MightyGM präsentiert:

Wie du als Spieler deinen Spaß und

den deiner Mitspieler durch die
Decke schießen lässt

- ohne nervige Konflikte am Tisch zu produzieren -

Copyright © 2021
Oliver Pawlonka

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser

Publikation darf vervielfältigt, verteilt oder
übertragen werden in Form oder mit
irgendwelchen Mitteln, einschließlich
Fotokopieren, Aufzeichnen oder andere
elektronische oder mechanische Methoden, ohne
die vorherige schriftliche Genehmigung des
Herausgebers, außer im Falle von kurzen Zitaten
in kritischen Rezensionen und bestimmte andere
nichtkommerzielle Verwendungen die durch das
Urheberrechtsgesetz erlaubt sind.

Oliver Pawlonka
Schildweg 12 A
37085 Göttingen
mightygm.de
 Du kannst nicht vorbei!
04 Starte Hier

Kapitel 1:
Die Geheime Wahrheit was Rollenspiel
06
wirklich ist.
Spoiler: Es ist nicht Geschichten erzählen

Kapitel 2:
08 Wie man Aktionen richtig ausführt

Erstelle endlich deinen Charakter

12 Aber lass Drama und Theater zuhause

17 Was nun? Wieso weint mein GM?

DU KANNST NICHT VORBEI!
STARTE HIER
WAS DIR DIESE ANLEITUNG BRINGT:
Lerne was ein Rollenspiel ist.
Spoiler: Es ist nicht Geschichten erzählen.
Erfahre wie du das Spiel spielst und zwar
so, dass möglichst wenig
Missverständnisse und Probleme
entstehen.
Finde heraus, wie du einen Charakter
unabhängig vom Regelwerk erstellst und
diesen darstellst.
Dadurch hast du weniger Langeweile,
Stress, Druck oder sogar Angst vor dem
Spielen und erlebst zusammen mit deinen
Freunden viel mehr Spaß am Spieltisch.
- 04 -
Du willst als Spieler an einem TTRPG, also einem
Tabletop Role-Playing Game, zu deutsch einfach
Rollenspiel, teilnehmen. Dungeons & Dragons ist
das bekannteste, auch wenn es noch viel mehr
Regelwerke und Welten da draußen gibt.
Aber du hast keine Ahnung wie man das
wirklich richtig spielt.
Und wenn du denkst du weißt wie es geht und
diesen RPG Player Code hier nur aus Neugier liest,
dann versichere ich dir: zu 96% liegst du mit
deinen Grundannahmen was ein Rollenspiel ist
und wie man es spielt falsch.
Der Player Code aus dem Hause MightyGM hat
als Ziel, die wundervolle Community Rund um das
schönste Hobby der Welt zu bereichern. Du wirst
dir einfaches aber wichtiges Wissen aneignen und
einheitliche Anleitungen zur konkreten Praxis des
Spielens erlernen.
 "Es ist merkwürig, dass
Grundregelwerke dem Spieler nicht
wirklich beibringen wie man das
Spiel spielt oder Charaktere darstellt"

Denn eines kann ich dir versichern: Die meisten
Regelwerke, vor allem D&D, geben sowohl den
Spielern als auch den Game/ Dungeon Mastern
wertvolle Werkzeuge an die Hand, um das Spiel
zu spielen. Aber sie sind unglaublich miserabel
darin zu erklären wie man diese Werkzeuge
eigentlich nutzt. Es ist sozusagen so, als hättest
du Zugriff auf alle Materialien in einem Baumarkt,
aber keine Ahnung wie du letztlich ein Haus bauen
sollst in dem es sich gemütlich wohnen lässt.
Das soll der RPG Player Code nun ändern. Du
wirst genau zwei Dinge lernen:
Was eine Aktion ist und wie du sie perfekt
ausführst.
Wie du einen Charakter ganz unabhängig
vom Regelwerk erstellst, rollenspielst und
darstellst.
VIEL SPAß!

"Deine Pen and Paper Spieler

Reise beginnt"

- 05 -
KAPITEL 1
DIE GEHEIME WAHRHEIT WAS
ROLLENSPIEL WIRKLICH IST
SPOILER: ES IST NICHT GESCHICHTEN ERZÄHLEN
Fragst du in der Community 100 Leute was ein
Rollenspiel ist, dann bekommst du 100 unter-
schiedliche Antworten.
Gemeinsames Geschichten erzählen,
Videospiel ohne Hardware und nur betrieben
mit eigener Fantasie,
in fiktive Rollen schlüpfen und sich am
Spieltisch wie ein Zwerg, Elf und andere
Fantasiewesen verhalten,
mit merkwürdig geformten Würfeln auf
bestimmte Charakterwerte Würfeln,
und vieles mehr.
"Endlich eine richtige
Spielanleitung"
Sie alle haben recht. Aber eigentlich haben sie
auch unrecht. Denn die Essenz des Rollenspiels
lässt sich auf eine einzelne Sache
herunterbrechen:
In fiktiven Situationen Entscheidungen zu treffen
und daraus zu handeln. Gebündelt wird das in
dem Spielbegriff: Eine Aktion ausführen.
Aus den Entscheidungen der Spieler und deren
Handeln als Spielcharaktere entwickelt sich alles
andere. Denn die Aktionen wirken sich auf alle
folgenden Situationen, Szenen und die fiktive Welt
aus. Das ist dieses Geschichten erzählen.
Eine klassische Pen and Paper Spielrunde besteht
dabei aus 4 Bausteinen:
Spielleiter, Spieler, Spielwelt und Regelwerk.
- 06 -
 4 Bausteine eines Pen and Papers

Ein Spielleiter

Ein Spielleiter / GM (Game Master) / DM (Dungeon Master) nenn es wie

du willst: Diese Person ist der Ansprechpartner Nr.1. Hier erfährst du
was dein Charakter sieht, hört, schmeckt, fühlt etc. Diese Rolle ist dafür
zuständig die Welt lebendig vorzustellen und zu ermitteln wie die
Aktionen der Spielercharaktere ausgehen.

Die Spieler

Diese nutzen jeweils einen eigenen Spielercharakter, bewegen sich in

der Spielwelt und treffen Entscheidungen, z.B. wo sie hingehen
wollen, was sie sagen, wie sie sich verhalten usw.

Eine Spielwelt / ein Setting

Die SC`s (Spielercharaktere) müssen sich ja irgendwo bewegen und
Abenteuer erleben. Das ist die Spielwelt bzw. das Setting. Eine
Spielwelt vereint auch gewisse Genres. Herr der Ringe ist
Mittelalter Fantasy. Harry Potter ist Modern Fantasy. MATRIX ist
SciFi usw.

Ein Regelwerk

Sehr häufig (aber nicht immer) sind Regelwerk und Spielwelt

verbunden und aufeinander abgestimmt. Spielst du Dungeons &
Dragons dann ist das Standard Setting die Vergessenen Reiche. Das
Regelwerk hilft dir im Grunde ganz einfach deine Aktionen mit
deinem SC konkret durchzuführen. Als Spieler brauchst du das
Regelwerk nicht genauestens lernen, viel wichtiger ist es ein
Experte darin zu werden klare und spezifische Aktionen anzusagen.

Jetzt wirst du lernen, wie du klare, spezifische Aktionen ausführst.

In deiner ganzen Laufbahn als Spieler wird es nicht wichtigeres geben, als diesen einen
Skill zu meistern.

- 07 -
KAPITEL 2
WIE MAN AKTIONEN RICHTIG AUSFÜHRT
"Klappe zu...und...ACTION"
Es geht los. Du spielst Rollenspiel. Der Spielleiter
schwafelt über dunkle Dungeons und muffig
stechende Gerüche......Mist, was hat er da gerade
gesagt?
GM: „Ich fragte, was machst du?“
Alle starren dich an. Es ist Zeit zu handeln.
So spielen sich Rollenspiele wie D&D ab. Der
Spielleiter beschreibt die Situation, du sagst dem
Spielleiter, was dein Charakter tut, und der
Spielleiter bestimmt das Ergebnis. Manchmal bittet
er dich, ein paar Würfel zu werfen. Der Spielleiter
sagt dir anschließend, was passiert ist, und schon
geht es weiter.
Aber wie wählt man die beste Aktion aus? Wie sagt
man dem Spielleiter, was man tun will?
- 08 -
Erst zuhören, dann denken und fragen
Gute Aktionen beginnen mit gutem Zuhören.
Ernsthaft. Viele Spieler hören auf zuzuhören,
sobald sie Wörter wie "Schatztruhe" oder "Oger"
oder "juwelenbesetzter Götze" hören.
Sie denken: "Das muss ich mir auf jeden Fall
schnappen und/oder töten" und konzentrieren sich
so sehr auf ihre nächste Aktion, dass sie die
wichtigen Details verpassen, die als nächstes
kommen.
Mache das nicht. Und hör zu. Das macht es
unwahrscheinlicher, dass du in eine dumme
Gefahr stolperst. Oder du verärgerst deinen
Spielleiter, indem du ihn dazu bringst, sich zu
wiederholen.
Sobald du weißt, was los ist, denke über das Ziel
deines Charakters nach. Sieh nicht auf den
Charakterbogen hinunter. Versuche nicht zu
entscheiden, was du tun sollst.
Frage dich:
"Was will ich eigentlich hier und jetzt erreichen?"

Dieser Teil der Aktion ist deine Absicht.

Überlege dann, wie du das erreichen kannst.

Wie kannst du den Oger töten? Wie die
verschlossene Truhe öffnen? Wie das Götzenbild
vor deinen Verbündeten zuerst an dich zu reißen?
Wie den Stadtwächter davon überzeugen, dich mit
einer Warnung gehen zu lassen? Welche Aktion
wird dich ans Ziel bringen?

Überlege dazu, welche Werkzeuge und

Ressourcen du hast, um das zu erreichen.
Werkzeuge und Ausrüstung sind hilfreich. Die
Ausbildung deines Charakters und seine Talente
ebenso. Aber ignoriere nicht die Welt um dich
herum. Steht der Oger am Rande eines Abgrunds?
Liegt eine weggeworfene Metallstange in der Nähe
der Truhe? Ist der Gardist jung und nervös?

Dieser Teil der Aktion ist deine

Herangehensweise. Manchmal hilft es an diesem Punkt dem GM einige
Fragen zur näheren Beschreibung der Umgebung
zu stellen

Nach dem Denken kommt das Sprechen

Sage dem Spielleiter nun, was du erreichen willst,
wie du es erreichen willst und welche Hilfsmittel
und Informationen du dafür verwendest.

Du erklärst deinem Spielleiter sozusagen präzise

deine konkrete Absicht und Herangehens-
weise.

"Ich will den Oger töten, indem ich ihn mit meinem
Langschwert ersteche."
"Ich will die Truhe öffnen, indem ich das Schloss mit
dem eisernen Stemmeisen aufbreche."
"Ich will die Wache verscheuchen, indem ich sie
bedrohe; wir sind ihr vier zu eins überlegen."

Übe genau das.

"Ich will X durch Y mit Z erreichen."

Es wird dich nie enttäuschen.

- 09 -
Nach dem Sprechen kommt der GM
Du hast deine angestrebte Aktion präzise der
Spielrunde und vor allem dem GM vorgetragen.
Dieser evaluiert deine Aktion. Wie diese Evaluation
genau funktioniert erfährst du im RPG GM Code.
Jedenfalls können 3 unterschiedliche Dinge
passieren:
1. Deine Aktion hat automatisch Erfolg.
Gut für dich!
2. Deine Aktion scheitert automatisch.
Pech für dich. Du hast wahrscheinlich die falsche
Herangehensweise für deine Absicht gewählt.
Schau wie sich die Situation verändert und
überlege dir eine neue, andere Aktion.
3. Der Ausgang deiner Aktion ist ungewiss und
du musst würfeln.
Der GM wird dir jetzt sagen welche Fertigkeit du
dafür nutzt. Das hängt ganz vom verwendeten
Regelwerk ab. Jedenfalls wird euch allen am
Spieltisch dein Würfelwurf aufzeigen, ob deine
Aktion erfolgreich ist oder scheitert.
WEITERE TIPPS FÜR BESSERE
AKTIONEN
Akzeptiere dein Schicksal
Manchmal ist der Ausgang deiner Aktion ungewiss
und dein GM weist dich an, die Würfel in die Hand
zu nehmen. Und nicht immer wird das Glück auf
deiner Seite sein.
Deine Aktionen werden scheitern und dazu noch
häufig eine oder mehrere negative Konsequenzen
nach sich ziehen. Akzeptiere dieses Schicksal. Du
kannst nicht immer erfolgreich sein. Das würde
das Spiel unglaublich langweilig machen. Und
meistens ergeben sich die interessantesten
Rollenspiel Momente aus dem Scheitern.
Schau dir also die neue Situation an. Wie kannst du
das beste daraus machen? Was kannst du daraus
lernen? So kann auch Scheitern Spaß machen.
- 10 -
Eine Sache nach der anderen
Spucke nicht eine lange Reihe von Aktionen und
Bedingungen aus. Bleib bei einer Aktion mit
einem Ergebnis.
Sieh erstmal, wie eine Aktion abläuft, und
unternimm dann die nächste. Rollenspiele sind
eine Konversation, nicht ein Haufen langwieriger
Reden.
Lass deinen GM nicht raten
Je mehr dein GM darüber weiß, was du vorhast
und wie du es anstellen willst, desto besser ist es
für dich.
Wenn du etwas suchst, weil du glaubst, dass es
eine Falle gibt, sag es dem Spielleiter. Wenn du
glaubst, dass die Bücher einen wichtigen Hinweis
verstecken, sag dem Spielleiter, was du vermutest.
Wenn du bereit für einen Kampf bist, lass den
Spielleiter wissen, dass du deine Waffen bereit
hältst.
Die Lösung auf Probleme findest du nicht
immer in deinem Charakterbogen
Es ist gut zu wissen was dein Charakter gut kann.
Aber das ist nicht alles, was dein Charakter tun
kann.
Betrachte den Charakterbogen als eine
Ansammlung von Boni, nicht als eine Liste von
möglichen Aktionen. Die meisten Aktionen in
Rollenspielen führen bei einem Scheitern nicht
automatisch in die Katastrophe.
Sei mutig. Sei bereit, ein Scheitern zu riskieren. Du
hast höhere Erfolgschancen, wenn du die
richtige Aktion für die jeweilige Situation
auswählst, als einfach stumpf das auswählst, was
dein Charakter von den Boni her am besten kann.
Die Lösung auf Probleme findest du auch
nicht in den Regeln
Rollenspiele haben ein offenes Ende. Du kannst
fast alles ausprobieren, was du dir vorstellen
kannst. Sei kreativ. Dein Spielleiter kann mit jeder
noch so genialen Sache umgehen, die dir einfällt.
Mach dir keine Gedanken darüber, ob es dafür Und das ist die Art und Weise, wie du eine Aktion
eine Regel gibt. Sagt dem Spielleiter einfach, was richtig ausführst.
du tun willst und wie du es tun willst. Die Regeln
sind die Domäne des Spielleiters. "Aber Rollenspiel ist doch jetzt nicht nur
Entscheidungen treffen oder? Ich meine wo ist hier
Spielleiter lieben es, wenn du aufmerksam mein Charakter? Darf ich gar nicht mehr aus seiner
bist Perspektive sprechen? Das hab ich mir irgendwie
Ja wirklich. Wenn du die Informationen anders vorgestellt…"
verwendest, die dir dein Spielleiter gegeben hat,
entweder in der Szene oder vorher, wird er sich Keine Bange, jetzt kommt der zweite Teil des RPG
unglaublich freuen. Häufig springt dabei sogar eine Player Codes. Wie du deinen Charakter richtig
Art Bonus für dich raus. erstellst und darstellst.

Zeige dem Spielleiter, dass du aufmerksam bist,

und er wird es dir vergelten.

Wenn du einmal nicht weiterkommst, dann

frag einfach
Du weißt, was du tun willst, aber nicht, wie du es
anstellen sollst? Dann frag. Du brauchst mehr
Informationen, bevor du dich entscheidest was du
tun willst? Dann frag. Du hast eine Idee, bist dir
aber nicht sicher, ob sie gut ist? Dann frag. Frag
deinen Spielleiter. Er wird dir helfen.

Und frag den Spielleiter nicht, was in den Regeln

steht. Wenn du nach den Regeln fragst, wird dein
Spielleiter die Regeln zitieren. Wenn du dem
Spielleiter sagst was du erreichen willst, wird er dir
helfen es zu verwirklichen.

Imitiere nicht die Leute aus dem Internet

Jetzt geht's los. Jetzt bewegen wir uns auf
kontroversem Territorium. Bist du ein
berühmter Schauspieler, der eine D&D-Aufführung
für Millionen von Menschen auf YouTube und
anderen Streaming Portalen macht? Nein? Dann
versuche nicht, eine Show abzuziehen.

Du musst nicht besonders beschreibend sein. Du

musst nicht einmal wie dein Charakter sprechen.
Sei deutlich. Sprich natürlich. Sagt dem Spielleiter
was du tun willst, wie du es tun willst und was du
benutzt.

Wenn du ein Meister darin geworden bist Aktionen

anzusagen, kannst du anfangen dir mehr
Gedanken um dein Schauspieltalent zu machen.

- 11 -
KAPITEL 3
ERSTELLE ENDLICH DEINEN
CHARAKTER
ABER LASS DRAMA UND THEATER ZUHAUSE.
Und es geht wieder los. Du spielst erneut ein
Rollenspiel. Diesmal befindest du dich mit deiner
Gruppe im Kampf. Aber er ist schiefgegangen,
die Gegner sind zu stark.
Ulrich schreit: "Ich lenke sie ab und decke eure
Flucht. Ihr müsst alle rennen!"
Terra und Lester sind bereits auf dem Weg zur
Tür.
Aber dein Charakter Balram, hat geschworen, nie
wieder einen Verbündeten zurückzulassen. Jetzt
bist du an der Reihe. Fliehst du? Kämpfst du?
Zerrst du Ulrich mit dir?
- 12 -
Das ist Rollenspiel. Genau das. Beim Spielen eines
Rollenspiels geht es nicht nur darum, die besten
Entscheidungen zu treffen. Es geht auch darum,
einen Charakter darzustellen.
Oder doch nicht?
Aktion, nicht Schauspielerei
Nein. Rollenspiel bedeutet nicht, einen Charakter
darzustellen. Es geht nicht darum, in der Rolle zu
sprechen. Es geht nicht darum, so zu tun, als wäre
man jemand anderes. Es geht nicht darum, einen
fantastischen Charakter mit der Welt zu teilen. Es
geht nicht darum, eine Figur zu psychoanalysieren.
Beim Rollenspiel geht es ausschließlich darum,
Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
Es geht nicht darum wer dein Charakter ist,
sondern darum was er tut. Was er tut macht
diesen dann aus.
Darfst du jetzt gar nicht mehr schauspielern? Doch
natürlich darfst du das. Aber "leeres"
Schauspielern (z.B. Monologe ohne echte Entschei-
dung) sollte nicht die Hauptbeschäftigung von dir
und deiner Gruppe sein. Viel zu häufig findest du
im Internet Gruppen-Gesuche mit Formulierungen
wie "uns ist viel Rollenspiel wichtig, und nicht so
sehr die Kämpfe" und eigentlich meint man damit
"uns ist Improvisationstheater und Schauspielern
wichtig." Denn echtes Rollenspiel kann man in
jeder Facette finden.
Dieses Bedürfnis ist völlig okay und Gruppen
können das individuell für sich entscheiden. Es
wäre aber für viele Spieler und Spielleiter hilfreich,
wenn zwischen diesen beiden Begriffen:
Rollenspiel - Schauspiel eine klare Grenze
gezogen wird. So finden die passenden Leute
zusammen.
Es ist auch nicht überraschend wieso es zu solchen
Ungenauigkeiten kommt. Die Popularität von
Rollenspielen hat durch Rollenspiel-Shows im
Internet wie Critical Role massiv zugenommen.
Und das ist wunderbar. Aber leider prägen die
Shows mit ihren professionellen Schauspielern
und Synchronsprechern ein verfälschtes Bild von
einer Rollenspielrunde. Schauspiel und
Präsentieren von exotischen und interessanten
Charakteren rückt in den Vordergrund und
Rollenspiel in den Hintergrund. Das führt zu
unterschiedlichen Erwartungen zwischen
Rollenspielern.
Zwischen dir und deinem Charakter
Rollenspiele haben also nichts mit anderen
Personen zu tun. Du ziehst keine Show ab. Es geht
ausschließlich darum, eine Beziehung zu
deiner Figur aufzubauen. Dein Charakter in
einem Rollenspiel ist wie deine Lieblingsfigur in
einer Netflix-Serie. Je mehr Zeit man mit der
Figur verbringt und je mehr man über sie erfährt,
desto mehr interessiert man sich für sie.
Beim Rollenspiel geht es darum, eine Geschichte
durch die Augen deiner Lieblingsfigur zu erleben.
Du erlebst eine Geschichte über
Lieblingsfigur von innen heraus.
Aber die Beziehung braucht Zeit, um sich zu
entwickeln und Raum, um zu wachsen. Und sie
muss dich manchmal überraschen. Genau wie
deine Lieblingsfiguren es tun. Überraschungen
testen und stärken Beziehungen.
Aber wie schaffst du so eine Beziehung?
KLEIN ANFANGEN UND
DARAUF AUFBAUEN
Je mehr du zu Beginn des Spiels über deine Figur
weißt, desto weniger Raum hat sie zur
Entwicklung. Und desto geringer ist die Chance,
dass sie dich überraschen kann. Wenn du anfängst
zu spielen ist dein Charakter häufig auch ein
Niemand auf niedriger Stufe. Und das ist auch gut
so. Denn alles, was mit deinem Charakter passiert,
bevor das Spiel beginnt, ist etwas, das du am
Spieltisch nicht erleben wirst.
Mit anderen Worten: Verzichte auf die
ausführliche Hintergrundgeschichte und
Charakteranalyse.
Probiere stattdessen dies:
Schritt 1: Überlege dir eine Vorlage
Denke noch einmal an deine Lieblingsfigur aus
das dieser Netflix-Serie. Überleg dir wie sie war als du
die Serie zum ersten Mal gesehen hast. Wie
würdest du diese Figur nach der ersten Folge in
einem einzigen, kurzen Satz beschreiben? So
beschreibst du auch deine neu geschaffene
Rollenspielfigur. Ein kurzer Satz, der Platz für ein
oder zwei Ideen bietet. Eine Motivation, ein
einfacher Charakterzug, ein prägender Moment.
Das ist alles.
"Balram ist ein entehrter Zwergen-Krieger, der sich
reinzuwaschen versucht."
Du kannst darin auch eine Struktur sehen. Neben
deinem Namen beinhaltet deine Vorlage bzw. dein
Charaktersatz folgende Bausteine:
deine
- 13 -
 Eine Rasse / Spezies (z.B. Zwerg)
Einen Archetypen (z.B. deine Klasse oder Rolle
die du einnehmen willst; hier Krieger)
Eine Motivation. Eine Motivation ist kein Ziel,
es ist die grundlegende Antriebskraft deines
Charakter, sozusagen der Sinn seines Handels.
(z.B. verlorene Ehre wiederherstellen)
Hier ein paar Beispiele:
Schritt 3: Erinnere dich an deine Vorlage.
Lies dir zu Beginn jeder Spielsitzung deine Vorlage
durch. Lies sie immer wieder, wenn im Spiel etwas
passiert, das dir groß oder wichtig erscheint. Lies
sie, wenn du eine Entscheidung treffen musst und
nicht weißt was du tun sollst.
Schritt 4: Vertrau deinem Charakter
Du hast dir eine Vorlage ausgedacht? Hast du sie
aufgeschrieben? Erinnerst du dich an sie? Sehr gut!
Tue nichts anderes.

Reichtum Anderen helfen Analysier deine Figur nicht. Erklär deine Figur nicht.
anhäufen Vollkommenheit Ändere deine Vorlage nicht. Schreib keine
Ruhm verdienen erreichen Geschichten über deine Figur. Beziehe dich einfach
Respekt Wissen erlangen auf die Vorlage, wann immer du musst. Und dann
erlangen Dem Vergnügen tue, was sich richtig anfühlt. Triff die
Macht erlangen frönen Entscheidungen die dir am besten erscheinen.
Status erlangen Ein Schicksal
Anerkennung erfüllen Nach und nach wird die Figur in deinem Kopf
verdienen Langeweile wachsen. Sie wird anfangen Entscheidungen zu
Eine Pflicht vertreiben treffen. Sie wird anfangen aus deinem Mund zu
erfüllen Fernweh sprechen. Das wird passieren. Du musst der Figur
Die Wahrheit befriedigen nur Raum und Zeit geben damit sie wachsen kann.
entdecken Chaos stiften
Gutes Tun Frieden stiften
EIN BISSCHEN KLARTEXT

BONUS: Wenn du unbedingt möchtest kannst Hier ist ein bisschen Klartext für Möchtegern-
du den Charakter noch mit ein bis zwei Schauspieler, die glauben, dass Rollenspiele eine
Charakterzügen ergänzen, die diesen Chance sind, eine Show zu veranstalten. Ich
beeinflussen (z.B. Loyal, Gierig, Stur, Angst vor betone erneut, ich habe nichts dagegen, wenn eine
Spinnen, große Klappe etc.). Gruppe sich gemeinsam dazu entscheidet dies als
den Fokus des Spiels zu legen.
Versuche nicht deine Vorlage zu analysieren.
Frage dich erst einmal nicht wieso der Charakter Die weiteren Worte richten sich an Leute, die sich
genau diese Motivation oder diese und jene in einer klassischen Rollenspiel-Runde in den
Charaktereigenschaft hat. Vordergrund drängen möchten, um ihre
komplexen und tragischen Charaktere zu
Das alles wirst du später erst während des Spiels schauspielern und damit das Spiel in der
herausfinden und dich überraschen lassen. Gesamtheit ausbremsen und verschlechtern.

Schritt 2: Halte die Vorlage parat
Dieser Charaktersatz? Schreib ihn auf. Tipp ihn ab.
Behalte ihn nicht nur in deinem Kopf. Schreib es
irgendwo auf deinen Charakterbogen. Irgendwo,
wo du es sehen kannst.
Wenn du nicht zu dieser Gruppe gehörst liest
du bitte trotzdem weiter, denn es hilft dir noch
mehr Verständnis zu entwickeln.

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Kein Plan überlebt den Kontakt mit einem
RPG
Rollenspiele sind keine Romane. Und sie haben
keine Drehbücher. Du kannst die Ereignisse des
Spiels nicht kontrollieren. Du kannst nicht
kontrollieren wie die anderen Spieler handeln. Du
kannst nicht einmal kontrollieren wie andere Leute
deinen Charakter wahrnehmen.

Die einzige Kontrolle die du hast ist die, wie

dein Charakter auf die Ereignisse im Spiel
reagiert. Und Menschen - selbst fiktive, nicht-
menschliche Wesen - entwickeln sich nach neuen
Erlebnissen weiter. Deine dreißig Seiten lange
Charakteranalyse ist nach zwei Stunden Spielzeit
nutzlos.

Außer dir kümmert sich selten jemand um

deinen Charakter
Jeder am Tisch hat seinen eigenen
Lieblingscharakter. Es ist der, den man selber
spielt. Niemand ist da um zu sehen wie du deinen
spielst. Und der Spielleiter hat euch alle als
verschiedene Darsteller zu beobachten und eine
Welt zu verwalten. Es macht keinen Sinn, deine
Figur für jemand anderen als dich selbst zu
spielen.
Überleg mal: Achtest du wirklich darauf, was die
anderen Spieler und ihre Charaktere tun? Oder
verbringst du die meiste Zeit damit
herauszufinden, was deine Figur als Nächstes tun
wird? Das gilt auch für alle anderen am Tisch. Du
kannst es nicht erzwingen.

Aber wenn du dich für die anderen Charaktere

interessierst, erhöht es wenigstens die
Wahrscheinlichkeit, dass die anderen Spieler das
Interesse erwidern.

Verstehen kommt nach dem Handeln

Du brauchst keine ausführliche Charakter-
beschreibung, um zu wissen wie deine Figur
handeln sollte. Du brauchst nicht einmal zu wissen
warum sie tut was sie tut. Denn so funktionieren
Menschen nicht. Menschen handeln zuerst. Die
Gründe kommen später.

Wenn du deiner Figur Raum gibst, wird sie dir

sagen wie du handeln sollst. Und irgendwann wirst
du herausfinden können, warum sie so gehandelt
hat wie sie gehandelt hat. Lass dich überraschen.

- 15 -
Dein Charakter ist nicht DER Held, er ist EIN Nein, im Gegenteil.
Held Während du spielst wird dein Gehirn ständig
Ein Held von vielen. Rollenspiel ist ein Geschichten über sie erfinden. Sie werden
Gruppenspiel und erfordert Kooperation unter scheinbar aus dem Nichts auftauchen. Dein
den Spielern und Spielercharakteren. Wenn du Gehirn ist eine Maschine die Geschichten
einen störenden einzelgängerischen Charakter schreibt. Und es liebt Geschichten über
spielst, dann solltest du dich nicht wundern, wenn Menschen. Vor allem darüber warum Menschen
die anderen Charaktere dich einfach zurücklassen. so sind wie sie sind.

Wenn dich eine Situation dazu zwingt die

FANTASTISCHE LAGERFEUER Hintergrundgeschichte deiner Figur zu erklären,
GESPRÄCHE wird etwas aus deinem Mund kommen. Wenn du
HOW-TO: SZENEN ZUR CHARAKTERBILDUNG es zulässt. Selbst wenn es nur ist:

"Aber was ist mit den Szenen in Fernsehsendungen "Ich weiß es nicht. In diesem Moment wurde mir
und Filmen, in denen die Figuren keine einfach klar, dass ich nicht die Art von Krieger sein
Entscheidungen treffen und keine Aktionen ergreifen? wollte, die jemanden zurücklässt."
Wenn sie über die Entscheidungen sprechen, die sie
getroffen haben. Das funktioniert doch dann gar nicht
mit diesem - einfache Vorlage und Aktionen -Zeug?"

- 16 -
WAS NUN?
WIESO WEINT MEIN GM?

Das war´s. Durch den RPG Player Code bist du
im Besitz des wertvollsten Wissens, welches du als
Spieler an den Rollenspiel Tisch mitbringen
könntest. Konzentriere dich auf Entscheidungen
und klare Aktionen mit einer Absicht und einer
Herangehensweise. Spiele deinen Charakter mit
einer einfachen Satz-Vorlage und lerne diesen mit
der Zeit kennen und zu lieben, statt einen
vorgefertigten Roman-Charakter als Schauspieler
zu personifizieren.
Und wenn du ein wenig gespielt hast, dann tu mir
einen wichtigen Gefallen: Lies den RPG GM Code
und versuche dich in der aufregenden Rolle als
Game Master.
Denn von diesen gibt es völlig zu unrecht viel zu
wenige!
- Dein MightyGM Oliver

Wenn du dir diese Tipps zu Herzen nimmst und

auch umsetzt wird es deinem GM positiv auffallen.
Es könnte sein, dass sogar hier und da eine
Freudenträne verdrückt wird.

Und nun gehe in die weite Welt hinaus mein

Schüler und spiele deine Rollenspiele mit deinen
ausgezeichneten Charakteren als gäbe es kein
Morgen!

- 17 -