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Finales Manuskript, veröffentlicht in: Der Deutschunterricht 52, Heft 3, 28-40.

Gabriele Diewald
Grammatikalisierung: Wie entsteht die Grammatik?

I. Einleitung

Unter dem Stichwort "Grammatikalisierung" hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten eine
Forschungsrichtung entwickelt, deren Anliegen es ist, die Entstehung, die Strukturierung und
das Wirken grammatischer Ausdrucksmittel der Sprache zu untersuchen. Die Grammatikali-
sierungsforschung befaßt sich also mit diachronen wie mit synchronen Fragen. In diachroner
Hinsicht untersucht sie die Entstehung grammatischer Sprachzeichen aus dem Lexikon und die
Verstärkung der grammatischen Funktion bereits bestehender grammatischer Formen. In syn-
chroner Hinsicht befaßt sie sich mit der Struktur und Funktionsweise der grammatischen
Formen eines Sprachsystems, z.B. mit den Unterscheidungen, die innerhalb einer grammati-
schen Kategorie (Tempus, Kasus usw.) getroffen werden oder auch dem gleichzeitigen Auf-
treten eines sprachlichen Zeichens in verschiedenen lexikalischen und grammatischen
Funktionen.
Das Interesse an Grammatikalisierungserscheinungen, insbesondere an der diachronen
Komponente, ist nicht neu ─ die historische Sprachwissenschaft hat sich schon immer mit
derartigen Phänomenen als einem Teilbereich des Sprachwandels befaßt. Und es war auch der
diachrone Aspekt, auf den die inzwischen berühmte erste Definition der Grammatikalisierung
abzielt, die Meillet in seinem Aufsatz "L' évolution des formes grammaticales" (1926 [1912])
gibt. Er führt aus, daß grammatische Formen durch zwei verschiedene Prozesse entstehen, und
zwar zum einen durch Analogie, d.h. durch die Bildung einer Form "sur le modèle d'une autre"
(‘nach dem Modell einer anderen’, S. 130),1) und zum andern durch Grammatikalisierung.
Letztere beschreibt Meillet als "le passage d'un mot autonome au rôle d'élément grammatical"
(‘der Übergang eines autonomen Wortes in die Rolle eines grammatischen Elements’, S. 131)
und "l'attribution du caractère grammatical à un mot jadis autonome" (‘die Zuweisung eines
grammatischen Charakters an ein einst autonomes Wort’, S. 131).2)
Neu ist also nicht der Gegenstand, wohl aber die spezifische Perspektive der Grammati-
kalisierungsforschung: Die kontinuierliche Entstehung immer neuer grammatischer Elemente
im Sprachgebrauch und die Flexibiltät grammatischer Systeme werden als Grundprinzipien der
Sprache betrachtet und ins Zentrum der Forschung gerückt. Grammatik erscheint nicht als

(1) Analogischer Wandel ist ein Ausgleichsprozeß, der für gleiche bzw. ähnliche Inhalte gleiche
bzw. ähnliche Gestalt herbeiführt. Ein Beispiel ist die Übertragung eines Musters der
Pluralbildung auf Lexeme, die bislang ihren Plural nach einem anderen Muster bildeten. So
lauteten im Althochdeutschen der Singular und der Plural von Kind gleich, nämlich kind ─ kind;
in Analogie zu Lexemen wie Rind ─ Rind-er wurde später Kind ─ Kind-er gebildet (vgl.
Kern/Zutt 1977:113).

(2) Einen Überblick über die Vorgänger der heutigen Grammatikalisierungsforschung gibt
Lehmann (1995 [1982]:1-8).

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starres Regelwerk, das den freien Gebrauch der Sprache normativ diszipliniert, sondern im
Gegenteil: Die Grammatik entsteht aus dem freien Gebrauch ─ man kann sogar sagen aus dem
Verbrauch ─ der Sprache durch ihre Benutzer. Damit bietet der Ansatz der Gram-
matikalisierungsforschung einen neuen Zugang zu Fragen der sprachlichen Norm, der Über-
gänglichkeit zwischen distinkten Kategorien und der kreativen Tätigkeit der Sprecher im
sprachlichen Austausch, und zwar gerade in dem Bereich, der im allgemeinen als von strikten
Regeln bestimmt gilt: in der Grammatik. Dieser Zugang zu sprachlichen Strukturen und
grammatischen Systemen kann daher belebende Impulse für den schulischen Grammatikunter-
richt geben, neues Licht auf stilistische und sprachpflegerische Fragen werfen und die
Bewußtheit der Schüler/-innen über die eigene Kreativität als "Grammatikmacher" fördern.
Der vorliegende Beitrag soll einen selektiven Einblick in einige Grundfragen der Grammati-
kalisierungsforschung geben und Anregung zur Integration dieses spannenden Gebietes in den
Deutschunterricht geben.3) In Abschnitt 2. wird anhand von Beispielen des heutigen Deutsch die
Unterscheidung zwischen lexikalischen und grammatischen Zeichen erläutert, wobei die
fließende Grenze zwischen beiden Zeichentypen herausgestellt wird. Abschnitt 3. bezieht diesen
synchronen Befund auf die diachrone Entwicklung, deren allgemeiner Verlauf im nächsten
Abschnitt mit Hilfe des Konzepts der Grammatikalisierungsskala in seinen markanten Stufen
dargestellt wird. In Abschnitt 5. wird ein Blick auf die Motive und pragmatischen Prozesse
geworfen, die Grammatikalisierungsvorgänge steuern, das heißt, hier wird schwerpunktmäßig
der Anteil der Sprecher am Prozeß der Grammatikalisierung und deren kontextuelle und
situative Gebundenheit dargestellt. Abschließend werden einige Themenvorschläge für
Unterrichtsprojekte gemacht.

2. Lexikalische Zeichen, grammatische Zeichen und was dazwischen liegt

Der Prozeß der Grammatikalisierung ist oben umrissen worden als der Übergang von lexi-
kalischen Zeichen zu grammatischen Zeichen. Es ist daher sinnvoll, kurz zu erläutern, wie die
beiden Zeichentypen voneinander abzugrenzen sind. Dabei kommen formale und inhaltlich-
funktionale Gesichtspunkte zur Anwendung.
Lexikalische Zeichen, die auch "Inhaltswörter", "autosemantische Zeichen" oder "Lexeme"
genannt werden, dienen der Benennung von außersprachlichen Inhalten, also der Beschreibung

(3) Zur weiteren Lektüre sind folgende Arbeiten empfehlenswert: Grundlegend sind die
"Thoughts on Grammaticalization" von Lehmann (1995 [1982]), deren erstes Erscheinen den
Beginn der modernen Grammatikalisierungsforschung markiert und deren zentrale Punkte in
Form eines Aufsatzes in Lehmann (1985) zusammengefaßt sind. Die Einführung von Hop-
per/Traugott (1993) geht vor allem auf den diachronen Aspekt der Grammatikalisierung ein,
Heine/Claudi/Hünnemeyer (1991) befassen sich, vorwiegend am Beispiel afrikanischer Spra-
chen, mit den kognitiven Mechnanismen, die Grammatikalisierungsvorgänge steuern. Eine
deutschsprachige, didaktisch angelegte Einführung, die sich speziell mit Grammatikalisierungs-
phänomenen im Deutschen befaßt, ist Diewald (1997). Wertvolle Orientierung zu
terminologischen Fragen gibt das "Dictionary of Grammaticalization" von Lessau (1994). Über
den aktuellen Stand der Forschung geben folgende Sammelbände Auskunft: Traugott/Heine
(Hgg.) (1991), Pagliuca (Hg.) 1994, Giacalone Ramat/Hopper (Hgg.) (1998), sowie
Wischer/Diewald (Hgg.) [in Vorbereitung].

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von Gegenständen und Sachverhalten. Sie haben denotative Funktion. Grammatische Zeichen,
die auch "Funktionswörter", "synsemantische Zeichen" oder "Grammeme" heißen, dienen dazu,
Beziehungen zwischen den Sprachzeichen oder zwischen Sprachzeichen und Sprechsituation
zum Ausdruck zu bringen. Sie zeichnen sich durch ihre relationale Funktion aus. Das folgende
Beispiel kann die Unterschiedung verdeutlichen:
(1) Als wir eine halbe Stunde auf den Zug gewartet hatten, erfuhren wir über die Ansage,
daß er ersatzlos entfällt.

Die Wörter Stunde, Zug, ersatzlos und entfällt in diesem Satz sind (neben anderen) lexikalische
Zeichen, die außersprachliche Inhalte darstellen. Eine, hatten, daß und er dagegen sind typische
grammatische Zeichen. Die Konjunktion daß bringt eine Relation zwischen den beiden
Teilsätzen zum Ausdruck, das Personalpronomen er stellt eine Verbindung zu seinem
nominalen Bezugselement Zug her und das Hilfsverb hatten bildet mit dem Partizip II gewartet
das Plusquamperfekt und bringt als Tempusform das Verhältnis zwischen Sprechzeit und
Ereigniszeit sowie die relative zeitliche Situierung der beiden in den Teilsätzen dargestellten
Sachverhalte zum Ausdruck. Während also lexikalische Zeichen eine denotative Funktion
erfüllen, sorgen grammatische Zeichen für eine sinnvolle und vom Hörer nachvollziehbare
Verbindung zwischen den lexikalischen Zeichen, zwischen größeren syntaktischen Einheiten
und zwischen der Äußerung und der Sprechsituation. Beide Zeichentypen sind unerläßliche
Bestandteile des Sprachsystems.
Aus dieser funktionalen Differenzierung leitet sich die unterschiedliche Größe und
Geschlossenheit der jeweiligen Subklassen ab. Lexikalische Zeichen, z.B. die Adjektive, bilden
eine offene Klasse, deren Mitgliederzahl nicht genau bestimmbar ist, da ständig neue Mitglieder
hinzukommen und alte verlorengehen. Grammatische Zeichen dagegen neigen zu strenger
Paradigmenbildung. Sie bilden kleine, geschlossene Klassen, d.h. es gibt eine begrenzte und
aufzählbare Anzahl von Mitgliedern, die weitgehend konstant bleibt. Eine geschlossene Klasse
sind zum Beispiel die Hilfsverben der Tempusbildung im Deutschen; sie umfaßt nur die drei
Elemente haben, sein und werden.
Mit der inhaltlichen bzw. funktionalen Differenzierung der beiden Zeichentypen über-
schneidet sich die formale Differenzierung nach freien und gebundenen Morphemen. Freie
Morpheme können ohne Hinzufügung weiterer Elemente als selbständige Wörter auftreten. So
ist Zug ein freies lexikalische, daß ein freies grammatisches Morphem. Gebundene Morpheme
hingegen sind nur in Verbindung mit weiteren Morphemen wortfähig. Der Verbstamm wart- in
warten ist ein gebundenes lexikalische Morphem, das ohne eine weiteres Morphem nicht
wortfähig ist. Ein Beispiel für ein gebundenes grammatisches Morphem ist das Flexiv -t in
entfällt, das als Verbalendung nur in Verbindung mit einem Verbstamm auftritt.
Obwohl nun beide Zeichentypen, also grammatische wie lexikalische Zeichen, frei oder
gebunden vorkommen, besteht doch die universale Tendenz, lexikalische Zeichen als freie
Morpheme und grammatische Zeichen als gebundene Morpheme zu realisieren (Bybee 1985).
Damit können die beiden Zeichentypen folgendermaßen gegenübergestellt werden.

Lexikalische Zeichen: Grammatische Zeichen:


denotative Funktion relationale Funktion
freie Morpheme gebundene Morpheme
offene Klasse geschlossene Klasse/festes Paradigma

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Diese Gegenüberstellung gibt die prototypischen Eigenschaften der beiden Zeichentypen
wieder. Die markantesten und am leichtesten erkennbaren Mitglieder eines Zeichentyps weisen
alle dieser Eigenschaften auf. Gleichzeitig gibt es jedoch zahlreiche Übergangsfälle der unter-
schiedlichsten Art. So gibt es einerseits Zeichen, die sich keiner der beiden Gruppen eindeutig
zuordnen lassen, also keinem Prototyp entsprechen. Andererseits gibt es Zeichen, die je nach
sprachlichem Kontext bzw. je nach Verwendungsweise entweder als (eher) lexikalisches oder
als (eher) grammatisches Zeichen eingeordnet werden müssen. Diese Übergänglichkeit entsteht,
wie noch genauer ausgeführt wird, durch permanent ablaufende Grammatikalisierungsvorgänge.
Der Prozeß der Grammatikalisierung durchbricht also die strikten Kategoriengrenzen zwischen
lexikalischen und grammatischen Zeichen. Dies sei an einigen Beispielen illustriert:
(2) a. Sie fing den Fisch mit bloßen Händen.
Sie fing den Fisch mit nackten Händen.
b. Was macht sie bloß so lange auf dem Dachboden?
*Was macht sie nackt so lange auf dem Dachboden?
Was macht sie nur/denn/auch so lange auf dem Dachboden?

In Satz (2a) ist bloß ein attributiv gebrauchtes Adjektiv, das man durch ein bedeutungsähnliches
Adjektiv wie nackt ersetzen könnte. Es handelt sich um ein lexikalisches Zeichen. Anders liegt
der Fall in (2b). Hier ergäbe eine Ersetzung durch nackt nicht den intendierten Sinn (dies wird
durch "*" zu Beginn der zweiten Zeile in 2b ausgedrückt). Stattdessen kann man bloß durch
Elemente wie nur, denn oder auch ersetzen. Bloß hat hier die Funktion einer Modalpartikel und
ist damit ein grammatisches Zeichen (vgl. Diewald/Fischer 1998). Seine Bedeutung weist eine
restriktive Komponente auf, die man ─ stark vereinfacht ─ für den Modalpartikelgebrauch wie
in (2b) wie folgt umschreiben kann: Mit der Verwendung von bloß zeigt der Sprecher an, daß er
unter Ausschluß aller situativ möglichen Sprechakte nur den tatsächlich vollzogenen Sprechakt
auswählt. Konkret für Beispiel (2b) bedeutet dies, daß der Sprecher keine Frage hat, mit
Ausnahme der Frage, was sie so lange auf dem Dachboden macht (ausführlich hierzu s.
Diewald 1997:85f.).
Das Lexem bloß verhält sich also einerseits wie ein "normales" Adjektiv, andererseits wie
eine Modalpartikel. Vergleichbares läßt sich auch bei Vertretern anderer Wortarten feststellen.
So z.B. beim Verb haben, das in (3a) als Vollverb mit der Bedeutung ‘besitzen’ verwendet
wird, in (3b) dagegen als Auxiliar zur Bildung des Perfekts:
(3) a. Sie hat eine Katze.
b. Sie hat ihre Katze gefüttert.

Bei haben ist diese Spaltung in klar unterscheidbare Funktionen schon so weit fortgeschritten,
daß sich in Wörterbüchern zwei Einträge finden und in den Grammatiken eine klare Unter-
scheidung zwischen dem Gebrauch als Vollverb und dem Gebrauch als Hilfsverb getroffen
wird. Dennoch würde wohl kein Sprecher des heutigen Deutsch (manche Linguisten
ausgenommen) sagen, daß bei hat in (3a) und hat in (3b) zwei verschiedene "Wörter" vorliegen.
Die semiotische Einheit von haben ist also trotz der starken funktionalen Differenzierung
(noch?) gegeben.
An der Verwendung von haben in (4) schließlich wird vollends klar, daß die strikte Unter-
scheidung zwischen Vollverb und Hilfsverb, zwischen Lexikon und Grammatik, eine künstliche
ist, die in der sprachlichen Realität aufgehoben wird.
(4) Sie hat ihre Katze zu füttern.

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Hier liegt weder der Vollverbgebrauch mit der Bedeutung ‘besitzen’ wie in (3a), noch der
Gebrauch als Perfektauxiliar wie in (3b) vor. Stattdessen rückt haben in diesem Beispiel in die
Nähe der Modalverben. Im vorliegenden Fall wäre wahrscheinlich müssen die erste Wahl bei
einer Substitution, also Sie muß ihre Katze füttern. Modalverben sind nun ein geradezu
berühmter Fall der Übergänglichkeit zwischen Lexikon und Grammatik und ein klassisches
Beispiel für Grammatikalisierungsvorgänge. Wo wäre also haben in modaler Verwendung
einzuordnen? Als lexikalisches Zeichen auf gleicher Stufe wie haben in (3a), oder als
grammatisches Zeichen vergleichbar mit haben in (3b)? Oder sollte man ein eigenes "Lexem"
haben ansetzen, das zur Klasse der Modalverben gehört?
Für beide Beispiele, für bloß und für haben, kann man festhalten, daß sie im heutigen
Deutsch in mehreren Verwendungsweisen auftreten, die auf einer Skala von lexikalischer zu
grammatischer Bedeutung angeordnet werden können. Dabei markieren die Verwendungen von
bloß als Adjektive, wie in (2a), und von haben als Vollverb, wie in (3a), den lexikalischen und
die Verwendungen als Modalpartikel (Beispiel 2b) bzw. als Perfektauxiliar (Beispiel 3b) den
grammatischen Pol der Skala.
Derartige Abgrenzungsprobleme, oder, positiv formuliert, eine derartige gleitende
Übergänglichkeit zwischen Lexikon und Grammatik, stellt nun keineswegs eine Rander-
scheinung oder gar eine Störung des Sprachsystem dar, sie ist vielmehr die allgegenwärtige
Regel. Daher kann verallgemeinernd festgehalten werden, daß die disjunkten Kategorien, die in
der Linguistik zur Beschreibung der Sprache angesetzt werden, also z.B. die Wortarten-
kategorien "Vollverb" und "Hilfsverb", Idealisierungen darstellen, die durchaus nützlich, ja
notwendig, sind, die aber einen großen und wichtigen Teil des Sprachsystems nicht erfassen
können, wenn sie nicht in ein übergeordnetes dynamisches Konzept eingebunden sind. Ein Ver-
such, solchen Zusammenhängen gerecht zu werden, ist Hoppers Konzept der "emergent
grammar", in dem die Grammatik einer Sprache von vorne herein nicht als abgegrenztes,
homogenes und stabiles Regelsystem aufgefaßt wird, sondern als eine Ansammlung von "sedi-
mentierten", oft gebrauchten Teilen, deren mehr oder weniger regelhafte Strukturen nie stabil
oder vollständig sind, sondern im Sprachgebrauch ständig "umgebaut" werden (1988:118).
Daraus folgt automatisch, daß die immer neu entstehenden grammatischen Ausdrucksmittel
nicht eindeutig von lexikalischen Erscheinungen getrennt werden können. Im Gegensatz zu
vielen anderen linguistischen Richtungen bemüht sich also die Grammatikalisierungsforschung
explizit um die Beschreibung und Erklärung der Übergangsprozesse zwischen Lexikon und
Grammatik.

3. Aus Lexemen werden Grammeme: der "glitschige Abhang" der Grammatikalisierung

Im letzten Abschnittt wurde gezeigt, daß man im heutigen Sprachsystem des Deutschen, also
innerhalb einer Synchronie, verschiedene Grade der Grammatikalisierung eines Lexems be-
obachten kann. Diese Variation ist jedoch nicht beliebig, sondern sie ergibt sich daraus, daß
verschiedene historische Entwicklungsstufen erhalten geblieben sind und nun nebeneinander
koexistieren. Es gilt also, was schon von den Sprachwissenschaftlern des letzten Jahrhunderts
festgestellt wurde, daß nämlich grammatische Zeichen kontinuierlich aus lexikalischen Zeichen
entstehen. Das Umgekehrte hingegen ist nicht, oder nur äußerst selten, der Fall: aus
grammatischen Elementen entstehen keine lexikalischen Zeichen (siehe hierzu Lehmann 1999).
So ist es äußerst unwahrscheinlich, daß sich aus einer Konjunktion wie z.B. weil, die aus dem

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Substantiv Weile entstanden ist,4) wieder ein Substantiv entwickelt. Noch unwahrscheinlicher ist
es, daß aus einem grammatischen Affix, zum Beispiel dem Dentalsuffix -t- zur Bildung des
schwachen Präteritums wie in lach-t-e, ein eigenständiges Verb entsteht. Aus einem solchen,
nämlich aus dem Präteritum von tun, das einer infiniten Verbalform nachgestellt wurde
(vielleicht entsprechend einer Konstruktion wie lachen tat ich), ist das Dentalsuffix mit großer
Wahrscheinlichkeit hervorgegangen (vgl. Kern/Zutt 1977:45ff.).5)
Diese einseitige, unumkehrbare Gerichtetheit von Grammatikalisierungsprozessen ─ man
spricht auch von "Unidirektionalität" ─ ist im Bild des "glitschigen Abhangs" (vgl. "slippery
slope" in Hopper/Traugott 1993:6), den die Sprachzeichen auf ihrem Weg von lexikalischen zu
grammatischen Funktionen hinabrutschen, anschaulich wiedergegeben. Bevor dieser Prozeß im
nächsten Abschnitt in unterscheidbare Einzelstufen gegliedert wird, sei ein kurzer Blick auf die
diachrone Entwicklung der beiden Beispiele aus Abschnitt 2. geworfen.
Bloß ist zunächst als Adjektiv belegt (ahd./mhd. blôz) und bedeutet u.a. ‘unbekleidet, nackt,
unbewaffnet, rein, ausschließlich, nichts enthaltend, mit nichts anderem verbunden’ (DWB 2,
Sp. 144ff.; Paul/Henne 1992). Das mittelhochdeutsche Beispiel (5) illustriert die Bedeutung
‘unbewaffnet’, Beispiel (6) aus dem 18.Jh. zeigt die Bedeutung ‘rein, nichts als’ (Beispiele 5 bis
8 nach DWB 2, Sp. 144ff.):
(5) er was gewâfent und ich blôz. (Erec 485)
(6) es stand die blosze wahrheit da. (Lichtwer 1,1)

Etwa seit dem 15. Jh. tritt bloß neben seiner Funktion als attributives und prädikatives Adjektiv
auch in Verwendungen wie der folgenden auf:
(7) und wan ich eine plosz lasz grüeszen. (fastn. sp. 284, 8)
und wenn ich eine nur grüßen lasse.

Hier wird bloß (‘nur, allein’) adverbiell verwendet: es bezieht sich auf das Verb und stellt die
darin ausgedrückte Handlung als einzige aus einer Auswahl von Möglichkeiten dar, was
paraphrasiert werden kann mit ‘und wenn ich nichts anderes tue, als eine grüßen lassen’. Im
nächsten Beleg hat bloß nicht mehr die Funktion eines Adverbials, sondern es wird als Partikel
verwendet:
(8) Blosz weil ich haben wollte,
dasz sie mir widersprechen sollte. (Gellert 1,83)

Bloß modifiziert hier die Konjunktion weil, die eine kausale Beziehung zum Vortext herstellt,
d.h. bloß übernimmt zusammen mit weil eine textverknüpfende Funktion. Es dient nicht mehr

(4) Das relevante althochdeutsche Syntagma ist dia wîla (unz) ‘die Zeit (bis), solange (bis, als)’,
bestehend aus dem Demonstrativum dia, dem Akkusativ Singular des Femininums wîla ‘unbe-
stimmter Zeitabschnitt, Weile’ und der Präposition bzw. Konjunktion unz; siehe DWB (28, Sp.
762).

(5) Diese beiden Beispiele zeigen im übrigen, daß es anders als bei bloß und haben durchaus
Fälle fortgeschrittener Grammatikalisierung gibt, in denen die funktionale und formale Spaltung
so groß ist, daß in der Tat zwei verschiedene Lexeme anzusetzen sind: kein Sprecher würde
heute weil und Weile (oder gar tat und -t-) als ein "Wort" betrachten.

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der Sachverhaltsdarstellung, sondern der Markierung von Relationen zwischen Sätzen. Als
nächsten Schritt auf dem Weg zur Modalpartikel kann man sich mehrdeutige Verwendungen in
Sätzen wie dem folgenden denken:
(9) Wenn wir bloß einen Schirm mitgenommen hätten!

Einerseits kann bloß so interpretiert werden, daß es sich als Gradpartikel auf einen Schirm
bezieht, im Sinne von ‘nichts als einen Schirm’. Es ist aber auch eine Interpretation als
Modalpartikel möglich, wobei bloß den restriktiven Bezug auf gegebene Sprechaktalternativen
herstellt (‘Ich wünsche nichts als das: Wir haben einen Schirm mitgenommen’). Der Wunsch
nach ‘bloß einem Schirm’ wird reinterpretiert als ‘bloß ein Wunsch, und zwar nach einem
Schirm’.
Die Verwendung von haben + Partizip II als Vergangenheitstempus, wie hat gelacht, ist eine
diachron junge Erscheinung im Deutschen. In den älteren Sprachstufen wurde der Bezug auf
relativ zur Sprechzeit vergangene Sachverhalte nicht durch periphrastische Konstruktionen
ausgedrückt, sondern synthetisch durch die Flexion des Hauptverbs, wie in lachte. Die
Konstruktionen, aus denen später das Perfekt bzw. das Plusquamperfekt entstand, waren noch
nicht so stark grammatikalisiert, wie es heute der Fall ist. Ein Beispiel hierfür ist Satz (10), der
neuhochdeutsch mit (11) paraphrasiert werden kann:
(10) phigboum habeta sum giflanzotan in sinemo wingarten (Tatian 102,2).
(11) Einen Feigenbaum hatte einer als gepflanzten in seinem Weingarten.

Die Form habeta...giflanzotan ist kein Plusquamperfekt. Habeta ist also kein Auxiliar, sondern
das Hauptverb des Satzes mit der lexikalischen Bedeutung ‘haben, besitzen’. Von ihm ist das
direkte Objekt phigboum abhängig. Dieses ist modifiziert durch das als Adjektiv verwendete
Partizip II giflanzotan, das mit seinem übergeordneten Nomen, also phigboum, in Hinblick auf
Kasus, Numerus und Genus kongruiert. Aus Konstruktionen wie diesen entsteht allmählich das
Plusquamperfekt:
(12) Einer hatte einen Feigenbaum in seinem Weingarten gepflanzt.

Hier ist hatte ein Tempusauxiliar, gepflanzt ist das Hauptverb des Satzes, von dem das
Akkusativobjekt einen Feigenbaum abhängt. In diachroner Perspektive ist haben in diesen
Fällen von einem Vollverb, einem lexikalischen Zeichen, zu einem Hilfsverb, zu einem
grammatischen Zeichen, geworden. Es hat dabei einen Grammatikalisierungsprozeß durch-
laufen. Der folgende Abschnitt befaßt sich mit einigen Details solcher Prozesse.

4. Gesetzmäßigkeiten des Wandels: Grammatikalisierungsstufen

Die Unidirektionalität von Grammatikalisierungsprozessen ergibt sich aus der Tatsache, daß
diese Art von Sprachwandel in einer formalen bzw. phonologischen und inhaltlichen bzw.
semantischen Reduktion besteht (vgl. Bybee 1985:8, Lehmann 1989:14). Auf der inhaltlichen
Seite zeigt sich die Reduktion in einer ständigen Abstraktion der Bedeutung, d.h. in einem
Verlust von semantischen Merkmale, die denotative Funktion haben. Man spricht hier oft von
"Ausbleichung", "Bedeutungsentleerung" und ähnlichem, wobei sich inzwischen die
Auffassung verbreitet hat, daß man diesen Vorgang nicht ausschließlich als "Verlust" sehen
sollte, da die neue grammatische Funktion auch eine neue, wenngleich abstraktere und weniger
offensichtliche Art der Bedeutung mit sich bringt. In formaler bzw. phonologischer Hinsicht

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besteht die Reduktion in einem "Kleiner-Werden" der Form. Dieser Prozess wird meist als
"Abschwächung" oder "Abschleifung" bezeichnet. Er wurde oben bei der Entwicklung der
Konjunktion weil aus einem Syntagma mit dem Substantiv Weile (Ahd. dia wîla > mhd. die
wîle > spätmhd. wîle > nhd. weil) schon angesprochen.
Das "Hinabgleiten" zu stärker grammatischen Funktionen kann man in verschiedene Stufen
einteilen. Einen der ersten Vorschläge für eine solche Skala macht Givón (1979:209), indem er
fünf theoretisch isolierbare Stufen unterscheidet, die wie folgt wiedergegeben werden können
(vgl. auch Lehmann 1995 [1982]:13)
Stufe I:
Diskurs: freie Verwendbarkeit des Zeichens als lexikalisches Element

Stufe II:
Syntax: Verwendung, die durch syntaktische Regeln festgelegt ist

Stufe III:
Morphologie: Verlust des Status als freies Morphem

Stufe IV:
Morphonologie: Übergang von einem eigenständigen Segment zu einem phonologischen
Merkmal

Stufe V:
Null-Realisierung: völliger Schwund

Ein Element, das sich in einem Grammatikalisierungsprozeß befindet, bewegt sich von Stufe I,
d.h. von seiner Verwendung im freien Diskurs, durch die genannten Strukturebenen der Sprache
hindurch bis zum völligen Schwund (wenn es den Prozeß vollständig durchläuft, was nicht
notwendigerweise der Fall ist). Die fünf Stufen können daher anschaulicher auf einer
Grammatikalisierungsskala angeordnet werden:

Diskurs  Syntax  Morphologie  Morphonologie  Null

Wie gestaltet sich nun die Entwicklung eines Elements von einer Stufe zur anderen? Der
Übergang von der ersten zur zweiten Stufe, die "Syntaktisierung" (Givón 1979:209), betrifft die
Entstehung syntaktischer Strukturen aus freien Diskursstrukturen. Die zunächst freie,
pragmatisch in den aktuellen Kommunikationsbedürfnissen begründete Anordnung der Zeichen
im Diskurs, also in der Rede, wird überführt in geregelte syntaktische Strukturen, z.B. in
bestimmte obligatorische Wortstellungsregeln. Ein Beispiel ist die Entstehung der Hypotaxe.
Dabei wird aus einer pragmatisch motivierten Folge von Hauptsätzen (siehe 13), das
syntaktischen Regeln unterworfene Satzgefüge in (14):
(13) Ich weiß das: Er kommt.
(14) Ich weiß, daß er kommt.

Der Übergang syntaktisch geordneter freier Wörter zu gebundenen Morphemen wird als "Mor-
phologisierung" bezeichnet und kann in Teilschritte gegliedert werden. Der erste Schritt eines
freien Morphems (eines Wortes) zu einem gebundenen Morphem ist die Klitisierung, d.h. das

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Anhängen eines Wortes an ein anderes, das unter bestimmten Umständen, insbesondere bei
schnellem Sprechtempo und schwacher Betonung, zustande kommt. Je nach der Richtung, in
der sich ein Wort an das andere "anlehnt", unterscheidet man die Enklise, die Anlehnung an das
vorhergehende Wort, und die Proklise, die Anlehnung an das folgende Wort.
Enklise: willste < willst du
Proklise: 's Fenster < das Fenster

Vor allem Pronomina, Hilfsverben, Präpositionen und Kopulaverben, also freie Morpheme, die
bereits grammatische Funktion haben und häufig im Schwachton stehen, werden oft klitisiert.
Klitische Formen sind noch keine Affixe (Hopper/Traugott 1993:5, Bybee 1985:12, 42). Zu
solchen werden sie jedoch im zweiten Schritt der Morphologisierung, bei dem aus dem
Klitikon, d.h. aus der angelehnten, aber noch ablösbaren Form, ein Affix wird, d.h. ein ge-
bundenes Morphem, das auch bei langsamem Sprechtempo nicht mehr von seinem Stamm ab-
lösbar ist.6) Ein Beispiel ist die Entwicklung des schon erwähnten schwachen Präteritums
(lachte), die über Klitisierung zur Affigierung des "Dentalsuffixes" -t- führte.
Affixe werden häufig in ihrer phonologischen Substanz weiter reduziert, so daß aus einem
segmentierbaren Morphem ein Phonem oder gar ein phonologisches Merkmal wird, das dann
die Funktion des geschwundenen segmentierbaren Morphems übernimmt. Diesen Übergang
von Stufe III zu Stufe IV bezeichnet man als Phonologisierung. Auch sie kann anhand der
Entwicklung des Deutschen illustriert werden. Im Deutschen trägt ein Affix normalerweise
nicht den Hauptton des Wortes; es wird schwachtonig ausgesprochen und neigt daher zur
Reduktion der phonologischen Substanz. Während im Ahd. auch schwachtonige Silben noch
alle Arten von Vokalen aufweisen können, sind die Schwachtonvokale im Mhd. zum Schwa-
Laut reduziert (graphisch als e wiedergegeben):
ahd. gibu > mhd. (ich) gebe

Die phonologische Abschwächung beschränkt sich nicht nur auf die Reduktion der Vokal-
qualität zu Schwa, sondern sie kann zum Schwund von Silben führen. Dies zeigt folgendes
Beispiel, bei dem die letzte Silbe des Affixes verlorengeht:
ahd. gebem_s > mhd. (wir) geben

Wie schon erwähnt, kann die phonologische Abschwächung auch dazu führen, daß zwar kein
segmentierbares Element mehr vorhanden ist, daß aber ein phonologisches Merkmal eine
Veränderung erfährt (Stufe IV). Ein Paradebeispiel hierfür ist der i-Umlaut im Deutschen, der
u.a. bei der Markierung des Konjunktivs eine große Rolle spielt. Der Konjunktiv II von geben
wies im Ahd. in der Endung ein i auf. Dieses bewirkte den Umlaut (d.h. einen assimilatorischen
Reflexe im Stamm in Gestalt einer Veränderung der Vokalqualität in Richtung i), der heute
noch vorhanden ist, obwohl das i längst zum Schwa-Laut abgeschwächt ist:
ahd. ih g_bi > nhd. ich gäbe

(6) Nicht alle klitisierten Formen entwickeln sich zu Affixen weiter. Im Mittelhochdeutschen
gibt es zahlreiche Klitisierungen, die im Neuhochdeutschen rückgängig gemacht wurden.
Grundsätzlich ist zu beachten, daß die Grammatikalisierungsskala nur festlegt, in welcher Ab-
folge der Wandel voranschreitet; sie sagt nichts darüber aus, ob er stattfindet, auf welcher Stufe
er beginnt, oder auf welcher Stufe er zum Stillstand kommt.

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Im heutigen Deutsch ist dieser Vokalwechsel im Stammvokal der einzige Unterschied zwischen
Konjunktiv I und Konjunktiv II:
er gebe vs. er gäbe

Die grammatische Bedeutung wird nicht mehr mit Hilfe eines isolierbaren Segments realisiert,
sondern ausschließlich durch ein phonologisches Merkmal (in diesem Fall durch den
Öffnungsgrad des Stammsilbenvokals) zum Ausdruck gebracht.
Die letzte Stufe, der Schwund jeglicher ausdrucksseitigen grammatischen Markierung, kann
am Schwund des Dativ-e im Neuhochdeutschen aktuell beobachtet werden:
am Tage > am Tag.

Die obige Skala bemißt also die "Fortschritte" der Grammatikalisierung von links nach rechts,
d.h. vom freien lexikalischen Morphem über die genannten Zwischenstufen bis zum Schwund.
In Grammatikalisierung befindliche Elemente durchlaufen die Skala in dieser Richtung. Da
solche Prozesse lange Zeiträume erfordern, kann man mit dieser Skala Rückschlüsse auf das
Alter bestimmter grammatischer Formen ziehen. Die weiter rechts einzuordnenden Formen
haben einen längeren Weg hinter sich als die links von ihnen stehenden, so daß man im
allgemeinen (wenn auch nicht immer) davon ausgehen kann, daß bei ersteren der betreffende
Grammatikalisierungsprozeß früher einsetzte als bei letzteren.7)

5. Motive und pragmatische Faktoren: Was tun Sprecher und Hörer?

Nachdem nun die im engeren Sinne sprachstrukturellen Prozesse bei der Grammatikalisierung
in einigen Grundzügen skizziert wurden, erhebt sich die Frage, welche Motive und welche prag-
matischen Faktoren für die Grammatikalisierung bedeutsam sind.
Sprachwandel findet im Rahmen des kommunikativen Austauschs zwischen Sprecher und
Hörer (bzw. Schreiber und Leser) statt. Er ist gesteuert von den je herrschenden Kommu-
nikationsbedingungen und von den Bedürfnissen der Kommunikationsteilnehmer. Die Sprach-
wissenschaft ist bestrebt, verschiedene dieser Bedingungen und Motive zu isolieren und auf
bestimmte Sprachwandelphänomene zu beziehen (siehe hierzu z.B. Hopper/Traugott
1993:63ff.). Bei aller Verschiedenheit der Ansätze werden in diesem Zusammenhang meist
zwei Faktoren genannt, die bei Sprachwandelfragen einbezogen werden müssen. Es handelt sich
um die beiden "Prinzipien" der Ökonomie und der Deutlichkeit bzw. der Expressivität, die oft
als gegenläufige Motive für Sprachwandelprozesse aufgefaßt werden.8) Das Prinzip der

(7) Eine differenziertere Bewertung von Grammatikalisierungsgraden erzielt man mit Hilfe der
von Lehmann (1985) entwickelten Grammatikalisierungsparameter. Diese erfassen formale,
semantische und pragmatische Faktoren getrennt und nicht global, wie es die fünf Stufen der
Skala tun. Einem in Grammatikalisierung befindlichen Element können bezüglich der einzelnen
Parameter divergierende Grammatikalisierungsgrade zugewiesen werden, wodurch graduelle
Übergänge noch deutlicher hervortreten.

(8) Vgl. z.B. Havers (1931:171), der mit Bezug auf von der Gabelentz feststellt, "daß sich die
Geschichte der Sprachen in der Diagonale zweier Kräfte bewege, des Bequemlichkeitstriebes
und des Deutlichkeitstriebes"; ähnlich Hopper/Traugott (1993:64).

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Finales Manuskript, veröffentlicht in: Der Deutschunterricht 52, Heft 3, 28-40.
Expressivität wird hier nicht weiter behandelt (sehr aufschlußreich ist hierzu Lehmann 1985).
Dagegen soll ein Blick auf das Prinzip der Ökonomie geworfen und der pragmatische
Mechanismus der "konversationellen Implikatur" (s.u.) erläutert werden.
Das Motiv der Ökonomie, d.h. der Sparsamkeit und der Vermeidung von Aufwand, wird im
allgemeinen vorrangig zur Erklärung phonologischen Wandels herangezogen. So führt das Be-
dürfnis nach Sprecherleichterung, also nach Ökonomie im artikulatorischen Aufwand und in der
Artikulationszeit, die sich durch leichte Produzierbarkeit der Lautkette und schnelles Tempo
erreichen läßt, zu phonologisch reduzierten Formen, wie z.B. tach für guten Tag. Daneben kann
aber auch die Vermeidung potentiell konfliktträchtiger Sprechakte, also die Ersparung des
kommunikativen Aufwands, der zur Behebung von interpersonalen Störungen nötig wäre, unter
das Ökonomieprinzip gefaßt werden. Je weniger der Sprecher explizit sagt, desto weniger muß
er verantworten, desto geringer ist sein kommunikativer Aufwand.
Hieraus erklärt sich (u.a.) die allgemein bekannte Tendenz, weniger zu sagen als gemeint ist.
Diese Tendenz soll hier an einer häufig angewendeten Strategie zur Formulierung von Bitten,
Befehlen oder Verboten illustriert werden. Ein Satz wie (15) wird oft nicht im Sinne von (16),
sondern im Sinne von (17) verwendet, d.h. das Modalverb können mit der Bedeutung ‘in der
Lage sein, die Möglichkeit haben’ wird im Sinne des deontischen Modalverbs dürfen ‘die
Erlaubnis haben’ gebraucht.
(15) Du kannst heute nicht ins Kino gehen,
(16) ‘Du hast heute nicht die Möglichkeit/bist heute nicht in der Lage, ins Kino zu gehen.’
(17) ‘Du darfst heute nicht ins Kino gehen.’

Der Grund für diese extrem häufige Praxis besteht natürlich darin, daß es interaktiv proble-
matisch ist und mehr Aufwand erfordert, ein Verbot aussprechen, als schlicht und scheinbar
unbeteiligt festzustellen, daß eine Möglichkeit, Fähigkeit (o.ä.) nicht vorhanden ist. Daher wird
letzteres explizit ausgesprochen, ersteres dagegen wird nicht sprachlich realisiert, so daß der
Sprecher nicht dafür zur Verantwortung gezogen werden kann. Dies zeigt sich z.B. darin, daß
(15) zu einem Dialog ausgeweitet werden kann, bei dem der Sprecher abstreitet, mit seiner
Äußerung ein Verbot ausgesprochen zu haben:
(18) A: Du kannst heute nicht ins Kino gehen.
B: Du hast nicht das Recht, mir irgendetwas zu verbieten.
A: Ich habe dir nichts verboten, ich habe nur gesagt, daß ein Kinobesuch heute
nicht möglich ist.

Auf (möglicherweise) Mitgemeintes kann der Sprecher also nicht festgelegt werden. Gleich-
zeitig bedeutet dies jedoch, daß der Hörer bereit oder in der Lage sein muß, aus dem Gesagten
das eigentlich Gemeinte (oder das vermutlich Gemeinte) zu erschließen. Dieser Schlußprozeß
des Hörer auf das implizit Mitgemeinte wird nach Grice (1989 [1975]) "konversationelle
Implikatur" genannt (vgl. auch Hopper/Traugott 1993:72). Eine konversationelle Implikatur
kommt vor allem dann zustande, wenn die Äußerung ansonsten wenig informativ oder sinnvoll
wäre. Im obigen Fall wird der Hörer in einer entsprechenden Situation erkennen, daß die
Interpretation von (15) im Sinne von (16) kaum kommunikativen Sinn macht. Wieso sollte der
Sprecher sich darüber äußern, wozu der Hörer in der Lage ist bzw. wozu er nicht in der Lage
ist? Der kommunikative Gehalt der Äußerung erhöht sich, wenn der Hörer unterstellt, daß der
Sprecher, indem er das Nicht-Vorhandensein einer Möglichkeit zum Ausdruck bringt, eigentlich
ein Verbot meint.

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Wenn nun eine solche konversationelle Implikatur in einer Sprachgemeinschaft häufig
vorkommt, dann kann dies zu einer Bedeutungsverschiebung bestimmter Elemente der Äuße-
rung führen. Das ursprünglich Mitgemeinte, die konversationell implizierte Bedeutung, geht auf
ein sprachliches Element der Äußerung über, das dann diese Bedeutung als Bestandteil seiner
semantischen Struktur aufnimmt. Diese neue Bedeutung ist nicht mehr auf das Vorhandensein
eines bestimmten situativen Rahmens und entsprechender Schlußfolgerungen des Hörers
angewiesen, sondern sie ist zum semantischen Merkmal des betreffenden sprachlichen Zeichen
geworden. Konversationelle Implikaturen sind also ein zentraler Faktor beim
Bedeutungswandel (Grice 1989 [1975]).
Bei können ist dieser Bedeutungswandel noch nicht vollzogen; die konversationelle Impli-
katur ist jederzeit aufhebbar, und der Sprecher kann sich, wie (18) zeigt, auf die eigentliche
Wortbedeutung zurückziehen (vgl. auch Sequenzen wie Kann ich ins Kino gehen? ─ Ich weiß
nicht, ob du kannst, aber ich weiß, daß du nicht darfst). Mit dürfen dagegen, dessen
Wortbedeutung ‘die Erlaubnis haben’ ist, ist ein Dialog wie (18) nicht möglich.
Der durch konversationelle Implikaturen gesteuerte Bedeutungswandel spielt insbesondere in
den Anfangsstadien von Grammatikalisierungsvorgängen eine wichtige Rolle (Traugott/König
1991). Dies sei abschließend am Beispiel der Konjunktion weil erläutert (die sich, wie erwähnt,
aus einem Substantiv entwickelte).
Die Konstruktion (al) die wîle daz und auch die reduzierten Form die wîle/dieweil oder
weyl/weil hatten zunächst die temporale Bedeutung ‘während, so lange als’, die sich direkt aus
dem ursprünglichen Substantiv Weile (‘unbestimmter Zeitabschnitt’) ergibt. Die folgenden
Beispiele zeigen diese temporale Bedeutung (nach DWB 28, Sp. 762ff.; 20 ist die alte Version
eines heute noch geläufigen Sprichwortes):
(19) weyl die paten das kind noch hallten ynn der tauffe, sol yhm der prieser die hauben
auffsetzen. (Luther 12, 46)
‘während/in der Zeit, in der die Paten das Kind halten ...’
(20) Man muß das Eisen schmieden, weil es warm ist.
‘Man muß das Eisen schmieden, in der Zeit, in der/während/solange es warm ist.’

Heute hat weil kausale Bedeutung, eine temporale Interpretation ist ausgeschlossen (wie man an
der Veränderung des Sprichwortes in 20 sieht). Dieser Bedeutungswandel von temporaler, noch
stark lexikalischer Bedeutung zu kausaler, d.h. verstärkt relationaler Bedeutung basiert auf einer
typischen konversationellen Implikatur, nämlich auf der Annahme, daß bei entsprechendem
Kontext die Erwähnung des zeitlichen Verhältnisses zwischen zwei dargestellten Sachverhalten
im Grunde irrelevant ist und daß stattdessen ein anderer, zwar unausgesprochener, aber mitge-
meinter Zusammenhang zwischen diesen Sachverhalten besteht. Diese konversationelle
Implikatur ist, wie Traugott/König (1991) zeigen, ein typischer und oft beobachtbarer
Mechanismus bei der Entstehung von kausalen Konjunktionen. Bezogen auf die Entwicklung
von weil könnte eine solche Implikatur in Sätzen wie dem folgenden zur Anwendung
gekommen sein:
(20) dieweil Mose seine Hände emporhielt, siegete Israel. (Luther, nach Paul/Henne 1992)

Hier ist die temporale Interpretation von dieweil zwar nicht ausgeschlossen, sinnvoller ist
jedoch die kausale Interpretation, die die gleichzeitig mit dem Hauptsatzgeschehen erfolgende
Tätigkeit Moses als Grund für das Eintreten des Hauptsatzgeschehens auffaßt. Im heutigen
Deutsch ist diese konversationelle Implikatur eines kausalen Zusammenhangs in die

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Wortbedeutung von weil übergegangen. Es hat ein Bedeutungswandel stattgefunden, der hier
verbunden ist mit der Grammatikalisierung zur kausalen Konjunktion.
Semantischer Wandel allein, gleich welcher Art, ist natürlich kein hinreichendes Kriterium
für Grammatikalisierung; hierzu müssen vielmehr strukturell-formale und funktionale Verände-
rungen auftreten, wie sie in den vorhergehenden Abschnitten angesprochen wurden (neben den
hier behandelten sind weitere Faktoren für Grammatikalisierungsvorgänge relevant). Der
semantische Wandel über konversationelle Implikaturen wurde hier etwas ausführlicher behan-
delt, da an ihm sehr deutlich wird, in welchem Ausmaß pragmatische Faktoren, insbesondere
die Interpretationsleistungen der Kommunikationspartner, an Sprachwandelvorgängen beteiligt
sind.

6. Projektvorschläge

Abschließend seien einige Anregungen für die Bearbeitung des Themas "Grammatikalisierung"
im Deutschunterricht gegeben. Die folgenden "Projektvorschläge" sind als Aufgaben formuliert,
die in Umfang und theoretischer Auseinandersetzung variabel gestaltet werden können.

(a) Sammeln Sie in aktuellen Texten (z.B. in Zeitungen) Belege für komplexe Konstruk-
tionen mit potentiellen Hilfsverben. Sie werden vermutlich Konstruktionen wie die
folgenden finden: die Verhandlungen drohen/scheinen zu scheitern; das dürfte zu Ver-
spätungen führen; die Verhandlungen dürften/könnten scheitern; es verspricht/beginnt
interessant zu werden; sie bekommt einen Preis verliehen; sie hat ihr Zimmer auf-
zuräumen, das Zimmer ist abzuschließen. Versuchen Sie mit Hilfe einer beliebigen
Grammatik des Deutschen zu ermitteln, welcher grammatischen Kategorie sich die ein-
zelnen Konstruktionen annähern (Tempus, Modus, Passiv) und kontrastieren Sie die
noch nicht grammatikalisierten Konstruktionen mit den grammatikalisierten Formen der
entsprechenden grammatischen Kategorie; z.B. Die Verhandlungen drohen zu scheitern
vs. Die Verhandlungen werden scheitern (Futur).

(b) Erstellen sie analog zu bloß in den Beispielen (2a) und (2b) eine Liste von Partikeln, die
gleichzeitig als lexikalische Zeichen gebraucht werden, z.B. ruhig, eben, wohl, gerade
(nützlich ist hier das "Lexikon deutscher Partikeln" von Helbig 1988). Ermitteln Sie die
Bedeutungsentwicklung dieser Wörter (z.B. mit Hilfe von Paul/Henne 1992) und
überprüfen Sie, ob auch hier lexikalische Bedeutungen früher als grammatische
Bedeutungen bzw. Funktionen belegt sind.

(c) Ordnen Sie die verschiedenen Methoden der Bildung von Vergangenheitstempora im
heutigen Deutsch (Periphrase wie ich habe gelacht, ich bin geschwommen; Dentalsuffix
wie ich lachte; Ablaut wie ich schwamm) verschiedenen Stufen der Grammatika-
lisierungsskala zu und überprüfen Sie, ob das historische Alter der verschiedenen Bil-
dungsweisen mit ihren jeweiligen Grammatikalisierungsgraden korreliert, ob z.B. die
am stärksten grammatikalisierte Bildungsweise tatsächlich die älteste ist (Hilfsmittel:
Kern/Zutt 1977, Dal 1966, Hopper 1991).

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Finales Manuskript, veröffentlicht in: Der Deutschunterricht 52, Heft 3, 28-40.

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