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Bindungslehre

Prof. Dr. S. Prys

Chemie SSB
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Inhalte

1. Aggregatzustände und Phasen


2. Stoffbegriffe
3. Physikalische und chemische Wechselwirkungen
4. Atombindung
5. Ionenbindung
6. Metallbindung
7. Komplexbindung
8. Halbleiter
9. Dipole

1
1 Aggregatzustände und
Phasen

Fest Flüssig Gasförmig

Geordnete Teilchenbewegung – ungeordnete Teilchenbewegung

1.2 Aggregatzustände

Bose-Einstein-Kontinuum

schmelzen
fest flüssig
verfestigen

sublimieren
fest gasförmig
resublimieren

verdampfen
flüssig gasförmig
kondensieren

gasförmig ionisieren plasmatisch

2
1.2.1 Eigenschaften der
Aggregatzustände
• Gas - Unordnung
– Geringe Dichte
– Hohe Kompressibilität
– Sehr geringer Formänderungswiderstand
– Sehr geringe Wärmeleitfähigkeit
• Flüssigkeit - Nahordnung
– Mittlere bis hohe Dichte
– Geringe Kompressibilität
– Geringer Formänderungswiderstand
– Geringe Wärmeleitfähigkeit
• Festkörper - Fernordnung
– Mittlere bis hohe Dichte
– Geringe Kompressibilität
– Hoher Formänderungswiderstand
– Geringe bis hohe Wärmeleitfähigkeit

1.3 Phasendefinition

Thermodynamische Phase
= Materiebereich mit gleichen Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften
Dichte, Farbe, Oberflächenglanz, Härte, Wärmeleitfähigkeit,
elektrische Leitfähigkeit,
Magnetisierbarkeit, Schmelztemperatur, Siedetemperatur,
Erweichungsbereich, Verformbarkeit, optische Aktivität

Chemische Eigenschaften
Brennbarkeit, Löslichkeit, Verhalten gegenüber verschiedenen
Chemikalien, Verhalten beim Erhitzen

3
1.3.1 Phasenarten

• Homogene Phasen
– Aggregatzustände eines reinen Stoffes (z.B. Wasser)

• Homogene Mehrphasensysteme
– Verschiedene Aggregatzustände eines reinen Stoffes (z.B. Wasser / Eis)

• Heterogene Phasen
– Verschiedener Stoffe, die sich nicht mischen (z.B. Wasser / Öl) im selben
Aggregatzustand

• Heterogene Mehrphasensysteme
– Verschiedener Stoffe, die sich nicht mischen (z.B. Wasser / Holz) in
verschiedenen Aggregatzuständen

1.3.2 Phasendiagramm

104 Homogenes Phasendiagramm H2O


Kritischer Punkt
102 • Tripelpunkt
Flüssig
• 3 Phasen koexistent
• 6.11 . 10-3 bar
100 • 273.16 K
p [bar]

Fest • Kritischer Punkt


10-2 – Dichte Wasserdampf = Dichte
Wasser
Tripelpunkt

10-4
Dampfförmig

10-6
-100 0 100 200 300 400 T [°C]

4
1.3.3 Stoffbegriff - Eigenschaften

Stoffe mit ähnlichen Eigenschaften:

• Metalle ... leiten elektrischen Strom und Wärme gut, sind leicht
verformbar, haben im reinen Zustand Oberflächenglanz (erscheinen
aber im feinverteilten Zustand schwarz) ...
• Nichtmetalle ... leiten den elektrischen Strom schlecht ...
• Salzartige Stoffe ... haben hohe Schmelz- und Siedetemperaturen,
leiten als Schmelzen oder Lösungen den elektrischen Strom, sind
spröde aber spaltbar ...
• Leichtflüchtige Stoffe ... haben niedrige Schmelz- und
Siedetemperaturen, ...
• Makromolekulare Stoffe ... haben oft hohe Schmelz- und Siedepunkte,
zersetzen sich aber meist schon bei niedrigeren Temperaturen
(Beispiele: Kunststoffe, Proteine, Polysaccharide, DNA)

1.3.4 Stoffbegriff - GefStoffV

1 Reinstoffe sind einheitlich zusammengesetzt und mit physikalischen Methoden


nicht in Bestandteile auftrennbar (Verbindungen oder Elemente).
2 Zubereitungen sind aus mindestens zwei oder mehreren Stoffen bestehende
Gemenge, Gemische oder Lösungen
3 Mischungen von Stoffen entstehen wenn Flüssigkeiten mit anderen
Flüssigkeiten oder Feststoffen vermischt werden, ohne dass dabei chemische
Reaktionen oder Wärmetönungen auftreten
4 Gemenge sind ungeordnete Gemische von beliebigen Reinstoffen in ihrer
festen Form
5 Legierungen sind Gemenge aus zwei oder mehr Metallen
6 Lösungen zeigen bei Ihrer Herstellung häufig Wärmetönungen
7 Dispersionen sind Gemenge aus mindestens zwei Stoffen, die sich nicht oder
kaum ineinander lösen oder chemisch miteinander verbinden
8 Emulsionen bestehen aus mindestens zwei miteinander nicht mischbare
Flüssigkeiten

5
1.3.5 Stoffbegriff - Verbindungen

Chemisches Element
Unter einem chemischen Element versteht man einen Stoff,
• der sich chemisch nicht mehr weiter in andere Stoffe zerlegen
lässt und
• der aus Atomen mit gleichen chemischen Eigenschaften
aufgebaut ist.

Chemische Verbindung
Unter einer chemischen Verbindung versteht man einen Stoff,
• der aus Atomen mehrerer verschiedener Elemente besteht
und
• einheitliche physikalisch-chemische Eigenschaften wie z.B.
Schmelz- und Siedepunkt aufweist.

Moleküle
Unter Molekülen versteht man stabile mehratomige Teilchen, die
sich mit Methoden wie z.B. der Spektroskopie beobachten lassen

2 Physikalische und
chemische Wechselwirkungen

Physikalische Wechselwirkungen
Moleküle  Intermolekulare Wechselwirkungen  Festkörper,
Flüssigkeiten
(elektrostatisches Potenzial, Ladungsausgleich)

Chemische Wechselwirkungen
Atome  Interatomare Wechselwirkungen  Moleküle
(chemisches Potenzial, Streben nach Edelgaskonfiguration)

6
2.1 Wechselwirkungsarten

Chemische Bindungen Physikalische Wechselwirkungen


(Hauptbindungsarten) (Nebenbindungsarten)
aufgefüllte Elektronenschalen elektrostatische Wechselwirkungen

Atombindung Van der Waals-Bindung


200 - 900 kJ / mol 0,8 - 8,5 kJ / mol
Ionenbindung Dipol-Dipolbindung
bis einige 100 kJ / mol 4 - 25 kJ / mol
Metallbindung Ion-Dipol-Wechselwirkung
40 - 680 kJ / mol
Komplexbindung Wasserstoffbrückenbindung
8 - 42 kJ / mol

2.1.1 Chemische Bindungen

homöopolare Bindung = Atombindung


gleichmäßige Aufteilung von Elektronen
ähnliche Elektronegativitäten

heteropolare Bindung = Ionenbindung


ungleichmäßige Aufteilung von Elektronen
stark unterschiedliche Elektronegativitäten

Elektronenmangelbindung = Metallbindung
Allseitiger Mangel an Elektronen

7
2.2 Atombindungen

Chemische Wechselwirkungen
Atome  Interatomare Wechselwirkungen  Moleküle
(chemisches Potenzial, Streben nach Edelgaskonfiguration)
verschiedene Modelle:

Elektronenpaarschreibweise
Visualisierung der „Nutzungsrechte“

Elektronenpaarabstoßungsmodell
Visualisierung der Molekülgeometrie in 3D

VB- und MO- Methode


Berechnung von Energiezuständen und Geometrieeigenschaften

Welches sind die


Elektronenkonfigurationen ?

8
2.2.1 Elektronenpaarschreibweise

Elektronenpaare werden als Striche angegeben


bindende Elektronenpaare nichtbindende Elektronenpaare
Einzelne Elektronen werden als Punkte angegeben

H   H  H H H2

| N   N |  | N  N | N2

O :  :O  OO O2

| F   F |  | F  F | F2

Elektronenpaare = Raumladungswolken
COULOMB-Abstoßung zwischen Elektronenpaaren
maximales Ausweichen  maximale Raumausfüllung

2.2.2 Elektronenpaarabstoßungsmodell
VSEPR – Modell = valence shell electron pair repulsion

Aus dem VSEPR-Modell ergeben sich für Moleküle des Typs AXn folgende Regeln[1]:

• Elektronenpaare des Zentralatoms (A) ordnen sich so an, dass der Abstand zwischen
ihnen möglichst groß wird;
• Freie Elektronenpaare beanspruchen mehr Raum als die bindenden Elektronenpaare
und führen somit zu einer Vergrößerung der Winkel;
• Größere Elektronegativitätsdifferenzen zwischen A und X vermindern den Raumbedarf
der entsprechenden Bindung;
• Mehrfachbindungen beanspruchen mehr Raum als Einfachbindungen. (Platzbedarf ~
Bindungsordnung);
• Einzelne Elektronen in Radikalen nehmen weniger Raum ein als freie
Elektronenpaare;
• Für die Bestimmung der groben Molekülstruktur werden jedoch nur die Sigma-
Bindungen herangezogen (Mehrfachbindungen werden bei der Bestimmung der
Struktur wie Einfachbindungen behandelt);
• Kleinere Zentralatome, bzw. größere negativ polarisierte Liganden, bewirken eine
starke sterische und elektronische Abstoßungskraft, die die eines freien
Elektronenpaars übertreffen kann.

9
2.2.2.1 VSEPR – Modell Beispiele 1

Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/VSEPR-Modell

2.2.2.2 VSEPR – Modell Beispiele 2

Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/VSEPR-Modell

10
2.2.2.3 VSEPR – Modell Beispiele 3

Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/VSEPR-Modell

2.2.2.4 VSEPR – Modell Beispiele 4

Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/VSEPR-Modell

11
2.2.2.5 VSEPR – Modell Beispiele 5

Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/VSEPR-Modell

2.2.2.1 2 Bindungspartner

Bei Einfach- und Doppelbindungen !

AB2, z.B. CO2


2-wertig
linear 180°

12
2.2.2.2 3 + 4 Bindungspartner

AB3, z.B. BF3


3-wertig
trigonal  120°

AB4, z.B. CH4 , SiH4


4-wertig
tetragonal  109,5 °

2.2.2.3 5 + 6 Bindungspartner

AB5, z.B. PF5


5-wertig
trigonal bipyramidal

AB6, z.B. SF6


6-wertig
oktaedrisch

13
2.2.4 MO- Methode

Molecular Orbital Theory

Molekülorbitaltheorie
Überlappung von Atomorbitalen führt zu Molekülorbitalen, die als
„Elektronenwolken“ dargestellt werden können
Elektronenkonfiguration H: 1s1

H + H  H2

s1 + s1  2

AO AO MO

2.2.4.1 Atomorbitale

s px py pz

dz 2 dx2-y2 dxy dyz dxz

14
2.2.5 - Bindungen
Rotationssymmetrische Molekülorbitale

s1 + s1  2 s-s -Bindungen
z.B. H2 (E = - 436 kJ / mol)
AO AO MO

p1 s-p -Bindungen
s1 +  2 z.B. HCl (E = - 431 kJ / mol)

AO AO MO
p1 p1 p-p -Bindungen
+  2 z.B. Cl2 (E = - 242 kJ / mol)

AO AO MO

2.2.6 - Bindungen


Nicht-Rotationssymmetrische Molekülorbitale

z z

 
x+  x + 
 
y y
AO AO MO AO AO MO

p-p -Bindungen

15
2.2.6.1 Das Wasserstoffmolekül H2

Darstellung im Energieschema Darstellung als Orbitale


E
Elektronenkonfiguration H: 1s1

H + H  H2
H 2:  

AO AO s1 + s1  2
H: 1s H: 1s
AO AO MO
H 2: 
MO

AO = Atomorbital, MO = Molekülorbital

2.2.6.2 Das Stickstoffmolekül N2


Darstellung im Energieschema

E  x
y z
y z |NN|
pz py px px py pz
(E = - 945 kJ / mol)

x

 s

s
N: s2p3 N2 N: s2p3
AO MO AO

16
2.2.6.3 Das Sauerstoffmolekül O2
Darstellung im Energieschema

E  x
y z
y z
pz py px px py pz O=O
(E = - 626 kJ / mol)

x

 s

s
O: s2p4 O2 O: s2p4
AO MO AO

2.2.6.3 Das Sauerstoffmolekül O22+

|OΞO|  x
E
y z
y z
pz py px px py pz

x

 s

s
O: s2p4 O2 O: s2p4
AO MO AO

17
2.2.6.4 Das Kohlenstoffatom C

Elektronenkonfiguration:

1s2 2s2 2p2


C: 2px 2py 2pz
C: 2s IV Hauptgruppe

4 wertig
C: 1s

2.2.7 sp3 - hybridisierte Orbitale

Elektronenkonfiguration:
E 1s2 2s2 2p2  (sp3)4

IV Hauptgruppe
4 wertig

(sp3)

C: 2(sp3) 2 ( sp3 ) 2 ( sp3 ) 2 ( sp3 )

C: 1s
Elektronenpaarabstoßungsmodell

18
2.2.7.1 C-C Einfachbindungen

H
H

Es bildet sich eine -Bindung aus,


z.B. C2H6

2.2.7.2 Kohlenwasserstoffe

H
H Methan
H H
H H Ethan H Propan
H
H H
H H

H
H H
Ethan
H Propan
Butan
H Pentan
H Hexan
Heptan

19
2.2.7.3 KW - Modelle

Methan: CH3-H
E = - 435 kJ / mol
Schmp: - 182,5 °C
Sdp: - 164 °C
Erdgas

Ethan: H3C-CH3
E = - 368 kJ / mol
Schmp: - 172 °C
Sdp: - 88,6 °C

KW = Kohlenwasserstoffe
Hantelmodell Kalottenmodell HC = hydro carbons

2.2.8 sp2 - hybridisierte Orbitale

Elektronenkonfiguration:
E
1s2 2s2 2p2  (sp2)3 p1

(sp2)
C: 2(sp2) 2 ( sp2 ) 2 ( sp2 ) 2p C

Elektronenpaarabstoßungsmodell
C: 1s

20
2.2.8.1 C=C Doppelbindungen

H H
C C

H H

Es bildet sich eine - und eine -Bindung


aus,
z.B. C2H4
H H Ethen, Ethylen
H2C = CH2
C C
ECC = - 720 kJ / mol

H H

2.2.9 sp - hybridisierte Orbitale

Elektronenkonfiguration:
E
1s2 2s2 2p2  (sp)2 p2

C: 2(sp) 2 ( sp ) 2p 2p
C
2 (sp)

Elektronenpaarabstoßungsmodell
C: 1s

21
2.2.9.1 CC Dreifachbindungen

H C C H

Es bildet sich eine - und zwei -Bindungen


aus,
z.B. C2H2
Acetylen, Ethin
H-CC-H
H C C H E = - 963 kJ / mol

2.2.10 Resonanz

• Oktette nicht aufteilbar


• Partielle Überschussladungen
• Schwingen zwischen Grenzformen !
• Andere Bezeichnung: Mesomerie

+ +
O O
O O - -
O O

22
2.2.11 Beispiele

H H
H
Salzsäure Wasser
H H
H

H H
H H
Ammoniak Methan

2.2.11.1 Diamant

Gitterstruktur und chemische Bindung bedingen Werkstoffeigenschaften !

Diamant
• Extrem hart (Ritzen von Glas)
• Kubisches Gitter
• Alle C-Atome in -Bindungen
• gewellte Schichten im Raumnetz
• Verschiedene Farben
• schmilzt bei ca. 3550 °C
•  = 3,150 bis 3,513 g/cm3
• Wärmeleitfähigkeit gut
• Halbleiter bis Isolator
• Löst sich schlecht in Metallschmelzen
• Diamant  Graphit + 1,897 kJ

http://www.reciprocalnet.org/common/browse/BrowseCM.html

23
2.2.11.2 Graphit

Gitterstruktur und chemische Bindung bedingen Werkstoffeigenschaften !

Graphit
• Weich, spaltbar
• > 2500 °C plastisch verformbar
• Hexagonale Kristallstruktur
• Schichtstruktur
– Alpha-Modifikation ABABAB
– Beta-Modifikation ABCABCABC
• Zwischen Schichten -Bindungen
• Schwarze Farbe
• amorpher Graphit:  = 1,8 bis 2,1 g/cm3,
• kristalliner Graphit  = 1,9 bis 2,3 g/cm3.
• Wärmeleitfähigkeit schlecht
• Elektrische Leitfähigkeit vorhanden
• Löst sich gut in Metallschmelzen
http://www.reciprocalnet.org/common/browse/BrowseCM.html

2.2.11.3.1 Graphitanwendungen

• Erhitzen von Steinkohle  Koks


– Kohleelektroden, Schmiermittel

• Unvollständige Verbrennung  Ruß


– besonders geringe Dichte: 1,85 g / cm3
– Schwärzungsmittel
– Zusatzstoff für Autoreifen

• Sinterfreie Verkohlung  Aktivkohle


• Verkohlen von Thermoplaste  C - Fasern
• Verkohlen von Duroplaste  C - Glas
• Verkohlen von geschäumten Kunststoffen  C - Schaum

24
2.2.11.4 Fullerene

Fullerene

• Fußballmolekül C60
• 30 Doppelbindungen
• kristallin, geringe Härte
• Zerfall oberhalb 1000°C
http://www.reciprocalnet.org/common/browse/BrowseCM.html
• Elektronenstruktur zwischen Graphit und
beliebige Rotationen möglich! Diamant
• Halbleiter, Aufnahme von bis zu 6
Elektronen
• absorbiert Licht

2.2.11.5 Diamantstrukturen

Diamantgittertyp Härte (Mohs)

C (Diamant) 10
Si 6,5
Ge 6

ZnS 3,5 - 4

Diamant Si Polykristall Ge Mineral ZnS Mineral,

Quelle: www.wikipedia.org

25
2.3 Ionenbindungen

Metalle reagieren mit Nichtmetallen zu Salzen !

+ 

Na    Cl |  Na   Cl | volle Schalen !
Na    Br |  Na   Br | Ionen

Fr   F |  Fr   F |

2.3.1 Ionenwechselwirkung

Elektrostatische Wechselwirkungen
Ladungen wirken allseitig
regelmäßige Anordnung
Kristallgitter

Kation Anion

26
2.3.2 Ionengitter von Kochsalz

Cl-

Na+

2.3.2.1 Formeleinheiten

Wie viele Formeleinheiten enthält die Elementarzelle von NaCl ?

27
2.3.3 Gitterenergie

Gitterenergie
Die Energie, die frei wird, wenn
sich aus gasförmigen Ionen ein
Ionengitter bildet, bezeichnet
man als Gitterenergie

z.B. Na+(g) und Cl-(g)

Quelle: Chemische Bindung und Struktur; Ebook Kurzweil Scheipers; S. 75

28
2.3.3.1 Gitterenergie von NaCl & NaBr

EGitter = EKat/An - (EKat + EAn)

Eigenschaften von NaCl und NaBr

Farbe: farblos bis weiß farblos bis gelblich


löslich in Wasser (Na+,Cl -) (Na+,Br -)
Schmelzpunkt: 808 °C 747 °C
Siedepunkt: 1465 ° C (NaCl (g) ) 1393 °C
Gitterenergie: 766 kJ / mol 737 kJ / mol

2.3.4 Ionenwertigkeit

Quelle: Chemische Bindung und Struktur; Ebook Kurzweil Scheipers; S. 73

29
Quelle: Chemische Bindung und Struktur; Ebook Kurzweil Scheipers; S. 73

Hydratation  Wasserlöslichkeit

Quelle: Chemische Bindung und Struktur; Ebook Kurzweil Scheipers; S. 75

30
2.4 Metallbindungen

Metalleigenschaften + + + + + + + + + + +
+ + + + + + + + + + +
• Keine Edelgasstruktur + + + + + + + + + + +
• Aufteilen aller + + + + + + + + + + +
Elektronen: + + + + + + + + + + +
"Elektronengas" + + + + + + + + + + +
• geringe + + + + + + + + + + +
Ionisierungsenergie + + + + + + + + + + +
• relativ große + + + + + + + + + + +
Atomradien
• elektrische Leitfähigkeit
· Elektronen + Metallionen

2.4.1 Einteilung der Metalle

Dichte

Leichtmetalle Schwermetalle
 < 4 - 5 g/cm3 > 4 - 5 g/cm3

elektrochemische Spannungsreihe

leicht oxidierbar: schwer oxidierbar


unedle Metalle edle Metalle 

31
2.5 Komplexbindungen
Koordinationsbindung

Zentralteilchen  Liganden
Zentralteilchen: Metallatom oder –ion (Elektronenpaarakzeptor)
Liganden: Moleküle oder Ionen (Elektronenpaardonator)

Häufig farbige Komplexverbindungen, z.B.:


CuSO4 + H2O  [Cu(H2O)6]2+ + SO42-
Weiss Blau

kationische Zentralionen: Cu2+, Mg2+, Fe2+, Fe3+, Ni2+


neutrale Zentralatome: Fe0, Cr0, Ni0
Liganden: anorganische Liganden: Anionen: Cl−, CN−, SCN−, Triphosphate
neutral: H2O, NH3, CO, NO
Kationen: NO+
organische Liganden: Porphin-Ringsystem (z. B. Chlorophyll, Hämoglobin),
einige Polycyclen (z.B. Alizarin, 8-Hydroxychinolin),
Tartrate, Ethylendiamin, Pyridin, EDTA („Titriplex“), NTA

2.6 Übergangsformen
zwischen Bindungsarten

Atombindung Dipole Ionenbindung

Atombindung Halbleiter Metallbindung

32
2.7 Dipole

Chlorwasserstoff
HCl
H EN = 2.1
+ Cl EN = 3.0
-

Elektrische Dipole:
Elektronegativitätsdifferenz
negative und positive Partialladungen fallen nicht zusammen
Polarisierung des Moleküls
Entstehung von Dipol-Dipol-Wechselwirkungen

Polarisierte Bindungen

33
2.7.1 Beispiele

Wasser H2O Kohlendioxid CO2

    

H O C O

H


Starker Dipol kein Dipol !

2.7.2 Dipol-Dipol-Kräfte

Dipol-Dipol-Bindungen (z.B. H2O ED-D ~ 8 % Ekov)


EN > 0,5 – 1,4

  

schwächer als Wasserstoffbrückenbindungen


Stärker als van-der Waals-Kräfte

34
2.7.3 Ion-Dipol-Kräfte

Ion-Dipol-Bindungen (z.B. NaCl in H2O) Hydratation

   
   
 
   
   

Kation Anion

Intermolekulare Wechselwirkungen

Quelle: Chemische Bindung und Struktur; Ebook Kurzweil Scheipers; S. 91

35
2.8 Van der Waals-Kräfte
induzierte Dipole

schwache zwischenmolekulare Kräfte (EvdW ~ 1/100 Ekov)


nehmen mit steigender Polarisierbarkeit zu

E ~ 1/r૟

++ ++ ++

He (g) He (fl)

Ursache fuer die Verfluessigung von He !

2.9 Das Bändermodell für Halbleiter

E
Leitungsband

Bandlücke Bandlücke
0.2 – 2.5 eV > 3 eV
Valenzband

Leiter Halbleiter Nichtleiter


Leitfähigkeit ~ 1/T Leitfähigkeit ~ T

36
2.9.1 „Halbleiterbindung“ und
Atombindung

E
Leitungsband
1

1s 1s

1
Valenzband

2.9.2 Halbleiter Dotierung

negative Ladung positive Ladung


n – Dotierung p - Dotierung

37
2.9.3 Bändermodell – dotiert

E E E
Leitungsband Leitungsband Leitungsband

< 3 eV

Valenzband Valenzband Valenzband

n - type p - type

2.9.4 Die Bandlücke

• Eigenleitung (ohne Dotierung) nur bei höheren Temperaturen

• Störstellenleitung
– n Dotierung (5 / 4), Elektronenleitung, Donatoren
– p Dotierung (3 / 4), Löcherleitung, Akzeptoren

• Bandlücken:
– Si 1,12 eV
– Ge 0,72 eV

38
2.9.5 Mikroelektronik

• Integrierte Schaltung
– Miniaturisierung von elektronischen Bauteilen
– Signalprozessoren, Mikroprozessoren
• Wafer
• Photolithographische Verfahren

• Weitere Miniaturisierung: Nanoelektronik


– Bauelemente durch wenige Atome oder Moleküle realisiert

2.9.6 Der pn-Übergang


ohne äußeren Stromfluss

P n

Stromfluss bis Ferminiveaus von p- und n-Leiter ausgeglichen

Ferminiveau gibt an, bis zu welcher Energie alle Zustände (am absoluten
Nullpunkt, null Kelvin) besetzt sind. Es liegt in der Bandlücke

39
2.9.7 Der pn-Übergang
äußerer Strom - Sperrrichtung

- +

p n

Sperrbereich, kein Stromfluss

Diode:
griech.: dis zweifach; hodos Weg
einfachstes Halbleiterbauelement

2.9.8 Der pn-Übergang


äußerer Strom - Durchlassrichtung

+ -

P n

Stromfluss für Gleichstrom

Anwendung Diode:
Gleichrichter,
Wechselströme in Gleichströme umwandeln

40
2.9.9 Dioden

Foto einer Auswahl von Dioden, ganz links: Brückengleichrichter

speziellen Halbleiterdioden für unterschiedliche Einsatzzwecke:


LED , Laserdiode , Zener-Dioden , Photodioden / Solarzellen
Schottky-Dioden , Kapazitätsdioden oder Varaktoren
Tunnel-Dioden , Supressordioden , Vierschichtdiode
Thyristor , Avalanchediode , Lawinenphotodiode

3 Kristalline Festkörper

< 5 % amorph > 95 % kristallin


– Gläser – Monokristalle
– Keramik – Polykristalle
– Kunststoffe

Nahordnung, hohe Viskosität Fernordnung

41
3.1 Kristalline Substanzen

Elektronenkonfiguration  Bindungsart  Festkörpertyp

• Metallkristalle (z.B. Au, Ag)


- Metallbindung
• Salzkristalle (z.B. NaCl)
- Ionenbindung
• Nichtmetallkristalle /Molekülkristalle
- Atombindung (z.B. Si, C )
- Elektrostatische Kräfte (z.B. S8)
- Elektrostatische Kräfte (z.B. H2O

3.2 Kristallmodelle

Räumlich wiederkehrende Atomanordnung

Darstellbar durch Elementarzellen


Hantelmodell
Kugelmodell

42
3.2.1.1 Kristalliner Schwefel

Schwefelkristalle

Inter - molekular

Intra - molekular

3.2.1.2 CaF2 Fluorit

Farben: purpur, grün, blau, gelb,


farblos, rötlich

Härte: 4

Begleitminerale: Calcit, Quartz,


Barit, Apatite, Pyrit u.a. Sulfide

Vorkommen: England; Spanien;


China; Marokko; Canada;
Mexiko; Deutschland; USA

43
3.2.1.3 Eisenerze

FeO
Fe2O3
Fe3O4

Mineral: Hämatit Fe2O3 Magnetit: Fe3O4 (magnetisch)

Farbe: stahl- bis silbergrau,schwarz, schwarz, metallischer Glanz


Härte: 5-6 5.5 - 6.5
Begleitminer.: Jasper, Quarz, Rutil, Pyrit Talk, Chlorit, Pyrit und Hämatit
Vorkommen: England, Mexiko, Brazilien, Süd Afrika, Deutschland,
Australien Russland, USA

3.2.1.6 CaCO3 Calzit

Farbe: variiert zwischen weiß, gelb, orange, pink, rot, braun, grün,
schwarz, grau, farblos, durchscheinend
Härte: 3
Begleitminerale: Carbonate, Zeolite und fast alle anderen
besondere
Eigenschaften: löst sich in Säure, fluoresziert bzw. phosphoresziert
Vorkommen: USA, Brasilien, Mexiko, England, Indien, Afrika

44
3.2.1.8 NaCl Kristall

Ionenkristall

• Symmetrie
• Gitterebenen
• Ebenen höchster
Atomdichte
bestimmen die
Kristallflächen

NaCl fcc

3.2.1.9 Ionengitter von Kochsalz

Cl-

Na+

45
3.3 7 Kristallsysteme

Kubisch Tetragonal Hexagonal Trigonal

Orthorohombisch Monoklin Triklin

3.3.1 Elementarzelle

Elementarzelle, Element des Kristallgitters, mit dem durch Translationen


das vollständige Kristallgitter reproduziert werden kann. Eine
Elementarzelle ist die kleinste Einheit in Kristallen, die alle
vorhandenen Symmetrieelemente enthält.

46
3.3.1.1 Elementarzelle mit
Gitterkonstanten

3.3.2 14 Bravaisgitter

47
3.3.5.2 Gitter von Metallkristallen

Übungsfragen 1

1. Nennen und beschreiben Sie die verschiedenen Aggregatzustände


2. Was versteht man unter Sublimation, bzw. Resublimation ?
3. Was ist ein Plasma ?
4. Was versteht man unter einem homogenen Mehrphasensystem ?
5. Was für ein System bildet Essig und Öl ?
6. Was versteht man unter einer Emulsion ?
7. Was versteht man unter dem Tripelpunkt des Wassers ?
8. Welche Teilchenwechselwirkungen bezeichnet man als chemische
Wechselwirkungen ? Erläutern Sie diese !
9. Welche Teilchenwechselwirkungen bezeichnet man als physikalische
Wechselwirkungen ? Erläutern Sie diese !
10. Geben Sie in der Elektronenstrichschreibweise die Formeln für molekularen
Stickstoff, Sauerstoff und Wasserstoff an !
11. Welche räumlichen Strukturen haben H2O, CH4 und SF6 ?

48
Übungsfragen 2

8. Was ist ein Dipol ? Erklären Sie die Dipolnatur des Wassermoleküls !
9. Erläutern Sie den Unterschied zwischen einem temporären und einem
permanenten Dipol ! Beispiele !
10. Was versteht man unter Van-der-Waals Kräften ?
11. Was für Arten von kristallinen Festkörperstrukturen kennen Sie ?
12. Erläutern Sie die Strukturen vom Diamantkristall und vom Graphit Welches
unterschiedlichen Eigenschaften resultieren daraus ?
13. Was ist ein Fulleren ?
14. Wie kann man sich Doppel- bzw. Dreifachbindungen erklären ? Geben Sie
Beispiele !

Übungsfragen 3

15. Erläutern Sie die Charakteristika der Ionenbindung !


16. Was versteht man unter einer Komplexbindung ?
17. Erläutern Sie die Charakteristika der Metallbindung !
18. Was ist ein Valenz-, bzw. Leitungsband ? Was versteht man unter dem
Fermieniveau ?
19. Zeichnen Sie das Bändermodell für einen typischen Halbleiter. Wie groß
ist die Bandlücke etwa ?
20. Warum leiten Metalle mit zunehmender Temperatur immer schlechter
den elektrischen Strom ?

49
Literatur

• J. Hoinkins; E. Lindner; Chemie für Ingenieure; Verlag: Wiley-VCH Verlag


GmbH & Co. KGaA, 2007
• P.W. Attkins; L. Jobnes; Chemie – einfach alles; Verlag: Wiley-VCH Verlag
GmbH & Co. KGaA, 2006
• Römpp‘s Chemie Lexikon
• DTV-Atlas zur Chemie

Web Links

Nachchlagen:
http://www.chemgapedia.de/vsengine/topics/de/vlu/index.html
http://jmol.sourceforge.net/

Halbleiterchemie:
http://www.ioffe.rssi.ru/SVA/NSM/
http://www.engr.sjsu.edu/WofMatE/Semiconductors.htm
http://www.engr.sjsu.edu/WofMatE/Metals&Alloys.htm
http://www.foresight.org/Conferences/MNT05/Papers/Gillett1/index.html
http://www.si2.org/

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