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Herz 2021 · 46:452–466 Carsten Skurk1,2 · Claudio Seppelt1,2 · Denitsa Meteeva1,2 · Markus Rheinthaler1,2 ·
https://doi.org/10.1007/s00059-021-05065-8 Ulf Landmesser1,2,3
Angenommen: 2. August 2021 1
Klinik für Kardiologie, Campus Benjamin Franklin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
Online publiziert: 31. August 2021 2
© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von DZHK Partner Site Berlin, Berlin, Deutschland
3
Springer Nature 2021 Berlin Institutes of Health (BIH), Berlin, Deutschland
Linksatrialer Vorhofohrverschluss
Aktuelle Daten und zukünftige
Entwicklungen
Einleitung ten ist die Voraussetzung eines perma- (Randomisierung im Verhältnis 2:1,
nenten Schutzes vor Thromboembolien Okkluder vs. OAK) untersucht haben
Vorhofflimmern (VHF) stellt die häufigs- gegenwärtig für einen relevanten Teil der (. Tab. 1).
te Herzrhythmusstörung dar und betrifft Patienten nicht erfüllt. Eine kürzlich publizierte patienten-
mehr als 50 Mio. Patienten weltweit [1]. Der perkutane linksatriale Vorhofohr- basierte Metaanalyse beider Studien
Die gegenwärtige Prävalenz der Erkran- verschluss stellt eine mögliche Alterna- umfasst einen mittleren Beobachtungs-
kung bei Erwachsenen wird auf 2–4 % ge- tive zur lebenslangen medikamentösen zeitraum von 5 Jahren nach Implantation
schätzt [2]. Eine Verdoppelung der Pati- Therapie mit (D)OAK dar und wird in und zeigt für den gemeinsamen End-
entenzahl wird aufgrund der höheren Le- Europa aktuell bei VHF-Patienten mit punkt aus Schlaganfall, systemischer
benserwartung der Gesamtbevölkerung hohem Schlaganfall- und Blutungsrisiko Embolie und kardiovaskulärem Tod ei-
sowie der erhöhten Inzidenz von Risi- angewandt. Die aktuellen Guidelines der ne Nichtunterlegenheit des LAAC mittels
kofaktoren für die Erkrankung bis 2050 European Society of Cardiology (ESC) WATCHMAN™-Device gegenüber der
erwartet [3]. Eine besonders gefürchtete empfehlen, den Einsatz der Methode in Antikoagulation mit Warfarin. Die Raten
Komplikation des VHF stellt das erheb- dieser Patientenpopulation bei Kontrain- für Schlaganfall und systemische Throm-
lich erhöhte Schlaganfallrisiko dar, was dikationen gegen eine langfristige Thera- boembolie waren in beiden Gruppen
mit einer vermehrten Thrombenbildung pie mit (D)OAK zu erwägen (Klasse IIb, vergleichbar (Hazard Ratio [HR]: 0,96;
im linken Vorhofohr („left atrial appen- Evidenzgrad B; [1]). Die Zulassung in den 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,60–1,54;
dage“, LAA) in Zusammenhang gebracht USA erfolgte als Alternative zur Therapie p = 0,87). Allerdings waren individuelle
wird. Die Rate von thromboembolischen mit Marcumar entsprechend der Daten- Unterschiede in den Komponenten des
Schlaganfällen bei Patienten mit nicht- lage. Die amerikanischen Guidelines ge- Endpunkts nachweisbar. Die Gesamt-
valvulärem VHF wird mit durchschnitt- ben aktuell keine Empfehlungen für die schlaganfallrate war in beiden Gruppen
lich 5 %/Jahr angegeben – dies entspricht Anwendung der LAA-Verschluss-Thera- nicht verschieden, ischämische Schlag-
der 2- bis 7-fachen Rate im Vergleich zu pie („LAA closure“, LAAC; [4]). anfälle und systemische Embolien traten
Patienten ohne VHF [4]. Die Verhinde- in der Okkludergruppe numerisch häu-
rung von thromboembolischen Ereignis- Linksatrialer Vorhofohr- figer auf; auffällig war eine signifikante
sen hat daher in der Therapie des VHF ei- verschluss – aktuelle Datenlage Reduktion hämorrhagischer Schlagan-
ne große Bedeutung. Die medikamentö- fälle nach Okkluderimplantation (HR:
se Therapie mit oralen Antikoagulanzien Randomisierte Daten 0,20; 95 %-KI: 0,07–0,56; p = 0,0022).
(OAK; Vitamin-K-Antagonisten [VKA]) Eine interessante Beobachtung stellt die
verringert das Schlaganfallrisiko um etwa PROTECT-AF und PREVAIL Reduktion von tödlichen bzw. schwe-
60 %. Die Einführung der direkten OAK (Warfarin vs. LAAC) ren Schlaganfällen in der LAAC-Grup-
(DOAK) in die klinische Routine führte Die PROTECT-AF- (n = 707 Patienten, pe dar (HR: 0,45; 95 %-KI: 0,21–0,94;
zu einer weiteren etwa 20%igen Redukti- NCT00129545; [6]) und die PREVAIL- p = 0,034). Weiterhin wurde eine Reduk-
on des Schlaganfallrisikos [5]. Aufgrund Studie (n = 407 Patienten, NCT01182441; tion der kardiovaskulären Sterblichkeit
der fehlenden Therapieadhärenz – in den [7]) waren 2 randomisierte, kontrol- (HR: 0,59; 95 %-KI: 0,37–0,49; p = 0,027)
randomisierten DOAK-Studien nahmen lierte Studien, die den katheterba- und der Gesamtmortalität (HR: 0,73;
nur noch 70–80 % der Patienten die Me- sierten Verschluss des LAA mittels 95 %-KI: 0,54–0,98; p = 0,035) in der
dikamente nach 2 Jahren ein – sowie WATCHMANTM-Device (Boston Sci- LAA-Okkluder-Gruppe beobachtet. Im
der Nebenwirkung von schweren Blutun- entific, Marlborough, MA, USA) im Hinblick auf die Sicherheit zeigten sich
gen insbesondere bei Hochrisikopatien- Vergleich zu einer OAK mit einem VKA insgesamt vergleichbare Blutungsraten
(HR: 0,91; 95 %-KI: 0,64–1,29; p = 0,6), von signifikanten Blutungen [5] – sind p = 0,004 für Nichtunterlegenheit). Es
während diese nach Ausschluss der pro- weitere randomisierte Studien zum Ver- wurden keine signifikanten Unterschie-
zedurinduzierten Ereignisse nach LAAC gleich von LAAC und DOAK-Therapie de in den Komponenten des Endpunkts
signifikant seltener auftraten (HR: 0,48; dringend notwendig. beobachtet:
95 %-KI: 0,32–0,71; p = 0,0003). Zusam- 4 Schlaganfall/TIA (sHR: 1,00; 95 %-
menfassend weisen die randomisierten PRAGUE-17-Studie (DOAC vs. KI: 0,40–2,51),
Studien auf eine mögliche Nichtun- LAAC) 4 klinisch signifikante Blutung (sHR:
terlegenheit des LAAC in der Effekti- Die multizentrische, prospektive, rando- 0,81; 95 %-KI: 0,44–1,52),
vität der Schlaganfallprophylaxe nach misierte PRAGUE-17-Studie 4 kardiovaskulärer Tod (sHR: 0,75;
5 Jahren Beobachtungszeit bei Pati- (NCT02426944) untersuchte erstmals 95 %-KI: 0,34–1,62).
enten ohne Kontraindikation für eine die Effektivität und Sicherheit des LAAC
OAK-Therapie, verglichen mit Warfarin, im Vergleich mit einer DOAK-The- Periinterventionelle Komplikationen tra-
hin. Erwähnenswert ist das postinter- rapie (95,5 % der Patienten erhielten ten mit einer Häufigkeit von 4,8 % nach
ventionelle antithrombotische Regime Apixaban) bei n = 402 Hochrisikopati- LAAC auf, hiervon 2,1 % innerhalb von
(. Tab. 1), welches in der klinischen enten mit VHF (CHA2DS2-VASc-Score: 7 Tagen (inkl. 1 Todesfall aufgrund einer
Routine in Europa derzeit kaum mehr 4,7 ± 1,5, HAS-BLED-Score: 3,0 ± 0,9; Leistenblutung und eines Herzinfarkts)
eingesetzt wird. Als eine Limitation der [8]). Der primäre Endpunkt, bestehend sowie 2,5 % innerhalb von 104 ± 57 Tagen
oben genannten Studien ist die im Ver- aus Schlaganfall/transitorischer ischämi- (inkl. 1 Device-assoziierte Perikardtam-
gleich zu den randomisierten DOAK- scher Attacke (TIA), klinisch signifikan- ponade).
Studien deutlich geringere Anzahl an ter Blutung (ISTH[International Society Diese Studienergebnisse zeigen erst-
untersuchten Patienten zu erwähnen. on Thrombosis and Haemostasis]-Defi- mals eine mögliche Nichtunterlegenheit
Mit der breiten klinischen Anwendung nition) und kardiovaskulärer Mortalität, des perkutanen LAAC gegenüber einer
der DOAK bei VHF-Patienten und deren wurde nach einer medianen Beobach- medikamentösen Therapie mit DOAK
besserem Nutzen-Risiko-Profil – DOAK tungszeit von 19,9 Monaten mit 10,99 % im Hinblick auf VHF-assoziierte kar-
führen zu einer etwa 50 %igen Redukti- in der LAAC-Gruppe und 13,42 % in der diovaskuläre, neurologische und Blu-
on von hämorrhagischen Schlaganfällen medikamentös behandelten Versuchs- tungsereignisse bei Hochrisikopatienten
und zeigen einen 10 %igen Mortalitäts- gruppe erreicht (sHR [„subdistribution mit VHF und unterstützen die LAAC als
nutzen bei weiterhin erhöhtem Risiko HR“]: 0,84; 95 %-KI: 0,53–1,31; p < 0,44; eine mögliche Alternative zur DOAK-
KI: 0,38–0,74; p < 0,0002) beobachtet Hochrisikopatienten erfassen. Eine Zu- LAAC vs. DOAC – Propensity-
wurden. sammenfassung der Daten findet sich in matched-Analysen
. Tab. 2. In einer Propensity-matched-Analy-
Daten zum LAAC aus großen Zusammenfassend zeigte sich in bei- se (CHA2DS2-VASc- und HAS-BLED-
internationalen Registern den aktuellen Registern eine sehr hohe Scores) der LAAC-Patienten des Amulet-
Implantationserfolgsrate und ein im Registers (n = 1078) mit medikamentös
EWOLUTION und Global Amulet Vergleich zu den initialen Studien nied- therapierten Patienten (DOAK) aus Dä-
Study rigeres Risiko für das Auftreten peripro- nemark (n = 1184; [15]) zeigte sich nach
Weitere Daten im Hinblick auf die prak- zeduraler Komplikationen (. Abb. 1). 2 Jahren Beobachtungszeit ein signifi-
tische Anwendung der katheterbasierten Aktuell rekrutierende Registerstudien kant verringertes Risiko des Auftretens
LAAC-Technologie sind hilfreich, um wie die französische Post-Market-Studie des gemeinsamen Endpunkts (Schlag-
die periprozeduralen und die klinischen FLAAC-2 (NCT03434015) mit 1020 Pa- anfall, schwere Blutung oder Tod; HR:
Ergebnisse im Alltag besser einzuord- tienten werden diese Daten insbesondere 0,57; 95 %-KI: 0,49–0,67). Das Risiko für
nen. Die zunehmende Erfahrung mit der im Hinblick auf die postinterventionelle einen ischämischen Schlaganfall war in
Implantationstechnologie verschiedener antithrombotische Therapie vervollstän- beiden Gruppen vergleichbar (HR: 1,11;
LAA-Okkluder-Systeme und deren steti- digen. Weitere Daten sind vom Follow- 95 %-KI: 0,71–1,75), Schwere Blutungen
ge Weiterentwicklung spiegeln sich auch up des Left Atrial Appendage Register (HR: 0,62; 95 %-KI: 0,49–0,79) und die
in den aktuellen, multizentrischen, pro- Germany (LAARGE; [14]) zu erwarten Gesamtmortalität (HR: 0,53; 95 %-KI:
spektiven Registerdaten (EWOLUTION- (. Tab. 2). 0,43–0,64) traten nach LAAC signifi-
Register [12] und Global Amulet Study kant seltener auf. Diese Registerdaten
[13]) wider, die den klinischen Rou- weisen zusammen mit den Ergebnissen
tineeinsatz der Okkludersysteme bei der PRAGUE-17-Studie darauf hin, dass
Abb. 1 9 Periprozedura-
Anzahl der periprozeduralen Ereignisse
le Sicherheit der LAA(„left
12 atrial appendage“)-Implan-
tation: Die periprozedura-
9,9% 2013 2014 2015 2016
10 le Sicherheit des LAA-Ver-
schlusses („LAA closure“,
LAAC) hat sich mit der Wei-
8
terentwicklung der Implan-
tationstechnik und der Un-
6 tersuchererfahrung in den
4,8%
4,1% 4,2% letzten Jahren verbessert.
3,8% Dargestellt sind die schwer-
4 3,2%
2,8% wiegenden unerwünsch-
ten Ereignisse innerhalb
2
von 7 Tagen nach LAAC,
bestehend aus vaskulären
0 Komplikationen, Perikard-
1 2 3 4
PREVAIL 5 6
PROTECT-AF CAP CAP 2 EWOLUTION AMULET erguss, Perikardtampona-
n = 232 n = 231 n = 566 n = 269 n = 579 n = 1030 n = 1088 de, ischämischem Schlag-
anfall und Device-Emboli-
sation
der LAAC eine ähnliche Effektivität hin- PDL größer als 5 mm, wobei diesbezüg- 14 % > 2 Jahre) sowie erhöhter Mortalität
sichtlich der Schlaganfallprävention bei lich keine klare Datenlage existiert. (20 % > 2 Jahre) vergesellschaftet. Eine
verringertem Risiko für schwere Blu- In einer Analyse von 1739 Patien- DRT-Resolution war im Follow-up in
tungen im Vergleich zu einer DOAK- ten nach WATCHMANTM-Implantation 80 % der Fälle nachweisbar. Das Auftre-
Therapie in dieser Hochrisikokohorte zeigte sich eine DRT-Rate von 3,75 % ten der Thromben war interessanterweise
haben könnte. Entsprechende prospekti- mit einem Nachweis von 0,8 % inner- unabhängig von der Okkluderimplanta-
ve Studien wie die CLOSURE-AF-Studie halb von 45 Tagen (unter Warfarin und tion und der antithrombotischen Medi-
in Deutschland sind unterwegs (siehe Acetylsalicylsäure [ASS]), von 1,7 % in- kation. Aus diesen und anderen Daten
unten). nerhalb von 6 Monaten (unter DAPT) bleibt bisher unklar, ob der DRT die
und von 1,8 % nach 12 Monaten (un- Ursache von ischämischen Ereignissen
Device-assoziierte Thromben ter ASS; [31]). Schlaganfall/TIA in der oder einen allgemeinen Marker erhöhter
(DRT) und PDL („peri-device leaks“) Anamnese, periphere arterielle Ver- Thrombogenität der Patienten darstellt.
schlusskrankheit (pAVK) oder koronare Die dargestellten Daten zeigen die
DRT und PDL können bei einem Teil Herzkrankheit (KHK), hoher CHA2DS2- Wichtigkeit einheitlicher Follow-up-
der Patienten auch im Langzeitverlauf VASc-Score, eingeschränkte linksven- Untersuchungen mittels TEE oder Com-
nach LAAC auftreten. Ihre Relevanz trikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) und putertomographie (CT; auch über 3 Mo-
bezüglich der Effektivität der Therapie nichtparoxysmales VHF sowie die LAA- nate hinaus) auf, um die Langzeitaus-
bzw. der Notwendigkeit und Länge einer Größe wurden als Prädiktoren für das wirkungen von DRT und PDL wie auch
erneuten Antikoagulationstherapie ist Auftreten eines DRT identifiziert. Der entsprechende therapeutische Interven-
bisher unvollständig untersucht. DRT Nachweis eines DRT war mit einem tionen besser zu charakterisieren.
sind in einer Häufigkeit von 1,6–16 % erhöhten Risiko für das Auftreten ei-
beschrieben [28–30]. In der PROTECT- nes Schlaganfalls assoziiert [31]. Im Linksatrialer Vorhofohr-
AF-Studie wurden alle Okkluderpatien- multinationalen EURO-DRT-Register verschluss – aktuelle
ten mittels transösophagealer Echokar- wurden 156 Patienten mit einem nach- Entwicklungen
diographie (TEE) 3, 6 und 12 Monate gewiesenen DRT charakterisiert sowie
nachverfolgt. Ein DRT wurde bei 3,4 % die klinischen Ereignisse und der Thera- Aktuell mögliche Indikationen
der Patienten diagnostiziert, von denen 2 pieerfolg im Verlauf dokumentiert [32].
einen Schlaganfall erlitten (Ereignisrate: Mehr als 80 % der Thromben wurden Die aktuell möglichen Indikationen zum
0,17/100 Patientenjahre). PDL (aller- innerhalb von 3 Monaten diagnostiziert, LAAC sind in Anlehnung an die Emp-
dings meist < 5 mm) traten mit einer während eine späte Thrombendetektion fehlungen aus einem europäischen Kon-
Häufigkeit von 32 % auf; es konnte keine (20 %, medianes Follow-up: 300 Tage) sensusdokument in . Abb. 2 zusammen-
signifikante Beziehung zwischen dem nicht selten war und die Notwendigkeit gefasst [16]:
Auftreten oder der Größe der PDL und einer engen Kontrolle der Patienten mit 4 Die Standardtherapie zur Schlag-
klinischen Ereignissen nachgewiesen DRT-Risiko über eine längere Zeit un- anfallprophylaxe für Patienten mit
werden. Aktuell besteht die Empfehlung terstreicht. Das Auftreten eines DRT war nichtvalvulärem VHF und einem
zur erneuten Antikoagulation für ein mit einem schlechteren klinischen Out- CHA2DS2-VASc-Score ≥ 2 (≥ 3 bei
come (10 % Schlaganfall/TIA > 1 Jahr, Frauen) besteht in einer (D)OAK-
(D)OAK-Therapie
Individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung
(D)OAK vs. LAAC
(D)OAK-
Therapie LAAC
Abb. 2 8 Entscheidungsbaum zur Indikationsstellung für den Verschluss des linken Vorhofohrs („left atrial appendage clos-
ure“, LAAC) entsprechend einem EAPCI(European Association of Percutaneous Cardiovascular Interventions)/EHRA(European
Heart Rhythm Association)-Positionsdokument [16]: Patienten mit einer Indikation zur oralen Antikoagulation (CHA2DS2-
tex \akronymstartVAStex \akronymendc-Score ≥ 2 [≥ 3 bei Frauen]) ohne erhöhtes Blutungsrisiko sollten aufgrund der gu-
ten Datenlage sowie der extensiven klinischen Erfahrung mit (direkten) oralen Antikoagulanzien ([D]OAK) therapiert werden.
Der LAAC sollte bei diesen Patienten aktuell nicht als eine gleichwertige Therapie empfohlen werden. Aufgrund der Daten der
PROTECT-AF- und der PREVAIL-Studie kann ein LAACeine Therapiealternative bei solchen Patienten sein, die trotz ausführli-
cher Aufklärung eine DOAK-Therapie ablehnen. Bei Patienten mit einer Kontraindikation (KI) für eine (D)OAK-Therapie (Risiko
für schwere/lebensbedrohliche Blutung, z. B. intraspinal/zerebral [vaskuläre Malformation, Amyloidangiopathie], gastroin-
testinale Angiodysplasien), ist ein LAACeine mögliche Option zur Schlaganfallprävention. Bei Patienten mit einem erhöhten
Blutungsrisiko sollte ein LAACerst nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung gegenüber eine (D)OAK-Therapie durchge-
führt werden (VHF Vorhofflimmern)
Therapie [1]. In dieser Patientengrup- bozytenaggregationshemmung an. bereichen untersuchen, sind in . Abb. 3
pe sollte ein LAAC nur dann erwogen Registerdaten weisen auf einen Nut- zusammengefasst.
werden, wenn die Patienten trotz aus- zen eines LAAC für Patienten nach
führlicher Aufklärung eine (D)OAK- intrazerebraler und bei Z. n. gastro- LAAC bei Hochrisikopatienten
Therapie ausdrücklich ablehnen. intestinaler Blutung, deren Ursachen Die oben aufgeführten randomisier-
4 Bei VHF-Patienten mit einem nicht behoben werden können, hin. ten Daten des LAAC wurden in einer
CHA2DS2-VASc-Score ≥ 2 (≥ 3 bei 4 Bei Patienten mit einer Indikation zur kleinen Patientenpopulation mit hohem
Frauen) mit einer Kontraindikation Schlaganfallprophylaxe mit fehlender Schlaganfallrisiko erhoben, die entweder
für eine Langzeitantikoagulation Compliance für eine medikamentöse für eine Langzeittherapie mit Marcumar
besteht eine mögliche Indikation für Therapie (entweder Einnahme nicht (PROTECT-AF, PREVAIL) oder mit
einen LAAC zur Schlaganfallpro- möglich oder nicht gewollt) kann DOAK (PRAGUE-17) geeignet waren.
phylaxe mit einer minimalen (2- bis nach ausführlicher Aufklärung und Die laufende CLOSURE-AF-Studie
4-wöchigen) singulären antithrom- weiterhin fehlender OAK-Therapie (NCT03463317), unterstützt vom Deut-
bozytären Therapie. ein LAAC erwogen werden. schen Zentrum für Herz- und Kreislauf-
4 VHF-Patienten mit einer Indikation forschung (DZHK) in Zusammenarbeit
zur Schlaganfallprophylaxe und ei- Aktuelle Studien mit dem Kompetenznetz Vorhofflim-
nem erhöhten Blutungsrisiko sollten mern e. V. (Atrial Fibrillation Network,
nur nach einer individuellen Risiko- Aktuell laufenden Studien, die die LAA- AFNET), vergleicht die Therapieoption
Nutzen-Abwägung mit einem LAAC Okkluder untereinander bzw. randomi- des LAAC mit einer Best-Medical-Care-
versorgt werden. Entsprechend dem siert mit einer optimalen medikamentö- Gruppe in einer Hochrisikopopulation,
Blutungsrisiko schließt sich an die sen Therapie mit DOAK bei VHF-Pati- die ein erhöhtes Blutungsrisiko unter
LAA-Okkluder-Implantation eine enten mit hohem bzw. niedrigem Blu- einer (D)OAK-Therapie hat (. Tab. 3).
3- bis 6-monatige duale Throm- tungsrisiko und in neuen Indikations- In der Best-Medical-Care-Gruppe wird
Amulet-IDE CLOSURE-AF
Abb. 3 8 Aktuelle randomisierte Studien und potenzielle zukünftige Indikationen für den Verschluss des linken Vorhofohrs
(„left atrial appendage closure“, LAAC). Die aktuellen ESC(European Society of Cardiology)-Guidelines [1] erwähnen den per-
kutanen LAAC für Patienten, die nicht für eine Langzeittherapie mit (direkten) oralen Antikoagulanzien ([D]OAK) geeignet
sind. Aufgrund der verbesserten periprozeduralen Sicherheit der Methode und der positiven Ergebnisse u. a. der prospekti-
ven Register sowie der PRAGUE-17-Studie werden die bestehende Indikation sowie die Auswertung der Indikationsstellung
aufandere Patientengruppenaktuell intensivwissenschaftlichuntersucht.Die Amulet-IDE-Studie wirdanPatientendurchge-
führt, welche für eine OAK-Therapie geeignet sind, wird aber als erste Studie des direkten Vergleichs der gängigsten Okkluder-
systeme auch relevante Daten für andere Indikationsgruppen liefern (VHF Vorhofflimmern, GFR glomeruläre Filtrationsrate,
LAAI „left atrial appendage isolation“)
entsprechend dem Risiko der Patien- LAAC bei Niedrigrisikopatienten heitsendpunkt (schwere Blutungen) auf
ten eine Therapie mit DOAK, soweit Aufgrund der beschriebenen Datenlage, Nichtunterlegenheit untersucht.
aus medizinischen Gründen möglich, der Verbesserung des Sicherheitsprofils Die prospektive, randomisierte globa-
durchgeführt. Als primärer Endpunkt der Intervention (. Abb. 1) sowie einer le CATALYST-Studie (NCT04226547)
ist die Kombination aus dem Auftreten möglichen Effektivität der LAAC-The- evaluiert die Sicherheit und Effektivität
von Schlaganfall/TIA/Thromboembolie rapie werden neue Indikationsfelder ge- des AmuletTM-LAA-Okkluders (Abbott
und einer schweren Blutung (BARC prüft, wie bei Patienten mit niedrigem Vascular, Santa Clara, CA, USA), ver-
[Bleeding Academic Research Consor- Blutungsrisiko oder nach PVI. Hinter- glichen mit einer DOAK-Therapie, bei
tium] ≥ 3) sowie der kardiovaskulären grund ist, dass die LAA-Okkluder-The- Patienten mit nichtvalvulärem VHF, wel-
Mortalität definiert. Es sollen mehr als rapie nicht von der Adhärenz der Pa- che für eine Langzeittherapie mit einem
1000 Patienten 1:1 in den LAA-Okklu- tienten abhängt, welche Voraussetzung DOAK geeignet sind. Die Patienten wer-
der- bzw. den Best-Medical-Care-Arm für die Effektivität der medikamentösen den 1:1 in die AmuletTM-LAA-Device-
randomisiert werden. Diese deutsche Schlaganfallprävention ist. Gruppe und eine DOAK-„Kontrollgrup-
Studie zur LAAC-Therapie wird wichti- Die CHAMPION-AF-Studie (NCT pe“ randomisiert. Es sollen insgesamt
ge Daten zum Stellenwert der Therapie 04394546) untersucht, ob der LAAC 2650 Patienten (CHA2DS2-VASc-Score
in dieser Patientenpopulation liefern. mittels WATCHMAN-FLXTM-Okkluder ≥ 3) eingeschlossen werden, aktuell sind
Die COMPARE-LAAO-Studie (NCT eine Alternative zur medikamentösen bereits mehr als 300 Patienten einge-
04676880) in den Niederlanden un- Therapie mit DOAK bei VHF-Patienten schlossen. Der primäre Endpunkt der
tersucht VHF-Patienten, die gar nicht und Indikation zur oralen Antikoagu- Studie besteht aus 3 Komponenten:
mit OAK therapiert werden können. In lation (n = 3000 Patienten, CHA2DS2- 4 Kombination aus ischämischem
dieser Studie wird die Hypothese einer VASc-Score ≥ 2, Beobachtungszeitraum: Schlaganfall, systemischer Embolie,
Überlegenheit des LAAC gegen eine 5 Jahre) darstellt. Es werden ein pri- kardiovaskulärer Mortalität (2 Jahre,
antithrombozytäre Therapie bei 609 Pa- märer Effektivitätsendpunkt (Schlag- Nichtunterlegenheit);
tienten (Randomisierung 2:1, AmuletTM anfall, Embolie, kardiovaskulärer Tod 4 schwere Blutungen und klinisch re-
oder WATCHMANTM FLX vs. ASS) nach 3 Jahren) und ein primärer Sicher- levante, nicht schwere Blutungen mit
getestet.
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Tab. 3 (Fortsetzung)
Studie Patientenzahl Haupt-Einschlusskriterien Haupt-Ausschlusskriterien Primärer Endpunkt
(Randomisie-
rung)
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CATALYST 2650 (1:1) Patienten mit nichtvalvulärem VHF mit einem CHA2DS2-VASc- Indikation für (D)OAK-Therapie für 1) Nichtunterlegenheit des kombinierten Endpunkts aus
Score ≥ 3 andere Diagnosen ischämischem Schlaganfall, systemischer Embolie und kar-
Schwerpunkt
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Schwerpunkt
Ausnahme von prozedurassoziierten von Schlaganfällen, schweren Blutungen Initiierung und Aufrechterhaltung von
Blutungen (2 Jahre, Überlegenheit); und kardiovaskulärer Mortalität nach VHF angesehen wird. In Abhängigkeit
4 Kombination aus ischämischem 2 Jahren, weiterhin ist eine Langzeitbe- von der Intensität der Ablation ist diese
Schlaganfall und systemischer Embo- obachtung bis zu 10 Jahren geplant. Diese Prozedur mit einem erhöhten throm-
lie (3 Jahre, Nichtunterlegenheit). randomisierten Studien werden leitlini- boembolischen Risiko trotz (D)OAK
enrelevante Daten für das therapeutische assoziiert. Von 50 Patienten zeigten
LAAC nach intrazerebraler Blutung Management von VHF-Patienten nach 21 % bei der TEE-Folgeuntersuchung
Patienten nach einer intrazerebralen Blu- ICB generieren. Thromben im LAA. Im Kontrast hier-
tung (ICB) wurden nicht in die bisheri- zu waren bei 50 Kontrollpatienten, die
gen randomisierten DOAK- und LAAC- LAAC nach Pulmonalvenen- eine Ablation, aber keine LAAI („LAA
Studien eingeschlossen. Die LAAC- isolation isolation“) erhielten, keine Thromben
Register zeigen, dass einige Patienten Die PVI reduziert effektiv Symptome und keine Schlaganfälle nachweisbar
post-ICB einen LAAC erhalten. In ei- des VHF. Die aktuellen ACC(American [19]. Diese initialen Daten konnten in
nem nordeuropäischen Register wurden College of Cardiology)/AHA(American Folgeuntersuchungen bestätigt werden
151 Patienten mit Z. n. ICB und LAAC Heart Association)/HRS(Heart Rhythm [20, 21], sodass eine LAA-Okklusion bei
(mittels AMPLATZERTM-Device) mit Society)- [4] und ESC-Guidelines [1] diesen Patienten als besonders geeignet
nach Schlaganfall- und Blutungsrisi- empfehlen die Weiterführung der OAK- angesehen wird, das Schlaganfallrisiko
ko „gematchten“ Patienten ohne LAAC Therapie nach Katheterablation für VHF- zu senken.
(n = 151 aus einer Gesamtkohorte mit Patienten mit hohem Schlaganfallri-
n = 787 Patienten) verglichen. Patienten siko. Die prospektive, randomisierte LAAC bei Niereninsuffizienz
mit LAAC zeigten nach einer mittleren OPTION-Studie (NCT03795298) unter- Die weltweite Prävalenz der chronischen
Beobachtungsperiode von einem halben sucht, obderLAACmittels WATCHMAN Niereninsuffizienz im Stadium 3 bis 5
Jahr eine signifikant geringere Mortalität FLX™ eine Alternative zur OAK-Therapie beträgt 10,6 % [22]. In Deutschland gibt
(HR: 0,11; 95 %-KI: 0,03–0,51), weniger bei Patienten mit Z. n. PVI (CHA2DS2- es etwa 9 Mio. Menschen mit einer chro-
schwere Blutungsraten (HR: 0,28; 95 %- VASc-Score ≥ 2) darstellt. Es sollen nischen Nierenerkrankung [23], wobei
KI: 0,09–0,85), weniger ICB-Rezidive 1600 Patienten mit geplanter PVI zum etwa 80.000 dialysepflichtig sind. Eine
(HR: 0,1; 95 %-KI: 0,01–0,81) wie auch LAAC bzw. zu einer OAK-Therapie ran- bestehende eingeschränkte Nierenfunk-
einen geringeren kombinierten End- domisiert werden. Der primäre Effek- tion ist ein relevanter, prädiktiver Faktor
punkt (HR: 0,16; 95 %-KI: 0,07–0,37), tivitätsendpunkt (Nichtunterlegenheit) für das Auftreten von Schlaganfällen.
während das Risiko für ischämische untersucht das Auftreten von ischämi- Patienten mit sowohl VHF als auch
Schlaganfälle ebenfalls reduziert war schen Schlaganfällen/Thromboembolien Niereninsuffizienz haben ein erhöhtes
(HR: 0,21; 95 %-KI: 0,05–1,0). Im Ver- und der Gesamtmortalität nach 3 Jah- Embolie- und Blutungsrisiko gegenüber
gleichvonLAAC-(n = 103)mit(D)OAK- ren Beobachtungszeit. Als primärer Si- Patienten mit intakter Nierenfunktion
Patienten (n = 103) zeigte sich in der Ana- cherheitsendpunkt (Überlegenheit) sind [24]. Patienten mit einer glomerulären
lyse des gemeinsamen Endpunkts ein die nichtprozeduralen schweren Blu- Filtrationsrate (GFR) von weniger als
signifikanter Vorteil für die LAAC-The- tungen nach 3 Jahren definiert. Nach 15 ml/min/1,73 m2 wurden bisher nicht
rapie (HR: 0,26; 95 %-KI: 0,09–0,80) mit WATCHMANTM-Implantation werden ausreichend in prospektiven klinischen
numerischen Vorteilen in den einzelnen die Patienten für 3 Monate mit DOAK Studien zur Thromboembolieprophylaxe
Endpunktkomponenten. und 12 bis 24 Monate lang mit Ace- bei VHF untersucht [9, 25, 26].
Aufgrund dieser Registerdaten wird tylsalicylsäure (ASS) therapiert, danach Die Therapieentscheidung zur Schlag-
diese Indikation jetzt in mehreren ran- ist keine antithrombotische Therapie im anfallprävention bei diesen Patienten
domisierten Studien untersucht. Aktu- Interventionsarm mehr notwendig. (GFR < 15 ml/min/1,73 m2) mit VHF ist
ell rekrutiert die CLEARANCE-Studie immer noch als individueller Heilversuch
(NCT04298723) mit geplant 550 Pa- LAAC nach LAA-Isolation zu bewerten. Die DOAK-Therapie ist bei
tienten, (1:1-Randomisierung LAAC Die Isolation der Pulmonalvenen ist als terminaler Niereninsuffizienz nicht in
vs. DOAK; . Tab. 3). Die in Skandina- effektive Therapiestrategie bei Patienten randomisierten Studien untersucht, und
vien laufende STROKECLOSE-Studie mit paroxysmalem/„short-persistent“ Dabigatran (welches überwiegend renal
(NCT02830152) untersucht die Nutzen- VHF etabliert [1]. Ein stabiler Sinus- eliminiert wird) ist bei diesen Patienten
Risiko-Relation des LAAC bei 750 Pa- rhythmus kann bei einigen Patienten kontraindiziert. Die OAK-Therapie mit
tienten (AMPLATZERTM-Device, 2:1- mit paroxysmalem und bei vielen Pati- Marcumar wird in Einzelfällen durch-
Randomisierung) mit einer ICB in- enten mit persistierendem VHF jedoch geführt.
nerhalb der letzten 6 Monate und ei- nicht allein durch eine PVI erreicht Eine alternative Thromboembolie-
nem CHA2DS2-VASc-Score von 2 oder werden [17]. Eine aktuell untersuchte prophylaxe mittels Okkluder wäre somit
mehr im Vergleich zur „best medical adjuvante Therapiestrategie besteht in gerade bei diesen Hochrisikopatienten
care“. Der kombinierte Endpunkt von der Isolation des LAA [18], welches als wünschenswert. Im multizentrischen
STROKECLOSE besteht im Auftreten möglicher zusätzlicher Trigger für die AMPLATZER-Cardiac-Plug-Register
WATCHMANTM
WA
WATCHMAN WaveCrest® AMPLATZERTM LAmbreTM LARIATTM
ATCHMAN FLXTM
WATCHMAN
W
WA AmuletTM Cardia
[27] wurden auch Patienten mit chro- Vergleich mit einer konservativen me- vergleicht das AMPLATZERTM- mit
nischer Niereninsuffizienz aller Stadien dikamentösen Therapie im Hinblick auf dem WATCHMANTM-LAAC-Device
eingeschlossen, wobei allerdings nur den kombinierten Endpunkt aus Schlag- bei 1578 Patienten mit VHF (CHA2DS2-
19 Patienten eine terminale Nierenin- anfall, Embolie, Mortalität und schwerer VASc-Score ≥ 3) über einen Beobach-
suffizienz aufwiesen. Die periprozedurale Blutung testen. tungszeit von 5 Jahren (Nichtunterlegen-
Sicherheit bei Patienten mit einer GFR heit). Erste Daten werden auf dem ESC-
von mehr als 30 ml/min/1,73 m2 war LAAC: Vergleich verschiedener Kongress 2021 erwartet. Ein randomi-
nicht von denen mit einer GFR von LAA-Okkluder-Systeme sierter Vergleich des LAmbre™-Device
weniger als 30 ml/min/1,73 m2 verschie- Randomisierte Daten zum Einsatz des (Lifetech, Shenzhen, China) mit dem
den. Verglichen mit dem erwarteten/ LAAC im Vergleich zu VKA liegen bis- WATCHMANTM-Okkluder ist geplant.
errechneten thromboembolischen Risi- her nur für das WATCHMANTM-Device
ko anhand des CHA2DS2-VASc-Scores, vor. Im Rahmen der US-Marktzulassung Linksatrialer Vorhofohr-
war nach LAAC eine 62 %ige Risiko- werden Vergleichsstudien neuer Devices verschluss – prozedurale
reduktion für einen Schlaganfall nach gegen den WATCHMANTM-Okkluder Fortschritte
mehr als 1 Jahr zu beobachten (was al- durchgeführt, um deren Effektivität und
lerdings eben bisher nicht randomisiert Sicherheit für die FDA(Food and Drug Devices zum katheterbasierten
untersucht wurde; [27]). Diese Ergeb- Administration)-Zulassung nachzuwei- LAAC
nisse konnten in einer weiteren kleinen sen. Bisher ist nicht geklärt, inwieweit
Beobachtungsstudie bestätigt werden verschiedene Devices für bestimmte Die aktuell verfügbaren katheterbasier-
[28]. Insgesamt sind die Daten für VHF- Morphologien des Vorhofohrs bevorzugt ten LAA-Okkluder sind in . Abb. 4 dar-
Patienten mit terminaler Niereninsuf- werden sollten bzw. ob Unterschiede in gestellt.
fizienz hinsichtlich der Sicherheit und der Effektivität/Sicherheit zwischen den
Effektivität des LAAC ermutigend, aber Devices bestehen [14]. Die zu erwar- Präprozedurale Planung und
bei Weitem nicht ausreichend. Die inter- tenden Daten werden auch klären, ob periprozedurales Imaging
nationale randomisierte LAA-Kidney- Unterschiede im Auftreten von DRT
Studie wird den LAAC bei 400 Patien- oder PDL bzw. in der periprozedura- Die Anatomie des LAA besitzt eine große
ten mit Niereninsuffizienz (geschätzte len Sicherheit nachweisbar sind. Die Variabilität, daher ist eine optimale Bild-
GFR [eGFR] < 15 ml/min/1,73 m2) im Amulet-IDE-Studie (NCT02879448) gebung wichtig, um die korrekte Okklu-
a b
c d
Abb. 5 8 Darstellung von Thrombenmaterial im linken Vorhofohr („left atrial appendage“, LAA) in verschiedenen Bildmo-
dalitäten: a Ein flottierender Thrombus kann mittels TOE(X-Plane) dargestellt werden. Als Alternative erlangt die kardiale
Computertomographie-Angiographie (CCTA) zunehmende Bedeutung. Das Thrombenmaterial (Sternchen) kann gut im LAA
lokalisiert werden. Weitere Vorteile der CCTAbestehen in der guten Darstellung umgebender Strukturen in der dreidimen-
sionalen (3-D) Rekonstruktion (c), in der mittels Software teilautomatisierten Ausmessung der Größenverhältnisse (d) sowie
z. B. in der Darstellung von PDL („peri-device leaks“) und Device-assoziierten Thromben („device related thrombus“, DRT) im
Follow-up nach LAA-Verschluss
dergröße bzw. das richtige Device für die (. Abb. 5). Auch eine Langzeitbeobach- in komplexen Anatomien in speziellen
entsprechende Anatomie zu wählen und tung der Patienten ist mittels CCTA zur Fällen erfolgen [31, 33].
die Prozedur entsprechend gut zu planen. Beurteilung von DRT und PDL nützlich Weitere Ansätze bestehen in einer
Aktuell gilt die zweidimensionale (2-D) [30]. Erste randomisierte Single-center- softwaregesteuerten Lösung. Die CT-
TEE als Goldstandard für die Größen- Pilotdaten weisen auf mögliche Vorteile Daten werden analysiert, und die De-
messungen für den LAA-Verschluss, u. a. der CT-gestützten präprozeduralen Pla- vice-Größe wird mittels AI(„artificial in-
weil sie auch ubiquitär mit entsprechen- nung hin [31]. Kürzlich publizierte Ex- telligence“)-Algorithmen unter Berück-
der Erfahrung anwendbar ist. Größere pertenempfehlungen für standardisierte sichtigung von Patienten- (Anatomie,
LAA-Diameter werden mit der 3-D-TEE CCTA-Untersuchungen für den LAAC Zugangsweg) und Device-Charakteristi-
gemessen [29]. [32] werden die Verbreitung und die Ad- ka (Struktur, Konformität, Kompression)
Die kardiale CT-Angiographie (CCTA) option der Methode weiter unterstützen. simuliert. So kann der Untersucher in
besitzt im Hinblick auf die räumliche Eine ausführliche präprozedurale Pla- den entsprechenden Röntgenebenen wie
Auflösung eine detaillierte 3-D-Cha- nung mit exakter Darstellung der LAA- in der Herzkatheteruntersuchung die Im-
rakterisierung der LAA-Anatomie. Die Anatomie (Landing-Zone, Device-Posi- plantation und deren Ergebnis im Prinzip
präprozedurale CT-Untersuchung kann tion) kann sehr wahrscheinlich helfen, vorwegnehmen. Dieser Ansatz der 3-D-
helfen, eine komplexe LAA-Anatomie die Komplikationsrate zu reduzieren, in-silico-Simulation mittels Software
besser zu definieren (Device: Selektion/ Prozedurzeiten zu verkürzen, Strahlen- (FEops HEARTguide™) wird aktuell in
Größe – 3-D-MPR[multiplanare Re- exposition und Kontrastmittelverbrauch der randomisierten PRECISE-LAAO-
formatierung]-Imaging), Thromben im zu reduzieren und optimale Okklusi- Studie (NCT04640051; [34]) europaweit
LAA auszuschließen („dual enhanced onsergebnisse zu erzielen. Anhand des an 100 Patienten getestet. Das Ziel ist
scan“), die transseptale Punktion zu pla- CT- oder TEE-Datensatzes kann mittels es, die Evaluation einer verbesserten
nen („3-D volume rendering“) sowie 3-D-Druck eine vorherige Auswahl des präprozeduralen Planung im Hinblick
die Beziehungen des LAA zu benach- am besten für die spezifische Anatomie auf prozedurale Outcomes nach LAAC
barten Strukturen besser einzuschätzen geeigneten Devices sowie seiner Größe
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