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Quelle: Vorlesung (sieht OLAT)

| Studentische Zusammenfassung | Goethe-Universität Frankfurt am Main | Basiskurs: Wirtschaftsethik |


Corporate Social Responsibility I – Grundlagen
1. Verantwortungskonzept

- Zum Einstieg ein Witz:


o Der Chef zum Mitarbeiter: „Ich habe entschieden, Ihnen mehr Verantwortung zu
übertragen. Von heute an sind Sie für alles Verantwortung, was hier schiefläuft.“
▪ Klingt seltsam und unfair.
- Was ist also mit dem Begriff Verantwortung gemeint?

1.1. Mehrstelliger Relationen- bzw. Strukturbegriff

- Der Verantwortungsbegriff beinhaltet mehrere Elemente


o Verantwortungssubjekt („Jemand“ → bspw. eine Person) trägt für etwas (Handlung
bzw. Folgen von Handlungen etc.) die Verantwortung (Auch: Im Rahmen eines Ver-
antwortungsbereichs, z.B. in einem Unternehmen).
o Dieser Jemand trägt die Verantwortung gegenüber einem Adressaten (z.B. Arbeitge-
ber) vor einer Sanktions- oder Urteilsinstanz (Beispiel: Chef, Gericht)
o Wichtig: Bemessung der Verantwortung an normativen Kriterien
- Trifft dies beim o.g. Witz zu?
o Es gibt ein Verantwortungssubjekt (Mitarbeiter), der für etwas („Alles, was schief-
läuft“) und gegenüber jemandem (Chef) vor der Sanktionsinstanz die Verantwortung
trägt.
o Aber: Die Verantwortung wird dabei nicht an normativen Kriterien bemessen.
▪ Dies ist sozusagen „unlogisch“.

1.2. Verantwortlichkeitsformen nach H.L.A. Hart

- Kausalitätsverantwortlichkeit: Ein Ereignis ist die Ursache einer Wirkung


o Beispiel: Das Coronavirus ist verantwortlich für den Einbruch der Wirtschaft.
- Rollenverantwortlichkeit: Jemand ist aufgrund seines Aufgabengebiets verantwortlich.
- Fähigkeitsverantwortlichkeit: Wer kann, der soll.
o Beispiel: Unterlassene Hilfeleistung im Strafrecht
- Haftbarkeit: Jemand ist auch dann verantwortlich, wenn er nicht Verursacher ist.
o Beispiel: Eltern haften für ihre Kinder.

1.3. Es folgen zwei Konzepte der Unternehmensverantwortung

- Wie kann Unternehmensveranwortung verstanden werden?


o Klassisch: Fähigkeitsverantwortung
▪ Kritiker: Milton Friedman (1970)

2. Friedmans Shareholder-Ansatz

- Ansatz an die Prinzipal-Agent-Theorie


o Prinzipal beauftragt den Agenten, dieser leistet an den Prinzipal
▪ Problem: Handeln aus Eigeninteresse beider Seiten und Informationsasym-
metrie

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- Welche Rolle hat das Management eines Unternehmens?
o Prinzipal oder Agent?
- Prämissen nach Friedman (aus: „The social responsibility of business is to increase its profit”,
New York Times Magazine (1970))
o Prämisse 1: Unternehmen haben keine eigenständige Verantwortung, nur Menschen
können Verantwortung tragen.
o Prämisse 2: Aktionäre (als Unternehmenseigentümer) sind Prinzipale, das Unterneh-
men mit seinen Mitarbeitern (inklusive Management) sind Agenten
▪ Auftrag: Handeln im Interesse der Eigentümer → Erwirtschaften von Profit
o Prämisse 3: Moralische Konflikte / soziale Fragen sind Staats- bzw. Gesellschaftsan-
gelegenheit.
▪ Unternehmen stehen im Wettbewerb und sollen wirtschaftlich handeln.
▪ Moralische Fragen gehören zur Rahmenordnung, weshalb sich der Staat da-
mit beschäftigen soll, nicht die Unternehmen.
- Konklusion: „The social responsibility of business is to increase its profits.”
o Wettbewerb als Mechanismus ist ganz bewusst eingesetzt.
o Bei unerwünschten Externalitäten müssen politische Prozesse diese beseitigen.
- Erscheint zunächst logisch → Markt als wirkungsvoller Mechanismus; bei Marktversagen
muss der Staat eingreifen
- Problem: Es kann auch zu Staatsversagen kommen
o Beispiele: Unternehmen entzieht sich dem Zugriff staatlicher Regulierung, Lobbyar-
beit oder ein Eingriff könnte zu Wählerverlust führen, weshalb er nicht getätigt wird.
o Die „bequeme Position“ der Unternehmen in Friedmans Arbeit ist daher anzuzwei-
feln
▪ Nicht nur der Staat trägt Verantwortung, auch die Unternehmen tun es.

3. Freemans Stakeholder-Ansatz (nach Edward Freeman)

- Freeman: Shareholder-Ansatz greift zu kurz


- Stakeholder: Personen(gruppe), die bestimmten Ansprüche an das Unternehmen haben.
o Primäre Stakeholder: Von ihnen hängt das Unternehmen vital ab.
▪ Beispiel: Kunden, Lieferanten, Beschäftigte, Aktionäre, lokale Gemeinschaft
▪ Unternehmen als Corporate Citizen
o Sekundäre Stakeholder: Weitere Stakeholder innerhalb der Gesellschaft
▪ Konkurrenten, Medien, Regierung, Interessensgruppen, Verbrauchervereini-
gungen
▪ Unternehmen ist eingebettet in das gesellschaftliche Ganze.

Vergleich: CSR nach Friedman und Freeman

Friedman Freeman
Agency Prinzipal: Shareholder Prinzipal: Unternehmen (Corporate Citizen),
Agent: Unternehmen oder Stakeholder
Agent: Unternehmen
Verantwortung Unternehmen (Agent) → Rollenverant- Unternehmen (Corporate Citizen) → Fähig-
wortung keitsverantwortung
Motivation Stakeholder werden aus strategischen Stakeholder werden um ihrer selbst willen be-
Gründen beachtet achtet.

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4. CSR – ein Überblick über die Entwicklung

- Gedanke von Verantwortung für Unternehmen gewann besonders im Zuge der Globalisie-
rung an Bedeutung.
o Transnationales Unternehmertum
o Veränderung sozialer Gefüge (positiv wie negativ)
o Entstandene globale Umweltprobleme (Beispiel: Abholzung des Regenwaldes zur Ge-
winnung von Anbaugebieten)
o Zunehmender Verlust nationalstaatlicher Autonomie
- Global Compact (Eingeführt 1999 durch die UN)
o Enthält Prinzipien gesellschaftlichen Engagements von Unternehmen (viele Unterneh-
men verpflichteten sich diesen)
▪ Menschenrechte
▪ Arbeitsnormen
▪ Umweltschutz
▪ Korruptionsbekämpfung
o Erhebt u.a. auch Anspruch auf Nachhaltigkeit
- Begriff der Nachhaltigkeit – „Triple-Bottom-Line“
o Nachhaltigkeit besteht dort, wo Ökonomik, Umwelt- und soziale Verantwortung eine
Schnittmenge bilden (Siehe Slides)
- Bewertung von Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit → ESG-Kriterien
o Environment – Umweltkriterien
o Social – Soziale Kriterien (z.B. Arbeitsschutz)
o Governance – Interne Kontrollstrukturen
- Einführung von Industrienormen (wirken eher appelmäßig)
o Beispiel: DIN ISO 26000 (2010)

5. Carrolls vier Stufen von CSR

- Grundsätzlich: Soziale Verantwortung ökonomischer Natur (Vgl. Friedman)


o Unternehmen sind zunächst mal dazu da, Gewinn zu machen.
- Soziale Verantwortung rechtlicher Natur schränkt die Möglichkeiten von Unternehmen ein,
indem Gesetze aufgestellt werden, an die sich die Unternehmen auch halten (Selbst dann,
wenn ein Gesetzesverstoß weniger kosten würde als er einbringt.).
- Soziale Verantwortung ethischer Natur → Unternehmen handeln im Sinne ihrer Stakeholder
(Vgl. Freeman)

Philanthropische Verantwortung (Corporate Citizen) → Unternehmen handeln im Sinne der Gesell-


schaft, auch wenn dies nicht immer gewinnbringend ist.

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