Bei einer allergischen Nahrungsmit-
weise gibt das Bundesinstitut für Risiko- den altersentsprechenden Bedarf an telunverträglichkeit muss das Allergen
bewertung [20, 23]. Energie und Nährstoffen decken. Die Er- vollständig gemieden werden. Allerdings
In Einrichtungen zur Gemeinschafts- nährungstherapie erfolgt unter fachli- ist – aufgrund der häufigen Toleranzent-
verpflegung wie Kindertageseinrichtun- cher Beratung. wicklung – bei der Mehrzahl der Kinder
gen und ggf. auch in der Kindertagespfle- mit Nahrungsmittelallergien nur ein vo-
ge sind weiterführende Maßnahmen zur Hintergrundinformationen rübergehender Ausschluss des Allergens
Hygiene empfohlen bzw. werden in der Die Häufigkeit einer gesicherten Kuh- erforderlich. Eine Wiedereinführung des
Umsetzung von rechtlichen Bestimmun- milchallergie liegt bei 2–3% im Säuglings- gemiedenen Lebensmittels (z. B. nach
gen erforderlich. Die zuständige Lebens- und Kleinkindalter [80], für Nahrungs- 6–12 Monaten) sollte nur nach Rückspra-
mittelüberwachungsbehörde kann dazu mittelallergien im Kleinkindalter insge- che mit dem Arzt erfolgen.
Auskunft geben. samt bei etwa 4% [7, 12, 93]. Neben Kuh- Eine Einschränkung der Lebensmit-
milch sind Hühnerei, Erdnuss, Weizen telauswahl kann zu erheblichen sozia-
3. Nahrungsmittelun­ und Soja häufige Auslöser für allergische len Belastungen für das Kind führen und
verträglichkeiten im Reaktionen im Säuglings- und Kindes- – bei einer ungenügenden Zufuhr an le-
Kleinkindalter alter [7, 93]. Nichtallergische Nahrungs- benswichtigen Nährstoffen – gesund-
mittelunverträglichkeiten, bei denen bei- heitsgefährdend sein [79, 90]. Die Ernäh-
Die Empfehlungen für eine ausgewogene spielsweise Zusatzstoffe allergieähnliche rungstherapie sollte unter fachlicher Be-
Familienernährung gelten auch für Klein- Symptome auslösen, kommen bei Klein- ratung erfolgen [84], um ausgeschlosse-
kinder mit erhöhtem Allergierisiko. Vor- kindern sehr selten vor. Bei Kleinkindern ne Lebensmittel hinsichtlich der Nähr-
sorglich sollten keine Lebensmittel aus mit atopischer Dermatitis sind etwa 33– stoffzufuhr adäquat zu ersetzen. Liegt
der Ernährung ausgeschlossen werden 50% von einer Nahrungsmittelallergie eine Neurodermitis vor, sollten Eltern zur
[36]. Nahrungsmittelunverträglichkei- betroffen. Zucker spielt als Schubfaktor Teilnahme an spezifischen Schulungs-
ten betreffen nur einen kleinen Anteil der jedoch keine Rolle [46]. programmen motiviert werden, die dem
Kleinkinder. Eltern vermuten allergische Viele Nahrungsmittelallergien verlie- komplexen Krankheitsbild Rechnung tra-
und nichtallergische Nahrungsmittel- ren sich bis zum Schulalter [7]. Etwa 75% gen.
unverträglichkeiten wesentlich häufiger, der Kinder mit Kuhmilchallergie weisen Eine gesicherte Diagnose ist auch Vo-
als sie tatsächlich vorliegen [101]. Auch im Alter von 2 Jahren eine Toleranz auf, raussetzung für eine diätetische Interven-
bei Neurodermitis wird die Bedeutung bis zum Schulalter sind dies 90% [80]. tion bei Laktoseintoleranz (Milchzucker-
von Nahrungsmitteln als Auslöser über- Bei der Hühnereiallergie tolerieren bis unverträglichkeit), einem Entwicklungs-
schätzt. zu 70% der betroffenen Kinder bis zum phänomen, bei dem die Aktivität des En-
Schulalter das Lebensmittel, bei Erdnuss- zyms Laktase nach dem Abstillen sinkt.
Empfehlungen allergie entwickeln rund 20% eine Tole- Kleinkinder von 2–3 Jahren sind i.d.R.
FF
Der Verdacht auf eine Nahrungsmit- ranz [81]. noch nicht davon betroffen [45, 65]. Aber
telunverträglichkeit allein rechtfertigt Eine diätetische Intervention ist nur auch wenn eine Laktoseintoleranz vor-
keinen längerfristigen Ausschluss von gerechtfertigt, wenn eine Nahrungsmit- liegt, werden kleine Mengen Laktose to-
Nahrungsmitteln aus der Ernährung. telunverträglichkeit zweifelsfrei nachge- leriert und ein vollständiger Ausschluss
Dieser kann Kinder erheblich belasten wiesen ist. Gesicherte Methoden zur Dia- von Milch und Milchprodukten ist nicht
und ihrer Gesundheit schaden und soll gnose von Nahrungsmittelunverträglich- nötig.
nur auf Grundlage einer gesicherten keiten sind Anamnese, Elimination und Zöliakie wird durch das Getreideprote-
ärztlichen Diagnose erfolgen. Provokation mit den verdächtigten Le- in Gluten (z. B. in Roggen, Weizen, Din-
FFEine diätetische Behandlung bei Neuro- bensmitteln sowie ggf. Hauttest bzw. In- kel, Gerste, Hafer) und verwandte Protei-
dermitis ist nur bei nachgewiesener Un- vitro-Test auf IgE-Antikörper. Welche ne bei Menschen mit einer genetischen
verträglichkeit von Nahrungsmitteln dia­gnostischen Methoden individuell Prädisposition ausgelöst und geht mit
gerechtfertigt. notwendig sind, empfiehlt der betreuen- einer Atrophie der Dünndarmschleim-
FFLiegt eine Nahrungsmittelallergie vor, de Arzt. haut einher. Etwa 0,7% der Kinder sind
muss das unverträgliche Lebensmittel von einer Zöliakie betroffen [78]. Eine
bzw. der Lebensmittelinhaltsstoff voll- Hinweis.  Ungeeignete Methoden zur Be- dauerhafte glutenfreie Ernährung ist bei
ständig gemieden werden.6 Die verblei- stimmung einer allergischen und nichtal- gesicherter Diagnose (Bestimmung spe-
bende Ernährung sollte ausgewogen lergischen Nahrungsmittelunverträglich- zifischer Antikörper, Untersuchung der
keit sind u. a.: Bestimmungen von IgG und Dünndarmschleimhaut) erforderlich
IgG4, Bioresonanz, Kinesiologie, Elektro- [68].
6  ei einer nichtallergischen Nahrungsmittel-
B akupunktur, zytotoxischer Lebensmittel- Hinweise zum Umgang mit Nahrungs-
unverträglichkeit (z. B. bei einer Laktoseinto-
leranz) wird eine gewisse, individuell unter- test, Lymphozytentransformationstest, Ve- mittelunverträglichkeiten in Kindertages-
schiedliche Menge des betreffenden Lebens- gatest, Irisdiagnostik, Haaranalysen, Pen- einrichtungen gibt der DGE-Qualitäts-
mittelinhaltsstoffs toleriert. deldiagnostik. standard für die Verpflegung in Tagesein-

10 |  Monatsschrift Kinderheilkunde · 2013


richtungen für Kinder [38] sowie das Cur- Bewegungszeit können Orientierung für fertigkeiten erlernt werden, ist individuell
riculum Gesundheitsförderung (http:// ein Mindestmaß an Bewegung geben. jedoch sehr unterschiedlich und nur be-
www.kinder-gesund-betreut.de). Eine deutsche Expertengruppe schlägt dingt zu beeinflussen. So können manche
zur Förderung der körperlichen Aktivi- Kinder schon mit 11 Monaten frei gehen,
4. Körperliche Aktivität tät – ebenso wie US-Empfehlungen – für andere erst mit 16 Monaten [75]. Durch
im Kleinkindalter Kleinkinder eine tägliche Bewegungszeit die zunehmende Technisierung in vielen
von mindestens 90 min vor [57, 89]. Die Lebensbereichen ist reichliche Bewegung
Jedes Kind profitiert von Bewegung und WHO empfiehlt für Kinder ab 5 Jahren im Alltag nicht mehr selbstverständlich.
Eltern können das Bewegungsverhalten eine Bewegungszeit mit mäßiger bis in- Bewegung muss daher bewusst in den
ihres Kindes gezielt unterstützen. Eltern tensiver körperlicher Aktivität von min- Alltag eingeplant werden. Die Förderung
von Kindern mit Behinderungen oder destens 60 min pro Tag [118]. der körperlichen Aktivität findet auf den
mit chronischen Krankheiten können in Kurze Bewegungssequenzen, wie Hüp- Ebenen der Verhaltens- und Verhältnis-
Absprache mit dem Kinder- und Jugend- fen oder Springen, sind im Kleinkindalter prävention statt [57].
arzt oder dem Physiotherapeuten indivi- typisch. Aber auch komplexe Bewegungs- Die einfachste Möglichkeit für mehr
duell mögliche Bewegungsaktivitäten für abläufe, wie Klettern, Bewegung nach Mu- Bewegung im Familienalltag ist, kurze
ihr Kind finden. sik, Werfen oder Fangen und Purzelbäu- Wege gemeinsam mit dem Kind zu Fuß
meschlagen machen Kleinkindern Spaß zu gehen oder es mit dem Laufrad oder
4.1 Bewegungsausmaß und sind für die motorische Entwick- Roller fahren zu lassen. Vor allem selbst-
und Bewegungsart lung besonders förderlich. Die freie Natur ständige Bewegungserfahrung (unstruk-
bietet viele Anregungen, sich auf unter- turierte Bewegung) ist erwünscht. Dabei
Empfehlungen schiedlichste Weise zu bewegen, in den tastet sich das Kleinkind an Bewegungs-
FF
Der natürliche Bewegungsdrang von Sommermonaten trägt die Bewegungszeit fertigkeiten „im eigenen Tempo“ heran,
Kleinkindern sollte nicht eingeschränkt im Freien zudem zur Vitamin-D-Versor- übt sie, bis sie zunehmend sicherer, besser
werden. Daher sollten sie so viel wie gung bei (s. 2.1 „Ernährungsweise“) kontrolliert, zielgerichteter, flüssiger und
möglich und besonders draußen in Be- komplexer werden. Dieses eigenständi-
wegung sein. 4.2 Unterstützung der ge Ausprobieren, das Erfahren der eige-
FFKomplexe Bewegungsabläufe (z. B. körperlichen Aktivität nen Fähigkeiten, Grenzen und der Selbst-
Klettern, Spielen mit dem Ball, Bewe- wirksamkeit stärken das Selbstvertrauen
gung nach Rhythmen und Musik) sind Empfehlungen und ein positives Selbstkonzept. Kinder
für die motorische Entwicklung beson- FFEltern sollen die Bewegungserfahrun- brauchen aber auch andere Kinder. Ge-
ders förderlich. gen von Kleinkindern auf folgende Wei- meinsam werden eigene Bewegungs- und
se aktiv unterstützen: Spielideen entwickelt, neue Erfahrungen
Hintergrundinformationen 1Sie bauen gemeinsam mit dem Kind geteilt [119] sowie motorische und sozia-
Kleinkinder bewegen sich aus Lust an Bewegung in den Alltag ein und geben le Entwicklung gleichermaßen gefördert.
der Bewegung. Körperliche Aktivität im gezielt vielfältige Bewegungsanreize. Spontane, abwechslungsreiche Bewe-
Kleinkindalter zu unterstützen, heißt vor 1Sie schaffen möglichst viel Zeit und gungsanregungen (z. B. Bewegungsspie-
allem die Freude an Bewegung zu erhal- ­sichere Räume für Bewegung des Kin- le, Bewegung mit Musik, mit Alltagsma-
ten und Bewegung nicht einzuschränken. des. terialien oder der Entwicklung angemes-
Sie beeinflusst das ganze Leben lang Ge- 1Sie ermöglichen Bewegungserfahrun- sene Spielsachen) werden den natürli-
sundheit und Fitness positiv. Sie stärkt das gen mit anderen Kindern. chen Aktivitätsmustern von Kindern ge-
Herz-Kreislauf-System, den Bewegungs- 1Sie nutzen Familienangebote wie recht und bieten – genauso wie struktu-
apparat und beugt lebensstilbedingten Er- ­Eltern-Kind-Turnen und andere Bewe- rierte Bewegungsangebote – Anreize für
krankungen vor. Zusammenhänge zwi- gungsangebote für Kleinkinder. körperliche Aktivität.
schen körperlicher Aktivität und Kno- FFKinder sollen lernen, mit Gefahren und Zu den Maßnahmen der Verhältnis-
chengesundheit sowie kardiometaboli- Risiken kompetent umzugehen. Eltern prävention gehört beispielsweise, Zeit für
schen Parametern sind bereits in der frü- sollen daher selbst gewählte körperli- Bewegung routinemäßig im Familienall-
hen Kindheit zu sehen [110]. Gerade in che Aktivitäten des Kindes nicht unter- tag, in der Tagespflege oder in Tagesein-
diesem frühen Lebensabschnitt kommt brechen, solange keine ernsthaften Ge- richtungen einzuplanen. Räume – egal
der Bewegung eine besondere Bedeutung fahren drohen. ob drinnen oder draußen – können so
zu. Aktiv sinnlich setzen sich kleine Kin- gestaltet werden, dass sie zur Bewegung
der mit der Umwelt auseinander und eig- Hintergrundinformationen anregen und diese möglichst wenig ein-
nen sie sich an [119]. Das Kleinkind braucht Möglichkeiten schränken. Dabei sind Sicherheitsvorkeh-
Intensive körperliche Aktivität ist wün- und Anregungen, um entsprechend sei- rungen zu treffen. Eltern haben oft Angst
schenswert und ein Zuviel gibt es für ge- nem Entwicklungsstand motorische Fä- vor Verletzungen. Doch die zumeist klei-
sunde Kinder bei selbst gewählter Bewe- higkeiten anzuwenden und Fertigkeiten nen Stürze sind i.d.R. harmlos. Außerdem
gung nicht. Empfehlungen zur täglichen zu entwickeln. Wann welche Bewegungs- brauchen Kinder die Chance, Kompetenz

Monatsschrift Kinderheilkunde · 2013  | 11


Konsensuspapiere

Gesund ins Leben – Netzwerk ist, dass Kleinkinder möglichst nicht län- Selbstwirksamkeit (das Vertrauen, die
Junge Familie ger als 30 min am Stück sitzen [69]. Vie- Bildschirmzeit ihres Kindes reduzieren
le Studien zeigen einen Zusammenhang zu können) spielen eine Rolle [29].
Das Netzwerk „Gesund ins Leben“ (http:// zwischen Fernsehzeit und Übergewicht Wünschenswert ist, dass Kleinkinder
www.gesundinsleben.de) ist ein Zusammen-
schluss der relevanten Institutionen, Fachge-
[61], der schon bei Kleinkindern nachge- möglichst gar nicht fernsehen und keine
sellschaften und Verbände, die sich mit jun- wiesen ist [82, 85]. anderen Bildschirmmedien konsumie-
gen Familien befassen. Es ist ein Projekt des Bildschirmmedien können Kleinkin- ren. Die Umsetzung dieser Empfehlung
Nationalen Aktionsplans IN FORM, Deutsch- der überfordern und sich negativ auswir- ist in Familien, vor allem in jenen mit äl-
lands Initiative für gesunde Ernährung und ken. Diskutiert werden eine Überstimu- teren Geschwisterkindern, manchmal
mehr Bewegung (http://www.in-form.de).
lierung des Gehirns, das sich in den ers- schwierig. Keinesfalls sollte das Kind Bild-
IN FORM wurde 2008 vom Bundesminis-
terium für Ernährung, Landwirtschaft und ten beiden Lebensjahren rasant entwi- schirmmedien ohne Begleitung eines Er-
Verbraucherschutz (BMELV) und vom Bun- ckelt, sowie ein Verdrängen anderer Ak- wachsenen konsumieren oder ihnen ak-
desministerium für Gesundheit (BMG) initiiert tivitäten [31]. Für die Entwicklung des tiv ausgesetzt werden und ein Fernsehge-
und ist seitdem bundesweit mit Projektpart- Kleinkindes ist eine ausgewogene Sti- rät oder Computer schon im Zimmer des
nern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist, mulierung der Sinne durch die Umwelt Kleinkindes stehen [25].
das Ernährungs- und Bewegungsverhalten
sowie Eigentätigkeit von großer Bedeu-
der Menschen dauerhaft zu verbessern.
Kontakt: aid infodienst e. V., Gesund tung. Beim unstrukturierten Spiel hat es 4.4 Schlafen und Entspannen
ins Leben – Netzwerk Junge Familie, Heils­ die Möglichkeit, sich „in seinem Tempo“
bachstr. 16, 53123 Bonn, E-Mail: post@­ selbst aktiv zu erfahren, unterschiedli- Empfehlung
gesund-ins-leben.de che körperlich-sinnliche Erfahrungen zu FFEltern sollten dem Kind für regelmäßige
machen und eigenständig Ursachen und Ruhe- und Schlafzeiten Gelegenheit ge-
im Umgang mit Gefahren und Risiken Wirkungszusammenhänge kennenzuler- ben. Wie viel Ruhe und Schlaf ein Kind
zu entwickeln. Ein Kind, das sich häufig nen. Beim Nutzen von Bildschirmmedien braucht, ist individuell verschieden.
und vielfältig bewegen und neue Fertig- ist die Sinnestätigkeit dagegen fast gänz-
keiten erwerben kann, wird immer siche- lich auf die auditive und visuelle Wahr- Hintergrundinformationen
rer und geschickter [102]. Es lernt auch nehmung beschränkt. Ausreichende, erholsame Schlaf- und
das Abstützen und das richtige Fallen. Kleinkinder nehmen Medieninhalte Ruhezeiten spielen eine wichtige Rolle
Im Kindergarten sind die meisten Unfäl- anders auf als Erwachsene, können nicht für das Wachstum, die Entwicklung des
le auf motorisches Ungeübtsein zurückzu- zwischen Werbung und Programm unter- Gehirns, die Verarbeitung von Informa-
führen [71]. Eltern sollten daher ihr Kind scheiden und neigen dazu, Werbung für tionen, das Gedächtnis, das Lernen und
möglichst viel allein ausprobieren lassen, wahr zu halten. Es gibt eine überzeugen- viele andere neurale Funktionen [106].
aber es auch nicht in Positionen (z. B. Ste- de Datenlage für den nachteiligen Einfluss Zusammenhänge zwischen wenig Schlaf
hen, Gehen) bringen, die es selbst noch der Fernsehwerbung auf ihre Lebensmit- und einem erhöhten Risiko für Überge-
nicht erreichen kann. Spezielle Lauflern- telpräferenzen und ihr Risiko, Überge- wicht sind nicht nur bei Erwachsenen,
hilfen sind sogar gefährlich, denn Klein- wicht zu entwickeln [69]. Auch die Welt- sondern auch bei Kindern zu erkennen
kinder erreichen damit kurzzeitig hohe gesundheitsorganisation folgert, dass sich [32]. Die zugrunde liegenden Mechanis-
Geschwindigkeit (bis zu 10 km/h) und Lebensmittelwerbung auf das Essverhal- men bedürfen allerdings weiterer For-
können sich schwer verletzen [87, 107]. ten und das Risiko für Übergewicht und schung [33, 69].
Adipositas auswirkt [62]. Im Laufe des Kleinkindalters konzen-
4.3 Begrenzung von Inaktivität Über Zusammenhänge zwischen Fern- triert sich der Schlaf mehr und mehr auf
sehdauer und unregelmäßigem Schlafver- die Nacht. Der Tagschlaf wird meist im 3.
Empfehlungen halten bei Kleinkindern wurde berichtet oder 4. Lebensjahr aufgegeben. Wie viel
FF
Längere Sitzzeiten des Kindes sollten [109]. Auch die negative Beeinflussung Schlaf das Kind insgesamt täglich braucht,
unterbrochen und unnötige Sitzzeiten der Sprachentwicklung wird diskutiert. wann es seinen Tagschlaf aufgibt, ist in-
(z. B. im Buggy oder Hochstuhl) vermie- Hier wirkt sich nicht nur der eigene Fern- dividuell sehr verschieden [43]. In wis-
den werden. sehkonsum aus, sondern auch das Fern- senschaftlichen Studien liegt die tägliche
FFBildschirmmedien (Fernsehgerät, Com- sehgerät, das im Hintergrund läuft. Es Schlafdauer von Kleinkindern etwa zwi-
puter, Handy, Spielkonsolen etc.) sind lenkt Kind und Eltern ab und kann damit schen 10 und 14 h [55].
für Kleinkinder nicht empfehlenswert. die Zeit für Eltern-Kind-Interaktionen re- Auch der Wechsel von Ruhe und Ak-
duzieren [17]. tivität bzw. Anspannung und Entspan-
Hintergrundinformationen Wie lange und wie oft Kinder fernse- nung trägt zu einer gesunden Entwick-
Mehr Bewegung und weniger Sitzen sind hen, wird durch die Bedingungen in den lung bei und hilft, ein flexibles Repertoire
für die Entwicklung des Kindes förderlich. Familien beeinflusst. Ein Fernsehgerät im an Stressverarbeitungsstrategien aufzu-
Hochstühle oder Autokindersitze soll- Kinderzimmer, die Fernsehgewohnhei- bauen [60]. Eltern sollten darauf achten,
ten deshalb nur für den ursprünglichen ten der Eltern, ihr Erziehungsverhalten, dass sich Phasen intensiver Aktivität und
Zweck genutzt werden. Wünschenswert ihre Einstellung zum Fernsehen und ihre Bewegung mit Ruhephasen abwechseln.

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