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12. Der Kongress der USA entschuldigte sich bei den Sioux
nie.
1990.
1950.
sofort.
Die Indianer fürchten neue Verfolgungen durch die Weißen und suchen Schutz bei befreundeten Stämmen.
Angeblich sollten die Indianergebiete längst unantastbar sein; Reservate, in denen Weiße nichts zu suchen
haben. Doch die Siedler kümmern sich nicht darum. Trotz aller Versprechen und Verträge drängen sie mit Hilfe
der Armee weiter nach Westen und rauben den Indianern ihr Land. Militärisch haben die Stämme keine Chance.
Einige suchen Zuflucht im Glauben. In Nevada erklärt ein Paiute-Indianer namens Wovoka, ihm sei Jesus
erschienen. Er predigt gewaltlosen Widerstand, brüderliche Liebe und einen Geistertanz. Der würde die Indianer
gegen die Kugeln des Weißen Mannes immun machen und die Siedler zurückdrängen. Der Tanz verbreitet sich
wie ein Präriefeuer, die Pioniere werden beim Anblick der bunt bemalten, herumhüpfenden Indianer
misstrauisch. Ein junger Regierungsbeauftragter alarmiert das Militär. Ihm haben die Sioux den Namen Kokipa-
Koshla gegeben, Junger-Mann-der-Angst-vor-den-Indianern-hat. Er glaubt an eine Verschwörung. In Sitting
Bull, dem legendären Häuptling der Sioux, sieht er den Drahtzieher.
Der Tanz wird verboten. Eines Morgens umstellen 44 Polizisten Sitting Bulls Blockhütte am Ufer des Grand
River. Beim Versuch, ihn abzuführen, kommt es zu einem Handgemenge. Schüsse fallen. Sitting Bull sinkt
tödlich getroffen auf die gefrorene Erde. Anschließend ermorden die Polizisten noch seinen 17-jährigen Sohn
Crow Foot. Viele Sioux flüchten. Sie haben Angst vor weiteren willkürlichen Verhaftungen und Morden.
Am Abend des 28. Dezembers schlagen die frierenden und hungernden Indianer in Chankpe Opi Wakpala ihr
Camp auf. Die Weißen nennen diesen Ort "Wounded Knee". Big Foot und die Sioux sind umzingelt von der
siebten US-Kavallerie, 500 schwer bewaffnete Soldaten mit Schnellfeuerkanonen, angeführt von Oberst James
W. Forsyth. Die Stimmung unter den Soldaten ist gut, die Kälte der Nacht bekämpfen sie mit Whiskey.
Am nächsten Tag, kurz nach Sonnenaufgang, fordert Forsyth die Indianer auf, ihre Waffen abzugeben. Sie
folgen dem Befehl, aber der Oberst traut ihnen nicht. Er lässt die Zelte durchsuchen. Die Soldaten finden noch
ein paar Messer und Beile. Forsyth befiehlt, jeden Indianer einzeln zu untersuchen. Die Sioux nehmen die
Provokation gelassen hin. Bei einem jungen, tauben Indianer finden die Soldaten eine Winchester. Er versteht
nicht, was die Weißen von ihm wollen, und weigert sich, das Gewehr abzugeben. Ein Schuss fällt. Er scheint das
Signal zu sein, auf das die Armee gewartet hat. Die Soldaten eröffnen das Feuer auf die unbewaffneten Familien.
Sie schießen auf alles, was sich bewegt. Die Frauen flüchten mit ihren Kindern in die Zelte oder rennen davon.
Es nützt nichts. Über 200 tote Indianer bleiben zurück. 25 Soldaten kommen um, die meisten durch Kugeln ihrer
Kameraden.
Der Kongress verleiht 20 Ehrenmedaillen an die Truppe für ihren tapferen Einsatz. "Die Mitglieder der siebten
Kavallerie haben sich einmal mehr als Helden erwiesen", schreibt die "Chicago Tribune". Der in
Indianerfeldzügen erprobte General Nelson Miles dagegen nennt das Verhalten der Armee "völlig
ungerechtfertigt und auf das Schärfste zu verurteilen". Seinen Versuch, Oberst Forsyth vor ein Kriegsgericht zu
stellen, verhindert der verantwortliche Minister. Das Blutbad geht als glorreiche Schlacht am "Wounded Knee"
in die amerikanische Geschichte ein. Erst 1990 drückt der Kongress gegenüber den Sioux sein "tiefes Bedauern"
über das Massaker aus.