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Bundesgesetzblatt Jahrgang 2007 Teil I Nr. 45, ausgegeben zu Bonn am 5.

September 2007 2169

Bekanntmachung
der Neufassung des Transfusionsgesetzes
Vom 28. August 2007

Auf Grund des Artikels 7 des Gewebegesetzes vom 20. Juli 2007 (BGBl. I
S. 1574) wird nachstehend der Wortlaut des Transfusionsgesetzes in der seit
dem 1. August 2007 geltenden Fassung bekannt gemacht. Die Neufassung be-
rücksichtigt:
1. das nach seinem § 39 teils am 7. Juli 1998, teils am 7. Juli 2000, teils am
7. Juli 2001 in Kraft getretene Gesetz vom 1. Juli 1998 (BGBl. I S. 1752),
2. den am 1. Januar 2002 in Kraft getretenen Artikel 7 des Gesetzes vom
23. Oktober 2001 (BGBl. I S. 2702),
3. den am 28. November 2003 in Kraft getretenen Artikel 20 der Verordnung
vom 25. November 2003 (BGBl. I S. 2304),
4. den nach seinem Artikel 9 teils am 19. Februar 2005, teils am 1. Juli 2005 in
Kraft getretenen Artikel 1 des Gesetzes vom 10. Februar 2005 (BGBl. I
S. 234),
5. den am 8. November 2006 in Kraft getretenen Artikel 36 der Verordnung vom
31. Oktober 2006 (BGBl. I S. 2407),
6. den am 1. August 2007 in Kraft getretenen Artikel 3 des eingangs genannten
Gesetzes.

Bonn, den 28. August 2007

Die Bundesministerin für Gesundheit


Ulla Schmidt

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2170 Bundesgesetzblatt Jahrgang 2007 Teil I Nr. 45, ausgegeben zu Bonn am 5. September 2007

Gesetz
zur Regelung des Transfusionswesens
(Transfusionsgesetz – TFG)*)

Erster Abschnitt tens von Versorgungsengpässen. Sie legen die Einzel-


heiten der Zusammenarbeit in einer Vereinbarung fest.
Zweck des Gesetzes, Begriffsbestimmungen
(3) Die spendenden Personen leisten einen wertvol-
§1 len Dienst für die Gemeinschaft. Sie sind aus Gründen
des Gesundheitsschutzes von den Spendeeinrichtun-
Zweck des Gesetzes gen besonders vertrauensvoll und verantwortungsvoll
Zweck dieses Gesetzes ist es, nach Maßgabe der zu betreuen.
nachfolgenden Vorschriften zur Gewinnung von Blut (4) Die nach Landesrecht zuständigen Stellen und
und Blutbestandteilen von Menschen und zur Anwen- die für die gesundheitliche Aufklärung zuständige Bun-
dung von Blutprodukten für eine sichere Gewinnung desoberbehörde sollen die Aufklärung der Bevölkerung
von Blut und Blutbestandteilen und für eine gesicherte über die freiwillige und unentgeltliche Blut- und Plas-
und sichere Versorgung der Bevölkerung mit Blutpro- maspende fördern.
dukten zu sorgen und deshalb die Selbstversorgung
mit Blut und Plasma auf der Basis der freiwilligen und §4
unentgeltlichen Blutspende zu fördern.
Anforderungen an die Spendeeinrichtungen
§2 Eine Spendeeinrichtung darf nur betrieben werden,
wenn
Begriffsbestimmungen
1. eine ausreichende personelle, bauliche, räumliche
Im Sinne dieses Gesetzes und technische Ausstattung vorhanden ist,
1. ist Spende die bei Menschen entnommene Menge 2. die Spendeeinrichtung oder der Träger von Spen-
an Blut oder Blutbestandteilen, die Wirkstoff oder deeinrichtungen eine leitende ärztliche Person be-
Arzneimittel ist oder zur Herstellung von Wirkstoffen stellt hat, die die erforderliche Sachkunde nach
oder Arzneimitteln und anderen Produkten zur An- dem Stand der medizinischen Wissenschaft besitzt,
wendung bei Menschen bestimmt ist, und
2. ist Spendeeinrichtung eine Einrichtung, die Spenden 3. bei der Durchführung der Spendeentnahmen von ei-
entnimmt oder deren Tätigkeit auf die Entnahme von nem Menschen eine ärztliche Person vorhanden ist.
Spenden und, soweit diese zur Anwendung be-
Die leitende ärztliche Person nach Satz 1 Nr. 2 kann
stimmt sind, auf deren Testung, Verarbeitung, Lage-
zugleich die ärztliche Person nach Satz 1 Nr. 3 sein.
rung und das Inverkehrbringen gerichtet ist,
Der Schutz der Persönlichkeitssphäre der spendenden
3. sind Blutprodukte Blutzubereitungen im Sinne von Personen, eine ordnungsgemäße Spendeentnahme
§ 4 Abs. 2 des Arzneimittelgesetzes, Sera aus und die Voraussetzungen für eine notfallmedizinische
menschlichem Blut im Sinne des § 4 Abs. 3 des Arz- Versorgung der spendenden Personen sind sicher-
neimittelgesetzes und Blutbestandteile, die zur Her- zustellen.
stellung von Wirkstoffen oder Arzneimitteln be-
stimmt sind. §5
Auswahl der spendenden Personen
Zweiter Abschnitt
(1) Es dürfen nur Personen zur Spendeentnahme zu-
Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen gelassen werden, die unter der Verantwortung einer
ärztlichen Person nach dem Stand der medizinischen
§3 Wissenschaft und Technik für tauglich befunden wor-
Versorgungsauftrag den sind und die Tauglichkeit durch eine ärztliche Per-
son festgestellt worden ist. Die Zulassung zur Spende-
(1) Die Spendeeinrichtungen haben die Aufgabe, entnahme soll nicht erfolgen, soweit und solange die
Blut und Blutbestandteile zur Versorgung der Bevölke- spendewillige Person nach Richtlinien der Bundesärz-
rung mit Blutprodukten zu gewinnen. tekammer von der Spendeentnahme auszuschließen
(2) Zur Erfüllung der Aufgabe gemäß Absatz 1 arbei- oder zurückzustellen ist.
ten die Spendeeinrichtungen zusammen. Sie unterstüt- (2) Bei der Gewinnung von Eigenblut, Blut zur
zen sich gegenseitig, insbesondere im Falle des Auftre- Stammzellseparation und Plasma zur Fraktionierung
ist die Tauglichkeit der spendenden Personen auch
*) Dieses Gesetz dient der Umsetzung der Richtlinie 2002/98/EG des
Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Januar 2003 zur
nach den Besonderheiten dieser Blutprodukte zu beur-
Festlegung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards für die Gewin- teilen.
nung, Testung, Verarbeitung, Lagerung und Verteilung von mensch-
lichem Blut und Blutbestandteilen und zur Änderung der Richtlinie
(3) Die für die Leitung der Qualitätskontrolle nach
2001/83/EG (ABl. EU Nr. L 33 S. 30) sowie der Richtlinie 2004/23/ § 14 Abs. 1 Nr. 2 des Arzneimittelgesetzes zuständige
EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 31. März Person hat dafür zu sorgen, dass die spendende Per-
2004 zur Festlegung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards für son vor der Freigabe der Spende nach dem Stand der
die Spende, Beschaffung, Testung, Verarbeitung, Konservierung,
Lagerung und Verteilung von menschlichen Geweben und Zellen medizinischen Wissenschaft und Technik auf Infekti-
(ABl. EU Nr. L 102 S. 48). onsmarker, mindestens auf Humanes Immundefekt Vi-

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rus (HIV)-, Hepatitis B- und Hepatitis C-Virus-Infekti- 4. ein dem Stand der medizinischen Wissenschaft ent-
onsmarker untersucht wird. Bei Eigenblutentnahmen sprechender Immunisierungsplan vorliegt,
sind diese Untersuchungen nach den Besonderheiten 5. die ärztliche Kontrolle des Gesundheitszustandes
dieser Entnahmen durchzuführen. Anordnungen der zu- der spendenden Personen während der Immunisie-
ständigen Bundesoberbehörde bleiben unberührt. rungsphase gewährleistet ist,
6. der zuständigen Behörde die Durchführung des Im-
§6
munisierungsprogramms angezeigt worden ist und
Aufklärung, Einwilligung
7. das zustimmende Votum einer nach Landesrecht ge-
(1) Eine Spendeentnahme darf nur durchgeführt wer- bildeten und für die ärztliche Person nach Satz 1
den, wenn die spendende Person vorher in einer für sie Nr. 3 zuständigen und unabhängigen Ethik-Kommis-
verständlichen Form über Wesen, Bedeutung und sion vorliegt.
Durchführung der Spendeentnahme und der Untersu- Mit der Anzeige an die zuständige Behörde und der
chungen sachkundig aufgeklärt worden ist und in die Einholung des Votums der Ethik-Kommission nach
Spendeentnahme und die Untersuchungen eingewilligt Nummern 6 und 7 dürfen keine personenbezogenen
hat. Aufklärung und Einwilligung sind von der spenden- Daten übermittelt werden. Zur Immunisierung sollen zu-
den Person schriftlich zu bestätigen. Sie muss mit der gelassene Arzneimittel angewendet werden.
Einwilligung gleichzeitig erklären, dass die Spende ver-
wendbar ist, sofern sie nicht vom vertraulichen Selbst- (3) Von der Durchführung des Immunisierungspro-
ausschluss Gebrauch macht. gramms ist auf der Grundlage des Immunisierungspla-
nes ein Protokoll anzufertigen (Immunisierungsproto-
(2) Die spendende Person ist über die mit der Spen- koll). Für das Immunisierungsprotokoll gilt § 11 entspre-
deentnahme verbundene Erhebung, Verarbeitung und chend. Dies muss Aufzeichnungen über alle Ereignisse
Nutzung personenbezogener Daten aufzuklären. Die enthalten, die im Zusammenhang mit der Durchführung
Aufklärung ist von der spendenden Person schriftlich des Immunisierungsprogramms auftreten und die Ge-
zu bestätigen. sundheit der spendenden Person oder den gewünsch-
ten Erfolg des Immunisierungsprogramms beeinträchti-
§7 gen können. Zur Immunisierung angewendete Erythro-
Anforderungen zur Entnahme der Spende zytenpräparate sind zu dokumentieren und der immu-
nisierten Person zu bescheinigen.
(1) Die anlässlich der Spendeentnahme vorzuneh-
mende Feststellung der Identität der spendenden Per- (4) Die in Absatz 3 Satz 3 genannten Ereignisse sind
son, die durchzuführenden Laboruntersuchungen und von der die Durchführung des Immunisierungspro-
die Entnahme der Spende haben nach dem Stand der gramms leitenden ärztlichen Person der Ethik-Kommis-
medizinischen Wissenschaft und Technik zu erfolgen. sion, der zuständigen Behörde und dem pharmazeuti-
schen Unternehmer des zur Immunisierung verwende-
(2) Die Entnahme der Spende darf nur durch eine ten Arzneimittels unverzüglich mitzuteilen. Von betrof-
ärztliche Person oder durch anderes qualifiziertes Per- fenen immunisierten Personen werden das Geburtsda-
sonal unter der Verantwortung einer ärztlichen Person tum und die Angabe des Geschlechtes übermittelt.
erfolgen.
§9
§8
Blutstammzellen und andere Blutbestandteile
Spenderimmunisierung
(1) Die für die Separation von Blutstammzellen und
(1) Eine für die Gewinnung von Plasma zur Herstel- anderen Blutbestandteilen erforderliche Vorbehandlung
lung von speziellen Immunglobulinen erforderliche der spendenden Personen ist nach dem Stand der
Spenderimmunisierung darf nur durchgeführt werden, medizinischen Wissenschaft durchzuführen. § 8 Abs. 2
wenn und solange sie im Interesse einer ausreichenden bis 4 gilt entsprechend.
Versorgung der Bevölkerung mit diesen Arzneimitteln (2) Die für die medizinische Dokumentation und In-
geboten ist. Sie ist nach dem Stand der medizinischen formation zuständige Bundesbehörde errichtet ein für
Wissenschaft und Technik durchzuführen. die Öffentlichkeit zugängliches Register über Einrich-
(2) Ein Immunisierungsprogramm darf nur durchge- tungen, die Blutstammzellzubereitungen herstellen
führt werden, wenn und solange und in den Verkehr bringen oder einführen, und stellt
dessen laufenden Betrieb sicher. Das Register enthält
1. die Risiken, die mit ihm für die Personen verbunden
die von den zuständigen Behörden der Länder zur
sind, bei denen es durchgeführt werden soll, ärztlich
Verfügung gestellten Angaben zur Identifikation und
vertretbar sind,
Erreichbarkeit der Einrichtungen sowie zu den Tätigkei-
2. die Personen, bei denen es durchgeführt werden ten, für die jeweils die Herstellungs- und Einfuhrerlaub-
soll, ihre schriftliche Einwilligung hierzu erteilt haben, nis erteilt worden ist, nach Maßgabe der Rechtsverord-
nachdem sie durch eine ärztliche Person über We- nung nach Absatz 3. Für ihre Leistungen zur Bereitstel-
sen, Bedeutung und Risiken der Immunisierung so- lung der Angaben kann die zuständige Bundesbehörde
wie die damit verbundene Erhebung, Verarbeitung Entgelte verlangen. Der Entgeltkatalog bedarf der Zu-
und Nutzung personenbezogener Daten aufgeklärt stimmung des Bundesministeriums für Gesundheit.
worden sind und dies schriftlich bestätigt haben, (3) Das Bundesministerium für Gesundheit wird er-
3. seine Durchführung von einer ärztlichen Person, die mächtigt, mit Zustimmung des Bundesrates durch
nach dem Stand der medizinischen Wissenschaft Rechtsverordnung Näheres zur Art, Erhebung, Dar-
sachkundig ist, geleitet wird, stellungsweise und Bereitstellung der Angaben nach

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Absatz 2 Satz 2, einschließlich Entgeltbefreiungen, zu diesem Abschnitt regeln, sofern dies zur Abwehr von
erlassen. In der Rechtsverordnung kann auch eine Gefahren für die Gesundheit von Menschen oder zur
Übermittlung der Angaben an Einrichtungen und Behör- Risikovorsorge erforderlich ist. In der Rechtsverord-
den innerhalb und außerhalb des Geltungsbereiches nung kann insbesondere das Nähere zu den Anforde-
dieses Gesetzes vorgesehen werden. rungen an
1. die Spendeeinrichtungen,
§ 10
2. die Auswahl und Untersuchung der spendenden
Aufwandsentschädigung Personen,
Die Spendeentnahme soll unentgeltlich erfolgen. Der 3. die Aufklärung und Einwilligung der spendenden
spendenden Person kann eine Aufwandsentschädi- Personen,
gung gewährt werden, die sich an dem unmittelbaren
Aufwand je nach Spendeart orientieren soll. 4. die Spendeentnahme,
5. die Spenderimmunisierung und die Vorbehandlung
§ 11 zur Blutstammzellentnahme und
Spenderdokumentation, Datenschutz 6. die Dokumentation der Spendeentnahme und den
(1) Jede Spendeentnahme und die damit verbunde- Schutz der dokumentierten Daten
nen Maßnahmen sind unbeschadet ärztlicher Doku- geregelt werden. Das Bundesministerium für Gesund-
mentationspflichten für die in diesem Gesetz geregel- heit kann die Ermächtigung nach Satz 1 durch Rechts-
ten Zwecke, für Zwecke der ärztlichen Behandlung der verordnung ohne Zustimmung des Bundesrates auf die
spendenden Person und für Zwecke der Risikoerfas- zuständige Bundesoberbehörde übertragen.
sung nach dem Arzneimittelgesetz zu protokollieren.
Die Aufzeichnungen sind mindestens fünfzehn Jahre, § 12a
im Falle der §§ 8 und 9 Abs. 1 mindestens zwanzig
Jahre und die Angaben, die für die Rückverfolgung be- Richtlinien zum
nötigt werden, mindestens dreißig Jahre lang aufzube- Stand der Erkenntnisse der
wahren und zu vernichten oder zu löschen, wenn die medizinischen Wissenschaft und Technik zur
Aufbewahrung nicht mehr erforderlich ist. Sie müssen Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen
so geordnet sein, dass ein unverzüglicher Zugriff mög- (1) Die Bundesärztekammer kann den allgemein an-
lich ist. Werden die Aufzeichnungen länger als dreißig erkannten Stand der Erkenntnisse der medizinischen
Jahre nach der letzten bei der Spendeeinrichtung do- Wissenschaft und Technik zur Gewinnung von Blut
kumentierten Spende desselben Spenders aufbewahrt, und Blutbestandteilen ergänzend zu den Vorschriften
sind sie zu anonymisieren. der Rechtsverordnung nach § 12 im Einvernehmen mit
(2) Die Spendeeinrichtungen dürfen personenbezo- der zuständigen Bundesoberbehörde in Richtlinien
gene Daten der spendenden Personen erheben, verar- feststellen. Bei der Erarbeitung der Richtlinien ist die
beiten und nutzen, soweit das für die in Absatz 1 ge- angemessene Beteiligung von Sachverständigen der
nannten Zwecke erforderlich ist. Sie übermitteln die betroffenen Fach- und Verkehrskreise und der zustän-
protokollierten Daten den zuständigen Behörden und digen Behörden von Bund und Ländern sicherzustellen.
der zuständigen Bundesoberbehörde, soweit dies zur Die Richtlinien werden von der zuständigen Bundes-
Erfüllung der Überwachungsaufgaben nach dem Arz- oberbehörde im Bundesanzeiger bekannt gemacht.
neimittelgesetz oder zur Verfolgung von Straftaten oder (2) Die Einhaltung des Standes der Erkenntnisse der
Ordnungswidrigkeiten, die im engen Zusammenhang medizinischen Wissenschaft und Technik wird vermu-
mit der Spendeentnahme stehen, erforderlich ist. Zur tet, wenn die Richtlinien der Bundesärztekammer nach
Risikoerfassung nach dem Arzneimittelgesetz sind das Absatz 1 beachtet worden sind.
Geburtsdatum und das Geschlecht der spendenden
Person anzugeben. Dritter Abschnitt

§ 11a Anwendung von Blutprodukten


Blutdepots § 13
Für Blutdepots der Einrichtungen der Krankenversor- Anforderungen an die Durchführung
gung, die ausschließlich für interne Zwecke, einschließ-
lich der Anwendung, Blutprodukte lagern und abgeben, (1) Blutprodukte sind nach dem Stand der medizi-
gelten die Vorschriften des § 3 Abs. 1 Satz 1, 3 und 4, nischen Wissenschaft und Technik anzuwenden. Es
§ 4 Abs. 1 Satz 1 und 2, § 7 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 und 4 müssen die Anforderungen an die Identitätssicherung,
und § 20 Abs. 2 der Arzneimittel- und Wirkstoffherstel- die vorbereitenden Untersuchungen, einschließlich der
lungsverordnung sowie § 16 Abs. 2 und § 19 Abs. 3 vorgesehenen Testung auf Infektionsmarker und die
entsprechend. Rückstellproben, die Technik der Anwendung sowie
die Aufklärung und Einwilligung beachtet werden. Ärzt-
§ 12 liche Personen, die im Zusammenhang mit der An-
wendung von Blutprodukten Laboruntersuchungen
Verordnungsermächtigung durchführen oder anfordern, müssen für diese Tätigkei-
Das Bundesministerium für Gesundheit kann durch ten besonders sachkundig sein. Die Anwendung von
Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates Eigenblut richtet sich auch nach den Besonderheiten
nach Anhörung der Bundesärztekammer und weiterer dieser Blutprodukte. Die zu behandelnden Personen
Sachverständiger die fachlichen Anforderungen nach sind, soweit es nach dem Stand der medizinischen

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Wissenschaft vorgesehen ist, über die Möglichkeit der datum und das Geschlecht der zu behandelnden Per-
Anwendung von Eigenblut aufzuklären. son anzugeben.
(2) Die ärztlichen Personen, die eigenverantwortlich
Blutprodukte anwenden, müssen ausreichende Erfah- § 15
rung in dieser Tätigkeit besitzen. Qualitätssicherung
(1) Einrichtungen der Krankenversorgung, die Blut-
§ 14 produkte anwenden, haben ein System der Qualitätssi-
Dokumentation, Datenschutz cherung für die Anwendung von Blutprodukten nach
(1) Die behandelnde ärztliche Person hat jede An- dem Stand der medizinischen Wissenschaft und Tech-
wendung von Blutprodukten und von gentechnisch her- nik einzurichten. Sie haben eine ärztliche Person zu be-
gestellten Plasmaproteinen zur Behandlung von Hä- stellen, die für die transfusionsmedizinischen Aufgaben
mostasestörungen für die in diesem Gesetz geregelten verantwortlich und mit den dafür erforderlichen Kompe-
Zwecke, für Zwecke der ärztlichen Behandlung der von tenzen ausgestattet ist (transfusionsverantwortliche
der Anwendung betroffenen Personen und für Zwecke Person). Sie haben zusätzlich für jede Behandlungsein-
der Risikoerfassung nach dem Arzneimittelgesetz zu heit, in der Blutprodukte angewendet werden, eine ärzt-
dokumentieren oder dokumentieren zu lassen. Die Do- liche Person zu bestellen, die in der Krankenversorgung
kumentation hat die Aufklärung und die Einwilligungs- tätig ist und über transfusionsmedizinische Grund-
erklärungen, das Ergebnis der Blutgruppenbestim- kenntnisse und Erfahrungen verfügt (transfusionsbe-
mung, soweit die Blutprodukte blutgruppenspezifisch auftragte Person). Hat die Einrichtung der Krankenver-
angewendet werden, die durchgeführten Untersuchun- sorgung eine Spendeeinrichtung oder ein Institut für
gen sowie die Darstellung von Wirkungen und uner- Transfusionsmedizin oder handelt es sich um eine Ein-
wünschten Ereignissen zu umfassen. richtung der Krankenversorgung mit Akutversorgung,
so ist zusätzlich eine Kommission für transfusionsme-
(2) Angewendete Blutprodukte und Plasmaproteine dizinische Angelegenheiten (Transfusionskommission)
im Sinne von Absatz 1 sind von der behandelnden ärzt- zu bilden.
lichen Person oder unter ihrer Verantwortung mit fol-
genden Angaben unverzüglich zu dokumentieren: (2) Im Rahmen des Qualitätssicherungssystems sind
die Qualifikation und die Aufgaben der Personen, die im
1. Patientenidentifikationsnummer oder entsprechende engen Zusammenhang mit der Anwendung von Blut-
eindeutige Angaben zu der zu behandelnden Per- produkten tätig sind, festzulegen. Zusätzlich sind die
son, wie Name, Vorname, Geburtsdatum und Grundsätze für die patientenbezogene Qualitätssiche-
Adresse, rung der Anwendung von Blutprodukten, insbesondere
2. Chargenbezeichnung, der Dokumentation, einschließlich der Dokumentation
der Indikation zur Anwendung von Blutprodukten und
3. Pharmazentralnummer oder
Plasmaproteinen im Sinne von § 14 Abs. 1, und
– Bezeichnung des Präparates des fachübergreifenden Informationsaustausches, die
– Name oder Firma des pharmazeutischen Unter- Überwachung der Anwendung, die anwendungsbezo-
nehmers genen Wirkungen und Nebenwirkungen und zusätzlich
erforderliche therapeutische Maßnahmen festzulegen.
– Menge und Stärke,
4. Datum und Uhrzeit der Anwendung. § 16
Bei Eigenblut sind diese Vorschriften sinngemäß anzu- Unterrichtungspflichten
wenden. Die Einrichtung der Krankenversorgung (Kran- (1) Treten im Zusammenhang mit der Anwendung
kenhaus, andere ärztliche Einrichtung, die Personen von Blutprodukten und gentechnisch hergestellten
behandelt) hat sicherzustellen, dass die Daten der Do- Plasmaproteinen zur Behandlung von Hämostasestö-
kumentation patienten- und produktbezogen genutzt rungen unerwünschte Ereignisse auf, hat die behan-
werden können. delnde ärztliche Person unverzüglich die notwendigen
(3) Die Aufzeichnungen, einschließlich der EDV- Maßnahmen zu ergreifen. Sie unterrichtet die transfusi-
erfassten Daten, müssen mindestens fünfzehn Jahre, onsbeauftragte und die transfusionsverantwortliche
die Daten nach Absatz 2 mindestens dreißig Jahre lang Person oder die sonst nach dem Qualitätssicherungs-
aufbewahrt werden. Sie müssen zu Zwecken der Rück- system der Einrichtung der Krankenversorgung zu un-
verfolgung unverzüglich verfügbar sein. Die Aufzeich- terrichtenden Personen.
nungen sind zu vernichten oder zu löschen, wenn eine (2) Im Falle des Verdachts der unerwünschten Reak-
Aufbewahrung nicht mehr erforderlich ist. Werden die tion eines Blutproduktes ist unverzüglich der pharma-
Aufzeichnungen länger als dreißig Jahre aufbewahrt, zeutische Unternehmer und im Falle des Verdachts ei-
sind sie zu anonymisieren. ner schwerwiegenden unerwünschten Reaktion eines
(4) Die Einrichtungen der Krankenversorgung dürfen Blutproduktes und eines Plasmaproteinpräparates im
personenbezogene Daten der zu behandelnden Perso- Sinne von Absatz 1 zusätzlich die zuständige Bundes-
nen erheben, verarbeiten und nutzen, soweit das für die oberbehörde zu unterrichten. Die Unterrichtung muss
in Absatz 1 genannten Zwecke erforderlich ist. Sie alle notwendigen Angaben wie Bezeichnung des Pro-
übermitteln die dokumentierten Daten den zuständigen duktes, Name oder Firma des pharmazeutischen Unter-
Behörden, soweit dies zur Verfolgung von Straftaten, nehmers und die Chargenbezeichnung enthalten. Von
die im engen Zusammenhang mit der Anwendung von der Person, bei der der Verdacht auf die unerwünschten
Blutprodukten stehen, erforderlich ist. Zur Risikoerfas- Reaktionen aufgetreten ist, sind das Geburtsdatum und
sung nach dem Arzneimittelgesetz sind das Geburts- das Geschlecht anzugeben.

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(3) Die berufsrechtlichen Mitteilungspflichten bleiben Vierter Abschnitt


unberührt.
Rückverfolgung
§ 17 § 19
Nicht angewendete Blutprodukte Verfahren

(1) Nicht angewendete Blutprodukte sind innerhalb (1) Wird von einer Spendeeinrichtung festgestellt
der Einrichtungen der Krankenversorgung sachgerecht oder hat sie begründeten Verdacht, dass eine spen-
zu lagern, zu transportieren, abzugeben oder zu entsor- dende Person mit HIV, mit Hepatitis-Viren oder anderen
gen. Transport und Abgabe von Blutprodukten aus zel- Erregern, die zu schwerwiegenden Krankheitsverläufen
lulären Blutbestandteilen und Frischplasma dürfen nur führen können, infiziert ist, ist die entnommene Spende
nach einem im Rahmen des Qualitätssicherungssys- auszusondern und dem Verbleib vorangegangener
tems schriftlich festgelegten Verfahren erfolgen. Nicht Spenden nachzugehen. Das Verfahren zur Überprüfung
angewendete Eigenblutentnahmen dürfen nicht an an- des Verdachts und zur Rückverfolgung richtet sich
deren Personen angewendet werden. nach dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Es sind insbesondere folgende Sorgfaltspflichten zu
(2) Der Verbleib nicht angewendeter Blutprodukte ist beachten:
zu dokumentieren. 1. der Rückverfolgungszeitraum für vorangegangene
Spenden zum Schutz vor den jeweiligen Übertra-
§ 18 gungsrisiken muss angemessen sein,

Stand der 2. eine als infektiös verdächtige Spende muss gesperrt


medizinischen Wissenschaft und Technik werden, bis durch Wiederholungs- oder Bestäti-
zur Anwendung von Blutprodukten gungstestergebnisse über das weitere Vorgehen
entschieden worden ist,
(1) Die Bundesärztekammer stellt im Einvernehmen 3. es muss unverzüglich Klarheit über den Infektions-
mit der zuständigen Bundesoberbehörde und nach An- status der spendenden Person und über ihre infek-
hörung von Sachverständigen unter Berücksichtigung tionsverdächtigen Spenden gewonnen werden,
der Richtlinien und Empfehlungen der Europäischen
Union, des Europarates und der Weltgesundheitsorga- 4. eine nachweislich infektiöse Spende muss sicher
nisation zu Blut und Blutbestandteilen in Richtlinien den ausgesondert werden,
allgemein anerkannten Stand der medizinischen Wis- 5. die notwendigen Informationsverfahren müssen ein-
senschaft und Technik insbesondere für gehalten werden, wobei § 16 Abs. 2 Satz 3 entspre-
chend gilt, und
1. die Anwendung von Blutprodukten, einschließlich
der Dokumentation der Indikation zur Anwendung 6. die Einleitung des Rückverfolgungsverfahrens ist un-
von Blutprodukten und Plasmaproteinen im Sinne verzüglich der zuständigen Behörde anzuzeigen,
von § 14 Abs. 1, die Testung auf Infektionsmarker wenn die Bestätigungstestergebnisse die Infektiosi-
der zu behandelnden Personen anlässlich der An- tät bestätigen, fraglich sind oder eine Nachtestung
wendung von Blutprodukten und die Anforderungen nicht möglich ist; § 16 Abs. 2 Satz 3 gilt entspre-
an die Rückstellproben, chend.
Die verantwortliche ärztliche Person der Spendeein-
2. die Qualitätssicherung der Anwendung von Blutpro- richtung hat die spendende Person unverzüglich über
dukten in den Einrichtungen der Krankenversorgung den anlässlich der Spende gesichert festgestellten In-
und ihre Überwachung durch die Ärzteschaft, fektionsstatus zu unterrichten. Sie hat die spendende
3. die Qualifikation und die Aufgaben der im engen Zu- Person eingehend aufzuklären und zu beraten. Sind
sammenhang mit der Anwendung von Blutproduk- Blutprodukte, bei denen der begründete Verdacht be-
ten tätigen Personen, steht, dass sie Infektionserreger übertragen, angewen-
det worden, so sind die Einrichtungen der Kranken-
4. den Umgang mit nicht angewendeten Blutprodukten versorgung verpflichtet, die behandelten Personen
in den Einrichtungen der Krankenversorgung unverzüglich zu unterrichten und ihnen eine Testung
zu empfehlen. Vor der Testung ist die schriftliche Ein-
fest. Bei der Anhörung ist die angemessene Beteiligung willigung der behandelten Person einzuholen. Die be-
von Sachverständigen der betroffenen Fach- und Ver- handelte Person ist eingehend zu beraten.
kehrskreise, insbesondere der Träger der Spendeein-
richtungen, der Spitzenverbände der Krankenkassen, (2) Wird in einer Einrichtung der Krankenversorgung
der Deutschen Krankenhausgesellschaft, der Kassen- bei einer zu behandelnden oder behandelten Person
ärztlichen Bundesvereinigung sowie der zuständigen festgestellt oder besteht der begründete Verdacht,
Behörden von Bund und Ländern sicherzustellen. Die dass sie durch ein Blutprodukt gemäß Absatz 1 Satz 1
Richtlinien werden von der zuständigen Bundesoberbe- infiziert worden ist, muss die Einrichtung der Kranken-
hörde im Bundesanzeiger bekannt gemacht. versorgung der Ursache der Infektion unverzüglich
nachgehen. Sie hat das für die Infektion oder den Ver-
(2) Es wird vermutet, dass der allgemein anerkannte dacht in Betracht kommende Blutprodukt zu ermitteln
Stand der medizinischen Wissenschaft und Technik zu und die Unterrichtungen entsprechend § 16 Abs. 2 vor-
den Anforderungen nach diesem Abschnitt eingehalten zunehmen. Der pharmazeutische Unternehmer hat zu
worden ist, wenn und soweit die Richtlinien der Bun- veranlassen, dass die spendende Person ermittelt und
desärztekammer nach Absatz 1 beachtet worden sind. eine Nachuntersuchung empfohlen wird. Absatz 1

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Satz 8 gilt entsprechend. Wird die Infektiosität der § 22


spendenden Person bei der Nachuntersuchung bestä- Epidemiologische Daten
tigt oder nicht ausgeschlossen oder ist eine Nachunter-
suchung nicht durchführbar, so findet das Verfahren (1) Die Träger der Spendeeinrichtungen erstellen ge-
nach Absatz 1 entsprechend Anwendung. trennt nach den einzelnen Spendeeinrichtungen viertel-
jährlich und jährlich unter Angabe der Gesamtzahl der
(3) Die Einrichtungen der Krankenversorgung, die getesteten Personen eine Liste über die Anzahl der
Spendeeinrichtungen und die pharmazeutischen Unter- spendenden Personen, die auf einen Infektionsmarker
nehmer haben mit den zuständigen Behörden des Bun- bestätigt positiv getestet worden sind, sowie viertel-
des und der Länder zusammenzuarbeiten, um die Ur- jährlich über die Anzahl der durchgeführten Untersu-
sache der Infektion nach Absatz 2 zu ermitteln. Sie sind chungen. Personen, denen Eigenblut entnommen wor-
insbesondere verpflichtet, die für diesen Zweck erfor- den ist, sind ausgenommen. Die Zahlenangaben sind
derlichen Auskünfte zu erteilen. § 16 Abs. 2 Satz 3 gilt nach den verschiedenen Infektionsmarkern, auf die ge-
entsprechend. testet wird, nach Art der Spende, nach Erstspendewil-
(4) Die nach Absatz 1 bis 3 durchgeführten Maßnah- ligen, Erst- und Wiederholungsspendern, nach Ge-
men sind für Zwecke weiterer Rückverfolgungsverfah- schlecht und Alter, nach möglichem Infektionsweg,
ren und der Risikoerfassung nach dem Arzneimittelge- nach Selbstausschluss, nach Wohnregion sowie nach
setz zu dokumentieren. Vorspenden zu differenzieren. Die Liste ist bis zum
Ende des auf den Berichtszeitraum folgenden Quartals
§ 20 der für die Epidemiologie zuständigen Bundesoberbe-
hörde zuzuleiten. Werden die Listen wiederholt nicht
Verordnungsermächtigung oder unvollständig zugeleitet, ist die für die Überwa-
Das Bundesministerium für Gesundheit wird ermäch- chung zuständige Landesbehörde zu unterrichten. Be-
tigt, nach Anhörung von Sachverständigen eine steht ein infektionsepidemiologisch aufklärungsbedürf-
Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates tiger Sachverhalt, bleibt die Befugnis, die zuständige
zur Regelung der Einzelheiten des Verfahrens der Rück- Landesbehörde und die zuständige Bundesoberbe-
verfolgung zu erlassen, sofern dies zur Abwehr von Ge- hörde zu informieren, unberührt.
fahren für die Gesundheit von Menschen oder zur Risi- (2) Die für die Epidemiologie zuständige Bundes-
kovorsorge erforderlich ist. Mit der Verordnung können oberbehörde stellt die Angaben in anonymisierter Form
insbesondere Regelungen zu einer gesicherten Erken- übersichtlich zusammen und macht eine jährliche Ge-
nung des Infektionsstatus der spendenden und der zu samtübersicht bis zum 30. September des folgenden
behandelnden Personen, zur Dokumentation und Über- Jahres bekannt. Melderbezogene Daten sind streng
mittlung von Daten zu Zwecken der Rückverfolgung, vertraulich zu behandeln.
zum Zeitraum der Rückverfolgung sowie zu Sperrung
und Lagerung von Blutprodukten erlassen werden. § 23
Verordnungsermächtigung
Fünfter Abschnitt
Das Bundesministerium für Gesundheit wird ermäch-
Meldewesen tigt, nach Anhörung von Sachverständigen eine
Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates
§ 21 zur Regelung von Art, Umfang und Darstellungsweise
Koordiniertes Meldewesen der Angaben nach diesem Abschnitt zu erlassen.
(1) Die Träger der Spendeeinrichtungen, die pharma-
Sechster Abschnitt
zeutischen Unternehmer und die Einrichtungen der
Krankenversorgung haben jährlich die Zahlen zu dem Sachverständige
Umfang der Gewinnung von Blut und Blutbestandtei-
len, der Herstellung, des Imports und Exports und des § 24
Verbrauchs von Blutprodukten und Plasmaproteinen im
Arbeitskreis Blut
Sinne von § 14 Abs. 1 sowie die Anzahl der behand-
lungsbedürftigen Personen mit angeborenen Hämosta- Das Bundesministerium für Gesundheit richtet einen
sestörungen der zuständigen Bundesoberbehörde zu Arbeitskreis von Sachverständigen für Blutprodukte
melden. Die Meldungen haben nach Abschluss des Ka- und das Blutspende- und Transfusionswesen ein (Ar-
lenderjahres, spätestens zum 1. März des folgenden beitskreis Blut). Der Arbeitskreis berät die zuständigen
Jahres, zu erfolgen. Erfolgen die Meldungen wiederholt Behörden des Bundes und der Länder. Er nimmt die
nicht oder unvollständig, ist die für die Überwachung nach diesem Gesetz vorgesehenen Anhörungen von
zuständige Landesbehörde zu unterrichten. Sachverständigen bei Erlass von Verordnungen wahr.
Das Bundesministerium für Gesundheit beruft die Mit-
(2) Die zuständige Bundesoberbehörde stellt die ge- glieder des Arbeitskreises auf Vorschlag der Berufs-
meldeten Daten anonymisiert in einem Bericht zusam- und Fachgesellschaften, Standesorganisationen der
men und macht diesen bekannt. Sie hat melderbezo- Ärzteschaft, der Fachverbände der pharmazeutischen
gene Daten streng vertraulich zu behandeln. Unternehmer, einschließlich der staatlichen und kom-
(3) Die Spendeeinrichtungen übersenden der zu- munalen Bluttransfusionsdienste, der Arbeitsgemein-
ständigen Behörde einmal jährlich eine Liste der belie- schaft Plasmapherese und der Blutspendedienste des
ferten Einrichtungen der Krankenversorgung und stel- Deutschen Roten Kreuzes, überregionaler Patienten-
len diese Liste auf Anfrage der zuständigen Bundes- verbände, insbesondere der Hämophilieverbände, des
oberbehörde zur Verfügung. Bundesministeriums der Verteidigung und der Länder.

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2176 Bundesgesetzblatt Jahrgang 2007 Teil I Nr. 45, ausgegeben zu Bonn am 5. September 2007

Der Arbeitskreis gibt sich im Einvernehmen mit dem § 28


Bundesministerium für Gesundheit eine Geschäftsord-
Ausnahmen vom Anwendungsbereich
nung. Das Bundesministerium für Gesundheit bestimmt
und beruft die leitende Person des Arbeitskreises. Es Dieses Gesetz findet keine Anwendung auf die Ent-
kann eine Bundesoberbehörde mit der Geschäftsfüh- nahme einer geringfügigen Menge Blut zu diagnosti-
rung des Arbeitskreises beauftragen. schen Zwecken, auf homöopathische Eigenblutpro-
dukte und auf die Entnahme einer geringfügigen Menge
Siebter Abschnitt Eigenblut zur Herstellung von Produkten für die zahn-
ärztliche Behandlung, sofern diese Produkte in der
Pflichten der Behörden Zahnarztpraxis auf der Grundlage des von der Bundes-
zahnärztekammer festgestellten und in den Zahnärztli-
§ 25 chen Mitteilungen veröffentlichten Standes der medi-
zinischen Wissenschaft und Technik hergestellt und an-
Mitteilungspflichten der Behörden gewendet werden. Satz 1 gilt auch für Blut, das zur
Die für die Durchführung des Gesetzes zuständigen Aufbereitung oder Vermehrung von autologen Körper-
Behörden des Bundes und der Länder teilen sich für die zellen im Rahmen der Gewebezüchtung zur Gewebere-
in diesem Gesetz geregelten Zwecke gegenseitig ihnen generation bestimmt ist.
bekannt gewordene Verdachtsfälle schwerwiegender
Nebenwirkungen von Blutprodukten unverzüglich mit. § 29
§ 16 Abs. 2 Satz 3 gilt entsprechend.
Verhältnis zu anderen Rechtsbereichen

Achter Abschnitt Die Vorschriften des Arzneimittelrechts, des Medizin-


produkterechts und des Seuchenrechts bleiben unbe-
Sondervorschriften rührt, soweit in diesem Gesetz nicht etwas anderes vor-
geschrieben ist. Das Transplantationsrecht findet keine
§ 26 Anwendung.
Bundeswehr
§ 30
(1) Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auf Ein-
Angleichung an Gemeinschaftsrecht
richtungen der Bundeswehr entsprechende Anwen-
dung. (1) Rechtsverordnungen nach diesem Gesetz kön-
nen auch zum Zwecke der Angleichung der Rechtsvor-
(2) Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums
schriften der Mitgliedstaaten der Europäischen Union
der Verteidigung obliegt der Vollzug dieses Gesetzes
erlassen werden, soweit dies zur Durchführung von Ver-
bei der Überwachung den zuständigen Stellen und
ordnungen oder zur Umsetzung von Richtlinien oder
Sachverständigen der Bundeswehr.
Entscheidungen des Rates der Europäischen Union
(3) Das Bundesministerium der Verteidigung kann für oder der Kommission der Europäischen Gemeinschaf-
seinen Geschäftsbereich im Einvernehmen mit dem ten, die Sachbereiche dieses Gesetzes betreffen, erfor-
Bundesministerium für Gesundheit in Einzelfällen Aus- derlich ist.
nahmen von diesem Gesetz und aufgrund dieses Ge- (2) Rechtsverordnungen nach diesem Gesetz, die
setzes erlassenen Rechtsverordnungen zulassen, wenn ausschließlich der Umsetzung von Richtlinien oder Ent-
dies zur Durchführung der besonderen Aufgaben ge- scheidungen des Rates der Europäischen Union oder
rechtfertigt ist und der Schutz der Gesundheit gewahrt der Kommission der Europäischen Gemeinschaften in
bleibt. nationales Recht dienen, bedürfen nicht der Zustim-
mung des Bundesrates.
Neunter Abschnitt
Bestimmung der Zehnter Abschnitt
zuständigen Bundesoberbehörden Straf- und Bußgeldvorschriften
und sonstige Bestimmungen
§ 31
§ 27
Strafvorschriften
Zuständige Bundesoberbehörden
Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geld-
(1) Zuständige Bundesoberbehörde ist das Paul- strafe wird bestraft, wer entgegen § 5 Abs. 3 Satz 1
Ehrlich-Institut. nicht dafür sorgt, dass die spendende Person vor der
Freigabe der Spende auf die dort genannten Infektions-
(2) Die für die Epidemiologie zuständige Bundes-
marker untersucht wird.
oberbehörde ist das Robert Koch-Institut.
(3) Die für die gesundheitliche Aufklärung zuständige § 32
Bundesoberbehörde ist die Bundeszentrale für gesund-
heitliche Aufklärung. Bußgeldvorschriften
(1) Ordnungswidrig handelt, wer eine in § 31 be-
(4) Die für die medizinische Dokumentation und
zeichnete Handlung fahrlässig begeht.
Information zuständige Bundesbehörde ist das Deut-
sche Institut für Medizinische Dokumentation und (2) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder
Information. fahrlässig

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1. entgegen § 4 Satz 1 Nr. 2 eine Spendeeinrichtung Voraussetzungen der in diesem Zeitpunkt geltenden
betreibt, Vorschriften erfüllt, darf diese Tätigkeit weiter ausüben.
2. entgegen § 8 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 oder 6, jeweils auch
in Verbindung mit § 9 Abs. 1 Satz 2, ein Immunisie- Zwölfter Abschnitt
rungsprogramm oder eine Vorbehandlung durchführt
oder Schlussvorschriften
3. einer Rechtsverordnung nach § 12 Satz 1 oder einer
vollziehbaren Anordnung aufgrund einer solchen §§ 34 bis 37
Rechtsverordnung zuwiderhandelt, soweit die
Rechtsverordnung für einen bestimmten Tatbestand (weggefallen)
auf diese Bußgeldvorschrift verweist.
(3) Die Ordnungswidrigkeit kann im Falle des Absat- § 38
zes 1 mit einer Geldbuße bis zu fünfundzwanzigtau-
send Euro und in den Fällen des Absatzes 2 mit einer Rückkehr zum einheitlichen Verordnungsrang
Geldbuße bis zu zehntausend Euro geahndet werden.
Die auf den §§ 35 bis 37 beruhenden Teile der dort
geänderten Rechtsverordnungen können aufgrund der
Elfter Abschnitt
jeweils einschlägigen Ermächtigung durch Rechtsver-
Übergangsvorschriften ordnung geändert werden.

§ 33
§ 39
Wer bei Inkrafttreten dieses Gesetzes die Tätigkeit
der Anwendung von Blutprodukten ausübt und die (Inkrafttreten)

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