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FORUM FEDELI

P. FEDELI e I. CICCARELLI, Q. Horatii Flacci Carmina Liber IV


Firenze: Felice Le Monnier, 2008
ÜBERLEGUNGEN ZU HORAZ IM AUSGANG
VON DEM KOMMENTAR ZUM VIERTEN
ODENBUCH VON PAOLO FEDELI
UND IRMA CICCARELLI

Abstract
The paper here presented focuses on the commentary of Paolo Fedeli and Ir-
ma Ciccarelli on the fourth book of Horace’s odes, a detailed and thorough
work which turns out to be of great value considering the fact that, probably
because of the presence of political poems, the fourth book of Horace’s odes,
together with the Carmen Saeculare, has so far been one of the least regard-
ed and commented of Horace’s works. Taking the cue from Fedeli’s introduc-
tion, this paper examines some still discussed and often underestimated aspects
of the fourth book of Horace’s odes, such as the architecture of the book, erot-
ic poetry, and most of all the relationship between art and politics in Horace
and in other artists in more recent times.

Der große Kommentar von Paolo F(edeli) und Irma C(iccarelli)


zum vierten Odenbuch des Horaz schließt eine wichtige Lücke der
modernen Horazforschung, ja, der Erschließung der augusteischen
Dichtung überhaupt. Man darf getrost behaupten, dass kein Werk der
klassischen Philologie der Nachkriegszeit die moderne Forschung zur
augusteischen Dichtung so grundlegend geprägt hat wie die Horaz-
monographie Eduard Fraenkels von 1957. Fraenkel hat in diesem
Buch gezeigt, welcher Bedarf an einer Weiterführung der in der Lati-
nistik vor allem durch die Arbeiten Friedrich Leos, Eduard Nordens
und Richard Heinzes (nicht zuletzt aber auch von Wilamowitz1) ge-
prägen Quellenforschung besteht, und wie sie zu einem Verständnis
der augusteischen Dichtung als Literatur nutzbar gemacht werden
kann. So ist es auch kein Zufall, dass eine der größten Leistungen der
wissenschaftlichen Kommentierung antiker Literatur der Nachkriegs-
zeit aus der “Schule” Fraenkels hervorgegangen ist und gar auch noch

1 Seine Appendices zu Properz (S. 276 ff.) und Horaz (S. 305 f.) in Sappho und Simonides,
Berlin 1913, gehören bis heute zu dem wichtigsten Abhandlungen zur augusteischen Dich-
tung.
614 Paideia LXVI (2011)

das Werk Horazens betrifft: N(isbet)-H(ubbard)s bzw. N(isbet)-


R(udd)s Kommentare zu den ersten drei Odenbüchern des Horaz
(Oxford 1970, 1978 und 2004). Und auch der Mitverfasser des vorlie-
genden Werkes, Paolo Fedeli, verdankt seine Formung als Philologe
zum Teil Eduard Fraenkel. Allerdings steht die gesamte moderne
Kommentierung der augusteischen Dichter, sofern sie von Wert ist, in
der Nachfolge des von Fraenkel gewiesenen Weges und gegebenen-
falls in der Auseinandersetzung mit ihm2. Und inzwischen liegen für
die meisten Werke der augusteischen Literatur gute bis hervorragende
große oder doch zumindest kleinere Kommentare neueren Datums
vor. Dass bei weitem die meisten dieser Kommentare aus dem engli-
schen Sprachraum stammen, ist nach dem soeben Gesagten natürlich
nicht dem Zufall verdankt, viel eher eben den wohlbekannten “Ver-
diensten Adolf Hitlers um die klassische Philologie in England”, un-
ter denen die Vertreibung Fraenkels bekanntlich besonders folgen-
reich werden sollte. Immerhin hat sich jedoch auch im Nachkriegs-
deutschland zumindest ein Stückchen von der großen Tradition Ri-
chard Heinzes in seinem Schüler Friedrich Klinger erhalten: die
Werke von zwei Klingnerschülern, Carl Becker3 und Hans Peter Syn-
dikus (mit seinem paraphrasierenden literarischen Kommentar)4, stel-
len neben den erwähnten lemmatisierten Einzelkommentaren m.E.
den wichtigsten Einzelbeitrag zum Horazverständnis nach Fraenkels
Horazbuch dar.
In der Kommentierung der Werke des Horaz klaffte nun aber bis-
her für das vierte Odenbuch eine Lücke, und der vorliegende Kom-
mentar schließt sie nun dankenswerterweise in einer befriedigenden
Form und kann sehr wohl neben den vorbildlichen Werken von N.-
H./R. bestehen.
Dass das vierte Odenbuch ein Stiefkind der modernen Kommen-
tierung geblieben ist, ist kein Zufall. Es liegt nicht nur daran, dass es
das späteste Odenbuch ist und Nisbet und seine Mitarbeiter, sowie je-
der andere, der sich eine Abdeckung der Oden insgesamt zum Ziel
setzte, sinnvoller-, ja fast notwendigerweise mit der ersten Oden-

2 Vgl. dazu P. FEDELI, L’Orazio di Nisbet-Rudd. Riflessioni sull’arte del commentare,


«ExClass» 13, 2009, S. 11-26.
3 C. BECKER, Das Spätwerk des Horaz, Göttingen 1963.
4 H. P. SYNDIKUS, Die Lyrik des Horaz. Eine Interpretation der Oden. Band I: Erstes und
zweites Buch; Band II: Drittes und viertes Buch, Darmstadt 20013.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 615

sammlung beginnen muss. Das vierte Odenbuch – wie noch mehr das
Carmen Saeculare – hat überhaupt weit weniger Aufmerksamkeit er-
fahren als andere Teile des horazischen Werkes. Auch kleinere lemma-
tisierte Einzelkommentare, wie es sie – neben den großen Kommenta-
ren Brinks5 und Watsons6 (Oxford 2003) – etwa zu den Epoden7, den
Episteln8 oder den Satiren9 längst gibt, sind zu letzteren beiden Wer-
ken nicht vorgelegt worden. Und Putnam’s Monographien10 können
kein Ersatz dafür sein, obwohl gerade seine relativ neue Arbeit zum
Carmen Saeculare mit seiner schönen Interpretation des Gedichts
mehr als verdienstlich ist.
Der hier vorliegende Kommentar zum vierten Odenbuch schließt
an eine lange Erfahrung mit der Kommentierung augusteischer Dich-
tung des einen Koautors, Paolo Fedeli, an. F. ist nicht nur inzwischen
der Verfasser der modernen Standardkommentare zum gesamten
Werk des Properz, auch in der Horazkommentierung hatte er vor al-
lem durch seinen Kommentar zu Satiren (der ausführlichste Kom-
mentar bis heute) bereits Wichtiges geleistet, von seinen anderen Ver-
diensten um die Interpretation der augusteischen Dichtung ganz zu
schweigen. Es ist überflüssig, die allbekannten Qualitäten der Arbei-
ten F.s hier auszubreiten, ich habe seine Leistung als Kommentator
anderswo bereits kurz gewürdigt und in einen größeren Kontext ge-
stellt11. Ebenso scheint es mir besonders in diesem Rahmen und ange-
sichts der Sorgfältigkeit und Gediegenheit dieses Werks wenig sinn-
voll, hier eine Liste der Stellen im Einzelkommentar zu geben, wo ich
u.U. eine etwas andere Auffassung vertreten oder anders gewichten
würde. Über das im Kommentar gesammelte Parallelenmaterial hin-
aus wesentlich Neues zu bieten, dazu wäre ich angesichts der Lei-
stung von F.-C. ohnehin kaum in der Lage, und was immer ich zu

5 Drei Bände zu epist. II und ars (Cambridge 1963-1982).


6 Zu den Epoden (A Commentary on Horace’s Epodes, Oxford 2003).
7 D. MANKIN, Horace. Epodes, Cambridge 1995.
8 R. B. MAYER, Horace. Epistles. Book 1, Cambridge 1994 zu epist. I und N. RUDD, Epistles
Book II and Epistle to the Pisones, Ars Poetica, Cambridge 1989 zu epist. II und ars.
9 P. M. BROWN, Horace. Satires I und F. MUECKE, Horace. Satires II, beide Warminster
1993; zu Fedeli s. unten.
10 M.C.J. PUTNAM, Artifices of Eternity: Horace’s Fourth Book of Odes, Ithaka 1986 und ID.,
Horace’s Carmen Saeculare. Ritual Magic and the Poet’s Art, New Haven-London 2000.
11 «Gnomon» 81, 2009, S. 395-407.
616 Paideia LXVI (2011)

Einzelfragen sagen könnte, so wäre mein Urteil wahrscheinlich weni-


ger ausgereift und überdacht als dasjenige der Verfasser. Ich möchte
deshalb hier etwas ganz anderes tun.
F.-C.s Kommentar bietet nicht nur aufgrund des hier umfassend
vorgelegten Quellenmaterials und Forschungsreferats eine Basis für
ein besseres Verständnis eines wichtigen Teils von Horazens Werk,
ebenso wie F.s frühere Kommentare gibt dieses Werk im ausführli-
chen Vorwort (Introduzione, S. 9-57) und den jedem Gedicht voran-
gestellten eingehenden Einzelinterpretationen – ebenso wie im übri-
gen auch diejenigen von N.-H. und N.R. – eine fortlaufende Ausle-
gung des Textes, die den größten Teil der monographischen Interpre-
tationen an Wert weit übertrifft.
Das vierte Odenbuch wie das Carmen Saeculare haben in der mo-
dernen Rezeption unter dem Odium gelitten, mehr als alles andere in
Horazens Werk offiziöse Hofdichtung bzw. billige politische Propa-
ganda darzustellen, und eben diese Tatsache hat ganz wesentlich zur
Vernachlässigung dieser Texte bzw. zu eher gequälten und gewunde-
nen Versuchen geführt, ihnen doch noch irgendetwas an Wert oder In-
teresse für den modernen Leser abzugewinnen (Putnams bereits er-
wähnte Monographie zum Carmen Saeculare ist eine rühmliche Aus-
nahme!). Jedenfalls, was nun das vierte Odenbuch anbelangt, ist besag-
te Auffassung eigentlich kaum verständlich und belegt allenfalls, wie
weit wir heute davon entfernt zu sein scheinen, uns noch auf einen
Dichter wie Horaz einlassen zu können. Als ob es nicht auf einen er-
sten Blick offenkundig wäre, dass das vierte Odenbuch ein hochkom-
plexes Spätwerk eines Dichters darstellt, eines Dichters, der ohnehin in
seinem gesamten Œuvre schon komplex und vielschichtig genug ist,
und dazu wie kaum ein anderer ein “Spätwerk” im eigentlichen Wort-
sinne geschaffen hat12. Das vierte Odenbuch mit seiner Themenvielfalt,
seinem unvermittelten Nebeneinander verschiedenster Inhalte, dem
Offiziellen und Privaten, seinen bislang in Horazens Odendichtung
nicht gekannten Facetten, bietet im Rückblick zugleich eine Summe al-
ler dichterischen Ausdrucksmöglichkeiten von Horazens früherer Ly-
rik und im selben Atemzug eine ungeheure Erweiterung derselben,
und ich bekenne ohne Umschweife, dass mir das vierte Odenbuch un-
ter allen Werken Horazens seit eh und je das liebste ist – und zwar

12 Neben BECKER vgl. dazu H.-C. GÜNTHER, Die Ästhetik der augusteischen Dichtung, eine
Ästhetik des Verzichts: Überlegungen zum Spätwerk des Horaz, Leiden-Boston 2010.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 617

ausnahmslos, einschließlich der panegyrischen Gedichte. Deshalb freue


ich mich auch besonders, hier dem ersten modernen wissenschaftli-
chen Kommentar zu diesem Werk meinen Tribut zollen zu dürfen.
Fraenkel hat zum Verständnis der Gedichte Grundlegendes gelei-
stet, doch lag bei ihm das Gewicht in unbilliger Weise ganz auf den
politischen Gedichten13, und dies hat gewiss zu dem modernen Vor-
urteil gegen Buch IV noch weiter beigetragen. Gerade hier hat
Beckers Buch zum Spätwerk des Horaz einen gewissen Fortschritt
gebracht, aber erst Syndikus hat das ganze Buch in seiner Gesamtin-
terpretation der horazischen Lyrik gleichmäßig und vorurteilsfrei ge-
würdigt. Indem F.-C. sich in der allgemeinen Einleitung (von F. allei-
ne verfasst) und ihren dem lemmatisierten Kommentar jeweils voran-
gehenden Einzelinterpretationen erneut um ein fundiertes Verständnis
dieses Textcorpus als Ganzes bemühen, bewegen sie sich überall auf
bislang bei weitem nicht ausreichend erforschtem Terrain und müssen
sich zugleich allenthalben mit weiter reichende Fragestellungen her-
umschlagen, die für das Verständnis von Horazens Werk und Person
von grundlegender Bedeutung sind.
Ich möcht nun, ausgehend von der im Kommentar, besonders aber
auch in der Einleitung mit ihren Stellungnahmen zu übergreifenden
Problemen erarbeiteten neuen Basis zum Textverständnis, den beiden
Verfassern einige Gedanken zu allgemeinen Problemen des Horazin-
terpretation bieten, zu denen mich der Blick in ihren Kommentar an-
geregt hat. In diesem Zusammenhang werde ich auch einige Probleme
der Einzelinterpretation streifen, wo ich glaube, etwas zu sagen zu ha-
ben, was über bisher Bekanntes ein wenig hinausgeht. Ich nütze somit
diese Gelegenheit dazu, auch einfach einmal ein wenig darauf los zu
denken und einige allgemeine Erwägungen etwas breiter und zugleich
weniger diszipliniert auszuführen, als dies eine wissenschaftliche Ab-
handlung erlauben würde, und ich vertraue darauf, dass die Verfasser
es mir verzeihen werden. Ich tue dies zunächst ganz entlang der Glie-
derung der Einleitung F(edelis), die in fünf größere Abschnitte zer-
fällt, und ich kann dies deshalb tun, weil F. die wichtigsten übergrei-
fenden Probleme – fast – alle anspricht und zugleich die moderne
Forschung, soweit sie von Wert ist, im Wesentlichen referiert.

13 Den Liebesgedichte des vierten Buches räumt Fraenkel nur neun Seiten (S. 410-418) ein.
Den größten Raum nimmt 4,1 in Anspruch; allerdings sagt Fraenkel mit seinen wenigen
Worten immer noch mehr als manche Monographie.
618 Paideia LXVI (2011)

Dankenswerterweise wird man dabei von dem heute allverbreite-


ten pseudowissenschaftlichen Jargon sowie dem Referat allzu absur-
der oder dekonstruktivistischer Ansätze verschont. Ich nehme aller-
dings diese Gelegenheit zum freien Parlieren wahr, um denjenigen,
der sich für den Hintergrund der Fehlentwicklung der modernen Li-
teraturwissenschaft interessiert auf das immer noch recht neue und
vielleicht unter klassischen Philologen noch nicht allgemein bekannte
Buch von Hans Krämer zur modernen Hermeneutik14 hinzuweisen,
das die moderne “Theorie” in wesentlichen als die Fehlanwendung
zumeist nur halbverstandener Philosophien bzw. Pseudophilosophien
auf die Literaturkritik entlarvt, wobei die Texte als Objekte der For-
schung durch die Theorie selbst ersetzt werden. Dass dabei kaum et-
was herauskommen kann, liegt eigentlich auf der Hand.
Die Abschnitte I und II der Einleitung (Orazio, da Carm. I-III a
Carm. IV und Cronologia e genesi del IV libro) sind der von Horaz
selbst durch den Abschied von der Lyrik und die Zuwendung zum
neu geschaffenen Genus der Versepistel markierten Zäsur in seinem
Schaffen sowie seiner Kehrtwendung mit dem Carmen Saeculare und
dem vierten Odenbuch gewidmet; damit verbunden sind die Probleme
der Chronologie der Gedichte. F. beleuchtet dabei die vom Dichter in
epist. 1,1 selbst dargelegten Gründe für seine Abwendung von der
Odendichtung weit treffender als die meisten bisherigen Arbeiten, und
seinen Ausführungen zur Chronologie der Gedichte und dem Anlass
zur Rückkehr zur Odendichtung samt seiner Bewertung des Zeugnis-
ses Suetons hätte ich kaum etwas hinzuzufügen, zumal ich damit zu-
sammenhängende Probleme bereits anderenorts behandelt habe15.
Abschnitt III (S. 17-29: Un disegno strutturale?) widmet sich dem
Aufbau des Gedichtbuches. Weit mehr als für die Bücher der ersten
Odensammlung wurde für das vierte Buch in der Forschung eine sub-
tile Anordnung der Gedichte behauptet. F.s Diskussion referiert aus-
führlich die Diskussionen der Forschung und hält mit nüchternem
Sachverstand fest, was mit einiger Sicherheit gesagt werden kann. In
einigen Punkten kann man m.E. jedoch über die bisherige Forschung
hinausgehen, und ich akzeptiere auch nicht alle von F. übernommenen
Annahmen.

14 H. KRÄMER, Kritik der Hermeneutik: Interpretationsphilosophie und Realismus, München


2007.
15 Op. cit. S. 18 ff.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 619

Es ist freilich nötig, hier etwas weiter auszuholen, und ich muss
zunächst einige allgemeine Gesichtspunkte zu bedenken geben, die
sich aber dann für Horazens viertes Odenbuch auszahlen werden. Die
Anordnung der Gedichte in augusteischen Gedichtbüchern ist ein no-
torisches Problem. Einerseits kann keinerlei Zweifel bestehen, dass
augusteische Gedichtbücher vom Dichter mit Vorbedacht angeordnet
sind, und gewisse allgemein beachtete Grundsätze lassen sich durch-
aus feststellen: zumeist eine dezimale oder zumindest durch fünf teil-
bare Zahl von Gedichten16, Rahmung durch programmatische, aufein-
ander bezogene Anfangs- und Schlussgedichte17 und exakte Zweitei-
lung des Buches, u.U. mit einem zweiten programmatischem Gedicht
zu Beginn der zweiten Hälfte18. Strittig ist immer wieder, wie präzise
sich ein mit voller Absicht vom Dichter erstrebtes Schema festmachen
lässt, und noch mehr die Frage, ob gegebenenfalls numerische Ent-
sprechungen intendiert sind. Vor allem Letzteres wird regelmäßig als
Phantasieprodukt philologischer Überinterpretation abgetan, doch
beweist das erste Properzbuch, wo die von Skutsch (und Courtney19)
nachgewiesene numerische Proportion keinesfalls Zufall sein kann,
dass derartiges in augusteischen Gedichtbüchern vorkommt20.
Ich denke, es ist hilfreich, sich klarzumachen, dass wir bei der Zu-
sammenstellung von Büchern aus mehreren Einheiten mit zwei – sich
teilweise durchaus überlappenden – Verfahrensweisen zu rechnen ha-
ben, die wir beide bei den augusteischen Dichtern finden können. Es
macht einen grundsätzlichen Unterschied, ob Gedichte von Anfang
an mit Blick auf eine größere Struktur geplant sind21 oder zunächst
als Einzelkompositionen verfasste Gedichte später sinnvoll angeord-

16 Echte Ausnahmen sind nur Horazens zweites Satirenbuch (8 Gedichte), die Epoden (17)
und Oden I (38, dazu s. unten). Tibulls zweites Buch (6 Gedichte) ist zweifelsohne unvoll-
ständig erhalten. Properzens zweites und drittes Buch können aufgrund der Überlieferungs-
lage nicht herangezogen werden, zu seinem ersten und vierten Buch s. unten.
17 Besonders deutlich Tibull I; auch Vergils Bucolica oder Horaz, C. 1,1 und 3,30.
18 E.g. Vergils Bucolica oder Horaz, Oden II; im Epos (nach Apollonius’ Vorbild) natürlich
Georgica und die Aeneis.
19 S. SKUTSCH, The Structure of the Propertian Monobiblos, «CPh» 58, 1963, S. 238 f.;
E. COURTNEY, The Structure of Propertius Book I and Some Textual Consequences, «Phoe-
nix» 22, 1968, S. 250 ff.
20 Vgl. dazu meine Quaestiones Propertianae, Leiden – New York – Köln 1997, S. 133 ff.
21 Dies gilt m.E. für das Elegienbuch des Tibull und des Properz (abgesehen vielleicht von
seinem vierten).
620 Paideia LXVI (2011)

net werden. Nun mag es durchaus sein, dass ein Dichter, sobald er es
ins Auge fasste, zunächst selbständig verfasste Gedichte in einem
Buch sinnvoll anzuordnen, weitere Gedichte schreibt, die eben dem
Zweck dienen, sich mit den bereits verfassten zu einem sinnvollen
Buchganzen zusammenzuschließen. Zumindest das Einleitungs-, zu-
meist auch das Schlussgedicht werden in der Regel so entstanden sein.
Zudem mögen Gedichte auch durchaus für die Publikation im Buch-
ganzen überarbeitet werden, um irgendwelchen Ansprüchen der
Buchstruktur besser zu genügen.
Ein gutes Beispiel für die möglichen Resultate einer solchen Vor-
gehensweise ist die erste Odensammlung des Horaz. Sie besteht ganz
offenkundig aus einer großen Zahl von über viele Jahre hin einzeln
verfassten Gedichten (zumindest wohl von 34 v. Chr. bis 23 v. Chr.22).
Die Zahl war zu groß, um in einem Buche Platz zu finden. Es ist nur
allzu offenkundig, dass besonders Buch II, bis zu einem gewissen
Grade auch Buch III eine kohärentere Struktur als I besitzt23. Buch
III weißt immerhin noch eine Dezimalzahl von Gedichten (30) auf
und besitzt einen klar als solchen gekennzeichneten Einleitungszyklus
sowie ein eigens für diesen Zweck verfasstes Schlussgedicht (in Bezug
freilich zum Eröffnungsgedicht der gesamten Sammlung). 3,16 (Mae-
cenas gewidmet) könnte man Eröffnungsgedicht einer zweiten Hälfte
betrachten.
Es ist längst nachgewiesen, dass die Gedichte des ersten Buches in
der Regel älter sind als die des zweiten und dritten24. Insbesondere
diejenigen des zweiten dürften angesichts ihrer relativ großen thema-
tischen Einheitlichkeit zum guten Teil ungefähr in denselben Zeit-
raum gehören. Es scheint so gewesen zu sein, dass Horaz zu einem
bestimmten Zeitpunkt begann, bei der Abfassung von so manchem
Gedicht bereits an den Platz des Gedichtes in einem bestimmten
Buch, d.h. besonders Buch II, aber auch III zu denken. Selbstver-
ständlich wurden dabei auch ältere passende Gedichte integriert,
bzw. Horaz verfasste Gedichte, die älteres Material sinnvoll im Buch-
ganzen unterbringen konnten. Ziemlich deutlich hat dies ja bereits

22 S. N.-H. zu Buch I (1970) S. xxvii ff. und NISBET in: S. HARRISON (ed.), The Cambridge
Companion to Horace, Cambridge 2007, S. 12-14.
23 Das Wichtigste in N.-H. zu Buch II (1978) S. 5 f. und N.-R., S. xxviii zu Buch III.
24 S. N.-H. (1970) xxviii. G.O. HUTCHINSONs The Publication and Individuality of Hora-
ce’s Odes Books 1-3, «CQ» 52, 2002, S. 517 ff.) weiter reichende Hypothese lehnen N.-R.
und NISBET (in HARRISON, The Cambridge Companion cit.S. 13 f.) zu Recht ab.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 621

Heinze25 für den Zyklus der Römeroden nachgewiesen: C. 3,1-3 und


5 sind eigens verfasst, um die älteren Stücke 4 und 6 in einen Zyklus
zu integrieren.
Dieses Verfahren führte bei Buch II zu einer sehr kohärenten
Struktur und auch bei Buch III immer noch zu einem deutlich wohl-
geordneten Ganzen. Der ältere Rest, der in Buch II oder III nicht zu-
sätzlich zu den jüngeren Gedichten unterkam, wurde in Buch I ver-
schoben, wo nicht einmal mehr eine Dezimalzahl von Gedichten er-
reicht wurde und kein Schlussgedicht vorhanden ist26. Selbstverständ-
lich hat Horaz dabei immer noch durch bedachtsame Ordnung ein
organisiertes Buchganzes erstrebt. Buch I besitzt nicht nur ein ein-
deutig für diesen Zweck verfasstes Einleitungsgedicht (C. 1,1; mit Be-
zug auf 3,30); der Einleitungszyklus von neun Oden ist nach einem
klar erkennbaren Muster angeordnet27: Vorführung (fast) aller ver-
wendeten Metren in einer Reihe, Vorstellung auch der wichtigsten
Themenbereiche. Dabei wurden gewiss zumeist ältere Gedicht ver-
wendet (zumindestens C. 1,7 und 9, wohl auch 1,3 sind eher früh, 1,2
natürlich ebenfalls lange vor der Publikation der Sammlung zu datie-
ren). Allerdings ist C. 1,4 eindeutig im Jahr der Veröffentlichung der
ganzen Sammlung, 23 BC, verfasst, also eigens für seinen Platz ge-
dichtet28. Ähnliches möchte ich auch für das programmatische C. 1,6
sowie C. 1,5 vermuten, das für Horazens Liebesdichtung quasi pro-
grammatisch ist und eher Züge seines späteren Odenstils aufweist29.
Der Zustand der ersten Odensammlung zeigt jedoch klar, dass es
bei einer großen Zahl selbständig verfasster Gedichte nicht darauf an-
kommen konnte, unbedingt alles in eine völlig kohärente und präzise
berechnete Struktur zu pressen. Den Aufwand, genügend Gedichte

25 Wiederabgedruckt in R. HEINZE, Vom Geist des Römertums, Darmstadt 1960, S. 190 ff.;
vgl. auch SYNDIKUS, op. cit. II S. 3 ff. und id. in: G. DAVIS, A Companion to Horace, Oxford
2010, S. 193 ff.
26 Die Frage, ob 1,38 nur durch seine Stellung am Buchende programmatische Bedeutung
erhält oder nicht, ist heiß umstritten. Ich würde denken, man kann vielleicht sagen: es erhält
dadurch eine gewisse programmatische Bedeutung, dass die Schlusserwartung auf eine pro-
grammatische Aussage ostentativ durch dieses kurze und unscheinbare Gedicht frustriert
wird.
27 Die sog. Paradeoden, dazu M. LOWRIE, A Parade of Lyric Predecessors: Horace C. 1.12-
1.18, «Phoenix» 49, 1995, S. 33-48.
28 Zum Konsulat des Adressaten, L. Sestius, s. N.-H. (1970), S. xxxvi und 68.
29 S. SYNDIKUS, op. cit., I, S. 80 f.
622 Paideia LXVI (2011)

nur zu diesem Zwecke eigens zu verfassen, hat Horaz nicht betrieben.


Das zeigt nicht zuletzt die irrationale Zahl von 38 Gedichten in Buch
I. Gedichte gar für die Einfügung in das Buchganze in größerem Um-
fange zu überarbeiten, wäre ineffizient und kontraproduktiv gewesen.
Ganz offenbar genügte es, innerhalb des Buchganzen gewisse, allge-
meine Grundsätze einzuhalten, in diesem Falle metrische variatio und
thematisch sinnvoll zusammengestellte kleinere Zyklen oder Gedicht-
paare. Genau dieses Verfahren ist auch in Buch IV zu beobachten, wo es
sich auch zum guten Teil um zu ganz verschiedenen Zeiten verfasste
Gelegenheitsgedichte handelt (zur Chronologie s. F.s Einleitung S. 13
ff.). Eine bis ins Einzelne präzise kalkulierte Buchstruktur vorzufin-
den, ist von vorneherein unwahrscheinlich. Innerhalb der durch diese
Situation bedingten Umstände ist das Buch jedoch höchst sinnfällig
angeordnet.
Mit dem Zyklus der Römeroden, in gewisser Weise auch der Para-
deoden30, hat Horaz nicht einfach Einzelgedichte an einen Buchanfang
gesetzt, sondern ganze Zyklen. Damit hat er Schule gemacht: das zeigt
das dritte Properzbuch mit seinem Einleitungszyklus von fünf Ge-
dichten. Horaz nimmt das Verfahren auch in Buch IV auf: C. 4,1-3 bil-
den m. E. einen Einleitungszyklus31. Sieht man dies, so lässt sich eine
ganz offenkundige Entsprechung im eigentlichen Gedichtcorpus fin-
den: 4/5 entspricht 14/15 am Ende. D.h. C. 4,1-3 stehen getrennt vor
dem eigentlichen Corpus, das mit C. 4,4 beginnt32. 4/5 und 14/15 rah-
men eine Binnenstruktur. Zwischen ihnen stehen acht Gedichte, die
hauptsächlich den in 4,1 und 2/3 umrissenen Themenbereichen Liebe
(1) und Öffentlichkeit/ Politik bzw. der Dichter und seine Rolle in
der Öffentlichkeit zuzuordnen sind. Liebe erscheint erst in der zwei-
ten Hälfte der acht Binnengedichte mit 10,11 und 13. In der ersten

30 Zählt man die Paradeoden (1-9) als Einheit, die quasi einem Gedicht entspricht, so erhält
man in Buch I übrigens eine Zahl von 30 Einheiten. Ich vermute, das ist von Horaz so ge-
wollt.
31 Abweichend von F. sehe ich das Verfahren des Einleitungszyklusses auch im vierten Pro-
perzbuch. M.E. entspricht nicht Prop. 4,1 als ganzes C. 4,1; nein: Prop. 4,1A und B entspre-
chen C. 4,1 und 2. Mit der Teilung von Prop. 4,1 enthält das vierte Properzbuch zumindest
eine Zahl von 12 Gedichten statt der äußerst seltsamen Elfzahl. Prop. 4,6 ist dann nicht,
wie F. annimmt, die Mitte, sondern die Einleitung zur zweiten Hälfte. Vgl. GÜNTHER in:
H.C. GÜNTHER (ed.), Brill’s Companion to Propertius, Leiden – Boston 2006, S. 354 ff. Ich
bleibe bei meiner Ansicht, dass Jachmann mit seiner Teilung nach V. 66 Recht hat.
32 Ich akzeptiere somit nicht die Mittelposition von C. 4,8; nicht 4,8, eher das wesentlich
umfangreichere Gedicht 4,9 steht an hervorgehobener Stelle, s.u.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 623

Hälfte dominiert der Dichter in der Öffentlichkeit, d.h. der Dichter


und der Ruhm in 6, 8, 9. Spiegelbildlich entsprechen sich in diesen
beiden Viererreihen (6-9 und 10-13) zwei Naturgedichte mit ihrer im-
pliziten (7) oder expliziten (12) Aufforderung zum Lebensgenuss.
Am Anfang der zweiten Viererreihe und zugleich am Beginn der
zweiten Hälfte des eigentlichen Gedichtcorpus (d.h. 4-9/10-13) steht
das zweite Ligurinusgedicht, analog zu 4,1. Die Anordnung der Ge-
dichte gruppiert auch bewusst nach Umfang: der Einleitungzyklus
gruppiert 2 kürzere Gedichte asymmetrisch um ein längeres Mittelge-
dicht 40 : 60 : 2433. 4/5 und 14/15 bilden ein analoges Paar 76 : 40/ 52 :
32. In der ersten Viererreihe steht das gewichtige lange C. 4,9 mit 52 Ver-
sen am Ende bei chiastischer Anordnung der Folge (48 : 28 : 28 : 52). Zu-
dem treffen so das längste (9) und das kürzeste (10) Gedicht der Bin-
nenstruktur in der Mitte aufeinander. C. 4,12 ist wohl bewusst spie-
gelbildlich zu 7 gestellt.
Ich übergehe zunächst den folgenden Absatz zu Horazens Ver-
hältnis zu Pindar im allgemeinen (S. 29-35. Orazio, fra Pindaro e Cal-
limaco), um später in Bezug auf C. 4,2 auf einige Aspekte zurückzu-
kommen. Mit den Abschnitten V (S. 35-45: Orazio, Augusto e i po-
tenti) und VI (S. 45-57: Un giudizio difficile) kommt F. nun zu eben
dem Interpretationsproblem, das die Diskussion um das vierte Oden-
buch des Horaz vorzüglich belastet: Horazens Verhältnis zum augu-
steischen Regime, dessen “Kulturpolitik” und zu Horazens persönli-
chen Verhältnis zu Maecenas und Augustus. Mit dem Thema “Horaz
und die Politik” wird damit natürlich eine Fragestellung angespro-
chen, die über die Interpretation des vierten Odenbuches hinaus für
unser Verständnis und unsere Beurteilung der Dichtung des Horaz
von grundlegender Bedeutung ist. Die Frage betrifft Horazens Werk
und Person insgesamt und kann nur aus einer breiteren Perspektive
heraus angegangen werden. F. ist sich dessen bewusst, und seine Dis-
kussion ist somit zugleich ein wichtiger Beitrag zu diesem gerade in
der jüngeren Forschung immer wieder diskutierten Problem insge-
samt.

33 Bei den Römeroden findet sich durchaus Vergleichbares; in der ersten Hälfte stehen zwei
im Umfang ganz unterschiedliche, aber doch deutlich längere Gedichte um ein kurzes Ge-
dicht in der Mitte: 48 : 32 : 72. Das lange Schlussgedicht der ersten Hälfte trifft auf das noch
längere Einleitungsgedicht des zweiten Teils, der in absteigender Reihe verläuft: 80 : 56 : 48.
Die extakte Symmetrie 3,1/ 6 dürfte gewollt sein. 3,1 ist mit Rücksicht auf 3,6 verfasst.
624 Paideia LXVI (2011)

F. geht von einem klaren und konzisen Referat moderner For-


schungsstandpunkte aus, besonders bezieht er sich auf Syme34, Fraen-
kel, Brink (im Epistelkommentar), N.-H./R. und Lyne35. Gewiss ist
seit dem epochalen Werk von Syme eine ernsthafte Auseinanderset-
zung mit der politischen Haltung und Dichtung der Augusteer ohne
reflektierten Rekurs auf echte oder vermeintliche Parallelen zu den
politischen Ereignissen der jüngeren Geschichte unmöglich36. Und
genau das ist eines der großen Verdienste von Symes Buch: Symes
Buch hat einerseits die Relevanz und Aktualität des geschichtlichen
Umfelds der augusteischen Zeit für unsere moderne Situation augen-
fällig gemacht, und zugleich fordert es umgekehrt aber auch eine re-
flektierte Miteinbeziehung unseres eigenen Standpunktes in unsere
Interpretation der antiken Texte. Der Akzent sollte allerdings auf “re-
flektiert” liegen. Daran lässt es die moderne Diskussion, besonders in
jüngerer Zeit leider oft mangeln37.
Wie eigentlich für jeden verständigen Betrachter selbstverständlich,
lässt F. keinen Zweifel daran, dass Horaz ein überzeugter Anhänger
des augusteischen Regimes war und gibt Ansichten, die ihn zu einer
Art Kryptodissidenten machen, berechtigterweise wenig Raum. F.
verwahrt sich nun dagegen, die politische Dichtung des Horaz zu ser-
viler Hofdichtung zu degradieren. Obwohl er ihr dabei durchaus ei-
nen gewissen künstlerischen Wert zugesteht, distanziert er sich jedoch
– wie der quasi einhellige Konsens der modernen Forschung – von
Fraenkel, wenn Letzterer die Augustusgedichte des vierten Buches zu
den Höhepunkten des Horazischen Werks zählt. Eher als seine Be-
wunderung für Horazens dichterische Leistung in den politischen
Oden des vierten Buchs zu bekunden, wirbt F., was die Politik anbe-
langt, gegenüber Horazens modernen Kritikern dafür, mehr Verständ-
nis für die historische Situation des Horaz aufzubringen und nicht in
eine vergröbernde Gleichsetzung unserer heutigen Vorstellungen mit
der Antike zu verfallen. Besonders jedoch betont F., dass das vierte
Odenbuch insgesamt sich keinesfalls in seiner politischen Dimension

34 R. SYME, The Roman Revolution, Oxford 1939.


35 R.O.A.M. LYNE, Horace: Behind the Public Poetry, New Haven 1995.
36 S. meine Einleitung in: I. DE GENNARO, H.-C. GÜNTHER (ed.), Artists and Intellectuals
and the Requests of Power, Leiden – Boston 2009, S. 3 ff.
37 Syme ist daran unschuldig; seine Arbeiten besitzen alle genau die Tugenden, die man bei
anderen, die sich zum Thema äußern, oft vermisst.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 625

erschöpft. Die Liebesdichtung und verwandte, persönliche Themen


nehmen einen beträchtlichen Raum ein, und die Liebesdichtung steht
mit C. 4,1 ja immerhin auch am Anfang. F. bekennt sich dazu, hier
das ihn oder vielleicht überhaupt uns heute vorzüglich ansprechende
Element der späten Odendichtung zu sehen.
F.s Mahnung zu einer differenzierten und reflektierten Betrachtung
der je verschiedenen historischen Situation sind verdienstlich und sei-
ne Schlussfolgerungen durchaus korrekt. Und wie bereits oben ange-
deutet: es ist zweifelsohne richtig, dass das vierte Odenbuch sich bei
weitem nicht in einer politischen Aussage bzw. Propaganda erschöpft,
und dass es je jemand so sehen konnte, ist eigentlich kaum begreiflich.
Allerdings glaube ich doch zunächst einmal, dass gerade die moderne
Diskussion um die politische Dichtung (und die persönliche Haltung)
des Horaz immer noch am Wesentlichen weitgehend vorbeigeht und
dass diese Fehleinschätzung den Blick auf Horazens Werk insgesamt
verstellt, und so will ich im Ausgang von F.s Behandlung der Frage
zunächst auf Horazens Verhältnis zur Politik eingehen38.
Dass es mit politischer Dichtung etwas Heikles auf sich hat,
braucht kaum eigens betont zu werden. Ja, alles was überhaupt mit
Politik zu tun hat, scheint irgendwie heikel zu sein. Schon das Enga-
gement von Künstlern (oder Intellektuellen) für eine bestimmte poli-
tische Sache, selbst wenn es nur ein vermeintliches ist, ja, allein die
Tatsache, dass man einen Künstler, aus welchen Gründen auch immer,
mit einem politischen System identifizierte, hat zu Lebzeiten und
auch in der Folgezeit immer wieder das Urteil über das Werk des
Künstlers wesentlich beeinflusst, ohne dass man dabei immer zwi-
schen dem Urteil über den Charakter der Person und der Qualität des
Werks unterschieden hat oder sich Rechenschaft darüber ablegte, ob
es sich um ein echtes Engagement des Betreffenden oder um Verein-
nahmung oder gar Missbrauch seines Werks handelte. An die zahlrei-
chen Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit braucht man angesichts
der gerade heute immer populärer werdenden Braunschnüfflerindu-
strie kaum zu erinnern.
Jedenfalls: 1935 schrieb Rudolf Alexander Schröder noch: «Der
Begriff der politischen Dichtung hat lange Zeit zu denen gehört, die
man am liebsten in Anführungszeichen schrieb oder dachte, freilich

38 Ich knüpfe an das an, was ich in dem in Die Ästhetik cit. (besonders S. 142 ff.) ausgeführt
habe.
626 Paideia LXVI (2011)

ohne daß man dabei aufgehört hätte, den Dichtern des Altertums ein
Recht auf eine Haltung zuzubilligen, um derentwillen man geneigt
schien, den Neueren scheel anzusehen. Wohin hätte man auch kom-
men sollen, wenn man aus der ohnehin spärlichen dichterischen
Überlieferung der Griechen und Lateiner alles hätte verbannen wol-
len, das irgendwie nach Politik schmeckte. Wir lassen diesen Mangel
an Folgerichtigkeit auf sich beruhen. Die Geschichte wimmelt von
Beispielen ähnlich widerspruchsvoller Verfahren»39. Heute wird man
sagen müssen, dass man begonnen hat, – folgerichtigerweise – auch
den Augusteern das Recht auf einen politischen Standpunkt zu be-
streiten. Selbst wer sich nicht zu der absurden und indiskutablen An-
nahme einer Art von Kryptodissidententum versteigt, tut die politi-
sche Dichtung etwa des Horaz als ohne innere Beteiligung geschrie-
bene Pflichtübung ab oder behauptet rundweg, dass die Frage nach
der politischen Einstellung des Dichters nicht zu beantworten oder
überhaupt irrelevant sei. Seltsamerweise sind dann derartige Behaup-
tungen doch immer wieder von mehr oder weniger expliziter Kritik
oder einer Beurteilung der politischen Dichtung Horazens von einem
überlegenen Standpunkt aus begleitet.
Es ist kein Zufall, wenn F. in seiner Diskussion zumeist angelsäch-
sische Forschung erwähnt. Dabei tritt nicht deutlich genug heraus,
dass die – heute kaum noch recht ernst genommene – Position Fraen-
kels so anders ist, weil Fraenkel einem völlig anderen Milieu ent-
stammte. Fraenkel mit seiner Hochschätzung der patriotischen Lyrik
des vierten Odenbuches schließt sich nahtlos und explizit an die von
Wilamowitz in seiner Appendix zu Sappho und Simonides vertretene
Einschätzung des vierten Odenbuches an40. Letztere ordnet sich naht-
los in die Tradition der deutschen Forschung des zweiten Kaiserrei-
ches und der unmittelbaren Folgezeit ein, einer Forschung, die von
Personen einer intellektuellen Elite getragen wurde, für die national-
staatliche Werte des neunzehnten Jahrhunderts eine Selbstverständ-
lichkeit waren. Zwar ist der erste Weltkrieg und die damit einherge-
hende geistig-moralische Krise an Intellektuellen des Niveaus von Wi-
lamowitz, Fraenkel oder auch anderen keineswegs spurlos vorüberge-
gangen, wie eine simplizistische moderne Beurteilung oft zu implizie-
ren scheint, doch muss man sich klarmachen, dass die geistigen Vor-

39 Wieder abgedruckt in: H. OPPERMANN (ed.), Wege zu Horaz, Darmstadt 1972, S. 37 ff.
40 Ich habe die betreffenden Äußerungen von Wilamowitz in Die Ästhetik cit., S. 155 zitiert.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 627

aussetzungen Fraenkels völlig andere waren als diejenigen von Syme


oder gar diejenigen der heutigen Generation41.
Allein diese Tatsache zeigt, dass das Urteil, ja überhaupt die ganze
Perspektive, aus der heraus man Horazens politische Dichtung sieht,
sehr stark von den geistigen Voraussetzungen und geschichtlichen Er-
fahrungen des Betrachters geprägt ist. Dass angelsächsische – jeden-
falls gewiss nicht deutsche – Forschung in diesem Bereich das moder-
ne Bild prägt, ist somit auch kein Zufall. Zwar gibt es durchaus eine
Art von “deutscher” Forschungstradition bis heute, wo sich ein etwas
anderes Bild ergibt als das von F. von der Forschungslandschaft ge-
zeichnete, allerdings ist es aus ganz offenkundigen Gründen für an-
gelsächsische Gelehrte viel leichter ganz mit der Nonchalance unseres
heutigen Fortschrittsdünkels die geschichtliche Vergangenheit zu be-
urteilen. Schließlich hat ja die repräsentative Demokratie nach angel-
sächsischem Muster inzwischen gewonnen, und das muss heute gera-
de derjenige, für den das von seiner “nationalen” Tradition her nicht
so selbstverständlich ist, besonders skrupulös berücksichtigen. Viel-
leicht vergisst man in seinem Enthusiasmus für demokratische Werte
aber manchmal doch, dass Demokratie und Liberalität nicht immer
schon die private Religion aller rationalen und aufgeklärten Menschen
waren und Cicero kein Verfechter der repräsentativen Demokratie,
schon gar kein Liberaler und noch weniger ein Kämpfer für demo-
kratische Rechte im modernen Sinne war (wenn es denn einen präzi-
sen modernen Sinn gibt), jedenfalls nicht für die des “Volkes”; und
Demosthenes taugt als Identifikationsfigur gewiss für Clemenceau
besser, als er für Nelson Mandela taugen würde.

41 Fraenkels Bild der römischen Kultur ist von Überzeugungen geprägt, wie sie etwa in
Heinzes Rektoratsrede (abgedruckt in HEINZE, Vom Geist cit., S. 9 ff.) zum Ausdruck kom-
men. Wer zu einem differenzierten Verständnis von Heinzes Schlussworten bereit und in der
Lage ist, wird unschwer erkennen, dass sie nichts mit der Vereinnahmung der Antike durch
machtbesessene Diktatoren und Imperialisten zu tun haben, sie bedeuten genau das Gegen-
teil. Wie sie auch weit von der billigen Pseudohumanismus unserer Tage entfernt sind, der
die Antike immer noch zum Modell der modernen Pseudoaufklärung und Liberalität macht.
Wer diesen “Diskurs” kennt, kann Heinze um sein lebendiges Verständnis der Antike und
des Römischen nur beneiden. Fraenkel jedenfalls hatte eine einzigartige Sensibilität, Hora-
zens politische Überzeugungen und Befindlichkeit zu verstehen. Fraenkel hat – in einer
durchaus dem Lebensweg Horazens vergleichbaren Weise – das Scheitern seiner tief emp-
fundenen politischen Überzeugungen erleben müssen, und zwar so, dass er plötzlich inner-
halb der Gemeinschaft, zu der er gehörte und gehören wollte, zum Außenseiter wurde, ein
Außenseiter, der Horaz von seiner Herkunft her immer war. Wer die Befindlichkeit der jü-
dischen Gelehrten, die vor dem Weltkrieg aus Deutschland vertrieben wurden, verstehen
will, kann einiges in E. MENSCHINGs Nugae zur Philologiegeschtichte, Berlin 1990-2004,
oder, noch besser, in F. LEOs Kriegerinnerungen an 1870-71, Berlin 1914, lesen.
628 Paideia LXVI (2011)

Nun, es gibt, wie gesagt, durchaus eine, von F. weniger berücksich-


tigte, deutsche Forschung zum Thema. Nur, Deutsche tun sich mit Po-
litik bekanntermaßen schwer (über Italiener will – und brauche – ich
mich, angesichts meiner Adressaten, gewiss nicht äußern); man getraut
sich kaum noch, sich nicht so zu äußern, dass man sich, jedenfalls nach
außen, in impliziten oder expliziten Bekenntnissen zu den Werten der
neuzeitlichen oder “westlichen” Freiheitlichkeit überschlägt, und
wenn es entfernt um so etwas wie Alleinherrschaft, Patriotismus, Im-
perialismus etc. geht, windet man sich oder sagt eben besser gar nichts,
oder äußert sich nur ganz vorsichtig – zumeist. Wenn man die Vergan-
genheit gewisser Leute hat, ist oder wäre Schweigen vielleicht auch ge-
schmackvoller. Allerdings gibt es glücklicherweise auch Stimmen wie
diejenige Doblhofers42, dessen Verdienste um die rechte und vorur-
teilsfreie Würdigung der politischen Dichtung Horazens gar nicht
stark genug hervorgehoben werden können. Seine Arbeiten zählen
– gleich nach Syndikus und Becker – zu den wichtigsten der modernen
Horazforschung, und zwar genau deshalb, weil er Wesentliches in der
Auslegung der so grob fehl interpretierten politischen Dichtung des
Horaz leistet43. Das kommt in F.s Abriss der Forschung m.E. zu kurz.
Ebenso hat Syndikus, ohne allzu viel Aufhebens um seine Position in
Absetzung von den Irrungen der modernen Forschung zu machen, die
politische Dichtung Horazens durchaus zutreffend interpretiert, und
mit Barchiesis Beitrag zum Carmen Saeculare in Harrisons Cambrid-
ge Companion44, den F. nicht mehr berücksichtigen konnte, hat ein
italienischer Gelehrter mit explizitem Rückgriff auf die eigene poli-
tisch-nationale Prägung einen der besten und vor allem differenzierte-
sten Beiträge zur politischen Dichtung des Horaz seit langem vorge-
legt, wobei er zudem die dichterischen Qualitäten und die Eigenart des
Carmen Saeculare knapp, jedoch umso beeindruckender herausstellt.
Nun, dass hinsichtlich der Bewertung von Horazens politischer
Dichtung – oder der politischen Dichtung der Augusteer überhaupt –
heute eine besonders große Verwirrung herrscht, liegt zunächst einmal
an einem – angesichts der modernen Freude an Methodendiskussionen

42 E. DOBLHOFER, Die Augustus-Panegyrik des Horaz in formalhistorischer Sicht, Heidel-


berg 1966; id., Horaz und Augustus in: ANRW 31.1, S. 1922-1986.
43 DOBLHOFERs Monographie von 1966 und das Recusatiokapizel in A. CAMERONS Calli-
machus and his Critics, Princeton 1995, sind für ein Verständnis der augusteische Recusati-
odichtung fundamental.
44 A. BARCHIESI, Carmina: Odes and Carmen Saeculare, in: HARRISON, Cambridge Compa-
nion cit., S. 144 ff.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 629

eigentlich – erstaunlich hohen Maß an unreflektiertem Umgang mit


der historischen Vergangenheit und dem eigenen ästhetischen Urteil.
Eigentlich sollte es einen doch stutzig machen, dass bei all der Antipa-
thie der heutigen Forschung gegen biographisierende Deutungen von
Dichtung, die man heute für gewöhnlich als antiquiert abzutun pflegt,
Horaz immer noch regelmäßig an seiner vermeintlich servilen Haltung
in puncto Politik gemessen wird, und man dann noch im Anschluss
daran ein beträchtlicher Teil seines Werkes schlecht macht, so als ob
der persönliche Charakter eines Künstlers letztendlich doch für die
Qualität seines Werkes mitverantwortlich sein müsste. In puncto Poli-
tik – ebenso wie übrigens in puncto politisch korrektes Sexualverhal-
ten (s.u.) – versteht man heute anscheinend ebenso wenig Spaß wie so
manches politische Regime der Vergangenheit.
Und sieht man sich die fein säuberlich bedeckmäntelten impliziten
gegenseitigen Rückschlüsse von Werk auf Charakter und wieder
zurück in der Horazforschung von heute an, dann erinnert einen das
fatal an die heute gängigen Urteile über so manche neuzeitlichen
Künstler: D’Annunzio ist ein schlechter Dichter, weil er Faschist
– und noch dazu ein perverser Macho – war, Pfitzner ein schlechter
Komponist, weil er angeblich Antisemit und Nazi gewesen sein soll. Es
gab auch einmal die Zeit des kalten Krieges, wo Shostakovich manchen
als eher schlechter Komponist galt, weil der Funktionär der KPdSU
war, bis man dann mit Volkovs Pseudomemoiren herausfand, dass er ei-
gentlich ein Dissident war, eine Zeit, wo man von dem Komponisten
der Nationalhymne der ehemaligen DDR lieber nicht redete, während
heute Musikhochschulen auch in der BRD seinen Namen tragen: Denn
wie könnte ein von Hitler vertriebener Jude kein guter Mensch und
Künstler sein, wenn er immerhin Schüler von Arnold Schönberg war
und der Kommunismus inzwischen irrelevant geworden ist? Man sieht,
es sieht ganz so aus, als ob nicht nur böse Menschen böse, sondern
auch gute Menschen automatisch gute Lieder haben.
Jedenfalls erinnert dieser Zirkus doch ganz fatal an gewisse Züge
der modernen Horazforschung, in der Horaz zuweilen als ge-
winnsüchtiger Zyniker oder feiger Opportunist beschrieben wird, der
sich nicht scheute, um des lieben Geldes willen auch einmal ein Paar
schlechte Propagandalieder zu schreiben. Oder, wenn einen das nicht
so ganz überzeugt, versucht man ihn rein zu waschen, indem man
krampfhaft aufzeigt, dass er zwischen den Zeilen doch eine gewisse
Reserve gegenüber dem Regime des Augustus zeigt und im Grunde
recht subtil Abstand hält. Früher sprach man gerne davon, dass er
630 Paideia LXVI (2011)

doch seine Unabhängigkeit gegenüber Maecenas und Augustus ge-


wahrt habe. Derartig gewundene Gedankengänge ist man aus der
pseudowissenschaftlichen Enthüllungsliteratur über Künstler und In-
tellektuelle und das dritte Reich zur Genüge gewohnt, und von poli-
tischen Pamphleten wird man kaum etwas anderes erwarten, aber dass
man derartiges in wissenschaftlichen Werken zu einem antiken Dich-
ter lesen muss? Und es gibt ja auch Leute, die ehrlich genug sind,
Horaz einfach für politisch mehr oder weniger unbedarft zu halten.
Das dachte übrigens Eissler von Schönberg.
Nun, dass der einigermaßen ehrgeizige und von sich recht über-
zeugte Prokovieff sich von Stalin kaufen ließ, hat glücklicherweise der
Hochschätzung seiner heute aus dem Repertoire des “westliche” Mu-
siklebens nicht mehr wegzudenkenden großartigen Musik kaum Ab-
bruch getan; und inzwischen hat selbst Shostakovich den Sprung dahin
geschafft, obwohl er Filmmusik zu einem Propagandafilm über Stalin
im befreiten Berlin geschrieben hat. Da sollte man doch auch Horaz
seine Parteinahme für den autoritären Patriarchen Augustus verzeihen,
denn Augustus ist doch schon viel länger als der Kommunismus ei-
gentlich ungefährlich geworden. Und so verzeiht man Horaz heute ja
auch zumeist; man interpretiert dann eben nur – wie in Shostakovichs
neunte Symphonie (auf dem sowjetischen Sieg im zweiten Weltkrieg
geschrieben) – subtile Botschaften in manche Gedichte hinein, um den
Künstler und das Werk auch für den aufrecht Gesinnten zu retten, und
wo’s – wie mit Shostakovichs Zwölfter (zu einem Parteikongress der
KPdSU) und den Augustusgedichten des vierten Odenbuches – nicht
mehr zu funktionieren scheint: na, da hat ein großer Künstler dann
eben auch mal was Minderwertiges geschaffen.
Man sieht, wir messen Kunst ganz offenkundig schamlos an unse-
ren politisch-moralischen Vorlieben bzw. Abneigungen und biegen sie
in unserer Rezeption gegebenenfalls auch darauf hin zurecht. Mithin
wir tun letztendlich genau das, was wir an Augustus’ Kulturpolitik
nicht mögen: Kunst auf die eigenen Vorlieben oder Interessen zurecht-
zubiegen. Recht eigentlich werfen wir Horaz vor, sich eher Augustus’
Ansprüchen unterworfen zu haben als unseren, jedenfalls dann, wenn
es uns nicht mehr gelingt, uns einzureden, er täte doch eher Letzteres.
Und unsere Gesellschaft? Unsere “liberale” Kulturpolitik? Tut sie
nicht genau das, was wir totalitären oder autoritären Regime vorwer-
fen? Den Regimen, von denen angeblich ja auch das des Augustus ei-
nes gewesen sein soll; und autoritär, das war es gewiss. Kunst wird von
uns anscheinend dann für wert befunden, wenn sie den unveräußerli-
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 631

chen Glaubenssätzen unserer “freiheitlich-demokratischen Grundord-


nung” nicht allzu sehr widerspricht. Nicht allzu sehr: so viel Toleranz
bringen wir immerhin noch auf. Und da unser System eher mit mani-
pulativen Mitteln als mit Gewalt arbeitet: man muss Dissidenten nicht
gleich physisch eliminieren, man kann Künstler auch totschweigen,
verfehmen oder auch ein bisschen in den Hintergrund drängen. So hat
man Luigi Nono denn einstmals auch nur nahe gelegt, eine Vertonung
eines Textes, der den Namen Stalins enthielt, in Donaueschingen
zurückzuziehen (aufgeführt ist das Werk bis heute nicht), und Shosta-
kovichs siebte Symphonie hat man nach dem zweiten Weltkrieg
zunächst einmal deutlich weniger gern aufgeführt als zu Kriegszeiten,
und die zweite und die zwölfte sind halt heute wahrscheinlich immer
noch zu schlecht, um allzu oft auf dem Programm zu stehen. Majako-
wskis Geburtsort ist inzwischen zwar zu seinem alten Namen zurück-
gekehrt, aber sein Museum in Moskau steht noch – leider, denn erste-
res ist wohl ganz in seinem Sinne, letzteres weniger.
Schade nur, dass man die großen Panegyriker der repräsentativen
Demokratie so selten findet, da musste das Adenauerdeutschland
schon auf Gottfried Benn zurückgreifen (der sich in kurzer Verwir-
rung dazumal allenfalls zu panegyrischen Äußerungen über Hitler,
nicht aber über Adenauer oder Kurt Schumacher oder das Grundge-
setz hinreißen ließ), um Johannes R. Becher etwas entgegenzusetzen
zu haben. Den Nobelpreis hat Benn aber nicht erhalten, dazu reichte
das Verbot seiner Dichtung ab September 1933 im Hitlerdeutschland
leider nicht aus. Und so ist ja auch die Liste der Nobelpreisträger
kaum mehr als eine handverlesene Auswahl des Mittelmaßes und der
politischen Opportunität; die Zahl derjenigen Künstler, die es ver-
dient hätten und nie einen Preis erhalten haben, ist sicher weit länger
als diejenigen, die es zufällig geschafft haben. Die gängige Einstellung
unserer Gesellschaft zur Kunst ist so spießig, wie sie spießiger nicht
sein könnte, und Augustus, egal wie man über ihn denkt, kann sie gar
nicht überboten haben; und dabei sind wir, was Qualitätsstandards
anbelangt, weit weniger erfolgreich als er. Aber das ist natürlich ein
unbeweisbares Geschmacksurteil, und man kann natürlich auch in der
Freundschaft von Heinrich Böll und Willy Brandt den Gipfelpunkt
der Verbrüderung von Geist und Politik in der Geschichte der deut-
schen Kultur sehen45. Wie dem auch sei, unsere Beurteilung antiker

45 So Walter JENS in: W. JENS, W. VITZTHUM, Dichter und Staat: über Geist und Macht in
Deutschland, Berlin-New York 1991.
632 Paideia LXVI (2011)

Persönlichkeiten am Maßstab der aktuellen “political correctness”


vereinnahmt die Antike in jedem Falle in ebenso unreflektierter und
schamloser Weise wie das wilhelminische Deutschland oder der italie-
nische Faschismus, den man dabei vorgibt zu kritisieren.
Und so führt uns dieser kleine Exkurs mitten ins Zentrum der
ganzen Crux mit der Einschätzung von politischer Dichtung heute.
Hat man erst einmal den eigentlichen Grund dafür erkannt, warum
wir es uns heute mit Horaz so schwer tun, dann wird erst recht ver-
ständlich, warum sich selbst methodenbewusste Gelehrte in dieser
Materie so konstant weigern, auf die Grundlagen ihrer Urteile zu re-
flektieren: der Letztgrund für die heutigen Banalurteile über die poli-
tische Dichtung der Augusteer liegt nämlich in unserer unhinterfrag-
ten Arroganz, dass wir es, jedenfalls in puncto Politik, und das heißt:
Menschlichkeit, Freiheitlichkeit, Toleranz, Rationalität etc., heute
doch so gut, oder jedenfalls besser wissen als frühere Generationen –
und andere Kulturen. Nicht umsonst verwenden wir ja das Wort
“mittelalterlich” so gerne synonym mit “irrational-unaufgeklärt” oder
“grausam”, und das Mittelalter hat man ja bekanntlich erst in der
Neuzeit, nicht schon in der Antike überwunden.
Angesichts besagten Sprachgebrauchs wäre es freilich angebracht,
einmal genauer nachzudenken, ob denn der Antisemitismus des 19.
und 20. Jhs. “rationaler” war als der Hexenwahn des Mittelalters und,
einmal schüchtern gefragt, vielleicht auch gewisse Obsessionen von
uns heute. Und vor allem bleibt zu bedenken, ob es denn irgendeine
Epoche in der Weltgeschichte je gegeben hat, die monströsere Verbre-
chen begangen hat als das 20. Jh. (falls es Grade an Monstrosität gibt),
und man könnte auch wieder schüchtern fragen, ob wir heute denn
nicht auch noch ganz ungeniert mit so manchem davon fortfahren.
Vielleicht wäre es also tatsächlich besser, wir würden unser Augen-
merk mehr auf uns selbst, auf die unübersehbaren Relikte von Chau-
vinismus, Rassismus, Imperialismus und als Liberalität getarnter Into-
leranz in unserer heutigen – westlichen – Gesellschaft richten, als un-
sere eigenen Verbrechen und Defekte bei den Repräsentanten anderer
Epochen zu suchen, um uns damit zu bescheinigen, wie weit wir über
sie hinausgekommen sind. Derartige impertinente Fragen rücken, so
denke ich, gar manches zurecht, nicht nur unsere Urteile über Horaz
etc.; die freilich auch. Es schadet uns gewiss nicht, wenn es uns übel
aufstößt, dass Horaz in seinen Gedichten von Welteroberung, römi-
scher Überlegenheit und Kampf bis zum Sieg oder Tod spricht und
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 633

Ehen zwischen römischen Kriegsgefangenen und fremdländischen


Frauen kompromisslos als gleichsam todeswürdges Verbrechen
brandmarkt, nur sollte man sich klarmachen, dass Rassismus, Impe-
rialismus und Militarismus, die es immer gab und, wie es aussieht,
wohl auch noch recht lange geben wird, eine völlig andere Dimension
gewonnen haben, seit der Überlegenheitswahn einer einzigen, der
“weißen”, “westlichen” Kultur nun wirklich die gesamte Welt mit
ihrem Rassenwahn und ihren unüberbietbaren Verbrechen überschüt-
tet hat. An die Römer, oder gar an einen antiken Dichter die erst von
uns errichteten Maßstäbe des Verbrechertums anzulegen, ist eine Ab-
surdität. Besonders unredlich und perfide ist dies dann, wenn man
eben das auch noch explizit vor dem Hintergrund des Missbrauchs
der augusteischen Ideologie im 19. und 20. Jh. tut, während man
selbst immer noch die Antike als das Modell unserer aufgeklärten Ra-
tionalität hochhält, mit der wir uns selbst unsere kryptorassistische
Überlegenheit bescheinigen. Aber genau das tut – implizit – derjenige,
der glaubt, der nette, rationale, aufgeklärte, tolerant-urbane Gentle-
man Horaz – also fast schon einer von uns – könne doch nicht ernst-
haft, und somit höchstens aus Zynismus und Egoismus, eine so ge-
walttätige Ideologie wie die des Augustus unterstützen.
Ganz abgesehen von dem Nutzen, den unsere aktuelle Befindlich-
keit aus der hier vorgeschlagenen Selbstreflexion ziehen könnte, letz-
tere macht uns, so denke ich, frei, andere Epochen, namentlich die
Antike in einen wirklich fruchtbaren Bezug zur Gegenwart zu setzen
und gegebenenfalls mit einem großen Dichter und Menschen wie
Horaz eine echte und unser Selbstverständnis bereichernde Erfahrung
zu machen. Hat man sich einmal von oberflächlicher Verabsolutie-
rung aktueller Glaubenssätze freigemacht, dann kommt man dazu,
das wirklich Gemeinsame in unserer Gegenwart und unserer Vergan-
genheit zu entdecken oder, um es mit einem so treffenden Wort des
neugriechischen Dichters Giorgos Seferis auszudrücken: wir gelangen
an den Punkt, wo wir unsere Erfahrung mit der geschichtlichen Ver-
gangenheit zur Deckung bringen können46.
Die Situation, in welche die augusteischen Dichter hineingeboren
wurden, ist tatsächlich derjenigen der Kriegsgenerationen des ersten

46 S. H.-C. GÜNTHER, Giorgos Seferis: Ein Dichter der griechischen Gegenwart und Vergan-
genheit, Würzburg 2003 und (mit A. KERKHECKER), Der Dichter Konstantinos Kavafis,
Neuhausen 2008.
634 Paideia LXVI (2011)

und zweiten Weltkrieges durchaus vergleichbar47. Und Horaz war


obendrein, wie kein anderer großer Augusteer, nicht nur Opfer, son-
dern Akteur auf der politisch-militärischen Ebene; und für einen
Mann seines Hintergrundes war seine Rolle eine gar nicht so geringe.
In Philippi hat Horaz in einer Schlacht in vorderster Front gekämpft,
die ein bislang ungekanntes Ausmaß von Gewalt und Zerstörung zu-
tage brachte, noch dazu in einem Bürgerkrieg und einem verzweifel-
ten Endkampf einer untergehenden Epoche und eines untergehenden
politischen Systems48. Anstatt sich zu beklagen, dass die Katastrophe
von Philippi Horaz nicht zum weinerlichen Pazifisten à la Franz Wer-
fel oder zum bürgerlich-liberalen Demokraten wie Thomas Mann ge-
macht hat, sollte man vielleicht die Weise, in der Horaz von seiner Er-
fahrung in Philippi spricht etwa mit derjenigen Gabriele D’Annunzi-
os oder Ernst Jüngers vergleichen49. Dann könnte einem plötzlich ein
Licht aufgehen, dass Horazens dulce et decorum est pro patria mori
doch aus dem Munde dessen, der in einem Gedicht danach auf seine
anderenorts von ihm selbst nicht gerade als heldenhaft beschriebene
Rettung aus der Katastrophe von Philippi verwiesen hat, gar nicht
nach Militarismus und Gewaltverherrlichung klingt – noch weniger
aber nach Zynismus oder Servilität.
Horaz wusste jedenfalls, wovon er sprach, im Gegensatz zu so
manchem seiner Kritiker, z.B. im Gegensatz zu Bertold Brecht, der im
ersten Weltkrieg vom Kriegsdienst befreit war und den zweiten von
einem Logenplatz in gutem Sicherheitsabstand von der Front verfol-
gen konnte. Wie die viel berufene Maxime aus Horazens Mund wirk-
lich klingt, will ich hier nicht näher ausführen, ich will es lieber der
Sensibilität eines jedes Lesers überlassen, es nachzuempfinden.
Um dies tun zu können, muss man sich freilich sehr wohl die Fra-
ge stellen, ob der politische Dichter Horaz bloß ein offiziöser Hof-
poet, ein Zyniker und Opportunist oder ein überzeugter Parteigänger
des Augustus und römischer Patriot im wohlverstandenen Sinne gewe-
sen ist. Der in der englischsprachigen Forschung immer wieder auftau-
chende Terminus “sincerity” ist inzwischen so viel hinundherdisku-

47 Vgl. H.-C. GÜNTHER, Die Ästhetik cit., S. 155 ff.


48 Vgl. Appian, BC 4,128; Dio Cass. 47,39; SYME, op. cit. S. 205.
49 Allerdings tut man Jünger Unrecht, wenn man in allein nach seinem In Stahlgewittern be-
urteilt; aber dieses Werk ist aus der unmittelbaren Erfahrung heraus geschrieben, einer Er-
fahrung, die übrigens Stefan George in seinem Gedicht Der Krieg ganz anders schildert.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 635

tiert und belastet, dass er kaum noch etwas sagt. Ich würde vorschla-
gen, im Bezug auf politische Dichtung einfach davon zu reden, ob
letztere die politische Überzeugung eines Dichters widerspiegelt oder
nicht. Und diese Frage ist ohne jeden Zweifel von Belang; das zeigt
sich schon daran, dass die Gründe für die Geringschätzung von Hora-
zens politischer Dichtung eben auf Annahmen beruhen wie entweder
der, er habe sich ohne echte Überzeugung an ein politisches Regime
verkauft hat, oder etwa, er habe dummerweise an das falsche Regime
geglaubt, oder er hatte nicht genug Zivilcourage, dem Druck von oben
zu widerstehen. Und auch N.-H. fällen, obwohl sie “sincerity” für ir-
relevant erklären, Negativurteile über politische Gedichte Horazens
mit Begründungen, die letztlich darauf hinauslaufen, Horaz für poli-
tisch naiv, undifferenziert, nicht unabhängig, also servil zu halten.
Um hier weiterzukommen, ist es wichtig, sich klar zu machen, in
welcher Hinsicht die Frage der persönlichen Überzeugung des Dicht-
ers uns interessiert. Nun, einer der größten Panegyriker der europäi-
schen Dichtung, Vincenzo Monti, hat sich schon zu Lebzeiten den
Vorwurf gefallen lassen müssen, er habe sich allzu leicht jedem Gön-
ner bzw. jedem Regime angeboten und so der Reihe nach für höchst
antagonistischste politische Zwecke hochstilisierte Dichtung ohne in-
nere Anteilnahme und somit ohne echten Gehalt verfasst. Und dieses
Odium haftet ihm bis heute an und hat ihn fast völlig in Vergessenheit
geraten lassen. Freilich hat Leopardi, dessen Urteil zu dieser Entwick-
lung wesentlich beigetragen hat, mit seinem berühmten Diktum,
Monti sei eher ein Dichter des Ohrs und der Vorstellung als des Her-
zens50 eher eine treffende Beschreibung von Montis dichterischer Ei-
genart gegeben, als ein negatives Qualitätsurteil gefällt. Monti kann
man tatsächlich nur goutieren, wenn man einen Sinn entwickelt für ei-
ne Dichtung, die keinerlei Gehalt aufweist, der für irgendeinen Rezi-
pienten je von Relevanz sein wird bzw. ihn je irgendeine innere An-
teilnahme empfinden lassen kann, außer für denjenigen, für den sie
verfasst wurde; und das, obwohl diese Dichtung in ihrer hochstilisier-
ten Art eben vorgibt, einen hoch bedeutenden Inhalt zu haben.
Entweder man hat für diese Ästhetik, diese bloß implizite, nie ex-
plizite Inkongruenz zwischen Form und Gehalt einen Sinn, oder man
geht an Monti vorbei – wie heute die meisten. Nimmt man dagegen

50 Zibaldone 36 = S. 58 f. in G. LEOPARDI, Zibaldone, edizione commentata e revisione del


testo critico a cura di Rolando Damiani, Bd. I, Mailand 1999.
636 Paideia LXVI (2011)

engagierte Dichtung etwa eines Byron oder Petöfi, dann mag selbst
den der politischen Sache des betreffenden Dichters ganz Fernstehen-
den immer noch das intensive emotionale Engagement des Dichters
berühren, wenn er nicht überhaupt für die in dieser Dichtung auf-
scheinenden Ideale jenseits ihrer konkreten geschichtlichen Ausfor-
mung Sympathie oder Bewunderung empfindet. Ob Horaz an die von
ihm in seinen politischen Gedichten verkündeten Ideale geglaubt hat
oder nicht, ist somit sehr wohl von Belang, und dass ein Mann mit
Horazens Biographie keine Dichtung im Stile Montis geschrieben hat,
versteht sich eigentlich von selbst. Nicht zuletzt bestätigt es auch die
Rezeption: Montis Werk verweigert sich politischer Vereinnahmung
und dem politischen Missbrauch durch Folgegenerationen genauso
wie romantischem Publikumsgeschmack.
Es geht also nicht darum, ob ein Dichter ein guter Mensch ist,
oder zunächst nicht einmal darum, ob er eine differenzierte, durch-
dachte oder gar persönlich-individuelle Haltung in seiner Dichtung
verrät. Es ist eher gleichgültig, ob Horaz in seiner Dichtung eine de-
zidiert persönliche Meinung zum Ausdruck bringt oder einfach ein
Propagandist eines Regimes ist. Es geht nicht darum, Fraenkel gegen
Syme auszuspielen oder umgekehrt. Horaz gegen den Vorwurf des
staatlichen Propagandisten zu verteidigen, wie Brink es tut, ist ebenso
überflüssig, wie es mehr als billig ist, ihn, sofern er Parteigänger des
Regimes war, als schlechten Menschen und seine Dichtung, sofern sie
politisch ist, als nolens volens geleisteten Tribut minderer Qualität ab-
zutun. Wer da eines besseren belehrt werden muss, sollte einmal Hor-
azens Carmen Saeculare oder die Augustuspanegyrik mit auf besagte
Weise abgepressten Tributen vergleichen: gleichgültig wie man die
Qualität dieses Gedichtes einschätzt, dass Horaz auf die Ausarbeitung
nicht weniger Mühe verwendet hat als auf den Rest der Odendich-
tung, haben nicht zuletzt Putnam und Barchiesi in neuerer Zeit ge-
zeigt. Man stelle dann die Olympische Hymne von Richard Strauss
für 1934 daneben; kaum jemand wird behaupten, dass der bekennen-
de gelangweilte Sportverächter auf diese Partitur auch nur annähernd
dieselbe Mühe verwendet hat wie auf seine anderen Kompositionen.
Syme freilich ist an den Irrungen derjenigen, die unter Bezug auf
sein Buch die augusteischen Dichter schlechtgemacht oder unnötig
reinzuwaschen versucht haben, unschuldig. Im Gegenteil, Syme hat
ohne Zweifel Recht: Augustus war ein rücksichtsloser Machtpolitiker,
der wenn überhaupt nur wenige Skrupel kannte; das würde ich schon
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 637

allein aus der Tatsache schließen wollen, dass er so ungeheuren Erfolg


hatte. Er war aber ohne Zweifel auch ein Realpolitiker mit Augen-
maß; das schließe ich auch alleine aus seinem Erfolg – und wenn man
das zwanzigste Jahrhundert partout zum Vergleich heranziehen will:
Stalin war es auch, sonst hätte er auch keinen gehabt; Hitler und Mus-
solini waren es nicht. Ob Augustus groß war, das ist eine andere,
schwerer zu beantwortende Frage, die hier nicht zur Diskussion
steht51. Jedenfalls hat sich Horaz zum Lobredner des Augustus herge-
geben, was es daran herumzudeuteln gibt, sehe ich nicht. Die Frage
ist, ob er in seiner Eigenschaft als Lobredner auch ein großer Dichter
sein konnte. Die Antwort kann nur eine subjektive sein, sie kann und
sollte aber reflektiert und begründet sein.
Horaz war ein Propagandist des augusteischen Regimes, wenn
man das Wort Propaganda im wertneutralen Sinne verwendet. Da es
belastet ist, mag es nicht das am besten geeignete Wort sein, zudem
muss man sich klarmachen, was politische Propaganda zur Zeit des
Augustus bedeutete, aber man braucht es auch nicht krampfhaft zu
meiden. F. weist zu Recht darauf hin, dass Augustus kaum eine auf-
wendige politische Propagandakampagne gestartet hätte, um einige
Literaturkenner durch Horazens ganz offenkundig am vulgären Ge-
schmack vorbeigehenden Dichtung für sein Regime zu gewinnen. Au-
gustus ging es um politische Selbstdarstellung, politische Selbstdar-
stellung gegenüber der Mitwelt – ja, das auch: aber vor allem gegenü-
ber der Nachwelt. Das ist ihm gelungen. Wenn man das Propaganda
nennt, dann war Horaz ein Propagandist des Regimes. Was er vor-
trägt, ist die Ideologie des Regimes; seine Dichtung gestaltet diese
Ideologie, und wir dürfen sicher sein: Horaz verstand von Politik ge-
nug, um zu wissen, dass Augustus und Maecenas seinen politischen
Rat nicht nötig hatten und dass tief schürfendes politisches Denken
nicht Aufgabe des Panegyrikers ist, anspruchsvolle künstlerische Ge-
staltung sehr wohl. Die Frage ist also, ob ein Dichter, der sich zum
Propagandisten in diesem – wertneutralen und wohl definierten – Sin-
ne hergibt, ein guter Dichter sein kann.
Die Frage, ob er ein guter Mensch sein kann, ist irrelevant, relevant
ist allein: Horaz hat sich nicht aus Servilität, Zynismus oder Oppor-
tunismus und schon gar nicht aufgrund von politischem Druck zum
Propagandisten hergegeben, er hat sich mit vollster Überzeugung da-

51 Vgl. aber Die Ästhetik cit., S. 172 f.


638 Paideia LXVI (2011)

zu hergegeben, weil er davon überzeugt war, als dieser Propagandist


einer politischen Sache zu dienen, an die er glaubte: ja, er glaubte, so
als Dichter seine höchste Aufgabe erfüllen zu können. Dass Horaz
sich verpflichtet fühlte, angesichts der ihm erwiesenen materiellen Ge-
fälligkeiten mit regimekonformer Dichtung zu antworten, ist ohnehin
selbstverständlich. Ob er im Einzelfalle auf eine konkrete Forderung
eingeht oder nur einer allgemeinen gefühlten Verpflichtung nach-
kommt, ist belanglos. Wenn er einer Verpflichtung oder einem kon-
kreten Ansinnen nachkam, steht das auch nicht im Widerspruch zu
der Annahme, dass er mit einem Werk ein persönliches poetisches
Anliegen verwirklichte. Beides widerspricht sich nicht unbedingt. Es
ist lehrreich zu beobachten, wie ein so feinsinniger Interpret wie
Becker glaubt, sich um die historische Evidenz für Auftragsdichtung
auf die gequälteste Weise herumwinden zu müssen, nur um Horaz ei-
ne sinnvolle poetische Absicht unterstellen zu können.
Horaz konnte gute Dichtung in seiner Funktion als staatskonfor-
mer politischer Dichter schreiben, weil seine Auftraggeber ihm zwar
ein politisches Programm, nicht aber ein ästhetisches Konzept abver-
langt haben. Das ästhetische Konzept überließen Augustus und Mae-
cenas Horaz. Horaz hat sich dezidiert als moderner Künstler verstan-
den (am deutlichsten in der an Augustus selbst gerichteten Augustu-
sepistel), der augusteische “Klassizismus” ist – im Gegensatz zu jedem
anderen Klassizismus – moderne Kunst, weil mit ihm zum ersten Mal
ein ästhetisches Konzept in der europäischen Literatur auftritt, das
man als klassizistisch bezeichnen kann. Klassizistisch war es, indem es
sich gleichermaßen von der Ästhetik der Traditionalisten wie auch
von demjenigen der alexandrinischen Modernisten absetzte. Die poli-
tische Dichtung der augusteischen Klassik ist modern und staatstra-
gend zugleich, das Carmen Saeculare modernistische Staatskunst. Das
kommt nicht häufig vor; das verkorkste Verhältnis von Faschismus
und Moderne beweist das. Die Zeit, wo man in der Sowjetunion fu-
turistische Staatskunst machte, ging mit Stalin bald zu Ende52. Shosta-

52 Der Stilwandel von den futuristischen Anfängen im Stile der ROSTA-Plakate zum stali-
nistischen Klassizismus lässt sich in der sowjetischen Plakatkunst auf einer äußerst nützli-
chen Internetseite (www.russianposter.ru), wo man die Plakate in chronologischer Reihenfol-
ge nach Jahren geordnet durchsehen kann. Schlägt man die Künstlerliste nach, kann man zu-
dem nachvollziehen, wie derselbe Künstler seinen Stil zur rechten Zeit umstellt (ein gutes
Beispiel ist etwa einer der Begründer der sowjetischen Plakatkunst, V. N. Deni(sov), dem
selbst in den 40er Jahren immerhin noch witzige Plakate gelangen, die Qualität seiner Ar-
beiten aus den 20er Jahren sucht man allerdings vergebens).
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 639

kovichs zweite Symphonie (zum 10. Jahrestag der Oktoberrevoluti-


on), ein Auftragswerk (von einem kaum einundzwanzigjährigen
Komponisten, der als Musiker überleben musste!), ist ein Relikt die-
ser Zeit. Sie ist bis heute bei Musikern kaum populärer als das Car-
men Saeculare oder C. 4,5 und 4,15 bei klassischen Philologen.
Dass freilich für Horaz, dass für die augusteischen Dichter das
Sich-in-den-Dienst-nehmen-lassen durch den Staat durchaus nicht
einfach etwas Selbstverständliches war, das ist nur allzu offenkundig,
nur hat man die diesbezüglichen Bekundungen der Dichter oft mis-
sverstanden. Die sog. Recusatiodichtung der Augusteer ist das osten-
tativ zur Schau gestellte Zeichen ihrer Schwierigkeit im Umgang mit
politischer Kunst. Nur, gerade die Tatsache, dass Horaz und die Au-
gusteer es sich mit ihrer politischen Dichtung selbst schwer gemacht
haben, zeigt, dass diese Dichtung weit entfernt davon ist, offiziöser
Tribut oder das Abfallprodukt von Zynismus, Opportunismus oder
staatlichem Druck zu sein. Ich glaube, Thomas Mann hat einmal ge-
sagt, ein Schriftsteller sei ein Mann, dem das Schreiben schwer falle.
Es soll uns also darum gehen, dass der politische Dichter seine
Kunst in den Dienst einer Sache stellt und wie sie, diese Sache, zu sei-
ner Kunst steht, d.h. es geht einmal um die Frage der Autonomie des
Künstlers bzw. der Vereinnahmung des Künstlers durch äußere
Zwänge bzw. die Aufgabe dieser Autonomie durch den Künstler, zum
anderen geht es um das Verhältnis von Inhalt und Form: bei einer
Dichtung wie derjenigen Montis ist der Inhalt als solcher belanglos.
D.h. Monti stellt zwar seine Dichtung in den Dienst einer Sache, doch
diese Sache ist belanglos, berührt den Dichter als Künstler nicht. Der
Dichter leiht seine Kunst ungeteilt jedem beliebigen Gegenstand, und
so bleibt seine Kunst von diesem Gegenstand unberührt und im voll-
en Sinne autonom. Deshalb lässt sich diese Kunst auch nicht politisch
vereinnahmen53. Anders der politisch engagierte Dichter. Er gibt seine

53 Um diese Autonomie der Dichtung, der Kunst bei Monti, die völlige Emanzipation des
Inhalts von der Form zu verstehen, könnte man ein Beispiel aus der Musik heranziehen und
etwa an Bachs weltliche Kantaten zu höfischen Anlässen denken. Die Musik dazu war Bach
immerhin gut genug, um sie in den Parodien im Weihnachtsoratorium oder der Mat-
thäuspassion zu verwenden. Die Musik ist dabei gegenüber dem unterlegten Text so “auto-
nom”, dass Bach z. B. die Musik zu Durch die vom Eifer entflammten Waffen (aus Preise
dein Glücke, gesegnetes Sachsen, BWV 215, zur Krönung Augusts III zum König von Polen
im Jahre 1734) für die Arie Erleucht auch meine finsteren Sinne im Weihnachtsoratorium
verwenden konnte. Hitler allerdings lies zu seinem Geburtstag nicht BWV 215, sondern
Beethovens neunte Symphonie aufführen.
640 Paideia LXVI (2011)

Autonomie bewusst auf, stellt sich als Künstler in den Dienst einer
Sache, und wenn er dies tut, dann fordert er den Rezipienten selbst
dazu auf, diese Sache für bedeutender zu halten als seine Kunst, und
so wurde die Dichtung Horazens entweder vereinnahmt54 oder, von
demjenigen, der ihre politischen Inhalte nicht mag, abgelehnt – dieje-
nige Montis nur von demjenigen, der Dichtung ohne großen Inhalt
hohl findet und es bedauert, dass er nicht mehr von seinem Herz hin-
ein gegeben hat, weil er einer Ästhetik anhängt, die emotionales En-
gagement von einem Künstler fordert. Manch einer macht sich das
freilich nicht klar und verurteilt die Dichtung von Horaz und Monti
gleichermaßen, weil er sie für schlechte Menschen hält. Die Auffas-
sung, ein guter Dichter müsse ein guter Mensch sein, kann man natür-
lich vertreten, ich bezweifle allerdings, dass viele von Horazens Kriti-
kern diese platonische Ansicht ernsthaft bis in die letzte Konsequenz
vertreten wollen. Ich meinerseits habe für Horazens Ansicht mehr
übrig, dass seine künstlerische Betätigung dem Dichter zumindest ei-
ne Chance gibt, ein nicht ganz so schlechter Mensch zu sein, wie er es
sonst wäre.
Jedenfalls, das Konzept einer Autonomie von Kunst ist eine kom-
plexere Sache, als es zunächst scheint. In einem Kontext, wo Kunst,
wie in der griechischen Antike, zunächst wie selbstverständlich eine
gesellschaftliche Funktion hat, stellt sich diese Frage explizit zunächst
gar nicht. Freilich konnte sich in einer bestimmten geschichtlichen Si-
tuation und in einem besonderen Ambiente, wie es der Ptolemäerhof
bot, eine ganz besondere Sensibilität dafür entwickeln, dass Kunst ih-
re ganz eigenen Gesetze hat und etwas ist, das vorzüglich um seiner
selbst willen, in seinem eigenen Recht der Aufmerksamkeit wert ist55.
Solange Kunst freilich auf diese förderlichen Bedingungen trifft, wo
sie wie selbstverständlich in ihrem Wert als solche anerkannt wird,
stellt sich die Frage der Autonomie nicht. Andererseits ist selbstver-
ständlich auch dort, wo Kunst vorzüglich im Rahmen ihrer gesell-

54 Bekanntermaßen lässt sich engagierte Dichtung auch, so spezifisch zeitgebunden sie sein
mag, in analogen geschichtlichen Situationen wiederverwenden; Schönberg hat z.B. im zwei-
ten Weltkrieg Byron’s Ode an Napoleon vertont.
55 Die besonderen Bedingungen am Ptolemäerhof, welche die Entstehung der alexandrini-
schen Dichtung ermöglichten, hat A. KERKHECKER in seinem Aufsatz Mouséwn ™n talár¨
– Dichter und Dichtung am Ptolemäerhof, «A&A» 43, 1997, S. 124-144 herausgearbeitet. Er
leistet zugleich einen wichtigen Beitrag zu einem differenzierten Umgang mit den oft mis-
sbrauchten Terminus “Hofdichtung”.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 641

schaftlichen Funktion wahrgenommen wir, selbstverständlich ein


Empfinden dafür vorhanden ist, dass sie eine Eigengesetzlichkeit hat,
die ihr etwas verleiht, was ihr eben den Reiz gibt, der sie um ihrer
selbst willen anziehend macht: es ist eben die cháris, die ihr die Musen
verleihen, die cháris, von der etwa Pindar spricht. Dass sie eben diesen
Reiz besitzt, darin besteht ja gerade ihr “Unterhaltungsmehrwert”,
der sie ihre gesellschaftliche Funktion erfüllen lässt.
In der lateinischen Dichtung ist das aus vielen Gründen anders.
Erst in der besonderen Situation, in der Dichtung sich im römischen
Kontext fand, konnte sich ein pointiertes Konzept von der Autono-
mie der Kunst jenseits und sogar in Opposition zu einer Vereinnah-
mung durch das äußere Leben entwickeln. Dichtung als hoch ent-
wickelte Kunstform war in Rom nie eine Selbstverständlichkeit, son-
dern definierte sich von Anfang an über eine Aneignung des Fremden.
Die besonders pointierte Aneignung dieses Fremden samt der in der
alexandrinischen Dichtung entwickelten Ästhetik mit ihrem scharfen
Empfinden für die Eigengesetzlichkeit von Kunst in einer Zeit der
Krise der traditionellen Gesellschaft, ihrer Werte und ihrer Institutio-
nen führte bereits in der Zeit der neoterischen Dichtung zu einer ge-
wissen Frontstellung des privaten gegenüber dem öffentlichen Inhalt
in der Dichtung. In der augusteischen Dichtung gelangt diese Ent-
wicklung zu ihrem Höhepunkt: in der Zeit der völligen Auflösung
der alten Ordnung, in welche die augusteische Dichtung hineingebo-
ren ist, wird Kunst zum idealen Gegenbild der Wirklichkeit, zu einer
Welt des unverbrüchlich Heilen und Idealen, das sich genau dadurch
auszeichnet, dass es der Zerbrechlichkeit aller äußeren Werte entzo-
gen ist: Kunst wurde in der Ästhetik der augusteischen Dichtung
gleichsam zu dem sicheren Hafen, den die Heilslehren der hellenisti-
schen Philosophie dem Individuum versprachen56. Nie wurde die Au-
tonomie von Kunst schärfer gefühlt und verteidigt als in der augustei-
schen Dichtung, wo sie zum ersten Mal mit vollem Bewusstsein und
voller Ausdrücklichkeit gelebt wird.
Für die Dichter dieser Epoche stellt sich in eminentem Maße das
Problem, wie sie sich selbst, ihre Stellung als Dichter und die Funkti-
on ihrer Kunst im Kontext einer sich verwandelnden Lebenswirklich-
keit definieren, konkret: wie integrieren sie sich und ihre Dichtung in
den sich etablierenden neue gesellschaftlich-politischen Konsens des

56 S. Die Ästhetik cit., S. 87 ff.


642 Paideia LXVI (2011)

augusteischen Regimes, der für die “Widerstandsdichtung” der An-


fangsphase keinen Raum ließ. Der dichterische Ausdruck dieser Aus-
einandersetzung ist die sog. recusatio, und die Entwicklung dieser
Form bis zur “antirecusatio” der Spätwerke des Horaz und Properz
stellt den Spiegel dieser Entwicklung dar57.
Die politische Dichtung der Augusteer spielt sich somit immer vor
dem Hintergrund einer pointierten Reflexion auf die Antithese zwi-
schen Eigengesetzlichkeit von Kunst und gesellschaftlicher Funktion
bzw. zwischen der Antithese “öffentlich vs. privat” ab. Diese Auto-
nomie gibt dieser Dichtung ihre besondere Note, ein Empfinden für
diese in dieser Dichtung gelebte Antithese ist der Schlüssel zu ihrem
Verständnis. Was heißt dies konkret für Horaz?
Man hat gefragt, wie ein hedonistischer Junggeselle wie Horaz,
Augustus’ Ehegesetze in den Römeroden – und auch in C. 4,5 und 15
– ernsthaft in seiner Dichtung propagieren könne. Einmal ganz abge-
sehen davon, dass man schon so weit von jeglichen Realitätssinn ent-
fernt sein muss, wie wir das heute zu sein scheinen, wo unserer west-
lichen Gesellschaft (nicht unbedingt anderswo) das einzigartige Privi-
leg zukommt, erkannt zu haben, dass eine Gesellschaft ohne traditio-
nelle Familienstrukturen besser funktioniert, um glauben zu können,
dass irgendjemand mit dem geringsten Verstand je hätte glauben
können, der hedonistische Junggeselle könne ein staatstragender Wert
sein – ganz abgesehen davon: war Horaz eigentlich ein hedonistischer
Junggeselle? Oder, um bei dem zu bleiben, was sich dokumentieren
lässt: stellt Horaz sich in seiner Dichtung unbedingt als solcher dar?
Nun, in der ersten Römerode, auf die das Familienprogramm folgt,
jedenfalls nicht. Wo er von der Erziehung spricht, die er von seinem
Vater erhalten hat (sat. 1,4), auf den er – jedenfalls in seiner Dichtung
– viel hält (sat. 1,6), übrigens auch nicht: Horazens Vater billigt sei-
nem Sohn den concessus amor zu, Hedonismus ist das nicht unbe-
dingt. In der ersten Römerode spricht Horaz von seiner privaten Exi-
stenz, seiner Existenz fern von den Ambitionen des politisch-gesell-
schaftlichen Lebens und fern von materiellem Gewinnstreben. Was ist
daran hedonistisch? Was ist daran auch nur spezifisch epikureisch?
Wer das so interpretiert, missversteht Horaz so gründlich, wie es nur
möglich ist. Was Horaz in der ersten Römerode von sich sagt, bleibt

57 S. H.-C. GÜNTHER, Pindar, Kallimachos und Horaz: (Hor. C. IV 2), «SIFC» 17 (serie 3),
1999, S. 143 ff.; Die Ästhetik cit., S. 26 ff.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 643

im Rahmen traditioneller römischer Werte – mit einer kleinen Ak-


zentverschiebung, und die ist durchaus von Bedeutung: Horaz ver-
zichtet auf Teilnahme am politischen Geschäft. Das ist ein neuer Ak-
zent; mit Hedonismus hat er nichts zu tun. Er entspricht zunächst
ganz der sich neu etablierenden Ordnung, wo das politische Engage-
ment des Bürgers ornamental wurde. Er entspricht aber nicht der
Botschaft der folgenden Gedichte, denn Bürgertugend propagieren,
das soll der Dichter schon, und dazu genügen diejenigen des bloßen
Privatmannes auch unter Augustus nicht ganz. Darin besteht die
Spannung: sie ist eine Spannung “private Existenz des Dichters vs. in
der Dichtung propagierte Bürgerpflicht”.
Die Existenz des Dichters ist eine besondere, eine herausgehobene,
wie Horaz das programmatisch in C. 1,1 sagt. Aber der Dichter stellt
sich mit den Römeroden in den Dienst der Politik. Diese Spannung
thematisiert C. 3,1. Wenn dieser Dichter von seinem Rückzugspunkt
auf seinem Sabinum in 3,2 zu militärischem Heldenmut und Bürger-
tugenden aufruft, besteht Analogie und Antithese: die Tugend des
Verzichts auf materielle Güter auf allen äußeren Schein, die besitzt er,
aber er scheint sie nicht wie die Jugend, zu der er spricht, im Sinne
des öffentlichen Wohl einzusetzen. Auf seine eigene militärische Er-
fahrung hat er in 3,4 im Vorbeigehen verwiesen. Wer ein Gefühl für
Horazens Ethos hat, versteht, dass dieser Verweis genau das Gegenteil
von dem bedeutet, was viele darin beunruhigt hat, das wurde oben
schon gesagt: Horaz ist nicht bloß der abgehobene Dichter aus dem
Reich des Ideals; das, was er von der Jugend verlangt – er mag es jetzt
nicht mehr leben, jetzt scheint sein Platz woanders zu sein: er hat es
einmal gelebt, wenn er auch tragisch gescheitert ist, aber dieses Schei-
tern hat ihn zum Dichter gemacht, ihm eine neue Aufgabe gegeben58.
Und wie er in dieser Rolle, als Dichter, seine Aufgabe als Römer, als
Glied der Gemeinschaft, erfüllt, das sagt Horaz in 3,4.
Mancher Interpret lässt sich dazu verführen, in Horazens Selbstdar-
stellung in 3,1 einfach den Horaz der Liebesgedichte, der Einladungs-
gedichte, des carpe-diem hineinzulesen, 3,1 einfach mit diesem Inventar
aufzufüllen. Sicher, Horaz zeichnet mit Bedacht in seiner Dichtung ins-
gesamt ein Gesamtbild seiner Person, es ist berechtigt, es ist notwendig,
jedes Gedicht auch vor dem Hintergrund des Gesamtwerks zu sehen.
Aber warum lesen wir nur in 3,1 (und die politischen Gedichte) den

58 Die Ästhetik cit., S. 58 ff.


644 Paideia LXVI (2011)

Lebemann des “Wein, Weib und Gesang” hinein und wundern uns
dann, warum es auch politische Gedichte gibt? Warum lesen wir nicht
in Horazens carpe-diem auch den Horaz der Römeroden hinein? Der
“Epikureer” Horaz, der Dichter des carpe-diem ist nicht nur eine allzu
grobe Verkürzung, ist nicht nur weniger als der halbe Horaz: wer Hor-
azens politische Dichtung nicht ernst nimmt oder nicht versteht, ver-
steht von seinem carpe-diem auch herzlich wenig.
Die Antithese “öffentlich vs. privat” ist gerade für die Augustusge-
dichte des vierten Buches bedeutsam. 4,2 ist eines der am meisten mis-
sverstandenen Horazgedichte. Verführt wurde man durch die Notiz
Suetons, die für die Interpretation nichts hergibt59 . Das Gedicht
spricht nirgends davon, dass irgendjemand Horaz dazu aufgefordert
habe, über Augustus zu dichten. Das Gegenteil ist der Fall: Horaz
spricht davon wie er über Augustus dichten will und wie nicht. Er
spricht von seinen Schwierigkeiten als Dichter oder seinen Grenzen
und von seinen Fähigkeiten. Er entwickelt diesen Gedanken in Aus-
einandersetzung mit einem Gegenüber, dem er andere dichterische
Fähigkeiten attestiert. Referenzpunkt ist die Dichtung Pindars, d.h.
der Dichter, der für panegyrische Lyrik zuständig ist und den Horaz
in der ersten Odensammlung prominent rezipiert hat. Horaz spricht
von der Schwierigkeit, pindarisch zu dichten; es Pindar gleichzutun
(aemulari), das ist unmöglich. Weder will er das tun, noch rät er es
Iullus an. Freilich, er distanziert sich in einem, in dem wesentlichen
Punkt deutlicher von Pindar, als er es Iullus zubilligt: Pindars Dich-
tung ist bei weitem zu groß für Horaz, Iullus ist schon etwas mehr
Fähigkeit zu erhabener Dichtung zuzutrauen.
Allerdings, sich an Pindar irgendwie zu orientieren, das hat Horaz
nicht als unmöglich abgetan. Das wäre auch abwegig, er selbst hat ja
pindarisierende Dichtung bereits geschaffen. Und dass er einst – zu-
mindest manchmal – gar hoch hinauswollte, das hat Horaz in einem
programmatischen Schlussgedicht, 2,20, selbst zugegeben. 4,2 klingt
unmissverständlich daran an. Das muss man im Hinterkopf behalten.
In 4,2 geht es um zwei Dinge: Horaz sagt, 1) pindarisch zu dichten ist
schwierig, besonders mit Pindar hinsichtlich Erhabenheit als Panegy-
riker zu konkurrieren, ist sehr heikel, schier unmöglich. Daraus folgt:
2) Horaz will über Augustus keine Panegyrik mit dem Anspruch pin-
darischer Erhabenheit schreiben, sondern anders, und zwar so, wie es

59 Das hat nicht zuletzt F. in seiner Einleitung (s.o.) erneut gezeigt.


H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 645

seiner persönlichen, sehr privaten Art des Dichtens recht eigentlich


entspricht.
Das lässt eine Tür offen: pindarische Dichtung, mit dem nötigen
Augenmaß für den Abstand: grundsätzlich ja, aber keine derartige Pa-
negyrik auf die Person des Augustus. Also: 4,2 kündigt an, dass Hor-
az im Folgenden eine ganz persönliche Art von Augustuspanegyrik
vorlegen wird. Die folgt dann auch mit 4,5. Aber vorher kommt,
überraschenderweise, ein stark pindarisierendes Gedicht: 4,4. Das er-
wartet man nach 4,2 eigentlich nicht; freilich, ausgeschlossen hatte das
Programm von 4,2 so etwas auch nicht. 4,4 spricht in pindarisieren-
dem Stil, mehr als alles, was Horaz zuvor je gedichtet hat, von Krieg-
staten. Diese Kriegstaten tragen bei zu Augustus’ Ruhm, gewiss, aber
vollbracht haben sie andere. Noch deutlicher wird, die Beziehung
derartiger Taten zum Herrscher in dem 4,4 entsprechenden Gedicht
4,14: dort ist Augustus sogar der Adressat. Trotzdem wird auch dort
von Taten berichtet, die ein anderer vollbracht hat.
Augustus persönlich steht im Mittelpunkt der auf die pindarisie-
renden Gedichte folgenden, jeweils deutlich kürzeren Lieder, 4,5 und
4,15. Sie entsprechen haarscharf der in 4,2 angekündigten Dichtung:
Horaz spricht als Privatmann, aber nicht nur: er spricht als einfacher
römischer Bürger, er spricht die Gefühle der römischen Bürger aus,
die der Segnungen des durch Augustus geschaffenen Friedens teilhaf-
tig geworden sind; er bringt ihr warmes Gefühl der Dankbarkeit ge-
genüber dem Herrscher und gegenüber dem erreichten Zustand der
Ordnung, des Friedens und der neu gewonnenen nationalen Selbst-
achtung zum Ausdruck. Diesen Frieden zu besingen, das ist jetzt das
Gebot der Stunde, nicht mehr Krieg. Wenn Horaz den Herrscher
preisen will, dann braucht er keine recusatio mehr; in 4,15 weist Apoll
den Dichter nicht darauf hin, dass seine Leier für Kriegstaten nicht
taugt, sondern dass es nicht mehr opportun ist, solche zu besingen:
das ist ja Vergangenheit. Jetzt kann der Dichter ungeteilt seine dem
Krieg abholde, privater Behaglichkeit gewidmete Muse dem Herr-
scherlob weihen. Und jetzt, wo der Krieg eigentlich nicht mehr aktu-
ell ist, wo Krieg und Gewalt nicht mehr unmittelbar das Leben eines
jeden bedrohen und ihn mit unmittelbarer Sorge um die eigene Exi-
stenz erfüllen, jetzt kann der Dichter sogar ganz nonchalant pindari-
sierende Feuerwerke über militärische Großtaten liefern, wenn sie
denn genehm sind: forsan et haec olim meminisse iuvabit – jetzt ist es
soweit (vgl. auch Prop. 4,6,75 ff.)! Es Pindar an Ernst und emotiona-
lem Engagement (so wie Horaz ihn in 4,2 sieht, wohlgemerkt!)
646 Paideia LXVI (2011)

gleichzutun, das wollen sie nicht; sie geben sich ganz explizit als
Schaustücke, sozusagen als “Etüden” im Stile Pindars – nicht mehr
Czernyetüden wie epod. 10, viel eher Chopin- oder Godowskyetü-
den. Der sich seiner Andersartigkeit voll bewusst gewordene Dichter
kann sich jetzt ganz frei auf eine Pindaradaption seiner Art einlassen.
Pindaradaption taugt aber nicht mehr zum Ausdruck eines existentiell
gefühlten Inhalts, der jetzt ein anderer ist als noch in den Römeroden.
Jetzt hat Horaz eine neue Form gefunden. Vorgeprägt ist sie in
C. 3,1460. Augustus ist der Garant des privaten Glücks des Dichters.
Das ist ein anderes Verhältnis zwischen Dichter und Herrsche als das-
jenige in 3,4. Es scheint zunächst viel bescheidener: der Horaz von 4,5
und 4,15 ist nur noch einer von vielen. Aber hinter dieser Beschei-
denheit steckt mehr.
In 3,4 trafen sich Dichter und Herrscher im überweltlichen Be-
reich des Musischen; der von den Musen begnadete Dichter Horaz
trifft auf den Herrscher als Garanten der göttlichen Ordnung. In 4,5
und 4,15 trifft der Privatmann, der Mensch Horaz den Herrscher.
Dieser Privatmann maßt sich keine Sonderrolle an, aber er hat sie
doch, denn wer anderer als der Dichter könnte dieses “private” Ver-
hältnis von Bürger und Herrscher dem Herrscher gegenüber zum
Ausdruck bringen. Und der Augustus des vierten Odenbuches, er ist
nicht mehr nur der Garant des nur privaten Glücks des Dichters al-
lein, er ist Garant des privaten Glücks eines jeden römischen Bürgers,
des Glücks des Ganzen. Der Dichter Horaz besitzt das Privileg, als
Privatmann von diesem Glück zum Herrscher sprechen, und er besitz
es in besonderem Maße.
Die Augustusgedichte des vierten Odenbuches sprechen mit einer
Wärme, die zum Persönlichsten gehört, was Horaz in seiner Dichtung
hat ausdrücken wollen. Fast noch mehr als die Liebesdichtung des
vierten Odenbuches gehen sie weit über das hinaus, was Horaz sich in
der ersten Odensammlung an persönlichem Gefühlsausdruck erlaubt
hätte. Horaz stand Augustus wie kein anderer Dichter persönlich na-
he; C. 4,5 und 15, und noch mehr die Augustusepistel, sind Ausdruck
einer höchst ungewöhnlichen menschlichen Beziehung zwischen zwei
Personen über eine ungeheure soziale Kluft hinweg. Wer diese Bezie-
hung in das Schema vorgegebener sozialer Institutionen pressen will,
verfehlt sie, mehr noch als er ohnehin jede echte menschliche Bezie-

60 Die Ästhetik cit., S. 150 ff.


H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 647

hung verfehlt, die nie in einem papierenen Konzept aufgeht – ebenso


wenig wie ein Kunstwerk. Wem es nicht gelingt, in den Augustusoden
des vierten Odenbuches und in der Augustusepistel die persönliche
Nähe des Menschen Horaz zu dem Menschen Augustus heraus-
zuhören, versteht diese Gedichte nicht.
F. spricht im Schlussabsatz seiner Einleitung von den Schwierig-
keiten im Umgang mit Horazens politischer Dichtung, von den “Ret-
tungen” des Horaz und weist unter explizitem Verweis auf Lessing zu
Recht darauf hin, dass Horaz dieser Rettung nicht bedarf, das hat das
Urteil der Jahrhunderte längst besorgt. Doch selbst wenn dies nicht
so offenkundig wäre, wie im Falle der Dichtung Horazens, auch sei-
ner politischen Dichtung: Horaz bedarf ohnehin keiner Rettung. Ob
uns Horazens politische Gedichte – bzw. seine Ansichten – gefallen
oder nicht, ist unser Problem, nicht das von Horaz. Es ist unser Pro-
blem, ob wir uns um Horazens politische Dichtung bemühen wollen,
ob wir es für lohnend halten, eine ästhetische und menschliche Erfah-
rung mit ihr zu machen oder nicht. Das muss jeder selbst wissen. Und
gewiss kann und will ich niemanden überreden, einen Sinn für den
immensen Genuss zu entwickeln, der im Verzehr iranischen Kaviars
oder piemontesischer Trüffel besteht, im Gegenteil: wem dieser Sinn
abgeht, der ist vielleicht glücklicher als derjenige, dem das Geld fehlt,
allzu oft in diesen Genuss zu kommen. Allerdings gelingt es mir lei-
der nicht, meine Erfahrungen mit diesen Genüssen nicht doch für ir-
gendwie lohnend zu halten.
Ästhetische Urteile – wie meines, Horazens politische Gedichte sei-
en gute Dichtung, wie man sie selten zum Thema findet – sind subjek-
tiv; ob man sich mit Kunst überhaupt beschäftigen will und was man
dafür hält, auch. Das Urteil über politische Dichtung ist in besonders
hohem Maße subjektiv; das herauszustellen, war ein Ziel meiner Aus-
führungen, ein weiteres war, ein Verständnis dafür zu wecken, dass es
genau deshalb reflektiert und begründet sein sollte. Und ich denke in
jedem Falle, auf das wohlwollende Verständnis der Verfasser unseres
Kommentars kann ich vertrauen, wenn ich meinen Exkurs über die
politische Dichtung des Horaz mit der Bemerkung schließe: ich halte
das Bemühen um ein echtes Verständnis von Horazens politischer
Dichtung für eine Bereicherung meines ästhetischen und menschlichen
Erfahrungshorizontes, auf die ich nicht verzichten möchte.
Hiermit beschließe ich meine Bemerkungen zur Politik, aber zu
Horazens Dichtung noch ein Nachtrag: F. zieht die Liebesdichtung
des vierten Buches der politischen vor. Seine Einleitung freilich ver-
648 Paideia LXVI (2011)

zichtet auf einen übergreifenden Abschnitt zur Liebesdichtung im


vierten Buch. Zu ihr äußern sich F.-C. nur in den Einleitungen zu den
Einzelgedichten. Die Einleitung ist vom Stand der Forschungsdiskus-
sion dominiert, und die beschäftigt sich immer noch hauptsächlich
mit der Politik in Buch IV. Dabei ist es eigentlich erstaunlich, dass
nicht nur Fraenkel der Liebesdichtung des vierten Buches im Verhält-
nis zum Rest relativ wenig Beachtung schenkt. Dass das vierte Oden-
buch nicht nur, nicht einmal vorzüglich politische Propaganda ist, was
könnte offenkundiger sein? Beweist das nicht das Einleitungsgedicht?
Beweist es nicht, dass Horaz es jedenfalls so darstellt, als hätten pri-
vate Motive, Liebe, ihn dazu veranlasst, zur Lyrik zurückzukehren,
der er in epist. 1,1 Adieu gesagt hatte. Die Liebesdichtung nimmt in
Buch IV einen so kleinen Raum nicht ein, und sie ist umso spekta-
kulärer, als Horaz sich hier dezidiert anders gibt als in der Odendich-
tung der ersten Sammlung: 4,1 ist geradezu das Manifest einer neuen
Art von Liebesdichtung – anders als die von Oden I – III.
Wenn F. auf dem prominenten Platz der persönlichen, der Liebes-
dichtung in Buch IV besteht, hat er darin also nur allzu offenkundig
Recht. Wenn er sie persönlich höher schätzt als die politische Dich-
tung – sicher, ganz so kontrovers wie Horazens politische Dichtung
ist die Liebesdichtung nicht, aber auch Liebesdichtung ist eigentlich
gemeinhin nicht der beliebteste Teil von Horazens Werk. Dann bleibt
aber in Buch IV nicht mehr viel übrig: am ehesten wohl das freilich
auch durch den Vergleich mit C. 1,4 in seinem Ruf schwer beschädig-
te C. 4,7; vielleicht ist das ein weiterer Grund für die Unbeliebtheit
des vierten Odenbuches.
Jedenfalls, Nachholbedarf besteht nicht nur im Umgang mit Hor-
azens politischer Dichtung. Für eine Monographie über die Liebes-
dichtung des Horaz bestünde jedenfalls dringend Bedarf; ein Werk,
das ihr auch nur am Rande gerecht wird, kenne ich nicht. Nicht nur
Politik, auch Sex ist ein heikles Thema – heute ganz besonders, und so
würde ich heutzutage etwas Erhellendes am wenigsten erwarten. Im
Gegenteil, es scheint mir fast, als sei man von einem Verständnis von
antiker Liebesdichtung niemals weiter entfernt gewesen als heute, wo
man vielfach von jedem normalem Empfinden so weit entfernt ist,
dass man schon für die Liebesdichtung des 19. Jhs. so wenig Ver-
ständnis aufbringt, dass ich für den Vorschlag, Chamissos Texte zu
Schumanns Frauenliebe Frauenleben durch Neudichtungen zu erset-
zen, um die Musik Schumanns ungestört genießen zu können, durch-
aus Verständnis habe. Und wo könnte man weiter von Horaz entfernt
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 649

sein, als in einer Zeit, in der sich wissenschaftliche Kommentare zu


Horaz um anthropologisch einleuchtende Erklärungen für die Unbe-
liebtheit reifer Frauen mit gesundem sexuellen Selbstbewusstsein in
seltsam andersartigen Gesellschafen bemühen zu müssen glauben. Ur-
teile des 19. Jhs. über antike Liebesdichtung etc. sind zum Teil eine
liebenswerte Posse, was einem heute zugemutet wird – zwischen Rot-
lichtvoyeurismus und neurotischer Prüderie – ist zum guten Teil nur
noch eine Farce. Ich will die Lücke hier noch nicht einmal im Ansatz
füllen, wahrscheinlich ist dazu ein zu Weltschmerz und Sentimenta-
lität geneigter Deutscher auch weniger geeignet als – u.U. – ein(e) ita-
lienische(r) Kollege/in. Jedenfalls ist mir bei allen Vorbehalten, wenn
es um mondäne Sittengeschichte geht, eine italienische Monographie
immer noch lieber als manche Äußerung aus dem anglophonen Kul-
turkreis – obwohl ich weiß, dass man sich zumindest in England am
high table u.U. anders äußerst als in wissenschaftlichen Publikationen.
Somit hier nur eine Bemerkung im Ausgang von F.-C.s Kommentar
zu 4,1, wo die beiden Kommentatoren m.E. etwas Wesentliches gese-
hen haben, etwas, das freilich präzisiert werden könnte!
F.-C. stellen 4,1 zu Recht in den Kontext der renuntiatio amoris.
Es ist richtig, dass in der gewöhnlichen Wendung des Topos nicht das
Alter, sondern vielmehr die Sprödigkeit des/ der Geliebten Grund für
die Abwendung von der Liebe ist. So hatte auch Horaz den elegischen
Topos bereits in epod. 15 parodiert, und ihm gelingt, im Gegensatz
zum elegischen Liebhaber, die Lösung von der Verstrickung in sein
Verfallensein an ein einziges Objekt der Begierde. Die renuntiatio
amoris hat Horaz dann auch in der Liebesdichtung der ersten Oden-
sammlung gestaltet: in C. 1,5, sozusagen dem Programmgedicht seiner
Liebesdichtung, und in 3,26, sozusagen dem Abschlussgedicht (trotz
der folgenden “Semiliebesgedichte” 3,27 und 28).
In der Odendichtung der ersten Sammlung stellt Horaz sich im-
mer wieder als derjenige dar, der sich mehr oder weniger erfolgreich
von unmäßiger Leidenschaft befreit hat: leidenschaftliche Liebe ist al-
lenfalls etwas, das hinter ihm liegt, das er besiegt hat, oder doch, so
gut es geht, zu besiegen sich müht. In 1,5 und 3,26 ist seine Pose im-
plizit ganz die des Überlegenen, durch Erfahrung Gereiften, der alles
schon hinter sich hat. Dieser durch Lebenserfahrung Gereifte ist im-
plizit der Ältere, und so stellt sich Horaz ja auch an mehreren Stellen
in der Liebesdichtung eindeutig als der ältere, reife Mann dar: entwe-
der distanziert er sich, wie in C. 1,19, von einer Haltung, die er als die
seiner Jugend bezeichnet, oder er gibt sich wie in C. 2,4 selbstironisch
650 Paideia LXVI (2011)

als jemanden aus, der schon mit 40 für die Liebe zu alt ist. Vor allem
aber übernimmt er in 1,23 und 2,5 die anakreontische Rolle des um
die Liebe eines zu jungen Mädchens werbenden Liebhabers. In 2,5
spricht er im Vorbeigehen auch tatsächlich, und jetzt nicht ironisch
wie in 2,4, direkt davon, er spricht davon, dass er sein Alter fühlt, ge-
rade im Vergleich mit dem jungen Mädchen, um das er wirbt. Und die
Pose, die Horaz in 1,5 einnimmt, lehnt sich deutlich an ein Epigramm
Philodems (AP 5,112) an, wo die renuntiatio amoris durchaus mit
dem fortgerückten Alter des Sprechers verbunden ist.
Völlig neu ist dieses Motiv bei Horaz somit nicht. Und in 4,10
nimmt Horaz ja auch das Motiv der gealterten Frau, die ihre Jahre im
Spiegel sieht, auf und wendet es auf den Mann an. Den Spiegel finden
wir auch im Grabepigramm der gealterten Prostituierten, die ihren
Spiegel im Tempel aufhängt, um ihrem Gewerbe Adieu zu sagen (AP
6,1). Horazens Liebesdichtung ist bereits in der ersten Odensamm-
lung implizit die des gealterten Mannes; dies scheint mir einer der be-
zeichnendsten Züge von Horazens Liebesdichtung zu sein. Das Al-
tersmotiv kommt somit in Buch IV nicht unvermittelt. Unvermittelt
ist nur die Tatsache, dass es in allen vier Liebesgedichten, 4,1, 10, 11
und 13, so explizit, geradezu plakativ ausgesprochen wird. Aber diese
Explizitheit und Direktheit des Gefühlt, das ist es, was die Liebes-
dichtung des vierten Odenbuches auszeichnet. So rekurriert Horaz ja
auch nur hier, in 4,1 und 13, explizit und mit verhaltener Wehmut auf
persönliche Erfahrung, auf die sonst nur in den Episteln mit demsel-
ben Hauch einer von Horaz sonst dezidiert vermiedenen Sentimenta-
lität erwähnte Cinara. Und 4,13 gibt den Eindruck, dass auch die be-
reits in C. 3,10 erwähnte Lyce einer realen Person in Horazens Leben
entspricht; in 3,10 würde man das nicht vermuten.
In der ersten Odensammlung war die Liebe des reifen Mannes im-
mer auch die Liebe des Lebensklugen, die Liebe, die auf große Ge-
fühle verzichtet. Das ist die programmatische Überraschung von 4,1:
der alte Mann, explizit alt wie nie zuvor, bekennt sich zu leiden-
schaftlicher Liebe, bekennt sich dazu, eine Liebe, die den Elegiker, der
bisher Horazens Gegenbild war, fast überbietet und die dazu noch ge-
nau im falschen Alter kommt – und überraschenderweise ist es in 4,1
dann auch noch die Liebe zu einem Knaben. Homoerotische Liebe
spielte bisher eine eher marginale Rolle61 . Die Liebesdichtung des

61 Was die sexuelle Orientierung Horazens und anderer augusteischer Dichter anbelangt,
denke ich, man sollte die Evidenz für das nehmen, was sie ist: Wenn Properz nur von he-
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 651

vierten Odenbuches ist etwas Neues in Horazens Werk. Bislang ist


die Liebesdichtung der ersten Sammlung kaum verstanden, ohne die
wird man diejenige des vierten Buches kaum verstehen können. Und
C. 4,1 ist ein Programmgedicht: es ist eine Art recusatio, eine Antire-
cusatio, die genau das Gegenteil von dem sagt, was man in ihr gesehen
hat: Horaz lehnt es nicht ab, panegyrisch zu dichten, nein: er lehnt es
ab, Liebesdichtung zu machen, d.h. er begibt sich in die Pose von
epist. 1,1, seiner Absage an Lyrik. Da lehnt er es ab, weiter Dichtung
über “Wein, Weib und Gesang” zu machen – wie in Oden I – III. Das
scheint Maecenas jetzt von ihm zu erwarten; das ist die Pointe der re-
cusatio von epist. 1,1.
C. 4,1 kehrt explizit dahin zurück: Horaz ist für Dinge wie Liebe
zu alt. Aber er kann ihr nicht widerstehen. In 4,1 missglückt dem un-
glücklichen alten Mann beides, die renuntiatio amoris, die in den
Büchern I – III (und den Epoden) glückte, und die recusatio von Ly-
rik (über res eroticae), auf die sich Horaz in epist. 1,1 eingeschworen
hatte.
Ich habe es bereits angedeutet: Horazens Liebesdichtung ist zwar
nicht ganz so kontrovers wie seine politische Dichtung, allerdings war
und ist nicht nur Horazens Verhältnis zur Politik, sondern auch sein
Sexualleben bis heute Gegenstand biographischer Spekulation. Man
hat Horaz auch wegen seines Liebeslebens angeschwärzt, nicht erst
im 19. Jh., auch schon in der Antike (die Spiegelanekdote), und heute
wieder ganz vehement und unverblümt. Das könnte man übergehen;
wenn man aber in der autoritativsten Kurzdarstellung von Horazens
Lebensgang im Cambridge-Companion zu diesem Dichter von einem
der größten Horazkenner und dem mustergültigen Horazkommenta-
tor lesen muss, Horaz sei einer der «most brutally sexist poets» der
Antike62, fühlt man sich doch zu einer kleinen Zwischenbemerkung

terosexueller Liebe spricht, Horaz und Tibull dagegen auch von homoerotischer, dann dürf-
ten die beiden letzeren bisexuell gewesen sein, wobei gerade bei Horaz ganz offenkundig die
Präferenz zum Heterosexuellen ging. Dabei kann man es bewenden lassen.
62 R. NISBET in HARRISONs Cambrige Companion cit., S. 21. Nisbet meint auch, Horace sei
«hedonistic to an extent that his modern admirers are reluctant to admit». Wirklich? Ich le-
se nur immer wieder, wie hedonistisch er gewesen sein soll, habe aber mehr und mehr das
Gefühl, dass nicht nur die Bewohner unserer modernen Spaßgesellschaft viel hedonistischer
sind (bzw. etwas ganz anderes darunter verstehen) als Horaz, sondern wahrscheinlich auch
ich selbst. Ich glaube eher, Jasper GRIFFIN trifft mit seiner Bemerkung den Nagel auf den
Kopf: «The private life of the Latin love poets [und dasjenige von Horaz auch] will have
borne little resembance to that of a modern scholar» (Latin Poets and Roman Life, London
1995, S. 17) – im Guten wie im Bösen.
652 Paideia LXVI (2011)

veranlasst. Nicht weil Horaz einer Verteidigung bedürfte, sondern


nur, weil es das Verständnis seines Werks angeht.
Ich kenne drei Stellen (sat. 1,2, epod. 8 und 12; wer 2,5 für sexi-
stisch oder frauenfeindlich hält, dem kann ich nicht helfen), auf die
sich eine derartige Äußerung stützen könnte. Aber ist es nicht er-
staunlich, dass drei ostentativ krude Bemerkungen Horazens zu be-
treffender Thematik so wichtig genommen werden, dass sie in sein
Charakterbild eingehen, wenn sie doch außerordentlich vereinzelt da-
stehen in einer Liebesdichtung, die nicht nur normalerweise alles
Grobe, Explizite und Vulgäre tunlichst vermeidet, sondern gar von ei-
ner Dezenz und Raffinesse ist, die in der Antike ihresgleichen su-
cht?63. Aber Letzteres übergeht man. Ich will mich hier nicht näher
darüber auslassen, warum das so ist, und es mag ja auch sein, dass ich
die korrekte Bedeutung der, soweit ich sehe, noch relativ jungen Neu-
bildung “sexistisch” nicht recht verstehe. Nur soviel: Horaz ist in
epod. 8 und 12 mindestens ebenso grausam mit sich selbst wie mit den
gealterten Frauen, in deren Bett er sich verirrt hat, und sat. 1,2 spricht
er von Sklaven beiderlei Geschlechts; und von der Lebenswirklichkeit
antiker Sklaven und sexuellen Übergriffen auf Minderjährige ihres
Standes dürfte der Horaz von sat. 1,6 aus persönlicher Anschauung
mehr gewusst gehabt haben als – so sollte man denken – der klassi-
sche Philologe. Wer nicht sieht, dass epod. 8 und 12 ostentativ aus
dem Rahmen fallen und dass die Ratschläge in sat. 1,2, so gewöhnlich
sie im Rahmen gängiger Moral der Zeit sind, wenn sie in dieser Derb-
heit in Dichtung als moralisierender Sermon vorgetragen werden,
provokant sind, der verfehlt ein Verständnis dieser Texte schon im
Ansatz. Mehr sage ich an dieser Stelle nicht.
Fallen aber diese ostentativ als Ausnahme gekennzeichnete Stellen
weg, dann frage ich: wo gibt es in Horazens Dichtung misogyne Stel-
len (um ein Wort zu verwenden, wo ich eher glaube, die Bedeutung

63 Hans Peter Syndikus weist mich brieflich zu Recht darauf hin, dass man Vergleichbares in
der Antike allenfalls bei – Horazens Vorbild – Sappho findet. Aber Sappho versteht man
heute genauso wenig wie Horaz; allerdings gibt es dazu immerhin die großartige Monogra-
phie von D. PAGE, Sappho and Alcaeus, Oxford 1955, über die noch niemand hinausgekom-
men ist. Es geht weder darum, ob Sappho ein Mädchenpensionat leitete oder eher an Kaffe-
kränzchen emanzipierter Damen teilnahm, noch wie ihre Beziehungen zu den in ihren Ge-
dichten auftauchenden Frauen überhaupt konkret in der Wirklichkeit aussahen. Bemerkens-
wert ist, dass Sappho – ganz im Gegensatz zu dem, was man sonst aus der Antike gewohnt
ist – eine ungeheuer starke und eindeutig erotische emotionale Intensität zum Ausdruck
bringt, ohne je unmissverständlich erotische Handlungen zu beschreiben.
H.-C. GÜNTHER, Überlegungen zu Horaz im Ausgang von dem Kommentar zum… 653

korrekt zu verstehen)? Dass Horaz wenig Sympathie für die selbstbe-


wusste, gereifte Dame hat, die “weiß, was sie will”, mag sexistisch
sein; misogyn würde ich das nicht nennen. Zudem dient die liebestol-
le Vettel nur als besonders unappetitlicher Spiegel unkontrollierter
Triebhaftigkeit, von der rät Horaz auch, und sogar ganz besonders
Männern ab. Dass Horaz – entgegen weit verbreiteter Ansichten –
sehr wohl einen Sinn für traditionelle Familienstrukturen hatte, halte
ich, wenn es das ist, für angenehm sexistisch, nicht für misogyn. Je-
denfalls, es gibt bei dem jovialen Liebhaber Horaz noch nicht einmal
die Verbitterung des enttäuschten Elegikers, viel eher eine heitere hu-
morige Sympathie mit der weiblichen Psyche. Mit C. 4,13 kehrt das
Thema von epod. 8 und 12 zurück. Ist C. 4,13 etwa misogyn? Ist es
nicht eher das Gegenteil, vor allem dann, wenn man präsent hat, wie
Horaz in anderen Gedichten von seinen eigenen Gefühlen spricht?
Degas, ein aristokratischer Junggeselle, der im Leben anscheinend
mit intimen Frauenbeziehungen wenig am Hut hatte, umso mehr je-
doch in seiner Kunst mit den Alltagsposen von Frauen am unteren
Ende des sozialen Spektrums und der zumal im Alter gewiss kein all-
zu umgänglicher und urbaner Zeitgenosse war, hat in seiner Malerei
einen Weg von den Darstellungen graziler Ballettmädchen zu solchen
aus der Intimsphäre gereifter Hausfrauen gemacht, der “hedonisti-
sche”, oder besser: joviale Junggeselle Horaz in seiner Dichtung einen
von der kruden Selbstparodie in epod. 8 und 12 zu dem verhaltenen
Pathos von C. 4,13; sollte uns das, wenn wir seine Persönlichkeit und
Dichtung verstehen wollen, nicht zu denken geben?

Seminar für Klassische Philologie H.-C. GÜNTHER


Albert - Ludwigs - Universität hcg2804@googlemail.com
D-79085 Freiburg
HORATIAN HEROICS

Abstract
The commentary on Horace’s fourth book of Odes by Paolo Fedeli and Ir-
ma Ciccarelli will be welcomed by all students of Horatian lyric for the
amplitude of its coverage and for the balance of its judgment in the many
and varied issues which confront commentators. The only serious criticism
to be advanced in the following pages is that amplitude comes at a price
which a wider scholarly readership may not be so ready to pay. Annotation
is not presented in the traditional form of the lemmatized commentary,
but in a more discursive format which makes rapid consultation for any
particular word or phrase difficult. Technical discussion of syntax or lexical
usage is often dismembered, rather than covered comprehensively in one
place, and once and for all; the index does not always help in the recovery
of valuable discussion of such matters. On balance however the funds of
learning poured out in abundance upon this once neglected book of poems
will amply repay the effort required by the reader.

P. FEDELI e I. CICCARELLI, Q. Horatii Flacci Carmina Liber IV.


Firenze: Felice Le Monnier, 2008

The function of the commentary on a classical text has recently


been the focus of considerable debate and analysis. What the com-
mentary as a scholarly tool has done or might be used to achieve has
been given able coverage in Roy K. GIBSON, Christina SHUTTLE-
WORTH KRAUS (ed. by), The classical commentary: histories, practices,
theory, Leiden 2002. A publishing house like the Cambridge Univer-
sity Press can lay down guide lines for practice in its own series. Thus
the Cambridge Classical Texts and Commentaries, in their orange liv-
ery, are designed for scholars, and the establishment of the text is a
primary function. The Green and Yellow livery of the Cambridge
Greek and Latin Classics series clothes editions aimed at a student au-
dience, and the focus is on the text as literature. (These series also
have editorial boards which try more or less successfully to ensure
656 Paideia LXVI (2011)

that authors keep in view the appropriate goals and guidelines). But
without such more or less well defined target audiences whose needs
are always to be kept in view, most commentators are left to deter-
mine for themselves just what the scope of the work is to be. So the
place to start before studying the commentary of Paolo Fedeli and Ir-
ma Ciccarelli on the fourth book of Horace’s odes is Fedeli’s review
essay on R.G.M. NISBET, Niall RUDD, A Commentary on Horace:
Odes. Book III, Oxford 2004 in «ExClass» 13, 2009, pp. 11-26, in
which he sketches his own ideal of the commentator’s task.
Much as Fedeli appreciates the profound learning of Nisbet-Rudd,
he expressed regret at the lack of sustained literary interpretation
(pp. 21-25), and so he focused by way of example on their treatment
of the Bandusian spring ode (carm. 3,13). He missed any reference to
a symbolic interpretation of the immortal spring, and offered the sort
of “reading” he would like a commentator to provide, on pp. 23-24.
Now, before discussing his own interpretation, let us step back from
this enunciation of the ideal, and look instead at the practicalities of
commenting in this “maximal” way.
The primary consideration is scale: Nisbet-Rudd’s book is 389
pages long, whereas Fedeli-Ciccarelli’s commentary on the fourth
book stretches to 706 pages (actually the size of the type is different,
the Italian volume being the more comfortable to read). It is also to
be remembered that there are fifteen poems in Book IV of the odes,
half as many as there are in the third book. A further consideration is
that the poems in the first three books of lyrics have probably at-
tracted a larger amount of interpretation than those in the last book,
and that interpretation of them is likely to be more varied and con-
tentious. H. P. Syndikus has produced the sort of readings which
Fedeli commends (p. 21, n.19, of his review), but the scale on which
he does this should also be taken into account: his analyses of the four
books require two volumes, and his interpretation of the poems of the
third book fills over 250 pages of fairly small type. The question I am
about to ask is obvious: how much longer would Nisbet-Rudd’s com-
mentary had to have been to satisfy Fedeli’s agenda? Over a thousand
pages? But even at that, would such a book really fulfil the pro-
gramme set out by Fedeli on p. 22, in bringing to bear on classical
texts the best approaches to literary analysis of modernists and yet
appealing to the common reader? In short, is a commentary the right
vehicle for this sort of interpretation? My own view is that it is not,
and this view is not mine alone.
R. MAYER, Horatian Heroics 657

Elaine Fantham, a practised commentator, has taken a clear stand on


this difficult matter: «commentators have a responsibility to privilege
literal or traditional interpretation» (Elaine FANTHAM, Commenting on
commentaries: a pragmatic postscript, in GIBSON, KRAUS, The classical
commentary, cit., pp. 403-421: 408, referred to in the opening para-
graph). One “pragmatic” point in adopting this “minimal” position is
that interpretation is likely to be the aspect of a commentary that goes
out of date the most quickly, because interpretations supersede one an-
other nowadays with a rather bewildering frequency. If we endorse
this view (and for my part I do) then even Fedeli’s symbolic account of
the Bandusian spring poem, which he believes to be widely shared,
might secure from the commentator no more than the briefest notice,
if indeed any at all, because such a poetological reading is not, in Fan-
tham’s words, either literal or traditional. I note however that while D.
WEST, Horace Odes III: Dulce Periculum, Oxford 2002 would happi-
ly agree that the poem is about poetry (p. 120), he does not feel a need
to deploy a symbolic interpretation of the fountain itself. Neither, way
back in 1968, did Gordon Williams feel a need to interpret the spring’s
function symbolically (G. WILLIAMS, The third book of Horace’s Odes,
Oxford 1968, pp. 88-90). So a commentator, faced with this range of
readings, must decide what deserves to be said by way of interpreta-
tional comment, and what not. Fedeli’s own interpretation of the poem
may well be more widespread than I believe it to be, but my conviction
remains unshaken: a commentary is not really the place for airing and
reviewing extended interpretations. Williams, Syndikus, and West have
adopted the right sort of format for such an exercise: essays of appro-
priate length on the individual poems, in which a variety of interpreta-
tions can be set out and assessed. The commentator’s main task is dif-
ferent, and interpretation is ancillary to it.
I now turn to the task in hand, offering my reflections upon the
commentary on the fourth book of Horace’s odes which presumably
exemplifies what Fedeli and Ciccarelli regard as the right way to com-
ment on a poetic text. Before turning to detailed comment, I start
with two basic issues, scale and presentation, since they will strike the
reader immediately.
As already mentioned, the scale is generous, there being about
forty pages of introduction and 550 of text and commentary on fif-
teen poems. An awkward question arises at once: for what readership
exactly is a work on this scale designed? Clearly not a student reader-
658 Paideia LXVI (2011)

ship. Assuming for a moment an impossibility – that my British stu-


dents can read Italian – it would still not be feasible for me to offer a
course on just the fourth book of Horace’s odes so that they could
benefit from this commentary; our university courses, whether under-
graduate or postgraduate, require far more text to be prescribed, and
it follows that the more text there is to be read, the less time students
can be expected to devote to reading commentaries on it. I could on
the other hand build a course on the third book of odes (because there
is more Latin text) and assign Nisbet-Rudd for background reading.
So, in a British context, I cannot imagine any sort of university course
at any level for which a commentary of this length might be of use;
my suspicion is that the same situation would be found in North
American universities. I conclude, therefore, that this commentary
will only be used by scholars for private study. But which scholars
within the modern academy? The professional university teacher, who
must also be actively engaged in some research project, will only tack-
le a book of this size if she is working on Horace, or more specifical-
ly on his odes. It is simply too long a work to attract a scholar who
finds himself teaching, say, a course on Terence, and who is engaged
with research on, say, Sallust (not to mention the demands on his time
of general departmental administration). It is a pity to look upon this
book, which contains so much learning and matter of interest, with a
somewhat cold eye, but we all have to live in a real academic world (if
that is not an oxymoron), and I wonder just where books on this scale
can find their place. One of my own teachers at Cambridge, Charles
Brink, deplored the lack of extended commentaries on standard au-
thors; he felt that the small-scale commentaries designed chiefly for
student use failed to deliver what the serious scholar needed. Of
course he was right, but one still wonders just how many practising
classicists have had the energy to read through his magisterial volumes
on Horace’s literary epistles. (Full disclosure: I have!)
The generous scale of this commentary was clearly not without its
temptations, to which the writers have sometimes succumbed. I have
just now inferred that this work is not for students, but for scholars.
Yet again awkward questions arise with regard to some of the annota-
tions: how many of our colleagues, when in the first poem they reach
the note on line 10 oloribus, really need over seven lines of references
and quotations to passages where swans are described as white? Or,
how many encountering in the eighth poem, line 3 the word tripodas,
R. MAYER, Horatian Heroics 659

will welcome on p. 374 a paragraph of references to the award of


tripods recorded in Greek and then Latin poetry? The introductory
note to the third poem, on pp. 180-182, discusses Horace’s literary
models; it strikes me as unduly protracted. The essential point is made
only at the end, namely that the run of Horace’s lines (the relative
clause quem followed by its antecedent illum) and the emphasis on
birth (nascentem = geinómenon) point undeviatingly to Hesiod; later
Greek adaptations of Hesiod are also in play, but there can simply be
no doubt of the immediate debt. There is no need to beat about the
bush, and it is not worth mentioning dissidents. In the sixth poem,
line 2, on p. 302 the word raptor (the rapist Tityos) is explained as fol-
lows; «Alla vicenda del tentativo di violenze perpetrato da Tizio ai
danni di Latona (cfr. Pind. Pyth. 4,90; Apoll. Rhod. 1,760-1; Apollod.
1,4,1) e punito con la morte da Apollo, fa riferimento la definizione
del Gigante come raptor (v. 2): messo in rilievo dall’‘enjambement’, il
termine connota Tizio come un predatore che cerca di possedere con
la forza la madre del dio e per questo ne subisce la vendetta». Does it
really require this much to say that Tityos tried unsuccessfully to rape
Latona, given that the reader knows who Latona is, and that Horace
is telling us he was punished by Apollo? (And was it right to include
the reference to Pindar, since in the fourth Pythian it is Artemis who
slays Tityos, presumably because he was trying to rape her?). In the
seventh poem, line 26, the myth of Hippolytus is discussed, but to my
mind most of the information on p. 360 about alternative versions of
the fate of Hippolytus («una tradizione diversa...») is irrelevant, and
slows the reader down. As Fedeli’s valuable note rightly goes on to
make clear, Horace is deliberately parting company with Virgil specif-
ically, not with alternative versions generally. So the alternatives could
economically have been left unmentioned. My point must be clear:
there is almost nothing wrong in these and other notes I might men-
tion, but the reader’s attention will surely flag when confronted with
matter that is not of immediate relevance. The commentators have
been tempted by the generous measure of print allowed them, and
have been more discursive than the reader needs them to be.
I turn now to the layout of this book. Once again, there is matter
here too for concern. Traditional commentaries deploy lemmata, the
obvious advantage of which is that the browsing reader can see at a
glance what is being discussed. For no stated reason this old-fash-
ioned and useful practice has been abandoned in this commentary; I
660 Paideia LXVI (2011)

can only suppose that the authors felt that lemmata interrupted the
flow of their discursive comment, and they abandoned them in favour
of the essay-style comment. But this makes consultation onerous, and
it has to be remembered that few commentaries are read straight
through, and they are usually consulted for a particular piece of in-
formation. But even if one reads a commentary from beginning to
end, there will be cross-references, «rinvii» (a matter to which I will
next turn), and the reader who wants to follow them up will be irked
at the lack of clear signposting which the lemmata could have provid-
ed. The difficulty is aggravated in this case, since Fedeli-Ciccarelli
have composed their unlemmatized commentary by stanzas; for in-
stance, on p. 212, after the introduction to the fourth poem, the com-
mentary begins on the first sixteen lines (four stanzas), so the annota-
tion on this block of text extends as far as p. 223. The reader who
simply wants to find a particular piece of information about a word
or phrase in those first sixteen lines has to hunt for it over nearly ten
unlemmatized pages. Now to be fair, the individual paragraphs often
have an early keyword, printed in italic (but not also in boldface,
“grassetto”) that provides some guidance; for instance on p. 219 we
are clearly at line 9 (the word paventem appears), and then further
down the page mox shows where we are. But the absence of such a
clear signpost as the lemma, preferably in boldface, much reduces the
“user-friendliness” of this work. The same problem confronts the
reader of A.R. DYCK’s recent Cambridge green-and-yellow commen-
tary on Cicero, Pro Sexto Roscio (2010). I have taken the matter up
with one of the senior editors, Professor Kenney, and he agrees with
me that this was a blunder, which should not be repeated. Commen-
taries are tools for use, and long practice has identified lemmata as an
indispensable feature; to abandon them was risky, and, as a reader, I
saw no advantage in it.
As promised in the previous paragraph I turn now to the issue of
cross-references («rinvii»), since, like the use of lemmata, it too is
something of a technical matter, how one organizes and presents the
comment. Practices clearly differ, but my own is to comment on a
particular feature of lexical or syntactical or prosodical usage at its
first occurrence, and to offer once and for all any information that I
believe the reader needs in order to understand the feature under dis-
cussion. Later occurrences of the feature in the same text or work can
also be listed, but when they are encountered in due course, there
R. MAYER, Horatian Heroics 661

must be a cross-reference back to the original discussion. This seems


to me the most economical and practically useful way to inform the
user about a particular issue. I therefore found the scattered discus-
sion of many matters in the present commentary unhelpful. Let me
provide some illustrative examples.
In the first poem, line 23 delectabere there is a cogent note on p.
106 explaining why Axelson misjudged this verb as “unpoetic”. But
there is no reference to that verb’s reappearance at carm. 4,12,11, and
the note on it on p. 517 does not refer back to the earlier note, but it
does add a further citation, Bömer on Ov. met. 12,158. The reader
thus has to combine two notes to get the full picture. It had better be
said as well at this point that the reader is not much helped by the
first index («parole notevoli») which cites only the later note on
p. 517; the earlier note on p. 106 is simply forgotten.
In the second poem, line 38, on p. 161 there is a helpful note on
boni diui, but when the unusual expression recurs at carm. 4,5,1,
p. 264, there is no cross-reference and a fresh piece of information is
added (Appel on bonus). Here however the index does come to our
rescue (p. 634 s.u. bonus – «in relazione all’atteggiamento benevolo
degli dèi»), where the reader is directed to both notes. But still only
one fuller note was needed.
In the fifth poem, first line, Romulae is discussed on p. 265: it is
rightly noted that the adjectival use of a proper name is common in
(Augustan) poetry. But there are related usages in the book: the first is
earlier than this, Metaurum flumen at carm. 4,4,38 (see p. 238), and
then there is Sulpiciis horreis at carm. 4,12,18 (see p. 522). Each instance
has its own note, though it ought to have been observed that the adjec-
tival use of the nomen gentilicium is common in prose as well (HOF-
MANN-SZANTYR 427), so that Sulpiciis horreis is not as unusual as the
other two. The relevant information is too patchy and too scattered,
and so of restricted use to the reader. The index again lets us down,
since the first instance at carm. 4,4,38 is not recorded under «nome
proprio con funzione di aggettivo», p. 672. There need be only one
note where the phenomenon, at its first occurrence, is fully accounted
for. Later occurrences can be referred back to the primary note.
In the same poem, second line, custos is discussed on pp. 265-266:
everything said here is in order, but much of the information is then
recycled and further developed on p. 620, in a discussion of the same
word’s use of Augustus in carm. 4,15,17. Dividing the discussion is
662 Paideia LXVI (2011)

clumsy, and produces repetition (an unintentional practice, which


however contributes to the bulk of this commentary without enhanc-
ing its usefulness).
In the sixth poem, on lines 39-40 celerem uoluere the note on p.
381 is too glib. The infinitive dependent on an adjective is a graecism,
and not something we would find in prose (cfr. carm. 1,15,18, where
it is worth noting that Nisbet-Hubbard neglected to say anything at
all about the syntax). Then in the twelfth poem, line 19, donare ...
largus is correctly explained as «l’abituale dipendenza dell’infinito da
un aggettivo» – though, to be precise, this is the first (and only classi-
cal) example of largus so used (ThlL VII 2,974,49-52); likewise efficax
in the next line (ThlL V 2,161,74). Horace is here innovating, and this
deserved to be noted. But the very first example of this construction
was way back at carm. 4,2,59 niueus uideri, for which there is a cor-
rect, if brief, reference to a standard grammar on p. 174. On the oth-
er hand, the construction was not noted at all at carm. 4,8,8 sollers
ponere, where again H. seems to be innovating (and he is followed by
Persius and Silius according to OLD; cfr. KÜHNER-STEGMANN I 685).
The construction is noted again at carm. 4,14,22-23 impiger uexare, as
usual without any back- or cross-reference. Finally, it should be ob-
served that of these six examples of the poetic construction the only
one noted in the index on p. 670 is the very first, at carm. 4,2,59, p.
174. I would like to draw attention to E.C. WICKHAM’s valuable ap-
pendix in his third edition (1896) on this “complementary” infinitive,
in which he noted some nuances of usage. Since I noted at the outset
that this construction of the infinitive is borrowed from Greek syn-
tax, it is a pity that Index 3 has no lemma for «grecismi», so that this
construction and the two noted at carm. 4,2,59 and 60, on p. 174, can-
not be easily traced.
In poem 9, line 43, the note on cateruas on p. 444 is a virtual rep-
etition of the note on the same word in carm. 4,4,23 on p. 228; there
is of course no back-reference, but both pages are referenced in the
index. Did no one therefore notice that the notes are the same, and
decide that only one was needed?
In poem 13, line 10 quia, there is no back-reference on p. 544 to
the note on its usage at carm. 4,9,28, p. 433. The index, p. 645, does
draw attention to both notes, but does not indicate that the first
points out the odd fact that the word is only found in this book (no
explanation for that is attempted). In line 18 on illius, illius there is no
R. MAYER, Horatian Heroics 663

back-reference on p. 553 to the note on carm. 4,1,2 precor, precor


(p. 91); there is also an earlier note on carm. 4,4,70, p. 254, occidit, oc-
cidit, but this time with a reference to a work of scholarship, not
however that of J. WILLS, Repetition in Latin poetry, Oxford 1996,
which is not in the main bibliography (I feel however that it is in fact
cited in the course of the commentary). This is unhelpful, even if you
use the index.
In poem 14, line 46 –que et, there is no back-reference back to
pp. 438-439, nor does this archaic usage appear in the index of notable
words.
My remarks to this point have been focused on matters that will
strike any user more or less immediately: the commentary is on a
massive scale, which has tempted the commentators to spread them-
selves unnecessarily; the information is too often unhelpfully distrib-
uted through the work as a whole, which has led to repetition (and
repetition adds to bulk, for example in the commentary on poem ten
where on p. 465 six lines of Propertius are quoted which have already
appeared in the introduction to this very poem on p. 452); the indices
are not as complete as could be wished, so the reader who wishes to
consult the work for a particular piece of information may not be
guided to it. I can now at last turn to the work itself.
The «Introduzione», written by Fedeli alone, is in six sections. The
scheme is admirably judged: a brief account of Horace’s return to
lyric is followed by a crisp discussion of the book’s chronology. The
third section is rightly more developed, since the artistic design of the
book is clearly one of its most marked features; once again Fedeli’s
touch is sure. The three final sections hang together and confront the
reader with the capital issue: panegyric. Fedeli therefore starts with
the tradition of verse panegyric into which Horace was inserting him-
self (Pindar via Callimachus). He then discusses Horace’s relation
with the people he has to praise, Augustus and other grandees of the
day. He concludes with “a difficult assessment”. Conscious that such
poetry has little attraction for modern readers Fedeli offers a strongly
personal response; no more than most of us is he especially drawn to
this poetry and yet he manages a commendable balance. He concludes
with a citation from LESSING’s Rettungen des Horaz, on the general
fair-mindedness of posterity’s judgment. It is one of the strengths of
Fedeli’s approach to Horace that he is so conscious of being, like his
poet, the heir of a very long tradition. One of the features of the com-
664 Paideia LXVI (2011)

mentary that struck me most favourably was the repeated appeal to


the comments of J.C. Scaliger, André Dacier, and Mitscherlich (the
latter a particular favourite of my own). Commentators cannot help
being conscious of their debt to the tradition, since good work is nev-
er superseded, though it can be forgotten, and needs, as in this com-
mentary, to be retrieved. Fedeli handsomely acknowledges on numer-
ous occasions the debt we all owe our predecessors.
On p. 59 the reader is informed of the division of the commentary
between Fedeli and Ciccarelli. This division of labour has left some
“scars”. For instance, at carm. 4,4,36 bene nata, on p. 236, Ciccarelli ac-
cepts the view that this expression means “the well born” (so too
Rudd), following Porphyrio among others; she rejects the view that
pectora should be supplied. But when Fedeli cites the phrase on p. 615
pectora is added. Again, Ciccarelli offers a good discussion of the diffi-
culties of understanding coniugibus loquenda at carm. 4,4,68, on p. 253;
she accepts Giangrande’s interpretation (which is also that of Tescari,
who is not mentioned): dative of goal. But on p. 427 Fedeli, discussing
carm. 4,9,21 Musis dicenda proelia, cites coniugibus loquenda without
demur as a parallel for the dative of agent. Does he disagree with his
colleague in both cases, or did he just not read what she had to say?
The base text is that of Shackleton Bailey, and departures from it
are usefully listed on p. 59. Discussion of the text is generally sound,
by which I mean that the commentators make out a good case, even
if the reader may not assent to their decision. There is a helpful dis-
cussion of the vexed opening words at carm. 4,2,49 on pp. 167-169,
and attempts to preserve one or other of the transmitted readings are
reasonably rejected.
But there are some textual discussions that misfire. For instance, in
the first poem, line 16, on p. 102, the transmitted reading late is right-
ly preferred by Fedeli to Jacobson’s conjecture laete; but that conjec-
ture not only needed no refutation, it should not even have been no-
ticed, because it is stylistically implausible: a poet would have written
laetus here, if that is what he had wanted to say, since poets try to
avoid adverbs in favour of adjectives (the OLD cites no poetic exam-
ples of laete). Ciccarrelli provides on pp. 216-219 an unnecessarily de-
tailed discussion of rejected readings (protulit 6, uernisque 7,
fauentem 9); these dead-ends did not have to be revisited at such
length. Her account of carm. 4,4,34 recti on p. 234 is unsatisfactory.
She says that, if recti is taken as genitive singular neuter it would in-
R. MAYER, Horatian Heroics 665

troduce «un concetto di giustizia che appare fuori luogo», but the
word probably here means “moral rectitude” (see OLD 10), and that
is perfectly in harmony with the context. It is also odd that she offers
no discussion of Shackleton Bailey’s proposal to read roborat, taking
cultus as singular; this reading is accepted by Niall RUDD in his re-
edition of the Loeb (2004). The most problematic textual issue in the
whole book is notoriously in the eighth poem, and I offer some very
tentative reflections on Fedeli’s discussion.
The historical blunder starting at around carm. 4,8,15 is a real puz-
zle. But granted that it is egregious, why should it be supposed that
an unknown interpolator, capable of composing in this metre, would
make the mistake. To put it another way: if anyone could make the
mistake, then Horace himself could. What, moreover, was the motive
for the alleged interpolation? Fedeli sees on pp. 388-389 that Calabrae
Pierides refers to Ennius, but what was the point of introducing him
specifically if there was no foregoing reference to Hannibal and Scipio
(the wrong one, admittedly)? To put that another way: if we move
straight from 15A to 19B, what is the connecting link? How do we
get from public inscriptions to Ennius in particular, rather than to po-
etry in general? As regards the language of the alleged interpolation,
at line 19 the word lucratus does not strike me as an interpolator’s
choice, since it is unusual and imaginative (OLD 1b offers some sim-
ilar locutions in good authors). One would expect banality or at least
normality. I feel that on p. 387 the coherence of the train of thought
is misunderstood (assuming that we regard the coherence as likely to
be cogent in the first place—there are for instance similar problems of
coherence in the interpretation of carm. 1,6). Horace is saying that
neither a bare record of great deeds (13-15A), nor the deeds them-
selves, considered simply as events which may be forgotten (15B-
19A), more vividly proclaim the praiseworthy feats (laudes) of a gen-
eral than the poetic record. The latter idea is developed in the next
poem: there were pretty adulteresses before Helen, but we know
nothing of them. The fact of their glamorous intrigues is not enough,
they need to be the subject of song to be remembered. In conclusion,
I have a feeling that in dealing with the admittedly vexed textual is-
sues in this eighth poem, Systemzwang has come into play: since four
lines have been expelled two more have to go for the “lex
Meinekiana” to be upheld. The two designated for the chop, line 28
(see p. 394, with the reason for interpolation on p. 395) and line 33,
666 Paideia LXVI (2011)

are however in themselves unexceptionable. Indeed line 28, despite


what Tarrant is reported as saying against it on p. 394, very much
pulls its weight. It makes a broad general statement, to which 29A
(caelo Musa beat) adds a further specific point: some worthy men are
immortalised in verse (Aeacus for example), but others are even
turned into gods.
The text of each poem is followed first by a specific bibliography,
then by a summary of the poem outlining its structure, and then fol-
lows an introductory essay. The essay has recurrent topics: the gener-
ic character of the poem and its literary antecedents, prosopography
of the dedicatee, and finally a more detailed account of the poem’s
structure. Overall, these introductions are one of the most successful
features of the commentary. The introduction to the second poem is
sober in noting divergences from the “scheme” of recusatio, which in-
dicate that this poem is not one such; rather Horace engages with the
issue of what genre is best for encomium. Horace’s attitude to Pindar
is then analysed on pp. 120-121, and it is then argued on pp. 121-122
that there is an absence of irony towards Augustus. It is of course
crucial to adopt a clear critical posture on this issue; some will dis-
agree with him, but I am firmly on Fedeli’s side. The celebratory note
of the fifth poem too therefore cannot be deemed ironic. The intro-
duction to the fourth poem naturally reverts to the Pindaric elements
in the encomium. It might therefore have been worth suggesting that
just as Pindar does not usually show much interest in the actual ath-
letic contest whose victor he praises, so it should not surprise us that
Horace spends little time on the campaign successfully conducted by
Drusus; that would put pay to the sort of adverse criticism noticed in
the final paragraph on p. 212. The encomiast is interested in the suc-
cessful outcome, not the details of how it was achieved. The intro-
duction to the seventh poem struck me as first rate, and that to the
twelfth offered a cogent defence of view that the addressee named
Vergilius is not the poet; it is fairly observed on p. 504 the phrase de-
scribing him in line 15, iuuenum nobilium cliens, is designed to rule
out any such identification. (That said, the note on line fifteen itself
on p. 520 dissatisfied: it is said that if the addressee Vergilius is the po-
et, then the iuuenes nobiles may be taken to be, e.g., Agrippa, Pollio,
and Maecenas. This hardly seems right, because none of them was any
longer iuuenis (even back in the year of Virgil’s death), and Maecenas
was never even nobilis (Fedeli rightly says that nobilis here is not a
R. MAYER, Horatian Heroics 667

synonym for notus). The introduction to the thirteenth poem shows


commendable balance on the identity of Lyce: there is no good reason
for her to be the same woman addressed in carm. 3, 10.
At long last I can offer some reflections on the commentary itself,
and I would like to begin with a caution to professional scholars, par-
ticularly those of us who were lucky enough to be trained in the clas-
sical languages from our youth. University teachers of Latin and
Greek in Britain and North America are well aware that their stu-
dents, indeed even themselves, often only started learning the ancient
languages in their late teens. So whilst they are at university they are
still acquiring language skills. To put that another way: they absolute-
ly lack any well developed feel for the languages. Now I was trained
up in both verse and prose composition in both languages, and so
have some sense of what is proper to prose and what to poetry, but
my students are not so fortunate. And I venture to say that plenty of
my colleagues who are say twenty or so years younger than I also
lack much feel for the distinctions. Older commentators like Nisbet-
Hubbard could assume the sort of feel that is now lacking, though as
I have already indicated above, they failed to comment on a syntacti-
cal graecism, celerem sequi, at carm. 1,15,18, which I am pretty sure
even some readers in 1970 would have liked some help with. I offer
these prefatory remarks because I propose to draw attention first to
what strikes me as something of a defect in the present commentary,
a failure to draw attention to some features of poetic usage or style.
Here is a brief list, drawn from my notes:
4,1,9-11, in domum ... comissabere: the parallels on p. 98 do not suit,
since they all contain a verb of motion; this example remains un-
usual, and I would suggest Horace is treating comissor like the oc-
casional use of the Greek verb kwmázw as a verb of motion, «go in
festal procession» (see LSJ9 s.u.), a syntactical loan-shift.
4,1,10 ales: it is not noted that this is poetic diction in this sense; see
OLD ales1.
4,1,13 decens, p. 100: it might have been noted that Horace “invents”
the use of decens as a synonym for decorus.
4,2,21 iuuenumue, p. 146: there is no note on the postposition of -ue
(unique in Horace, see Klingner’s Index p. 337).
4,4,11: reluctor seems to be a poetic verb.
4,4,65: merso is a poetic verb; Horace could have written mergas.
668 Paideia LXVI (2011)

4,5,25: no note on the poetic use of paueo as transitive (see OLD 2).
4,5,28: Hiberia too is poetic diction.
4,6,39-40: prosperam frugum. The note on p. 381 is undernourished.
The genitive with this adjective is unusual (first here, if ThlL X
2,2213,6 is to be believed); it may even be designed to evoke fertil-
is frugum in carm. saec. 29. This sort of genitive might also have
been noted at carm. 4, 8, 5 diues artium (see KÜHNER-STEGMANN
I 441-442). Such syntax is poetic.
4,9,29 disto + dative: it might have been said that this construction is
a graecism.
4,9,49 callet + infinitive: it is fair enough to refer us to ThlL on pp.
445-446, but it could nonetheless be said that the construction is
largely poetic.
4,9,50 peius: it is not noted on p. 446 that the usage is colloquial, as
Mayer observed on epist. 1,17,30.
4,10,4: on p. 460 the anastrophe of et is not duly noted (and so it will
not be noted in any of the indices).
4,11,5 crinis religata: should not the use of the “retained” accusative
with the passive past participle, as in carm. 2,11,24, be at least not-
ed on p. 477, since it is after all poetic style?
In general of course the commentary provides entirely reliable in-
formation and shows balanced judgment in assessing the plausibility
of alternative interpretations. I have noted only two clear blunders, as
follows:
4,1,17 quandoque cannot mean “et quando”, as is claimed on p. 103,
since the line begins with et.
4,9,7 –que et: something has gone badly wrong with the note on
p. 416. This is not an example of the archaic and poetic combina-
tion which replicates the Greek te kaí (for that see the virtual rep-
etition of this note on line 35, p. 439, and cfr. carm. 4,14,46, where
there ought to be a back-reference). Here –que only connects Ceae
to Pindaricae; et adds Alcaeus, then -ue tacks on Stesichorus. We
have an elegant variation of connectives, but nothing more artifi-
cial than that.
The commentary alerts the reader to a fair number of passages
which are hard to explain. It will therefore not be surprising that in
only a few cases the explanations offered by Fedeli and Ciccarelli
R. MAYER, Horatian Heroics 669

themselves did not fully satisfy. It is no criticism of them to say that,


since the passages have baffled interpretation for a long time. Still,
I will here record my own reaction to a few of their solutions.
4,2,35 per sacrum cliuum: if I understand the note on p. 158, the
phrase seems to be treated as specifying a particular stretch of the
Sacra Via. It is not however noted that the phrase is only found in
poetry (Horace first, then Martial), so it looks to me very much
like a typical avoidance of standard terminology, e.g. Campus
Martis. Horace happily uses Sacra Via in a satire (sat. 1,9,1) or an
iambus (epod. 4,7), but he wanted something unusual in a lyric.
4,2,41-42 urbis | publicum ludum: an attempt is made on p. 163 to
counter the view that the singular cannot refer to ludi. No notice
however was taken of the warning in ThlL VII 2,1783,73 that on-
ly the plural is used of the religious games; exceptions are noted
but our passage is not among them. (Our passage by the way is
somewhat unhelpfully tacked on in col. 1794,39-41, with no expla-
nation.) Rudd’s translation «the capital’s public holiday» is suitably
suggestive, and ThlL X 2,2456,20-21 (unavailable at the time to
Fedeli) regards the usage here as “minus technice”.
4,13,15 notis fastis: the expression is indeed difficult (pp. 548-550), but
the notion that it refers to an official register of prostitutes (as-
suming for the sake of argument such a thing existed) needs to ex-
plain how fasti could possibly be understood in the same sense as
album. To describe the alleged usage as “pompous and ironic” is
insufficient. Fedeli’s interpretation, by the way, is later ignored by
Ciccarelli on p. 570 where fasti at carm. 4,14,4 is said to refer to
annales, and carm. 4,13,15 is included among instances.
The commentary is also designed to enhance literary appreciation,
but here too one may occasionally miss a comment or demur at a line
of analysis. In the first poem, line 2, for instance there is no note on
rursus, but the word is prominently placed, first in its line, and it
surely was intended to evoke the commonplace of Greek erotic lyric
that love attacks the poet “once again” dêute; cfr. Alcm. 59,1, Sapph.
1,15-16 (this one instance was noted on p. 87 in the introduction to
the poem), Ibyc. 287,1, Anacr. 413,1, and Theocr. 30,12. I was only
ever seriously disappointed with one note, that on the first stanza of
the seventh poem, the famous ode on the return of the Spring. Fedeli
says of these opening lines, on p. 329: «al contrasto dei tempi si asso-
670 Paideia LXVI (2011)

cia un contrasto di immagini coloristiche» (white snow, green grass


and leaves). I find this a mistaken strategy of reading, for when Ho-
race wants us to visualize colour, as at carm. 1,9,17 uirenti canities, he
guides us with his choice of language. Now a capital feature of this
poem is the general plainness of its diction (which throws into relief
its few epithets, such as pomifer, splendida): the language here “runs
to bone”, there is little spare flesh on it. In the first six lines there is
only one epithet, nuda, that presents the reader with much of an im-
age. Everything else is set down unadorned: snow, grass, fields, leaves,
trees. This deliberately plain style is subverted if the reader insists on
imposing colour. Moreover, Horace’s austere language contributes to
the pessimistic tone of the poem. (As regards the pessimism of the po-
em, Fedeli offers what will be for anglophone readers an outstanding
final paragraph to his introduction on p. 328, underscoring yet again
his strong sense of the tradition of reading Horace.)
It is time to draw these reflections to a close. When I set out to
read this commentary I deliberately did not try to find out what any
other reviewers might have thought of it, since I wanted to approach
the work in an ‘innocent’ spirit. After forming my opinion of its
strengths and weaknesses I read the review of the work by Gregor
BITTO in the Bryn Mawr Classical Review for 2009.08.60, and found
that he too focused on the lack of lemmata as a serious defect; he al-
so noted the sheer bulk of the work, though he did not stress as I
have tried to do that the commentators themselves will pay a high
price for self-indulgence: the book will certainly not be read through
by busy academics, and even those who simply wish to consult it may
well be put off by the unchannelled flow of prose. Fedeli clearly re-
spects the tradition of comment, as I have indicated, and so it is a pity
that he has decided (more than once) to abandon the age-old tech-
nique of comment as well, a technique not to be followed unques-
tioningly, but to be adapted as fresh needs arise. The lemma and the
cross-reference, however, are still sound tools, both for the commen-
tator and for the reader. The experiment of dispensing with them
should be abandoned as counterproductive.

King’s College London ROLAND MAYER


Department of Classics roland.mayer@kcl.ac.uk
London WC2R 2LS
I DUBBI E I RIPENSAMENTI
DI UN COMMENTATORE

Abstract
The first part of this work deals with the structure of the Book IV of the
Horace’s Odes, the relationship between the Poet and Augustus, the judging
criteria in the political content poetry. The second part discusses questions
arising in commenting a text: commentary amplitude, lemmatisation or
“running-commentary”; the commentator’s voice presence; the commentary
and its audience; the future of the commentary.

Man mano che venivo ordinando il sistema generale del mio


commento, mi avvedevo che ad ogni passo si spalancavano gli
aditi, dovunque intravedevo ulteriori ingressi, portali, uscioli
socchiusi, tramiti, occulti camminatoi. Pregustavo la passionale e
frigida disponibilità dell’annotatore; mi apprestavo alla fruizio-
ne di un lungo, estatico delirio, destinato forse a colmare il resto
della mia vita.
Giorgio MANGANELLI, Nuovo commento, Torino 1969, 77

Premessa

Ad Hans-Christian Günther e a Roland Mayer va la mia gratitudi-


ne per aver accettato l’invito della Direzione di «Paideia». I loro in-
terventi focalizzano argomenti importanti e muovono da punti di vi-
sta diversi, ma in un certo qual modo complementari: quello di
Günther è un vero e proprio saggio sulla maniera d’intendere e di giu-
dicare, nella sua struttura e nei suoi contenuti, non solo il IV libro
delle Odi di Orazio, ma qualsiasi libro di poesia augustea, e si rivela
fondamentale per definire la natura del rapporto fra arte e potere po-
litico. Si tratta di un contributo appassionato e affascinante, che spazia
dalla letteratura alla musica: non è una sorpresa per chi conosce la
straordinaria competenza di Günther in campo musicale e le sue doti
672 Paideia LXVI (2011)

di raffinato concertista. Il contributo di Mayer, che assomiglia molto a


una recensione, non si limita a scendere nei dettagli, ma pone l’impor-
tante problema di fondo dei contenuti e della tecnica stessa del com-
mento ideale.

La struttura del libro

La prima parte dell’intervento di Günther è dedicata all’architettu-


ra del IV libro dei carmi di Orazio. Sulla struttura dei libri di poesia
augustei molto è stato scritto, e non è qui il caso di riassumere le con-
clusioni veramente significative: in questo campo, però, è facile cedere
alla tentazione delle promettenti ma traballanti simmetrie, delle ambi-
gue contrapposizioni, dei fantasiosi calcoli numerici. Sono anch’io
convinto della opportunità di ricostruire l’architettura di un libro di
poesia e dei suoi singoli carmi: però continuo a nutrire forti perples-
sità sul fatto che la ricerca strutturale si traduca in precisi rapporti nu-
merici. Günther rinvia alle conclusioni di SKUTSCH 1963, pp. 238-239
sull’architettura del I libro delle elegie properziane, che hanno il loro
lato debole nella necessità d’integrare versi per far quadrare i conti:
ma di ciò ho discusso ampiamente nell’introduzione del mio com-
mento al I libro delle elegie di Properzio (1980, pp. 13-17), a cui mi
permetto di rinviare il benevolo lettore. Allora come ora, tuttavia,
concordo con Günther sull’esistenza di cicli di carmi, che al momen-
to della pubblicazione del rotolo papiraceo sono confluiti nel libro di
poesia e sono lieto di constatare che anche a suo parere è stato il ciclo
delle odi civili all’inizio del III libro dei carmina a suggerire a Proper-
zio di aprire il suo III libro con un ciclo di elegie programmatiche.
La suddivisione del numero dei carmi di un libro di poesia augu-
stea in serie di dieci o, meglio, di cinque, più che costituire una rego-
la può registrare tutt’al più una tendenza, considerate le significative
eccezioni (Orazio stesso, negli Epodi, in Carm. I e in Sat. II; Tibullo
nel II, per non parlare di Properzio, la cui situazione è complicata dal-
l’incertezza sul numero dei carmi del II e del III libro). È scontato che
ogni autore, sin dal momento in cui mette mano alla sua opera, ha
un’idea della struttura del libro, che può mutare nel corso del tempo
per l’inserzione di carmi successivi al primitivo disegno strutturale. È
questo il caso non solo del carme introduttivo, al quale di solito spet-
ta il compito d’illustrare un programma, ma anche dell’ultimo, che ha
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 673

la funzione di chiudere un’esperienza poetica. Muovendo da tali pre-


messe, Günther fornisce una serie d’importanti suggestioni in merito
alla struttura della prima raccolta (I-III) di odi oraziane, pubblicata
nel 23 a.C.: del tutto conforme ai criteri da lui individuati è il III li-
bro, con i suoi 30 carmi, con un ciclo introduttivo (1-6: i carmi ‘civi-
li’) e con un carme di chiusura non solo del libro ma dell’intera rac-
colta; per di più il XVI carme, dedicato a Mecenate, può avere il com-
pito d’introdurre la seconda metà del libro. Più problematico è il caso
dei libri I-II, e se il II esibisce una più coerente struttura (il numero
dei carmi, 20, è multiplo di 5), il I dà l’impressione, con i suoi 38 car-
mi, di accogliere poesie scritte in epoca diversa. Come osserva giusta-
mente Günther, un chiaro disegno strutturale doveva esistere all’ini-
zio, se si considerano sia la presenza di un carme introduttivo sia il
criterio di continua variazione metrica delle odi 1-9: il fatto, però, che
un’ode, la IV, sia databile al 23 a.C., cioè all’anno di pubblicazione
della raccolta completa, fa capire che è nel I libro che sono confluiti
carmi cronologicamente posteriori.
Se fin qui si può essere d’accordo con Günther, è proprio la sua si-
stemazione del IV libro che suscita qualche perplessità, benché il nu-
mero dei carmi (15) sia un multiplo di 5. Non è nuovo, e in sé e per
sé non si presta a critiche, il criterio di cicli di carmi che si organizza-
no attorno ad una tematica: già l’aveva suggerito WILI 1948, né è nuo-
va l’idea che in luogo di un carme introduttivo ce ne siano 3 (che il
vero corpus abbia inizio col carme 4 era già stato sostenuto da
LUDWIG 1961, pp. 7-8, da LA PENNA 1963, pp. 136-139, da PUTNAM
1986, pp. 292-294 e da KERKHECKER 1988). Che, poi, a 4-5 corrispon-
dano 14-15 e che fra i due estremi si collochino 8 carmi che affronta-
no tematiche preannunciate in 1-3, lo avevano già visto WILI 1948,
FRAENKEL 1957, LUDWIG 1961, LA PENNA 1963. È a questo punto,
però, che la coerenza logica delle argomentazioni perde vigore e si
muta in una ricerca piuttosto artificiosa di non sempre chiare corri-
spondenze, che vedono in completo disaccordo gli studiosi oraziani:
in quanto a Günther, egli osserva che i carmi d’amore (10. 11. 13, già
associati da NORBERG 1952 e da LUDWIG 1961) appartengono tutti al-
la seconda parte del libro, mentre nella prima domina il rapporto del
poeta col pubblico dei lettori, alla ricerca di una fama duratura: in ta-
le serie Günther inserisce 6. 8. 9, come già avevano fatto WILI 1948,
NORBERG 1952 e, sostanzialmente, anche LUDWIG 1961. Specularmen-
te corrisponderebbero alle due sezioni 7 e 12, che Günther definisce
674 Paideia LXVI (2011)

come «zwei Naturgedichte mit ihrer impliziten (7) oder expliziten


(12) Aufforderung zum Lebensgenuss», mentre già LUDWIG 1961 ave-
va associato i due carmi con l’etichetta di ‘primavera e morte’: non è
detto, però, che tutti se la sentano di condividere una tale associazio-
ne, perché mentre il carme 7 lega il ritorno della primavera all’esorta-
zione a non nutrire speranze di lunga durata in vista del comune de-
stino di morte, il carme 12 celebra anch’esso il ritorno della primave-
ra, ma è un invito all’amico Virgilio a raggiungerlo al più presto per
bere vino buono, a condizione però che porti con sé una bottiglietta
di raffinato profumo. Non c’è da stupirsi, quindi, se FRAENKEL 1957
preferisce collegare 12 a 11 per il motivo dell’invito al simposio e
KERKHECKER 1988 a 11 e a 13 per l’addio all’amore; Fraenkel, invece,
individua in 7. 8. 9 una triade centrale, i cui carmi sono legati da una
particolare affinità e da una progressione tematica (7, con la constata-
zione che pulvis et umbra sumus, serve a preparare il lettore alla pos-
sibilità di salvezza che, in 8, è individuata nella poesia; in 9, poi, il
principio generale viene applicato alla situazione particolare di Lollio).
KERKHECKER 1988, per parte sua, preferisce associare 7 a 8. 9 per la
concezione oraziana della funzione della poesia. L’unanimità è ben
lungi dal poter essere raggiunta e la sfiducia in un tentativo che non
approda a un sistema chiaro e coerente, ma si fonda su associazioni ta-
lora forzate, m’induce a preferire solo ciò che sembra ragionevole de-
durre: la funzione proemiale del carme 1 – con la possibilità che ab-
biano un’identica funzione anche 2 e 3 – il ruolo conclusivo di 15 e, di
conseguenza, quello centrale di 8 all’interno di una successione triadi-
ca (7. 8. 9), la ricercata specularità di 4. 5 e 14. 15.
Günther applica i suoi criteri anche al IV libro di Properzio, muo-
vendo dal presupposto che la prima elegia sia in realtà la somma di
due carmi diversi e che, quindi, la sesta, scritta per celebrare il quindi-
cesimo anniversario di Azio, serva a introdurre la seconda parte del li-
bro. Per parte mia, continuo a credere che la prima – pur illustrando
negli interventi di Properzio e di Horos antitetiche scelte di poesia –
sia un’elegia programmatica unitaria, che l’undicesima abbia una fun-
zione conclusiva di grande rilievo nell’esaltare il mos maiorum e i va-
lori etici su cui si fonda lo Stato, che la sesta occupi degnamente, per
il suo contenuto celebrativo, il ruolo centrale nel libro. Ovviamente
tutto dipende dal fatto che si consideri o no Prop. 4,1 come un carme
unitario: rinvio al mio futuro commento all’elegia per l’elenco dei mo-
tivi, che m’inducono a preferire una tale soluzione e, nell’impossibilità
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 675

di presentarli tutti in questa sede, mi limito a quelli che, di recente, so-


no stati indicati da Hutchinson nel suo commento cantabrigense: l’ur-
genza del quo ruis, che nel v. 71 (secondo i separatisti verso d’apertu-
ra della seconda elegia) interrompe il fiume di parole di Properzio (i
vv. 1-70), è un elemento in favore dell’unità del carme, perché ha la
stessa funzione dell’intervento di un dio che è tipico dei proemi; inol-
tre il fatto che Horos intervenga per contraddire Properzio offre il
vantaggio di preannunciare fin dal prologo la vera peculiarità del li-
bro, che risiede nell’ammettere una pluralità di voci (Vertumno, Are-
tusa, Tarpea, la ruffiana, Cinzia, Cornelia) in luogo di quella isolata
del poeta, che regnava incontrastata nei libri 1-3.

La poesia d’amore

Non trovo né strano né criticabile che Günther – le cui riflessioni


sulla poesia politica sono per molti aspetti originali e illuminanti –
non approvi la mia preferenza per i carmi del IV libro che non svi-
luppano l’elogio di Augusto e della sua cerchia. Il motivo, del tutto
soggettivo, della mia posizione ho cercato di spiegarlo a p. 56, dove
– riconosciuta la mia incapacità di distinguere ciò che è ‘poesia’ dalla
‘non poesia’ – ho scritto che la preferenza per i carmi privi di conte-
nuto panegiristico «dipende dalla sensazione di fastidio che in me su-
scita qualsiasi poesia al servizio del potere e dei potenti»: riconosco
che il mio è solo un giudizio di gusto, che non vuole e non può avere
alcun fondamento scientifico (ma su questo aspetto torneremo poi).
In particolare, Günther non approva che io abbia anteposto la tenue
poesia d’amore a quella, civilmente impegnata, di contenuto politico
(«F. zieht die Liebesdichtung des vierten Buches der politischen vor»).
Tuttavia, come si può dedurre dalla mia frase sopra citata, non tutto
ciò che nel IV libro esula dalla poesia encomiastica appartiene alla
‘Liebesdichtung’: anzi, nel libro c’è ben poco spazio per il canto degli
amori, che si limita ai due carmi in cui compare Ligurino (1 e 10) e
tutt’al più all’invettiva contro Lice (13), mentre 3. 6. 8. 9 esaltano la
poesia e la gloria poetica d’Orazio; in quanto, poi, all’invito a Fillide
perché festeggi col poeta il genetliaco di Mecenate (11), si tratta con
ogni probabilità di un modo singolare escogitato da Orazio per inse-
rire in qualche modo l’amico di antica data anche in un libro che sta
ad attestare la fine del suo ruolo presso Augusto. Né me la sentirei di
676 Paideia LXVI (2011)

definire carmi d’amore 7 e 12, in cui il ritorno della primavera è lega-


to alle riflessioni sulla durata breve della vita (7) o all’invito a un ami-
co perché venga a bere vino buono (12).
Il mio giudizio, a scanso di equivoci, è limitato all’ultima fase del-
la produzione di Orazio, mentre più volte mi è capitato di ripetere,
nelle molteplici occasioni in cui mi sono soffermato sulla poesia d’a-
more d’Orazio, che essa non è fra le componenti più importanti e si-
gnificative della sua produzione lirica e che fra le tante donne cantate
non emerge neppure un volto, neppure un personaggio dai ben defi-
niti contorni: le donne di Orazio sono un campionario di caratteri,
dalla timida alla superba, dalla gelosa alla traditrice. Qual è, dunque, il
motivo della mia improvvisa simpatia per quella che non è nei primi
tre libri, e tanto meno nel IV, una componente rilevante della poesia di
Orazio, qual è la ragione della preferenza addirittura nei confronti
della poesia civilmente impegnata? Credo che decisivo sia stato il ri-
cordo, a tanti anni di distanza, di una riflessione di Fraenkel, che in
uno dei suoi seminari oraziani spense le superbe illusioni di noi gio-
vani di belle speranze, sicuri di aver compreso tutto di Orazio, com-
mentando pensosamente che Orazio lo si capisce solo da vecchi. Og-
gi debbo riconoscere che è proprio così, e debbo confessare che, in-
vecchiando, ho sentito più vicino a me l’Orazio del tempo della vita
che rapido fugge, e ci allontana sempre più dalla gioventù e dalle sue
gioie, l’Orazio degli amori sognati ma impossibili da realizzare, per-
ché l’amore appartiene ai giovani e al loro mondo, anziché l’Orazio
che solennemente celebra la gloria di Augusto, della sua gens e del suo
‘entourage’. Forse è umano e, direi, inevitabile che ciò accada in un
momento — almeno qui da noi — di squallida vita politica, che gene-
ra sfiducia e disprezzo nei confronti della stessa vita politica e di chi la
pratica. Come si vede, il mio è un atteggiamento del tutto personale,
di cui mi sforzo di chiarire la ragione, ma non vuole essere affatto un
giudizio di merito. Günther, però, ha pienamente ragione quando la-
menta la mancanza di una seria indagine complessiva sulla poesia d’a-
more di Orazio: tuttavia le pagine che alla ‘Liebesdichtung’ egli dedi-
ca, i penetranti giudizi che in esse esprime, le prospettive nuove che le
sue parole lasciano intravedere, fanno capire che proprio da lui c’è da
attendersi e da augurarsi che una tale lacuna venga colmata.
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 677

La poesia politica

Nel giudizio sulla poesia politica del IV libro delle odi oraziane, so
bene di essermi schierato su posizioni che da quelle di Fraenkel deci-
samente mi allontanano. Vorrei, però, cogliere l’occasione che qui mi
viene generosamente offerta per chiarire il mio pensiero e per ribadire
che, in realtà, anche il mio giudizio sulla poesia politica del IV libro è
ampiamente positivo e, per quanto riguarda l’aspetto formale di tale
poesia, addirittura encomiastico.
Preliminare a un giudizio sul ruolo e sul valore della poesia politi-
ca di Orazio è una corretta definizione dei suoi sinceri, affettuosi e di-
sinteressati rapporti di amicizia col principe: se va rifiutato per motivi
cronologici il legame, instaurato nella biografia oraziana di Svetonio
(De poetis p. 116,38-43 Rostagni), fra origine del libro e pressioni
esercitate da Augusto perché il poeta celebrasse i successi militari di
Druso e Tiberio (poi cantati nei carmi 4 e 14), alla luce delle preziose
notizie che il biografo ci fornisce altrove sui rapporti di amicizia fra
Augusto e Orazio c’è da pensare che, in ogni caso, una parte di verità
si nasconda anche in quella che l’impossibile cronologia ci spinge a ri-
fiutare: si sarà trattato di un amichevole invito, privo di rapporti con
l’origine del nuovo libro di poesia lirica, piuttosto che di un interven-
to deciso e imperioso (a questo proposito, ritengo di aver accordato
un peso eccessivo, a p. 53 della mia introduzione, ai verbi appartenen-
ti alla sfera delle costrizioni che Svetonio applica al rapporto fra prin-
cipe e poeta: quanto scrive Günther è molto importante per capire il
senso e il valore dell’amicizia che univa Orazio ad Augusto). Parlare
di pressioni, quindi, è illogico, perché Augusto non aveva alcun biso-
gno di usare le maniere forti col poeta allora a lui più vicino, e per
questo stesso motivo non va esagerato il peso che di solito si accorda
all’onore concesso a Orazio nel 17 a.C., in occasione dei ludi saecula-
res. Gli elogi che Orazio rivolge al principe, dunque, non sono frutto
di un animo servile né hanno un intento adulatorio: queste sono le ar-
mi di chi da un tale atteggiamento intende ricavare benefici materiali.
Proprio in nome dello schietto legame di affettuosa amicizia Augusto
poteva rimproverare Orazio in modo bonario, perché di lui non ave-
va parlato nel I libro delle epistole, e Orazio poteva permettersi di ri-
cordarlo nei suoi versi.
Anche se in una encomiastica celebrazione riesce sempre difficile
individuare il limite fra l’ammirazione sincera e l’adulazione, e anche
678 Paideia LXVI (2011)

se, come sostiene Günther, «der in der englischsprachigen Forschung


immer wieder auftauchende Terminus ‘sincerity’ ist inzwischen so viel
hinundherdiskutiert und belastet, dass er kaum noch etwas sagt», so-
no convinto che proprio la sincerità sia il principio a cui Orazio
uniformava il suo rapporto con Augusto. Ne deriva che parlare di
Orazio come poeta cortigiano non ha senso: non solo perché il giudi-
zio sull’opera letteraria di qualsiasi autore, antico e moderno, deve
prescindere dalla sua collocazione politica e ideologica, ma anche per-
ché, nel caso di autori del mondo antico, bisogna evitare le facili ma
fallaci analogie fra le tensioni e le situazioni che le hanno ispirate e la
realtà dei tempi nostri. Considerato da questo punto di vista, l’atteg-
giamento di Orazio nei confronti di Augusto è lo stesso dei letterati
del tempo suo, ed è facile capire le cause di una tale coincidenza di
opinioni: essi avvertirono lucidamente che la loro aspirazione a scrive-
re poesia avrebbe trovato una realizzazione piena solo in un mondo
non più sconvolto dalle guerre e dalle lotte intestine; in tal senso Au-
gusto, che alle guerre civili aveva messo fine, e il principato rappre-
sentavano una garanzia dell’ordine interno e della eliminazione dei
contrasti sociali. Per Orazio l’adesione al programma augusteo era la
possibilità più concreta che a lui si offriva di conseguire la vera libertà
dello spirito grazie alla riflessione sul senso della propria vita, e per
questa ragione essa fu ‘sincera’ e convinta: se, dunque, il programma
augusteo doveva essere realizzato con l’apporto degli uomini di cultu-
ra, per Orazio era indispensabile aderirvi per preservare la concordia
e la stabilità, che sole potevano assicurargli la realizzazione delle pro-
prie aspirazioni.
È ancor più facile assolvere Orazio dall’accusa di essere un propa-
gandista di regime. Augusto, infatti, negli anni intorno al 13 a.C. non
aveva bisogno di alcuna propaganda e non c’era alcuna necessità che
Orazio si preoccupasse di procurare l’adesione dei dotti e aristocrati-
ci lettori al suo programma politico. Augusto, sostiene a ragione
Günther, mirava molto più in là e non aveva a cuore solo il giudizio
dei contemporanei, ma allo stesso modo del suo poeta si preoccupava
soprattutto del giudizio dei posteri.
La sproporzione fra le molte pagine dedicate da Fraenkel alla poesia
politica del IV libro e le pochissime riservate al resto dell’opera è tale,
da far capire subito quali siano state le sue preferenze: dalla presenta-
zione dei singoli carmi si deduce che egli scorge la grandezza del IV li-
bro nello slancio spontaneo con cui Orazio esprime i sentimenti di
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 679

ogni cittadino e individua la sua novità nell’abbandono del ruolo di va-


tes della comunità da parte del poeta, che ora assume quello di quivis
ex populo, cioè dell’uomo comune che è espressione della riconoscenza
e della gratitudine popolare nei confronti di Augusto. Günther mette
in giusta luce il legame di continuità fra il giudizio di Fraenkel e quel-
lo formulato brevemente da WILAMOWITZ 1913, pp. 321-323, ma deve
ammettere che in questo campo sono state le posizioni della critica an-
glosassone ad avere la meglio; ad esse anch’io ho sostanzialmente ade-
rito, anche se non trovo alcuna difficoltà nel riconoscere che il peso ec-
cessivo accordato alla scelta politica di Orazio rischia di falsare il giu-
dizio complessivo sulla sua opera. Esiste, infatti, il pericolo che l’ade-
sione al programma augusteo faccia ‘ipso facto’ di Orazio un servo del
potere e induca a rifiutare, o perlomeno a sottovalutare quale prova di
servilismo nei confronti del principe, la poesia che ne tesse l’elogio. Ha
ragione Günther, dunque, quando lamenta il totale accantonamento di
quanto di valido è stato espresso dalla critica tedesca, negli ultimi
50 anni, in merito ai rapporti di Orazio e degli scrittori augustei col
potere politico: in particolare, meriterebbero un’attenzione maggiore
gli studi di Ernst DOBLHOFER, da Die Augustus-Panegyrik des Horaz
in formalhistorischer Sicht (Heidelberg 1966) a Horaz und Augustus
(«ANRW» II 31.3 [1980], pp. 1922-1986) e al più recente Horaz in der
Forschung nach 1957 (Darmstadt 1992: il 1957, è superfluo ricordarlo,
è l’anno di pubblicazione dell’Horace di Fraenkel). Il successo della
critica anglosassone dipende anche dal fatto che essa si fonda sull’espe-
rienza in campo politico delle democrazie rappresentative su modello
anglosassone. Tuttavia, come Günther ammonisce, troppo spesso si fi-
nisce per dimenticare che i criteri di giudizio degli antichi erano molto
diversi dai nostri; si dimentica, soprattutto, che «Demokratie und Li-
beralität nicht immer schon die private Religion aller rationalen und
aufgeklärten Menschen waren und Cicero kein Verfechter der reprä-
sentativen Demokratie, schon gar kein Liberaler und noch weniger ein
Kämpfer für demokratische Rechte im modernen Sinne war».
Günther ha ragione da vendere quando osserva che l’errore dei
moderni risiede nell’identificare un poeta come Orazio col sistema
politico da lui condiviso e nel subordinare il giudizio sulla sua opera a
quello sul sistema politico: conseguenza di un simile atteggiamento è
stata la negazione ai poeti augustei del diritto di assumere una posi-
zione politica. La sua diviene un’appassionata e vibrante filippica,
quando proclama che «der Letztgrund für die heutigen Banalurteile
680 Paideia LXVI (2011)

über die politische Dichtung der Augusteer liegt nämlich in unserer


unhinterfragten Arroganz, dass wir es, jedenfalls in puncto Politik,
und das heißt: Menschlichkeit, Freiheitlichkeit, Toleranz, Rationalität
etc., heute doch so gut, oder jedenfalls besser wissen als frühere Ge-
nerationen - und andere Kulturen». Molto istruttivi sono gli esempi di
letterati, musicisti, artisti del XX sec., che pur militando dalla parte
sbagliata hanno prodotto opere insigni, in seguito trascurate e addirit-
tura emarginate perché messe in rapporto diretto con le loro scelte
politiche (da D’Annunzio a Pfitzner, da Shostakovich a Prokovieff).
Per aggiungere un solo esempio alla sua documentazione, il giudizio
severamente negativo che è lecito esprimere sulle scelte politiche e
ideologiche di Céline, nulla toglie alla grandezza della sua dimensione
letteraria. Su questo versante penso di avere la coscienza a posto e rin-
vio a quanto ho scritto nell’introduzione (pp. 51-52), dove ho chiari-
to che l’adesione di Orazio al regime augusteo «non sta necessaria-
mente a significare che abbia scritto poesia peggiore, ma attesta solo
che egli ha privilegiato un tipo di poesia meno gradito al nostro gusto
e alla nostra sensibilità». Forse sarebbe stato meglio adoperare i pos-
sessivi al singolare piuttosto che al plurale; ma gli esempi da me criti-
cati (Fowler che definisce il carme 5 «the most Fascist» delle odi ora-
ziane, Brink che nel suo giudizio di preferenza per la poesia non po-
litica di Orazio non accorda alcun peso ai valori formali e ai richiami
allusivi) fanno capire quale sia la mia posizione.
Ammettere, però, che un poeta attivamente impegnato in una cau-
sa politica e ad essa sinceramente devoto possa scrivere poesia grande,
non significa che ‘ipso facto’ egli vi riesca. L’elogio dei potenti può
condurre addirittura alle amenità del “Meno male che Silvio c’è”, che
coprono di ridicolo non solo chi le concepisce ma anche chi le accet-
ta. Né Orazio né Augusto, però, hanno mai corso un pericolo simile:
non a caso il primo ha scelto quale suo modello Pindaro anziché un
adulatore come Cherilo di Samo e il secondo si è circondato di gran-
di poeti e non di ridicoli panegiristi.
Detto questo, resta il fatto che il giudizio sulla poesia politica di
Orazio – e su qualsiasi tipo di poesia – è pur sempre eminentemente
soggettivo, come Günther stesso deve riconoscere: ciò che importa,
però, è che non ci si lasci condizionare da stolti pregiudizi; per il re-
sto, si può solo tentare di motivare il proprio verdetto, senza la prete-
sa di riuscire a convincere chi con esso non è d’accordo. Per parte mia
posso capire i motivi che hanno condotto Fraenkel a preferire decisa-
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 681

mente la poesia politica di Orazio nel IV libro delle odi: però conti-
nuo a ritenere discutibile che dall’abbandono del ruolo di vates della
comunità la poesia di Orazio abbia acquistato vigore; mi chiedo, so-
prattutto, come mai l’affinità con Augusto, costantemente preoccupa-
to non solo del giudizio dei contemporanei ma anche di quello dei
posteri, non abbia indotto Orazio, ugualmente pensoso del futuro
della sua poesia, a riflettere sul senso che la sua celebrazione del prin-
cipe avrebbe potuto assumere in epoche lontane dalla sua.
Tutto ciò, beninteso, non ha nulla a che vedere col giudizio che in
merito alla validità della poesia politica del IV libro si può esprimere:
un giudizio che va formulato evitando termini abusati, come ‘since-
rità’ e ‘spontaneità’, che non hanno gran senso, perché l’ispirazione
deve essere sempre assistita dalla tecnica, dalla capacità di rendere
grandi e significativi motivi apparentemente banali, dalla forza evoca-
trice delle immagini, dall’uso accorto e sapiente del lessico, dall’e-
spressività dei giochi fonici. Io credo che sia tutto questo che concor-
re a definire la perfezione di un’opera poetica, e che, nel caso di Ora-
zio, ci consente di capire che egli è stato uno straordinario cantore,
anche nella poesia politica: spetta al commentatore il compito di far
comprendere al lettore, non solo a quello dotto, ma anche a quello co-
mune, le ragioni della sua grandezza.
Günther ha scelto quale suo compito quello di guidare il lettore
lungo le vie che conducono a un giusto apprezzamento della poesia
politica di Orazio, ed è pienamente riuscito nel suo intento. Il lettore
rimane libero di esprimere il suo personale giudizio, ma il merito di
Günther consiste nell’avergli aperto una via, finora ingombra di pre-
giudizi di varia natura. Identico è il compito che spetta al commenta-
tore, come si avrà modo di vedere nella discussione del punto di vista
di Mayer: ma deve essere chiaro sin d’ora che quando parlo del ‘letto-
re comune’ tengo presente quella che è la mia stessa condizione in al-
tri campi. Nel campo della musica, ad esempio, in cui alla superba
competenza di Günther in quella classica posso solo contrapporre la
mia dilettantesca passione per il jazz. Se è lecito parlare di se stessi e
dei propri gusti, allora confesso di essere un patito di Bill Evans e di
prediligere su tutte la sua esecuzione, negli ultimi mesi di vita, di Your
Story: se, però, mi si chiedesse il motivo di tale preferenza, non saprei
spiegarlo, a causa della totale assenza in me di una formazione musi-
cale, e non è escluso che il mio giudizio sia legato alle sensazioni e al-
le emozioni provate quando per la prima volta ho ascoltato l’esecu-
682 Paideia LXVI (2011)

zione di quel brano. Qualche mese fa Roberto Saviano, intervistato


sui 24 (mi sembra) capolavori moderni da salvare, vi includeva — uni-
co brano musicale — una diversa esecuzione di Bill Evans, quella del
tema d’amore del film Spartacus (che a me, a dire il vero, sembra trop-
po languoroso: ma, come sempre, la mia è un’impressione, non un ar-
gomentato giudizio). Recentemente, infine, in una nota rivista di mu-
sica jazz un musicologo sosteneva che fra le composizioni di Bill
Evans è Time Remembered la più complessa, quella che presenta le
maggiori difficoltà di esecuzione ma anche un più accentuato grado
d’innovativo sperimentalismo: per illustrare tutto questo, però, adope-
rava un linguaggio squisitamente tecnico, del tutto incomprensibile a
un ‘ascoltatore comune’ di musica jazz quale io sono. Ecco, io e tutti
gli ascoltatori comuni avremmo bisogno di essere sapientemente gui-
dati alla comprensione di un brano musicale, e analoghe mi sembrano
le esigenze del lettore comune. Mi si perdoni questa divagazione: si
avrà modo di vedere come questa distinzione fra lettore(-ascoltatore)
colto e lettore(-ascoltatore) comune abbia una sua importanza nel dia-
logare con Mayer sui commenti, sui commentatori e, naturalmente,
sui lettori: anche se non sarà un dialogo facile.

Da Günther a Mayer, con l’aiuto di Manganelli

Non me ne vorrà Günther se, invece di continuare a discutere co-


me meriterebbe il suo prezioso contributo, da cui ho molto imparato,
dedicherò il mio intervento soprattutto al modo di concepire e di rea-
lizzare un commento: nella mia vita i commenti hanno occupato un
posto preminente, e non alludo solo agli anni trascorsi prima di dare
ad ognuno l’aspetto definitivo; poiché dall’intervento di Mayer sono
chiamate in causa, con un tono fra l’ammonitore e l’oracolare che ri-
corda quello di Horos nella seconda parte della properziana 4,1, alcu-
ne scelte da me maturate nel corso dei decenni, sento la necessità di
chiarirle e, se possibile, di giustificarle. Mayer invoca più volte il so-
stegno di illustri esponenti della critica militante in campo antichisti-
co: per difendere meglio le mie idee, allora, ho deciso di servirmi an-
ch’io di un adiuvante, che si potrà considerare piuttosto singolare sia
perché non è più tra noi e, dunque, non milita più, sia perché non ap-
partiene alla schiera degli antichisti: però chi può dire che il problema
del commentare sia solo cosa nostra?
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 683

Fervido cultore del sommo Carlo Emilio (Gadda, ‘of course’) fin
da quando ho raggiunto l’età della ragione, ho sempre considerato
Giorgio Manganelli, e con lui Alberto Arbasino, i suoi unici eredi: era
inevitabile, quindi, che dovendo ragionar di commenti, di chiosatori e
di lettori mi sentissi di nuovo attratto dalle pagine del Nuovo com-
mento di Manganelli, la cui ardita prosa dell’occhiello offrirà ai com-
mentatori del futuro una non facile materia di riflessione. Nessun
contesto, però, mi è parso più adatto a introdurre una discussione sul
modo di commentare di quello in cui Manganelli caratterizza il pro-
gressivo, appassionato, delirante addentrarsi del commentatore nel la-
birinto del testo. Ai lettori del presente le sue parole – nelle mie in-
tenzioni – dovrebbero far capire che, sì, il mio discorso sul commen-
to vuol essere serio, ma che si sforzerà di non sembrarlo sempre, per
non divenire barboso e indigesto.
Il mio dialogo con Mayer intende restare un civile e, almeno per
me, stimolante confronto, lontano dalle dispute clamorose fra rissose
comari o da quelle scoppiettanti cagnare, non prive di pirotecnici
scambi di epiteti, che – indizio di accademici rancori – si accendono al-
l’improvviso, e perdurano con spietata pervicacia, tra filologi che c’im-
maginavamo democraticamente pensosi delle sorti dei nostri studi: e
invece, col loro scalmanato gridare ai quattro venti che hanno ragione,
ci fanno capire che continuano a vivere nell’empireo di aurei secoli or-
mai lontani, mentre sarebbe meglio che scendessero sulla terra e se la
smettessero di offendere i nostri delicati padiglioni auricolari.
Niente risse, quindi: i problemi del commentare sono troppo im-
portanti per consentirlo. Per stemperare, tuttavia, la gravità della di-
scussione e soprattutto per evitare che ci si prenda troppo sul serio,
mi sembra opportuno che almeno con un minimo d’ironia si guardi al
nostro mestiere e a noi stessi che lo esercitiamo: proprio come ci inse-
gna Giorgio Manganelli. Ergo, quel suo libretto secondo me straordi-
nario farà da filo conduttore della seconda e pervasiva sezione del mio
discorso. A questa decisione si accompagna la segreta e, diciamolo pu-
re, perfida speranza che, nel leggere l’immaginifica prosa di Manga-
nelli, ci si convinca che di un testo – antico o moderno che esso sia –
nulla, ma proprio nulla va disinvoltamente trascurato, e che l’interpre-
tazione generale e complessiva di un contesto è in ogni caso prelimi-
nare alle chiose grammatico-lessicali che, invece, monopolizzano l’in-
teresse di non pochi commentatori. Non starò qui a rispondere pun-
tigliosamente alle puntigliose osservazioni, che su singole interpreta-
684 Paideia LXVI (2011)

zioni sono state formulate, talora con «professorale sufficienza»


(MANGANELLI 1969, p. 58): non credo che sia questo lo scopo di tali
discussioni, che dovrebbero distinguersi dalle comuni recensioni e
fornire un contributo d’idee e di riflessioni su problemi d’ordine ge-
nerale. Poiché senz’altro lo è il modo di commentare, di questo si oc-
cuperà la mia replica.

L’ampiezza di un commento

«Capitò appunto tra le mie mani uno di codesti commenti [...], ap-
petto agli altri di inaudita estensione, al punto che, per ciascuna pagi-
na, del testo non capivano più di due o tre righe, e quelle rade e spa-
ziate, mentre, in calce, si dipanavano le viscere di un commento luci-
damente microscopico. Muovendo da una singola parola, assai meno,
una lettera dubbia, una imprevista, inconsueta maiuscola, una inter-
punzione inquietante come oscuramente sensata, una varia, bicefala
lezione, prendevano le mosse diligenti, esaurienti trattatelli; dalla ma-
gra fonte di un esile fiato traevano al lettore informativi torrenti, eru-
dite inondazioni, oculate frane di miniaturati messaggi; e questo ap-
punto mi affascinava» (MANGANELLI 1969, p. 64).
Che cosa è indispensabile commentare e che cosa si può tranquilla-
mente trascurare? L’argomento è nobile, ma Mayer lo considera in rap-
porto con un altro, che altrettanto nobile non è: quali devono essere le
dimensioni di un commento? In questo campo – come in altri – le idee
di Mayer non sono mutate nel tempo: già nel 1986, recensendo in
«CR» 36, pp. 50-51 il commento di Harm-Jan VAN DAM al II libro
delle Silvae di Stazio (Leiden 1984), egli aveva accusato l’autore di aver
impiegato per Stazio un numero di pagine (oltre 500) che sarebbe sta-
to giusto dedicare all’Agamennone di Eschilo piuttosto che a carmi
dell’epoca flavia. Anche in quella occasione aveva espresso il suo fermo
convincimento che libri del genere possono essere consultati solo da
pochi specialisti, ai quali molto si può risparmiare perché molto cono-
scono, aveva deprecato la sostituzione del commento per lemmi con
quello per sezioni di senso e si era dedicato alla caccia delle citazioni e
dei rinvii, fatalmente ripetuti in un ampio commento. Nihil sub sole
novi, 25 anni dopo: ma sui singoli punti si avrà modo di ritornare.
Considerate le premesse, c’era da attendersi che Mayer facesse i
suoi bravi calcoli numerici anche nel caso del commento al IV libro
delle Odi di Orazio, meritandosi così di diritto l’iscrizione all’albo dei
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 685

critici agrimensori, abituati a prendere cocciutamente le misure di quel


che leggono e a preoccuparsi della lunghezza più che della qualità.
Così è puntualmente avvenuto, anche se è mutato il punto di riferi-
mento, che non è più l’Agamennone eschileo, ma il III libro delle Odi
oraziane, ‘et pour cause’: poiché di recente ho discusso di alcuni pro-
blemi che il commentatore deve affrontare, in margine a una molto elo-
giativa recensione del commento di Nisbet-Rudd al III libro delle Odi
di Orazio (FEDELI 2009, pp. 11-26), quale occasione migliore per difen-
dere i due autori da alcune mie critiche di fondo e per ribadire le pro-
prie antiche idee? Ma vediamo il modo di procedere: quante pagine, si
chiede Mayer, avrebbero dovuto impiegare Nisbet e Rudd per com-
mentare un libro che ha più versi del IV? E meno male che ci risparmia
una bella equazione! Confesso che calcoli del genere non mi hanno mai
appassionato, perché mi sembra pacifico che contino di più i contenuti
di un commento e la sua capacità di rendersi utile al maggior numero
possibile di lettori. Su un simile argomento non mi sembra che valga la
pena di perder tempo e credo che ci si possa limitare a citare le parole
con cui Henry, nella prefazione del I volume dei suoi Aeneidea, preve-
niva le critiche di eccessiva ampiezza che alla sua opera sarebbero state
rivolte: «let not [...] the reader complain of the length of the work I ha-
ve laid before him. It is in his own interest and his author’s it is long.
Whatever any individual reader [...] may happen to find too long, he
can at pleasure curtail for himself. He would, perhaps, have found it
less easy to lengthen anything I had curtailed» (HENRY 1873, pp. XI-
XII). Purtroppo su questo terreno e su altri capisco che non c’è grande
possibilità d’intesa, perché di aperture a un pubblico che non sia di so-
li antichisti o a un modo di commentare che si discosti da quello tradi-
zionale, Mayer non vuole proprio sentir parlare.

Che cosa commentare?

«In genere i commentatori lavorano con nulla, o ben scarsa, o con-


traddittoria nozione delle dimensioni cosmiche del loro lavoro» (MAN-
GANELLI 1969, p. 15).
Mayer giudica superflua la presenza di ogni interpretazione che
non sia né ‘literal’ né ‘traditional’: l’esempio concreto che egli cita non
pertiene al IV delle Odi di Orazio, ma riguarda l’interpretazione me-
taforica del fons Bandusiae (3,13), quale simbolo della poesia. Di cose
686 Paideia LXVI (2011)

del genere, secondo Mayer, un commentatore non dovrebbe dar noti-


zia neppure nell’introduzione al carme, perché «such a poetological
reading is not (...) either literal or traditional»; e poi «interpretations
supersede one another nowadays with a rather bewildering fre-
quency» e il loro passare di moda rende obsoleti anche i commenti
che le presentano. A dire il vero una tale interpretazione, da me esposta
nel discutere il commento di Nisbet e Rudd (FEDELI 2009, pp. 22-23),
era stata già presentata da una nutrita serie di studiosi e suffragata,
credo, dal rinvio alla simbologia callimachea dell’acqua nelle dichiara-
zioni di poetica e dall’associazione, istituita da Orazio nel carme, del
fons Bandusiae con note fonti della poesia e dell’ispirazione poetica. A
tutto ciò allora avevo solo accennato, perché più diffusamente ne ave-
vo trattato nel mio contributo agli Studi offerti ad Alessandro Perutel-
li (vol. I, Roma 2008, pp. 475-496): lì avevo messo in chiaro che ben
altre sono le interpretazioni simboliche del carme che il commentato-
re può tranquillamente ignorare (cfr. p. 493): ciò non significa, però,
che ci si debba opporre in maniera preconcetta e categorica a qualsia-
si interpretazione in chiave simbolica. Era proprio questo che obietta-
vo a Nisbet e Rudd: la loro chiusura nei confronti di metodi d’indagi-
ne che non fossero tradizionali.
Ma veniamo a un paio di osservazioni relative al IV libro delle Odi
di Orazio. Di 4,1,10 si parlerà poi, a proposito dell’accumulo di pa-
ralleli. Nel caso di 4,6,2 Mayer ritiene superflue in un commento sia la
citazione delle tre attestazioni (di Pindaro, di Apollonio Rodio, di
Apollodoro) in merito all’uccisione di Tizio per mano di Apollo sia
l’osservazione – che continuo a ritenere non del tutto inutile – del
ruolo assegnato da Orazio all’‘enjambement’, che ha il compito di
mettere in forte rilievo il termine raptor. In particolare, egli si chiede,
che necessità c’è di rinviare a Pindaro (Pyth. 4,90), dato che nella
IV Pitica è Artemide, e non Apollo, a uccidere Tizio, «presumably be-
cause he was trying to rape her»? ‘Presumably’, appunto, perché la
pensano diversamente quei commentatori pindarici (mi limito a rin-
viare a Pindaro. Le Pitiche, intr., testo crit. e trad. di B. GENTILI, com-
mento di P. ANGELI BERNARDINI, E. CINGANO, B. GENTILI, P. GIAN-
NINI, Verona 1995, pp. 454-455), che collegano l’intervento di Artemi-
de proprio al ratto di Latona, di cui Orazio sta parlando.
E ancora: in linea di massima si può essere d’accordo con Mayer
sul carattere superfluo della citazione di varianti di miti celebri, anche
se non è detto che esse dipendano sempre dalla «vanità stoltamente
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 687

erudita» (MANGANELLI 1969, p. 8) del commentatore: è ovvio che si


debba decidere caso per caso. A proposito del mito di Ippolito
(4,7,25), quindi, non mi sembra privo d’importanza il fatto che le va-
rianti s’incontrino in Virgilio e in Ovidio, perché esse attestano la lo-
ro dipendenza da fonti greche diverse da quella seguita da Orazio: ri-
cordare la loro differente versione del mito serve, quindi, a spiegare
(com’è detto a p. 360 del commento) la decisa presa di posizione di
Orazio, che a Ippolito nega ogni possibilità di resurrezione.
Non sempre quello che appare superfluo lo è realmente: ma capi-
sco bene che un commentatore pressato dalla necessità di mantenersi
entro i limiti fissati da talune case editrici, si veda costretto a dare la
precedenza a ciò che serve strettamente a una comprensione immedia-
ta del testo. Non starò, quindi, a criticare né Mayer né altri commen-
tatori della gloriosa collana giallo-verde di Cambridge, che esige il ri-
spetto di una serie di regole; quello che, però, non posso condividere
è che le si voglia rendere paradigmatiche e che non si rispettino le
scelte di chi da tali vincoli non è assillato. Anche nella serie giallo-ver-
de di Cambridge, d’altronde, il dissenso comincia a insinuarsi; da
Mayer stesso veniamo a sapere che, nel suo commento alla Pro Sexto
Roscio Amerino di Cicerone, Dyck ha tralignato e ha scelto la via di
un più ampio modo di commentare: «a blunder», questo, «which
should not be repeated», ci assicura Mayer, il quale ha protestato con
chi di dovere e ha avuto assicurazione che ciò non accadrà mai più. Ci
sentiamo tutti tranquillizzati da questa energica difesa dei sacri valori
della tradizione, di cui avevamo proprio bisogno per il futuro dei no-
stri studi.
Per chiudere il discorso sull’ampiezza dei commenti, quelli di
Brink all’Ars poetica e al II libro delle Epistole non sono secondi a
nessuno, e sicuramente la mole non nuoce all’eccellenza dei contenu-
ti. Mayer, che è stato fra i suoi allievi a Cambridge, ricorda che Brink
deplorava la mancanza di ampi commenti degli autori canonici: «he
felt – attesta Mayer – that the small-scale commentaries designed chie-
fly for student use failed to deliver what the serious scholar needed».
In questo caso particolare, invece di respingere una tale presa di posi-
zione, Mayer dà ragione a Brink! Ci si chiede, con un qualche stupo-
re, perché mai egli ammetta ora quello che prima ha criticato. Ma ec-
co, puntuali, le riserve: «one still wonders just how many practising
classicists have had the energy to read through his magisterial volu-
mes on Horace’s literary epistles». Salvo, poi, a rivelarci che lui, però,
688 Paideia LXVI (2011)

ha avuto la forza di farlo e quei volumi li ha letti («Full disclosure: I


have!»). Tutto ciò risulta, se non contraddittorio, perlomeno un po’
paradossale.

Commentare per lemmi?

«Mi avevano, verso i quindici anni, straordinariamente dilettato ed


eccitato certi commenti che allora, e certo anche oggi, andavano per le
scuole: edizioni di scrittori che il consenso vessatorio dei dotti aveva
pronunciato illustri, cui eruditi, pedagoghi di varia dottrina ed estro,
avevano apposto chiose, intese originariamente a far più piana e spedi-
ta la lettura agli incolti scolari» (MANGANELLI 1969, p. 64).
L’argomento principale della discussione di Mayer è rappresentato
dalla sua convinta difesa del commento per lemmi, che è poi quello
tradizionale, rispettoso delle consuetudini scolastiche. Abituati come
siamo sin dagli anni della scuola secondaria alle note al testo, che han-
no sempre un preciso riferimento a una porzione minima di esso, il ri-
trovare la stessa tecnica nei commenti scientifici può esserci di confor-
to: non è detto, tuttavia, che non esistano altre vie di approccio a un
testo, che possono essere percorse con uguali, o forse maggiori, van-
taggi. Il dibattito sul modo più efficace di commentare ha origini an-
tiche: chi oggi si occupa di Virgilio deve ricorrere non solo al com-
mento di Servio, che procede per scholia, ma anche alle Interpretatio-
nes Vergilianae di Tiberio Claudio Donato, parimenti valide anche se
Donato ci offre l’interpretazione complessiva di singoli contesti e in-
globa in essa le annotazioni erudite. Ma, per citare solo un altro esem-
pio, BUDELMANN 2002, pp. 155-156 ha mostrato come Tzetzes si sia
reso conto dei limiti del commentare per scholia e abbia tentato di
esperimentare nuove soluzioni. Ai giorni nostri non si può certo dire
che il dibattito si sia concluso con vincitori e vinti: non sarebbe male,
anzi, che tra i convegni, i convegnini, le tavole rotonde che incessan-
temente si organizzano si pensasse anche ad un dibattito sul modo di
commentare (non soltanto gli autori antichi, ma anche quelli delle let-
terature moderne: questo è un punto che mi sembra fondamentale).
Dei due volumi recenti che di ciò si sono occupati, entrambi da me se-
gnalati nella discussione sul III libro dei carmi di Orazio (FEDELI
2009, p. 21) da cui Mayer prende le mosse, egli cita solo il più vicino
nel tempo (The Classical Commentary. Histories, Practices, Theory,
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 689

ed. by Roy K. GIBSON and Christina SHUTTLEWORTH KRAUS, Leiden-


Boston-Köln 2002); ma ugualmente degno di menzione e di lettura è
quello curato da Glenn Most (Commentaries - Kommentare, ed. by
Glenn W. MOST, Göttingen 1999): ad entrambi farò spesso esplicito
riferimento, per mostrare che la realtà è un po’ diversa da quella che
Mayer s’immagina.
Abbandonare il commento per lemmi secondo Mayer è inconcepi-
bile: sicché è ovvio che, a proposito del commento oraziano di cui si
occupa, egli trovi biasimevole il fatto che «for no stated reason this
old-fashioned and useful practice has been abandoned». Forse non
c’era alcun bisogno di chiarirlo, visto che proprio il metodo tradizio-
nale del commentare per lemmi è fortemente sottoposto a critica in
entrambi i volumi sopra ricordati: in quello del 1999 mi limito a rin-
viare alla prefazione di Glenn Most, all’ampio contributo di Simon
Goldhill e alle acute riflessioni di Don Fowler. Ma anche nel volume
del 2002 non poche sono le voci di dissenso: lo stesso contributo del-
la Shuttleworth Kraus è tutt’altro che un inno alla lemmatizzazione;
anzi, di essa si mostrano i limiti, nell’auspicio di un commento che
non sia uno strumento «of settled education», ma «a map, or an ad-
venture, in which nature and artifice combine not only to elucidate
the text but also to make it new» (SHUTTLEWORTH KRAUS 2002,
p. 16). Mayer rinvia alla Fantham per quel che a lui conviene (quali
problemi vadano discussi nei commenti), ma non dice che la Fantham
nel contesto da lui citato allude a motivi di fondo di grande spessore
– come è il caso dei rapporti fra autori e potere, di cui è ovvio che si
debba parlare nella introduzione – oppure si riferisce a «radical new
interpretations», sicuramente più degne di una trattazione monografi-
ca (FANTHAM 2002, pp. 408-409): tutt’altra cosa, quindi, dall’interpre-
tazione simbolica del fons Bandusiae. Di contro Mayer nulla dice del-
la posizione della Fantham in materia di commenti, che non è affatto
in sintonia col modo di procedere per lemmi; né potrebbe essere di-
versamente, se si considera che nel suo commento alle Troades di Se-
neca la Fantham ha abbandonato l’antica consuetudine del commenta-
re per lemmi, e chiarisce qui le ragioni e gli scopi della preferenza a fa-
vore di «a running interpretation», quando afferma: «my hope was to
avoid the indigestible fragmentation of the usual commentary format,
and de-emphasize the lemmata as mere signposts linking commentary
to text rather than privileging them with a higher level of significance
than words not lemmatized» (FANTHAM 2002, p. 410).
690 Paideia LXVI (2011)

Cambiare opinione per una raggiunta coscienza delle esigenze che


mutano col trascorrere dei tempi è tutt’altro che riprovevole, anzi è il
frutto di una matura riflessione, che non intende rinnegare il passato e
i suoi trionfi. Chi mai potrebbe negare validità ai grandi commenti di
Housman a Lucano e a Manilio? Ma chi potrebbe sostenere che essi
rispondano alle esigenze dei lettori dei giorni nostri, considerato che
si occupano quasi esclusivamente della costituzione del testo, che è
un’operazione fondamentale e preliminare, ma certamente non esauri-
sce i compiti del commentatore? A cento anni di distanza, come rico-
nosce la Fantham (2002, p. 408), «a purely philological commentary
would not meet the demands of most readers, who expect not only a
full social or mythological context but a ‘reading’ of the poem and its
literary contextualization».
Adottare il commento per lemmi è frutto di una scelta, indubbia-
mente legittima, che però non deve indurre a considerare con superio-
re distacco altre possibilità: dovrebbe sconsigliarlo il fatto stesso che
il dibattito sul commentare sia vivo e fecondo, cosa che non avverreb-
be se tutti fossero d’accordo sul procedere in maniera tradizionale:
e invece proprio questa pratica ‘old-fashioned and useful’, per rispet-
tare la definizione di Mayer, è sottoposta a critica. La stessa curatrice
del volume da lui citato lo fa capire, allorché nella premessa si
chiede: «are lemmata ‘natural’, ‘inevitable’?» (SHUTTLEWORTH KRAUS
2002, p. 10).
La lemmatizzazione, si dice, offre i suoi vantaggi: non solo perché
al commentare per lemmi siamo abituati da un’antica tradizione e so-
prattutto, come si è detto, dai commenti scolastici (GOLDHILL 1999,
p. 381), ma anche perché chi consulta il commento per un singolo ter-
mine o per un problema specifico risparmia tempo, dato che il lemma
lo pone subito di fronte ai risultati delle ricerche del commentatore
(DE JONG 2002, p. 63). È per tali ragioni di ordine pratico, in cui non
entrano affatto in gioco i contenuti più o meno validi di un commen-
to, che «the ideal of the coherent, unfragmented text, although by no
means forgotten, is today regarded with much suspicion» (BUDEL-
MANN 2002, p. 154). Però, accanto ai vantaggi, non lievi sono gli svan-
taggi, perché non solo i lemmi tendono a trasmettersi da un commen-
to all’altro, ma la loro presenza, che è il risultato di una selezione del
testo, può far credere ai lettori che quelle, e solo quelle, siano le parti
significative di un contesto, a tutto scapito delle altre che non vengo-
no menzionate (SHUTTLEWORTH KRAUS 2002, p. 11).
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 691

Il difetto maggiore, quello della frammentazione del testo, era ben


chiaro a Roland Barthes nei suoi seminari del 1968-1969 all’École Pra-
tique des Hautes Études, poi confluiti in S/Z e pubblicati a Parigi nel
1970 (qui e in seguito cito dalla II edizione della traduzione italiana,
pubblicata a Torino, presso Einaudi, nel 1973): nel commentare la no-
vella Sarrasine di Honoré de Balzac, Barthes si decise ad adottare una
forma ibrida di lemmatizzazione, non per singole parole ma per frasi
intere, sia pur nella piena consapevolezza che procedendo in tal modo
«il lavoro del commento, dal momento che si sottrae a ogni ideologia
della totalità, consiste appunto nel malmenare il testo, nel troncargli la
parola», col risultato di negare la ‘naturalezza’ del testo (BARTHES
1973, p. 20). L’autore ha costruito un testo continuo ed ecco che il
commentatore glielo disseziona, decostruendolo e decontestualizzan-
dolo (SHUTTLEWORTH KRAUS 2002, p. 15). Tali limiti divengono ma-
croscopici se si tratta di commentare un contesto narrativo: di ciò so-
no coscienti, nel volume curato da Gibson e dalla Shuttleworth Kraus,
anche quanti, dopo aver espresso forti dubbi, finiscono per attestarsi
sulle posizioni del commento tradizionale (ad esempio, sui difetti del-
la lemmatizzazione dei commenti omerici, cfr. DE JONG 2002, p. 51,
pp. 62-63). Alla luce di tutto ciò l’accusa di ‘atomizzazione’, che da
più parti e con sempre maggiore frequenza è rivolta al modo di com-
mentare tradizionale (BARTHES 1973, p. 19 parlava di ‘testo spezzato’),
non può essere ignorata: vale la pena, invece, di riflettere sulle pagine
che ad essa dedica – oltre a MOST 1999, pp. 36-37 – GOLDHILL 1999,
pp. 409-410, che per parte sua parla di ‘morselization’ del testo, rie-
cheggiando Barthes. Né si può passare sotto silenzio ciò che osserva
BUDELMANN 2002, p. 153: «atomization not only fragments the an-
cient text, it does the same to the commentary itself: compared to a
monograph, an atomized commentary is not so much one text as a
plethora of texts. The point is neatly made by the plural term scholia:
sequences of individual notes».
Ho la netta sensazione che proprio l’evoluzione dei commenti ora-
ziani, da Nisbet-Hubbard a Nisbet-Rudd, attesti una progressiva pre-
sa di coscienza dei limiti del commentare per lemmi: nei due di Ni-
sbet-Hubbard, infatti, vige un rigido rispetto della lemmatizzazione;
di conseguenza il lettore, al quale non viene offerto il testo dei singo-
li carmi, procede attraverso i vocaboli e le iuncturae selezionati dai
commentatori, e se non ha fra le mani un’edizione oraziana ignora
quale sia, nel suo coerente sviluppo, il dettato poetico dell’autore.
692 Paideia LXVI (2011)

Tutto è mutato nel commento di Nisbet-Rudd al III libro delle Odi,


anche se apparentemente l’aspetto grafico ripropone una successione
di lemmi: sarebbe meglio parlare, però, di ‘pseudolemmi’, perché essi
includono versi interi o gruppi di versi, senza ometterne neanche uno,
e nel loro ambito la discussione è continua e tutt’altro che frazionata
in singole annotazioni. Ampiezza a parte, la differenza dal modo di
commentare adottato dalla Ciccarelli e da me nel IV libro delle Odi
risiede sostanzialmente nel fatto che, invece di commentare in forma
segmentata uno, due o talora tre versi, quando la strofa ha un caratte-
re unitario ne abbiamo commentati quattro, in modo da rispettare la
loro coerenza. Le deroghe a un tale modo di procedere hanno sempre
una motivazione: Mayer si scandalizza perché l’inizio del commento
della Ciccarelli a 4,4 riguarda i vv. 1-16: ma se Orazio ha voluto co-
struire un interminabile e complesso periodo alla maniera pindarica,
non pensa Mayer che frammentandolo, spezzettandolo, atomizzando-
lo si tradiscano proprio le intenzioni del poeta? E poi, siamo sinceri,
gli ‘a capo’ e l’indicazione nel numero dei versi quando si passa dal-
l’uno all’altro serviranno pure a qualcosa: la filologia richiede pazien-
za e riflessione, e a restare disorientato sarà solo il lettore che vuole
procedere con la velocità di una Ferrari.

Il commentatore grammaticale-sintattico

«Furbescamente protendendo il prensile orecchio, aguzzando le ci-


glia, ammonendovi al silenzio, (il commentatore) vi additerà a mezza-
ria ronzii, frusci, schiocchi, e tutte le diverse guise del rantolo, e spie-
gherà essere, quelli, arcaici, ma inconsumati e inconsumabili verba,
condizionali sumeri, duali proto-indoeuropei, sventurate coppie gemel-
lari che affollano i nostri cieli stoltamente sereni; se, in omaggio alla al-
lucinata mitezza del suo sguardo, rinuncerete a percuoterlo, anche a
zittirlo, procederà a catalogare gli affannosi fonemi, le grafie ectopla-
stiche, i fugaci ideogrammi, enumererà le sillabe impronunciabili che
percorrono instancabili gli ignari limina coeli; e dirà il mondo tempe-
stoso, catastrofico abitacolo di scheggiate grammatiche» (MANGANELLI
1969, p. 52).
È sufficiente che un commentatore affronti in modo egregio pro-
blemi lessicali, grammaticali, sintattici, testuali e antiquari, oppure è
necessario che egli faccia anche sentire al lettore la sua voce e gli offra
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 693

una personale interpretazione di un contesto, che in quanto tale è una


somma di testi? Anche questo obiettavo a Nisbet-Rudd nella mia di-
scussione in «ExClass» 13, 2009, pur riconoscendo il grande valore di
un commento da me orazianamente definito un monumentum aere
perennius, e mi dispiace che Mayer non abbia compreso bene il tono
del mio intervento e il senso di alcune mie affermazioni. Di conse-
guenza, fatta salva la mia ammirazione per Nisbet e per Rudd, conti-
nuo a chiedermi se sia più importante per il lettore, ai fini della com-
prensione di Hor. Carm. 3,13, avere una documentazione esaustiva
del ciclo fecondativo dei capretti o ricevere notizia di un’interpreta-
zione simbolica del carme che si fonda su materiale callimacheo, e se
sia o no utile che il lettore sia posto di fronte a una lettura del carme
che si sforza di dare un senso alla presenza di una serie di espedienti,
fonici e strutturali, che di solito vengono passati sotto silenzio o
emarginati in un’interpretazione segmentata.
C’è sempre un momento chiave: «chiunque abbia commentato, o
letto con intenso, iterativo amore, frequentato con monotonia viziosa
un qualsiasi testo, sa di propria esperienza come esista un luogo, un
istante, in cui il rapporto con quello, lungamente gregario, si rovescia.
Compito del commentatore non sarà più dilatare ulteriormente la rag-
gera delle note; per un atto, un salto qualitativamente mortale, egli
viene balestrato dentro il testo, appunto nel centro. Avverte allora di
avere toccato la sede in cui il testo esiste e consiste per sua propria soli-
taria volontà; lo riconosce preesistente al suo autore; ne scopre la rigi-
da gerarchia geometrica, ne individua il luogo nella serie dei numeri.
Pervenuto nel centro, l’indagatore patisce una metamorfosi felicemen-
te catastrofica: non è più suo compito cercare; regge nelle mani imper-
sonali tutta intera la rete dei significati; ma questi ora non si somma-
no, non si integrano né si elidono o rettificano; ciascuno sta dentro e
attorno all’altro» (MANGANELLI 1969, pp. 97-98). Anche questo ci fa
capire che il compito del commentatore non è quello di occuparsi so-
lo di problemi particolari, per passare poi, ammesso che abbia la vo-
glia di farlo, a quelli generali: compito del commentatore è quello di
«procedere dal più al meno generale, finché la subitanea scoperta di
una deviazione, un accidente, ci consente di reperire il totalmente par-
ticolare, l’irreparabilmente arbitrario» (MANGANELLI 1969, pp. 78-79).
694 Paideia LXVI (2011)

Chiosare le chiose?

«Il lettore è invitato a tenere presente fin da ora che il compito di


chiosare il testo non può non comportare l’ulteriore ufficio di chiosare
le chiose. Pare pacifico che solo rettamente intendendo le chiose possia-
mo giungere a interpretare il testo; donde la necessità di chiosare le
stesse chiose delle chiose» (MANGANELLI 1969, p. 19).
La necessità di ‘chiosare le chiose’ e addirittura ‘le chiose delle
chiose’, come vorrebbe Manganelli, può apparire paradossale, ma in
realtà non lo è se si considera come sempre più il lettore comune ten-
da a rimpiazzare il lettore dotto. Proprio a causa del progressivo ab-
bassamento del livello generale degli studi (il che tuttavia non esclude
l’esistenza di punte di eccellenza) i commenti non possono più limi-
tarsi a offrire, o a privilegiare, il materiale riservato ai ben più compe-
tenti lettori di un tempo. D’altra parte è prevedibile che per avere li-
ste di citazioni, elenchi di particolarità lessicali e sintattiche, materiale
erudito di carattere antiquario, in futuro basterà cliccare sul computer:
però il computer non sarà in grado né di valutare il senso della pre-
senza di tali particolarità né di fornire una personale riflessione su un
contesto: questo compito spetterà sempre al commentatore.

La voce del commentatore

«Ogni commento, chiosa, o vero postilla, vuol essere splanamento di


testo: che si giudicherà pertanto oscuro, o per lingua o concetti; o labo-
rioso ed arduo per la mole di periferiche nozioni occorrenti a chi pre-
suma accedervi. (...) A ben lavorare tale commento si vuole aggiorna-
ta e scaltra filologia, sana filosofia, virile fervore morale, occhio svelto
a svelare senza lascivia dottrinaria le giarrettiere di una artefatta reto-
rica, la guepière di una ammaliziata sintassi. (...) Il commento sia esso
stesso testo; ed anzi che solo l’esigua zona ove il commento esercita la
sua povera autorità sia testualmente esistente: e che pertanto il testo sia
destinato ad estendersi con il dilatarsi del commento stesso. E dunque
che questo pavido testimone, diremo anzi lattoniere, cascherino, sia in
qualche modo autore, o almeno coautore, o quanto meno ingrediente
all’esistenza del testo» (MANGANELLI 1969, pp. 8 e 56).
Poiché commentare significa in primo luogo interpretare, nel com-
mento al IV libro delle Odi di Orazio si è voluta riaffermare l’impor-
tanza della voce del commentatore, che non può essere solo un im-
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 695

personale e oggettivo assemblatore di dati antiquari e di dotte citazio-


ni, ma deve sottoporre al lettore la sua personale, soggettiva interpre-
tazione di un contesto: su ciò si leggano le acute osservazioni di FOW-
LER 1999, p. 441. Sulla soggettività del commentatore insiste a ragione
anche DE JONG 2002, p. 60, mentre i danni prodotti dalla emargina-
zione della voce del commentatore sono indicati da LAIRD 2002,
p. 197, quando afferma che «the suppression of the personal voice en-
tails suppression of certain kinds of observations and reflections on
texts and on details those texts contain, confining them within the
boundaries of the discipline of classics as it has been (relatively recen-
tly) ‘professionalized’». Per quanto ci riguarda, si è fatta una tale scel-
ta nella piena consapevolezza che «the louder the commentator’s voi-
ce, the more it may be judged obtrusive and overbearing, and the mo-
re it attracts parody and criticism» (SHUTTLEWORTH KRAUS 2002, p.
5): come si è verificato puntualmente, sia pure entro i limiti di una
corretta discussione. È proprio la Shuttleworth Kraus ad insistere sul
legame fra trasmissione dei lemmi da un commentatore all’altro e
scomparsa della voce del commentatore, «submerged in the tide of
previous commentators» (SHUTTLEWORTH KRAUS 2002, p. 16); invece,
nell’interpretare un testo, il commentatore dovrebbe farlo suo e ri-
crearlo, perché «writing a commentary demands knowledge, imagina-
tion, and judgement. Whatever discretion the commentator exerts, he
or she is not just the faceless servant of the ancient author but also an
author himself or herself, and is regarded as such» (BUDELMANN
2002, p. 142).
Sulla necessità che la contestualizzazione di un testo non sia confi-
nata soltanto nelle introduzioni, ma ne segua lo sviluppo lungo l’inte-
ro percorso del commento, non è necessario che mi soffermi dopo
quello che in proposito hanno scritto sia GIBSON 2002, pp. 336-339
sia DYCK 2002, p. 327. Alla luce di quanto si è detto, non sarebbe af-
fatto un’impresa difficile fornire esempi dei limiti dei commenti tradi-
zionalmente concepiti. Per parte mia, però, invece di condannare gli
errori altrui ritengo più utile che si abbia coscienza dei propri: per
questo motivo preferisco soffermarmi sui miei, nella speranza di chia-
rire in tal modo perché mai, dopo aver praticato a lungo il commento
per lemmi, lo abbia abbandonato in favore di quello che di solito vie-
ne chiamato il commento-saggio. Alla forma tradizionale sono rima-
sto fedele per 20 anni, nei commenti del IV (1965), del I (1980) e del
III (1985) libro delle elegie di Properzio; all’altra sono passato con i
696 Paideia LXVI (2011)

commenti oraziani delle Satire (1994), delle Epistole e dell’Ars poetica


(1997), poi con quelli del II libro delle elegie di Properzio (2005) e, in-
fine, del IV libro delle Odi di Orazio (2007). Decisivo è stato per me
l’incontro con il sermo di Orazio, in cui ho avvertito in modo chiaro
il desiderio di stabilire un colloquio con un interlocutore, non neces-
sariamente o esclusivamente contemporaneo, al quale confidare e affi-
dare i risultati di una esperienza di vita: quello dei sermones è un Ora-
zio problematico e incline al dubbio, ma sempre ansioso di stimolare
un colloquio, al riparo dalle rassicuranti certezze e alla ricerca di ri-
sposte non sempre rassicuranti. Perché, dunque, non aprire un dialo-
go con lui e al tempo stesso col lettore moderno, pur mantenendo vi-
va la consapevolezza che ogni testo è inevitabilmente una somma di
testi, perché in esso si deposita la memoria degli autori e dei generi
letterari che concorrono alla formazione di qualsiasi scrittore? Si capi-
sce, allora, come il commentare sia solo l’operazione conclusiva di un
più complesso lavoro di ricostruzione, che implica non solo la cono-
scenza delle vicende della trasmissione del testo, ma anche una com-
petenza della cultura dell’autore, delle sue fonti, del suo stile, del suo
modo di comporre. Tutto questo, però, deve essere in qualche modo
presentato al lettore all’interno di un discorso, che riuscirà tanto più
efficace quanto più sarà coerente e continuo. È, appunto, negli anni
trascorsi con Orazio che ho maturato la convinzione che non sia pos-
sibile dialogare con un autore in modo frammentario o con spezzoni
di frasi: di conseguenza non ho giudicato più come ideale un com-
mento in cui l’atomizzazione del testo conduce inevitabilmente a pri-
vilegiare il dato erudito, col rischio che il lettore si chieda alla fine,
senza riuscire a dare una risposta, perché mai giudichiamo grande la
poesia di Orazio e perché mai essa continui a parlare a noi moderni.
Un commento, in particolare un commento ad Orazio, che abbia
l’ambizione di rivolgersi non soltanto agli specialisti, da un lato deve
sforzarsi di non essere banale, dall’altro deve evitare l’eccessiva pedan-
teria o la debordante erudizione o, perlomeno, deve sforzarsi di non
essere soltanto erudito e pedante. Ciò diviene possibile se nel testo si
individuano sezioni unitarie, che consentano al commentatore di svi-
luppare un discorso ampio e coerente sul senso del contesto, quel sen-
so complessivo che si recupera e si definisce grazie ai vari elementi che
concorrono a determinarlo.
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 697

Una questione di tono

«Sperimenta dunque il commentatore una non dialettica angoscia


di predilezione e rancore, in torbida pazienza, non sai se da vendica-
tore frigido o devoto sposo. [...] Non stupisca dunque il lettore se, pre-
so da codeste alternative brame ed angustie, l’uomo dei commenti in-
clini alla incivile intolleranza, le supponenti ironie, anche sgarbi da
scolaretto, spinte, sagrati, bizze, e insieme eloquenti furori» (MANGA-
NELLI 1969, pp. 9 e 15).
Il tono, tutt’altro che conciliante, adottato da Mayer lascia perples-
si: è quello, sicuro e deciso di chi, fermamente convinto di essere nel
giusto, non ha né dubbi né incertezze: basta leggere la conclusione,
che è categorica e non lascia spazio ai ‘forse’ o ai ‘probabilmente’ e
neppure a un più modesto ‘secondo me’. Non c’è proprio speranza
che egli accordi un sia pur minimo spazio ai ripensamenti, che dia se-
gni di cedimento improvviso a «un raptus di effimera attenzione», a
«una concentrazione che implica, se non la scoperta, almeno il sospetto,
il timore, forse felice, dell’esistenza dell’altro» (MANGANELLI 1969,
pp. 48-49). Eppure proprio nel nostro mestiere il dubbio e la necessità
di rivedere le proprie posizioni sono l’alimento necessario al progres-
so degli studi. Penso, per contrasto, al dubbio che traspare dalle paro-
le della Fantham, e che le fa onore: «we are all shaped by our educa-
tion, and I suspect that the awkward transition from an age of textual
criticism to one more purely literary left me with a hybrid approach
to writing commentaries» (FANTHAM 2002, p. 407). D’altronde, come
nello stesso volume riconosce RIJKSBARON 2002, p. 259, «one of
the enduring charms of our profession is that there is, just as with the
humanities in general, much room for divergent opinions». Cerchia-
mo, dunque, di essere più comprensivi nei confronti di chi non la
pensa come noi e limitiamoci a discutere, invece di pretendere di dare
lezioni.
A Mayer non va proprio giù che i commentatori si sforzino di par-
lar chiaro ai lettori e, di conseguenza, che nel nostro commento si sia
adottato quello che egli definisce, col superiore distacco di chi da si-
mili cedimenti è immune, il tono discorsivo generosamente concesso
dagli editori. È proprio convinto che al giorno d’oggi questo sia
un difetto e che anche nel mondo dell’accademia tutti la pensino co-
me lui?
698 Paideia LXVI (2011)

Riconoscere i propri errori

Mi dispiace per Mayer, ma ora che sto commentando di nuovo il


IV libro di Properzio non vedo alcun motivo, né culturale né edito-
riale, per fare ritorno al mio antico modo di commentare: anzi, dato
che sopra ho parlato della necessaria consapevolezza dei propri erro-
ri, se metto a confronto i risultati del mio antico procedere per lemmi
con quello che ritengo ora un modo migliore di presentare un testo,
mi rendo conto di quanto sia stata parziale, limitata e addirittura fuor-
viante la maniera con cui in passato ho ritenuto di poter spiegare un
testo poetico.
Mi limiterò qui a citare come esempio l’interpretazione del distico
di apertura del IV libro delle elegie di Properzio:
Hoc quodcumque vides, hospes, qua maxima Roma est,
ante Phrygem Aenean collis et herba fuit.
Si tratta di un distico privo di difficoltà testuali, circostanza rarissi-
ma in Properzio, anche se in luogo di qua nel v. 1 il consensus codicum
tramanda quam: ma l’origine dell’errore è a tal punto chiara e la cor-
rezione di alcuni recenziori a tal punto palmare da non esigere alcuna
discussione. Quando nel 1965 mi occupai del distico, i commenti in
voga erano quelli di ROTHSTEIN (Berlin 19242) e di BUTLER-BARBER
(Oxford 1933); a quell’epoca non potevo ancora conoscere quello di
CAMPS, che nello stesso anno sarebbe stato pubblicato a Cambridge.
Più tardi si sarebbero aggiunti il commento di RICHARDSON (Norman
1976) e, recentemente, quello, egregio, di HUTCHINSON (2006, nella
serie giallo-verde di Cambridge). Nei confronti del primo distico i
miei modelli erano a dir poco laconici: Rothstein gli dedicava 7 righe,
quattro delle quali per la citazione di un parallelo (Ov. Fast. 5,93-94)
e tre per fissare l’ambientazione dell’elegia; ancor più concisi erano i
commentatori oxoniensi, che in meno di tre righe rinviavano al solito
contesto ovidiano e dedicavano un lemma alla spiegazione di hospes. I
commentatori successivi si sarebbero comportati in modo analogo,
lemmatizzando hospes, maxima Roma e l’intero pentametro (Camps)
o soltanto Phrygem (Richardson) o hospes, Phrygem, collis et herba
(Hutchinson). Nel mio commento del ’65 mi limitai ad aggiungere a
quello già noto due paralleli ovidiani (Fast. 1,243-4; 5,639-40) e a lem-
matizzare – oltre al solito hospes col rinvio all’antecedente virgiliano
nell’incontro di Enea con Evandro (Aen. 8,364) e a un contesto simi-
le dell’Anth.Lat. (411,1-2) – il nesso maxima Roma, anche in questo
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 699

caso con un secco rinvio a Mart. 7,96,2 per la iunctura. Nulla, di con-
tro, s’incontrava nel mio commento a proposito del v. 2: di conse-
guenza sia l’assorto lettore sia il frettoloso consultatore avrebbero
pensato che d’importante in quel distico c’era solo hospes in compa-
gnia di maxima Roma; tutto il resto non era ritenuto degno di consi-
derazione. Non si può dire che la situazione sia migliorata sensibil-
mente nei più recenti commenti.
A tanti anni di distanza, libero ormai dai vincoli della lemmatizza-
zione, dalla frammentazione che essa produce e dalla concisione talo-
ra telegrafica che impone al commentatore, mi rendo conto dei van-
taggi di un commento che, se fornisce loci similes, non si limita a elen-
carli, ma fa capire il significato della loro presenza, e che, oltre ad ap-
profondire l’analisi del lessico properziano, consente al lettore d’in-
tendere pienamente il senso del distico di apertura del IV libro. Se un
compito spetta qui al commentatore, esso consiste primariamente nel
mettere il lettore in grado di comprendere la grandiosità del movi-
mento di apertura e del gesto, reso ancor più evidente dal deittico, con
cui il poeta mostra all’hospes il panorama della Roma augustea. In tal
modo la monumentale Roma di Augusto, tanto diversa da quella del-
le origini, si offre allo sguardo nella sua imponente grandezza, che
equivale anche a potenza (maxima), mentre l’indefinito quodcumque
completa l’indicazione fornita dal deittico e comunica un’idea di am-
piezza e di totalità. Il gesto risulta grandioso anche perché assume le
stesse cadenze – ben ravvisate da Hutchinson – della presentazione lu-
creziana del mondo visibile (1,542) ed è impreziosito dal ricorso agli
omeoteleuti e all’assonanza (vidES hospES ...MAxiMA RoMA).
Sarà anche opportuno chiarire al lettore che in hospes non si sente
solo l’eco di modelli epigrammatici, ma c’è una confluenza di model-
li, dal Callimaco delle nozze di Arsinoe (392 Pf.) all’apostrofe iniziale
del carme catulliano del phaselus (4,1) e al Virgilio dell’VIII libro del-
l’Eneide: lì, in particolare, col vocativo hospes Troiane dapprima
Evandro si era rivolto ad Enea (v. 188) e poi, nel mostrargli la spelon-
ca che un tempo era stata la dimora di Caco, aveva accompagnato le
sue parole con l’identico gesto (v. 190 hanc aspice rupem); successiva-
mente, apostrofandolo come hospes, gli aveva mostrato il luogo in cui
sarebbe sorta Roma. Se, come di solito avviene con i carmi introdutti-
vi, l’elegia incipitaria è stata scritta nella fase conclusiva della compo-
sizione del libro di poesia, pochi anni, probabilmente solo quattro, so-
no trascorsi dalla morte di Virgilio: si può pensare, quindi, che l’allu-
700 Paideia LXVI (2011)

sione incipitaria a Callimaco e a Virgilio vada in una duplice direzio-


ne e da un lato anticipi la scelta di una poesia di stampo callimacheo,
che verrà proclamata nel prosieguo del carme, dall’altro costituisca un
atto d’omaggio a Virgilio e alla sua poesia epica.
Dopo l’enfasi celebrativa dell’esametro, è al pentametro – in cui
campeggia la figura del ‘frigio Enea’ – che viene affidato il compito di
creare il contrasto con un umile passato. In quanto alla iunctura, è
d’obbligo che il commentatore chiarisca al lettore perché mai Proper-
zio applichi a Enea un epiteto che, invece, Virgilio non solo non rife-
risce mai al suo eroe, ma anzi usa più volte in senso dispregiativo. Per
parte mia credo che la scelta di Properzio si possa spiegare in due mo-
di: da un lato l’epiteto serve a legare Roma alle sue origini troiane,
dall’altro rappresenta un modo di praticare l’eziologia fin dall’inizio
del carme. E ancora: i commentatori per lemmi non dedicano neppu-
re uno sguardo ad ante, la cui presenza, invece, è significativa: proprio
grazie ad ante, che accompagna il nome dell’eroe e l’epiteto che ne de-
finisce l’origine, Properzio fa capire che Virgilio, sì, sarà il suo punto
di riferimento costante, ma egli risalirà ancor più indietro nel tempo,
in omaggio alla prospettiva eziologica mutuata da Callimaco.
Al secondo emistichio del v. 2 è affidato il compito d’introdurre il
motivo del contrasto fra il presente e il passato, che continuerà ad es-
sere sviluppato anche nei distici successivi; uno scarno paesaggio fatto
di collis et herba si contrappone alla maxima Roma augustea, col per-
fetto (fuit) del pentametro che a sua volta si contrappone al presente
(est) dell’esametro: in tal modo prende a delinearsi quello che diverrà
un contrasto fra natura e cultura.
Resta da aggiungere un’ultima, non trascurabile osservazione, che
implica la contestualizzazione del distico alla luce dell’intera sezione
dedicata al confronto tra la Roma delle origini e quella augustea. Nel
nesso collis et herba la genericità del secondo sostantivo potrebbe
coinvolgere anche il primo e indurre a considerare collis come un sin-
golare per il plurale: tuttavia dalla lettura dell’intero contesto iniziale
si ricava la netta impressione che Properzio abbia scelto l’esordio co-
me il luogo più idoneo per presentare proprio quel colle, il Palatino,
che costituisce l’ideale termine di confronto tra i prati erbosi dei tem-
pi antichi e la Roma monumentale del presente augusteo: né può esse-
re altrimenti, se si considera che l’ideologia augustea identifica nel Pa-
latino l’origine della potenza romana.
Di tutto questo sarebbe vano cercare la presenza sia nel mio com-
mento del 1965 sia in quelli anteriori e posteriori. Lascio all’obiettività
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 701

del lettore non prevenuto il compito di giudicare se quanto ho detto


sopra a proposito di 4,1,1-2 sia superfluo, e se gli si renda un servigio
maggiore conducendolo progressivamente alla comprensione del testo
o, invece, indicandogli seccamente, a illustrazione di uno o più lemmi,
che hospes deriva da un frammento di Callimaco e che rappresenta-
zioni analoghe della Roma di un tempo sono in Virgilio e in Ovidio.
Non c’è dubbio che un commento del genere richieda uno spazio
maggiore e, oserei aggiungere, che esso impegni molto di più le com-
petenze e la sensibilità del commentatore: d’altra parte il commentato-
re ha precisi obblighi nei confronti del lettore e per economizzare gli
spazi non può passare sotto silenzio quegli elementi che aiutano il let-
tore a comprendere il testo e lo stimolano a formulare una sua perso-
nale interpretazione.

Utilità e limiti dei paralleli

«Si aggiunga poi la macchinosa difficoltà di individuare le allusioni,


le implicazioni di strato, i giochi di silenzio, i taciturni echi, le som-
messe anzi spente manipolazioni foniche, le solenni e frammentarie
pause, infine tutto l’arguto e sapiente sistema delle reticenze» (MAN-
GANELLI 1969, p. 116).
Un discorso a parte merita l’accumulo di paralleli, che troppo spes-
so si traduce in una vera e propria parallelomania: un difetto frequen-
te, questo, che è giustamente stigmatizzato da GIBSON 2002, pp. 344 ss.
(in particolare cfr. p. 347). A tale proposito io per primo debbo pro-
nunciare il mea culpa, a partire dai paralleli virgiliani e ovidiani a suo
tempo elencati per il primo distico di 4,1, che pur essendo pertinenti
perdono totalmente il loro valore se vengono presentati sotto forma
di una lista nuda e cruda. Ma lo stesso discorso vale per le liste talora
mastodontiche di particolarità lessicali ricavate dal Thesaurus o di pe-
culiarità grammaticali e sintattiche desunte da Hofmann-Szantyr. Esse
non possono diventare né un peso per un lettore né uno scarico di re-
sponsabilità da parte del commentatore: egli crede di fare cosa utile,
ma in realtà «this abundance of hand-picked information – like the
choice of the lemmata themselves – may reduce the possibilities of
meaning» (SHUTTLEWORTH KRAUS 2002, p. 21: riservato ai paralleli è
il contributo di GIBSON 2002, pp. 331 ss.; sull’importanza di segnala-
re adeguatamente i rapporti allusivi cfr. FANTHAM 2002, p. 405, p. 416
702 Paideia LXVI (2011)

e, nel volume curato da Most, oltre a GOLDHILL 1999, pp. 409-410,


FOWLER 1999, pp. 435-436).
È scontato che un commentatore debba accortamente selezionare i
loci similes, evitando un caotico accumulo di passi che apparentemen-
te presentano analogie, ma in realtà afferiscono – come era solito am-
monire Fraenkel – alla categoria degli pseudoparalleli. I veri paralleli
sono quelli che consentono di ricostruire criticamente un testo, che
aiutano a interpretarlo, che permettono di fissare importanti rapporti
allusivi. In ogni caso, non mi sembra che nel presentarli un commen-
tatore si possa limitare a un non compromettente cfr. seguito da un
elenco: il ruolo e la funzionalità dei loci similes vanno illustrati volta
per volta alla luce del nuovo testo, che nell’accoglierli ne fornisce im-
plicitamente una sua interpretazione.
Il recensore, per parte sua, dovrebbe essere piuttosto cauto prima
di considerare sempre superflue le liste di paralleli, e non solo perché,
se sono il frutto di una accurata selezione, essi risultano in ogni caso
utili; c’è di più: per dirla con la SHUTTLEWORTH KRAUS (2002, p. 21),
«parallels, after all, invite, even create, polyphony: they can, among
other things, be deployed to question other commentators’ authority,
open up new lines of inquiry, suggest a previously ignored way of un-
derstanding an ancient author». Ciò serve a segnalare un piccolo
infortunio in cui incorre Mayer, quando a proposito del commento a
Hor. Carm. 4,1,10 si chiede: «how many of our colleagues, when in
the first poem they reach the note on line 10 oloribus, really need over
seven lines of references and quotations to passages where swans are
described as white?». Formulata così la domanda, la risposta sembra
scontata, e mi attendo che non solo i colleghi anglosassoni, ma anche
quelli italici, di fronte a una tanto perentoria affermazione mi consi-
derino improvvisamente impazzito. Mayer, però, avrebbe fatto bene a
ricordare che, in realtà, c’è un motivo che spiega tanta dissennatezza:
esso risiede nel fatto che in quel verso Orazio usa purpureus quale
epiteto del cigno: è, appunto, del modo di spiegare il singolare epiteto
che io discuto, dopo aver ricordato che quelli abituali del cigno sono,
ovviamente, albus o niveus o candidus. Ma veniamo all’infortunio: la
stessa critica era stata rivolta – anche se in modo più elegante e paca-
to – da Jasper Griffin proprio al commento a Hor. Carm. 2,20,10 cu-
rato da Nisbet e dalla Hubbard, cioè proprio a quel commento che a
ragione, insieme a quelli di Brink, non solo lo stesso Mayer ma anche
tutti i latinisti considerano esemplare. Per parte sua GRIFFIN 1980,
p. 183 si era limitato a segnalare che i due benemeriti commentatori si
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 703

erano soffermati anche sull’«over-obvious epithet of swans» (per di


più, aggiungo io, in assenza di un epiteto stravagante come quello
scelto da Orazio in 4,1,10). Mayer avrebbe potuto evitare la caduta di
stile, non solo se avesse considerato il motivo reale della mia docu-
mentazione, ma soprattutto se avesse conosciuto il volume sul modo
di commentare che Most ha curato nel 1999: lì Don Fowler, muoven-
do dalla constatazione che la tendenza dei commenti più antichi alla
citazione per illustrare particolarità grammaticali è stata sostituita in
quelli più moderni da citazioni che chiariscono topoi o servono a illu-
strare il senso e il carattere del contesto, ricorda che «Nisbet and
Hubbard were gently mocked by a reviewer for documenting in their
commentary on Horace Odes II that swans were called white in anti-
quity», e osserva che una critica di questo tipo «misses the point that
cultural norms cannot be taken for granted but have to be established
and documented» (FOWLER 1999, p. 434).

Il commento e i suoi lettori

«Il lettore, c’è da scommetterlo, avrà già capito: questa sleale, soper-
chiante superiorità del testo ne è anche – come negarlo? – il fascino ele-
gante, losco, insinuante. Non oseremo affermare sia possibile amarlo:
ma certo tutti, o molti di noi, vorremmo una volta nella vita ci venisse
accordato l’onore di cenare con lui, prendere quanto meno un frettolo-
so caffé, sorbire un liquore di marca» (MANGANELLI 1969, p. 13).
Come si è già detto, i sostenitori del commento tradizionale obiet-
tano che i lemmi consentono ai lettori d’individuare subito i problemi
che a loro interessano. Ciò dipende dal tipo di lettore a cui essi si ri-
feriscono, ma che in ogni caso è ben diverso dal lettore creativo a cui
Roland Barthes auspicava di destinare il suo commento di Sarrasine,
allorché criticava il fatto che nei commenti non solo gli si neghi la
possibilità di «accedere pienamente all’incanto del significante, alla vo-
luttà della scrittura», ma gli si lasci solo «la povera libertà di ricevere
o di respingere un testo» (BARTHES 1973, p. 11).
Qui tocchiamo l’ultimo punto, quello dei potenziali lettori di un
commento. Si può essere d’accordo con MOST 1999, p. IX, quando af-
ferma che «the commentators’ choice of the kind of commentary they
are doing (...) ought to depend upon their vision of the kind of reader
(...) for whom they are writing» e deplora che «all too often, it does
not seem to do so». Però dei potenziali lettori di un commento Mayer
704 Paideia LXVI (2011)

traccia un quadro a dir poco desolante, per di più limitato alla realtà
anglosassone: come se i commenti fossero destinati a circolare solo in
Inghilterra. Si va dagli studenti che sono tartassati dagli esami e, quin-
di, hanno ben altro a cui pensare, agli aspiranti filologi del tutto igna-
ri della lingua italiana (e forse sarebbe bene convincerli a studiarla se
non intendono fermarsi al livello di aspiranti); infausta Cassandra,
Mayer profetizza che per questo motivo costoro non si avvicineranno
mai non solo al commento al IV delle Odi di Orazio ma a qualsivo-
glia libro scritto in una lingua diversa dall’inglese.
Al culmine della climax stanno gli studiosi veri, presso i quali sa-
rebbe lecito attendersi un successo maggiore. Speranza inutile di ven-
dere qualche copia in più, perché il docente universitario anglosasso-
ne, assicura Mayer, «who must be actively engaged in some research
project, will only tackle a book of this size» se lavora su Orazio, ad-
dirittura solo se lavora sul IV libro delle Odi. Il lettore ‘mordi e fug-
gi’ di Mayer assomiglia molto al turista frettoloso, che per non perder
tempo fotografa un particolare e si disinteressa del contesto in cui è
inserito. Perché mai, si domanda con l’aria di chi la sa lunga, chi tiene
un corso su Terenzio e conduce ricerche su Sallustio e magari deve an-
che occuparsi di questioni amministrative dovrebbe sentirsi attratto da
un commento del genere? Parrebbe di sognare, se ciò non nascondes-
se una ben più triste realtà: tutti, studenti e docenti – lo veniamo a sa-
pere più in là – stanno ormai perdendo il senso della lingua, e s’intui-
sce che ne è causa prima la mancanza di quei Maestri che, invece, co-
me ammette Mayer, a lui sono stati capaci d’insegnarla.
C’è da chiedersi, a questo punto, perché mai a Oxford e a Cam-
bridge si continuino a pubblicare commenti scientifici, quasi sempre
egregi. Qui da noi, nel nostro pur sciagurato e disastrato paese, mi
sembra che la situazione non sia a tal punto tragica: ma non è questo
il punto importante. Proprio la realtà rappresentata a tinte fosche da
chi di essa è testimone diretto, lungi dal persuadere a proseguire sulla
via dei gloriosi commenti ottocenteschi – che si rivolgevano a molti e
molto competenti lettori, mentre ora troverebbero solo pochi e sem-
pre meno interessati fruitori – dovrebbe stimolare a creare qualcosa di
nuovo e, nel campo che ci riguarda, a esperimentare un tipo diverso di
commento, al quale non si debbano accostare solo due o tre ‘speciali-
sti’ (in realtà sempre meno dotti), ma possano avvicinarsi senza diffi-
denza e timore anche tutti coloro che specialisti non sono. Non credo
che un simile rispetto della tradizione, che s’identifica con un’epoca in
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 705

cui gli studi classici occupavano un ruolo centrale nella formazione


dell’individuo, sia il modo migliore di salvaguardarli, oggi che tale
ruolo essi non lo esercitano più: «professionalization – ha scritto
LAIRD 2002, p. 197 - is rarely a good thing. The more an area of inte-
rest or an occupation becomes professionalized, the more unattractive
it becomes, either because it turns into the haven of an élite or – less
glamorously – because it fails to arouse the interest of intelligent-non
professionals. Professionalization of a field like classics now leads to
an excess of specialization, and thence to cultural marginalization –
just as it did in nineteenth-century Germany». Sia ben chiaro: nessu-
no si sogna di dire che la gloriosa filologia, sorretta da una vetusta tra-
dizione, non debba continuare a costituire un punto fermo dei nostri
studi: ma bisognerà pure sforzarsi di capire che, se non vogliamo ri-
durci a un elegante e raffinato dialogo fra pochi intimi, occorre co-
struire commenti validi, ma concepiti in modo diverso. Mayer lamen-
ta che di alcuni termini non sia stato messo in chiara luce il carattere
spiccatamente poetico: anche su questo aspetto si misura la modernità
di un commento, che non può ridursi a etichettare axelsonianamente,
sulla base di statistiche che si fondano su quel poco che della lettera-
tura latina ci è stato tramandato, un termine come poetico o non poe-
tico. Il contesto in cui quel termine compare, conterà pure qualcosa; e,
poi, un commento moderno deve analizzare la lingua alla stessa stre-
gua di un fenomeno ‘sociale’ e del lessico deve sforzarsi di mettere in
luce le collusioni, spesso inalterate, con i nostri attuali meccanismi
espressivi. Insomma, un testo dell’antichità va letto sulla falsariga di
una sintassi comportamentale, che rappresenta un utile sfondo per far
risaltare peculiarità, innovazioni, trasformazioni di atteggiamenti
mentali.
Se invece, parlando di commenti, ci si deve richiamare alla tradi-
zione, perché non ricordare, allora, che i veri Maestri del passato inse-
gnavano a leggere, e non solo a consultare sporadicamente, i migliori
commenti? La mia generazione si è formata sul commento di Wila-
mowitz all’Herakles euripideo e, poi, su quelli di Fraenkel all’Aga-
mennone eschileo e di Norden al VI dell’Eneide, anche se ben pochi
di noi si occupavano allora, o si sarebbero occupati in seguito, di Eu-
ripide, di Eschilo, di Virgilio. Credo che questo, in primo luogo, sia
necessario insegnare ai nostri allievi: una forma di lettura che può non
avere alcun utile immediato, ma che aiuta a ragionare sui testi e non
soltanto a isolarne gli aspetti eruditi.
706 Paideia LXVI (2011)

La lettura assistita

«(...) Il lettore, o contemplatore, distolto dalla sua perplessa estasi,


sarebbe stato indotto a smarrirsi nelle ambagi di una screanzata chio-
sa; quasi a dirgli, lo vedi, non è testo da te; passo passo abbisogni di un
dotto amico che dottamente assista la tua ignara petulanza. O anche:
il testo è siffattamente pregno e grave, che ad ogni passo dovrai far so-
sta, e accomodare a tanto gravame la tua epa spirituale e ausiliarla di
peptoni mentali, quali noi appunto in lucida confezione e asettica qui a
te forniamo» (MANGANELLI 1969, p. 25).
Sul rapporto fra commentatore e lettori l’intervento di Gibson è
una testimonianza della sensibilità con cui alcuni antichisti non si li-
mitano a rivolgersi agli specialisti, ma si pongono il problema di allar-
gare la cerchia dei potenziali fruitori dei commenti: «commentaries
– scrive GIBSON 2002, pp. 344-345 – are not only guides to com-
prehension and interpretation, but act also as works of reference. That
is to say, large-scale commentaries traditionally cater both for readers
who desire a sustained interpretation of a passage or work, and for
more casual browsers, such as those who want substantial amounts of
‘hard’ information on (e.g.) a cultural or social phenomenon which
they remember occurs in a poem, or who want further references for
a literary theme. (...) One might add that it also makes commentaries
stimulating to read, and it is not unknown for classicists to read a
commentary primarily for itself and not for the text in question». Nel-
lo stesso volume ASH 2002, p. 271 fissa quale obbligo del commentare
lo sforzo di venire incontro al maggior numero possibile di lettori, e
aggiunge che non esistono solo gli ‘undergraduates’ e gli ‘scholars’,
per dirla con Mayer: no, «there is certainly a community of potential
users who stand between (or even beyond) these two groops».
A sostegno di tale tesi si può portare un esempio di grande attua-
lità: il 23 settembre 2011 tutti i quotidiani ci hanno informato che i
neutrini lanciati dal CERN di Ginevra verso i laboratori del Gran Sas-
so avrebbero percorso la distanza di 730 km. a una velocità superiore a
quella della luce, il cui limite è stato fissato da Albert Einstein – che vi
fondò le sue teorie – in 300.000 km. al secondo. Sulla prima pagina del
quotidiano “la Repubblica” un notissimo matematico e uomo di scien-
za, qual è Piergiorgio Odifreddi, ha chiarito che, a dire il vero, la rela-
tività di Einstein non prevede affatto che la velocità della luce non pos-
sa essere superata. Il suo articolo è introdotto da una citazione lucre-
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 707

ziana, ovviamente in traduzione, data la sede e i lettori: «non vedi


quanto più veloci devono andare, e percorrere una maggiore distesa di
spazio, nello stesso tempo che i raggi del sole riempiono il cielo?».
Odifreddi chiarisce che Lucrezio si riferisce «ai simulacri che fluiscono
di continuo e in ogni direzione sulla superficie delle cose, e producono
le impressioni visive negli occhi degli osservatori». È Lucrezio che par-
la, osserva Odifreddi, ma a parlare potrebbe essere anche il portavoce
del CERN, «che oggi ha annunciato che alcuni esperimenti mostrereb-
bero che i neutrini possono andare a velocità superiore a quella della
luce». Il ritorno a Lucrezio da parte di un uomo di scienza ci dimostra
non solo, banalmente, l’attualità dei classici, ma anche la loro capacità
– su cui si fonda, appunto, la loro perenne vitalità – di parlare anche a
quanti, pur non praticandoli nella loro quotidiana attività, provano l’e-
sigenza di riscoprirli e di rileggerli. Non so se Odifreddi abbia sentito
la necessità di ricorrere a un commento a proposito di un testo antico
che continua a interessare gli scienziati dei giorni nostri. Ammettiamo,
però, che abbia provato la curiosità o sentito la necessità di documen-
tarsi: avrà preferito un commento serissimo, ineccepibile per la com-
pletezza degli elenchi di fenomeni grammaticali e linguistici, oppure
un commento aperto alla discussione e capace di mettere in giusta lu-
ce, con discorsiva chiarezza, il senso letterario e scientifico del conte-
sto? Per parte mia, credo che la risposta sia scontata.

La lunga vita dei commenti

Proprio il fatto che commenti di epoche lontane siano riusciti a re-


sistere al trascorrere dei tempi e delle mode, e continuino anche oggi
a parlarci, ci garantisce che i commenti continueranno a vivere finché
in essi confluiranno quei risultati della ricerca che rappresentano
un’acquisizione perenne: insieme alle edizioni critiche, sono i com-
menti che attestano il progressivo approfondimento della nostra co-
noscenza di un autore. Commenti che all’epoca della loro diffusione
non hanno avuto successo, possono riaffiorare in momenti più fortu-
nati della storia degli studi: quello virgiliano di Juan Luis DE LA CER-
DA (1608-1642) non ha avuto fortuna ai suoi tempi proprio per la sua
ampiezza, così come gli Aeneidea di HENRY (1873-1892): entrambi,
però, sono stati riscoperti e ampiamente utilizzati dai più recenti stu-
diosi virgiliani, da Harrison a Clausen, da Hardie a Horsfall.
708 Paideia LXVI (2011)

Certo, è difficile prevedere quali saranno gli interessi e gli orienta-


menti dei lettori del futuro, però si può tentare di farlo. Il lettore del
futuro — come ce lo immaginiamo, forse illudendoci (ma perché to-
glierci questa speranza?) — non è solo l’aspirante filologo ignaro di
lingue moderne e scarsamente dotato in quelle antiche, né solo lo spe-
cialista frettoloso, impaziente, assillato da impegni di ogni tipo che
Mayer ci descrive: ci auguriamo che i nostri studi non conoscano so-
lo periodi di decadenza. Ma se così fosse e se la decadenza si rivelasse
inarrestabile, allora dovremmo preoccuparci sempre più di rivolgerci a
un lettore che va pazientemente guidato, perché riesca a comprendere,
se per caso vuole leggere Orazio, il tono e il senso di una poesia colta
e raffinata.
Mayer è libero di ironizzare sulla pretesa di avvicinare al testo il
‘lettore comune’, anche se proprio gli studenti che descrive ne hanno
tanto l’aspetto, è libero di fare i suoi bravi calcoli sulla vendita dei
commenti di una certa mole e, per di più, scritti in una lingua diversa
dall’inglese. I cultori del mondo antico non devono mai perdere la
speranza né devono mirare soltanto al limitato orizzonte del loro pre-
sente. Nessuno di noi antichisti, credo, sia che si dedichi a scrivere
monografie sia che lavori a un commento o a un’edizione critica, s’il-
lude di essere ‘weltbekannt’ come uno scrittore di romanzi o di libri
di grande divulgazione. È scontato, quindi, che quando parlo del ‘let-
tore comune’ non m’immagino una folla plaudente di avidi divoratori
di commenti: il nostro pubblico sarà sempre limitato, ma non è detto
che debba necessariamente rimanere un pubblico di soli dotti; ché se,
poi, dovessimo porci anche il problema di quanti compreranno i no-
stri libri, probabilmente non ne scriveremmo più. Per me il problema
reale, nella stesura di un commento, non è affatto quello del numero
di pagine, ma piuttosto il modo d’inserire, senza un contrasto striden-
te, i dati eruditi e scientificamente importanti all’interno di un discor-
so che si ponga il fine di chiarire il senso complessivo del contesto che
li racchiude, un discorso che sappia conciliare la complessità dell’eru-
dizione con la chiarezza espositiva, in modo tale che anche i non ad-
detti ai lavori riescano a comprenderlo.
Giuseppe Pontiggia, un romanziere e saggista fra i più importanti
nell’Italia degli ultimi decenni del secolo scorso, che non nascose mai
la sua ammirazione per la cultura classica e la sua pratica continua de-
gli autori greci e latini, sosteneva che i classici vanno letti «per quello
che il testo dice al di là di quanto l’autore voleva dire» e invitava a
non limitarsi alla lettura filologica ed erudita, perché altrimenti i clas-
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 709

sici «possono alimentare forme di costrizione e di suicidio»: a questo


proposito egli ricordava il noto aforisma di Leo Longanesi (‘il profes-
sore di lingue morte si uccise per poter parlare le lingue che sapeva’) e
concludeva che «alla fine l’accanimento iperfilologico produce questo
effetto, mentre il problema centrale è il nostro rapporto con il testo,
con quello che il testo ci dice al di là delle sue intenzioni» (PONTIG-
GIA 2004, pp. 130–131). Il suo era tutt’altro che un invito alla facile di-
vulgazione, contro la quale, anzi, egli si schierava in modo deciso: «la
mediazione divulgativa ci allontana, mentre io consiglio di leggere i li-
bri degli specialisti, perché, anche se non tutto si capisce, c’è spesso in
loro il pathos della ricerca, c’è intensità, c’è famigliarità con una espe-
rienza che trasforma, mentre nei divulgatori c’è appiattimento ed eli-
minazione della distanza» (PONTIGGIA 2004, p. 109). Il suo, dunque,
era un modo di ribadire che il momento essenziale è quello del con-
tatto personale col testo, inteso però nella sua pienezza, per tutto
quello che ci offre e per tutto quello che il lettore – non necessaria-
mente lo specialista – riesce a scorgervi.
Ho citato Pontiggia per ribadire che i problemi del commentare
non riguardano solo chi si occupa di classici greci e latini, ma anche
– per usare un termine dall’ampia portata – i ‘modernisti’. È fra loro
che si colloca quel ‘lettore comune’, alle cui esigenze dobbiamo sfor-
zarci di venire incontro: è ammissibile, allora, che per i classici esista-
no diversi criteri d’interpretazione e di commento, a seconda che sia-
no antichi o moderni? Personalmente non lo credo affatto e, anzi, ri-
tengo che il nostro modo d’intendere i testi antichi vada costantemen-
te ridiscusso e confrontato con quello di letterature diverse dalle anti-
che. Mentre leggevo le affermazioni di Mayer mi è venuta in mente
un’acuta osservazione di Don Fowler: «the commentary is often seen
as the most conservative of critical genres, and the one which is most
securely grounded in a positivist view of the discipline» (FOWLER
1999, p. 427). È proprio così: gli elementi di novità e la sensibilità nei
confronti di nuove metodologie sono pacificamente ammessi nelle
monografie e negli articoli: non nei commenti, però, i quali sembrano
obbligati a rispettare un andamento tradizionale che viene scambiato
per serietà scientifica. Di che sorprenderci, dunque, se allo sforzo di
offrire una coerente presentazione dei vari contesti si continua a pre-
ferire la frammentaria discussione di problemi che restano isolati e
avulsi dal panorama complessivo? Eppure il fatto di vivere ormai nel-
l’era del testo elettronico dovrebbe invitare a prevedere la sorte di
quei commenti, che privilegiano i ‘Realien’ e l’accumulo di materiale
710 Paideia LXVI (2011)

(grammaticale, lessicale, sintattico, antiquario in genere) sotto forma


di serie continue di citazioni: mostra di rendersene ben conto la
Fantham, quando osserva: «as for the referential function of commen-
taries, serving as private encyclopedias, I do wonder to what extent
they are still consulted for lexical material and Realien, given the in-
stant and comprehensive access to electronic texts and hypertexts»
(FANTHAM 2002, p. 405).

Quale futuro?

«I commentatori sono tutti concordi nel paventare le profezie, non


come difficili, quanto prepotenti, inflazionate, grandiloquenti, dioni-
siache e sensuose, rumorosamente mondane: mal conciliabili con la so-
bria costumanza di vita che è loro cara» (MANGANELLI 1969, p. 120).
Mentre Mayer è profeta di sventura per il commento di cui si di-
scute, io vorrei essere profeta di speranza, ma per il futuro dei nostri
studi e, al loro interno, per «la matta pazienza del commentatore»
(MANGANELLI 1969, p. 57). Nel leggere le parole di Mayer si resta con
l’impressione che, per lui, commentare i testi sia un problema che ri-
guarda soprattutto gli anglosassoni. Si scorgono, ovviamente, dietro le
sue parole la preoccupazione e lo sconforto di chi vede sfaldarsi il
mondo in cui ha creduto. Non ritengo, però, che si favorisca il futuro
dei nostri studi solo predicando il rispetto della tradizione, che sarà
pure gloriosa, ma va adattata al trascorrere delle epoche: e, poi, anche
ai nostri studi bisogna sforzarsi di aprire nuovi orizzonti. Personal-
mente sono convinto che, se si vuole assicurare un futuro agli studi
classici, sia necessario conquistare e avviare alla comprensione della
cultura dell’antichità i paesi di lingua neolatina dell’America del Sud.
Se una pagina gloriosa dei nostri studi rischia di chiudersi, un’altra
può aprirsi e spetterà soprattutto a Paesi come l’Italia e la Spagna il
compito di favorire la conoscenza del mondo antico presso quell’im-
menso bacino di utenza. Parlo per cognizione di causa, perché fre-
quento abitualmente quei Paesi da più di venti anni e so bene quali
siano le speranze e le aspettative, e quale aiuto si attenda da noi: è più
che scontato che, in questo campo, da un lato il rapporto con i mo-
dernisti, dall’altro quello con un più vasto pubblico di lettori non spe-
cialisti avranno un ruolo fondamentale.
Ma è tempo di riassumere e di concludere. Per parte mia continuo
a credere che in un commento il procedere per sezioni di senso anzi-
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 711

ché per lemmi costituisca un vantaggio, perché è il modo più efficace


per far sentire la voce del commentatore e per mettere il lettore in
condizione di cogliere, grazie ad essa, il significato di un contesto: gli
svantaggi si riducono sostanzialmente a uno solo, cioè al maggior
tempo necessario per rintracciare, all’interno di un discorso continuo,
un particolare che interessa. Se questa è la mia idea di un commento,
ho troppo rispetto delle idee altrui per ritenere di doverla imporre ad
altri. L’ho già scritto nella mia discussione in merito al commento di
Nisbet e Rudd, in cui ho espresso la ferma convinzione che un com-
mento sia sempre parziale, così come lo sono le mie obiezioni nei
confronti dei commenti tradizionali (e, ovviamente, quelle di Mayer
che, invece, li difende).
Ogni commentatore deve fare la sua scelta: può seguire la tradizio-
ne e i desiderata delle case editrici, che nel caso dei commenti sperano
di rifarsi almeno delle spese nel più breve tempo possibile (e non sarò
certo io a biasimare chi, del tutto legittimamente, compie una tale
scelta); oppure può spingere il suo sguardo al di là del presente e
preoccuparsi di quelle che, a parer suo, saranno le esigenze dei lettori
del futuro: la storia stessa dei grandi commenti, in ogni caso, dovreb-
be fargli capire che commentare non è mai una fatica vana, anche se
un commentatore sa bene che alla sua illusione di offrire molto ai let-
tori corrisponde la certezza del dare poco e di scontentare chiunque
in un commento vuole trovare il suo metodo. Ho espresso questa mia
convinzione sin dalla premessa al commento del 1985 al III libro del-
le elegie di Properzio: eppure, nonostante tutto, ho continuato a dedi-
carmi ai commenti, convinto che così facendo molto avrei imparato, e
ho avuto la fortuna di non imbattermi mai in editori che mi abbiano
imposto un numero-limite di pagine. Lo faccio presente, perché nelle
parole di Mayer e nella posizione da lui assunta si avverte tutto il pe-
so delle regole che sovrintendono alle benemerite collane cantabrigen-
si: quando egli si chiede quanti lettori potranno accostarsi al commen-
to al IV libro delle Odi di Orazio, il suo è un modo nobile di chie-
dersi quanti lo compreranno e se saranno o no soddisfatte le attese de-
gli editori; ma è da loro e non da uno studioso che il commentatore si
attenderebbe un rilievo del genere.
Mayer si dedica anche ai consigli per gli acquisti e per il commen-
to oraziano prevede un destino gramo: non lo compreranno gli stu-
denti, almeno gli anglofoni, che non capiscono l’italiano e sono in gra-
ve difficoltà anche col latino; non lo compreranno neppure gli studio-
si, che ormai – a sentir lui – si accostano ai commenti sempre meno e
712 Paideia LXVI (2011)

sempre più solo per singoli problemi. C’è di che munirsi di un bel
corno napoletano antiiettatura, nella speranza che almeno le bibliote-
che universitarie non si comportino allo stesso modo. Niente paura! I
commenti non faranno arricchire né gli editori né i commentatori, ma
di essi ci sarà sempre bisogno, perché i classici hanno una inesausta e
inesauribile vitalità e «noi li studiamo perché questi testi continuano
ad agire nella mente delle persone, non c’è altra ragione. (...) Quando
si parla di classici s’intende soprattutto autori che vengono ristampati
e letti, anche se da una minoranza» (PONTIGGIA 2004, p. 123).
Molto dipende, non c’è dubbio, dall’autore che si commenta: esi-
stono autori per i quali è difficile prevedere un particolare interesse
negli anni a venire, autori che sono destinati a rimanere pasto preliba-
to degli specialisti. Ma a un autore come Orazio, che ha attraversato e
continuerà ad attraversare i secoli, e in particolare al suo IV libro del-
le Odi, che offre al lettore quale motivo di riflessione il tema, di pe-
renne attualità, del rapporto fra intellettuali e potere – magistralmente
discusso qui da Hans-Christian Günther – si può essere certi che ac-
canto ai lettori dotti non mancheranno mai i lettori comuni. L’am-
piezza del commento è l’ovvia conseguenza della decisione di non pri-
vilegiare solo il materiale erudito prediletto dagli specialisti, ma, nel-
l’interpretare un testo di grande spessore, di tenere presente anche un
pubblico più vasto, al quale – non solo oggi, ma anche in futuro – è
necessario parlare in modo chiaro, senza dare nulla per scontato.

I limiti del commentatore

«Ciò che distingue il commentatore è la sua esasperata pochezza,


che lo costringe ad adibire se medesimo a strumento di chiose, isterico
e chiassoso esibitore della sua stessa inaudita miseria intellettuale e per-
fetta inadeguatezza» (MANGANELLI 1969, p. 28).
Da sempre convinto della giustezza del pensiero di Manganelli,
non ho difficoltà ad ammettere che i difetti, sicuramente presenti nel
commento oraziano, non dipendono dal fatto che esso non proceda
per lemmi, ma sono colpa di chi commenta: in questo campo le criti-
che giuste sono benvenute, perché aiutano a far progredire la ricerca,
e sono grato a Mayer per alcuni suoi preziosi suggerimenti. Egli, in
particolare, ha senz’altro ragione quando nota la sovrapposizione di
taluni rinvii incrociati: ma gli indici, si sa, vengono redatti quando non
è più possibile intervenire sull’impaginato e difetti del genere non so-
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 713

no rari soprattutto in commenti a più mani. Mi sembra, però, che eri-


gere barriere mentre l’impero sta crollando sia un po’ patetico oltre
che improduttivo.
La conclusione di Mayer è perentoria e non ammette alternative:
«the lemma and the cross-reference (...) are still sound tools, both for
the commentator and for the reader. The experiment of dispensing
with them should be abandoned as counterproductive». Un ‘Diktat’
del genere appartiene ad altre epoche della storia degli studi: quanto a
me, che invidio Mayer per le sue incrollabili certezze, recensendo su
«Gnomon» il commento cantabrigense di Hutchinson, che procede
per lemmi, ne ho detto tutto il bene possibile e non ho mai tirato in
ballo né i limiti della lemmatizzazione né l’eccessiva brevità.

Elogio del commento e del commentatore

«Il commentatore è onestamente persuaso di camminare, se non


dentro, verso il cieco cuore universo; mentre ogni nostro laico procede-
re non sarebbe che accanto, attorno, lungo. Egli suppone che non im-
pervio sia codesto universo, ma infinitamente pervio, giacché ogni se-
gno è adito, a chi osa calarvisi. E questa fantasia lo eccita: da alcunché
di infimo, frigido e apolitico, inoltrarsi ai tepori dei precordi mediani,
agli ustionanti comizi centrali. E a questo modo, per quel che egli sup-
pone mappa labirintica del mondo, divagando, annotando sigle e inse-
gne sul suo corpo ricettivo, rotolandosi come dado e poi abbandonan-
dosi al vuoto, tentando di cogliere nell’attimo glorioso e filologico che
precede lo sfracellamento, il numero augurale, procede, sistematico e
paraforico, verso le fauci blese del minotauro centrale» (MANGANELLI
1969, p. 60).
Commentare è sempre una fatica utile e nel giudicare i commenti
non bisognerebbe mai perdere di vista le difficoltà che un commenta-
tore coscienzioso è costretto ad affrontare e gli anni dedicati a un la-
voro, che facilmente va incontro a critiche parziali e ingenerose. In
questi anni le sorti del mondo classico sono più che mai in pericolo e
molto dipenderà dal modo in cui verrà affidato alle nuove generazio-
ni, che da esso si sentiranno sempre più lontane. Compiere uno sfor-
zo per diminuire le distanze, avvicinando il passato al presente ed evi-
tando una netta frattura fra i pochi esperti e il mondo più ampio del-
la cultura e della scuola, sforzarsi di rileggere e di interpretare i classi-
714 Paideia LXVI (2011)

ci con una sensibilità che, se non ripudia l’antico, accetta anche quan-
to di valido c’è nel moderno e si sforza di percorrere vie diverse da
quelle abituali, tutto ciò non è, forse, una fatica vana.
Non me ne voglia, quindi, Mayer se giudico più costruttiva ed
equilibrata della sua la conclusione a cui giunge la Fantham: «each ge-
neration will need new commentaries and we must work to foster
new kinds of commentary to meet those needs» (FANTHAM 2002,
p. 419).

Università di Bari “Aldo Moro” PAOLO FEDELI


Dipartimento di Scienze dell’Antichità p.fedeli@ria.uniba.it
P. FEDELI, I dubbi e i ripensamenti di un commentatore 715

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