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Wenn zum Beispiel Theodor Fontane in seinem Roman »Effi Briest« von den
tragischen Auswirkungen einer arrangierten Ehe auf eine junge Frau erzählt, kritisiert
er nur indirekt die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit.
Da der Realismus eine enge Verbindung zwischen Kunst und Leben anstrebt, lautet
die wichtigste Frage, an der sich literarische Texte in dieser Epoche messen lassen
müssen: Hätte die Geschichte in der Wirklichkeit so geschehen können?
Epische Texte des Realismus, teilweise aber auch Balladen oder Dramen, sind oft
gekennzeichnet durch eine Rahmenhandlung. In dieser wird ein Erzähler eingeführt,
der dann möglichst objektiv die eigentliche Geschichte erzählt. Dies soll die
Wirklichkeitsnähe des Textes betonen.
Beispiele für die dichterische Gestaltung realistischer Texte sind Beschreibungen von
Landschaften, Gegenständen oder Wetterlagen, die auf das Innenleben eines
Charakters hindeuten. Außerdem finden sich häufig Anklänge von Humor und Ironie,
die eine Distanz zu den Schilderungen der harten Wirklichkeit aufbauen. Diese und
ähnliche Kunstgriffe werden in der darauffolgenden literarischen Epoche, dem viel
radikaleren Naturalismus, nicht mehr eingesetzt.
LYRIK IM REALISMUS
In den Kunstepochen vor dem Realismus, vor allem in der Romantik und dem
Biedermeier, hatte sich die Sprache der Lyrik immer weiter von der Alltagssprache
entfernt. Dieser Tendenz versuchen die Dichter im Realismus entgegenzuwirken. Die
Gedichte werden nicht mehr mit Metaphern überladen, bedienen sich einer schlichten
Sprache und bemühen sich um eine genaue und dennoch künstlerische Darstellung.
Allerdings unternehmen die Lyriker nicht den Versuch, die Wirklichkeit im Gedicht
realistisch darzustellen, sondern wollen eine poetische Welt als Spiegel der Realität
erschaffen.
Typisch für die Lyrik des Realismus sind die sogenannten Dinggedichte, in denen ein
Gegenstand genau beschrieben und alles Unwichtige, Nebensächliche weggelassen
wird. Solche Gedichte finden sich unter anderem im Werk von Rilke und Mörike.
»Der römische Brunnen« von C. F. Meyer gilt als klassisches Dinggedicht.