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Höhenkopfschmerz, 85% Luftfeuchtigkeit und extreme Hitze wie

Kälte
Innovative Tastaturlösung für Peru

In Ländern wie Peru oder Bolivien Elektronik zu entwickeln ist eine besonders spannenden
Herausforderung. Nicht nur wegen der fehlenden industriellen Infrastruktur, sondern auch aus
klimatischen Gründen stellt es ungewöhnliche herausforderungen an den Elekronikentwickler. So
besitzt zum Beispiel das Land Peru in der Andenregion Südamerikas 89 Klimazonen von 107
Klimazonen die es weltweit gibt. Es gibt nicht ein Land auf der Welt mit so vielen Klimazonen auf
so kompremierten Raum.
Das bedeute für den Elektronik Entwickler das er Produkte schaffen muss die von - 30 Grad bis +75
Grad Celsius zuverlässig arbeiten müssen. Hinzu kommen noch eine Luftfeuchtigkeit von bis zu
85% in den Regenwäldern des Landes. Dem noch nicht genug hat man dann auch noch mit
extremen Luftdrücken zu tun die besonders den LCD Displays und Festplatten Herstellern zu
schaffen. Geräte müssen auch in einer Höhe von 5250m noch zuverlässig arbeiten.
Wer dann meint das wäre alles gewesen, dem werden dann die mechanischen Belastungen beim
Transport Kopfschmerzen bereiten. Denn nicht alle Strassen sind asphalltiert. Packen Sie ihr Gerät
in das hintere Gepäckfach eines Andenbusses kurz nach der Regenzeit. Zu dieser Zeit sind die
Strassen in besonders schlechten Zustand und schicken sie ihr Produkt/Gerät auf Reisen. Sie werden
Staunen was sich alles in einen Gerät lösen kann und welche Fehler an dem Geräten auftreten.
So haben wir den 0,5 Liter Tank eines Kalibriergerätes zum Beispiel unkonventionell mit einen
Klettverschluss am Gehäuse befestigt. Die Idee eines unserer Service Techniker in der Andenstadt
Arequipa. Anschliessend löste er sich nicht mehr. Anschweissen war konstruktionsbedingt nicht
möglich.
Als zuverlässige Befestigung für Displays hat sich zum Beispiel der Kleber Terokal ( ähnlich dem
europäischen Patex) erwiesen. Eigentlich gedacht um Schuhe zu verkleben hat er sich auf Grund
seiner Flexiblität auch bei Extremtemperaturen als perfektes Klebemittel erwiesen. Nicht zu
verachten sind auch die mikrokopisch kleinen Pilze, die der Elektronik und den Kabeln in dem
hohen Regenwald beim Weltkulturerbe Machupicchu zu schaffen machen. Die Lösung sind
Speziallacke aus der Autoindustrie die antibakterielle Stoffe enthalten und die notwendigen
Isolationseigenschaften bieten.
Für fast alles fanden wir Lösungen in unserer Entwicklungsabteilung. Zu erwähen ist hierbei das
unser Entwicklungslabor in der Andenstadt Cusco in 3400 Höhe liegt und die Fertigung in 1000m
Höhe in der Zoll- und Steuerfreien Urwaldstadt Echarati. Aber das grösste Problem stellten
zuverlässige Tastaturen und Tasten dar. Es gab kein Produkt das dieses extreme Klimaprofil ertrug,
b.z.w. für uns einfach und preiswert zu beschaffen war. Das zweite Problem ist, das es in Peru
keine Hersteller von Leiterkarten gibt. Der nächste Hersteller von Leiterkarten ist tausende von
Kilometern entfernt in der Stadt Santiago de Chile. Und dieser schafft mal gerade 4 Lagen
Multilayer. Speziel bei Sonderfertigungen und für unsere Kleinserien suchten wir also eine Lösung,
die absolut zuverlässig funktionierte. Man beachte das alle 89 Klimazonen abgedeckt sein sollten.
Also machten wir uns in der Entwicklungsabteilung auf die Suche.
Schnell erkannten wir das nur kapazitive Tastaturen einen Ausweg darstellen. Zwar würden die
sicherlich bei einer atomaren Explosionen ausfallen. Aber Atomwaffen gibt es in Peru nicht und
nukleare Anlagen gibt es in den Andinen Ländern nur im begrenzten Ausmass als
Forschungsreaktoren. Dieses militärische Spektrum brauchen wir ja nicht unbedingt abzudecken.
Somit stiessen wir sehr schnell auf die QTouch und QMatrix Lösung des Halbleiter Herstellers
Atmel. Mit immerhin mehr als 15 Jahren Erfahrung bei kapazitiven Tastaturen schien es ein
Lösungsansatz zu sein. Wir benötigten eine 4x4 Matrix Tastatur. Die Entwicklung dauerte dann
allerdings doch länger als erwartet. Die Dokumentation ist extrem umfangreich. Scheinbar hat man
bei den Dokumenten in den letzen 15 Jahre immer wieder etwas hinzugefügt und dabei bei Atmel
den Überblick verloren. Es war schon ziemlich mühselig die wirklich wichtigen Informationen in
den Dokumenten zu finden. Besonders weil wir nicht bei der Entwicklung hunderte von Dolar für
den überteuerten Transport nach Peru von Entwicklungstools ausgeben konnten. Abgesehen von der
Versandzeit die aus den USA extrem lang ist und auch extrem teuer.
Desto sogfälltiger mussten wir also an die Projektierung heran gehen. Beim Entwickeln in Peru
muss man auch auf die Verfügbarkeit von Mikrocontrollern auf den sehr beschrängten peruanischen
Markt für elektronische Bauelemente achten. Es empfiehlt sich immer Bauelemente einzusetzen,
die auch bei den wenigen Distributoren im Land verfügbar sind. Somit fiel die Wahl auf einen
Atmega88 Prozessor in der Gehäuse DIP Version.
Jetzt setzen wir aber als einziges Unternehmen in Peru SMD Bauelemente ein. Wegen des Flachen
Designs und der Vermeidung von Kapazitäten fiel schnell die Wahl auf SMD Bauelemente der
Grösse 0805. Diese können wir hier notfalls auch mit der Hand bestücken. Üblicherweise senden
wir aber diese Art von Designs nach Hongkong. Denn die Chinesen aus Hongkong können
aufgrund der preiswerten Versandkosten und des exellenten Supports mit einer günstigen
Zeitverschiebung zu Peru Leiterkarten und Halbleiter in 3-4 Wochen fertigen und zusenden. Peru
hat schon seit Jahren ein Freihandelsabkommen mit China.

Die Leiterkarte für das Labormuster fertigen wir selbst in Peru mit FR4 als zweiseitige Karte. Die
Sorgfalt beim Layout lohnte sich. Die Signale bei der Aufladung der Kondensatoren wahren
vorbildlich. Wir verwendeten das QMatrix Design des Herstellers Atmel.
Etwas Kopfzerbrechen machte die Software. Mit Atmelstudio 6.1 war die Software Bibliothek
schnell konfiguriert. Allerdings liess die Dokumentation doch ziemlich zu wünschen übrig. Nett
wäre es, wenn ein Programmierer bei Atmel mal ein Kapitel über den praktischen Einsatz mit
Beispielen der Software Biliothek schreiben würde. Auch ein ordnen der Dokumentationen und
zusammenfassen in einem Dokument wäre hilfreich und für den Anwender übersichtlicher. Es
bleibt einen eigentlich nichts anderes übrig als sich mehrere Kannen des hervorragenden
peruanischen Hochlandkaffee's zu kochen und sich in den Quellcode einzuarbeiten.
Am ende lief dann aber doch unsere universelle Tastaturlösung. Alle Signale auf dem Osziloskop
sahen vorzüglichen aus.
Durch den Einsatz des Atmega88 Prozessores sind wir auch in der Lage, die Software unserer 4x4
QMatrix Tastatur schnell anzupassen für das geforderte Datenprotokoll zur Kommunikation mit der
Zentral CPU.
Auch ist diese Tastaturlössung für uns im Land produzierbar. In einen Siebdruck Hersteller der
eigentlich auf den Druck von T-Shirts spezialisiert ist fanden wir in der Andenstadt Cusco einen
Partner, der uns die die Frontplatten und Tastaturfolien anzufertigen konnte. Dabei entwickelte er
von sich selbst eine ausgesprochene Experimentierfreudigkeit und Eigeninitative. Er löste
zahlreiche Probleme des praktischen Siebdruckes. Das ist ungewöhlich in diesen Länder.

Abschliessend sehen sie an diesen Artikel, das es nicht einfach ist, für Länder wie Peru, Bolivien
oder Equador Produkte zu entwickeln, die den klimatischen und mechanischen Herausforderungen
gewachsen sind. Ein 7 bis 10% -iges jährliches Wirtschaftswachstum, traumhaft hohe Investitionen
im Millardenbereich in der Mienenindustrie machen aber auch diese noch Entwicklungsländer als
Zukunftsmärkte interresant. Mittelständische Elektronik Hersteller die sich den klimatischen
Herausforderungen dieser Länder stellen werden wohl glänzende Aussichten auf steigenden Absatz
haben. Ganz abgesehen von dem technischen Know How das Sie dabei erarbeiten. Denn Produkte
die in Ländern wie Bolivien, Equador oder Peru funktionieren werden auch auf den lukrativen
chinesischen Markt ihren Dienst verrichenten. Denn China hat ähnlich extreme klimatische
Bedingungen.
Dieses hat auch der peruanische Staat erkannt. Im Jahr 2013 fördert er mit 310 Millionen Soles (120
Millionen Dolar/92 Millionen Euro) Forschungsunternehmungen und plant diesen Betrag 2014 zu
erhöhen. Besonders zu bemerken ist dabei, das man bei geschickten taktieren mit Unisersitäten des
Landes seine Entwicklungskosten zwischen 80% - 100% für eine Produktentwicklung oder der
Lösung eines technisches Problem decken kann. Das öffnet interresante perspektiven für
technologie orientierte Mittelständische Unternehmen die sich diesen neuen Märkten stellen
möchten.

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