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Vorlesung Einführung

in die Politik der EU


(01) Einführung

Az.-Prof. Dr. Michael Blauberger


Universität Salzburg, Fachbereich Politikwissenschaft und Soziologie
Organisatorisches

Di. 15:00 – 16:30 HS 240 Kontakt


ACHTUNG! Az.-Prof. Dr. Michael Blauberger
Raumänderung 08.11. & 13.12. SCEUS - Mönchsberg 2
HS 380 (Rudolfskai) michael.blauberger@sbg.ac.at

1. Klausurtermin: Di. 24.01.2016 (15-16 Uhr), Raum HS380 (Rudolfskai)


Mischung aus Multiple Choice und kurzen offenen Fragen - Fragen-Beispiele im Laufe der
Vorlesung - Vorbesprechung in der vorletzten Sitzung vor Weihnachten (13.12.2015)

Literaturempfehlungen
J. Pollak / P. Slominski, Das politische System der EU, WUV/UTB 2012 (ca. 20€)
 M. Cini / N.Pérez-Solórzano Borragán, European Union Politics, OUP 2016 (ca. 33€).

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Überblick
 Was ist die EU? Und warum ist sie wichtig?
o Die EU in unserem Alltag
o Die EU in der Forschung
 Phasen der Integration & Grundwissen zur EU
o Aufbau einer europäischen Gemeinschaft
o Eurosklerose
o Integrationsdynamik
o Kleine Reformen, große Erweiterung
o Zeit der Krisen
 Vorschau: Semesterüberblick

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Was verbinden Sie mit der EU?
Was wäre für Sie anders ohne die EU?

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1/15

A: 125 Mio. B: 250 Mio

C: 500 Mio. D: 1 Mrd.


2/15

A: Währungspolitik B: Umweltpolitik

C: Außenpolitik D: alle drei


Fakten zur EU
 28 Mitgliedstaaten, größter Binnenmarkt der Welt
 > 500 Millionen Einwohner
(zum Vgl.: USA 316 Mio.)
 23,7% Anteil am BIP global (USA 22,2%)
 15,2% Anteil am Welthandel (USA 15,9%)

 Letztlich kein Politikfeld


mehr unberührt von EU

aus Lelieveldt/Princen (2015: 181)

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3/15

A: Eine internationale
Organisation B: Ein Föderalstaat

C: Ein Gebilde
„sui generis“ D: etwas von allem
Was ist die EU ?
 Vielzahl von Begriffen zur Erfassung der EU
o „internationale Organisation“ (Rittberger 1995)
o „Staatenverbund“ (BVerfG 1994)
o „supranationale Föderation“ (Bogdandy 1993)
o „Nationalitätenunion“ (Lepsius 1991)
o „staatsähnlich“ (Oppermann 1993)
o „staatsanalog“ (Lübbe 1994)
o „less than a federation, more than a regime“ (W. Wallace 1983)

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Die EU in der Forschung I
 Die Frage nach dem WAS ist umstritten
 Deshalb nähert sich die Politikwissenschaft der EU
aus unterschiedlichen Perspektiven

Die EU ist eine Vergleichende


supranationale Politik
Organisation!

Internationale Die EU ähnelt einem


(föderalen) Staat!
Politik

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Die EU in der Forschung II
 Hinzu kommen Überlappungen auch mit den anderen
Kernbereichen der Politikwissenschaft

EU

Europäisierung Demokratiedefizit
nationaler Politik

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Phasen der Integration
1. Aufbau einer europäischen Gemeinschaft
(1950er – Mitte 1960er)
2. „Eurosklerose“
(Mitte 1960er – Ende 1970er)
3. Integrationsdynamik
(1980er – Mitte 1990er)
4. Kleine Reformen, große Erweiterung
(Mitte 1990er – Ende 2000er)
5. Zeit der Krisen
(seit Ende 2000er)
4/15

A: Italien B: UK

C: Deutschland D: Frankreich
5/15

A: EG B: EWG

C: ESM D: EGKS
1. „Aufbau einer Gemeinschaft“

 1950: Schuman-Plan (Vordenker: Jean Monnet)


 1951: Vertrag von Paris (in Kraft 1952)
Gründung Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)
 1954: Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) und
Europäische Politische Gemeinschaft (EPG) scheitern an Frankreich
 1957: Verträge von Rom (in Kraft 1958)
Gründung Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) & EURATOM
o Gründungsstaaten jeweils BeNeLux-Länder, Deutschland, Frankreich, Italien
o dennoch hat zunächst jede der drei Gemeinschaften ihre eigenen Institutionen

 1963/1964: „Integration durch Recht“ durch wichtige Gerichtsurteile


o Van Gend & Loos (1963) – Direktwirkung des Europarechts
o Costa/ENEL (1964) – Vorrang des Europarechts

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Institutionen der EGKS

Vgl. Wessels (2008)

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Institutionen der EWG

Vgl. Wessels (2008)

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6/15

A: Charles de Gaulle B: Konrad Adenauer

C: Margret Thatcher D: Silvio Berlusconi


2. „Eurosklerose“

 Juli 1965 – Jänner 1966:


Krise des leeren Stuhls & Luxemburger Kompromiss
 1965: Vertrag von Brüssel (= Fusionsvertrag, in Kraft 1967)
o Gründung der EG (Europäischen Gemeinschaft)
durch Vereinigung von EGKS & EWG & EURATOM
o Zusammenführung der Institutionen zu Rat und Kommission

 1973: Norderweiterung (Großbritannien, Irland, Dänemark)


 1979: erste EP-Direktwahl (Beschluss von 1976)
 1981: Süderweiterung (Griechenland)
 Neue Situation = „Eurosklerose“
o Gestiegene Interessenheterogenität der Mitgliedsstaaten
o Gesunkenes Interesse der Mitgliedstaaten an weiterer Integration
o aber wichtige Vorläufer: z.B. politische Zusammenarbeit in der Außenpolitik (EPZ,
1970); regelmäßige Gipfel der Staats-/Regierungschefs („Europäischer Rat“, 1974)
o zudem weiteres wichtiges Gerichtsurteil: Cassis de Dijon (1979)
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7/15

A: Jean Monnet B: Jacques Delors

C: Giscard d‘Estaing D: Nicolas Sarkozy


8/15

B: Waren, Personen,
A: EG, GASP, ZJI Dienstleistungen, Kapital

C: Exekutive, Legislative,
Judikative D: Tick, Trick, Track
3. „Integrationsdynamik“

 1985-1995: Kommissionspräsident Jacques Delors


o 1985: Weißbuch zur Vollendung des Binnenmarktes bis 1992
o 1989: Drei-Stufen-Plan zur Einführung einer Wirtschafts- und Währungsunion (WWU)

 1987: Einheitliche Europäische Akte (EEA)


o Erste grundlegende Vertragsrevision; neue EG-Kompetenzen: u.a. Umwelt & Soziales
o Aufwertung des EP, Ausweitung von Mehrheitsentscheidungen im Rat
 1987: Zweite Süderweiterung (Spanien und Portugal)
o Druck auf regionalen Wirtschaftsausgleich wächst

 1990: „Stille Erweiterung“ um Ostdeutschland;


langfristiger Beitrittswunsch ehemaliger Ostblockstaaten
 1993: Vertrag von Maastricht („von EG zu EU“):
o Drei-Säulen-Struktur (EG, GASP, ZJI); neue EG-Kompetenzen in vielen Bereichen
o Weitere Aufwertung des EP & Ausweitung von Mehrheitsentscheidungen im Rat

 1995: EFTA-Erweiterung (Österreich, Schweden, Finnland);


o Außerdem: Beginn mit Abbau von Grenzkontrollen laut Schengen-Abkommen
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9/15

A:Probezeit B: Konvergenzkriterien

C: Kopenhagener
D: Schengener Kriterien
Kriterien
10/15

A: Vertrag über eine


Verfassung von Europa (VVE) B: Vertrag von Lissabon

C: Vertrag über die D: Vertrag über die Arbeitsweise


Europäische Union (EUV) der Europäischen Union (AEUV)
4. „Kleine Reformen, große Erweiterung“
 1997: Beginn der
 1999: Vertrag von Amsterdam
soll EU für Osterweiterung fit machen Beitrittsverhandlungen
(Kopenhagener Kriterien)
 2002: Euro-Einführung in 12 Staaten
 2003: Vertrag von Nizza
soll Überbleibsel von Amsterdam lösen

 2002-2003: „Verfassungskonvent“  2004: Osterweiterung


o erarbeitet „Verfassung für Europa“ (Estland, Lettland, Litauen, Malta,
o gescheiterte Ratifikation F / NL 2005 Polen, Slowakei, Slowenien,
Tschechien, Ungarn und Zypern)

 2007: Beitritt von


 2009: Vertrag von Lissabon Rumänien und Bulgarien
o Überarbeitung des Verfassungsvertrags
o Stärkung von EP und nationalen Parl.;
ordentliches Gesetzgebungsverfahren
o Ämter: fester Präsident des Europ. Rates;
Hohe Vertreterin für Außenpolitik  2013: Beitritt von Kroatien
o Bindung an EU Grundrechte-Charta

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Die Verträge der EU

Quelle: http://www.crp-infotec.de

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5. „Zeit der Krisen“
„ … unsere Europäische Union ist in keinem guten Zustand.“
(Jean-Claude Juncker, Rede zur Lage der Union, 9.9.2015)

 „Eurokrise“: Finanz-, Wirtschafts-


und Staatsschuldenkrise

 Ukraine / Russland

 Brexit! Grexit?

 Flüchtlingskrise 1982

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Zwischenfazit
 Vertiefung, d.h. schrittweise Stärkung von …
o Kompetenzen: „von Kohle und Stahl zu Menschenrechten und Euro“
o supranationalen Organen:
„von einer Delegiertenversammlung zum gewählten Parlament“
o Verfahren: „von Einstimmigkeit zu Mehrheitsentscheidungen“
 Erweiterung
o von anfangs 6 auf heute 28 Mitgliedstaaten

ABER:
 Mitgliedstaaten weiterhin von zentraler Bedeutung!
 Unsichere Perspektiven:
Weitere Integration, Desintegration, Differenzierung?

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11/15

A: Norderweiterung B: Süderweiterung

C: Westerweiterung D: Osterweiterung
EU - Erweiterungen

Quelle: http://www.crp-infotec.de

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12/15

A: Island B: Serbien

C: Bosnien &
Herzegowina D: Schweiz
EU - Beitrittskandidaten

Quelle: http://www.crp-infotec.de

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13/15

A: Europarat B: Europäischer Rat

C: Ministerrat D: Kommission
14/15

A: Mario Draghi B: Jean-Claude Juncker

C: Herman van Rompuy D: Martin Schulz


Institutionen der EU heute

Quelle: http://www.crp-infotec.de

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15/15

A: Johannes Hahn B: Maria Berger

C: Ulrike Lunacek D: Othmar Karas


Semesterüberblick
04.10.2016 Einstieg: Geschichte & Grundwissen
11.10.2016 Integrationstheorien & Vergleichende Politik
18.10.2016 Europäisierung nationaler Politik
25.10.2016 Kommission
08.11.2016 Europäischer Rat und Rat (HS 380)
15.11.2016 Europäisches Parlament
22.11.2016 Europäischer Gerichtshof
29.11.2016 Demokratie, Parteien, Wahlen
06.12.2016 Öffentliche Meinung und Interessengruppen
13.12.2016 Binnenmarkt & Regulierung (HS 380)
20.12.2016 Film „Democracy – Im Rausch der Daten“
10.01.2017 Außen- und Innenpolitik
17.01.2017 Wirtschafts- und Währungsunion
24.01.2017 KLAUSUR (HS 380)

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Organisatorisches

Di. 15:00 – 16:30 HS 240 Kontakt


ACHTUNG! Az.-Prof. Dr. Michael Blauberger
Raumänderung 08.11. & 13.12. SCEUS - Mönchsberg 2
HS 380 (Rudolfskai) michael.blauberger@sbg.ac.at

1. Klausurtermin: Di. 24.01.2016 (15-16 Uhr), Raum HS380 (Rudolfskai)


Mischung aus Multiple Choice und kurzen offenen Fragen - Fragen-Beispiele im Laufe der
Vorlesung - Vorbesprechung in der vorletzten Sitzung vor Weihnachten (13.12.2015)

Literaturempfehlungen
J. Pollak / P. Slominski, Das politische System der EU, WUV/UTB 2012 (ca. 20€)
 M. Cini / N.Pérez-Solórzano Borragán, European Union Politics, OUP 2016 (ca. 33€).

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