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Das Unterrichtsmittel „ Fachkunde Metall• ist gemäߧ 14 Abs. 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBL Nr.
472/86, und gemäß den derzeit geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch an Berufsschulen für die Lehr-
berufe Elektromechaniker und -maschinenbauer, Elektromechaniker für Starkstrom, Mechaniker, Feinmechaniker,
Waagenhersteller, Verpackungsmittelmechaniker, Textilmechaniker, Kühlmaschinenmechaniker, Bauschlosser,
Betriebsschlosser. Schlosser, Stahlbauschlosser, Maschinenschlosser, Werkzeugmacher, Formenbauer, Modell-
schlosser, Dreher, Universalschweißer, Wertc:zeugmaschineur, Schmied, Fahrzeugfertiger, Messerschmied, Physik-
laborant Werkstoffprüfer, Universalhärter und Technischer Zeichner im Unterrichtsgegenstand Fachkunde, für den
Lehrberuf Anlagenmonteur in den Unterrichtsgegenständen Werkstoffkunde. Arbeitskunde und Spezielle Fach-
kunde und an gewerblichen, technischen und kunstgewerblichen Fachschulen, Fachrichtung Allgemeiner Maschi-
nenbau, für die 1. bis 4. Klasse in den technischen Unterrichtsgegenständen approbiert (Appr. ZI, 25.049/9-V/2/92).
Umschlaggestaltung unter Verwendung eines Fotos der Firma TESA / Brown & Sharpe, CH-Renens
Alle Rechte vorbehalten. Das Wer1c: ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich
geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.
C 2014 by Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gruiten
http://www.europa-lehrminel.de
Satz: Satz+Layout Werkstatt Kluth GmbH, 50374 Erftstadt
Druck: M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH, 33100 Paderborn
Vorwort 1 Prüftechnik
Die Fachkunde Metall dient der Ausbildung und der Weiterbildung 2 Qualitäts-
in den Maschinenbauberufen. management
Zielgruppen
• Indu striemecha niker 12 ... 87
• Feinwerkmechaniker
• Fertigungsmechaniker
• Zerspanungsmechaniker 3 Fertigungstechnik
• Technische Produktdesigner, Technische Zeichner
• Meister und Techniker
• Praktiker in der metallverarbeitenden Industrie und im Handwerk
• Schüler technischer Schulen
• Praktikanten und Studierende der Fachrichtung Maschinenbau 88 ... 259
Inhalt
Der Inhalt des Buches ist in elf Hauptkapitel gegliedert. Er ist auf die
Bildungspläne und Ausbildungsordnungen der oben genannten 4 Werkstofftechnik
Berufsgruppen abgestimmt und berücksichtigt neueste Entwick-
lungen im technischen Bereich.
Das Sachwortverzeichnis enthält die technischen Fachbegriffe
auch in englischer Sprache. 260 ... 340
Unterricht nach Lernfeldern, kompetenzorientierten Projekt-
aufgaben (europäische Qualitätsmerkmale}
Die kompetenzorientierten Rahmenlehrpläne erfordern handlungs- 5 Maschinentechnik
orientierte Unterrichtsformen, durch die der lernende das erwor- 6 Elektrotechnik 1
bene Wissen in die betriebliche Praxis übertragen kann. Der Er-
werb dieser Fähigkeit w ird in neun Projektaufgaben durch je ein
Leitprojekt mit einem Vorschlag für die Umsetzung angeboten.
341 .. . 436
Fertigen vo n Bauelementen m it M aschinen Projekt: Span ngerät für runde W erkstück e ....... 648
Aufbau und Wirkungsweise von Maschinen. 5.1 Einteilung der Masch inen
Einsatz von Werkzeugen. 5.2 Funktionseinheiten von Maschinen
3. 7.1 Schneidstoffe
Doku mentieren und Präsentieren der Arbeitsergebnisse. 10.5 Technische Projekte dokumentieren
Fertigen von Einzelteilen mit Werkzeugmaschinen Projekt: Hydraulisches Spannelement ...... .. . .. 654
Fertigen von Werkstücken aus verschiedenen Werkstof- 3.7 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
fen auf Werkzeugmaschinen. 4.4.3 Bezeichnungssystem der Stähle
2.4 Qualitätsm erkmale und Feh ler
2.7.1 Prüfplanung
Montage tech nischer Tei lsysteme planen und Montage- 1.5 Toleranzen und Passungen
pläne erstellen. 1.6 Form - und Lageprüf ung
Baugru ppen montieren. 3.8 Fügen
Funktionskontrolle du rchführen und Prüfprotokolle er- 5.4 Funktionseinheiten zum St ützen und Tragen
stellen.
Festigkeitskenngrößen. 4.1 1 Werkst offprüfung
Arbeitsergebnisse dokument ieren und präsent ieren. 10.5 Technische Projekte dokumentieren
Programmieren un d f ertigen auf numerisch Projekt: Getriebewelle und Lagerdeckel ... .. 660
g esteuerten Werkzeugmaschi nen
Bauelemente auf numerisch gesteuerten Werkzeug- 9.1 CNC-Steuerungen
maschinen fertigen. 9.1.2 Koord inaten, Null- und Bezugspunkte
Arbeits- und Werkzeugpläne erstellen. 9.1.3 W erkzeugvermessung und Korrekturen
9.1 .4 Grundlagen der CNC-Programmierung
9.1.5 Zyklen und Unterprogramme
9.1 .6 Program m ieren von CNC-Drehmaschinen
9.1.7 Program m ieren von CNC-Fräsmaschinen
9.2 Automatisierte Fertigungseinrichtungen
2.3 Qualitätsforderungen
2.4 Qualitätsmerkma le und Fehler
Inst andset zen von technischen Systemen Projekt: Motorspindel einer CNC-Fräsmasc hine . .. 662
Prüftechnik
2 Qualitätsmanagement
3 Fertigungstechnik
3.1 Arbeitssicherheit . 89 3.7.2 Kühlsch mierstoffe. . . . . . • • • . . . . • • . . 135
3.2 Gliederung der Fertigungsverfahren . 91 3.7.3 Sägen . . . .. . . .. .. .. •. .. 138
3.7.4 Bohren 139
3.3 Gießen . 93
3.7.5 Senken . 148
3.3.1 Formen und M odelle.. . . 93
3.7.6 Reiben . . . .. .. . 149
3.3.2 Gießen in verlorene Formen 94
3.7.7 Drehen . . . . • .. . . . , • , . . . , , . .. 151
3.3.3 Gießen in Dauerformen . 97
3.7.8 Fräsen... . ... .. . . . ... . .. . . . .. 171
3.3.4 Gusswerkst offe 98
3.7.9 Schleifen. . . 188
3.3.5 Gussfehler . . . 98
3.7.10 Räumen. . 200
3.3.6 Formgebung der Kunststoffe 99
3.7.11 Feinbearbeitung... .. . ... . .... 202
3.3.7 Weiterverarbeitung der Halbzeuge und
3.7.12 Funkenerosives Abtragen. . . ......... . . .. 208
Fertigteile . . . . . . . . ................ 104
3.7.13 Vorrichtungen und Spannelemente ..... 212
3.4 Umformen. . . . . . 106 3.7.14 Fertigungsbeispiel Spannpratze . . . . 2 19
3.4.1 Verhalten der Werkstoffe beim Umformen . . 106
3.4.2 Umformverfahren . . ... ..... . .. 106 3.8 Fügen . . . 223
3.4.3 Biegeumformen. . ........... 107 3.8.1 Fügeverfahren . . . . 223
3.8.2 Press- und Schnappverbindungen .. .. . 226
3.4.4 Zugdruckumformen .. 110
3.4.5 Druckumformen. . .... 114 3.8.3 Kle ben. . . . 228
3.8.4 .............. 230
3.4.6 Maschinen zum Umformen .. .... 116
3.8.5 . ..... . .. . . . . . . 236
3.5 Schneiden .. 117
3.5.1 Scherschneiden. . .... 117 3.9 Generative Fertigungsverfahren .... 249
3.5.2 Strahlschneiden . . .... 122 3.9.1 Ra pid Prototyping ... 249
3.9.2 Rapid Tooling. . . . 251
3.6 Spanende Fertigung . . ..... . .. 126 3.9.3 Rapid Manufacturing. . 251
3.6.1 Grundlagen ........ ... . ..... ........ . .. 126
3.6.2 Fertigen mit handgeführten Werkzeugen . .. 127 3.1 0 Beschichten ......... . ... . . ...... ... . . .. 252
3.7 Fertigen mit Werkzeugmaschinen . . .. 13 1 3.11 Fertigungsbetrieb und Umweltschutz . . 256
3.7. 1 Schneidstoffe . ... . .. 131 3.12 Practise your English . . . . .. .. . ... 259
Inhaltsverzeichnis 9
4 Werkstofftechnik
4.1 Übersicht der W erk- und Hilfsstoffe .... . .. 261 4.8.4 Glühen . .... 303
4.2 Auswahl und Eigenschaften der Werkstoffe 263 4.8.5 Härten. . 304
4.8.6 Vergüten. ........ 308
4.3 Inne re r Aufbau d er Metalle. . .. . 269
4.8.7 Härten der Randzone. . ... 309
4.3.1 Innerer Aufbau und Eigenschaften .... . ... . 269
4.8.8 Fertig ungsbeispiel: Wärmebehandl ung
4.3.2 Kristal lgittertypen der Meta lle . . ..... 270
einer Spannpratze. . . ... 312
4.3.3 Baufeh ler im Kristall .. .. .. ....... . ...... . 271
4.3.4 Entstehung des Metallgefüges. . . ... 271 4.9 Kunststoffe. . . .. 313
4.3.5 Gefügearten und Werkstoffeigenschaften ... 272 4.9.1 Eigenschaften und Verwendung .. . .. ... ... 313
4.3.6 Gefüge reiner Metalle und Legierungen ..... 273 4.9.2 Chemische Zusammensetzung und
Herstellung. . .. 314
4.4 Stähle und Eisen-Gusswerkstoffe . 27 4
4.9.3 Technologische Einteilung und innere
4.4.1 Gewinnung von Ro heisen . . ... . ... . ...... 274
Struktur . . .. .. . .. .. .. . .... . . ... .... .. ... 315
4.4.2 Herstellung von Stahl 275
4.9.4 Therm oplaste. . . . ........... 316
4.4.3 Das Bezeich nu ngssyst em für Stähle. 278
4.9.5 Duroplaste . . ...... . .. .... .......... ... 318
4.4.4 Einteilung der Stähle nach Zusammen-
4.9.6 Elastom ere. . . .. . .. . 319
set zung und Güteklassen . . 281
4.9.7 Wichtige Kunststoffe und ihre Kennwerte ... 319
4.4.5 Stah lsorten und ihre Verwendung . . . . . 282
4.4.6 Hande lsformen der Stähle . . . .... 284 4.10 Verbundwerkstoffe. . 321
4.4.7 Leg ierungs- und Beg leitelem ente . . . . .. . . 285 4 .11 W erkstoffprüfung . . . . 326
4.4.8 Erschmelzen der Eisen-Gusswerkstoffe . . . . 286 4.11.1 Prüfung der Verarbeitungseigenschaften . .. 326
4.4.9 Das Bezeich nu ngssyst.em für Gusseisen- 4.11.2 Prüf ung mechanischer Eigenschaften. . . 327
werkst offe . . . .... . ..... 287 4. 11.3 Kerbschlagbiegeversuch.. . . . ...... . ... 329
4.4.1 0 Eisen-Gusswerkst offarten. . ......... 288 4.11.4 Härteprüfungen ..... .. ...... . ........ . .. 330
4.5 Nichteisenmet alle. ... 291 4.1 1.5 Dauerfestigkeitsprüfung . 334
4.5.1 Leichtmetalle . ... 291 4.1 1.6 Bauteil-Betriebslasten-Prüfung ... . ... 335
4.5.2 Schwermetalle . . ... . . 293 4.11 .7 Zerstörungsfreie Werkstoffprüfungen ... . ... 335
4.11.8 Metallografische Untersuchungen ..... . ... 336
4.6 Sinterwerkstoffe . ........... 296
4.11.9 Prüfung der Kunststoff-Kennwerte . . ..... 337
4.7 Keramische Werkstoffe . . ... .. ... . . 298
4.12 Umweltp roblematik der Werk- und
4 .8 Wärmebehandlung der Stähle . . . ... 300 Hilfsstoffe . .. .. ..... . .... . . .. . . .... . .... 338
4.8.1 Gefügearten der Eisenwer kstoffe .... . ..... 300
4.13 Practise your English . . .... 340
4.8.2 Eisen-Koh lenstoff-Diagramm. . .. 301
4.8.3 Gefüge und Krist al lg itter bei Erwärmu ng .... 302
5 M aschinentechnik
5.1 Einteilung der M aschinen . . 342 5.4.2 Lager. . . .. 378
5.2 Funktio nseinheiten von M aschinen und 5.4.3 Führungen . 387
Geräten . . . . .... . .... 350 5.4.4 Dichtungen. .... 390
5.2.1 Inner er Aufbau von Maschinen . . ... 350 5.4.5 Federn. ... 392
5.2.2 Funktionseinheiten einer CNC-Werkzeug- 5.5 Funktionseinheiten zur Energie-
maschine ... 352 übertragung. . .. 394
5.2.3 Funktionsein heit en ei ner Klimaanlage ...... 354 5.5.1 Wellen und Achsen. . .... 394
5.2.4 Sicherheitseinrichtungen an Maschinen ..... 355 5.5.2 Kupplungen . ....... 396
5.3 Funktionseinheiten zum Verbinden .. . 357 5.5.3 Riementriebe . . ... 401
5.3.1 Gewinde. . . 357 5.5.4 Kettentriebe . ... 403
5.3.2 Schraubenverbindungen . . . 359 5.5.5 Zahnradtriebe. 405
5.3.3 Stiftverbindungen .. .. . ... 367 5.6 Antriebseinheiten ........ , •. . ...••. ... . 408
5.3.4 Nietverbindungen . .. ........ . 369 5.6.1 Elektrom otoren . . 408
5.3.5 Wel le-Nabe-Verbindungen. . 371 5.6.2 Getriebe . ..... . .. .... .... . . .. . 415
5.4 Funktionseinheiten zum Stüt zen und 5.6.3 Unea rantriebe ... 421
Trage n. . ......... 375 5.7 Practise your English .... . .. . ...... .. 423
5.4.1 Reibung und Schmierstoffe ... . ... . ....... 375
6 Elektrotechnik
6.1 Der elekt rische St rom kreis .... 424 6.7 Schutzm aßnahmen bei elektrischen
6.2 Schaltung von Widerst änden . . 427 M aschi nen . . ... 433
6.3 St romarten . . ...... 429 6.8 Hinweise für den Um g ang m it
Elektrogerät en . .. 435
6.4 Elektrische Leist u ng u nd elektrische Arbeit . 430
6.9 Practise yo ur English 436
6.5 Überstrom-Schutzeinricht ungen . . . . .. 431
6.6 Fehler an elektrischen A nlagen .... 432
10 Inhaltsverzeichnis
7.1 Montagetechnik .... .. . 438 7.3.5 Wartung .. .... ... .. .. . • • , . . .. . .... 456
7. 1.1 Montageplanung .. .. . ... ... ... . . . . ...... 438 7.3.6 Inspektion . . .. ...... 459
7.1.2 Organisationsformen bei der Montage .. . ... 439 7.3 7 Instandsetzung ............ . ... . ....... . . 461
7.1.3 Automatisierung der Montage. . .. 439 7.3.8 Verbesserungen . . ...... 463
7.1 .4 M ontagebeispiele ... 440 7.3.9 Auffinden von Störstel len und Fehlerquellen 464
7.2 Inbetriebnahme . . . ........... 446 7 .4 Korrosion und Korrosionsschutz . . 465
7.2.1 Aufste llen von Maschinen oder Anlagen . . 447 7.4.1 Ursachen der Korrosion ......... . ........ 465
7.2.2 Inbet riebnahme von Maschinen oder 7.4.2 Korrosionsarten und ihr Erscheinungsbild ... 467
Anlagen. . .. . .. .. ... .. ... . .. . ... 448 7.4.3 Korrosionsschutz-Maßnahmen . ... 468
7.2.3 Abnahme von Maschinen oder Anlagen ... . 450 7.5 Schadensanalyse und Schadens-
7.3 Instandhaltung . . 451 vermeidung . . . ... . . 471
7.3.1 Tätigkeitsgebiet e und Definition . .. 451 7.6 Beanspruchung und Festigkeit der
7.3 .2 Begriffe der Instandhaltung ..... 452 Bauelemente. . .. ....... . .. ... 473
7.3 .3 Ziele der Instandhaltung ... . . ...... . .... . . 453
7.7 Practise your English . .. . .. . . .. . 475
7.3.4 lnstandhaltungskonzepte . . ...... 453
8 Automatisierungstechnik
8.1 Steuern und Regeln . . . 477 8.5.2 Arbeitselemente und Hydrospeicher ........ 527
8 .1.1 Grundlagen der Steuerungstechnik . ... . . 477 8 .5.3 Hydraulikventile . . . .... . .. .. . ........ . . .. 531
8 .1.2 Grundlagen der Regelu ngstechnik . .... . .. . 479 8 .5.4 Proportionalhydraulik. . . . 535
8 .2 Grundlagen und Grundelemente von 8.5.5 Hydrau likleitungen und Zubehör ........... 537
Steuerungen . . .............. . .......... 483 8.5.6 Beispiele für hydraulische Schaltungen .... . 539
8.2.1 Arbeitsweise von Steuerungen ...... . .. 483 8.6 Speicherprogrammierbare Steuerungen .. 542
8.2.2 Steuerungskomponenten. . ..... . .. 484 8.6.1 Speicherprogrammierbare Steuerung als
8 .3 Pneumatische Steuerungen . . . . .. 489 Kleinsteuerung . . .. .. 542
8.3.1 Baugruppen pneumatischer Anlagen . . ..... 489 8.6.2 Speicherprogrammierbare Steuerung als
8 .3.2 Bauelemente der Pneumat ik ..... . ....... . 490 modulares Automatisierungssystem .. ..... 545
8.3.3 Schaltpläne pneumatischer Steuerungen 499 8.7 Handhabungstechnik in der Automation . . 554
8.3.4 Systematischer Schaltplanentwurf. . .. 500 8.7.1 Ha ndhabungssystemtechnik . . . 554
8.3.5 Beispiele pneumatischer Steuerungen . .. .. . 504 8.7.2 Einteilung der Handhabungssysteme . ...... 555
8.3.6 Vakuumtechnik . . . ............... 507 8.7.3 Kinematik und Bauarten von Industrie-
8.4 Elektropneumatische Steuerungen. .. .. 509 robotern . . . 555
8.4.1 Bauelemente elektrischer Kontakt- 8.7.4 Funktionseinheiten von Industrierobotern . .. 557
steuerungen .. . . .......... . .. . . 509 8 .7.5 Programmierung von Industrierobotern..... 557
8 .4.2 Signalelemente - Sensoren .. . 5 12 8.7.6 Koordinatensysteme. . 558
8 .4.3 Verdrahtung mit Klemmleiste . ..... .. . .. . . 517 8.7.7 Bewegungsarten von Industrierobotern. . 559
8 .4.4 Beispiele für elektropneumatische 8.7.8 Kommunikation von Industrierobotern . . . .. 560
Steuerungen. . . . ......... 518 8.7.9 Sicherheit beim Einsatz von Handhabungs-
8.4.5 Ventilinseln. . ...... . .. 523 systemen . . . ..... .. 561
8.5 Hydraulische Steuerungen . . 524 8.8 Practise your English ... . . ... . . . ...... . .. 562
8.5.1 Energieversorgung und Druckmittel-
aufbereitung . . ......... .. .. ....... ... ... 525
9 Automatisierte Fertigung
10 Technische Projekte
10. 1 Grundlagen der Projektarbeit . . ... . .... 609 10.3.4 Die Du rchführungsphase mit Projekt·
10.1.1 Arbeitso rganisation Li nie und Projekt. . . . .. . 609 realisierung. . .. 620
10.1.2 Der Projektbeg riff. . 609 10.3.5 Der Projektabschluss . . . . . . . . . 622
10.1.3 Technische Projektarten . . . 610 10.4 Veränderte Vorgehensmodelle be i der
10.2 Projektarbeit als vollständige Handlung Projektarbeit . . . 623
und planmäßige Problemlösung .. 610 10.5 Technische Projekte dokumentieren .. . .. . . 624
10.3 Projekte in Phasen erarbeiten am Projekt· 10.5.1 Textve ra rbeitung. . .. . . ... . 625
beispiel Hebevorrichtung ... ... .......... 61 1 10.5.2 Tabellenkalkulation . . .. . .. 627
10.3.1 Die In itialisierungsphase.. . . . . . ..... . .. . 611 10.5.3 Präsentationssoftware . . .. 630
10.3.2 Die Definitionsphase .. . .... 612 10.5.4 Technische Kommunikation . ... 633
10.3.3 Die Planungsphase mit Konzeptentwicklung 10.6 Practise your English ... . . . .. .. , . . . . . . . . 636
als Hauptprojekt. .. 615
11 Fördertechnik
Kompetenzorientierte Projektaufgaben
Kompetenzorientierte Projektaufgabe: Fertigen von Baueleme nten mit handgeführten Werkzeugen . 646
Kompetenzorientierte Proje lctaufgabe: Fertigen von Bauelementen mit Maschinen . 648
Kompetenzorientierte Projektaufgabe: Herstellen einfacher Baugruppen. . 650
Kompete nzorientierte Projektaufgabe: Warten technischer Systeme . 652
Kompetenzorientierte Projektaufgabe: Fertigen von Einzelteilen mit Werkzeugmaschinen . 654
Kompetenzorientierte Projektaufgabe: Installieren und Inbetriebnahme steuerungstechnischer Systeme . 656
Kompetenzorientierte Proje ktaufgabe: Montieren von t e chnischen Systemen . 658
Kompetenzorientierte Projektaufgabe: Programmieren und Fertigen auf numerisch gesteuerte n
Werkzeugmaschinen . ............ 660
Kompet enzorientierte Projekta ufgabe: Instandsetzen von t e chnische n Systemen . 662
1 Prüftechnik
1.1 Größen und Einheiten 13
1.2 Grundlagen der Messtechnik 15
subjektives Prüfen objektives Prüfen
Grundbegriffe ....................... . 15 1 ,--------L---,
18 ( Sinneswahrnehmung ( l ehren i ( Messen
Messabweichungen .... . 1
Messmittelfähigkeit, Prüfmittelüberwachung 21 Ergebnis: ( Gut{Ausschuss i i'.Mis~
1.3 Längenprüfmittel .. 23
Maßstäbe, Lehren und Endmaße 23
Mechanische und elektronische Messgeräte 26
Pneumatische, elektronische Messgeräte 34
Optoelektronische Messgeräte ...... . 37
Multisensortechnik in Koordinatenmessgeräten 39
1.7
Form- und Lagetoleranzen . . .
Prüfung ebener Flächen und Winkel
Rundform-, Koaxialitäts- und Rundlaufprüfung
Gewindeprüfung; Kegelprüfung. . . . . . .
Practise your English
53
55
58
63
66
M~ i1"-_k
~
) ._ Rundlauf
2 Qualitätsmanagement
2.1 Arbeitsbereiche des QM . 67
2.2 Die Normenreihe ÖNORM EN ISO 9000. 68 Normalverteilung
2.3 Qualitätsforderungen .... .. 68
2.4 Qualitätsmerkmale und Fehler . 69
2.5 Werkzeuge des Qualitätsmanagements .. 70
2.6
2.7
Qualitätslenkung ......... ..........
Qualitätssicherung ··· ··· ·· ···· ····· ··· ·
73
74 .
"
"~
2.8 Maschinenfähigkeit .. 78
2.9 Prozessfähigkeit . 81 •~"
2.10 Statistische Prozessregelung
mit Qualitätsregelkarten 82
2.11 Auditierung und Zertifizierung . 85
2.12 Kontinuierlicher Verbesserungsprozess: Stichproben- 4 10
Mitarbeiter optimieren Prozesse 86 Nr.:
1 Prüftechnik
• Länge
Di e Basiseinheit der Länge ist das Meter. Ein
M eter ist die Länge des Weges, den das Licht im Masse Stromstärke u. Lichtstärke
luftleeren Raum in einer 299 729 458stel Sekun-
de durchläuft. Bild 1: Basisgrößen
Ein Körper mit d er Masse von ei nem Kilogramm wirkt auf der Erde
(Normort Zürich) mit e iner Kraft FG (Gewichtskraft) von 9,81 N auf
seine A ufhängung oder Auflage (Bild 1).
Der Druck p bezeichnet die Kraft je Flächeneinheit (Bild 2) in Pascal Bild 1: Masse und Kraft
(Pa ) oder Bar (bar).
Einheiten: 1 Pa= 1 N/m ' = 0,00001 bar; 1 bar= 10' Pa= 10 N/cm 2
• Temperatur
Die Temperatur beschreibt den Wärmezustand von Körpern, Flüssig-
keiten oder Gasen. Das Kelvin (K) ist der 273,15te Teil der Tempera-
turdifferenz zwischen dem absoluten Nullpun kt und dem Gefrierpunkt
des Wassers (Bild 3). Die gebräuc hlichste Einheit der Temperatur ist
das Grad Celsius (°C). Der Gefrierpunkt des Wassers entspricht o •c, Druck p= ~
der Siedepunkt des W assers 100°c.
Umrechnung: o •c = 273,15 K; o K = -273. 15 °C Bild 2: Druck
C.
E
300K
so · c
Die Frequenz fist der Kehrwert der Periodendauer T(f= 1/ T). Sie gibt
an, wie v iele Vorgänge je Sekunde stattfinden. Sie wi rd in 1/s oder
Hertz (Hz) angegeben.
~
.
.c
0
273K Schmelz-
punkt von
Eis
0°C
-20°c
• Größengleichungen (Formeln)
Formeln ste llen Beziehungen zwischen Größen her. Schw ingungen Umdrehungen
B eispiel: Der Dr uck p i st die Kraft F je Fläche A.
p =.f._; p = lOON - 1oo __r:-i_. ,obac
A 1 cm 2 cm2
Seim Rechnen werde n die Größen durch Formelzeichen ausgedrückt.
Der Größenwert wird als Produkt aus Zahlenwert und Einheit ange-
geben, z.B. F = 100 N oder A = 1 cm 2 • Einheitengleichungen geben die
Beziehung zwischen Einheiten an, z.B. 1 bar= 105 Pa. Bild 4: Periodische Vorgänge
Grundlagen der Messtechnik
,-~l
" 15
1.2 . 1 Grundbegriffe
Beim Prüfen werden vorhandene Merkmale von
Produkten w ie Maß, Form oder Oberflächengüte
mit den geforderten Eigenschaften verglichen.
• Prüfarten
( Sinneswahrnehmung
~ ( Messen
1
• Prüfmittel f Maßverkör· ( Anzeigende
perungen Messgeräte
Die Prüfmittel werden in drei Gruppen unterteilt:
Messgeräte, Lehren und Hilfsmittel.
Alle Messgeräte und Lehren bauen auf Maßver-
körperungen auf. Sie verkörpern die Messgröße
z. B. durch den Abstand von Strichen (Strichmaß),
durch den festen Abstand von Flächen (Endmaß,
Lehre) oder durch die W inkellage von Flächen
(Winkelendmaß). Maßstab Messschieber Grenzlehren
(Maßlehren}
Anzeigende Messgeräte besitzen bewegliche Mar-
~ ~=.0}
ken (Zeiger, Noniusstrich), bewegliche Skalen oder
Zählwerke. Der Messwert kann unmittelbar abge-
lesen werden.
~ ',1 ,'
Jl,_Q_,
~
Lehren verkö rpern entweder das Maß oder das
Maß und die Form des Prüfgegenstandes. Radiuslehre
Parallelendmaß Messuhr !Formlehre)
Hilfsmittel sind z.B. Messständer und Prismen.
• Messtechnische Begriffe
Um Missverständnisse bei der Beschreibung von
~~ ~ Winkel
Messvorgängen oder Auswerteverfahren zu ver- Winkelendmaß Winkelmesser (Formlehre)
meiden, sin d eindeutige Grundbegriffe unerläss-
lich (Tabelle folgende Seite). Bild 2: Prüfmittel
~' Grundlagen der Messtechnik
.,.
Kurz-
Begriff Definition, Erklärung Beispiel, Formeln
zeichen
Begriff
2~~~~n Definition, Erklärung Beispiel
Messwert-
umkehr-
spanne*
'· Die Messwertumkehrspanne eines
Messgerätes ist der Untersch ied der
Anzeige für dieselbe Messgröße, wenn
steigende
Anzeige
fallende
Anzeige
einmal bei steigender Anzeige (bei i:-
hineingehendem Messbolzen) und ein-
mal bei fallender Anzeige {bei heraus-
gehendem Messbolzen) gemessen
w ird.
hinein-
Die Messwertumkehrspanne kann gehender
durch einzelne Messungen bei belie- Messbolzen
bigen Werten innerhalb des Messbe-
reiches bestimmt oder aus dem Abwei-
chungsdiagramm entnommen werden.
Abwei-
chungs-
spanne*
'· Die Abweichungsspanne fe ist die
Differenz zwischen der größten und
kleinsten Messabweichung im gesam-
20
µm
f----o_b_e_
re_F_e_
hl_e~,g~re_n_z_e_G~
o_ _ __
,...
hendem Messbolzen ermittelt.
Gesamtab- Die Gesamtabweichungsspanne {905 C>
1Bild3).
Grat
Späne
Schmutz
Fe tt
zu großer Messwert durch zu hohe Werkstücktemperatur Unsicherheiten durch unsaubere Flächen u. Formabweichungen
ungle ic hmäßige Übertragung der Messbo lzenbewegung A b lesef e hler d u rc h sch räg en Blickwinkel (Parallaxe)
~' Grundlagen der Messtechnik
Toleranzzone T=40µm
liegen die Messwerte im messtechnisch si-
cheren Bereich, ist eine Übereinstimmung des
Maßes mit der Toleranz mit Sicherheit gege-
ben.
~
Skw=0,05mm
Unter Werkstattbedingungen beträgt die Messun-
Messbereich: U :?: 50 µm 50 µm
sicherheit bei neuen oder neuw ertigen mecha-
o... 150mm
nischen Handmessgeräten etwa einen Skalentei-
lungswert 11 Skw) und bei elektronischen etwa drei
Skw=0,01 mm
~
Ziffernschrittwerte (3 Zw).
Messbereich: u~ 10 µm 5µm
50 ... 75mm
Messgeräte für die Fertigung werden so ausge·
wählt, dass im Verhältnis zur Werkstücktoleranz Skw = l µm
die Messunsicherheit U vernachlässigbar klein Messbereich: u ~ 1µm 1µm
ist. Dadurch kann der angezeigte Messwert dem t 50µm
Messergebnis gleich gesetzt werden.
,~,
•'
'
•
"'
Beispiel: Mit einer mechanischen Bügelmessschraube (Skw"" 0,01 mm) soll ein Durchmesser mit den Grenzmaßen
20,40 mm und 20,45 mm gemessen werden. Zu beurteilen ist die Messmittelfähigkeit (Eignung) der Mess-
schraube in Abhängigkeit von der erwarteten Messunsicherheit und der vorgegebenen Toleranz.
Lösung : Die Messunsiche rheit entspricht näherungsweise 1 Skalenteilungswert (0,01 mm ). Aufgrund diese r Mess-
unsicherheit kann bei der Anzeige 20,45 mm der richtige Messwert zwischen 20,44 mm und 20,46 mm
liegen.
Erwartete Messunsicherheit der Messschraube: U = 0,01 mm
Zulässige Messunsicherheit: Uw1 = 0, 1 . T "' 0.1 - 0,05 mm ::::: 0,005 mm
Die Bügelmessschraube ist bei der vorgegebenen Toleran z nicht geeignet, da die voraussichtliche Messun-
sicherheit zu groß ist. Zu empfeh len sind elektronische Messuhren oder Feinzeiger, da diese Messgeräte
durch die kleinere Streuung der Messwerte präziser arbeiten.
• Prüfmittelüberwachung
Bei anzeigenden Messgeräten wird durch das Ka-
"'"' \lt
librieren (E inmessen) die systematische Messab-
weichung zwischen der Anzeige und dem richtigen 16 4
2015
Wert festgestellt. Dies geschieht durch Vergleich 15 Nächste
mit Endmaßen oder mit Messgeräten höherer Ge- Kalibrierung
nauigkeit. Die ermittelten Abweichungen werden 14
Monat • .• •
in einem Kalibrierschein und evtl. in Abweichungs- 13 12 11 10
diagrammen dokumentiert (Bild 1, Seite 20).
Die Kalibrierung wird durch einen speziellen Prüf-
aufkleber bestätigt, der den Termin der nächsten Bild 1: Aufkleber für kalibrierte Messgeräte
Überprüfung anzeigt (Bild 1).
Kalibrieren ist das Ermitteln der vorhandenen Abweichung eines Messgerätes vom richtigen Wert. Ein
Messgerät ist dann in Ordnung und kann zum Gebrauch freigegeben werden, wen n die ermittelten
Messabweichungen innerhalb der festgelegten Grenzen liegen.
Das Eichen eines Prüfmittels umfasst die Prüfung und Stempelung durch eine Eichbehörde. Eich-
pflichtig sind z.B. Waagen, aber keine Fertigungsmessgeräte.
Durch Justieren (Abgleichen) w ird ein Messgerät so verändert, dass die Messabweichungen mög-
lichst klein werden. Beispiel: Änderung von Gewichten einer Waage.
Einstellen heißt, die Anzeige auf einen bestimmten Wert stellen, z. B. Nulleinstellung.
-
Abt astprinzip. Fot oe lemente erzeugen entspre- Impuls-
chend den abgetasteten Hell-Dunkel-Feldern ein
Spannungssignal.
maßstab
= 0,5 ... 20 µm
Absolut-
Bei lnkrementalmaßstäben wird der Verfahrweg maßstab
von Werkzeug- und Messmaschinen durch Auf- =
summierung von Lichtimpulsen gemessen. Als
Maßverkörperu ng dient ein sehr genaues Strichgitter. Absolutmaß-
stäbe ermöglichen durch ihre Codierung die Anzeige der augenblick- ballig hohl
lichen Position des Messkopfes.
Lineale werden zum Prüfen der Geradheit und Ebenheit eingesetzt
(Bild 1). Haarlineale besitzen geläppte Prüfschneiden mit hoher Ge-
radheit, die es ermöglichen, mit bloßem Auge unt erschiedliche kleine Bild 1: Geradheitsprüfung mit
Lichtspalte zu erkennen. Haarlineal
• Lehren Maßlehre ~
Lehren verkörpern Maße oder Formen, die in der Regel auf Grenz-
maße bezogen sind (Bild 3).
Maßlehren sind Teile eines Lehrensatzes, bei dem das Maß von Leh- Formlehre G-,m~
,-.,· X
re zu Lehre zun immt, z.B. Parallelendmaße oder Prüfstifte.
Formlehren erm ög lichen die Prüfung von Winkeln, Radien und Ge-
winden nach dem Lichtspaltverfahren.
Grenzlehren verkörpern die zulässigen Höchstmaße und Mindestma-
ße. Manche Grenzlehren verkörpern neben den Grenzmaßen auch
noch die Form, um z.B. die Zylindertorm einer Bohrung oder das Pro-
fil von Gewinden prüfen zu kö nnen. Bild 3: Lehrenarten
,,.
24
~, "' Langenprufmittel
• Grenzlehren
Die Grenzmaße von tolerierten Werkstücken können mit entspre-
c henden Lehrdornen bei Bohrungen oder mit Lehrringen bei Wellen
geprüft werden (Bild 1, Bild 2 und Bild 3).
Taylorscher Grundsatz: Die Gutlehre muss so ausgebildet sein, dass
Maß und Form eines Werkstückes bei der Paarung mit der Lehre ge-
prüft werden (Bild 11. Mit der Ausschusslehre sollen nur einzelne Ma- seite
ße geprüft werden, z.B. der Durchmesser.
Bild 1: Grenzlehre nach Taylor
Grenzlehrdorne verwendet man zum Prüfen von Bohrungen und Bild 2: Grenzlehrdorn
Nuten (Bild 4). Die Gutseite muss durch ihr Eigengewicht in die Boh-
rung gleiten, die Ausschussseite darf nur anschnäbeln. In den länge-
ren Zylinder der Gutseite sind häufig Hartmetallleisten zur Ver-
schleißminderung eingesetzt. Die Ausschussseite hat einen kurzen
Prüfzylinder, ist rot gekennzeichnet und mit dem oberen Grenzab-
maß beschriftet.
Grenzrachenlehren eignen sich zur Prüfung von Durchmessern und
Gutlehre Ausschusslehre
Dicken von Werkstücken (Bild 5). Die Gutseite verkörpert das zu-
lässige Höchstmaß. Sie muss durch das Eigengewicht über die Prüf-
Bild 3: Lehrringe
stelle gleiten. Die Ausschussseite ist um die Toleranz kleiner und
darf nur anschnäbeln. Die Ausschussseite hat angeschrägte Prüf-
backen, ist rot gekennzeichnet und mit dem unteren Grenzabmaß Gutseite Ausschussseite
beschrittet.
• Parallelendmaße
Parallelendmaße sin d die genauesten und w ichtigsten Maßverkör-
perungen zur Längenprüfung. Die Maßgenauigkeit der Endmaße
ist abhängig von der To leranzklasse und vom Nennmaß (Tabelle 1
und Bild 1). Die Toleranz für die Abweichungsspanne t. begrenzt die
Ebenheits- und Parallelitätsabweichungen und das Grenzabmaß t,
beschreibt die zu lässige Längenabweichung vom Nennmaß.
Tabelle 1: Parallelendmaße (Werte in µm für Nennmaße 10 ... 25 mm) Bild 1: Abmaße von Endmaßen
• Messschieber
Messschieber sind wegen der einfachen Handhabung beim Messen von Außen-, Innen- und Tiefen-
maßen das am meisten verbreitete Messgerät im Metallgewerbe (Bild 1).
beweglicher Messschenkel
J}kzenmes-~
~'"" cr
schiebern ohne Richtungswechsel der Messkraft,
z. 8. bei reinen Außenmessungen. Sind am glei-
chen Werkstück Außenmessungen und Innen-
oder Tiefenmessungen durchzuführen, erhöhen
sich die Messabweichungen.
~~
gratfrei sein.
• Ist die Ablesung an der Messstelle erschwert,
klemmt man bei den mechanischen Mess-
schiebern den Schieber fest und zieht d en
Messschieber vorsichtig ab.
• Messabweichungen durch Temperaturein-
flüsse, zu hohe Messkraft (Kippfehler) und Anreißen von Werkstücken
schräges Ansetzen des Messgerätes sollten
vermieden werden. Bild 2: Handhabung von Messschiebern
~, Langenprufmittel
~ ~
Messen von Abmaßen
Abmaße von N ennm aßen w erden durch Verg le ich mit
einem Bezugsendmaß vorzeichenrichtig angezeigt.
4
Nullstellen
•
Messen von Passungen (Spiel oder Übermaß)
~
Spiel oder Ü bermaß werden durch die Vergleichs-
messung direkt angezeigt.
Nu llstellen
~~
Messen von Bohrungs- und Achsabständen
Be i Bohrungen m it gleiche m Durchmesser kann der
Abstand direkt angezeigt werden, wenn zu nächst eine
Bohrung gemessen, die Anzeige auf Null gestellt und
anschließend der größte Abstand der Bohrung gemes-
sen w ird.
Nullstellen
i~ ~
~
M essen von Wanddicken
Die W anddicke des Bo dens w ird durch eine Vergleichs-
messung m it der Bohrungstiefe angezeigt.
Nu llstellen
1////,,{;;«//,,l
Messen an schwer zugänglicher Stelle
Das Blockieren der Anzeige trotz Schließens der Mess-
.,
- [ ,........,_
j{2J.1SJq
schenke! e rmöglicht das Lesen der Anzeige in blick-
dl J
~
günstiger Position.
Blockieren der Anzeige
1////,=/,1
1
Langenprufm,ttel
• Messschrauben
Das w ichtigste Teil der mechanischen Bügelmess-
Mess-
flächen
Spindel- Messspindel mit
,~?·
Einstell-
feststellung 0,5 mm-Steigung mutter Feder
sch raube ist die geschliffene Messspindel (Bild 1).
Sie verkörpert durch die Gewindesteigung das
Maß 0,5 mm. Wird die Skalentrommel um einen
der 50 Tei lstriche gedreht, verschiebt sich die
Messspindel um 0,5 mm : 50 = 0,01 mm. Die Hun-
dertstel-Millimeter werden auf der Skalentrommel
abgelesen (Bild 2) .
Isolierplatte Bügel
Der Skalenteil ungswert beträgt bei mecha-
nischen Bügelmessschrauben meist 0,01 mm. Bild 1: Schnittbild der Bügelmessschraube
• Innenmessgeräte
Innenmessschrauben mit 2-Punkt-Berührung kön-
nen sich zur Bohrungsachse nicht selbsttätig aus-
richten (Bild 1). Sie werden daher nur bei großen
Innenm aßen eingesetzt, und hier vorzugsweise
zu m Erfassen ovaler Rundheitsabweichungen.
Dagegen füh ren Rundheitsabweichungen mit drei
Bogen, w ie sie im Dreibackenfutter entstehen, bei
der 2-Punkt-Berühru ng nicht zu Durchmesserunt er-
schieden, da immer nur ein mittlerer Durchmesser
gemessen w ird.
€t)
betätigung, sogenannte Messpistolen oder In-
nen-Schnellmessgeräte (Bild 41, benötigen keine
Ratsche, denn die Messbolzen werden m it stets
gleicher M esskraft an die Bohrungswand gedrückt.
Wegen der Zuverlässigkeit der Messwerte und der
Schnelligkeit der Messung sind diese Messgeräte
ideal für Serienprüfungen in der Fertigung. A ls An-
zeigegeräte eignen sich mechanische oder elektro-
Bild 3: Selbstzentrierende Innenmessschraube mit
nische Messuhren mit einem Skalenteilungswert 3-Linien-Berührung
von 1 µ m.
• Fühlhebelmessgeräte
Fühlhebelmessgeräte sind sehr vielseitig verwendbare Vergleichs-
m essgeräte (Bild 1). Die Messwertumkeh rspa nne beträgt wie bei
den Messuhren 3 µm. Trotz dieser relativ g roßen Messwertumkehr-
spanne sind die Fühlhebelmessgeräte unverzichtba r für Messungen
auf der Prüfplatte sowie fü r Messungen von Form-, Positions- und
Lageabweichungen. Durch d ie automatische Umschaltung im Mess-
werk ka nn in zwei Tastrichtungen gemessen werden. Dadurch bleibt
die Laufrichtung des Zeigers stets gleich.
Anwendungen
• Messungen von Abweichungen: Rundlauf, Planlauf, Ebenheit, Pa-
rallelität und Position
• Zentrieren von Wellen oder Werkstückbohrungen
• Parallel es oder rechtwinkliges Ausricht en von Teilen oder Mess- Bild 1: Zentrierung einer Bohrung
mit einem Fühlhebelmess-
hilfsmitteln.
gerät
Anwendungshinweise
• Bei Stellung des Tasters parallel zu r Prüffläche ist der Messwert
ohne Korrektur richtig !Bild 2).
• Bei nicht paralleler Lage ändert sich die w irksame Hebellänge. In
Abhängigkeit vom Winkel a sind die angezeigten Werte zu korrig ie-
ren (Bild 2).
Beispiel: Der geschätzte Anstellwinkel a des Taste rs beträgt 30°, der Kor-
rekturfaktor damit 0,87. Der angezeigte Messwert ist 0,35 mm.
Korrigierter Messwert = 0,35 mm . 0,87 = 0,3 mm
Messuhren, Fühlhebelmessgeräte und Feinzeiger werden wegen des Korr.-Faktor 0,96 0,87 0,7 0,5
kle inen Messbereiches meist nur für Unterschiedsmessungen einge-
setzt (Bild 3}. Sild 2: Einfluss des Anstellwinkels
auf den Messwert
• Feinzeiger
,~'.:
" , 33~
lt!:
Messdüse Bohrungsmessung
mit Düsenmessdorn
Bei der berührungslosen, pneumatischen Längen-
messung strömt die Druckluft aus dem Messwert-
aufnehm er, z. 8. einem Messdorn, in den Spalt zwi-
schen Düse und Werkstück (Bild 1).
Maßänderungen an Bohrungen und Wel len ge-
_., il..,....
....,.j_,,,_
l ;:__"-~s-+.,,.
genüber dem eingest ellt en Werkst ück-Nennmaß
Messdüse
bewirken eine Änderung der Spa ltgröße und
damit eine messbare Änderung des Druckes im
Bild 1: M essdüse und Düsenmessdorn
Messwertaufnehmer. Der Messdruck an d er Düse
beträgt 2 oder 3 bar.
~
Überwiegend werden die Messwertauf nehmer
beim Messen von Bohrungen und Wel len ein-
elektronischer
gesetzt (Bild 2). Die Messdorne u nd Messringe Wandler
haben me is t zwei um 180° versetzte Messdüsen,
was eine Zweipunktmessung ergibt. Vor all em bei Bild 1: Pneumatisch-elektronische Messeinrichtung
Bohrungen können Rundheits- und Zylinderform-
abweichungen auftreten, die du rch Messungen
an verschiedenen Stellen festgestellt werden kön-
nen (Bi ld 3). Die Rundheitsabweichung bei einem
,, Dre ibogengleichdick" ist durch eine Zweipunkt-
messung nicht f eststellbar, wä hrend eine ovale
Rundheitsabweich ung der Hälfte der Differenz {Hi'
Bohrungs- Geradheit s- Messen einer
dmax - d min entspricht. messung mit messung rechtwinkligen
Kugelkontakt- einer Lage der Bohrung
• Einflüsse auf die Messwerte messdorn Bohrun g zur Stirnfläche
• Die Rautiefe an der Messstelle beeinflusst den
Messwert. Bei Rautiefen Rz < 5 µm sind die
p n eumatisc h gemessenen Messwerte mit de-
nen von Feinzeigern vergleichbar. Bei Rautiefen
Rz > 5 µm ergeben nur Kugelkontaktmessdorne
vergleichbare Messwerte (Bild 21.
• Obwohl berührungslos gemessen wird, wirken
durch die Druckluft kleine M esskräfte, die z.B.
" '8==-
"F
=- 4=
mmm
sollte mindestens den Durchm esser der Mess- Ab weichungen von der Zylinderform
düse überdecken.
1 .3 .4 Elektronische M e ssgeräte
Bei der elektronischen Längenmessung mit induk-
tiven Messtastern wird durch die Messbolzenbe-
wegun g im Messtaster die Spannung geändert.
Dabei w ird ein Messsignal erzeugt, das nach Ver-
stärkung direkt angezeigt werden kann (Bild 1).
&Q 44
maximalen Messwert von 2 mm). 0
"' ETI EEI ES]
Induktive Messtaster eignen sich für hoch- ~ +A
genaue Messungen, z.B. zum Ka librieren von ~
E öe{_; &b
*
Endmaßen. Als Messwertaufnehmer werden "ii -A
sie auch in anderen elektronischen Messgerä-
ten eingesetzt.
o&
+
8
0
go+ +
Messsignale von zwei Messtastern zur Summen-
messung oder Differenzmessung zu verknüpfen
(Tabelle 1).
g'
~
§" +A+B
*1
ETI EEI ES]
~
oder Rundlaufprüfung eingesetzt. Bei positiver Po-
"' 0 0
larität ergibt ein hineingehender Messbolzen eine ~ EEI EB EEI
y
positivere, st eigende Anzeige. Eine negative Polari- ~
tät bewirkt, dass bei einer größeren Bohrung auch ~ +A- B
ein größerer Messwert angezeigt wird .
"w ~~,e,~+
• Summenmessung (+A +B)
"'0 ~ ~ LJO
Bei der Summenmessung ist die Polarität der bei-
den Messtaster gleich. Angezeigt w ird d ie Summe
der beiden Messsignale. Der Messwert ist bei die-
ser Messfunktion unabhängig von Form-, Auflage-
oder Rundlaufabweichungen.
Pola-
rität
• Differenzmessung (+A -B) L.C.C---'-'-'
1 .3 . 5 Optoelektronische Messgeräte
,~< , 37""\
• Laser-Interferometer (Bild 3)
La ser-Interferometer teilen einen Laserstrahl an
einem Strahlteiler (halbdurchlässiger Spiegel) in
einen Messstrahl, der zum verfahrbaren Reflektor
auf dem Maschinentisch geht, und in ei nen Ver-
gleichsstrah l im feststehenden Reflektor. Beide re- Bild 2: Anwendungen der Laser-Abstandsmessung
flektierten Strahlen überlagern sich (interferieren)
am Strahlteiler. W ird der Maschinentisch m it dem
Reflektor auf eine andere Positio n gefahren, ist die
St rahlteiler
Häufigkeit der Hell-Dunkel-Wechsel ein Maß fü r die
Verfahrbewegung.
1 .3 .6 Multisensortechnik in Koordinatenmessgeräten
,~i(
• Berührende (taktile) Messköpfe (Bild 11
Schaltende Tastsysteme übernehmen bei Berüh-
rung mit dem Werkstück die Messwerte in den
Ant astrichtungen X, Y und Z. Die kleine Messkraft
I< 0,01 NI ist bei Kunststoffteilen vorteilhaft.
Messende Tastsysteme sind kleine 3-D-Messge-
räte, denn induktive Wegaufnehmer messen bei ei-
ner Tasterbewegung kontinuierlich die Messwege
in drei Achsen. Diese Messwege werden zu den
vom Koord in atenmessgerät gemessenen Längen
in der X-, Y- und Z-Achse addiert.
• Laser-Autofokussensor (Bild 1)
Autofokussensoren vereinigen (fokussieren) die
Laserstrahlen automatisch in einem Punkt auf der
Oberfläche. Die Fokussierlinse wird so nachge-
führt, dass der Lichtpunktdurchmesser auf dem
Messobjekt ein Minimum erreicht. Wenn z. B. die
Ebenheit von Trägerplatten für integrierte Schalt-
kreise gemessen werden soll (Bild 2, vorherige
Seite), entspricht die Ebenheitsabweichung der
Nachführbewegung der Fokussierlinse.
• Laser-Abstandssensor (Bild 21
Das Messprinzip entspricht den Abstandsmessge-
räten (Bild 1, Seite 38). Der Laserstrahl w ird senk-
recht auf die Oberfläche eines Formmodells ge-
richtet. Von allen Strahlen, die an der Oberfläche
streuend reflektiert werden, trifft nur der unter 20°
reflektierte Strahl auf den CCD-Zeilensensor. Dort
entst eht ein Lichtpunkt, dessen Lage vom Messab-
stand abhängt.
~
Welli gkeit erwartet wird. Bei fehlerhaften Flä-
chen durch Kratzer oder Druckstellen erübrigt
sich eine Messung.
Tiefpassfilter
Die vertikale Vergröße rung der Diagramme soll
so gewählt werden, dass das Profil etwa die hal-
Bild 2: Prinzip eines Tastschnittgerätes
be Breite des Messprotokolls einnimmt.
Senkrechtgrößen. Durch Verhä ltnisbildung, z.B. Rp Rp/ Rz „ 4/5 =} Profil mit hohem Verschleiß
(Glättungstiefe) zu Rz, kann auch auf die Form
Bild 3: Rund- und Spitzkammprofil mit jeweils glei-
eines Profils geschlossen werden (Bild 3).
chem Rmax und Rz (10 JJm) sowie Ra (2 µm)
1.4 .3 Oberflächen-Prüfverfahren
Ra µm
1111111!=
2.5 4 6 10 15 35 50
Rz µm 8 12 23 37 53 110 160
oder Sichtvergleich von Oberflächen eingesetzt.
Vora ussetzungen für die Vergleichbarkeit der Bild 1: Oberflächen-Vergleichsmuster
Werkst ückoberfläche mit dem Vergleichsmuster
sind gleiche Werkstoffe und ein gleiches Herstell-
verfahren, z.B. Längsdrehen (Bild 1 ). Gleitkufe
Der Tastvergleich erfolgt mit dem Fingernagel
oder einer kleinen Kupferscheibe (in der Größe
einer Münze). Der Sichtvergleich wird durch einen
optimalen Lichteinfallwinkel und die Benutzung ei-
ner Lupe begünstigt.
Oberflächenmessgeräte, die nach dem Tast-
schnittverfahren arbeiten , erfassen die Abwei-
chungen der Oberfläche mit einer Tastspitze aus
Diamant (Bild 2). Die ideale Form der Tastspitze
ist ein Kegel (60° oder 90°) mit gerundeter Spitze.
Bild 2: Kufen-Tastsystem
Bei Rautiefen Rz > 3 µm ist ein Spitzenradius rsp =
5 µm gewählt, bei Rz > 50 µm r,p = 10 µm). Bei
Rautiefen Rz < 3 µm ist ein Spitzenradius von 2 µ m
empfeh lenswert denn kleine Spitzenradien kön-
nen kleine Profiltäler besser ertasten.
Das Kufen-Tastsystem eignet sich nur für die Rau-
heitsmessung mit tragbaren Oberflächenmessge-
räten (Bild 2 und Bild 3). Bei diesem Tastsystem
erfasst die Tastspitze das Rauheitsprofil relativ zur
Bahn der Gleitkufe. Die Welligkeit wird durch den
Gleitkufenradius von 25 mm größtenteils „mecha-
nisch ausgefiltert".
Beim Bezugsebenen-Tastsystem, auch Freitast-
system genannt, bildet die hochgenaue Gerad-
führung im Vorschubgerät die Bezugsebene
(Bild 4). Über eine Neigungseinstellung wird die
Bezugsebene möglichst para ll el zur Werkstück- Bild 3: Tragbares Messgerät mit Kufen-Tastsystem
oberfläche ausgerichtet. Zeigt das ungefilterte
D-Profil (Bild 1, folgende Seite) eine zu starke
Schräglag e, muss die Bezugsebene besser ausge-
richtet werden. Gemessen w ird die Bewegung der
Tastspitze re lativ zur Bezugsebene. Dadurch kön-
nen alle Kenngrößen gemessen w erden.
Messung, z.B. der gemittelten Rautiefe Rz, >0,013 . .0,04 bis 0,1 bis 0,02 0,08 0,08/0,4
durchzuführen (Tabelle 1). >0,04 .. 0,13 >0,1 ... 0,5 >0,02 .. 0,1 0,25 0,25/1,25
Mit der Wahl der Grenzwellenlänge wird am Mess- >0,13 .. 0,04 >0,5 .. 10 >0,1. .. 2 0,8 0,8/4,0
gerät automatisch auch die richtige Einzelmess- >0,4 . . 1,3 >10 .. 50 >2 .. 10 2.5 2.5/12,5
strecke zugeordnet. Für A, wird auch die Schreib- >1,3 ... 4 >10 ... 80 8/40
>50 .. 200 8
w eise Lc verwendet.
Vorgehensweise bei aperiodischem Profil:
• Der unbekannte Wert von Ra oder Rz wird über
einen Tast- und Sichtvergleich geschätzt oder
über eine Probemessung mit angenommener
Rautiefe untersucht.
• Unter Verwendung der Schätzwerte für Ra und
Rz wird mit der entsprechenden Grenzwellenlän -
ge d ie Messung durchgeführt.
Wenn die gemessenen Ra- oder Rz-Werte nicht in
dem erwarteten Bereich liegen, muss die Messung
mit einer größeren oder kleineren Gren zwellenlän- Bild 1: Profildiagramme (Bezugsebenen-Tastsystem)
ge wiederholt werden (Tabelle 1).
Beispiel: Mit der gewählten Grenzwellenlänge 2,5 mm Tabelle 2: Oberflächenprofile
wurde ein zu kleiner Wert Ra= 1,5 µm gemessen. Die Rmax Rz Materialanteilkurve
Messung muss daher mit der klei neren Grenzwellenlän- Profilform
µm µm Abbott-Kurve
ge 0,8 mm wiederholt werden. Liegt danach der gemes-
sene Wert Ra zwischen 0, 1 µm und 2 µm, ist der Mess-
wert richtig.
Plateauartige Oberflächen sollen mit einem Be-
zugsflächen-Tastsystem und mit einer Grenzwel-
lenlänge von 0,8 mm gemessen werden (Bild 1).
0,4
Ein oberer Grenzwert der Rautiefe gilt als einge-
·halten, wenn der erste Messwert 70 % des Wer-
tes nicht überschreitet oder wenn die ersten drei
Messungen den Grenzwert nicht überschreiten.
1 .5 . 1 Toleranzen
Bei den Toleran zen unterscheidet man zwischen Bohrungen
Maßtoleranzen und Form- und Lagetoleranzen. Die
' $-+p
Maßtoleranzen beziehen sich auf Längen- und Null linie
Winkelmaße, die Form- und Lagetoleranzen auf die
Form, z.B. die Ebenheit oder die Lage, z.B. die § ce
, <C
wJ '
Rechtwinkligkeit. ~
zE
ro
J<B
• Grundbegriffe der Maßtoleranzen
w
Für Bohrungen {Innenmaße) und Wellen {Außen-
maße) werden für die maßgeblichen Größen ein- Null linie
~1 Wellen ~
heitliche, genormte Begriffe verwendet {Bild 2).
Die Kurzzeichen sind jedoch nur teilw eise ge- , <C ;;f ~ - -- - - ~
normt.
§"'
m rn , "'i
zE "'
Das Nennmaß N ist das in der Zeichnung genannte
Maß. In bildlichen Darstellungen entspricht das
N Nennma ß ES Oberes Abmaß (Bo hrung)
Nennmaß der Nulllinie.
Go Höchstmaß Ei Unteres Abm aß (Bohrung)
Die Größe der Toleranz wird durch das obere Ab- Gu Mindestmaß es Oberes Abmaß (Welle)
maß ES bzw. es und das untere Abmaß EI bzw. T To leranz e, Unteres Abmaß {Welle)
ei festgelegt {Bild 3). Die Großbuchstaben werden {französisch: ES= ecart sup9rieur, EI = eca rt inf9rie ur)
bei Bohrungen, die Kleinbuchstaben bei Wellen
verwendet . Bei der bildlichen Darstellung der To- Bild 2: Begriffe und Kurzzeichen bei Maßtoleranzen
leranzen w ird der Bereich zwischen dem oberen
und dem unteren Abmaß auch als Toleranzfeld
bezeichnet. ____r:::::--- oberes A bmaß (ES, es)
• ISO-Toleranzen
Toleranzklasse (Bohrung)
Bei den international verwendeten ISO-Toleranzen _l_
werden die Größe der Toleranz und ihre Lage zur
Null linie durch die Toleranzklasse, z. B. H7, ver-
sch l üsselt angegeben. Der Buchstabe g ibt dabei
das Grundabmaß, d ie Zahl den Toleranzgrad an. Grundabmaß -----I }- Toleranzgrad
• zo
Nennmaßes 100H8 T= 54 µm ~
Einfluss des 100H7 T = 35 µm
Toleranzgrades 100H8 T = 54 µm Nennmaßbereich
Festgelegt sind 20 Toleranzgrade von 01 , 0, 1 bis Bild 3: Abhängigkeit der Toleranz vom Nennmaß
18 (Tabelle 11 und 21 Nennmaßbereiche zwischen
1 mm und 3150 mm.
Nennmaßbereich über 80 b is 120mm
Die Größe der Toleranz ist gleich, wenn der To- 60
~
leranzgrad und das Nennmaß gleich sind.
Tabelle 1: ISO-Toleranzgrade
ISO-Toleranzgrade 01 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Anwendungsgebiete Prüfmittel, Werkzeugmaschinen, Halbfabrikate, Gussteile,
A rbeitslehren Maschinen- und Fahrzeugbau Konsumgüter
Fertigungsverfahren Feinbearbeitung: Reiben, Drehen, Fräsen, Walzen, Schmieden, Pressen
Läppen, Honen Schleifen, Feinwalzen
A.,
48 \ " Toleranzen und Passungen
+160
B>- 1=t= 1:;-sind nach ÖNORM ISO 286 nicht
1..,, belegt. Deshalb sind hier nur die :r::c
za
Die Grundabmaße für Bohrungen (ES, EI) wer- Grundabmaße A, B, C markiert. ~
+80
C
- D
1
vi~+~-c ~
1
Nulllinie
;
-
Z-Grundabmaß für Bohrungen um die Grundab- ~40
d! h ~ KM -
s -
Tu - 1- ,_
~rJ ;::~ f 9 Np R S
maße ZA, ZB und ZC und das z-Grundabmaß für e
-80 1 VX
Wellen um die Grundabmaße za, zb und zc erwei- 1- - d Die Toleranzklassen a7. b7, c7 v• '-
z[I
--
~
...=
-120 1- C -=I::' sind nach ÖNORM ISO 286 nicht
tert. Die Nennmaßbereiche bis 10 mm besitzen zu-
sätzlich die Grundabmaße CD, EF und FG bzw. cd, 160
::b .:::::~ belegt. Deshalb sind hier nur die z~
b t;:;; L. Grundab~aße ~· b. ~ ~arki e~.
ef und fg. 1 1 1 '- '-
-200
Die Grundabmaße Hund h sind null. Die zugehöri- ~ ES, E,l Grundabmaße der Bohrungen 1- '-
-240 ~ es, e, Grundabmaße der Wellen '-
zc
gen Toleranzfelder beginnen daher an der Nulllinie
(Bilder 2 und 3). -280
µm
§. Toleranzfelder 1
für Wellen
Für Bohrungen ist das Mindestmaß bei H-Tol e- ..._
- 320 a
.J J 1 ~ 'l 1
ranzfeldern gleich dem Nennmaß (Bild 2). Bei
Bild 1: Lage der Toleranzfelder zur Nulllinie,
Wellen dagegen ist das Höchstmaß bei h-To leranz- Beispiel: Nennmaß 25, Toleranzgrad 7
feldern gleich dem Nennmaß (Bild 21.
Beispiel: Wie liegen die Toleranzfelder von 25H7 und Bohrung Welle
25h9 zur Nulllinie?
Lösu ng: 25H7 = 25 +0,021/0
h-To1eranzfeld
Das Toleranzfeld liegt oben an der Nulllinie an.
25h9 = 25 0 / - 0,052
Das Toleranzfeld liegt unten an der Nulllinie an.
Bei Spielpassungen tritt immer ein Spiel (,, Luft"), bei Übermaß-
passungen immer ein Übermaß auf. Kann bei den gewählten
Toleranzklassen Spiel oder Übermaß auftreten, spricht man von
Übergangspassungen.
1 Höchstspiel
1 Mindestspiel
Beispiel: Wie groß sind Höchst- und Mindestspiel bei der Passung Bild 2?
Lösung: PsH = G0 8 - Guw = 40,02 mm - 39,98 mm=+ 0,04 mm
PsM:::: Gus - G0 w = 40,00 mm - 39,99 mm = + 0,01 mm
400/-0,02
Übermaßpassungen. Das Höchstmaß der Bohrung ist immer kleiner,
im Grenzfall auch gleich groß wie das Mindestmaß der Welle (Bilder
1, 3 und 4). Außenteil (,. Bohrung" )
Das Höchstübermaß PüH ist die Differenz zwischen dem Mindestmaß Bild 3: Übermaßpassung
der Bohrung G, 8 und dem Höchstmaß der Welle G0 w.
1 Höchstübermaß
+60
Das Mindestübermaß PüM ist die Diffe renz zwi- µm +50
schen dem Höchstmaß der Bohrung G08 und dem +40 +39 +34
M indestmaß der Welle G,w· ~ +20 e' , +25
"' 1c
1 Mindestübermaß I
Beispiel: Wie groß sind Höchst- und Mindestübermaß
" - 20 -25
- 40
der Passung Bild 3? -50
- 60
Lösung: Pc,H = Gue - G0 w = 39,98 mm - 40,02 mm
Spielpassung Übermaßpassung
: -0.04 mm
PoM = G08 - Guw = 40,00 mm - 40,01 mm Bild 4: Lage der Toleranzfelder bei Spiel- und
= - 0,01 mm Übermaßpassung
'~' Toleranzen und Passungen
• Passungssysteme
Grundabmaße für Wellen
Um die Fertigungs- und Prüfkosten niedrig zu hal-
ten, werden tolerierte Maße meist nach dem Pas-
sungssystem Einheitsbohrung oder nach dem Pas-
sungssystem Einheitswelle gefertigt.
• Passungssystem Einheitswelle
Grundabmaße für Bohrungen
Das Passungssystem Ein heitswelle w ird vor allem Bild 1: Passungssystem Einheitsw elle
dort eingesetzt, wo lange Wellen m it durchgehend
gleichem Durchmesser verwen det werden. Dies
ist teilweise bei Hebezeugen, Textilmaschinen und
landwirtschaftlichen Maschinen der Fall.
Beispiel: Bei einem Antrieb ist die Scheibe auf die Welle
aufgepresst. Die Welle selbst läuft in zwei Gleit-
lagern und nimmt in der Mitte ein Zahnrad auf
(Bild 2 ).
a) Ermitteln Sie aus ISO-Toleranztabellen die
Abmaße der 4 Toleranzklassen.
b) Stellen Sie die drei Passungen m it Toleranz-
feldern grafisch dar.
c) Berechnen Sie Höchst- und M i ndest spiele
sowie Höchst- und Mindestüber maße und
tragen Sie diese in d ie grafische Darstellung
ein. Bild 2: Passungen im System Einheitswelle
Lösung: Grafische Darstellung Bild 3.
+80
µm
• Gem ischte Passungssyst eme + 60
~
(Bild 4) nicht beachtet, ist die Messung unzuläs-
sig, z. B. wenn eine Welle a uf einem Formmess-
gerät am tolerierten Zylinder g espannt und die
Rundlaufabweichung am Zapfen gemessen
w ird. Bild 4: Toleranzangaben in Zeichnungen
.~;
•
54 ' "'
Toleranzarten
Nach der Toleranzart unterscheidet man die Lage-
Tabelle 1: Toleranzarten
Form- und Lageprufung
Zeichen
toleranzen mit den Gruppen Richtungs-, Orts- und Art Gruppe Symbol Bezeich· Zeichnungsangabe Tale· :~;.
Lauftoleranzen, die Formtoleranzen mit den Grup- nung
pen Flachform- und Rundformtoleranzen und die ranz chung
Rich-
1). Die insgesamt 14 Einzeltoleranzen und ihre Ab- Recht-
tungs·
winklig-
weichungen werden durch Indizes gekennzeichnet, tole-
keit
z.B. tK und fK für die Rundheit (Kreisform). ranzen
~r"'·"
sich immer auf ei n Bezugselement oder eine Be-
zugsachse.
Richtungstoleranzen sind für die Funktionsfähig- Position tes f,s
~ 100
keit von Maschinen entscheidend, z.B. für die
~
Parallelität von Führungsbahnen oder die Recht-
winkligkeit der Arbeitsspindel einer Fräsmaschine !..3 Orts-
tole-
Koaxia-
lit ät
zum Maschinentisch. Die Neigungstoleranz ist mit Konzen-
ranzen
trizitä t
der Winkeltoleranz verwandt. Eine tolerierte Boh-
rung wie in Tabelle 1, die unter 60° zur Bezugsflä-
Symme-
che A geneigt sein soll, muss zwischen zwei paral-
trie
lelen Ebenen im Abstand 0, 1 mm liegen.
Ortstoleranzen begrenzen z. B. die Abweichung
lauf
einer Bohrung von der richtigen Position. Wegen
der kreisförmigen Toleranzzone bei der Position
Lauf-
I Rundlauf
Planlauf
und der röhrchenförmigen bei der Koaxialität wird tole-
vor den Toleranzwert ein Durchmesserzeichen ge- ra nzen Gesamt-
ranzen
+---+---+-
O
heit
E~=i~·
. .
§
n Linien-
profil d '·"
~ ~~~t +---+-- - + - - - - - - - + - - - + - - -
flügels. Mit der Flächenprofiltoleranz können die =ranzen
~ C Flächen-
~
.
Formabweichungen eines ganzen Tragflügels oder profil
eines Autodaches begrenzt werden.
Form- und Lageprufung , ~
1 .6 .2 Prüfung von ebenen Flächen und Winkeln
Die zu prüfende To leranz ist in technischen Zeich nu ngen durch die Tolera nzart sowie durch die Lage und
Größe der Toleranzzone festgelegt (Tabelle 1).
_ Geradheit ~ ~
Die Achse des zylindrischen
Teiles des Bolzens muss inner-
0
1 halb eines Zylinders vom Durch-
m esser tG = 0,03 mm liegen.
§
"'_:
:; D
u.
t--- - + -
E-be_n_h_e-it - +- -
--
~
~--
-
_ , d_
- + - - - -- - -- -- - t-D-ie-to-le-r-ie_rt_e_F_l_äc_h_e_m_u_ss-
CJ ~
zw-i
-
sehen zwei parallelen Ebenen
vom Abstand te = 0,05 mm lie-
gen.
~
-N
.,
c
~~o,
~
II
1-- /~-+- - ---l-- -.:::::.-_ __
_l
Rechtwink-
ligkeit ~ ,, . •d
,.,,
m~
--l-_ j_1 .::
==
1,: 0,01 mm liegen.
= = ====---l-
p-ar_a_lle
_l_•_
n _E_b_en_e_n_v_o_m_A_b_st_•_n_
JJ$
5 Abstand tfl = 0,05 mm liegen.
~ r---+-N-ei_g_u-ng--+---- -- - r - - - -- - -- - - -+-D-ie- A-ch_s_e_d_er_ B_o_h_ru_n_g_ m_u_s_s
i:i: L ~ zwischen zwei zur Bezugsfläche
A im Winkel von 60° geneigten
0
und zueinander para llelen Ebe-
nen vom Abstand tN = 0, 1 mm
liegen.
Die Geradheit w ird durch zwei parallele, gerade Li- Bild 1: Messung der Geradheit
nien begrenzt. Die Minimumbedingung ist erfüllt,
wenn der klein ste Abst and der beiden Geraden
erreicht ist. Minimum-Bedingung Minimum-Bedingung
nicht eingehalten ist erfüllt
Bei der Parallelitätsmessung wird die ebenere
~. ~~.a!.
Fläche des zu prüfenden Werkstückes als Be-
zugsebene gewählt. Da auch diese Fläche Ab-
weichun gen besitzt, muss sie z.B. mit Prüfstiften
nach der Minimumbedingung auf der Messplat-
te au sgerichtet werden. Die Parallelitätsabwei-
chung fp wird als Abstand von zwei parallelen Messplatte ausrichtung Bezugsebene
Ebenen gem essen, welche die tol erierte Fläche
einschließen. Bi ld 2: Messung der Parallelität
~ >i Form- und Lageprufung
Die Parallelität kann auf einer Messplatte mit einem Feinzeiger ge-
prüft werden (Bild 4). Das Werkstück wird mit der Fläche höchster
Plang~as- Int e rferenz-
Ebenheit auf die Messplatte als Bezugsfläche ausgerichtet. Um d ie platte streifen
größte Abweichung der tolerierten Fläche zu finden, werden die
Messpunkte gleichmäßig auf der Fläche verteilt. Die Parallelitätsab-
weichung ist der Unterschied zwischen dem größten und dem kleins-
/',
ten angezeigten Messwert.
i, (:,"
Elektronische Neigungsmessgeräte eignen sich
besonders für Präzisionsmessungen kl einer Nei-
gungen. Es gibt sie als Horizontalmodell mit einer
Messfläche oder als Winkelmodell mit einer hori-
zontalen und einer vertikalen Messfläche (Bild 5).
Mit diesen Neigungsmessgeräten sind Abwei-
chungen von der Ebenheit an Prüfplatten und Ma-
schinen sowie Abweichungen von der Parallelität
und Rechtwinkligkeit messbar. Die kleinste mess-
bare Neigung beträgt 0,001 mm/m und der größte
Messbereich ± 5 mm/ m. Bild 5: Richtwaage und Neigungsmessgerät
Form - und Lageprufung
,')~57
"
• Winkelprüfung
Bei der Winkelprüfung wi rd die Lage von Kanten
oder Flächen geprüft.
Universalwinkelmesser haben eine Hauptskale
mit viermal 90° und Nonien, die noch 5 Winkelmi-
nuten auflösen (Bild 1).
Beim Ablesen zählt man zuerst an der Hauptskale
von 0° ausgehend bis zum Nullstrich des Nonius
die Winkelgrade und liest dann am Nonius in der
gleichen Ableserichtung die Minuten ab (Bild 2). Bild 1: Universalwinkelmesser
/j
(Zylinder-
form)
~ - ~ - tf0.05
schen zwei koaxialen Zylindern lie-
gen, die einen radialen Abstand
~~
von t2 = 0,05 mm haben.
--ar ~
C
i"
"
Konzen-
trizität ll der We lle muss innerha lb eines
Zy l inders vom Durchmesser
0 © tKo = 0,03 mm liegen, dessen Ach-
~ se mit der Achse des Bezugsele-
0 mentes fluchtet.
Rundlauf Bei Drehung um d ie Bezugsachse
@r ff
N
C AB darf d ie Rundlaufabweichung
~ in jeder senkrechten Messebene
0 I tL = 0, 1 mm nicht überschreiten.
...,~
• Rundheitsprüfung
Zweipunktmessungen, z.B. mit Messschrauben oder Messuh ren
senkrecht zur Messfläche, eriassen Rundheitsabweichungen nur als
Durchm esseruntersch iede. Da bei Zwe ipunktmessungen von Gleich-
d ickfo rmen d ie Anzeige immer g leich b leibt, sind Rundheitsabwei-
chungen nur durch eine Dreipunktmessung mit zwei A ufl agepunkten
im Prisma m essbar !Bild 1J. Noch genauer können Rundheitsabwei-
chungen auf Formmessgeräten gemessen werden (Bild 1, Seite 60).
Bei ovalen Fo rmabweichungen (Bogenzahl n - 21 und einer ebenen
Messplatte (Winke l a - 180'1 ist der Anzeigeunterschied zwischen
dem großen und dem kleinen Durchmesser doppelt so groß w ie die
Rundheitsabweichung (Tabelle 1, folgende Seite). Die Rundheitsab-
weichung f< ist daher gleich der Differenz zwischen größter und
kleinster Anzeige, divid iert durch den Korrekturwert k.
Dreipunktmessung
1 Rundheitsabweichung f.K-- ~
k Bild 1: Erfassen der Rundheitsab-
weichung von Gleichdicken
Form- und Lageprufung ,~
~
Rundlaufabweichung
Bewgs-
achse ~, -
o . 0
"0 . : , . o.1
• Messen der Koaxialität
" .
l;!
Koax ialitäts-Abweichungen können bei Wellen
tolerierter Lage- Form- Lage- u. Form-
oder bei Achsen von Bohrungen auftreten. Das Zylinder abweichung abweichung abweichung
Drehteil wird mit seinem Bezugszylinder (C in Bild a b
11 zur Achse des Drehtisches ausgerichtet. Um den Rundheits-
fK • 0 f K=0, 1mm fK•0, 1mm
abweichung
größten Achsenversatz zu erkennen, so llten min-
Koaxialitäts-
destens in drei Messebenen Rundlaufm essu ngen abweichung fKo • 0,2mm f Ko • 0 fKo• 0,2mm
durchgeführt werden. Die Koaxialitätsabweichung Rundlauf-
f L• 0.4mm f l= 0,1mm f l= 0.4mm
f<o (der Achsenversatz) w ird aus der größten und abweichung
kleinsten Anzeige ermittelt. a: Wenn Rundheitsabweichungen vernachlässigbar sind, ist
1 Koaxialitätsabweichung
die Rundlaufabweichung fL doppelt so groß w ie der Achs-
versatz. das heißt wie die Koaxialitätsabweichung fKO·
~
kippt und danach zentriert werden. Die Messge- Tabelle 1: Messen von Form- und
nauigkeit wird erheblich verbessert, wenn die tole- Lagemerkmalen
rierten Zylinder oder die Bezugsachsen vor der
Messung sorgfältig im µm-Bereich ausgerichtet
(1J·'"
ffi
werden. 0 / Tast-
svstem · .
Rundheit .9 . )
tolerierter \....
• Rundheitsmessung Zylinder
Während der Kreisbewegung ertastet der Messtas-
ter bis zu 3600 Messpunkte. Gleichzeitig entsteht
am Bildschirm das Rundheitsprofil.
Auswerteverfahren: Zur Bestimmung der Rund-
heitsabweichungen sind verschiedene Auswerte- Zylindri-
zität
verfahren wä hlbar (Bild 2). Das Standard-Auswer-
teveriahren ist das Referenzkreis-Verfahren LSC
(LSC = Least Square Circle). Der Referenzkreis be-
rücksichtigt alle gemessenen Profilpunkte. Der Ein-
fluss extremer Profilpunkte ist daher gering. Das
LSC-Verfahren wertet das Rundheitsprofil schnell
I
Rundlauf
und zuverlässig aus,
9
rof1le gerade
Rundlaufmessung
An dem ausgerichteten Bezugszylinder werden - - . . -
zwei oder mehr Rundheitsprofile gemessen und
nach dem Auswerteverfahren LSC die Mittelpunkte
bestimmt. Eine Ausg leichsgerade durch diese Mit-
telpunkte bildet die Bezugsachse für die Rundlauf- Bild 1: Ausgleichsgerade durch drei Mittelpunkte
messung am tolerierten Zylinder (Bild 1 und Bild 2).
Bei der Messung w ird das Werkstück um die Be-
zugsachse gedreht. Wenn in mehreren Mess-
ebene n gemessen w ird, ist die g rößte Rundlaufab-
we ic hung fL = A max - A min mit dem To leranzwert tL
zu vergleichen.
• Messbeispiele
Prüfung einer Planfläche (Bild 2): Welche Tolerierung ersetzt die
Ebenheits- und Planlauftolerenz und vereinfacht die Messung?
Lösung: Mit einem Gesamtplanlauf kann der Planlauf und die
Ebenheit der Planfläche sehr einfach überwacht werden.
Koaxialitätsprüfung (Bild 3): Drehteile, die zur Bearbeitung der zwei-
ten Seite umgespannt wurden, sollen auf Koaxialität geprüft werden. vorgeschlagene Tolerierung ~
Ein einfaches Prüfverfahren ist zu wählen.
Bild 2: Tolerierung einer Planfläche
Lösung 1: Aufnahme des großen Durchmessers in Prismen.
Der tolerierte Zylinder wird mit einem Feinzeiger angetas-
tet. Anstelle einer Koaxialitätsmessung wird eine ein-
fachere und ausreichend genaue Rundlaufmessung
durchgeführt. Die Koaxialitätsabw eichung entspricht der
halben Rundlaufabweichung.
Lösung 2: Aufnahme zwischen Spitzen (wenn möglich)
Koaxialitätsmessung mit induktiven Tastern auf dem Be-
zugszylinder und dem tolerierten Zylinder. Tasterverknüp-
fung bei der Differenzmessung: +A-B (Tabelle 1). Bild 3: Drehteil
Form- und Lageprufung , ,,,
m --
Da bei diesem Prüfverfahren die Drehbewegung w ie bei
einer wälzgelagerten Getriebewelle durch die Zylinder- Sicherung' ~egen
Verschieben
form der Bezugselemente A und B bestimmt wird, ist die-
se Prüfung funktionsgerechter als das Messen zwischen
Spitzen.
Messabweichungen können durch Rundheitsabwei-
chungen an den Bezugselementen A und B in Abhängig-
keit vom Prismenwinkel entstehen (Tabelle 1, Seite 59)_
Bild 2: Rundlaufmessverfahren
1 .6 .4 Gewindeprüfung
Für die Güte eines Gewindes sind der Flankendurchmesser, der Flan-
kenwinkel und die Steigung entscheidend (Bild 3).
Bild 1: Kegel-Kimme-Methode
Arbeitsregeln fur die Gewindemessung mit Messeinsatzen
• Bei der Wahl der Messeinsätze und Messdrähte sind die Gewin-
desteigung und der Flankenwi nkel zu berücksichtigen.
• Messeinsätze und Drahthalter müssen leicht drehbar sein, damit
sie sich in Steigungsrichtung einstellen können.
• Nach dem Au swechseln der Messeinsätze (Kegel und Kimme)
muss die Gewindem essschraube mit einer Lehre neu eingestellt
werden.
Schmutznut
1.6 .5 Kegelprüfung
z usammeng efügte Innen- und Außenkegel müssen „ tragen", d. h.,
die Mantelflächen der beiden Kegel sollen sich überall berühren. Aus
dieser Forderung lassen sich die m eisten Prüfgrößen ableiten (Bild 1).
befinden.
• Kegelmessung
Das Messen von Maß- und Formabweichungen des Kegels ist am
einfachsten mit pneu matischen Messgeräten möglich.
Kegelmessgeräte si nd mit Feinzeigern ode r induktiven Tastern
ausgerü stet und messen entweder den Kegelw inkel o der zwei Prüf-
durchmesser in festgelegtem A bstand (Bild 3 ).
w
gemessen: 029,98 030,00 029,99
2 Worin unterscheidet sich eine Rundheits- von einer Rundlauf-
m essung?
3 W arum ist das sorgfältige Ausrichten der Bezugsachse vor einer
Toleranz
Rundlaufmessung wichtig>
[ltjo.01 j '
4 Beim Schleifen eines Zylinders entsteht eine leicht tonnenför-
mige A bweichung (Bild 4). Liegt die Zylinderform aufg rund der
Bild 4: Zylinder
gemessenen Du rchmesser noch in der Toleranz von 0,01 mm?
5 Mit welchem Messverfahren kann der Rundlauf einer Getriebe-
welle funktionsgerecht geprüft werden?
Rundheit
6 Auf dem Formmessgerät w ird an einer gedrehten Buch se eine fK = 7µm
Rund heitsabweichung von 7 µm gemessen (Bild 5).
a) Wodurch kann die A bweichung entstanden sein?
b) Welche Anzeigeänderung ist bei einer Ru ndheitsabwei-
ch ung von 7 µ m bei einer Dreipunktmessung mit einem
90 °-Prisma (Seite 59) zu erwarten?
7 Welche A rbeitsregeln mü ssen beim Gewindemessen m it der
LSC
Dreidraht-Met hode beachtet werden?
8 Wie kann d ie Übereinstimmung eines Werkstückkegels mit der
Kegelleh re sicht bar gemacht werden? Bild 5: Rundheit einer Buchse
,> -,
3"'
2
\
I
Figure 1: Solar-Vernier Caliper
Manual
• Names and function of the parts
1 external measu ring jaws 6 LCD-display 11 surface of scale
2 step measuring jaws 7 cover of the solar cell 12 solar cell
3 internal measuring jaws 8 data output 13 pull roller
4 slide 9 depth gauge 14 ORIGIN-button
5 lock 10 main scale
Note
• Avoid direct sunlight and pressure on the solar cell.
• The surface of the measurement areas and the scale must not be scratched.
• The pul! roll er is only for fine adjustment and shou ld not have excess pressure applied.
Specifications
• Range: up to 150 mm • Scale interval: 0.01 mm • Repeatability: 0.01 mm
• Measurement accuracy: ± 0,02 m m • Operating temperature: 0-40°C • Data interface: Digimatic
• Power supply: Solar cells • Maximum speed: unlimited
2 Qualitätsmanagement
Damit ein Unternehme n erfolgreich am Markt be-
stehen kann, müssen den Kunden Produktqualität, Anforderungen und Er- Interessen des Unter-
wartungen des Kunden nehmens und der liefe-
Liefertreue sowie Service- und Beratungsqualität und des Marktes erfüllen ranten berücksichtigen
zuverlässig geboten werden. Neben d er Produ kt-
qualität ist die Qualität der Arbeitsabläufe wichtig,
'"'-.....--=-~ -- -·/
Oualitätsmana99!!lent
um z.B. Fehlerkosten und Fe rtigungskosten zu ver- /
ringern. Das Qual itätsmanagement (QM) sorgt da- Planen, Steuern, Über- Feststellen und
wachen de r Qualitäts- Dokumentieren des
fü r, dass diese Bedingungen erfüllt werden. A u ßer- siehe r u ngstäti g ke i ten Qualitätsstandes
dem werden durch das QM Ziele vorgegeben, die
Organisation geplant, Arbe itsmittel bereitgestellt Bild 1: Bereiche des Qualitätsmanagements
und Verantwortlichkeiten definiert (Bild 1) . W ird
dem QM vo n einer unabhängigen Prüfstelle be-
Kons trukti on ,
schei nigt, dass es die Forderungen international Entwicklung
vereinheitlichter Normen erfüllt, so nennt man es
ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem (fol-
gende Se ite). Durch das Zertifikat wird das Vertrau-
en der Kunde n und der Mitarbeiter in die Qualitäts-
fähigkeit des Unternehme ns g estärkt.
tr:
Fertigungsplanung
2 . 1 Arbeitsbereiche des QM
• Die Qualitätsplanung u mfasst alle planerisc hen
Aufgaben vor Fertigungsbeginn. Die qualitäts- Endprüfung auf
Funktion und Lie-
bezogenen Ziele und Anforderungen müssen Produkt fervereinbarung
festgelegt, die erforderlichen Prozessabläufe ge-
plant und die notwendigen Sach- und Geldmittel
zur Erfüllung dieser Ziele bereitgestellt werden
Lieferung
www
die
i~
(Bild 2).
Bild 2: Planung, Le nkung und Sicherung im
• Die Qualitätslenkung begleitet den Fertigungs- Entstehungsprozess eines Produktes
prozess. Sie umfasst Tätigkeiten zur Überwa-
chung aller Produktionsprozesse sowie zur Be-
seitigung von Fehlerursachen.
• Die Qualitätssicherung soll Vertrauen schaffen
und den Nachweis erbringen, dass die festgeleg-
ten Qualitätsforderungen im gesamten Entste-
hungs- und Fertigungsprozess des Produktes er-
füllt werden.
• Die Qualitätsverbesserung umfasst alle Tätigkei-
ten mit dem Ziel der kontin uierlichen Verbesse-
rung und der Steigerung der Kundenzufrieden-
heit.
Der Qualitätskreis (Bild 3) veranschaulicht das In-
einan derg reifen verschiedener Tätigkeiten zur Er-
reichung der geforderten Produktqualität.
• Zuve rlässigkeit, Funkt ionsfähigkeit, lnstand hal- Wirksame Entscheid ungen m üssen auf der sachlichen
tungsfähigkeit Analyse von Daten und Informationen beruhen.
~,,\tifl9 Forder(J,,
Einteil ung der Fehlerarten bei Fertigprodukten nach ihrer Bedeutung fü r Sicherheit und Brauchbarkeit.
Kritischer Feh ler Fehler, von dem anzunehmen ist, dass er für Personen gefährliche oder unsichere Situationen
schafft. oder dass im Schadensfall m it hohen Folgekosten zu rechnen ist, z. B. defekte Bremse
oder Korrosion am Lenksystem eines Autos.
Hauptfehler Fehler, der voraussichtlich zu einem Ausfall (Unfall) führt oder d ie Brauchbarkeit für den vor-
gesehenen Zweck wesentlich herabsetzt, z.B. d efekter Scheibenwischer.
Nebenfehler Feh ler, der voraussichtlich die Brauchbarkeit für den vorgesehenen Zweck nicht wesentlich
herabsetzt. z.B. Lackfehler oder schwer gängiger Fensterheber.
2.5 Werkzeuge des Qualitäts-
managements
Um Qualitätsanforderungen zu erfüllen und Quali-
tätsverbesserungen einleiten und überwachen zu
können, genügt es nicht, nur die auftretenden Pro-
bleme zu lösen oder Fehler zu beheben. Die Ursa-
chen der Probleme oder Fehler müssen erkannt
und beseitigt werden.
de zur Erfassung von Fehlern nach deren Art und Rollenverschleiß III 1111 II 9
Anzahl (Bild 2). In einer Tabelle werden die zu er- E-Kabel abgerissen 1 1
"'
·;;;
C
m
m
%
80
~:c
zeichnet , klassifiziert Fehler oder Fehleru rsachen .c :c
~ :c ~ ~
nach ihrer Häufigkeit (Bild 3). Die Pareto-Analyse
ze igt, dass sich unter vielen Fehlern m eist nur we-
nige als besonders häufig hervorheben. Das be-
=:
.2
g i ~
E
2., i1i
"* ~ E
~
C,
. {l
,;
{l
60
40 "
deutet, dass durch das Beheben sehr wen iger aber ;;, 1t5 2l 0
a: 1 1!
-;; <f)
~
!~ - n1-
w ichtiger Probleme oder Fehler schon eine große 1~ 1-l: 20
Verbesserung zu erreichen ist. Das Diagramm hilft J~ f'3 (/)
1
zufrieden-
durchführung
kleiner werden de Zweige. Baumdiagramme finden heit Projektarbeit
x- x- x-
und welche Stärke (Eindeutigkeit) sie aufweist. Je positive Korrelation negative Korrelation keine Korrelation
dichter d ie erfassten Punkte an einer Geraden lie- Beispiel: Beispiel: Beispiel:
gen, umso stärker bzw. eindeutiger ist die Bezie- X „ Anzahl X • Anzahl Funktionstests X = Anzahl
hung zwischen den Größen. Nach der Steigungs- Reklamationen vor Auslieferung Mitarbeiter
Y"' Mehrkosten für Y • Anzahl Y .,_ Kunden-
richtung der Geraden w ird zwischen positiver und Nacharbeit Reklamationen zufriedenheit
negativer Korrelation unterschieden.
Bild 3: Beispiele für Korrelationsdiagramme
• In Matrixdiagrammen w erden Wechselwirkun-
gen und zusammenhänge von mindestens zwei
Themenbereichen dargestellt und wenn nötig be- Kriterien
wertet bzw. gewichtet (Bild 4). Jeder Themenbe-
reich enthält dabei eine Aufzählung von Merkma-
len. Aus Kundenanforderungen können z.B. Priori-
täten für die Produktgestaltung abgeleitet werden.
Als Paarvergleich hilft das Matrixdiagramm bei
Entscheidungsfindungen.
Im Bild 4 ist der Preis (erste Zeile) z.B. wichtiger als Farbe
2• wichtiger als.. ,; O• w eniger w ichtig als..
die Kraglänge (= 2), aber weniger w ichtig als die
- - wichtigste Kriterien
Sicherheit(= 0). An der Zeilensumme lässt sich er-
kennen, dass die Sicherheit das w ichtigste Krite- Bild 4: Matrixdiagramm zur Entscheidungsfindung
rium für den Kauf des Wandkrans darstellt. beim Kauf eines Wandkrans
• Verlaufsdiagramme stellen eine einfache Me-
1 1 1 1 1
thode dar, um Entw icklungen und Tendenzen einer 10,005
1 1 1 1
zu untersuchenden Größe über einen bestimmten mm Höchstmaß
,.. ...
Zeitraum darzustellen und auszuwerten (Bild 1). 10,000
Aufgrund der bereits erfasst en und eingetragenen
-:"
Daten lassen sich auch Prognosen für den weiteren
~
9,995
,.,.,
11r-.. ,_,.,. V l' -V
Verlauf d er Größe aufstellen. Sie werden als Qua li-
tätsregelkarten (Seite 82) zur Überwachung vo n
I 9,990
~
einzelnen Merkmalswerten in der Fertigung genau- 0
9,985
so verwendet w ie zur Darstellung von w eitreichen-
Mjndt s]m j ß
den Geschäftsentwicklungen, z. B. Umsatz-, Ge-
9,980
wi nn- oder Kostengrößen einer Firma.
Uhrzeit der Messung -
• Das Histogramm ist ein Balkendiagramm, bei
dem die Höhen der Balken proportional zu den Bild 1: Verlaufsdiagramm einer Bolzenfertigung
Häufigkeiten der ei ngetragenen Einzelwerte sind
(Bild 3 ). Es dient der Erkennung und Darstellung Messwert
Klassen
der Verteilung von bereits erfassten Einzelwerten. Nr. dinmm Häufigkeit L
> <
Sollen mehrere mögliche Messwerte wegen der 1 8,00 - 8,02 1 1
Übersichtlichkeit und A nzahl der Balken in Klassen 2 8,02 - 8,04 J!tfllll 9
zusammengefasst dargestellt werden , m üssen 3 8,04 - 8,06 J!t!Jlt!J!tfl 16
vorab die Anzahl der Klassen, die Klassengrenzen 4 8,06 - 8,08 J!tfJ!tfJ!tfJ!tfJ!tfll 27
und die Klassenbreite festgel egt werden. Als Vor- 5 8,08 - 8,10 J!tfJ!tfJ!tfJ!tfJ!tfJ!tfl 31
bereitung bietet sich das Erstellen einer Strichliste 6 8, 10 -8,12 J!tfJ!tfJ!tfJ!tf lll 23
als Häufigkeitstabelle an (Bild 2). Die Darst ellung 7 8, 12- 8, 14 J!t!J!tfll 12
al s Histogramm wird vo r allem in der statistischen 8 8, 14- 8, 16 III 3
Auswertung angewendet. 9 8,16 - 8,18 II z
10 8, 18 - 8,20 0
Ve rbindet man die Mitten der Ba lkenhöhen in
ein e m Histogramm, so erhält man eine Vertei- Bild 2: Strichliste ei ner Bolzenfertigung
lungskurve der Häufigkeiten, die die Verteilu ng der
Einzelwerte cha rakterisiert (Bild 4) .
30
2 .6 Qualitätslenkung
Im Vordergrund der Qualitätslenkung stehen Maßnahmen zur Erreichung sicherer Prozesse in allen Be-
reichen, um fehlerhafte Teile zu ve rmeiden. Dabei garantiert eine gute Qualitätsprüfung alleine noch
keine fehlerfreien Produkte.
Ziel der Qualitätslenkung ist die Erfüllung von Qualitätsforderungen durch vorbeugende, überwachen-
de und korrigierende Tätigkeiten sowie die Beseitigung von Fehlerursachen, damit eine hohe Wirt-
schaftlichkeit erreicht wird.
Bei der Qualitätslenkung werden in festgelegt en Abständen aus der laufenden Fertigung Stichproben
entnommen und geprüft {Bild 1). Weichen die Messwerte von den geforderten Werten ab, w erden Maß-
nahmen zur Vermeidun g fehlerhafter Teile ergriffen.
Material Maschine
Fertigungsprozess
Ziel der Qualitätslenkung bei der Überwachung Tabelle 1: 5 M-Einflüsse auf die Streuung von
von Produktionsprozessen ist es, die Streuung Merkmalswerten
von Merkmalswerten in Grenzen zu halten. Die Mensch Qualifikation, Motivation, Belastungsgrad,
Hauptursachen für die Streuung sind die „5 M- Verantwortungsbewusstsein
Einflüsse" Mensch, Maschine, Material, Metho- Maschine Steifigkeit, Bearbeitungsstabilität,
de und Mitwelt/Umgebung (Tabelle 1). Positionsgenauigkeit, Gleichförmigkeit
der Bewegung, Wärmeverzug, Werkzeug-
Die 5 M-Einflüsse werden manchmal auch um wei- und Spannsystem
tere Einflüsse wie Money, Marketing, Motivation Material Abmessungen, Festigkeit, Härte,
und Messfähigkeit erweitert. Das gewählte Mess- Spannungen, z.B. durch Wärmebehand-
verfahren beeinflusst die Messwerte. Ein Mess- lung oder Bearbeitung
verfahre n ist für die Prüfaufgabe geeignet (fähig), Methode Fertigungsverfahren, Arbeitsfolge,
wenn d ie Messunsicherheit im Verhä ltnis zu r Schn ittbedingungen, Prüfverfahren
Werkstücktoleranz oder zur Fertigungsstreuung Mitwelt Temperatur, Bodenerschütterungen
vernachlässigbar klein ist.
2 . 7 Qualitätssicherung
Hauptziel der Qualitätssicherung ist der Nachweis, dass die Qualitätsforderu ngen in der Produktion erfüllt
werden. Damit schafft die Qualitätssicherung be im Kunden, aber auch firmen intern, das Vertrauen in die
Qualitätsfähigkeit des Betriebes. Im Bereich der Qualitätsprüfu ng überschneiden sich Qualit ätssicher ung
und Qualitätslenku ng.
2 . 7 . 1 Prüfplanung
Die Prüfplanung legt die zu prüfenden Qualitätsmerkmale fest. Für jede durchzufüh rende Prüfung wird
ein Verfahren beschrieben, wie die Merkm ale zu prüfen und w ie d ie Prüfergebnisse zu dokumentieren sind.
• Prüfpläne können aus einzelnen Verfahrensanweisungen bestehen, welche die Reihenfolge der Prü-
fungen vo n der Wa reneingangsprüfung über Prüfungen in der Fertigung b is zur Endp rüfung besch rei ben
(Tabelle 11 .
Tabelle 1: Prüfplan ~
Rz 6,3 ~
ldent-Nr.: 18012
Prüfplan-Nr.: 81
-(; 1-- - -
-~-öl
_!.!..._
lfd. Prüf- Prüfme· Prüf- Prüfdoku-
Prüfmerkma l Prüfmittel
Nr. umfang thode11 zeitpunkt mentation
Länge 11 jede Prüf·
1 Messschieber n=1 1N
20 h11 = 20 0/- 0, 13 mm Stunde protokoll
Innendurchmesser d1 selbstzentrierendes alle Regel-
2 n=5 1N
20 E6 = 20 +0,053/+0,040 mm Innenmessgerät 15 m in karte
Außendurchmesser d2 alle Regel-
3
26 s6 = 26 +0,048/+ 0,035 mm
Feinzeiger n=5 1N 15 m in kart e
jede Prüf-
4 Koaxialität t1eo = 0,033 m m Formmessgerät n= 1 3N Stu nde prot okol l
1J Prufmethoden: 1 = Prufung d urch Mitarbeiter V = variabel (quant1tat1v, messend ermrtteln)
2 = Prüf ung durch OS-Abteilung A • attri butiv (qualitativ, Eigenschaften ermitteln)
3 = Prüf ung durch Messlabor n "" Stichprobenumfang
1 Fehlerh afte Werkstücke m üssen vor der Ausl ieferung gesperrt oder nachgearbeitet werden .
2 . 7 .2 Wahrscheinlichkeit
Geht man von der Gesam theit sehr vieler Zufallseinflüsse aus, kann nach den Regeln der Wahrscheinlich-
keit das Eintreffen bestimmter Ereignisse erwartet w erden. Die Wahrscheinlichkeit P (engl. Probability)
er rechnet sich, indem die Anzahl geglück1er Versuche g durch die Anzahl möglicher - ~ - - - - -
Versuche m dividiert w ird. Angegeben wird die Wa hrschein lichkeit als Bruch, als De-
zimalza hl zw ischen O und 1 oder in Prozent.
p . _mg . 100 % 1
, 1\,t3t dos Prodlllrtc-,
'S\Jfl9 Foraerll11s
Oualltatss,cherung 75 "
2
T •
• (•', •
f·, ., .
·f-f·f·,·
lenku ng führt in der Mitte unter dem Trichter zu einer größeren Häu-
f ung vo n Kugeln. Liegt eine große Anzahl von Nagelreihen vor, so
3.
4. • f·, ., ., .,.
nimmt die Häufigkeitsverteilung die Form einer Gauß'schen Glocken- 5
· ·f·,·(·f·f·,·
kurve an, die bei Normalvertei lung typ isch ist. Die zufälligen Ablen-
kungen an den Nägeln des Galton'schen Bretts entsprechen den zu-
6
· ·H·h·f·f·
1 1 1
fä lligen Einflüssen bei Fertigungsprozessen und in der Natur. Die Häufigkeits-
kurve
Körpergröße einer Bevölke rung z.B. entspricht ebenso einer Normal-
verteilung w ie die Streuung von Werkstückmaßen in der Fertigung.
Selbst bei Stichproben mit nur 25 Werkstücken liegt näherungsweise
noch eine Normalverteilung der Messwerte vor.
tei lung. Dadu rch entstehen statistisch nicht auswertbare Mischver- _ Streuung von
teilungen (Bild 3). M erkmalswerten
Bevor ei n Prozess statist isch überwacht w erden darf, muss im Streuung von
Merkmalsw erten
Vorfeld überprüft und nachgewiesen werden, dass ei ne Normal-
verteil ung vorliegt. Bild 3: Mischverteilungen
Ot\"\\tat des Produ/q,
~~\.\\\\.Ing Fo,q(',,1
76 Quailtatssicherung
1 Mittelwert
X-X1+X7+X3+, . . +X0
n
Der Medianwert (Zentralwert) x 21 ist der mittlere Wert der nach Grö- Bild 1: Kennwerte der Normal-
ße geordneten (rangierten) Einzelwerte. Bei geradzahligem Stich pro- verteilung
benumfang bildet man dazu den arithmetisch en Mittelwert aus d en
beiden mittleren Werten.
Auf-
x
Der Mittelwert x und der Medianwert sind Maße für die Lage der
summierung
cher Kennwert für die Streuung der Einzelwerte. Anzahl der Minimierung
Einzelwerte der Schätz-
1 Spannweite (Stichproben-
umfang)
ungenauigkeit
Die Standardabweichung s ist der Abstand vom Mittelwert zum Bild 2: Standardabweichung
Wendepunkt der Häufigkeitskurve (Bild 1). Man berechnet sie aus den einer Stichprobe
Abweichungen der Einzelwerte vom Mittelwert (x, - x) n ach einer Be- (beurteilende Statistik)
rechnungsformel (Bild 2). Die St ichprobenprüfung beurteilt anhand
weniger Stich probenwerte eine Grundgesamtheit. Eine solche Beurteilung ist mit einer Schätzunge-
nauigkeit behaftet. Mit zun ehmendem Stichprobenumfang wird die Schätzungenauigkeit kleiner. Um
diese Ungenauigkeit zu minimieren, w ird im Nenner vom Stichprobenumfang n die Zah l Eins subtrahiert.
Die Spannweite Rund die Standardabweichung s sind Maße fü r die Breite der Häufigkeitskurve
und damit für die Streuung der Einzelwerte und der Prozessstreuung.
Beispiel: Stichprobenwerte eines Wellendurchmessers in mm, bereits nach Größe sortiert (rangiert):
d, =80,31; d, =80,42; d, = 80,44; d, = 80,46; d, =80,52
Auswertung: Mittelwert ii = (80,31 + 80,42 + 80,44 + 80,46 + 80,52); 5 = 80,43 mm; Medianwert ii = 80,44 mm;
Spannweite R = 80,52-80,31 "" 0,21 mm; Standardabweichung s= 0,077 mm
Qualitatss,cherung 77 "
Stat istisch bet rachtet entspricht eine Liefermenge, ein Fertigungs- oder Prüflos der Grundgesamtheit
mit N Einheiten. Aus dieser Grundgesamtheit werden eine bestimmte Anzahl Stichproben (m) mit dem
Werteumfang n entnommen. Man erfasst die Messwerte eines bestimmten Merkmals, z.B. die Härte,
zunächst in Urlisten und wertet sie dann t abellarisch, rechnerisch und grafisch aus. Für jed e Stichprobe
werden Lagewerte w ie I oder Xund Stre uwerte w ies oder R bestimmt. Bei meh reren Stichproben können
Einzelkennwerte durch M ittelwertbildung zusammengefasst werden, z.B. zu ; 11 oder s. Diese entsprechen
bei genügend St ichprobenergebnissen (111 "'25) in der statistischen Prozessregelung (SPC) dem Prozess-
M ittelwert p und der Prozess-Standardabweichung ö. Beim Stichproben-Verfahren füh ren die Stichpro-
ben-Kennwerte folglich m it einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zu Schät zwerten fü r die unbekannten
Parameter der Gru ndgesamtheit (Bild 1).
-s>c;-
G:, ~+..
.,,,°'~~~
Prozessfähigkeit? ;s:>&,s, ;r..rq
ly1aschinenfähigkeit? q'>) <,,
Uberschreitungsanteile? "°~& -~8
Normalverteilung? ,,.,.
tabellarisch:
Primärliste, Strichliste
Klassenbildung
zeichnerisch:
Histogramm
Wahrscheinlichkeitsnetz
rechnerisch:
Lagewerte: X, X
Streuung: s, R
-~/
Bild 1: Modell der Stichprobenprüfung {induktive Statistik)
Bei der dynam isierten Stichprobenprüfung werden Prüfungsumfang oder Prüfhäufig keit den Prüfergeb-
nissen angepasst. Werden gefertigte Teile aufgrund einer Zwischenp rüfung zurückgewiesen, so sind alle
Teile, die seit der letzten Stichprobe gefertigt worden sind, hundertprozentig zu sortieren.
11 gesprochen: x-doppelquer
2.8 Maschinenfähigkeit
Toleranzm itte
Unter der Maschinenfähigkeit versteht man die Fä- M
higkeit einer Maschine, bei gleich bleibenden Be-
dingungen fehlerfreie Teile fertigen zu können. Die
Maschinenfähigkeit ist Voraussetzung für die Pro-
zessfähigkeit, für die statistische Prozessregelung
und den Einsatz von Qua litätsregelkarten.
UGW OGW
Die Maschinenfähigkeitsuntersuchung IMFU) ist
eine Kurzzeituntersuchung über die Fertigungsge-
nauigkeit einer Maschine. Äußere Einflüsse auf die Fertigungsstreuung 6-s
Maschine sollen während der MFU möglichst ge- (~99,73 % )
ring und konstant bleiben. Die MFU wird eingesetzt
vor der Einführung von Qualitätsregelkarten, vor Toleranz T 2:: 10 · s
dem Einsatz oder der Änderung von Maschinen
und Betriebsm itteln, bei Masch inenabnahmen, Forderung:
Werkzeug- und Vorrichtungswechseln sowie nach Cm ~ 1,67
Wartungsarbeiten und Reparaturen.
Bei Normalverteilung liegen im Bereich von µ± 3 · a der
Die MFU ist eine Kurzzeituntersuchung über die Grundgesamtheit 99,73% aller Merkmalswerte.
Für die normalverteilte Stichprobe ist es folglich der
Fertigungsgenauigkeit einer Maschine. Bereich X± 3. s.
Da in diesem Bereich so gut wie alle Merkmalswerte
Für d ie MFU ist eine Stichprobe von mindestens einer konkreten Fertigung liegen, nennt man ihn
50 Teilen erforderlich, welche direkt nacheinander Fertigungsstreuung.
IA
zwei Forderungen erfüllt sein:
1. Die Fertigungsstreuung 6- s der Maschine darf
die Toleranz nur zu 60 % = 3/5 ausnutzen. Das
bedeutet, die Toleranz muss mindestens 10- s
betragen bzw. der Maschinenfähigkeitsindex
Cm muss größer oder gleich 5/3 = 1,67 sein. Der
Wert für Cm zeigt, ob die Fertigungsstreuung
klein genug ist, um die Toleranz einzuhalten
{Bild 11.
2. Der Maschinenfähigkeitskennwert Cmk berück- Forderung:
sichtigt die Lage der Verteilung im Toleranzfeld. Cmk 2:: 1,67
Der Mittelwert der Fertigung soll von jeder Tole- (nach DGQ1l) und VDA21 )
ranzgrenze mindestens 5-s (Empfehlung DGQ11
und VDA'>) entfernt sein. Das führt für Cm, zu L\.krit ist der kleinere Abstand von X zu einer Toleranz-
einem Mindestwert von 1,67. Der Wert für Cm, grenze, in dieser Darstellung ßu.
zeigt, ob die Maschine richtig zentriert ist. so- ßk,it kann auch aus dem Wahrscheinlichkeitsnetz
herausgelesen werden {Seite 74).
dass tatsächlich Teile gefertigt werden, die in-
nerhalb der To leranz liegen {Bild 2). Die Forderung Cm 2: 1,67 und Cmk 2: 1,67 sind kunden-
Sind beide Forderungen erfüllt, ist die Maschine abhängig. Sie variieren je nach Fertigung und werden
vom Kunden festgelegt.
fähig. Ferner ergibt sich stets:
CmkS: Cm
~~~~~}
gen eingesetzt (Bild 1). Die Dicke der Lackschicht
muss 100 µm ± 20 µm betragen.
An den ersten 56 Teilen, die der Roboter lackiert
hat, wurden die Schichtdicken in µm gemessen und
die Messergebnisse in eine Urliste eingetragen (Ta-
belle 1). Dann werden die Anzahl der Klassen k und
mithilfe der Spannweite R die Klassenweite w be-
rechnet (Bild 21, um d ie Messwerte in einer Strich-
liste sammel n und in Klassen zusam menfassen zu \
können (Tabelle 21. Anschließend werden die Häu-
Bild 1: Roboter-Lackieranlage
figkeiten n; ausgezä hlt. die relativen Häufigkeiten h;
in % berechn et und durch stufenweise Addition
Tabelle 1: Urliste der Schichtdicken in µm
von h; die Häufigkeitssummen fj in % gebildet.
107 106 109 103 101 113 104 107
Es folgt die grafische A nalyse der Stichprobe mit- 107 110 110 116 107 112 10 1 107
h ilfe des Wahrscheinlichkeitsnetzes (Bild 1, folgen- 113 105 106 107 110 104 109 110
de Seite). 112 106 107 106 111 106 107 101
Wahrscheinlichkeitsnetz (W-Netz) 104 105 108 104 102 106 104 100
110 109 112 109 109 107 103 104
Das W -Netz dient dazu, die Stichprobe auf Normal- 107 105 97 102 106 107 109 112
verteilung zu testen und dann die Werte s und x,
a,,;, für d ie Berechnung der Maschinenfäh igkeit
grafisch zu ermitteln. Ferner kann man damit auf
die Überschreitungsanteile in der Grundgesamt- R =Xmtix- Xmln = 116µm-97µm = 19µm
heit schließen.
w= ~ = lS~m = 2,7µm ~ w =3µm
Das W-Netz besitzt als logarithmische Ordinaten''
Maßstäbe in Prozent fü r die Häufigkeitssummen fj Bild 2: Berechnung der Klassenweite w
bzw . (100-fj). Die Variable u hat ein en linearen
Maßstab und ermöglicht auf der Abszisse das ei n- Tabelle 2: Strichliste
fache Ablesen der Standardabweichung s bzw. ein
Vielfaches davon.
KI. Messwert Strichliste n, h, F,
Nr. ~ < in % in%
Auf der Abszisse" trägt man die Klassen- und 1 96 99 1 1 1,8 1,8
Toleran zgrenzen ein. Zwei senkrechte Li nien mar- 2 99 102 1111 4 7,1 8,9
kieren die Grenzwerte UGW (80 µm) und OGW 3 102 105 !!ff HI! 10 17,9 26,8
(120 µm ). Über den Klassenobergrenzen werden - 4 105 108 !!ff HI! !!ff !!ff 1 21 37,5 64,3
5 108 111 !lff!lffll 12 21,4 85,7
mit Ausna hme des Wertes für 100% - die Häufig-
6 111 114 !lffll 7 12,5 98,2
keitssummen fj als Punkte in das W-Netz ein-
7 1 14 117 1 1 1,8 100,0
getragen. Dann wird mit den Punkten eine Aus- Summe: 56 100,0
g le ichsgerade, die Wahrscheinlichkeitsgerade
(W-Gerad e), gezeichnet.
Eine waag rechte Linie durch u = 0 bzw. fj = 50 % Cm= 2_ = 4 0µm = 1,82 > 1,67!
6-s 22µm
schneidet die W-Gerade bei x.
Die Schnittpunkte
von zwei we iteren waagrechten Linien durch u = ± 3 Ergebnis:
Der Lackierroboter ist fähig, die Toleranz einzuhalten.
ergeben auf der Abszisse als Abstand die Ferti-
gungsstreuung 6 -s. a,,;, ist der kleinere Abstand von
X zum unteren oder o beren Grenzwert. Schneidet t., = OGW-ii= (120 - 107)µm = 13µm
die W-Gerade die Linien der Toleranzgrenzen (hier
nur bei OGV\,1, so können die Überschreitungsantei- t.,= ii- UGW= (107 - SO)µm = 27µm
le.t\ und/\ als Schätzwerte f ür die Ausschussanteile Cmk = 6.krit • 13µm = 1,18 < 1,67!
in der Grundgesamtheit abgelesen werden. 3·s 11 µm
Mit den Ergebnissen au s dem W-Netz können Ergebnis:
Die Roboter-Lackieranlage ist nicht fähig. Sie muss
schließ lich d ie Maschinenfähigkeitsindizes Cm u nd nachjustiert werden, indem z.B. die Farbzufuhr etwas
Cm, berechnet werden (Bild 3). verringert w ird.
0 Ordinate= senkrechte Achse 2l Abszisse= waagrechte Achse Bild 3: Berechnung der Maschinenfähigkeit
Wahrscheinlichkeitsnetz (Schichtdicke: 100µm ± 20µm}
- 99,98 0,02
ß =<0,02 %~
0
99,95 0,05
99,9 0,
+3
1
% %
-
l
ii:C
' Maßstab:
rfm ~
Wahrscheinlichkeitsgerade
1,
0,
1
+2
1
1 5
95
-
90 10
J
+1
80 20
- 70 30
1
60 40
- ·- 50 ~ ~ - ~- 50
40 60
- 30 M 70
20 80
1
-1
10
i 6krit z13µm
90
-
5 95
s=4µm
1
-2
1 99
6·s=22µm
- 0,5 1 99,5
x=107 µm
1 1 1 1
-3
0,1 99,9
J
0,05 99,95
ß,•0 % /
1 99,98
~ 1 ~ -
0 0 0 0 0
80 90 100 110 µm 120
2.9 Prozessfähigkeit
Die Prozessfähigkeit gibt Auskunft darüber, o b ein Fertigungsprozess in der laufenden Produkt ion,
also un te r Be rücksichtigun g aller am Prozess b eteilig ten Einf lüsse, langfristig in der Lage ist, fehlerfreie
Teile zu pro duzieren.
Die Prozessfähi gkeitsuntersuchung (PFU) berücksichtigt die „5 M-Einflüsse" M ensch, M aterial, M et hode,
M aschin e u nd M itwelt (Umwelt) auf den Fe rtigungsprozess. Eine PFU w ird durchgeführt vor Einführun g
eines neue n Fertigungsprozesses, vor d em Einsatz von Qua litätsreg elkarten (QRK) zur statistischen Pro-
zessüberwach ung (SPC), oder zur Beurteilung laufe nder Prozesse bei Serienfertigung.
1 Die PFU ist eine Langzeituntersuchung zur Fähi gkeit und Beherrschung eines Fertigungsprozesses.
Für die Bestimmung der Prozessfähigke it werden
Mindestforderungen
c;, =/a
in eine r Vorunters uchung oder au s einem laufen-
Cp ~ 1,33
d en Fe rti gungsp rozess üb er e inen längeren Zeit-
ra um Stichpro ben entnomm en . Für die Beu rtei-
c;,. >c 1,33
Cpk= ~.kät
lu ng des Prozessverhaltens si nd m indest ens 25
Stichproben des relevant en Qualität smerkm als er-
forderlich (bei n = 5). M an e rmittelt f ür jede Stich- Die Erfahrung zeigt, dass die Prozessst reubreit e 6·0"
x
p robe die Kennwerte und s und berech net damit die Toleranz nur zu 75%;;;; 3/4 ausnutzen darf.
Das bedeutet, die Toleranz m uss größer oder gleich
die Prozess-Kennwerte ji. und (J a ls Schätzwerte für 8. 0 und damit CP~ 4/3 = 1,33 sein.
µ und a. Sch ließlich werden d ie Prozessfähigkeits- Cpk .2:: 1,33 =4/3 bedeutet, dass der Prozessmittelwert von
ken nwerte C0 und C0 , ähnlic h wie bei der Maschi- jedem Grenzwert m indest ens 4 · (J entfernt sein muss.
nenfähigkeit berechnet (Bild 1).
Bild 1: Prozessfähigkeit
: :--:[t±-+F-~-~tz-"~-1i-~
C0 = 0,70
Cpk - 0,70
C0 •
Cpk "' 1
1 C,, • 1,67
Cpk „ 1,33
C0 = 1,4
Cpk = 0,7
C,, •
Cpk • 1,67
2,77 C, • 3,00
Cp1,: "' 3,00
Ein Prozess ist fähig, wenn langfristig fe hlerfreie Teile gefertigt werden können. Dazu muss die Prozess-
streubreite 6 · a gegenüber der Toleranz klein genug sein. Der Prozess wird beherrscht, w enn keine un-
bekannten systematischen Einflüsse den Fertigungsverlauf stören (Bild 2 und Bild 3).
Be i der statistischen Prozessregelung w ird ein Fertigungsprozess mithilfe von Qualitätsregelka rten
fortlaufend beobachtet und geregelt. Das Ziel besteht darin, systematische Abweichungen frühzeitig
zu erkennen, damit rechtzeitig in den Prozess eingegriffen und Ausschuss vermieden werden ka nn.
Statistische Prozessregelung wird vorwiegend bei der Prod uktio n großer Stü ckzahlen eingesetzt. An-
gestrebt w ird eine Fertig ung durch fähige und beherrschte Prozesse. Ein bereits vor Serienanlauf opti·
mierter Fertigungs pro zess (- Prozessfäh igkeitsuntersuch ung) wird dabei mithilfe von Stichproben
ständig überwacht. Dazu w e rden der laufenden Fertigung in rege lmäßigen Abständen Stichproben mit
meist fünf hintereinander gefertigten Werkstücken entnommen und geprüft. Dies muss umso häufiger
geschehen, je m ehr Störeinflüsse im Fertigungsprozess zu erwarten sind und je kürzer die Fertigungs-
zeit je Teil ist. Bei Störungen soll durch frühzeitiges Eingreifen eine Null·Fehler·Produktion bzw. eine
rasche Fortführung einer optimalen Fertigung bei geringen Prüfkost en gewährl eistet werden.
Syste matische Abweichungen bzw. Störungen im Fertigungsprozess werden durch die Änderung der
SPC-Merkmale erkannt. Das sin d häufig w ichtige Funktionsmaße, die vom Kunden vorgeschrieben und
bei sicherheitsrelevant en Teilen zudem dokumentatio nspflichtig sein können.
H
E Obere Warngrenze
.s 2,57
"
~ 2,55 Toleranzmitte (Zielwert)
~
äi 2,53
" 2,51 F--
~
- - - - - - - - -- - -
-- -- - = - --
- - - - UWG
- ~ ~·YEG
Untere Warngrenze
Untere Eingriffsgrenze
Normal-
verteilu ng
Prüfzeit 10 12 14 16 18
Das Beispiel einer Mittelwertkarte (Bild 1, Mittel zeigt den typische n Aufbau einer QRK. A uf der A bszisse
werden die Prüfzeiten oder die Stichprobennummern angegeben, während eine Skala für das Qualitäts-
merkmal die Ordinate bildet. Je nach Typ können Einzelmesswerte oder Stichprobenkennwerte w ie hier
.r in die QRK als Punkte eingetragen und verbunden werden.
Eine Strich-Punkt·Linie bildet die Mittellinie (M) und stellt d ie Toleranzmitte bzw. den Zielwert dar. Warn-
grenzen (OWG, UWG) un d gegebenenfalls Grenzwerte (OGW, UGW) werden als gestrichelte Linien ge-
zeichnet. Die Warngrenzen umfassen 95% der Merkmalswerte.
Die Eingriffsgrenzen (OEG, UEG) we rden durch breite Volllinien m arki ert. Sie schließen d en Bereich der
zulässigen Werte ein. Durch ihre Hervorhebung soll angezeigt werden, dass bereits bei ih rem Überschrei-
ten der Prozess korrigiert werden muss, also noch bevor Ausschuss entsteht. Sie werden m e ist so ge-
wäh lt, dass bei st örungsfre ie r Fertigung 99% aller Merkmalswerte in diesem Bereich liegen. Bei Über-
schreitung müssen alle seit der letzten Stichprobe gefertigten Teile einer 100%-Prüfu ng unterzogen wer-
den, um au szuschließen, dass nach der Entnahme der letzten Stichprobe fehlerhafte Teile produziert
wurden. Die Fertigung muss deshalb gestoppt und die Störgröße beseitigt werden.
1 Ein e QRK zeigt den zeitlichen Verlauf der Merkmalswerte und das Auftreten von Störungen an.
" ,\i1<t\ des Produkio
, \ \1r1q Ford~ru,,
Stat1st1sche Prozessregel ung m it Qualitatsregelkarten 83
M ittelwert-Standardabweichungskarte
x-s-Karte (Bild 3)
In der oberen Spur der zweispurigen ORK werden 5.976 - - -- -- - - - -- OEG
die arithmetischen Mittelwerte Si und in die untere
Spur d ie Standardabweichungen s der einzelnen
5.967 ~ -..-..·"~ :~.+·.~.~~~'~
1
5.959 ' - - - -- - -- - --UEG
Stichproben eingetragen. Sind die Prozess-Para-
~
meter noch nicht bekannt, werden 11 und & als
Schätzwerte aus den vorhandenen Stichprob en- ~ 0.011 • - -- - - - - -- -- OEG
Kennwerten durch Mittelwertbildung unter Ver- ~ ~:~ ~ 2 ..~·~·:;··! :.7'.7·.~ · ~
0.000 • - -- -- -- - - ' - - -- UEG
wendung von zusätzlichen Konstanten aus Tabel - Stunde 07liiJ07fiiln7liiJ07(!:~1itlil 1t111tE13iti15ill1
len berechnet. Die Eingriffsgrenzen werden nach Minute 25~ 3sl 4 ~571J~22Ul)Jtll5~W49~ 5
vorgegebenen Formeln berechnet. Die Si-s-Karte
ist für eine empfindliche Lag e- und Streuungsüber- Bild 3: Mittelwert-Standardabweichungskarte
wachung mit Rechner geeignet. lx-s-Karte)
0,v&\itat des P,od11ktr,~
~<\v\\Uog Fo,d"rv '
84 Stat,st,sche Prozessregelung mit Qual,tatsregelkarten
b
X~UEG
OEG
Run
• Zertifizierung
Als Zertifizierung versteht man ein Verfahren, bei dem eine unabhän- Zertifizierungsverfahren
gige akkreditierte" Zertifizierungsgesellschaft einem Unternehmen Erstinformation
sein QM-System anerkennt (Bild 2). Die Zertifizierung erfolgt grund-
sätzlich freiwill ig, allerdings wird heute von mehreren Seiteneinstar-
ker Druck auf die Unternehmen ausgeübt, sich zertifizieren zu lassen. •
Angebot und Vertrag
Automobilhersteller z. B. dürfen ihre Fahrzeuge n ur dann zulassen,
wen n sie ihre Fähigkeit durch e in Zertifikat beim Kraftfahrtbundesamt
•
Systemanalyse
•
nachgewiesen h aben. Viele Endkunden vergebe n ihre Aufträge nur
noch an zertifizierte Unternehmen. Zulieferer o hne e in zertifiziertes
QM-System (Bild 1, Seite 681 haben praktisch keine Chance, in den Voraudit (Option)
Lieferantenstamm von größeren Unternehmen aufgenommen zu Vorbegutachtung zur
•
internen Vorbereitung
werden.
Die Zertifizierung erfolgt nach den Vorgaben internati ona l standa rdi-
Systembegutachtung
•
sierter Normen, z.B. nach der IS0-9000-Normenreih e oder entspre-
chend der 1sorrs 16949 (Automobilindustrie). Sie w ird von unabhän-
g igen Prüf stellen durchgeführt wie z. B. der DOS (Deutsche Gesell- Zertifizierungsaudit
schaft zur Zertifizierung von Managementsystemen), dem TÜV oder Au ditprotokol l und Auditbericht
Erteilung des Zertifikates
der DEKRA. Ein Ze rtifikat w ird üblicherweise auf drei Jahre vergeben .
Geprüft werden
• die Dokumentation des Qualitätsmanagementsystems (Handbuch,
Prozess-, Arbeits- und Prüfanweisungen),
•
Überwachungs- und
Wiederholungsaudits
• die Umsetzung der dokumentierten Abläufe in die Praxis Bild 2: Ablaufschema einer
• die Effektivität und Effizienz der Pro zesse. Zertifizierung
KVP steht für Kontinuierlicher Verbesserungspro- Bild 1: Fortschritt durch große Sprünge und
zess, englisch „Continuous lmprovement Process kleine Schritte
(CIP)" . Die Japaner, die d iese Methode zur Verbes-
serung der Qualität entwickelt haben und seitdem
Tabelle 1: Gegenüberstellung von Innovationen
besonders erfolgreich anwenden, prägten dafür und kontinuierlicher Verbesserung
den Begriff KAIZEN11 (Bild 1).
Innovationen KVP (KAIZEN)
Drastische Veränderungen Kontinu ierliche Verbesse-
Die Zielsetzung von KVP und KAIZEN ist die durch: rung durch:
fortdauernde Verbesserung der Qualität und die • große Sprünge • kleine Schritte
Senkung der Kosten. • hohe Investitionen • Mitarbeiterprämlen
• individuelle Ideen • Gruppenarbeit
• ziel- bzw. ergebnis- • prozessorientiertes
KVP und KAIZEN streben deshalb die Verbesse- orientiertes Denken Denken
ru ng von Produkt, Prozess und Organisation in • Technologie- • M itarbeiterorientierung
kleinen Schritten als Ergebnis laufender Bemühun· orientierung • Einbezug aller M it-
gen an. Das Vorgehen orientiert sich an den Mit· • wenige Spezialisten arbeiter
arbeitern sowie an der Optimierung vo n Prozess-
details. Die Optimierung der Prozesse beginnt nach
der KAIZEN-Phil osoph ie in der Produktion. Nur Tabelle 2: Grundregeln der KVP-Praxis
wer täglich Umgang mit der Produktion hat, kann • Werfe konventionelle Ansichten über Bord.
die Schwachstellen effektiv erkennen und weiß • Stelle die derzeitigen Methoden infrage.
folglich auch, w ie es besser gemacht werden kann. • Denke darüber nach, wie etwas getan werden kann,
Die auftretenden Probleme werden vor Ort von al- nicht darübe r, warum es nicht geht.
len am Prozess beteiligten Mitarbeitern gelöst. Es • Besser eine 50%-Lösung eines Problems sofort, als
eine 100%-Lösung nie (,,just do it").
geht um die ständige Verbesserung von Arbeits-
verfahren, Arbeitsabläufen und Methoden, um • Korrigiere Fehle r sofort.
einen besseren Informations- und Teilefluss und • Suche stets nach kostengünstigen Lösungen!
eine höhere Qualität der Produkte und Dienstleis- • Fürchte keine Hindernisse.
tungen (Tabelle 1). Klugheit tritt erst durch Hindernisse zutage.
• Frage 5 x „Warum?", suche die wahre Ursache.
KVP und KAIZEN setzen Akzeptanz, Motivation und • Ein Team löst ein Problem besser als ein einzelner
Schulung in problemlösendem Verhalten, regel- Spezialist.
mäßige Information der Mita rbeiter sowie eine in- • KVP endet nicht.
tensive Gruppenarbeit voraus. Die M itglieder eines
Teams mit maximal zehn Mitarbeitern sollen aus
verschiedenen Bereichen des Betriebes kommen. Tabelle 3: Arten der Verschwendung in der
Die Grundregeln der KVP-Praxis zeigt Tabelle 2. Produktion
• Überproduktion
KVP und KAIZEN zielen außerdem auf die Elimi-
• Wartezeiten
nierung von Verschwendung. Was nicht der Wert-
• Unnötige Transporte
steigerung dient, wie z.B. Nacharbeiten oder
• Mangelhafte Produktionsprozesse
Warteze iten, ist Verschwendung von Ressourcen
• Unnötige Bestände
(Tabelle 3).
• Qualitätsmängel und Reparaturen
• Überflüssige Wege
11 gesprochen: Kai-sen
:'!.' 11,,lat des ProdlJlrte
,: ,\t1.\\<109 FordoriJI}
Practise your English 87
• Th e defect chart d et ects and lists erro rs in a Quality tools are a graphical aid for analysis
product ion process. cause-and-effect
• The histogram shows the freq uency of qua lity
re leva nt dat a into c lasses.
• The quality control chart is a g raphica l aid for
fo r continuous process mon ito rin g.
• Th e Pareto chart d isplays causes of prob le ms in
order of importance.
• T h e cause-and-effect diagram (" fis hbo n e Figure 2: Ouality tools
chart") is used to find the ca uses of probl ems.
• Th e scatter diagram determines a relatio nship
betw een tw o features.
Lower· 1
limit Upper·
• Distribution of measured values value limit
lf t he sam ple size is increased and the class inter- LLV value
ULV
vals are reduced, the st aircase shape of the histo-
g ram o f normal ly d istributed values turns in to
a nor mal dist ributio n bell curve (Figure 3). The
measured values of m any in dustrial processes are
normally di st r ibut ed , e.g. len gth measurements.
The norma l distribution is a continu ous, sym metric
and b ell· shaped cu rve. T he charact er istics of a figure 3: Normaldist ribution of values
sample are the arithm etic m ean and t he standard
d eviatio n s. X provides information of t he locatio n
M achine capability Process capab ility
of th e di stri bution with respect to t he limits, s
ltem machine production process
d escribes t he scatterin g of the m eas ured val ues Volume 1 sampling testing, permanent testi ng
arou nd th e m ean. n 2: 50 of sam les, n 2: 5
A im eval uation of evaluation of process
machine
• Statistical process control (SPC) Application e. g . new current manufact uring
acquisition process
Statistica l eva luati on method s such as sa m plin g
Values Cm, ¼nk Co, Cpt
inspectio n, capa bility studies and the use of quality
t: - - - - - - - - ----UCL
control ch arts are pa rt of the statistica l process
contro l, and t hus of t he quality assu rance (Figure
Quality
control
chart
t' ~ .-+·-:.. . . . .:. :. :i.. . :~~ . . .:.!.:.
. .
4) . Quality control charts (QCC) are used to monitor °' - - - - -- - - - - - - LCL
key products or p rocess ch aracte ristics in mass
production. Figure 4: Capability study and quality control chart
", .
. 88
3 Fertigungstechnik
3.1 Arbeitssicherheit . . . . . . . ... .. ... .
Sicherheitszeichen ....... . . . .• .•.• . •. • ..
Unfallursachen
Sicherheitsmaßnahmen .
1
3.3 Gießen 93
Formen und Modelle. 93
Gießen in verlorenen Formen und Dauerformen 94
Übersicht .. 223
Press- und Schnappverbindungen. 226
Kleben, Löten, Schweißen .. 228
3.9 Generative Fertigungsverfahren 249
Rapid Prototyping, Rapid Tooling,
Rapid Manufacturing. . . .. . . .. .•. .. . 249
3.10 Beschichten .. . .
Beschichten mit Lacken und Kunststoffen
Beschichten mit Metallen
252 252r1J·
_
254 '
Beschichtungen mit besonderen Eigenschaften 255 „
Arbe1tss1cherheit 89
3 Fertigungstechnik
3 . 1 Arbeitssicherheit
Zur Arbeitssicherheit und damit zur Unfallverhütung gibt es für jeden
Berufszweig Unfallverhütungsvorschriften (UVV). Sie werden von
der Al lgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) erlassen und
müssen in jedem Betrieb ausgelegt werden (Bild 1).
Jeder Betriebsangehörige muss diese Vorschriften genau beachten.
Unfallverhütendes Verhalten kann man erlernen. Durch sicherheits- Bild 1: Allgemeine Unfall-
w idriges Verhalten können Krankheiten , Körper- und Sachschäden versicherungsanstalt
entstehen. Sicherheitswidrig verhält sich, wer durch Nichtbeachten
von Vorschriften und Sicherh eitszeichen sich und seine Mitarbeiter
sowie die Anlagen und Einrichtungen des Betriebes gefährdet.
Augenschutz Schutzhelm
3 . 1. 1 Sicherheitszeichen tragen tragen
• Gebotszeichen
Die kreisförmigen Gebotszeichen in den Farben Blau und Weiß zeigen
die gebotenen Schutzmaßnahmen (Bild 2). Sie schreiben bestimmte Atemschutz Schutzschuhe
Verhalt ensweisen zwingend vor. So muss z.B. beim A rbeit en am t ragen tragen
Schleifbock eine Schutzbrille getragen werden.
• Verbotszeichen
Auch diese Zeichen sind ru nd und zeigen die verbotene Handlung als
schwarzes Bild auf weißem Grund (Bild 3). Man erkennt sie durch
ihren roten Rand und den roten Querbalken.
Brennbare Flüssigkeiten und Gase sowie fein verteilte Stäube können Schutzhand- Gehörschutz
schuhe tragen tragen
mit der Luft explosible Gemische bilden. Räume, in denen so lche
Stoffe, w ie z. B. Benzin, Acetylen oder Holzstaub, lagern oder ver- Bild 2: Gebotszeichen
arbeitet werden, gelten als explosionsgefährdet. In ihnen muss ein
Verbotszeichen angebracht werden, das Feuer, offenes Licht und
Ra uchen untersagt.
• Warnzeichen
Die dreieckigen Warnzeichen mit nach oben zeigender Spitze sind in
den Farben Gelb und Schwarz ausgeführt (Bild 1, folgende Seite). An
Stellen, wo z.B. giftige oder ätzende St offe gelagert sind, weist das
entsprechende Warnze ichen darauf hin, dass diese Stoffe nur mit
großer Vo rsicht und den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen
®® Mit Wasser
löschen
verboten
Für Fußgänger
verboten
®®
gehandhabt werden dürfen.
• Rettungszeichen
Rettungsze ichen sind quadratisch oder rechteckig in den Farben
Grün und Weiß (Bild 2, folgende Seite). Sie weisen z.B. auf Rettungs-
wege hin oder kennzeichnen Stellen, an denen Verbandskästen oder Feuer, Kein
Tragen für erste Hilfe bereitstehen. offenes licht Trinkwasser
und Rauchen
verboten
Zur Erhöhung der Sicherheit am Arbeitsplatz werden Gebots-, Ver-
bots-, Warn- und Rettungszeichen angebracht. Bild 3: Verbotszeichen
"- °ifo Arbe1tss1cherheit
3 . 1 .2 Unfallursachen
Unfälle w erden verursacht du rch menschliches Versagen, wie Unkennt-
nis der Gefahr und Leichtsinn, sow ie durch technisches Versagen.
Menschliches Versagen lässt sich trotz gründlicher Schul ung und
Sorgfalt nicht ganz ausschließen. Durch angebrachte Sicherheits-
Warnung Warnung vor
einricht ungen, z. B. durch Abschrankungen, sollen die Folgen j edoch vor einer Flurförder-
in m ög lichst engen Grenzen gehalten werden. Gefahrenstelle zeugen
1
einrichtung abfä llt, darf die Maschine nicht anlaufen bzw. muss so-
fort selbsttätig stillgesetzt w erden.
beibehalten
oder
geschaffen beibehalten verkleinert vergrößert verkleinert
oder
vergrößert
• Urformen
Das Werkstück w ird aus formlosem Stoff geschaf-
fen (Bild 2) . Der Zusam menhalt des Werkstoffes
entsteht beim Ablauf des Fertigungsverfahrens.
• Trennen
Durch Trennen werden Werkstücke aus Rohteilen
hergestellt (Bild 1) . Die Form wird dabei geändert
und der Zusamm enhang des Werkstoffes im Be-
reich der Bearbeitung aufgehoben.
1 • Fügen
Durch Fügen werden zwei oder mehr Teile lösbar
oder unlösbar verbunden (Bild 2).
Bild 1: Trennen {Fräsen)
• Beschichten
Beim Beschichten w ird formloser Stoff als fest-
haltende Schicht auf ein Werkstück aufgebracht
(Bild 3).
Bild 2: Fügen (Verschrauben)
Stoffzustand Verfahren (Beispiele)
• gas-, dampfförmig Aufdampfen
• flüssig, pastös Lackieren
• ionisiert Galvanisieren
• fest, körnig Thermisches Spritzen
Gießen 93
3.3 Gießen
Werkstücke werden gegossen, wenn ihre Herstel-
lung durch andere Verfahren unw irtschaftlich o der
nicht m öglich ist o de r we nn besondere Eigen-
schaften des Gusswerkstoffs, w ie z. 8. gute Gleit-
ei genschaften, ausgenutzt werden sollen (Bild 1).
• Modelle
Zur Herstellun g verlorener Fo rmen sin d Modelle erforderlich. Die
Werkstückzeichnung (Bild 1.1, folgende Seite) dient als Grundlage
für die Herstellung eines Modells (Bild 1.2, folgende Seite). Wei l die
Gussstücke beim A bkühle n schrumpfen (,,schwinden"), müssen die
Modellmaße um das Schwindmaß größer sein als die Maße der fer-
t igen Gussstücke (Bild 2). Außerdem müssen am Modell diejenigen
Fl ächen des Gussstücks, d ie spanend bearbeitet werden, ein e Be-
arbeitungszugabe erhalten.
Bild 2: Modellmaße für ein Guss-
Die Schwindmaße sind vo m Gusswe rkstoff abh ängig und betragen, stück aus einer Al-Legierung
bezogen auf die Modellmaße, bis 2 % (Tabelle 1).
Bei den Modellen unterscheidet man Dauermodelle und verlorene
Modelle. Dauermodelle können w iederholt zur Herstellung von For- Tabelle 1: Schwindmaße
men verwendet werden. Verlorene Modelle verbleiben in der Form
Schwind-
und werden beim Eingießen des flüssigen Metalls zerstö rt (Seite 96). Gusswerkstoff
maß in %
Hohlräume oder Hinterschneidungen in Gussstücken werden d urch
Gusseisen (EN -GJL) 1,0
Kerne ausgespart. Sandkerne werden in Kernkästen hergestellt (Bild
1.3, folgende Seite) . Durch Kernmarken, die sich am Modell befin- Stahlguss 2,0
den, e rhält man in der Form die Kern lager (Bilder 1.2 und 1.7, folgen-
Al- und Mg- Legierungen 1,2
de Seite).
1
mit Dauermodellen 1 mit verlorenen Modellen [ ohne Model le
1 1 1
Handformen Feingieß en Druckgießen
Maschinenformen 1 Vollformgießen 1 Kokillengießen
Vakuum formen Schleudergieß en
Maskenformen Stranggießen
,
.. ( ~
94 Gi eßen
1
• Hand- und Maschinenformen
Zum Einformen der M odelle verwendet man zwei-
oder mehrteilige Formkästen (Bild 1). Bei großen
Gussstücken und bei Gussstücken, die nur in gerin- 1.2 Modell (zweiteilig)
ger Stückzah l benötigt werden , werden die Gieß-
formen durch Handformen hergestellt.
Zum Einformen eines zweiteiligen M ode lls wird
eine Modellhälfte in den Unterkasten gelegt. Der
eingefüllte Formstoff wi rd von Hand verd ichtet
(Bild 1.5). Auf den gewendeten Unterkasten wird
der Oberkasten gesetzt, dessen Lage Führungsstif- 1.3 Kernkasten lzweiteiligJ 1.4 Ausgeformter Kern
te sich ern. Danach wird die andere Modellhälfte
eingelegt und eingeformt (Bild 1.6). Nach d em Ab- Formstoff
heben des Oberkaste ns vom Unterkasten werden
Lauf und Anschnitt eingeschnitten. Anschließend
werden die Modellhälften ausgehoben und der
Kern eingelegt. Wegen der Auftriebskraft beim
i tf!::jll: ~;;~~;;,:~
1.5 Eingeformtes Modellunterteil
Gießen werden Ober- und Unterkasten miteinan-
der verklammert ode r durch Gew ichte beschwert
(Bild 1.7).
Die Form wird durch den Einguss gefüllt. Dabei Oberkasten
entweicht die Luft über die Speiser. Mit flüssigem Kernmarke
Metall au s den Speisern wird die Flü ssig keits- Führungs-
stift
sehwindung in der Form ausgeglichen. Dadurch
Unterkasten
werden Schwindungshohlräume (Lunker) vermie-
den. 1.6 Eingeformtes Modelloberteil
Anwendungsbeispiele: Gießen von Turb inenrä-
dern für Wasserkraftwerke und Pa lettentischen für
Kernlager
Bearbeitungszentren.
Beim Maschinenformen sind die Arbeitsgänge der eingelegter
Kern
Formherstellung diese lben w ie beim Handformen,
jedoch übernehmen hier Maschinen z.B. das Ver- Klammer
dichten des Formstoffs und das Ziehen des Mo-
dells. Bei vollauto m atisierten Anlagen werden da- 1.7 Abgießen
rüber hinaus die gefertigten Formen abgegossen
Einguss
und die Gussstücke nac h dem Erstarren entformt.
Spei~er Speiser
Dadurch werden die Herstellzeiten verkürzt. Ma-
Anschnitt
schinenformen ist erst bei mittleren Stückzahlen
w irtschaftlich.
0
Maschinengeformte Gussstücke sind maßg e- Gussstück Lauf
nauer a ls handgeformte und besitzen ein e bes-
1.8 Ausgeformtes Gussstück
sere Oberfläche.
Anwendungsbeispiel: Gießen von Kurbelwellen
für Personenkraftwagen. Bild 1: Herstellung eines Gussstücks mit Dauermodell
"''~.
Gießen 95
• Vakuumformen
-J.,11yo110011eo oa11oe ooo4-
Zum Vakuumformen wird binderfreier Sand ver- Heizspirale Modellhälfte Kunststoff-Folie
wendet. Die Modellhälften besitzen kleine Bohrun- klei n e ~ Modellplatte
Bohrungen
gen, welche mit dem Hohlraum des Vakuum-
kastens verbunden sind (Bild 1.11. Eine Kunststoff- lf J
a uum asten
/
jj -Luft
Folie wird auf die Modellhälfte gelegt und durch 1.1 Vakuumkasten mit Modellplatte und
am Boden anliegender Kunststoff-Folie
Wärmestrahlung formbar gemacht. Sie schmiegt
sich durch Unterdruck an die Modelloberfläche an Eingusstümpel Saugrohr mit kleinen Bohrungen
(Bild 1.1). Durch Vibrieren w ird der Sand vorver- Saugraum
dichtet und nach dem Abdecken mit einer zweiten
Kunststoff-Folie durch Unterdruck fertigverdichtet
(Bild 1.2). Nach dem Abschalten des Unterdrucks
im Vakuumkasten wird der Formkasten abgehoben
1.2 Gefüllter Formkasten mit zweiter Kunststoff-Folie
(Bild 1.3).
Nach der Herstellung der zweiten Formhälfte wer-
den beide miteinander verklammert und unter Bei-
behaltung des Formkasten-Unterdrucks abgegos-
sen (Bild 1.4). Dabei vergast die Kunststoff-Folie.
• Maskenformen
Beim Maskenformen werden nur wenige Millime-
ter dicke Formmasken und Hohlkerne aus einem
Phenolharz-Ouarzsand-Gemisch verwendet.
Zur Herstellung von Masken und Kernen wird der
Formstoff auf die erwärmten Modellhälften ge- 1.5 Ausgeformtes Gussstück
schüttet. Durch Aushärten des Phenolharzes ent-
steht in 20 bis 40 Sekunden eine 8 bis 12 mm dicke Bild 1: Vakuumformen
Schicht, welche die Formmaske bildet (Bild 2.1 ).
Die Formmasken werden nach dem Abheben aus
ausgehärtete Schicht Phenolha rz-Quarzsand-Gemisch
der Modelleinrichtung bei etwa 550 °C ausgehär-
(Formma s k ~ ~ _
tet. In gleicher Weise werden die Kerne herge-
stellt. beheizte
Modellhälfte
Die miteinander verklebten Maskenhälften bilden
die gießfertige Form, die z.B. auf einer Sandunter- Stahlplatte
lage abgegossen wird (Bild 2.2). 2.1 Herstellung einer Formmaske
• Feingießen (Modellausschmelzverfahren)
Beim Feingießen wird das Modell aus einem nied-
rigschm elzenden Werkstoff, w ie z. B. Wachs oder
Kunststoff, hergestellt (Bild 1.1). Mehrere Modelle
werden zusammen m it Einguss- und Anschnittele-
1
menten zu einer Modelltraube zusammengesetzt
1.1 Modellherst ellung 1.2 M ontage
(Bild 1.2). Durch mehrmaliges Tauchen in eine ke-
ramische, breiige Masse und durch Bestreuen mit
keramischem Pulver (Bilder 1.3 bis 1.5) erhält die
Tra ube einen fe inkeram ischen, hochtemperatu r-
beständigen Überzug, der anschließend getrock-
net wird. Dieser Überzug bi ldet später die Gieß-
form.
Durch A u sschmelzen w i rd der M odellwerkstoff
entfe rnt (Bild 1.6). Um der Form die für das Gießen
notwendige Festigkeit zu geben, wird sie bei et wa 1.3 Tauchen 1.4 Bestreuen
1000 °C gebra nnt. Dabei verbrennen gleichzeitig
zurückgebliebene Reste des Modellwerkstoffs. Die
so erzeugten Formen werden in noch heißem Zu-
stand ausgegossen (Bild 1.7).
3 .3 .3 Gießen in Dauerformen
Zu den Gießverfahren mit Dauerformen gehö ren das
Druckgießen, das Kokil lengießen, das Sch leudergießen
und das Stranggießen.
• Druckgießen
Beim Druckgießen wird die Metallschmelze unter
hohem Druck und großer Geschwindigkeit in eine
Schmelze
zwei- oder meh rteilige beheizte Form gepresst.
Warmhalte-
Weil der hohe Druck die Füllung der Form gewähr- ofen
leistet, können Gussstücke mit geringen Wand-
dicken hergestellt werden.
Beim Warmkammerverfahren befindet sich die Bild 1: W armkammer-Druckgießen
Druckkammer in der Schmelze (Bild 1). Mit d iesem
Verfahren werden niedrigschmelzende Werkstoffe
u nd solche, welch e die Werkstoffe von Druckkol-
ben und Druckkammer nicht angreifen, vergossen
(Tabelle 1).
Beim Kaltkammerverfahr.en wird d ie Schme lze mit
ein er Schöpfein richtung in die Dr uckkammer g e- A us-
werfer
füllt (Bild 2). Mit diesem Verfahren werden Werk-
stoffe mit höheren Schmelztemperaturen und sol-
che, welche d ie Werkstoffe v on Druckkolben und
Druckkamm er stark angreifen würden, vergossen
(Ta belle 1).
Säulenführung Formhälften
Anwendungsbeispiele: Gießen von Motorblöcken
und Kurbeigehäusen für Kfz-M otoren . Bild 2: Kaltkammer-Druckgießen
Tabelle 1: Anwendung und Vor- und Nachteile wichtiger Form- und Gießverfahren
Verfahren Bevorzugte Vor- und Nachteile Voiwiegend an- Erreichbare Erreichbare
Anwendung gewendet für die relative Maß- Rauheit
Gusswerkstoffe genauigkeit ll in µm
in mm/mm
Hand- Sehr große A lle Gussstückgrößen herstellbar; EN-GJL, EN-GJS, 0,00 ... 0,10 40 .. . 320
formen Gussstücke teuer, geringe Maßgenauigkeit GS, GT, EN AC,
und Oberflächengüte G-Cu
Maschi nen- Kleine bis mittel- Maßgenau, gute Oberflächengüte; EN-GJ L, EN-GJS, 0,00 ... 0,06 20 ... 160
formen große Gussstücke; begrenzte Gussstückgröße GS, GT, EN AC
mittlere Serien
Vakuum- Mittlere bis g rö- Wirtschaftliche Fertigung größerer EN-GJL, EN-GJS, 0,00 ... 0,08 40 ... 160
formen ßere Gussstücke; Gussstücke, maßgenau, gute GS, EN AC, G-Cu
Einzelabgüsse Oberflächengüte; hohe lnvesti-
und Serien t ionskosten
M asken- Kleine Gussstücke; Maßgenau, gute Oberflächengüte, EN-GJ L, GS, 0,00 ... 0,06 20 ... 160
formen große Serien geringer Formstoffverbrauch; EN AC, G-Cu
teure Metallmodelleinrichtung,
hohe Formstoffkosten
Feingießen A usschließlich Komplizierte Gussstücke mit ge- GS, EN AC 0,00 ... 0,04 10 ... 80
kleine Gussstücke; ringen Wanddicken, maßgenau,
große Serien hohe Oberflächengüte
Druck- Kleinere bis mitt- Komplizierte Gussstücke mit ge- Warmkammer- 0,00 ... 0,04 10 ... 40
gießen lere Gussstücke; ringen Wanddicken, maßgenau, verfahren: G-Zn,
große Serien hohe Oberflächengüte; feinkörni- G-Pb, G-Sn, G-Mg
ges Gefüge mit hoher Festigkeit; Kaltkammer-
nur bei großen Serienwirtschaft- verfahren: G-Cu,
lieh EN AC
u Als relative Maßgenauigkeit bezeichnet man das Verhältnis von größtem Abmaß zum Nennmaß.
·"''~,
" '
~ 98 Gießen
3 .3 .4 Gusswerkstoffe
Gusswerkstoffe müssen außer den Forderun gen, die an das gegossene Werkstück gestellt we rden, wie
z. B. Festigkeit und Dämpfungsfähigkeit, weitere Eigenschaften aufweisen. So müssen Gusswerksto ffe
wi rtschaftlicher schmelzbar, gut bearbeitbar u nd dünnflüssig sein.
Zahnrad Kern Sandeinschluss
3 .3 . 5 Gussfehler
Beim Einformen, Gießen und Erstarren können Fehler auftreten.
1
Schülpen. Schülpen s ind raue, warzenartige Erhöhungen der Guss-
stückoberfläche. Sie entstehen, we nn z. B. Restfeuchtigkeit des Form-
stoffes verdampft. Das Kondensieren der Feuchtigkeit in dahinter
liegenden Sandschichten führt zur Erweichung der Formwand. Da- 1.1 Schülpen
durch können Teile der Formwand ausbrechen {Bild 1.11. Die ausge-
brochenen Teile führen zudem zu Sandeinschlüssen im Gussstück.
Versetzter Guss. Versetzter Guss entsteht, wen n beim Gießen die
ausgeformten Hohlräume von Ober- und Unterkasten, z. B. wegen
schlechter Formkastenfü hrung, gegeneinander verschoben sind
{Bild 1.2).
3 .3.6. 1 Extrudieren
Unter Extrudieren versteht man die kontinuierliche Herstellung eines endlosen Kunststoffstrangs mit
einer Schneckenstrangpresse, dem Extruder (Bild 1).
Der Extruder ist eine stetig arbeitende, beheizte Schneckenstrangpresse mit einem vorgesetzten Form-
werkzeug, der Profildüse. Im Extruder erfolgt die Aufbereitung des Ausgangs-Kunststoffgranulats in eine
formbare Masse. Herzstück des Extruders ist eine Dreizonenschnecke (Bild 2). In der Einzugszone der
Schnecke w ird das Granulat eingetragen, verdichtet und die Erwärm ung beginnt. In der Kompres-
sionszone wird weiter erwärmt, verdichtet, entgast und geknetet. In der Meteringzone wird weiter ge-
knetet und homogen isiert. Durch die ansteigende Temperatur entsteht eine zähfli eßende Kunststoff-
schmelze. Die drehende Schnecke erzeugt einen
Arbeitsdruck und presst die plastifizierte Kunst-
stoffmasse fortlaufend nach vorne durch die Profil-
düse, wo sie als Strang austritt. Die Austrittsöff-
nung der Düse bestimmt das Profil des austreten-
den Stranges. Er wird durch eine Ka librier- und
Kühlstrecke geführt, wo er erstarrt. Einzugs- 1 Kompressions- 1 Metering-1
1 zone zone zone
Durch Auswechseln des Formwerkzeugs (Profil-
düse) können unterschiedliche Halbzeuge gefertigt Bild 2: Dreizonenschnecke im Plastifizierzylinder
werden. Typische Extrudereneugnisse sind Profi-
le, Rohre, Stäbe, Platten, Bänder.
Kunststoffbahnen und Dickfolien werden durch Ka-
landrieren, d. h. warmes Auswalzen eines frisch
extrudierten Flachbandes hergestellt.
Dünne Kunststofffol ien (10 µm bis 30 µm) werden
nach zwei Verfahren hergestellt.
Beim Folienextrudieren wird aus einer engen
Breitschlitzdüse ein dünnes Kunststoffband extru-
diert, das warm ausgewalzt und anschließend auf
die Enddicke kalt gestreckt wird.
Beim Blasextrudieren wird die Kunststoffmasse
durc h eine Ringdüse zu einem dünnen Schlauch
extrudiert, der durch Aufblasen zur Folie gereckt
wird (Bild 3). Bild 3: Folienherstellung durch Blasextrudieren
·-
\
·~~
. 100 Gießen
• Extrusionsblasen
Hohlkörper, w ie Tanks, Fässer und Kan ister, wer-
den in einem mehrsch rittigen Arbeitsvorgang (D Schlauchstück @ Aufblasen @ Ausw erfen
extrudieren und Erstarren
durch Extrusio nsblasen gefertigt (Bild 1).
~'~~:1~
Extruder
Ein noch warmes und damit plastisch formbares
Kunststoff-Schlauchstück, das in einem Extruder
aufbereit et wurde, w ird in ein Hohlformwerkzeug
geführt (D. Nach Schließen der Hohlform bläst
Druckluft das Schlauchstück auf und presst es an
die gekühlte Hohlformwand. Dort erstarrt es und
1
nimmt deren Form an Ci). Dann öffnet das Hohl·
formwerkzeug und stößt das fertige Bauteil aus @. i)
Danach schließt das Werkzeug und es beginnt ein
neuer Fertigungszyklus. Bild 1: Extrusionsblasen von Hohlkörpern
3 .3 .6 .2 Spritzgießen
Beim Spritzgießen werden durch Einspritzen einer formbaren Kunst stoffm asse in ein Hohlform-Werk-
zeug in einem taktweisen Fertigungsverfahren kompliziert gebaute Formteile gefertigt.
1 .
• Die Formgebung erfolgt in einem Arbeitsgang vom Rohstoff direkt zum Fertigteil.
• Die Spritzgussteile müssen nicht oder nur geringfügig nachgearbeitet werden.
• Das Verfahren ist voll automatisierbar und besitzt eine hohe Reproduzierbarkeit der Formteile.
• Spritzgießmaschine
Die Spritzg ießmaschine besitzt auf einem gemeinsamen Maschinenbett eine Plastifizier· und Spritz·
einheit sowie ein zweiteiliges Formwerkzeug mit Öffnungs- und Schließeinheit (Bild 2).
Schließ- Heizung
zylinder
Bild 2: Spritzgießmaschine
Gießen 101
Die Plastifiziereinheit besteht aus einem Plastifizierzylinder mit Schnecke und den Spritzzylindern (Bild
2, vorherige Seite, unten). Die Schnecke ist ähnlich wie bei einem Extruder gebaut. Sie hat zusätzlich
eine Rückstromsperre, der Plastifizierzylinder besitzt eine verschließbare Einspritzdüse.
Die Öffnungs- und Schließeinheit hat einen Schließzylinder und einen Öffnerzylinder. Der Schließzylin-
der schließt das zweitei lige Werkzeug und hält es in der Einspritzphase gegen den Spritzdruck geschlos-
sen. Der Öffnungszylinder öffnet die Werkzeughälften nach dem Abküh len, sodass das Formtei l von
einem Auswerfer oder durc h Druckluft aus dem Werkzeug gestoßen werden kann.
Die Plastifizierschnecke arbeitet kontinu ierlich. Sie fördert, knetet, erwärmt und plastifiziert die Formmas-
se auf die richtige Temperatur und Viskosität, sodass fließfähige Masse zum Spritzgießen bereitsteht.
• Arbeitsablauf beim Spritzgießen
Das Spritzgießen erfolgt taktweise in einem abge-
stimmten Arbeitszyklus der Baugruppen (Bild 1). (D Werkzeug geschlossen, Formmasse einspritzen
Schließeinheit Plastifizier-
Werkzeug schließen und einspritzen zylinder
Nachdem das zweiteilige Formwerkzeug geschlos-
sen ist, fährt der Plastifizierzylinder mit der Düse an
die Angussöffnung des Werkzeugs heran. Der Kol-
ben des Stoßzy linders drückt die Schnecke nach
vorn und presst die fließfähige Ku nststoffmasse Angusskanal
Plastizifier-
einheit
Schließ-
einheit
1
200 °C bis 250°C z. B. bei thermoplastischem Poly-
urethan und bei 260 °C bis 300 °C bei Polyamiden
und Polycarbonaten. Eine zu niedrige Schmel ze-
temperatur führt zur unvollständigen Werkzeugfül-
lung, eine zu hohe Schmelzetemperatur bewirkt
eine Schädigung der Formmasse.
Werkzeugtemperatur. Sie bestimmt das Abkühl-
verhalten der Formmasse und die Erstarrung im
Formtei l. Eine niedrige Kühltemperatur führt zu Bild 1: Gefüge in einem Spritzgussteil
einer stärkeren Ausrichtung der Kunststoffmakro-
moleküle im Formtei l {Bild 1). Dies hat Auswirku n- Einfluss in der Einfluss in der Einfluss in der
Einspritzphase; Kompressionsphase: Nachdruckhase:
gen auf se ine mechanischen Eigenschaften. Die
a) bei der Ver- a) bei der Ver- a) bei der Ver-
Werkzeugtemperatur liegt normalerweise zw i- arbeitung: arbeitu ng : arbeitung:
·Einspritzge- • Vollständigkeit · W erkzeug-
schen 80 °C und 120 °c . Bei d iesen Temperaturen schwi ndig ke it der Form fül lung stabilität
ist das Formteil beim Auswerfen flex ibel {bieg- • Viskosität b) auf d ie Formteil- • Schwindung
b) auf die For mteil- eig enschaften: bl auf die Form teil-
sam}, aber formtreu. eigenschaften: ·Einfallstellen eigenschaften:
• Orientierung d er · Ausfor mung • Maßhaltigkeit
Einspritzdruck und Nachdruck. Der Einspritzdruck MakromolekiJle • Grat bildung · Lunker
im Formteil • Schwim mhaut- · Einfaltstellen
muss so bemessen sein, dass sich m it dem vorlie- · Ober11ächen- bildung • Entfo rm ungs-
genden Spritzdüsendurchmesser und der über die qua lität verhalten
Schme lzetemperatur e ingest ellten Fließfäh igkeit 2000 bar
der Schmelze eine Einspritzgeschwindigkeit erg ibt, ..........
I
die e ine gleichmäßige Fließfront der Schmelze im
Werkzeug bewirkt. Sie führt zur vo llständigen und
1000 bar
,,.
''
nahtlosen Füllung des Werkzeug hohlraums. Dazu
muss der Werkzeuginnendruck in der Einspritzpha-
se zuerst langsam und dann in der Kompressions-
phase schnell ansteigen {Bild 2}. Der Nachdruck
---
Beginn
Einspritz-
phase
[;.fompressionsphase
Nachdruckphase
'
Ende
Spritzvorg ang -
dient zum A usg leich der Schwindung w ährend des
A bkühlens und wird so lange aufrechterhalten, bis Bild 2: Werkzeuginnendruck und beeinflusste Größen
der Anguss erstarrt ist. beim Spritzgießvorgang
Gießen 103
3 .3 .6 .3 Formpressen
Das Formpressen dient zur Fertigung von Formtei-
len aus Duroplasten, die mit Füllstoffen oder m it
Kurzfasern verstärkt sind, sowie von aushärtbaren
Elastomeren.
Es wird auf vollautomatisierten Pressen in ei-
nem vierschrittigen Fertigungsgang durchgeführt
(Bild 11.
(j) Eine abgemessene Portion unvernetzter, vorge-
wä rmter Duroplastmasse, der Härter und Katalysa-
tor beigegeben sind, wird durch den Füllschieber
in den Werkzeughohlraum gefüllt. oberer
1
von Vakuum in den Werkzeughohlraum gesaugt und erstarrt an der Kühl ung
gekühlten Werkzeugwand zum Formteil (Bild 1). Größere Bauteile mit Tiefzieh-
dicken Wandungen, w ie z.B. Bootskörper oder Gartenteiche, werden w erkzeug
~-~
nen durch Fei len und Schaben von Hand nachgearbeitet werden. Für
die maschinelle spanende Bearbeitung eignen sich nur harte Kunst-
stoffe. Sie können gebohrt, gedreht, gesägt und gefräst werden .
Beim Spanen der Kunststoffe muss berücksichtigt werden, dass sie
eine wesentlich geringere Wärmeleitfähigkeit als Metalle besitzen
und deshalb d ie beim Spanen entstehende Wärme schlecht abgelei-
tet w ird. Geeignete Werkzeuge und Bearbeitungsrichtwerte sind zu Bild 2: Schraubverbindungen
verwenden (siehe Tabellenbuch).
...~ ~;,•P;· ~J
• Verbinden von Bauteilen Zahnräder Achse
auf Welle in Gehäuse
Thermoplaste können durch Schrauben, Schnappverbindungen so-
w ie durch Eingießen, Kleben und Schweißen verbunden werden. Bei
Schnapp- ·
Duroplasten sind alle Verfahren außer Schweißen möglich. haken
Schraubverbindungen. Die übliche Schraubverbindung besteht aus
Welle Gehäuse
einer Metallschraube, die sich ihr Gewinde im Kern loch eines Kunst-
stoffzapfens selbst formt (Bild 2). Höher belastete Schraubverbindun-
Bild 3: Schnappverbindungen
gen haben einen Gewindeeinsatz aus Metall.
Schnappverbindungen. Sie werden z.B. zum Fixieren von Gehäuse-
teilen, Radkappen, Stecksystemen, Zahnradsätzen und Achsen ein-
gesetzt (Bild 3). Je nach Ausbildung des Schnapphakens bzw. des
Schnappwulstes sind die Verbi ndungen lösbar oder unlösbar.
Eingießen. Festsitzende Metallteile in Kunststoffgehäusen von Klein-
geräten, z. B. Lagerscha len oder Achsen , werden eingegossen
(Bild 4). Die Metallteile werden vor dem Spitzgießen in das Form-
werkzeug eingesteckt. Der eingespritzte Kunststoff umfließt das Ein-
legeteil und bettet es unlösbar ein.
Bild 4: Gerätechassis mit eingegos-
• Kleben senen Achsen und Lagern
Vie le Kunststoffe können durch Kleben fest verbu nden werden . Die
Klebestellen müssen vorbehandelt, der geeignete Klebstoff verwen-
det und die Klebeteile klebegerecht geformt sein.
Anlösbare Kunststoffe, w ie PVC, Acrylglas, Polystyrol und die Poly-
carbonate, werden mit einem Lösungsmittelkleber an der Klebeflä-
che angelöst und dann zusammengepresst. Die Klebenaht erreicht
die Festigkeit des Grundwerkstoffs.
Nicht anlösbare Kunststoffe, w ie die Polyurethane und die Duroplas-
te, lassen sich durch Reaktionskleber verkleben (Bild 5).
Nicht verklebbar sind Polyethylen (PE), Polypropylen (PP}, Tetra- Bild 5: Verklebter Autohimmel aus
fluorethylen (PTFE} und die Silikone. PUR-lntegralschaum
'~
Gießen 105
. '
·
~~
Beim Heizelementschweißen werden die zu ver-
bindenden Teile an den Fügeflächen durch An- C2=J
drücken an ein Heizelement bis zum teigigen Zu-
Anwärmen Schweißen Anwärmen
1
Schweißen
stand erwärmt (Bild 2). Dann zieht man das Heiz-
element heraus und presst die Teile mit den er- Rohr-Fitting-Schweißen Schweiß-
wärmten Flächen sofort gegeneinander, sodass sie
verschweißen.
Durch Reibschweißen verbindet man zwei rota-
Fitting
. . .
~ ezelement i
-a;;- a verbindung
3.4 Umformen
Bei allen Umformverfahren werden Werkstücke
durch plastisches Verformen (Seite 265 ) eines
Ausgangsteiles hergestellt. V iele Werkstückfo r-
men können durch Umformen kostengünstiger als durch Umformen hergestellte Kurbelwelle
mit anderen Fertigungsverfahren hergestellt wer-
den (Bild 1). Außerdem werden m eist die mecha-
nischen Eigenschaften, w ie z. B. d ie Dauerfestig-
( 0 Rohteil
1
keit, gegenüber dem Ausgangszustand verbessert. Bild 1: Plast ische Verformung beim Umformen
Umformbereich
Werkstoffe Rpo,2
Nur We rkstoffe mit ausreichender Zähi gkeit sind
umformbar. A ufsch luss über die Eig nung gibt das
Spannungs-Dehnungs-Diagramm (Bild 2). Das Dehnung c - - - -
Umformen erfolgt in dem plastischen Bereich zwi-
schen der Streckgrenze R, bzw. der Dehngrenze Bild 2: Umformbereiche im Spannungs-Dehnungs-
Rp0.z und der Zugfestigkeit Rm. We rkstoffe mit gro- Diagramm
ßer plastischer Dehnung lassen sich gut u mformen
und federn nur weni g zurück. Unlegierte Stähle
und A luminium-Legierungen eignen sich deshalb Freies Biegen Tiefziehen
besonders gut zum Umformen. Die Umformbarkeit
1E J
hängt aber auch vo n der Temperatur ab.
~
sich durch die geringeren Umformkräfte leichter
als beim Kaltumformen verformen. Auch die Nei-
gung zur Rissbildung und Verspröd ung ist kleiner.
3.4.2 Umformverfahren . Ä
Die Umformverfahren können nach der Art und der Flachwalzen
t
Streckziehen
Richtung der Kräfte und der verwendeten Werk-
zeuge in die Hauptgruppen Biegeumform en, Zug- Druckumformen Zugumformen
Druck-Umformen, Druckumformen und Zug-Um-
f ormen ein geteilt werden (Bild 3). Bild 3: Umformverfahren (Beisp iele)
'
Umformen 107
3 .4 .3 Biegeumformen
Beim Biegen werden die We rkstücke aus We rk-
stoffabschnitten mithilfe von Bieg ewerkzeugen
plastisch umgeformt. Gebogen werden Bleche,
Rohre, Profile und Drähte (Bild 1).
1
= (40+60+30-1-1 ,9 - 1-2,l)mm - - 3,4 3,8 4,5 5,2 5,9
6
= 126mm 10 - - - 5,5 6,1 6,7 7,4
16 - - - 8,1 8,7 9,3 9,9
20 - - - 9,8 10,4 11,0 11,6
• Biegeradius
1 Überbiegungswinkel
Oberwange
• Biegeverfahren
Bei einfachen Bi egearbeiten oder Reparaturen
werde n Bleche m it einem Kun ststoffhammer um Unterwange
eine Biegebeilage gebogen. Genaue Biegeteile da-
gegen werden m it Maschinen oder Vorrichtungen
hergestellt. Di e häuf igsten Verfahren dabei sind
das Schw enkbiegen und das Abkanten. Bild 1: S chwenkbiegen
Schwenkbiegen. Bei Schwenkbiegemaschinen
wird das Blech zwischen Oberwange und Unter-
wange eingespannt (Bild 1). Die schwenkbare Bie- Halterolle Drehzapfen Druckzapfen Biegehebel
gewange biegt das freie Blechst ück um die Biege-
sch iene .
..
, ·
.
, 110 Umformen
3 .4 .4 Zugdruckumformen
Zentrierung Ziehstempel
Beim Zugdruckumformen w ird der Zuschnitt durch
Zug- und Druckkrähe zum fertigen Werkstück um-
geformt. Die wichtigsten Verfahren sind Tiefzie-
hen, Durchziehen und Drücken.
3 .4 .4 . 1 Tiefziehen
Beim Tiefziehen w ird ein Blechzuschnitt in einem
oder mehreren Zügen zu einem Hohlkörper umge-
1
formt. Die Blechdicke ändert sich dabei kaum.
• Ziehvorgang
Zuschnitt Ziehmatrize
Der Zuschn itt wird durch den Niederhalter auf die
Ziehspalt Werkstück
Ziehmat rize gepresst (Bild 1). Danach zieht der
Ziehstempel das Blech durch die gerundete Zieh-
kante in die Matrize. Aus der Kreisringfläche A2 des Bild 1: Tiefziehen
Zuschnittes wird der Mantel des fertigen Zieht eiles
gebildet (Bild 2). Da diese Fläche A 2 einen größe-
ren Du rchmesser als der fertige Napf hat, fließt der gezogener Napf
,,übrige" Werkstoff in den Mantel des Ziehtei les.
Dessen Höhe h ist damit größer als die Breite b des
Kreisringes.
• Einflussgrößen
Niederhalterkraft. Der Niederhalter verh indert die
Bildung von Falten am Mantel des Ziehteiles. Die
Klemmkrah darf jedoch nur so groß sein, dass der
Boden des Ziehteiles beim Ziehen nicht reißt.
Ziehspalt. Der richtige Ziehspalt ist etwas größer
„übriger" Werkstoff Boden Ziehteil
als die Blechdicke, damit der Werkstoff richtig flie-
ßen kann. Er darf j edoch nicht zu groß sein, damit Bild 2: Werkstoffverteilung beim Tiefziehen
keine Falten entstehen. Die Größe des Ziehspaltes
hängt vom Werkstoff und der Blechdicke s ab (Ta-
belle 1).
Tabelle 1: Ziehspalt w beim Tiefziehen
Ziehkantenradius. Ein großer Radius am Ziehring
Werkstoffe Z iehspalt
vermindert die Ziehkrah und damit die Rissgefahr,
erhöht aber die Gefahr der Faltenbildung, da das Stahlbleche W= S + 0,07 · J'lO ·S
Blech gegen Ende des Ziehvorganges nicht mehr CuZn·Legie rungen W= S+ 0,04 · J'lO S
Beispiel: Ein zylindrischer Napf ohne Rand mit dem Tabelle 1: Erreichbare Ziehverhältnisse /J
Durchmesser d = 60 mm und der Höhe h = 70
mm soll durch Tiefziehen aus X15CrNiSi25·20 erreichbares Ziehverhältnis
hergestellt werden. 1. Weiterzug
Ziehwerkstoff Erstzug ohne 1 mit
Zu berechnen sind:
Zwischenglühen
a) der Durchmesser D des Zuschnittes,
ß, ß, ß,
b) die Anzahl der Züge mit den jeweiligen
Stempe ldurchmessern für die Ziehverhält- FeP01A (USt 12031 1,8 1,2 1,6
nisse nach Tabelle 1 ohne Zwischenglühen. RRSt 1404, RRSt 1405 2,0 1,3 1,7
Lösung: a) Nach Tabellenbuch ist D = Y4. d. h + d 2 X15CrNiSi25-20 2,0 1,2 1,8
Ziehfehler. Am fertigen Ziehteil kön nen Fehler auf- Risse am Boden Werkstofffehler, Ziehspalt zu klein,
Niederhalterkraft zu groß
treten, die entweder durch das Ziehwerkzeug, den
Ziehvorgang oder den zu ziehenden Werkstoff ver- Falten Niederhalterkraft zu gering
ursacht werden {Tabelle 2).
Ziehriefen Verschleiß am Ziehring,
Schmierstoffe. Beim Tiefziehen werde n Ziehöle unzureichende Schmierung,
Ziehspalt zu klein
und Ziehfette eingesetzt, um
• die Reibung und den Versc hleiß zu verringern,
• die Oberfläche der Ziehteile zu verbessern und
• die Umformbarkeit der Werkstoffe besser auszu- vor dem Ziehen
nutzen.
Die Schmiermittel müssen so gut am Blech haften,
dass ein Schmierfilm auch bei den hohen Flächen-
pressungen während des Tiefziehens erhalten
bleibt.
3 .4 .4 .2 Hydromechanisches
Tiefziehen
Beim hydromechanischen Tiefziehen erhält das
umzuformende Blech seine Form durch die Form
des Ziehstempels. Während des Ziehvorganges
wird das Blech durch Druckflüssigkeit an den
Stempel gepresst und dadurch umgeformt {Bild
1). Im Unterschied zum mechanischen Tiefziehen
entfällt der Ziehring. Ziehwulst
• Fertigungsablauf
Das Ziehwerkzeug besteht aus dem Ziehstempel, gezogenes
Blechteil
dem Niederhalter und dem Wasserkasten. Der
Blechzuschnitt wird auf die Dichtung des Wasser-
kastens gelegt und durch den Niederhalter ge- zum Hydraulik-
spa nnt. Der Stempel fährt nach unten und presst system
die Platine in das Wasserkissen. Dadurch baut sich
im Wasser ein hoher Druck auf. Bild 1: Hydromechanisches Tiefziehen
I'..
..
, ·
.112 Umformen
Die Höhe des Druckes w ird durch ein Druckbegrenzungsventil bestimmt, durch das die verdrängte Flüs-
sigkeit abfließen kann. Der Druck wird durch die Pressensteueru ng geregelt und kann wä hrend des
Ziehvorganges verändert werden. Mit diesem Verfahren können im Unterschied zum konventionellen
Tiefziehen auch kegelige oder parabolförmige Blechteile in einem Zug hergestellt werden.
1
• Die Änderung der Blechdicke an den Boden- • Die Fertigungskosten sind geringer durch
radien ist se hr gering. Damit können auch - geringere Werkzeugkosten
seh r kleine Radien gezogen werden. - weniger Ziehstufen
3 .4 .4 .3 Durchziehen
Beim Durchziehen, oft auch nur Ziehen genannt,
werden Drähte, Flachprofile oder Rohre du rch ein
sich verengendes Ziehwerkzeug gezogen (Bild 2).
Man erhält dadurch formgenaue Fertigerzeugnisse
Bild 2: Durchziehen eines Rohres
mit kleiner Rautiefe, z. B. Präzisionsstahlrohre für
Hydraulikleitungen.
3 .4 .4 .4 Drücken
Beim Drücken wird ein runder Blechzuschnitt mit
eine r Drückrolle an eine rotierende Drückform ge-
presst (Bild 3) . Dadurch lassen sich Stahlbleche bis
etwa 20 mm Dicke z.B. zu Felgen oder Kesselbö-
den umformen. Bild 3: Drücken einer Hohlform
3 .4 .4 .5 lnnenhochdruckumformen (IHU)
Beim lnnenhochdruckumformen werden Rohre
durch Aufweiten mit Druckflüssigkeiten in Hohlkör-
per umgeformt.
Fertigungsablauf
Die geraden oder vorgeformten Rohrstücke wer-
den in das geöffnete zweiteilige Werkzeug einge-
legt (Bild 1). Di eses wird durch eine hydraul ische
Presse geschlossen und während des Umformens
zugehalt en. Nachdem die beiden Rohrenden durch
Stempel verschlossen sind, w ird Druckflü ssigkeit
in das Rohr gepresst. Das Rohr weitet sich durch
den bis zu 4000 bar hohen Druck an den Stellen, an
denen es n ic ht an der Werkzeugwand anliegt.
Gleichzeitig werden die Rohrenden gestaucht. Der
Umformvorgang dauert so lange, bis der Rohr-
werkstoff die Innenform des We rkzeuges ange-
nommen hat.
Entwicklungs-
'*4
100%
zeit mm
Gewicht 100%
'*'·
kon ventionelle Fertigung • IHU-Fertigung
Nachteile:
• verhä ltnismäßig lange Fertigungszeit
• hohe Anlagekosten
• nur für die Serienfertigung geeignet
Anwendungsbeispiele aus dem Automobilbau:
Abgassysteme, Überrollbü gel, Dachsäulen, Rad-
träger (Bild 3) Bild 3: Vorderradträger für Pkw (Fertigungsstufen)
I
3 .4 .5 Druckumformen
Beim Druckumformen wird das Werkstück durch Druckkräfte umgeformt (Bild 11. Zum Druckumformen
gehören d ie Fertigungsverfahren Freiformen (Schmieden), Gesenkformen (Gesenkschmieden). Eindrü-
cken und Durchdrücken.
1 • Schmiedetemperatur
Die Schm iedetemperatur richtet sich nach dem
Werkstoff und m uss Tabellen entnommen werden .
Sie beträgt z. B. für un legierten Baustahl ca. 1000°C
(Bild 2). Unterhalb der Endschmiedetemperatur
darf nicht mehr geschmiedet werden, damit sich
am Werkstück keine Risse bi lden. Bei zu hoher
Sch m iedetemperatur verbrennt der Stahl.
• Gesenkformen
Beim Gesenkformen w i rd das Schmiedestück in
Grat
einem zweiteiligen Gesenk aus einem Rohteil ge-
schl agen (Bild 3). Gesenke sind Stahlform en aus
warmfestem Werkzeugstahl. Sie sind stark auf Ver-
sch leiß beansprucht und müssen nach 10000 bis Rohteil,
100000 Werkstücken ersetzt werden . durch Spalten
hergestellt
3 .4 .5 .2 Eindrücken
Beim Eindrücken unterscheidet man Verfahren mit
drehender Bewegung des umformenden Werkzeu-
ges, wie z.B. Rändeln und Gewindeformen (Seite Gewind,-
former
~ ' Ei;:;:i-
147), und Verfahren mit geradliniger Bewegung,
Werkstück
wie z. B. das Einsenken (Bild 1). Das Einsenken von chraube)
Werkstück .
Innensechskanten ode r Kreuzschlitzen in Schrau-
benköpfe kann bei kaltem oder warmem Werkstoff
erfolgen.
Gewindefurchen Einsenken
Matrize
Beim Strangpressen wird Werkstoff zu langen
Halbzeu gprofi len gepresst, die durch Walzen Hohlstrangpressen
nicht herstellbar sind.
Bild 2: Strangpressen
• Fließpressen
Beim Fließpressen werden Platinen durch einen
Stempel zu einem Werkstück gepresst. Dabei fließt
der Werkstoff durch den Spalt zwischen Stempel
und Matrize (Bild 3). Gewindestutzen an Tuben
Ausgangsform
und ähnlichen Werkstücken werden gleichzeitig im (Platine)
Boden der Matrize mitgepresst.
1
Mechani sche Pressen • Kraft über den Hub nicht konstant Gesenkschmieden
• Arbeitsvermögen im Schw ungrad gespeichert Tiefziehen
• Hub genau einstellbar Schneiden
• hohe Hubzah len möglich Prägen
Antriebs· • hohe Geschwindigkeiten fließpressen
welle
• Bauarten: Exzenter-, Kurbel- und Kniehebelpressen Biegen
Führung
\,.~l<\•H-<t--- Stößel
1 Pressen-
~ tisch
f T ' . j - - - Amboss
3 .5 Schneiden
Bleche und Profile können durch Scherschneiden
oder durch Strahlschneiden zerteilt werden.
.• '., ' .•, \~
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.!
· 11: .. ·. · . .
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3 .5 . 1 Scherschneiden
Durch Scherschneiden werden vor allem Werkstü-
cke aus Blech hergestellt {Bild 1). Dabei unterschei-
det man das Schneiden mit Scheren und das
Schneiden mit Schneidwerkzeugen. Bild 1: Blechstreifen mit Werkstücken vor dem
Abschneiden
3 .5 .1. 1 Schneiden mit Scheren
Hand- und Maschinenscheren we rden vor allem
eindrücken
zum Abschneiden von Blechteilen eingesetzt. Die
beiden Schneiden dringen zuerst in das Blech ein,
bevor sie schneiden. Danach wi rd der restliche
Querschnitt vollends abgeschert {Bild 2) .
• Handscheren
Mit Handscheren können wegen der beschränkten
Betä tigungskraft nur dünne Bleche geschn itte n
werden. Außerdem ist die Formgenauigkeit der ge-
eindrücken
schnittenen Kanten gering. Sie we rden deshalb
nur für Einzelanfertigungen und Reparaturen ein-
Bild 2: Vorgang beim Scherschneiden
gesetzt.
J e nach der zu schneidenden Form werde n ver-
schiedene Handscheren verwendet. Mit Durchlauf-
scheren werden gerade Schnitte, mit Lochscheren Abfal l
gerundete Formen geschnitten.
Werkstück
• Maschinenscheren
Nibbelscheren dienen zum Ausschneiden beliebi-
ger Formen in Blechen. Der Werkstoff w ird durch
einen Stempel mit kurzen, sch nell aufeinander fo l-
genden Hüben getrennt (Bild 3). Nibbelwerkzeuge Stempel
werden auch auf NC-gesteuerten Maschinen für
die Formen eingesetzt, die nicht mit den Standard- Bild 3: Trennen durch Nibbeln
werkzeugen des Werkzeugmagazins gest anzt wer-
den können. Dabei wird die Blechtafel unter dem
Werkzeug so verfahren, dass die gewünschte Form Tafelschere
entsteht.
Mit Tafelscheren werden von Blechtafeln Streifen
abgeschnitten. Damit diese Streifen gratfrei sind
und eine senkrechte Schnittkante entsteht, müssen
d ie beiden Schermesser genau geschl iffen sein.
Vor dem Schneid en wird die Blechtafel durch einen
Niederhalter geklemmt, damit das Blech beim
Sch neiden nicht kippt. Beim Schneiden bewegt
sich das Obermesser je nach Bauart entweder
senkrecht oder schwin gend gegen das Untermes-
ser {Bild 4).
Der Antrieb des Messerbalkens und des Niederhal-
ters erfolgt en tweder hydraulisch durch Zylinder
oder m echanisch, z.B. durch einen Kurbeiantrieb. Vorgang beim Abschneiden
Für dünne Bleche werden auch handbetätigte Ta-
felscheren eingesetzt. Bild 4: Tafelschere
. ·~
•t '
118 - Schneiden
• Schneidkraft
Die zum Trennen erforderliche Schneidkraft Fist abhängig von der
Schnittfläche S und der maximalen Scherfestigkeit r,ema, (Bild 1). Die ~ S c h nittlinie /
Schnittfläche S ist das Produkt aus der Länge I der Schnittlinie und
der Blechdicke s.
1
Schnittfläche S= / . s =rr· d· s
1 Schnittfläche
Bild 1: Berechnung der
Die maximale Scherfestigkeit rasmax wird aus der maximalen Zug- Schneidkraft
f estigkeit Rmmax berechnet.
1 Maximale Scherfestigkeit
Damit erhä lt man fü r die Schneidkraft F:
1 Schneidkraft F-S·taBmax
1 Blechbedarf je Vorschub
Tabelle 1: Größe des
• Schneidspalt Schneidspaltes
Schneidspalt. Zwischen Stempel und Schneidplatte muss ein Schneidspalt u in mm
Schneidspalt vorhand en sein (Bild 3). Die Größe des Schneidspaltes Blechdicke für Scherfestigkeit r 116
hängt von der Blechdicke, der Scherfestigkeit des Bleches, der gefor- s in mm inN/mm2
derten Standmenge und der Qualität der Scherfläche ab. In der Regel 250 ... 400 400 ... 600
beträgt der Sch neidspalt beim Feinschneiden 0,5 % und sonst bis zu 0,4 .. 0,6 0,015 0,02
5% der Blechdicke. Ob die richtige Größe des Schneidspaltes einge- 0,7 .. 0,8 0,02 0,03
halten wurde, erkennt man an der Schnittfläche. Ist sie rau und brü- 0,9 .. 1,0 0,03 0,04
chig und zeigt sich ein starker Grat, ist der Schneidspalt zu groß. 1,5 .. 2,0 0,04 ... 0,05 0,05 ... 0,07
Die richtigen Schneidspaltgrößen können Tabellen entnommen wer- 2,5 „ 3,0 0,06 .. 0,07 0,09 .. 0,10
3,5 .. 4,0 0,08 .. 0,09 0,11 . .0,13
den (Tabelle 1 ).
).
Schneiden 119
3 .5 . 1.3 Scherschneidwerkzeuge
Bei den Scherschneidwerkzeugen werden die
Werkstücke durch den Sch neidstempel und die
Schneidplatte in einem Hub oder in mehreren Hü-
ben aus einem Blechstreifen ausgeschnitten.
Die Schneidwerkzeuge werden nach der Art der
Fü hrung des Stempels zur Schneidplatte und nach
dem Fertigungsablauf eingeteilt.
Vorschubbegrenzung
Der Vorschub des Schnittstreifens erfolgt taktweise
nach jedem Hub. Er wird durch Anschläge, Such- Gleitführung Wälzführung
stifte, Seitenschneider oder besondere Vorschub-
apparate begrenzt. Bild 4: Säulenführungen
,:; ,
'l ~
, 120 Schneiden
'-·J
Mit Folgeschne idwe rkzeugen werden We rk- Bild 2: Folgeschneidwerkzeug
stücke in einem Werkzeug in mehre ren Stufen
hergestellt.
Loch-
Gesamtschneidwerkzeuge stel len In nen- und Au- Ausschneid- stempel
platte
ßenform eines Schnimeiles in einer Lage des Strei-
fens mit einem Pressen hub her (Bild 3).
Dadurch we rden Lageabweichungen zwischen In- Ausschneid-
nen- und Außenform durch ungenauen Vorschub stempel bzw.
oder durch Spiel des Blechstreifens in der Fü hrun g Schneidplatte
für die Loch- Grund-
ausgesc hlossen. stempel (fest) platte
Der Ausschneidstempel dient zugleich als Schneid-
platte für das Herstellen der Innenform. Das Werk- Schneidvorgang
stück wird vom Ausschneidstempel nach oben in
die Schneidplatte geschoben und von einem Aus-
stoßer w ieder ausgeworfen.
Der Ausstoßer hat außerdem die Aufgabe, die
Lochstempel zu führen. Er muss deshalb in der
Schneidplatte m it sehr geringem Spiel gleiten.
3 .5.2 Strahlschneiden
Beim Strahlschneiden wird der Werkstoff mit einem Gas- oder Wasserstrahl getrennt. Man unterscheidet
Thermisches Schneiden und Wasserstrahlschneiden. Das geeignete Verfa hren hängt vom zu schneiden-
den Werkstoff, der Werkstoffdicke und der gewünschten Qualität der Schnittkanten ab.
1
Schmelzschneiden und Laserstrahlschneide n. Schneide- 800 mm/m in bei 5 mm Dicke
geschwindigkeit 400 mm/min bei 80 mm Dicke
• Autogenes Brennschneiden (Tabelle 1)
Vorteile Einsatz handgesteuerter Brenner
Unlegierte und niedriglegierte Stähle verbrennen und NC-gesteuerter Maschinen
in reinem Sauerstoff, wenn ihre Entzündungstem- möglich
peratur überschritten wird. Di ese beträgt etwa Nachteile N icht für dünne Bleche, legierte
1200 °C und liegt unter der Schmelztemperatur. Stähle und NE-Metalle geeignet
Acetylen-
Bei ric htiger Schneidgeschwindigkeit entsteht Sauerstoff-
Gemisch
eine Schnittfuge mit senkrechten Schnittmarkie-
rungen (Bild 2). Heizdüse
• der Vorschubgeschwindigkeit.
Blechpakete können nur dann brenngeschnitten
we rden, wenn mit dem Schnitt am Rande begon-
=:JD Vorschub
zu langsam
Abstand
nen werden kann und die Bleche aufei nander ge-
presst werden.
=:JD Düse - Werkstück
zu groß
Schneiden 123
Schutzmaßnahmen
Durch die hohe Austrittsgeschwindigkeit des Plas-
3 ! 1 1 C:cJ CD
mastrahles entsteht beim Plasma-Schmelzschnei-
den starker Lärm. Dieser kann durch Sch neiden im
Wasserbad oder durch Einspritzen von Wasser in
5
1 1 l CI] IT]
den Plasmastrahl gedämpft werden. Die sehr ho-
hen Temperaturen im Plasmastrahl lassen die gifti-
gen Gase Ozon und Stickoxide entstehen. Sie müs-
sen abgesa ugt werden. Die intensive ultraviolette
Strahlung wird durch Schutzg läser oder Abde-
8
DJ [IJ
Bild 2: Schnittfugen beim Autogen-, Plasma- und
ckungen abgeschirmt. Laserstrahlschneiden
~{~ 124 Schneiden
1
Nach der Wirkungsweise unterscheidet man Laser-
Schmelzschneiden und Laser-Brennschneiden. Nachteile Schutzeinrichtungen nötig;
teure Maschinen
Schneidvorgang
Beim Laserstrahl-Schmelzschneiden wird der
durch den Laserstrahl geschmolzene Werkstoff
durch ein inertes Gas, meist Stickstoff oder Argon,
aus der entstehenden Schnittfuge geblasen
(Bild 1). Dieses Verfahren eignet sich besonders für
Metalle, deren Schmelzpunkt unter dem Entzün-
dungspunkt liegt, also z.B. für nichtrostende Stähle
und Aluminiumlegierungen, für Halbleitermateria-
lien, Kunststoffe, andere brennbare Stoffe und für
keramische Werkstoffe.
Beim Laser-Brennschneiden erwärmt der Laser- Gasstrahl
strahl den Werkstoff auf Entzündungstemperatur.
Dieser verbrennt im gleichzeitig zugefüh rten
Sauerstoffstrahl, der auch die Oxide aus der Tren n-
fuge bläst. Mit wasserstrahlgeführten Lasern kann
die Wärmebeeinflussung der Schneidkanten ver-
ringert und damit auch z.B. Werkstoffe der Halb-
leitertechnik (Silicium-Wafer) geschnitten w erden.
Außerdem ist ein wesentl ich größerer Abstand des Bild 1: Laserstrahl-Schmelzschneiden
Schneidkopfes zum Werkstück möglich als ohne
Wasserstrahlfü hrung. Dadurch können z.B. drei-
dimensionale Schnitte besser durchgeführt wer-
den.
Schutzmaßnahmen
Auch beim Laserstrahlschneiden entstehen Rauch
und Reizgase. Diese müssen abgesaugt werden.
Schneiden 125 •
3.5.2.3 Schneidmaschinen
Alle Strahlschneidverfahren werden überwiegend
auf NC-Schneidmaschinen durchgeführt. Je nach
Schneidverfahren sind diese mit unterschiedlichen
Schneidköpfen ausgestattet. Über die Maschi-
nensteuerung können die w ichtigen Parameter wie
Vo rsch ubgeschw indigkeit, Abstan d Düse zum
Werkstück, Druck der verwendeten Gase, Span-
nung und Stromstärke eingestellt werden (Bild 1).
Am PC erstellte Schachtelpläne ordnen unter-
schiedliche Werkstücke so an, dass die Blechtafel
optimal ausgenutzt wird (Bild 2).
Formschnitte an Rohren, z.B. für Rohrknoten, wer-
den auf NC-Rohrschneidmaschinen hergestellt.
Damit können d ie räum lich gekrümmten Kanten
exakt geschnitten und gleichzeitig die Schweißfa- Bild 1: NC-Brennschneidmaschine
sen angebracht werden.
~~~
3.6.1 Grundlagen
Bei allen spanenden Fertigungsverfahren sind be-
sonders wichtig:
• die Form der Werkzeugschneide und damit die
Spanbildung an der Werkzeugschneide
• die auftretenden Kräfte und Temperaturen
• die Verschleißfestigkeit der Schneidstoffe
1
Die Grundform aller Werkzeugschneiden ist ein
Keil (Bild 1). Die beim Zerspanen auftretenden
Kräfte und Temperaturen verursachen am Schneid-
ke il Versch leiß. Die Werkzeugschneide muss des-
halb auch bei hohen Temperaturen verschleißfest
und ausreichend zä h sein.
Bild 1: Keilform der Werkzeugschneide
• Flächen und Winkel am Schneidkeil
Der in das Werkstück eindringende Schneidkeil
wird durch die Spanfläche und die Freifläche ge-
bildet (Bild 2). Der Winkel zwischen beiden Flächen
wi rd als Keilwinkel ß bezeichnet. Seine Größe rich-
tet sich im Wesentlichen nach dem zu zerspanen-
den Werkstoff (Tabelle 1). Eine Werkzeugschneide
dringt umso leichter in den Werkstoff ein, je kleiner
ihr Keilwinkel ist. Damit aber bei der Bearbeitung
von Werkstoffen mit höherer Festigkeit die Schnei-
de nicht ausbricht, muss der Keilwinkel genügend
groß sein.
+y positiver Spanwinkel -y negativer Spanwi nkel
Der Spanwinkel y ist der Winkel zwischen der Span-
fläche und einer Senkrechten zur Bearbeitungsflä-
a Freiwinkel
che. Der Spanwinkel beeinflusst hauptsächlich die 1 a + ß+y ~90° 1
ß Keilwinkel
Spanbildung. Er w ird umso größer gewählt, je wei-
cher der Werkstoff ist. Ein großer positiver Span-
Bild 2: Flächen und Winkel am Schneidkeil
winkel führt zur Bildung von langen Spänen.
Durch den Einsatz eines kleinen oder sogar negativen Spanwinkels wird die Stabilität der Schneide er-
höht. So wird ein Ausbrechen der Schneide bei der Bearbeitung von harten und spröden Werkstoffen
oder bei einem unterbrochenen Schnitt vermindert. Ein negativer Spanwinkel führt zu einem schnellen
Spanbruch (Tabelle 1).
Der Freiwinkel a zwischen der Freifläche und der bearbeiteten Fläche ist notwendig, um die Reibung zwi-
schen Werkzeug und Werkstück zu vermindern. Man wählt ihn gerade so groß, dass das Werkzeug genü-
gend frei schneidet. Freiw inkel, Keilwinkel und Spanwinkel ergeben in der Summe immer 90° (Tabelle 1).
~~g
groß klein positiv klein posit iv groß negativ klein groß
~@
Harte Werkstof- Weiche Werk- Werkst offe mit Weiche Werk- Harte, spröde
~~
Harte und Weiche, plas-
fe mit höherer stoffe, z.B. hoher Festig- stoffe, beim Werkstoffe, kurzspanende tisch verform-
Festigkeit, z. 8. Aluminium- keit, bei unter- Schlichten z.B. Ha rtguss, Werkstoffe, bare Werk-
Vergütungs- Legierungen brochenem beim Schrup- z. 8. hoch- stoffe, z. 8.
stähle Schnitt, beim pen legierte Stähle Kunststoffe
Schruppen
"
Spanende Fertigung 127
1
hintereinanderliegenden Zähnen. Die keilförmigen
Zähne si nd gehärtet und haben e ine geringe
Schnittbreite. Die Spanrä ume (Zahn lücken) neh-
men die Späne auf und führen sie aus der Schnitt- Bild 1: Wirkungsweise des Sägeblatts
fuge heraus (Bild 1).
Das Freischneiden des Sägeblatts w ird durch eine Rechts-Links-Schränku ng od er Wellen-Schrä nkung
der Zähne erreicht.
'
Spanende Fertigung 129
• Handsägen
Bügelsäge. Zum Sägen von Hand werden meist
Handbügelsägen ve rwendet. Die Bügelsäge
schneidet in Stoßrichtung (Bild 1). Daher muss das
Sägeblatt so eingespannt sein, dass die Zähne in
Vorschubrichtung zeigen. Das Sägeblatt hat eine
Dicke von 0,6 mm bis 1 mm und hat meist ein e
Wellen-Schränkung. Das Ansägen kann durch An-
fei len mit einer Dreikantfeile erleichtert werden. Bild 1: Verwendung der Bügelsäge
Einstreichsäge. Zum Einschneiden von schma len
Schlitzen z. 8. an Schraubenköpfe oder Gewinde-
stifte kann die Einstreichsäge benutzt werde n
(Bild 2). Bei dieser Säge w ird das Sägeblatt nur ein-
seitig gespannt und eignet sich besonders zum
a
Sägen an schlecht zugänglichen Stellen.
Bild 2: Einstreichsäge
Arbeitsregeln
• Das Sägeblatt der Bügelsäge ist gerade u nd
straff einzuspannen. Die Zähne müssen in
Stoßrichtung zeigen.
• Das Werkstück muss nahe an der Schnittstelle
eingespannt werden.
• Bei der Sägearbeit muss die ganze Sägeblatt-
länge benutzt werden.
• Maschinenunterstützte Handsägen
Die Verwendung der oben beschriebenen Handsä-
gen erfordert beim Sägen von Stahl für den Bedie- Bild 3: Handbandsäge
ner einen hohen Arbeitseinsatz. Zur Erleichterung
der manuell durchzuführenden Sägearbeiten kön-
nen daher maschinenunterstützte Handsägen zum
Einsatz kommen.
Handbandsäge. Das Sägen von Rohren und Profi-
len, besonders auf Baustellen, kann mit der Hand-
bandsäge durchgeführt werden (Bild 3). Das end-
lose Sägeband w ird durch einen Elektromotor an-
getrieben. Durch einen ein stellbaren Tiefenan -
schlag kann die Tiefe des Sägeschnitts begrenzt
werden. Je na ch Werkstoff können unterschied-
liche Bandg eschwindigkeiten eingestellt werden.
Stichsäge. Für das Sägen von Metallblechen, Profi-
len und kleineren Werkstücken kann die Stichsäge Bild 4: Stichsäge
eingesetzt werden (Bild 4). Ein schmales, einseitig
eingespanntes Sägeblatt führt eine stetige Pendel-
hubbewegung aus. Das Sägeblatt sticht mit dem
freien Ende in das durchzusägende Blech ein. Wird
vor dem Sägen ein Startloch gebohrt, können Aus-
schnitte auch mittig im Blech erzeugt werden. Durch
die geringe Breite des Sägeblatts ist es möglich,
dass auch kurvige Schnitte gesägt werden können.
Handkreissäge. Werden gerade Schnitte an Ble-
chen, Rohren oder Profilen benötigt, eignet sich
der Einsatz einer Handkreissäge (Bild 5) . Das HSS-
ode r hartmetallbestückte Sägeblatt führt eine
kreisförmige Schnittbewegung aus. Bild 5: Handkreissäge für die Metallbearbeitung
;. -
"
, ·
'
130 Spanende Fertigung
3 .6 .2 .3 Feilen
Feilen sind mehrschneidige Werkzeuge zum Abtragen ge-
ringer Mengen von Werkstoff (Bild 1). Bei der Herstellung
der Feilen werden die Zähne eingehauen oder eingefräst
und anschließend gehärtet. Gehauene Feilenzähne haben
einen negativen Spanwinkel, gefräste Feilenzähne besitzen Bild 1: Flachfeile
einen positiven Spanwinkel bei meist großer Zahnte ilung
(Bild 2). Die linienförmig angeordneten Zähne werden als
Hieb bezeichnet. Nach der Hiebart wird zwischen dem Ein-
hieb, Kreuzhieb und Raspelhieb unterschieden. Feilen wer-
1
den nach Länge, Hieb und insbesondere nach der Quer-
schnittsform (Bild 3) eingeteilt.
Gehauene Feilen. Der Einhieb auf gehauenen Feil en wi rd Gehauene Zähne Gefräste Zähne
bei weichen Werkstoffen eingesetzt. Der Kreuzhieb entsteht Bild 2: Gehauene und gefräste Zähne
durch zwe imaliges Hauen des Feilenblatts. Durch den
Kreuzhieb wird die Riefenbildung am Werkstück vermieden.
Mit Kreuzhieb gehauene Feilen eignen sich zu r Bea rbeitung
von Stahl, Gusseisen, Messing oder Kunststoffe. Der Ras-
pelhieb hat punk1förmig gehauene Zähne, die we it ausein-
, ,,, m,r, :r .
~ Halbrundfeile
ander liegen (Bild 4). Die auch als Raspel bezeichnete Feile
ist geeignet für Holz, Leder, Kunststoff und Stein.
Je nach Hiebzahl (Zahl der Hiebe pro Zentimeter) werden
gehauene Feilen mit der Hiebnummer O bis 8 bezeichnet.
Durch die unterschiedliche Hiebtei lung entstehen Feilen für c:::::==i Flachfeile
die Grob- bis Feinbearbeitung. Sehr feine Feilen können
aber auch bis zur Hiebnummer 10 gehen. Mit steigender
Hiebnummer und konstanter Länge wird die Hiebzahl grö- D Vierkantfeife
len zwischen der Hiebnummer O bis 4 spricht man von Bild 3: Ouerschnittsformen der Feilen
Werkstattfeilen. Feil en mit höherer Hi ebn ummer werden
als Präzisionsfeilen bezeichnet.
Gefräste Feilen. Mit ihren gebogenen oder schrägen Zäh-
nen sind gefräste Feil en immer einhiebig (B ild 4). Sie
werden vorwiegend zur Bearbeitung weicher Werkstoffe
eingesetzt. Bei gefrästen Zähnen unterscheidet man die Oberhi eb Unterhieb
Zahnungen 1, 2 und 3 für grob, mittel und fein.
Feilbewegung. Beim Feilen ist auf die richtig e Kraftvertei-
lung und auf die Bewegungsrichtung zu achten. Die Bewe-
gung erfolgt i n Richtung Feilenachse, wo bei sich die Feile Kreuzhieb
~\\\\~
gefräste Schrägzahnung
mit Spanbrechernuten
um die halbe Feilenbreite nach rechts oder links verschiebt.
Nur in Schnittrichtung der Feile darf Druck auf sie ausgeübt Bild 4: Hiebarten
werden.
2 Druckbelastung,
• Anforderungen an Schneidstoffe Reibung
Schneidstoffe für Zerspanwerkzeuge sind während
3 ho he Temperatur,
ihres Einsatzes großen mechanischen und thermi- 1
Diffusion und Oxidatio n
schen Beanspruchungen ausgesetzt, die zu star- Schn eidwerkzeug
kem Verschleiß durch Abrieb oder zum Bruch des
Schneidwerkzeuges führen können (Bild 1). Bild 1: Beanspruchung von Schneidwerkzeugen
BN
1
>-EJ
Oxi d·
keramik,
tet
Hartmetall auf
Wolframkarbid-Basis
beschichtet
11 BN = polykristallines (kubisches)
Bornitrid Schnell arbeitsstahl
HSS
21 DP = polykristalliner Diamant
• Schnellarbeitsstahl (HSS) 1
li tt~
Schnellarbeitsstahl ist ein hochlegierter Werkzeug-
stahl, der als Hauptlegierungselemente Wolfram,
~ nbeschichtet besch ichtet
Molybdän, Vanadium und Kobalt enthält. Beispiel:
HS 2-9-1-8 enthält 2% W, 9 % Mo, 1 % V und 8% Eigenschaften Einsatzgebiete
Co. Schnellarbeitsstahl hat von allen Schneidstof- • Große Zähigkeit Spiralbohrer, Fräser, Räum-
fen die größte Zähigkeit, aber auch die geringste • Hohe Biegefestigkeit w erkzeuge, Gewindebohrer
1
• Einfach herstellbar und Schneideisen, Form-
Härte. HSS wird eingesetzt, wenn die Schneidkante
• Härte unter 70 HRC drehmeißel, Werkzeuge für
sehr scharf sein muss und die Schnitttemperatur • Temperaturbeständig- d ie Kunststoffbearbeitung,
nicht zu hoch ist (Bild 1). Durch Beschichten lassen keit bis 600°C Einsatz bei stark w echseln-
sich die Verschleißfestigkeit und dadurch die mög- der Schnittkraft
liche Schnittgeschwindigkeit erhöhen.
Bild 1: Eigenschaften und Einsatzgebiete von
Schnellarbeitsstahl
• Hartmetall
Aufbau. Hartmetall ist ein Verbundwerkstoff, der
durch Sintern aus pulverförmigen Grundstoffen Werkzeuge aus Hartmetall
hergestellt wird (Seite 296). Dabei werden harte
Wolframkarbide mit dem weicheren Bindemittel
Kobalt verbunden. Zur Verbesserung der Ver-
schleißfestigkeit bei hohen Temperaturen dienen
Anteile von Titan- und Tantalkarbiden. Der Anteil
der harten Metallkarbide an der Zusammenset- Eigenschaften Einsatzgebiete
zung des Hartmetalls liegt meist zwischen 80 und • Große W arm härte Wendeschneidplatten für
95 Prozent. Hartmetalle sind durch unterschied- Ibis 1000°C) Fräs- und Drehwerkzeuge,
• Hohe Verschleiß- Wendeplattenbohrer,
liche Zusammensetzung, Korngröße und Beschich-
festigkeit schw ingungsdämpfende
tung für die Bearbeitung nahezu aller Werkstoffe • Hohe Druckfestigkeit Werkzeuge aus Vollhart-
einsetzbar (Bild 2). • Schwingungs- metall, für nahezu alle
Eigenschaften. Ein hoher Anteil an harten Metall- dämpfend Werkstoffe einsetzbar
karbiden erhöht die Verschleißfestigkeit des Hart- Bild 2: Eigenschaften und Einsatzgebiete von
metalls. Ein höherer Anteil des Bindemetalls Ko- Hartmetall
balt führt zu größerer Zähigkeit. Auch die Korngrö-
ße der Metallkarbide, die bis zu 1O µm betragen
kann, beeinflusst die Härte und Zähigkeit des Hart- Tabelle 1: Einteilung der Hartmetalle
metalls. Hauptgruppe Anwendung Eigenschaft
Feinkornhartmetalle (Korngröße kleiner 2,5 µm)
besitzen eine hohe Kanten- und Verschleißfestig-
keit und werden für das Zerspanen gehärteter
We rkstoffe eingesetzt.
Beschichten. Durch Beschichten mit verschiede-
nen Hartstoffen (Seite 134) werden Hartmetalle
p
für langspanende
Werkstoffe,
z.B. Stahl,
Temperguss
01
10
20
30
40
50
Schlichten
Kopierdrehen
Schruppen WE,~ N
.':::<ll
~i
werkstoffes erhalten bleibt. Aufg rund dieses Vor- für la ng- und kurz-
WE
20 Ji E
spanende Werk-
teils werden unbeschichtete Hartmetalle zuneh-
mend vom Markt verdrängt.
stoffe, z. B.
30
Kopierdrehen
II
N N
rostfreier Stahl,
Einteilung. Die Einteilung der Hartmetalle erfolgt Automatenstahl
40 Schruppen
in die Hauptgruppen P, M und K (Tabelle 1) . Die
01 Schlichten
Auswahl der Hauptgruppe richtet sich nach dem K
Werkstoff, der zerspant werden soll. Die weitere für kurzspanende
WHH
10
Unterteilung erfolgt mit einer Anhängezahl. Diese Werkstoffe,
Kopierdrehen
z.B. Gusseisen,
gibt Auskunft über den geeigneten Einsatz des 20
NE-Metalle,
Hartmetalls von der Schrupp- bis zur Sehlichtbe- gehärteter Stahl -
arbeitung. 30 Schruppen
•.
• Schneidkeramik
Keramische Schneidstoffe haben eine sehr große
Warm härte und reagieren nicht mit dem Werkstoff
(Bild 1).
Eigenschaften Einsatzgebiete
Sch neidplatten aus Oxidkeramik bestehen aus
• Große Härte Bearbeitung von Gusseisen
Aluminiumoxid (Al 20 3 ) und sind empfindlich • Warmhärte bis ca. u nd warmfesten Legierun-
gegen starke Temperaturwechsel. Aus diesem 1200°c gen, Hartfeindrehen von
Grund w ird meist ohne Kühlschmierung zerspant. • Hohe Verschleiß- gehärtetem Stahl, Zerspa-
Oxidkeram ik w ird vorwiegend beim Zerspa nen festigkeit nen mit hoher Schnittge-
• Hohe Druckfestigkeit schwindigkeit
von Gusseisen eingesetzt.
• Große chemische
Mischkeramik (Al20 3 mit TiC) ist zäher als Reinke- Beständigkeit
ramik und besitzt eine bessere Widerstandsfähig-
Bild 1: Eigenschaften und Einsatzgebiete von
keit gegen T emperaturwechsel.
Schneidkeramik
Siliziumnitrid (Si3 N 4 ) ist eine nichtoxidische Kera-
mik m it großer Zähigkeit un d Stabil ität der
Schneidkante. Mit Spiralbohrern aus Siliziumnitrid
können Bohrung en in Grauguss mit großer BN-Schneidplatte
~ iJ.
Schnittgeschwind igkeit hergestellt werden.
f'l. •
;' 134 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
1
gen der Temperaturempfi ndlichkeit nicht zu hoch • Temperaturbeständig- niumleg ierungen, die sonst
sein. keit bis 600°C zu starkem mechanischen
• Chemische Reaktion Abrieb führen
m it Legierungsmetal-
• Beschichtung von Schneidwerkzeugen len von Stäh len
Die Verschleißfestigkeit von Schneidwerkzeugen Bild 1: Eigenschaften und Einsatzgebiete von Diamant
wird durch Beschichtung erhöht. Durch höhere
Temperaturbeständigkei t lassen sich größere
Schnittgeschwindigkeiten und Vorschübe und da- HSS- HSS- Hartmetall- Hartmetall-
mit eine w irtschaftlichere Fertigung erzielen. Die Schaftfräser Gewindebohrer Schaftfräser Gewindebohrer
w ichtigsten Beschichtungsstoffe sind Titannitrid
11 11
(TiN}, Titankarbid (TiC}, Titankarbonitrid (TiCN},
Alum iniumoxid (Al 20 3 ) und Diamant (Bild 2). Die
Beschichtung erfolgt ein- ode r mehrlagig mit einer
Schichtdicke von 2- 15 µm (Bild 3 ). Titannitrid eig-
net sich aufgrund seines kleinen Reibungskoeffi-
zienten gut als Decksch icht. Alum iniumoxid bildet litannitrid- litancarbonitrid-
Beschichtung (TIN) Beschichtung !liCN)
eine sehr harte Schicht und dient zusätzlich als
Wärmesperre und zur Verh inderung chem ischer Bild 2 : Werkzeuge mit verschiedenen Beschichtungen
Reak1i onen zwischen Span und Grundmetall. Ti-
tancarbonitrid eignet sich aufgrund se iner gut en
Haftungseigenschaften besonders fü r die Grund-
- Titannitrid-Beschichtung ,.,.
_§.
beschichtung. Beschichtet werden Werkzeuge aus ........__ Al 20 r Schicht
Sch nellarbeitsstahl, Hartmetalle und Cermet s. -.._ Titancarbonit rid-Schicht N
Hartmetall-Gefüge
Aufgabe n der Beschichtung von Schneidstoffen
sind: {stark vergrößerte Gefügeaufnahme mit
dem Rasterelektronenmikroskop, REM)
• Erhöhung der Verschleißfestigkeit
• Verhi nderung von Oxidation und Diffusion Bild 3: Mehrlagige Beschichtung von HM
3 . 7 .2 Kühlschmie rstoffe
Aufgaben
Kühlschmierstoffe s ind Hilfsstoffe, auf die bei der
spanenden Ferti gung m eist nicht verzichtet wer-
den kann. L Kühlen Abtransport
der Späne
von der
• Aufgaben der Kühlschmierstoffe 1 1 Bearbeitungs-
stelle
Die Hauptaufgabe der Kühlschmierstoffe (KSS) Auswirkung en
besteht in der Kühlung u nd Schmierung vo n
Werkstück und Werkzeug. Darüber hinaus erfüllen
Kühlschmie rstoffe auch noch weitere Auf gaben
l
• geringerer
l
• Erhöhung
Reinigung von
Werkzeug und
Werkstück
(Bild 1). Späne und Werkzeugabrieb werden von Werkzeug- der Stand zeit
verschleiß
der W irkstelle, z.B. aus der Bohrung, weggespült • Minderung
Korrosions-
und aus dem Arbeitsraum der Maschine entfernt • Kühlung von der Reibung
schutz der
Werkzeug und
(Bild 2). Die Bearbeitungsstelle wird gereinigt und Werkstück • Verringerung
Werkstücke
die Werkstücke erhalten einen kurzzeitig wirkenden der Aufbau -
Korrosionsschutz. Eine wichtige Aufgabe ist beim • bessere Maß- schneiden-
halt igkeit des bildung Binden des
Sch leifen neben der sta rken Kühlung auch die Bin- Werkstücks Staubes, der
dung des Staubes. • Verbesserung beim Schleifen
• geringere der Werk- entsteht
Randzonen- stückober-
beeinflussung flächengüte
Kühlschmierstoffe senken d ie Temperatur von
Werkzeug, Werkstück und Maschine. Sie erh ö-
hen die Standzeit der Werkzeuge und die Ober- Bild 1: Aufgaben und Wirkungen von
Kühlschmiermitteln
fläche ngüte der Werkstücke.
"
,, -
.136 Fertigen m,t Werkzeugmaschinen
1
Schmierwirkung
Eigenschaften von Kühlschmierstoffen beeinflusst überwiegt gegen- • bei hoher Oberflächengüte
über Kühl- • bei schwer zerspanbaren
werden (Tabelle 2). In wassermischbaren Kühl-
wirkung Werkstoffen
schmierstoffen sind immer Zusätze enthalten.
Emulgatoren sind notwendig, damit sich das Öl in
kleinen Tröpfchen im Wasser verteilen kann. Da-
mit das Wasser nicht zu Korrosion führt, muss der Tabelle 2: Beeinflussung der Eigenschaften
durch Zusätze im Kühlschmierstoff
Kühlschmierstoff Korrosionsschutzmittel enthal-
ten. Wassermischbare Kühlschmierstoffe können Zusatz Zweck, Auswirkung
besonders bei hohen Temperaturen und bei star- Emulgator "'.'erh inderung der Trennung von
ker Verschmutzung von Bakterien und Pilzen be- Öl und Wasser
fallen werden . Zur Vermeidung werden Konservie- Korrosions- Verhinderung von Korrosion am
rungsstoffe zugesetzt. schutzmittel Werkstück, Werkzeug und an der
Maschine
Hochdruck-Zusätze (EP-Additive, engl. extreme
pressure = extrem hoher Druck) sind in Schneid- Konservierungs- Verhindern von Bakterien- und
mittel (Biozide) Pilzvermehrung, Keimabtötung
ölen enthalten, wenn bei der Bearbeitung große
Schnittkräfte auftreten (Bild 1). Die Zusätze, haupt- Hochdruck- Verhinderung des Verschweißens
sächlich Schwefel und Phosphor, bilden am Werk- Zusätze von Metallen bei hohen Drücken
stück Reaktionsschichten. Diese verh in dern bei
den auftretenden hohen Zerspanungstemperatu-
ren und dem hohen Druck ein Verschweißen der Druck
Metalle. Den Kühlschmiermitteln können noch
weitere Zusätze, wie z. B. Antischaumbildner, zu-
gesetzt sein.
mäßem Umgang mit KSS können gesundheitliche Bild 1: Anteil der Kühlschmierkosten an den
Probleme und Umweltbelastungen hinzukommen. Gesamtherstellkosten
Aus diesen Gründen versucht man, auf den Einsatz
von Kühlschmierstoffen zu verzichten. Bedingt
durch die fehlende Kühlung, muss der Schneid-
stoff bei der Trocke nbearbeitung eine große
Warmhärte haben. Beschichtungen verringern die
Wärmebelastung und den Abrieb des Schneid-
stoffs. Die Späne dürfen sich nicht im Arbeitsraum
anhäufen, damit die Fertigungsgenauigkeit nicht
durch Wärmeverzug der Maschine beeinträchtigt
wird. Für Fertigungsverfahren, bei denen große
Torsions- und Reibungskräfte wie z. B. beim Ge- Bild 2: Minimalmengenschmierung beim Fräsen mit
einem Fräskopf
windebohren auftreten, ist die Trockenbearbeitung
nicht geeignet. ·
• Minimalmengenschmierung
Unter Minimalmengenschmierung (MMS) versteht
man die Zuführung sehr geringer Mengen eines
Schmierstoffes zur Zerspanstelle. In einem Dosier-
gerät wird mithilfe von Druckluft ein Öl-Luftge-
misch erzeugt und an die Werkzeugschneide ge-
leitet. Bei richtiger Ein stellung des Systems wer-
den weniger als 20 ml Schmierstoff je Stunde für Bild 3: Innere Zufuhr des Schmiermittels
die Bildung eines ausreichenden Schmierfilms
zwische n Werkzeug und Werkstück benötigt. Bei
g~~~h
dieser geringen Schmierstoffmenge bleiben das
Werkstück, die Maschine und die Späne t rocken ~~Düse
(Bild 2). Entscheidend für die Wirksamkeit der Mi-
nimalmengenschmierung ist das genaue Auftref-
o•... 30·
fen des Öl-Luftgemisches auf der Span- und der ~
Freifläche des Werkzeuges. Die Zuführung des Ge-
j
misches erfolgt bei innerer Zufuhr über Kanä le im mögliche Düsenanordnung bei Kreissägen
Werkzeug (Bild 3), bei äußerer Zufuhr über Gelenk-
schläuche und Sprühdüsen (Bild 4). Bild 4: Äußere Zufuhr des Schmiermittels
'
Vorteile der Minimalmengenschmierung gegenllber der Nassbearbeitung sind·
• meist h öhere Standzeit der Werkzeuge • keine Pflege- und Entsorgungskosten des Kühl-
• trockene Werkstücke und saubere Späne, die schmiermittels notwendig
nicht gereinigt werden müssen • geringer Schmiermittelverbrauch
• Schmiermittel enth ält keine Zusätze und ist • sauberes Arbeitsumfeld, keine gesundheitliche
biologisch abbaubar Gefährdung der Mitarbeiter, geringe Umweltbe-
lastung.
3 .7 .3 Sägen
Die zunehmend kleiner werdenden Losgrößen bei
der Fertigung von Werkstücken führen dazu, dass
flexible Rohteil-Zuschnitte benötigt werden. Das
Sägen als erster Schritt einer Werkstückfertigung
wird dadurch immer wichtiger. Hierfür werden Bü-
gel-, Band- und Kreissägemaschinen eingesetzt.
Bügelsägemaschinen
1
Zum Sägen von Halbzeug bis zu einem Durchmes-
ser von 500 mm werden wegen der geringen An-
schaffungs- und Werkzeugkosten häufig Bügelsä-
gemaschinen eingesetzt (Bild 1). Das Sägeblatt der Bild 1: Bügelsägemaschine
Bügelsägemaschine besteht meist aus Schnell-
arbeitsstahl (HSS). Beim Rückhub w ird es vom
Werkstück abgehoben.
Bandsägemaschinen
Bandsägemaschinen sind sowohl für kleinere als
auch für sehr große Schnittlängen geeignet
(Bild 2). Das endlose Sägeband hat eine Banddicke
von 0,65 .. 1,3 mm. Dadurch ist die Schnittfuge
schmal und der Werkstoffverlust gering. Die
Schnittsteifigkeit des Sägebandes ergibt sich im
Wesentlichen durch die Bandbreite. Bei großen
Schnittlängen muss deshalb ein breites Sägeband
eingesetzt werden.
Bild 2: Bandsägemaschine
Die Zahnform des Sägebandes richtet sich nach
dem zu sägenden Werkstoff und dem Materialquer- Zahnform Anwendung
schnitt (Bild 3). Mit Sägebändern aus Werkzeug-
Standardzahn, Spanwinkel 0° für Stähle mit hohem
stahl mit gehärteten Zahnschneiden können un-
Kohlenstoffgehalt, bei
legierte und niedriglegierte Stähle gesägt werden. dünnwandigen Profilen
Bei Bimetall-Sägeblättern bestehen die Zähne aus
verschleißfestem Werkzeugstahl, das Trägerband für Stähle mit C-Gehalt
Klauenzahn, Spanwinkel 5 bis 10°
aus legiertem Vergütungsstahl. Sägebänder mit < 0,8%, NE-Metalle, für
Schneiden aus Hartmetall werden für das Sägen große Querschnitte
von Stählen (bis zu einer Härte von 60 HRC) und
von taserverstärkten Kunststoffen eingesetzt. Lückenzahn, Spanw inkel O" für spröde Werkstoffe, z.B.
spröde Cu-Legierungen,
Kreissägemaschinen für große Querschn itte
Kreissägemaschinen eignen sich für das Sägen
von Halbzeugen bis zu einem Durchmesser von ca. Trapezzahn, Spanwinkel positiv für hohe Zerspanungs-
140 mm, da das Kreissägeblatt nur bis zu einem leistung, für hartmetall-
Drittel des Durchmessers als Arbeitsbereich ge- bestückte Sägebänder
nutzt werden kann. Sägeschnitte mit den HSS-
oder hartmetallbestückten Kreissägeblättern wei- Bild 3: Zahnformen von Sägebändern
sen e in e geringe Rautiefe auf. Der Sägevorschub
kann über eine NC-Vorschubregelung mit konstan-
ter Schnittkraft dem Materialquerschnitt angepasst
werden (Bild 4).
{J
Wiederholung und Vertiefung
Wonach richtet sich die Auswahl der Zahn- f = Vorschub des
teilung von Sägeblättern? Sägeblattes
je Umdrehung
2 Für welchen Einsatz eignen sich die verschie-
denen Sägemaschinen? Bild 4: NC-gesteuerte Vorschubbewegung
Fertigen mit Werkzeugmaschinen 139
p
3 .7 .4 Bohren, Senken, Reiben
Bohren, Gewindebohren, Senken und Reiben sind spanende Fertigungsverfahren mit meist mehr-
schneidigen Werkzeugen und mit ähnlichen Schnitt- und Vorschubbedingungen (Bild 1).
; ; ~~ t t1
1
3 .7 .4 . 1 Bohren
• Bohrvorgang und Spanungsgrößen
Beim Bohren führt meist das Werkzeug eine kreis-
förmige Schnittbewegung aus, wobei die Vor-
schubbewegung geradlinig in Richtung der Rota-
tionsachse erfolgt (Bild 2). Durch die Vorschubkraft
dringen die Werkzeugschneiden in den Werkstoff
ein. Die kreisförmige Schnittbewegung erzeugt die
Schn ittkraft. Vorschubkraft
Die Schnittgeschwindigkeit v, richtet sich nach
Bild 2 : Kräfte und Bewegungen beim Bohren
dem Bohrertyp bzw. dem Bohrverfahren, dem
Werkstoff und der geforderten Arbeitsqual ität (Ta-
Tabelle 1: Schnittwertempfehlungen für be-
belle 1). Sie hat den größten Einfluss auf die Stand-
schichtete Spiralbohrer aus HSS bei
zeit. Wegen der Vielzahl von Bohrertypen, Schneid- Bohrtiefen bis 5 x Bohrerdurchmesser
stoffen und Beschichtungen sind die Richtwerte
finmm
der Werkzeughersteller zu beachten. Werkstoff des vt in für Bohrungs-0 Küh·
Werkstücks m/minll lung2)
Die Drehzahl n kann aus Drehzahldiagrammen ab- >3 .. 6 >6 ... 12 > 12 .. 25
gelesen oder aus der Schnittgeschwindigkeit v, Stahl
0,10 0,15 0,28 E,S
40
und dem Bohrerdurchmesser d berechnet werden. R"' s 800 N/mm2
1 Drehza hl n =~
rr· d
Stahl
Rm= > 800 N/mm2
Nichtrostende Stähle
Rrn ~ 800 N/ mm2
20
12
0,08
0,06
0,10
0,08
0,15
0,12
E,S
E,S
Der Vorschub f in mm je Umdrehung hängt vor Gusseisen, Temperguss E,M,
allem vom Werkstoff, vom Schneidstoff und Durch- 20 0,20 0,30 0,40
s250 HB T
messer des Bohrers, vom Bohrverfahren und der Aluminium-Legierung E,M,
45 0,20 0,30 0,40
Bohrtiefe ab (Tabelle 1). Er beeinflusst die Spanbil- R„s 350 N/mm2 s
dung und den Leistungsbedarf. Thermoplaste 50 0,15 0,30 0,40 T
Die Vorschubgeschwindigkeit Vf in mm/min wird o Die Richtwertewerden bei günstigeren Bedingungen erhöht, bei ungüns-
aus der Drehzah l n und dem Vorschu b f berechnet. tigenBedingungenherabgesetzt
2•E= Emulsion (10- 12%), S = Schneidöl, M =Minimalmengonschmierung,
1 Vorschubgeschwindigkeit Vf= n·f
T= trocken,Oruckluft
;,'
.~
140 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
~
we ltgesichtspunkte berücksichtigt werden.
1
Vorschubgeschwindigkeit. angepasste Bohrbedingungen
Der Winkel zwischen den Hauptschneiden wird als Tabelle 1: Anschliffformen bei Spiralbohrern
Spitzenwinkel bezeichnet Ein großer Spitzenwin-
ausgespitzte Ouerschneide geringere Vorschubkraft,
kel führt eher zum Verlaufen des Bohrers, wodurch verbesserte
sich der Bohrungsdurchmesser vergrößert, Ein Zentriereigenschaften
kleiner Spitzenw inkel gewährleistet zwar eine gute
Zentrierung und Wärmeabfuhr, erhöht aber den
Schneidenverschleiß. 90° Spitzenwinkel werden Ausgespit2te Querschneide mit Stabilisierung des
für das Bohren harter, meist stark verschleißend korrigierter Hauptschneide Bohrers, verhindert, dass
wirkender Kunststoffe verwendet. 130° Spitzenwin- der Bohrer sich in den
Werkstoff einhakt und ein-
kel ergeben bei weichen und zähen Werkstoffen zieht, ohne zu schneiden
eine bessere Spanabfuhr. Bei langspan enden
Leichtmetallen wird ein Spitze nwinkel von 140° an-
Kreuzanschliff Querschneiden wird in
geschliffen. zwei N ebenschneiden auf-
geteilt, Ouerschneidenrest
0,3 bis 0,5 mm , Anwen-
Die meisten Spiralbohrer haben einen Spitzen-
dung bei Tieflochbohrern
winkel von 118°,
~
des Nor malanschliffes ist das Ausspitzen der
Ouerschneide. Die Restlänge der Querschneide
soll mindestens 1/ 10 des Bohrerdurchmessers be-
tragen, dam it die Bohrerspitze nicht zu schwach Winkel ungleich N ur eine Schneide
wird. schneidet, sie wird
schnell stumpf
1
nitrid (TiN), versehen werden. Diese Schicht ist
sehr hart, versch leiß- und temperaturbeständig.
! 1!
Vorgehensweise bei der Werkzeugwahl:
• Wahl des Bohrertyps entsprechend dem Durch-
m esser, d er Bohrtiefe und dem Anwendungsfall
...
••• =sehr gut
• Überprüfen, ob m it dem gewählten Bohrertyp "'gut
d ie geforderte Boh ru ngstoleranz und Oberflä-
chengüte erreichbar sind und der Werkst off zer-
= möglich
6:) @
spanbar ist Bohrdurchmesser 2,5 ... 12 9,5...30 3... 20 12 ... 60
• Bei HM-Bohrern Wa hl der Sc hneid stoffsorte Bohrungstiefe 2... 6x 0 3... 5x0 2... 5 X Ü 2... 4x D
nach dem zu bearbeitenden Werkstoff, bei Wen- Werkstoff:
Stahl .... ...
... ..... ...... ..
....
....... ....... ...... ......... ..
desch neidplatten zusätzlich Wahl der Platten-
form
Stahl, gehärtet
Stahl, rostfrei ....
• Wahl des Aufnah metyps, z.B. Zylinderschaft in
hydraulischem Kraftspannfutter
Grauguss
Aluminiumlegierung
Oberilächengüte R 3µm 1...2µm 1...2µm
...
L Sµm
Wahl der Schnittwerte Bohrungstoleranz IT 10 IT 8-10 IT8-10 +0,4/--0,1
Die Schnittgeschwindigkeit und der Vorschub wer-
den entsprechend dem We rkst off des Werkst ücks
Anwendbarkeit:
allgemeines Bohren ..... ... .... ...
...
und dem Bohrertyp festgelegt (Tabelle 1, Seite
geneigte Fläche
Querbohrung .. . ...
...
139). Bei Werkstücken aus h ochlegierten Stählen
werden für die Schnittgeschwi ndigkeit z. T. höhere
Werte gewählt, um die Aufbauschneidenbi ldung
Eintauchen
Paketbohren .. .. .. .
gering zu halten. Bei Boh rlän gen über 5 x D w ird
der Vorschub um ca. 25 % reduziert. Tabelle 2: Optimieren der Spanform
11111
In jedem Fall ist das vom Hersteller empfohlene
Kühlschmiermittel und Kü hlverfah ren zu beachten.
Der Späneaustritt und die Spanform sind beim
Boh rvo rgang zu bewerten und die Sch nittwerte
sind unter Umständen zu korrig ieren (Tabelle 2).
Maßnahmen bei Bohrproblemen (Tabelle 3) sind v" innerhalb der ve innerhalb de r
zulässigen Werte zulässigen Werte
notwendig, wenn Qu alitätsmerkmale nicht erreicht erhöhen, falls nicht senken, falls nicht
und die Wirtschaftlichkeit und Fertigun gssicherheit zufried enstellend, zufriedenstelle nd,
gefährdet sind. f senken f erhöhen
Schnittgeschwindigkeit erhöhen
Schnittgeschwindigkeit verringern
Vorschub verringern
Schneidstoffwahl überprüfen
Stabi lität von Werkzeug u nd
Werkstück erhöhen
Kühlschmierstoffzufuhr erhöhen,
Filter reinigen
'l ~
~ 144 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
Profilbohren ..a--i--c-
..._ ....
Zentrierbohrer fertigen Aufnahmebohrungen für
das Drehen und Schleifen zwischen Spitzen (Bild 1).
Für das positionsgenaue Anbohren ins Volle und
.
Bild 1: Zentrierbohrung mit Zentrierbohrer
""'"'
zum Zentrieren auf NC-Maschinen dienen NC-An-
bohrer (Bild 2). Sie werden mit einem Spitzenwin·
kel von 90° oder 120" hergestellt und können mit
der Zentrierung gleichzeitig die Senkung der späte·
1
ren Gewindebohrung erzeugen.
Bild 2: NC-Anbohrer
Systemwerkzeuge
Mit modernen Systemwerkzeugen können hoch·
l
genaue Bohrungen und Profilbohrungen, z.B. in
Pumpengehäusen, mit einem Werkzeug komplett
bearbeitet werden . Als Werkzeuge stehen Mehr·
stufenbohrer (Bild 3) bzw. Systembohrer zur Ver·
fügung, die aus einem Träger, einstellbaren Füh· Bild 3: Mehrstufenbohrer
rungsleisten und einem Schneidteil mit austausch-
baren und einstellbaren Schneiden bestehen. Auf Verlängerung
die Nachbearbeitung wie Reiben und Senken kann
häufig verzichtet werden. Werkzeugha lter . ~
1~',,~~/
Systemwerkzeuge werden häufig in Bohrwerk·
zeugsystemen (Bild 41 eingesetzt. Der Grundhalter
bildet die Schnittstelle zwischen dem Bohrwerk·
zeug und der Maschine. Damit das Drehmoment ~ ' , , , , ,,Grundhalter
und die Vorschubkraft problemlos übertragen wer·
den, darf kein Durchdrehen und keine Längsver- W erkzeuge ~
schiebung im Spannmittel auftreten. Rund lauffeh·
ler und zu geringe Steifigkeit sind häufige Ursa·
chen für Bohrprobleme (vorherige Seite). Bild 4: Bohrwerkzeugsystem
Aufbahren
~Anschnitt-Durchmesser
Aufbahren ist Bohren zur Vergrößerung vorge-
bohrter, vorgegossener oder vorgestanzter Löcher
oder dient zum gemeinsamen Aufbahren von zwei
versetzt liegenden Bohrungen.
Bild 5: Aufbohrer {Spiralsenker)
Aufbahre, (Spiralsenker) sind ein- bis v ierschnei·
dige Werkzeuge (Bild 5). Der Anschnitt-Durchmes·
ser ist so dimensioniert, dass der vorbereitete Boh-
rungsdurchmesser mindestens 70 % des Auf-
bohrerdurchmessers erreichen muss. Schnittge-
schwindigkeit und Vorschub wählt man wie beim
Bohren mit HSS-Bohrern.
Aufbohrwerkzeuge mit HM-Platten werden
zum Aufbahren großer Durchmesser eingesetzt Bild 6: Zweischneidiges Aufbohrwerkzeug
(Bild 6). Feinbohrköpfe (Bild 7) ermöglichen durch
eine Skala mit Nonius eine Einstellung des Boh-
rungsdurchmessers im µm-Bereich.
lt<ih~fti_~~~~~~
gen bis zum Durchmesser von 30 mm geeignet.
Durc h ih re verstärkte Kerndicke und große Span-
räume erreichen sie die nötige Stabilit ät und kön-
nen die Späne gut aus der Bohrung abführen. In
Stah l sind Bohrtiefen bis 15 x D, in Grauguss bis
25 x Dohne Entspänen möglich .
Bei kurzspanenden Werkstoffen, wie z.B. Grau-
~··
leiste 1 Schneide Hauptschneide Werkstück Sicke
guss, verwendet man für Bohrungstiefen bis 10 x D
Bild 2: Einlippen-Tiefbohrer
geradegenutete Bohrer aus Hartmetall.
Tiefbohren
Beim Einlippen-Bohrverfahren w ird mit einem
Hartmetallbohrkopf, der eine Schneide (Lippe) und
meist zwei Führungsl eisten besitzt, ins Voile ge-
bohrt (Bild 2). Der Bohrkopf sitzt auf einem Rohr-
schaft, in den eine kleine Sicke eingewalzt ist. Beim
Anboh ren des Werkstückes w ird der Tiefbohrer
durch die Führungsleisten am Schaft in einer Bohr-
buchse zentriert. Danach zentriert er sich selbst in
der Bohrung. Der Kühlschmierstoff tritt mit hohem
Druck an der Bohrungsspitze aus und spült die
Späne über die Sicke des Schaftes aus der Boh- Bild 3: BTA-Tiefbohrverfahren
rung heraus.
Beim BTA-Bohrverfahren werden Bohrungen von Vorteile der Tiefbohrtechnik:
6 bis 1500 mm ins Voile geboh rt. Der Küh l-
• hohe Oberflächengüten (bis IT 8 und Rz
schmierstoff wird außen am Roh rschaft entlang
= 2 µm)
zugeführt und mit den Spänen im Rohri nnern ab-
geführt (Bild 3). • hohes Zeitspanungsvolumen
Beim Zweirohrsystem wird der Küh lschmierstoff • Kü hlschmierung an der W irkstelle
zwischen den konzentrisch angeordneten Rohren • gering er Bohrungsverlauf bei Bohrtiefen bis
zugeführt und zusammen m it den Spänen innen 100 x D
entfernt. • gerin ge Gratbildung bei Querbohrungen
3 . 7 .4 .2 Gewindebohren
Innengewinde können mit Gewindebohrern von
Hand ode r auf Maschinen h ergestellt werd en
(Bild 1).
• Spanungsvorgang
Zum Schneiden von Innengewinden müssen zu-
erst die Kernlöcher gebohrt werden.
1 Kernlochdurchmesser d, = d- p
• Gewindeformer
Das Gewindeformen (Gewindefurchen) ist ein spanloses Verfahren
zur Herstellung von hoc hbelastbaren Innengewinden und für Werk- Bild 3: Maschinengewindebohrer
stoffe mit geringer Zugfestigkeit. Der Faserverlauf wird dabei nicht
unterbrochen. Das Werkzeug hat einen polygonförmigen Querschnitt mög liche Q uerschnitt-
und weist keine Spannuten auf (Bild 4). Während des Eindrehvor- formen (Po lygone)
gangs w ird das Gewinde ausgeformt, indem der verdrängte Werk-
stoff in die Zahnlücken fließt. Da das umzuformende Material nicht
entfernt w ird, muss der Kernlochdurchmesser größer sein als beim
Gewindebohren. Die zu bearbeitenden Werkstoffe müssen eine gute
Verformbarkeit aufweisen.
[$$$ Z ipfelbildung
3 . 7 .5 Senken Kegelsenker
ein- viel- drei-
Senken ist ein Bohrverfahren zur Erzeugung von Profil· oder Kegel- schneidig schneidig schneidig
flächen in vorhandenen Bohrungen. Man unterscheidet:
Planansenken z. 8. der Auflagefläche für den Kopf einer Sechskant·
schraube
Planeinsenken z.B. einer zylindrischen Einsenkung für den Kopf
einer Zylinderschraube
Profilsenken z.B. einer kegel igen Senkung für Senkschrauben
• Senkvorgang
Bild 1: Kegelsenker
fü r alle
Senk-
arbeiten
• Senkwerkzeuge
Flachsenker werden zum Planansenken und Planeinsenken verwen-
det (Bild 1, Seite 139).
Kegelsenker dienen zum Profilsenken von kegeligen Schrauben- und
,,.,1 mt1
N ietsenkungen und zum Entgraten von Bohrungen (Bild 1). Die Spit-
zenwi nkel sind genormt, z.B. 60° zum Entgraten, 75° für Nietköpfe,
90° für Senkschrauben und 120° für Blechniete.
Kegel· und Flachsenker gibt es mit festen und auswechselbaren Füh-
rungszapfen (Bild 2). Der Führungszapfen führt das Werkzeug in der
vorgebohrten Bohrung. Auswechselbare Zapfen erleichtern das
Nachschleifen der Senker und ermöglichen den Einsatz bei verschie-
:~~:.'°.JWI
Fü hrungszapfen
3 . 7 .6 Reiben Reib"'anhli-e,:,it
'R;,;un,lrd-,schl ifffa~n
Reiben ist ein Aufbahren mit geringer Spanungsdi- I' §!
cke zur Herstellung passgenau er Bohrungen bis IT
5 m it hoher Oberflächengüte. Man unterscheidet ~i
dabei das Rundreiben und Profilreiben (Bild 1, Sei-
te 139).
• Spanungsvorgang
Die Spanungsarbeit wird hauptsächlich vom An - Reibahlen-
schnitt der Reibahle ausgefüh rt , wä hrend die durchmesser - - -
Schneiden am Umfang die Maßhaltigkeit, Form-
Bild 1: Anschnitt einer Bild 2: Reibzugabe bei
genauigkeit und die Oberflächengüte herstellen
Reibahle Metallen
(Bild 1}. Die Bearbeitungszugabe für das Reiben
beträgt je nach Bohrungsdurchmesser für gerad-
und drallgenutete Reibahlen 0,2 mm bi s 0,6 mm,
bei Schälreibahlen für langspanende Werkstoffe
bis 0,8 mm (Bild 2}. Die Schnittgeschwindigkeit ist
etwa halb so groß w ie beim Bohren. Der Vorschub
je Umdrehu ng von 0,05 ... 1,00 mm richtet sich
nach dem Werkstoff des Werkstücks und des Werk-
zeugs, dem Bohrungsdurchmesser und der gefor- Bild 3: Handreibahle 25 H8
derten Oberflächengüte.
• Reibwerkzeuge
Reibahlen bestehen aus Anschnitt, Führung, Hals
und Schaft (Bild 3}. Sie werden aus Schnellarbeits-
stahl, Vollhartmetall, aber auch mit hartmetall-
oder polykristallinem Diamant bestückten Schnei-
den gefertigt. Einige Bauformen besitzen eine inne-
~ a = 10°.. . 15°
'
re Kühlsch mierstoffzufuhr.
Bild 4: Ungleiche Zahnteilung einer Reibahle
Reibahlen werden in der Regel mit gerader Zähne-
zahl a usgeführt, um den Durchm esser leichter
messen zu können. Durch die ungleiche Zah ntei-
lun g, die sich nach dem halben Umfang wieder- Tabelle 1: Anwendung von Reibahlen
holt, sollen Schwingungen, Rattermarken und Bohrungen ohne Unterbre-
geradgenutet chung; harte und spröde
Rundheitsabweichungen vermieden werden
Werkstoffe, z.B. Stähle über
(Bild 4}.
700 N/mm2, Gusseisen,
Die Führungsfasen der Nebenschneiden werden Messing; Grundlöcher, die
bis auf den Grund gerieben
meist a ls Rundschlifffasen ausgefü hrt (B ild 4}. Je
werden.
breiter die Fase ist, desto besser wird die geomet-
Durchgangsbohrungen;
r ische Form, desto schlechter aber die Oberflä- Linksdrall ~ 7° Bohrungen mit Schnitt-
chengüte. unterbrechung, z.B. Schlit-
ze, Kanäle, Ouerbohrungen.
Die Schneiden d er Reibah len sind entweder gera- Linksgedrallte Reibahlen
de genutet oder besitzen einen Linksdrall von 7° sind rechtsschneidende
oder 15°, bei Schälreibahlen 45° (Tabelle 1 }. Werkzeuge. Bei einer
Rechtswendelung würde
Bei Reibwerkzeugen unterscheidet man Schälreibahle, Linksdrall;; 45° das Werkzeug in die Boh-
• mehrschneidige Reibahlen, nicht einstellbar rung hineingezogen. Durch
den leichten Linksdrall ge-
• mehrschneid ige Reibah len, einstellbar langt das Kühlschmiermit-
• einschneidige Reibahlen m it Führungsleisten, tel leichter an die Schnei-
den.
einstellbar
"
·
.150 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
1
den. Für größere Durchmesser werden Maschinen-
reibahlen als Aufst eckreibahlen hergestellt (Bild 2). Aufsteckreibahle
=
schra ube im elastischen Bereich zur Kompensation g esc h ~
vom Verschleiß nachstellbar. Reibahlen mit einem
Schneidring können im plastischen Bereich für das
Nachschleifen bis zu 5% verstellt werden.
3 . 7 . 7 Drehen
Drehen ist die spanende Bearbeitung der Umdre-
hungsflächen eines We rkstückes mit einem meist
einsch neid igen Werkzeug, dem Drehmeißel. In der
Regel führt das Werkstück d ie Dreh bewegung aus.
Werden Drehteile mit zusätzlichen Fertigungsver-
fahren, wie z.B. Fräsen von Sch lüsselflächen, voll-
ständig auf der Drehmaschine gefertigt, so spricht
man von Komplettbearbeitu ng (Bild 1). Hierbei
könne n d urc h angetriebene Werkzeuge und Zu-
satzeinricht ungen Flächen, Nuten u nd Querboh-
rungen hergestellt werden. Bild 1: Drehteile
3 . 7 . 7 . 1 Drehverfahren
Nach der Art der erzeugten Fläche unterscheidet man d ie Drehverfahren Ru nddrehen, Plandrehen, Ge-
w indedrehen, Stechdrehen, Profildrehen und Formdrehen (Tabelle 1). Eine weitere Unterteilung erfolgt
durch d ie Richt ung der Vorschubbewegung quer oder längs zur Drehachse.
Tabelle 1: Drehverfahren
Beispiel/Benennung Kennzeichen/Einzelverfahren Beispiel/Benennung Kennzeichen/Einzelverfahren
Runddrehen Beim Runddrehen wird eine Plandrehen Beim Plandrehen wird eine
~
zylindrische Fläche erzeugt: eben Fläche senkrecht zur
Längs-Runddrehen (Bild), Drehachse des Werkstücks
. Breitschlichtdrehen und erzeugt: Quer-Plandrehen
Quer-Runddrehen (Bild) und Quer-Abstech-
· ~
~ drehen
~
werden schraubenförmige zur Erzeugung von Einstichen
Flächen erzeugt: Gewinde- eine Vorschubbewegung
•
drehen (Bild) und Gewinde- . quer (Bild) oder längs zur
strehlen (mehrschneidiges Drehachse aus
Werkzeug)
~
Profildrehen Das Profi l des Drehwerkzeu- Formdrehen Durch die Steuerung der
~ ~
ges bildet sich auf dem Werk- Vorschubbewegung wird
stück ab: Längs-Profildrehen die Werkstückform eneugt:
und Quer-Profildrehen NC-Formdrehen oder Kopier-
drehen (Bild)
Neben·
frei fläche Freiflache
Freifläche begrenzt {Bild 2). Die Schnittkante der beiden Flächen bi l-
det die Hauptschneide. Diese liegt in Vorschubrichtung und leistet
die Hauptzerspanungsarbeit. Sie geht über die gerundete Schneiden-
Haupt-
ecke in die Nebenschneide über. schneide
Haupt- und Nebenschneide bilden den Eckenwinkel e {Bild 3). Di eser
Neben- Schneiden-
sollte möglichst groß sein, um die Wärmeabfuhr und die Stabilität schneide ecke
des Drehm eißels zu ve rbessern. Zu r Vermeidung von Schneiden-
ausbrüchen ist die Schneidenecke gerundet. Üblich sind Ecken- Bild 2: Flächen und Schneiden am
Drehwerkzeug
radien von 0,4 mm bis 2,4 mm. Die Größe des Eckenradius r, und der
Vorschub f bestimmen die theoretische Rautiefe R'" am Werkstück
{Bild 4).
Werk-
1 Theoretische Rautiefe
stück
Schneidkantenausführung. Der Übergang von der Freifläche zu r Spanfläche beeinflusst ganz wesentlich
d ie Standzeit des Drehwerkzeugs. Für unterschiedliche Anwendungen sind d aher auch verschiedene
Schneid kantenausführungen vorzusehen (Tabelle 1).
Höchste Bearbeitungssi-
bruchgefährdet bei beschichteten Schneid- Schneidkante, Schnittkraft cherheit, jedoch Erhöhung
stoffen in geringem Maß wird größer von Schnittkraft, Tempera-
immer vorhanden tur und Ratterneigung
Schlichten, Zerspanung von Zerspanung von Stah l, bei Bearbeitung von gehärte- Fü r schwere Schnitte
Kunststoffen und Aluminium Schnittunterbrechungen tem Stahl und Hartguss
~ ~ ~ Ja
Große Passivkräfte erfor-
dern eine hohe Stabilität
von Werkstück, Maschine
Q
• Spanarten
1
Man unterscheidet im Wesentlichen drei Spanarten: Reißspäne,
Scherspäne und Fließspäne (Bild 2) . Bild 1: Spanbildung
Um eine gute Oberfläche zu erzeugen, ist beim Drehen die Bildung Bild 2: Spanarten
von Fließspänen anzustreben.
• Spanformen
Durch die Wahl geeigneter Zerspanungsbedingun-
i
gen können günstige Spanformen erzeugt werden
(( (( 11
(Bild 3). Lange Späne ergeben ein großes Spanvo-
lumen und lassen sich schlecht aus dem Arbeits-
raum der Maschine abführen. Sie behindern die
Werkzeuge und können zu Beschädigungen der
Werkstückoberfläche führen. Außerdem wird die
Bandspäne W irrspäne lange W endelspäne
Verletzungsgefahr durch die scharfen Späne er-
höht. Bei zu klei nen Spänen besteht die Gefahr, ungünstig
dass die Filter der Kühlschmierung zugesetzt wer-
den. Beim Drehen sind deshalb kurze Wendel- oder
flQ 9
Spiralspäne anzustreben.
Durch Verwendung legierter Werkstoffe wird de-
ren Spanbrüchigkeit erhöht, z.B. durch höheren
Zinka nteil bei CuZn-Legierungen oder Zugabe ge-
ringer Schwefelanteile be i Automatenstählen.
1\
!fllimtJ
{fNfJ
0
.,
kurze zylindr. Spiralwendel-
~
ÜJ)
Spiralspäne
~
Bröckelspäne
Durch Veränderung der Schneidengeometrie las- Wendelspäne späne
sen sich ebenfalls kurz gebrochene Späne erzeu- günstig
gen.
t m: günstiger
Spanform-
bereich
~ 4 beim ..
t
\ ( ... Schruppen
"' ~hten
"
-
.156 Fertigen m ,t Werkzeugmaschinen
1
de mechanische und therm ische Beanspruchun g
der Schneide ve rursacht !Bild 1). Der Verschleiß
wird be i niedriger Schnittgeschwindigkeit (Tempe-
ratur) d urch die Bildung von Aufbauschneiden und Schnittgeschwindigkeit (Temperatur) -
m echanischen Abrieb veru rsacht. Bei höherer
Sch nitttem peratur wird der Versch lei ß d u rch Oxi- Bild 1: Verschleißursachen
dation und Diffusion besonders groß.
Aufbauschneide. Vor allem bei kleiner Schnittgeschwindigkeit kö n-
nen sic h an der Spanfläche, aber auch an der Freifläche kleine Werk- Werk- Aufbau-
stück schneide
sto ffteilchen festschweißen, die dann eine künstliche Schneide auf-
bauen. Diese verändert die Schneidengeometrie und führt zu höhe-
ren Schnittkräften !Bild 2) . Beim A bscheren der Aufbauschneide
können auch Teile der Schneidkante ausbrechen, sodass verstärkt
Verschleiß auftritt.
Die Bildung von A ufbauschneiden kann verringert werden durch:
• Erhöhung d er Schnittgeschw indigkeit
raue
• Einsatz von beschichteten Schneidstoffen Werkstückoberfläche
• Glatte, geläppte Spanflächen
• Reichlich e Verwendun g von Kühlschmierstoffen Bild 2: Bildung von Aufbau-
schneiden
Abrieb. Durch den ablaufenden Span auf der Spanfläche und die Rei-
bung des Werkstückes an der Freifläche erfolgt ein mechanischer Ab-
rieb an diesen Flächen. Die Größe der Abtragung ändert sich mit zu-
Schneidkantenverrundung
n eh mender Temperatur nur wenig.
aufgedampfte,
Oxidation. Bei hohen Temperaturen oxidieren Teile des Schneidstof- verschleißfeste
fes. Dies führt vor allem am Rande der Kontaktzone des Werkzeuges Beschichtung
mit dem Werkstück zu Kerben und Ausbrüchen.
Diffusion. Wenn eine chemische Ähnlichkeit zwischen Schneidstoff
zäher
und Werkstückstoff vorhanden ist. z.B. bei HM oder HSS und Stahl, Schneid-
findet bei hohen Temperaturen ein Atomaustausch statt. Dies führt stoff
dazu, dass Te ile der Spanfläche abgetragen werden.
Durch Besch ichten des Werkzeuges !Seite 134) können die Bildung Bild 3: Beschicht et es Werkzeug
von Aufbausc hneiden, der mechanische Abrieb, Oxidation und Diffu-
sion verm indert werden !Bild 3 ). Die aufgedampfte Schicht verle iht
dem zäh en Grundwerkst off eine hohe Oberflächenhärte und eine
große Verschleißfestigkeit.
• Verschleißarten
Die Verschleißursachen führen an Drehwerkzeugen zu verschiedenen
Verschleißauswirkungen !Bild 4).
Der Freiflächenverschleiß ist gekennzeich net durch die Versch leiß-
markenbreite V8 . Er beeinfl usst die Maßgenauigkeit und Oberflä-
chengüte des bearbeitet en Werkst ückes und fü hrt zudem zu höhe- Freifläche
ren Temperaturen an der Schneide und einem Anst eigen der Schnitt-
kräfte. Bild 4: Verschleißarten
' -1s
~ ~ E3
.
~
.. .
.
Schnittgeschwindigkeit erhöhen
Schnittgeschwindigkeit verringern
Vorschub erhöhen
. Vorschub verringen
. Schnitttiefe verringern
. . Verschleißfesteren Schneidstoff wäh len
. . Zäheren Schneidstoff wählen
. .
. .
.
Beschichteten Schneidstoff wählen
Spanwinkel vergrößern
Eckenwinkel und Eckenradius vergrößern
. . Kühlschmierung verstärken
/'.
., ~
, 158 Fertigen mit Werkzeugmasch inen
3 . 7 . 7 .6 Drehwerkzeuge
Drehw erkzeuge besteh en aus dem Halter mit geklemmter oder aufgeschraubter Wendeschneidplatte.
Drehmeißel mit au/gelöt eten Schneidplatten komm en nur noch in Sonderfällen vor.
1
deschneidplatte fest.
Rechter Gewindedrehmeißel
Außendrehwerkzeuge
Rechter Seitendrehmeißel
~
Rechter Kopierdrehmeißel Rechte Bohrstange
Jnnendrehwerkzeuge
I = Schneidkantenlänge
Längsdrehen Formdrehen (Plattengröße)
-
durch hoch. Bei m Plattenwechsel gibt es keine losen Bautei le. Das
Hebelspannsystem ist erste Wahl bei der Auswahl von Werkzeughal-
tern für die Außenbea rbeitung.
Das Schraubspannsystem eignet sich besonders bei Werkzeughal-
tern mit wenig Platz zum Spannen. Die Gewindebohrung im Halter S chraubspannsystem
sitzt gegenüber der Senkbohrung in der Wendeschneidplatte etwas
•
näher an der An lagefläche des Plattensitzes. Dadurch wird die Platte
beim Anziehen in den Plattensitz gedrückt.
M it dem Spannfingersystem können Wendeschneidplatten ohne
Mittelbohrung befestigt werden. Die Spannfingerklemmung ohne zu-
sätzl iche Mittellochbefestigung ist nicht für schwere Schruppbear- Spannfingersystem
beitung geeignet, da die Wendeschneidplatte aus dem Plattensitz
herausgezogen werden kann. Bild 1: Gebräuchliche
Spannsysteme
• Bezeichnung von Wendeschneidplatten
Zur eindeutigen Festlegung der Wendeschneidplatten verwendet man ein genormtes Bezeichnungs-
system mit meist 7 einzelnen Angaben {Bild 2). Die Kennzeichnungen 8 und 9 werden bei Bedarf ange-
wendet, Kennzeichen 10 enthält Angaben nach Wahl des Herstellers.
~
Bezeichn u ngsbeispiel:
Schneidplatte DIN 4968 -
~
Erklärung (Bedeutung der Kennzeichen auszugsweise):
cp Dp B~ c~ A
[Il]
M
tTI::I
55°
;§7 R
0 E ~ oo N~ G
t:JTI
R
c:=:i
C D R s T V
! to ~ ~ fD ~ ~
8 Schneidkantenausführung
E :gerundet
9 Werkzeugausführung
Vorschubrichtung N = Neutral
1
• günstige Spanbildung Unlegiert:
• die g efo rderte Oberflächengüte C = 0,15% 90- 200 365 - 310 225- 200
C = 0,35% 125-225 315-265 195-170
• großes Spanungsvolumen C = 0.70 % 150- 250 300-250 185-160
• möglichst kleine Schnittkraft Niedrig legiert:
Ungehärtet 150- 260 270-230 135-115
• Schnittgeschwindigkeit und Drehzahl Gehärtet 220-450 155- 120 75- 65
Die Wahl der Sch nittgeschw indigkeit v, ist im We- Hoch legiert:
Geglüht 150- 250 235-195 110- 95
sentlichen von der Bearbeitbarkeit des Werkstoffs, 60- 50
Gehärtet 250-350 120-115
dem eingesetzten Schneidstoff und dem Drehver-
fa hren abhängig. Richtwerte für die Schnittge-
schwindigkeit können aus Tabellen oder aus den
Schneidstoffkatalogen der Herst eller entnommen Tabelle 2: Richtwerte für die Fertigbearbeitung
werden (Tabelle 1 und Tabelle 2). Soll z.B. ein un- von Stahl (Längsdrehen und Aus-
legierter Stahl mit ein em Kohlenstoffgehalt von drehen)
0,35% mit einer beschichteten Hartmetallplatte Werkstück Hartmetall, beschich tet
HC-P15 vorgedreht werden , so ergibt s ich nach
Stahlart Härte HB HC-P10 HC-P15
Tabelle 1 bei einem Vorschub von 0,4 mm eine
Schnittgeschwindigkeit von 315 m/min. Vorschub in mm
0,1-0,2 1
0,1-0,2
Bei NC-gesteuerten Maschinen sind geeignete
Schnittgeschwindigkeiten meist in ein er Daten- Schnittgeschw. in m/min
ban k hinterlegt, sodass beim Programmieren ein Unlegiert:
Wert vorgeschlagen wird, der als Startwert über- C = 0,15 % 90-200 440- 355 415 - 355
C = 0,35 % 125-225 380-305 370-295
n om m en werden kann.
C = 0,70 % 150-250 355- 290 320-270
Bei Maschinen mit Drehzahlstufung muss die
Niedriglegiert:
Drehzahl n nach der gewählten Schnittgeschwin- Ungehärtet 150-260 270-215 250-200
digkeit und dem Drehdurchmesser erm ittelt wer- Gehärtet 220-450 155- 120 140-110
d en . Die einzustellende Drehzahl kann aus einem Hoch legiert:
Drehzahlschaubi ld (Bild 1) abgelesen oder aus d er Geglüht 150-250 240- 190 225- 175
Schnittgeschwindigkeit v, und dem Werkstück- Gehärtet 250 - 350 125-100 110- 90
durchmesser d berechnet werden.
1 Drehzahl n=~
tt · d
Beim Drehen mit runden Schneidplatten w ird mit Bild 1: Drehen mit runder Schneidplatte
größerem Vorschub gearbeitet (Bild 1). Das Werk-
stück und die Spanneinheit müssen aber zu r Ver- Runddrehen Plandrehen Abstechdrehen
meidung von Schwingungen stabil sein.
• Schnitttiefe
Die Schnitttiefe aP (Schnittbreite) wird beim Rund-
und Plandrehen von der Zustellung des Drehwerk-
zeug es, beim Einstechdrehen von der Schneiden-
breite bestimmt (Bild 2). Beim Vordrehen sollte die
Schnitttiefe so groß w ie möglich gewählt werden.
Begrenzt w ird sie durch die Größe der Wende-
schneidplatte (Bild 4, Seite 158), die Antriebsleis-
qj~1ijj
f Vorschub Bp Schnitttiefe bzw. -breite
"
, -
.162 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
1
schub f.
1 Spanungsdicke h=f,sin x.
1 Schnittkraft
1 Antriebsleistung P. = ~
1/ x=90° X=45°
h -f h• f .sinx = f . sin45°
Beispiel: Eine Welle aus 16MnCr5 wird am Durchmesser
60 mm mit einer Schnitttiefe aP ::: 4 mm und Bild 3: Größe und Form des Spanungsquerschnitts
einem Vorsch ub f = 0,4 mm mit einer Schneid~
platte HC-P15 überdreht. Der Einste llwinkel
beträgt x = 45°, der Wirkungsgrad der Maschi- Tabelle 1: Richtwerte für die spez.
ne 17 = 0,8. W ie groß ist d ie erforderliche Schnittkraft k, beim Drehen
Antriebsleistung der Drehmaschi ne?
spez. Schnittkraft l<c;: in N/mm2
Lösung: Nach T abelle 1, Seite 160, wird eine Sc hnitt- Werkstoff für die Spanungsdicke h in mm
geschwindigkeit vc "" 270 m / min gewählt.
0, 1 0,16 (o,3) 0,5 0,8
h = f. sin Y."" 0,4 mm . sin45°"" 0,28 mm
k, ~ 1990 N/mm 2 (nach Tabelle 11 E295 2995 2600 2130 1845 1605
F, = k, · A = 1990 N/mm2 • 4 mm. 0,4 mm C35E 2700 2380 1190 1750 1540
= 3184 N 9SMn28 1985 1820 H l5 1485 1365
p = ~ = 3184 N · 270 m/60 s '; 996)
(16MnCr5 1725 1495
' ry 0,8
= 17910 Nm/s = 17910 W ~ 18 kW 37MnSi5 281 0 2500 211 5 1880 1670
,.
Fertigen m,t Werkzeugmaschinen 163
Außengewindo Innengewinde
Die Schnittgeschwindigkeit v, sol lte beim Ge-
w indedrehen ungefähr 25 % niedriger als beim Bild 3: Neigungswinkel
Längsd rehen sei n.
~
Richtung muss die Gewindeplatte ebenfalls ge-
neigt sein, damit der Flankenfreiwinkel genügend 1
groß ist (Bild 4). Der axiale Neigungswinkel sollte
dem Steigungswinkel des Gewindes entsprechen.
Erreicht wird dies durch Auswechseln der Zwi -
Zwischen-
age -Ö' \
1
Vierfachen ihres Durchmessers aus dem Werk-
zeug halter herausragen (Bild 21. Boh rstangen mit Bild 1: Abdrängung der Bohrstange
schwingungsgedämpftem Schaft erlauben ei ne
siebenfache Auskrag länge. Um höchstmögl iche
Stabilität zu erreichen, muss dann d ie Einspann-
länge mindestens dem dreifachen Durchmesser
der Bohrstange entsprechen.
F
Werkstück
1
1
Einstellwinkel 15"
.
3 . 7 . 7 . 11 Hartdrehen
Beim Hartdrehen werden gehärtete Werkstücke
durch Drehen fertig bearbeitet (Bild 1). Als Schneid-
stoff wird hierfür Schneidkeramik oder polykristal-
lines Barnitrid (BN) verwendet.
• Zerspanungsvorgang
Im Vergleich zum Drehen von ungehärteten Stäh-
len treten beim Hartdrehen große Zerspankräfte
auf. Dies erfordert stabile Maschinen und eine si-
chere Spannung von Werkzeug und Werkstück.
Das Hartdrehen von längeren Werkstücken mit
kleinen Durchmessern bereitet aufgrund der gro-
Außendurchmesser Innendurchmesser
ßen radialen Abdrängkräfte Schwierigkeiten. Der und Planfläche mit BN
größte Teil der Zerspanungswärme wird mit den mit Mischkeramik
glühenden Spänen, die eine Temperatur von über 200 Vc m/ min 130
1000 °C haben, abgeführt. Das Werkstück erwärmt 0,1 / 0,1
sich nur wenig; das Härtegefüge bleibt nahezu un- 0,3 Bp mm 0,3
2,5 Rz µm 1,5
beeinflusst.
Bild 2: Hartdrehen mit Keramik und BN
• Werkzeugwahl und Schnittdaten
Schneidstoffe. Schneidkeramik eignet sich zum
Zerspanen von Werkstoffen bis zu einer Härte von
64 HRC. Mit BN können Werkstoffe bis zu einer
Härte von 70 HRC bearbeitet werden. Im Bereich
niedrigerer Werkstoffhärten unterhal b 50 HRC
weist BN einen erhöhten Verschleiß auf.
Schnittdaten. Je größer die Werkstoffhärte ist,
desto geringer sollte die Schnittgeschwindigkeit
sein. Üblich sind Werte von 100 ... 300 m/min. Bei
Vorschüben von 0,06 ... 0, 12 mm lassen sich gemit-
telte Rautiefen Rz von 1,5 ... 4 µm einhalten. Im Be-
Bild 3: Eingriffsgrößen und Eckenradius
reich der kleinen Schnitttiefen von 0,2 ... 0,5 mm ist
bei größeren Eckenradien die Passivkraft sehr groß
und kann die Größe der Schnittkraft übersteigen
(Bild 3).
Ausführung der Schneidkante. Die Gefahr von
Kantenausbrüchen an der Werkzeugschneide wird
durch eine kleine Schutzfase an der Schneidkante
verringert (Bild 4). Bei unterbrochenem Schnitt,
z.B. beim Drehen von Ansätzen mit Passfedernut, für für
kontinuierlichen Schnitt unterbrochenen Schnitt
ist eine Wendeschneidplatte mit größerem Fasen-
winkel einzusetzen. Bild 4: Schutzfase an der Schneidkante
,'l •
,,, 166 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
1
Querdrehen
lung unter der Mitte erzeugt beim Abstechen einen
Butzen. Um die Rüstzeit zu verkürzen, werden
Werkzeuge meist außerhalb der Maschine im
Werkzeughalter montiert und in einem Voreinstell-
Entriegelung
gerät auf die richtige Höhenlage und Auskraglänge der Backen-
eingestellt. sicherung
• Werkstückspannung U mkehr-
Aufsatzbacken
Das Werkstück muss sicher, einfach, mit möglichst
kleinem Rund- und Planlauffehler und mit gerin-
ger Werkstückverformung gespannt werden. Mit
Spannfuttern können Werkstücke außen oder in
Bild 2: Dreibackenfutter
einer Bohrung gespannt werden. Im Dreibacken-
futter werden runde oder regelmäßig geformte 3-
und 6-kantige Werkstücke gespannt (Bild 2). Bei
handbetätigten Spannfuttern erfolgt die Bewe-
gung der Spannbacken über eine Planspirale oder
eine Keilstange (Bild 3). Die Spannbacken dürfen
--
Planspirale
Spann-
Keilstange
gestufter
Aufsatz-
backen
backen Grund-
nicht zu weit aus dem Futter herausragen, da sie
sonst ungenügend geführt sind, die Spannkraft zu ""
t'-.. Plan-
backen
~
Vorstehende Spannbacken erhöhen die Unfall- --..,; Spindel Keilstange
gefahr.
Bild 3: Bewegung der Spannbacken
Bei Kraftspannfuttern wird die Spannkraft pneu-
matisch oder hydraulisch erzeugt. Bei hohen Dreh-
zahlen wird die Spannkraft der Spann backen durch
die Fliehkraft verringert. Spannfutter für hohe
Drehzahlen besitzen daher einen Fliehkraftaus-
gleich (Bild 4). Die Fliehkraft des Ausgleichsge-
wichtes wirkt der Fliehkraft der Spannbacke ent-
gegen und hält so die Spannkraft bis zur zulässigen
Grenzdrehzahl annähernd gleich.
Spannkraft. Zu große Spannkräfte führen zur Be-
schädigung der Werkstückoberfläche durch die
Spannbacken und können am Werkstück Formab- Bild 4: Kraftspannfutter mit Fliehkraftausgleich
weichungen erzeugen (Bild 5). Bei zu starkem
Spannen ve riormen sich dünnwandige Werkstücke
elastisch. Ausgedrehte Bohrungen z.B. sind des-
halb nach dem Ausspanne n u nrund, w eil die elas-
tische Verformung zurückfedert.
• Spannzangen
Spannzangen übertragen die Spannkraft fast auf
den ganzen Werkstückumfang, was für den Rund-
lauf und die Drehteiloberfläche günstig ist. Sie sind
für hohe Drehzahlen geeignet.
Bei der Zugspannzange erfolgt d ie Betätigung
über ein Zugrohr (Bild 1). Beim Spannen des Werk-
stücks w ird die geschlitzte Spannzange in die Ke-
gelhülse gezogen. Durch die Längsbewegung der
Zugspannzange wird das Werkstück ebenfalls ge- Spannbewegung (Zug)
ringfügig mitgezogen. Dies muss beim nachfol-
Bild 1: Zugspannzange
genden Drehen von Läng enmaßen berücksichtigt
werden.
Bei der Druckspannzange erfolgt die Spannung
über die Druckhü lse, die über das Druckrohr axial
verschoben wird (Bild 2). Die Druckspannzange
verändert während des Spannens die axiale Lage
des Werkstücks nicht, allerdings ist der Platzbedarf
durch die zusätzliche Druckhülse größer als bei
Zugspannzangen.
• Spannkopf
Beim Spannkopf sind d ie ei nzelnen Spann seg-
m ente durch Gummi elastisch miteinander ver- Spannbewegung (Druck) geschlitzte Spannzange
bunden (Bild 3). Die Segmente liegen beim Span-
Bild 2: Druckspannzange
nen über die gesamte Länge am Futterkörper an.
Dadurch erfolgt die Spannung gleichmäßig über
die gesamte Länge der Spannsegmente. Die Feder-
wirkung des Gummis drückt die Segmente beim
Entspannen wieder auseinander. Es können größe-
re Maßbereiche überbrückt werden. Zum Aus-
wec hseln des Spannkopfes werden die Segmente
durch eine Wechse lvorrichtung, die mit Stiften in
die stirnseitigen Bohrungen greift, zusammenge-
drückt. Der Spannkopf kann dadurch von vorn aus
der Zugstange gelöst und ein anderer Spannkopf
eingesetzt werden.
• Weitere Spannmöglichkeiten
Müssen Drehteil e auf ihrer ganzen Länge über-
dreht werden, werden sie zwischen Spitzen ge-
spannt. Die Mitnahme des Werkstücks erfolgt
Bild 3: Spannkopf
meist durch e inen Stirnmitnehmer, dessen gehär-
tete Mitnehmerzähne gegen die Planseite des
Werkstücks gedrückt werden (Bild 4).
Werkstücke mit Bohrungen können auch auf Dreh- Ausgleich für Planfehler Mit nehmer
oder Spanndornen gespannt werden. Der Dreh-
dorn ist leicht kegelig (C = 1 : 2000) und wird in die
Bohrung eing epresst. Der Spanndorn dagegen
wird durch einen Kegel gespreizt.
'
"· ~
-168 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
3 . 7 . 7 . 13 Drehmaschinen
Drehmaschinen werden meist nach der Art des Maschinenbettes, der Lage der Spindel oder der Anzahl
der Spindeln eingeteilt (Bild 1). Wichtige Kenngrößen sind der Spindeldurchlass, der maximale Dreh-
durchmesser und die Drehlänge des Werkstückes, die Antriebsleistung und die maximale Spindel-
drehzahl sowie die Anzahl der Werkzeugträger mit den verfügba ren Werkzeugplätzen.
1
'
1. .. 2 Werkzeug-
schlitten für jede
XSpindrage
M Gleich-
~ itige Be-
arbeitung in
jeder Spin-
!i!E) drage
z Längs-
chlitten
~ ( nole) für
jede Spindellage
• Hauptbaugruppen
Werkzeugträger (Revolver)
Drehmaschinen sind häufig modular aufgebaut,
d . h. die Werkzeugmaschine w ird nach den Be-
dürfnissen des Anwenders mit den benötigten
Baueinh eiten, z. B. Reitstock oder Gegenspin del,
geliefert. Auf dem Untergestell ist das Drehma-
sch inenbett, welches den Spindelstock trägt, be-
festigt (Bild 21. Der Werkzeugschlitten mit dem
Werkzeugträger w ird meist durch Wälzführungen
geführt. Diese sind mit dem Maschin enbett ver-
sch rau bt. Das Maschinenbett muss besonders
verwindu ngssteif und schwingungsdämpfend
ausgeführt sein, damit die Oberflächenqual ität Spindel-
des gedrehten Werkstückes und die Werkzeug- stock mit
Hauptspindel
standzeit nicht durch Schw ingungen ve rringert
werden. Das Maschinenbett wird deshalb meist
aus Gusseisen, dessen Hohlräume mit kunstharz-
gebundenem Granit (Polymerbeton) gefüll t sind, Untergestell
oder aus massivem Mineralguss (Reakti onsharz-
betonl hergestellt. Bild 2: Hauptbaugruppen einer Drehmaschine
-
• Universal-Drehmaschinen
Universaldrehmaschinen werden in der Einzelteil- und Kleinserienfertigung sowie im Werkzeug- und
Vorrichtungsbau eingesetzt (Bild 1).
Pos1t,onsanze1ge ~
~ L,~
a ··--- Reitstock
Schutzhaube
Unterbau für - -
Maschl nenbett
Leitspindel
Zugspindel
Bild 1: Universaldrehmaschine
• CNC-Drehmaschinen
In der Fertigung we rden meist CNC-gesteuerte Drehmaschinen eingesetzt. Eine einfache Grundmaschine
mit einer Arbeit sspindel besitzt als Werkzeugträger einen Revolver, der in X- und Z-Richtung bewegt
werden kann . Durch weitere Ausbaustufen, z.B. einen zweiten Revolver, anget riebene Werkzeuge oder
Werkzeuge für die Rückseitenbearbeitung ist die Komplettbearbeitung von Werkstücken möglich (Bild 1 ).
Maschinen-
1
bedienfeld
Bild 1: CNC-Orehmaschine
3 . 7 .8 Fräsen
Beim Fräsen we rden ebene Flächen oder Konturen
hergestellt (Bild 1). Bei jeder Umdrehung des Frä-
sers folgt auf den Eing riff der Schneiden der Aus-
tritt aus dem Werkstück und die Kühlung. Durch
den unterbrochenen Schnitt schwa nken Schn itt-
kraft und Temperatur an der Schneide.
3 . 7 .8 . 1 Zerspangrößen
Die Schnittgeschwindigkeit v, w ird in Abhängig-
keit vom Schneidstoff und Werkstoff gewählt. Da-
bei sollten Richtwertempfehlungen der Werkzeug- Bild 1: Konturfräsen
hersteller für das Vor- und Fertigfräsen beachtet
we rden {Tabelle 1). Tabelle 1: Richtwerte für vc in m/min und
fz in mm für Fräser mit Hartmetall-
Der Vorschub f je Fräserumd rehung und der Vor- schneiden
schub je Zahn f, jeder Fräserschneide bestimmen großer Arbeitseingriff kleiner Arbeitseingriff
die er reichbare Oberflächengüt e und die Schn ei-
Vorfräsen Fertigfräsen Vorfräsen Fertigfräsen
denbelastung.
vc inm/mm
Die Schnittgeschwindigkeit v, sollte möglichst lzinmm
[ÜJ Eo
groß gewählt werden, um die Frästeile wirt- unlegierter Stahl 100-250 200-400 100-300 250-450
schaftlich zu erzeugen. 1\, < 800 N/mm' 0,1-0,4 0,1- 0,2 0,15- 0,3 0,1-0,2
M it der Vergrößerung des Vorschubes je Zahn legierter Stahl 100-200 150-250 100-250 200- 350
nehmen die Spanungsdicke, die Schnittk raft
Rm> 800 N/mm 2 0,15- 0,25 0,1- 0,2 0,1- 0,25 0,1- 0,2
und der We rkzeugverschleiß zu.
Gusseisen 100-150 150- 300 100-200 150-300
Die Vorschubgeschwindigkeit v1 in mm/min erhält 0,15- 0,3 0,1- 0,2 0,1 5-0,25 0,1- 0,15
man aus dem Vorschub je Zahn f,, der Zähnezahl z
des Fräsers und der Drehzahl n.
1 V orschub-
geschw indigkeit
v, = f. n
Vt =fz ·Z·n
1
men.
Das Zeitspanungsvolumen Q in cm 3/ min gibt das Bild 1: Axiale Schnitttiefe aP und radiale Fräsbreite a„
abgetragene Werkstückvolumen je Minute an und beim Stirnfräsen
ist ein Maß für die Wirtschaftlichkeit eines Ferti-
gungsverfahrens.
1 Zeitspanungsvolumen
Der Eingriffswinkel cp, ist der Winkel zwischen Frä-
sereintritt und Fräseraustritt (Bild 4). Er bestimmt,
wie viele Schneiden g leichzeitig im Eingriff sind.
Eingriffswinkel beim sin =!ß_=~ Bild 2: Axiale Schnitttiefe aP und radiale Fräsbreite ae
symmetrischen Stirnfräsen 2 d beim Umfangsfräsen
= 4 mm - 60 mm - 572 mm/min
= 137 cml/min Bild 4: Eingriffswinkel 1p1
3 . 7 .8 .2 Fräswerkzeuge
Fräswerkzeuge kann man nach der Art der Mitnahme (Aufsteck- oder Schaftfräser), nach dem Schneid-
stoff und der Form der Schneide oder Schneidplatte (Schrupp- und Schlichtfräser) oder nach der Fräs-
bearbeitung unterscheiden, z. B. Planfräser, Eckfräser, Nutenfräser, Kopierfräser (Tabelle 1).
Tabelle 1: Fräswerkzeuge
Nutenfräser
:~ Schaftfräser (90°-Eckfräser) (passgenaues Nutenfräsen) Bohrnutenfräser (Langlochfräsen)
!
u,
~!$!=!
Walzenstirnfräser Scheibenfräser Metallkreissägeblatt
Formfraser
(Halbrund-Profile, Prismen, Wlnkel)
~ $ll
~ .~ "' ,'" '"·-~-·.., . . 1·!SS
.,,.-,,.,._ ..~
•.
....
, , ,
Eckfräser
Kopierfräsar Kopierfräser
(Fräsen von Formen und (Fräsen von Formen und Scheibenfräser Trennfräser
Gesenken, Auskammern) Gesenken, Auskammernl (Nutenfräsen, Trennen, Schlitzen)
.l~,j
,,!.. -~
\ 174 Fertigen mit Werkzeugmasch inen
1
flächengüte, es entst ehen jedoch breite Späne.
Weiche, zähe oder
Nach dem Schneidkantenverlauf unterscheidet
man geradgezahnte, kreuzgezahnte und wendel-
w langspanende Werk-
stoffe
gezahnte Fräser (Bild 2). Durch den Drall entstehen
beim Fräsen Axialkräfte, d ie sich bei einer Kreuz-
verzahnung gegenseitig aufheben. Wendelge-
zahnte Schaftfräser haben meistens einen Rechts-
drall, um die Späne vom Werkstück wegzuführen.
~
tung von Leichtmetallen, Kupfer und Thermo-
plasten hohe Schnittgeschwindigkeiten und hohe
Oberflächengüten (Bild 3).
Schneidplatten mit einer Schicht aus kubischem
Breitschlichtplatte
Bornitrid (Abkü rzung: BN) eignen sich zum Fräsen
von gehärteten Stählen und zum Schlichten von Bild 3: Fräser zur Bearbeitung von Aluminium mit
Grauguss bei hohen Schnittgeschwindigkeiten. OP-Schneidplatten
-,
• Werkzeugverschleiß
Fräser arbeiten immer im unterbrochene n Schnitt.
Nach dem Schne ideneingriff mit entsprechender
Erwärmung kühlt sich die Schneide w ieder ab, wo-
durch große Temperaturwechsel an der Schneide
entstehen.
Bei jedem Ansch nitt der Schneidplatten entstehen
schlagartige Belastu ngen (Bild 1). Liegt die Fräser- günstig, ungünstig,
achse außerhalb des Werkstücks, könn en durch da die Spanf1äche da die empfindliche
den Schlag der Schneidkanten beim Eintreten ins den Schlag aufnimmt Schneidkante aufschlägt
Werkstück Kantenausbrüche entstehen. Liegt die
Fräserachse innerha lb des Werkstücks, nimmt die Bild 1: Fräserposition und Schneidenkontakt
stabilere Spanfläche die Schlagbelastung auf.
Auch beim Austritt aus dem Werkstück können
durch die plötzliche Druckentlastung bei sprödhar-
Tabelle 1: Werkzeugverschleiß
ten Schneidstoffen Risse oder Plattenbrüche ent-
stehen. Verschleißprobleme Ursachen
----~ zu spröder
-
• Verschleißprobleme (Tabelle 1) ' Schneidstoff,
Mit zunehmendem Verschleiß verschlechtert sich , '' falscher Span-
Platten- former, ungüns-
die Oberflächengüte, beim Freiflächenverschleiß bruch tige Schnittbe-
auch noch das Maß am Werkstück, da sich d ie dingungen
Schne id kante verlagert. '"
-'
• Beim Plattenbruch sollte der Fräsvorgang sofort
zu spröder
g estoppt werden. Platte nbrüche können bei zu Kantenaus- Schneidstoff,
sprödem Schneidstoff, zu großem Vorschub oder b röckelung zu großer
bei schlechtem Sitz der Platten im Fräserkörper Spanwinkel,
Ausbrüche Aufbauschnei-
auftreten. an der denbildung
• Kantenausbröckelungen entstehen bei sehr ver- Freifläche
schleißfesten und daher spröden Schneidkanten.
Ursachen können zu hohe Schnittkräfte oder Tem- zu hohe
Starker Schnittge-
pe ratu rschwankungen sein, eine ungünstige Frä- schwindigkeit,
Freiflächen
serposition (Bild 1) oder ein zu schwacher Schneid- verschleiß zu kleiner Vor-
keil bei stark positiver Schneidengeometrie (Tabel- schub, geringe
Verschleiß- Verschleiß-
le 2, Seite 179). marke festigkeit
• Freiflächenverschleiß lässt sich nicht vermeiden.
Der mechanische Abrieb ist besonders hoch, wenn Kerbver-
kaltverfestigter
ähnliche Stoffe zusammentreffen, z. B. wenn ein Werkstoff,
schleiß Guss- oder
Stah lwerkstück mit ei nem unbesch ichteten HSS- Kerbver- Schmiedehaut,
Werkzeug gefräst w ird. schleiß Zunder
• Kerbverschleiß entsteht bei Werkstücken mit Freiflächen-
einer Schmiedehaut, Gusshaut oder Zu nderschicht verschleiß
durch die harte Werkstückrandzone. Kerbver- negative
sch leiß erhöht auch die Gefahr des Schneidkanten- Aufbau- Schneidengeo-
schneiden- metrie, niedrige
bruches.
bildung Schnittge-
• Aufbauschneiden bilden sich bei der Stahlbe- Werkstoff- schwindigkeit,
arbeitung mit unbeschichteten HSS- oder Hartme- auf- niedriger Vor-
schub
tall-Schneiden, indem Werkstoffteilchen mit der
Schneide verschweißen. Durch die Beschichtung
Wärmewech-
von HSS- und HM-Werkzeugen kann die Aufbau - selbelastung
schneidenbi ldung fast vermieden werden. Kamm risse durch unterbro-
chenen Schnitt,
• Kammrisse sind kleine Risse senkrecht zu r Aus- ungleichmä-
Sch neidkante. Sie si nd die Folge von häufigen bröckelung ßige Kühl-
Temperaturwec hseln, die durch Dehnen und schmierung
Schrumpfen den Schneidstoff erm üden.
.ir.J . -
,,r~
176 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
Aufweitung
der Spindel
(stark vergrö-
--
Spann-
krah
ßert dargestellt)
• Wiederholgenauigkeit beim Werkzeugwechsel
• Steifigkeit gegen axiale Kräfte und Verdrehung Bild 1: Mängel der Steilkegelaufnahme
1
• Eignung für hohe Drehzahlen
• Steilkegel (SK) sind durch ihren großen Kegel- Frässpindel
winkel gut einführbar und mit geringer Kraft wie-
der lösbar. Ihre wesentlichen Nachteile sind die
geringe Steifigkeit und die unsichere axiale Fräser-
lage (Bild 1). Die weite Verbreitung des Steilkegels
ist auf die große Zahl von Fräsmaschinen zurück-
zuführen, die nur Werkzeuge mit Steilkegel aufneh-
men können.
• Hohlschaltkegel (HSK) erfüllen die Anforde-
rungen an ein gutes Spannsystem besser als
Steilkegel (Bild 21. Durch die Plananlage und den Bild 2: Hohlschaftkegelaufnahme
Spannkegel wird beim Werkzeugwechsel eine ho-
he Wiederholgenauigkeit der Schneidenposition
für Fräser mit Quernut
erreicht.
•
Aufsteck-Fräserdorne eignen sich für Fräser
mit Längs- oder Qu ernut (Bild 3).
~ ~
Das Plan- und Eckfräsen erfolgt am wirtschaft-
~
lichsten mit Fräsköpfen, da mit der richtigen Wahl
der Wendeschneidplatten ein hohes Zeitspanungs-
volumen erreicht werden kann.
Beim Formfräsen (auch Kopierfräsen, Profilfräsen
oder Gesenkfräsen genannt) werden durch Bohr-
Fräsbearbeitungen komp lizie rte Formen, Kam -
~ '®··· "'""
schneide schneide
Stirn-Planfräsen
mern und gewölbte Flächen gefräst (Bild 2). Die
dabei eingesetzten Fräswerkzeu ge, wie Kugel - Kopierfräser, Radius- oder Kugelschaftfräser
schaftfräser, Schaftfräser mit runden Wende-
schneidplatten und bohrfähige Schaftfräser
(Bild 1), ermög lichen die Bearbeitung in allen Vor-
sch ubrichtungen.
Der axiale Vorschub mit besch rä nkter Schnitttiefe
ermöglicht das Tauchfräsen, Schrägeintauchen,
das Auskammern von Taschen und das Bohrzirku-
larfräsen, ein sch raubenförmiges Eintauchen ohne Formfräsen (Kopierfräsen, Gesenkfräsen )
Startbohrung.
Bild 1: Formfräsen mit bohrfähigen Schattfräsern Bild 2: Formfräsen mit Plan- und Kopierfräsern mit
runden W endeschneidplatten
, ,,._ '118 ' Fertigen mit Werkzeugmasch inen
1
Vt Vorschubgeschwindigkeit - bezogen auf das Werkzeug
sch leiß. Wenn die Schneide Späne bildet, w ird der
Fräser zum Werkstück gezogen. Nachgieb ig e Bild 1: Gegenlauf und Gleichlauf beim Umfangsfräsen
Werkstücke können aufgrund d er Zerspankräfte
vo m Aufspanntisch abgehoben werden.
• Wahl von Plan- und Eckfräsern (Tabelle 11 Tabelle 1: Wahl von Plan- und Eckfräsern
• Planfräser mit Einstellw inkeln vo n 45° haben re- mit weiter und enger Teilung
lativ große Spanwinkel und eignen sich daher gut Planfräsen Eckfräsen
für das Fräsen auf antriebsschwachen Maschinen.
Nahezu alle Werkstoffe (außer Titan) sind mit die-
sen Fräsern bearbeitbar. Planfräser mit einem Ein-
stellwinkel von 70° oder 75° haben einen kleinen
Gd ~
Teilung Teilung
pos itiven SpanwinkeL
• Eckfräser ergeben aufgrund des Einstellwinkels
Bearbeitungseinflüsse
auf die Fräserwahl 0 0 0 0
1
von 90° kleinere axiale Kräfte auf die Spindel als
Planfräser mit Einstellwinkeln von z. B. 45°. Auf-
grund dieser kleineren axialen Kräfte entstehen
beim Planfräsen mit Eckfräsern bei nachgiebigen
L]) steifes Werkstück
stabile Maschine •
Werkstücken keine Durchbiegungen und Schneid-
kantenausbrüche. Andererseits kann eine wenig
nJ nachgiebiges
Werkstück •
belastete Spi ndel zu Vibrationen neigen.
• Fräser mit weiter Teilung bringen nur wenige
lflJ dünnwandige
Stege •
Schneiden in Eingriff. Daraus ergeben sich beim
Vorfräsen große Spankammern und beim Fertig-
fräsen mit kleiner Schnitttiefe besonders kleine
l9 Eckfräsen
•
Schnittkräfte. Das vermindert bei großer Werk-
zeugauskragung die Fräserauslenkung (Tabelle 1).
es=] Neigung zu Kanten-
ausbrüchen (Guss) •
• Fräser mit enger Teilung bringen mehr Schnei-
den in Eingriff, was einen ruhigeren Lauf ergibt. So
~ große Werkzeug-
auskragung •
lassen sich Kantenausbrüche an Gusswerkstücken
vermeiden. Allgemein gilt: Wenn d ie Fräsbreite
oder Stegdicke kleiner als 60% des Fräserdurch-
li~ Neigung zu
Vi brationen
•
messers ist, werden durch enge Teilungen Vibra-
tionen vermieden (Tabelle 1).
Rt'iZ1!S bestmögliche
Oberfläche
• •
Zum Planfräsen wird meist ein Einstellwinkel
von 45° und eine weite oder mittlere Teilung ge-
wählt
II
• Wahl der Position des Plan- oder
Eckfräsers
Bei mittiger Fräserlage kann eine wechselnde Rich-
tung der Zerspankraft Vibrationen (Rattern) auslö-
sen (Bild 2L Ursachen sind z.B. die feh lende Stei-
figkeit des Werkzeuges oder der Maschine. Bei
außermittiger Lage des Fräskopfes werden Vibra-
r/ . V V
Vibrationen des Fräsers durch ruhiger Lauf durch
tionen vermieden, da in dieser Position die Ab- wechselnde Kraftrichtung konstante Kraftrichtung
drängkraft auf den Fräser konstant auf eine Seite
gerichtet ist. Bild 2: Einfluss der Fräserposition zum Werkstück
Fertigen mit Werkzeugmaschinen 181
~
• Wahl der Schnittwerte beim Fräsen
Verschleißgrenze
Die Hersteller von Wendeschneidplatten empfeh-
len fü r d en Anwendungsbereich einer bestimmten max
Schneidplatte meist „Startwerte" für die wichtigs-
ten Schnittwerte be im Fräsen, den Vorschub je
Zahn f, und die Schnittgeschwindigkeit v, (Bild 1).
Der maxima le Vorschub so llte wegen der Bruch-
gefahr der Schneidplatte nicht übe rschritten wer-
den, die maxi mal e Schnittgeschwindigkeit muss
wegen des zu lässigen Verschleißes und der Stand-
zeit ebenfalls beachtet werden.
min max
Die im v,-f,-Diagramm (Bi ld 1) empfohlenen Start- Vorschub je Zahn f 1
werte haben das Ziel, bei hohem Vorschub je
Die Änderung der Schnittwerte gegenüber den empfoh-
Zahn f, und mittlerer Schnittgeschwindigkeit v, ein lenen „ Startwerten" in Richtung A, Boder C bewirkt:
großes Zeitspanungsvolurnen zu erreichen. A - Verbesserung der Oberflächengüte durch Vergröße-
rung der Schnittgeschwindigkeit und Verkleinerung
des Vorschubes
• Wendeschneidplatten zum Fertigfräsen B - Höhere Standzeit und Frässicherheit bei labilen Werk-
stücken, schlechtem Maschinenzustand oder proble-
Zum Vorfräsen verwendet man Platten mit Ecken- matischen Schmiedeteilen
radius, zum Fertigfräsen Platten mit Plan fasen oder C - Verringerung von Vibrationen durch Vergrößerung
des Vorschubes
Breitschlichtfasen (Bild 2 und Bild 3).
Wiper-Wendeschneidplatten (gesprochen: Waiper- Bild 1: Anwendungsbereich einer Wendeschneidplatte
WSP) besitzen gegenüber der Breitschlichtplatte
v ier Schneidkanten, die gewechselt we rden, wenn Vorfräsen Fertigfräsen
die Oberflächengüte abnimmt. Die Wiper-Platte Aadiusplatte Planfasenplatte Wiper-WSP
/ft. !tj
steht axial um 0,1 bis 0,15 mm vor den anderen
Platten im Fräser. M eist genügt eine W iper-Platte
im Fräskopf, d enn die Planfase von etwa 6 mm
muss n ur die von den Schruppplatten während
'
eine r Fräseru m drehu ng vo rbearbeitet e Fläche
überfräsen kö nnen.
schneide schneide P1anfase Planfase
Breitschlichtp latten haben ei ne breite Schlichtfase
(b = 8 ... 10 mm) mit Rad ien zwischen 100 mm und Bild 2: Vorfräsen und Fertigfräsen mit
900 mm. Meist steht die Breitschlichtplatte axial Wendeschneidplatten
um 0,05 bis 0,08 mm vor u nd glättet die von den
anderen Platten im Fräser vorbearbeitete Fläche.
1
8 bis 20 ml ze rst äubtem Öl pro Stunde w irksam verhindert w erden. Gusswe rkst offe können w egen des
eingelagerten Grafits trocken bearbeitet werden.
Schnittgeschwindigkeit vc
erhö hen
~;~~ :~~=:~hwindigkeit vc ~
- - + ---+--+--+--+----1--+---+---+---t----+---------l!
- ---+---+-_.._- _- +1-_-_- _- _- _,+_-_- _• _- _-._1-_- _--_-_- _,+_- _-:_~_- _:1-_- _- _- _-_,+_- _- _- _-_: -_- _-:_-_~~-~-; h_rg_~_:"_/ _J_·e_z_a_h_n_,,_ _ __, ~
Vorschub je Zahn ~ Ul
verm indern
Schnitttiefe vermindern
Zähere Schneidplane wählen
1
----+---+----+--->----+---+--- -+-- ---<---+--+-~-=-:~_~_~c_~_~~-:_
: •_~_:_~_eb_: _
~ _h_le_n_ _.
Positiveren Spanwinkel
1
'Q)
wählen ~
- - --+---+----+-- ----<>-- --+---+---+----t---+- --+-H-ö-h-
er_e_S_c_h_n_ei-d-ka_n_t_en-- - --; "'
sta bilität wählen
Einstellw inkel kleiner wählen
Plan- und Rundlauf der ~
Schneiden prüfen ~
~
3 . 7 .8 . 7 Hochgeschwindigkeitsfräsen (HSC-Fräsen)
Typische Merkmale: Gegenüber den üblichen (konventionel len) Fräsverfahren unterscheidet sich das
Hochgeschwindigkeitsfräsen (engl. J::!igh .Speed kUtting J:iSJ:) durch wesentlich höhere Schnittgeschwin-
digkeiten bei allen Werkstoffen (Bild 1). Im HSC-Bereich liegen die Schn ittgeschwindigkeiten fünf- bis
zehnma l höher als beim üblichen Fräsen. Kennzeichnend ist auch die Erhöhung der Vorschubgeschwin-
digkeit bei kl einem Vorschub pro Zahn und die kleine radiale Schnimiefe a, des Schaftfräsers. Die axiale
Schnitttiefe a. liegt meist im Bereich von 0, 1 % bis 5 % des Fräserdurchmessers.
Viele Leistungsmerkmale wie hohe Oberflächen-
güte und großes Zeitspanungsvo lumen sind nur faserverstärkte
durch HSC-Fräsen mit hohen Drehzahlen erreich- Kunststoffe
bar (Bild 2 und Tabelle 1). Durch die hohe Schnitt- Aluminium-
legier ungen
geschwindigkeit wird über 90% der Zerspanungs-
Kupfer-Zink-
wärme mit dem Span abgeführt. An wärmeemp- l egierungen
findlichen Präzision steilen treten daher weniger
Spannungen, Verzug oder Randzonenveränderun-
Gusseisen [0
gen auf. Dadurch wird die M aßgenauigkeit ver-
bessert. Auf Kühlsc hmieru ng kann verzichtet
Stahl
CD
litan-Knet-
werden. legierungen 1
Nickel-Knet- HSC-Bereich
legierungen
Typisch für das Hochgeschwindigkeitsfräsen
10 100 1000 2!;L 10000
sind hohe Vorschub- und Schnittgeschwindig- mm
keiten. Kurze Fräszeiten bzw. kurze Nebenzeiten Schnittgeschwindigkeit Vc -
,
,t',!
-, 184 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
1
und Polieren
• Hochgeschwindigkeits-Fräsmaschine (Bild 3)
17 Stunden 88 min
HSC-Fräsmaschinen und Universal-Fräsmaschinen können über die
gleiche Hochleistungsspindel verfügen, bei der Fräsbearbeitung das Bild 1: Schmiedegesenk eines
gleiche NC-Progra mm mit gleichen Vorschüben und Drehzahlen Gabelschlüssels
verwenden und unterscheiden sich trotzdem bei der Fräszeit und (Hartbearbeitung)
der Oberflächengüte (Bild 2). Der Vorteil der kürzeren Fräszeit bei
der HSC-Fräsmaschine w ird durch die viermal höhere Beschleuni-
gung aller Vorschubachsen erreicht. Ihre höhere Steifigkeit und die
optimalen Dämpfungseigenschaften ermöglichen die höhere Ober-
flächengüte. Die erreichbare Maß- und Formgenauigkeit beträgt
±Bµm .
Die Hochleistungsspindel (Bild 4) besitzt eine hohe Rundlaufgenau-
igkeit und erreicht Drehzahlen zwischen 100 min- 1 und 42 000 min- 1 •
Die Vorschubgeschwindigkeit ist von 0 .. . 20000 mm/ min in der X-,
Y- und Z-Achse programmierbar, sodass auch bei schnellen Rich-
tungswechseln in Verbindung mit einer sehr schnellen Steuerung die
genaue Geometrie des Werkstückes entsteht. Die Eilganggeschwin-
digkeit beträgt in allen Achsen bis 40 m/min. übliches
Merkmal HSC-Fräsen
Anforderungen an HSC-Werkzeuge: Fräsen
1
Bearbeitungen, Mantelkurven oder Spiralverza h-
nungen. Der Schwenkvorgang kann von Hand oder
NC-gesteuert erfolgen .
Bild 1: Universal-Aufspanntisch und Fräskopf in
Werkzeugwechsler (Bild 3) fü r automatische Pro- horizontaler Spindellage (um 90" geschwenkt)
grammabläufe wechseln ent sprechend der Ar-
beitsfolge die Werkzeuge aus dem Magazin in die
se nkrecht stehende Frässpindel und auch wieder
zurück. Dabei w ird auf eine kurze Werkzeugwech-
se lzeit (,,Span-zu -Span-Zeit") Wert gelegt. Einge-
set zt werden die Werkzeugwechsler vo r allem bei
der automatisierten Fertigung in Kleinserien .
• Bettfräsmaschinen (Bild 4)
Bettfräsmaschinen werden zur Bearbeitung vo n
großen und schweren Werkst ücken eingesetzt. Das
Werkstückgew ic ht u nd d ie Zerspankräfte werden
vom steifen Maschinenbett aufgenommen, sodass
im Bettschlitten kaum Lageabweichungen entste-
hen können . Da der hö henverstellbare Tisch fehlt ,
übernimmt der Spindelkasten im Ständer die Hö-
henverst ellung der horizontalen Frässpindel, wäh-
rend die vertikale Frässpindel über den Querbalken
positioniert wird.
Fräs-Bohr-Zentren sind eine Sonderform der Bett-
fräsmaschinen. Mit der Frässpindel können große
Vorschubwege ausgeführt werden. Bild 3: Werkzeugwechsler
3 . 7 .8 .9 Laserbearbeitung
• Laserbearbeitung auf einer Fräsmaschine
Während bei m Fräsen ein hohes Zeitspanungs-
volumen erzielt werden kann, eignet sich die Laser-
bearbeitung mehr zur Herstellung oder Nacharbeit
von feinen Konturen. Die Stärke der Fräs-Laser-
Kombination besteht darin, dass in einer Aufspan-
nung zunächst vorgefräst und danach mit dem
Laser das Werkstück fertig bearbeitet werden kann
(Bild 11.
• Laserbearbeitung (Bild 2)
Drei mechanische Achsen bringen das Werkstück
in die richtige Position zum feststehenden Laser-
kopf. Die Laseroptik mit ihren Ablenkspiegeln er-
möglicht es, das Werkstück in einem Bereich von
Bild 1: Laserbearbeitung auf einer Fräsmaschine
z.B. 70 x 70 mm zu bearbeiten, ohne es zu ver-
fahren.
Die hochgenauen Ablenkspiegel bilden drei opti-
sche Achsen. Durch sie kann der Laserstrahl das
Material genau an der gewünscht en Stelle und
unter dem gewünschten Winkel abtragen.
Der Lase rstrahl träg t das Material in dünnen
Schichten von 1... 5 µm ab. An Präzisions- und
Formteilen können dadurch Maß- und Formab-
weichungen von ± 5 µm erreicht werden. Je dün-
ner die Schicht, desto besser ist die Oberflächen-
güte (Ra > 1 µm). Der Laser verdampft den größten
Teil des Mat erials. Dabei w ird ein Materialabtrag
3
von 1... 25 ~':;, erreicht. Durch die Vollkapselung
der Maschine ist keine zusätzliche Schutzmaßnah-
me notwendig.
• Anwendungsbereiche:
• Spritzgieß- und Druckgussformen und Werkstü-
cke mit feinen (filigranen) Konturen (Bild 3).
• Bauteile der Mikrotechnik und Elektronik, z.B.
Schalter, Sensoren und Steckerverbi ndungen Bild 2: Lenkung des Laserstrahls über Spiegel
• Schmuck- und Besteckherstellung
• Bau von Funktionsmodellen oder Serienmustern
Wie beim Senkerodieren wird bei der Laserbe-
arbeitung nur wenig Material abgetragen. Dafür ist
aber der Anwendungsbereich größer, da auch Ke-
ramik und andere nicht leit ende Materialien be-
arb eitet werden können.
3 . 7 .9 Schleifen
Schleifen ist ein Fertigungsverfahren für Teile mit
eng tolerierten Maßen, die durch Drehen oder Frä-
sen nicht herstellbar sind {Bild 1).
1 3 . 7 .9 . 1 Schleifkörper
Die rotierenden Schleifwerkzeuge bestehen aus
Schleifkörnern, der Bindung und den eingeschlosse-
nen Poren (Bild 2). Durch die unterschiedliche Lage
und Form der Körner sind die meist negativen Span-
Bild 1: Schleifbeispiele
• Schleifmittel (Tabelle 1)
Die meisten Schleifscheiben enthalten Schleifkör-
ner aus Korund {weiß, rosa) oder Siliciumcarbid Schleifko rn
(grün, schwarz). Die Kornzähigkeit nimmt mit stei-
gender Härte des Schleifkornes ab. Sprödharte
Körner ermöglichen bei kleiner Kornbelastung
(Feinschleifen) die Selbst schärfung durch Korn-
splitterung. Eine ausreichende Zähigkeit verhindert
bei großer Kornbelastung {Vorschleifen ) den vor-
zeitigen Kornbruch.
Tabelle 1: Schleifmittelarten
Knoop- Wärme-
Zeichen Schleifmittel härte* beständig- Anwendungsgebiete 1
Bild 1: Verschleißformen
Durch das Splittern und Ausbrechen der Körner
bi lden sich neue Schneiden. Der Schleifkörper
schärft sich dadurch selbst. spitzes Korn blockiges Korn
• Kornarten (Bild 2)
Spitze Körner eignen sich gut für langspanende
Werkstoffe. Blockige Körner sind bei spröden
Werkstoffen verschleißfester. Monokristalline Kör-
w
z. 8 . Korund,
Siliciumcarbid
monokristal I in
z. B. Barnitrid,
Diamant
polykristallin
z. B. Bornitrid,
Diamant
ner (Einkornkristalle) besitzen eine große Kornfes-
tigkeit. Sie sind daher für das Schleifen von Glas Bild 2: Kornarten
und Keramik gut geeignet. Polykristalline Körner
bilden beim Schleifen durch die Mikrosplitterung Tabelle 1: Einsatz der Körnungen
viele kleine Schneidpartikel, bevor sie ganz ausbre- Werkzeugstahl,
chen. Die Körner we rden dadurch beim Schleifen gehärtet Honen
von harten Metallen besser ausgenutzt. Läppen
Werkzeugstahl,
ungehärtet f --+r,,i-,- --/-1!! Polieren
• Körnung (Tabelle 1) GS,GTW,
GTS, GG
Die Körnungsnummer entspricht der Maschenzahl
des Siebes auf 1 inch Länge, durch welches das Baustahl
bezeichnete Korn gerade noch hindurchfällt, wäh-
rend es auf dem nächstengeren Sieb liegen bleibt. Rautiefe
10 . .5 5 .. 2,5 2,5. .1,0 1,0 ..0,4
Die sehr feinen Körnungen werden im Schlämm- Rz in µm
verfahren getrennt. Die Körnungen von Diamant Körnung 4 ... 24 30 .. 60 70 .. 220 230 .. 1200
und Barnitrid werden entsprechend der Siebma- Korngröße
8 .. 1 .. 0,3 0,3 .. 0,08 0,08 .. 0,003
schenweite in µm angegeben. Die Körnung mit der inmm
Bezeichnung D 150 (Diamantkorn) bzw. B 150 grob mittel fein sehr fein
(CBN-Korn) hat eine Korngröße zwischen 125 µm Bezeichnung
Makrokörnung Mikrokörnung
und 150µm.
Die Körnung muss umso feiner sein, je kleiner Tabelle 2: Bindung der Scheifkörper
die geforderte Rautiefe und je scharfkantiger die Zeichen Bindungsart Einsatzgebiete
Schleifprofile werden sollen. Schrupp- und Feinschleifen
Keramische
V von Stählen mit Korund und
Bindung
Siliciumcarbid
• Bindung der Schleifkörner (Tabelle 2)
Kunstharz- Schrupp- und Trennschleifen,
Die Bindung hat den Zweck, die einzelnen Körner B bindung Hochdruckschleifen m it
so lange festzuhalten, bis sie stumpf geworden BF faserstorf- Zirkonkorund, Profilschleifen
verstärkt mit Diamant und Bornitrid
sind.
Profil- und Werkzeugschleifen
Metall-
M mit Diamant oder Bornitrid
Schleifscheiben mit keramischer Bindung ha- bindung
(Nassschliff)
ben Porenräume und sind gut abrichtbar. Kunst-
Galvanische Innenschleifen von HM, HSS
harzbindu ngen halten das Korn stärker fest, wo- G
Bindung Handschleifen
d u rch höhere Schleifkräfte auftreten. Die frei lie-
R Gummibind. Trennschleifen
genden Kornspitzen ergeben jedoch einen küh-
RF faserstoffv. Regelscheiben
leren Schliff.
"
,' -
.190 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
1
fordern die dickeren Späne eine größere Kornhal- T,U,V,W sehr hart Rundschleifen,
X, Y,Z äußerst hart weiche Werkstoffe
tekraft, also härtere Scheiben.
Zu weiche Scheiben sind wegen des hohen Scheibenverschleißes
immer unw irtschaftlich: Die Körner brechen aus, bevor sich Ver- Schleifkorn
schleißflächen gebildet haben. Die Schleifscheibe verliert dadurch
ihre Form (Profil), sie „bricht zusammen". Eine zu harte Scheibe hält
dagegen das Korn zu lange fest, sie „schmiert" und glänzt. Gleich-
zeitig wachsen Schleifdruck und Temperatur in der Kontaktzone.
Die Wirkhärte e iner Scheibe im Schleifprozess ist nicht allein vom
Härtegrad abhängig, sondern auch von der Körnung, dem Porenvo-
lumen und der Spanungsdicke (Bild 1).
Bild 1: Gefüge und Kontaktlänge
der Schleifscheibe
Arbeitsregeln
Für harte Werkstoffe wählt man weiche und für weiche Werkstoffe
geschlossenes Gefüge - offenes Gefüge
harte Schleifscheiben.
Bei feiner Körnung und dünnen Spänen sollten wegen der grö-
ßeren Wirkhärte we ichere Scheiben verwendet werden, da bei
diesen das Korn leichter ausbricht.
1
For~ 1: gerade Schleif- geschwindigkeit 40 m/s
scheibe a ·-· :c Bindung V: keramisch
Randform N - - - - - ~ Gefüge 8: mittel
Außendurchmesser O = 450 m T Hrirteg rad K: weich
Breite T = 80 mm - - - - - - Korngröße (60 Maschen/inch)
Bohrungsdurchmesser H= 127 mm Schleifmittel A: Korund
.. , _.,
+
durch die Scheibenunwucht Fliehkräfte. Bei großen, breiten Schleif- .
scheiben und besonders bei hohen Umfangsgeschwindigkeiten ist
daher das Auswuchten äußerst wichtig. .
Zum statischen Auswuchten wird die Schleifscheibe auf eine Aus-
.
wuchtwaage oder einen Abrollbock gelegt 1Bild 1). Die Ausgleichge-
w ichte werden in der Ringnut verschoben, bis die Schleifscheibe in
jeder Lage in Ruhe bleibt.
~
der Rund- und Plan lauf verbessert werden.
• Schärfen, um durch den Abtrag der Bindung den Spanraum zu ver-
größern und um den Eingriff der Schleifkörner zu verbessern.
Einzeldiamant
Korund- und Siliciumcarbid-Schleifscheiben sind nach dem Profilie-
Formen und
ren mit Abrichtwerkzeugen aus Diamant oder Stahl bereits ausrei- Schärfen Schärfen
chend geschärft (Bild 3). Diamant- oder CBN-Schleifscheiben werden
mit Siliciumcarbid-Abrichtscheiben oder Diamant-Profilabrichtrollen Bild 2: Abrichten
profiliert. Beim Schärfen wird mit Schärfsteinen aus Korund die Bin-
dung abgetragen, bis der optimale Kornüberstand von etwa einem
Drittel der Korngröße erreicht ist. 1~ 4RI, Stahl-Abdreh-
U g rädchen
~u;
Zerspringen der Schleifscheibe, werden bei einer Scheibenumfangs-
geschwindigkeit von 80 m/s (entspricht 288 km/h) die wegfliegenden
Bruchstücke zu einer tödlichen Gefahr. Nur wenn Sicherheitsregeln
E1nzeld1amant
eingeha lten werden, ist Schleifen ein sicheres Fertigungsverfahren.
Bild 3: Abrichtwerkzeuge
Sicherheitsregeln
• Eine Klangprobe ist vor jedem Aufspannen einer keramischen
Scheibe durchzuführen. Dabei werden kleine Schleifscheiben in
der zentralen Bohrung mit dem Finger oder einem Dorn gehal-
ten und an mehreren Stellen mit einem nichtmetallischen
Gegenstand leicht angeklopft. Rissfreie Scheiben ergeben einen
klaren Klang.
• Die Schleifscheiben müssen sich ohne Gewalt auf die Spindel
sch ieben lassen.
• Der Mindestdurchmesser der Spannflansche beträgt bei geraden
Schleifscheiben 1/3 . D, bei konischen Scheiben 1/2 . D (Bild 4). Bild 4: Aufspannen von
Schleifscheiben
• Es dürfen nur gleich große, gleich geformte und hinterdrehte
Spannflansche mit weichen, elastischen Zwischenlagen ver-
wendet werden, um den Plan lauf zu gewährleisten.
~~
• Schleifkörper mit D > 80 mm müssen nach dem Aufspannen
einen Probelauf von mindestens 5 Minuten im Leerlauf bei der
höchstzu lässigen Drehzahl im abgesicherten Gefahrenbereich
bestehen.
• Die Werkstückauflage oder die Schutzhaube dürfen nur bei sti ll-
stehender Schleifmaschine nachgestellt werden (Bild 5).
• Beim Schleifen muss eine Schutzbrille getragen werden.
m:Jbenutzen"
Bild 5: Sicherheit am Schleifbock
'
1
Jedes Sch leifverfahren ist durch typische Bewe-
gungen und Zerspangrößen (Maschinen-Einstell-
Wirkungen im S chleifprozess
größen) gekennzeichnet (Bild 2 und Tabelle 1).
Spanbildung Schleifkräfte
Die Arbeitsgeschwindigkeit der Schleifscheibe Vc Kornverschleiß Schleifwärme
entspricht der Umfangsgeschwindigkeit. Auf dem
Etikett ist neben der Arbeitshöchstgeschwindigkeit
auch die zulässige Drehzahl angegeben. 0
Bewertung von Schleifergebnissen
Sicherheitsregeln
Arbeitsqualität W irtschaftlichkeit
Die in der Kennzeich nung der Schleifscheibe an-
gegebene Arbeitshöchstgeschwindigkeit darf in Maßgenauigkeit Bearbeitungszeit
keinem Fall übersch ritten werden. Formgenauigkeit Werkstoffabtrag
Oberflächengüte Scheibenabtrag
Sch leifscheiben und Maschin en für erhöhte Gefügezust and in der Abrichtkosten
Arbeitsgeschwindigkeiten müssen den nationa- Randzone
len Sicherheitsvorschriften entsprechen.
Bild 1: Einflüsse und Schleifergebnisse
Die übliche Arbeitshöchstgeschwin digkeit beträgt
beim Schleifen auf ortsfesten Schleifmaschinen
35 m/s. Die erhöhten Arbeitsgeschwindigkeiten
können bis 160 m/s gehen. Diese Schleifscheiben
sind durch Farbstreifen gekennzeichnet (Tabelle 2).
Beispiel: Welch e Drehzahlen sind einzustellen, damit
eine Schleifscheibe mit O max = 450 mm auch
noch bei O min = 250 mm mit vc = 35 m/s läuft?
Umfangs-Planschleifen l ängs-Rundschleifen
Lösung: ns
Bild 2: Zerspangrößen beim Schleifen
n s min = 35. 60 m/min = 1486/min
rt. 0,45 m
n sm.:ix - 35 . 60 m/ min - 2675/min
n · 0,25 m Tabelle 1: Zerspangrößen in Abhängigkeit
vom Schleifverfahren
Die Vorschubgeschwindigkeit v, (Werkstückge-
herkömm- Hochge-
schwindigkeit) entspricht beim Planschleifen der Zerspan- T ief-
liches schwindig-
Tisch-Vorschubgeschwi ndigkeit und beim Rund- größen schleifen
Schleifen keitsschleifen
schleifen der Werkstück-Umfangsgeschwindigkeit.
vcin m/s 20 „25 80 „280 10 „35
Der Quervorschub f in mm je Hub bzw. beim vr in m/min 4 .. 40 .. 4 0,003 „0,3
Rundschleifen der Längsvorschub f in mm je
Werkstückumdrehu n g ist von der Schleifschei -
q = vs: v, 20. .120 500 .. 7000 500 „ 200000
e
chend dem Schleifverfa hren un d dem Werkstoff schleife n schleifen Rundschleifen Rundschleifen
ausgewählt (Tabelle 1, vorherige Seite und Tabel-
le 1).
Beispiel: Eine Stahlwell e wird mit einer Arbeitsge-
schwindigkeit von 35 m/s geschliffen (q::::: 125).
W ie groß ist die Umfangsgeschw indigkeit v 1
der Welle?
Bild 1: Kontaktlänge in Abhängigkeit vo m
v 35~ m m Schleifverfahren
Lösung: v, = ~ = '""i"2s = 0,28 S = 16,8 min
Stahl 80 50 125 80
• Schleifwärme und Kühlschmierung
Gusseisen 65 40 100 65
Beim Schleifen entsteht viel Wärm e durch die Cu, Cu-Leg. 50 30 80 50
Korn reibun g bei der Spanb ildung . In der Werk-
Leichtmetall 30 20 50 30
stückrandzone können dadurch Tem peraturen von
über 1 000 •c auftreten.
Die Schleifwärme veru rsacht Schleifschäden w ie
Maßabweichungen, Spannungen und Rissbildung
Temperaturverlauf in der
infolge der Tem peraturwechsel in der Sch leifzone Werkstückrandzone
)Bild 2). Brandflecken sind ein Zeichen dafür, dass
in der Werkstückrandzon e das Werkstoffgefüge
durch Überhitzung geschädigt w urde. Als Folge
ho her Schleiftem perat uren kann auch eine We ich-
hautschicht und danach durch die abschreckende
Wirkung des Kü hlmittels eine Neuhärtu ng an der
Oberfläche entste hen (Bild 3, Seite 202).
"~ t -- --+--t---t-----1
Geringe Randzonentemperaturen sind erreichbar E
~ f--+-",d---+- -+----l
Brandfleck
durch:
• kleine Zustellung und kleine Kontaktlänge Eindringtiefe -
der Schleifwärme
kleines Geschwi ndigkeitsverhältnis q
Schl eifkörpe r mit hoher Griffigke it, geri nger
Kornhaltekraft und sprödem Korn Bild 2: Schleifschäden durch Erwärmung der
Randzone
• intensive Kühlschmierung
Durch Kühlschmierung erreicht man eine Verminderung der Reibungswärme, die Reinigung der Span-
kammern und die Kü hlung des Werkst ücks. Der wirksam st e Küh lschmierst off ist Schleiföl, da es die
Reibungswärme stärker verringert als Schleifölemulsion. Bei Verwendung von Schleifölemulsionen wi rd
die Rand zone wärmer und danach schroffer abgekühlt, sodass häufiger Schleifrisse auftreten.
Bei hoher Scheibengeschwindigkeit m uss der Kühlsch mierstoff unter hohem Druck zugeführt werden.
Je niedriger die Vorschubgeschw indigkeit ist und j e mehr Wärme entst eht, desto größer so ll die
Durchflussmenge des Kühlschmierstoffes sein.
-.
•t '
194 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
~~L
Die Benennung enthält die kennzeichnenden Merk-
Vorschub-
male des Verfahrens in der Reihenfolge Vorschub- richtung
richtung, Wirkfläche sowie Lage und Art der zu er- Längsschleifen Q u erschleifen
zeugenden Fläche (Tabelle 1).
Beispiele: Längs-Umfangs-Planschleifen,
Que r-Außen-Profi lschleifen .
Wirkfläche
des Schleif-
körpers b ~
1
Umfangsschleifen Seitenschleifen
• Planschleifen
Lage Außenschleifen, Innenschleifen
Seiten-Planschleifen Plansch leifen, Rundfschleifen
zu
Be im Seiten -Planschleifen sind die Spankammern erzeu-
~ ~
se lten groß genug, um die Späne in der großen gende Art
Fläche
Kontaktzone aufzunehmen (Bild 1 und Bild 1, vor-
herige Seite). Die Folgen davon sind: hoher Profil schleifen Formschleifen
Schlei/druck, hohe Leistungsaufnahme und gerin- Schnittge- herkömmliches Sch leif en,
ge Schleifqualität. Um die Kontaktlänge zu verklei- schwindigkeit Höchstgeschwindigkeitsschleifen
nern, kann man die Sch leifspinde l um 0,5° bis 3° Zustellung Pendelschleifen, Tiefschleifen
aus der Senkrechten schwenken (Bild 1 ). Rauigkeit Vor-, Fertig-, Feinstschleifen
Umfangs-Planschleifen
Beim Umfangsschleifen wird die Zerspanungsar-
beit von den Körnern am Umfang g eleistet. Die
Kontaktlänge ist klein, sodass die Spankammern
der Schleifscheibe selten vollgepresst w erden und
sich auch durch die Fliehkraft und den Druck des
Küh lschmierstoffes leicht reinigen.
Durchmesser und Breite der Scheibe sind so groß
wie möglich zu wählen, um möglichst v iele Schleif-
körner an der Zerspanung zu beteiligen (Bild 2). Im Kreuzschliff Strahlenschliff
Idealfall entspricht die Scheibenbreite der Werk-
Bild 1; Schliffbild beim Seiten-Planschleifen
stückbreite.
Der Quervorschub soll 1/2 bis 4/5 der Scheiben-
breite betragen. Eine kleine Zustellung in Verbin-
~:~~
d ung mit einem großen Quervorschub bewirken,
dass alle Körner am Umfang an d er Schleifarbeit
beteiligt sind (Tabelle 2). Dadurch w erden starker
Kantenverschleiß und hohe örtlic he Erw ärmung
verm ieden.
Tabelle 2: Richtwerte zum Schleifen von Stahl und Gusseisen mit Korund oder Siliciumcarbid
Schleifverfahen Aufmaß in mm Zustellung a in mm Rzin µm Körnung vc m/s v1 m/min
1
• Aufflanschen und Auswuchten der Sch leifscheibe
• Abrichten mit Einzeldiamant
• Auswahl des Kühlschmierstoffes:
Sch leiföl oder Emulsion mit 2 ... 5% Konzentratantei l
Das Mischungsverhältnis von Konzentrat und Wasser beträgt bei 2%: 1: 50
und bei 5%: 1 : 20
• Spannen des Werkstücks auf einer Magnetspannplatte
• Planschleifen mit den gewäh lten Werten:
Schnittgeschwindigkeit vc = 30 m/s
Vorschubgeschwindigkeit v1 - 30 m/min
Geschwindigkeitsverhältnis (Richtwert q = 65)
q = ~- 30 60 m/min - 60 (zulässig)
Doppel-
vt 30 m/min Abrichtdiamant
Quervorschub je Hub: f= 0,5. 50 mm= 25 mm
(Richtwert; f = 0,5 ... 0,66. b, )
.
Zustellung: a = 0,05 mm
• Das Werkstück abspannen und bei Verwendung einer Permanentmagnet-
Spannplatte entmagnetisieren
=
Abrichtgerät
• Sichtprüfung der Schleiffläche auf Brandflecken oder Rattermarken sowie
Prüfung der Rautiefe Rz
Bild 2: Schleifen einer Nut
Lösung:
• Auswahl der geraden Schleifscheibe:
150 x 13 x 32 -A/F46H-9V-40
• Abrichten m it Einzeldiamant und mit Doppeld iamant
zum „Stufen" der Scheibenbreite auf Toleranzmitte
12,012 mm (12 H7 = 12 + 0,025)
• Gewählte Einstellgrößen (Bild 3}
Vorschubweg= 400 mm+ 2. 16 mm= 432 mm
Schnittgeschwindigkeit vc = 30 m/s
Geschwindigkeitsverhältnis q = 80 Werkstück
Vorschubgeschwindigkeit
q = ~ = 30 · 60 m/min _ 22, 5 m/min
q 80
400 16
Die Vorschubgeschwindigkeit beträgt beim Ein - und
Austritt der Schleifscheibe nur etwa 3,3 m/min.
Zustellung: Verschleifen a 1 = 0, 1 mm Bild 3: Vorschubgeschwindigkeit über dem
Fertigsch leifen a2 = 0,005 mm Vorschubweg
:..
• Rundschleifen
Außen-Rundschleifen
Typisch für das Außen-Rundschleifen sind die sehr kurzen Kontakt-
längen zwischen Werkstück und Schleifscheibe. Das bedeutet gerin-
ge Schleifwärme, gü nsti ge Kühlung und leichte Spanaufnahme
durch die Porenräume der Schleifscheibe.
Vorschleifen Fertigschleifen
Lange Werkstücke werden durch die Schleifkräfte stark abge-
drängt und müssen durch Setzstöcke abgestützt werden. Bild 1: Längsschleifen
Der Längsvorschub sollte beim Vorschleifen 2/3 .. 3/4 der Schei-
benbreite betragen, beim Fertigschleifen 1/4 ... 1/2.
max. 100mm 1. 2.
Beim Einstechschleifen {Quer-Rundschleifen) erfolgt die Zustellung
der Schleifscheibe stetig bis zum Erreichen des Fertigmaßes am
Werkstück (Bild 2). Die Schleifscheibe ist etwas breiter als das Werk-
stück, sodass der Längsvorschub entfällt. Längere Werkstücke wer-
den zunächst abschnittsweise auf Fertigmaß „eingestochen", um sie
da nach durch 1... 2 Längsschleifhübe ohne Zustellung zu glätten.
Beim Schräg-Einstechschleifen wird die Scheibe um 30' schrägge-
JI.JlilGerad - Einstechschleifen
Innen-Rundschleifen {Bild 3)
Im Gegensatz zum Außen-Rundschleifen ergeben sich in Bohrungen
Bild 2: Einstechschleifen
größere Kontaktlängen zwischen Schleifkörper und Werkstück. Die
Folgen sind dünne, lange Späne, die zum Vo llpressen der Spankam-
mern führen . Die Schleifkörper sind durch die Bohrung im Durchmes-
ser begrenzt und ändern daher beim Schleifen rasch ihr Maß. Werk-
stück und Schleifspindel dürfen keinen großen Schleifkräften ausge-
setzt werden. Entsprechend klein sind die Schleifkörperbreite und die
Zustellung zu wählen.
Schleifscheibe
Spitzenlosschleifen (Bild 4)
Beim Spitzenlos-Durchlaufschleifen wird das Werkstück zwischen
Auflage, Schleifscheibe und Regelscheibe geführt und in einem
Durchlauf geschliffen. Die Schleifscheibe führt die Spanungsarbeit
aus, wä hrend die langsamer laufende gummigebundene Regelschei-
be durch ihre Neigung um 2" bis 15' den Vorschub bewirkt. Das Werkstückauflage
{Führungseinrichtung)
Werkstück dreht sich etwa mit der Umfangsgeschwindigkeit der Re- Grundelemente der Maschine
gelscheibe. Das Verfahren eignet sich gut für zylindrische Teile ohne
Ansatz, z.B. für Zylinderstifte. Bild 4: Spitzenlosschleifen
..
, '
.198 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
• Rundschleifmaschinen
Steuerung Schleifspindelstock
Man unterscheidet, je nachdem ob nur Bohrungen
oder Außenflächen geschliffen werden , zwischen
Innen-Rundschleifmaschinen und Außen-Rund-
i. auf Schlitten
1
sich zum Längsschleifen oder Querschleifen, das
man in Gerad- und Schräg-Einstechschleifen unter-
teilt (Bild 4 und Bild 2, vorherige Seite).
Arbeitsregeln
schlitten
Das Spannen der sich drehenden Werkstücke
ist von der Abdrängung durch die Schleifkräfte
bestimmt:
• Kurze Werkstücke spannt man meist „flie-
gend" in Spannfuttern oder Spannzangen.
• Lange, dünne Werkstücke werden zwischen
Bild 1: Außen-Rundschleifmaschine
Spitzen gespannt und durch Setzstöcke gegen
die Abdrängkräfte abgestützt.
• CNC-Rundschleifmaschinen
Der Werkstückschlitten für die Längsbewegung (Z- Zustellung der
Schleifscheibe
Achse) und der Querschlitten mit dem Schleifspin-
delstock für die Zustellbewegung (X-Achsel bilden Zustellung
die beiden Hauptachsen der Bahnsteuerung (Bild 2). des Abricht-
werkzeuges
Di e wichtigste Hilfsachse ist die B-Achse zum
Schwenken des Werkstücktisches oder des Schleif-
spi ndelstockes, um Kegel schleifen zu können.
Über die B-Achse können auch die Schwenkwinkel
der Schleifeinheit mit mehreren Spindeln program-
Bild 2: Verfahrbewegungen an einer
miert werden (Bild 3). Das ermöglicht das Außen-
„ JP 0 •
CNC-Rundschleifmaschine
und Innenschleifen in einer Aufspannung.
Beim CNC-Schleifen können mit nur einer Schei-
benform unterschiedliche Werkstückformen bahn- 4
gesteuert geschliffen werden (Bild 41. Auch das 150°~
Profilieren von Schleifscheiben wird durch das
.
32
s) Schl eif-
bahngesteuerte Abrichten sehr flexibel, d. h., mit ei-
oo emhe1t
nem Diamantabrichter können an Schleifscheiben ~ -----
unterschiedliche Profile geformt werden (Bild 5).
Bild 3: CNC-Doppelspindel-Schleifeinheit
Mit CNC-Steuerungen können die Schleifpro-
zesse optimiert, automatisiert und überwacht
Schleifscheibe
werden.
,77 )::
__h :r
.... -
~ schwenkbarer
Schräg-Profilschleifen CNC-Formschleifen Formdiamant
3 .7 . 10 Räumen
Räumen ist ein spanendes Verfahren mit mehrschneidigem Werkzeug. Dabei erhält das Werkstück
eine bestimmte Kontur, die im Räumwerkzeug vorgegeben ist.
Durch die versetzten Schneiden kann bei geringer
~ Hauptbewegung
Spandicke eine große Zustellung in einem Arbeits-
gang erreicht werden (Bild 1). Dadurch können be-
sonders schwierig herzustellende Profile mit hoher
Oberflächengüte und Formgenauigkeit in kurzer
1
Zeit hergestellt werden. Da das Rä umwerkzeug nur
für eine bestimmte Form zu verwenden ist, eignet
s ich dieses Fertigungsverfahren n ur für große Bild 1: Schneidengeometrie eines Räumwerkzeuges
St ückzahlen.
• Verfahrensvarianten
Das Druckräumen ist das technisch einfachste
Räumverfahren. Hier wird der Räumdorn durch
den Stößel der Räummaschine am Werkstück vor-
bei oder durch eine vorgefertigte Öffnung des Werkzeug
Werkstückes gedrückt (Bild 2). Es ist für die Klein-
und Mittelserienfertigung besonders geeignet.
Bild 2: Räumdorn
Der Nachteil liegt in der Knickbeanspruchung des
relativ dünnen Räumdorns, die der Belastbarke it
Grenzen setzt. Außerdem können nur Werkstücke
bea rbeitet werden, die kürzer sind als die maxima- WerkzT u g
. Werkstück
le Hubhöhe der Räu m maschine.
Dieses sp ielt beim Zugräumen kaum noch eine . 1/,
Ro lle. Da das Räumwerkzeug durch Zug höher be-
lastbar ist, können größere Schnittgeschwind igkei-
ten als beim Druckräumen eingestellt werden. Da-
D
durch we rden g eringere Stückzeiten erreicht und
Bild 3: Räumnadel
ein Einsat z in der Massenfertigung lohnt trotz des
höheren technischen Aufwands bei Werkzeug und
Maschine . Das We r kzeug zum Zug r äumen Werkzeug- ----'r"
~----------~
von Werkstück-Innenkonturen ist die Räumnadel
mas.c hinen- ' ~
schhtten ~
(Bild 3).
Ein spezielles Verfahren zum Zug räumen von
Schnittrichtung ~
Außenkonturen ist das Kettenräumen. Hier wird Räumplatte
das Werkstück von Werkstückträgern, die an einer
Kette befestigt sind, aufgenommen un d an der Werkstuck ~
festst ehend en Räumplatte (Bild 4) vorbeigezogen.
Schraubräumen ist ein dem Gewindebohren ähn li-
ches Spanungsverfahren. Da s Werkstück wi rd
drehbar gelagert und durch die schraubenförmi g
angeordneten Za hnflanken des Räumwerkzeuges
so gedreht, wie es die Steigung vorgibt. Ebenso
findet es bei der Herstellu ng von Außengewinde-
flächen Anwendung.
geräumte
Innen-
Profile
m
/,: ~s
Bild 4 : Räumplatte beim Planräumen
/ . """-..
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\ . .·12'.
Vierkant
( /1. .
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1// Y . '
.·-j-·
i_ ~
Keilnabenprofil Kerbzahnprofil
Beim Formräumen füh rt das Werkzeug eine ge-
steuerte , kreisförmige Schnittbewegung aus. So
können Formflächen erzeugt w erden. Wird zusätz-
Profile c;:ff:»
Außengeräumte
3 . 7 . 11 Feinbearbeitung plateaugehont
Ein typisches Anwendungsbeispiel für die Feinbe- Schnitttiefe
arbeitung ist die Kolbenlaufbahn in Otto- und Die-
selmotoren (Bild 1). Die Zylinderbohrungen in t liWt~·~v"VY Mt~
µm 5 · 100%
einem Motorblock müssen so bearbeitet werden, Oberflächenstruktur
dass zwischen der Kolbenlaufbahn und dem Kol- der Kolbenlaufbahn
benring gute Gleiteigenschaften entstehen.
Plateaugehonte Oberflächen ergeben ein gutes Honwinkel 50" .. .75°
Gleitverhalten durch die kleine Rauheit der erhabe-
1
nen Plateauflächen (Seite 42). Schon bei kleinem
Materialabtrag ergibt sich ein hoher Materialanteil
(Traganteil). Die tieferen Riefen in der Oberfläche
Kolbenlaufbahn
haben die Aufgabe, Öl für die Schmierung aufzu- in einem Zy linderblock
nehmen. Das Einlaufverhalten von Motoren oder
Getrieben w ird dadurch verbessert. Bild 1: Feinbearbeitung einer Kolbenlaufbahn
Hon~inkel ><
Maßge~aU1~~~.1t ~ Gasdichtheit
merkmale
Ölverbrauch
• Forderungen an Feinbearbeitungs- ~
t 100
60
Bereich mit guter
$ 40 Schmierfähigkeit
verfahren
~ 20 und optimaler
• Hoher Materialanteil (Traganteil) bei Gleit- und 4i Gleiteigenschaft
> 0
Dichtflächen. 0 2 4 µm 6
gemittette Rautiefe Rz -
• Kleine Rautiefe zu r Erhöhung des Materialanteils
und der Verschleißfestigkeit. Eine Rautiefe von Bild 2: Einfluss der Rautiefe auf den Verschleiß von
Rz = 1... 3 µm ist jedoch wegen der Ölhaftung auf Laufflächen
Gleitflächen notwendig (B ild 2).
• Hohe Maß-, Form- und Lagegenauigkeit. Er-
reichbar ist der Toleranzgrad 4 oder besser. Neuhärtungszone durch
rasche Abkühlung
• Keine Schädigung der Werkstückrandzone
durch Druck oder Wärme bei der Bearbeitung. Weichhautschicht durch
hohe Schleiftemperatur
Beim Honen werden Dicht- und Gleitflächen mit
Bereich mit Zugeigen-
sehr kleinen Druckspannungen erzielt. Diese er- spannungen durch
höhen die Belastbarkeit und Dauerfestigkeit von Wärme und Druck
Funktionsteilen.
unverändertes Gefüge
An geläppten Teilen sind in der Randzone keine
Wärme- oder Druckeinflüsse erkennbar. Bild 3: Durch Schleifen geschädigte Randzone
~-
Fertigen mit Werkzeugmaschinen 203
3 .7 . 11 . 1 Honen
Moto~ Pleuelstange
Die Bo hrungen der Zy linder und Pleuel von Moto-
ren sowie der Steuergehäuse von Hydraulikventi-
len benötigen verschleißarme Schmiergleitflächen
(Bild 1). Di ese erre icht man am sichersten durch Steuergehäuse •
eines Hydraulik-
Honen, da die gehonten Flächen mit ihren gekreuz-
vent ils
ten Bearbeitungsriefen ein hervorragendes Ölhal-
tevermögen aufweisen.
Bild 1: Typische Langhub-Honbeispiele
Kennzeichnend für das Honen ist d ie Überlage-
rung der Dreh- und Axialbeweg ung beim Werk-
stoffabtrag sowie die sehr geringe Erwärmung
der Werkstückrandzone.
1
Honzeit -----
M it zu nehmender Honzeit nehmen die Maß-
und Rautiefenänderungen je Minute ab. Bild 1: Einfluss der Honzeit auf Werkstoffabtrag,
Honsteinabrieb und Rautiefe
• Kurzhubhonen
Anpresskraft
Schwingbewegung
1 t:f}
-soo
Durch Kurzhubhonen (Superfinish-Verfahren ) wer-
Hon- ·· ·.·,
den vorwiegend zylindrische Außenflächen feinbe- stein
. . .
arbeitet, z.B. Lagerstellen von Kurbelwel len oder
Wälzlagerlaufbahnen (Bild 2).
Durch die Beseitigung der beim Schleifen entstan-
Honspur Werkstück
denen Weichhaut und der Bearbeitungsriefen wird
beim Kurzhubhonen die Dauerfestigkeit von hoch- Bild 3: Bewegungen beim Kurzhubhonen
belasteten Bauteilen stark verbessert.
Die Honsteine sind in einem elektromech an isch
oder pneumatisch angetriebenen Schwingkopf be- vor dem Kurzhubhonen
festigt. Sie schwingen auf dem Werkstück in
Längsrichtung m it einer Auslenkung von 1 mm bis
6 mm quer zu den Dreh- oder Schlei/riefen der Vor-
bea rbeitung und we rden dabei mit 10 N/cm 2 bis
40 N/cm 2 gegen das sich drehende Werkstück ge-
drückt (Bild 3). Durch die kurzen, schnellen Hübe
mit einer Frequenz vo n 2300 ... 3000/min ist die
Honsteingröße begrenzt, d. h., Formfehl er können
nur innerhalb der Überdeckung des Honsteins ver-
ringert werden.
3 . 7 . 11 .2 Läppen
Beim Läppen rollen unzählige lose Körner zwi-
schen Werkstück und Läppsc he ibe ab (Bild 1). Der
Abrolleffekt mit seiner Knetwirkung führt zum
Werkstoffabtrag und im Gegensatz zum Honen zu
ungerichteten Bearbeitungsspuren.
• Einscheiben-Läppmaschine
(Bild 3 und Bild 4)
Merkmale der Einscheiben-Läppmaschine sind die
drehende Läppscheibe und die Abrichtringe.
Die Läppscheiben (Arbeitsscheiben) beste hen
meist aus feinkörnigem Gusseisen . Mittelharte Werkstücke
Läppscheiben sind gut abrichtbar und begünstigen
das Rollen der Körner. Geläppte Teile erhalten da-
durch die typische matte Oberfläche.
Für das Polierläppen werden z.B. Läppscheiben
aus Kupfer, Stahl oder Aluminium eingesetzt. Mit Bild 3: Planläppen auf einer Einscheiben-Läppmaschine
feinem Korn entstehen auf diesen „weichen"
Läppscheiben spiegelnde Flächen.
Aufgaben der Abrichtringe sind:
• Aufnahme und Führung der Werkstücke auf
Bahnkurven, die einen g leichmäßigen Abtrag
Werk-
der Läppscheibe erzielen sollen stücke
• Abrichten der Läppscheibe, indem die Abricht-
ringe am großen Durchmesser der Läppscheibe
in gleicher Drehrichtung mitgedreht werden
• Verteilen des Läppgemisches und Entfernen des
Abtrages über Nuten zum Läppscheibenrand Bild 4: Läppen mit einer Druckplatte
z,
"
, ·
.206 Fertigen m,t Werkzeugmaschinen
~~
Das Abrichten der Läppscheiben von Ein- oder
1
Zweischeiben-Läppmaschinen muss durchgeführt ' · konkave
Läppscheibe
we rden, wenn unzulässige Ebenh eitsabweichun-
gen auftreten. Ein e konvexe Form entsteht, wenn
der Abtrag außen zu g roß ist (Bild 1 ). Zur Abh ilfe Bild 1 : Verstellung der Abrichtringe bei
we rden die Abrichtringe in Stufen von 2,5 mm Ebenheitsabweichungen
nach innen verstellt, bis d ie Ebenheit erreicht ist.
Bei einer konkaven Läppscheibe werden d ie Ab-
ric htringe n ach außen verstellt.
®
4 Wodurch kann eine tonnenförmige Zylinder-
abweichung beim Langhubhonen korrigiert
werden?
5 Welche Wirkung hat ein hoher Anpressdruck Schneidplatte Mischerscheibe
C
Sicherungsring
(HM) (Oxidkeramik) (Stahl)
auf den Läppvorgang?
6 Warum muss beim Läppen ein gleichmäßi- Bild 4: Auf Einscheiben- und Zweischeiben-
ger Abtrag der Läppscheibe erreicht werden? Läppmaschinen geläppte Teile
..
, -
.208 Fertigen m,t Werkzeugmaschinen
1
tallischen Werkstoffe bearbeitet we rden.
Man unterscheidet funkenerosives Senken (Senk-
Werkst ück Vorschub
erodieren) und funkenerosives Schneiden (Draht-
erodieren) (Bild 1).
Bild 1: Verfahren des funkenerosiven Abtragens
• Abtragvorgang (Bild 3)
Aufbau der Spannung. Werkstück und Elektrode
werden an eine von einem Generator erzeugte pul-
sierende Gleichspannung von 20 bis 150 V ange-
schlossen. Die Werkze ugelektrode wird dem Werk-
stück bis auf einen kleinen Abstand, dem Funken-
spalt, genähert.
Entladungsvorgang. Zwischen El ektrod e u nd Bild 2: Aufbau einer Senkerodieranlage
Werkstück befindet sich ein e elektrisch nicht lei-
tende Flüssigkeit, das Dielektrikum. An der engs-
ten Stelle des Funkenspaltes sammeln sich unter
der Wirkung des elektrischen Feldes Ionen und Elektrode
We rkst offteilchen. Di ese Kon zentration führt zu
Dielek-
einem Fu nken überschlag. Der Entladungsstrom trikum
steigt bis auf den einstellbaren Höchstwert von Werkstück
0,5 A bis 80 A an. Im Entladungskanal entstehen ""-""-'-'-"-''"'
Temperaturen bis zu 12 000 ' C, die zum Schmelzen
und Verdam pfen von Werkstoffteilchen führen.
Abtragung. Am Ende d es elektrischen Impulses
bricht der Entladungskanal zusammen. Die Werk- ~
stoffteilchen werden aus dem Kanal h erausge-
schleudert. Jeder einzelne Funke erzeugt eine klei-
ne kraterförmige Vertiefung. Die erod ierte Werk-
stückform ist das Ergebnis vieler solcher Ve rtiefun-
@ Entladungs-
kanal
M
@ Abtragung ® erodierte
Oberfläche
gen. Auch an der Elektrode tritt ein Abtrag (Ver-
schleiß) auf. Bild 3: Abtragvorgang
Fertigen mit Werkzeugmaschinen 209
~
• Elektrische Kenngrößen u
Der Generator erzeugt eine Folge von Impulsen 40 120
und Impulspausen. Die Werte für die Spannung U, A V
100
die Stromstärke I, die Impulsdauer t, und die Im- 30
pulspause t 0 sind einstellbar und werden m eist
durch ein Programm gesteuert. Jeder einzelne Im- 20 60
puls besteht aus der Zeit für den Aufbau des Ent- 40
10
ladungskanals unter der Wirkung der Zündspan- 20
nung und der eigentlichen Entladungszeit (Bild 1).
J e höher die eingestellte Stromstärke und je grö- 200 300
ßer die Impulsdauer im Verhältnis zur Impulspause
Impulsdauer Ci Pause t0
ist, desto größer ist die abgetragene Werkstoff-
menge und desto geringer sind Formgenauigkeit
und Oberflächengüte (Bild 2). Bild 1: Zeitlicher Verlauf der Entladung
• Dielektrikum
Als Dielektrikum werden Mineralöle oder syntheti-
sche Kohlenwasserstoffe, beim funkenerosiven Mögliche Ursachen der Formabweichungen:
Schneiden auch entsalztes (entionisiertes) Wasser, • hoher Impulsstrom · lange Impulsdauer
• kurze Impulspausen · unzureichende Spülung
ve rwendet. Abtrag, Zersetzungsprodukte und die
entstehende Wärme müssen vom Dielektrikum ab- Bild 3: Formabweichungen beim Senkerodieren
geführt werden. Daher sind eine intensive Spü-
lung, Filterung, Küh lung und regelmäßige Erneue-
rung des Dielektrikums erforderlich. Wegen der
entstehenden Dämpfe und Zerfallsprodukte sind Rautiefe
Absaugungen sowie das strikte Einhalten der Ar-
wieder
beits- und Brandschutzbestimmungen erforderlich. erstarrte
Schicht
• Abtragleistung
Der beim Senkerodieren je Minute mögliche Werk-
stoffabtrag hängt im Wesentlichen ab von
• dem Werkstück- und Elektrodenwerkstoff, unbeeinflusster Werkstoff
• Elektroden
Abmessungen. Die Größe des Funkenspaltes und
der Elektrodenverschleiß müssen bei der Herstel-
lung der Elektroden berücksichtigt werden. Da die
Stromstärke und damit der Funkenspalt beim Fer-
tigerodieren kleiner als beim Vorerodieren gewählt ~ -,,,,.,-p,,,,
w ird, sind auch die Untermaße bei den Sehlicht- t..JI. ___ ~ -_J 0
elektroden kleiner als bei den Schruppelektroden.
- .i
Werkstoffe. Die Elektrodenwerkstoffe müssen
elektrisch leitend sein und einen hohen Schmelz- -- -~ ------~
Graf1telektrode
.
1
punkt sowie einen kleinen elektrischen W ider-
Bild 1: Grafitelektrode mit erodiertem
stand besitzen. Verwendet werden vor allem Grafit Schmiedegesenk
(Bild 1), Kupfer (Bild 2), Wolfram-Kupfer und Kup-
fer-Zink-Legierungen (Tabelle 1).
; anetärgecät
Tabelle 1: Elektrodenwerkstoffe
Elektroden- Eigenschaften Anwendung
Werkstoff der Elektrode
Grafit durch HSC-Fräsen Stahl und rost-
leicht zu bearbeiten, freier Stah l
geringer Verschleiß
Kupfer gut zu bearbeiten, Stahl und rost-
hohe Abtragleistung, freier Stahl
mittlerer Verschleiß
Wolfram- geringer Verschleiß Werkzeugstähle,
Kupfer bei Hartmetall Hartmetall
Messing- vernachlässigbarer zum Draht-
draht Verschleiß am Draht erodieren
Sechskantmutter
mit Kuge lpfanne
Spanneisen mit
abgeflachter Kugel
Bolzen mit
Kugelfläche - -\------lC:::
Kugeldruck-
schraube
Bild 1: Spannvorrichtung
Dreipunktauflage
Rohe Werkstücke {Bild 1J werden zum Spannen auf drei nicht in einer
Reihe stehenden Punkten aufgelegt 1Bild 21. Die Auflagepunkte sol len
./ @P2;~ ---·· Werkstück
Bild 2: Dreipunktauflage
1H
te werden durch Schrauben, Kniehebel, Spannkur-
ven oder Spannexzenter aufgebracht. F
Vorteile:
• Große Spannkräfte
• Selbsthemmung
der Spannelemente
Nachteile·
• Zeit raubendes
Spannen
• Ungleiche Spann-
kräfte, Gefahr des
:t _.
W erk-
Fs,
r
Verspannens
Treppenbock als
Spannunlerlage
• Spannschrauben, Spanneisen und Spannsch raube
Spannunterlagen
Spanneisen
Oft werden Werkstücke mit T-Nutenschra uben,
Spannmuttern, Spanneisen und Spannunterlagen Bild 1: Spanneisen
auf den Maschinentisch gespannt (Bild 1).
Das Spannei sen wirkt als einseitiger Hebel (Bild 1).
Je näher die Spannschraube am Werkstück liegt,
umso größer ist die Spannkraft. Das Spanneisen
sollte also so angelegt werden. dass der Abstand a
möglichst klein ist.
Beispiel: W ie groß ist die Spannkraft Fsp bei F = 4,6 kN,
11 = 60 mm und 12 =95 mm (Bild 1)7
Bei Spanneisen muss die Spannschra ube mög- Bild 2: Verstellbare Spannunterlagen
liehst nahe am Werkstück angebracht werden.
• Flachspanner
Mit Flachspannern oder Tiefspannern werden fla-
che Werkstücke so gespannt, dass das Werkzeug
beim Bearbeiten nicht behindert w ird (Bild 4).
Durch die Schrägstellung der Spannschraube wird
das Werkstück beim Spannen gegen d ie An lage
und gleichzeitig auf den Maschinentisch gepresst. Bild 4: Flachspanner
'
'l •
214 Fertigen mit Werkzeugmaschinen
Eigenschaften
von Kniehebel· und Exzenterspannern:
• Schnelles Heranbringen und Zurückziehen
des Spannteils
• Selbsthemmung des Spannelementes Bild 1: Kniehebelspanner
1
• Geringere Spannkraft als beim Spannen mit selbsthemmende Spannlage
Schrauben
• Pendelauflagen
Werkstücke, z.B. Gussstücke, müssen oft an den un-
bearbeiteten Flächen gespannt werden. Da diese Flä-
Bild 4: Spannen ohne pendelnde Auflagen
chen nicht genau eben und meist leicht geneigt sind,
können sich die Werkstücke beim unsachgemäßen
Spannen verformen (Bild 4) . Um Verformungen
beim Spannen zu vermeiden, müssen sich die
Spannelemente den geneigten Flächen anpassen
können. Für diese Anforderung eignen sich z.B. pen-
delnde Auflagen (Bild 51.
Feldlinien Werkstück
3 -7 _13_3 Magnetisches Spannen
Mit Magnetspannplatten können nur ferromagneti-
sche (magnetisierbare) Werkstoffe gespannt wer-
den. Die Magnetfeldlinien schließen sich durch die
zu spannenden Werkstücke hindurch und halten
diese im magnetischen Feld fest (Bild 3). Elektro-
Dauermagnetspannplatten benötigen zum Um-
schalten von Spannen auf Entspann en oder um-
gekehrt nur einen kurzen Stromimpuls. Zur Erzeu- Polteilung
gung der Spannkraft werden z.B. Dauermagnetker-
ne durch das Magnetfeld vo n Elektrospu len auf- Bild 3: Magnetisches Spannen
magnetisiert. Während der Bearbeitung wird das
Werkstück durch die Dauermagnete gehalten. Die
Platte ist stromlos und erwärmt sich nicht. Dadurch
ergibt sich eine hohe Bearbeitungsgenauigkeit.
Zum v erformungsarmen Spannen von unebenen
und gebogenen Werkstücken setzt man Magnet-
spannplatten mit beweglichen Magnet polen ein
(Bild 4).
1
erzeuger, Steuerventilen und Spannzylindern. Zur
Druckerzeugung di enen Handpumpen, lufthydrau-
lische Druck übersetzer und elektro-hydraulische
Pumpenaggregate.
Handpumpen werden in der Montagetechnik, bei
fehlender Druckluft oder fehlendem elektrischen
Netz verwendet.
Lulthydraulische Druckübersetzer wandeln den
niedrigen Betri ebsdruck einer Druckluftanlage in
einen hohen, hydraulischen Spanndruck um (Seite
5411.
Mit elektrohydraulischen Pumpenaggregaten sind
die meisten hydraulischen Spanneinrichtungen an Pumpe Filter Behälter
Werkzeugmaschinen ausgerüstet (Bild 1). Sie be-
Bild 1: Elektrohydraulisches Pumpenaggregat
stehen aus dem Ölbehälter, dem Elektromotor m it
Hydraulikpumpe, dem Druckbegrenzungsventil,
Druckschalter, Wegeve ntil und Manometer.
Hydraulische Spannzylinder können z.B. als Ein -
schraubzylinder in die Vorric htungen einge-
schraubt oder z.B. als Zugzylinder aufgeschraubt
werden (Bild 2).
Bei Schwenkspannern können die Werkstücke von
oben eingelegt werden (Bild 3). Beim Spannen und
Entspannen dient ein Teil des Gesamthubes zum
Drehen des Ko lbens und damit der Spannpratze.
Durch den anschließenden Spannhub w ird das
Bild 2: Hydraulische Spannzylinder
Werkstück gespannt.
Schwenkspanner werden dort eingesetzt, wo die
Spannpunkte wäh rend des Einlegens und Heraus-
nehmens der Werkstücke frei sein müssen.
1
Bild 1: Passbohrung in Gewindebohrung
ka nn durch Verwendung von Aufbauteilen halbiert
werden.
• Rechnergestützte Planungshilfen ~
• • ~ ~ Passbohrung
• •
Gewinde-
über die zur Verfügung stehenden Systemteile ent- ~ ~ ~ 1/ bohrung
halten. Dies vereinfacht die Neukonst ruktion, di e
Dokumentation für einen späteren Nachbau sowie
die Vorlagen für ähnliche Konstruktio nen wesent-
lic h.
~
• • ~ ~
3 . 7. 14 Fertigungsbeispiel Spannpratze
Mit hydraulischen Spannelementen werden Werkstücke in Vorrichtungen oder direkt auf Maschinenti-
sche gespannt (Bild 1 und Bild 2). Die Spannpratze (1) wirkt als zweiseitiger Hebel und überträgt dabei die
Druckkraft des Einschraubzylinders (12) auf die Spannschraube (10), die auf das Werkstück drückt. Die
Spannkraft kann durch den Druck am Hydrau likzylinder eingestellt werden. Fährt der Kolben mit der
Druckschraube 12) zurück, kann die Spannpratze von Hand zurückgezogen werden. Das Werkstück liegt
nun frei und kann aus der Vorrichtung entnommen werden. Bei unterschiedlich dicken Werkstücken stellt
sich die Spannpratze etwas schräg. Diese Schrägstellung der Spannpratze zur Sechskantschraube (5)
w ird durch die Kugelscheibe (7) und die Kegelpfanne (8) ausgeglichen.
4 7 Spannpratze
12
11 Werkstückauftagen
Fräsmaschinentisch
l~I~ ~ff4
4 1 Scheibe ISO 7090 - 13 - 2DOHV
•I ~ i 37 M M12 ·
1
5
6
1
1
Sechskantschraube ISO 4014 - M12 x 130-8.8
Mutter DIN 508- M12 x 25
12 1 Hydraulik
Einschraubzylinder 0 16x 12
nötigten Zeiten eingetragen. Damit erhält der Be- 40 Fräsen Nut 10 x 32 Bohrnutenfräser 0 10
1
trieb genaue Werte für die Belegung der Maschi- 50 Fräsen Langloch 14 x 35 Bohrnutenfräser 0 14
n en und für d ie Nachkalkulatio n.
Bohren 0 10,2; Spiralbohrer 0 10,2;
60
Senken Kegelsenker 90°
• Fertigungsschritte 70 Gewindebohren M12 Gew indebohrer M 12
Die Spannpratzen we rd en aus warm gewalztem 80 Entgraten Flachfeile
Flachstah l 45 mm x 30 mm hergestellt. Vergüten
90 (Rm: 900 N/mm 2)
Ablängen des Rohteiles (Bild 2)
Werkzeug: HSS-Sägeblatt 0 200 x 2,5 100 Nut randschichthärten
110 Phosphatieren
Tabelle 1: Schnittwerte für HSS-Sägeblätter
Art der Stahl mit der Zugfestigkeit Rm Gusseisen
Bearbeitung bis bis bis bis Bild 1: Arbeitsplan (Auszug)
600 N/mm2 800 N/mm2 1000 N/mm2 180HB
~~~en~~; 1 vc 35 .. 40 25 .. 30 15 .. 20 20 .. 30
vc = 25~ ;
m,n
v,=2Dm'.11
m,n
Die Drehzahl kann entweder aus einem Drehzahl-
1
Diag ramm (Bild 3) entnommen oder berechnet
werden:
Bild 2: Ablängen des Rohteiles
n = ~ = 25 m/min = 40___!_
rc . d n . 0,2 m min
Das Ende der Stange wird zuerst gerade gesägt, da- 200 ~~-~~~=~~~~~~~~
nach der Anschlag der Kreissäge auf die Länge der m/min 1--+-+-"-"--'---A--1,L.1-..,<.+-.<-~R----A-- "
Spannpratze eingestellt. Nachdem d ie Vorschubge- 120 H-+----j----j--,f--J"-+-A--.4-+,,__----Y----1,'------,1
schw indigkeit und d ie Drehzahl ermittelt und einge- 100 H -+~--A--h.<--1.,4--J<:...+;LJ.-,<c.+,,<+..-,,:.-1
stellt sind, wird mit zugeschaltetem Küh lsch mier- 80
stoff das erst e Stück 124 mm lang abgesägt . Die 60
50 h/':...+,.Y-,,<i•
Stirnseiten werden nicht mehr bearbeitet. Wenn d ie
40 1--+-A---A---JL+ •
eingestellte Länge stimmt, können die weiteren Stü-
cke ebenfalls abgesägt werden. Steht eine Säge mit 30 l<+.,4--A'--IA--,4
25 1-,1<:....,.:...+-,,"1-i,.t::.4.,4.;i;;.4,4~4,,4-,,'...j
selbsttätigem Stangenvorschub zur Verfüg ung,
20 1----h,<-+---A---JL.l--A--l,'-+--'A
kann d ie gewünschte Stückzahl eingest ellt werden.
15 r-+A--A'--IA--,A'-+A--J,'-
Alle ermittelten Drehzahlen können an Maschinen 121A--J,'--l,.Y--Jl'-+A---4'4,L-: -,'-'--+- -1
mit stufenlosem A ntrieb direkt eingestellt werden. 10
1012 15 20 2530 40 5060 80100 150 mm 300
Besitzen die Maschinen gestufte Drehzahlen, w ird Durchmesser d -
bei HSS-Werkzeugen wegen der Standzeit die
nächstniedrigere Drehza hl gewählt. Bild 3: Drehzahl-Diagramm
.
Fertigen mit Werkzeugmaschinen 221
1
gesenkt.
Das Gewinde w ird auf der Bohrmaschine geschnit-
t en. Schn eidöl vermindert die Reibung und erhöht
damit d ie Oberflächenqualität des Gewindes un d
die Standzeit der Gewindebohrer.
Gewählte Werte (Tabelle 2): vc = 10 m/min
n = ~ = 10 m/ min = 265 _!_
n · d ;,; · 0,01 2 m min
Bohren Senken Gewindebo hren
Abschließende Fertigungsschritte
Bild 1: Gewindebohren M12
Nach der spanenden Bearbeit ung w ird das Werk-
stück entgratet A nsch ließend werden Maße, Form Tabelle 2: Schnittwerte für HSS-Gewindebohrer
und Oberflächen geprüft. Danach wird das ganze Zugfestig- Schnittge· Werkzeug~
Tei l vergütet und die 10 mm breite Nut rand- Werkstoff keit Rm schwindigkeit typ nach
schichtgehärtet. Nach dem Vergüten erhält die inN/mm2 vc in m/min DIN 1836
Oberfläche durch Phosphatieren einen Korrosions- Untegierte bis 700 16 N
schutz und ein schöneres Aussehen. Stähle über 700
10 H(N)
Legie rte Stähle bis 1000
• Mögliche Maßnahmen zur Einsparung
von Fertigungskosten
Werkstoff: Bei blankgezogenem Rechteckstahl Rüst- und Nebenzeiten: Die Zeiten für den Wech-
40 x 25 entfällt die Bearbeitung der Außenflächen; sel der Werkzeuge können verringert werden,
bei w armgewalztem St ahl 40 x 25 könnte durch wenn m ehrere Spa nnpratzen in einer Au fspan-
Plansch leifen lediglich die Walzhaut weggenom- nung bearbeitet werden.
m en werden. Kleinere Fertigungstiefe durch Frem daufträge:
NC-Bearbeitung: Die Nut, das Langloch und die Manche Fertigungsverfah ren erfordern besonde-
Gew indeb ohrung we rden in ein er Aufspa nnung re Maschin en und Einricht ungen, z.B. für die Wär-
auf einer NC-Fräsmaschine gefertigt. Durch auto- mebehandlung, oder An lagen, die st rengen Um-
matischen Werkzeugwechsel kann die Fertigungs- weltauflagen unterliegen, z. B. Phosphatieranla-
zeit verkü rzt werden. gen. Solch e Einrichtungen loh nen sich nur bei
Werkzeuge: M it Hartmeta llwerkzeugen können die g uter Auslastu ng. Aufträge dafür werden deshalb
Schnittgeschwindigkeiten beim Fräsen erhöht und oft an andere Firmen vergeben.
damit die Bearbeitungszeiten verkürzt werden.
Spannscheibe S275JR
• Kraftschlüssiges Fügen
Be im kraftschlüssigen Fügen we rden Kräfte und
Drehmo mente durch Reibungskräfte übertragen, Bild 2: Drehmomentübertragung durch Formschluss
die durch das Aufeinanderpressen von Bauteilen
entstehen (Bild 3).
Bei der Kreissägewelle (Bild 1) z.B. wird beim An- ~FN~ Bauteil, z.B. Werk-
zeugsch litten
ziehen der Sechskantmutter (Pos. 6) das Sägeblatt
zw ischen der Anlage (Pos. 3) und der Spannschei-
be (Pos. 4) verspannt. Die Reibungskräfte an den
I<= ._!_
Berührungsstellen des Sägeblattes nehmen das
Sägeblatt mit. Bild 3: Reibungskraft FR
;. .
, 'l 2 24 Fugen
•
hängig, ob sich die Bauteile aufeinander bewegen (Bewegungsrei- '
1
bung) oder ob sie sich auch unter Krafteinwirkung nicht gegen-
einander versch ieben (Haftreibung).
1
1 Die Reibungskraft wirkt immer der Bewegungsrichtung entgegen. M ittelachsen verscho ben
(vergrößert gezeichnet)
Kraftschlüssige Verbindungen sind
Bild 2: Keilverbindung
• Schraubenverbindungen • Kegelverbindungen
• Klemmverbindungen • Einscheibenkupplungen Verbindungen
feste [ bew egliche
Beispiel: Die Spannscheiben werden durch Anziehen der Sechskantmutter mit
einer Kraft von 25 kN gegen das Sägeblatt gepresst (Bild 1). Wie groß lösbarew~
ist bei 2 Reibflächen undµ = 0, 1 die entstehende Reibungskraft FA?
Lösung: F" = µ. FN . 2 = 0, 1 25 000 N 2 = 5000 N v~· .2
1
mKeilwelle
• Vorgespannt formschlüssiges Fügen
~a
unlösbare
Beim vorgespannt formschlüssigen Fügen erfolgt die Drehmoment-
-
übertragung zunächst kraftsch lüssig. Eingetriebene Keile (Bild 2) ver-
spannen Welle und Nabe, wobei der Keil seitlich in der Nabennut nicht
anl iegt. Beim Überschreiten der Reibungskraft wird das Drehmoment
~
hauptsächlich formschlüssig übertragen, weil jetzt die Seitenflächen
von Wellen- und Nabennut am Keil anliegen.
nietet
Vorgespannt formschlüssige Verbindungen sind
• Kei lverbindungen • Kegelverbindungen Bild 3: Feste und bewegliche
Verbindungen
• Stirnzahnverbindungen mit Scheibenfedern
• Stoffschlüssiges Fügen
Beim stoffschlüssigen Fügen werden die Werkstücke durch Kohä-
sions- und Adhäsionskräfte zusammengehalten. So ist z.B. das La-
gergehäuse (Bild 1, vorherige Seite) aus zwei Teilen zusammenge-
schweißt.
a•
Formschlüssiges
abe Passfede,
Fügen durch
ineinander passende
We~
Formen
Passfederverbindung Keilwellenverbindung
Zyl i n d e , s t ~
stift - e g e ~
K
. · --·-- ·
~ Stiftverbindungen
i
Bolzenverbindung Passschraubenverbindung
Kraftschlüssiges
Fügen durch
Reibungskräfte
•
Schraubenverbindung Kegelverbindung
Klemmverbindung Einscheibenkupplung
Vorgespannt form-
schlüssiges Fügen
durch Kraft- und
Formschluss
Stoffschlüssiges
Fügen durch
Kohäsions- und
Adhäsionskräfte
1
Beim Längseinpressen werden die Bauteile mithilfe einer Presse gefügt (Bild 1). Wei l scharfkantige Innen-
teile beim Einpressen die Rauheitsspitzen der Bohrungsfläche abschaben und damit den Bohrungsdurch-
messer vergrößern und die Haftkraft verringern würden, erhält das Innenteil eine 2 b is 5 mm lange Ein-
pressfase mit einem W inkel von maximal 5°. Das Einölen der Fügeflächen vor dem Einpressen verh indert
das Festfressen der Bauteile.
~.:7
• Vorgeschriebene Anwärmtemperaturen sind
genau einzuhalten, um Gefügeänderungen zu
vermeiden. ····-"'~'~8. ~
• Große, sperrige Teile sind g leichmäßig zu er-
wärmen, da sie sich sonst verziehen. [10
• Wärmeempfindliche Teile, z.B. Dichtungen,
müssen vor dem Erwärmen entfernt werden .
im
Als Kühlmittel dienen Trockeneis (festes Kohlen-
dioxid, bis -79°C) und flüssiger Stickstoff Ibis
-190 °C). Beim W iedererwärmen dehnt sich das In-
~-,
~
nenteil und bildet mit dem Außentei l die Pressver-
bindung.
Bei allen Arbeiten mit Kühlmitteln sind die Unfall-
verhütungsvorschriften genau zu beachten.
Wellenzapfen dehnt sich
gekühlter Wellenzapfen beim Erwärmen auf
Die Maßvergrößerung durch Erwärmen eines wird gefügt Raumtemperatur aus
zuvor abgekühlten Bauteiles mit Außenpass-
flächen bezeichnet man als Dehnen. Bild 3: Pressverbindung durch Kühlen
,.
Fugen 227,
3 .8 .2 .2 Schnappverbindungen
~·='! """"'"Ej
Schnappverbindung mit federnden Haken
Bei den Schnappverbindungen wird die Elastizität
Bild 2: Bauformen von Schnappverbindungen
der Werkstoffe, meist Kunststoffe oder Federstahl,
für die Verbindung zweier Bauteile ausgenutzt.
s ~e rm
Eine Kugel, ein Stirnwulst oder ein Haken greifen vor dem Fügen nach dem Fügen
in die Hinterschneidung des anderen Teils ein und
bilden eine formschlüssige Verbindung (Bild 2).
Mindestens ein Teil der Verbindung muss aus elas-
tischem Werkstoff sein, der sich beim Fü gen oder unlösbare Schnappverbindung
Lösen um die Wulsthöhe verform en lässt.
Man unterscheidet unlösbare und lösbare
Schnappverbindungen (Bild 3). Unlösbare Verbi n-
S =! lösbare Schnappverbindung
$
dungen haben auf ihrer Innenseite eine Planfläche,
die das Trennen der Teile verhindert. Bei lösbaren Bild 3: Arten von Schnappverbindungen
Verbindungen haben die Wülste in beiden Bewe-
gungsrichtungen Schrägen.
~ vor dem Fügen nach dem Fügen
Bei Schnappverbindungen verformt sich ein Fü-
geteil elastisch und verhakt anschließend lösbar
oder unlösbar.
Durch Schnappverbindungen mit zusätzlichen Be-
festigungselementen werden z. B. Zierleisten aus
Kunststoff mit Pkw-Karosserieteilen gefügt.
Typische Befestigu ngselemente für Schnappver-
bindungen sind Klammern und Klipse, die geringe
4'? <Omm,m.o
~Klipse~
1
Deckel
zum Befestigen von Bremsbelägen, im Maschinenbau zum Befesti-
Klebstoff als dauer-
gen von Buchsen und Lagern, zum Sichern von Schrauben und zum , - ~elastische Dichtung
Abdichten von Gehäusen verwendet (Bild 1). Gehäuse
Getriebeabdichtung
Vorteile Nachteile
• Keine Gefügeänderung • Große Fügeflächen nötig
• Gleichmäßige Spannungs- • Geringe Dauerfestigkeit
'
verteilung • Geringe Warmfestigkeit
• Viele Werkstoffkombinati onen • Teilweise lange und Schraubensicherung
• Dichte Verbindungen komplizierte Aushärtu ng
Bild 1: Klebeverbindungen
• Wenig Passarbeit erforderlich
durch besondere Maßnahmen, z.B. durch Bördeln oder Nieten, ver- Bild 3: Ausführung von Klebe-
hindert werden. verbindungen
t:J
Abschälen beansprucht werd en. Abscherung
• Klebstoffarten ~
günstig
.T
' ungünstig
j
Schmelzklebstoffe erstarren rein physikalisch durch Abkühlung.
Nassklebstoffe härten durch Verdunsten eines Lösungsmittels. Schäl- und
Biegebean-
Reaktionsklebstoffe sind die am häufigsten verwendeten Klebstoffe spruchung
für Metalle (Tabelle 1, folgende Seite). Sie härten du rch eine chem i-
sche Reaktio n aus. Nach der Vera rbeitu ngstemperatu r werden sie in
Wa rm- und Kaltkleber, nach der Zusammensetzung in Ein- und Zwei- Bild 4: Beanspruchung von
Komponentenkleber unterteilt. Klebeverbindungen
'
Fugen 229
Tabelle 1: Reaktionsklebstoffe
• Aushärten
Viele Klebstoffe, die während des Auftragens honigartig zäh sind, werden bei Aushärtungsbeginn dünn-
flüssig. Daher müssen die Fügeteile gegen Verschieben gesichert, bei einigen Klebstoffen zusätzlich ge-
presst werden. Zeit und Temperatur der Aushärtung ri chten sich nach der Klebstoffart und sind den
Herstellervorschriften zu entnehmen.
3 .8 .4 Löten
Löten ist ein stoffschlüssiges Fügen und Beschich-
ten von Werkstoffen mithilfe eines geschmolzenen
Zusatzmetalls. dem Lot. Die Schmelztemperatur
des Lotes liegt unterhalb der Schmelztemperatur
der zu verbindenden Grundwerkstoffe. Die Grund-
werkstoffe werden vom Lot benetzt, ohne ge-
schmolzen zu werden. Das Löten erfolgt vielfach
unter Anwend ung von Flussmitteln, Schutzgasen
1
oder im Vakuum.
Durch das Löten entstehen unlösbare, stottschlüssi-
ge Verbindungen, die fest. dicht und leitfähig für
Wärme und elektrischen Strom sind {Bild 1). Die zu
verbindenden Grundwerkstoffe können sehr unter-
schied liche Eigenschaften und Zusammensetzung
haben, sofern das Lot sich mit beiden Stoffen ver-
Bild 1: Löten eines Kupferrohres
bindet. So können z. 8. Hartmetall-Schneidplatten
auf Drehmeißel schäfte aus Baustahl gelötet w erden.
1 Der Lötspalt soll 0,05 mm bis 0,2 mm breit sein. 0 '----'-'~'---'~= "--- - ' -- - ' - - - ' - -
0 0,05 0, 1 0,2 0,3 0,4 mm 0,5
Lötspalttiefen über 15 mm sollten verm ieden wer- Spaltbreite~
den, da sie meist nur ungenügend gefüllt werden.
Bei richtiger Bemessung des Lötspaltes und rich- richtig noch 1 zu weit
tiger Wahl des Lotes erreichen die Lötverbindun- zu eng
gen die gleiche Belastbarkeit wie die Grundwerk-
stoffe. Bild 1: Steighöhe des Lotes in Abhängigkeit
von der Breite des Lötspaltes
:
(Bild 1). Beim Überschreiten der maximalen Löt-
3 680 e;~;i!~~tu r ~E-~.c. ~ ~ L ot benetzt
temperatur verzundert das Werkstück und das Lot dl <1)
~ Löttempera- e
,s::. E
versprödet. Der Wirktemperaturbereich ist der Be- E c>:li i~
1
turbereich ~lotwirdbreiig
reich , in dem das Flussmittel das Benetzen des ~ 600
Werkstückes durch das Lot ermöglicht (Bild 1). 550 u~ e~~l:_k.:_ _ _
temperatur ~ ~?~s~~~\~:r~~ginnt
zu w irken
Arbeitsregeln
Lot Flussmittel
• Werkstück und Lot sollen rasch und gleich- ~ / Lot und Flussmittel
mäßig erwärmt werden. ~ n o c h fest
• Arbeitstemperatur und maximale Löttempe-
ratur begrenzen den Löttemperaturbereich. Bild 1: Wichtige Löttemperaturen für das
Lot L-Ag30Cd und das Flussmittel FH10
• Der Wirktemperaturbereich des Flussmittels
muss größer sein als der Löttemperaturbe-
reich. Tabelle 1: Lötverfahren und Arbeitstemperatur
Hochtemperatur-
Weichlöten Hartlöten
löten
3.8.4 .2 Lötverfahren
unter 450°C über 450 °C über 900°C
• Einteilung der Lötverfahren nach der mit Flussmittel m it Fl ussmittel, unter Schutzgas
Arbeitstemperatur (Tabelle 1) unter Schutzgas oder im Vakuum
oder im Vakuum
Beim Weichlöten liegt die Arbeitstemperatur unter
450 °C. Das Weichlöten wendet man an, wenn dich-
te oder leitfähige Verbindungen erforderlich sind
und an die Belastbarkeit keine hohen Ansprüche Art der Lötspalttiefe Lötspalttiefe zusätzliche
Lötstelle genng vergrößert Erhöhung
gestellt werden oder wenn die zu lötenden Bauteile der Festigkeit
wärmeempfindlich sind. Durch formschlüssige Ge-
Blechnaht
staltung kann die Belastbarkeit der Weichlötstelle gerade
erhöht werden (Bild 2).
Beim Hartlöten liegt die Arbeitstemperatur über
450°C. Hartlötverbindungen können als Stumpf-
stoß ausgeführt werden; eine Vergrößerung der
Spalttiefe erhöht die Festigkeit (Bi ld 2).
Hochtemperaturlöten ist ein Löten unter Schutz-
gas oder im Vakuum mit Loten, deren Arbeitstem-
Blech naht
T-förmig
rL
peratur über 900 °C liegt. Rundteil
mit Flachteil
Beim Tauchlöten werden die Werkstücke in einem Eignung zum sehr gut unnötiger
möglich
Hartföten geeignet Aufwand
Bad aus flüssigem Lot auf Löttemperatur erwärmt,
wobei das geschmolzene Lot den Lötspalt ausfü llt. Bild 2: Lötverfahren und Form der Lötstelle
'
Fugen 233
~
löten),
• Löten durch Flüssigkeiten (Lotbadlöten, Tauch-
löten), Flamme -
/ Flamme_.- / Lotformteil
• Löten durch Strahlen (Laserstrah ll öten), (J ,J
a a
(Folie)
• Löten d urch elektrischen Strom (Widerstands-
Lot angeset zt Lot eingelegt
löten, Induktionslöten).
Beim Flammlöten werden die zu verbindenden Teile
mit einer Gasflamme erwärmt. Das Lot wird erst zu- Bild 1: Flammlöten
geführt, wenn die Lötstelle die Arbeitstemperatur er-
reicht hat. Werden Lotformteile eingelegt, so m uss
die zugefü hrte Wä rme über das Werkstück zum Lot
fließen, andernfa lls würde das Lot überhitzt (Bild 1).
Beim Kolbenlöten werden die Werkstücke an der
Lötstelle durch einen Lötkolben erwärmt (Bild 2).
Kolbenlöten ist nur zum Weichlöten geeignet. Der
Lötkolben w ird elektrisch oder m it Gas beheizt. Tem-
perat urgeregelte Löt kolben sind besonders bei län-
geren Arbeitsunterbrechungen oder zum Löten von
wä rmeempfindlichen Bauelementen vorteilhaft.
Die Spitze des Lötkolbens besteht aus Kupfer oder
einer Kupf erlegierung. Die erwärmte Lötkolben-
spitze m uss vor Beginn der Lötarbeit von Oxiden
gereini gt und d urch Lotzugabe verzinnt werden .
Bild 2: Kolbenlöten
3 .8 .4 .3 Lote
Als Lote werden Legierun gen, seltener reine Metal-
le, verwe ndet, d eren Schmelzpunkt unter dem
Hartlote für Schwermetalle werden nach ihrer Zusammensetzung, ihrer Verwendung und ihrer Arbeits-
temperatur unterteilt (Tabelle 1). Zum Hochtempe raturlöten werden Hartlote von großer Reinheit ver-
wendet, vorwiegend Nickel -Chromlegierungen oder Silber-Gold-Palladium-Leg ieru ngen.
1
AG 207 B-Cu48ZnAg 800/830 800 ... 830 °C
Silberhaltige Hartlote AG 203 B-Ag44CuZn-675/735 675 ... 735 °C Stah l, Cu, Ni und deren Legierungen
AG 304 B-A g40ZnCdCu 595/630 595 .. 630 °C
Phosphorhaltige Kupfer und Nickelfreie Legieru ngen,
CP 105 8-Cu92PAg 650/810 650 .. 810 °C
Hartlote nicht für Stahl oder Nickelwerkstoffe
Kupferlote bestehen aus sa uerstofffreiem Kupfer oder Kupferlegierungen mit Zink und Zinn. Sie werden
zum Hartlöten von Eisen-, Kupfer- und Nickelwerkstoffen verwendet. Die Arbeitstemperaturen l iegen
zwischen 825°C und 1100°c.
Silberhaltige Hartlote besitzen niedrigere Arbeitstemperaturen als Kupferlote. Die niedrigste Arbeits-
temperatur ist mit cadmiumhaltigen Loten zu erreichen. Da Cadmium sehr giftig ist, ist die Verwendung
von cadmiumhaltig en Lot en nur in begründeten Ausnahmefällen und mit entsprechenden Sicherheits-
vorkehrungen zulässig.
kann auch durch Löte n unter Schutzgas oder im Vakuum verhindert 610 Lot ----~~ ~;~~~i~!!s-
Werkst ück t em peratur
werden.
Die Auswahl des Flussmittels richtet sich nach dem zu lötenden ·----=~==-~~.;~.; ~~~~~:~.
Grundwerkstoff und dem Lötverfahren, vor allem aber nach der Ar- 3550
Lot ~f~-~-;i- ~:i•~~~~~~~t
beitstemperatur des verwendeten Lotes. Die W irkung des Flussmit- Werkstück Wi rlctempe-
~ rat urgrenze
tels muss unterhalb der Arbeitstemperatur einsetzen und über die E
maximale Löttemperatur hinaus reichen. Flussmittel werden daher /"
Flussmittel
nac h ihrem Wirktemperaturbereich eingeteilt. ist fest;
Werkstück
Um ein sicheres Löten der gesamten Fügefläche zu erreichen, wer- 400 L...-"'"""""'...... oxidiert
den die flüssigen oder pastenförmigen Flussmittel meist kurz vor Oxidschicht
dem Zusammensetzen der Teil e auf den Lötbereich aufgetragen.
Nach dem Löten müssen die Reste der Flussmittel von der Lötstelle Bild 1: Wirkungsweise des
entfernt werden, da sonst Korrosion entstehen kann. Flussmittels FH10
Arbeitsregeln
• Lötste lle vor dem Löten gründlich reinigen • Flu ssmittel sollen nicht mit der Haut in Berüh-
und mit Flussmittel bestreichen. rung kommen.
• Nach dem Löten sind die Flussmittelreste von • Der Arbeitsplatz ist ausreichend zu lüften.
der Lötstelle zu entfernen .
Fugen 235.11111L
Die Ken nzeichnung der Flussmittel erfolgt nach internat ionaler Norm durch Ziffern für Flussmitteltyp,
Flussmittelbasis und Flussmittelaktivator sowie die Ken nbuchstaben A fü r flüssig, B für fest und C für
pastenförmig (Tabelle 1). Die bisherige Ken nzeichnung enthält d ie Buchstaben F für Flussmittel, S für
Schwermet all, L fü r Leichtmetall und H für Hartlöten (Tabelle 2) .
Tabelle 1: Flussmittel zum Weichlöten (Beispiele)
Typ Rückstände Zusammensetzung, Hinweise für die Verwendung
3.2.2.A Säureha ltige Lösung von Zink- und Am m oniumchlorid (Lötwasser), für stark
stark korrodierend
(F-SW11) oxidierte Oberflächen. Rückstände müssen abgewaschen werden.
Pastenförmiges Gemisch aus Zink- und Ammoniumchlorid mit organischen
2.2.1.C
leicht korrodierend Ölen oder Fetten (Lötfett), vorwiegend für Kupferlötungen. Rückstände müs-
(F-SW 21)
sen mit Lösungsmitteln entfernt werden.
1.1.1.B Natürliche oder synthetische Harze (Kolophonium), vorwiegend für Elektro-
nicht korrodiere nd
(F-SW31) technik und Elektronik. Rückstände müssen nicht entfernt werden.
~ ~ca
Gasleitu ng soll mit einer Kugelbuchse aus der Kupfer-Zinklegierung St ahlrohr Kugelbuchse
G-CuZn15 (Messing) verbunden we rden (Bild 1).
Lötverfahren. Aus Sic herheitsgründen und wegen der hohen mecha-
nischen Belastung der Leitungsenden ist Hartlöt en erforderlich.
Lot und Flussmittel. Um die Festigkeit des Stahlrohres zu erhalten,
~
muss das Lot eine niedrige Arbeitstemperatur haben. Gewählt wird
AG 106. Das dazu passende Flussmittel ist F-SH1 in Pastenform.
Arbeitsvorgang . A us Lotdraht mit 1,5 mm Durchmesser w ird ein Ring
gebogen (Bild 1), mit Flussmittel bestrichen und in die Buchse gelegt.
Das Stahlrohr wird ebenfalls mit Flussmittel bestrichen und einge-
schoben. Durch den Ourchmesserunterschied von 0,2 mm zwischen
Rohr und Buchse ergibt sich ein Lö tspalt von 0, 1 mm.
flJ>
i UJ ;----
Zs,
Flamme
Zum Löten wird das Fügeteil senkrecht gestellt und mit der Fl amme
so erwärmt, dass Rohr u nd Buchse möglichst gleichzeitig die Arbeits-
temperatur von 710°G erreichen. Sobald das Lot schm ilzt, sinkt die
U1'-Lotd!L
m
Buchse nach unten und der Lötspalt wird durch die Kapi llarwirku ng
mit dem Lot gefüllt. Während des Erstarrens des Lotes sind Erschüt-
terungen unbedingt zu vermeiden, da sonst d ie Festigkeit der Ve r-
bindung nicht gewährleistet ist.
Nach dem Erkalten werden in einer heißen, 10%igen Schwefelsäure-
lösung Oxi de und Flussmittelreste abgebeizt. Ansch ließend spült
man das Rohr mehrmals in kaltem Wasser, trocknet es und ölt es zum
Ko rrosionssch utz leicht ein. Bild 1: Lötbeispiel
3.8.5 Schweißen
Beim Schweißen werden zwei Teile stoffschlüssig
miteinander verbunden (Bild 1). Dabei w ird der
Werkstoff an der Fügest el le durch Wärme oder
Reibung in flüssigen oder p lastischen Zustand ge-
bracht. Bei den meisten Schweißverfahren muss
Zusatzwerkstoff zum Füllen der Fu gen zugegeben
werden .
Das Schweißen wird wege n seiner besonderen
1
Eigenschaften in vielen Bereichen der Technik ein-
gesetzt. z. B. im Anlagenbau, bei Stahl- oder Leicht·
metallkonstruktionen, beim Brückenbau, bei Fahr-
zeugen, Maschinenständern und Behältern , aber
auch für Teile aus Kunststoff (Schwe ißen von
Kunststoffen, Seite 105).
• Schweißpositionen
Die Schweißpositionen (Bild 4) sind in ÖNORM EN W urzeltage
ISO 6947 genormt. Schweißnähte lassen sich am
ein fachsten in Wan nenposition schweißen. Bild 3: Bezeichnungen bei Schweißnähten am Beispiel
Schweißvorrichtungen, m it denen die zu verbin- einer dicken V -Naht
denden Tei le gespannt und die Schweißfugen in
Wan nenposition geschwenkt werden können, er-
leic htern das Schweißen wesentlich. Bei großen PE Überkopf-Position
Bauteilen, auf Baustellen oder bei Pi pe lines muss PD Horizontal-
dagegen oftmals in Zwangslage, z. B. in Überkopf- Überkopf-Position
oder Querposition, geschweißt werden. Dazu wer-
PF Steigposition
den meist spezielle Stabelektroden verwendet. Sol-
che Arbeiten stellen hohe Anforderungen an das PC Querposition
Können der Schweißer. PG Fallposition
• Lichtbogenhandschweißen Schweiß-
w
strom-
Beim Lichtbogen han dschweißen schließt der Werkstoff- quelle
1
Werkstuck niedrige
vom Umhüllungstyp der verwendeten Stabelektro- (+Pol) ~g~~nung
de ab. In der Regel wird m it Gleichstrom ge- St romstarke
schweißt und die Stabelektrode an den Minus- Werkstoffubergang 1m Lichtbogen
pol angeschlossen. Das führt zu ei nem guten Zün- Bild 1: Anlage zum Lichtbogenhandschweißen
den, einem schmalen, tiefen Einbrand sowie zu
e iner gerin gen Erwärmung der Elektrode. Durch
d ie hohe Temperatur des Lichtbogens schmelzen Inverter:
an der Schweißstelle sowohl die Kanten der Füge- • klein, leicht, leistungsstark
te ile als auch die von Hand zugeführte Stabelektro- (z.B. m a 18kg, 1 bis 180A)
• Schweißstrom: DC, A C
de. Die Schmelze wird von einem Schutzgasmantel • schnelle Regelung
und der Schlacke gegen Oxidation geschützt. Die • hohe r W irkungsgrad
abgekü hlte Schmelze bildet die Schweißnaht . • fern regelbar
Schweißstromquellen. In den Schweißstromquel- Wechselrichter (Transistor) Gleichrichter {Diode)
l en m uss der aus dem Netz entnommene Wech-
selstrom m it der Spannun g 230 V oder 400 V auf
die Schweißspannung von 15 V bis 30 V transfor-
mie rt werden. Bei m Schweißen mit Gleichstrom
w ird der Wechsel- in Gleichstrom umgeformt . Gleich richter (Diode) Transformator Drossel
t1~
Leerlaufspannung
förmigen Wechselstrom ab u nd er lauben v iel- einer
elektro-
fältige Einstellmöglichkeiten (Bild 21. ::, 80 nischen
Stromquelle
C>
Strom-Spannungs-Kennlinien zeigen den Zusam- Unverter):
~ 60 senkrecht
menhang zwischen der Stromstärke und der Span- fallend
nung von Schw eißstromquellen. Beim Lichtbo- ~ 40
<n L1
genhandschwe ißen so ll die Kennlinie mög lichst L2
20
steil fallen. Dann bewi rken ungewollte Längenän- schluss-
derungen des Lichtbogens durch den Schweißer strom
nur geringe oder keine Schwankungen der 100 200 200 A 300
Schweißstromstärke (Konstantstrom ), wä hrend Stromstärke / - - - -
die Span nung automatisch angepasst w ird. An der
Bild 3: Strom-Spannungs-Kennlinien konventioneller
Schweißstromquell e wi rd die Schweißstromstärke und elektronischer Schweißstromquellen
ein gestellt u nd damit eine Ke nn linie aus einer
Kennlinienschar bestimmt. Der Schnittpunkt dieser
Kennlinie mit der W iderstandskennlinie des Licht- Tabelle 1: Leerlaufspannungen
bogens erg ibt den A rbeitspunkt. Er gibt die beim Stromart
Schweißvo rgang w irkende Stromstärke und Span- Betriebsbedingungen Gleich- Wechsel-
nung an (Bild 3). strom strom
Die Leerlaufspannung einer Schweißstromq uelle Normalbetrieb < 113 V <80 V
ist die Spannung des eingeschalteten Gerätes oh- in Kesseln und engen Räumen < 100 V < 42 V
ne Belastung. Die Leerlaufspannungen sind aus
neue Kombigeräte < 113 V <48V
Sicherheitsgrü nden begrenzt (Tabelle 1).
'
Fugen 239 -
J
Eigenschaften. Die Eigenschaften einer Stabelek-
trode sind a us dem genormten Kurzzeichen ables-
bar (Bild 3). Es gibt die v ie r Umhüllungsgrundty- ~:;:;ns~~~;r:rn~~i~t:~ung-=rJ
Kerbschlagarbeit von 47 J)
pen R, B, C, A (Tabelle 11. die Mischty pen RA, RB,
Kurueichen für umhüllte Stabetektrode
RC, RR sowie verschiedene Umhüllungsdicken. (lichtbogenhandschweißen)
Jeder Elektrodenty p hat spezifisc he Schweiß- Kennziffer für Mindoslstrcckgrenze und
e igenschaften für typische Schweißaufgaben. die Mindestbruchdehnung (460 MPa, 20%)
Kennziffer für die Kerbschlagarbeit
Lichtbogen. Der Lichtbog en w i rd durc h kurzes (47 J bei-30°C)
Berühren des Werkstückes mit der Stabelektrode Kurzzeichen für die chem ische Zusammen-
setzung (1,4% Mn und 0,6-1,2% Ni)
gezündet. Durch Zurückz iehen der El ektrode um
Kurzzeichen für den Umhüllungsty p lbasisch)
e inige Millim et er erh ält er die zum Schwe i ße n
Kennziffer für die Ausbringung und die Stromart
richtige Länge. Die kinetische Energi e der Elek- 1140%,AC und DCJ
tro nen erhöht beim Auftreffen auf die Anode Kennziffer für die Schweißposition-------~
(Pluspol) die Temperatur. Am Minuspol entste ht (Wannenposition
eine Te mperatur von etwa 3600 °C, am Pluspol, ~e~:fti~~;tr den diffusibten Wasserstoffgehalt _ _ _ _~
1
z
Gütewerte als
basische Elektroden
• schlechte Spaltüber-
werden maschinen geeignet
• große Rauchentwick-
lung
bildung
brückbarkeit
, ,·~ 2 40 Fugen
1
kung kann erreich t werden durch die Verlegung der Polklemme Bild 1: Einfluss der Blaswirkung
am Werkstück, die Änderung der Schweißrichtung, die Verwendung auf den Lichtbogen
dick umhüllter Elektroden, die Neigung der Elektrode gegen die Blas-
richtung oder durch Schweißen mit Wechselstrom. Decklage Pendelbewegung
der Elektrode
• Arbeitstechnik des Lichtbogenhandschweißens
Art und Durchmesser der Stabelektrode werden von der Materialdi-
cke, dem Bauteilwerkstoff und der Art des Schweißens (Verbindungs-
oder Auftragsschweißen ) bestimmt. Beim Schweißen muss das Ab-
schmelzen der Elektrode durch laufendes Nachführen so ausgegli-
chen werden, dass die Lichtbogenlänge konstant bleibt. Durch ent- Wurzellage Füll lagen
sprechende Führung der Stabelektrode können die Richtung und der
Druck des Lichtbogens so beeinflusst werden, dass das nachfließen- Bild 2: Schweißlagen
de Schmelzbad nicht in Schweißrichtung vorläuft. Schlackenein-
sch lüsse und Bindefehler werden vermieden. Erreicht das Reststück einzelne Strich-
raupe, Fallnaht
einer abschmelzenden Elektrode Glühtemperatur, ist der eingestellte
Schweißstrom zu groß. Ist dieser zu klein, kann der Lichtbogen
schlecht gezündet und gehalten we rden und die flüssige Schlacke
behindert die Bildung einer normalen Schweißnaht. im offenen
Dreieck oder
im geschlos-
Beim Lichtbogenhandschweißen sollte die Lichtbogenlänge etwa senen Dreieck
dem Kerndrahtdurchmesser der Elektrode entsprechen.
3 .8 .5 .4 Schutzgasschweißen
Wichtige Schutzgas-Schweißverfahren sind M IG- und MAG-Schweißen, W IG-Schweißen und Plasma-
schweißen. Bei allen Verfahren des Schutzgasschweißens werden der Lichtbogen und das Schmelzbad
durch ein Schutzgas gegen die Atmosphäre abgeschirmt. Dadurch können Schweißdrähte (meist 0 0,8 mm
bis 2 mm) als Zusatzwerkstoff verwendet werden. Man unterteilt in Schweißverfahren mit abschmelzen-
der Metallelektrode und in Verfahren mit nicht abschmelzender Wolframelektrode (Tabelle 1). Das ein-
gesetzte Schutzgas hängt vom Werkstoff und vom Schweißverfahren ab. Als Schutzgase werden inerte
(reaktionst räge) Gase (Ar, He), reduzierende Gase (H2 ), oxidierende Gase (C02 ) und Mischgase verwen-
det (Tabelle 2). lnertgase verwendet man vo r allem zu m Schweißen von NE-Metallen und korrosions-
beständigen Cr-Ni-Stählen, Aktivgase überwiegend fü r C-Stähle. Aktivgase sind reaktio nsfreudige Gase
w ie z.B. C02 und Mischgase, z. B. das häufig verwendete Aktivgas „Corgon 18" (Argon+ 18 % C0 2).
Stromleitung
und Draht-
elektrode
1
gang bei geringer Spritzerneigung erreicht. Das Impu lslicht- einstellbar, für Cr-Ni-Stähle und
Schweißen mit Impulslichtbogen wird bei allen bogen (p) kurzschlussfest Al- Legierungen
Werkstoffdicken, bei legierten Stählen, Leichtmetal-
len, dünnen Blechen und zum Schweißen in Zwangslagen eingesetzt. Durch den Einsatz von Impulsstrom
wird im Vergleich zum Gleichstromschweißen deutlich weniger Wärme in das Bauteil eingebracht, was zu
geringeren Verzugs- und Sehrumpfspannungen führt.
Schweißverfahren, Beim MIG-Schweißen (Metall-lnertgas-Schweißen) wird Argon oder Helium als in-
ertes (reaktionsträges) Schutzgas verwendet. Di ese Schutzgase sind erforderlich zum Schweißen von
NE-Metallen, Al-Legierungen und hochlegierten Stählen.
Beim MAG-Schweißen (Metall-Akt ivgas-Schweißen) verwendet man aktive (reaktionsfähige) Schutzga-
se. Dazu gehören eo, (Verfahrensbezeichnung MAGC) und Mischgase aus Argon mit eo, u nd 0 2
(MAGM). Diese Schutzgase beeinflussen den Werkstoffübergang im Lichtbogen, die Einbrandtiefe, d ie
Nahtform und die Spritzerbildung. Nachteile der Aktivgase sind der Abbrand von Legierungselementen
und dadurch die Verminderung der Festigkeit der Schweißnaht. Durch entsprechende Auswahl der Zu-
satzwerkstoffe kann dem entgegengewirkt werden. Die MAG-Schweißverfahren w erden zum Schweißen
von unlegierten und legierten Stählen mit hoher Abschmelzleistung eingesetzt .
Wolfram-Schutzgasschweißen
Dazu gehören das Wolfram-lnertgas-Schweißen
(WIG -Schweißen) und das Wolfram -Pla sma-
Schweißen (WP-Schweiße n). Beide Verfahren
arbeiten mit einer nicht abschmelzenden Wolfram-
Elektrode. Der Schweißstab für den Zusatzwerk-
stoff wird dem Lichtbogen meist von Hand zuge-
führt und schmilzt dort ab. Die Schweißa nlage be-
steht aus einer Stromquelle, die auf Gleich- oder
Wechselstromschweißen geschaltet werden kann,
und einem Schweißbrenner, der mit der Strom-
quelle durch ein Schlauchpaket verbunden ist. Im
Schlauchpaket befinden s ich die Schweißstrom-
und die Steuerleitu ng, die Schutzgasschläuche,
und bei großen Brennern der Zu- und Rücklauf des
Kühlwassers (Bild 1 ). A ls Schutzgase werden die Bild 1: WIG-Schweißbrenner
inerten Gase Argon und Helium oder ei n Gemisch
aus beiden verwendet.
Bei m Wolfram-Schutzgasschweißen wird Gleich- Gleichstromschweißung Wech selstromschweißung
stro m, Wechselstrom oder pu lsierender Strom ein-
~~~:~~~:~i
gesetzt (Bild 1, folgende Seite). Durch einen pul-
sierenden Schweißstrom erreicht man eine gute
Spaltüberbrückung und ein sicheres Schweißen in
Zwangslage n. Schweißnahtfeh ler am Nahtende, Lichtbogen~
z. B. beim Rohrschweißen, werden durch langsa-
Elektronen-
me Stromabsenkung vermieden.
Das WIG-Gleichstromschweißen mit negativ ge-
c •,,.:, ;, =:::::+J
fluss c=::::::3
Anwendung bei Anwendung bei
polter Wolframelektrode wird vorwiegend zum Stahl, CrNi-Stahl, Kupfer Al-Legierungen
Schweißen von legierten Stählen und NE-Met all
und deren Legierungen eingesetzt. Bild 2: Lichtbogen beim W)G-Schweißen
Fugen 243
~
Wird die Wo lframe lektrode spitz zugesch liffen,
brennt der Lich tbogen st abil und kan n beim
Schweißen besser gefüh rt werden . Die Schm elz-
zone (der „ Ein brand ") ist schmal und t ief (Bild 2,
E
vorherige Seite). e Endstrom
• Beim Schutzgasschweißen m uss die Schweiß- • Da b eim Schutzgasschweißen g iftige Gase ent-
stelle vo r Zug luft geschützt sein, damit der stehen, mu ss mit A bsaugung gearbeitet werden.
Schutzgas mantel nicht beeinträchti gt w ird.
3 .8.5.5 Gasschmelzschweißen
Beim Gasschmelzschweißen, auch Autog enschweißen genan nt, werden d ie Fügeteile an der Schweiß-
stelle durch eine Brenngas-Sauerstoffflamme zum Schmelzen gebracht. Als Brenngas dient meist Acety-
len. Mit diesem Gas wi rd eine Flamment emperatur von etwa 3200°C erreicht. Die Gase we rden Gasfla-
schen entnommen und über Gasschläuche zum Schweißbrenner geleitet (Bild 1). Um Verwechslungen
beim Umgang mit brennbaren und nicht brennbaren Gasen auszuschließen, si nd die Gasflaschen farb-
lich gekennzeichnet und haben unterschiedliche A nsch lüsse (Tabelle 1).
1 Werkstück Schweißdüse
z
Acet ylen
Kennfarbe
kastanienbraun
Gasschläuche
~*~~!-~ ~~~~s~r-
vorlagen
Gasflaschen
Bild 1: Gasschweißanlage
Das Gasschmelzschweißen wird meist nur noch
Tabelle 1: Anschlüsse der Druckgasflaschen
für klei ne Reparatu ra rbeiten eingesetzt. Es kann in und Kennfarbe der Flaschenschulter1l
allen Positionen geschweißt werden.
Gasart Anschlüsse
Regeln für den Umgang mit Gasflaschen Sauerstoff R3/4
• Die Armat uren der Sauerstoff-Flaschen sind Spannbügel
§ ~ Acetylen
frei von Öl und Fett zu halten. Sauerstoff re- ~.c Wasserstoff W21,80x1/ 14
agi ert mit diesen Stoffen explosionsartig.
Stickstoff W24,32x1/ 14
• Acetylenflaschen sind gegen Umfa llen zu si-
chern und vor Stoß, Erwärmung und Frost zu j Kohlendioxid W21,80x1/14
schützen. Anson sten ka nn Acetylenzerfall und 1s Argon W21,80x1/14
als Folge ein Flaschenbrand ausgelöst werden. { Helium W21 ,80x1/ 14
·a,
• Gasflaschen dürfen nur mit abgeschraubtem Druckluft R5/8
Druc km inderer und aufgeschraubter Sch utz- 1> Die Kennfarbe des zylindrischen Flaschenkörpers ist nicht
kappe transportiert werden. genormt.
Armaturen einer Gasflasche * Bran dfördernd
Gasflaschen haben e in Flaschenventil, eine n
Druckminderer mit Einstellschraube und ein Ab-
sperrventil. Zusätzlich besitzen sie eine Sicher-
heitsvorlage, die bei einem Flammenrücksc hlag
die Gaszufuhr sperrt.
Druckminderer. Zum Sch weißen muss der hohe
Gasdruck in den Flasch en durch den Druckminde-
rer auf den erforderli chen A rbeitsdruck reduziert
werden (Bild 2). Der Druck in der Gasflasche w ird
vom lnhaltsmanometer, der ein stellba re A rbeits- Sicher-
heits-
druck vo m Arbeitsmanomet er angezeigt. Der Ar- vorlage
beitsdruck fü r Sauerstoff beträgt 2,5 bar, für Acety·
len 0,25 bis 0,5 bar. Bild 2: Druckminderer
'
:~via:w
Die Ace tylen-Sa ue rstoff-Flamme wi rd m it den
Ve nt il en am Schweißbren n er eingestellt (Bild 1,
vorherige Seite).
Bei der normalen Einstellung der Flamme werden
Acetylen und Sauerstoff im Vol umenverhältnis 1: 1
gemisch t. Die Verbrennu ng dieses Gem isches in
der 1. Verbren nungsstufe ist unvollständ ig, weil
zur vollstä nd igen Verbren nung des Acetylengases
das 2,5-fache Sauerstoffvolumen erforderl ich ist.
/.-~~,~;~>
Schwe;ß d ü s e ~ ~ -
fJ
Die Nach-links-Schweißung w ird bis zu 3 mm Blechd icke ange-
wandt. Über 3 mm Blechdicke wird nach rechts geschweißt.
Die zugeführten Schweißstäbe werden beim Gasschweißen als Zu-
satzwerkstoff zum Füllen der Schweißfuge abgesch molzen. Sie sind
für das Ve rbind u ngsschweißen von Stählen in die Klassen O 1 (für
unlegierte Baustähle) bis O V (für legierte St äh le) eingeteilt. Ihre
Eigenschaften können Tabellenbüchern entnommen werden. Bild 3: Nach-rechts-Schweiß ung
3 .8 .5 .6 Strahlschweißen
Beim Strahlschweißen wi rd ein energiereicher
Laser- oder Elektronenstrahl beim Auftreffen und
Eindringen in den Werkstoff in Wärme umgewan-
delt. Der Werkstoff schmilzt und bi ldet beim Erstar-
ren eine schmale Schweißnaht. Es ist meist kein
Zusatzwerkstoff nötig. Geschweißt wird in freier
Atmosp häre, im Vaku um oder unter Schutzgas.
• Laserstrahlschweißen (Bild 1)
1
Durch die Bündelung des Laserstrahles auf einen
Durchmesser kleiner als 1 mm erhä lt der Brenn-
fleck eine hohe En ergiedichte bei Temperaturen
bis 20000'C. Der Werkstoff verdampft und bildet in
Bild 1: Laserstrahlschweißen
Strahlrichtung eine Dampfkapillare, in der sich ein
Plasma bildet. Der Werkstoff schm ilzt deshalb auch
in der Tiefe. Es entstehen Schweißnähte mit Naht-
Schweißnaht
tiefen von bis zu 10-facher Nahtbreite (z. B. Naht-
tiefe in Baustahl bis 20 mm).
Der Schweißvorgang erfolgt meist stationär bei
einem hohen Mecha nisierungsgrad. Eine Laser-
strah lschweißanlage besteht aus dem Laser, dem
Bewegungssystem für den Laserstrahl oder das Bild 2: Lasergeschweißte Lenkspindel eines Pkw
Werkstück, einem optischen System zur Führung
des Laserstrahles und der Fokussier-Optik.
Kathode
Vorteile:
• Für fast alle Werkstoffe geeignet Anode
Fugen 247
3 .8 .5 .7 Pressschweißen
Bei den Press-Schweißverfah ren we rden die zu
verschweißenden Teile in der Schweißzone auf
Anpresskraft
Schweißtem peratur erwärmt und dann durch Z u-
sa mmenpresse n miteinander verbu nden.
• W iderstandspressschweißen
Beim Widerstandspressschweißen wird die Wär-
Anpresskraft
m e genutzt, die der elektrische Strom beim Durch-
gang durch d ie Kontaktzone der Schweißteile er-
zeugt. Man unterscheidet das Punkt-, Buckel- und
Rollennahtschwei ßen.
Beim Punktschw eißen (RP11) werden aufeinander- Bild 1: Punkt schweiße n
liegende Blech e mit einzeln en Schweißpunkten
verbunden. Dazu werden die Bleche von zwei was-
sergekühlten Ku pferelektroden punktuell zusam-
men gedrückt. Kurzfristig f ließt ein hoher St rom
von einer Elektrode durch die Bleche zur anderen
Elektrode. Durch den hohen elektri schen Wider-
stand an der Berührungsstelle der aufeinander-
gep ressten Bleche e ntsteht die erforderliche
~-
Schweißtemperatur. Es bildet sic h ein linsenförmi-
ger Schweißpunkt (Bild 1).
Beim Bucke(schweißen (RB" ) werden zwei Werk-
stücke verschweißt, von denen das eine Schwe iß-
buckel besitzt (Bild 21. Zwei Elekt roden aus Kupfer vor dem Schweißen
p
nach dem Schweißen
pressen die Werkstücke aufei nander. Beim Strom-
Bild 2: Buckelschweißen
durchgang verschweißen d ie Bu ckel des We rk-
stücks p unktförm ig mit dem anliegenden Bauteil.
Bei m Rollennahtschweißen (RR " I durchlaufen
zwei zu schweißende Bleche zwei Rollenelektroden
aus Kupfer und werden aufeinandergepresst (Bild
31. Stromimpulse erzeugen Schweißpunkte. Bei
einer hohen Impulsfrequ enz überl appen sich die
Pu nkte und ergeb en eine zusammenhängende,
dichte Schweißnaht. Bei den Widerstandspress-
schweißverfahren müssen Stromstärke, Zeit und
Anp ressdr uck sowie die Abm essungen der
Schweißstellen aufeinander abgestimmt sein.
• Reibschweißen (FR 11)
Beim Reibschweißen wi rd die Wärme, die durch
Reibung en tsteht, zum Schweißen genutzt. Dazu
Bild 3: Rollennahtschw eißen
w ird auf einer Reibschweißmaschine eines der zu
verbindenden Teile in Drehung versetzt und dann
gegen das ruhende Teil gedrückt (Bild 4 ).
Durch die Re ibung erwärmen sich die Berührungs-
flächen sehr schnell. Sobald der Werkstoff dort
plast isch ist, wird das drehende Tei l gestoppt. Mit
einer zusätzlichen Stauch kraft werden beide Te ile
zusammengedrückt un d verschweißen. Es ent-
steht ein kleiner Wulst.
Anwendungsbereich: Rotationssymmetrische Tei-
le, z.B. Gelenkwellen.
H Kurzzeichen nach ÖNORM EN ISO 857 Bild 4: Reibschweißen (schematisch)
/.' ,
..
, ·
.248 Fugen
1
MAG-Schweißen MAG 135 Al lg. Stahlbau; hohe Abschmelzleistung Alle schweißbaren Stäh le
~~
Zerstörende Schweißnahtprüfungen sind erforderlich, wenn me·
chanische Festigkeitswerte nachgewiesen oder der Querschnitt der
Schweißnaht (Bild 1) begutachtet werden m uss. Zu den zerstören-
den Prüfverfahren gehören auch das Biegen einer Schweißprobe
um 180°, um auf Bindefehler oder Schlackeneinschlüsse zu prüfen
(Bild 2). Eine gute Schweißnaht bleibt dabei unversehrt, eine schiech·
Gute Schlechte
te Schweißnaht bricht. Schweißnaht Schweißnaht
3 .9 Generative Fertigungsverfahren
Grundsätzlich lassen sich die Fertigungsverfahren einteilen in:
Subtraktive Fertigungsverfahren erzeugen die gewünschte Geometrie durch Abtragen bestimmter Be-
reiche, z.B. durch Fräsen, Drehen oder Bohren.
Formative Fertigungsverfahren formen ein Bauteil bei gleichbleibendem Volumen um, z.B. durch Ge-
senkschmieden oder Tiefziehen.
Additive Fertigungsverfahren erzeugen die gewünschte Geometrie durch den Zusammenhalt e inzelner
Atome (z.B. Gießen) oder den schichtweisen Aufbau von Volumenelementen (Schichtbauverfahren).
Unter den Generativen Fertigungsverfahren (engl.
CAD-internes rechnerisches
Rapid Technology) versteht man Fertigungsverfah- 3D-Volumenmodell Schichtenmodell
ren, d ie vorhandene CAD-Volumenmodelle (3D-
Konstruktion) schnell und direkt aus den CAD-
Daten schichtweise aus formlosem Material erzeu-
gen. Die Fertigung erfolgt dann CNC-gesteuert
meist durch Urformverfahren, die das Werkstück
schicht- oder punktweise aufbauen (Bild 1).
/!
Während des Herstellungsprozesses entstehen die
Geometrie und die Stoffeigenschaften, ähnlich wie
rzeugung der
beim Gießen. realen Einzel-
schichten und
Bei den generativen Fertigungsverfahren, sind äu-
Zusam men-
ßerst feingl iedrige und komplexere Bauteile her- ühren der
stellbar als durch Gießen. Einzelschichten
• Stereolithografie (Polymerisations-
verfahren)
Die Stereolithographie als Laser-Verfahren ist das
Verfahren mit der höchsten Detailwiedergabe, den
besten Oberflächen und der höchsten Präzision.
Die Formteile entstehen durch lokale Verfestigung
eines flüssigen Kunststoffs durch einen Laserstrahl
(Fotopolymerisation ). Die Kontur des zu erzeugen-
den Bauteils w ird durch eine Laserstrahl-Einheit
1
mit Spiegel und Linsensystem auf die Oberfläche
eines Harzbades gezeichnet (Bild 1).
Wo der Laserstrahl auftrifft, verfestigt sich das flüs-
sige Harz. Nach der Verfestigung einer Schicht
wird das Bauteil mithilfe einer Plattform in Z-Rich-
tung um eine Schichtdicke nach unten verfahren.
Dann wird eine neue Harzschicht in der besch rie-
benen Weise erzeugt. Es entsteht das Formtei l von Bild 1: Stereolithografie eines Formteils
unten nach oben. Das Formteil w ird in der Maschi-
ne nur zu ca. 95% polymerisiert und wird im An-
schluss in einer UV-Kammer nachvernetzt.
• 3D-Printing
Das 3D-Printing-Verfahren ist ein Pulver-Binderver-
fahren. Mithilfe eines Druckkopfes w i rd flüssiges
Bindemittel in ein Pulverbett eingespritzt und so
die aktuelle Schicht des Modells entsprechend der
gewünschten Kontur verfestigt (Bild 3).
Durch entsprechen de Wahl der Pulver-Binder-
Kombination lassen sich eine Vielzahl von Werk-
stoffen wie z. B. Kunststoffe, Keramiken oder Me-
talle verarbeiten . Die Model le müssen nach dem
Bau durch Infiltration nachbehandelt werden. Bei
Kunststoffen geschieht dies meist m it Epoxydharz,
Druckko pf mit Bindemittel
bei Edelstahlpulver mit Bronze. Das 3D-Printing mit
Kunststoffen arbeitet kalt, Keramikwerkstoffe und
Metalle werden bei bis zu 1200 °C gebrannt bzw.
gesintert.
Die Modelle weisen eine schlechte Oberflächen-
qualität auf und müssen nachbearbeitet werden,
sind jedoch sehr preisgünstig. Bild 3: 30-Printing
:...
3 .9 .2 Rapid Tooling
Mit Rapid Tooling wird die generative Herstellung von Werkzeugen und Werkzeugeinsätzen bezeichnet.
Dies gilt für Bauteile von Spritzgießwerkzeugen oder Vakuumgießwerkzeugen, deren Form nicht oder
nicht mit der geforderten Qualität herstellbar ist. Grundsätzlich gilt, dass alle Werkzeugelemente, die
spanend hergestellt werden können auch spanend hergestellt werden sollen. In g leichem Maße gilt dies
auch für Halbzeuge oder Werkzeugnormalien, da diese immer eine höhere Verschleißfestigkeit aufwei-
sen als generativ hergestel lte Bauteile.
• Selektives Schmelzen
Beim Selektiven Schmelzen werden in einem Pul-
verbett 20 µm bis 100 µm große Partikel durch
einen Laserstrahl, Elektronenstrahl oder einem
Infrarotstrahler örtlich begrenzt aufgeschmolzen
(Bild 1 ). Das Selektive Schmelzverfah ren wird
mit Kunststoff-, Metall und Keramikpulver sowie
Kunstharzgebundene Sande durchgeführt. Grund-
sätzlich kann mit allen Materialien gearbeitet wer-
den, die sich thermoplastisch verhalten.
Der zu verarbeitende Werkstoff wird in Pulverform
in einer dünnen Schicht auf eine Grundplatte auf-
Vorratszylinder Fertigungszylinder
gebracht. Das Werkstoffpu lver w ird lokal vollstän-
dig aufgeschmo lzen . Nach dem Aufschmelzen er- Bild 1: Selektives Laser-Schmelzen
starrt der Werkstoff beim Abkühlen und bildet so
ein e feste Materialschicht.
Nach der Erzeugung einer Schicht wird das Pul-
verbell um eine Schichtdicke abgesenkt und aus
einem Vorratsbehälter eine neue Schicht Material
aufgetragen und geschmolzen. Dieser Zyklus wird
sooft wiederho lt, bis das Formteil aus seinen
Schichten zusammengesetzt ist. Das fertige Bau-
teil wird von lose anhaftendem Pulver gereinigt
und nachbearbeitet.
Beschädigte, wertvolle Bauteile können durch Se-
lektives Schmelzen repariert werden (Bild 2). Wird
ein altes Werkzeug durch den Volumenauftrag wie-
der einsatzbereit gemacht, so ist eine Zeit- und
Kostenersparnis von über 80% im Vergleich zur
Neuanfertigung eines Werkzeugs möglich. Bean- Bild 2: Werkzeugreparatur durch Selektives Schmelzen
spruchte Werkzeugsegmente können zusätzlich
lokal mit verschleißfesten Werkstoffen beschichtet
werden.
3 .9 .3 Rapid Manufacturing
• Rapid Manufacturing bezeichnet die generative
Herstellung von Endprodukten, an die besondere
Anforderungen gestellt werden. Der Anwendungs-
bereich ist durch kleine Stückzahlen gekennzeich -
net und bezieht sich auf die Medizintechn ik, den
Werkzeugbau und die Luft- und Raumfahrttechnik.
Dabei kommen ebenso Titan- und CoCr-Legierun-
gen zum Einsatz wie technische Keramikwerkstoffe
auf A l20 3, SiC und Zr02-Basis (Bild 3). Bild 3: Hüftpfanne aus TiAl6V4 für die Medizintechnik
z'
,.
, -
.252 Beschichten
3. 10 Beschichten
Viele technische Prod ukte erhalten nach der Fertigung eine dem Einsatzzweck angepasste Oberflächen-
behandlung oder Beschichtung. Dadurch werden bestimmte Eigenschaften verbessert, wie z.B. die Gleit-
fähigkeit, oder es wird die Attraktivität und die Lebensdauer der Produ kte erhöht.
Oberflächenbehandlungen dienen dem kurzzeitigen Korrosionsschutz oder der Vorbereitung auf eine
Beschichtung. Beim anschließenden Beschichten w ird eine meist dünne, fest haftende Schicht aus Lack,
Kunststoff, Metall, Email oder Keramik auf das Bauteil aufgebracht.
Bei den Vorbehandlungs- und Beschichtungsverfahren sowie bei der Auswahl der Beschichtungsstoffe
ist die Umweltverträgl ichkeit und die gesundheitliche Unbedenklichkeit zu beachten.
Beschichten 253
Spritzlackieren (Druckluftspritzen)
' :;\' 1
Gutes Eindringen des
Lacks in Unebenheiten
und Risse.
Standardbeschich-
Druckluft von 2 bis 6 bar zerstäubt ·. Bauleil Lacknebel gegliederte Bauteile tung für flächige
~~
geeignet. Großer Lack- Bauteile in der
verlust (Overspray). Einzel- und Ktein-
_i_i_;u_·~-~-f~-~-i~-~-iud_"•_~_
s:_:0_1_:._\7_.•c_k_l_u_nd_ - · ( ;~ Einseitige Beschichtung. serienfertigung.
Kunststoffspritzen
Mit einer Acetylen-Sauerstoff-
Flamme wird Kunststoffpulver
in einer Spritzpistol e erwärmt
n ~fü
Kunststoffnebel Pulver- und Brenn-
gasfuhrung
Lösungsmittetfreies
Beschichten mit ther-
moplastischen Kunst-
stoffen.
Beschichtung
für Führungs-
und Leitwalzen,
Transportrollen.
und vom heißen Strom der Ver- ~ ( Für kleinf!ächige, d icke Rutschsichere
brennungsgase auf das Bauteil rotierendes Besch1ch- Beschichtungen. Keine Bodenbeläge.
gespritzt. Bauteil tung "'--'-'LI--' allseitige Beschichtung.
Beim Beschichten industrieller Massengüter mit hohen Korrosionsschutzanforderungen, z.B. von Pkw-
Karosserien, werden mehrere Beschichtungsverfahren zu einer kontinuierlichen Lackieranlage zusam-
mengestellt, die z.B. folgende Schritte umfasst: Reinigen - Phosphatieren - Elektrotauchlackieren -
Unterboden-PVC-Sprit zen - Zweimal-Elektrospritzlackieren - Trocknen.
Einfache Beschichtungen, z.B. von Maschinenverkleidungen, werden bevorzugt durch elektrostatisches
Pulverbeschichten oder Kunststoffspritzen auf phosphatierten Blechen aufgebracht
,
..
, ·
.
_, 254 Beschichten
1
Hartstoffteilchen.
-i
Stahl in der Chemie-
"'"~ j ·~~
sch lämmung auf das Stahlbautei l Anfällig gegen Schlag-
aufgebracht. Nach dem Trocknen belast ung. und Leb ensmittel-
industrie.
wird die Pulverschicht im Brenn- Teuer
ofen bei ca. 1000"C zur Email- Wasserboiler, Pum-
sch icht gebrannt. penlaufräder.
1
Dort, wo die Vermeidung bzw. der Ersatz eines Schadstoffes technisch nicht möglich ist, sollten die ein-
gesetzten Mengen so weit als möglich verm indert w erden. Dies erreicht man z. 8. beim Lackieren durch
die Verwendung lösungsmittelarmer Lacke.
Erst wenn alle Möglichkeiten des Vermeidens und Ve rminderns ausgeschöpft sind, dürfen in streng be-
grenzten Fällen Fertigungsverfahren mit Schadst offen eingesetzt werden. Diese Anlagen sind mit einem
geschlossenen Stoffkreislauf zu betreiben, sodass keine Schadstoffe austreten können.
Die unvermeidlich anfallenden Reststoffe sind zu sammeln und nach der Aufarbeitung möglichst mehr-
fach zu verwenden (Recycling). Der unbrauchbare Rest der Schadstoffe ist sachgemäß zu entsorgen.
Im Umweltschutz gilt für den Umgang m it Schadstoffen eine Rangfolge der Maßnahmen: Möglichst
vermeiden - Mengen vermindern - m ehrfach verwerten - den Rest sachgerecht entsorgen.
Gesundheitsgefahren gehen beim Spanen von den Küh lschmierstoffen aus. Es sind Minera löle m it einer
Vielzahl chemischer Zu sätze, z. 8. gegen Korrosion oder Bakterienbef all. Bei empfindlichen Menschen
kann es zu Erkrankungen der Haut (Ö lekzeme) und der Atmun gsorgane (Infektionen) kommen. Masch i-
nenkapselung, Ölabsaugung und Anwendung von Hautcremes schaffen Abhilfe.
. -,
• Abluft-Reinigung
Die A bluft v o n M eta llbetri eben mit
schmutzinte nsiver Fertigung enthält
eine Reihe von Schadstoffen (Bild 3):
• Schwermetallhaltige Feinstäube
und Dämpfe (Ble i, Cadmi um, Zinn
usw.) aus Gieß ereien, Putzereien,
Schweiß- und Lötanlagen.
• Stickoxid- un d Kohlenmonoxid-
gas au s Ve rbrennun gsanl ag en,
Schweiße reien, Härteöfe n, Salz-
schmelzen.
• Dämpfe und Aerosole (Nebel) von
Säuren und giftigen Salzen, z.B.
au s Beizere ie n, Härtereien und
Galvanikbetriebe n . Bild 3: Abluft-Reinigungsanlage eines Fertigungsbetriebes
#
" .
•t •
258 · Fertigungsbetrieb und Umweltschutz
Die Abluft aus so lchen Metal lbetrieben muss in einer Abluft-Reinigungsan lage gefiltert und entgiftet
werden. Sie besteht aus mehreren Stufen (Bild 3, vorherige Seite). Zuerst werden der Grobstaub und d ie
Aerosole in einem Zyklon abgeschieden. Danach folgt die Feinstaubabscheid ung in Schlauchfiltern und
Elektroentstaubern. Zum Schluss werden die giftigen Gase in einem Aktivkohlefilter festgeha lten.
Gesundheit sgefahren gehen z. B. von schwermetallha ltigen Feinstäuben mit Blei, Cadmium, Zink, Man-
gan und Ch rom aus, w ie sie beim Löten, Schweißen und Gießen entstehen. Auch das beim MAG-Schwei-
ßen a us dem C02 -Schutzgas sich b ildende CO-Gas (Kohlenmonoxid) sowie d ie beim Härten eingesetzt en
Härtesalze sind hochgiftig. Für ausreichende Frischluftzufuhr und staubfreie Atemluft ist im Arbeitsbe-
reich durch Lüftung und durch Absaugung zu sorgen.
1
In Arbeitsräumen mit giftigen Stoffen darf nicht gegessen, getrunken oder geraucht werden. Die Be-
triebsanweisungen zum Umgang mit Giftstoffen sind zu beachten.
Gr obklärung Abscheiden von Öl· Neutralisation, Entgiftung Ausfällen und Beseitigen öffentliche
von Schwebe- ~ und Kalt rein iger- ~ der Säuren, Laugen, Salze, ~ Abscheiden d er ~ letzter ~ Kläranlage
stoffen Rückständen Ausflocken der Giftstoffe Niederschläge Giftreste
Verbrauchtes Öl (Altöl)
Verbrauchte Entfettungs- und Getrenntes Sammeln in ge- A ufbereitung un d Entsorgung
Reinigungsmittel (Tri, Tetra)
Verbrauchte Härtesalze
=> kennzeichneten Behältern => durch Spezialbetriebe
cutting
directio n
frame
secondary
cutting edge
primarv
cutting edge
tool fl ank
• 260
4 Werkstofftechnik
4.1 Übersicht der Werk- und Hilfsstoffe 261
4.2 Auswahl und Eigenschaften der Werkstoffe 263
4.3 Innerer Aufbau der Metalle ..... . . .. 269
~
4.4 Stähle und Eisen-Gusswerkstoffe ... 274
Herstellung von Roheisen und Stahl. 274
Bezeichnungssystem, Einteilung . .... 278
Stahlsorten, Han delsformen ..... 282
Legierungs- und Begleitelemente .... • .•.. 285
Eisen-Gusswerkstoffe ........ . .... . . . . . . 288
4 Werkstofftechnik
4 .1 Übersicht der Werk- und Hilfsstoffe
4. 1. 1 Einteilung der Werkstoffe
Um einen Überblick über die Vielfa lt der Werkstoffe zu erhalten, ordnet man sie nach ihrer Zusammen-
setzung oder gemeinsamen Eigenschaften in Werkstoffgruppen (Bild 1).
Die drei Hauptgruppen der Werkstoffe sind die Metalle, die Nic htmetalle und die Verbundwerkstoffe.
Sie können dann nochmals in Untergruppen unterteilt werden, wie z.B. die Eisenwerkst offe in Stähle und
Gusseisenw erkstoffe oder die Nichteisenmetalle in Schwer- und Leichtmeta lle.
Metalle f Nichtmetalle 1,
Verbund-
Werkstoffe
( Eisen-Werkstoffe
Stähle
1
Eisen-G uss-
werkstoffe
Schwer-
metalle
e>5kg/dm3
Leicht-
metalle
Q<5kg/dm3
h
Natur·
werkstoffe
Künstliche
Werkstoffe
1 1
z.B. z.B. z.B. z.B. z.B. z.B. z.B.
unlegierter Baustahl Gusseisen Kupfer Aluminium Granitstein Kunststoffe verstärkte
Werkzeugstahl Temperguss Zink Magnesium Grafit Glas Kunststoffe
Vergütungsstahl Stahl guss Blei Titan Holz Keramik Hartmetalle
• Künstliche Werkstoffe
Zu ihnen zählt die große Gruppe der Kunststoffe
sowie die Gläser und Keramiken.
Kunststoffe sind leicht, elektrisch isolierend un d in
Sorten von gummiartig bis formstabil und hart er-
hältlich. Ihre Verwendung ist äußerst v ielseitig und
reicht vom Reifenwerkstoff bis zu Bauteilen von Bild 1: Bauteile aus nichtmetallischen Werkstoffen
Kleingetrieben (Bild 1).
Industrie-keram ische Werkstoffe werden vor allem
wegen ihrer Härte und Verschleißfestigkeit einge-
setzt, z.B. als Schneidplatten, Düsen, Gleitringe.
Treibstofftank aus glasfaser- Schneidplatte aus Hart-
verstärktem Kunststoff (GFKJ metall zum Drehen
• Verbundwerkstoffe
Verbundwerkstoffe sind aus meh reren We rkstof-
fen zusammengesetzt und vereinen die positiven
Eigenschaften der Einzelwerkstoffe in einem neuen
Werkstoff.
Glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) z.B. sin d
hochfest, zä helastisch und leicht (Bild 2).
Ein anderer Verbundwerkstoff, die Hartmetalle, be-
sitzen die Härte der Hartstoffkörner und die Zäh ig-
keit des zusammenhaltenden Metalls (Bild 2). Hart-
metalle werden als Schneidstoffe verwendet. Bild 2: Bauteile aus Verbundwerkstoffen
.,...~,.
die Werkstücke gefertigt. Die Naturwerkstoffe werden direkt der Natur entnom m en.
Rohstoffe
chemische
Umwandlun Werkstoffe {1'f11:igung, Werkstücke
..-nh!! ==>
Erze, Minerale, Erdöl, Erdgas
Energie,
Hi lfsstoffe Ha lbzeuge, Fertigerzeugnisse
==>
Hilfsstoffe,
Energie
~ CIJ):)
Gussstücke, Drehteile
4 .2 . 1 Werkstoffauswahl
Bei der Auswah l des geeigneten Werkstoffs für ein Maschinenteil si nd die vom Bauteil zu leistenden Auf-
gaben klar zu beschreiben und danach die Forderungen an den Werkstoff zu formulieren (Tabelle 1).
Kann der Werkstoff den auf das Bauteil einwirkenden Dies beantworten die mechanisch-technologischen
Kräften standhalten? Eigenschaften, wie Festigkeit, Härte, Elastizität.
Verschleißt der Werkstoff an Gleitflächen? Auskunft darauf geben die Verschleißeigenschaften.
Mit welchem Fertigungsverfahren lässt sich das Bauteil Hierüber informieren die fertigungstechnischen Eigen-
kostengünstig fertigen? schaften, wie Gießbarkeit und Spanbarkeit.
Wird der Werkstoff des Bauteils bei seinem vorgesehe- Dieses Verhalten beschreiben die chemisch-technologi-
nen Verwendungszweck von umgebenden Stoffen oder sehen Eigenschaften, wie das Korrosionsverhalten und
bei e rhöhter Temperatur angegriffen? die Zunderbeständigkeit.
Arbeitsregeln
Nach Abwägung aller Gesichtspunkte w ird für ein Bauteil der Werkstoff ausgewählt,
• der die Funktion des Bauteils und die technischen Anforderungen am besten erfüllt,
• dessen Fertigung und Werkstoffpreis am günstigsten ist und
• der bei der Fertigung und nach dem Gebrauch keine Bel astung für die Umwelt darstellt.
.. ,/;J;
· 264 ' Auswahl und Eigenschaften der Werkstoffe
• Wärmeleitfähigkeit
4 .2 .3 M echanisch·technologische Eigenschaften
Die mechanisch-technologischen Eigenschaften kennzeichnen das
F O~ / Rück·
Werkstoffverhalten unter der Wirkung von Kräften. ~ ~:? federung
• Beanspruchungsarten
Je nachdem, in welcher Richtung Kräfte auf ein Bauteil wirken, herr-
Bauteil
schen im Werkstoff unterschiedliche Beanspruchungen. Wirken zwei
Kräfte in entgegengesetzter Richtung vom Bauteil weg auf einer Wir-
Zugkraft
kungslinie, so liegt Zugbeanspruchung vor (Bild 5).
Bei Einwirkung zweier Kräfte von entgegengesetzten Seiten auf das Bild 5: Zug- und Druckbean-
Bauteil hin herrscht Druckbeanspruchung. spruchung
·/. ~-~
266 · '- ' Auswahl und Eigenschaften der Werkstoffe
~ d1 i:,! K
Für jede Beanspruchungsart hat ein Werkstoff eine
höchste Belastungsgrenze, die man Festigkeit
nennt. Je nach Beanspruchungsart heißen diese
Belastungsgrenzen Zugfestigkeit, Druckfestigkeit,
Biegefestigkeit, Scherfestigkeit usw.
In der Technik haben die Werkstoff-Kennwerte bei
Zugbelastung die größte Bedeutung.
w JL
Bild 1: Weitere Beanspruchungsarten
tF
• Zugfestigkeit, Streckgrenze
Um die Größe der Zugbeanspruchung in einem Bauteil, unabhängig
von der Bauteilgröße, zu beschreiben, bezieht man die einwirkende
1 Zugspannung (J,= s;;F
Zugkraft F auf den Bauteilquerschnitt S0 • Diese Größe nennt man
Zugspannung a, . Ihre Einheit ist Nimm 2.
Als Kenngrößen für die Belastbarkeit eines Werkstoffs benutzt man unbe- Werkstofi Werkstof-f
die in einem Probestab herrschenden Zugspannungen bei bestimm- lasteter wird bricht
Probestab gestreckt
ten Verformungszuständen (Bild 2).
Wird der Probestab mit einer kleinen Zugkraft belastet, so dehnt er
sich zunächst nur elastisch. Dies gilt, so lange die Zugkraft unter der
Grenzkraft der elastischen Verformung F, bleibt. Steigert man die
Zugkraft über F,, dann beginnt sich der Stab erheblich zu verlängern.
Man sagt, der Werkstoff „wird gestreckt". Diese Verformung ist über-
wiegend plastisch.
Die Zugspannung, die unm ittelbar vo r Beginn des Streckens im
Werkstoff he rrscht, nennt man Streckgrenze R, . Sie berechnet sich F,
Probestab
als Quotient aus der Kraft F, und dem Stabquerschnitt S 0 und ist eine
Kenngröße (Grenzwert) für die Belastbarkeit eines Werkstoffs ohne
"
Zugbe·
lastung_.- Fm
wesentliche plastische Verformung.
Bild 2: Probestab, unbelastet und
Wird die Zugbeanspruchung auf den Probestab über die Streckgren- unter Zugbeanspruchung
ze hinaus gesteigert, so beginnt er sich einzuschnüren und zerreißt
schließlich (Bi ld 2). Die bei der größten Zugkraft Fm im Werkstoff
herrschende Zugspannung ist die Zugfestigkeit Rm. Sie berechnet
sich als Quotient aus Fm und S0 und ist die max imale Zugspannung,
1 Streckgrenze R = f._
' s,
die in einem Werkstoff herrschen kann.
Die Streckgrenze R, und die Zugfestigkeit Rm haben die gleiche
Einheit N/m m 2. Der Stahl S235JR hat z.B. eine Streckgrenze von
R. ~ 235 N/mm 2 und eine Zugfestigkeit von Rm ~ 360 N/mm 2 .
I
-~ -----------
Zugfestigkeit R =fm.
m 5o
1
• Dehnung,Bruchdehnung
Durch die einwirkende Kraft verlängert sich der Probestab (Bi ld 2). Dehnung t = !1L · 100 %
Die auf die Ausgangslänge L 0 bezogene Verlängerung tJ.L in Prozent '-o
nennt man Dehnung e. Die bleibende Dehnung nach dem Bruch des
Probestabes heißt Bruchdehnung A. Sie ist ein Maß für die größt-
mögliche Dehnung eines Werkstoffes. Bruchdehnung A = il Ls•. 100 %
'-o
• Verschleißfestigkeit
Zwischen sich gegeneinander bewegenden Maschinenteilen, wie
z.B. dem Maschinenbett und dem Längsschlitten einer Drehmaschi·
ne, tritt Reibung und Verschleiß der Bauteiloberflächen auf (Bild 31.
Die Verschleißfestigkeit eines Bauteils hängt außer von der Werk-
stoffpaarung und dem Schmiermittel von den Beanspruchungen ab:
Kräfte, Geschwindigkeiten, Temperatur, Zeitdauer, Bewegungsart
und umgebende Atmosphäre. Bild 3: Verschleiß an Gleitflächen
~ J ~ •
?'- 1- , ~ ..
Auswah l und Eigenschaften der Werkstoffe 267 •
4 .2 .4 fertigungstechnische Eigenschaften
Die fertigu ngstechnischen Eigenschaften beschreiben die Eignung
der Werkstoffe für die versch iedenen Fertigungsverfahren (Bild 1).
• Die Gießbarkeit eines Werkstoffs ist gegeben, wenn er eine dünn-
flüssige Schmelze bildet, die die Gussform vollständig ausfüllt und
im erstarrten Werkstoff keine Hohlräume (Lunker) bildet. Gut gieß bar
sind die verschiedenen Gusseisensorten, Aluminium-G usslegierun-
gen, Kupfer-Zink- und Zink-Gusslegierungen.
• Die Umformbarkeit ist die Fähigkeit eines Werkstoffs, sich unter
Krafteinwirkung durch p last ische Verformung zu einem Werkstück
formen zu lassen. Warmumformverfahren sind z. B. das Warmwalzen
und Schmieden, Kaltumformverfahren sind z.B. das Ka ltwalzen, Bie-
gen, Abkanten und Tiefziehen.
Gut umform bar sind kohlenstoffarme Stähle, Weicheisen sowie Alu-
~ r--"'1-- Rohteil
minium- und Kupfer-Knetlegierungen. Nicht umformbar sind Eisen-
Werk-
Gusswerkstoffe. stück
• Die Zerspanbarkeit gibt an, ob und bei welchen Bedingungen ein
Werkstoff mit spanenden Verfahren, wie z.B. Drehen, Fräsen, Schlei-
fen, gefertigt werden kann . Als Bewertungsgrößen der Zerspanbar-
keit dienen die Oberflächengüte der gespanten Fläche, die Spanbe-
dingungen und die Standzeit der Spanwerkzeuge.
Die metallischen Werkstoffe sind überwiegend gut spanbar, insbe-
sondere die unlegierten und niedrig legierten Stähle und Gusseisen-
sorten sowie Aluminium und Al-Legierungen. Schwierig zu spanen
sind sehr zähe Werkstoffe, wie weichgemachtes Kupfer, nicht-
rostende Stähle und Titan sowie sehr harte Werkstoffe, wie gehärtete
Stähle.
• Die Schw eiß barkeit beschreibt die Eignung oder Nichteignung
eines Werkstoffes für das Schweißen.
Gut schweißbar sind unlegierte und niedrig legierte Stähle m it nied-
rigem Kohlenstoffgehalt. Mit Sonderschweißverfahren sind auch die
hochlegierten Stähle sowie Aluminium- und Kupferlegierungen
schweißbar.
• Die Härtbarkeit und die Vergütbarkeit ist die Fähigkeit eines Werk-
stoffs, durch eine gezielte Wärmebehandlung eine Steigerung seiner
Härte und Festigkeit zu erlangen.
Härtbar sind die meisten Stähle, einige Eisen-G usswerkstoffe und die Bild 1: Fertigungst echnische
aushärtbaren Aluminium legierungen. Eigenschaften
11
• Das Korrosionsverh alten beschreibt das Verhalten eines Werk-
stoffs unter der zerstörenden Wirkung von feuchter Luft, Industrieat-
mosphäre, verschmutztem Wasser oder anderen aggressiven Stof-
fen. Die von der Oberfläche ausgehende Zerstörung des Werkstoffs
durch chemische und elektrochemische Vorgänge wird Korrosion
genannt (Bild 2).
Korrosionsbeständig sind z.B. die nichtrostenden Stähle sowie viele
Kupfer- und A luminium-Werkstoffe. Nicht korrosionsbeständ ig an Bild 2: Korrosionsverhalten
.
• #'" ,k~
. .,..... r~~
• Elektrische Leitfähigkeit
Die frei beweglichen Elektronen können durch eine
angelegte elektrische Spannung in Bewegung ge- Bild 3: Stromleitung in einem Metalldraht
setzt werden (Bild 3). Es fließt dann ein Strom von
Elektronen (elektrischer Strom). 11 Hier wird vereinfachend von Metallatomen gesprochen.
Wissenschaftlich exakt müssten sie Metal lionen genannt
1 Metalle sind gute elektrische Leiter. werden.
?
! F A-
• ' / i,-r'a
• 270 ' Innerer Aufbau der Metalle
schobene
Bei großer Krafteinwirkung kann an einer Stell e Atomlagen
des Kristalls die obere Atomlage von der stabilen
.,Übereinander-Anordnung" in die ebenfalls stabi- Bild 1: Plastische Verformung eines Kristalls durch
Verschieben einer Metallatomlage
le „Auf-Lücke-Anordnung" verschoben werden.
Diese neue stabile Lage bleibt auch erhalten, wenn die Kraft weggenommen wird. Der Körper hat sich
bleibend verformt (plastische Verformung!. Nach der Verschiebung w irken wieder ähnlich große Bin-
dungskräfte zwischen den Metallatomen wie vorher. Deshalb erfolgt durch die Verschiebung kein Aus-
einanderbrechen des Körpers, sondern lediglich eine bleibende Verformung. Die Verformung kann bei
fortdauernder Krafteinwirkung so lange fortschreiten, bis alle Metallatomlagen im belasteten Bereich des
Bauteils verschoben sind. Erst dann führt weitere Belastung zum Bruch des Körpers.
• Kubisch-raumzentriertes Kristallgitter
Metall· \ ·ic-:or
atom ?{-_· { j
Beim kubisch-raumzentrierten Kristallgitter lkrz) 0-.
Elektronen-
!1 ,.j,,:.'\-- .
.::l)I
ordnen sich die Metallatome so, dass die Verbin- w olke l,:'.'... __ j,
dungslinien von Atommittelpunkt zu Atommittel-
punkt einen Würfel (Kubus) bilden (Bild 2, oberer
Bildteil). Zusätzlich befindet sich noch ein Metall- kubisch flächenzentriertes Kristallgitter (kfz)
atom in der Würfelmitte. Ein kubisch-raumzentrier-
tes Kristallgitter hat z. B. Eisen bei Temperaturen
unter 911 °C sowie Chrom, Wolfram und Vanadium.
• Kubisch-flächenzentriertes Kristallgitter
Das kubisch -flächenzentrierte Kristallgitter (kfz) hat
ebenfalls einen Würfel als Grundkörper und zusätz-
lich je ein Atom in der Mitte der Seitenflächen
(Bild 2, mittlerer Bildteil). Diese Kristallform haben hexagonales Kristallgitter (hex)
Aluminium, Kupfer und Nickel sowie Eisen über
s11 °c.
• Hexagonales Kristallgitter
Ein hexagonales Kristallgitter (hex) besitzen die
Metalle Magnesium, Zink und Titan. Bei diesem
Gittertyp bilden die Metallatome ein sechseckiges
Prisma mit je einem Atom in der Mitte der Grund-
flächen sowie drei Atomen innerhalb des Prismas
(Bild 2, unterer Bildteil). Bild 2: Kristallgittertypen
J!f t<' "'
...~'-r.-~'I
Innerer Aufbau der Metalle ' 271 '
4 .3 .3 Baufehler im Kristall
Atome des
Die Kristalle eines Metalls sind nicht feh lerfrei, son- Basis-
dern mit Fehlern w ie Lücken, Versetzungen und metal ls
Fremdatomen durchsetzt (Bild 1).
Eine Lücke ist ein nicht besetzter Gitterplatz im
Kristal lg itter. Bei e iner Versetzung ist eine ganze
Lage von Metallatomen eingeschoben oder sie
fehlt. Fremdatome sind Atome eines anderen Ele-
ment es, die in das Kristallgitter des Grundmetalls
eingebaut s ind.
1800
Abkuhlungskurve von reinem Eisen
~
"C
1700
~ Abkuhlungsverfauf
1600
Metallschmelze \.\ / ~
1536
1f-- - - - - --"'(?) _ ..:.,_____..,;;_-_ ,::.l3l@
"'-_--L "~-- -:;_____.:;_°""_...cE:cr.:.st.:.ac.:.rr.:.un2 ge,:s_-_ _
- 1500 Metallschmelze mit zunehmendem Anteil an festen Kristallen ( peratur
,
~
E1400
,!?
1300
Es kommt bei den in Bild 2, vorherige Seite, gezeigten Abkühlungsstufen (D bis © zu folgenden Vorgängen:
(D Metallschmelze. In der Metallschmelze bewegen sich die Metallatome frei und rege ll os durchei-
nander. Bei der Abküh lung der Schmelze wird die Bewegung der Metallatom e langsam er.
@ Beginn der Kristallbildung. Bei Erreichen der Erstarrungstemperatu r (bei Ei sen: 1536 ' C) in der
Schmelze beginnt die Zusam menlagerung der Metallatome nach einem Kristallg ittertyp. Die Stellen,
an denen das Kristallwachstum beginnt, nennt man Kristallisationskeime.
@ Fortschreitende Kristallbildung. Von den Kristallisationskei men ausgehend gliedern sich immer
mehr Metallatom e aus der Restschmelze den Krista llen an. Die Temperat ur bleibt während des ge-
samten Auskrista l1isierens unverändert auf der Erstarrungstemperatur, da die entzogene Wärme zur
Kristallbildung verbraucht w ird . Die Abkühlungskurve verläuft waagrecht.
Wenn die Schmelze fast aufgebraucht ist, stoßen die wach senden Kristalle an ihren Grenzen anein-
ander. Die dadurc h unregelmäßig begrenzten Kristalle nennt man Kristallite oder Körner. Die Metall-
atome im Grenzbereich zwischen den Körnern können teilweise nicht in das Kristallgitter eingeord·
net werden. Sie bilden zusammen m it Fremdatom en zwischen den einzelnen Körnern ei ne ungeord-
nete Begrenzungsschicht, die Korngrenze.
© Vollständige Erstarrung. Haben alle Metallatome ihren festen Platz, so ist die Schmelze vollständig
erstarrt. Das Gefüge des Werkstoffs hat sich gebi ldet. Di e Temperatur des entstandenen, festen
Metallkörpers nimmt durch den Wärmeentzug nun w ieder stetig ab, die Abkühlungskurve fällt.
• Kornformen
Die verschiedenen Metalle und auch die unter- globulare Körner polyedrische Körner
schiedlich en Kristallgittertypen eines Metalls bil-
den bestimmte typische Kornformen (Bild 2).
••
Reines Eisen bildet z. B. rundliche Körner (globula-
re Körner). Eisen mit Austenitgefüge hat Vieleck-
körn er (polyedrisch). Gehärteter Stahl (Martensit-
gefüge) ze igt nadelartiges Gefüge (dendritisch).
Der Streifenzementit des Perlits und der Lamellen-
g rafit von Gra uguss bilden lamellenartige Schich- dendritische Körner
ten (lamellares Gefüge).
Di e Kornform des Gefüges wird z.B. beim Kalt·
wa lzen ve rändert. H ierbei werden di e Körner in
Walzrichtung gereckt, das Gefüge hat eine Textur.
Die Festigkeit des Werkstoffs wird dadurch in Walz-
richtung erhöht, die Dehnbarkeit verringert. Durch
Rekristalli sationsg lühen kann die Textur w ieder
aufgehoben werden. Bild 2: Kornformen bei Metallen
f f •-
.
.,--~ " ~ ' I
Innerer Aufbau der Metalle ' 273 •
• Korngrößen
Metalle haben Korngrößen von weniger als 1 µm feinkörnig grobkörnig
bis zu 100 µm (Bild 1). Ein Werkstoff mit feinkörni-
gem Gefüge hat eine höhere Festigkeit und eine
bessere Dehnbarkeit als mit grobkörnigem Gefüge.
Die gewünschte Korngröße kann erzielt werden
• durch Wärmebehandlung, z.B. Normalglühen
• durch Warmumformen, z.B. Warmwa lzen
• durch Zugabe von Legierungselementen, wie
z.B. Mangan bei den Feinkornbaustählen. Bild 1: Gefüge mit unterschiedlichen Korngrößen
Beim Frischen von Roheisen zu Stahl wird der Kohlenstoffgeha lt des Ro heisens vermi ndert und die
unerwünschten Begleitstoffe w erden w eitgehend beseitigt.
• Sauerstoffaufblas-Verfahren
Das Sauerstoffau/blas-Verfah ren w ird in einem Konverter (Umwandlungsgefäß) durchgeführt (Bild 1).
Der Konverter w ird in der Füllstel lung mit Schrott und flüssigem Roheisen beschickt (j). Anschließend
w ird er aufgerichtet und Sauerstoff mit 8 bis 12 bar auf die Roheisenschmelze geblasen @. Es beginnt
eine stü rmische Reaktion des Sauerstoffs mit den Eisenbegl eitern, welche die Schmelze kochen lässt.
Nun wird Kalk zugegeben. Er bildet eine flüssige Schlacke auf der Schmelze und bindet darin die f esten
Abbrandprodukte und die unerwünschten Eisenbegl eiter. Der Kohlenstoff im Roheisen verbrennt beim
Frischen fast völlig zu CO und C0 2 , die als Gase aufsteigen. Die erforderlichen Legierungsbestandteile
und Desoxidationsmittel werden am Ende des Frisc hvorganges vor dem Abgießen des Stahls zugege-
ben. Dann werden zuerst der Stahl durch das Ausgussloch des Konverters in die bereitstehende Gieß-
pfann e@ und anschließend die Schlacke über den Konverterrand abgegossen ©-
1 1
~ r--- Schlacke
Konverter Einblasen von lnertgasen g -- Schlacken-
~ pfanne
oder Sauerstoff beim
kombinierten Verfahren
0 Füllen 0 Blasen 0 Abgießen des Stahls 0 Abgießen der Schlacke
• Kombiniertes Sauerstoff-/lnertgas-Blasverfahren
Beim Sauerst offau/blas-Verfahren wird da s Schmelzbad durch den von oben auftreffenden Sauerstoff-
strahl nicht optimal durchm ischt. Außerdem ist der Schrotteinsatz begrenzt und die Schlacke enthält viel
Eisenoxid. Beim kombinierten Blasverfahren bläst man zusätzlich Sauerstoff und inerte Gase w ie Argon
und Stickstoff durch den Boden des Konverters in die Schmelze. Diese Gase m ischen d ie Schmelze
besser durch, sodass m ehr Schrott eingesetzt werden kan n. Außerdem ist die Blaszeit kürzer und der
Verlust an Eisen und Legierungselementen geringer. Der gefrischte Stahl enthält wen iger oxidische Ein-
schlüsse und kann für weiche Stahl sorten bis zu ei nem Kohlenstoffgehalt von weniger als 0,02 % ver-
wendet werden. Wegen dieser Vorteile wird meist nur noch das kombinierte Verfahren angewandt.
• • A' #1
,tr··,;- r= ~
· 276 · '· Stahle und Eisen-Gusswerkstoffe
• Elektrostahl-Verfahren
Das Elektrostahl-Verfahren wird in einem elektri-
schen Lichtbogenofen oder einem Induktionsofen
durchgeführt (Bild 1).
Der Lichtbogenofen wird überwiegend mit Stahl-
schrott, zum Teil auch mit Eisenschwamm und Roh-
eisen beschickt. Außerdem werden noch Kalk zur
Sch lackenbildung und Reduktionsmittel zugege-
ben. Der zwischen den Koh leelektroden und dem
Sch melzgut verlaufende Lichtbogen erzeugt Tem-
peraturen bis zu 3500 °C. Deshalb kön nen auch
schwer schmelzbare Legierungselemente wie Wolf-
ram und Molybdän eingeschmolzen werden. Bild 1: Elektrostahl-Verfahren im Lichtbogenofen
~ ~~ R - B
ben mit dem Hinweis auf die Verwendung und einer Zahl bzw. einem
weiteren Buchstaben und einer Zahl für die mechanischen oder phy-
sikalischen Eigenschafte n (Tabelle 1). Die Zusatzsymbo le für den je-
Haupt- Zusatz- Zusatz-
wei ligen Stahl werden ohne Leerzeichen direkt am Hauptsymbol an- symbole symbo le symbole
gehängt (Tabelle 2). Weitere Zusatzsymbole für die Stahlerzeug nisse für Stahl-
dürfen mit einem Pluszeichen (+) angehängt werden (Seite 280). erzeugnisse
Für die Maschinenbaustähle und die Stähle für den Stahlbau sind die Bild 1: Aufbau von Kurznamen
Zusatzsymbole in zwei Gruppen unterteilt (Tabelle 2). Die Gruppe 1
enthält Zusatzsymbole für die Kerbsch lagarbeit und die Wärmebehandlung sowie die Möglichkeit, ande-
re Merkmale zu erfassen, Die Gruppe 2 enthält Zusatzsymbole für besondere Eigenschaften und Eignung,
z.B. für die besondere Eignung ei nes Stahles zum Kaltumformen.
Tabelle 1: Hauptsymbole für Kurznamen von Stählen nach Verwendung und Eigenschaften (Auswahl)
Verwendung Hauptsymbole Verwendung Hauptsymbole
(Beispiele) (Beispiele)
Betonstäh le B 5001! Stähle für den Druckbehälterbau p 2651)
Flacherzeugnisse zum Kaltumformen D xs221 Schienenstäh le R 2604)
Maschi nenbaustähle E 360 11 Stähle für den Stahlbau s 235 1)
Flacherzeugnisse aus höherfesten Stählen H C40021 Verpackungsblech und -band T S550"
Stäh le für Leitungsrohre L 360 1) Spannstähle y 17703)
Mechanische oder physikalische Eigenschaften
1l Streckgrenze R für die kleinste Erzeugnisdicke 31 Nennwert für Mindestzugfestigkeit Rm
0
2> Walzzustand C, D, X und zwei Symbole bzw. Mindeststreckgrenze R 4! Mindesthärte nach Brinell HBW
0
Tabelle 2: Zusatzsymbole für Kurznamen der Stähle für den Stahlbau (Auswahl)
Gruppe 1 Gruppe 2
Kerbschlagarbeit Prüf- A ausscheidungshärtend C besonders kaltumformbar
in Joule temp. M t hermomechanisch gewalzt D für Schmelztauchüberzüge
27 j 40 J 60 J in °C N normalgeglüht oder normalisierend gew alzt L für tiefe Temperaturen
JR KR LR + 20 Q vergütet T für Rohre
JO KO LO 0 w wetterfest
Hauptsymbole Zusatzsymbole
Gruppe 1 Gruppe 2
S Stäh le für den Stahlbau JR Kerbschtagarbeit 27 J C besondere
235 Mindeststreckgrenze R0 = 235 N/mm2 bei +20 °C Kaltumformbarkeit
~
L'. A"
1'"'--~
f,
Stahle und Eisen-Gusswerkstoffe / ' • 279 •
•
und 1 % Mo. De r V-Gehalt ist nicht angegeben.
4 .4.5 .1 Baustähle
Baustähle müssen je nach Verwend ung unterschiedliche Eigenschaften aufweisen:
• ausreichende Festigkeit und Zähigkeit • gute Umformbarkeit, Schweißeignung
• gute Zerspanbarkeit • Korrosions- u nd Verschleißfestigkeit
Zu den Baustäh len gehören die f o lgenden Stahlgruppen:
• Unlegierte Baustähle
Unlegierte Baustähle für den Stahl- und Maschinenbau sind preis-
werte Stähle mit mittlerer Zugfestigkeit und Streckgrenze für niedri-
ge und mittlere Belastungen. Sie besitzen ihre Gebrauchseigenschaf-
ten im Anlieferungszustand und werden deshalb nicht w ärmebehan-
delt. Sie kommen als warmgewalzte oder blankgezogene Stäbe und
Profile in den Handel. Die Stahlbaustähle sind gut schweißbar.
Beispiel: S235JO => unlegierter Baustahl mit Re = 235 N/mm 2,
Kerbschlagarbeit 27 J bei O 0 c
• Schweißgeeignete Feinkornbaustähle (Bild 1)
Diese Stähle besit zen einen niedrigen C-Gehalt sowie geringe Anteile
an Cr, N i, Cu und V. Dad urch sind sie gut schwei ßbar sowie alt e-
rungs- und sprödbruchu n empfindlich. Eine thermomechanische
Nachbehandlung macht sie besonders zäh. Sie werden für hochbe- Bild 1: Geschweißtes Pressenge-
lastete Schweißkonstru ktionen eingesetzt. stell aus Feinkornbaustahl
Beispiel: 5275M => schweißgeeigneter Feinkornbaustahl, Re"" 275 N/mm2,
thermomechanisch gewalzt (M)
• Automatenstähle (Bild 21
Automatenstähle besitzen einen erhöhten Schwefelge ha lt und zum
Teil einen Zusatz an Blei. Durch diese Legierungsbestandteile bre-
chen die Späne beim Zerspanen kürzer. Automatenstähle werden auf
Drehautomaten zu Drehteilen verarbeitet.
Beispiel: 10SPb20 => Unlegierter Automateneinsatzstahl mit 0, 10 % C,
0,20 % S und Bleizusatz
• Einsatzstähle (Bild 3)
Einsatzstä hle si nd Stähle mit ei nem ge ringen Kohlenstoffgehalt.
Durch das Einsatzhärten (Seite 310) erhalten sie eine kohlenstoffrei- Bild 2: Drehteile aus Automaten-
stahl
che Randschicht und sind dort härtbar. Man fertigt daraus Bauteile,
di e einen zähen Kern sowie eine harte und versch leißfeste Rand-
schicht benötigen, w ie z.B. Zahn räder.
Beispiel: 20MoCr4 => Legierter Einsatzst ahl mit 0,20 % C. 0,4 % Mo und etwas Cr
• Nitrierstähle
Nitrierstähle erha lten d u rch Nitrieren ei ne dünne, aber besonders
harte Randschicht (Seite 311). Sie eignen sich für Teile, die eine harte
und versch leißfeste Oberfläche benötigen, z.B. Ventil e.
Beispiel: 31CrMoV9 = Nitrierstahl mit 0,31 % C, 2,25 % Cr, wenig Mo und V
• Vergütungsstähle
Vergütungsstähle haben Kohlenstoffgehalte zwischen 0,2 % und
0,65 % und erhalten durch Vergüten (Seite 308) ihre hohe Festigkeit.
Sie werden hauptsächlich zu dynamisch hoch beanspruchten Bau-
tei len verarbeitet, wie z.B. Get riebewellen.
Beispiele: 51CrV4 =
Legierter Vergütungsstahl mit 0,51 % C, 1% Cr und etwas V Bild 3: Zahnräder aus Einsatzstahl
~ ,,.lt,' .(
Stahle und Eisen-Gusswerkstoffe \·- - ~ 283 •
4 .4 .5.2 Werkzeugstähle
Aus Werkzeugstählen werden Werkzeuge hergestellt. Sie we rden
nach den Temperaturen bei ihrer Verwendu ng in Kaltarbeits-, Warm-
arbeits- und Schnellarbeitsstähle eingeteilt. Außer wenigen Stahl-
sorten bei den Kaltarbeitsstählen sind alle Werkzeugstähle legiert. Sie
werden vor ihrer Verwendung gehärtet (Seite 304).
• Kaltarbeitsstähle
Aus Kaltarbeitsstähl en hergestellte Teile sollten beim Gebrauch
höchstens einer Temperatur von 200°C ausgesetzt sein. Sie werden Bild 3: Spritzgießform für Pkw-
für einfache Werkzeuge, wie Meißel, oder für Schneidplatten u nd Scheibenwischer-Getriebe
Schneidstempel von Schneidwerkzeugen (Seite 119) sowie für Tief- aus Kaltarbeitsstahl
ziehwerkzeuge und Spritzgießformen verwendet (Bild 3).
Beispiel: X42Cr13 = Kaltarbeitsstahl mit 0,42% C und 13% Cr
• Warmarbeitsstähle
Warmarbeitsstähle werden verwendet, wen n bei der Anwendung die
Temperatur bis 400°C betragen darf. Dazu gehören Pressenstempel
für Strangpressen, Druckgießformen für Leicht- und Schwermetalle
sowie Schmiedegesenke (Bild 41.
Beispiel: X38CrMoV5-3 = Warmarbeitsstahl mit 0,38% C, 5% Cr, 3 % Mo
und wenig V
• Schnellarbeitsstähle
Schnellarbeitsstähle werden hauptsächlich zum Zerspanen (Seite
132) und Umformen verwendet. Aufgrund ihrer Zusammensetzung Bild 4: Schmiedegesenk für Ring-
sind Schnellarbeitsstähle bis etwa 600°C einsetzbar. schlüssel aus Warmarbeits-
Beispiel: HS6-5-2 = Schnellarbeitsstahl mit 6 % W, 5% Mo und 2 % V stahl
.
.
• -.
,1::'A
/1\, , ~
· 284 - Stahle und Eisen-Gusswerkstoffe
~~~
U-Stahl mit 240 mm Höhe aus Stahl S235JR U-Profil DIN 1026 - U240 -
S235JR
Flach EN 10278-16x8-
Stabstähle aus nichtrostendem Stahl EN 10088-3-X5CrNi1 8-10
wvRohre, Hohlprofile
Bänder,( j )
Rechteckiges Vierkantrohr, Außenmaße
115 mm x 140 mm, Wanddicke 8 mm,
aus Stahl S275JR
Hohlprofil EN 10210-
60x60x5 - S355JO, verzinkt
~
0 5mm
.• ,,,,# f
- · 286 / 'f:;r"';'.'I Stahle und Eisen-Gusswerkstoffe
Erläuterung: 5.1305: Gusseisen (5.), mit Lamellengrafit (1), perlitische Matrixstruktur (3), Werkstoffkennziffer 05
5.3106: Gusseisen (5.), mit Kugelgrafit (3), ferritische Matrixstruktur (1), Werkstoffkennziffer 06
5.4205: Gusseisen (5.), Temperguss (4), Ferrit/Perlit-Matrixstruktur (2), Werkstoffkennziffer 05
~
Verwendung. Aus Grauguss werden z. B. Ständer und Schlitten für
Werkzeugmaschinen sowie Getriebe- und Kurbeigehäuse hergestellt.
Gusseisen mit Vermiculargrafit besitzt wu rmförmige Grafitaus-
scheid ungen. Die Festigkeit ist daher bei etwa gleichgroßer Wärme-
leitfähigkeit h öher als bei Gusseisen mit Lamellengrafit. Es eignet
Bild 2: Gehäuse einer Filterpresse
sich beson ders für wärmebeanspruchte Teile w ie Zyl inderblöcke, aus EN-GJL-250
Zylinderköpfe und Teile von Fahrzeugbremsen.
Me rkmale
Gefügebilder
M 100 : 1
100µm
lu.uL.uJ
Grundgefüge
Zugfestigkeit N/mm2
4.4.10.4 Stahlguss
Bei Stahlguss verbi nden sich die Vorteile des Stahls mit den Möglichkeiten der Werkstück-Formgebung
durch Gießen. So können z.B. hochfeste und zähe Werkst ücke hergestel lt werden, deren Form nur durch
Gießen erreicht werden kan n (Bild 1). Es gibt verschiedene Stahlgu sssorten, deren Zusammensetzung
sich nach dem Verwendungszweck richtet (Tabelle 1). Im Unterschied zu den Stählen enthalten die Stahl-
gusswerkstoffe geringe Zusätze zur Verbesserung der Gießbarkeit, wie z.B. Phosph or. Bei Stahlguss w ird
dem Hauptsymbol des Stahls der Buchstabe G vo rangestellt.
Vergi.itungsstahlguss G34CrMo4
Nichtrostender St ah lguss GX6CrNi26-7
Warmfester Stahlguss G17CrMo5-5
Hitzebeständiger Stahlguss GX40CrNiSi27-4
Bild 1: Kaplan-Laufrad, Schaufeln und N abe aus
Nichtmagnetisierbarer Stahlguss GX2CrNi18-11
GX5CrNi13-4
Verwendung. Aus Stahlguss werden hoch belastete Teile des Großm aschinenba us w ie T urbinengehäu-
se, Pressenständer und Kranhaken, hochbelastbare Fahrzeugteile, aber a uch kleinere W erkstücke für
Maschinen hergestellt.
~
Einsatzstähle, unleg iert o.1 II j 0,9 '- Randzone eingesetzt
;g Vergütungsstähle, unlegiert o,2 C ] o,6
U)
Werkzeugstäh le, unlegiert 0,5 1 l 1,4
Werkzeugstähle, legiert 0,2 1 12,2
Gusseisen m it Lamellengrafit (GJL) 2.6 1 13,6
~
0 Gusseisen mit Kugelgrafit (GJS) 4,0.1
3.21
t Temperguss, entkohlend geg lüht (GJMW) 0.5 1 getempert 11,7 2.51 ungetempert l 3,5
1 Temperguss, nicht entkohlend geglüht (GJMB) 2,0 l 2.9
"' Stahlguss (GS) o,15 0 0,45
Kohlenstoffgehalt %C
4 .5 . 1 Leichtmetalle
Die wichtigsten Leichtmetalle sind Aluminium (g = 2,7 kg/
d m3), Magnes ium (g = 1,7 kg/ dm 3) und Titan (f> = 4,5 kg/
dm3). Durch ihr geringes Gewicht, ih re Korrosionsbestän-
digkeit und ihre ausreichende Festigkeit haben d ie Leicht-
metall-Legierungen im Fahrzeug- und Flugzeugbau große
Bed eutung.
Bi ld 1: Pressgeschmiedete Pkw-Felgen aus
4 .5 . 1 . 1 Aluminium-Werkstoffe einer AIMgSi-Knetlegierung
Eigenschaften der Al-Werkstoffe:
• Dichte: rund 2,7 kg/dm3 ("' 1/3 der Dichte von Stahl)
• Niedriger Schmel zpunkt: "' 660 °C
• Gut umformbar, schweißbar, g ießbar
• Witterungs- und korrosionsbeständig
Al-Knetlegierungen
A l-Knetlegierungen sind mit Mg, Mn, Si, Zn oder Cu sowie
Kombinationen d ieser Metalle legiert. Sie haben das ge-
ringe Gewicht des A luminiums und annähernd die Festig-
keit unleg ie rter Baustähle: Zugfestigkeit Rm = 200 ... 450
N/mm2•
Die Mg- und M n-haltigen Al-Legierungen haben eine min-
iere Festigkeit und können durch Schmieden weiter verfes-
Bild 2: Karosserierahmen eines hochwertigen
tigt werden . Man fertigt aus ihnen Fahrzeugteile fü r mittel- Pkw's aus verschiedenen Al-Legierungen
hohe Belastung, w ie z. B. Pkw-Felgen (Bild 1).
Beispiel: EN AW-AI Mg3: A l-Legieru ng mit 3% Mg,
Zugfestigkeit Rm: bis 300 N/mm2
Aushärtbare Al-Knetlegierungen enthalten Antei le an
Mg + Si, Zn + Mg oder Cu + Mg. Sie werden nach der
Formgebung gehärtet (siehe folgende Seit e). Aus ihnen
werden hoch belastbare Bauteile gefertigt (Bild 2).
Beispi el: EN AW-AI Cu4Mg1 : A ushärtbare A l-Legierung mit 4%
Cu und 1% Mg, Zugfestigkeit Rm: bis 425 N/mm2
Al-Automatenlegierungen haben neben den anderen
Legierungselem enten einen Bl eizusatz (Pb). Er macht sie
kurzspanend und daher besonders für zu spanende Bau-
tei le geeignet. Beispiel: EN AW-AI Cu4PbMg Bild 3: Motorblock aus einer Al-Gusslegierung
Al-Gusslegierungen
Im Maschinenbau w ird überwiegend die Al-Gusslegierung mit 12% Silici um eingesetzt: EN AC-Al Si12.
Sie ist gut vergießbar, hat eine miniere Zugfestigkeit (Rm b is 170 N/mm 2) und ist korrosionsbestä ndig.
Aus A1S i1 2-Gusslegierungen w erden kompliziert geform te, dünnwandige Bauteile gefertigt, die ein ge-
ringes Gewicht haben müssen: Gerätegehäuse, Karosserietei le, Pkw-Motorenblöcke (Bild 3).
•• 1 ;.·- f"
.,-; / ~ ~ ?'i
· 292 · '· ' N1chte1senmetalle (NE-Metalle)
4 .5 . 1.3 Titan-Werkstoffe
Titan-Werkstoffe haben eine Dichte von rund 4,5 kg/dm 3
und si nd damit 40% leichter als Stahl. Sie besitzen hohe
Festigkeit, Zähigkeit und Korrosionsbeständigkeit. Titan ist
jedoch ein teurer Werkstoff.
Unlegiertes Titan, wie Ti 1, w ird z. 8. in der Medizintechnik
als Hüftprothesen u. Ä. eingesetzt.
Legierte Titanwerkstoffe, wie z. 8. TiAl6V4, besitzen etwa
die gleiche Festigkeit wie legierte Vergütungsstähle: Rm
bis 1000 N/ mm2. Aus ihnen werden hoch belastbare Bau- Bild 4: Schaufelkranz eines Jet-Triebwerks
teile für Flugzeuge gefertigt (Bild 4) . aus der Titanlegierung TiAl6V4
4 .5 .2 Schwermetalle
Die wichtigsten Schwermetalle, die im Maschinenbau für Bauteile verwendet w erden, sind Kupfer, Zinn
und Zink un d ihre Legierungen. Mit weiteren Schwermetal len w ie z. B. Chrom, Nickel und Va nadium
werden Stähle legiert.
• Kupfer-Zink-Legierungen (Messing)
Eigenschaften und Verwendung
CuZn-Legierungen enthalten 5% bis 40% Zink. Sie sind
korrosionsbeständig und h aben eine gleitfähige Oberfl ä-
che. Bei nied rigem Zn-Gehalt sind sie weich und gut um-
formbar, bei hohem Zn-Gehalt sind sie härter. Durch Kalt-
verfestigung kan n ihre Zugfestigkeit bis auf ca. 600 N/mm'
gest eigert werden. CuZn-Leg ierungen lassen sich gut um-
formen, gießen und spanend bearbeiten. Man fertigt aus
ihnen Armaturengehäuse, korrosionsbeständ ige Schrau-
ben, Kleindrehteile (Bild 4). Teilwe ise erhalten sie zusätz-
lich zum Zink weitere Legierungselemente.
Beispiel: CuZn36Pb3 =- Kupfer·Zink-Blei-Knetlegierung mit 36 %
Zn und 3 % Blei; für Automatendrehteile Bild 4: Drehteile aus Kupfer-Zink-Legierungen
• ;~ A
~ 1'. ~~
• Kupfer-Zinn-Legierungen (Zinnbronze)
CuSn-Legierungen enthalten 2 % bis 15% Zinn.
Sie sind korrosionsbeständig und besitzen hohe
Zugfestigkeit, Verschleißfestigkeit und gute Gleit-
eigenschaften. Mit steigendem Zinngehalt werden
die Festigkeit und der Verschleißwiderstand er-
hö ht. Durc h Kaltverfestigen (z.B. Walzen ) kön nen
sie bis auf „federhart" verfestigt werden und be-
sitzen dann eine Zugfestigkeit von 750 N/mm2 •
CuSn-Legierungen werden zu Schneckenrädern,
Spindelmuttern. Kontaktfedern, Gleit- und Führungs-
bahnen sowie Lagerschalen verarbeitet (Bild 1). Bild 1: Lagerschalen für Gelenklager und Gelenkkopf
Beispiele für Kupfer-Zinn-Legierungen: aus der CuSn-Legierung CuSn8P
CuSnSP =
Knetlegierung mit sehr guten Gleit-
eigenschaften und hoher Verschleiß-
fest igkeit, z. B. für hoch belastete
Gleitlager in Motoren
G-CuSn12Pb =
Gusslegierung m it Bleizusatz, sehr
verschleißfest, mit Notlaufeigenschaf-
ten, z. B. für Gleitlagerschalen (Bild 21
• Kupfer-Zinn-Zink-Gusslegierungen
Diese au ch als Rotguss bezeichneten Legierungen
sind gut vergießbar, korrosionsbeständig, gut spa-
nend bearbeitbar und haben gute Gleiteigenschaf-
ten. Sie werden z. B. zu Armaturen- und Pumpen-
gehäusen vera rbeitet (Bild 3). Bild 2: Kalotten-Lagerschalen aus G-CuSn12Pb in
Beispiel: G-CuSn6Zn4Pb2 Stahlgehäuse
• Kupfer-Aluminium-Legierungen
Diese Legierungen zeichnen sich durch hohe Fes-
tigkeit, Zähigkeit und Korrosionsbeständigkeit,
insbesondere gegen Meerwasser aus. Sie werden
bevorzugt im Schiffbau sowie im Anlagenbau für
Meerwasser führende Anlagenteile und im Che-
miea nlagenbau verwendet.
Beispiele:
CuAl7Si2 = Meerwasserbeständige Legierung für
Schiffbauteile
CuAl10Fe3Mn2 = Korrosionsbeständige verschleißfeste
Knetlegierung, z. 8. für Schnecken rä-
der und Ventilsitze
Bild 3: Pumpengehäuse aus CuSnzn.Gusslegierung
• Kupfer-Nickel-Legierungen
Kupfer-Nickel-Legierungen sind federh art, elek- federnde Elektroteile SicherheitsschlUssel
trisch gut leitend, korrosionsbeständig u nd haben
eine silb erartig aussehende Oberfläche. Sie wer-
den z.B. zu federnden elektrischen Kontakten, zu
Schlüsseln, Reißzeugen, Wasserarmaturen, Gerä-
teverkleidungen und den „ Silbermünzen " verar-
beitet (Bild 4).
Beispiel:
CuNi9Sn2 = Federnde elektrische Kontakte
Ein e Besonderheit ist die Legierung CuNi44, auch
Konstantan genannt. Sie besitzt einen temperatur-
konstanten elektrischen Widerst and und wi rd zu
elektrischen W iderständen verarbeitet. Bild 4: Teile aus CuNi·Legierungen
r # .,_
,t."" f 2..,..
N1chte1senmetalle (NE-Metalle) ' 295 ·
• Zinnlegierungen
Die wichtigst en Zinnlegierungen enthalten Blei
und we rden für Weichlote (Zinn-Blei-Lote) oder als dehnbares
Zwischenstück
Druckgusslegierun g für kleine, sehr maßgenaue
Werkstücke eingesetzt. Bild 1: Chemieapparat aus einer korrosionsbestän-
Beispiel: GO-Sn80Pb - z. 8. fü r Zahnräder in Wasser- digen Nickellegierung NiCu30Fe
zählern
• Nickellegierungen
Tabelle 1: Schmelzpunkt und Verwendung der
Nickel kann z. 8. mit Cr, Mn, Mg, Al und Be legiert Legierungs-Schwermetalle' '
werden. Je nach den zulegierten Metallen erh ält
man Legierungen mit hoher Festigkeit, Elastizität, Metall Schmelz- 1 Verwendung
_punkt l'C) _
Wärme- und Korrosionsbeständigkeit (Bild 1). 1
Zu den Edelmetallen gehören vor allem Gold, Sil- Molybdän 2600 Legierungsmetall für Stahl,
ber und Platin, aber auch Iridium, Rhodium, Os- (Mol Verschleißschichten, Heizleiter,
Röntgenröhren
mium und Palladium.
Niob 2410 Legierungsmetall für Stahl
In der Technik werden Gold und Silber als elektri- (Nb)
sche Leiter- und Kontaktwerkstoffe verwendet, Pla-
H Beispiele bei Stählen Seite 278
t in für Thermoelemente und Laborgeräte.
4 .6 Sinterwerkstoffe
Sinterwerkstoffe werden aus Metallpulvern hergestellt, die in einem mehrstufigen Herstellungsverfahren
durch Pressen von Rohteilen und anschließendem Sintern hergestellt werden. Diese Herstellungstechnik
nennt man wegen der Ausgangsstoffe Pulvermetallurgie oder aufgrund der Fertigung Sintertechnik.
Im Gegensatz dazu erfolgt die übliche Herstellu ng metallischer Bauteile durch Gießen der Metallschmel-
ze in eine Form oder durch Gießen eines Strangs und anschließendes Walzen (Seite 277).
1 der
Zusammenstellen
Pulvermischung - - Pressen
Press- §
werk· qf
zeug ~ Gefüge
Form-
körper
Resl- Rest-
poren poren
Raumerfüllung: 30o/o ... 40o/o Raumerfüllung: 60o/o .. 70o/o Raumerfüllung: 90% ... 98%
Mischen der Pulver: Die Pulverteilchen haben entweder die gewünschte Zusammensetzung oder die
gewünschte Pulvermischung wird durch M ischen versch iedener Metallpulver erzeugt. Um beim an·
sch ließenden Pressen das Verdichten zu erleichtern, werden dem Pulver Gleitmittel zugesetzt.
Pressen: Im Presswerkzeug wird eine abgemessene Pulvermenge bei Drücken bis zu 1000 bar zu Form-
teil-Presslingen verdichtet (Bild 1, Einzelheit). Dabei verformen sich die Pulverteilchen, vergrößern ihre
Berührungsflächen und der Porenraum wird kleiner. Sie haften durch Adhäsion und mechanische Ver·
klammerung aneinander, sodass der Pressling zusammenhält.
Sintern. Die endgültige Festigkeit erhalten die Presslinge durch Sintern beim Durchl auf durch einen Sin-
terofen. Dabei werden die Presslinge auf eine Temperatur erwärmt, di e bei etwa 25 % unterhalb der
Schmelztemperatur des Sinterwerkstoffs liegt, z. B. bei Sinterstahl auf 1000°C bis 1300 ' C.
Bei Sintertemperatur verschweißen die ane inandergrenzenden Pulverteilchen und es bilden sich Stoff-
brücken. Im weiteren Verlauf des Sinterprozesses werden die Stoffbrücken immer größer und es e ntsteht
das Gefüge des kompakten Sinter-Formteils.
Sintern ist ein Glühprozess für gepresste Rohteile aus Metallpulver, bei dem durch Diffusion und
Rekristallisation ein Sinter-Fertigteil mit einem zusammenhängenden Werkstoffgefüge entsteht.
Wenn an die Eigenschaften der Sinterteile besondere Ansprüche gestellt werden, dann könn en diese
Eigenschaften durch verschiedene Nachbehandlungen verbessert werden (Bild 2).
Durch Kalibrieren wird auf genaues M aß und hohe Oberflächengüte bei Raumtemperatur nachgepresst.
Durch Pressschmieden bei Schmiedetemperatur erfolgt e ine w e itere Verdichtung der Sinterteile. Sie wer·
den dadurch kompakter, formgenau und haben erhöhte Festigkeitswerte. Die geschmiedet en Sinterteile
können anschließend zur weiteren
Kalibrieren Pressschmieden Hä rten, Vergüten Tränken
Verbesserung der Festigkeitswerte
~~ ~
Autoklav
gehärtet oder vergütet w erden.
Durch Tränken unter Druck werden
die Poren poröser Sinter-Gleit lager
mit fl üssigem Schmiermittel gefüllt.
Sie sind dann für lange Zeit selbst·
schmierend und wartungsfrei. Bild 2: Nachbehandlungsverfahren für Sinterteile
~
,!'f~:,,",
.
·--
"
S,nterwerkstoffe 297 ·
4 . 7 Keramische Werkstoffe
• Keramische Beschichtungen
Sie werden eingesetzt, wenn Bauteile aus Stahl mit hoher Festigkeit
Bild 4: Wälzlager aus Siliciumnitrid
und Zähi gkeit die Oberflächenbeschaffenheit der Keramik erhalten Si3 N4
sol len: Extrem hohe Härte und Druckfestigkeit, Verschleißfestigkeit,
Chemikalienbest ändig keit und elektrische Iso lation. Häufig aufge-
b rachte Schichten best ehen aus einer Kombination aus Aluminium-
oxid und Tit and ioxid. Sie we rden durch Plasmaspr it zen z. B. auf
Rollen, Fadenführungen und Walzen auf gebracht (Bild 5).
~ ;~:-,=
r ®:
Gefügearten besitzt (Bild 1). b) Eisen mit 0,5 % Kohlenstoff
Technisch reines Eisen bildet ein Gefüge aus abgerundeten Körnern.
Dieses Gefüge wi rd Ferrit oder « -Eisen genannt (Bild l a). Es ist weich,
leicht umformbar und magnet isierbar. Perlit- . '
körner
1 Eisen mit 0, 1 % bis rund 2 % Kohlenstoff nennt man Stahl. '
Stah l enthält den Kohlenstoff nicht in reiner Form. sondern als chemi- Ferrit-Perlit-Gefüge
sche Verbindung Eisencarbid Fe, C. Man nennt diesen Gefü gebe- ;;
stand teil Zementit. Er ist hart und spröde. i c) Eisen mit 0,8% Ko hlenstoff
'E
Bei gerin gem Kohlenstoffg ehalt im Sta hl (bi s 0,8%) scheidet sich j Perl it-
der Zement it in Form dünner Streifen (Streifenzem entit) aus, die die
Ferritkörner durchziehen (Bi ld l b). !
In Stahl mit 0,8 % Kohlenstoff (eutekt oider Stahl) sind alle Ferritkör-
ner m it Streifenzementit durchzogen. Dieses Gefüge heißt wegen
seines per lmuttartigen Aussehens Perlit (Bi ld l c).
1
;;
Perlit-Gefüge
Stähle mit weniger als 0,8 % Kohlenstoff (untereutektoider Stahl) ha-
d) Eisen mit 1,6% Kohle nst off
ben ein Gefüge, das Ferrit körn er und Perlitkörner enthält. Man be-
zeich net es als Ferrit-Perlit-Gefüge (Bild 1b).
Stähle mit mehr als 0,8 % Kohlenstoff (übereutektoider Stahl) enthal-
ten so viel Kohlenstoff, dass sich zu sätzlich zum Streifenzementit in
den Perlit körnern noch Zementit an den Korngrenzen (Korngrenzen-
zementitl ablagert (Bild 1d). J e größer der Zementitanteil im Gefüge
ist, umso härter, aber auch umso spröder ist der Stahl.
Perlit-Zementit-Gefüge
1 Eisen mit 2,5 % bis 3,7 % Kohlenstoff ist Gusseisen. e ) Eisen m it 3,5% Ko hlenstoff
4 .8 .2 Eisen-Kohlenstoff-Zustandsdiagramm
Eisenwerkstoffe haben bei Raumtemperat ur und bis 723°C j e nach Kohlenstoffgehalt untersch iedliche Ge-
füge (Bild 1, vorherige Seite). Erwärmt man sie über723°C hinaus, so treten noch andere Gefügearten auf.
Eine Übersicht, welche Gefügeart ein Eisenwerkstoff mit einem bestimmten Kohlenstoffgehalt bei einer
bestimmten Temperatur hat, gibt das Eisen-Kohlenstoff-Zustandsdiagramm (Bild 1).
Die durchgezogenen und unterbrochenen Linien im Schaubild begrenzen die Gefügebereiche. So t rennt
z. B. die Linie P-S den Bereich des Ferrit-Perlit-Gefüges vom Bereich des Austenit-Ferrit-Gefüges oder die
Linie G- S den Bereich des Austen it-Ferrit-Gefüges vom Bereich des Austenit-Gefüges.
Die Gefügearten bei Raumtemperatur und bis 723 ' C sind im Eisen-Kohlenstoff-Zustandsdiagramm über
der Kohlenstoffachse eingetragen. Beispiele: Eisen m it 0,5% Koh lenstoff hat ein Ferrit -Pe rlit-Gefüge,
Eisen m it 1,2% Koh lenstoff ein Perlit-Korngrenze nzementit-Gefüge. Beide Gefü gebereiche haben ihre
gegenseitige Begrenzungslinie bei 0,8% Kohlenstoff. Dort liegt reines Perlit-Gefüge vor.
1 Beim Überschreiten bzw. Unterschreiten einer Gefügebegrenzungslin ie wandelt sich das Gefüge um.
Beispiel: Bei der Abkühlung einer Stahlschmelze mit 0,8% Kohlenstoff beginnt in der Schmelze ab 1480°C die Bildung
von Austenitkristallen. Unter 1380 °C ist der ganze Werkstoff erstarrt und besteht aus Austenitkristallen. Bei
weit erer Abkühlung wandelt sich das Austenit-Gefüge bei 723 °C in Perlit-Gefüge u m.
1600~ - - - -~ - - - - ~ - - - -~ - - - - ~ - - - - ~~ -- - - ~- - ~
1400
1300
1200
::l
E 1100
"Cl.
E
~ 1000 Ledeburit
+Zementit
(+Grafit) 11
·c
"
~
@ ;i
l ®
723°C- Linie K
~
Perlit + Ko rngrenzenzem entit
®
Ledeburit + Zementit
+ Ledeburit (+G rafit) Tl (+Grafit) H
( __ _ _ _ S
_ t_ä_h l_e _ _ _~) ( Gusseisen )
11 Bei Eisensorten mit einem Kohlenstoffgehalt über 2,06% (Gusseisen) und zusätzlichem Si-Gehalt scheidet sich ein Teil des
Kohlenstoffs in Form von Grafit aus (Bild 1).
'
•• 1 ~L'.c-~~
• 302 / ' Warmebehandlung der Stahle
4 .8 .4 Glühen
1100 Diffusionsglühen
Glühen ist eine Wärmebehandlung, bestehend •c
aus lan gsamem Erwärm en, Halten auf Gl üh- 1000 Austenit
temperatur und langsamem Abkühlen.
4 .8 .5 Härten
Härten besteht aus mehreren Arbeitsgängen
(Bild 1 ). Zuerst wird das Werkstück auf Härtetem-
peratur erwärmt und anschließend auf Härtetem-
peratur gehalten. Dann wird abgeschreckt, d. h. in
Wasser oder Öl getaucht. Dadurch wird der Stahl
sehr hart, aber auch spröde und bruchempfindlich.
Deshalb wird das Werkstück anschließend ange-
lassen, d. h. auf Anlasstemperatur erwärmt. Dann
lässt man das Werkstück an der Luft abkühlen. Der
Stahl hat dann seine Gebrauchshärte.
j t1 1)
voraus nach oben voraus
sit-Grundgefüge mit eing elagerten Zementitkör-
nern.
Bei legierten Stählen sind die Härtetemperaturen
meist h öher als bei unlegierten Stählen und d ie
Haltezeiten länge r. Sie sind in den Normblättern
der Werkstoffe enthalten und können entweder
dort oder aus den Wärmebehandlu ngsvorschriften
f eile
Auf-
bohrer
O
Klauen-
kupp-
lung Fräser
Q)
• Anlassen
Nach dem Abschrecken ist der Stahl sehr hart und spröde. Er besitzt wegen des harten und spröden
Martensits innere Gefügeverspannungen, die Härteverzug, Härterisse und bei Belastu ng Sprödbruch be-
w irken können. Um diese Versprödung zu verringern, werden die frisch gehärteten Werkstücke auf An-
lasstemperatur erwärmt, eine Zeitlang auf Temperatur gehalten und dann langsam abgekühlt. Unlegier-
te und niedrig leg ierte Stähle werden bei 200 °C bis 350 °C angelassen (Bild 1), hochleg ierte Stähle bei
500 °C bis 700 °C. Durch das Anlassen wird d ie Sprödigkeit des Stahls vermindert, er erhält ein gewisses
Maß an Zähigkeit. Die Härte nimmt durch das Anlassen nur gerin gfügig ab.
Beim Anlassen bilden sich auf blanken Werkstückoberflächen Anlassfarben. Sie kön nen zu m Abschätzen
der An lasstem peratur benutzt werden. Damit die A nlassfa rben gut sichtbar sin d, müssen die anzu lassen-
den Teile an einer Stelle durch Schleifen blank gemacht werden.
~
.. , L
' , ~ ~,;,o:---·71
· 306 - ' Warmebehandlung der Stahle
• Abschreckmittel
Di e Abkü hlungsgeschwindigkeit kann durch Verwend ung verschie-
dener Abschreckm ittel eingestellt werden (Bild 11.
• Wasser besitzt die stärkste Absc hreckwirkung. Mit Wasser werden
unlegierte Stä hle w ie z.B. C60U abgeschreckt, da sie zum Härten
eine schroffe Abschreckwirkung (Mindestabkühlungsgeschwind ig-
keit) benötigen.
• Öle haben eine mildere Abschreckwirkung als Wasser. Die Ver-
zugs- und Rissgefahr ist wesen t lich geringer. ln Öl werden niedrig
legierte St ähle abgeschreckt, w ie z.B. 50CrMo4.
20 40 60 s 80 100
• Wasser-Öl-Emulsionen oder Wasser-Polymer-Emulsionen liegen Zei t -
in ihrer Abschreckwirku ng zwisch en Wasser und Öl.
Bild 1: Abkühlungskurven
• Warmbad-Abschreckbäder sind Salzschmelzen von 200°C bis
500 °C. Die Werkstücke werden im Warmbad abgeschreckt, dort 5 bis
15 Minuten gehalten und dann an der Luft abgekühlt. gehärtete Rand- Einhärte-
schicht (Martensit) tiefe
• Bewegte Luft hat die mildeste Abschreckw irkung. Sie wi rd bei
hochlegierten Stählen, z.B. HS6-5-2-5, zum Abkühlen verwendet.
• Einhärtungstiefe
Beim Abschrecken w ird die Wärme in der Randschicht des Werk-
stücks schnell er abgeleitet als im Werkstückinnern. Die Abküh lungs-
geschwind igkeit ist daher in der Randschicht am größten und nim mt
nach innen ab. Bei unlegiertem Werkzeugstahl bildet sich aufgrund Bild 2: Schnitt durch ein Zahnrad
der unterschiedlichen Abküh lungsgeschwindigkeit nur in der Rand- aus gehärtetem, unlegier-
tem Stahl
schicht Martensit, im Werkstücki n nern entsteht Perlit (Bild 2) .
Unlegierte Stähle haben deshalb nur eine rund 5 mm tiefe, gehärtete
Randschicht, der Werkstückkern ist ungehärtet. Sie härten nicht balliger
durch. Für eine Reihe von Anwend ungen ist geringe Einh ärtetiefe er- Zylinder
wünscht, z.B. be i Zahnrädern. In anderen Fä llen benötigt man durch-
gehärtete Werkstücke, z.B. bei Wälzlagern. Legierte Stähle härten
überwiegend durch. ümmung
erWerk-
sttickachse
• Härteverzug und Härterisse
Gehärtete Werkstücke weisen Maß- und Form änderungen, den so- Bild 3: Härteverzug
genannten Härteverzug auf (Bild 31. Bei besonders schroffer Abschre-
cku ng kön nen sogar Härterisse auftreten.
1. Phase: der heiße Werkstückkern
Härteverzug und Härterisse entstehen in zwei Phasen (Bild 4): behindert den schrumpfenden Rand
Beim Eintauchen in das Abschreckmittel erkaltet die Randzone sehr
schne ll und verkürzt sich dadurch (1. Phase). Der noch heiße Kern
hat noch seine ursprüngliche Größe und beh indert das Schrumpfen
der Randzone. Es kommt zu Verspannungen, Verzug oder Rissen am
Umfang. Im weiteren Verla uf kühlt auch der Kern ab und will
sch rumpfen (2. Phase). Dabei wird er von der starren Ra ndzone be-
hindert. Es entstehen Verspannungen, Verzug und Risse zwischen
2. Phase: die starre Randzone
Kern und Randzone. Zusätzl ich kommt es noch durch d ie Martensit- behindert den schrumpfe nden Kern
bildung zu Verspannungen, da Martensit ein um 1 % größeres Volu -
men als Ferrit hat. ~-- ~:"=-:--"V
Härte-
'.:... nsse : _
- ---==:::.
---
-_-_-_
--- ----
Verzugarmes und rissfreies Härten erreicht man durch: -:.-=-=-~
':.___
' -=-=-=-=-:
-------
• Verwendung eines milderen Abschreckmittels. -- ---- ·- - - - -
·-----
• Gebrochenes Härten: das Werkstück wird kurz in Wasser abge-
schreckt, dann herausgenommen und im Ölbad abgekühlt.
-:.-_-_-___ ----=-
_- - - ...:-- - erkaltete
Randzone
• Stufenhärten : das Werkstück wird in einem Salzbad, z.B. bei Bild 4: Entstehung von Härte-
450 °C, abgeschreckt und danach an der Luft abgekühlt. verzug und Härterissen
/i $' - .
~.,.,-,. ~"
Warmebehandlung der Stahle 307 ·
Unlegierte und niedrig legierte Stähle sind Wasser- oder Ölhärter, hoch legierte Stähle sind Öl- oder
Lufthärter.
4 .8 .6 V e rgüte n
Getriebe-~ ~
Bauteile, die hoher und schlagartiger Belastung welle liiiiliiii'liiialllli~aifailll_, H;b~
ausgesetzt sind, benötigen hohe Festigkeit und
gleichzeitig große Zähigkeit. Diese Eigenschaften
erzielt man bei den dazu geeigneten Vergütu ngs-
Schraube ·& -· -4 Kurbel- ~
wel le ~
stählen durch eine Wärmebehand lung aus Härten Bild 1: Vergütete Bauteile
und anschließendem Anlassen auf Temperatu ren
zwischen 500 °C und 700°C. Diese Wärmebehand-
lung nennt man Vergüten.
Vergütet werden z.B. Getriebe- und Kurbelwellen,
Schrauben, Hebel, Bolzen, Gestänge (Bild 1).
tt
800
600
R
-
W erkstoff C45E (Ck45) 1--
30
%
t
I
Die durch Vergüten erreichbaren Festigkeiten be-
tragen bei unlegierten Stählen bis zu 1000 Ni mm 2,
bei legierten Stählen bis zu 1400 Ni mm'.
cccc
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E Q)
(lJ
N
C
40 0
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R,
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-:::.., - s 20 "
10 •
• Vergütungsschaubild
i~
N Cf) 0 0
la5
Nach dem Härten ist der Stahl sehr hart und hoch- 450 500 550 600 'C 700 750
fest, aber auch spröde und bruchempfindlich. Antasstemperatur -
Durch das nachfolgende Anlassen verm indern sich
Bild 3: Vergütungsschaubild des Stahls C45E
Härte, Zugfestigkeit und Streckgrenze. Die Zähig-
keit und die Bruchdehnung nehmen zu.
CD Härtegefüge nach dem Ab- ® Anlassgefüge: 400°C
Die mechanischen Eigenschaften, die ein Stahl schrecken: grobnadeliger 1 Std., 41 HRC, Martensit,
durch das An lassen erhält, können aus seinem Ver- Martensit, 60 HRC Ferrit, Zementitnadeln
• Einsatzhärten
Beim Einsatzhärten wird die Randschicht eines kohlenstoffarmen Stahls mit Kohlenstoff angereichert
(aufgekohll) und anschließend gehärtet (Bild 2). Man erhält dadurch ein Werkstück mit gehärteter,
kohlenstoffreicher Randschicht und einem kohlensto ffarmen, ungehärteten zähen Werkstückkern.
Aufkohlen
Zum Einsatzhärten werden Stähle mit 0,1 % bis 0,2 % Kohlenstoff verwendet, w ie z.B. Cl OE. Sie sind
wegen des niedrigen Kohlenstoffgehalts an sich nicht härtbar. Das Anreichern mit Kohlenstoff, Auf-
kohlen genannt, erfolgt durch Glühen der Werkstücke in kohlenstoffabgebenden Einsatzmitteln über
mehrere Stunden bei 880°C bis 980°C. Dabei dringt Kohlenstoff in die Randschicht ein, die dadurch härt-
bar wird. Der Kohlenstoffgehalt in der Randschicht ist vom Einsatzmittel, die Aufkohlungstiefe von der
Temperatur und Dauer der Behandlung abhängig. Als Einsatzmittel verwendet man feste, flüssige und
gasförmige Stoffe.
Das Aufkohlen in festem Einsatzmittel (Pulveraufkohlen) erfolgt d urch Einpacken der Werkstücke in
einen mit Koks-Holzkohle-Granulat gefüllten Kasten (B ild 2), der in einen Glühofen geschoben w ird. Bei
Glühtemperatur bilden sich aus dem Granulat und Luft die Gase CO und C0 2 . Sie dringen in die Werk-
stück-Ra ndschicht ein und bilden dort mit dem
Eisen des Werkstücks Eisenkarbid Fe 3 C. Die Dicke ungehärtetes Werks~nstoffarmem Stahl
der aufgekohlten Schicht beträgt bis 1 mm.
Zum Aufkohlen in flüssigem Einsatzmittel werden
die Werkstücke in eine kohlenstoffabgebende Salz- - -- - Aufkohlen - - - - ~
schmelze (Cyansalze) getaucht und dort gehalten t
(Bild 2). Cyansalzschmelzen sind stark giftig. Die im Glühofen in einer im kohlenstoffab- im Gasauf-
~ "'i f
kohlungsofen
Arbeit muss nach den Richtlinien der AUVA" für
den Umgang mit giftigen Substanzen erfolgen. Cy-
ansalzrückstände und cyanhaltiges Waschwasser
sind sachgerecht zu entsorgen.
Beim Gasaufkohlen werden die Werkstücke in
~ Härten ----i,
einen gasdichten Ofen eingesetzt (Bi ld 21, der von T und Anlassen T
kohlenstoffabgebendem Gas durchströmt wird. Als nach Erwärmen auf aus der
Aufkohlungsgas verwendet man verschiedene Gas- Härtetemperatur Aufkohlungswärme
™-- - i- - ä
lenstoffmonoxid CO und Wasserstoff H 2 sind. Da
die Gase giftig und explosibel sind, müssen strenge
Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden.
• Nitrierhärten (Nitrieren)
Beim Nitrierhärten wird eine dünne Randschicht eines Werkstücks aus Nitrierstahl m it Stickstoff an-
gereichert, wobei eine sehr harte und verschleißfeste Ra ndzone entsteht.
Die Härtesteigerun g beruht beim Nitrierhärten nicht auf Martensitbildung, sondern auf der Bildung äu-
ßerst harter Stickstoffverbindungen (Nit ride) in der Randschicht des Werkstücks.
Di e A nreicherung des Stickstoffs in der Randschicht erfolgt durch Glühen der Werkstücke in stickstoff-
abgebenden Salzbädern von 560°C bis 580 °C oder in mit Ammoniak durchströmten Nitrieröfen bei 500°C
bis 520 °C. Der in die Randschicht eindringende Stickstoff bildet mit dem Eisen und den Legierungsele-
menten im Stahl Metallnitride, die sehr hart sind. Sie verleihen der Nitrierhärtesch icht die höchste bei
Stählen erreic hbare Härte (bis 1200 HV). Die Einhärtetiefe beträgt wenige Zehntel Milli meter.
Nachteilig ist d ie geringe Verklammerung der Nitrierhärteschicht m it dem Grundwerkstoff, die bei hohen
Flächenpressungen zum Abplatzen der Härteschicht führen ka nn.
Nitriergehärtet werden z.B. Messspindeln, Steuernocken, Extruderschnecken, Strangpresswerkzeuge.
.. /:-A-
. 312 · '· Warmebehandlung der Stahle
l
.
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600
zl
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0
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C
.c
f1
50
C
- 1- -
Als Härtetemperatur wird 830°C und Abschrecken
--
~
200
R,
~ I
40
30
20
C
N in :.:1- · - ai ai
Aus dem Vergütungsschaubild des Stahls C45E 10
1
wird zum Erreichen der Zugfestigkeit 700 N/mm2 0 0
550 600 650 7 00
eine Anlasstemperatur von 630 •c abgelesen
(Bild 2). Bei diesen Temperaturen wird dann das Anlasstemperatur in °C - -
Vergüten durch Erwärmen im Härteofen auf Härte-
temperatur, Abschrecken in Öl und anschließen- Bild 2: Vergütungsschaubild des Stahls C45E
dem Anlassen durchgeführt.
1
(!""
Elektrisch Werkzeuggriffe
isolierend, Elektrobauteile
wärme- und Wärmedämm-
schalldämmend ) material
Werkzeuggriffe
•
Witterungs- und ) Chemikalien-
chemikalien- gefäße
bes1äo<lig gegen Rohrleitungen
viele Chemikalien
und aggressive Armaturen
Umwelteinflüsse Beschichtungen
Pkw-Aggregatgehäuse
'
.• •· 314 Li,:rF,,
/ 1\:' / Kunststoffe
Fluor.
Vorprodukt
z.B. Et hylen C2 H4
Die Herstellung der Kunststoffe geht von den
Hauptrohstoffen Erdgas oder Erdöl aus und
g liedert sich in zwei Schritte (Bild 1):
u Polymerisation
• Polymerisation
Bei der Polymerisation entstehen Makromoleküle durch Aneina nderreihung der reaktionsfähigen Mole-
küle einer einzigen Monom erart unter Aufhebung der Doppelbindung.
Beispiel: Die Bildung von Polyethylen aus Ethylen. Es entstehen fadenartige Makromoleküle .
... + +
• Polykondensation
Bei der Polykondensation verbinden sich gleiche oder versch iedenartige Moleküle zu Makromolekülen
unter Abspa ltung eines niedermolekularen Stoffes, w ie z. R Wasser (H 20) oder Ammon iak INH 3 ) ,
Beispiel: Die Bildung von Po lyesterharz*. Es entstehen engmaschig vernetzte Makromolekülketten.
+
,--------A-----
HO - C=:) - OH + HO - o-
,---------"---
0H +. - C=:) - 0 - 0 -
• Polyaddition
Bei der Polyaddition verbinden sich gleiche oder verschiedenartige Monomermoleküle o hne Abspaltung
eines Nebenproduktes zu Makromolekü len.
Beispiel: Die Bildung von Polyurethan*. Es entstehen eng- oder weit maschig vernetzte M akromoleküle.
.. . + ~ + D + cz::a + D + - ··· ~·
+ die Symbo le C:) D Q {:::=) in den Formeln stehen fü r kompliziert gebaute Molekült eite.
h~· 1
L-
Kunststoffe "\ 315 '
• Thermoplaste
Die Thermoplaste bestehen aus fadenförmigen Makromolekülen, d ie keine gegenseitigen Vernetzungs-
stellen besitzen (Bild 1). Ihre Festigkeit erhalten diese Kunststoffe aus der Verschlingung der Makromole-
küle und den zwischen ihnen wirkend en Reibungskräften. Bei Raumtemperatur sind die Thermoplaste
hart-elastisch. Mit zunehmender Temperatur werden sie elastischer, bei weiterer Erwärmung plastisch
weich und schließlich flüssig. Bei Abkühlung der heißen Kunststoffmasse verändern sie sich vom flüssi-
gen über den weichen und elastischen Zustand wieder zum harten Kunststoff.
"
schreiten einer Grenztemperatur.
i
N
• Duroplaste
Die Duroplaste bestehen aus Makromolekülen, die
Tem peratur -
an vielen Stellen durch chemische Bindungen eng- fadenförmige Makromoleküle
maschig miteinander vernetzt sind (Bild 2). Duro- ohne Vernetzung
plastische Kunststoffe verändern ihr mechanisches Bild 1: Thermoplaste
Verhalten durch Erwärmung nur geringfügig, da
die Vernetzungsstellen keine Verschiebung de r Innere Struktur Verhalten bei Erwärmung
4 .9 .4 Thermoplaste
Die Thermoplaste stellen mengenmäßig die größte Kunststoffgruppe dar. Das liegt an der Vielza hl der
thermoplastischen Kunststoffsorten mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften und vor allem an der kos-
tengünstigen Fertigung von Massenteilen durch Spritzgießen und Extrudieren. Außerdem können sie
durch Warmumformen und Schweißen weiterverarbeitet werden.
• Polyethylen (PE)
Eigenschaften: Farblos, wachsartige, gleitfähige Oberflä-
che. Formsteif bis 80°C, beständig gegen Säuren und Lau-
gen. Massenkunststoff mit niedrigem Preis.
Niederdruck-Polyethylen: Steif, schwer biegbar.
Hochdruck-Polyethylen: Weich, leicht biegbar.
Verwendung: Niederdruck-PE (steif): Behälter, Rohre, Kraftstoff-Tank
für Pkw Kugellager-Ringe
Tanks, Lagerri nge (Bild 1). Hochdruck-PE (weich): Schläu-
che, elastische Folien zum Verpacken und Schrumpfen. Bild 1: Typische Verwendung von Polyethylen
• Polypropylen (PP)
Eigenschaften: Dem Niederdruck-PE (steif) sehr ähnlich, jedoch bis 130 °C formbestä ndig.
Verwendung: Waschmaschinenteile, Kh-Teile, Behälter, Kraftstofftanks.
• Polyvinylchlorid (PVC)
Eigenschaften: Farblos, chemikalienbeständig.
Hart-PVC: Hart, zäh, schwer zerbrechlich.
Weich-PVC: Weichgummielastisch oder lederartig. Weich-
PVC wird durch Zusatz sogenannter Weichmacher zum
Hart-PVC hergestellt.
Verwendung: Hart-PVC: Abwasserrohre, Gehäuse, Fens-
terrahmen, Ventile. Weich -PVC: Kunstleder, Schläuche,
Bild 2: Typische Verwendung von PVC
Stiefel, Schutzhandschuhe, Kabelummantelungen (Bild 2).
• Polystyrol (PS)
Eigenschaften: Hohe Oberflächenqualität, beständig
gegen verdü nnte Säuren und Laug en. Reines Polystyrol
ist hartsteif, spröde und schlagempfindlich.
Polystyrol-Copolymerisate. Zur Beseitigung der Sprödig-
keit mischt man der Polystyrol -Ausgangsmasse Acryl-
nitril, gummielastisches Butadien oder beides bei (ABS-,
SAN- und ASA-Copolymerisate). Man erhält dadurch st ei- Bild 3: Typische Verwendung von Polystyrol
fe und schlagzähe Kunststoffsorten.
Verwendung: Maschinen- und Gerätegehäuse, steife Pkw-Verkleidungen und Schaumformteile (Bild 3).
Geschäumtes Polystyrol: Polystyrol kann durch Treibmittel aufgeschäumt werden. Es entsteht ein Hart-
schaumstoff mit geschlossener Porenstruktur, der eine geringe Dichte von rund 0,02 kg/dm3 und ausge-
zeichnete Wärmedämmeigenschaften besitzt. Handelsbezeichnungen: Styropor, Hostapor.
Verwendung: Dämmplatten, Verpackungsmittel.
• Polycarbonate (PC)
Eigenschaften: Glasklar, lichtecht, unverzerrte Durchsicht.
Hohe Festigkeit, schlagzäh, unzerbrechlich. Beständig ge- ~-- ·,
gen verdünnte Säuren und Lau gen. Formbeständigkeit in ---T- :),~~---
- ,,
der Wärme, hohe Maßhaltigkeit, gute elektrische Isolation,
gut e Vera rbeitbarkeit durch Spritzgießen.
Dichte (! - 1,2 kg/dm3 (halb so schwer wie Fensterglas). abdeck 9 !
Verwendung: Unzerbrech liche Verglasungen, Lüfter, e1ek- Bild 4: Typische Verwendung von
trische Schalter u nd Stecker, Zeichengeräte (Bild 4). Polycarbonat
,- . .,r
/ · >, ff"'.~
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Kunststoffe ~ 317 ·
• Polymerblends
Polymerblends sind Mischungen aus mehreren Kunststof-
fen (von blend, engl.= Mischung). Dadurch werden Kunst-
stoffe mit den kombinierten Eigenschaften der Einzel-
kunststoffe geschaffen. Beispiel: Der (ASA+PC)-Blend ist
ein Mischkunststoff aus dem Copolymeren Acryln itril/
Styrol/Acrylester und Polycarbonat. Er besitzt Formstabi-
lität bis etwa 120 °c, ist w itterungs- und verg ilbungsbe- Bild 1: Verwendung von Polymerblends
ständig und eignet sich gut zum Spritzgießen.
Verwendung: Gehäuse, Pkw· und Elektroteile (Bild 1).
• Polyamide (PA)
Eigenschaften: Milchig weiß, gleitfähige und abriebfeste
Oberfläche. Chemikalien- und lösungsmittelbeständig.
Hart und zäh, hohe Zugfestigkeit bis 70 N/mm ' ·
Verwendung: Zahnräder, Lagerschalen, Kugellagerkäfi-
ge, Gleitschienen, Pkw-Ansauggehäuse (Bild 2). Bild 2: Typische Verwendung von Polyamiden
Polyamidfasern. Polyamide können zu Fasern v erspon-
nen werden (Perlon, Nylon). Aus i hnen stellt man reißfeste
-
Gewebe, Schnüre und Seile her.
~-.;;;,-;·,n
-
• Acrylglas (PMMA), Polymethylmethacrylat
Eigenschaften: Farblos, glasklar, lichtecht, zu optischen
' ,,
Glä sern vera rbeitbar. Hart, zäh , schwer zerbrechlich .
Beständig gegen verdünnte Säuren, Laugen sowie Um-
welteinflüsse, löslich in einigen Lösungsmitteln. Bild 3: Typische Verwendung von Acrylglas
Dichte I} = 1, 18 kg/dm 3 (halb so schwer wie Fensterglas).
Verwendung: Schutzbrillen, durchsichtige Gehäuse,
Dachverglasungen, Sanitärartikel, Rückleuchten (Bild 3).
• Polytetrafluorethylen (PTFE)
Eigenschaften: Milchig weiß, w achsartige, gleitfähige
Oberfläche, weich, biegsam und zäh, abriebfest. Beständig
gegen die meisten Chemikalien. Große Temperaturbestän-
digkeit: von -150 °C bis +280°C. Dichte Q = 2,2 kg/dm' .
Bild 4: Typische Verwendung von PTFE
Handelsbezeichnungen: Hostaflon TF, Teflon.
Verwendung: Lagerschalen, Gleitbahnen für Führungen,
Dichtungen, Beschichtungen, Schmiermittel (Bild 4).
• Polyoximethylen (POM)
Eigenschaften: Milchig weiß, gleitfähige, abriebfeste
Oberfläche, hohe Festigkeit, Härte und Steifigkeit, große
Zähigkeit auch bei tiefen Temperaturen, gute Federungs-
eigenschaften (gute Schnappverbindungen).
Beständig gegen Lösungsmittel sowie verdünnte Säuren Bild 5: Bauteile aus POM
und Laugen; problemlose Verarbeitung.
Verwendung: Zahnräder, Kettenglieder, Haken (Bild 5).
• Polybutylenterephthalat (PBT)
Eigenschaften: elfenbeinfarbig; glatte, abriebfeste Ober-
fläche; hohe Steifigkeit; Formbeständigkeit bis rund 140 °C.
Beständig gegen Treibstoffe, Schmier- und Lösungsmittel;
leichte Verarbeitung; gute elektrische Isoliereigenschaften.
Verwendung: Elektroteile, Gehäuse, Platinen (Bild 6). Bild 6: Typische Verwendung von PBT
. . .'. ,-'
.. ,.· i . ...i..,,.
• 318 - Kunststoffe
4 .9 .5 Duroplaste
Die duroplastischen Kunststoffe sind entweder als Fertigteil im Gebrauch, z. B. als Gehäuse, Profile, Form-
teile, oder sie gelangen als flüssiges Vorprod ukt, z.B. als Basisharz, Gießharz, Kleber, Lack oder Dichtungs-
m asse zum Anwender.
Die flüssigen Vorprodukte bestehen aus unvernetzt en Makromolekülen, die durch Zugabe eines Härters
oder unter Druck und Hitze engmaschig vernet zen und dam it ihre endgültige, feste Gestalt als Formkör-
p er erhalten. Diesen Vorgang nennt man Aushärten und die Duroplaste auch aushärtbare Kunststoffe.
Di e Duroplast-Fertigteile härten beim Urformen aus.
Nach dem Aushärten können duroplastische Kunststoffe nicht mehr umgeformt werden, da sie beim Er-
w ärmen nicht erweichen. Sie können deshalb auch nicht geschweißt w erden.
Duroplaste sind im A llgemeinen bei Erwärmung formbest ändiger als Thermoplaste, je nach Duroplast-
sorte bis 220 °c. Bei zu starker Erwärmung zersetzen sich die Duroplaste, ohne weich zu we rden. Wegen
des meist harzartigen Aussehens der Duroplast-Vorprodukte nennt man die Duroplaste auch Harze.
• Epoxidharze (EP)
Eigenschaften: f arb los bi s honiggelb. Hartelastisch,
schl ag zäh. Klebend auf Metallen, gut vergießbar. Best än-
dig gegen schwache Säuren, Laugen, Salzlösungen und
Lösungsmittel. Temperaturbeständig bis 180°C
Verwendung: Als Klebeharz, Lackharz und Gießharz so-
wi e als Bin deha rz für Formm assen, Gießerei-Form -
sa ndkerne und glasfaserverstärkte Kunststo ffe (Bild 2). Bild 2: Typische Verwendung von Epoxidharz
• Polyurethanharze (PUR)
Eigenschaften: Honiggelb, du rchsic ht ig. J e nach Sorte
vo n hartelastisch und zäh bis g ummielastisch. Gute Haft-
fähigkeit. Best änd ig geg en schwa che Säuren, Laugen,
Salzlösungen und viele Lösungsmittel, schäumbar.
Verwendung: Hart PUR: Lagerschalen, Zahnräder, Rollen.
Halbh artes PUR: Zahn riemen, Puffer, Stoßfänger (Bild 3).
Weich-PUR: Dichtungen, Kabelummantelungen.
Po lyurethan kann zudem als Lack (DD-Lack), als Gießh arz Bild 3: Anwendung von Polyureth anharzen
und Klebstoff sow ie als Schaum stoff verwendet werden.
Außerdem lässt es sich schäumen: Je nach Vernetzungsgrad erhält man Hartschaumstoffe oder Weich-
schaumstoffe, die zur Wärm edäm m ung oder Polsteru ng sowie zur Sto ßabsorption eingesetzt werden.
Für die Pkw-lnnenauskleidung verwendet man stoßabsorbierenden PUR-lntegralschaum (Bild 5, Seite
104). Er hat eine lederartig aussehende Oberfläche m it einem geschäu mten Bauteilkern und w ird in einem
Arbeitsgang, d. h. integral gefertigt. Verwendung: Verkleidungen fü r A rmaturenträger, Lenkräder, Türen.
4.9.6 Elastomere
Die Elastome re, in der Umgangssprache Gummi genannt (englisch: rubber, Kurzzeichen R), bestehen
meist aus weitmaschig vernetzten Polymeren. Je nach Vernetzungsgrad sind sie weich- oder hartgummi-
artig. Ihre hervorstechende Eigenschaft ist die hohe Elastizität mit z. T. mehreren Hundert Prozent.
• Naturgummi (NR)
Sein Ausgangsstoff Naturkautschuk w ird aus dem Saft eines tropischen Baumes gewonnen. Naturgum-
mi zeichnet sich durch höchste Elastizität und Kaltflexibilität aus und wird als Beimischkomponente fü r
Reifen-Gummimischungen und für Spezialzwecke, z. B. Luftballons oder Schwämm e, verwendet.
Di e überwiegende Masse der heute gebräuchlichen Elastomere sind synthetisch hergestellt, z.B. Styrol-
Butadien-Gumm i, Acryl-Butadien-Gummi, Chloropren-Gummi, Silicon-Gummi, Polyurethan-Gummi.
• Styrol-Butadien-Gummi (SBR)
Eigenschaften: Gute Abriebfestigkeit, hohe Wärme- und
Alterungsbeständigkeit, gute Elastizität.
Verwendung: SBR-Gummi ist der gebräuchlichste Gum-
miwerkstoff für normale Anwendungen (Bild 1). Der über-
wie ge nde Teil geht in die Re ifenproduktion. Eine typische
Zusammensetzung einer Reifen-Gummimischung ist:
42 % SBR, 18% NR, 28 % Ruß, 12 % andere Zusatzstoffe. Bild 1: Typische Verwendung von SBR-Gummi
Weitere Anwendungen von SBR-Gummi sind Radialdicht-
ringe, Manschetten, Gummipuffer.
• Silikon-Gummi (SIR)
Eigenschaften: Milchig w eiß, Wasser und Kl ebstoff ab-
weisend. Je nach Herstellung: von steifelastisch bis weich-
gummielastisch. Beständig gegen Schmieröle, unbestän-
dig gegen starke Säuren, Laugen und Lösungsmittel.
Temperaturb eständig bis+ 180°C, elastisch bis - 40 °C. Bild 2: Dichtungen aus Silikon-Gummi
Verwendung: Manschetten, Elektrostecker, Kunststoff-
Gießformen, Fugenfüllmasse, Dichtungen (Bild 2).
In Lösung: Isolierlacke, Wasser abstoßende Anstriche.
20
• Zugfestigkeit, Streckspannung
0
Di e verschiedenen Kunststoffso rten zeigen unter- 10 20 200 400 600 800 % 1000
schiedlic he m echani sc he Be lastungs-Ke nnlini en Deh nung e -
(Bild 4). Die hartsteifen Kunststoffe, w ie z.B. Poly- Bild 4: Spannungs-Dehnungs-Diagramm verschiedener
amide (PA), Polycarbonate (PC), Acrylglas (PMMA) Kunststoffe
. ·_ Ä~~--
. • 320 · -- Kunststoffe
und die verschiede nen Polystyrol-Copolymerisate (ABS-Sorten}, haben Zugfestigkeiten bzw. Streck-
spannungen von 50 N/mm 2 bis 80 N/mm 2 .
Weniger f este Kunststoffe wie z.B. Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyurethan (PUR-Tl haben
Werte zwischen 30 N/mm' und 40 N/ mm'.
Vergleicht man diese Zugfestigkeits-Werte mit den Stählen, die Zugfestigkeiten von 300 N/mm 2 bis
1500 N/mm 2 aufweisen, so erkennt man, dass die reinen Kunststoffe nur für schwach belastete Bauteile
geeignet sind. Durch Verstärkung mit hochfesten Glasfasern oder Kohlenstofffasern erhält man faserver-
stärkte Kunststoffe, die Zugfestigkeiten wie unlegierte Stähle besitzen (Seite 322).
• Steifigkeit
4500
Der Elastizitätsmodul, der die Formsteifigkeit eines N/mm2
Werkstoffs charakterisiert, hat bei den verschiede- 3500
nen Kunststoffsorten bei Raumtemperatur (20°C) 3000
Werte von 500 Nimm' bis 3500 N/mm' (Bild 1). Mit
steigender Temperatur fä llt er meist stark ab. ~0 2500
2000
Vergleicht man mit Stahl, der einen E-Modul von ,j 1500
210000 N/mm 2 besitzt, so erkennt man die wesent-
lich geringere Steifigkeit der Kunststoffe. Unver- :i 1000
500
stärkte Kunststoffe sind deshalb für Bauteile mit w
hoher mechanischer Belastung nicht geeignet. -20 20 40 60 80 °C 120
Faserverstärkte Kunststoffe, wie z.B. glasfaserver- t
Raumtemperatur
Temperatur -
stärkte Polyamide (GF-PA) haben einen deutlich
höheren E-Modul und damit eine größere Steifig-
Bild 1; Temperaturabhängigkeit des E-Moduls
keit. Sie besitzen auch eine höhere Kriechfestigkeit. (Steifigkeit) verschiedener Kunststoffe
Mit ihrer geringen Dichte von rund 2 kg/dm 3 eig-
nen s ich diese Werkstoffe zum hochbelasteten
Leichtbau (Fahrzeug- und Flugzeugbau). 300
PA
• Beständigkeit bei erhöhten Temperaturen PBT
Die für den kurzzeitigen Einsatz maßgebende Vi- POM
PS
cat-Erweichungstemperatur zeigt für die verschie-
denen Kunststoffe eine große Bandbreite. Wäh- PC
rend PVC nur bis rund 70 °C annähernd seine ABS
Formbeständigkeit behält, sind die Polyamide (PA) PVC
z. B. bis ca. 200°c formstabil (Bild 2). oc
50 100 150 200 300
Die für den Dauereinsatz charakteristische Dauer- Dauergebrauchs-Temperatur -
gebrauchs-Temperatur begrenzt den langandau- Vicat-Erweichungs-Temperatur - - -
ernden Einsatz auch formstabiler Kunststoffe, wie
z.B. von Polyamiden, auf rund 130°C (Bild 2). Bild 2: Wärmebeständigkeit von Kunststoffen
{~e~~~- spröde)
+ (geringe. zäh) =:> Kunststoff (GFK)
Fest1gke1t, (hochfest und zähl
Bei den Hart m etallen w ird die Härte der Hartstoffe (z. B. Wolfram -
carbid) und die Zähigkeit der Metalle (z.B. Cobalt) in einem Verbund-
we rkstoff vereinigt. Die Sprödigkeit der Hartstoffe und die geringe
Härte des zähen Metalls treten im Verbu nd nicht in Erscheinung.
Der Stoff, der im Verbund eine Erhöhung der Festigkeit bew irkt, heißt
Verstärkungsmaterial. Den anderen Stoff, der den Zusammenhalt
des Körpers sicherstellt, nennt man Bindung oder M atrix.
Nach der Form der im Verbund vorliegenden Stoffe unterscheidet Strukturverbund Kunststoffschale
man versch iedene Verbundwerkstoffarten (Bild 2):
• Faserverstärkte Verbundwerkstoffe, z.B. GFK oder CFK
• Teilchenverstärkte Verbundwerkstoffe, z. B. Hartmetalle
• Durchdringungs-Verbundwerkstoffe, z.B. schm ierstoffgetränkt e
Sinterlager
• Schichtverbundwerkstoffe, z.B. plattierte Bleche, Bimetalle
• Strukturverbunde, z.B. Pkw-Stoßfänger. Bild 2: Verbundwerkstoffarten
,
'
, #
.I'
.r
,,+-,
· 322 · ' Verbundwerkstoffe
~~;~,.
se und überschüssiges Harz entfernt. Abschl ießend
w ird durch Warm-Formpressen ausgehärtet.
Beim Nasswickeln werden Fase rstränge durch
flüssigen, warma ushärtenden Ku nststoff hindurch-
gezogen (Bild 51. Sie saugen sich voll und werden
zu einem W ickelkörper aufgewickelt. Es können
rotationssymmetrische Bauteile wie Rohre, Behäl-
ter und Tanks gefertigt werden. Bild 5: Nasswickeln eines Flugzeugtanks
~
.~ • 324
/rc'A'
- / ' Verbundwerkstoffe
• Schleifkörper und Honsteine (Bild 3). Sie bestehen aus dem körni-
gen Schleifmittel (harte Edelkorund-, Siliciumkarbid- oder Diamant-
körner) und einer Kunststoff-, Weichkeramik- oder Metallbindung.
Bei diesen Verbundwerkstoffen übernehmen die spröd harten Schleif-
mittelkörner die Spanabnahme, während die Bindung dem Schleif-
körper Zusammenhalt, Festigkeit und Zähigkeit verleiht.
4 . 10.5 Schicht-Verbundwerkstoffe
• Kunststoff-Pressholz besteht aus dünnen, harzgetränkten Holzla-
gen, die zu Platten verpresst sind (Bild 51. Seine mechanischen Eigen-
schaften sowie seine Bearbe itbarkeit sind ähnlich wie die von Hart-
holz. Sein Hauptanwendungsgebiet ist der Modellbau.
• Hartgewebe Hgw und Hartpapier HP, auch als Vulkanfiber be- Bild 5: Zahnstangentrieb (Modell)
zeichnet, besteht aus Gewebe- oder ange lösten Papierbahnen, die
mit Harz getränkt, verpresst und zu Verbundplatten ausgehärtet wer-
den. Sie haben hornartig-zähelastische Eigenschaften und werden
zu Dichtungen und Leiterplatten verarbeitet.
4 . 11 Werkstoffprüfung
Die Werkstoffprüfung hat drei Aufgaben bereiche:
Fragen an die Werkstoffprüfung:
• Bestimmung technologischer Eigenschaften der
• Wurde der richtige Werk~
Werkstoffe, w ie z.B. der Festigkeit, der Härte und stoff verwendet?
der Fertigungseignung. Dadurch erhält man Hin-
• Hatte der Werkstoff die
weise für die Verwendbarkeit der Werkstoffe. vom Hersteller gewähr-
leisteten technologischen
• Überprüfung fertiger Werkstücke, z.B. auf Risse Eigenschaften?
oder fehlerhafte Wärmebehandlung . Dadurch
• Lagen Werkst offfehler vor?
soll verhindert werden, dass feh lerhafte Werk-
stücke zum Einsatz kommen und Schadensfä lle • Wurde die vorgeschrie-
bene Wärmebehandlung
verursacht werden. durchgeführt?
• Ermittlung der Schadensursachen bei Werk- • Welchen Korrosionsbedin-
stücken, die zu Bruch gegangen sind (Bild 1). Da- gungen war das Bauteil
ausgesetzt?
durch werden geeignetere Werkstoffe ausge-
wählt und damit ähnl iche Sch äden in Zukunft Bild 1: Gebrochene Hohlwelle und mögliche werkstoff-
verm ieden. bedingte Bruchursachen
4 . 11 . 1 Prüfung de r Verarbeitungseigenschaften
Zur Prüfung der Eignung eines Werkstoffs oder eines Halbzeu gs für eine bestimmte Anwendu ng oder ein
Fertigungsverfahren dienen die technologischen Prüfungen (Bild 2).
Der Biegeversuch (Faltversuch) dient dazu, das
Biegeversuch Hin- und Herb iege-
Umformvermögen von Stabmaterial und Schweiß- (Faltversuch) versuch
nähten zu prüfen. Die Probe wird in einer Biegevor-
richtung gebogen, bis ein Riss eintritt. Der Biege-
winke l beim Auftreten des Risses w ird gemessen
und dient als Maßza hl. Tritt kein Riss auf, w ird die
Probe anschließend gefaltet.
Der Hin- und Herbiegeversuch prüft die Eignung
zum mehrmaligen Biegen von Blechen und Bän-
.:~~:,
f
.~l1 ·. ·
dern aus Stahl. Die Probe w ird solange hin und her Riss
gebogen, bis ein Riss auftritt. Die Anzahl der Biege-
vo rgänge dient als Maßzahl. liefun gsversuch Stauchversuch
Probe
Der Tiefungsversuch nach Erichsen liefert An-
haltswerte über die Tiefziehfähigkeit von Blechen.
Die Eindrücktiefe IE bis zum Anriss dient als Kenn-
wert.
Beim Stauchversuch wird d ie Warmstauchfähig-
keit von Niet- und Schraubenwerkstoffen geprüft.
Sie müssen oh ne Riss bis auf 1/ 3 der Ausgangshö-
he stauchbar sein.
Mit dem Ausbreitversuch wird die Schmiedbarkeit Au sbreitversuch Schweißnahtprüfung
von Stählen geprüft. Hierzu w ird eine Flachprobe
bei Rotglut m it der Finne eines Handhammers auf
1,5-fache Breite geschmiedet. Dabei darf kein Riss
auftreten. ~ ,
Die Schweißnahtprüfung dient zur Beurteilung
von Schweißnähten. Eine geschweißte Probe w ird
im Schraubstock oder mit Hammerschlägen bis
zum Bruch der Schweißnaht gebogen. Beurteilt
!~
Probenlänge: 400mm naht
4 .11 .2 .1 Zugversuch
Der Zugversuch dient zur Bestimm ung der mecha-
nischen Kennwerte eines Werkstoffes bei Zugbe-
anspruchung. Er wird mit einer runden oder fla-
chen Zugprobe durchgeführt (Bild 1. rechts oben).
Bei runden Zugproben ist die Anfangsmesslänge
L0 fünfmal so groß wie ihr Durchmesser d0•
• Versuchsdurchführung
Der Zugversuch wird auf einer Universalprüfma-
schine durchgeführt (Bild 1).
Die Zugprobe wird an den Einspannenden in den
unteren und oberen Spannkopf der Prüfmaschine
eingespannt. Dann wird die Prüfmaschine in Gang
gesetzt: Das Joch mit dem oberen Spannkopf fährt
langsam nach oben und belastet die Zugprobe mit
einer langsam st etig wachsenden Zugkraft. Unter
ihrer Wirkung verlängert sich die Zugprobe (Bild
2, oberer Bildteill . Bis zum Höchstwert der Zug- Bild 1: Universalprüfmaschine, Zugprobe
kraft verlängert sich die Z ugprobe ohne deutlich
sichtbare Ouerschnittsveränderung. Dann schnürt
sich die Zugprobe etwa in der Mitte ein, verlängert
sich dort beträchtlich und zerreißt schließlich an
dieser Stelle. Während des Einschnürens der Zug-
Verformung der Zugprobe im laufe des Zugversuchs
~such- \fefJ=:~~M- E~~~~g°
Fm
8r~ -
F
~:==
probe sinkt die Zugkraft immer mehr ab. Beim Zer-
reißen fällt sie auf null.
• Versuchsauswertung
Während des Zugversuchs wi rd mit einer Mess-
einrichtung die auf die Zugprobe wirkende Zug-
kraft Fund ihre Verlängerung 6 L fortlaufend ge-
messen. In der Auswerteeinheit der Prüfmaschine
wird aus der Zugkraft Fund dem Querschnitt S 0
der Zug probe die Zugspannung u, ermittelt.
Mit der Ver längerung 6L =L- L0 wird die Deh-
nung E errechnet.
Zugspannung
F
o,= ~
Auf einem Monitor werden die beiden Größen a, Bild 2: Verformung einer Zugprobe und Spannungs-
und , als Kurve im Spannungs-Dehnungs-Dia- Dehnungs-Diagramm eines Stahls mit
gramm aufgezeichnet (Bild 2. unterer Bildteil). ausgeprägter Streckgrenze (S235JR)
.
./ . A~
• 328 / ly i Werkstoffprufung
• Werkstoffe im Vergleich 10 15 20 % 30
Jeder Werkstoff hat eine typische Spannungs-Dehnungs-Kurve. Dehnung e -
Werkstoffprufu ng
Jf'i,A
· ' 329
,•
4 . 11 .2 .2 Druckversuch
Auf einer Universalprüfmaschine wi rd eine Druckprobe einer lang·
sam zunehmenden Druckkraft F ausgesetzt und bis zum Bruch oder
A nriss be lastet (Bild 1). Sprödharte Werkstoffe, wie z. B. Gusseisen So- ->=r--+'---,.--'
zylin-
oder gehärteter Stahl, zerspri ngen in mehrere große Stücke. Zähe drische
Werkstoffe, w ie z.B. ungehärteter Stahl, werden zu einem tonnenför.
~;i~~-~_lJcLJ..µ--""-'--",
migen Gebilde verformt, das in Kraftrichtung Risse aufweist.
Die maximal erzielbare Druck-
sp an nung in einer Druckpro-
be heißt Druckfestigkeit"••·
1 Druckfestigkeit Bild 1: Druckversuch
4 . 11 .2.3 Scherversuch
Mit dem Scherversuch w ird d ie Belastungsfähigkeit des Werkstoffs
auf Abscheren geprüft.
Dazu wird eine Rundstabprobe in der Schervorrichtung einer Univer-
sa lp rüfmasch ine mit einer langsam wachsenden Scher beanspru-
ch ung belastet, bis sie abschert (Bild 2).
Die zum Abscheren erforder·
liehe Maximalkraft Fm wird
gemessen und mit den bei-
1 Scherfestigkeit
4 . 11 .3 Kerbschlagbiegeversuch
Beim Kerbschlagbiegeversuch nach Charpy wird ei ne ge- Anzeige der ver- Aus-
normte Probe mit U· oder V·förmiger Kerbe in ein em brauchten Schlag- gangs-
arbeit stellung
Schlagwerk von einem herunt erfallenden Pendelhammer
get roffen (Bild 3). Er durchschlägt d ie Probe oder zieht sie \
't
verformt durch die Auflager.
Dabei w ird ein Teil der anfänglich im Hammer gespeicher·
ten potenziell en En erg ie verbraucht. Der Pendelhammer
schwingt bis zum Umkehrpunkt w eite r, der von einem
Schleppzeiger am Anzeigegerät festgehalten wird. Die Be·
weg ung des Hammers wird umso mehr abgebremst, je J
['.rob°;j'
zäher der Probenwerkstoff ist.
Der Höhenu nterschied von Ausgangsste llung und Um· f lsewe-
. gungs-
kehrpunkt ist ein Maß für die verbrauchte Schlagarbeit bahn
Wv. Sie kann am Anzeigegerät abgelesen we rden und
w ird als Prüfergebnis in der Einheit Jou le (J) angegeben.
Beispiel: Angabe eines Prüfergebn isses: KU; 68 J
(Die verbrauchte Kerbschlagarbeit beträgt 68 J, gemes- Auflager
sen mit ein er Normalprobe mit U-Kerbe.)
4. 11 .4 Härteprüfungen
1 Härte ist der Widerstand, den ein Werkstoff dem Eindringen eines Prüfkörpers entgegensetzt.
• Härteprüfung nach Vickers Vorderansicht F Diamant-
Prüf. py ramide
Bei der Härteprüfung nach Vickers wird die Spitze einer v ierseit igen Pyra· kraft
mit Spitzen-
winkel 136~
m ide aus Diamant mit einer Prüfkraft F in die Probe eingedrückt und die
Diagonalen des entstandenen Pyramideneindrucks gemessen (Bild 1).
Die Diagonale dbestimmt man d urch Ausmessen der beiden Diagonalen d 1
am Messgerät
Zusätzlich abzulesender
Prüfkraft HRC-Härtewert
1373N Prüfkraft
aufgelegt aufgehoben
(Prüfgesamt-
kraft 1471 N) Prüfvorkraft
bleibt
Für harte Werkstoffe verwendet man als Prüfkörper einen Diam antkegel mit einem Spitzenwinkel von
120° (z.B. beim HRC- und HRA-Verfahren).
Weiche Werkstoffe werden mit einer Hartmetallkugel von 1,59 mm oder 3,175 mm Durchmesser geprüft
(z.B. beim HRB- und HRF-Verfahren).
Um verschieden harte Werkstoffe prüfen zu können, werden unterschiedli- Beispiel einer Härte-
che Prüfkräfte eingesetzt. angabe nach Rockwell
Beispiele: HRA: F = 490,3 N, HRB: F = 882,6 N, HRC: F = 1373 N. 56 HRC
Kurzzeichen. Das Kurzzeichen der Rockwellhärte besteht aus dem Härtewert
und dem Zeichen für das angewandte Verfahren (siehe Beispiel).
,=i-~
Härte- Härte nach
wert Aockwell C
M it den verschiedenen Rockwell-Härteprüfverfahren kön nen wei-
che und harte Werkstoffe geprüft werden.
· 332 Werkstoffprufung
Versuchsdurchführung. Die Härteprüfung nach Brinell wird üblicherweise auf einer Universal-Härteprüf-
maschine (Bild 2, Seite 330) ähnlich der Vickershärteprüfung durchgeführt.
Es ka nn mit unterschiedl ich großen Hartmetall-Prüfkugeln geprüft werden : 1 m m, 2 mm, 2,5 mm,
5 mm und 10 mm. Die Prüfkräfte m üssen jeweils so gewählt werden, dass der Beanspruchungsgrad
a = 0, 102 · F/D2 g leich groß ist. Man hat deshalb für Werkstoffgruppen mit etwa gleicher Härte jeweils
einen Beanspruchungsg rad festgelegt. Aus Tabell en kann die zu einem Prüfkugel-Durchmesser einzu-
st ellende Prüfkraft abge lesen werden.
1 Mit der Brinellhärteprüfung können nur weiche u nd m ittel harte Werkstoffe geprüft werden.
Kurzzeichen. Der Brinellhärtewert wird m it einem Beispiel einer Härteangabe nach Brinell
Kurzzeichen angegeben. Es besteht aus dem Härte-
wert, den Kennbuc hstaben HBW (Härte nach Bri-
~ H ~ W T / 187~~
ne ll mit Prüfkugel aus Hartmeta ll) und den Prüfbe-
din gungen (siehe nebenstehendes Beispiel). Härte-- Härte nach Prüfkugel- Prüfkraft Einwirk-
wert Brinell (Hart- durch- F = 187,5. dauer in
Beträgt die Einwirkdauer 10 s bis 15 s, so wird sie metallkugel) messer in mm 9,81 N Sekunden
in de r Kurzbezeichnung weggelassen. = 1839 N
Härte und Zugfestigkeit. Bei unlegiertem Stahl
kann aus dem Brinellhärtewert HBW annähernd
die Zugfestigkeit Rm berechnet werden. Die Um- G) Aufgeben der Prüfkraft 0 Verringern der Prüfkraft
rechnungsformel lautet: Rm ~ 3,5 · HBW. bis auf Fmax- - h = hmax bis auf F,s O - - h= hmin
• Werkstoffe aller Härten, von Kunststoff bis Hartmeta ll, können geprüft werden.
• Bestimmen des elastisch/ plast ischen Werkstoffverhaltens durch hm,Jhm;,-Verhältn is möglich.
• Autom atisierbarkeit des Prüfvorgangs.
(! .< •
/ • ......'.1
Werkstoffprufung 333 ·
Für welche Werkstoffe ein Härteprüfverfahren einsetzbar ist, kann aus einer vergleichenden Grafik ab-
gelesen werden (Bild 2). Man erkennt daraus den begrenzten Einsatzbereich der Brinell- und Rockwell-
Härteprüfverfahren und die universelle Anwendungsmöglichkeit der Vickers- und Martens-Härteprüfung.
Al-~ ~!
ungehärtete
1 Stähle
gehärtete
Stähle
Nitrier-
Härtesch icht 1
Hartmetalle Hartstoffe:
WC. liC•.
Al 2 0 3, S,C,
l~ Dia-
. ......:"~
.,_ Werkstoffe
110 300 0 HB 1
BN, Si3N 4 <:::=:::, Brinell-
1
- - härte
HRF 115
1 60
1; lbao 40 50 60 ¾ HRC 1
- ~
<===i Rockwell-
härte
3l~ 100 7 75 i 80 82 R4 : 86 R8 90 92 J4 HRA
1 1 1
100 200 4 >O HV ! 600 8 0 ) 1(00 1400 2000 1r;; ~ ~1~:rs-
II
1000
1
3000 -5000
II
I 7500
1
1 10000
1 1
16000 ic <:::=:::, ~äa:eens-
1
1
11 •
Speck- Fluss-
5
Apatit
6
Feldspat
11 1
Quarz
1
Topas
8 11 9
Korund
_lJ
Diamant ~
zum Vergleich
~fn~!~1:re
stein spat
• · f 'r L
«· • ~
· 334 / ' Werkstoffprufung
4 . 11 .5 Dauerfestigkeitsprüfung
Bei Maschinen unterliegen die Bauteile sich häufig wiede rho lenden
Belastungen während eines langen Zeitraums. Dies gilt insbesonde-
re für Maschinenelemente, z.B. für Schrauben, Achsen und We llen.
Diese Bauteile können zu Bruch gehen, auch wenn die wechselnde
Bel astung weit unterhalb der Zugfestigkeit des Werkstoffs liegt. Man
nennt diese Bruchart Dauerbruch oder Ermüdungsbruch (Bild 1).
Rastlinien
Dauerbrüche können am typischen A ussehen ihrer Bruchfläche er-
kan nt werden. Sie haben einen Anriss, ei ne Dauerbruchfläche mit Bild 1: Dauerbruchfläche einer
Rastlinien und eine Gewaltbruch-Restfläche. Welle
ifft f
C
Eine Dauerschwingversuchsre ihe besteht aus etwa ' C
C> ro
0 0.
Ne
10 Einzelversuchen mit Proben des g leichen Werk-
stoffs. Der Spannungsausschlag a A der Wechsel-
belastung w ird ausgehend vo n der Streckgrenze Zeit
"'
lrti
C
Re von Versuch zu Versuch gesenkt. In einem Dia-
gramm werden die Ergebnisse der Einzelversuche
zusammengetragen (Bild 4). Die Verbindung der
~l
0"
-a \ t " Spannungs-
verlauf
einzelnen Messpunkte erg ibt die sogenannte Wäh-
lerkurve (August Wähle r: Materialforscher). Sie Bild 3: Bereiche der Schwingbeanspruchung
fällt zuerst ab und verläuft ab etwa 10 6 = 1 000 000
Schwingspiel en h orizonta l. Die dazu gehörende
Spannung heißt Dauerschwingfestigkeit a 0 . 1 000~~-~-~~-~-~~~
2
Streck- N/mm
W ird der We rkstoff mit einer Wechselspannun g - g renze Re 800
belastet, die kleiner als die Dauerschwingfestigkeit
ist, so ermüdet er auch bei unendl ich häufigen
Schwingspie len nicht, man sagt er ist dauertest.
Der im Bild 4 gezeigt e legierte Stahl z.B. ist bei
wechselnder Belastung unter 180 Ni mm ' dauer-
fest. W ird er mit einer Wechselspannung belastet,
die größer als die Dauerschw ingfestigkeit ist, so Dauerschwing-
festigkeit a o
bricht er nach der Bruch-Schwingspielzahl, man
10
sagt er ist zeitfest. Der Werkstoff in Bild 4 ist z.B. Schw ingungsspielzahl N -
bei einer wechse lnden Be lastung von 500 N/ mm 2
nur rund 5000 Schwingspiele zeitfest. Bild 4: Wöhlerkurve eines legierten Stahls
#• fi"' L
Werkstoffprüfung ,,,. ': --,, 335 ·
4 . 11 .6 Bauteil-Betriebslasten-
Prüfung
Bauteile sind im Betrieb einer Vielzah l von gleich-
zeitig wirkenden Belastungen ausgesetzt. Ein Bag-
gerarm z. B. ist gleichzeitig auf Zug, Druck, Verdre-
hung und Schwingung belastet. Die sich überla-
gernden Belastungen und ihre Wirkung können
nicht an einem Probestab des Werkstoffs, sondern
nur am fertigen Bauteil geprüft werden.
4 . 11 . 7 Zerstörungsfreie Werkstoffprüfungen
Sie d ienen zur Feststellung von Fehlern (Risse, Einschlüsse) in Bauteilen, die hohe Belastungen tragen
und absolut sicher sein müssen, wie z.B. Schweißnähte an Druckrohren, Druckbehältern, Pipelines und
Reaktorgefäßen. Bei den zerstörungsfreien Werkstoffprüfungen braucht man kei ne Materialprobe zu neh-
men, noch wird das zu prüfende Teil beschädigt.
• Ultraschallprüfung
Mit der Ultraschallprüfung können Fehler im Innern von Werkstücken
festgestellt werden. Das Ultraschallprüfgerät besteht aus einem
Schallkopf und einem Messgerät mit Bildschirm (Bild 2). Zur Prüfung
wird der Schallkopf auf das Werkstück aufgesetzt. Er sendet Ultra-
schallwellen durch das Werkstück. Sie durchdringen das Werkstück
und werden an der Vorder- und Rückwand sowie von vorhandenen
Fehl ern im Inn ern zurückgeworfen . Die zurückkommenden Schall-
wellen sind auf dem Bildschirm als Aussch lag sichtba r. Die Lage und
Größe der Fehler im Werkstück lässt sich aus der Lage u nd Größe des
Ausschlags auf dem Bildschirm ablesen. Bild 2: Ultraschallprüfung
.
. '-.
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r.-::
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4 . 11 .8 Metallografische Untersuchungen
Bild 2: Magnetpulververfahren
Metallografische Untersuchungen machen das Gefüge der Werkstof-
fe sichtbar.
Baumann-Abdruck Faserverlauf in ei nem
• Gefügebilder ohne Vergrößerung einer Kurbelwelle Schmiedestück
Die Härte von Kunststoffen wird entweder mit einem Kugel-Eindrückverfahren (ähnlich der Rockwell
HRB-Härteprüfung, Seite 331) oder m it dem Spitzen-Eindrückversuch nach Shore geprüft.
Das Kriechen der Kunststoffe, d. h. ihre langsam fortschreitende Verformung schon bei geringer, aber
lang dauernder Belastung, wird mit dem Zeitstand-Zugversuch geprüft. Dabei werden Kunststoffproben
über Wochen und Monate einer konstanten Zugspannung ausgesetzt und die dabei eintretenden Deh-
nungen gemessen.
• Besondere Kunststoff-Eigenschaften
Mit spezifischen Prüfverfahren werden die folgenden Eigenschaften der Kunststoffe geprüft:
• Entflammbarkeit und Brennbarkeit • Versprödung bei tiefen Temperaturen
• Bewitterungs-, Alterungs- und Chemikalienbeständigkeit • Elektrisches lsolationsvermögen
• Gleitfähigkeit mit anderen Werkstoffen • Wasseraufnahme bei Wasserlagerung
. ; - ;t·
/'pc,•=,
· 338 ~ Umweltproblematik der Werk und Hilfsstoffe
Es so llten nur Werk- und Hilfsstoffe eingesetzt werden, die nicht gesundheitsschädlich sind und die
ohne Schädigung der Umwelt zu erzeugen, zu verarbeiten und zu entsorgen sind.
Zu berücksichtigen ist bei der Bewertung eines Werkstoffs die Gesamtheit der umweltbelastenden
Faktoren: Sie beginnt bei der Erzeugung des Werkstoffs, beinhaltet vor allem seine schadlose Verwen-
dung in der Gebrauchsphase und schließt auch seine Recyclingfähigkeit ein.
Umweltbelastung. Bei der Erzeugung der Metalle entstehen durch Stäube und Abgase starke
Umweltbelastungen. Durch aufwendige Abgasrei ni gungsanlagen können sie auf ein für die Umwelt
erträgliches Maß gesenkt w erden.
Bei den Kunststoffen gibt es bezüglich der Umweltverträglichkeit große Unterschiede. Wä hrend die Her-
stellung v ieler Kunststoffe, wie z.B. Polyethylen, unproblematisch ist, müssen bei der PVC-Produktion
durch den Chloranteil der Ausgangsstoffe und die Giftigkeit der Zwischenprodukte umfangreiche Um-
weltschutzmaßnahmen get roffen werden. Dasselbe gilt für die Verbrenn un g von PVC-Abfällen.
,!-#, t{ "
/~ 1 -- 1
Umweltproblematik der Werk- und Hilfsstoffe 339 ·
Primär-
werkstoffe ___..,,
Ausgangs-
sortenreines Sammeln der Metallabfälle
r-- werkstoffe
Recycling-
werkstoffe
t
nert und daraus werden neue Baut eile gefertigt
(Bild 3). Voraussetzun g ist das sorten rei ne Sam -
meln ode r Sortieren der Alt bauteile. Di es w i rd
d urch die leichte Dem ontierbarkeit un d eine einge-
p rägte Sortenkennzeichnu ng in d en Ba uteilen er-
leichtert.
Beispi el einer Kennzeichnung: A BS Typ 207; be-
deutet Acrylnitril-Butadien-Styrol, Typ 207. Bild 3: Kunst st off-Recycling (Beispiel!
Verbra uchte Kühlschmierstoffe, Schmier- und Schneidöle sowie ve rbrauchte Chemika lien dürfen n icht
in die Kanalisation, in Gewässer und den Erdboden geschüttet werden.
., • 340
F
"-'"
'
,,r
~-~ ~
Pract,se your Engl1sh
Composite
materials
(Non-ferrous me::ii:ii)
1
Carbon steels, Heavy Light Reinforced
Cast iron Natural Plastics,
Ouenched and tempered metals metals plastics,
materials materials Cera mies
steels, Stainless steels Q > 5 kg/dm3 (] < 5 kg/dm3 Ca rbide metal
Steels a re iron-based materials with a h igh Light metals are aluminum, m agnesium and tita-
strength. They are used m ainly for machine parts nium. They are lightweight mat erials with a high
to withstand and transfer forces: e.g. screws, bolts, strength. Their main a rea of application are light-
gears, profiles, shafts. There are approximately weight components in cars and airplanes, etc.
2 000 standa rdized steels. Most commonly used
Natural materials are naturally occurring subst an-
steel g rades are alloy steels, quenched and t empe-
red steels and stainless steels. ces such as granite, marble or wood.
Cast iron materials are easy to cast. They are Plastics are lightweight and electrically insulating.
poured into a mold to make complex components, The hardness varies from rubbery to extremely
for example housings, or cylinder blocks. rigid. Their use is extremely versatile a nd ranges
fro m materials for t ires t o compone nts of s ma ll
Heavy metals are for example copper, zinc, chro- gears.
mium, nickel, lead. They are usually used due to
special material properties: lndustrial ceramic materials are used mainly be-
cause of t heir hardness and resistance to wear.
Copper, fo r example, has a good electrica l conduc-
tivity for winding wires. Uses include cutting inserts, nozzles and seal ri ngs.
Chromium and nicke! are alloying elem ents used, Composites conta in several materials, such as
for examp le in order to achieve an d improve g lass-reinforced plastics or metals from ca rbide
certain steel properties. powder and coba lt.
1
materials by chemical and electrochemical reac-
Elongation at fracture means - ~ - - - - --
tions from o ther materials or elements in the envi-
the quotien t of the compres· EI : "',L,, . 100%
ronment. sed length t!.L 6 , and the initial "O
The thermal expansion coefficient a is t he change length L,,, which a probe has
in length !!./ of a part with the length of 1 m at to withsta nd till it fractures. lt is normally written as
tem perature change of t!.il : 1 °C. a percentage.
',]_
341 '
5 Maschinentechnik
5.1 Einteilung der Maschinen 342
Kraftmasch in en; Arbeitsmaschinen. 342
Datenverarbeitungsanlagen . ..... 349
5.2 Funktionseinheiten von Maschinen und
Geräten. 350
Innerer Auf bau von Maschinen . 350
Funktionseinheiten einer CNC-Werkzeug-
maschine und einer Klimaan lage . 352
Sicherheitseinrichtungen an Maschinen . 355
6 Elektrotechnik
l
6.1 Der elektrische Stromkreis 424 Zuleitung
6.2 Schaltung von Widerständen 427
Spannungs·
6.3 Stromarten 429 Verbraucher
quelle, Spanoong U z.B. Lampe
z.B. Batterie
6.4 Elektrische Leistung und Arbeit 430
6.5 Überstrom-Schutzeinrichtungen 431 Rückleitung
5 Maschinentechnik
Maschinen unterstützen den Menschen bei seiner Arbeit. Sie führen Fertigungsschritte aus, entweder
durch Befehle des Maschinenbedieners oder automatisch gesteuert nach Programmanweisungen.
Modeme Maschinen sind die Hauptvoraussetzung, um die Produktivität einer Fertigung zu erhöhen.
Mil
elektrischer -
IMH
Abwärme
-
Strom
titfül· 1-itfüi -
Rohteile Drehteile,
Späne
!MMll,füH1ill>- iffiMftfüi.lr~
1
steuerbe- Anzeigen,
fehle, Programme Form der Drehteile
5 . 1.1 Kraftmaschinen
Kraftmasch inen sind in ihrer Hauptfunktion Maschinen zur Energieumwandlung. In ihnen w ird eine zu-
geführte Energie in eine für einen bestimmten Verwendungszweck erforderliche Energieform umgewa n-
delt.
Beispiel: Der Pkw-Motor ist eine Kraftmaschine. In
Allgemein
ihm wird die im Kraftstoff gespeicherte chemische
Energie in die für den Antrieb des Pkws benötigte Zugeführte
Bewegungsene rg ie umgesetzt. Energie
1..,
Eint eilung der Maschinen 343
Hubarbeit
Die Ein heil der Arbeit ist das Joule (Einheilenzei-
W =F-s
chen J).
Die Arbeit 1 J wird verrichtet, wenn eine Kraft von
Werkstück
1 N auf der Strecke von 1 m wirkt: 1 J = 1 N · m in Tieflage
WPOt = m- 9· h
w ird Arbeit verrichtet.
Erbeschleu- g =9,81 ~ = 9,81 !i_; 1 N • 1 kg . m
nigung s2 kg s2
• Energie
Die in einem Körper gespeicherte Arbeit bzw. seine
Fähigkeit, Arbeit zu verrichten, bezeichnet man als
1 Kinetische Energie
1
wkin= z· m- vi
Energie.
Die Einheit der Energie ist das Joule (J). Energie kommt in verschiedenen Energieformen vor:
• Potenzielle Energie W pot (Energie der Lage) ist z.B. die gespeicherte Hubarbeit in einem hochgehobe-
nen Werkstück. Sie berechnet sich aus der Gewichtskraft F0 des Werkstücks und der Hubhöhe h.
Die Gewichtskraft FG des Körpers ermittelt man aus der Masse m des Körpers und der Erdbeschleuni-
gung g zu: FG = m · g. Die Erdbeschleunigung g beträgt g = 9,81 m/s2 •
• Kinetische Energie W ,;0 (Bewegungsenergie) ist die Energie, die in bewegten Körpern steckt. Sie hängt
von der Masse m des Körpers und seiner Geschwindigkeit v ab.
• Wärmeenergie steckt in erwärmten Körpern, z. B. in einem heißen Gas, das eine Turbine antreibt.
• Elektrische Energie kann aus dem Leitungsnetz entnommen werden und einen Elektromotor antreiben.
• Chemische Energie ist in chemischen Verbindungen gespeichert. Sie w ird frei, wenn die chemische
Verb indung aufgebrochen wird. Dies ist z.B. beim Verbrennen eines Kraftstoffs der Fall.
Energiebilanz. In der Technik w ird zur Beurteilung der Leistungsfäh igkeit einer Maschine die zugeführte
Energie mit der abgegebenen Energie verglichen. Dazu zieht man eine gedachte Grenze um ein techni-
sches System und betrachtet die in das System eintretenden und aus dem System austretenden Ener-
gien (Bild 2, vorherige Seite). Üblicherweise drückt man die Energien in Bilanzbetrachtungen in Prozent
aus.
• Leistung
Um Maschinen miteinander vergleichen zu können, w ird die umgesetzte Energie bzw. die geleistete me-
chanische Arbeit einer Maschine auf die dazu benötigte Zeit b ezogen.
Die Einheit der Leistung ist das Watt, Einheitenzeichen W; benannt nach dem engl. Physiker J ames Watt.
Vielfache der Basiseinheit Watt sind: Kilowatt (kW), Megawatt (MW) und Gigawatt (GW).
1 kW= 1000 W; 1 MW = 1000 kW= 1 000 000 W; 1 GW = 1000 MW = 1000000 kW
Beispiel: Eine Werkzeugmaschine mit einer Gewichtskraft F6 = 15400 N wird von einem Elektrohebezeug innerhalb
12 Sekunden um 1,8 m angehoben. Wie groß ist die dabei aufgebrachte Leistung des Hebezeugs?
1
wärme verloren. Sie kann technisch meistens nicht genutzt werden.
1
Das Verhältnis der technisch nutzbaren Leistung
P2 zur zugeführten Leistung P1 wird als Wir- Wirkungsgrad 1/ - .!,_
P,
kungsgrad 11 bezeichnet.
Der Wirkungsgrad wird entweder als Dezimalzahl oder als Prozentzahl angegeben, z.B. ·11 = 0,85 bzw.
1'/ = 85%. Der Wirkungsgrad ist immer kleiner als 1 bzw. kleiner als 100%, da die techn isch nutzbare Leis-
tung P2 aufgrund der Verluste immer kleiner ist als die zugeführte Leistu ng P1.
Beispiel: Einern Zahnradgetriebe wird von einem Elektromotor eine Eingangsleistung von 12 kW zugeführt. An der
Abtriebswelle des Getriebes werden 10,8 kW Leistung an ein Hebezeug abgegeben. Wie groß ist der Wir-
kungsgrad des Getriebes?
mot ore erzeugen eine Drehbewegung, Hydrozylin- Bild 2: Energieumwandlung bei hydraulischen
der eine geradlinige Bewegung. Durch den hohen Kraftmaschinen
Druck in hydraulischen Bauelementen können auf
kleinem Raum sehr große Kräfte erzeugt werd en.
Sie dienen zu r Bewegung von Maschinenteilen
(Seite 524).
5. 1 .2 Arbe itsmaschinen
Arbeitsmaschinen sind in ihrer Hauptfunktion Allgemein
stoffumsetzende Maschinen (Bild 11.
Mit ihnen werden Stoffe mithilfe von En ergie umgeformter}
transportierter Sto ff
• von Ort zu Ort transportie rt (Stofftransportl veränderter
• in e ine andere Form gebracht (Stoffumformungl
• in einen anderen Energiezustand versetzt (Stoff-
Beispiel
zustandsänderung)
Auf e iner Drehmasch ine werden z.B. aus Stangen-
material mithilfe der elektrischen Antriebsenergie
Drehteile hergestellt (Stoffumformungl.
Mit Pumpen und Hebezeugen werden Stoffetrans-
portiert (Stofftransportl.
M it Glühöfen w ird das Gefüge von Werkstoffen
verändert (Änderung des Stoffzustandesl. Bild 1: Die Arbeitsmaschine als technisches System
1
• Stoffarten. Je nach Anwendungszweck gibt es verschiedene Möglichkeiten, d ie Stoffe zu gliedern:
• Nach ihrem Aggregatzustand unterteilt man sie in Feststoffe, Flüssigkeiten und Gase.
• In der Produktion und Fertigung unterteilt man sie in formlose Stoffe: Flüssigkeiten, Pulver, Granulat,
sowie Stoffe mit geometrisch bestimmter Form: Halbzeuge, Werkstücke, Bauteile.
• Stofftransport. Ein Stofftransport ist gekennzeichnet durch d ie Geschwindigkeit und den Stoffstrom.
Die Geschwindigkeit v ist der von einem Körper pro Zeitein-
Geschwindigkeit ; Weg s
heit t zurückgelegte Weg s. Einheiten der Geschwindigkeit V= -
t
Zeit
sind: m/s, m/min, mm/min, km/h .
Mit der Drehzahl n, auch Umdrehungsfrequenz genannt, be- z
Drehzahl ; Umdrehungen n =-
schreibt man die Drehbewegung eines Maschinenteils. Sie t
Zeit
gibt die Anzahl der Umdrehungen z in der Zeiteinheit t an. Ein-
heiten der Drehzahl sind: 1/min bzw. min- 1 oder 1/s bzw. s- 1.
. m
Die Menge des transportierten Stoffes wird bei Feststoffen m=-
t
durch den Massestrom m, bei Flüssigkeiten und Gasen durch
den Volumenstrom V beschrieben. Hierbei handelt es sich
Volumenstrom; Volumen . V
um die in der Zeit t transportierte Masse m bzw. das pro Zeit V=-
Zeit t
geförderte Volumen V. Einheiten des Masse- bzw. Volumen-
stroms sind kg/s oder t / h bzw. 1/s, 1/min oder m 3/ h.
Für Stoffe gilt, ähn lich wie bei der Energ ie (Seite Massefluss r- - - - - - - -,
3431, ein Satz von der Erhaltung der Materie: Ma- 1 1
terie kann nicht erzeugt und nicht zerstört, sondern
nur umgewa ndelt werden.
Eine Stoffbilanz besagt, dass die in ein System ein-
tretende Masse genauso groß ist, wie die aus dem
System austretende Masse (Bild 21. So ist z.B. bei
einer Drehmaschine die als Stangenmaterialzuge-
führte Masse genauso groß w ie die Massen der er-
zeugten Werkstücke und Späne zusammen. Bild 2: Stoffbilanz an einer Werkzeugmaschine
l'J.' -
;(
• Fördermittel
Fördermittel sind Arbeitsmaschinen, deren Aufgabe der Transport von Stoffen ist.
Pumpen, Verdichter
Kreiselpumpe Kolbenverdichter
Pumpen dienen zum Fördern von Flüssigkeiten.
Verdichter verwendet man zum Fördern von Gasen
Druck-
und zur Erzeugung von Druckgas, In Pumpen und
Verdichtern wird die Energie der Antriebsmaschi-
ne als Strömungs- und Druckenergie auf die Flüs-
~l:~iiii'~v/
ven71;~
1
Druck-
sigkeit bzw. das Gas übertragen. Es gibt verschie- luft
dene Bauarten (Bild 3).
Kolben
Bei Kreiselpumpen wird die Flüssigkeit axial ange-
Pleuel-
saugt, von einem Schaufelrad in Drehung versetzt stange
und radia l in das Leitungsnetz gedrückt.
Kurbel-
Im Kolbenverdichter wird das Gas vom herunter- welle
gehenden Kolben angesaugt, vom hochgehenden
Kolben komprimiert und ausgestoßen. Bild 3: Pumpen- bzw. Verdichterbauarten
•
1 ' 348
• Werkzeugmaschinen
We rkze ugmaschinen sind Arbeitsmasch inen zur
Einteilung der Maschinen
1
Schleifmaschinen, Bohrmaschinen, Fräsmaschi- Schmiedeteilen
n en, Drehma schi nen und Bea rbeitungszentren
(Bild 3). A usgangsmaterial sind Stangen- oder Pro-
filabschn itte sowie vorgefertigte Werkstücke, die
fertigbearbeitet we rden. In der spanenden Werk-
zeugmaschine wird durch Abheben von Spänen
das Werkstück geformt.
Die zum Spanen des Werkstoffs erforderliche Ener-
gie w ird von El ektromotoren bereitgestellt, die in
die Werkzeugmaschine eingeba ut sind.
• Wärmebehandlungsöfen, Heizungs-
. anlagen
Öfen und Heizungsan lagen sind Anlagen (Arbeits-
maschinen), die Wärmeene rgie bereitstellen, um
die Temperatur von Stoffen zu erhöhen und damit
in ihrem Innern Stoffumsetzungen (Gefügeverän- Bild 3: Drehmaschine zum Spanen
derungen) ablaufen zu lassen.
In Wärmebehandlungsöfen (Bild 4) z.B. werden
Werkstücke aus Stahl erwärmt und anschließend
abgeschreckt, um gewünschte Veränderungen des
Werkstoffgefüges zu erzielen. Dadurch können die
mechanischen Eigenschaften der Stähle, z.B. die
Härte, wesentlich verbessert werden.
Im Heizkessel einer Heizungsanlage wird ein Wär-
meträger (Luft oder Wasser) erwä rmt und d urch
Leitungen in die Räume transportiert, wo die Wär-
me benötigt w ird. Bild 4: W ärmebehandlungs-Durchlaufofen zum Härten
[t
Einteilung der Maschinen 349 '
5 . 1 .3 Datenverarbeitungsanlagen
Datenverarbeitungsanlagen nehmen Daten und
Eingabebefehle (Informationen) auf, verarbeiten sie Dateneingabe EDV- Datenausgabe
Eingabebefehl Maschine Steuerbefehle
und geben Daten und Steuerbefehle aus (Bild 1).
(Daten -Verarb eitung)
Sie können allgemein als informationsumsetzende
Maschinen bezeichnet werden.
Bild 1: Die Datenverarbeitungsanlage als technisches
Die Arbeitsweise der Datenverarbeitungsanla- System
gen nennt man kurz EVA-Prinzip: Daten-Einga-
be - Daten-Verarbeitung - Daten-Ausgabe.
Datenverarbeitungsanlagen bestehen aus Geräte-Baugruppen, der sogenannten Hardware (Bild 2).
Die Daten-Eingabe erfolgt über Ein·
gabegeräte, z.B. eine Tastatur oder Daten- Daten-Verarbeitungs- Daten-
Eingabegeräte Einheiten Ausgabegeräte
das Bedienfeld einer CNC· Steue·
rung . Tastatur Rechner
Die Daten-Verarbeitung übernimmt Zentral-
einheit
der Rechner. Er besteht aus der Zen·
traleinheit sowie den internen und
externen Speichern . Die A rbeitsan·
weisungen erhält der Rechner von
Programmen, der Software.
Die Daten·Ausgabe kann z. B. als
Bilddarstel lung auf einem Monitor
oder als Schalt befehl für die Vor- Externe Speicher:
schubmotore einer Werkzeugma- Festplatte, Diskette, CD
schine erfolgen.
Bild 2: Aufbau von Datenverarbeitungsanlagen aus Komponenten
Durch Kenntnis der A ufgaben der einzelnen Funktionseinheiten und ihr Zusammenwirken kann die
Arbeitsweise der Maschine oder des Gerätes erkannt werden.
1
Gesamtsystem: Bohrmaschine
Teilsystem 3: Teilsystem 5:
Bohrspindel Rechner und Steuerung
Teilfunktion: Teilfunktion:
Auf nehmen Berechnen
und Antreiben der Schnitt-
des Bohrers daten und
Steuerung
der Arbeits-
schritte
Die Teilfunktionen einer Bohrmaschine sind z. B. das Antreiben der Bohrspindel durch den Elektromotor,
das Übe rtragen des Drehmoments von der Motorwelle zur Bohrspindel, das Bohren der Löcher mit dem
Bohrer, das Fixieren und Tragen des Werkstücks durch den Maschinentisch, das Steuern der Zustellbe-
wegung des Bohrers und die Kapselung des Riementriebs zum Schutz vor Verletzungen.
Bei einer Drehmaschine (Bild 1, folgende Seite) erhält man ähnliche Funkt ionseinheiten. Teilfunktionen
sind hierbei z.B. das Antreiben der Hauptspindel der Drehmaschine, die Übertragung des Drehmoments
vom Motor auf die Hauptspindel, die spanende Bearbeitung des Werkstücks, das Steuern der Vorschub-
und Zustellbewegungen. das Tragen und Führen des Werkzeugsch littens und die Kapse lung der Ma-
sch ine.
M aschinen erfüllen ihre Gesamtfunktion mit einer begrenzten Anzah l typischer Funktionseinheiten.
• Maschinentechnische Grundfunktionen
Untergliedert man die einzelnen Funkt ionseinheiten einer Maschine weiter, so erkennt man, dass sie ihre
Funktion durch das Zusammenwirken sogenannter maschinentechnischer Grundfunktionen erfü llen.
Beispiel: Die Antriebseinheit einer Drehmaschine, der Elektromotor, besteht aus mehreren Bauelemen-
ten mit maschinentechn ischen Grundfunktionen. Das Kabel dient zum Leiten des elektrischen Stroms
zum Elektromotor; die Wicklung des Motors bewirkt das Umwandeln der elektrischen Energie in m echa-
nische Rotationsenergie; die Motorwelle überträgt das im Motorinnern entstehende Drehmoment zum
Getriebe; die Wälzlager stützen und tragen die Motorwelle.
Tabelle 1 zeigt eine Auswahl von Grundfunktionen und dazu eingesetzten Maschinenelementen.
hydrau lische
Spann- Bedienpult
einrichtung if'-,:~{+- - --j--- - j - der CNC-
Steuerung
Reitstock
Arbeitseinheit
1
und Arbeitssicherheit sammelrinne
• Antriebseinheiten Elektromotor
für den Hauptantrieb
Die Antriebseinheiten stellen die zum Betrieb einer
t _,.
Maschine erforderliche mechanische Energie be-
reit. Bei Werkzeugmaschinen sind dies Elektro-
motore fü r den Hauptantrie b, für die Vorschuban-
triebe, für die Hydraul ikpumpe und den Späneför-
derer. Die vollständigen Antriebseinh eiten einer
CNC-Drehm aschine bestehen aus den Elektromo- antriebe-
st euergeräte
toren und den im Scha ltschrank untergebrachten / \
St romver- Hauptantrieb-
Steuereinheiten (Bild 2). Sie stellen die Stromver- sorgung Steuergerät
sorgung der Motore sicher und erm ög lichen die
stufe nlose Drehzahlverstellung. Bild 2: Antriebseinheit (Elektromotor) für die Haupt-
spindel und Motoren-Steuereinheit
• Energieübertragungseinheiten
Die von der Antriebseinheit bereitgestellte Bewe-
gungsenergie muss zur Arbeitseinheit geleitet und
bezüglich der Drehzahl so umgeformt werden,
dass sie de n Anforderu ngen der Arbeitseinheit ent-
spricht. Bauteile zur Energieübertragung sind Rie-
men, Wel len, Spindeln, Kupplun gen, Zahnräder
und Getriebe (Bild 3).
Bei der CNC-Drehmaschine !Bild 1) erfolgt die
Energieübertragung vom Motor des Hauptantriebs
über einen Riementrieb, die Kupplung , die Haupt-
spindel und das Spannfutter auf das Werkstück. Bild 3: Energieübertragungseinheiten
-
~.-·
Funktionseinheiten von Maschinen und Geraten 353
• Arbeitseinheiten
Die Arbeitseinheit ist der Teil der Maschine, der die
eigentliche Hauptfunktion der Maschine ausführt.
Die Hauptfunktion einer Drehmaschine ist die spa-
nende Bearbeitung von Werkstücken durch _ D re-
hen. Bei der CNC-Drehmaschine besteht die Ar-
beitseinheit aus der Arbeitsspindel mit der Spann-
einrichtung für das Werkstück (Spannfutter) sowie
dem Revolver mit den Werkzeugen, die das Werk-
stück bearbeiten (Bild 1).
• Verbindungseinheiten
Die Verbindungseinheit en stellen die Verbindung
zwischen den Bauteilen und Baugruppen her. Ver-
bindungselemente sind z.B. Stifte, Schnapphaken,
Schrauben und Muttern, Passfedern für Welle-
Nabe-Verbindungen, Spannelemente und Werk-
Bild 2: Stütz- und Trageinheit einer CNC-Schrägbett-
zeug halter (Bild 3). Drehmaschine
Fortlutt ir..
Die Klimazentrale besteht aus einer Reihe von baukastenartig hintereinander geschalteten Baugruppen,
welche die einze lnen Funktionseinheiten enthalten. Sie werden von der Luh nacheinander durchströmt.
Der Abluftventilator saugt die Abluft aus der Fertigungshalle und drückt sie in die Klimazentrale. Mit
einer Fortluftklappe (Trenneinheit) wird ein Teil der Abluft abgetrennt und ausgeblasen. Die im Kreislauf
geführte Luft (Umluft) wird in einem Filter gereinigt und mit Frischluft angereichert.
Dann durchströmt sie einen Heizkessel, der im Winter in Betrieb ist und die kalte Umluft auf die ge-
wünschte Raumtemperatur erwärmt. Im Sommer ist der Heizkessel außer Betrieb. Dafür arbeitet das
Kühlaggregat und kühlt die überhitzte Umluft auf eine angenehme Arbeitstemperatur herunter.
Der Luftbefeuchter ist im Winter in Betrieb und befeuchtet die trockene Heizungsluft. Im Sommer ist er
außer Betrieb. Dann arbeitet der Luftentfeuchter, der der feuchtwarmen Sommer-Umluft überschüssige
Feuchtigkeit entzieht. In einer Übergangsphase im Herbst und Frühling, wenn weder Heizung noch Küh-
lung erforderlich sind, arbeitet die Klimaanlage nur als Raumlüftung m it Luftreinigung.
Die Klimazentrale wird von einer Regelwarte aus überwacht, geregelt und gesteuert, die die Außentem-
peratur (T,), die Raumtemperatur (T,) und die Luftfeuchtigkeit (<PI in der Fertigungshalle misst und nach
vorgegebenen Sollwerten die Funktionseinheiten regelt.
Sicherheitsvorschriften
• Bei Wartungs- und Reparaturarbeiten im Arbeitsbereich ist die Maschine durch den Schlüsselschal-
ter am Bedienpult und durch den Hauptschalter am Schaltschrank außer Betrieb zu set zen.
• Sicherheitseinrichtungen dürfen wäh rend der Fertigung nicht außer Kraft gesetzt werden.
• Arbeiten und Reparaturen an der Elektrik sind nur vom Elektro-Fachmann auszuführen.
• Undichtigkeiten am Hydrauliksyst em sind sofort zu beseitigen (Brandgefahr, Sturzgefahr).
-~
1 ' 356 Funktionseinheiten von Maschinen und Geraten
1
Schmiersystems gewä hrleistet.
Kollisionsschutz. Um ein Kollidieren der Werk-
zeuge mit dem Spannfutter oder dem Reitstock zu
vermeiden, sind viele Werkzeugmaschinensteue-
rungen mit einem elektronischen Kollisionsschutz
durch Begrenzung des Arbeitsraums ausgerüstet.
Dazu wird in das Programm der Steuerung eine
Schutzzone eingegeben, in der sich das Spannfut-
ter und der Reitstock befinden (Bild 3). Das Werk-
Bild 3: Monitorbild beim Schutzzonen-Setzen
zeug kann nicht in diese Schutzzone verfahren wer-
den, sodass eine Kollision ausgeschlossen ist.
Elektrische Absicherung. Die Bauelemente der
elektrischen Absic herung sind in einem Schalt-
schrank an der Rückseite der Maschin e unterge-
bracht (Bild 4). Sie schützen die elektrisch betrie-
benen Baugruppen gegen Schäden durch den
e lektrischen Strom. Überlastungssicherungen und
Motor-Schutzschalter scha lten die Stromzufuhr bei
zu hoher Stromstärke ab.
• Umweltschutz für
Von einer Maschine dürfen keine Schadstoffe in die Hauptspindel-
antrieb Lüfter
Umwelt freigesetzt werden . Werkzeugmaschinen
besitzen dazu eine Vollkapselung (Bild 1, Seite 355}. Bild 4: Schaltschrank einer Werkzeugmaschine
• Bezeichnungen am Gewinde
~°!~""~'
eine große Reibungskraft.
Die senkrecht bzw. parallel zur schiefen Ebene wirkenden Komponen-
ten der Schraubenkraft F5 heißen Normalkraft FN bzw. Hangabtriebs-
kraft FH (Bilder 4 und 5). Bei kleinen Steigungswinkeln erhält man eine
kleine Hangabtriebskraft, aber eine große Normalkraft, die eine große Bild 3: Befestigungs- und
Reibungskraft F" ergibt. Befestigungsgewinde sind deshalb immer Bewegungsgewinde
selbsthemmend.
Mit Bewegungsgewinden werden drehende Bewegungen in gerad-
~ = Reibungskraft bei Gleitreibung
linige umgewandelt (Bild 3, rechts). Bewegungsgewinde sind selbst-
hemmend oder nicht selbsthemmend. Selbsthemmende Bewegungs-
gewinde, wie z.B. Trapezgewinde in Schraubstöcken und Vorschub-
spindeln von Werkzeugmaschinen, bleiben unter Betriebslast stehen.
Durch große Steigungen und kleine Flankenwinkel, vor allem aber
durch die Verringerung der Reibung, w ird die Selbsthemmung auf-
gehoben (Kugelgewindetrieb, Seite 422). Solche Gewindespindeln
benötigen im Stillstand e ine Lagepositionierung (Lageregelung bei
CNC-Maschinen, Seite 566). Wegen des nur geringen Unterschiedes Bild 4: Nicht selbsthemmendes
zwischen Haft- und Gleitreibungskraft tritt kein Ruckgleiten (Seite Gewinde
375) auf. Dadurch ist eine genaue Positionierung des angetriebenen
Werkzeugsch littens möglich.
Beispiel: Ein Trapezgewinde Tr20x4 (a "' 4,05°) wird mit der Schraubenkraft FR „ Reibungskraft bei Haftreibung
F5 = 8 kN in Achsrichtung belastet. Die Gleitreibungszahl beträgt
µ = 0,1, die Haftreibungszahlµ= 0,12. Durch Rechnung soll unter-
sucht werden, ob das Gewinde selbsthemmend ist.
Lösung: FH= F. sina = 8000 N · 0,0706 = 565 N
FN = F. cosa = 8000 N . 0,9975 = 7980 N
Fa=µ· FN = 0, 1 · 7980 N = 798 N; Fa =µ· FN = 0, 12 · 7980 N = 958 N
Das Gewinde ist selbsthemmend, weil die Hangabtriebskraft FH
kleiner ist als die errechneten Reibungskräfte FA. Bild 5: Selbsthemmendes Gewinde
«~
1'
358 Funkt1onseinhe1ten zum Verbinden
1
Sägengewinde. Sägengewinde besitzen einen Flankenw inkel von
33° {Bild 4). Wegen des unsymmetrischen Gewindeprofils sind sie in
einer Richtung hoch belastbar. Sie werden meist als Bewegungsge-
wi nde, z.B. für Spannzangen an Werkzeugmaschinen, verwendet. In
der Gew indebezeich nung werden das Kurzzeichen S1 der Nenn- Nenn - 12S d Flanken - 0 d2• 0 2
Steigung P F!ankenw i nkel 30°
durchmesser und die Steigung angegeben, z.B. S 24 x 5. Kern - ß d3, 0 1 Spitzen spiel ac
Nach dem Gewindeprofil unterscheidet man vor allem Metrische-, Bild 3: Trapezgewinde
Rohr-, Trapez- und Sägengewinde.
•
ausgeführt we rden (Bild 1 ). Bei Durchsteckschrau-
ben werd en d ie zu verbindenden Tei le durch das
Anziehen der Mutter zusammengepresst. Mit Ein-
ziehschrauben werden Bauteile mit Werkstücken,
i n denen sich ein Innengewi nde befindet, ver-
Durchsteck-
schraubt. Bei Stiftschrauben ersetzt eine Mutter schraube
den Schraubenkopf.
Bild 1: Schraubenverbindungen
• Schrauben
Schrauben dürfen weder auf A bscherung (Ausna h-
me: Passschrauben ) noch auf Biegun g bean- Schraubenkopf Schraubenschaft
Schlüsselweite
sprucht we rden. Um Biegebeanspruchung zu ver-
meiden, werden z.B. bei Gussstücken die A uflage- Gewindelänge ~
flächen für den Schraubenkopf mit Flachsenkern
~~
gefertigt (Bild 1, Mitte).
Die Schrauben unterscheiden sich durch Kopfform,
Schaltabmessungen, Gewindemaße und andere
Gewinde-
Einzelheiten (Bilder 2 und 3 und Bild 1, Seite 360). kuppe
Schaftlänge
Einteilung nach der Kopfform
Sechskantschrauben bieten den Schraubwerkzeu- Bild 2: Bezeichnungen an einer Sechskantschraube
gen eine gute Führung. Das Gewinde, als Regel-
oder Fe ingewinde ausgefü hrt, reicht bei einigen
Ausführungen bis zum Kopf. Dieser ist meist mit
einem Telleransatz versehen.
Zylinderschrauben mit Innensechskant werden
verwendet, wenn die Schrau be nabstän de klein
sind oder wenn der Schraubenkopf nicht aus dem
Werkstück herausragen darf. Zylinderschrauben
mit Innensechskant werde n mit hohem Kopf
(h - d), niedrigem Kopf und mit oder oh ne Schlüs-
selführungen als hochfeste Schrauben hergestellt.
Sechskantschrauben u nd Zylinderschrauben
mit Innensechskant sind die im Maschinenbau
am häufigsten verwendeten Schrauben. Sechskant- Zylinder- Zylinder- Senk-
schraube schraube mit schraube mit schraube
Innensechs- Innensechskant, mit Innen-
Senkschrauben mit Innensechskant besitzen eine kant niedriger Kopf sechskant
geringere Kopfhöhe als Zylinderschrauben m it In-
nensechskant. Sie werden meist dann verwendet,
we nn Werkstücke mit geringen Wanddicken v er-
schra ubt werden sollen. Wegen ihrer kegeligen
Kopfform zentrieren sie das Werkstück.
Schlitzschrauben werden mit dem Schraubendre-
her angezogen. Sie w erden deshalb nur mit relativ
kleinen Gewindeabmessungen geliefert. Die erziel-
baren Klemmkräfte sind erheblich geringer als z.B.
Zylinder- Senk- Linsensenkschrauben
bei Sechskantschrauben. schraube schraube
Schrauben mit Kreuzschlitz lassen sich wegen der mit Kreuz-
tieferen und größeren Mitnahmefläche und wegen mit Schlitz schlitz
des sich se lbst zentrie renden Schraubendrehers
fester anziehen als Schlitzschrauben. Bild 3: Kopfformen von Schrauben
...rr~
360 Funkt1onsemhe1ten zum Verbinden
1
oder wenn die Lage der We rkst ücke zuei nander ge- Kegelrad-
kranz (Stahl )
sichert werden soll (Bild 3). Passschra ubenverbi n-
dungen sind teuer, wei l der Schraubenschaft ge-
Bild 3: Passschraube
schliffen und d ie Bohrung gerieben werden.
Gewindestifte verwendet man hauptsächlich zur
Sicherung der Lage von Werkstücken mit Naben
auf Well en und Achsen. Ihre Enden sind oft gehär-
tet und, j e nach A rt der Befestigung auf der Welle,
unterschiedlich geformt (Bild 4) .
mit mit mit Ring- mit Kegel-
Blechschrauben sind gehärtet und haben ein Spitze Zapfen schn eide kuppe
scharfkantiges Gewinde mit großer Steigung
(Bild 5). Sie werden zum Verbinden von Blechen Bild 4: Gew indestifte
bis 2,5 mm Bl echd icke verwendet. Beim Einschrau-
·~
ben formen sie das Muttergewinde selbst.
Bohrschrauben gleichen i n ihrem Aufbau den
Blechsch rauben, besitzen aber am Schaftanfang
zusätzlich eine Bohrspitze zum Bohren des Grund-
lochs (B ild 5). Mit ihnen lassen sich bis zu 10 mm
dicke Bleche durchbohren. Blechschraube Bohrschraube
~, T·
Fließbohrschrauben erfordern zum Eindrehen hohe Bild 5: Blech- und Bohrschraube
Schrauber-Drehzahlen. Durch Druck auf die Schrau-
be entsteht Rei bungswärme zwischen der konischen
Schraubenspitze und dem Blech: Der Blechwerkstoff
beg innt zu fließen. In das so entstehende Grundloch
f urcht die Schraube ihr Muttergewinde (Bild 6).
Beim Abkühlen schrumpft das Innengewinde auf die
eingesch raubte Fließbohrschraube. Eine zusätzliche Durchzug ,_,oo
ausformen furchen Durchschrauben Anziehen
Schraubensicherung ist deshalb meist nicht erfor-
derlich. Bild 6; Fließbohrschraube
....
Funkt1onseinhe1ten zum Verbinden 361
.., '
• Muttern
Muttern stellt man nach ihrem Verwendungszweck in verschiedenen Formen her (Tabelle 1).
Tabelle 1: Muttern
Form BezeichnungNerwendung Form BezeichnungNerwendung
Sechskantmutter Kronenmutter
Hutmutter
~
Wenn die Schraubenverbindung
mit Splinten gesichert werden
soll.
Flügelmutter
~ QmD
Verhindern Beschädigung und Wenn die Schraubenverbindung
Korrosion des Gewindeendes; oft gelöst werden muss, z.B. bei
schützen vor Verletzung durch ' Vorrichtungen.
scharfe Schraubenenden.
@
Rändelmutter Nutmutter
Wenn die Schraubenverbindung Zum Ein· und Nachstellen des
'
oft von Hand gelöst werden muss, axialen Spiels und zum Befestigen
z. 8. bei Vorrichtungen. von Wälzlagern auf Wellen.
w Überwurfmutter
Für Rohrverschraubungen.
@
Rina.mutter
Als Osen zum Transport von
Maschinen.
möglich.
Selbstschneidende Gewindeeinsätze aus Cu-Zn-Legierungen besit-
zen Außengewinde und sch neiden oder drücken sich ihr Aufnahme- schneidend
gewinde selbst (Bild 2). Sie eignen sich z. B. für Kunststoffe und
Holz. Bild 2: Gewindeeinsätze
•
1 ' 362
• Festigkeitsklassen für Schrauben
Bei Schrauben aus unlegierten und legierten Stäh-
Funkt1onseinhe1ten zum Verbinden
1
darf bei Schrauben die Streckgrenze R, bzw. die
0,2-Dehngrenze Rp-0,, nicht überschritten werden.
Aus Sicherheitsgründen liegt die zulässige Spannung niedriger. Dies
Zuläss;ge Spannung a""' = ~
wird durch eine Sicherheitszahl v berücksichtigt. Sie beträgt 1,5 bis 3.
1
1
Der bei Zugbeanspruchu ng gefährdete Querschnitt ist der Span-
Zugspannung
nungsquerschnitt A,. Er kann berechnet werden, w ird aber meist aus
Tabellenbüchern entnommen.
Die in der Schraube auftretende Spannung a, errech net sich aus der
Schra~ube Mutt~er
-
im Schraubenschaft wirkenden Zugkraft F dividiert durch den Span-
nungsquerschnitt A,: +
\,J- >o
.. 8
Beispiel: Ein Blindflansch sol l mit n = 6 Schrauben der Fest igkeitsklasse 10.9
abgedichtet werden. Die aufzunehmende Gesamtkraft beträgt F ges =
288 kN, die Sicherheitszahl v = 1,5. Welche Schraubengröße muss Bild 1: Kennzeichnung der Festig-
verwendet werden? keitsklassen bei Schrauben
2 und Muttern
Lösung: Uzzul = .!1_ = goo N/ mm = 600 N/mm 2
V 1,5
Tabelle 2: Festigkeitsklassen
a =_f___. F=f.,,,_ = 288000N = 48000N von Muttern
uul As' n 6
48000 Festigkeitsklasse
A, = _f_ = N = 80 mm2 Gewählt: M 12
O"zzul 600 N/ mm 2 A. = 84,3 mm2,
• (mit Mutter zugehörige
.... Tabellenbuch) Schraube
• Festigkeitsklassen für Muttern 6 6.8
8 8.8
Bei Muttern aus unlegierten und legierten Stählen w ird d ie Festig-
keitsklasse durch eine Zahl, z.B. 10, angegeben. Die Mindestzugfes- 10 10.9
tigkeit Rm berechnet sich durch Multiplizieren der Zahl mit 100. 12 12.9
Beispiel: Sechskantmutter ISO 4032 - M12-10 A2-50 A2-50
• Rm = 10 · 100 N/mm2 = 1000 N/ mm2
A2-70 A2-70
Bei nichtrostenden Stählen erhält die Mutter die gleiche Bezeich - A4-50 A4-50
nung wie die Schraube (vgl. Beispiel Sechskantschraube).
Beispiel: Sechskantmutter ISO 4032 - M12 - A2-50
Ab der Festigkeitsklasse 8
Eine Mutter, die mit einer Schraube kombiniert werden soll, muss müssen Muttern mit der Fes-
mindestens dieselbe Festigkeitsklasse wie die Schraube besitzen (Ta- tigkeitsklasse gekennzeichnet
belle 2). werden (Bi ld 1).
~~
~·~
Funktionseinheiten zum Verbinden 363 ·1
• Schraubensicherungen
• i
Durch kontrolliertes Anziehen w ird in der Schraube eine Vorspann-
kraft f v erzeugt, we lche die Schraubenverbindung z.B. bei Verwen-
dung langer Schrauben ohne zusätzliche Elemente sichert.
Setzsicherungen. Die Vorspannkraft kann durch Kriechen des Werk-
stoffes, z.B. durch plastische Verformung der Schraube, und durch
Setzen abnehmen. Als Setzen wird z.B. das Einebnen der Ober- • Spannscheibe
bzw. Tellerfeder
flächenrauheiten im Gewinde und unter dem Schraubenkopf be-
zeichnet.
geschlitzte
Mutter
Bild 3: Verliersicherungen
Sicherungsblech
Mutter mit
Kunststoffring Drahtsicherung
'
Schraubengewinde
m it aufgesinterter
Polyamidschicht
1r
f·364 Funkt ionseinhe iten zum Verbinden
Maul-Ring-Schlüssel
---0
Verliersicherungen verh indern das Ause inander/allen der ver-
schraubten Teile.
A ls Verliersicherungen werden z.B. Kronenmuttern mit Spli nt, Si- r{;jJ ~ekröpfter Ringschlüssel
cherungsbleche, geschlitzte Muttern, Muttern mit Kunststoffrin -
gen, Drahtsicherungen und kunststoffbeschichtete Schrauben ver-
wendet (Bild 3, Seite 363). Steckschlüssel
1
sen A nziehverfahren ein Großteil des aufgebrachten Drehmomentes
zur Überwindung der st a rk unterschiedlichen Reibung zwischen Drehw inkel-Einstellknopf
Schraubenkopf bzw. Mutter und Auflagefläche und in den Gewinde-
gängen erforderlich ist, schwa nkt die Vorspann kraft sehr stark. Um
eine ausreichend große Vorspa nnkraft zu erreichen, m üssen sicher-
heitsha lber große Schraubendurchmesser gewählt werden.
~
Beim Anziehen einer Mutter oder Schraube w irkt
ein Drehmoment MA (Bild 1). Durch die Gewinde-
steigung (schiefe Ebene) entsteht im Schrauben-
schaft eine Zugkraft (Vorspannkraft Fvl- Die Schrau-
be wird durch die Vorspannkraft verlängert (elasti-
sche Dehnung)_ A ls Reaktionskraft auf die Vo r-
spannkraft entsteht die Stauchkraft F5 , w elche die
1
Bauteil e aufeinander drückt (staucht) und so
gegenseitig ve rspannt (Bild 2).
Bild 1: Anziehdrehmoment
Bei zu großer Vorspannkraft wird die Schraube
plastisch verformt und kann brechen.
nicht vorgespannte
Schrauben müssen mit der richtigen Vorspann- Schraube
kraft angezogen w erden.
Ohne Berücksichtigung der Reibung ist die maxi-
male Vorspannkraft Fv nur von der Schraubengrö-
ße und vom Schraubenw erkstoff abhängig. W egen
der Reibung in den Gewindegänge n w ird di e
Schraube nicht nur auf Zug, sondern zusätzl ich auf
Verdrehung beansprucht. infolge dieser zusam-
mengesetzten Beanspruchung w ird die maximale vorgespannte
Schraube
Vorspannkraft Fv mit zunehmende r Reibung klei-
ner (Tabelle 1 ).
Die Vorspannkraft Fv wird durch das Anziehdreh -
moment MA erzeugt. Beim Anziehen von Hand ist
das An ziehdrehmoment das Produkt aus Hand-
kraft F1 und wirksamer Schraubenschlüssellänge 1
(Bild 1).
~s: Stauchung der Bauteile
Um die vorgeschriebene Vorspannkraft zu errei- /!./ : Dehnung der Schraube
chen , m uss das Anziehdrehmoment mit zuneh-
mender Reibung größer sein (Tabelle 1). Bild 2: Auswirkung der Vorspannkraft
1 Anziehdrehmoment MA = F1 · I
Wegen der Gefahr, dass bei einem zu großen Dreh- Tabelle 1: Vorspannkräfte und Anziehdreh-
moment die Schraube bleibend verformt oder zer- momente für Schaftschrauben
stört wird, gelten für die Anziehdrehmomente fest- M aximale Vorspannkraf t Fv in kN und
m aximales Anziehdrehm o m ent M;., in N , m
gelegte Höchstw erte, di e Tabel len e ntnommen
Festigkeitsk!asse
werden können (Tabelle 1). Gewinde-
bezeichnung 8.8 1 10.9 1 12.9
Die zulässigen Tabellenwerte w erden z.B. über-
Reibungszahl µ
schritten, wenn der Hebelarm I eines Maulschlüs-
sels mit einem Rohr verlängert wird. 0,08 0,12 0,14 0 ,08 0 ,1 2 0,14 0,08 0,1 2 0,14
Beispiel: a) W elche Handkraft darf an einem Maulschlüs- F, 18,6 17,2 16,5 27,1 25,2 24,2 3 1,9 29,5 28,3
MS
sel mit I = 200 mm w irken, wenn eine Schrau- MA 17,9 23,1 25,3 26,2 34 37, 2 30,7 3 9,6 43,6
be M10 der Festigkeitsklasse 8.8 ang ezogen F, 29,5 27,3 26,2 43,3 40,2 38,5 50,7 47 45
wird und eine Reibu ngszahl µ - 0, 12 vorhan- Ml O
den ist? MA 36 46 51 53 68 75 61 80 88
b) Um w elchen Faktor x wird das zulässige An- F, 43 39,9 38.3 63 58,5 56,2 73,9 68,5 65,8
M12
ziehdrehm oment vergrößert, wenn die w irk- MA 61 80 87 90 117 128 105 137 150
same M aulschl üssellänge mit einem Rohr 11 1 106 140 124
F, 81 75,3 72, 4 119 130
auf 500 mm verlängert w ird? M16
MA 147 194 214 216 285 3 14 253 333 367
Lösung: a) Nach Tabelle 1 beträgt das m aximale A n-
ziehd rehmoment MA= 46 N , m F, 131 121 117 186 173 166 218 202 194
M20
46 297 391 430 557 615 495 653 720
F1 = !!.A = MA 4 23
M A = F1 · /; N . m = 230 N
1 0,2 m F, 188 175 168 268 250 238 313 291 280
b) X: 500 m m : 2 , 5 M24
MA 512 675 743 730 960 1060 855 1125 1240
200 m m
et
'Mi~-
~
die eine große Vorspannkraft Fv verursacht (Bild 1). Bei gegebener
Handkraft F, ist die Vorspannkraft Fv von der Steigung P(Steigungs-
win kel) des Gewindes abhängig: Große Steigungswinkel bewirken
~
kleinere, kleine Steigungswinkel größere Vo rspannkräfte Fv,
Beispiel: Wie groß ist die Vorspannkraft f v, wen n eine Schraube M12
\
Kopfreibmoment
IP= 1,75 mm) mit dem Drehmoment M A= 55 N, m angezogen wird
=0,11)?
(q Bild 2: Drehmomente an einer
Schraubenverbindung
M -2 -n 55 000 N · mm · 2 · " . o, 11 = 21722 N
Lösung: Fv = ~ - 17
1,75mm
1
MA berechnet werden:
1 Anziehdrehmoment
Beispiel: Wie groß muss das Anziehdre hmo ment MA gewählt werden, wenn
in einer Schraube M 16 (P - 2 mm) eine Vorspannkrah Fv'"' 100 kN
herrschen soll und der Wirkungsgrad r; = 15 % beträgt?
Lösung: MA= ...5i..:..f.._ = 100000 N . 0,002 m 212 N . m
2- n · q 2- n ·0,15
5 .3 .3 Stiftverbindungen Passstift
• Verwendungszweck
Mit Stiften werden lösbare Verbindungen hergestellt.
f ~Mltrflh,,1 i,itMtt#Ml11fö1
Zylinderstifte
1
• Kegelstifte • Kerbstifte
Bild 1: Passstifte
1 Scherspannung
Belastungs/all
1(ruhend) II (schwellend) III (wechselnd)
Tazul = 80 N/mm2 Tazul = 60 N/mm2 r o zu i = 40 N/m m 2
1
Bild 1: Montierter Zylinderstift
1 Flächenpressung P=-
A
F
dN Beanspruchung
uf Abschemng
Beispiel: Ein Zahnrad sol l auf einer Welle mit dw = 40 mm mit einem Zyli nder-
stift ISO 2338 befestigt werden. Das zu übertragende Drehmoment
beträgt M = 65 N . m. Wie groß muss der Stiftdurchmesser mindes-
tens sein, wenn schwellende Belastung vorliegt? A nzahl der bean-
spruchten Querschnitte n = 2. efährdete
Querschnitte
Lösung: Bei schwellender Belastung beträgt r azul = 60 N/mm 2 (Tabelle oben).
Beanspruchung
M=F-~ auf Flächen·
gewählt: d = 6 mm
Tabelle 1: Zulässige Flächen-
pressung bei schwel-
Wiederholung und Vertiefung
lender Belastung
Wozu we rden Passstifte verwendet? (Erfahrungswerte)
2 In w elchen Toleranzklassen werden ungehärtete Zylinderstifte Werkstoff Flächen-
(ÖNORM EN ISO 2338) hergestellt? pressung
3 Warum werden für Grundlöcher Zylinderstifte mit Längsri llen Pzul in N/mm 2
verwendet? S235 70
4 Beim Fügen eines Zylinderstiftes 8h8 mit einer Bohrung 8H7 E295 75
ergibt sich eine Spielpassung. W ie groß sind Höchst- und M in- EN-GJL-150 50
destspiel? EN AC-AISi 30
5 Wie groß ist die Verjüngung von Kegelstiften? EN AW-AICu4Mg1 45
Funkt1onseinhe1ten zum Verbinden 369
~·
5 .3 .4 Nie tverbindungen
• Aufgaben
Durch Nieten entstehen unlösbare Verbindungen.
Feste Nietverbindungen können große Kräfte
übertragen. Feste und dichte Nietverbindungen
müssen gleichzeitig große Kräfte übertragen und
die zu verbindenden Teile abdichten. Extrem dich-
te Nietverbindungen müssen Bauteile verbinden
und gegeneinander abdichten.
Im Maschinenbau wurde das herkömmliche Nieten Bild 1: Airbus mit vernieteter Außenkontur
fast vollständig durch Schweißen ersetzt (Seite
236). Bei der Herstellung von Blechverbindungen,
z.B. im Automobil- und Karosseriebau, gewinnt
das Nieten mit fester Nietverbindung zunehmend
an Bedeutung. In der Flu gzeugindustrie ist das Nie-
ten unverzichtbar, weil dort vie lfach aushärtbare
Al-Legierungen oder Titan-Legierungen verarbeitet
werden, deren Festigkeit durch Schweißen stark Halbrund- Senkniet Flachrund- Halbhohl-
niet niet Stanzniet
herabgesetzt würde. So werden z. B. für die Her-
stellung eines Airbus 3,5 Millionen Niete für feste
und dichte Nietverbindungen benötigt (Bild 1).
Extrem dichte Nietverbindungen werden im Rohr-
leistungsbau sowie in der Hochdruck- und Vaku-
umtechnik eingesetzt.
Vorteile des Nietens gegenuber dem Schweißen
Tl ff m
Flach~
senkniet
Halbhohlniet
mit Senkkopf
Hohl-
niet
Blind-
niet
Voll-
Stanzniet
~·~,.,,,
tigkeitsminderung und Versprödung in den zu
verbindenden Blechen
• unterschiedliche Werkstoffe sowie oberflä-
chenveredelte, z.B. polierte oder beschichtete
Bleche können gefügt werden
• Verbindung kann auch bei einseitiger Zu-
gänglichkeit hergestellt werden
• geringerer Energieverbrauch
• keine Gesundheitsgefahr durch Gase und
Lichtstrahlung
Setzkopf Schaft Gegenhalter
• Nietarten k Klemmenlänge z Zugabe / Nietlänge
Niete können nach der Kopfform, nach der Ausfüh-
rung des Schaftes und nach dem Verfahren beim Bild 3: Hammernieten
Nieten eingeteilt werden (Bild 2).
, .,,.'".,
Schließko p ~
bildet den Schließkopf. Beim Erreichen des größt-
möglichen A npressdruckes reißt der Nietdorn an Bild 1: Blindnieten
der Sollbruchstelle (Bild 1).
Stanznieten. Beim Stanznieten stanzt sich der Niet
seine Aufnahmebohrung selbst. Man unterscheidet
Stanznieten mit Halbhohlnieten und m it Vollnieten.
Der Halbhohlniet durchstanzt zunächst das stem-
.
pelseitige Blech . A nschließend weitet er sich und
verfo rmt dabei das matrizenseiti ge Blech. Di e
Werkstoffe werden in den Matrizenhohlraum ver-
drängt und bilden den Schließkopf (Bild 2). Das aus Matrize stempel- matrizen- ausgestanzter
seitiges Blech Werkstoff
dem stempelseitigen Blech ausgestanzt e Teil füllt
den ho hlen Nietschaft un d w ird dort eingeschlos- Bild 2: Stanznieten mit Halbhohlniet
sen. Weil das matrizenseitige Blech nicht durchsto-
ßen wird, ist d ie Verbindung hochfest und dicht.
;., it
Der Vollniet w ird beim Nietvorgang nicht umge- 0 0 0
formt . Er durchtrennt die Bleche; das ausgestanzte Stemp.
l F
Material fällt durch die Matrize. Stempel und Matri-
ze besitzen an den Stirn seiten A nsätze. Dadurch
1
wird gegen Ende des Stempelhubs Fügeteilwerk-
stoff in den Hinterschneidungsbereich des Niets . .
gedrängt (Bild 3). Mat,;ze
• Nietähnliche Verfahren
Bild 3: Stanznieten mit Vollniet
Durchsetzlügen. Beim Durchsetzfüg en werden die
Bleche ohne Niet durch Kaltumformung miteinan-
der verbunden. Ein Stempel zieht d ie zu verbinden-
den Teile in die Matrize. Sobald der Stempel den
Matrizenboden erreicht hat, fließen die Werkstoffe
in die Breite. Die Bleche verbinden sich fo r m -
sch lüssig miteinander (Bild 4).
• Nietwerkstoffe
A ls Nietwerkstoffe verwendet man Stahl, Kupfer,
Kupfer-Zink- und Al-Legierungen , in Ausna hmefäl- Bild 4: Durchsetzfügen
len auch Kunststoffe und T itan. Um elekt rochemi-
sehe Korrosion und ein Lockern der Verbindung bei Erwärmung zu vermeiden, sollen die Niete möglichst
aus dem gleichen Werkstoff wie die zu fügenden Teile bestehen .
1 Niete sollen eine ausreichende Festigkeit aufweisen und sich gut umformen lassen.
Wiederholung und Vertiefung
1 Wie können Nietverbindungen nach den an sie gestellten Anforderungen eingeteilt werden?
2 Welche Vorteile hat das Nieten gegenüber dem Schweißen7
3 In welchen Fällen verwendet man Blindniete7
4 Welche Vorteile bietet das Stanznieten?
5 Aus welchen Werkstoffen werden Niete hergestellt?
6 Waru m sollen die Bauteile und die Niete aus dem gleichen Werkst off bestehen?
]I
Funkt1onseinhe1ten zum Verbinden 371 '
5.3.5 Welle-Nabe-Verbindungen
• Aufgabe und Arten
Maschinenelemente wie Kupplungen und Zahnrä-
der müssen mit Wellen so verbunden werden, da-
mit das Drehmoment übertragen werden kann.
Die Drehmomentübertragung kann formschlüssig,
vorgespannt formschlüssig , kraftschl üssig oder
stoffschlüssig erfolgen (Seite 225, Tabelle 1}.
©~~
Form C entspricht der Form A, besitzt aber zusätz-
lich eine Bohrung für eine Halteschraube, mit der
die Passfeder in der Nut befestigt werden kann.
Keilwellen-Verbindungen werden für hochbean-
spruchte Mitnehmerverbindungen, z.B. bei Schalt-
getriebewellen von Werkzeugmaschinen, verwen-
det. Durch eine gerade Anzahl von Nuten entsteht Bild 3: Keilwellen·Profile
eine gerade Anzah l von Passf edern (nicht „Kei-
len"}, welche das Drehmoment gleichmäßig über
den Umfang verteilt übertragen (Bild 3}. Welle und
Nabe einer Keilwellen-Verbindung können bei ge-
eigneten Passungen axial versch oben werden. Keilwelle
Deshalb wendet man sie auch bei Verschieberä-
~
dern an (Bild 4}. Die Zentrierung der Nabe auf der
Welle erfolgt meist durch die Innenzentrierung von
Welle und Nabe (Bild 3}.
1
len ausgenutzt w ird.
Polygonwellen-Verbindungen sind Welle-Nabe-
Ve rbindungen mit großer Zentriergenauigkeit. Da
s ie praktisch keine Kerbwirkung ha ben, kö nnen
gegenüber Pa ssfeder-Verbi ndungen größere
Drehmomente übertragen werden (Bilder 2 und 3}.
Bild 3: Polygonwellen-Verbindung in einem
Polygo nwell en-Verbind ungen sind selbstzen - Schaltgetriebe
tri erend und kerbwirkungsfrei.
a
• Vorgespannte Formschluss-Verbindungen
Keilverbindungen werden durch Ke il e, di e eine
Neig ung von 1 : 100 und seitlich geringes Spiel in
d er Well en- und Nabennut aufweisen, hergestellt.
Durch d as Eintreiben werden Welle und Nabe
gegeneinander verspannt (Bild 4). Durc h dieses ~i~~~~~=~n
(vergrößert
Verspannen werden die Mittelachsen von We lle gezeichnet)
u nd Nabe geringfügig gegeneinander verschoben .
Die Verschiebung darf d ie Funktio n der verbunde- Bild 4: Keilverbindung
nen Teile nicht beeinträcht igen.
Wegen der durch die Verschiebung der Mittelach- Stirnverzahnung
sen entste henden Unw ucht eignen sich Keilverbin-
dungen nicht für hohe Drehzahlen.
•
Stirnzahn-Verbindungen s ind selbst zentrierende
Verbindungselemente, bei denen an Planflächen
ra dial angeordnete Zähne ineinander greifen
(Bild 5). Stirn zah nverbindungen werden z.B. we-
gen der möglichen hohen Teilgenauigkeit für
Rundschaltti sche, wegen d es geringen Platzbe-
darfs in Getrieben eingesetzt. Bild 5: Stirnzahn·Verbindung
~
Funktionseinheiten zum Verbinden 373
• Kraftschluss-Verbindungen
Bei den Kraftschluss-Verbindungen können Nabe
und Welle in jeder W inkelstellung verspannt wer-
den. Die Wellen sind glatt ausgeführt und nicht
durch Nuten oder Querbohrungen geschwächt.
Ringfeder-Spannverbindungen entstehen durch
gegenseitiges Verspannen kegeliger Spannele-
mente (Bild 2). Durch eine mit Schrauben erzeugte
Axialkraft werden die Ringe radial geweitet bzw. 1
Spannschraube
zusammengedrückt und verspannen so Welle und
Nabe miteinander.
Bild 3: Druckhülse
Druckhülsen sind Spannelemente aus f ederhar-
0
tem Stahl mit Eindrehungen am Außendurchm es-
ser und in der Bohrung {Bild 3). Durch das Anzie-
hen der Spannschrauben werden die radial leicht
schräg stehenden Wa ndungen aufgerichtet und
die Durchmesser geringfügig verä ndert.
•r;o2:1
tehe1be
rn-
Sternscheiben-Verbindungen entstehen durch
Scheibe
axiales Spannen von flachkegeligen, radial ge-
schlitzten Ringscheiben {Bild 4). Diese richten sich -
• Wellensicherungen
Formschlüssi ge We lle-Nabe-Ve rbindung en und
Bauteile w ie Wälzlager, die sich auf Wel len oder in ~üo. 'hr n n g
. .n
Bohrungen v erschieben können, müssen axial ge-
sichert werden. Die Sicherung erfolgt formschlüs-
. ·+ .
sig oder kraftschlüssig. fur
Wellen
ij '
Formschlüssige Wellensicherungen. Die aufnehm-
baren axialen Kräfte sind vo n der Bauart des Si- Sicherungsringe
cherungselement s und von der ko nst ruktiven Ge-
staltung der Maschinenteil e abhängig (Bild 1). So
m uss z.B. die Wellennut für einen Sicherungsring
einen genügend großen Abstand vom Wellenende
besitzen. Die Anlagefläche des zu sichernden Ma-
schinenteils soll möglichst großflächig am Siche-
rungsring anliegen. Sind Maschinenteile mit gro-
ßen Fasen oder A brundungen zu sichern, werden
Sicherungsringe mit Lappen
zusätzlich Stützscheiben oder Sicherungsringe mit
am Umfang verteilten Lappen verwendet.
Die meisten formschlüssigen Sicherungselemente
erfordern eine Bearbeitung der Wel le. Dies kann
zu einer Schwächung des We llenquerschnitts, zu
zusätzlicher Kerbwirkung oder zu Unwucht führen.
Kraftschlüssige Wellensicherungen. Mit kraft- Sicherungs- Sprengring für
scheibe Wälzlager m it Nut
sc hlüssi gen Sicherungselementen, wie z. 8. Nut-
oder Kreuzlochmuttern, können diese Nachteile Bild 1: Formschlüssige Wellensicherungen
vermieden werden. Neben der axialen lagesiche-
1
rung beliebiger Bauteile kann mit ihnen z.B. das Kreuzlochmutter
Spiel bei Kegelrollen- oder Axial-Zylinderrollen- m it radialen Nuten
lagern durch Verdrehen der Mutter auf dem Fe in -
gewinde der Welle exakt eingestellt werden. Die Innensechskant-
schraube
Sicherung erfolgt entweder durch die Verformung
einer genuteten Kreuz lochmutter mittels e iner
Innensechskantschraube (Bild 2, oben) oder durch
Gewindestifte, mit denen Sicherungsstifte auf die
Gewindefl anken des Welle ngewindes gepresst Nutmutter
werden (Bild 2, unten). Gew indestift
u
gender Formel berechnet:
1 Reibungskraft FR"" p · FN
mitµ = µ 0 (Haftreibung).µ= µG (Gleitreibung),µ = µ• (Rollreibung)
<== Bewegungsrichtung
Beispiel: Ein Lagerzapfen m it d = 40 mm nimmt eine Kraft FN = 2,5 kN auf. Stahl-CuSn 0, 15-0,2 0,05--0,1
Seine Drehzah l beträgt n = 500/min, die Reibungszahl µ = 0,04, die Stahl-Reibbelag 0,5
Laufzeit t ""5 h. Wie groß sind FR, MR und WR?
~o, Rollreibung µR
Lösung: Fa = µ · FN = 0,04 · 2500 N = 100 N Werkstoff
Ma = F, · r= 100 N · 0,02 m = 2 N . m Stahl-Stahl 0,005
WR=FR. V · t= FR · rr · d· n . t
Gummi-Asphalt 0,015
= 100 N. n . 0,04 m. 500/min . 300 min = 1,88MJ
fJ(
1 · 376 Funkt1onsemhe1ten zum Stutzen und Tragen
• Reibungszustände
Bei der Festkörperreibung berüh ren sich die aufeinander gleitenden
Flächen und ebnen die Oberflächenerhöhungen ein (Bi ld 1). Bei un-
günstiger Werkstoffpaarung und großer Flächenpressung verschwei-
ßen die Oberflächen (Fressen).
Mischreibung entsteht bei Beginn der Bewegung oder unzureichen-
der Schmierung . Die Gleitflächen berühren sich dabei noch an einzel- Bild 1: Festkörperreibung
nen Stellen (Bild 2). Die auftretende Reibungskraft und der Verschließ
sind geringer als bei der Festkörperreibung. Für den Dauerbet rieb ist
dieser Zustand jedoch nicht zulässig.
Flüssigkeitsreibung. Unter idealen Bedingungen ist soviel Schmier-
stoff zwischen den Gleitflächen, dass diese vo llstä ndig voneinander
getrennt sind (Bild 3). Die Reibungskraft ist deshalb sehr klein; sie
entsteht durch das Gleiten der Schmierstoffmoleküle aufeinander.
1 ..
ten Kugelweg unterschiedliche Wege am Rillenumfang zu rückgelegt.
Mit dem Abroll en ist daher auch ein Gleiten verb unden. Deswegen
müssen Wälzlager geschmiert werden .
• Schmierstoffe
Gleitreibung
zwischen
Wellenzapfen
Lagerschale und Lagerschale
• Verminderu ng der Reibu ng • Wärm eabfuhr
• Dämpfung von Stößen • Abfuh r von Verschleißtei lchen Bild 4: Gleitreibung
• Korrosionsschutz
• Schmierstoffarten
Als flüssige Schmierstoffe werden meist Mineralöle und synthetische
Öle verwendet. Mineralöle werden aus Erdöl gewonnen und entha l-
ten Zusätze (Additive), die Viskosität, Druckfestigkeit und A lterungs-
beständigkeit erhöhen. Synthetische Öle besitzen ein wesentlich
günstigeres Viskositäts-Temperatur-Verhalten und eine höhere A lte- Bild 1: Abhängigkeit der Viskosität
rungsbeständigkeit a ls Mineralöle. Sie sind aber teurer (Bild 1). von der Temperatur
Schmierfette sind pastenartige Schmierstoffe, die aus M ineralöl und/
oder Syntheseö l sowie einem Dickungsmittel (Barium-, Natrium- aufeinander gleit ende
oder Lithiumseifen) bestehen (Bild 3). Sie können Add itive und/od er Schmierst offplätt chen
Festschmierstoffe entha lten. Neben der Schmierung sollen sie gegen
Wasser und abrasive (l at. : abkratzen) Stoffe abdichten, vor Korrosion
Plättchen gleichen Unebenheiten
schützen und Sch mutz aufnehmen, ohne d ie Funktion zu beei nträch- der Gleitflächen aus
tigen.
Festschmierstoffe (Tabelle 1) w erden v erwendet, wenn sich wegen Bild 2: Schmierspalt m it
zu geringer Gleitgeschwindigkeit kein Schmierfilm bilden kann oder Festschmierstoff
die Betriebstemperatur sehr niedrig bzw . sehr hoch ist. Es kommen
Pu lver aus Grafit, Molybdänsulfid (MoS2) und Kunststoff (PTFE) zum Tabelle 1: Festschmierstoffe
Einsatz. Die Pulverteilchen von Grafit und MoS 2 sind plättc henförmig, Betriebs- Gleitrei-
Farbe t empera· bungs-
g leichen dadu rch Oberflächenunebenheiten aus, t rennen somit d ie tur 0 c zahl p
Grenzflächen, sodass das Gleiten nur innerhalb des Schmierstoffes
grau- - 120 0, 1
stattfindet (Bild 2). Festschmierstoffe werden meist in Pasten oder Grafit
schw arz bis +600 bis 0,2
Gleitlacken aufgetragen. Gleitlacke sind Festschmierstoffe, die an
Molybdän- grau- -100 0,04
Kunststoffharze gebunden sind. Sie schmieren z. 8. Gewindespindeln d isulfid schw arz b is + 400 b is 0,0 9
und Gleitführungen (Bild 3).
Gleitbahnöl
B
Getriebeöl
Fl fü r das Spindel- und Vorschubgetriebe für die Fü h rungsbah n en
Schmieröl auf
G
Schmieröl auf ~
Mineralölbasis Syntheseölbasis
Cl 100: Umlaufsch m ieröl auf Mi neralölbasis (C);
L:J
CG: Gleitbahnöl
erhöhte Ko rrosions- und Alterungsbestän- L: Zusätze zur Erhöhung
dig keit {U, Viskositätsklasse VG 220 (220) des Korrosionsschutzes
PGLP: Polyglykolöl (PG). erhöhte Ko rrosions- und und/oder der A lterungs-
A lteru ngsbeständ igkeit (L). e rhöhter Ver· beständigkeit
schleißschutl (P); Visko sitätsklasse P: Zusätze zur Minderung
VG 220 (220) der Reibung und/oder
zu r Er höhung der
Belastbarkeit
Schmierfett 220: Viskositätsklasse
für d en Schloss- ISO VG 220
kaste n
KJN-20: Schm ie rfett für W älz- und Gleitlager (K) auf M ineralö lbasis; NLGI-Ktasse 3 (31,
o bere Gebrauchstemperatu r+ 140 °C (N); untere Gebrauchstemperat ur - 20 °C (- 20)
Schmierö l auf Schmieröl auf KSIJR-10: Schmierfen für W älz- und Gleitlager (K) auf Siliko nö lbasis (SI); NGLI-Klasse 3 (3);
Mineralölbasis Syntheseölbasis o bere Gebrauchstemperatu r+ 180 °C ®; untere Geb rauc hstemperatu r - 10 °C (-10)
5 .4 .2 Lager
Lager führen und stützen Wellen und Achsen, die durc h radiale und
GlehlaglGr-Wälz-;
buchse körper
axiale Kräfte belastet sind. Nach der Art der zwischen den Maschi- . .
nenteil en auftreten den Reibung unterscheidet man Gleitlager und
Wälzlager (Bild 1 ), nach der Richtung der vom Lager aufgeno m me-
nen Kräfte Radiallager un d Axiallager (Bild 2). Gleitlager Wälzlager
muss, e rzeugt bei der Drehung e ine Reibung skraft Fa, welche der axial
wirke
Bewegu ng entgegenwirkt (Seite 375).
Man u nte rscheidet hydrodynamische und hydrostatische Schmie- Bild 2: Radiallager und Axiallager
rung.
• Hydrodynamische Schmierung
Bei Gleitlagern mit hydrodynamischer Schm ierung wird der Schmier-
film durch die Drehbewegung des Zapfens erzeugt (Bild 3). Beim An-
::::::::::n
Schmierölzufuhr
lauten der Welle sind Zapfen und Lag erschale noch nicht voll ständig <!==
durch den Schmierfilm getrennt (Mischreibung). Mit zunehmender
Schmierkeil
Drehza hl w ird das an der unbelast eten Lagerseite zugeführte
•
1
Schmie röl vom Zapfen in den sich verengenden Schmierspalt gezo- Druckverteilung
im Schmierkeil
gen. Der steige nd e Druck im Schmierspalt bewirkt, d ass die W e lle
angeho ben und dadurch die Re ibung verkleinert w ird. Bei genügend Bild 3: Druckverteilung im
großer Gleitgeschwindigkeit wird der Abstand der Gleitteile so groß, Schmierkeil
dass der Zapfen auf dem Ölfilm schw immt (Flüssigkeits reibung).
Mehrflächengleitlager besitzen mehrere Schmierspalt e (Bild 4). Be i
exzentrischer Lage des Wellenzapfens werden in den betroffenen
Schmierspalten Öldrücke aufgebaut, welche den Zapfen sofort w ie- Wellen-
der zentrieren. Hydrodynamisch geschmierte Axialg leitlager m it zapfen
Kippsegmenten können sehr hohe Axialk räfte aufnehmen, w ie z. 8. Schmier-
die Spurlager von Wasserturbi nen mit senkrechter Welle (Bild 5). ölzufuhr
• Schmiereinrichtungen
Der Schmierstoff muss dem Gleitlager durch Schmierbohrungen und
Schmiertaschen zugeführt werden. Diese sollten auf der unbelaste-
ten Lagerseite liegen . Bild 4: Hydrodynamisches
Schmierfette kö nnen z. 8. über Schmiernippel oder durch dünne Mehrflächengleitlager
Rohrleitungen von einer Zentra lschmiereinrichtung aus an d ie Lager-
st ellen gepresst werden.
Bei Gleitl agern mit Ölbadschmierung w ird d as Öl durch drehende
Tei le, w ie z. 8. Tauchringe oder Schmierscheibe n, zu r Schm ie rstelle
transportiert.
Bei hochbelasteten We llen sorgt eine Ölumlaufschmierung für eine
ausreichende M enge Schmierst off. Durch eine Pumpe w ird das Öl
mit einem Druck zwischen 0,5 und 3 bar in d en Lagerspalt gepresst.
Gehäuse Kippsegm ent Kugel
Von dort fließt es in den Ölbehä lter zurück. Bei Lagern, die sich we-
gen hoher Belastung stark erwä rmen würden, muss das Öl in einem Bild 5: Axialgleitlager mit
Ölkühler gekühlt werden. Kippsegmenten
~
Funkt1onseinhe1ten zum Stutzen und Tragen 379
• Hydrostatische Schmierung
Bei Gleitlagern mit hydrostatischer Schmierung wird Öl in die am Um-
fang des Lagers verteilten Öltaschen gepresst (Bilder 1 und 2). Jede
Tasche w ird dabei mit einem konstanten Volumenstrom versorgt. Der
Öldruck w ird außerhalb der Lager von besonderen Pu mpen erzeugt.
L
ager.Öl-
schale ta~he
F ,,v
Bei Belastung der Welle verschiebt sich deren M ittelpunkt in Kraft-
richtung. Wegen des konstanten Volumenstroms st eigt der Druck auf Druck-
verteilung .. Drucköl-
der Seite mit den engeren Spalten, auf der anderen Seite fällt er ab. in der OI- zufuhr
Dadurch w ird die Welle w ieder in die Lagermitte gedrückt. Auch im Öltasche rücklauf
Stillstand und beim A nl auf berü hren sich Welle und Lagerschale
Bild 1 : Hydrostatisches Radiallager
nicht. Deshalb ist ein Ruckgleiten (Stick-Sl ip) ausgesch lossen. Hydro-
statisc h werden z.B. Drehmaschinenhauptspindeln geschmiert, wenn Stützscheibe
hohe Tragfä higkeit und große Rundlaufgenauigkeit verlangt sind. (Pressverbindung
mit der ~-11--,-
Welle )
Vorteile: Nachteile·
• Kein Versch leiß beim Anlauf • Aufwendige, teure Schmier-
• Geringe Erwä rmung einrichtung
• Hohe Rundlaufgenauigkeit • Sorgfältige Überwachung
des Schmiersystems erfor-
• Kein Ruckgleiten
derlich
Bild 2: Hydrostatisches Axiallager
• Wartungsarme und wartungsfreie Gleitlager
Wartungsarme Gleitlager, Sie besitzen einen Schmierstoffvorrat, der Einsatz Zitronen-
für längere Zeit, z.B. für m ehre re Monate, ausreicht. säure
Mem-
Automatische Schmiersysteme werden außer bei Gleitlagern auch brane
bei Wä lzlagern (Seite 381) und Führungen (Seit e 387) verwendet und
Trenn-
als Einzelpunkt- oder Mehrpunktschmiersysteme gebaut. kolben
Einzelpunktschmiersysteme können elektrochemisch angetrieben L....--¾A-----''<:,wasse r-
we rden. Durch Eindrehen einer Aktivie rungsschraube fä llt z.B. ei ne stoffgas
gesinterte ZnMo-Tab lette in Zitronensäure und bildet mit dieser ein
Schmier-
galvanisches Element (Bild 3). Die Tablette wird zersetzt; es bildet mittel
sich Wasserstoffgas. Durch den entst ehenden Gasdruck dehnt sic h
die Membrane und verschiebt den Trennko lben. Dadurch w ird das Verschraubung
vor dem Kolben sich befindende Schmiermittel (Fett oder Öl) lang-
sam an die Schmierstelle gedrückt. Bild 3: Automatischer
Schmierstoffgeber
Mehrpunktschmiersysteme werden meist durch Kleingetriebemoto-
ren angetrieben.
Wartungsfreie Gleitlager. Bei solchen Lagern reicht der vorhandene
Schmierstoffvorrat für d ie gesamte Lebensdauer des Lagers (Bild 4).
Wa rtu ngsfrei sind z.B. Gl eitlager aus dem Kunststoff PTFE,
schmierstoffgetränkte Sinterlager sowie Lager mit Laufschichten, die
Festschmierstoffe enthalten.
Wartungsfreie Verbundg leitlager können auch aus einer Stahlstütz-
schale m it au/gesinterter Bronze-Laufschicht best ehen. In der Lauf- Bild 4: Wartungsfreies Sinterlager
schicht ist , fein verteilt, der Festschmierstoff Grafit enthalten (Bild 5).
Solche Lager besitzen neben guten mechanischen Eig enschaften Gleitlagerbuchse Z
eine geringe Reibung und sind für Temperaturen bis 350 ' C geeignet.
• Gleitwerkstoffe
Lagerwerkstoff, Zapfenwerkstoff und Schmierstoff müssen bei Gleit-
lagern aufeinander abgestimmt sein.
Als Lagerwerkstoffe eignen sich Legierungen aus Kupfer, Zinn, Blei,
Zink, A lum inium sowie Sintermetalle, Kunststoffe, w ie z.B. Polyamid,
GmStahlstützschale
1 Flächenpressung P= -
F
A Tabelle 1: Zulässige Flächen-
pressung
Die tragende Fläche A entspricht der Fläche des projizierten Wellen-
Werkstoff Piul in N/mm2
zapfens (Bild 2).
SnSb12Cu6Pb 15
Beispiel: Ein Lagerzapfen mit einem Durchmesser d = 50 mm und einer Län-
PbSb14Sn9CuAs 12,5
ge I = 40 mm soll eine Lagerkraft F = 50 kN aufnehmen. Welcher
Werkstoff nach Tabelle 1 muss verwendet werden? G-CuSn12 25
EN-GJL-250 5
Lösung: p- .f.. - F - 50000 N 25 N/mm' PA66 7
- A - ~ - 50 mm· 40 mm
1
Als Gleitlagerwerkstoff eignet sich G-CuSn12 mit Piu• = 25 N/ mm2 .
5 .4 .2 .2 Wälzlager
Bei Wälzlagern erfolgt die Kraftübertragung vom Wellenzapfen auf
aufdngl
Wälz-
das Lagergehäuse über Wä lzkö rper, die zwischen den beiden Lauf- körper
ringen abrollen (Bild 1 ). Die dabei entstehende Wälzreibung ist klei-
ner als die Reibung in einem Gleitlager. Besonders vortei lhaft gegen-
über Gleitlagern mit hydrodynamischer Schmierung ist d ie geringere Käfig
Reibung bei niedrigen Drehzahlen und beim A nlaufen. Radiallager Axialtager
Als Wälzkörpe r werden Ku geln, Zylinderrollen, Kegelro llen, To n nen- Bild 1: Bezeichnungen am
rollen und Nadelrollen verwendet (Bild 2). Die Wälzkörper können Wälzlager
ein- oder zweireihig angeordnet sein. Der Käfig hält die Wälzkörper in
einem gleichmäßigen Abstand voneinander und verhindert bei zer- -Ga,]- -EJ-
legbaren Lagern das Herausfallen der Wä lzkörper. Zylinderrolle Kegelrolle
Laufringe und Wälzkörper werden aus Wä lzlage rstahl , z. B. 100Cr6 ·-·-·
Nadelrolle
-9
Tonnen rolle
oder 100CrMo6, gefertigt. Lagerkäfige besteh en aus Stahl- oder
CuZn-B lech, massivem CuZn oder Polyamid-Kunststoff. Bild 2: Wälzkörper
Keramikwälzkörper bestehen aus Silizi umnitrid Härte HY10 700 kg/mm' 1600 kg/mm 2
(S i3 N 4 ). Sie besit zen gegenüber Wä lzkörpern aus Elektrischer 0,4, 10-'Q. m 1012Q . m
Stah l ein e niedrigere Dichte und eine geringere W iderstande (Leiter) (Nichtleiter)
Wärmedehnung. A ußerdem sind sie härter, elekt- 3000 N/mm2
Druckfestigkeit ad 880 N/mm'
risc h isol ierend, besitzen eine höhere Druckfes-
t igkeit und stel len geringere A nforderungen an die Elastizitätsmodu l E 210 kN/mm 2 310 kN/mm'
Schmierung (Tabelle 1).
Wegen der geringen Dichte sind d ie Fliehkräfte der Wälzkörper auf
die Außenringe und dadurch die Reibung wesentl ich kleiner. Hybrid- 30 =:r==i=:::::i:=::::i:i
oc
lager werden deshalb nicht so warm und lassen höhere Drehzahlen 25 '---+---+---+--.....,
zu (Bild 3). Wegen der geringeren Wärmedehnung sind bei unter Vor-
spannung ein gebauten Lagern die Reibung und die Betriebstempera-
tur klei ner. Die hoh e Härte u nd Dru ckfestigkeit sowie die geringe
Fressneig ung der Stahl-Keramik-Reibpaarung ergeben eine höhere
Lagersteifi gkeit u nd eine große Verschleißfestigkeit.
Vollkeramiklager. Bei Vollkeramiklagern sind auch die Laufrin ge aus
Silizi umnitrid gefertigt. Solche Lager sind z. B. korrosionsbeständig
gegen v iele Säuren und Laugen, warm fest bis 800 °C sowie unmag-
10000 20000
netisch. Sie können, wenn sie in Pumpen eingebaut sind, mit den Drehzahl-
Medien, die sie fördern, z.B. Wasser oder Säuren, geschmiert wer-
den. Bild 3: Erwärmung von Wälzlagern
:ffirt
-~;#,·
1 ' 382 Funktionseinheiten zum Stutzen und Tragen
• Wälzlagerarten
Nach der Grundform der Wälzkörper unterscheidet
man Kugellager und Rollenlager (Bild 1).
Kugellager
Rillenkugellager in ein- und zweireihiger Ausfüh-
rung eignen sich für mittlere radiale und kleine Rillen- Schräg- Pendel- Ax ial-Rillen-
kugellager kugellager kugellager kugellage r
axia le Belastungen und für hohe Drehzahlen.
Schrägkugellager können axia le Kräfte in einer
Richtung und radiale Kräfte aufnehmen. Sie w er-
den meist paarweise eing ebaut und vorgespannt.
Axial-Rillenkugellager und Axial-Zylinderrollenla-
ger nehmen nur axiale Lagerkräfte auf. Sie werden
in Verbindung mit Radiallagern eingebaut. Zyli nder- Kegel- Tannen- Pendel -
roll enlager rollenlager lager rollenlager
Rollenlager
Zylinderrollenlager verwendet ma n bei hohen ra-
dialen Belastungen und großen Wellen.
Kegelrollenlager können große radiale Kräfte so-
wie axiale Kräfte in einer Richtung aufnehmen. Sie
werden meist paarweise eingebaut.
Axial- Axia l- Radial- Axial-
Pendelkugellager, Pendelrollenlager, Tonnenlager Zylinder- Pendel- Nadellage r Nadellager
und Axial-Pendelrollenlager können Fluchtungs- rollenlager rollenlager
fehler ausgleichen, die z.B. durch Bearbeitungsfeh-
ler und Wellend urchbiegungen entstehen.
Bild 1: Wälzlagerarten
1
nen auch ohne Laufringe zwischen Welle und
Lagergehäuse eingebaut werden (Nadelkränze}.
• Lageranordnung
Fest- und Loslager. Bei der Lagerung von Wellen
wird ein Lager meist als Festlager, das andere als
Loslager eingebaut (Bild 2). Be ide Lager werden
durch radiale Kräfte belastet. Das axial nicht be-
wegliche Festlager nimmt zudem die gesamte
Axialkraft auf, während sich das Loslager bei Aus-
dehnung der Welle in Achsrichtung verschieben Bild 2: Fest- und Loslager
kann. Dadurch w ird ein Verspannen der Wälzkör-
per in den Laufringen v erhindert.
• Umlaufverhältnisse
Bei nicht zerlegbaren Wälzlagern , die als Loslager Gehäuse
w irken so llen, mu ss ein Laufring axial verschieb- (feststehend)
bar sein. Voraussetzung dafür ist eine Spielpas- Umfangslast
sung zwischen dem Laufring und der Wel le oder am Innenring
dem Gehäuse. An welcher Stelle eine Spielpas-
sung v orhanden sein darf, hängt vom Umlaufver-
hältnis ab. Unter dem Umlaufverhältnis versteht
man die Bewegung des Laufringes im Verhältnis Spielpassung
zur Lastrichtung. Man unterscheidet Umfangs-
Spannrolle
und Punktlast. (umlaufend)
Umfangslast liegt vor, wenn bei einer Umdrehung
des Lagers jeder Punkt der Laufringbah n einmal
belastet w ird (Bild 1, oben: Innenring, unten:
Außen ring). Laufringe, die eine Umfangslast auf-
nehmen, müssen umso f ester gefügt werden, je
größer die Belastung ist. Bei einer Spielpassung
zwischen den Teilen würde nämlich der Laufring in Bild 1: Umlaufverhältnisse
Umfangsrichtung „wandern"; Laufring und Gegen-
stück würden dadurch beschädigt (Passungsrost).
Punktlast liegt vor, wenn die Belastung ständig auf denselben Punkt
des Laufringes gerichtet ist (Bild 1, oben: Außenring, unten: Innen-
ring). Bei Punktlast wandert der Ring nicht. Er kann mit kleinem Spiel
eingebaut werden und ist dann axial verschiebbar.
Bei der Walzlagermontage ist besonders zu beachten: Bild 4: Montage mit Presshülsen
u,~
zwischen di e Passflächen gepresst. Der Innenring weitet sich
dadurch geringfügig auf. Anschließend kann das Lager von
Hand oder mit einer Ringkolbenpresse auf den Wellenzapfenge-
schoben werden.
:,~~::~-~ Rin~:olben
Demontage
• Ausbau der Wälzlager
Zum Ausbau der Wälzlager sind geeignete Abziehvorrichtungen zu
= ' ---
verwenden. Es ist darauf zu achten, dass die Auszieh kraft nicht durch
die Wälzkörper übertragen w ird (Bild 3) . Auf Abziehhülsen montierte Bild 2: Hydraulikverfahren
Wälzlager lassen sich durch Anziehen der Abdrückmutter leicht aus-
bauen (Bild 1). Mit dem Hydraulikverfahren können auch große, fest -
sitzende Wälzlager abgezogen werden (Bild 2).
1
der Schmierstoff das Lager vor Korrosion und verhindert bei Fett- Bild 3: Ausbau eines Wälzlagers
schmierung das Eindringen von Schmutz.
Öleinfüllsch raube
Zum Schmieren der Wälzlager dürfen nur die vom Wälzlagerher-
steller empfohlenen Schmierstoffe verwendet werden.
4 14
15
3 16
2 17
18
11 Wozu dient der Gewindestift (2)? 23 Welche Auswirkungen auf die Lagerluft hat die
Montage eines Wälzlagers, wenn beim Fügen
12 Warum hat die Pumpenwelle (1) im Bereich
der Distanzbuchse (17) einen kleineren eine Übermaßpassung entsteht?
Durchmesser als im Bereich der Pos. 12? 24 W ie können Wälzlager m it Vorspannung mon-
13 We lche Forderung muss an die Oberfläche tiert werden?
der Pumpenwelle ( 1) im Bereich von Pos. 4 25 Worauf ist beim A usbau ei nes Wä lzlagers zu
gestellt werden? achten?
•
1 ' 386
5 .4 .2 .3 Magnetlager
Bei Magnetlagern zentrieren elektromagnetische Kräfte (Seite 408)
Funkt1onse1nhe1ten zum Stutzen und Tragen
die zu lagernde We lle. Der ferromagnetische Rotor, der sich mit der
Welle d reht, ka nn die Statorbohrung nicht berühren, weil er in den
Magnetfeldern der paarweise einander gegenüberliegend angeord-
neten Elektromagneten „schwebt" (Bild 1 ).
Sen soren überwachen ständig die Mittellage des Rotors (B ild 1). Die
Messsignale der Sensoren werden in einer Auswerteelektronik ver-
arbeitet. Bei Abweichungen des Rotors von der Solllage werden über
Leistungsverstärker d ie Erregerströme in den Feldwicklu ngen der
Elektromagnete verändert und der Rotor w ieder in d ie gewünschte
Lage gebracht (Bild 2).
Bild 1: Radial-Magnetlager
Magnetlager können als Rad ial- und a ls Axiall age r ausgeführt
werden.
Stator
Radiallager. Bei einem Radiallager besteht der Rotor aus einem ring-
förmigen Ei senblechpaket. Der ebenfa lls aus einem Blechpaket be-
stehende Stator enthält die Erregerwicklungen (Bild 1 ).
Axiallager. Der scheibenförmige Rotor eines Axiallagers besteht aus
massivem Stahl. Im Stator befinden sich zwe i Ringmagnete sowie die
Axial-Sensoren (Bild 3). Bild 2: Regelkreis eines Magnet-
Um e ine Berührung von Rotor und Stat or z.B. bei Stromausfall und lagers
damit Beschädigungen an den Oberflächen der Blechpakete zu ver-
hindern, sind im Stator Fanglager in Form von Wälzlagern eingebaut Gehäuse Stator Rotor
(Bild 4). Das zwischen den Fanglagern und dem Rotor vorhandene
1
Spiel ist kleiner als die Lagerluft im Magnetlager.
5 .4 .3 Führungen
Führungen ermöglichen eine geradlinige Bewe-
gung von Masc hinenteilen, w ie z.B. von Schlitten
an Werkzeugmaschinen (Bild 1).
Eigenschaften
Führungen müssen folgende Eigenschaften be-
sitzen:
• Hohe Führungsgenauigkeit durch geringes
Spiel und große Steifigkeit
• Nachstellmöglichkeit des Führungsspiels
• Geringe Reibung und niedriger Verschleiß
• Möglichst gute Dämpfungseigenschaften
Bild 1: Schienenführung
• Einfache Wartung und Schmiermöglichkeit
• Abdichtung gegen Schmutz und Späne
1
buchsen bewährt. Solche Rundführungen gestat- Bild 2: Wälzkörper-Rückführung
ten neben der geradlinigen Bewegung auch Dreh-
bewegungen. Verdrehteste Kugelführungen besit- belastete Kugelreihe Rückführkanäl e
zen Wellen mit Laufbahnrillen (Bild 3).
Bei Wälzführungen mit Laufrollen sind z. 8. ge-
schliffene runde Stahlführungen in Tragschie nen
aus Aluminium befestigt. Die Stahlwellen führen
den Laufwagen, dessen Laufrollen sich spielfrei auf
den Stahlwellen abwälzen (Bild 4). Neben Führun-
gen für lineare Bewegungen werd en auch bogen-.
halbkreis- und kreisförmige Tragschienen, z. B. für
Montage- oder Transporteinrichtungen, eingesetzt. Bild 3: Verdrehteste Kugelführung
Gleitführungen werden w ie Gleitlager geschmiert
(Seite 378). Wegen der gering en Gleitgeschwin-
digkeit tritt bei hydrodynamisch geschmierten Füh-
rungen häufig Misc hreibung auf. Werkzeugma-
schi nen besitzen deshalb meist kunststoffbeschich-
tete Führung en, die gute Gleit- und Dämpfungs-
eigenschaften besitzen und kostengünstig sind
(Bild 1, Seite 389). Außerdem ist die Haftreibungs-
zahl etwa so klein wie die Gleitreibungszahl. Da-
durch w ird das Ruckgleiten (Stick-Slip-Effekt) w eit-
gehend vermieden. Die Kunststoffbeläge für so l-
che Führungen werden meist auf die vorgearbeite-
ten Führungsformen aufgeklebt.
5 .4 .4 Dichtungen
• Aufgaben
Dichtungen sollen das Austreten oder Eindringen
von Flüssigkeiten, Gasen ode r festen Stoffen, w ie
z.B. Staub, an Trennst ellen von Bauteilen verhi n-
dern oder verringern (Bild 1).
• Dichtungsarten
Man unterscheidet ruhende (statische) Dichtungen
und Bewegungsdichtungen (dynamische Dichtun- Bild 1: Abdichtung der Kolbenstange eines Hydraulik-
gen, Tabelle 1 ). zylinders
1
chen vollständ ig und härten nach dem A uftragen
aus (Bild 3).
Profildichtungen. Häutig verwendete Prof ildich-
tungen sind Runddichtringe (0-Ringe). In Verbin-
dung mit Dichtringen werden die gumm ielasti-
schen 0-Ringe z.B. als Vorspanne lement e zur
Abdichtung von Ko lben und Kolbenstangen in
Hydraulikzylindern verwendet (Bild 4).
Bild 2: Flachdichtung Bild 3: Flüssige Dichtung
Bewegungsdichtungen
Bewegungsdichtungen dichten zwischen Bauteilen
ab, die sich gegeneinander bewegen. Da die Ab-
dichtung nie vollkommen ist, tritt immer eine kl ei-
ne Leckm enge aus. Man unterscheidet schleifende
und berühru ngsfreie Dichtungen.
Schleifende Dichtungen. Schleifende Dichtungen
werden auf ein bewegtes Bauteil gepresst. Damit
die Reibung kle in bleibt, s ind glatte un d harte
Oberfl ächen erforderlich. Verunreinigungen sowie
feh lende oder mangelhafte Schmierung der Gleit-
fl
Bild 4: Kolbendichtung
fil
Kolbenstangen in hydraulischen Pressen. Einern
Nutring sind Manschetten als Druckm inderer vor-
gescha ltet. Der im Nutring eingebaute Gleitring
gewährleistet die Leichtgängigkeit des System s.
Durch den Stützring wird die Vorspa nn ung im
Dichtelem ent erzeugt (Bild 5) . Bild 5: Stopfbuchse mit Dachmanschetten
~
Funkt1onseinhe1ten zum Stutzen und Tragen 391
n
Dichtwirkung entsteht durch die Eigen vorspan-
nung und durch das Zusammenpressen der Dicht-
lippen beim Einbau. Nutringe dichten gegen die
Kolbenstange dynamisch, gegen das Gehäuse sta-
tisch ab (Bild 1).
Abstreifer werden in Hydraulikzylindern einge-
baut. um z.B. Schmutz und Späne von der einfah- Bild 1: Nutring und Abstreifer
renden Kolbenstange abzustreifen (Bild 1 ).
Radial-Wellendichtringe sind Manschetten mit be- Versteifungsring
sonderer Lippenform (Bild 2). Sie werden zum Ab-
dichten von Wellen bei geringen Drücken veiwen-
det. Dichtkante bzw. Dichtlippe verhindern das
Austreten von Schmieröl. Bei Bedarf besitzen Ra-
dial-Wellendichtringe zusätzlich eine Schutzlippe,
die das Eindringen von Schmutz verhindert.
Gleitringdichtungen werden zum Abdichten mitt-
lerer bis hoher Drücke bei Wellen verwendet Bild 2: Radial-Wellendichtring
(Bild 3). Sie bestehen aus zwei plangeschliffenen,
verschleißarmen Ringen, z. B. aus Kunststoff, Gehäuse Runddichtring
Keramik, Hartmetall oder Grafit. Ein Gleitring läuft
mit der Welle um, während der Gegenring am Ge-
häuse fest anliegt. Durch eine Feder werden die
Gleitringe aufeinander gedrückt.
Berührungsfreie Dichtungen. Berührungsfreie
Dichtungen dichten durch einen schmalen Spalt
ab, der labyrinthförmig ausgebildet sein kann. Bei Gleitring (dreht sich mit Welle)
ungeteilten Gehäusen werden die Labyrinthgänge
in axialer Richtung (Bild 4), bei geteilten Gehäusen Bild 3: Gleitringdichtung
in radialer Richtung angeordnet (Bild 5). Spaltdich-
tungen werden meist bei fettgeschmierten Lagern
verwendet. Die Dichtwirkung ist erheblich größer,
wenn die Spalte mit Fett gefüllt sind (Bild 5).
5 .4 .5 federn
Federn verformen sich bei Belastung elastisch
(Bild 1). Die für die Verformung aufgewendete
Arbeit wird in der Feder gespeichert und bei Entlas-
tung w ieder abgegeben.
• Aufgaben
Federn dienen z. 8. zum Auffangen von Stößen und
Schwingungen (Federung von Fahrzeugen, Gum-
mifedern in Kupplungen), zum Aufeinanderpres-
sen von Maschinenteilen (Kupplungsfedern), zur
Speicherung von Spannenergie (Stirnmitnehmer) Bild 1: Luftfeder in einer Textilbearbeitungsmaschine
und zur Rückholung von Maschinenteilen (einfach-
w irkender Pneumatik-Zylinder).
• Eigenschaften
Die zur Verformung einer Feder erforderliche Kraft w ird mit zu neh-
mendem Federweg größer. Die Abhäng igkeit der Kraft vom Feder-
weg wird durch Kennlinien dargestellt. Federkennlinien dienen zur
Beurteilung der Federeigenschaften. Sie können linear, prog ressiv
oder degressiv verlaufen (Bild 2).
Je steiler die Federkennlinie verläuft, desto größere Kräfte sind zur Federweg s - - -
11
Kraft. Federn, bei denen der Federweg bei kleiner Kraftänderung
groß ist, bezeichnet man als „weich", solche mit kleinem Federweg
bei großer Kraftänderung als „hart" (Bild 3).
Das Verhä ltnis von Federkraft F zum Federweg s nennt man Feder-
rate R.
Federrate
Beispiel: Welche Kraft Fist ertorderlich, um eine Druckfeder mit der Feder-
rate R = 60 N/mm um s = 3 mm zusammenzudrücken?
Lösung: F = R - S = 60 Ni mm. 3 mm = 180 N Federweg s - - -
~.r
Funkt1onsemhe1ten zum Stutzen und Tragen 393
• Wellen
Wellen werden direkt von Motoren und Kupplu n-
gen oder durch Zahnräder, Ketten und Riemen an-
getrieben.
Beanspruchung, Gestaltung, Lagerung
Beanspruchung. Wellen werden durch die auftre- Stützkraft des Lagers
tenden Kräfte auf Biegung und durch das Drehmo-
Bild 1: Beanspruchung einer Welle
ment auf Torsion beansprucht (Bild 1).
Gestaltung. Die Durchmesser der Welle müssen
so groß sein, dass die zu lässigen Spannungen für
Biegung und Torsion nicht überschritten werden.
Die Abstufung der Durchmesser richtet sich nach
den Innendurchmessern der zugehörenden Bau-
elemente (Kupplung, Dichtungen. Lager, Verzah-
nung) und danach, wie diese Bauelemente mon-
tiert werden sollen.
Ausrundung Freistich
Am Übergang zwischen zwei Durchmessern tritt
1
verstärkt Kerbwirkung auf. Diese mindert die Dau- Bild 2: Durchmesserübergänge an Wellen
erfestigkeit der Welle. Die Kerbwirkung kann durch
Ausrunden des Überganges oder durch genormte
Freistiche verklein ert werden (Bild 2). Festlager Loslager Riemenscheibe
Lagerung. Wellen werden meist in zwei Lagern ge-
lagert. Diese übertragen die auftretenden radialen
und axialen Kräfte auf das Gehäuse. Sehr lange,
schlanke Wellen sowie Kurbel- und Nockenwellen
von Verbren nungsmotoren müssen in mehr als
zwei Lagen gelagert werden, um Durchbiegu ng
und Schwingungen zu vermeiden.
Bauarten
Sägeblatt Sägewelle
Wellen können nach ihrer Fun kt ion in Antriebs-
und Getriebewellen, Spindeln, Gelenkwellen sowie Bild 3: Kreissägewelle
Kurbel- und Nockenwellen eingeteilt werden.
Antriebswellen Antriebsflansch Keilwellenprofil
Antriebswellen leiten das Drehmoment auf andere
Wel len, Maschinen oder Werkzeuge weiter. So
überträgt z. 8. in Bild 3 die von der Riemenscheibe
angetriebene Sägewelle das Drehm oment auf das
Sägeblatt.
Getriebewellen haben die Aufgabe, zusammen mit
Zahnrädern Drehzahlen zu ändern. Die Getriebe-
welle (Bild 41 wird über den Antriebsflansch ange-
trieben. Der Abtrieb erfolgt entweder über das linke
Zahnrad z, oder über das rechte Zah nrad z2 • Die
Festlager Zahnräder Lostager
beiden Zah nräder werden wechselweise über die
Zah nkupplung zugeschaltet. Bild 4: Getriebewelle
ilJ!l'.j~
,J,.J.,
Funkt1onseinhe1ten zur Energ1eubertragung 395 · 1
Spindeln
Wer~zeugspindel
Wellen in Werkzeugmaschinen, welche die Schnitt-
und Vorschubbewegung durchführen, werden als
Spindeln bezeichnet (Bild 1). So besitzen z.B. Uni-
versaldrehmaschinen neben der Hauptspindel fü r
die Aufnahme der Spannzeuge noch eine Leitspin-
del zum Gewindeschneiden und eine Zugspindel
fü r die Vorschubbewegung des Werkzeugsch lit-
tens. Schnelllaufende Spindeln müssen besonders
sorgfältig ausgewuchtet werden.
Gelenkwellen
Bild 1: Arbeitsspindel einer Drehmaschine
Zwischen Baugruppen, deren Achsen radial versetzt
sind oder bei denen sich während der Energieüber-
tragung die Achsen verschieben können, werden
durch Gelenkwellen miteinander verbunden (Seit e
397). Sie we rden vor allem bei Kraftfa hrzeugen zwi-
schen Motor und Achsantrieb sowie bei Traktoren
zum Antrieb von Zusatzgeräten eingesetzt.
• Achsen
Achsen dienen zum T ragen umlaufend er oder
schwingender Maschinenelemente.
Bauarten
Man unterscheidet f eststehende und umlaufende
Achsen . Kleine festst ehende Achsen werden als
Gelenkbolzen bezeichnet.
Bild 2: Feststehende Achse eines Kranlaufrades
Feststehende Achsen
1
Bei den feststehenden Achsen, die gegen Drehung
gesichert se in müssen, ist das zu tragende Bauteil
mit Wälz- oder Gleitlagern gelagert (Bild 2).
Gelenkbolzen verbinden ein feststehendes Bauteil,
z.B. einen Lagerblock, m it einem beweglichen Bau-
teil, z.B. einem Gelenkstück (Bild 3). Wenn die Ge-
fah r besteht, dass Bolzen und Bauteil bei der Be-
wegung fressen, w ird eine Lagerbuchse eingebaut.
Dann muss aber garantiert werde n, dass sich die
Bauteile nur im Bereich der Buchse gegeneinander
drehen, z. B. durch eine Übermaßpassung zwi-
schen Bolzen und Lagerbock oder durch Klemmen
Bild 3: Gelenk mit Gelenkbolzen
des Bolzens.
Umlaufende Achsen
Bei umlaufenden Achsen bi lden die Achse und die
Räder eine feste Einh eit, die auch bei weit ausein-
anderliegenden Lag ern sehr stabil ist (Bild 4).
Außerdem benötigt man für die beiden Räder zu-
sammen nur zwei Lager. Die Lager werden durch
die feststehenden Lagergehäuse geschmiert.
Drehzahl n 1 Drehmoment M 1
Getriebe
Drehzahl n2
Dreh moment M2
erfüllen:
• Verbindung von Wellen. z.B. Motorwelle mit Ge-
triebewelle (Bild 1)
• Unterbrechung oder Übertragung von Drehmo- Last
menten, z.B. Kraftfahrzeugkupplung
• Schalten von Getriebestufen, z.B. bei Getrieben
an Werkzeugmaschinen Bild 1: Einsatz von Kupplungen
• Schutz vor Überlastung, z.B. im Kollisions/all bei
NC-Maschi nen
• Dämpfung von Stößen, z.B. Kupplungen in För- l starre Kupplungen
deranlagen
• Ausgleich von Wellenversetzungen, z.B. Gelenk-
kupplungen (Bild 1)
elastische Kupplungen
formschlüssige Kupplungen
der zu erfüllenden Aufgabe. Die Baugröße einer
Kupplung ist abhängig vom zu übertragenden
schaltbare
Kupplungen { kraftschlüssige Kupplungen
Drehmoment.
Kupplungen können in nichtschaltbare und schalt- Sicherheitskupplungen
bare Kupplungen sowie in Kupplungen für Sonder-
zwecke eingeteilt werden (Bild 2) .
Kupplungen für
Sonderzwecke 1
__ [
Anlaufkupplungen
1
Freilaufkupplungen
5 .5 .2.1 Nicht schaltbare
Kupplungen Bild 2: Bauarten von Kupplungen
Bei nicht scha ltbaren Kupplungen kann die An-
triebswelle während des Betriebes nicht von der
Abtriebswelle getrennt werden. Zentrierring
• Starre Kupplungen
Starre Kupplungen werden zur Kraftübertragung
zwischen zwei fluchtenden Wellen eingesetzt, die
auc h in axialer Richtung fest miteinander verbun-
den werden sollen. Sie können keine Wellenverset-
zungen ausg leichen.
Starre Kupplungen sind meist kostengünstige und
kleinbauende Kupplungen für einfache Antriebe. Passfedern
Sie werden aber auch bei sehr hohen Drehmomen-
ten und Dreh zah len, z.B. mit angeschmiedeten Bild 3: Scheibenkupplung
Flanschen, eingesetzt.
Scheibenkupplungen. Bei Sch eibenkupplung e n
erfolgt die gegenseitige Zentrierung der Wellen-
flansche durch einen Zentrieransatz oder durch
einen Zentrierring (Bild 3).
Schalenkupplungen mit Kegelhülse. Diese Bauart
verbindet zwei fluchtende Wellen mit gleichem
Durchmesser miteinander (Bild 4). Durch die ge-
schlitzten kegeligen Klemmflächen lässt sich die
Kupplung ohne Passfedern kraftschlüssig auf den
Wellenenden befestigen. Diese Kupplungen sind Kegelhülse Klemmflächen
aber nicht für wechselnde, stoßartige Belastungen
geeignet. Bild 4: Schalenkupplung mit Kegelhülse
Funktionse,nhe,ten zur Energieubertragung
• Drehstarre Kupplungen
Diese Kupplungen können Drehbewegungen dreh-
397 '~- 1
1
hohen Drehzahlen
• Ausgleich von rad ia lem, axialem und w inkl i-
gem Wellenversatz Bild 2: Metallbalgkupplung mit Spannringnabe
• wartungsfrei
Klemmnabe Metallbalg Spreizkonus
5.5.2.2 Schaltbare Kupplungen /
Schaltbare Kupplungen werden verwendet, wenn
die Verbindung der beiden Wellen zeitweise unter-
brochen werden soll. Je nach Art der Drehmo-
m entübertragung unterscheidet man formschlüs-
sige und kraftschlüssige Schaltkupplungen, die
mechanisch, hydraulisch, pneumatisch oder elekt-
romagnetisch betätigt werden können.
• Formschlüssige Schaltkupplungen
Bild 3: Metallbalgkupplung mit Spreizkonus und
Bei diesen Kupplungen w ird das Drehmoment Klemmnabe
durch ineinander greifende Kupplungselemente
(Klauen, Zähne, Bolzen u sw.) übertragen (Bild 4).
Im eingeschalteten Zusta nd ist keine äußere
Schließkraft nötig, um die Kraftübertrag un g auf-
rechtzuerhalten. Die Verbindung zwischen dem be-
weglichen Teil der Kupplung und der Welle erfolgt
durc h Gleitfederverbindungen oder durch Profil-
well en. Za hnkupplungen werden im Getriebebau
verwendet.
auf der linken Welle mit der rechten Welle
verschiebbare Kupp- fest verbundene Kupp·
Formschlüssige Schaltkupplungen sind nur im lungshälfte lungshälfte
Stillstand oder bei geringem Drehzahlunter-
schied der beiden Wellen schaltbar. Bild 4: Klauenkupplung
!"II'
1
wi rd der Antrieb der Maschine über ein NOT-AUS-
System sofort abgeschaltet.
Anlaufkupplungen f-- -- ------,~- - - Ot~~:~~~~~ent
f - - - - ~' - -\ -- - Betriebsmoment
Anlaufkupplungen werden meist zwischen Kraft-
und Arbeitsmaschinen eingebaut. Sie ermöglichen C
5 .5 .3 Riementriebe
Riementriebe sind Zugmittelgetriebe (Seite 420). Sie übersetzen Drehmomente und Drehzahlen zwischen
zwei We llen, die einen größeren Abstand als bei Zahn radtrieben haben können. Da alle Riemen aus
Kunststoff oder auch Textilien bestehen, unterscheidet sich ihr Verhalt en wesentlich von Zahnrad- oder
Kettentrieben.
• Vor- und Nachteile der Riementriebe
Vorteile : Nachteile:
• elastische Kraftü bertragung • Schlupf durch Dehn ung der Riemen
• gerä uscharmer, stoßdämpfender Lauf • dadurch kein genaues Übersetzungsverhältnis
• große Wellenabst ände m öglic h • begrenzte Anwendungstemperatur
• keine Schmierung erforderlich • zusätzliche Lagerbelastung durch notwendige
• geringer Wartungsaufwand Spannkraft der Riemen
• Bauarten
Die Riem en werden nach der Art der M itnahme
durch d ie Riem ensch eiben in unverzahnte (kraft-
schlüssi ge) und verzah nte (formschlüssige) Rie-
men eingeteilt.
Unverzahnte Riemen
Unverzahnte Riemen übertragen die Zugkraft durch
Reibung zwischen den Laufflächen vo n Riemen
und Riemenscheibe. Nach der Form der Lauffläche
unterscheidet man Flachriemen und Kei lriemen. Spannrolle Schwenken des Motors
Flachriemen
Bild 1: Möglichkeiten zum Spannen von Riemen
Die Umfangskraft an der Riemenscheibe und damit
das übertragbare Drehmoment hängt im Wese nt-
lichen von der Spannkraft, dem Reibwert zwischen
Riemen und Scheibe und dem Umschlingungswin-
kel ab.
Aufbau. Flach ri em en sind meist aus zwei oder
mehr Schichten aufgebaut. Die Laufschicht besteht
aus Chrom leder, das gegenüber der Stah l- oder
Gussei senlauffläche einen guten Reibwert besitzt.
Die Zugschic ht besteht aus Kunststoff mit hoher
Zugfest igkeit und kleiner Dehnung.
Besondere Eigenschaften. Durch die hohe Flexibi-
lität des Riemens könn en Übersetzungen bis 20: 1,
kleine W ellenabstände, ho he Riemengeschwindig-
keiten (bis 100 m/s) und große übertragbare Leis-
tungen erreicht werden (Bild 2 ).
Anwendungsbeispiele. Antriebe bei W erkzeug-,
Textil- und Papiermaschinen, Antriebe von Rollen-
förderern, Transportbänder. Bild 2: Antrieb mit einem Flachriemen
,fJii
1 ' 402 Funktionseinheiten zur Energieubertragung
Keilriemen
rn
Keilriemen werden bei Belastung in die Scheiben-
rille gezogen und pressen sich dadurch an die
Rillenflanken an. Die entstehenden großen Nor-
malkrähe ermöglichen große Reibkrähe und die
Übertragung großer Drehmomente (Bild 1).
Aufbau. Keilriemen bestehen aus einem Polyester-
Zugstrang, einem Gummikern, der teilweise durch
quergerichtete Fasern verstärkt w ird, und einem Bild 1: Kräfte bei Keilriemen und Flachriemen
abriebfesten Umhüllungsgewebe. Bei flankenoffe-
nen Keilriemen entfällt diese Umhüllung.
Tabelle 1: Bauarten von Keilriemen
Besondere Eigenschaften. Durch den hohen Reib-
Profil 1Eigenschaften
schluss, der durch die Keilwirkung entsteht, sind
die notwendigen Vorspannkrähe geringer als bei Schmalkeilriemen
Flachriemen. Durch den hohen Querschnitt ist der Universell einsetzbar; hohe
Biegewiderstand jedoch relativ hoch. Er kann Leistung; Scheiben größer als
bei Normalkeilriemen; meist
durch Verzahnung an der Unterseite des Keilrie- verwendeter Riementyp
mens verringert werden.
Flankenoffene Keilriemen
Bauarten. Für die unterschiedlichen Anforderun-
Besonders hohe Leistungs-
gen wurden verschiedene Keilriemenprofile entwi- übertragung möglich, kleinere
ckelt (Tabelle 1). Scheibendurchmesser, höhere
Temperaturbeständigkeit
Synchronriemen (Zahnriemen)
Verbundkeilriemen (Kraftband)
Bei Synchronriementrieben erfolgt die Kraftüber-
~-~-=~~~ 1Schwingungs- und stoßunemp-
tragung nicht durch Reibung, sondern formschlüs- \ol:'l"IIPA~ Adl.!lilllt0) findlich, kein Verdrehen in den
sig durch die Zähne des Riemens. Zahnriemen ver- LJ LJ LJ Rillen, für große Wellenabstände
binden die Vorteile der Flach- und Keilriemen mit und kleine Scheiben
1
der Schlupffreiheit der Ketten. Keilrippenriemen (Rippenband)
Bauarten. Synchronriemen werden als Einfach- Flexibel; biegewechselbeständig;
und Doppelverzahnung und mit verschiedenen kleine Dehnung; gleichmäßige
Kraftverteilung über der Riemen-
Zahnformen hergestellt (Bild 2). scheibe
Besondere Eigenschaften. Synchronriementriebe Breitkeilriemen
zeichnen sich durch geringe Riemenvorspannung
sehr gute Querfestigkeit und
und daher kleine Lagerbelastungen aus. Sie eignen
sich zur schlupflosen Übertragung von kleinen und
V\~·__**
_w_a_a_&
_w~&*;'
_
Profilanpassung; Verwendung
in Drehzahlverstellgetrieben
mittleren Leistungen. (Seite 420)
Trap~nung Halb-wung
~ Einfach-
. · verzahnung
~ -
~ ven:ahnung ~
Doppel- _.ct'\ct\__
nicht genor mte Zahnform
5 .5 .4 Kettentriebe
Die Kettentriebe gehören wie die Riementriebe zu
den Zugmittelgetrieben. Sie übertragen Drehbewe-
gungen zwischen zwei oder mehreren Wellen. Ket -
ten we rden meist aus vergütetem Stahl hergestellt
und sind dadurch belastbarer, aber auch schwe rer
als Riemen.
Vorteile. Nachteile:
• Schlupffreie Kraftübertrag ung • Kettengeschwindigkeit begrenzt
• Konstant es Übersetzungsverhältnis • Ho he Laufgeräusche
• Übertragu ng großer Kräfte möglich • Schmierung erforderlich
• Kaum empfindlich gegen Feuchtigkeit, • Neigung zum Schwingen bei stoßartiger
Schmutz und höhere Temperaturen Belastung
~
staplern und als Spann- und Gegengewichtsketten
Anwendung.
Zahnketten als Sonderform der Bolzenketten lau·
fen geräuscharm und sind für Geschwindigkeiten Bolzen Lasche Bolzen Lasche
bis 30 m/s geeignet. Sie werden z.B. als Steuerket- Gallkette Fleyerkette
ten in Verbrennungsmotoren verwendet.
Bolzen fest ein-
Buchsenketten. Bei diesen sind die Innenlaschen vernietet gepresst
auf Buchsen gepresst (Bild 1). Die Buchsen sitzen
~
beweglich auf den mit den Außenlaschen fest ver-
nieteten Bolzen. Buchsenketten haben gegenüber
Balzenketten durch die kleinere Flächenpressung lasche
zwischen Bolzen und Buchse einen geringeren Ver-
schleiß. Sie werden z.B. als Förderketten mit klei-
A ußenlasche Innenlasche
nen Tei lungen ausgeführt.
Zahnkette Buchsenkette
• Kettenräder und Kettenspannung
Bild 1: Bauformen von Gelenkketten
Kettenräder (Bild 2). Die Größe und Form der Ket·
tenräder wird durch die Kettengröße, die Zähne-
zahl und das zu übertragende Drehmoment be-
stimmt. Es werden zwei Grundbauformen von Ket-
tenradkörpern unterschieden. Kettenräder mit Na-
be übertragen größere Drehmomente. Kettenrad-
scheiben werden eingesetzt, wenn kleinere Dreh-
momente vorhanden sind.
1
Triebanordnung. Die Lebensdauer und Zuverläs-
sigkeit der Kettentriebe werden entscheidend
durch die Anordnung der Kettenräder mitbestimmt
(Bild 3). Günstig für ein en ruhigen Lauf der Kette ist
eine waagrechte Anordnung der Kettenräder. Bis d 1 größter Rollendurchmesser r 1 Roltenbettradius
zu einer Neigung von 60° zur Waagerechten sind p Kettenteilung r2 Zahnflankenradius
keine Spann- und Führungseinrichtungen erforder·
lieh. Damit die Kette störungsfrei in der Verzah- Bild 2: Kettenräder
nung läuft, muss der Lasttrum oben liegen.
~
Kettenspanner. Spannvorrichtungen sollen die
durch Verschleiß, ungleichförmige Belastung oder -~ \'?.
Wärmedehnung hervorgerufene Verlängerung der - · -"._ -
Leertru m '
Kette ausgleichen und Schwingungen dämpfen.
w W
\
sich die Ketten von den Riemen unterschei- ! gunst,g
den.
3 Erklären Sie den Aufbau ei ner Rollenkette Spannrad
und erläutern Sie ihre Vorteile.
4 Welche Merkmale kennzeichnen Zahnketten?
Nennen Sie einen Einsatzbereich. Bild 3: Triebanordnung
ilrt '"
.:..\J
Fun kt ionseinheit en zur Energieubertragung 405 '
5.5.5 Zahnradtriebe
Zahnradtriebe übertragen Drehbewegungen von einer Welle auf eine andere (Bild 1). Dabei greifen die
Zähne der beiden Räder formschlüssig und damit ohne Schlupf ineinander. Dadurch können kleine Kräf-
te, wie z.B. in der Feintechnik, oder sehr große Kräfte, wie z.B. bei Wa lzenantrieben, übertragen und ge-
naue Übersetzungsverhältnisse eingehalten werden. Außerdem benötigen Zah nräder einen geringen
Achsabstand.
• Zahnradabmessungen
Maße der Zähne (Bild 3). Die Teilung p bestimmt
die Abmessungen eines Za hnes. Sie wird als Bo-
genmaß auf dem Teilkreis des Zahnrades gemes-
sen. Um eine glane Zahl zu erhalten, wird die Tei-
lung p durch die Zah l "dividiert. Damit erhält man
den Modul m = p/rt. Die Werte für den Modul sind
genormt und haben die Einheit einer Länge, z.B. m
= 2 mm. Die anderen Zahnradmaße wie z.B. die
Zahn höhe h sin d an den Modul gebunden. Die Bild 1: Zahnräder in einem Getriebe
Zahnhöhe h beträgt bei vielen Verzahnungen
h = 13/6 . m. Zahnräder, die ineinander greifen,
Rad 1 (treibend) Rad 2 (getrieben}
müssen den g leichen Modul haben.
Zähnezahl Z2
Maße des Zahnrades (Bild 3). Die Abmessungen
eines Zah nrades hängen vom Modul m und der
Zähnezahl z ab. Der Teilkreis d, auf dem sich zwei
Za hnräder berü hren, beträgt d = m. z, der Kopf-
kreisdurchmesser d, = d + 2 · m . Zwischen dem
Kopfkreis des einen Rades und dem Fußkreis des
anderen Rades m uss ein Spiel, das Kopfspiel c,
vorhanden sein.
• Achsabstand
Der Achsabsta nd a zwischen zwei Zahnrädern wird
durch die Teilkreise d 1 und d2 der beiden Räder be-
stimmt: a = (d1 + d2 )/2.
Beispiel : Von einem Zahnrad sind bekannt: Zähnezahl
z = 20, Modul m = 2 mm, Kopfspiel c = 0,2. m.
Wie groß sind der Teilkreisdurchmesser und
der Kopfkreisdurchmesser?
Lösung: dsm.z=2mm-20=40mm
d,,= d + 2 - m=40 mm +2 - 2 mm == 44mm Bild 3 : Zahnradabmessungen
~ 406 Funktionseinheiten zur Energ,eubertragung
• Zahnflankenform Zahn-
Beim Ineinandergreifen zweier Zahnräder wä lzen Eingriffslinie stange
sich die Zahnflanken aufeinander ab. Sie sollen da-
bei möglichst wenig g leiten, damit Verschleiß, Er-
wärmung und Geräuschentwicklung gering blei-
ben. Außerdem soll sich die Verzahnung durch
möglichst einfache Werkzeuge kostengünstig her-
stellen lassen. Bei der Montage auftretende gerin-
ge Achsabstandfehler dürfen im Betrieb nicht zu
Beschädigungen führen. Profilmittellinie
Evolventenverzahnung. Die oben genannten Be- Bild 1: Entstehung einer Bild 2: Zahnstange mit
dingungen lassen sich erfüllen, wenn der Krüm- Evolvente Nullrad
mungsverlauf der Zahnflanken einer Evolvente
entspricht (Bild 1). Profilmittellinie
1
nie ist zur Tangente an den Teilkreis genau um den Außenverzahnung Innenverzahnung Zah nstange
halben Flankenwinkel, dem Eingriffswinkel von
Stirnradtriebe
20°, geneigt. Wellen liegen parallel zueinander
Im Normalfall berührt die Profilmittellinie den Teil-
Schneckenrad
kreis des Zahnrades. Man spricht in diesem Fall
von Nullrädern (N-Rädern).
Unterhalb von 17 Zähnen tritt bei Nullrädern ein
Unterschneiden der Zähne auf (Bild 3). Dadurch
werden die Zähne geschwächt, die Eingriffsver-
hältnisse verschlechtert. Verschiebt man die Profil-
ift
Schnecke
•
• geringe Empfindlichkeit gegen
• Stirnradgetriebe Zahnformfehler
pfeilverzahnt • Axialkräfte werden durch die
Bei parallelen Achsen erfolgt die Drehmoment- ' Pfeilverzahnung ausgeglichen
übertragung durch Stirnräder mit Außen- oder In-
~
nenverzahnung (Seite 394 bis 398). Nach der Lage
der Zähne zur Drehachse unterscheidet man Ge-
rad-, Schräg- und pfeilverzahnung (Tabelle 2).
~ll
Funkt,onseinheiten zur Energ1eubertragu ng 407
• Schneckentriebe
Schneckentriebe werden überall dort eingesetzt,
wo sich zwei Wellen unter einem Winkel von 90°
kreuzen und wo große Übersetzungen bis 100 : 1
verlangt w erden (Bild 1, Seite 415). Man baut die Bild 1: Bogenverzahnte Kegelräder
Schnecken rechts- und linksgängig sowie ein- und
mehrgängig. Eingängige Schnecken besitzen einen
kl eineren Steigungswinkel, dadurch eine höhere
Reibung und g rößere n Verschleiß. Unter 5° St ei-
gungswinkel tritt Selbsthemmung ein.
Schneckentriebe laufen geräuscharm und können
große Drehmomente übertragen. Es treten aber in
der Schnecke große Axia lkräfte auf, die von den
Lagern aufgenommen werden müssen.
sch leifen kön nen auf einfachen Werkzeugmaschi- Bild 3: Wälzstoßen von Stirnrädern
nen ausgeführt werden . Sie benötigen aber für je-
den Modul, jede Zähnezahl und jede Profilverschiebung ein eigenes Profilwerkzeug , da das Werkzeug
genau das gleiche Profil wie die herzustellend e Zahnlücke besitzen muss.
Entsprechend dem Verwendungszweck werden die Zahnräder entweder sofort fertigverzahnt oder zuerst
vorverza hnt und nach dem Härten an d en Flanken und oft auch am Fuß durch Schleifen, Schaben, Ro llen,
Honen und Läppen fertig b ea rbeitet.
5 .6 Antriebseinheiten Antriebswelle
Gehäuse
5 .6 . 1 Elektromotoren \
Die meisten Arbeitsmaschinen werden durch Elek-
tromotoren angetrieben (Bild 1).
5 .6 . 1. 1 Funktionsprinzip
Elektromotoren werden durch elektromagnetische
-~~mm.
Kräfte angetrieben. Wird ein stromdurchflossener
Leiterz. B. in das Magnetfeld eines Dauermagneten
gebracht, so überlagern sich die Magnetfeldlinien
(Bild 2).
Bei Stromfl uss ins Bild 2 (a) wird das Magnetfeld
~,~:-~;,~:·1·
rechts vom Leiter verstärkt und links davon ge-
Magnetfeld eines durchflossenen Übereinander
schwächt. Es entsteht eine Kraft, d ie den Leiter Dauermagneten Leiters gezeichnete Magnetfelder
nach links bewegt. Bei umgekehrter Stromrichtung
(b) erfährt der Leiter eine Kraft nach rechts. Ist ein
1
Leiter in Form einer Schleife in einem Magnetfeld
angeordnet, so wirken zwei Kräfte, die die Leiter-
schleife in Drehungen versetzen.
Kraftwirku ng
In einem Elektromotor sind v iele Leiterschleifen auf auf den
Leiter
einen Drehkörper aufgewickelt und bi lden den Ro-
tor. Um den Rotor sind im Gehäuse z. B. vier Elek-
s s
Überlagerte Magnetfelder und Kraftwirkungen
tromagnete, bestehend aus Polschuh und Wick- a) bei Stromfluss b) bei Stromfluss aus
lung, angeordnet und bi lden den Stator. Bei An- ins Bild dem Bild heraus
schluss an ein Drehstromnetz überlagern sich die
Magnetfelder des Rotors und des Stators und ver- Bild 2: Wirkungen a uf einen stromdurchflossenen
setzen den Rotor in Drehung. Dabei ist die Rotor- Leiter im Feld eines Dauermagneten
drehzahl der Frequenz der Spannung proportiona l.
Das Hauptunterscheidungsmerkmal der Elektromotoren ist die Art des antreibenden Stroms. Danach
unterscheidet man Drehstrommotoren, Gleichstrommotoren und Universalmotoren (Tabelle 1).
Käfig-
läufer
Anwendungsbeispiele
Hauptspindelantriebe Antrieb v on
Vorschubantrieb an
von Werkzeug- Wasch-
Werkzeugmaschinen
maschinen maschinen
Antriebseinheiten 409 '
711
5 .6 . 1.2 Drehstrommotoren
Der weitaus am häufigsten eingesetzte Drehstrom-
m otor ist der Drehstromasynchronmotor. Seine
Hauptbestandteile sind d ie im Gehäuse fest einge-
baute n Po lschuhe mit den Wicklungen (Stator) und
der in ih nen d rehbar gelagerte Läufer, der Rotor
(Bild 1 ). Der Rotor kann entweder als Kurzschluss-
läufer oder al s Schleifri ngläufe r ausgeführt sein.
Der Stator besteht aus drei um 120° versetzte Spu- ring
len Ul , V l und W l (Bild 2). Beim Anschluss an e in Alu-
Drehstrom netz werden diese von drei an- und ab- miniumstäbe Stator-Blechpaket Lüfterhaube Lüfterrad
schwellenden Wechselströmen I,. 12 und 13 nachei- Bild 1: Aufbau eines Drehstrommotors
nander durchflossen. Dadurch entsteht im Stator
ein umlaufendes Magnetfeld (Drehfeld) mit e inem
Polpaar (N und S). Das Statormagnetfeld in duziert
in den Al-Leiterstäben des Rotors Wirbelströme,
die auch im Roto r ei n starkes Magnetfeld erzeu-
l•®I
gen. Das Statormagnetfeld und das Rotormagnet-
feld stoßen sich ab und v ersetzen den Rotor in Dre- 1-@l
hung. Der Rotor wird vom umlaufenden Magnet-
feld des Stators vor sich hergetriebe n.
Bei eine m Po lpaa r läuft der Rotor ungefähr mit der
Frequenz des Stat orma gnetfeldes (= der Netz-
frequenz von z. B. 50 Hz) um. Dies entspricht einer
Drehzah l von 3000/min. Bei zwei Polpaaren redu-
ziert s ich die Rotordrehzahl auf die Hälfte, n =
3000/ min : 2 = 1500/ min und bei drei auf ein Drittel
n =3000/ min : 3 =1000/min.
1
• Sie sind fü r Daue rbetri eb und Unterbre-
chung sbetrieb geeignet.
• Die Drehzahl fä llt bei Belastung nur weni g ab.
Drehzahl n - -
• Das A nzugsmoment ist begrenzt
Bild 2: Betriebsverhalten von Asynchronmot oren
Drehstrom -Asynchronm otore n werden fü r sehr
v ielfälti ge Antr iebsau/gaben eingesetzt, z. B. als
Stern-Schaltung y Dreieck-Schalt ung ll
Hauptspindelant r iebe an Werkzeugmaschinen
oder zu m A nt rieb vo n Pumpen, Verdichte rn und Motor
Förderanlagen. L1
• Anlasssteuerung von
Bild 3: Stern-Dreieck-Schalter der Mot orwicklungen
Drehstrom-Asynchronmotoren
Große Elektromotoren entnehmen dem Netz beim Anlaufen hohe Ströme. Dadu rch fällt die Spannung
im Netz ab. Um unzulässig hohe Spannungsschwankungen im Net z zu vermeiden, dürfen Asynch ron-
motoren mit einem An laufstrom über 60 A n icht direkt eingeschaltet we rden. Sie besitzen eine Anlass-
steuerung.
• Beim Stern-Dreieck-Schalter werden die Motorwicklungen zun ächst in der Stellung V (Stern ) mit
230 V, danach in der Stellu ng (Dreieck) mit der vollen Spannung von 400 V versorgt (Bild 3).
• Elektronische Sanftanlaufgeräte bewirken einen schonenden An- und A uslauf durch die elektronische
Verringerung der Klemmenspannung und des Motorstromes und vermeiden dadurch auch stoßartige
Belastungen und Moment ensprünge. Sie können opt imal an j ede Anw endung angepasst we rden.
• Ein über Umrichter gest euerter Hochlauf ergibt v or allem bei A ntrieben, die sehr oft eingeschalt et
werden, eine ho he Energieeinsparu ng.
J:!]
Antnebseinhe1ten 411 ' l
• Drehstrom-Synchronmotoren
Der Rotor dreht sich mit der Frequenz des Drehfeldes. Er läuft synchron. Die Drehzahl ist nur abhängig von
der Netzfrequenz und kann elektronisch gesteuert werden .
• Hauptspindelantriebe
Als Hauptspindelantriebe werden überwiegend
Bild 1: Hauptspindel- und Vorschubantriebe
Drehstrom-Asynchronmotoren eingesetzt. Sie trei-
ben die Hauptspindel entweder über einen Keilrie-
menantrieb an (Bild 3, Seite 420) oder sie sind als
Hauptspindeleinbaumotoren direkt auf die Haupt-
spindel aufgebaut (Direktantrieb).
Direktantrieb. Als Spindeldirekta ntrieb werde n
fl üssigkeitsgekühlte Drehstrom-Asynchron- oder
Synchron-Einbaumotoren direkt auf die Arbeits-
1
spindel montiert (Bild 2). Dadurch entfallen Bau-
teile wie Motorwippe, Riementrieb u nd Kuge lge-
windetrieb. Auch störende Einflüsse durch Quer-
Bild 2: Direktantrieb einer Frässpindel
kräfte, Umkehrspiel und Schwingungen können
dad urch weitgehend vermieden werden.
Betriebsbereich
Merkmale des Direktantriebs:
Haul).tspindelmotor
• Ho he Torsionssteifigkeit durch Wegfall von
elastischen Übertragungselementen
• Hohe Vibrationsdämpfung und Laufruhe
konstante
• Geringe Geräuschentwicklung Leistung
• Vorschubantriebe
Die Vorschubantriebe (Servomotoren ) einer Werk-
Tabelle 1: Anforderungen an die Antriebe
Hauptantriebe
~-
413';,.,;1
1
strom-Synchronmoto r. Der Prim ärteil enthält die
Drehstromwicklungen, der Sekundärteil d ie Per-
manentmagnete (Bild 2). Werden die W icklu ngen
Sekundärteil mit den
an ein Drehstromnetz angeschlossen, entsteht ein Permanentmagneten
s ich in der Ebene bewege ndes elektromagneti-
sches Wanderfeld, welches den Sekundärteil mit- Bild 2: Aufbau eines Linearmotor-Antriebs
zieht. In Werkzeugmaschinen ist meist der Sekun-
därteil am Maschinenbett befestigt, wäh rend der Primärteil mit den Wicklungen als beweglicher Schlitten
die Vorschubeinheit antreibt. Problematisch bei Linearmotoren ist die hohe Wärmeentwicklung in der
Maschine.
Die Linearmotoren werden daher wassergeküh lt und wärmeisoliert.
5.6.2 Getriebe
In Gehäusen eingebaute Antriebe mit Zahnrädern,
Ketten oder Riemen bezeichnet man als Getriebe
(Bild 1). Sie werden zwischen den Antriebsmotor
und die anzutreibende Wel le montiert. Sie überset-
ze n Drehzah le n und Drehmomente. Bei den Getrie-
ben unterscheidet m an Schaltgetriebe, Getriebe
ohne Schaltung und stufenlose Getriebe.
Obwohl viele Maschinen mit drehzah lgesteuerten
Elektrom oto ren (Servomotore n, Seite 413) ausge-
rüstet sind, benötigt man o ft noch ein zusätzliches
Getriebe, wenn bei kle inen Drehzahl en große
Drehmomente gefordert sind.
Anwendungsbeispiele
• Kraftfahrzeuggetriebe: Bei m Beschl eunigen
oder Bergfa hren wird d as Drehmoment d es Mo-
tors durch einen „kleineren" Gang vergrößert.
• Achsantriebe bei Robotern: Die Achsen müssen
auch bei hoher Belastung und kleiner Geschwin- Bild 1: Schneckengetriebe
digkeit gleichmäßig bewegt werden.
• Werkzeugmaschinen: Beim Zerspanen, z.B.
beim Schruppdrehen großer Durchmesser, w ird
das nicht ausreichende Drehmoment des Elek-
t romotors durch ein Schaltgetriebe erhöht.
Für die
Drehmomente gi lt:
1 Theoretisches
Abtriebsmoment
~
, - 2. n. n1 - . . 1400 _!_
2 11 Getriebe
60 s
=81,85 N · m
i = 5,62
n 1400....l.._ 1 q = 0,90
nz = -f =
1
5,;1n = 249 min
M2 = M,-i- YJ
=81,85 N · m · 5,62 · 0,90 =414 N · m
Bild 2: Getriebe als Blockschaltbild
P2 = P, · ,7= 12 kW · 0,90 = 10,8 kW
i2 =!!=~=3,75
z3 16
v = n . d . n = rt . 0,4 m . 90,6 ~
min
= 114...!!:..
min Bild 3: Fahrantrieb eines Kranes
-
Antnebsemhe,ten 417 ', 1
5 .6 .2 . 1 Schaltbare Getriebe
Z3 Z5
Schieberäder-Getriebe. Bei den Schieberäder-Ge-
trieben werden die verschiedenen Übersetzungs-
stufen durch axiales Versch ieben eines Räder-
blockes auf einer Getriebewelle eingestellt (Bild 1).
Die Verschiebung kann von Hand, durch Hydraul ik-
oder Pneumatikzylinder oder durch Elektromoto-
ren erfolgen. Schieberäder-Getriebe können nicht
unter Last und nur bei geringen Drehzahlunter-
schieden zwischen den beiden Wellen oder im
Stillstand geschaltet werden. Mit dem Getri ebe in
Bi ld 1 erhält man an der Abtriebswelle drei ver-
schiedene Drehzahlen.
Kupplungs-Getriebe. Bei den Kupplungs-Getrieben
werden die verschiedenen Zahnradpaare d urch Bild 1: Schieberäder-Getriebe
Kupplungen zugeschaltet. Dabei bleiben al le Zahn-
räder dauernd im Eingriff (Bild 2). Die Übersetzung
z4 /z3 z. B. erhält man, wenn die Kupplung K2 ge-
schaltet und dadurch das bisher lose auf der An- Antriebswelle z Kupplungen
, I
triebswelle m itlaufende Zahnrad z3 von der Welle
mitgenommen w ird. Die anderen Kupplu ngen sind
dabei gelöst. Werden reibschlüssige Kupplungen,
z.B. Lamellenkupplungen, verwendet, können die
Drehzahlen unter Last geschaltet werden.
Kupplu ngs-Getriebe mit Zahnkupplungen (Bild 3}
können w ie die Schieberäder-Getriebe nur bei Still-
stand der beteili gten Rä der gescha ltet werden.
Kraftfahrzeu ggetriebe besitzen ebenfalls Zahn-
kupplungen. Da sie jedoch im Lauf geschaltet wer-
den müssen, werden vo rher das zu schaltende
Zahnrad und die „Schaltmuffe" durch eine Gleich-
laufeinrich tung auf die gleiche Drehzahl gebracht.
Ehe dieser Gleichlauf nicht erreicht ist, kan n die
Schaltmuffe nic ht verschoben und damit der ge- Bild 2: Kupplungs-Getriebe
wünschte Gang nicht geschaltet werden (Sperr-
synchronisierung).
1
bust, sehr genaue und gleichmäßige Übersetzung.
Anwendungsbeispiele: Zum Antrieb von Förder- Planeten rad-
träger (n2)
bändern, Schiffsschrauben, Walzgerüsten , Druck-
maschinen
'""""'"'~
ß,e;~ J-
Übersetzungen werden dadurch erreicht. dass die
w irksamen Durc hmesser der Antriebs- und Ab-
triebsscheiben verstellt werden . Bild 3: Reibrad-Getriebe
Bei den stufenlosen Getrieben nimmt die Antriebs-
scheibe die Abtriebsscheibe direkt oder über e in
Wä lzelement bzw . ein Zu gmittel durch Kraftschluss
oder Formschluss mit. Die stufenlosen Getri ebe
werden in verschiedenen A usführungen gebaut.
Das Reibrad-Getriebe besitzt eine kege lige A n- Rollenkette (Seite 403) M Kräfte auf
triebsscheibe, deren wirksamer Durchmesser da- ~ die Get riebe-
~ .L scheiben
durch geändert wi rd, dass der Motor mit der An-
triebsscheibe gegenüber der Achse der Abtriebs-
scheibe rad ial verschoben wird (Bild 3). Bild 4: Zugmittel kraftschlüssiger Getriebe
~ 420 Antriebseinheiten
1
3 W ie können sechs verschiedene Drehzahlen
durch ein Getriebe mit Schieberäderblöcken
verwirklicht werden, wenn der Antriebsmotor Bild 2: Schieberäder-Getriebe
nur eine Drehzahl hat?
4 Welche Vorteile haben stufenlose Getriebe 7
5 Welche Getriebe erm ög lichen große Überset-
zu ngen ins l angsame?
6 Das Schieberädergetriebe Bild 2 wird mit
40 kW bei 910/m in angetrieben. Die Zähne-
zahlen betragen:
z, = 34; z, = 54; z, = 44; z, = 44; z, = 25; ' • = 63.
Wie g roß sind
a) die Übersetzungsverhältnisse der einzel-
nen Übersetzungsstufen,
b) die Leistung, das Drehmoment und die
Drehzahl bei der größten Übersetzung bei
einem Getriebewirkungsgrad von 92%7
7 Der Hauptspindelantrieb einer Drehmaschine
Bild 3; Hauptspindel-Antrieb
(Bild 3) arbeitet nach der in Bild 4 beschriebe-
nen Kennlinie.
a) Wie groß sind die vom Motor bei den Dreh-
P= 25 kW
za hl en 500/ min, 2000/m in und 4000/min
1
abgegebenen Drehmomente? 1
b) Der Zahnriementrieb zwischen Motor und nmax l
Hauptsp indel hat ein Übersetzungsverhält-
500min- 1 4000 min- 1
nis i = 2,5. Wie w irkt sich dieses auf die Drehzahl n -
Drehmomente un d Drehzahlen an der
Hauptspindel aus? Bild 4: Kennlinie des Hauptspindel-Antriebes
~t~r
Antnebseinhe,ten 421 ' ' 1
5 .6 .3 Linearantriebe kolbensta ngentoser Pneumatikzylinder
Pneumatikzylinder für senkrechte
Viele Bewegungen an Maschinen werden gerad- für waagrechte Bewegung
linig (linear) ausgefü hrt. Bewegung
1
nen ein gebaut (Bild 2). Sie e rl au ben auch das Fah-
ren mit sehr kleinen Geschwindigkeiten o h ne Werkzeug -
Ruckg leiten (Stick-Slip-Effekt). Dadurch kö nnen tisch
Schlittenpositionen se hr genau angefahren wer- Wer kzeugschl itten
den. Da Kugelgewindetriebe aber nicht selbsthem-
mend sind, muss der Maschinentisch in Ruhela-
gen z.B. durch Klemmen festgehalten werden.
~-
~)
424 Der elektrische Stromkreis
6 Elektrotechnik
Viele Maschinen, Geräte und Anlagen der Fertigungs-, Verkehrs-, Informations-, Steuerungs- und Nach-
richtentechnik enthalten elektrotechnische oder e lektronische Bauteile. Sie arbeiten m it elektrischem
Strom. Wegen der einfachen Transportierbarkeit der elektrischen Energie m ittels Leitun gen steht sie
praktisch überall zur Verfügung. Sie w ird in den Maschinen und Geräten in andere Energieformen um-
g ewa ndelt oder direkt mit geeigneter Spannung, Frequenz und Stromstärke verwendet.
Im Bereich der Fertigungstechnik spielt die Umw andlung der elekt rischen Energie in mechanis·che Ener-
gie, z. 8. bei Elektromotoren, sowie in Wärmeenergie, z. 8. beim Induktionshärten, ei ne große Ro lle.
Im Bereich der Automatisierungstech n ik w ird elektrische Energi e z. 8. in der Elektropneumatik oder
Hydraulik zum Ansteuern von Rel ais oder Schütze bzw. zu m Antreiben v on Pumpen eingesetzt.
u 1
• Der Stromkrei s besteht mindestens aus Er-
__ _ _./
1
ze uger, Verbraucher und a us dem Hin- und Elektronen-
Rückleiter. L _ _!__~ ===:::::__ J strom
t O,? LJ
Arbeit ist als Energie in den Ladungsträgern g e-
speichert. Das Bestreben der getrennten Ladu ngen
sich w ieder auszugleichen wi rd als Spannung be-
V
$ 1 - EIN
,~
zeich net (Bild 2). L1
!~ Wechselspannung
/)
~
Die aufgewendete Arbeit zu r Ladungstrennung
w ird a ls Spannung bezeichnet. -
A
Die Einheit der elektrischen Spannung ist d as Volt,
/
benannt nach dem Physiker A lessandro Vo lta. Die
Benennung für die elektrische Spannung ist V. M t ,~
Die elektrisch e Span nun g U wi rd in Volt (V) ge~ Bild 3: Gleich- und Wechselspannung
m essen.
Tabelle 1: Spannungsquellen
Zur Versorgung mit elektrischer Spannung stehen
ve rs chied en e Spa nn u ngsquellen zu r Verfügu n g Spannun gsquelle Nennspannung
(Tabelle 1). Spannung wi rd unterschieden in Monozelle 1,5V
Gleichspannung und Wechselspannung (Bild 3). Autobatterie 12 V
Wä hrend bei Gleichspannung immer de r g leiche
Wechselst romnetz 230V
Spannungswert anliegt, ändert sich bei der Wech-
Drehstromnetz 400 V
selspannung der Wert der Spann ung fo rtlaufend.
Der elektrische Stromkrei s
r:
4? .
\
Die durch einen Verbraucher bzw . durch einen Tabelle 2: Wirkungen des elektrischen Stromes
Leiter fließenden Elektronen werden als elektri- Physikalischer Effekt !Anwendung
scher Strom bezeichnet. Wärm ewirkung
Die Einheit d er elektrischen Stromstärke ist das Ein vom St rom durchflos- Ind uktionshärten,
Ampere (A), nach dem Physiker Andre Ampere. sener Leiter erwärmt sich. Lötkolben
Die Benennung für den elektrischen Strom ist A. Magnetische W irku ng
Um einen stromdurchflos- Elektromotor, Relais,
Der elektrische Strom wird in Ampere (A) ge- senen Leiter entsteht ein Magnetspannplatte
messen. Magnetfeld.
Lichtwirkung
Die e lektrischen Verbraucher werden mit unter-
Stromdurchflossene Glühlampen,
schiedlich en Spannungen und m it untersch ied- Drähte können glühen Halogenlampen
lichen Stromstärken betrieben (Tabelle 1). und dabei Licht aussen-
den.
• Stromrichtung Gase können durch Leuchtstoffröhren,
Strom zum Leuchten an- Energiesparlampen
Die Richtung des e lektrischen Stromes w urde vom geregt werden.
Plus- zum Minuspol festgelegt. Erst später erkann-
Bestimmte Hal bleiter sen- Leuchtdioden (LED)
te man, dass sich die Elektronen vom Minuspol den bei St romdu rchgang
zum Pluspol bewegen. In d er Techni k wurde j e- Licht aus.
doch die ursprüngliche Festlegung beibeha lten .
Chemische W irkung
Sie w ird als tech nische Stromrichtung b ezeich net
Elektrischer Strom zer- Elektrolyse von Alumi-
(Bild 2, vorherige Seite).
setzt leitende Flüssigkei- nium, Galvanotechnik
ten, sog. Elektrolyte
• Wirkungen des elektrischen Stromes Physiolog ische Wirkung
Den elektrischen Strom kann man nicht sehen. Er Elektrischer Strom w irkt Herzschrittmacher, Elek-
kann nur an seinen W irkungen erkannt werden auf Lebewesen. trozäune, Therapie bei
(Tabelle 2 ). Diese Wi rkungen werden auch zur Stromstärken ab 50 mA Nerven- oder Muskelver-
sind lebensgefährlich. letzungen
Messung von Strom und Spannung benutzt.
00
Spannungsquelle und einem Verbraucher (Wider-
stand) fließt ein elektrischer Strom.
Die Größe des fließenden Stromes ist von der Grö-
ße des elektrischen Widerstandes des Ve rbrau-
chers abhängig. Bei gleicher Spannung U fließt bei
einem Verbraucher mit kleinem Widerstand R ein
großer Strom/, bei einem Verbra ucher mit großem
Widerstand R fließt ein kleiner Strom I (Bild 1).
Den Zusammenhang zwischen Spannung, Strom
und elektrischem Widerstand beschreibt das 1=~=6mA
lOOOQ
' /: ¾' i=_§_','_=12A
0,5Q
Ohm'sche Gesetz (Bild 2). Es besagt: Die Strom-
stärke J in einem Stromkreis ist der Quotient Bild 1: Stromkreise mit kleinem und großem
Widerstand
aus der angelegten Spannung U und dem Wider-
stand R des Verbrauchers.
1
• Spezifischer elektrischer Widerstand Tabelle 1: Spezifischer elektrischer Widerstand p
Der spezifische elektrische Widerstand p eines Werkstoff Spezifischer elektrischer Q,mm 2
Werkstoffes gibt an, wie gut dieser Werkstoff den W iderstand p in m
elektrischen Strom leitet. Dazu wird der Wider- Aluminium 0 ,0265
stand eines 1 m langen Drahtes mit 1 mm' Quer- Gold 0,0220
schnitt gemessen (Tabelle 1).
Kupfer 0,0179
• Leiterwiderstand Silber 0,0149
Auch die Leitungen im elektrischen Stromkreis ha- Wolfram 0,0550
ben einen elektrischen Widerstand. Er wird Leiter-
w iderstand genannt.
Der Leiterwiderstand ist abhängig vom spezifi -
schen elektrischen Widerstand p des Leiterwerk-
1 Leiterwiderstand R,=P~ I
• Temperaturabhängiger Widerstand
Fast alle Leiterwerkstoffe ändern ihren elektrischen
W iderstand mit der Temperatur. Die Widerstands-
1 Temperaturabhängiger
Widerstand
R,= R20 +t;,R
• Gesamtstrom
Werden in Reihe geschaltete Widerstände in einem
Stromkreis an d ie Spannun g U ang eschlossen,
fließt ein Strom /. Die Größe des fließenden Stro-
mes ist nach dem Ohm'schen Gesetz vom Gesamt-
w iderstand R der Reihenschaltung abhängig. Di e
Stromstärke ist an allen Stellen des Stromkreises
gleich groß, da er sich nicht verzweigen ka nn. Es
fließt durch jeden Widersta nd derselbe Strom und
Bild 1: Stromkreis mit in Reihe geschalteten
es gilt:/= / 1 = / 2 = ... = I, . Widerständen
• Gesamtspannung
Bei der Reihenschaltung liegt an jedem Wider-
1 Gesamtstrom I= / 1 =12 = ... = /0
• Gesamtspannung 1, Rl':48Q
Bei der Parallelschaltung liegt an jedem Wider-
stand die gleiche Spannung U an, deshalb ist ti, u;:-u 1,,
die Gesamtspannung gleich den Teilspannungen
1,t
u = u, = u, = ... = u,.
• Gesamtstrom
Werden parallel geschaltete Widerstände in einem U= 24 V
-V'
1,
~
R2=72 Q
1
des jeweiligen elektrischen W iderstandes beR
stimmt. Sie können mit dem Ohm'schen Gesetz
1
Teilströme
berechnet werden, z. B. 1, = U!R,.
Durch einen kleinen Widerstand fließt dabei ein
großer Strom und durch einen großen Widerstand
ein kleiner Strom. Dabei ist der Gesamtwiderstand 1 Gesamtstrom l= 11 + 12 + ... + In
(Ersatzwiderstand) der Parallelschaltung immer
kleiner als der kleinste Widerstand in der Parallel-
schaltung. Der Gesamtstrom ist g leich der Summe der
Teilströme.
Beispiel: An zwei parallel geschalteten W iderständen R1
= 48 Qund R2 - 72 Q liegt eine Spannung von
U= 24 V an (Bild 1).
Wie groß sind Gesamtwiderstand R= ~,~-,c------c,,-
a) die Teilströme 11 und /2 , R, + fi; + .. +F(
b) der Gesamtstrom /,
c) der Gesamtwiderstand R? für zwei Widerstände
U 24 V U 24 V
Lösung: a) l,=R,= Q =0,50A;l1 =R, =72Q= 0,33A
48
b) 1 = 11 + 12 = 0,50 A + 0,33 A = 0,83 A Bei der Parallelschaltung von Widerständen ist
c) R = ~ - 4BQ-? 2 Q - 28,BQ
der Gesamtw iderstand kleiner als der kleinste
R, + R2 48 Q + 72 Q Teilwiderstand.
6 .3 Stromarten
Elektrische Ströme werden nach dem zeitl ichen Verlauf der Richtung und der Stromstärke in Gleichstrom
~·
429
,.-::'
und Wechselstrom eingeteilt (Bild 1). Eine besondere Form des Wechselstromes ist der Drehstrom.
• Gleichstrom (DC")
Bei Gleichstrom fließt der Elektronenstrom nur in
einer Richtung und in gleichbleibender Stärke (Bild Gleichst rom Wechselstrom Drehstrom
1, links).
Gleichstrom niedriger Spannung liefern z.B. Batte- t /~
L
/ L L1 L2 L3
rien. Gleichstrom größerer Spannung und Strom-
stärke w ird durch Gleichrichter aus Wechselst rom io
j o~
O Zeitt - o 1 s o
oder durch Gleichst romgeneratoren erzeugt.
Anwendungsbeispiele für Gleichstrom:
• Längenmessgeräte (Seite 28)
• Gleichstrommotoren (Seite 411) Zeit t -----
• Beschichten durch Galvanisieren (Seite 254)
• Lichtbogenschw eißen (Seite 238) Bild 1: Z eitlicher Verlauf der Stromstärke bei
verschiedenen Stromarten
• Wechselstrom (AC'>)
Bei Wechselstrom ändern sich die Richtung und
Leitungsnetz
Stromstärke des Stromes ständig IBild 1, mitte
und rechts). Elektronen pendeln dabei mit einer N
harmonischen Schwingung zwischen einem positi- PE
ven und negativen Höchstwert, dem Scheitelwert.
Die Anzahl der Schwingungen je Sekunde wird als
Frequenz f bezeichnet. Sie w ird in Hertz (Hz) ange-
geben, nach d em Physiker Heinrich Hertz. Im euro-
pä ischen En ergieversorgungsnetz beträgt d ie Fre-
quenz 50 Hertz.
Anwendungsbeispiele für Wechselstrom :
• Leitungsnetz der Energieversorger (Bild 2)
• Motoren an Werkzeugmasch inen (Seite 412)
• Schweißtechn ik (Seite 242)
Bild 2: Anschluss einer Lampe über eine
• Dreiphasen-Wechselstrom (Drehstrom) Schukosteckdose an das Wechselstromnetz
Dreiphasen-Wechselstrom wi rd in Generatoren
m it drei W icklungen erzeugt (Bild 3). An jeder ihrer
L1
drei Wicklungen liegt Wechselstrom mit 50 Hz an.
Er wird in das Leitungsnetz eingespeist.
Ein Dreiphasen-Wechselstrom -Leitungsnetz hat L2
fünf Le itungen: L1, L2, L3, N und PE. L1, L2 und L3
sind Stromführende Leitungen. Die gem einsame
Rückleitung w ird a ls Neutralleiter N bezeichnet. L3
Der PE-Leiter (von englisch protection earth) ist ein
geerdeter Schutzleit er und d ient zur Ableitu ng
eines Fehlerstroms bei einem Körperschluss. N
Im Energ ieversorg ungsnetz beträgt die Spannung PE
zwischen einem Außenleiter und dem Neutralleiter
230 V, die Spannung zwischen zwei Außenleitern,
z.B. zwischen L1 und L2 bet rägt 400 V.
Anwendungsbeispiele für Drehstrom :
• l eistungsstarke Antriebsmotoren (Seite 409) Drehstrom- Glühlampe
• Schmelzöfen für Metalle (Seite 276) motor 3 x 400 V 230 V
1 iui
1
• Elektrische Arbeit
Je größer die Leistung P und die Bet riebsdauerteines Verbrauchers
ist, desto größer ist die elektrische Arbeit.
1 Elektrische Arbeit W = P· t
Einheiten der Arbeit sind: Wattsekunde (Ws) und Kilowattstunde Bild 5: Leistung bei Drehstrom mit
(kWh). Die elektrische Arbeit wird von Stromzählern in kWh gemes- ohmschen und induktivem
sen. Verbraucher
Uberstrom-Schutzeinnchtungen 431
1/=
6.5 Überstrom-Schutzeinrichtungen
Um Geräte und Leistungen vor Überlastung durch zu hohe Ströme zu schützen, werden sie durch Über-
strom-Schutzeinrichtungen, kurz Sicherungen, geschützt. Sicherungen sind Bauteile, die beim Über-
sch reiten des zulässigen Höchststromes den Stromkreis unterbrechen.
1
Sicherungseinsätze mitnehmen
3. Spannungsfreiheit Durch Elektrofachkraft mit geeigneten Messgeräten
feststellen oder Spannungsprüfern
4. Erden und Kurz- Teile, an denen gearbeitet wird, müssen zuerst
schließen geerdet und dann kurzgeschlossen werden
5. Benachbarte, Es ist zu vermeiden, dass arbeitende Personen mit
unter Spannung Werkzeugen und Hilfsmitteln an leitende oder
stehende Teile Spannung führende Teile geraten, daher Körper-
abdecken schutz, z.B. Schutzhelm und Ha ndschuhe, tragen
Bild 2: Berührungsspannung
• Fehler an elektrischen Anlagen
Durch Fehler an der Isolation können an e lektrischen An lagen
Kurzschluss, Erdschluss, Leiterschluss und Körperschluss auftreten
Transformator {im Transformatorhaus)
(Bild 1). 400/230V l 1
Kurzschluss entsteht zwischen zwei unter Spannung stehenden elek-
trischen Leitern, wen n sie sich ohne Isolation berühren. Die vorge·
schaltete Sicherung schaltet den dabei entstehenden großen Kurz-
schlussstrom ab.
Erdschluss entsteht durch eine direkte Verbi ndung eines Spannung
führenden Leiters mit der Erde bzw. geerdeten T eilen. Auch hi er
schaltet die Sicherung den Erdschlussstrom ab.
Leiterschluss entst eht z. B. durch die schad hafte Überbrückung ein es
Schalters, wodurch die Anlage nicht abgeschaltet werden kann.
Beim Berühren eines Gerätes mit Körperschluss fließt Strom durch
den Menschen zur Erde (Bild 2). Die Größe dieses Fehlerstroms hängt
vom Widerstand des menschlichen Körpers und vom Leitvermögen
der Erdverbindung ab. Steht der Berührende mit einer gut geerdeten
Leitung in Verbindung (Wasser·, Gas· oder Heizleitung), kann durch
ihn ein gefährlich starker Strom f ließen (Bild 3). Bild 3: Fehlerstromkreis
~
f-:
'!"'. ,
Schut zm aßna hmen be, elektrischen Maschinen 433
1
~~~~'~;ti
Bewegliche Kleingeräte werden über Schutzkontakt-(Schuko-)Steck-
verbindungen angeschlossen (Bild 2). Die Anschlussleitung besteht
aus Zu- und Rückleitung sowie dem Schutzleiter (gelb-grün). Stationä-
©
re Kleingeräte haben einen fest eingebauten Schukostecker am Gerät. Schutzleiter
Schutzisolierung. Bei der Schutzisolierung werden alle Metallteile, ½ grüngelb , "":'"""--=...J
die im Fehlerfall unter Spannung stehen können, mit einer Isolierung
versehen. Diese Schutzmaßnahme wird z.B. bei netzbetriebenen Ra- Bild 2: Schutzkontaktstecker und
sierapparaten und zum Teil bei Handbohrmaschinen angewandt. In Schutzleiter im Gerät
schutzisolierten Bohrmasch inen ist z.B. die Bohrspindel durch ein
Transformator (im Transformatorhaus)
Kunststoffzahnrad im Getriebe elektrisch vom Motor getrennt. Das Ll
Gehäuse und der Schalter der Bohrmaschine müssen zusätzlich iso-
liert sein.
Kleinspannung. Bei elektrischen Geräten, bei denen nicht zu vermei-
den ist, dass der Mensch mit leitenden Teilen in Berührung kommt,
dürfen aus Sicherheitsgründen nur Kleinspannungen verwendet wer-
den. Elektrische Schweißgeräte in Kesseln und engen Räumen dür-
l ~:~io_r_-_-t:___J
1
fen höchstens 50 V Spannung führen. Bei Klingelanlagen und Kinder-
spiel zeug darf die Spannung höchstens 25 V betragen.
Die elektrischen Schutzmaßnahmen bei Geräten werden durch Sym- Bild 3: Schutztrennung mit
bole auf dem Typenschild des Gerätes angegeben (Tabelle 1). Transformator
1
0 kein besonderer Schutz
1 gegen senkrecht tropfendes Wasser
1 gegen Eindringen fester Körper (jZI > 50 mm)
gegen senkrecht tropfendes Wasser;
2
2 gegen Eindringen fester Körper (0 > 12 mm) Betriebsm ittel bis 15° gekippt
3 gegen Sprühwasser bis 60° zur Senkrechten
3 gegen Eindringen fester Körper (0 > 2,5 mm)
4 gegen Spritzwasser aus allen Richtungen
4 gegen Eindringen fe ster Körper (0 > 1 mm) 5 gegen Strahlwasser aus allen Richtungen
6 gegen Wasserstrahl, schwere See
staubgeschützt;
5 vol lständiger Berührungsschutz gegen Eintauchen unter Druck- und Zeitbe-
7
dingungen
6 staubdicht; vollständiger Berührungsschutz 8 gegen dauerndes Untertauchen
Beispiel: Motor mit Schutzart IP44"' Schutz gegen Eindringen fester Körper> 1 mm und Schutz gegen Spritzwasser
aus allen Richtungen
Die IP-Schutzarten von Leuchten, Wärmegeräten, Geräten mit elektromotorischem A n trieb, Elektrowerk-
zeugen und elektromedizinischen Geräten können auch durch Bildzeichen angegeben werden (Tabelle 2).
•
[!]
tropfwasser-
geschützt
regen-
geschützt
IP31
IP33
••
• • ... ba<
wasserdicht
druckwasser-
dicht
IP5X
IP67
IP68
& spritzwasser-
+*
IP54 staubgeschützt IX= fehlende
geschützt
Kennziffer
&& strahlwasser-
geschützt
IP55 staubdicht IP6X
_{-
Hmwe,se fur den Umgang m,t Elektrogeraten 435"'
6.8 Hinweise für den Umgang mit Elektrogeräten
Die meisten Elektrounfälle mit tödlichem Ausgang sind auf schadhafte Steckverbindungen und Leitun-
gen zu rückzuführen. Daher sollten folgende Hinweise beachtet werden:
((cj
kennzeichen
werden (Bild 1).
(G
..,~~-
<lÖVEC>
• Steckverbindungen
Mobile Elektrogeräte mit geringer Leistung, wie Bild 1: Prüf- und Schutzzeichen für Elektrogeräte
z.B. eine Handbohrmaschine oder eine Arbeits-
leucht e, we rden mit einem gu mmierten Schuko-
stecker an das 230 V-Leitungsnetz angeschlossen.
Für leistungsstärkere Elektrogeräte, wie z.B. ein
fahrbares Trocknergerät, kommen Rundsteckver-
bindungen nach CEE-Norm (CEE = Internationale Schuko-Steckdose und gummierter
Schuko-Stecker für 230 V Wechselstrom
Commission für Regeln zur Begutachtung Elektri-
scher Erzeugnisse) zum Einsatz (Bild 2).
-~ Fünfpoliger
CEE-Runds1ecker
Es gibt eine Vielzahl von CEE-Steckverbindungen für 400 V Drehstrom
für 3, 4 und 5 Pole so w ie die verschiedenen Span-
nungen und Stromarten. Die Unverwechselbarkeit Bild 2: Industrie-Steckverbindungen
ist d urch eine NuVFeder und einen größeren Durch-
messer des Schutzkontaktstiftes gewährleistet.
Klemmenkasten-- -,."'!!!
Stationäre Maschinen und Anlagen, w ie z. B. Elek-
(geöffnet
tromotoren sind durch eine Festverdrahtung an dargestellt)
das Leitungsnetz angeschlossen . Elektromotore
haben z.B. einen Klemmkasten, in den die Strom-
leitungen geführt und d ie ei nzelnen Pole fest Motor
(geöffnet
klemmverschraubt werden (Bild 3). Der Anschluss dargestellt)
eines E-Motors darf nur von Elektrofachkräften
durchgeführt werden. Bild 3: Elektrischer Anschluss eines Motors
1
field in the area around it. lt lights gas and sepa-
rates conductive liquids. The e lectric current I has
the unit ampere IA).
7 . 1 Montagetechnik
~
glatte Welle
Die Montage im Maschinenbau umfasst al le Tätig-
keiten, die notwendig sind, um aus fertig bearbei-
..
teten Einzelteilen der eigenen Fertigung und Kauf-
teilen ein funktionsfähiges Erzeugnis herzustellen.
7 . 1 . 1 Montageplanung
F:::
Bild 1: Montagegerechte Konstruktion
ungunst1g
• Voraussetzungen
Die Montageplanung beginnt schon beim Konstru- Termine und Kosten für die
Bereitstellung von
ieren. Der Konstrukteur sollte die Einzelteilesoge-
stalten, dass sie einfach und schnell zusammenge-
baut und bei Bedarf wieder demontiert werden • zugekauften Teilen • Zeichnungen
• selbst gefertigten Tei len • Werk- und Messze ugen
können . So kann z.B. das Wälzlager in Bild 1 bei • Mo ntageplätzen • Vorrichtungen
abgesetzter Welle schneller montiert werden. • Transportm itteln • Masch inen
Die Qualitätssicherung muss gewährleisten, dass
die zu montierenden Einzelteile ihre Funktion er-
Montage
füllen und gereinigt und entgratet sind.
~
• Reihenfolge des Zusammenbaus
• erforderliche Vorrichtungen, Werkzeuge und Anzeige !ur
Hublagen-
Hilfsmittel
• Mess- und Prüfmittel . einstellung
• Montageschritte
Baugruppenmontage. In vielen Fällen ist es zweck-
mäßig, die Einzelteile zunächst zu Baugruppen zu
montieren (Bild 3). Um die Genauigkeit und damit
die Brauchbarkeit einer Maschine zu gewährleis-
ten, wird schon bei der Baugruppenmontage die
gegenseitige Lage der Einzelteile kontrolliert. Fest-
gestellte Abweichungen werden durch Nachstellen
oder Nacharbeit beseitigt.
--+-.;~ ~ -- - Baugru p p e
Endmontage. In der Endmontage werden die ein- Körper
zelnen Baugruppen zur fertigen Maschine oder
zum fertigen Gerät montiert (Bild 4). Baugru ppe
Tisch
Demontage. Zur Überprüfung oder zur Reparatur,
bei großen Maschinen auch wegen der besseren
Transportmöglichkeit, werden fertig montierte Er-
zeugnisse demontiert. Ebenso wie die Montage
muss auch die Demontage sorgfältig geplant wer-
den. Bild 4: Endmontierte Exzenterpresse
7 . 1.2 Organisationsformen bei der Montage
• Unverzweigter und verzweigter / Einzelteile .:;;;:-- Fertigprodukt
Montageablauf Baugruppe1 Baugruppe3 Baugruppe2 ~
• Fließprinzip
Baugruppc3
Bei der Fließmontage werden Erzeugnisse, w ie
z.B. Autos, m it dem bewegten Objekt und mit be-
/
[j=
B - tr=iJ ,
augruppe2 ,
Fert;gp,odukt
wegtem Arbeitsplatz an Bändern oder Hängebah- E;n,el- ..J"L_ ...J"l..a... _.J'I.L. Jna.ill
nen montiert. Sie w ird bei größeren Serien ange· teile - - - - . , , - - - ~ -- ~ - ~
wand!. Bei der Taktstraßenmontage (Bild 3) bewe- , Baugruppe 1 /
Endmontage
gen sich die zu montierenden Erzeu gnisse, wie z.B. b=a-~
'----y-----'
Getriebe in der Endm ontage, an den Mitarbeitern Parallel taufende Montage
vorbei. mehrerer Baugruppen
Baugruppe B Baugruppe A
15
16
Stückliste: Druckluftzylinder
Pos. Menge Benen nung Pos. Menge Benennung
1 1 Vorderdeckel 9 1 Kolbenstange
2 1 Führungsbuchse 10 1 Kolben
3 1 Dicht-Abstreif-Element 11 1 Dämpfungskolben
4 1 Sprengring 12 1 Zylinder
5 2 Dämpfungs-Dichtring 13 2 Zylinderflansch
6 2 Runddichtring 14 2 Sicherungsring
7 1 Bodendeckel 15 8 Zylinderschraube
8 1 Dämpfungskolben 16 2 Dämpfungsschraube
Der Druckluftzylinder (Bild 1) besteht aus den Baugruppen A (Zylinderkopf), B (Zyl inderboden) und C
(Kolben). Jede Baugruppe wi rd zunächst für sich montiert. Anschließend werden die Baugruppen mit
anderen Einzelteilen zum Druckluftzylinder zusammengebaut.
• Baugruppe A
Zuerst wird die am Außendurchmesser leicht eingefettete Führungsbuchse {2) mithilfe einer hydrauli-
schen Presse mit dem Vorderdeckel (1) gefügt (Bild 1, folgende Seite). Als Hilfsmittel w ird ein abgesetz-
ter Bolzen verwendet, der die Buchse auf ihrem Innendurchmesser zentriert. Danach w ird das Dicht-Ab-
streif-Element (3) mithilfe einer Buchse bis zur Anlage in die gefettete Aufnahmebohrung gepresst. Mit
einem Sprengring 14) wird seine Lage fixiert.
Der Dämpfungs-Dichtring (5), der aus gummielastischem Kunststoff besteht, wird von Hand zusammen-
gedrückt und in die Bohrung eingeführt. Er zentriert sich nach dem Loslassen in der Bohrungsnut, in
der er geringes axiales Spiel besitzen muss. Abschließend wird ein zuvor gefetteter Runddichtring
(6) in d ie dafür vorgesehene Nut des Vorderdecke ls gelegt. Er darf beim Montieren nicht beschädigt
werden .
lau,'' ·
~~!~
Montagetechnik
•..j."',.,. '
II 441
'
• Baugruppe B
6 2 4
Die Baugruppe B besteht aus dem Bodendeckel (7) u nd den Dichtun-
gen (5) und (6) (Bild 2). Sie werden wie die entsprechenden Dichtun-
gen der Baugruppe A montiert.
• Baugruppe C
Die Baugruppe C enthält alle Teile, die mit dem Kolben (10) fest ver-
bunden sin d (Bild 3).
Zu nächst wi rd der Dämpfungskolben (8) auf den leicht ein gefette-
t en Absatz der Kolbenstange (9) geschoben. Der Kolben (10), der
aus ei n er gummiummantelten Metallscheibe besteht und zwe i
Dichtlippen besitzt, w ird ebenfa lls auf die Kolbenstange geschoben.
Schließlich w ird der Dämpfungskolben (11) auf das Gewinde der
Ko lbenstange geschrau bt und mit einem Sechskantschlüssel mit
dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen. Zum Gegenhalten
dient ein Gabelschlüssel, der an der Schlüsselfläche von Teil 9 an-
gesetzt w ird. Dadurch werden die Tei le gleichmäßig verspa nnt und
Bild 1; Baugruppe A
der Kolben (10) an den Planflächen der Dämpfungskolben (8) und
(1 1) abgedichtet.
• Fertigmontage (Endmontage)
Reihenfolge. Zuerst werden die Zylinderflansche (13) über den Zylin-
der (12) geschoben und die Sicherungsringe (14) in die im Zylinder- 7
rohr eingestochene Nut ei ngesetzt (Bild 1, vorherige Seite).
Vor dem Einbau der Baugruppe C in die Baugruppe A wird die Kol- 6
benstange (9) eingefettet und danach in die Führungsbuchse (2) des
Vorderdeckels gesteckt. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass 5
die Dichtungen nicht beschädigt werden.
A nschließend werden die Schmierstoffräume am Ko lben (10) mit Fett
gefüllt. Diese befinden sich zwischen den Dichtlippen und dem Füh-
rungsteil und sind durch axial an geordnete Stege in zahlreiche Ta-
schen unterteilt. Der durch d ie Kolbenstange m it der Baugruppe A
verbundene Kolben w ird nun vorsichtig, u m die Dichtlippe des Kol-
bens nicht zu beschädigen, in den Zylinder (12 ) gesteckt und mit dem
Vorderdeckel so weit in die Zylinderbohrung gedrückt, bis die Plan-
fläche des Zylinders, dessen angefaste Bohrung vom Runddichtring
(6) abgedichtet wird, am Vorderdeckel (1) a nliegt.
Mit 4 Zylinderschrauben (15). die über Kreuz zunächst nur leicht,
dann kräftiger und zu letzt fest mit dem vo rgeschriebenen Drehmo- Bild 2: Baugruppe B
ment angezogen werden, wird der Vorderdecke l mit dem Zylinder-
flansch verschraubt.
Sinngemäß w ird d ie Baugruppe B m it dem Zyli nderflansch ve r-
schraubt. 8 9
Endkontrolle. Die Endkontrolle beginnt mit der Prüfung auf Leicht-
gängigkeit. Dabei wi rd durch ax iales Versch ieben der Kolbenstange
der Kolben bis in die Endlagen bewegt.
Nach dem Eindrehen der Dämpfungsschrauben (16) erfolgt die Dicht-
heitsprüfung. Alle Dichtelemente werden zunächst bei einem Druck
von etwa 1 ba r, die beiden Zylinderrä ume anschließend bei einem
Druck von 6 bar auf Dichtheit geprüft.
Bei der abschließenden Funktionsprüfung wird die Endlagendämp-
fung mit den Dämpfu ngsschrauben (16) eingestellt. Die Dämpfungs-
schrauben werden anschließend durch mechanische Veriormung
des oberen Bohrungsrandes gegen Verlieren gesichert.
11 10
Nach dem Aufkleben der Typenschilder werden die Druckluftzylinder
für den Versand in Kunststofffolien ei ngeschweißt. Bild 3: Baugruppe C
7 . 1.4 .2 Montage eines Kegelradgetriebes
18 19 21 22 20 2
Getriebegehäuse
3
24 4
5
17
6
7
16 8
15
Stückliste: Kegelradgetriebe
Pos. M enge Benennung Pos. Menge Benennung Pos. Menge Benennung
1 1 Getriebegehäuse 10 1 Rillenkuge llager 19 12 Zylindersch raube
2 1 Lagergehäu se 11 1 Passscheibe 20 1 Pendelkugellager
3 1 Lagerdeckel 12 1 Lagergehäuse 21 1 Federnde
Abstandsscheibe
4 6 Zylinderschraube 13 1 Schrägkugellager
5 1 Radia l-W ellendichtring 14 1 Radial-W ellendichtring 22 1 S icheru ngsring
6 1 Kegelradritzel 15 1 Welle 23 1 Verschlussschraube
7 1 Passscheibe 16 1 Passfeder 24 2 Flachdichtring
8 1 Schrägkugellager 17 1 Keg elrad 25 1 Verschlussschraube
mit Peilstab
9 1 A bstandsring 18 1 Lagergehäuse
llr,;,, I •
Montagetechnik , I 443
Das Kegelradgetriebe (Bild 1, vorherige Seite) w ird in zwei Baugruppen vor- und anschließend fertig-
montiert.
• Baugruppe A
Die Baugruppe A enthält diejenigen Bauteile, die vor der Fertigmontage mit der Welle (15) gefügt werden
müssen (Bild 1). Die Montage erfolgt nach dem Montageplan für die Baugruppe A (Tabelle 1).
22 20
·--~-
Bild 1: Baugruppe A
3 Kegelrad (17) auf Welle (1 5) pressen Hydraulische Presse, Welle leicht einölen, Bohrungsnut
Montagehülse auf Passfeder ausrichten
4 Wälzlager 1131 auf Welle 1151 pressen Anwärmgerät, Wälzlagertemperatur max. 100 °c,
Hydraulische Presse, Fügekraft muss auf Innenring wirken,
Montagehülse Wälzlagerspiel kontrollieren
5 Wälzlager 1201 auf Welle 115) pressen wie bei N r. 4 wie bei Nr. 4
• Baugruppe B
Die Baugruppe B umfasst die Teile, die im Lager-
gehäuse 12) montiert werden mü sse n. Es sind
dies die Teile 2 - 6 - 8 - 9 - 10 - 11 (Bild 1). Nach
dem Einlegen der Scheibe (11 ), die bei der
Ferti gmontage gegen eine andere Scheibe ausge-
tau scht wird, wird das Rillenkugellager (10) so-
weit in die Lagergehäusebohru ng geschoben, bis
zwischen den Teilen 10 - 11 - 2 kei n Spiel m ehr
vorhanden ist.
Der Abstandsring (9), der im Getriebe die Axia l-
kraft auf den Innenring des Schrägkugellagers (8)
überträgt, wird mithilfe des anschließend in die
Bohrung geschobenen Schrägkugellagers zen -
triert.
11 9 8
Zum Einpressen des Kegelradritzels (6) wird der
Innenring d es Schrägkugellagers m it einer Buchse
abgestützt. Bild 1: Baugruppe B
• Fertigmontage (Endmontage)
Einbau der Baugruppe A. Die Baugruppe A w ird, nachdem an der An lagefläche des Lagergehäuses (12)
am Getriebegehäuse (1) flüssige Dichtmasse aufgetragen wurde, mit dem Pendelkugellager (20) voraus
in das Getriebegehäuse eingeführt (Bild 1, folgende Seite). Dabei wird das Lagergehäuse in die Bohrung
des Getriebegehäuses geschoben und so gedreht, dass die Durchgangslöcher des Lagergehäuses mit
den Gewindebohrungen im Getriebegehäuse fluchten.
Durch Eindrehen und anschließendes leichtes Anziehen der Zylinderschrauben (19) werden Lagergehäu-
se und Getriebegehäuse miteinander verbunden. Nach dem Einlegen einer federnden Abstandsscheibe
(21) in das Lagergehäuse (18) wird dieses, nachdem an der Planfläche flüssige Dichtung aufgetra gen
wurde, in die Bohrung des Getriebegehäuses und gleichzeitig über den Außenring des Pendelkugellagers
120) geschoben.
Nach dem Ausrichten des La gergehäuses werden auf beiden Seiten die Zylinderschrauben (19) mit
dem richtigen Drehmoment angezogen. Anschl ießend wird die Leichtgängigkeit der Welle (1 5) kontrol-
liert.
Einbau der Baugruppe B. Beim Einführen in das Getriebegehäuse sind die Zahnstellungen zu beachten.
Das Spiel zwischen den Zähnen des Kegelrades (17) und des Kegelradritzels (6) wird durch Probefügen
ermittelt. Dabei w ird die axiale Lage des Kegelradritzels (6) durch eine entsprechend dicke Scheibe (11 )
angepasst.
Zunächst w ird das Lagergehäuse (2) so weit in die Gehäusebohrung geschoben, bis es an 3 Spaltlehren
m it z. B. 0,8 mm Dicke, die radial an der Planfläche der rechten Gehäuseseite gleichmäßig verteilt ange-
o rdnet sind, anliegt. Nun wird die Leichtgängigkeit bzw. noch vorhandenes Spiel zwischen d en Zähnen
der Kegelräder durch kurzes, schnelles Hin- und Herdrehen des Kegelradritzels (6) festgestellt. Durch
Herantasten mit immer dünneren Spaltlehren wird das richtige Einbaumaß ermittelt. Wen n bei einer
Spalt lehrendicke von z.B. 0,4 mm gerade noch Leichtgängigkeit vorhanden ist, w ird die Baugruppe Baus
dem Getriebegehäuse gezogen und auseinander gebaut, wei l die Scheibe (11 ) nun durch eine um 0,4 mm
d ickere ersetzt we rden muss.
Nach der erneuten Montage der Baugruppe B wird diese m it 4 Zylinderschrauben am Getriebegehäuse,
an dessen Planfläche vorher flüssige Dichtung aufgetragen w urde. festgeschraubt.
Die Bestimmung der richtigen Dicke der Scheibe (7) erfolgt anschließend. Dabei wird mithilfe einer ein-
gelegten, jetzt noch zu dicken Scheibe mit Spaltlehren der Abstand zwischen den entsprechenden Plan-
flächen vo n Lagergehäuse 12) und Lagerdeckel (3) festgestel lt. Durch den Einbau einer um das Spalt-
lehrenmaß dünneren Scheibe (7) wird erreicht, dass nach dem Anziehen der sechs Zylinderschrauben (4)
zwischen den Planflächen kein Spiel m ehr v orhanden ist.
Nun werden die beiden Radial-Wellendichtringe (5) und (14) eing ebaut. Diese müssen so in den Gehäu-
sen sitzen, dass die Dichtlippen jeweils nach innen zeigen.
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Montagetechnik •····
; I' 445 '
Getriebegehäuse 18 19 21 22 20 2
24
23
16
Baugruppe A
Zur Montage der Wellendichtringe werden Hülsen mit geringer Wanddicke und langen Außenkegeln an
beiden Enden verwendet. Über diese Hülsen, die ein Beschädigen der Dichtlippen beim Fügen über die
Passfedern verhindern, werden die Wellendichtringe auf die Welle geschoben. Da zwischen Dichtring-
Außendurchmesser und Lagerbohrung Übermaß vorhanden ist, werden die Dichtringe mithilfe von
Buchsen unverkantet bis zu den Anlageflächen gepresst.
• Ölfüllung
Nach dem Einschrauben der Verschlussschraube (23) mit dem Flachdichtring (24) wird Öl durch die Boh-
rung für die Verschlussschraube (25) in das Getriebegehäuse gefüllt (Bild 1, Seite 442). Am Peilstab der
Verschlussschraube (25) wird der richtige Ölstand kontrolliert. Wegen der großen Flächenpressung an
den Zahnflanken muss unbedingt das vorgeschri ebene Öl verwendet werden. A nsch ließend wird die
Verschlussschraube (25) mit dem Flachdichtring (24) fest in das Getriebegehäuse eingeschraubt.
• Probelauf
Durch einen mehrstündigen Probelauf wird das Kegelradgetriebe unter Last geprüft. Während des Probe-
laufs wird vor allem festgestellt, ob sich die durch Reibung verursachte Temperaturerhöhung innerhalb
vorgeschriebener Grenzen hält. Außerdem wird das Gehäuse auf eventuelle Undichtheiten kontrolliert.
Nach dem Probelauf wird das Getriebeöl, das jetzt Abriebteilchen enthä lt, abgelassen. Anschließend wird
die Ölablassöffnung wieder verschlossen. Die gesamte Baugruppe B wird jetzt aus dem Getriebegehäuse
gezogen, um das Tragbild der Kegelradflanken zu prüfen. Nach der erneuten Montage der Baugruppe B
wird das Getriebegehäuse mit neuem Öl gefüllt. Es ist nun gebrauchsfertig.
7 .2 Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme einer Maschine oder A nlage umfasst im Allgemeinen
• das Aufstellen und Ausrichten der Masch ine
• das Herstellen elektrischer Verbindungen
• das Einstellen der Steuerung und Regelung
• die Funktionskontrolle durch Probeläufe der verschiedenen Arbeitsprozesse und
• die Bestätigung der o rdnungsgemäßen Funktion mit Abnahmeprotokoll
Die Arbeiten zur Einstellung der Steuerung und Regelung nehmen etwa 90% der lnbet riebnahmetätigkeit
in Anspruch.
Die lnbetriebnahmephase einer Anlage bzw. Maschine soll m öglichst kurz sein, damit sie schnell in den
Produktionsprozess eingegliedert werden kann. Die lnbetriebnahmekosten betragen bei Neuanlagen
5-20 % der Gesamtinvestitionskosten. Diese Kosten sind vor allem von der lnbetriebnahmedauer abhän-
gig. Störungen und Schäden können diese Kosten noch erheblich steigern.
Die erfolgreiche und rasche Durchfüh rung der Inbetriebnahm e setzt eine systematisierte Vorb ereitu ng
schon während der Anlagen-Entwicklung und Montageplanung voraus. Wesentlich für den Erfolg einer
Inbetriebnahme sind die System- und Anlagenken ntnisse der Monteure des Maschinenlieferanten sowie
ihre Erfahrung bei Inbetriebnahmen. Aus Auswertungen des Qualitätsmanagements und der Protokolle
von Inbetriebnahme-Schäden können konkrete Vorgehensweisen zur Vermeidung neuer Fehler abgelei-
tet werden.
Die Entw icklung von Fertigungsanlagen verläuft meist schrittweise (Bild 1 ).
Inbetriebnahme
..__ _ _ _ _ __, Entwicklung der St eue- der Anlage
e--===========~ rungssottware ' - - - - - -- - ~
Zeit achse
Die Konstruktion der Mechanik sowie die Entwicklung der Hydraulik, Elektrik und Elektronik und die Ent-
w icklung der Steuerungssoftware erfolgen nacheinander. Inbet riebnahme, Test und Optimierung der
St euerungssoftware erfolgen erst an der realen Maschine. Dies ist ein gravierender Nachteil, da Soft-
warefehler erst spät erkannt und beseitigt werden können. In den m eisten Fällen ist die Fehlerbehebung
mit hohem zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden. Außerdem können viele Störungssituatio-
nen wegen sicherheitst echnischen Risiken gar nicht geprüft werden.
Die Notwendigkeit von kürzeren Entwicklungs- und lnbetriebnahmezeiten zwingt zu einem Wechsel von der
schrittweisen zur parallelen, fachübergreifenden Entwicklung. Ein Lösu ngsansatz ist die Verwendung eines
virtuellen Prototyps, der alle beteiligten Fachbereiche berücksichtigt. Auf diese Weise können schon in
einer frühen Phase der Konstruktion und Entwicklung sowohl das Betriebs- als auch das Störungsverhalten
der Maschine getestet und optim iert werden, obwohl die reale M aschine noch nicht existiert. Du rch den
annähernden Gleichschritt zwischen Softwareentwicklung und Entwicklung von Mechanik, Hydraulik, Elek-
trik und Elektronik ist eine Rückwirkung von Ergebnissen aus der Softwareentwicklung auf die beiden an-
deren Gebiete möglich. Wicht ig bei der lnbetriebnahmesimulation ist, dass das Simulationsmodell mög-
lichst alle Zustände der Maschine unter Arbeitsbedingungen darstellen kann.
~··· _1t:c·
Inbetriebnahme ••••· I1 447 '
Aufstellbedingungen sind,
• Tragfähig er und ersch ütteru ngsfreier Unter-
grund bzw. ein Fundament
• Gleichmäßige Ra umt em peratu r am Aufstell-
plat z
• Al lseitige Zugänglichkeit der Masch ine für
Wartung und Reparatur
• Sicherheitsabstand zw isch en Wa nd und aus- Bild 2: Aufst ellplan einer Fräsmaschine
gefahrenem Maschi nentisch, um Unfä lle
d urch Einklemmen zu vermeide n.
"'-:m
• Ausrichten. Beim Ausrichten z. B. einer Drehma-
schine w ird der Werkzeugschlitt en in die M itte der
Füh rungsbahn gefahren (Bild 3). Dann wird an den
Stellen a, b, c und dein Laser in Längsrichtung und
an den St ellen e und f in Querrichtung aufgelegt
und die Maschine ausgerichtet. Beim Ausrichten
einer Fräsmaschine w ird der Maschinentisch ge-
nau in die Waagerechte gebracht, damit man die
anschließenden Prüfungen, z. B. die Rund lauf p rü- Richtwaage b Querlineal d
f un g d es In nenkeg els d er Frässpin del, leichte r
durchfü hren kann. Bild 3: Ausrichten einer Drehmaschine
7 .2.2 Inbetriebnahme von Maschinen oder Anlagen
Die Inbetriebnahme einer Maschine oder Anlage
erfolgt in der Regel nach einem vorgegebenen Vollständigkeit der Bau-
Schema, das für alle Maschinen ähnlich ist (Bild 1). Überpr üfen 9.r uppen un d Bauteile
Kontrollieren Uberprüfen der Betriebs-
Darüber hinaus gibt es für die spezifischen Bau- m ittel. Drücke, Spannung
g ruppen speziell e Anweisungen.
f.
Nachjustieren
Baugruppenabläufe
bringen, dass alle geforderten Leistungen erbracht Testen Gesamtabläufe
werden. Bei der Inbetriebnahme sind außerdem Dokumentieren
noch folgende Punkte von autorisiertem Personal
zu kontrollieren: 1
Maschinenkarte
• Überprüfen der Netze für Haupt- u nd Steuer- Übergabe der
Prüfdokumente
stromkreis M aschine Betriebsanleitungen
• Überprüfen der Verkabelung auf Schäden
• Kontrol lieren und Einsetzen der Sicherungen Bild 1: Funktionsplan der Inbetriebnahme von
• Überprüfen der anliegenden Spannung Maschinen und Anlagen
( ...,,1.... .;,.,11
:J~,:::~
'jJl
:U i Entf. "· Frässpindel bis zur Drehachse f. Fräskopfes
kl. u. gr. Entf. 11. Frässp.-Achse b. Oberk. Winkeltisch
kl. u. gr. E~tf. ~· Frässp.-Ac~se b. Oberk. NC-Run~tisch
120mm
115/615 mm
120/620 mm
Uni-Tisch m. Teils . 0650x395 mm
Win keltisch 900x528 mm
NC-Teilapparat
Güte rad
Besonders eei net für
Ei nzelferti un u. Werkzeu bau
.i:i Entl. 11. Fr!issp1ndelachse bis zur Drehachse f. Fraskopfes 110 mm Messt11stsystem komplizierte CNC-Friiserbcitcn
Vertikal-Werkzeugwechsl er HTC 16
7 .3 Instandhaltung
7 .3 . 1 Tätigkeitsgebiete und Definition
Der reibungslose Fertigungsprozess bei der Produktion bzw. Herstellung von Bauteilen, Maschinen oder
kompletten Anlagen sowie die maximale Ausnutzung der Lebenszeit des Bauteils, der Maschine oder der
An lage verlangen eine optimale Instandhaltung.
Unter Instandha ltung versteht man alle Maßnahmen zur Bewahrung, Feststellung, W iederherstellung
und Verbesserung des f unktionsfäh igen Zustandes einer Maschine oder Anlage. Die Inst andha ltun g
umfasst die Wartung, d ie Inspektion, die Instandsetzung und die Verbesseru ng (Bild 1).
Die Betriebe investieren aus Kostengründen nur soviel in die Inst andhaltung, wie zum Erreichen ihrer
Fertigungsziele unbedingt erforderlich ist.
Der Invest itionsaufwand hängt dabei oft von der Betriebsgröße ab. So existiert in Großbetrieben eine
Jnstandhaltungsabteilung, welche die Vorschriften des Maschinen- oder Anlagen herstellers, darüber
hinaus aber auch zusätzliche betriebliche lnstandhaltungsvorsch riften an der Maschine ode r Anlage
durchführt.
Bei mittelständischen Betrieben besch ränkt sich die Instandhaltu ng meist auf die Empfehlungen des
Maschinen- oder Anlagenherstellers. Dabei werden Arbeiten w ie z.B. Filter- oder Ölwechsel d urchge-
führt, vorgeschriebene Reinigungs- und Schmi erpläne vom M aschinenfü h rer- oder Anlagebetreuer be-
achtet und die dazu erforderlichen Arbeiten ausgeführt.
In Kleinbetrieben ist eine planmäßige Instandhaltung meist nicht organisiert. Sie hängt vom Interesse
und der Verantwortung des Bedieners der Anlage oder Maschine ab. Häufig werden erst bei Störungen
Maßnahmen eingeleitet und von fachkundig en Personen du rchgeführt.
Instandhaltung
C
Wartung Inspektion Instandsetzung Verbesserung
Ziel Ziel
Maßnahmen zu r
Feststellung und Maßnahmen zur
Maßnahmen zur Beurteilung des IST- Maßnahmen zur
Steigerung und
Verzögerung des Zustandes einer Wiederherstellung des
Verbesserung der
Abbaus des SOLL-Zustandes der
Maschine oder Anlage Funktionssicherheit
vorhandenen Maschine oder Anlage
und Ursachen· bei wirtschaftlicher
Abnutzungsvorrates ohne Verbesserung
forschung der Vertretbarkeit
Abnutzung
50
Abnutzungsgrenze
te mit einer d ickeren Verschleißschicht veiwendet, j -------------- -
so ist ein größerer Abnutzungsvorrat vorhanden. "'o ' - - - - - - - - -lnstandhaltungszeit
-- -- - -+--'I
Nutzungszeit t -
Aus kaufmännischer Sicht entspricht der Abnut-
zungsv orrat der Zeit für die Abschreibung des Bau- Bild 4: Abnutzungsvorrat durch Instandsetzung oder
teils bzw. der Maschine. Verbesserung
Instandhaltung
..
r;;;;,•1t~
,.....
Q
,
453
4 455 >
• Störungsbedingte Instandhaltung Beispiel: Der Bohrer lässt sich nicht mehr spielfrei im
Die störungsbedingte Instandhaltung erfolgt, wenn Werkzeugspanner befestigen.
eine Maschine während der Fertigung durch eine Lösung: Anhand der Ersatzteilbezeichnung der Bohr-
maschine w ird beim Maschinenhersteller ein
Störung außer Betrieb gesetzt wird oder die gefor- Werkzeugspanner bestellt und entsprechend
derte Fertigungsqualität nicht mehr gewährleistet den Anleitungen in die Maschine eingebaut.
ist. Ursache ist häufig die Erschöpfun g des Abnut-
zungsvorrats. Ist die Störungsursache ermittelt,
z. 8. ein defekter Werkzeugspanner, wird das
schadhafte Bauteil ersetzt (Bild 1). Der Ausbau des
defekten Bauteils und der Einbau des Ersatzteils
erfolgen anhand von Ausbauanweisungen und
einem Anordnungsplan aus dem Benutzerhand-
buch. Es dürfen nur die vom Maschinenhersteller
benannten Ersatzteile verwendet werden.
Beispiel: Der Keilriemen eines Antriebmotors ist eingeris- Werkzeugspanner
sen !Bild 2}. Bei der Instandhaltung muss ei n neuer Keil-
riem en e ingebaut werden. Dabei ist auf das Fluchten der Bild 1: Bohrmaschine mit Werkzeugspanner
Riemenscheiben zu achten.
• Geringer Planungsaufwand
• Betriebsgerechte Instandhaltung
Die optimale Instandhaltung für einen Fertigungs-
betrieb ist von der Betriebsgröße und der Firmen-
strateg ie abhängig. Häufig ist eine Kombination
aus vorbeug ender und zustandsabhängiger In-
standhaltung das wirtschaftlich optimale Konzept.
Die Auswechslung von Verschle ißteilen wi rd auf
das Notwendige, aber Erforderliche begrenzt und
die Instandhaltungskosten sowie die Stillstandzei-
ten minimiert. Bild 3: Schrägbettmaschine
Reinigen
Entfernen von Spänen und Schmutzpartikeln mit-
Tabelle 1: Wartungsarbeiten
tels Spanhaken oder Handbesen aus dem Bearbei-
tungs- und Maschinenraum.
Keine fasernden Lappen oder Putzwolle verwen-
den. Keine Druckluft einsetzen, da durch hohen
Druck Späne und Schmutzpartikel unter die Ab-
dichtungen der Maschine gedrückt werden kön-
nen.
Entfernen von Bewahrung der Auffüllen von
Schmieren Fremdkörpern Gleitfähigkeit Hilfsstoffen
Einölen, einfetten oder einsprühen von Gleit-
durch Putzen, durch Zufüh- z.B. Kühlmittel,
bahnen und Führungsschienen oder Werkzeug-
Saugen, rung von Getriebeöl,
spannsystemen. Vom Hersteller vorgeschriebene Verwendung Schmierstoffen Hydrauliköl,
Schmierstoffe verwenden. von Lösungs- an den Schmier- Emulsionen
mitteln stel len
Ergänzen
Kühlschmierstoffeinrichtungen und Zentralschmier- Nachstellen Auswechseln Konservieren
aggregate für Führungsbahnen nachfüllen, Ölbe-
hälter an Schmieraggregaten nachfüllen.
Nachstellen
Werkzeuge vermessen und kalibrieren. Keilriemen
oder Zahnriemen nachspannen.
Justieren ein- Austausch von Schutz gegen
Auswechseln stell barer Maße Teilen und äußere
Bei Bedarf sind Späne- und Spritzschutzeinrichtun- Hilfsstoffen Einflüsse
gen, Drehdurchführungen, Leitungen, Kabel, Beseitigung von Ölwechsel, durch
Schläuche, Abstreifer und Filter zu tauschen. Abweichungen, Filterwechsel, Abdichten,
z.B. Lagerspiel, Schlauch- Einfetten,
Konservieren Anschläge, klemmen, Anstreichen,
Werkzeuge, die z. B. gelagert werden, sind mittels Druck Dichtungen Folienüberzug
Überzug gegen Umwelteinflüsse und Korrosion zu
schützen.
Die regelmäßige Wartun g einer Maschine erfolgt am Ende eines Arbeitstages oder ei n er Schicht durch
den Maschinenführer.
Instandhaltung
..,,,. -,
l=Jlllll!I!!•
S, I 457
.
Für eine fachmännische Wartung ist es erforderlich, dass exakte A rbeitsanweisungen vorliegen . Diese
Anweisungen sind z.B. in einem Wartungs- und lnspektionsplan einer Maschine enthalten (Bild 1).
In einem beigefügten Wartungsplan sind die Wartungsarbeiten im Einzelnen aufgeführt (Tabelle 1).
Übliche Wartungs- und lnspektionsintervalle sind 8, 40, 160 und 500 und 2000 Betriebsstunden.
Das bedeutet, dass jeweils nach 8 Betriebsstunden die im Wartungsp lan genannten Wartungsarbeiten
durchgeführt werden müssen, nach 40 Betriebsstunden zusätzlich die dann geforderten Wartungsarbei-
ten, nach 160 Betriebsstunden zusätzlich die dann genannten Wartungsarbeiten usw.
500 Betriebsstunden - Kohlebürsten und Kollektoren der Elektrom otore überprüfen, reinigen, erneuern @.
- Grenzschalter und Not-Aus-Schalter auf Funktion überprüfen @.
(bei Einschichtbetrieb - Überprüfen der Schützkontakte auf Abbrand sowie der Sicherung (im Schaltschrank) @ .
vierteljährlich ) - Schlauchanschlüsse an Hydraulik-, Kühlschmier- und Schmiersystem prüfen @.
~ ~
wendet. Die Positionsnummern sind im Wa rtungs- Wartungsarbeit
und lnstandhaltungsplan angegeben, sodass eine Symbol B(~)
bar ,j,
Bedeutung Nachfüllen Öldruck Nachfüllen
eindeutige Zuordnung möglich ist.
Schmierstoff
Besonders wichtig sind der richtige Schmierstoff CG-LP 68 HLPD 22 HLPD 22
bzw. Hydrauliköl
und die Verträglichkeit von Schmierstoff und Kühl-
Schmierstelle (z) ® @
schmierstoff.
Kühl-
Stößel- Werkzeug-
• Funktionsprüfung Maschinenteil schmier- magazin
stange
Stoff
Nach Durchführung der Wartungsmaßnah men ist
die Maschine wieder in Betriebsbereitschaft zu
stellen. Absperrungen und Warnhinweisschilder
Wartungsarbeit
Symbol
Bedeutung
~ p p
Ölen per Hand Ölen per Hand
Nachfüllen
sind zu entfernen, die Energieversorgung muss
Schmierstoff CG-LP68 CG-LP 68 CG-LP 68
wieder hergestellt und das Personal inf ormiert
werden, dass die Wartungsarbeiten beendet sind.
Mit einer Funktionsprüfung muss die Arbeitsfähig-
keit der Maschine nachgew iesen werden. Tabelle 2: Wartungsliste einer Hydraulikanlage
(Ausschnitt)
• Dokumentation und Protokollierung Lfd. Arbeiten Ergebnis
Nr.
Herstellerfirmen von Maschinen und Anlagen
1 Sichtkontrolle (lstzustand)
übernehmen keine Gewährleistung für Schäden,
1.1 äußerer Zustand
wenn bei Wartungsarbeiten die verbindlichen An-
1.2 Geräusche
gaben zu den Wartungsintervallen nicht beachtet
oder falsche Schmierstoffe verwendet werden.
Alle durchgeführten Wartungsarbeiten und auf-
2 Wartungsarbeiten 1
getretenen Störungen müssen in ein Logbuch ein-
2.1 alle Baugruppen reinigen
getragen oder in einer Wartungsliste dokumentiert
2.2 Ölzustand prüfen
werden (Tabelle 2).
2.3 Ölstand ergänzen/erneuern
Die durchgeführten Wartungsarbeiten und die ein- 2.4 Ölfilter reinigen/erneuern
gesetzten Hilfsstoffe und Austauschteile sind dort 2.5 Luftfi lter reinigen/erneuern
einzutragen und die Liste ist dann vom Wartungs- 2.6 Leckagen beseitigen
personal zu unterzeichnen. 2.7 Drücke nachstellen
Abschließend ist ein Abnahmeprotokoll zu ferti- 3 Wiederinbetriebnahme 1
gen. In diesem Protokoll sind neben den Maschi- 3.1 Druck mit Prüfmanometer prüfen
nendaten auch die durchgeführten Arbeiten und 3.2 auf Leckölstrom kontrollieren
die benötigten Zeiten für die Arbeiten einzutragen.
Maschine Nr.: Datum:
Wartungs-, Inspektions- und Instandsetzungs- Wartungspersonal
arbeiten werden in der Praxis häufig zusammen Untersch rift: .
Name:.
mit Inspektionen durchgeführt.
•..
~lffll!!!!1t:.:
,,, -, .
Instandhaltung , I 459
7 .3 .6 Inspektion Senkrechtbohrmaschinen
Säulont>ohrmaschinen
Zur Inspekti on gehören all e Maß- Abnahmebedingungen
nahmen zur Feststell ung und Be- Typ _ _ _ _ Ma1eh,nen-Nummer; _ _ _ Tag; _ _ _ Abnehrn,r. _ _ __
O&ty·
Nr derPrüfung Bild mim,r Prüfenh;iitung wtJgemessen
einer Maschine. Diese Ermittl ung ist
1 Ebenheitder Stat1I· Stahllineal in den 0,1/1000 0-X
auch bei der Wa rtu ng und der In- Aufspannfläche l ineal, Richtung11nO -XundO-Y eben
(Bohrtisch/ Spion auflegen oder
sta ndsetzung notwend ig. Der IST- Grundplatte) Mit Spion Auf lage prOfen konkav
0 - X Uberdle
Zustand einzelner Bauteile durch ge$am1e
X O-Y Aufspannniche
Verschleiß und A bn utzung w ird do-
kumenti ert. 2 Rundlaul des MOH• Mes5SländeramSpindel-
~H~ ~Af.~
~
Innenkegels stiinder, stockbefestigen.
der Bohr· Me111suhr TaststihderMessuhr
Inspe ktio ne n an eine r Maschine spindel D1N878, bei a am Prüfdorn
.
PrUldorn anstellen, Bohrspindel L • 200
erfassen deren Ab nutzungszu -
a:
1ldich111nder drehenundAnle!gen o0,020
Aufnahme ablesen. b0,035
stand sowie Abweich ungen vom Messun,gbet b wieder·
Sollzust and.
b)inder
Entfernung wl •
" holen.
Mess!änge _L. bei
l • JOO
ao,025
Morset • 100 b0,050
Morse2 • 100
Neben den reinen lnspekt ionstätig - Morse3 - 200
Morse 4 • 300
ke ite n s ind d ie Bestimm un g der
Ursachen fü r Versc hl eiß und Ab- Bild 1: Erstinspektionsprotokoll an e iner S en krecht-Bohrmaschine
nutzung und die Ableitung der not-
wendigen Konsequenzen fü r die künftige Nutzung
vo n Interesse. Die Inspektion liefert somit auch In-
formationen für d ie Planung und Steuerung der ln-
standha ltungsm aßnahmen. 100
~
tung derartiger Messdaten sind we itre iche nde [ / \
Qua lifikationen von Facharbeitern erforderlich. .2' 4
C
Sie ist der aufwendigste Teil der Instandhaltung Bauteile ausbauen/ersetzen: • Nachbearbeiten
• Signalelemente, Sensoren • Auftragsschweißungen
und erzeugt in der Regel kostenintensive Ausfa ll-
• Wälzlager, Dichtungen • Neubeschichtungen von
zeiten der Maschinen. Eine Instandsetzung lässt • Zugmittel: Keilriemen, Führungsbahnen an
sich wegen korrod ierender, fehlerhaher oder er- Ketten CNC-Fräsmaschinen
Arbeitsschritte:
1. Entfernen der Gehäuseteile Pos. 10. Motorschrauben M3x8
Motor
2. Markieren der Justierpunkte auf dem Zahnrie-
men und den Zahnriem en rädern (Bild 2).
3. Lösen der drei Befestigungsschrauben und
Entfernen des verschlissenen Zahnriemens.
4. Markieren der Justierpunkte auf dem neuen
Zahnriemen. Zahnriemen dabei gespannt hal-
ten.
5. Einsetzen des neuen Riemens über die Za hn-
riemenscheiben. Übereinstimmung der Jus-
tierpunkte herstellen.
Zahnriemenrad Zahnriemen Zahnriemenrad
6. Verschieben des Motors in Richtung a (= Span-
nung) bzw. Richtung b (= Entspannung) bis die
Bild 2: Austausch des Zahnriemens am Handneigungs-
Durchbiegung ungefähr stimmt. gelenk des Gelenkroboters
7. Durchbiegung mit Durchbiegungsmessgerät
messen (Bild 3).
8. Daten zur Durchbiegung und Belastung sind
der Tabelle 1 zu entnehmen.
9. Motorbefestigungsschrauben bei richt iger
Spannung des Riemens fest anziehen.
10. Falls beim Positionieren Abweichungen auftre-
ten, müssen die Bezugspunkte neu eingestellt
werden.
11. Deckel aufschrauben, Schrauben sichern. Riemenscheibe
12. Inbetriebnahme des Industrieroboters. Motor-
Bild 3: Einstellung der Riemenspannung
befestigungsschrauben bei richtiger Spannung
des Riemens fest anziehen.
13. Inbetriebnahme des Industrieroboters.
Tabelle 1: Durchbiegung Belastung
Nach der Instandsetzung werden die durchgeführ-
Handneigungs-
ten Arbeiten dokumentiert. In einer Maschinenstö- 2,0mm 0,5- 0,9 N
gelenk
rungsliste find en sich die dabei erforderlichen In-
Handdrehgelenk 1,2mm 0,5- 0,9 N
formationen (Bild 1, folgende Seite).
B ~ !t,;:
••,•• 1 ~
7 .3 .8 Verbesserungen
TMko1tj s.11..i.... ~. - ..., IMUn4• - • ~ t011fiab 1t: f ' , ,_U
Grundlage für die Optim ierung der Anlagenverfüg- ..,,_r,;.,;;;.;.;.,,.,,.,.,-- - - -...!:E:l
Zolt BUiM j05.G4.2006:oi,1i :ü
Allf'NMidll/111111
Ar~d•.t•Mj 0'2:m:cw .!l±j
barkeit ist die A uswertung von Do kument at ionen, Zd f11de jO~.G4.200f: 11:1':0'J ili S:UU$Undue1tJ02:00:o. ...!.EJ
z.B. der Maschinenstörungsliste. BlU11"'11."JHll1dn, 1a""'ll•R""-<*RV-M'b' M~ ~ M .!.l ,.,_'11""1•"
a ....., """1j Z>hnri-oft•II RM.;..,,.,..~ .!J ~ , .........,. -.11...Jl.!i...._ •
Sie werden bei der Wartung, Inspektion und der G,yn4jl!l_ ..,.,...,,,,,,,,.,w....,., ;,,..,, ~.!J =---•nO..rchlo~
Instandsetzung geführt !Bild 1}. M .tho<Mj ....• w'- _!j
25
Im Sinne der Inst andhaltung beinhaltet die Verbes-
serung die Er höhung der Funkt ionsfäh igkeit,
20
z. B. durch Beseitigun g vo n Schw achstellen im
System oder in der Anlage.
Als Verbesserungen können wirken :
• Bauteile einbauen m it höheren Fest igkeiten und
bessere n Ve rschleißeigenschaften. Dies wird
durch geeignet e Werkstoffa uswahl, z. B. hoch-
leg ierte Stähle oder Keramik, durch Wärmebe-
handlun g, z. B. Randsch ichth ärt ung w ie Nitrie-
ren, neue Verbu ndwerkstoffe oder Beschicht un-
gen erreicht.
Bild 2: Stillstandszeiten der Baugruppen des
• Wechsel zu inst andhalt u ngsgerechter Ko nstruk- Bearbeitungszentrums
t io n: Einfache Demontage- und Montagemög-
lichkeiten für verschleißgefäh rdete Teile schaf-
- Arbeits+
fen, Zugä nglichkeit d urc h Verz ic ht auf be- 14 station
hindernd e Verkleidungen und Abdeckungen ver-
bessern, Einp lanen von Inspektions- und Di agno-
t
-" 10
12
c:J Antriebs-
kette-
CJ Förder·
semög lichkeiten in das System. C kette
l!l 8
• Systemveränderungen: Teile der Mechanik, z.B. CJ Führungen
im Get riebebau, werden durch elektrische Servo-
motoren ersetzt, elektromech anische Steue-
1
~
6
4 CJ Paletten-
rau m
rungs- und Regelungseinrichtungen durch elek- ~ ia Paletten~
tronische Komponenten, z. B. Proportionalventile. zentrum
• W echsel zu zertifizie rten Herstellern , deren Pro- Bild 3: Stillstandszeiten der Bauelemente des Paletten-
du kte höheren Ansprüchen gerecht werden. wechslers
=e1_ ... &:
' 1 .~:!•
464 t ,j Instandhaltung
Bei dem galvanischen Element Zin k/Kupfer geht die Zi nk-Elektrode (Anode) als Zn "-Ionen in Lösung, wäh-
rend an der Kupfer-E lektrode (Katode) durch Wasserzersetzung Wasserstoff entsteht. Zwischen beiden
Elektroden herrscht eine kleine elektrische Spannung, die von den Werkstoffen der Elektroden abhängt.
Durch Messungen wurden die Span-
nungen der einzel nen Elektroden- Elektrod enwerkstoffe
werkstoffe ermittelt; man nennt sie
Normalpotenziale. Sie sind in der
Spannungsreihe der Metalle aufge-
trage n (Bild 1). Li nks vom Wasser- +0,5 +1
'
stoff-Nullpotenzial stehen die uned- Normalpotenziale der Elektrodenwerkstoffe in Volt
len Metalle, rechts die edlen Metalle. Elektrochemischer Charakter ~
In einem galvanischen Element wird H'nen'mend unedel I zunehmend
das weiter links stehende Metall auf-
gelöst, z.B. bei ein em Zn/Cu-Ele-
Bild 1: Spannungsreihe der Metalle
ment das Zink (Bild 4, vorherige
Seite).
Die Größe der Spannung im galvanischen Element ka nn aus dem
Schadstelle einer Beschichtung
Unterschied der Normalpotenziale errechnet werden.
Feuchtigkeit
Beispiel: Galvanisches Element Zn/Cu. Das Normalpotenzial von Kupfer be·
trägt +0,34 V, das von Zink -0,76 V. Damit herrscht bei diesem galvanischen
Element die Spannung +0,34 V -1-0,76 V)=+ 0,34 V+ 0,76 V= 1,1 V.
Die Bedingungen für ein galvanisches Element liegen an vielen Stel- Stahlbauteil (Fe)
len bei Maschinen und Bauteilen vor. Man nennt diese Bereiche Kor-
rosionselemente. Dazu sind zwei unterschiedliche Metalle (Elektro-
den ) und etwas Flüssigkeit (Elektrolyt) erforderlich. Berührungsstelle zweier Bauteile
• Hochtemperatur-Korrosion
Bei der Hochtemperatur-Korrosion reagiert der Werkstoff direkt mit
dem angreifenden Wirkstoff, ohne die Mitwirkung von Feuchtigkeit.
Beispiel: Verzundern glühender Schmiedeteile beim Warm umformen (Bild 3).
Hierbei reagiert das Eisen {Fe) mit dem Luftsauerstoff (0 2 ) zu Zun-
der (Fe 2 0 3 ) nach der Reaktionsgleichung: 4 Fe+ 3 0 2 - 2 Fe 2 0 3
Bei normalen Umgebungstemperaturen reagieren die metallischen
Werkstoffe mit trockenen Gasen nur in Ausnahmefällen, wie z.B. mit
aggressivem Chlorgas. Mit trockener Luft reagieren die Metalle erst
bei erhöhten Temperaturen. Man nennt diese Korrosionsart deshalb
Hochtemperaturkorrosion oder einfach Verzunderung.
'"""'t4'"j
auch zu alleinigem Lochfraß mit nadelstichartigen Einkerbungen in
den Werkstoff. Diese Korrosionsart ist bei u nter Druck stehenden Lei-
t ungen und Behältern sehr gefährlich. Korrosions- ,
abtrag ;.j
• Kontaktkorrosion (Bild 3) liegt vor, wenn zwei Bauteile aus unter- Kühlwasser
schiedlichen Werkstoffen direkt aneinander grenzen und Feuchtigkeit (Elektrolyt)
(a ls Elektrolyt) vorhanden ist. Das unedlere d er beiden Metalle wird
bei diesem Ko rrosio nselem ent durch Auflösen zerstört. Bild 3: Kontaktkorrosion
Kontaktkorrosion entsteht z. B. bei Gleitlagern, wenn die Lagerbuch-
sen aus einem anderen Werkstoff als das Gehäuse hergestellt sind
oder bei Verschraubungen, w enn Schrauben und Fügeteile aus
unterschiedlichen Werkstoffen bestehen.
f ,1/·!l'
468 \ ;.;J Korrosion und Korros,onsschutz
7 .4 .3 Korrosionsschutz-Maßnahmen
Bauteile können wä hrend der Fertigung, im Teilelager oder eingebaut in die Masch ine Korrosion erlei-
den. Durch geeignete Schutzmaßnahmen kann die Korrosion verh indert werden.
Unlegierte und
niedr. leg. Stähle
Wenig korrosionsbeständig. Ohne Schutz
nur in trockenen Räumen beständig.
• () () 0 0
Nichtrost. Stahl Im Allgemeinen beständig. Korrosionsgefahr
(X5CrNiMo17-12-2) durch aggressive Chemikalien.
• • Cl Cl Cl
Aluminium und
Al-Legierungen
Im Allgemeinen recht gut beständig.
Ausnahme: Cu-haltige Al-Legierungen
• Cl Cl Cl
••... _()
Kupfer und
Cu-Legierungen
Zeichenerklärung:
Recht gut beständig, besonders die
Ni-haltigen Cu-Legierungen.
Häufig ist es aus technischen Gründen, z.B. wegen Festigkeitsanforderungen oder aus Kostengründen,
nicht möglich, den Werkstoff auszuwählen, der unter Korrosionsgesichtspunkten am günstigsten wäre.
Dann muss der vorgegebene Werkstoff durch korrosionsverhindernde Maßnahmen geschützt werden.
• Korrosionsschutzgerechte
Isolierzwischenschichten Spaltfreie Verbindungen
Konstruktion bei unterschiedlichen
Werkstoffen
Die Bauteile und Maschinen sind so zu gestal-
~
ten, dass keine korrosionsgefährdeten Stellen
vorliegen (Bild 1):
• Kontaktkorrosionsstellen ausschalten durch
gleiche Werkstoffe in der Bauteilgruppe oder
durch Isolierzw ischenschichten.
""•;:1
• Spalte vermeiden durch sachgerecht ausge-
führte Schweißverbindungen, anstelle von
Schraubenverbindungen. Verwendung ge-
schlossener Profile, z.B. Rohre.
Schweißnahtausführung
• Möglichst glatte Oberflächen schaffen, z.B.
durch Schleifen oder Polieren. ungünstig günstig
• Korrosionsschutzanstriche
Korrosionsschutzanstriche werden z.B. auf Maschinengehäusen, Blechverkleidungen oder Stahltragwer-
ken aufgebracht. Sie überziehen das Bauteil mit einer zusammenhäng enden Lackschicht, die es vor dem
Kontakt mit der Umgebung schützt. Ihre Schutzdauer beträgt meist viele Jahre.
Die Haltbarkeit des Korrosionsschutzanstrichs hängt vor allem von der sachgerechten Vorbehandlung
der zu beschichtenden Oberfläche ab. Sie muss absolut fettfrei und frei von anhaftendem Schmutz und
Rost sein. Verrostete Bauteile werden z. B. durch Strahlen oder Schleifen entrostet. Entfettet wird durch
Waschen in einer Waschla uge (Seite 252). Eine gute Haftung der Lackschicht und ein Schutz gegen Unter-
rosten wird durch Phosphatieren von Stahlteilen bzw. Chromati eren von Al-Tei len oder durch einen An-
strich mit Wash-Primer lchromat- und phosphathaltige Lösungen) erreicht.
'""'~••
. f!"IIIE!l
470
' ·~;::,
t „j Korrosion und Korros,onsschutz
---
2. Phosphat - Haftgrund
schicht, die auf einem phosphatierten Blech aufge-
tragen werden (Bild 1). Die Lacke sind aus einem 3. Lackgrundschicht
Bindemittel, z.B. Alkydhan oder Polyurethanharz, 4. Lackdeckschicht
und feinkörnigen Pigmenten gemischt. Aufwendi-
ge Korrosionsschutzanstriche, z.B. auf Pkw-Karos-
serieblech, sind aus bis zu 6 Schichten aufgebaut. Bild 1: Beschichtete Blechverkleidung
• Metallische Überzüge
Feuerverzinken. Einen guten Schutz gegen die Kor-
rosion im Freien erhält man für Stahlbauteile durch
eine Zinkschicht (Bild 2). Sie wi rd durch Tauchen
des Bauteils in ein Zink-Schmelzbad aufgebracht
(Seite 254). · 1 ,., ..
Galvanisch abgeschiedene Metallüberzüge wer-
d en zum Korrosionsschutz und wegen ihres deko-
rativen Aussehens z.B. für Pkw-Ziertei le eingesetzt.
Bevorzugte Schichtmetalle sind Nickel und Chrom
sowie Cu-Zn-Cr-Mehrfachschichten.
• Katodischer Korrosionsschutz Bild 2: Vollverzinkter Pkw-Karosserierahmen aus Stahl
• Schadensuntersuchung
Um ein e W iederho lung desselben Schad ens zu
ve rmeid en, wi rd e ine syst em atische Schadens-
untersuchung d urchgeführt (Bild 2).
• Schadensvermeidung.
Die ermittelte Schadensursache dient dem Herstell er bzw. dem Betreiber der schadhaften Maschine als
Grundlage zur Schadensvermeidung in der Zukunft und damit der Verbesserung d er Funktionssicherheit.
Schadensvermeidende Maßnahmen des Maschinenherstellers können z. B. die Verwendu ng ei nes ande-
ren Werkstoffs, die Änderung der Bauteilform, ein Überlastschutz (z.B. Rutschkupplung) sein.
Der Maschinenbetreiber kan n z. 8. einen Überhitzungsschaden durch eine verbesserte Kühlung, einen
Festfress-Schaden durch eine verbesserte Schmieru ng und Wartung oder einen Überlastungsschaden
durch eine Absenkung der zulässigen Belastung in Zukunft vermeiden.
Tabelle 1 zeigt typische Schadensbilder und d ie ihnen zugrunde liegenden möglichen Schadensunter-
suchungen.
Grobkorn:
Bauteilbruch = Kornwachstum durch örtliche • Vermeiden von Über-
hitzung
u "
Überhitzung
- Aufgeweitete Korngrenzen:
• Verwenden von hitze-
Gefügeschäden,
mikroskopisches
=
durch Wasserstoff un d hohe
Tem peraturen
beständigem oder
wasserstoffversprö-
Schliffbild d ungsbeständigem
Verzug, Beulen, Aufschmelzen:
=
Warmverformung Werkstoff
Schweißnahtfehler
u Wurzelfehler:
= zu wenig Zusatzwerkstoff beim • Prüfen von Schweiß-
gerät und Zusatzwerk-
Ultraschallunter-
Schweißen stoff
suchungen,
Bindefehler: • Beachten der Schweiß-
mi kroskopisches
=> zu niedrige Schweißtemperatur bedingungen
Schliffbild
11 REM = Rasterelektronenmikroskop
IIH''
= ~,11;;;·
~··:: 1 )
Beanspruchung und Festigkeit der Bauelemente s. // 473
Zugbeanspruchung
• Verdrehung (Torsion)
rn;I
ansprucht. F
Vielfach treten in einem Maschinenteil gleichzeitig mehrere Bean- ·-
spruchungsarten auf. So wird z.B. eine Getriebewelle durch Radial-
und Umfangskraft am Zahnrad gleichzeitig auf Biegung und Verdre-
hung (Torsion) beansprucht. In solchen Fällen spricht man von einer "
zusammengesetzten Beanspruchung.
Durch die Beanspruchung wird im Werkstück eine Spannung erzeugt. Abscherbeanspruchung
Diese ist von der Größe der Kraft und des Querschnitts, bei Biegung,
Knickung und Verdrehung auch von der Form des Querschnitts ab-
hängig. Sie wird in Newton pro Quadratmillimeter (N/mm 2 ) angege-
ben.
• Belastungsarten
Auf Bauteile einwirkende Kräfte können in ihrem zeitlichen Verlauf
unterschiedliche Größe annehmen (Bild 1, folgende Seite).
Jri
Bei statischer Belastung (Belastungsfall 1) steigt die auf ein Maschi- Verdrehbeanspruchung
nenteil einwirkende Kraft und dadurch die Spannung von null bis zu
einem Höchstwert an und bleibt dann gleich groß.
Beispiel: Die Torsionsspannung der Antriebswelle eines Ventilators steigt
beim Einschalten von null bis zu einem Höchstwert und bleibt dann
konstant.
Bei dynamischer Belastung ändern sich Größe und gegebenenfalls
Richtung der Spannung dauernd.
zusammengesetzte
Bei dynamisch-schwellender Belastung (Belastungsfall II) schwankt Beanspruchung
,f }}'
die Spannung zwischen null und einem Höchstwert.
Beispiel: Biegespannung in einem Kipphebel beim Öffnen eines Motorventils.
Bei dynamisch-wechselnder Belastung (Belastungsfall III) schwankt
die Spannung dauernd zwischen einem positiven und einem negati-
ven Höchstwert.
Beispiel: Bei einer sich drehenden Achse wechselt die Biegespannung, die
eine Zug- und Druckspannung enthält, bei jeder halben Umdrehung
ihre Richtung.
~!~~
.,..,..
1 •••••
474 ~ ',; Beanspruchung und Fest1gke1t der Bauelemente
IC
gleichmäßig zwischen einem Höchst- und einem Tiefstwert (Bild 1).
Beispiel: Torsionsspannung infolge Schnittkra ftschwankungen in einer Fräs-
spindel beim U mfangsfräsen.
Dynamisch beanspruchte Teile sind durch Werkstoffermüdung und 00 O Zeit -
Kerbw irkung stärker gefährdet als statisch beanspruchte. Aus diesem Statische Belastu ng (Belastungsfall!)
Grund liegt d ie Dauerfestigkeit (Seite 334) niedriger als die Festigkeit schwellend
statisch belasteter Bauteile.
"'
~
• Kerbwirkung C
C
Die bei Werkstücken ohne Kerben gleichmäßig über den Que rschnitt 0.
(/) 0 Zeit - -
verlaufenden Kraftlinien sind an gekerbten Querschnitten im Bereich Dynamisch-schwellende
Belastung (Belastungsfall II)
der Kerbstellen verdicht et (Bild 2). Die Spannung ist deshalb im ge-
kerbt en Bereich wesentlich größer. g>c)
N ~T
Damit kein Dauerbruch (Seite 334) entsteht, w ird bei der Berechnung ...:.: ;; 0 f------+-- \-~-
der zu lässig en Spannung a'", im gekerbten Werkstück die m aßge-
bende Grenzspannung Ui;m durch die Kerbwirkungszahl p• geteilt.
j t% f
Dynamisch-wechselnde
Die Größe der Kerbwirkungszah l ß. ist von der Form und Größe der Belastung (Belastungsfall 111)
Kerben (Bild 31, vom Werkstoff und der Beanspruchungsart abhän- g1c;t Mittelwert ' ¾
~ ~ 0 f--~---~---
gig; sie ka nn Werte zwischen 1,3 und 3 annehmen.
Als Ke rben wirken vor a llem Ouerschnittsveränderungen an einem
Bauteil, wie z. 8. Wellenabsätze, Nuten und Riefen. Grafitlam ellen in
Gusseisen mit Lamellengrafit wirken w ie innere Kerben.
l~, ~ Zeit - -
Al lgemein-dynamische Belastung
Beispiel: Der Werkstoff ei nes Zugseils für ein Gegengewicht hat eine Streck-
grenze Re= 540 N/mm 2 • Wie groß ist die zulässige Spannung bei
einer Sicherheitszahl v = 1,8?
~
12 2000 4000
than 30 microns (µm) and not vis ible to t he naked 13 4000 8000
14 8000 16000
eye. Particularly critica l are particles that a re as 15 16000 32000
large as the fit clearance of the moving parts 16 32000 64000
17 64000 130000
(Figure 2).
18 130000 0
19 260000
The so lid contaminatio n is classified in accor- 20 500000 1
dance to ISO 4406/ 1999 (Figure 3) . To determin e 21 1000000
22 2000000 4000000
the level of contamination, the sol id particles, 23 4000000 8000000
present in 100 m l of liquid, are cou nted, ordered 24 8000000 16000000
25 16000000 32000000
by size/ number and divided into areas. 26 32000000 64000000 • accordi ng to ISO 4406
Th e level of co ntamin atio n is determined by elec-
Figure 3: Determination of the level of contamination
tronic particle cou nters and is indicated by a tripl e
comb ination of n umbers, e.g. 21 / 18/ 15. lf the
System/apptication/ components Purity level
counting of particle n umbers is carried out micro-
Fresh oi l 21/19/16
scopically, it i s expressed by a double combina-
Pum ps/englnes
tion of numbers, e.g. 18/ 15th • Axial piston p umps 18/16/13
• Radial piston pumps 19/17/ 13
Many manufacturers recommend certa in purity • Gear pump 20/18/15
levels for system pressures of 100 to 160 bar in
different components (Figure 4). Figure 4: Recommended purity levels
~
476
8 Automatisierungstechnik
8.1 Steuern und Regeln .... 477
Grundlagen der Steuerungstechnik 477
Grundlagen der Regelungstechnik 479
Reglerarten .............. . 480
Unstetige Regler 480
Stetige Regler ...... .......... . 480
$,
Bauelemente elek1rischer Kontaktsteuerungen 509
Signalelemente - Sensoren 512
Verdrahtung mit Klemmenleiste ....... , ... . 517 K1 K2 K
Beispiele für elektropneumatische Steuerungen 518 ov
Ventilinseln. ............ ... . ........ 523
1
Kleinsteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542
Speicherprogrammierbare Steuerung als
modulares Automatisierungssystem ........ 545
8 Automatisierungstechnik
8 . 1 Steuern und Regeln
Maschinen und Anlagen werden mithilfe der Steuerungs- und Regelungstechnik auto m atisiert. Wird z.B.
der Antriebsmotor für die Arbeitsspindel einer Drehmaschine auf die Drehzahl 1000/ min g escha ltet , so
bezeichnet man diesen Vorgang als Steuern. Beim Regeln dagegen wird der Istwert der Drehzah l ge-
m essen, mit dem vorgegebenen Sollwert verg lichen und bei A bweich ungen korrigiert.
• Grundbegriffe
...
Druckschalter (Si gna lgeber)
Werkstück
1
Eingangs-
pneumatischen Steuerung (Bild 4) si nd die Bauele- signale
mente d u rch Leitungen nach ei nem Schaltplan
m iteina nder ve rbu nden. Bei ein er Änderung des
Ablaufs der Steuerung müssen die Leitungen neu
verlegt werden.
Stetige Regler
~~----------~---
Zeit t ----
Stetige Regler erfassen die Regelgröße x stufenlos Bild 2: Regelverhalten eines Zweipunktreglers
(stetig) und ändern dann die Stellgröße yebenfalls
stufenlos innerhalb des Stellbereichs (Bild 3). Sie
Hub e Stellgröße y
können die Regelgröße, z.B. den Füllstand eines v
Wasserbehälters, genauer einhalten als unstetige
Regler.
Um die Eigenschaften eines stetigen Reglers unter-
suchen zu können, ändert man das Eingangssignal Stellort
x sprunghaft und beobachtet, wie das Ausgangs-
signal y darauf reagiert (Bild 4). Die Art, wie sich
das Ausgangssigna l während der Beobachtungs-
ze it ändert, nen nt ma n die Übergangsfunktion
oder die Sprungantwort des Reg lers. Bei den steti-
gen Reglern unterscheidet man P-Regler, !-Regler,
Bild 3: Stetiger Regler
PI-Regler, D-Regler und PID-Regler.
1
P-Regler. Erhöht sic h z.B. infolge einer St örung der Wassenulauf
(Störg röße) im Zulaufrohr, steigt der Füllstand (Bild 31. Der mitsteigen- Regelgröße
de Schwimmer betätigt über einen Hebel das Ventil, der Zulauf w ird z. B. j sprunghafte Änderung
dadurch gedrosselt. Die Änderung der Venti lstellung erfolgt im Ver-
hältnis der Hebelübersetzung. Die Sprungantwort des Reglers ist also
der Änderung des Eingangssignals proportional (Bild 4).
plötzl iche
~~~~e;e x e =~!~1
ichung
Zeitr--
Das Ventil im Zulaufrohr muss so weit geschlossen werden, dass
t rotz höheren Zufl usses die Zulaufmenge zum Behälter gleich bleibt. Stellgröße
Dazu ist aber ein höherer Schwimmerstand und somit auch Füllstand
erforderlich. Der P-Regler hat also eine bleibende Abweichung vom
z. 8. y
! Sprungantwort
Sollwert. Ventilhub
Zeit t - -
Proportionalregler (P-Reglerl reagieren schnell auf Signalände-
rungen, besitzen aber eine bleibende Regelabweichung. Bild 4: P-Verhalten
Steuern und Regeln 481
--
1-Regler. Beim lntegralregler (1-Regler) bewirkt eine sprunghafte Än-
derung der Regelgröße eine Änderung der Geschwindigkeit der Stell-
Regel-
größe
t sprunghafte Änderung
1 Regelabweichung
größe (Bild 1) . Je größer die Regelabweichung (e2, e,) am Eingang
des 1-Reglers ist, desto schneller w ird das Stellglied verstellt (Kennli-
.,
z. B. elektr.
nien 1 und 2). Spannung'-+-~~,,--,- --
Zeit t -
Der Füllstand eines Behälters wird durch einen 1-Regler konstant ge-
Stell-
halten (Bild 21. Hat der Füllstand seinen Sollwert erreicht, ist der
Spannungsabgriff am Potenziometer gleich null. Der Motor steht still.
größe
, . B.
t Sprung-
Senkt sich der Schwimmer, erhält der Motor Spannung. Diese wird Weg des Y
um so größer, je mehr sich der Füllstand absenkt. Der Motor dreht Ventil-
schiebers
sich entsprech end der größeren Absenkung schneller. Somit öffnet Zeitt-
sich auch das Ventil schneller. Die Verstellgeschwind igkeit des Ven-
tils ist also direkt abhängig von der Regelabweichung des Schwim- Bild 1: 1-Verhalten
mers. Die Spannungsrichtung wechselt, wenn sich der Schwimmer
w ieder hebt. Dadurch ändert sich die Drehrichtung des Motors. Das
Ventil schließt sich. Der Sollwert wird ohne bleibende Regelabwei-
chung wieder erreicht.
PI-Regler. Beim PI-Regler werden ein P-Regler und ein 1-Regler pa-
rallel geschaltet. Der PI-Regler verbindet dadurch den Vorteil des P-
Reglers, die schnelle Regelung, mit dem Vorteil des 1-Reglers, der
keine bleibende Regelabweichung zulässt. Er wird z.B. bei der Lage-
regelung für die Posit ionierung des Maschinentisches bei NC-Ma-
schinen eingesetzt.
Bild 2: 1-Regler
D-Regler. Beim differenzierend wirkenden Regler (D-Regler) ändert
sich bei einer sehr schnellen Regelabweichung e die Stellgröße y
Regel-
kurzzeitig und kehrt dann wieder auf ihren ursprünglic hen Wert zu- sprunghafte Änderung
größe
rück (Bild 3). Die Änderung der Stellgröße ist umso größer, je schnel-
ler die A bweichu ng erfolgt. Da der D-Regler nur kurzzeitig die Stell- e i Regel:
größe ändert, g leicht er eine konstante Regelabweichung nicht aus. abweichung
Er kann nur zusammen m it einem P-, 1· oder PI -Regler eingesetzt t=0
1
Zeitt - - -
werden. Stell-
größe
Sprungantwort
PJD-Regler. PID-Regler wirken noch schneller als PI-Regler. Nach ei- Bild 3: 0-Verhalten
nem sprunghaft veränderten Eingangssignal (Bild 41 w ird durch den
D-E influss die Stellgröße kurzzeitig verändert (P1 ). Da nun der P-An·
te il des Reglers eine der Regelabweichung proportionale, seh r Regel-
größe
t sprunghafte Änderung
Für die Darstellung wichtiger Teile des Regelkreises werden genormte Bildzeichen verwendet (Tabelle 1).
Tabelle 1: Bildzeichen der Steuerungs- und Regelungstechnik
Bildzeichen Bedeutung Bildzeichen Bedeutung Beispiel: Druckregelung
Signal- oder
Messort, Fühler [!:] Messumformer
Regler,
'v Stellglied, Stellort [J allgemein elektr.
Stell-
1 Stellantrieb,
allgemein ö Einsteller,
allgemein
Regelstrecke
antrieb
• Elektrische Regler
In der Regelungstechnik wi rd die Signalverarbei-
tung fast ausschließlich mit elektronischen Reglern Proportionalm agnete
ausgeführt.
Beispiel: Proportionalventil mit PID-Regler
Mit Proportionalventilen wird z.B. die Geschwin-
digkeit von Hydraulikzylindern stufenlos eingestellt
(Bild 11. Sie besitzen e in en Wegaufnehmer, der
den Ventilhub elektrisch misst und in einen Steuer-
strom umsetzt. Dieser wi rd über einen PID-Regler elektronischer Regler
dem Sollwert nachgerege lt und den Proportional-
magneten zugeführt (Seite 536). Sollwert
Istwert
elektronischer
Regler
Sollwert
= =-'-- --,:>-- ----1 PT r -----+
Prop ort ional-
W egev entil
8 .2 .2 Steuerungskomponenten
Steuerungen bestehen aus Signalgebern, z. B. Schaltern und Sensoren, Steuerelementen, z. 8 . Relais
und Mikroprozessoren, Stellelementen, z. 8. monostabile oder bistabile Ventile, sowie Antriebselemen·
ten, z. B. Zylinder, Sch ütze und Motoren (Tabelle 1).
Die in Steuerungen eingesetzten Bauelemente kön nen nach der Art des Signaleingangs und d er Signal-
verarbeitu ng in drei Kategorien eingeteilt werden (Tabelle 2).
8 .2 .2 . 1 Signalarten - Signalformen
Die Signale, die von Schaltern und Sensoren ab-
gegeben werden und den Steuerungsablauf beein-
flussen, haben unterschiedliche Signalformen. Man
unterscheidet analoge, digitale und binäre Signale.
Analoge (kontinuierliche) Signale ändern sich ste-
tig mit der Eingangsgröße (Bild 1). J e größer z. B.
der W eg des Schlittens (Eingangsgröße) und da-
mit des Messbolze ns der Messuhr ist, desto grö-
ßer ist der Drehwinkel des Zeigers der Messuh r Schlittenweg -
1
den digitale Signale benötigt, so werden die ana- Bild 2: Digitales Signal
logen Signale in einem Analog-Digitalwandler in
d igitale Signale gewandelt.
unterer
8 .2.2.2 Bauarten von Signalgebern Abfra gepunkt
• Mechanische Positionsschalter
Schalter
.....
A uswertung
.........
Trägerplatte für
d ie Sensoren
Mit Schaltern w erden vor allem Bewegungsabläu-
f e und Arbeitsvorgänge an Maschinen gesta rtet Werkstück
und gestoppt. Sie sind binär arbeitende Bauteile.
Bild 3: Signalgeber in der Steuerungstechnik
Schalter werden von Hand, mechanisch, z. B. durch
Schaltnocken, elektromagnetisch oder durch Luft-
bzw. Öldruck betät igt.
Tastschalter geben nur wä hrend der Betätigung
ein Signal ab. Auch pneumatische oder hydrauli-
ttJ-,
sche Wegeventile können als Tastschalter verwen-
det werden (Bild 4) . ,~ '
Stellschalter rasten bei Betätigung ein und geben
dann ein Dauersignal ab.
NOT-AUS-Schalter sind Stellschalter mit einer pilz- Druckknopfbetätigtes Kipphebelbetätigtes
förmigen roten Betätigungskappe. Nach der Betäti- 3/ 2-Wegeventil 3/2-Wegeventil
(Tastschalter) (Stellschalter)
gung rastet der Schalter ein und darf erst nach der
Behebung der Gefahr wieder entriegelt werden. Bild 4: Pneumatische Ventile als last· und Stellschalter
8.2.2.3 Steuerelemente
Die von den Signalgebern kommenden Signale
werden durch die Steuerelemente „verarbeitet"
und das Ergebnis an die Schaltgeräte ausgegeben.
~
( E1 UND E2 0 1 0
Lösung: Die drei Signale können z. 8. durch zwei Zw ei-
druckventi le pneumatisch miteinander ver- ist gleich A)
knüpft werden {Bild 1). 1 0 0
1 1 1
8.2.2.4 Die Verknüpfung von /\ Zeichen für
UND-Verknüpfung
Signalen
Pneumatischer Relais- SPS-
Alle Signalverknüpfungen werden mit den Grund- Schaltplan Schaltung Funtionsplan
funktionen UND, ODER und NEGATION verwirk-
licht. Die Verknüpfungen können durch Funktions- mit Wegeventilen:
''•f ,i]""""
gleichungen (Scha ltalgebra), Wertetabellen, Logik- Allgemein SPS
pläne, Programme und Schaltpläne dargestellt 1 E1 EO.O
werden (folgende Seite und Tabelle 1).
~-2--(>-
l~;l~r chl;eße, E2 E0.1
• UNO-Verknüpfung A AO.O
Bei UND-Verknüpfungen erhält man das Ausgangs-
signal A nur, wenn die beiden Eingangssignale E1 mit Zweidruck-
~
ventil :
und E2 gleichzeitig vorhanden sind (Tabell e 1). K1
IA I -1
1
&
0
~
UND-Verknüpfungen können z.B. durch pneumati-
sche Zweid ruckventile oder durch zwei in Reihe ge- Relais Schließer
schaltete Schließerkontakte verwirklicht werden.
~
rungen zu entwerfen oder zu vereinfachen. Die & 0 0 0 0
Ve rknü pfungen werden dabei d urch Funktions-
0 0 1 0
gleichungen beschrieben. A
0 1 0 0
In Wertetabellen wird zu allen möglichen Kombi- Kurzform 0 1 1 0
natione n der Eingangssigna le El, E2 ... d ie sich
1 0 0 0
il
durch die Verkn üpfung ergebende Ausga ngsgröße
A dargestellt. Bei 3 Eingangsgrößen ergeben sich 1 0 1 0
&
23 = 8, bei 4 Eingangsgrößen 24 = 16 Kombinations- 1 1 0 0
A
möglichkeiten. Zur Vereinfachung werden oft nur 1 1 1 1
die Kombinationen aufgeführt, welche die A us-
gangsgröße A = 1 ergeben . Bild 1: UND-Verknüpfung von 3 Eingangssignalen
1
1
0
1
1
~
weic he (Bild 1, Seite 483) soll durch einen Lo- V Zeichen für
gikplan und durch eine Wertetabelle besch rie- ODER-Ver- 1 1 1
knüpflmg
ben werden.
Lösung: Lange Werkstücke überdecken kurzfristig alle Pneumatischer Relais- SPS-
drei Sensoren gleich zeitig. Dadurch erhält Schaltplan Schaltung Funtionsplan
man: E1 = 1 UND E2 = 1 UND E3 = 1. Nur bei
dieser Kombination darf das Ausgangssignal A mit Wegeventilen:
= 1 werden (Bild 1). L chl;eßer
~
Allgemein SPS
E1 EO.O
t>- 52 E2 E0.1
• ODER-Verknüpfung S,,!~
(E l) (Eil A AO.O
Bei der ODER-Verknüpfu ng w ird das Ausgangssig-
nal A = 1, w enn entweder das Eingangssigna l E1 =
1 oder das Eingan gssignal E2 = 1 oder beide Ein-
gangssigna le 1 sind (Tabelle 1). Die ODER-Ver-
knüpfung kan n z.B. durch ein Wechselve nt il od er
durch parallel geschaltete Sch ließerkontakte ver-
w irklicht werden.
mit Wechselven t il:
~ '~f'
(Al
Rel ais Schließer
-,
~ 1
0
~
Leitstand aus stil lgesetzt werden. Die Ver knüp-
fung sol l durch Logikplan und Wertetabelle 1 0 0 0 0
dargestellt werden.
0 0 1 1
Lösung: Wenn m indestens eines der drei Eingangssig- A
nale E1 ODER E2 ODER E3 vorhanden ist, w i rd 0 1 0 1
das Ausgangssignal A"' 1 {Bild 2). Kurzform 0 1 1 1
1 0 0 1
~
durch ein 3/2-Wegeventil mit Durchgangs-Nullstel- E1 nicht ist
gleich A
lung oder durch ein Relais mit einem Öffnerkontakt oder
verwirklicht werden. oder
-
Beispiel: Eine Meldeleuchte soll eingeschaltet werden, E1 „ A
wenn eine e lektrische Leitung bricht . Die E1--8--A
NICHT-Funktion sol l mithilfe eines Relais ver-
e, ist gleich
nicht A
wirklicht werden.
Lösung: Stromlaufplan. Wenn die Leitung im Strom- Pneumatischer Relais- SPS-
pfad 1 unterbrochen wird, fällt das Relais ab. Schaltplan Schaltung Funktionsplan
Der Öffnerkontakt im Strompfad 2 schließt und
schaltet die Meldeleuchte ein (Bild 1). Allgemein j SPS
A
T
S1o-
IE 11
Schheßer
Et
A
1 EO.O
AO.O
~
-
,,O" -Signal am Ausgang und aus einem „O"-Sig-
nal am Eingang ein „ 1 "-Signal am Ausgang.
~-'- <>-~
oder
Relaiz·rA
• Verknüpfung mehrerer Grundfunktionen Öffner
~
Bei Steuerungen we rden oft viele Grundfunktio·
nen miteinander verknüpft. Die Verknüpfungen
können auch hier durch Log ikpläne und Werteta-
bellen übersichtlich dargestellt werden. Die Logik- L+
pläne können an Rechnern mit geeigneter Soft-
ware erstellt und durch grafische Simulation ge-
überwachte
testet werden. Leitung Öffner
betätigt
Beispiel: Bei der Sortierweiche (Bild 1, Seite 483) sollen
die Verknüpfungen für folgende Betätigungen
dargestellt werden: Melde-
P1 leuchte
a) Schwenken auf Bahn 1, wenn ein langes
Werkstück an den Sensoren vorbeiläuft L-
(A1 =1)
b) Schwenken auf Bahn 2, wenn ein kurzes
Werkstück vorbei läuft (A2 = 1) Bild 1: NICHT-Funktion bei der Überwachung einer
Lösung: Die Eingangssignale E1, E2 und E3 werden fol- elektrischen Leitung
gendermaßen verknüpft {Bild 21:
a) E1 UND E2 UND E3 = A1 Logikplan Wertetabelle
b) E1 UND E2 UND E3 = A2
E3 E2 E1 E3 E2 E1 A1 A2
1 8 .2 .2 .5 Schaltgeräte und
Antriebselemente
Die A usgangssignale der Steuerelemente werden
an die Schaltgeräte ausgegeben. Dazu gehören die
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
Venti le, die Zylinder steuern, und Relais sowie 0 0 0
Schütze, die Elektromotoren zu. und absc halten.
0 0 0
Die Antriebselemente (,,Aktoren") wie Zylinder,
Motoren, Heizgeräte, Bildschirme oder Drücker 0
führen dann als letztes Glied der Steuerkette die Bild 2: Logikplan und Wertetabelle für die Steuerung
von der Steuerung vorgegebenen Schritte aus. der Sortierweiche
-
8 .3 Pneumatische Steuerungen
Unter Pneumatik versteht man die Lehre vom Verhalten der Gase, insbesondere der Luft. In der Technik
umfasst die Pneumatik vor allem die Erzeugung der Druckluft und ihre Nutzung zur Steuerung und zum
Ant rieb v on Maschinen. Pneumatische Steuerungen werden z.B. in Türschließanlagen vo n Schienenfah r-
zeugen und Kraftfah rzeugen, b ei Verpackungsmaschinen, in Handhabungssyst emen und in Mont age-
werkzeugen eingesetzt.
Bildliche Darstellung
Druckregelventil
Druckluftaufbereitung
Druckluftbehälter
Kondensatabscheider ~
Drucklufterzeugung
1 Druck Pe =A
F
.2 bar
4 3
bar_jl) 3,4
Druck in einem
Reifen
Die Einheiten des Druckes sind das Pascal (Pa) und <l: u.
das Bar (bar): u
2 g
0
0 1 "O
1 Pa= 1 __l'
m2 ,I_ = 0 ,00001 bar·, 1 bar= 10_1:J_
cm2 1l
0 ,::i
Beispiel: Zylinder (Bil d 1) mit F- 4 kN, A - 78,5 cm 2 •
Welcher Überdruck Pe entsteht?
_,
4 Bild 2: Absoluter Druck und Überdruck
Lösu ng: p = _f__ = 000 N = 5l_l'J_ = 5,1 bar
e A 78,5 cm2 cm2
, ..
triebsmotor weiterläuft (Entlastungsregelung).
8 _3 .2 .2 Pneumatische Arbeits-
elemente 1
Kolbendichtung Kolben Schaltzeichen
• Druckluftzylinder
Die Druckluftzylinder führen hin- und hergehende Bild 3: Einfachwirkender Zylinder
Bewegungen aus. Man unterscheidet einfachwir-
kende und doppeltwirkende Zyli nder. Dämpfungszapfen
Beim einlachwirkenden Zylinder verschiebt die
Druckluft den Kolben nur in eine Richtung (Bild 3).
Eine eing ebaute Feder holt den Kolben in seine
Ausgangslage zurück.
Bei doppeltwirkenden Zylindern wird der Kolben
in beiden Richtungen durch Druckluft bewegt (Bild
4). Zylinder m it eingeba uter Endlagendämpfung
bremsen den Kolben am Ende des Hubes ab. Die
Drosselventile für die Endlagendämpfung
vom Kolben verdrängte Druckluft kann nicht mehr
durch die g roße Mittelbohrung entweichen, weil
diese durch den Dämpfungszapfen gesperrt wird. Schaltzeichen ~ 1 11 :
Sie muss jetzt den engen Drosselspalt durchströ- ~ü;ii~~~~elt wirkende „l,"1--L-,J~--r ...,,~E====~I~
men und baut dadurch einen Gegendruck auf. Der
mit ohne
Kolbe n w ird elastisch abgebremst u nd fährt mit Endlagendämpfung
verminderter Geschwindigkeit in seine Endlage
ei n. Die Geschwindigkeit lässt sich du rch Verä n- Bild 4: Ooppeltwirkender Zylinder mit beidseitiger
dern des Drosselspaltes einstellen. einstellbarer Endlagendämpfung
-~
~
492 Pneumatische Steuerungen
=~
ein zweites Band von außen vor Verschmutzung ge~
schützt. Bei anderen Bauarten wird ein Seil oder
Band am Kolben befestigt, das durch die Zylinder- '""'""' """'"'" '""".""'"' ~
a}Q=
deckel geführt und umgelenkt wird (Bild 2). Der Mit-
nehmer wird bei allen Bauarten auch als Lau/schlit-
ten ausgeführt, der auf dem Zylinderrohr läuft und 1
durch Krähe belastet werden kann. Kolben Zylinderrohr Umlenkrolle
Wirksame Kolbenkraft
F=Fth -FR
F= F,h ·11
F=p, ·A· ~
l. ~ -
Po
~8
Bild 3: Kolbenkräfte bei Zylindern
Die wirksame Kolbenkraft bei Zylindern mit einsei-
1
tiger Kolbenstange ist beim Einfahren kleiner als
beim Ausfa hren, weil die wirksame Kolbenfläche
um die Fläche der Kolbenstange geringer ist. A~
~
Beispiel: Pneumatikzylinder (Bild 4)
Wirksame Kolbenkraft beim Ausfahren:
Pe= 6bar A
~r~
U- ~F·,~
F-Pe · A · 11=
= 60__1::1_, " ( 10 cml' , 0,90 = 4241 N
2
cm 4
Wirksame Kolbenkraft beim Einfahren:
F = P, ·A - ~=
t~ 1 "=0.85
Pe = 6 bar
= 60__1::1_. " . (10'-2,5' 1 cm' . 0,85 = 3755 N
cm 2 4 Bild 4: Kolbenkräfte beim Ausfahren und Einfahren
-
Pneumatische Steuerungen 493
• Druckluftmotoren
Druckluftmotoren treiben Schrauber, Handschleif- Druckluft-Lamellenmotor
geräte, Hebezeuge und andere Maschinen mit dre-
für eine Drehrichtung
hender Arbeitsbewegung an. Sie werden als La-
mellen-, Kolben- und Zahnradmotoren gebaut.
Druckluft-Lamellenmotoren bestehen aus dem Ge-
häuse mit zylindrischer Bohrung und dem Rotor mit
den Lamellen, die den sichelförmigen Arbeitsraum
in mehrere Druckkammern unterteilen (Bild 1). Die
durch die Druckluftzuführung einströmende Druck-
luft dreht den exzentrisch gelagerten Rotor über die
in Schlitzen radial verschiebbaren Lamellen. Da sich
die Druckkammern bei der Drehung vergrößern,
entspannt sich die Druckluft und strömt dann durch
Druckluftzuführung Druckluftzuführungen
den Auslass ins Freie. Das abgegebene Drehmo-
ment des Motors hängt vom Druck der Luft und von Schaltzeichen von Druckluftmotoren
der beaufschlagten Fläche der Lamellen ab. Druck-
luftmotoren für zwei Drehrichtungen besitzen zwei
Druckluftanschlüsse, die je nach der gewünschten
K~ns!antmotor
m1te1ner
Stromrichtung
Q= Verstellmot o r
mit zwei
Stromrichtungen
'v=
Drehrichtung des Motors abwechselnd über ein
4/2-Wegeventil mit Druckluft versorgt werden. Bild 1: Druckluft-lamellenmotor
•
fertiges Werkstück
Fall-
Magazin
Doppelt wirkender Zylinder 4A1
zum Auswerfen
Gehäuse (nicht dargestellt)
8 .3.2.3 Ventile
Bei den Ventilen unterscheidet man nach der Funk-
tion Wege-, Sperr-, Strom- und Druckventile.
• Wegeventile
Wegeventile bestimmen Start, Stopp und Durch-
flussrichtung der Druckluft. Mit ihnen werden des-
halb die Bewegungen von Zylindern und Druckluft-
motoren sowie die Schaltstellungen anderer We-
geventile gesteuert.
Funktion (Bild 1). Die unterschiedlichen Verbin- Druckanschluss
1
dungen (Wege) zwischen den A nsch lüssen eines
Schaltstellung a sinnbildlich Schaltstellung b
s
Wegeventils werden durch Verschieben des 4 2 4 2 4 2
~ ij
Steuerkolbens hergestellt. In der Schaltstellung a
wird die Druckluft vom Druckanschluss 1 zur
linken Arbeitsleitung 4 geleitet. Der Kolben des Zy- 513 513 513
linders fährt aus. Die vom Kolben im rechten Zylin- Schaltzeichen
derraum verdrängte Luft entweicht über die
Arbeitsleitung 2 des Wegeventils zur Entlüftung 3. Bild 1: Darstellung von Wegeventilen
1
Symbole der Betätigungen werden links und rechts MI Hebel ©=[I Rollenstößel
~
pedalbetätigte Ventile „direkt" ausgelöst. Bei einem
Druckluftschrauber z.B. sitzt das 3/2-Wegeventil im r • - Druck- 3/ 2 -Wegeventil
Gehäuse und wird durch die Drucktaste geöffnet taste
und geschlossen (Bild 1). In der Schaltstellung „a" Wegeventil
erhält der Druckluftmotor Luft. Die Schraubspindel 1
Druckluft- IPI JI RI
dreht sich. Wird der Handhebel des Ventils losge- luhaustritt Quelle
lassen, drückt die Feder das Ventil in die Stellung
,.b". Die Luftzufuhr zum Motor wird gesperrt. Bild 1: Direkte Steuerung eines Druckluftmotors
• Sperrventile
Sperrventile verhindern den Durchfluss der Luft in
einer Richtung. Bild 2: Indirekte Steuerung eines Druckluftzylinders
Das Sperrelement wird von der Druckluft so ver-
schoben , dass immer ein Anschluss nach außen
gesperrt wird.
Rückschlagventile lassen die Luft von A nach B
durchströmen, sperren aber den Durchfluss in der
Sperrrichtung von B nach A (Bild 3).
Wechselventile besitzen zwei wechselseitig sperr- A
bare Anschlüsse P1 und P2 sowie einen Ausgang A
(Bild 4). Wird entweder der Eingang P1 oder der
~
Eingang P2 mit Druckluft beaufschlagt, sperrt das Bild 3: Rückschlagventil Bild 4: Wechselventil
Sperrelement den nicht beaufschlagten Eingang ab
und die Druckluft gelangt zum Anschluss A. Ein Wechselventil wirkt als logische ODER-Verknüpfung.
Mit Wechse lventilen kann z. 8. ein doppeltwirkender Zylinder von zwei räumlich getrennten Stellen aus
gesteuert werden (Bild 5). Der kolbenstangenlose Zylinder 1A1 betätigt die Schiebetür zum A rbeits-
raum einer Drehmaschine. Mit den beiden Wegeventilen 1S1 oder 1S2 wird das Venti l 1V3 in die St el-
lung „a" geschaltet und die Schiebetür damit geöffnet. Mit den Ventilen 1S3 oder 1S4 wird sie w ieder
geschlossen.
Ko lbe nstangenloser
Zylinder \
Tür
1S11S3 1S21S4
®
Drosselventile haben eine konstante oder eine ein-
stellbare Engstelle (Drossel), welche den Durch-
einstellbares
fluss der Luftmenge beeinflusst (Bild 4). Drosselventil Schalt-
zeichen
Drosselrückschlagventile werden von der Druck- ::::;> freier Durchfluss
luft in einer Richtung frei durchströmt, während <~= gedrosselter Durchfl uss
1
der Durchfluss in der Gegen richtung gedrosselt
w ird (Bild 5). Das Drosselrückschlagventil wird Bild 4: Drossel- Bild 5: Drosselrückschlagventil
ventile
meist in d ie Arbeitsleitung auf der Kolbenstangen-
seite eingeba ut, wenn die Ausfahrgeschwindigkeit
des Kolbens eingestellt werden so ll (Abluftdrosse-
lung). Durch den Strömungswider sta nd des Dros-
se lrücksch lagventils baut sich ein Gegendruck auf.
Der Kolben wi rd „eingespannt" und fährt dadurch
gleichmäßiger aus.
So können z.B. bei dem pneumatischen Greifer
eines Roboters die Schließ- und die Öffnungsge- Drosseln in den Anschlüssen
schwindigkeit mit den eingeschraubten Drosse l-
ventilen eingestellt werden (Bild 6). Bild 6: Pneumatischer Greifer mit Drosseln
Pneumatische Steuerungen 497
-
8 .3 .2 .4 Zeitelemente in der Pneumatik
Ventile, die ein Ausgangssigna l erst nach einer ein-
Drosselrück- Steuerkolben
gestellten Zeit (zeitverzögert) weiterleiten, werden schlagventil Luftbehälter
a ls Verzögerungsventi le bezeichnet (Bild 1).
Das Zeitverzögerungsventi l setzt sich aus einem
3/2-Wegeventil (in Sperrnullst ell ung oder Durch-
flussn ullstellung). e inem Drosselrücksch lagventil
und einem kleinen Luftspeicher zusamm en, die zu
einer Baugruppe zusammengefasst sind.
Tellersitz
• Zeitelement als Einschaltverzögerung Rückstellfeder
des Steuer-
Die Einschaltverzögerung gibt das Eingangssignal kolbens
verzögert weiter, sodass das Ausgangssig nal erst
Rückstellfeder
nach der eingestellten Zeit ansteht (Bild 3).
Die Zeitverzögerung w ird am verstellbaren Durch-
flussquerschnitt am Drosselrückschlagventil einge-
stellt (Bild 1). W ird dann am Steu era nschluss 12
Druck ange legt (1 -Sign al), so muss die Druckluft
durch das Drosselventil und fü llt den Luftspeicher.
Im Luftspeicher baut sic h Druck auf, der den
Steuerkolben des 3/2-Wegeventils belastet. Ist die Bild 1: Zeitverzögerungsventil
aus dem Druck resultierende Kraft größer als die
Vorspannkraft der Feder am Steuerkolben, schaltet
das 3/2-Wegeventil und die Druckluft fließt von 1
nach 2. Die Verzögerungszeit ist d ie Ze it zum
Drucka ufbau. Fällt a m Steue ra nsch lu ss 12 die
Druckluft ab, so drückt die Feder den Steuerkolben
sofort w ieder in die Ruhestellung, denn d ie Steuer-
luft entweicht über das Rückschlagventil.
Beispiel: Ein doppelt w irkender Zylinder soll nach Betäti-
g ung eines Signalelements ausfahren und
nach 20 Sekunden wieder automatisch zurück-
fahren.
Lösung: Bei der Steuerung (Bild 2) erhält das Zeitverzö-
gerungsventil 1V1 seine Steuerluft aus der Ar- Bild 2: Zeitabhängige Steuerung
beitsleitung 4 des 5/2 Wegeventils, wenn dieses
von 1S1 auf St ellung a geschaltet wi rd. Nach
Ablauf der Verzögerungszeit t = 20 s wird 1V2
von 1A1 w ieder zurückgeschaltet, 1A fährt ein.
1
selt durch das Rückschlagventil und schaltet das
3/2-Wegeventil und die Druckluft fließt von 1 nach
2. Verschw indet am Steueranschluss 12 das 1-Sig-
nal, so kann die Fed er das Ventil nicht sofort in
<~---
2
1 - --
• Druckventile Schaltzeichen:
Druckbegrenzungsventile sichern Druckbehält er,
Druckbehälter m it
Leitungen und Bauelemente gegen unzu lässig ho- Manometer und
hen Druck (Bild 1). Sie sind i n der Ruhestellung ge- Druckbegrenzungs-
schlossen. Das Sperrelement öffnet die Entlüftung ventil
ins Freie, wenn die von der Druckl uft auf das Sperr- ~n~'l?,~~eng ~ ' ,
element ausgeübte Kraft größer w ird als die ein-
gestellte Federkraft. L___r--,-_._,._~= " -
Druckregelventile halten den Druck in der Pneuma-
tikanlage konsta nt. Sie sind in der Ruhestellung ------
offen. Die Regelung des Druckes erfolgt über eine
Membrane, auf die von oben der Arbeitsdruck und
von unten die Kraft der Einstel lfeder wirken (Bild 2). Bild 1: Druckbegrenzungsventil
Sinkt der Arbeitsdruck, weil Luft zu den Zy lindern
strömt, dann drückt die Feder über Membrane und
Stift den Venti lteller nach oben. Dadurch ka nn
Dru ckl uft durch den Ringspalt so lange in d ie
Arbeitsleitung strömen, bis der steigende Arbeits-
druck die Membrane in die Ausgangslage gedrückt
hat. Steigt dagegen der Druck in der Arbeitsleitung Stift
z.B. durch Erwärmung an, hebt die Membran vom
Stift ab und Luft kann von der Arbeitsleitung über Membrane Feder
die Entlüftungsbohrung im Gehäuse ins Freie ent-
weichen. Entlüftungs-
bohrung R
8 .3 .2 .5 Eigenschaften der
Pneumatik
Pneumatische Steuerungen werden wegen derbe-
sonderen Vorteile der Pneumatik und durch das
Zusammenwirken mit elektrischen und elektroni-
schen Ko mponenten vielfältig eingesetzt (Seite Bild 2: Druckregelventil
518).
3
4
Welche Vorteile hat die Pneumatik?
2 Welche Anforderungen werden an das Druck-
luftnetz gestellt?
Wozu braucht man Aufbereitungseinheiten?
Bei welchen pneumatischen Steuerungen
wird m it ö"lfreier Druckluft gearbeitet?
7 Skizzieren Sie das Schaltzeichen eines 5/3-We-
geventiles, bei dem in der Mittelstellung alle
Ansch lüsse gesperrt sind und das durch einen
Hebel b et ätigt wird .
8 Welche Signalverknüpfung ist mit Wechselven-
til en möglich?
5 Welchen Vorteil haben kolbenstange nlose 9 W arum bezeichnet man die Funktion von Zwei-
Zylinder? druckventilen auch als „ UND"-Verknüpfung?
6 Mit welchen Bauelementen kann die Ge- 10 Welche Aufgaben haben Druckbegrenzungs-
schwindigkeit von Zyl indern eingestellt wer- ventile und Druckregelventile?
den?
-
Schaltkreis 1 Schaltkreis 2
Antriebe
(Aktoren)
Ventile
(Prozessoren)
Signalgeber
(Sensoren)
Versorgungselemente
8 .3 .4 Systematischer Schaltplanentwurf
Sollen Schaltpläne oder Programme der Automa- Tabelle 1: Steuerungsarten
tisierungstechnik systematisch entworfen und ge-
Verknüpfungssteuerungen Ablaufsteuerungen
plant werden, so stehen untersch iedliche Werk- (kombinatorische (sequentielle
zeuge für verschiedene Steuerungsarten zur Ver- Steuerungen) Steuerungen)
fügung. Für Verknüpfungssteuerungen (kombina- • Funktionstabelle GRAFCET
torische Schaltungen) werden vor allem Funk- • Funktionsgleichung (ÖNORM EN 60848)
tionstabellen verwendet (Tabelle 1). Mit ihnen • Funktionsplan (Logikplan)
können die Zusammenhänge zwischen den Ein-
und Ausgangsvariablen dargestellt werden.
Automatisierungsaufgaben, bei denen unterscheid-
bare Aktionen in einer prozess- oder zeitgesteuer-
ten Reihenfolge hintereinander oder auch para llel
ablaufen werden mit der Entwurfssprache GRAF-
CET (ÖNORM EN 60848) systematisch beschrieben.
E2 E1 A
1$2 1$1 14 Es ergeben sich die Funk-
tionsgleichungen:
1 0 0 0
A = (E 1 A E2) v (E1 A E2)
2 0 1 1
oder:
3 1 0 1 14 = (1$1 , 1S2) v (151 , 1S2)
Bild 2: Funktionsplan (Logikplan)
4 1 1 0
~~
3 12 ~~~"
1
Die Lösung der Schaltung w ird a ls Exklusiv-Oder- -
~ ,,Automatikbetrieb"
Teil-GRAFCETs für Betriebsarte nfunktionen (Au -
tomatik-, Tippbetrieb usw.). Man verwendet dabei
z.B. Makroschritte (in Bild 2 den Makroschritt M3).
EJ
Bild 2: Elemente eines GRAFCET
• Strukturteil (Bild 3)
• Startschritt
Der Start- bzw. Initialisierungsschritt gibt die Aus-
gangsstellun g einer Steuerung an. Er erhält die Startschritt
Nummer O in einem doppelten Rahmen. Damit 0
w ird der Ablauf in Gang gesetzt.
• Schritt
Jeder weitere Schritt wird meist mit einer Zahl in
[J X2 Schritt
Schrittvariable
von Schritt 2
• Wirkungsteil
a. 0-1 Aktionl H Aktion 2 H Aktion 3
r
J ed em Ablaufschritt werden eine oder mehrere Ak-
tionen zugeo rdnet. Ist der Schritt aktiv, we rden die-
se Aktionen au sgefü hrt. Eine Aktion w ird als Recht-
b. 0-pAktion l 1 QAktion 2 1 Aktion 3
1
Der Wert einer Variablen bleibt so lange gespei- bis sie bei Aktivierung von
chert (3Ml:= 1), bis er d urch eine andere Aktion Schritt 11 bzw.
bei Deaktivierung von
verändert wi rd (3Ml:= 0). Schritt 12 den Wert O erhält.
(Bei Verlassen von Schritt 12)
Der Wert einer Variablen kann sich bei Aktivieru ng
(t) oder bei Deaktivierun g eines Schrittes (1 - nur
m it SPS mög lich) ändern (Bild 3). .---, ~ Ist Schritt 9 aktiv und ändert 261
Beispiel: Hubeinrichtung
Verschiebezylinder 2A1 ;-··- -']
Das Technologieschema (Lageplan) zeigt in einer
übersichtlichen Skizze die Anordnung der verwen- ·-·, " ®'oc:,i.-a
I b;
deten Bauteile und lässt den Ablauf erkennen:
Werkstücke werden durch den Hubzylinder 1A1 an- c:::>
gehoben und in der oberen Endlage durch den Ver-
schiebezylinder 2A 1 auf eine Rollenbahn gescho-
ben. Danach kehren beide Zyli nd er in die Aus-
gangsstellung zurück (Bild 1).
Hubzylinder lA 1
Der Bewegungsablauf lässt sich in Kurzschreibwei-
se w ie folgt angeben (+ = aus-, - = einfahren):
1A1+ 2A1+ 1A1- 2A1-
Bild 1: Technologieschema der Hubeinrichtung
GRAFCET lässt unterschiedliche Darstellungen zu.
Während der GRAFCET-Plan nach Bild 1, Seite
501, den Ablauf der Hubeinrichtung auf der Aktor-
ebene beschreibt, ist der GRAFCET nach Bild 2 für
eine pneumatische Steuerung mit bistabilen Stell-
elementen (5/2-lmpulsventilen) mit kontinuierlich ,,Startbedingung"
wirkenden Aktionen erstellt.
Der Steuerungsablauf ist in 5 Ablaufschritte geglie- ,.Heben"
dert. Der Startschritt O kennzeichnet die Ausgangs-
stellung der Steuerung unmittelbar nach dem Ein-
schalten. An den Übergängen zwischen den Schrit- ,. Verschieben"
ten sind die Bedingungen aufgeführt, die für das
Weiterschalten der Steuerung notwendig sind.
Schritt „ 1" z.B. wird erst ausgeführt, wenn „Hubzylinder
einfahren"
• der Starttaster 153 gedrückt wird,
• das Hauptventil OV1 in Schaltstell ung „a" steht,
,,Verschiebe-
• der pneumatische Näherungsschalter 181 durch zy !inder
den Zylinder 1A1 betätigt ist einfahren"
• und der pneumatische Näherungsschalter 281
durch den Zylinder 2A 1 betätigt ist.
Bild 2: GRAFCET der Hubeinrichtung
Schaltpläne zeigen die Funktion einer Steuerung in
der gewählten Technik, z.B. Pneumatik, und die
Verbindung der einzeln en Elemente der Steuerung
untereinander (Bild 3). Die Bauteile eines Schalt-
plans werden nicht nach ihrer Lage, sondern ent-
sprechend ihrer Funktion übersichtlich in den
Funktionsebenen Versorgungs-, Signal-, Verknüp-
fungs-, Stell - und Antriebselemente (von unten
nach oben) angeordnet.
1 ~
2
:~:
t
14 m 4
r---
lfill '
,z'
llfill
1
Bild 3: Pneumatisch e Lösung mit Druckschalter Bild 4: Pneumatische Lösung mit Zeitfunktion
-
Pneumatische Steuerungen 505
Im Strukturteil können die einzelnen Schritte der Bild 1: Technologieschema der Förderanlage
Steuerung abgelesen werden. Sie wechseln stän-
dig mit den Transitionen ab.
Im Wirkteil werden innerhalb des Rechteckrah-
mens jedem Ablaufschritt eine oder mehrere Ak- "Grundstellung"
tionen zugeordnet.
Das Einfahren des Verschiebezylinders 3A 1 ist
"Sperrzylinder
nicht dargestellt, da, sobald die Transition (4) mit einfahren"
2S4 eriüllt ist, der Zylinder 3A 1 wegen der Verwen-
dung eines 5/2-Wegeventils 3V1 mit Federrückstel- "Sperrzylinder
lung sofort wieder einfährt. ausfahren"
Heben
~
1
14
r--i>-
1
12
-<1-----r----
14
~ 1
r
1 1
1 2 1
1
Diese Tec hnik ist heute in der Pneumatik eher sel- [fü] 4 ~ 4
ten.
[ill)4--
14 14
13
, • ffi~
1 3 1
-Grundstell ung" l 1 (1A1+ 1 1 3
------------- -t-----------·
2A1+1 • II (2A1- 1
14[§} 4 - - - - - - - - - - - -- -- - 1A 1-) -----~
•Zylinder 1A1 nach rechts·
lilll,-------- -----------------------~
"Eintauchzylinder 2A 1 absenken" 1t2t 21
~
"Eimauchzylinder 2A 1 auffahren·
8 .3 .6 Vakuumtechnik
Vakuumsysteme in der Handhabungstechnik stel-
len eine w ichtige Erweiterung der Einsatzmöglich-
keiten von Pneumati k (Fluidmechanik) dar. Mit ih-
nen lassen sich Bauteile mit g latter bis rauer Ober-
fläche unterschiedlicher Werkstoffe (z.B. aus Me-
tall, Kunststoff, Holz, Papier) sowohl mit ebenem
a ls auch m it gekrümmten Profilen transportieren.
Die Systeme bestehen aus einem Sauggreifer, ent-
sprechenden Befestigungselementen und Ver-
schlauchungen sow ie dem eigentl ichen Vaku um- Bild 1: Sauggreifer bei Blechteilehandling
erze uger (Bild 1 und Tabelle 11. Filter schützen
diese Einheit, Druckschalter und Messkomponen-
Tabelle 1: Symbole aus der Vakuumtechnik
ten für den Unterdruck sorgen für einen sicheren
Ejektor,
Betrieb des Vakuumsystems.
0 Filter
~ einstufi g
~
Ejektor,
• Vakuumbegriff 0 Manometer
mehrstufig
Man spricht von einem Vaku um oder besser vo m Flachsauggreifer,
Unterdruck, wenn in einem geschlossenen Raum ~ Einfachlippe ~ Schalldämpfer
trägt.
- Unterdruck/Vakuum Überdruck
Das Va kuum wird als Relativwert angegeben, d. h.
-1000 - 500 +500 + 1000 mbar
der Unterdruck wird in Bezug zum Umgebungs-
druck angegeben . Er hat stets ei n negatives Vor-
Umgebungsdruck
zeichen, weil der Umgebungsdruck als Bezugs-
punkt mit O mbar dient (Bild 2).
Bild 2: Vakuum als Relativwert p.,.
Üblich sind d ie folgenden Arbeitsbereiche:
• Dichte Oberflächen (Metall, Kunststoff usw .) mit
B
- 600 mbar bis -800 m bar
• Poröse M ateri alien (Spanplatten, Kartonagen
usw.) mit-200 mbar bis -400 mbar.
===>
A
• Vakuumerzeuger
Der Ejektor ist ein pneumatischer Vakuumerzeu-
ger (Bild 3). Die Druckluft strömt von A nach B in
die Venturidüse'. Nach dem Austritt aus der Düse Bild 3: Funktionsprinzip eines Ejektors
strömt die expandierende Luft in den Schalldämp-
fer C. An der engsten Stelle von B entsteht ein
Unterdruck. Dieser entstehende Unterdruc k wi rd
zum Absaugen v on Luft in der Anschlussleitung D
benutzt. Schl ießt man einen Sauggreifer an den
Ansch luss D des Vakuumerzeu gers an, so w ird
demnach die Luft zwischen Sauggreifer und Werk-
stück abgesaugt, sobald er die Oberfläche berührt.
Der umg ebende höhere A tmosphärendruck d rückt
den Sauggreifer fest auf das Werkstück (Bild 4) .
Diesen Zusammenhang beschreibt das Gesetz von
Bild 4: Anpressung durch Atmosphärendruck
Bernoulli 2, nach dem ein Anstieg der Strömungs-
geschwindigkeit in der Engstelle der Düse mit 1 Giovanni Battista Venturi, itat. Physiker (1746-1822)
einem Abfal l des Druckes verbunden ist. 2 Daniel Bernoulli, schw eizer Physiker (1700-1782)
~
508 Pneumatische Steuerungen
>l
ger lassen sich schnell evakuieren, da sie ein ge- element
ringes inneres Volume n besitzen . Sie w erden bei
ebenen oder leicht gewölbten Oberflächen einge-
setzt. Die Balgsauger eignen sich für unebene Flä-
chen (Bild 1 und Tabelle 1). Balgsauger
1
1A1
Schwenk-
zylinder
8 .4 Elektropneumatische Steuerungen
In elektropneumatischen Steuerungen werden die Pneumatischer Leistungsteil Elektrischer Stromlaufplan
Vorteile der Pneumatik m it den Möglichkeiten der 181 1 +24 V 1 2
0
Elektrik verknüpft. Eine Schaltung hat immer zw ei
Teile (Bild 1). 13 S2 E-
13
S1 E-
Die Pneumatik erzeugt im Leistungsteil der Schal-
tung die Bewegungsenergie an den Aktoren (Zy- 1t
lindern). Die elektrische Energie w ird eingesetzt, 161 I!)-
um Signale m itte ls Taster oder Sensoren zu erfas- 4
~~
Schaltzeichen dargestellt (Tabelle 1). Durch Drücken Näherungs-
betätigter Taster E~ schalter
Näherungsschalter (Reed-Kontakt)
1
Annäherung eines Maschinenteils oder Werkstü-
1 ) BN
ckes ohne mechanische Berührung. Dazu zählen
magnetische, induktive, kapazitive und optoelek-
161 BK
tronische Sensoren (Seite 514). l-"-1
Sie besitzen kleine Abmessungen, sind versch leiß-
H BU
frei und haben hohe Schaltgeschw indigkeiten. Sie
werden im Schaltplan mit „B" bezeichnet . Bild 3: Signalelemente und Sensoren
~
510 Elektropneumat,sche Steuerungen
1
die Öffner haben die Ziffern 1 und 2. Schaltzeichen
Spule Offner Schließer
Befinden sich mehrere Schließer oder Öffner auf
einem Relais, werden diese mit Ordnungsziffern Bild 2: Relais mit Schließer- und Öffnerhilfskontakten
1, 2, 3 usw. zusätzlich durchnummeriert.
Schaltzunge ,--- Ordnungsziffern
Vielfach werden an Relais auch Wechsler statt ein-
y yy
fache Schließer und Öffner eingesetzt. Dadurch
werden die schaltungstechnischen Möglichkeiten
größer.
In der Elektropneumatik befinden sich am Relais
häufig drei Schließer und ein Öffner. Damit lassen
K1 i -~t-1--1--r
A1 \
2
14 24 34
41\
42/
Fun~ionsziffern
Ki Spule NO NO NO NC
sich ohne großen Aufwand die Einzelschritte von
Ablaufsteuerungen nach einem üblichen Industrie-
standard aufbauen (= löschende Taktkette, siehe
A1 n A2
NO normally open NC normally close
(: Schließerfunktion) (=Öffnerfunktion)
• Zeitabhängige elektromagnetische
Schalter
Laufzeit-
Zeitabhängige elektromagnet isch e Scha lter be- einsteller
zeichnet man in der Steuerungstechnik als Zeit-
relais (Bild 1). Sie besitzen einen A nschl uss an
eine Versorgu ngsspan nung A 1- A2 und Schließer, Sichtfenster
für einge-
Öffner oder auch Wechs ler, die zeitverzögert be- stellten
tätigt werden. Zeitbereich
Bei den Zeitrelais in der Steuerungstechnik unter- Sichtfenster
scheidet man vor allem zwischen den einscha lt- für einge-
Gerätekenn- stellte
oder ausschaltverzögernden Relais (Bild 2). zeichnungsschild Funktion
Das einschaltverzögerte Relais schaltet erst n ach
Bild 1: Zeitrelais mit unterschiedlichen Zeitfunktionen
einer e ingestellten Zeit „t" den entsprechenden
Schließer oder Öffner. Diese fa llen sofort auf den
Einschaltverzögerung
Signalzustand „O" zurück, wenn die Betätigung
C""J
~~~~~~~f
des Zeitrelais entfällt. Bei den ausschaltverzöger- A1-A2 1
ten Relais werden die Schließer und Öffner sofort
betätigt. Bei Spannungsabfall an den Ansch lüssen 17- 1 8 f : E
A 1-A2 beginnt d ie Ausschaltverzögerung: Erst A2 18 28 36 46
nach der eingestellten Zeit am Drehpotenziometer t „ Verzögerungszeit
Ausschaltverzögerung
(Verste llw iderstand ) fallen die Schließer und Öff-
ner wieder in ihren Grundzustand zurück.
Die Zeitbetätigung der an der Schaltzunge betätig-
ten Schließer und Öffner wird durch einen Halb-
kreis (,,Fallschirm") symbolisiert. Zu beachten ist
ebenfal ls die vom norma len Relais unterschiedli-
A1 - A 2 ~
17-18 ~ ~~tlt)
A2 18 28
1
36
Fun~tionsziff~r /
46
• Magnetventile
Magnetventile sind elektropneumatische Wandler.
Sie bestehen aus einer Magnetspule, der elektri-
schen Schaltkomponente und einem Pneumatik-
ve nt il. Fließt durch die Magnetspule ein elektri-
scher Strom, w ird ein elektromagnetisches Feld
aufgebaut, das den Spulenanker bewegt. Dieser
Spulenanker i st mit dem Ventilstößel verbunden,
der den Luftdurchfluss steuert, indem er Schieber
oder Venti lstöße l bewegt und so die Schaltstellung
verändert (Bild 3). Beim Schaltvo rgang kann die
Luft vom Druckluftanschluss 1 zur Arbeitsleitung 2
strömen. Eine Handhilfsbetätigung erm ögl icht das
Durchströmen ohne e lektrische Energie für den
Einrichtebetrieb einer Anlage. Bild 3: Elektromagnetische Betätigung von 3/2-WV
Das 5/2-Wege-lmpulsventil (Bild 41 ist ein typisches
Stellelement m it bistabiler Schalt funktion. Nach
Abfall der elektrischen Spannung bleibt jeweils die
Schaltstellung erhalten, bis es erneut angesteuert
wird.
Durch die pneumatische Vorsteueru ng kann d ie
Magn etspu le klein d imensio ni ert werden. Damit
w ird der Stromverbrauch geringer. Ein elektrisches
Signal betätigt einen Anker, welch er das Vor- 845412382
steuerventi l öffnet. Der St eue rko lben wird durch
d ie Druckluft bewegt. Bild 4: 5/2-Magnetimpulsventil mit Vorsteuerung
-~
512 Elektropneumat,sche Steuerungen
8 .4 . 2 Signalelemente - Sensoren
Nicht elektrische
Ein Senso r ist ein Bauteil, das physikal ische Mess- Größen Elektrische
größen aus einem technischen Vorgang erfasst, {Beispiele): Größen:
diese in Spannung oder Strom wa ndelt und weiter- • Druck p,
gibt, sodass sie vom nachfolgenden Bauteil ver- • Kraft F, • Spannung U
arbeitet werden können !Bild 1 ). • Drehzahl n,
• Geschwindigkeit v, •Stroml
Sensoren wandeln eine nichtelektrische Größe • Durchfluss q,
• Temperatur {J
in eine elektrische Größe um.
Sensor
Ph ysikalisc he Messgrößen, die von Sensoren er-
fasst werden können, sind z. B. Druck, Kraft, Dreh- Bild 1: Umwandlung physikalischer Größen durch
einen Sensor
za h l, Geschwindigkeit, Durchfluss, Temperatur,
geometrische Größen oder Stoffe verschiedener
Materialien.
Sensor
Sensoren arbeiten berührungslos. Sie nutzen
si ch desh alb nicht ab und b eeinfl ussen die zu
steuernde oder zu regelnde Größe n icht.
Passiver Sensor Aktiver Sensor
Nach der Wirkungsweise bei der Umwandlung von
Hi lfsenergie Keine Hilfsenergie
nichtelektrisc hen Größen in elektri sche Größen erforderlich erforderlich
unterscheidet man zwischen aktiven Sensoren und
passiven Sensoren !Bild 2).
Bild 2: Sensoren
• Passive Sensoren
Ein Sensor w ird als passiv bezeichnet, wenn zum
Arbeiten eine Hilfsenergie (externe Spannungs-
quelle) erforderlich ist.
Passive Sensoren beinhalten Bauteile w ie z.B. Kon-
densatoren oder Spulen, die durch Energieversor-
gung von außen ein elektrisches Feld oder ein
magnetisches Feld aufbauen !Bild 3). Wird dieses
Feld durch eine nichtelektrische Größe von außen
gestört, so liefert der Sensor ein Ausgangssignal,
das dann weitervera rbeitet wi rd.
1
derlich. Sie wa ndeln Energie von außen (z.B. me- Eisen
cha n ische, ther misch e, chemische Energie oder
Lichtenergie) direkt in elektrische Energie um.
• Binäre Sensoren 24 V DC
Binäre Sensoren sind passive Sensoren und liefern
als Ausgang ein Binärsignal. Das Ausgangssignal LI Sensorsymbol
des Sensors w ird in Reihe an eine Last geschaltet
...rL Signalausgang
(Bild 1).
Aderfarben
Erreicht das zu erfassende Signal die Eingangs- (ÖNORM EN 60446)
schwelle, dann wird eingeschaltet. Bei Signalent- BN (brown) braun
fernung wird das Unterschreiten der Ausschalt- BK (black) schwarz
BU (blue) blau
schwe lle ausgeschaltet. Die Signaldifferenz zwi-
schen Einschaltschwelle und Ausgangsschwelle Bild 1: Sensor in Dreidrahtausführung
heißt Schaltdifferenz (Bild 2).
- Einschaltkurve
1 Alle binären Signale haben eine Schaltdifferenz. o- - - Ausschaltkurve
'
~ ~ - , ~
~ C>
AUS EIN
Nach dem Messprinzip unterscheidet man (Tabel- U) 'ii.i
0
le 1):
• Induktive Sensoren Schalt- Eingangs-
differenz größe
• Kapazitive Sensoren
• Magnetische Sensoren Bild 2: Schaltdifferenz
• Optische Sensoren
• Ultraschallsensoren
Annäherungsg::i ~and Spule Eisenkern
Induktive Sensoren erzeugen ein magnetisches
Streufeld. Durch Annäherung von metallischen 1 '1 "
Gegenständen an die aktive Sensorfläche wird die- ',~~i<"
ses Streufeld gestört und dadurch ein Schaltkon- /"'117f'
takt ausgelöst (Bild 3). ,1 (r, ': "----y-----1
/ -- - / Auswertescha ltung
Der maxima le Schaltabstand entspricht dem hal-
magnetische A nsprechkennlinie
ben Sensordurchmesser und kann etwa zwischen Feldlinien
4 mm und 80 mm liegen.
Bild 3: Aufbau eines induktiven Sensors
Die Schalthäufigkeit liegt bei ca. 3000 Schaltungen
pro Sekunde, deshalb können sie auch zur Dreh-
zahlüberwachung und Drehzahlmessung (Schlitz-
sensor) eingesetzt werden. Des Weiteren verwen-
det man sie z. 8. als Endlagenschalter bei Werk-
zeugmaschi nentischen oder zum Erfassen, Zäh len
bzw. Sortieren von Werkstücken. kurzes
Werkst ück
Die Stellung der Weiche in der Sortiereinrichtung
kann du rch induktive Sensoren kontrolliert wer-
den, wenn die Weiche aus einem metallischen
Werkstoff hergestellt ist (Bild 4).
• Optische Sensoren
Optoelektronische Näh erungstaster werden nach Zylinderrohr aus nicht magnetischem Werkstoff
Bauart und Wirkprinzip in drei Gruppen e ingeteilt
(Bild 4): Bild 3: Reed-Sensoren an einem Pneumatikzylinder
• Lichttaster
• Reflexions-Lichtschranke
• Einweg-Lichtschranke
Lichttaster bestehen nur aus einem Bauteil, in dem
Sender und Empfänger untergebracht sind. Die von
einer Infrarot-Diode ausgesandte gepulste Infrarot-
Lichttaster
strahlung w ird bei Annäherung eines Objektes re-
Reflektor
flektiert und über einen Fototransistor empfangen
~~
d
und dann verarbeitet. Der Erkennungsbereich reicht
bis zu 2 m und ist stark vom Objekt abhängig.
Reflexions-Lichtschranken haben ebenfalls Sen- ~:;===
~ ==---~
der und Empfänger in einem Gehäusebauteil. Das Empfänger zu kontrollierendes Teil
vom Sender ausgesandte gepulste Infrarotlicht Reflexions-Lichtschranke
wird durch einen gegenüberliegend angebrachten
Reflektor zu rückgeworfen. Die Reichweite beträgt
ca. 5 m . ~ ~~
Empfänger
=Ej3=
Sender
Einweg-Lichtschranken best ehen aus zwe i räum-
lic h getrennten Sender- und Empfängerelemen- zu kontrollierendes Teil
t en. Wird der Lichtstrahl zwischen Sender und Einweg-Lichtschranke
Empfänger unterbrochen, w ird ein Signal ausge-
löst. Sie haben eine Reichweite bis zu 40 m. Bild 4: Optoelektronische Sensoren
-~
516 Elektropneumat,sche Steuerungen
t ,.,,_
Optische Sensoren erzeugen ein gepulstes Infrarotlicht. Wird der Schallwellen
Lichtstrahl gestört, schaltet der Sensor. ~ekt
~
Sind Sender und Empfänger räu m lich getrennt (Schrankenbetrieb), so
wird kontrolliert, ob das ausgesandte Signal vom Sender beim Emp-
fänger ankommt (Bild 2). Mit diesem Sensortyp können Reichweiten
bis zu 6 m erreicht werden. Aufgrund der Schallwellenlaufzeit haben
iA
Ultraschallsensoren eine längere Auswertezeit als Lichtsensoren.
Das Einsatzgebiet der Ultraschallsensoren ist groß. Es können feste,
flüssige, pulverförmige und transparente Objekte erkannt werden.
Sie können zur objektunabhängigen Materialerfassung auch bei
Dunst, Staub und Nebel eingesetzt werden.
Drehteilauswertung
Ul traschallsensoren senden Ultraschallwellen aus. Werden die
Schallwellen gestört, wird ein Signal ausge löst. Bild 2: Einweg-Schranke
• Digitale Sensoren
Digitale Sensoren verwendet man zum zahlenmäßigen Erfassen von
Strecken oder Winkelbewegungen u nd teilt sie ein in
• inkrementale11 Weg- und Winkelmessung
• absolute Weg- und Winkelmessung
Bei der inkrementalen Wegmessung wird ein Stri chmaßstab aus
Glas m it lichtdurchlässigen und lichtundurchlässigen Strichen von
einem Stellmotor mit dem Messobjekt bewegt. Bei diesen Bewegun-
gen unterbricht das Strichraster des Lineals eine Lichtquelle perio-
disch (Bild 3). Diese Lichtsignale werden von Fotodioden erfasst und
dann ausgewertet (Seite 566).
Für die W inkelmessung werden optische inkrementale Winkelsenso-
Bild 3: lnkrementale W egmessung
ren verwendet (Bild 4a). Das Messprinzip ist ähnlich wie beim Linear-
1
maßstab. Diese Sensoren sind auch für die Wegmessung geeignet,
wenn man die Drehbewegung in eine Linearbewegu ng umsetzt.
Die absolute Weg- und Winkelmessung funktioniert äh nlich wie die
inkrementale Messung. Auf dem Linea l wird die Log ik der Dualzah-
len durch lichtdurchlässige bzw. lichtundurch lässige Felder darge-
stellt. Damit kann jeder Position auf dem Lineal ein Zahlenwert zu-
geordnet werden. Zur Winkelmessung verwendet man Winkelschei-
ben (Codesch eiben) (Bild 4b).
.,u ~, •
N
X
Auch hier muss gebrückt werden. Im 2. Strompfad ,,,
.c
r ~
O> O> O> O>
..
0 N
~
.c u
~-~
„i
d ie Klemmenbelegungsliste ab. Danach werden
Netz
00.C <( .C
" 00 .C
{
die Klemmennummern X1 bis X12 in den Strom- 24V + Q 1 K1 13
laufplan eingetragen (Bild 3). Werden mehrere 0 S1
182
3
1 0
~ 2
3
K1 23
Klemmleisten verwendet, so werden diese durch-
-
{ ov
Netz Q 4 K1 A2
••
nummeriert. Bei Schaltplänen, die mittels Pro-
grammen erstellt werden, werden derartige Bele- 0 181
1M 1
BU
-
5
6
K2 A2
• 8
s 181 BK 9 K1 14
IX,
Pfad
2+ 3 { Q
• 10 K2 11
23
Pfad4 - 182 4 0 11 K2 A1
K1 Pfad 5 - 1M1 + 0 12 K1 24
14 24
-,,--, __1l_
alle
--"--- nur
X11 X12 0
~
Bauteile Relais
der --"--- --12...
Steuerung --"--- ~
0 17
0 18
0 19
0 20
1
X1
5/2-lmpulsventil 1V1 im Pneumatikplan schaltet in
d ie Stellung „a". Der Kolben des Zylinders 1A1
fährt gedrosselt aus. Das Erreichen der vorderen
Endlage nach Abfall von S1 w ird durch die Spei-
ov
te1
X8
X2
1M2
X9
*
X10
cherfunktion des Impu lsventils 1V1 erzielt.
In der Endstellung wird der Sensor 182 aktiviert.
Dadurch w ird der Strompfad 4 des Relais K2 ge-
schlossen. Das Relais K2 zieht an . Seine beiden Bild 3: Stromlaufplan der Klebevorrichtung
Kontakte schließen die Strompfade 5 und 7. Das
Zeitrelais K3 beginnt zu „laufen" und die Leuchte P1 ist an. Nach der eingestellten Zeit t - 5 s w ird der
Kontakt K3 in Strompfad 8 geschlossen, Ventilmagnet 1M2 hat Spannung. Das 5/2-Wegeventil schaltet
auf Stellung „b" um, der Kolben fährt zurück. Dabei wird der Sensor 182 verlassen, das Rela is K2 fällt
ab und die Leuchte P1 erlischt. Das Zeitrelais wird ebenfalls stromlos. In der hinteren Endlage betätigt
der Zylinder den Sensor 181.
Elektropneumat1sche Steueru ngen 519
-
Das in der A ufgabe auf der vorherigen Seite verwendete Zeitrelais hat das Verhalten einer Einschaltver-
zögerung. Tabelle 1 zeigt die verschiedenen Zeitfunktionen bei elektropneumatischen Schaltungen im
Vergleich. Die mit dem Zeitrela is verbundenen Schließer- oder Öffnerkontakte werden zeitverzögert be-
tätigt. So ist z. B. bei der ersten dargestellten Ausschaltverzögerung nach Abfall des Eingangssignals E
der Schließer m it den Abschlussnamen 7/8 noch 10 s geschlossen, bis er abfällt. Die Tabelle zeigt auch
die entsprechenden Lösungen für d ie p neumatischen Schaltu ngen sowie d ie Darstellung im Log ikplan.
Im Beispiel soll eine Klemmenbe legungsliste er-
stellt werden (Bild 1). Sie enthält alle Bauteile, die Ziel Ziel
a, a, a, a,
auf eine Klemmenleiste gelegt werden. Somit er-
folgt die Verdrahtung nicht nach der Schaltplanlo- a
C
0'
0
aC
C § C a
C
C
0' a
0 C
C
..!.-2 :2 -5 .s~ E
-0 C -'-.C 2.c
gik. Die Vorteil e liegen in der einf acheren und ·m.S? 'Q),~ .c u
übersicht licheren Verdra htung und der M ög lich keit ] ~
w.o
~-~ -e ,g
«ll ~ .0
Ex
~,.;
><Z
:) ~
m ~
w.o
t~
«ll
einer systematischen Fehlersuche bei Drahtbruch. 24V 1 K2 13
+ 9
Von der linken Seite der Klemmenbelegungsliste S1 3 t 2 K1 13
we rden a lle Bauteile außerha lb eines Schalt- 182 8N t 3 K2 23
schranks in der Klemmenleiste aufgelistet, z.B. 6 4 K3 17
St arttaster S1, Sensoren 1B1 oder das Magnet-
OV - 5 K1 A2
181 8U 6 K2 A2
ventil 1 M1. Auf der rechten Seite befinden sich die 182 8U 7 K3 A2
Bauteile, die sich evtl. in einem Schaltschrank be- 1M1 - 8
finden können, z. B. die Relais K1, K2 und K3 sowie Pl X2 9
deren Hil fsschließer. 1M 2 - 10
S1 4 9 11
Grundsätzlich w ird mit dem Plus-Potenzial begon- 181 8N 6 12
nen, d ie Klemmen 1 bis 4 werden gebrückt, dann 181 J1.. 0 13 Kl Al
fo lgt das Minus-Potenzial. Auch hier werden d ie 162 SL 0 14 K2 Al
Klemmennummern 5 bis 10 gebrückt. Zum Schluss 1M1 + 0 15 Kl 14
werden alle fehlenden Teilstücke von den linken P1 X1 0 16 K2 24
1M2 + 0 17 K3 18
Strompfaden beginnend nach rechts auf die Klem- 0 18
menbelegungsliste aufgelistet. Der Strompfad 5 0 19
erscheint nicht in der Liste. Hier muss direkt 0 20
von Schließer K2 auf die Spule A 1 des Zeitrelais K3
verdrahtet werden. Bild 1: Klemmenbelegungsliste der Klebevorrichtung
13 1
E~
1 3
EE-\
4
E
0
8
~ Q~(
Elnscha1t· 1
verzögerung Verzögerung
A
~
-{5}-
-
Sperr-Ruhe-Stellung Schließer
0
~
-
Q~i
Öffner
Elnsehelt-
ver1öge1ung
A
1
0
~
Venöoerung
-{B}
Du rchftuss-Ruhe-Ste 11 ung
Ausschalt· 1
~
verzögeruri,g Verzögeruri,g
3
l9r~: A
0
~
-{B}-
Sperr-Ruhe-Stellung Schließer
~ '9r1s
Aussch<· 1
ve®gerung Ver1ögerun9
3
Öffner
A
0
~ -{Br
Durchfluss-Ruhe-Stellung
-
~ -
520 Elektropneumat,sche Steuerungen
~
1 2 3
5
0 0 0 0 1
"'.r
A n+1 =
0 0 1 1 K1
(E1 v A,) , E2
0 1 0 0
2 '
0 1 1 0 t
E1 ; nal-Ze=mmr
1
E2 E-
A 0 u nd A n+l gibt 1 0 0 1 1
Signalzustand vor 1 0 1 1 e2 b llli:H I r K1 A [p
und nach erneute r 1 1 0 0 OV
Signaleingabe an. A I C] i:::::3i r
1 1 1 0
Selbsthaltung, dominierend setzend
,
·a
A, E2 E1 A„ E1 24 V 2 3
~
0 0 0 0
~"
A n+1 =-
0 0 1 1 E1 ~ K1 1
E1 v (A, , E2) 0
0 1 0 0
0 1 1 1 t
E1
Signal Zeit Diagram m
[;:'1 ~ t
An und A 0 „1 gibt 1 0 0 1
Signalzustand vor 1 0 1 1 E2 b 00 r E1
K19 A C':J
und nach erneuter 1 1 0 0
Signaleingabe an. 1 1 1 1
Ao.,l c;;:;:J GE r
OV
Elektropneumatische Steuerungen
__.. 521
24 V 10 11 12 13
13 13 13 13 33 33 33 33
K1 K2 K3 K4 K1 K2 K3 K4
"'-1
4 14 14 14 14 34 34 34 34
1)' 1 1
1B1 0--
1
4
23
~-)
1B2 4
23
2:,-)4
23
1)'
2B1
~-
4
23
E-
SZ
K4 K1 KZ K3
24 24 24 24
41 41 41 41
KZ K3 K4 K1
42 42 42 42
ov
K1
A1
A2
KZ
A1
A2
K3
A1
AZ
K4
A1
A2
1M1 t2M1_
+
~ 2M2
+
* +
1M2 _
4t 4t 4t 4t
0 1 2
1
sch lagartige Betätig ung des 3/2-Wegeventil s OV1 24 V 1
wird die gesamte Druckenergie von der Schaltung
genommen. DAUER 11" 1B1 1B2
S1 r- [<)- - [<)-- K1 K2
Automatikbetrieb: Einzelzyklus und Dauerzyklus. AUS
M it d ieser Schaltung kann der Kolben entweder START
nur e inmal aus- und wiede r ei ngefahren werden DAUER
oder man kann auf Dauerzyklus schalten (Bild 4).
Beim Dauerzyklus muss das Startsignal S3 du rch
die Parallelschaltung eines Schließerkontaktes um-
gangen werden . Dieser Sch ließerkontakt w ird KJ
d urch das Relais K3 in Selbsthaltung geschaltet. ov
D-- - + - -- ----+- -- + - - ~ > - - - - + - -
Fü reinen Einzelzyklus muss S3 (Start Einzel) be-
tätigt werden. Bild 4: Einzel- und Dauerzyklus
~
Elektropneumat1sche Steuerungen 523
8 .5 Hydraulische Steuerungen
In der Industrie- oder der Mobilhydraulik werden zum Erzeugen hoher Kräfte (bei linearen Bewegungen),
oder Drehmomenten (bei rotierenden Bewegungen) als Arbeitsmedium Flüssigkeiten eingesetzt (Bild 1).
Früher hat man dazu Wasser' verwendet, heute verwendet man spezielle Hydrauliköle. In der Hydrostatik
geht es um das Erzeugen hoher Kräfte mittels hoher Drücke und deren Übertragung (z. B. Schneidzangen-
werkzeuge für den Unfalleinsatz). In der Hy drodynamik möchte man mit geringeren Drücken lineare oder
rotatorische Bewegungen in den Arbeitselementen erzeugen. Die Linearbeweg ungen können hierbei
extrem langsam und konstant erzeugt we rden.
Eine Hydraulikanlage besteht z.B. aus den Bauelementen Pumpe, Ventilen und einem Zylind er (Bild 2).
Die Pumpe (n icht dargestellt der Elektromotor, der die Pumpe antreibt) saugt die Hydraulikflüssigkeit aus
dem Behälter an und drückt das Hydrauliköl über das Wegeventi l in den Zylinder oder einen Hydromotor.
Die vom Kolben verdrä ngte Flüssigkeit fließt über das Wegeventil in den Behälter zurück. Wird der ein-
gestellte Höchstdruck überschritten, öffnet sich das Druckbegrenzungsventil und die Druckflüssigkeit ge-
langt direkt in den Behälter zurück. Der Behälter speichert die Hydraulikflüssigkeit, ersetzt Leckverluste
und kühlt die erwärmte Flü ssigkeit. Im Behälter können sich auch vom Hyd ra uliköl mitgenommene
Schmutzteilchen absetzen.
Bildliche Schaltplan
Darstellung Arbeitselement
(Ölstrom erzeugt
1
mechanische Bewegung)
Druck leitung
Stellelement
Rücklaufleitung
{Signalverarbeit ung)
Rückschlagventil
Saugleitung
Behält er Hydraulikaggregat
Filter (Druckmittelaufbereitung
und Energieversorgung )
Hydraulikflüssigkeit
A ls Arbe itsmedium werden Mineralöle, schwer HLP Hydrauliköl mit Zusätzen zur Verbesserung
entflammbare Flüssigkeiten und biologisch abbau- von Alterungsbeständigkeit, Korrosionsschutz
und Verschleißschutz. Gute Luftabscheidung.
bare Flüssigkeiten verwendet (Tabelle 1). Hydrau-
likf lüssigkeiten so llen d ie beweg lichen Bauteile HVLP Hydrauliköl m it Eigenschaften wie Typ HLP,
schmieren. Öle sind alterungsbeständig und nicht jedoch kleinerer Viskositätsänderung.
a u/schä umend, außerdem dürfen sie die Dichtun- Schwerentflammbare Flüssigkeiten
gen sowie die Werkstoffe der Bauelemente nicht HFC Wässrige Lösungen, z.B. 35 % Po lyglykol in
korrosiv angreifen. Wasser; nur für geringe Drücke.
In Hydra ulikanlagen, die hohen Temperaturen aus- HFO Wasserfreie synthetische Flüssigkeiten, z.B.
gesetzt sind (z.B. Schmiedepressen oder im A lumi- Phosphorsäureester.
niumdruckguss) werden schwe r entflammbare
Biologisch abbaubare Flüssigkeiten
Hydraulikflüss igke iten verwendet. In sensiblen Ge-
bieten, z.B. im Bereich von Wasserschutzgebieten Hydraulikflüssigkeiten auf der Basis von Pflan-
zenölen, z. 8 . Rapsöl, synthetische Ester oder
oder in der Land- und Forstwirtschaft (Mobilhyd-
Polyglykolöle; w eitgehend abbaubar.
raulik), arbeite n hydraulisch betriebene Maschinen
mit biologisch abbaubaren Flüssigkeiten.
Hydraulikflüssigkeiten gelten als nicht kompressi-
10000
bel. Bei sehr hohen Drücken lassen sich Flüssigkei-
ISOVG 150 1
ten aber um 1 bis 2 Volumenprozent komprimieren. '"
1000
Hydraulikflüssigke iten können Gas (Stickstoff und
t'- ' ISO VG 100
Sauerstoff) aus der Luft aufnehmen. Diese Gas- E ·'c\~
E 100
m enge ist vom Druck und der Temperatur abhän- C
gig. Entsteht in bestimmten An lageteilen ein loka- ISO VG 68 -
ISO VG 32 '
r-..1,., 1 1 I _I 1
ler Unterdruck (p, < -0,3 bar), so wird die maxima- 20 1, ~sr 1·6
le Löslichkeit überschritten, es werden Gasblasen
ausgeschieden, die zu einer Geräuschbildung und
sogenannten Kavitationsschäden führen können.
12
10
8
7
6
ISO VG 22 f- r"<
"'' ~
5 ISO VG 15
Die w ic htigste Kenngröße einer Hydrau likflüssig - 4
'
keit ist ihre Viskosität v (Zähflüssigkeit), gemessen
in mm'/ s. Diese ist temperaturabhängig (Bild 21:
3,0
- 40 -20 O 20 40 60
'
80 100 120 140
ISO VG 46 hat bei 40 °C ei n e Vi skosität von v = - 30 - 10 +10 30 50 70 90 110 130
TinC-
46 mm'/ s. Je höher d ie Temperatur in der Anlage
anste igt, desto dünnflüssiger wird das Hydrauliköl, Bild 2: Druck- und Temperaturabhängigkeit
die Viskositätsza hl v wird kleiner. der Viskosität
~
526 Hydraulische Steuerungen
• Flügelzellenpumpen
Bei Flügelzellenpumpen läuft die Pumpenwelle mit
Bild 2: Flügelzellenpumpe als Konstantpumpe
den Flügeln in einem Gehäuse, das zwei meist si-
chelförmige Ausfräsungen besitzt {Bild 21. Dabei
wird die Hydraulikflüssigkeit in den von je zwei Flü- Lager Kolben Trom mel
geln und der Gehäusewand gebildeten Zel len von
der Saugseite auf die Druckseite verdrängt.
• Kolbenpumpen
Bei den Kolbenpumpen unterscheidet man Axial-
und Radialkolbenpumpen. Bei Axialkolbenpumpen
in Schrägachsenbauart werden die Ko lben wäh-
rend einer halben Umdrehung der Trommel von Steuerscheibe,
der feststeh enden Steuerscheibe weggezogen feststehend
{Bild 3 1. Sie saugen dabei die Flüssigkeit an. In der
Druckseite Trommelachse
zweiten Hälfte der Umdrehung drücken d ie Kolben
die Hydraul ikflüssigkeit in d ie Druckleitung. Bei Bild 3: Axialkolbenpumpe als Verstellpumpe,
Verstellpumpen kann der Winkel der Trommel zur Schrägachsenbauart
Antriebsachse verstellt werden. Dadurch ändert
sich der Hub der Kolben und damit der Volumen- Hubring
strom. W ird die Trommel nach der anderen Seite
1
geschwenkt, kehrt sich die Förderrichtung um.
Bei Radialkolbenpumpen sind die Kolben senkrecht
zur Drehachse angeordnet (Bild 4). Der Zylinder-
stern wird angetrieben und dreht sich dabei auf
dem feststehenden Steuerzapfen. Die Kolben, die
sich am exzentrisch gelagerten Hubring abstützen,
führen e ine radiale Bewegung aus und fördern da-
durch die Flüssigkeit von der Saug- auf die Druck-
seite.
Nach der Form der Verdrängungseleme nte
unterscheidet man Zahnrad-, Flügelzellen- und
Kolbenpumpen. Bild 4: Radialkolbenpumpe als Verstellpumpe
Hydraulische Steuerungen 527
• Hydrozylinder
Hydraulische Zylinder (Hydrozylinder) führen ge-
radlinige Bewegungen aus. Wegen der hohen Drü-
cke we rden sie stabiler als pneumatische Zylinder
(Seite 491) ausgeführt (Bild 1). Hydrozylinder wer-
den einfach- und doppeltwirkend, mit und ohne
Dämpfung gebaut.
Kolbenkräfte. Die Kolbenkräfte werden w ie bei den
Pneumatikzylindern (Seite 492) berechnet.
Kraftübersetzung. In abgeschlossenen Hydraulik- Bild 1: Ooppeltwirkender Hydrozylinder
systemen, in denen die einzelnen Räume mitei-
nander verbunden sind, herrscht überall der glei-
che Druck P. (Bild 2). Wirkt der Druck auf unter-
schiedlich große Flächen, entstehen untersc hied-
lich große Kräfte.
Einzelkräfte: F, = Pe · A, und F, = Pe · A 2
Kraftübersetzung: 5. - ~ - &
F, - P.· A, -A,
fff~~;--t A
®
einheit durch einen Querschnitt fließende Flü ssig-
keitsmenge, z.B. Q = 16 1/min. Die Durchflussge-
schwindigkeit v von Flüssigkeiten in Rohren und
Schläuchen ist umso größer, j e größer der Volu-
menstrom Q und umso kleiner, je größer der Lei-
tungsquerschn itt Aist (Bild 4). 0 Ausfahren
IIOdes Kolbens
Kolben- und Durchfluss- Q
V= -
HE--+·~
geschwindigkeit A
Einfahren:
A2 18,9 cm2
cm3
v =_Q= 12000min = 635~
min
Strömungsgeschwindigkeit in der Zuleitung:
cm3
rIT~--~v,
~=---------~--------d
Volumen·
strom Q
Durchfluss·
geschwindigkeit v
Leitungs·
Querschnitt A
v=iL 12000min = 59,7~ ~ ,~
A 2,01 cm2 min s Bild 4: Durchflussgeschwindigkeit in Rohren
--~ 528 Hydraulische Steuerungen
Einfahren
durch
äußere
Kraftein-
w irkung
rechtem Einbau durch eine Last von alleine in d ie ,r
Ausgangsposit ion zurück.
Bild 1: Plungerzylinder
Teleskopzylinder (Bild 2) werden für große Hübe
bei kleinen Einbaugrößen eingesetzt. Nachteilig ist,
dass beim Ausfahren der einzelnen Komponenten,
d ie wirksame Kolbenfläch e immer kleiner wird und
die Geschw indigkeit größer.
• Befestigungsarten
Durch ve rschi edene Befestigungsarten und Ge-
lenkkonstruktion en hat man za hlreiche Möglich-
keiten, große Zylindern zu verbauen (Bild 3). Die
Kenntnis der Einbau- und Befestigungsart ist v or ~
allen bei langen Zylin der notwendig, um die Knick- ~
belastung zu berechnen, da lange und schlanke
Bautei le zum „Kn icken" neigen. Bild 2: Teleskopzylinder
Fußbefestigung
Flanschbefestigung &~
~-~
--
Schwenkausführung
(Fußgelenke)
1 Benennung
Plungerzyli nder
Einfach wirkender
Zylinder mit
einseitiger
Sinnbild
~
A
~
Merkmale
Kraftwirkung nur in
einer Richtung,
Kolben und Stange haben
gleichen Durchmesser,
Bsp.: Radbremszylinder
Kraftwirkung nur in
einer Richtung,
Rückstellung durch
Benennung
G leichgang-
zylinder mit
zweiseit iger
Kolbenstange
Teleskopzylinder
~
Sinnbild
~
B
Merkmale
Gleiche Flächen in
beide Wirkrichtungen,
Bsp.:
Lenkungszylinder
Kurze Bauform
bei langem Hub,
Bsp.: Lkw-Kipper
Kolbenst ange A äußere Kraft A
• Hydromotoren
Hydromotoren haben in der Regel den gleichen
konstruktiven Aufbau wie Hydropumpen des Hyd-
roaggregats.
Abfluss
Hydromotoren formen die von den Pumpen an die
Druckflüssigkeit abgegebene hydraulische Energie ==>
w ieder in mech anisch e Energie (Rotationsbewe- Motor-
gung) um (Bild 1). Dabei treibt die Druckflüssigkeit wel le
die Verdrängu ngselemente (Zahnräder, ggf. Flü-
gel, Ko lben usw.) an.
Für klei ne Abtriebsdrehzahlen (Langsamläufer)
Bild 1: Zah nring - Hydromotor
eignen sich besonders Rad ialkolbenmotoren. Hyd-
romotoren werden für ei ne oder zwei St romrich-
tungen und als Konstant- oder Verstellmotoren ge-
baut. Damit können angeschlossene Baugruppen
in einer oder beiden Drehrichtungen und mit kons-
tanter oder ve rstellbarer Drehzahl angetrieben
werden.
Bei Pumpen ist das Fördervolumen pro Umdre-
hung eine wichtige Kenngröße, bei Hydromotoren
spricht man von einem Schluckvolumen V in cm3/U.
Beispiel: Ein Zahnradmotor hat ein Schluckvolumen von - Antriebsleistung in kW Drehzahl in min- 1 -
'~~
10 cmJ je Umdrehung auf und wird mit dem
Volumenstrom Q = 2 1/min gespeist. Welche
Drehzahl hat der Motor?
cm 3
. Kugelgewindespindel
Lösung: n =Q = 2000 min =200 ___1_
V 10cm2 min Lageplan
• Hydrospeicher
Eine Energiequelle in der Hydraulik sind Hydro-
speicher. Es gibt sie in unterschiedlicher Bauart
und Größe mit diversem Zubehör (Bild 1).
Funktionsweise. In Hydrospeichern wird d ie
Druckflüssigkeit gegen eine abgeschlossene Stick-
stoffmenge (N2) gedrückt und dadurch Energie ge-
speichert (Bild 2). Beim Laden zum Beispiel des
Blasenspeichers drückt d ie in den Speicher strö-
mende Druckflüssigkeit die Blase solange zusam-
men, bis der Gasdruck in der Blase gleich dem
Flüssigkeitsdruck ist. Sinkt der Druck in der An-
sch lussleitung des Speichers, dann drückt die Bla- Bild 1: Speicherkomponenten
se soviel Druckflüssigkeit in die Leitung zurück, bis
im Speicher wieder Druckgleichgewicht zwischen
Öl und Gas herrscht (Entladen).
In Membranspeichern trennt eine Membran, in
Kolbenspeichern ein im Speich erzylinder frei be-
weglicher Kolben den Flüssigkeitsraum vom gas-
befüllten Raum.
Hydrospeicher g lätten einen pulsierenden Volu-
menstrom und sorgen für eine wesentlich ge-
räusch- und schwingungsärmeren Lauf beim Ein-
satz von Konstantpumpen. Diese fördern wegen
ihrer Verzahnungsgeometrie einen ungleichmäßi-
gen pulsierenden Volumenstrom (Bild 3).
8 .5.3 Hydraulikventile
Bei den h ydraulischen Ventilen unterscheidet man
wie bei den pneumatischen Ventilen Wege-,
Druck-, Sperr- und Stromventile.
• Wegeventile Bild 1: Sitz- und Längsschieberprinzip
Wegeventile werden nach ihrer Bauart in Sitz- oder
~,,,
Schieberventile eingeteilt (Bild 1). Die Sperr- positiv null negativ
elemente oder Längsschieber öffnen oder sch lie-
ßen die Ansch lüsse P (Druck), T (Tank) oder die
A rbeitsleitungen A oder B.
Sitzventile haben wegen der Geometrie der Ab-
dichtelemente (Kugel, Kegel oder Ventilteller) eine
hohe Leckagesicherheit und Schm utzunempfi nd-
lichkeit, das durchströmende Öl hat einen Selbst-
reinigungseffekt. Für ihre Betätigung sind j edoch Bild 2: Schaltüberdeckungen
hohe Kräfte erforderlich, sodass Sitzventile nur sel-
ten zum Einsatz kommen.
Bei Kolbenschieberventilen wird das Schaltverhal-
ten durch die Kolbenüberdeckung bestimmt (Bild 2).
Bei positiver Schaltü berdeckung sind beim Um-
schalten von Schaltstellung b nach a kurzzeitig alle
Anschlüsse gegeneinander abgesperrt. Der Druck
bricht nicht zusammen, es entstehen aber hohe
Drucksp itzen, und die angesteuerten Arbe its-
elemente sprechen heftig an.
Die Nullüberdeckung ist für schnelles Schalten und
kurze Schaltwege w ichtig. Eine Druckvoröffnung
Bild 3: Zylinderbewegung bei negativer Überdeckung
bedeutet, dass zuerst Pumpe und Zy linderzulauf des Kolbenschiebers
verbunden werden, bevor der Ablauf zum Tank öff-
net. Bei der Ablaufvoröffnung wird dagegen zuerst
der Ablauf des Arbeitselements zum Tank entlas-
tet, bevor Zulauf und Pumpe verbunden werden.
Bei negativer Schaltüberdeckung sind alle An-
schlüsse kurzzeitig m iteinander verbunden (Bild 3).
Der Druck fällt kurzzeitig auf O bar. Eine Last würde S c h a l t - ~ A Steuer-nB~ P UAtlT
zeichen kolben H
!!
sich beim Umschalte n absenken. Es entstehen je- p T •
doch keine Druckspitzen und Schalt schläge.
Die hydraulischen Wegeventile erhalten im Schalt- Bild 4: Elekt romagnetisch betätigtes 4/2-Wegeventil
plan im Gegensatz zur Pneumatik (Bild 4 und Seite
4941 die Anschlussbezeich nungen A, B usw.
Bei größeren Wegeventilen würde bei direkter
elekt rischer Betätigung des axialen Steuerkolbens
die zum Schalten notwendige elektrische Leistu ng
sehr groß werden. Deshalb wird nur das zusätzlich
aufgebaute klein e Vorsteuerventil elektromagne-
t isch betät igt. Dieses gibt Druckflüssigkeit frei, die
das Hauptventil schaltet (Bild 5).
Beim Betätigen des Elektromagneten für Schalt-
stellung a w ird der Kol ben des Vorsteuerventils
nach rechts geschoben. Dadurch fließt im Vo r-
steuerventil Druckflüssigkeit von P nach A und da-
mit auf die rechte Seite des Hauptventils. Der
Hauptsteuerkolben schaltet nach links und gibt die
Wege von P nach A und von 8 nach T frei. Bild 5: Hydraulisch vorgesteuertes Wegeventil
~
532 Hydraulische Steuerungen
• Druckventile
Bei den Druckventilen unterscheidet man regelnde
und schaltende Ventile. Zu den Druckregelventilen Druck-
gehören das Druckbegrenzungs- und das Druck- begrenzungs-
minderventil. Beide halten in einem Hydraulik- ventil
system den Druck unabhängig von der Belastung Bild 1: Druckbegrenzungsventil (regelnd)
konstant.
Beim Druckbegrenzungsventil (Bild 1) regelt der
Eingangsdruck die Ventilstellung. Es sichert den
Steuerleitung~
Anlagendruck des Systems oder die Hydrau lik-
,-~
1 '
pumpe ab. Zunächst geschlossen, beginnt der Kol-
benschieber gegen den Federdruck zu öffnen,
L
P L
~
Drosselstell e ~
wenn ein eingestellter Wert erreicht wird.
2-Wege Druck-
~
Das Druckminderventil (Bild 2 ) ist in der Aus-
m inderventiJ
gangsstellung zunächst offen. Steigt der Aus-
gangsdruck und damit der Druck in der Steuerlei-
Bild 2: Druckminderventil (regelnd)
tung, verschiebt sich der Steuerkolben gegen die
eingestellte Federkraft. Der Ausgangsdruck stellt
sich auf den eingestellten Wert ein. Vorsteuerventil
1
ziert. Mit diesem Druckwert und der Kolbenfläche
p -p
des Zylinders 2A1 ist die maximale Biegekraft fest-
gelegt. Hat der Spannzylinder 1A1 das Blechteil ge- Bild 4: Druckventile in der Steuerung einer
spannt, baut sich der Druck in der Steuerleitung X hydraulischen Biegevorrichtung
auf. Erreicht dieser den am Zuschaltventil einge-
stellten Wert von z. B. 150 bar, schaltet dieses
durch. Der Biegezylinder kann jetzt ausfahren. Da-
durch ist sichergestellt, dass das We rkstück vor
dem Biegevorgang sicher gespannt ist.
Eine derartige Folgeschaltung wird auch als druck-
abhängige Fremdsteuerung bezeichnet. Vorausset-
xrfflllx , T L T L
zung sind Zuschaltventile mit Steueransch luss X
(Bild5), Bild 5: Zuschaltventil oder Folgeventil
-
Hydraulische Steuerungen 533
• Sperrventile
Alle Sperrventile ermöglichen den Durchfluss der
Hyd raulikflüssigke it nur in e iner Richtung und
A Rückschlagventil
J unbelastet
!- Rückschlagventil ,,,-B Wechselventil
1
sperren den Durchfluss in der Gegenrichtung. Eine : - ·- · ·: Entsperr-
9' federbelastet 1 1 bares
Ausnahme sind die entsperrbaren Rückschlagven- ! __ J !
~~ ~ ;~~~i~a~e~~~~~:~n
Ent sperrbares Rückschlag- Doppel-
tile, bei denen man d u rch ei ne hydraulische ventil, d urch Vorsteueru ng 1 r_ _ _ 1 rückschlag-
Gegenkraft mit Druckü bersetzung entsperren kann A des
L A--;·-· A~ ventil
(Bild 1).
Die Ventile müssen leckölfrei schließen. In der Bau- Bild 1: Übersicht Sperrventile
weise als Sitzventil werden sie in Kegel-, Kugel-,
Patronen- oder Tellerform gebaut.
Rückschlagvent il e lassen sich in Sch altung vielfäl-
tig einsetzen (Bild 21. Sie verhindern das ungewoll-
te Antreiben von Pumpen IOVl ). In Bypassleitun-
Sperrventil
gen können verschmutzte Filter kurzfristig um-
strömt werden (OV4): Unerwünschte Strömungs-
richtungen können gesperrt werden, z.B. bei OV3.
Entsperrbare Rückschlagventile werden einge-
setzt, wenn man das langsam e Absinken von gro-
ßen Lasten ve rhindern möchte. z.B. an Kfz-Hub-
bühnen. Die Absperrwirkung der Steuerkolben der
Stellelemente ist nicht groß genug, der Sperrkör- Vier Rückschlag-
ventile in einer
per eines vorgeschalteten Rückschlagventils dich- Gleichrichter-
tet besser (Bild 3). schaltung
Die Sperrwirkung muss jedoch über den Steuer- Bild 2: Einsatzmöglichkeiten von Sperrventilen in
anschluss X aufgehoben werde n können . Der hydraulischen Schaltplänen
Steuerkolben drückt das Kegelsitzventil im Sperr-
ventil auf. Dadurch sinkt der Druck im Anschluss B.
Der Steuerkolben kann nun den Sperrkörper öff-
nen. Konstruktiv muss dazu die Kolbenfläche des
Steuerko lbens wesentlich größer sein, damit das
Kegelsitzventil mit kleiner Fläche gegen den anste-
henden Druck verschoben werden kann.
• Stromventile
Die hydraulischen Stromventile g ibt es als St euer-
oder Regelventile (Bild 4). Sie werden eingesetzt,
um die Geschwindigkeit eines Zylinders oder die Bild 3: Entsperrbares Rückschlagventil
Drehzahl eines Hydromotors zu ändern. Das geht
nur über eine Veränderung des Volumenstroms Q,
der der Geschwindigkeit v proportional ist.
Konstantpumpen liefern immer einen konstanten Steuerventile C Regelventilej
Volumenstrom. Würde man an einer einstellbaren
Drossel den Querschnitt kleiner machen, würde le- Drosselform Blendenfo rm
diglich der Druck vor der Engst elle des Stromven-
Nadeldrossel Kreisförmige Blende
tils ansteigen.
Der Druckanstieg muss so groß werden, dass man
in den Regelbereich des Druckbegrenzungsventils
gerät. Dann beginnt sich der Vol um enstrom zu tei- mbld lastunabhängig
1.::7-:::1 jA
~
len: Ein Teil des Öls strömt we iterhin zum Hydro- lastab- v D 1
zylin der oder e inen Hydromotor, der andere Teil ~ h a ng 19 "
und eine einstellbare Drossel bzw. Messblende Bild 2: Verhalten von Drosselventilen
1Bild3).
Die Anordnung der Druckwaage bestimmt die Bau-
art des Stromregelventils: Bei Reihenschaltung mit
der Messdrossel spricht man von einem 2-Wege-
Stromregelventil, liegt sie parallel zur Messdrossel, Mess-
drossel
erhält man ein 3-Wege-Stromregelventil.
Die Druckwaage kann der Messdrossel vor- oder
nachgeschaltet werden (Bild 4) . Bild 3: Prinzip 2-Wege-Stromregelventil
Der Regelkolben wird von der rechten Seite mit p 2 ,
auf der linken Seite von p3 und F1 beaufschlagt.
Für das Gleichgewicht gilt die Bedingung:
=
p 2 • A = (p3 - A) + F, P, · A - p3 · A = F,
A · lp,- p 3 ) = F1
für 6 p = p, - p3 ergibt sich 6p = "t = const.
Stromregelventile halten die Druckdifferenz 6p an
der Blende unabhängig von den Drücken an den
Anschlüssen A und B konstant und damit auch den
durchfließenden Volumenstrom. Bild 4: 2-Wege-Stromregelventil mit vorgeschalteter
Druckwaage
Sinkt z. B. der Druck am Arbeitsanschluss B, würde
bei gleich bleibendem Druck p, mehr Öl durch das
1
Ventil fließen. Der sinkende Druck p3 entlastet je-
doch die linke Seite des Rege lkolbens. Dieser be-
wegt sich nach links. Der Spalt am Zufluss des Re-
gelko lbens wird enger. Der Druck p2 sinkt, bis an
der Blende wieder die gleiche Druckdifferenz 6p =
p 2 - p 3 herrscht. Der Regelkolben wirkt als „Druck-
waage".
Der Volumenstrom und damit die Geschwindigkeit
des Kolbens bleiben konstant, unabhängig von der
Belastung des Kolbens (Bild 5).
Die Größe des Volumenstroms kann durch Ändern
des festen Drosselquerschnittes eingestellt wer-
den. Bild 5: Verhalten von Stromregelventilen
-
Hydraulische Steuerungen 535
8 .5 .4 Proportionalhydraulik z. B. U= 5V
• Elektronische Verstärkerkarte
n z. B. F = 8 N
• Proportionalventile {Ölmenge
Wege-
Als Proporti onalventile bezeichnet man Wege-, --in zwei
ventil
Richtungen}
Strom- un d Druckventil e, bei denen die Größe
e ines analogen oder digitalen e lektrischen Ein- ~_
,---~/
Proportional- _ Druck- -{DruckP)
gangssignals ein entsprechendes (proportionales) f~trom · Magnet ventil
1
gesetzt.
Proportional-
Proportionale-Druckventile sind Steuerungs- magnet
(Hubmagnet)
ventile, bei denen ein indu ktiver Wegaufnehmer
am Magn etanker seine Stellung überwacht.
Rücksch lag-
Proportional-Stromventil ventil
Proportional-Stromventile (Bild 4) sind Stromre-
gelventile (Seite 534). Sie können, einen vom elek-
Schaltzeichen Gehäuse
trischen Sollwert vorgegebenen Ölstrom über den
proportionalen Hubmagneten, druck- und tempe-
raturunabhängig regeln.
Die Funktion der Proportional-Stromventile w ird
häufig von Proportional -Wegeventilen wahrge-
nommen. Bild 4: Proportional-Stromventil
Hydraulische Steuerungen 537
--i !t f-"
da an. Der Innendurchmesser di w ird nach dem Vo-
lumenstrom Q, der Wanddicke s und dem Betriebs- stutzen Rohr
vor dem
d ruck Pm, der Leit ung gew ählt (Tabelle 2).
__ ,_ , ,_,\ Aa,;ehen
Die Bezeichnung des Rohres enthält den Außen-
durchmesser d, und die Wanddicke s, z. 8. nacl1dem
Anziehen
Rohr HPL E335-NBK12x2.
Die Rohre werden in Vorrichtungen gebogen. Der Bild 2: Schneidringverschraubung
Biegeradius richtet sich nach dem Rohrdurchmes-
ser. Vor der Rohrv erschraubung muss der Bogen
in ein gerades Stück übergehen.
Rohrverschraubungen. Es werden Sch neidring-
ve rschraubungen (Bild 2) und Bördel verschrau-
bungen verwendet. Bei der Schneidringverschrau-
bung wird durch das Anziehen der Überwurfmut- Gerade Ver- T-Ver- Winkel-
schraubu ng schraubung Verschraub ung
ter ein Schneidring in den Innenkegel des An-
sch lussstutzens gedrückt. Der Schneidring schnei- Bild 3: Rohrleitungsverschraubungen
det sich dabei in das Rohr ein, presst es gegen die
Planfläche des Anschlussstutzens und dichtet so
ab. Das Rohrende muss genau rechtwinklig zur
Rohrachse abgelängt w erden.
Man unterscheidet gerade Verschraubungen, W in-
0 -Ring
--+~
kel- und T-Verschraubungen (Bild 3).
Muss das Rohr bei der Montage genau in eine be-
stimmte W inkelstellung gebracht werden, benutzt
man Schwenkverschraubu ngen (Bild 4). Bild 4: Schwenkverschraubung
~
538 Hydraulische St euerungen
tJ~ u l.r u
schlusskupplungen ausgerüstet (Bild 4).
Diese Kupplungen bestehen aus einer Kupplungs-
muffe und dem Stecknippel. Sie sperren die An-
schlüsse beim Lösen der Schläuche ab, indem die
Sperrelemente durch eine Feder auf ihren Sitz ge-
drückt werden. Dadurch bleibt das Öl beim Abzie-
hen der Kupplung in den Zylindern, Hydromotoren
~ eh
oder Leitungen eingeschlossen. Es dringt auch kei-
u fal:uU--
falsch
ne Luft ein, die später wieder entfernt werden
richtig
mü sste. Die Sperre wird beim Stecken der Kupp- richtig
p]o O<J(
lung selbsttätig geöffnet. Die Sperrelemente von
Kupplungsmuffe und Stecknippel drücken sich
falsch
~
gegenseitig auf. p10 CO(
1In den Leitungen oder an den Ein- und Ausgängen Bild 3: Verlegung von Schlauchleitungen
von Bauelementen wird der Druck mittels Mano-
meter an speziellen Messpunkten ermittelt. Es w ird
der Überdruck gegen den Atmosphärendruck ge-
messen.
Der Volumenstrom lässt sich mit einem Messbe-
hälter und einer Stoppuhr messen und dann be-
rechnen. Für eine automatisierte kontinuierliche
Messung verwendet man jedoch Geräte und Sen-
soren mit Zahnrädern, Messturbinen oder Flügel-
räder. Die Punkte, an denen später gemessen wer-
den soll, müssen be reits beim Planen der Anlage
vorgesehen werden. Bild 4: Schnellverschlusskupplung, betätigt
-
1""1""1 ER
1Sl 1S2 1S3
1 1 1
EV Eilvorlauf
ER Eilrücklauf
AV Arbeitsvorschub
EVcÄq
1s1 1s2 llp
1 1
1M3
Bild 1: Steuerungen der Bohreinheit mit Stromregelventil und mit Proportional-W egeventil
Bei der Steuerung mit dem Proportional-Wegeventil ist die Anzah l der hydraulischen Bauelemente klei-
ner als bei der Steuerung mit dem Stromregelventil. Dafür benötigt man aber eine elektronische Ansteue-
rung für das Proportionalventil. Am Proportionalmagneten muss eine variable und regelbare Spannung
angelegt werden können. Das dabei entstehende veränderliche Magnetfeld bringt den Regelkolben des
4/3-Wegeventils stufenlos in unterschiedliche Schaltstellungen.
Die Bewegungen der Bohreinheit können einzeln durch Hand ausgelöst werden. Dazu muss der Stell-
schalter SW7 auf „O" stehen . In diesem Einrichtbetrieb können durch die Taster S1, S3 und S5 die Eilvor-
laufbewegung (EV), der Arbeitsvorsch ub (AV) und der Eilrücklauf (ER) einzeln ausgelöst und mit S2, S4
und S6 auch unterbrochen w erden (Bild 2). Durch Stell scha lter SW7 auf „ 1" kann ein automatischer
Ablauf erfolgen . Der Stromlaufplan zeigt diese Betriebsarten im Steuerungsteil. Im elektrischen Leis-
tu ngsteil des Stromlaufplanes steuern die Hilfsschließer K1, K4 usw. die Magnetventile d es hydrauli-
schen Leistungsteils an. Der Rücklauf erfolgt zeitabhängig mit einem Zeitrelais K3. Eingestellt ist eine
Einschaltverzögerung von 3 Sekunden.
+24 V 10 12 13 14
3 3 3
Kl K4 Kl
1 ov
Kl
4
1S2 o--
K3 *
1M2
+
t
K2
1M3 _
+
t
~ 4i fil
'
2
2 5 3
4
8 .6 Speicherprogrammierbare Steuerungen
Bei speicherprogrammierbaren Steuerungen wird
der Steuerungsablauf mithilfe eines in die Steue-
rung eingelesenen Programms festgelegt. Dabei
werden
• Signale erfasst, die von Sensoren oder Taster,
z.B. SO, S 1, S2, an Signaleingänge eingehen,
• die Signale miteinander logisch verknüpft, A S1 SO SZ
• die Verknüpfu ngsergebnisse an einen Signalaus- r.~~ien-, 5? TC TC 1
gang, z.B. Magnetventil 1M1, ausgegeben.
Bild 1: Hydraulischer Spannstock
Bei spe icherprogramm ierbaren Steuerungen
(SPS) wird der Steuerungsablauf durch ein Pro-
gramm (Software) festgelegt.
Wi rd dagegen der Steuerungsablauf allein durch
die Leitungsverbindungen zwischen den Bauele-
menten bestimmt. werden diese Steuerungen als
verbindungsprogrammierte Steuerungen be-
zeichnet. Zu ihnen geh ören pneumati sche ode r
e lektrische Steuerungen.
Der Zyl inder des Spannstockes wird durch ein elek-
tromag netisch betätigtes 3/2-Wegeventil ge-
steuert (Bild 1). Die Spannbacke schließt. wenn die
beiden Taster S1 und S2 gleichzeitig gedrückt wer-
Bild 2: Verbindungsprogrammierte Steuerung
den. Durch Bet ätigen des Tasters SO wird der
Spannstock wieder geöffnet.
so Eingabe Verarbeitung Ausgabe
• In verbindungsprogramm ierten Steuerungen T
1
wird die UND-Verknüpfung d er beiden Ein- E1
gangssignale durch die Reihenschaltung der S1 • Logische
Taster S1 und S2 erreicht (Bild 2). T
1 Verknüpfungen 1M1
• Bei der speicherprogrammierbaren Steuerung E2 • Zeitfunktionen A1
dagegen werden die Signale der Taster S1 und SZ • Speicher-
T funktionen -M-
S2 durch e ine UND-Anweisung im Programm 1
der SPS verknüpft (Bild 3). E3
Beide Steuerungsarten arbeiten nach d em EVA-
Prinzip (Eingabe - V erarbeitung - Ausgabe). Bild 3: Speicherprogrammierbare Steuerung
8 .6 . 1 Speicherprogrammierbare
Steuerung als Klein-
ste uerung (Logikmodul)
1
Speicherprogrammierbare Steuerungen gibt es in
unterschiedlichen Bauarten: Sie werden als Klein-
steuerung für kleinere Steueru ngsaufgaben oder als
modulare SPS im industriellen Bereich eingesetzt.
Kleinsteuerungen sind in der Haus- und Insta lla-
tionstechnik, im Maschinen- und Apparatebau weit
verbreitet (Bild 41.
Kleinsteuerungen sind kostengünstig und bieten
einen beac htlichen Befehlsvorrat. Zah lreiche Er-
weiterunge n durch Sonderfunktionen sind bereits
Bild 4: Kleinst eu erung im Schaltschrank
im Gerät integriert, w ie z.B. Stückzahlerfassung,
Betriebsstundenzä hler, Zeitfunkt ionen oder auch u ASI für A ktor-Sensor-Interface ist ein Bus auf der untersten
die Kommunikati onsmöglichkeiten über AS l"- Automatisierungsebene
oder EIBE 2'-Bus. 21 EIBE steht für Europäischer Installationsbus
Spe,cherprogramm,erbare Steuerungen 543
90
~ ~
~
-tM1
,.,.. ~
so
Schlüssel- ''°'
schaltu
SI
1
Taster
Jure
Offnen
S2
Taster
Türe
offnen
B3
Lichtschranke
Befeichleer
B2
Endlage
Ttire ,....
.......
B1
Türe zu
Bild 3: Schaltplanlösung in FBS·Sprache/Funktionsplan
-
Spe1cherprogramm1erbare Steuerungen 545
Foto- ::::::>
1E-\ E0.1
--
über dem direkten Zugriff auf die Ein- oder Aus- DE-Ei ngänge : z. 8. CPU 314 / DA-Ausgänge
gänge den Vorteil, dass für die Dau er der zykl i-
::::::: ::::::::::::::::::: :
:: m
schen Programmbearbeitung ein konstantes Ab-
bild der Prozesssignale zur Verfügung steht. Än- .. , .
J
r t I H-·o· r1 1
:
- •
. 1M 1
d ert sich währe nd de r Programmbearbeitung ein
Signalzustand auf ein er Eingabebaugruppe, bleibt ·o· 01
-MMI :
1
·
der Signalzustand im Prozessabbild erhalten, bis (+) / Systemspeicher i H
beim nächsten Durchgang die Aktualisierung der
Prozessabbilder erfolgt. Bild 5: Bildung der Prozessabbilder PAA/PAE
-
546 Spe1cherprogramm1erbare Steuerungen
0
leistet, dass die Information immer unverändert im ooo,L_ 0000 U E0.1
Prozessabbild vorliegt. ~ ~ 0001 U E0.2
Nach der Bildung der Prozessabbilder wird das An- ----i.._ 0002 = A4.0
wenderprogramm, welches im Organisationsbau-
Bild 1: Zyklische Programmbearbeitung
stein 0Bl liegt, sequenziell, das heißt Zeile für Zei-
le, abgearbeitet. Ein Adresszähler beginnt mit der
niedrigsten Adresse 0000 und arbeitet sich bis zur Beispie l:
letzten Adresse 0002 durch (Bild 1 ).
Danach beginnt der gesamte SPS-Zyklus von vor-
ne; es werden den Ausgängen die neuen Signalzu-
stände zugewiesen. Ein Nachteil dieser zyklischen Operat ionen Kenn-
A rbeitsweise ist, dass eine SPS erst verzögert auf binäre organisatorisch e 1-ze_ic_h_e_n., ,~""~m~
m~e'-<r
sich ändernde Eingangssignale reagieren kann. U UNO () Klammern E Ein- z.B.
gang
0 ODER Zuweisung
A A us-
8.6.2 .3 Allgemeine Programmie- N NICHT 124.1
gang
UN UND-NICHT SPA Sprung ab-
rung einer SPS solut
M Merker 1 1
ON ODER-NICHT
Ein SPS-Programm besteht aus einer Reihe von SPB Sprung be- T Zeit-
S Setzen geber
Steueranweisungen (Bild 2). d ingt
R Rücksetzen Z Zähler
laden
Im Operationsteil erscheint der gesamte Vorrat an ZV Vorwärts-
T Transfer
Befehlen, der einer SPS in einer bestimmten SPS- zählen
Sprache zur Verfügung steht. ZR Rückwärts-
zäh len
Im Operandenteil erscheinen alle Variablen einer
SPS, z.B. Eingänge E, Ausgänge A, Tim er T. Interes-
sant sind Merker, z.B. M 0.1. Solche 1-Bit-Speicher Bild 2: Aufbau einer Steueranweisung
werden zur Speicherung von logischen Zwischen-
ve rknüpfungen verwendet. Sollte die Betriebsspan-
nung der SPS abfallen, so sind diese Speicherinhal-
te in der Regel nicht mehr vorhanden.
Bild 3: Byteadressen der Hardwarekonfiguration
Hinter einer Operandennummer verbirgt sich eine
Byte- und eine Bitadresse, die man aus der Hard-
Anweisungsliste UE0.1
warekonfiguration der SPS ablesen kann (Bild 31. Text (A WL) UE0.2
=A4.0
Für eine CPU 314 IFM könnte die Adresse ei nes
Eingangs E124.0 bis 124.7 lauten. Kontaktp lan
(KOP) HHHH
0
~
Funktionsp lan
• Programmiersprachen der SPS (FUP) &
SPS-Programme werden entw eder in Text- oder Grafik
ffi
Ablaufkette
dabei die Programmiersprachen Anweisungsliste (z.B. nach IEC 1131)
(AWL), Kontaktplan (KOP) und Funktionsplan
1
(FUP), heute auch al s Funktionsbaust ein sprache
(FBS) bezeichnet, sowie eine Darstellung in einer Bild 4: Übersicht der Programmiersprachen
Ablaufkette, die dem GRAFCET ähnlich ist (Bild 4).
In Bild 5 werden d ie drei wichtigsten Programmier- Anweisungsliste: AWL Funktionsplan: FUP
sprachen an einer einfachen Verknüpfung gezeigt. U E 0.1
U 0.2
Anweis ungslisten beginnen mit d em Verknüp-
U 0.3
fungsbefeh l „U" (UND). Danach werden die auszu- A 4.0
führenden Steuerschritte (Operationen) zeilenwei-
Kontaktplan: KOP
se abgearbeitet.
Der Kontaktplan ähnelt dem Strom laufplan. Er
eignet sich besonders für solche Anwender, die
~o~o~ o~·H
bisher mit Relais- und Schützsteuerungen gearbei-
tet haben. Bild 5: Beispiel für die Programmiersprachen
Spe1cherprogramm1erbare Steuerungen 547
Die Taster und Sensoren werden auf die SPS-Ein- $7-300 CPU 314
gänge verd rahtet (Bild 1). Grundsätzlich sollen An-
lagen und Maschinen mit einem Schließerkontakt
eingeschaltet, einem logischen „ 1" -Signal und m it ov
einem Öffnerkontakt, einem „O"-Signal, au sge-
schaltet werden. Dann we rden Aktoren, z.B. Mag- Bild 1: Verdrahtung einer SPS
netventile, Meldeleuchten oder Relais den Ausgän-
gen der SPS zugeord net.
Efr,g. l _
J ..._ ..cE;::J-'-'-'-- A4.0
~o....o____ A
~4H
~
-1 U EO.O
Identität
Ausg. ri ~I-~C3'.3=~ - ~ =A4.0
~ Ausg. ri~ _, ~
fJ3 = A4.0
Negation
E2E1A JI
~
Eing. 1
o ~~ U EO.O
010 Eing.2 JI U E 0.1
UND
1
1
0
,
0
, Ausg. JI =A 4.0
E2 El A F3. 1
~
Eing.1JI R
0 0 0 0 E O.O
0 , , Eing. 2 ri 1 : l'F?':tm : EO.O~
~
A4.0
l .f"71 0 E0.1
, 0 ,
ODER 1 , , Ausg. JI lws' 7I' _, = A4.0
H Anstatt Funlctionsbausteinsprache FBS nach ÖNOAM EN 61131-3 wird im Folgenden der Begriff Funktionsplan FUP verwendet.
-~
548 Speicherprogramm,erbare Steuerungen
• Signalinvertierung 11 ,, PS3072A
CPU 314
&ES7l071BAOOOJ\AO
6ES73l4·1Al:04.{lll8C Vl.1
Netzwerk 2:
~53•
"1M 1"
1
Die Negation „N" bedeutet: Eine „O" am Eingang
EO.O wird intern durch die Negation (entspricht
einer Signalumkehrung) zur logischen „ 1 ". Bild 5: Einsatz von Öffnern in der $PS-Technik
Setzen
d ominant
u
u
0
A
E
E
A
4.0
0.1
0.0
4 .0
G:iJ E,.,
A4.0
H
Befehl kann der Ausgang wieder auf „ O" zurück- Rücksetzen A4.0 u E 0.1
gesetzt we rden. speichernd ~ R A 4.0 ~~~/'-i
Das SR-Flipflop entspricht einer dominierend
löschenden Selbsthalt ung. Die letzte Zuweisung in SR-Flipflop
der 4. Zeile der AWL auf den Ausgan g A4.0
ist entscheidend. Die letzte Z uweisung ist „ R"
(- Rücksetzen speichernd oder Reset). RS-Flipflop
Das AS-Flipflop entspricht einer dominierend set-
zenden Selbsthaltung, letzte Anweisung ist „S".
Bild 3 zeigt die Arbeitsweise eines Speichers: Pro-
gramm- AWL VKE PAA
Im Prozessabbild der Eingänge PAE befinden sich zeile
zweimal die „ 1" , da der Taster EO.O betätigt wi rd. In U EO.O
der 3. Zeile w ird das Verknüpfungsergebnis (VKE) S A4.0 -s
UN E0.1
durch die „N" -Anweisung zu logisch „O", sodass
A A4.0
in der Zeile 4 der Ausgang A4.0 im Prozessabbild
der Ausgänge PAA auf „ 1" gesetz1 bleibt. Bild 3: Bearbeitung von AWL-Befehlen
-~
~
550 Spe1cherprogramm1erbare Steuerungen
• Zeitfunktionen
Im folgenden Beispie l sott der doppelt w irkende
Pneumatikzylinder 1A 1 einer Präge presse einen
elektrisch beheizten Stempel auf die von Hand ein-
gelegten Kunststoffteile drücken (Bild 1). Diese er- Licht-
halten dadurch eine Kennzeichnung und we rden schranke
danach wieder aus der Presse entnommen.
Der Arbeitsraum der Presse ist durch eine Licht-
schranke 81 gesichert. Gestartet wird die Vorrich-
tung mit Taster S1. Die beiden Endlagen des Kol-
bens werden über magnetische Sensoren abge-
fragt. In der vorderen Endlage verweilt der Pres-
senstempel drei Sekunden und fährt selbsttätig Bild 1: Technologieschema der Prägepresse
zurück in die Ausgangsstellung. Der Rückhub kann
auch durch Taster S2 oder durch Unterbrechen der Symbol Adresse Datentyp Kommentar
1 81 E 0.0 BOOL Lichtschranke: betätigt • "O"; Öffner
Lichtschranke eingeleitet werden.
E 0.1 BOOL Taster START. Schließer
Die Betriebsmittel werden nach Auswahl der SPS
in einer Symboltabelle den Ein- und Ausgängen
"'
4 181 0.3
BOOL
8 00L
Ta~ter ZURÜCK, Öffner
magn.Sen$orfiir himere Endlagevon 1Al ;Scll!ießer !
5 182 E 0.4 COOL ma9n. Sensorfur11ordere Endla9e11or, 1A1;Schließer l
der SPS zugeordnet (Bild 2) und auf die Ein- und 6 1M1 A 4.0 BOOL M 11gnetventilfUrZylinder1A1ausfahren.mons1abll 1
Ausgabebaugruppen ve rdrahtet (Bild 4). Das FUP- Bild 2: Symboltabelle für die Prägepresse
Programm (Bild 3) enthält einen SR-Speicher we-
gen des monostabilen Stellelements 1V1 und eine 24V 1 2345
Einschaltverzögerung S_EVERZ (Tabelle 1).
S1 S2
~ <>o'-v_._..__ __,
JL
1
u T 1 A6üxh
A 6.0
1 Einschalt-
verzögerung
S_EVERZ
u
L
SE
u
R
u
u
E
S5T#5s
T
E
T
T
A
E 2.0
2.0
2
2.1
2
2
6.0
E2.0
E2.1I:
! F9
A60~J±J;r
1
1:3 f'EI
!
negative Flanke
D ps::j
f*)i i
L S5T#5s
Ausschalt- SA T 3
E2.01 r;q:( nq rg
verzögerung u E 2.1 E2.1 ! 1 1
1 ra n
:tt~n
1
S_AVERZ R T 3 A6.0 !
u T 3
A 6.0
-
Spe1cherprogramm1erbare Steuerungen 551
Durch die Verwendung von Funktionen wird die 08 1 : S7- ProgrM".ii fik E'arb„ru,is c,1'a nla;e-Strukturierte Programnierung
übliche serielle, zeilenorient ierte Abarbeitung der
einzelnen Befehlszei len oder Netzwerke im Organi-
sationsbaustein OB1 verändert. Es werden die Pro-
grammbefehle in den Funktionen FC1, FC2 usw. in
einem Zyklus nacheinander abgearbeitet.
CALL FC 2
Mit dieser Struktur w ird das Gesamtprogramm
sehr übersichtlich und erleichtert die Fehlersuche. Ne tzwe rk l : ~fehls ausgabe a uf die SPS- Au,1glinge
CALL FC 3
Der Befehl „call" ist aus der Anweisungsliste AWL.
In den Funkt ionen FC1, FC2 usw. wird die Sprache Netzwork 4 , Meldeteil , zuu,11nd8- \1'> d störungs o.oze ige
Funktionsplan FUP verwendet.
"BA_Wahl"
"Gs··
·s,h,;uo· ~- -· ,
ablen „ GS" wird der Anfangszu stand oder die
Grundstellung einer Anlage beschrieben, z.B. "Reser·
dass der Behä lter „leer " ist. Damit hat der Sen- "Schritt2" L _ _J ~ - = -
Funktion FC2: Schrittkette (Bild 1 und Bild 3, vor- Netzwerk J : Farbkomponenten mischen.
herige Seite)
"B2"
Die ei nzelnen Schritte des Ablaufes werden in "BA_Waht"
"Schritt1 " - ~ _ _ ,-,
Schrittmerkern abgelegt. A lle Schritte der Ablauf-
kette werden mit SR-Speichern programmiert. Am "Reset"
"Schritt 3" --,___ _ ,-,"'--- = - -
$-Eingang ist jeweils e ine UND-Verknüpfung mit
Netzwerk 4: M ischfarbe ablassen.
dem Schrittmerker des vorhergehe nden Schrittes T1
und der Transitionsbedingung, z_ B. Sensor B2. "Schritt 2"
Wird mit Betriebsarten gearbeitet, findet sich hier S5T#2M
auch die Freigabe mit der Variablen „BA-Wa hl" .
Am R-Eingang de s Speichers findet sich eine
ODER-Verkn üpfung: Zurückgesetzt wird mit dem
folgenden Schritt oder mit „ Reset". So wird sicher-
gestellt, dass jeweils nur ein Ablaufschritt aktiv ist.
Bild 1: Ablaufschritte „ Farben rühren " und
Der Übergang vom Netzwerk 3 ins Netzwerk 4 er-
„Farbe ablassen " in Funktion FC2
folgt über e ine Einschaltverzögerung. Damit w ird
die zunächst prozessgeführte Ablaufsteuerung zu
einem zeitg efü hrten Ablauf. Der letzte Ablaufschritt FC3 Befehlsausgabe an die Ausgänge
Netzwerk 1: Vent ile M1 und M2 fü r Farbkom ponenten ö ffnen.
wi rd durch den „Schritt O" gelöscht, d . h. zurückge-
setzt.
"Sch6tt1" ~
Man s pr icht von einer löschenden Taktkette. Nur
für diese Taktkettenart ist eine Ablaufbesch reibung
mittel s GRAFCET zulässig.
Netzwerk 2: Rührwerksmotor M 3 einschalten.
Funktion FC3: Befehlsausgabe (Bild 2) " M3"
Die einzelnen Schrittmerker, z.B . ,,Schritt 1", wer-
den im FC3 den SPS-Ausgängen zugewiesen. So
"Schritt2• --CJ
wird gleichzeitig sichergestellt, d ass die A usgänge
nur einmal innerhalb des Programmes eine Zuwei-
sung bekommen und eine Überschreibung inner-
halb eines SPS-Zyklus nicht möglich ist.
Sol len „ M1" oder „ M2" über den Schritt 1 hinaus Bild 2: Befehlsausgabe in der Funktion FC3
aktiv bleiben, so müsste mit SR-Speichern gearbei-
tet werden oder man hat bistabile Stellelemente, FC4 : Meldeteil m it Zustandsanzeigen .
z.B. 5/2-lmpulsventile im Einsatz, wie sie häufig in Netzwerk 1: Meld eleuchte fü r Grundzustand.
"Pl GS"
der Elekt ropneumatik verwendet werden.
Funktion FC4: Meldungen (Bild 3) "GS" ~
Netzwerk 2: Anlagen in einem der d rei Ablaufschritte.
Befindet sich die An lage in Grundstellung „GS", so
ze igt d ie Leuchte „P1_GS" dies an. Befindet sich "Schritt 1" u· 1_ a
"Schritt2" "Pl_Auto"
die Anlage in einem der drei Ablaufschritte, so "Schritt3" •
leuchtet „PS_Auto" .
Den Verdrahtungsplan der Aufgabe zeigt Bild 4. Bild 3: M eldungen in Funktion FC4
E0.7 Eingangsbyte O
Ausgangsbyte 4
P1 -GS: Grundstellung
P2-Auto: Auto mat ikbetrieb
OV
G)Greifen
@zuteilen: Beladen, Entladen, Einlegen
@ Ordnen, Sortieren
@ Positionieren +
} ~B fr
1
@Spannen ,,. _- +X J J +A
',, - =:> C .· /
~ 1 Translatorische
Freiheitsgrade
Rotatorische
Fre iheitsgrade
Handhabungseinrichtungen
L manuell gesteuert (
M anipulatoren ermöglichen das Bewegen schwerer Bauteile und gefäh rlicher Last en über eine Hand-
steuerung. Ferngesteuert sind sie in Räumen einsetzbar, die wegen Hitze, Kälte, Druck oder radioaktiver
Strahlung nicht betreten werden dürfen.
Einlegegeräte sind mit Greifern ausgerüstete Bewegungsautomaten. Sie werden in der Großserienferti-
gung eingesetzt, wenn eine Pu nkt-zu-Punkt-Beweg ung auszufü hren ist, z. B. Werkstück- oder Werkzeug-
zufü hrung aus einem Magazin in die Maschine. Die einfachen Bewegungsabläuf e, also die Hub- und
Schwenkbewegungen, kön nen über Ansch läge oder Endschalter eingestellt werde n.
Industrieroboter haben nahezu unbegrenzte Bewe-
gungsmöglichkeiten inn erh alb ihres A rbeitsrau-
mes. Die Bewegungen sind frei program mierbar
oder über Sensoren gesteuert.
Die Bauart und die Bewegungsmöglichkeiten (~ Kinematik) der Roboter sowie das Vorhandensein von
rotatorischen (R) oder translatorischen (T) Hauptachsen des Roboters bestimmen den möglichen Arbeits-
raum (Bild 1): Der Raum kann zylindrisch, kugel- oder quaderförmig sein. Mischformen dieser Grund-
elemente werden als hybrid bezeichnet: z.B. der Arbeitsraum beim Scara 1 l-Typ.
Baua rt
Merkm a le Horizontal- Vertika l-
Portalroboter
Schwenkarm-Roboter Knickarm-Roboter
Anordnung
~
der
Bewegungs-
achsen
(kine-
matischer
Aufbau)
T für Translatio n
~ @ 0
Arbeits-
ra um
Die Eigenart und Charakteristik eines Industrieroboters richtet sich nach seinem Leistungsprofil: der
Anzahl der Bewegungsachsen, seiner Positionier- und Wiederholgenauigkeit sowie der Geschwindig-
1
keit.
Portalroboter sind brückenartig über dem Arbeitsraum angeordnet. Sie eignen sich besonders für große
Fahrwege und die schnelle Bewegung von großen Trag lasten.
Horizontal-Schwenkarm-Roboter werden überwiegend als Montage-Roboter eingesetzt. Sie besitzen
eine hohe Steifigkeit in der senkrechten Achse und können schnelle horizontale Bewegungen ausführen.
Nach ihrem Aufbauprinzip sind sie dem menschlichen Arm am ähnlichsten.
Vertikal-Knickarm-Roboter werden aufgrund ihrer Bauart auch als Gelenkroboter bezeichnet. Ihre Vor-
teile sind ein relativ großer Arbeitsraum im Verhältnis zur Baugröße, schnelle Bewegungen und die be-
liebige Ausrichtung von Greifern oder Werkzeugen im Raum. Aufgrund d ieser Beweg lichkeit sind viele
Schweiß- und Lackierarbeiten mit diesem Robotertyp durchführbar. Der universelle Einsatz dieser Robo-
ter für die Handhabung und Bearbeitung hat zur Bezeichnung Universalroboter geführt.
11 scara, engl. Abkürzung von selective compliance robot arm
Handhabungstechnik in der Automation 557
~----
(Segmentscheibe)
nie-Drive- {Bild 1, Seite 419) oder Cyclo-Fin e-Ge- bestimmen
trieben stark untersetzt. Man erhält Drehzahlen im
Bereich von 0,2 bis 2 Umdrehungen pro Sekunde. Endschalter Sicherheit
~
fernungssensor:
rührungslos arbeitende optische oder elekt rische 1 mm ... 10 mm Abstände messen
Sensoren übermitteln Informationen aus dem Bauteile erlassen
~
Schaltsensor:
Arbeitsraum des Roboters an die Steuerung, um 0.1 ... 10 m
die auftretenden Kräfte und Bewegungen zu über-
~
wachen {Seite 512). Taster
Das digit ale absolute Wegmesssystem mit codier-
ten Segmentscheiben erfasst die IST-Positionen Werkstückkontur
Taster erfassen,
der Dreh- und Linearachsen.
Bahnführung, Lage
~
Analoge Drehmelder, sog. Resolver11 für Drehwin- Bildverarbeitung und Zustand
kelerfassung und Lin earpotenziometer für transla- über Kamerasystem erkennen
torische {geradlinige) Verschiebungen, sind weit Kraft. Druck,
verbreitet {Bild 2). Resolver werden an den Läufer- .-,(1)) Kraftsensor Drehmoment
messen
wellen angebracht. Sie entsprechen im Aufbau
einem Wechse lstromgenerator m it einer Rotor-
Bi ld 1; Sensoren und ihre Funkt ion
w icklung und zwei um 90° zueinander versetzten
Statorwicklungen. Beide Statorwicklungen werden
mit Spannung versorgt. Im Rotor wird beim Dre- u,
Stator-
hen eine phasen-verschobene Spannung induziert. spannung
Der Phasenverschiebungswinkel ax ist eine ana lo-
ge Größe zum Drehwinkel der jeweiligen Achse.
8 . 7 .5 Programmierung von
Industrierobotern
Die Programmierung erfolgt entweder ON-LINE, spannung
d. h. direkt am Roboterbedienpanel in der A rbeits- Drehwinkel
zelle, oder ohne direkte Sichtverbindung zu m Ro-
boter OFF-UNE an ein em PC-Programm ierplatz Bild 2 : Drehwinkelerfassung mit Resolver
{Bild 3) .
Bei der Teach-ln-Programmierung2l werden von Hand über ein entsprechendes Bedienpanel Raumpunk-
te angefahren und Greiferfunktionen ausgelöst. Das dabei entstehende Programm kann getestet und
optimiert werden. Die Handverfahr- und Programmgeschwindigkeiten lassen sich stufen los einstellen.
M
Anfahren
und
Speichern der
Bewegungs-
punkte
:~ "1 /l ~~~.:
- 7
;
Pt<{
GOTOP1
GOTOP2
O
~- '- ----- - -
Bild 3: R oboter-Programmierverfahren
11 von engt. to resolve = auflösen 21 von engl. to teach = lehren
~
558 Handhabungstechnik in der Automation
nen werden die Raumpunkte, die ein Roboter an- @ NOT-AUS-Tast er @Start-Taste
fahren soll, über das Teachen gefunden. Dabei ® Space Mouse @ STOP-Taste
kommen roboterspezifische Bedieneinheiten zum © Stat uskeys rechts @ Fensterwahl-Taste
Einsatz (Bild 1). Diese Panels besitzen integrierte (z) Eingabe-Taste @ ESC-Taste
Sicherheitseinrichtung en, z. B. Zustimmtaster, oh-
@ Cursor-Tasten @ Statuskeys l inks
ne deren Aktivierung der Roboter st ehenble iben
würde . ® Tastatur @ Menükeys
1
TOOL: Das TOOL-Koo rdinatensyst em ist ein karte-
sisches Koordinatensystem, das im Arbe itspunkt
(TCP) des Werkzeugs liegt. Es bezieht sich auf das
BASE-Koordinatensystem.
In der Grundeinstellung liegt der Ursprung des
TOOL-Koordinatensystems im Flanschmittel-
punkt. Das TOOL-Koordinatensystem w ird vom
Benutzer in d en Arbe itspunkt des W erkzeugs ver-
schoben (Bild 3).
Ein Vortei l der Verschiebung des TCP vom
Flanschmittelpunkt zum TCP des We rkzeugs ist
das geradlinige Verfahren in Werkzeugst oßrich- Bild 3: Ermittlung des TCP in Bezug auf das
tung (XT001), wenn es schräg im Raum steht. Flanschkoordinatensystem
Handhabungstechn,k rn der Automation
__._ 559
Wenn das Werkzeug und evtl. das Werkstück ver- DEP :riy_progr.1m( J
messen sind, kann mit der Programmierung v on INI
Bewegungen begonnen werden. Die Program- <\l PTP HOME Vel • 100 I' DEFAULT
miersprache ist englisch (Bild 11. 8 LIN po1nt_5 cor., Vela 2 m/s CPDATl Tool[]] Bae,c(4]
A
Bei allen drei Beispielen w ird der Befeh l „CONT" 11
verwendet. Er ste ht für das sogenannte Über-
schleifen der Positionen.
Überschleifen bedeutet: Der TCP verlässt die P3
Bahn, auf der e r den Zielpunkt genau anfahren P1
w ürde, und fährt eine schne llere Bahn. Bild 4 zeigt
Bild 4: Überschleifen bei PTP·Bewegung
ein Überschleifen bei einer PTP-Bewegu ng. Der
programmierte Punkt P2 w ird nicht angefahren.
LIN·Bewegung
Bei UN-Bewegungen muss beim Überschleifen
P2 w ird überschliffen
von P2 ein Abstand angegeben werden, von dem
aus von der geraden Bewegung abgewichen wer-
den da rf (Bild 5). Es entsteht keine Kreisbahn.
CIAC·Bewegung
Bei CIRC-Bewegungen wird P aux imm er exakt an-
gefahren. Die Übergangsbahn vom Kreis- zur Line- Kreisendpunkt Pend
w ird übe rschliffen
arbewegung entspricht auch hier keinem Radius.
1l cont, eng l. continuous path Bild 5: Überschleifen bei LIN· und CIRC·Bewegungen
- .
--=lp-
560 Handhabungstechnik in der Automation
• Greiferp rogrammierung
Greifer sind Teilkomponenten des Robotersystems,
mit denen man die eigentl iche Handhabungsaufga-
be durchführt. Sie we rden als Endeffektoren be-
zeichnet. Sie arbe iten mit mechanischen, elektro-
magnetischen oder pneu matischen (z. B. Vakuum)
1
Haltekräften (Bild 3). Endeffektoren können auch Bild 4; Programmfenster für die Greiferkonfiguration
Punktschweißzang en in de r Füget echnik ode r
Spritzwerkze uge für die Farbbeschichtung sein.
Greifer werden in der Software über spezielle Pro-
grammfenster eingebunden. Die Greifer w erden
im Programm, z.B. mit GRP1, bezeichnet. Je nach
Typ werden ihnen Zustände (offen/geschlossen )
zugeordnet; außerdem lassen sich Ein- und Aus- Überschleifen EIN:
gänge der Robotersteuerung zur Arbeitshandlung Mit O ms Verzögerung w ird im
Punkt START der Greifer 1 auf END
der Greifer zuordnen (Bild 41. den Status OPN (offen ) gesetzt.
Im Programm werden die Werkzeuge aufgerufen, In der folgenden Zeile wird ein
Bewegungsbefehl erwartet. START
z. B. GRP1 (gri pper 1 = Greifer 1), und es wi rd ihnen
ein Zustand (STATE) zugewiesen (Bild 5). Bild 5: Greiferbefehle in einem Programm
-
Handhabungstechnik in der Automation 561
1
21
Only if both inputs 11 and 12 of the contro l block r·--;:-.:..-:-..:::·_-:-..:._ -------------~
t --1 :
a re actuated by two 3/2-way va lves within max. ''
0.5 seconds, terminal 2 receives a n output signa l.
. ''
! !r-<:-lr:ITT-<>-<::>-~"-<~
As lang as both operated va lves 11S3 and 1S4) are ! !
actuated, o ut put "2" is pressuri zed. By releasing
o ne o r both of th e button s the fl ow is imm ediat ely
interrupted, output 2 is depressu rized . The piston
of t h e cylinder 1A1 moves back.
lru
A ll parts and compone nts of the fl u id system r--- ,
must be protected against pressure. The leakage
o f inside of com po n ents sho uld ca use no risk.
Silencers p rovide an acceptable noise level. Figure 3: Pneumatic plan of a t w o-hand control block
9 Automatisierte Fertigung
9.1 CNC-Steuerungen 564
Merkmale CNC-gest euerter
Maschinen . . 564
Koordinaten, Null- und Bezugspunkte 568
Steuerungsarten, Korrekturen . . . . . 570
Erstellen von CNC-Programmen 573
Zyklen und Unterprogramme 578
Programmieren von CNC-Drehmaschinen . 579
Programmieren von CNC-Fräsmaschinen 587
Programmierve rfahren . . 593
5-Achs-Bearbeitung nach PAL . . . . . . . . . . . 595
10 Technische Projekte
10.1 Grundlagen der Projektarbeit ... . . 609
Arbeitsorganisation Linie und Projekt; ~ Ziel !Produkt.
~ lnhalt, Oualitiitl
Projektbegriff . . 609
Technische Projektarten ... 610
10.2 Projektarbeit als vollständige Handlung
und planmäßige Problemlösung . .. . . 610
Kosten
9 Automatisierte Fertigung
9. 1 CNC-Steuerungen
9 . 1. 1 Merkmale CNC-gesteuerter Tabelle 1: Arten numerischer Steuerungen
Maschinen Zeichen Abkürzung für Erlä uterung
Numerisch gesteuerte Maschinen {NC-Maschinen) NC numerical control durch Zahlen gesteuert
sind in der Lage, Programmanweisungen, die
CNC computerized NC-Steuerung mit
durch Buchstaben und Zahlen verschlüsselt sind, numerical control Computer
auszuführen {Tabelle 1). Bei CNC-Steuerungen
können Steuerbefehle jederzeit geändert werden. DNC direct mehrere Maschinen
numerical control durch übergeordneten
Änderungen, die an der Maschine zur Programm- Rechner gesteuert
optimierung durchgeführt wurden, können in der
Steuerung gespeichert werten . Bei DNC-Steuerun-
gen werden die Programme von einem Zentral-
rechner aus für mehrere NC-Maschinen verwaltet.
Bi ld schirm
Die Programme für die CNC-Steuerun g können
von einem Datenträger oder vom Server über-
~1i
spielt werden. Die direkte Eingabe des Programms
kann über ein Bedienfeld erfolgen {Bild 1). Dieses
ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Auf dem
Bildschirm werden Programmanweisungen, Posi-
tionswerte der Achsen, Bilder oder Hilfstexte an-
gezeigt. Die Bedientafel, häufig mit einer alphanu-
fü~d~~;ield
NC-Eingabe
merischen Ta statur ausgestattet, dient der Hand-
eingabe des Programmes. Steuerbefehle für d ie
Maschinenfunktionen. w ie zum Beispiel Spindel Bed ienfeld - - - - - f"'-i,..:;s;;;;:;;;,;.;;,;;,;;,;:;;;""ilil"
Start oder Halt und NOT-AUS, werden über die für die
Maschinensteuertafel eingegeben. Aus Gründen Maschinen -
Steuerung
des Umweltschutzes, der Arbeitssicherheit und
der Nutzung eines hohen Kühlschmiermittelein-
satzes sind die Maschinen meist vollständig ge- Bild 1: Bedienfeld einer CNC-Steuerung
kapselt {Bild 2).
1 AC-Hauptspindelmotor
2 Getriebe 3-stufig
3 Vertikalfräskopf
4 Auffahrsicherung vertikal
5 hydromechanische Werkzeugspannung
6 Pinolenfeinverstellung
7 Bohrhebel
8 Kugelgewindetriebe
9 Kollisionsschutzkupplungen
10 AC -Vorschubmotoren
11 Linear- Wegmesssysteme
12 Vertikalwerkzeugwechsler
13 Werkzeugmagazin, 32 Plätze
14 Bohiwerkzeug
15 Messtaster, kabellos
16 Bedienpult Werkzeugwechsler
17 CNC-Bahnsteuerung
18 Handbedienmodul
19 Grauguss- Mineralguss-Verbundwerkstoffe
am Maschinenständerfuß, Kreuzsupport
und Gegenhalter
• Antriebe Tachogenerator
Die Drehzahlen der A ntriebe für die Hauptspindel
und für die Vorschubbeweg ungen kön nen stufen-
los geregelt werden.
Spindelantrieb (Bild 1)
Für den A ntrieb der Hauptspindel verwendet man
in der Regel drehzahlgeregelte Drehstrommotoren
mit einem Frequenzumrichter. Die Drehzahl w ird
durch einen Tachogenerator gemessen. Dieser er-
zeu gt als Maß für die Drehzah l eine Ausgangs-
spannung. Di ese lstdrehzah l wi rd in der CNC-
Steuerung mit dem Sollwert der Drehzahl verg li- Bild 1: Spindelantrieb mit Drehzahlregelung
chen un d bei Abweichungen der Motor entspre-
chend nachgeregelt.
Festlager Schlitten
Vorschubantrieb (Bild 2)
Der Vorschubantrieb erfolgt in der Regel durch
drehzah lge re gelte Gleichstrommotoren. Ein e
Kupplung mit Überlastschutz zwischen An-
triebsmotor und Kugelgewindespindel verringert
die Schäden bei Kollision:
Anforderungen an Vorschubantriebe
• g roße Vorschubkräfte auf den Schl itten be- Kugelgewinde- vorgespannte
re itstellen spindel Doppelmutter
• seh r kleine und sehr große Verfahrgeschwin-
Bild 2: Vorschubantrieb mit Kugelgewindespindel
digkeiten sowie
• hohe Beschleunigung und schnelles Positio-
nieren des Schlittens ermöglichen
• große Wied erholgena uigkeit der angefahre-
n en Positionen und
• hohe Steifigkeit haben, um die Achsposition
zu halten
• Wegmesssysteme
Das Wegmesssystem ist Bestandteil des Lagere- Bild 3: Lageregelkreis eines Vorschubantriebes
gelkreises. Die Positio n des Maschinentisches oder
Werkzeuges wird gemessen (Istwert) und mit dem
Sollwert verglichen. Der Vorschubmotor w ird so direkt indirekt
lange angest euert, bis Istwert und Sollwert über- Messeinrichtung Messung der Spindelum-
ein stimm en. Wegmesssysteme arbe ite n nach unmittelbar am drehungen und Umrechnung
unterschied lichen Verfahren (Bild 4). Sie unter- Schlitten in Schlittenwege
scheiden sich vo r allem durch Genauigkeit, Anbau-
möglichkeit an die Maschine und Kost en.
inkremental absolut
Die genauesten Messwerte liefern direkte Weg- Zählung der Erfassung der Lage
m esssysteme. Messschritte
Am häufig st en werde n i n krementale Weg-
m esssysteme verwendet. Bild 4: Häufige Wegmesssysteme
§
.._.. 566 CNC-Steuerungen
~~
Die w ichtigsten Aufgaben einer CNC-Steuerung
sind die Eingabe, Speicherung, Verarbeitung und
Ausgabe von Daten sowie die ständige Kontrolle
von Regelungsvorgängen, z.B. zur Einhaltung der
Solldrehzahl oder der Schlittenposition.
Dateneingabe (Bild 1)
Die Eingabe der vom Programmierer erstellten Tei-
leprogramme oder von Programm änderungen
Bedienfeld
L.
o~
kann erfolgen:
• direkt an der Maschine über die Tastatur des Be- CD USB-Stick Server
dienfe ldes
• über eine CD, einen USB-Stick oder über eine
Datenleitung zu einem PC oder im Netzwerk zu
einem Server
Die Datenspeicherung erfolgt in elektronisch en
Speicherbausteinen.
Datenverarbeitung
Hierfür enthält die Steuerung mehrere Mikropro-
CNC- Steuerung
zessoren. Zur Datenverarbeitung gehören z. B. die
Berechnung der Werkzeugbahn sowie die ständige
Verrechnung der Messdaten für die Lageregelung Bild 1: Möglichkeiten der Daten ein- und Daten-
ausgabe
der Vorschubmotoren.
Datenausgabe
Die Datenausgabe an die Maschine erfolgt über eine Anpasssteuerung. Sie verstärkt u nd wa ndelt die
St euersignale so, dass sie die Ansteuerung der Motoren, Venti le und anderer Stellglieder ermöglichen.
Außerdem können über die Schnittstelle auch Daten (Programme, Betriebsdaten) ausgegeben werden .
• Koordinatensystem
Das rechtwinklige Koordinatensystem wird auf das
Werkstück bezogen. Die Achsen werden m it X, Y
und Z beze ichnet (Bild 1). Die Z-Achse entspricht
der Achse der Hauptspindel. Bei einer Senkrecht-
fräsmaschine ist deshalb das Koordinatensystem
anders definiert als bei einer Waagrechtfräsma-
schine. Kann die Drehbewegung um eine Achse
gesteuert werden, so werden dafür die Buchstaben
A, B und C verwendet. Die positive Drehung erfolgt
im Uhrzeigersinn, wenn man vom Nullpunkt aus in
positiver Achsrichtung blickt. Bild 1: Koordinatensysteme bei Fräsmaschinen
•
mer an, dass sich das Werkzeug bewegt.
+C +X
sJ
r/ilJ
sich das Werkzeug beim Verfahren in positiver
Achsrichtung vom Werkstück weg bewegt. Des- -z +Z
halb gibt es je nach Lage des Werkzeuges versch ie- +C
dene Koordinatensysteme. Die positive X-Achse
zeigt in die Richtung des Werkzeuges. Als X-Koor- theoretische Drehrichtung
dinate wird der Durchm esser eingegeben. Das Vor- des Werkzeuges
zeichen der X-Achse w ird z.B. bei inkrementaler tatsächliche D rehrichtung
der Arbeitsspin del
Maßeingabe oder für die Werkzeugkorrekturen be-
nötigt. Bild 4: Koordinaten bei Drehmaschinen
CNC-Steuerungen
J!l
569 "ll!!I
~!1~,!~:1
ne, Werkstück und Werkzeug erforderlich.
Referenzpunkt R
Zur Eichung von inkrementalen Wegmesssyste-
men muss nach dem Einschalten der Maschine der
Maschinennullpunkt mit dem Schlitten angefahren
werden. Dies ist nicht bei allen Maschinen mög-
lich. In diesen Fällen wird ein anderer, genau fest- +Z
gelegter Punkt, der Referenzpunkt, angefahren.
Das Anfahren des Referenzpunktes erfolgt durch M
einen Steuerbefehl über eine Taste auf der Maschi-
nensteuertafel. Auf dem Bildschirm wird die aktu-
elle Position jeder Achse angezeigt. Der angezeigte
Wert entspricht dem Abstand vom Maschinennull-
punkt zum Referenzpunkt, wenn sich der Schlitten Bild 2: Null- und Bezugspunkte an der Fräsmaschine
auf dem Referenzpunkt befindet.
Werkzeugträgerbezugspunkt T
Der Werkzeugträgerbezugspunkt wird von der
Senkrecht-
Achse und der Anschlagfläche für die Werkzeug- fräsmaschine: Koordinaten-
aufnahme gebildet. Mit diesem Bezugspunkt, des- system für die
sen Lage der CNC-Steuerung bekannt ist, wird der Programmierung
Referenzpunkt angefahren.
Werkstücknullpunkt W
Bei der Programmierung der Werkstückgeometrie
müssten sich alle Maße auf den Maschinennull-
punkt beziehen. Da dies umständlich ist, legt der
Programmierer einen Werkstücknullpunkt fest. Er
wird so gewählt, dass möglichst viele Koordinaten-
werte aus der Zeichnung übernommen w erden
können oder seine Lage im Arbeitsraum leicht fest-
gestellt werden kann (Bild 3). Die Koordinatenab-
stände vom Maschinennullpunkt zum Werkstück-
nullpunkt (XMW, YMW und ZMW) werden als Null-
punktverschiebung bezeichnet und müssen in die
Steuerung übernommen werden. In der Steuerung Koordinaten-
system für die
werden diese Korrekturwerte gespeichert und ver- Programmierung
rechnet. Damit kann der Programmierer alle Maße
auf den Werkstücknullpunkt beziehen. Bild 3: Günstige Lage des Werkstücknullpunktes
1~
"""" 570 CNC-Steuerungen
Punktsteuerung (Bild 1)
Diese einfache CNC-Steuerung wi rd bei Maschinen
eingesetzt, bei denen das Werkzeug an einer be-
st immten Stelle positioniert werden soll. Die Schlit-
ten oder Werkzeugträger w erden gleichzeitig oder
nacheinander bis an ihre Bearbeitungsposition ver-
fahren. Diese Bewegung erfolgt mit Eil gangge- Bild 1: Punktsteuerung
schwindigkeit ohne Werkzeugeing riff. Mit Punkt-
steue ru ngen werden z. B. N C-Bohrmaschi nen,
Stanz- oder Punktschweißmaschinen ausgerüstet.
Streckensteuerung (Bild 2)
Mit Streckensteuerungen sind meist nur achsparal-
lele Vorsch ubbewegungen möglich. Strecken-
steuerungen we rden bei der We rkstückhandha-
bung und zur Steuerung einfacher Werkzeugma-
schinen eingesetzt.
Bahnsteuerungen (Bild 3)
Mit Bahnsteuerungen können Schlitten oder Werk-
zeugträger gleichzeitig in 2 oder mehr Achsen mit Bild 2: Streckensteuerung
programmiertem Vorschub verfah re n werden. Da-
zu m üssen die Geschw indigkeiten der einzelnen
Achsa ntri ebe aufeinander abgestimmt we rden.
Diese Aufgabe übernimmt der lnterpolator der
CNC-Steuerung. Dies ist ein Softwareprogramm
zur Berechnung von Zwischenpositionen und Ge-
schwindigkeitsverhältnissen der einzelnen Achsen,
sodass der Schl itten der p rogrammierten Bahn fol-
gen kann (Bild 4). Erfolgt die Interpolation nur in 2
Achsen (z. B. X und Y), so genügt eine 2-D-Bahn-
steuerung (zweidimensional). Eine 21/ 2-D-Bahn-
steuerung liegt vor, wenn die Interpolation wahl- 2D- Bahnsteuerung 3D-Bahnsteuerung
we ise auf jewe ils zwe i der drei verschiedenen
Bild 3: Bahnsteuerungen
Hauptebenen umgeschaltet werden kann. Die Aus-
wah l der Ebenen erfolgt über die Programm anwei-
sungen G17 bis G19 (Bild 5). Mit 3-D-Bahnsteue-
rungen (dreidimensional) kön nen Schlitten gleich-
zeitig in allen drei Achsen der programm ierten
Bahn folgen.
Y Zielpunkt P1 Y Zielpunkt Pl
---- X - ---- P1
1
1 Vy ~ P1
Vv 1
PO Vx
:v
1
PO ~ "A
1
Startpunkt PO 1 Startpunkt PO
Geradeninterpolation X Kreisinterpolation X
Bild 4: Interpolation Bild 5: Ebenenauswahl für Senkrechtfräsmaschinen
~
CNC-Steuerungen 571 · -
Externe Werkzeugvermessung
Di e Voreinstellung und Vermessung der Werkzeu-
Bild 1: Externe Werkzeugvermessung
ge erfolgt meist extern, außerhalb der Werkzeug-
maschine, z.B. in einem W erkzeugvoreinstellgerät
oder einer Werkzeug-Messmaschine (Bild 1 ). Das
eingespa nnte Werkzeug wird manuell oder auto-
matisch mittels optischer Schneidenerkennung
m it dem Schneidenpunkt P unter das Fadenkreuz
des Bildschirms gefahren. Moderne Bildverarbei-
tungstechnologie erm ög licht bedienerunabhängi-
ges se hr genaues M essen (Bild 2). Die Abstände
des Schneidenpunktes P zum Werkzeugbezugs-
punkt E werden als Korrekturwerte mit den richti-
gen Vorzeichen in den Werkzeugkorrekturspei-
cher der CNC-Steuerung ein gegeben und dem
entsprechenden Werkze ug zugeordnet (Bild 3).
Dies kann manuell über die Tastatur der Steue-
rung, online über Datenleitung oder über Spei-
Bild 2: Bildschirmanzeige mit Softkeys
cherung auf einem Datenchip des Werkzeughal-
ters erfolgen. Durch Voreinstellung der Werkzeu-
ge kann eine e rhebliche Produktivitätssteigerung
erfolgen.
Interne Werkzeugvermessung
Bei manchen Drehmaschinen erfolgt die Werk-
zeugvermessung in der Maschine. Der Schneiden-
punkt P jedes e inze lnen Werkzeugs wird unter das
Fadenkreuz einer optischen Messeinrichtung ge-
fa hren und die gemessenen Korrekturmaße des
Werkzeugs we rden in den Werkzeugkorrekturspei- E Werkzeugbezugspunkt
cher übernommen. Die Ermittlung der Werkzeug- P Schneidenpunlct
korrekturmaße kann auch durch Ankratzen des
Werkzeugs am Werkstück erfolgen. Bild 3: Werkzeugkorrekturmaße
Bei der Programmierung mit Absol utmaßen Bei der Programmierun g mit lnkrement almaßen
(G90) beziehen sich alle Maße auf den Werk- (G91) wird der Zuwachs zum vorangehenden
stücknu llpunkt. Punkt vorzeichenricht ig an gegeben (Kettenmaß).
CNC-St euerungen 575 JI
Programmieren mit Polarkoordinaten
Die Eingabe von Polarkoordinaten erleichtert die
Programmierung, wenn die Zeichnung Winkelan- Punkt R '{!
gaben enthält. Für die Punkte Pl bis P4 benötigt die
1 50 35
Steuerung die Lage des Poles, den Radius R und
die Polarwinkel ,p (Bild 1). Von der positiven X-Ach- 2 50 90
se ausgehend ist die Winkelangabe entgegen dem 3 50 130
Uhrzeigersinn positiv, im Uhrzeigersinn negativ. -30
Bei der Programmierung mit Polarkoordinaten 4 50 oder
werden eine Zielkoord inate und der Polarwinkel ,p 330
eingegeben (Bild 2).
Geradeninterpolation
Wenn die Wegbedingung G01 programmiert ist, Bild 1: Lochkreis mit Polarkoordinaten
wird der Zielpunkt mit dem programmierten Vor-
schub angefahren. Als Koordinatenwert ist die To-
leranzmitte anzugeben.
Anfahren
des Zielpunktes Pl:
Kreisinterpolation
Soll der Schlitten eine kreisförmige Bewegung Polar- Ziel-
durchführen, benötigt die Steuerung zur Berech- w inkel koordinate
nung der Bahnwerte außer der Ebenenauswahl
<P · 120 y 75
noch folgende 3 Angaben (Bild 3):
PO Startpunkt
P1 Zielpunkt
M Kreis~
mittelpunkt
~P1
gesc hwindigkeit programmiert werden?
9 Bestimmen Sie für die Kreisbögen {Bild 31
jeweils die G-Funktion und die Mittelpunkts-
parameter. PO
10 Programmieren Sie die Sätze für das PO A nfangspunkt P1 Endpunkt
Schlicht en der Werkstückkontur {Bild 41. Es
sind nur die n otwendigen Wegbedingun-
gen, Koordin aten und Mittelpunktspa ra-
meter zu programmieren.
11 Programmieren Sie die Sätze mit den Weg-
bedingungen, Koordinaten und Mittel-
punktsangaben der Radien für das Schlich-
Bild 3: Programmierung von Kreisbögen
ten des Wellenzapfens !Bild 5).
ao ~ ~ - --~,s,~
,o-P_s_ _ ___P_6~ PO Anfangspunkt
P9 Endpunkt
66 +--+- - - ----~~~--Q
"G.
10+--+-4- - -+'>'-- - -+
0-&--ai-+----+-+-- - -~-+-!
~
G) Ei lgang zum
wendet man Zyklen und Unterprog ramme. Positionieren in
CD · .. X- und Y-R;chtung
• Bearbeitungszyklen -- - -- -- Ruckzugs- @ Eilgang in
_ ___ 1 /ebene_ Z-R ichtung auf
Häufig vorkommende Folgen von Einzelbearbei-
Sicherheitsebene Sicherheitsabstand
tungsschritten, z.B. die Bohroperation, werden von ~
@ vo,schubauf
den Steuerungsherstellern vorprogrammiert und Bohrungstiefe T
in der Steuerung als Zyklus gespeichert (Bild 1). 5 1. >-- @ Evtl. Verweilzeit zum
Den Koordinaten, Wegbedingungen und den tech- Freischneiden
nologischen Anweisungen sind im gespeicherten :~- @ Rückzug im Eilgang
Zykl us noch keine Werte zugeordnet. Der Ablauf auf Sicherheits- oder
Rückzu sebene
des Zyklus ist vom Steuerungshersteller mit ver-
änderlichen Größen, die als Parameter bezeichnet Bild 1: Bewegungsablauf beim Bohren
werden, programmiert.
Bei der Erstellung des Teileprogramms legt dann
der Programmierer in der Zyklusd efinition fest,
welche Anweisungen für die Parameter gelten sol-
len. Im nachfolgenden Satz wird der Zyklus aufge-
rufen und abgearbeitet (Bild 2). Das Werkzeug
steht nach Beendigung des Zyklus w ieder an der-
selben Stelle wie beim Start.
Je nach Maschine und Steu er ungshersteller ste-
hen verschiedene Zykl en zur Verfügung, z.B. für Beispiel für Zyklusaufruf:
das Bohren, Tiefbohren, Gewindebohren, Reiben,
Rechteck- und Kreistaschenfräsen, Langlochfräsen,
Abspanen beim Drehen und Gewindedrehen.
• Unterprogramme
Bild 2: Zyklusdefinition und Aufruf nach PAL
Unterprogramme we rden vom Teilepro grammie-
rer für Konturelemente oder Bearbeitungsfolgen,
die häufiger vorkommen, erstel lt und im Unter-
programmspeicher der Steuerung abgespeichert.
Sind z.B. die Maße der Einstiche eines Werk-
stückes gleich, muss das Einstechpro gramm nur
einmal als Un t erprogramm erstellt werden
(Bild 3). Nach dem Positionieren des Stechdreh-
meißels am Punkt P1 im Tei leprogramm (Haupt-
programm), wird da s Unterprogramm aufge ru-
fen. Die Koordinatenwerte für den Einstich wer-
den inkremental eingegeben. Der Stechdrehmei- Bild 3: Achsbolzen mit Einstichen
ßel befindet sich am Ende des Unterprogrammes
w ieder am Punkt P1. Nach dem Umschalten m it Haupt- UP Unterprogramm
G90 auf Absolutmaßeingabe springt mit dem programm UP-Aufruf M17 UP-Ende
Unterprogrammende M17 die Steuerung wieder UP70
/ Sprung
in den Satz des Teileprogrammes zurück, der dem N 17 L70- L70
Unterprogrammaufruf fo lgt. Durch erneuten N18 N1 G91
Unterprogrammaufruf können weitere gleiche UP 200
Sprung
Einstiche am Punkt P2 oder anderen Punkten her- N7 L200 L200
NB N1
gestellt werden.
Unterprogramme können von jedem beliebigen N11 G90
Teileprogramm aus aufgerufen w erden. Innerhalb N12 M 17 1 N9 M 17
eines Unterprogrammes können weitere Unterpro- ----
Rücksprung Rücksprung
grammaufrufe erfolgen (Bild 4). M an bezeichnet
diese Anordnung als Schachtelung. Bild 4: Schachtelung von Unterprogrammen
[r:I
CNC-Steuerungen 579 ~.,.....
Korrektur-
nummer
1tr
Z-Richtung tangential am Schneidenradius e rfolgt, Beispiele:
ist der Werkze ug sc hneidenpunkt P der Bezugs-
punkt für die Steuerung. Der Schneidenpun kt P be-
Lage 3@ J
fi ndet sich aber nur bei achsparallelen Verfahrbe-
wegungen im Eingriff. Bei allen anderen Verfahr-
8
bewegungen sind andere Schneidenpunkte im
Eingriff, die zu Maßabweichungen führen würden .
Um diese zu verme iden, benötigt die Steuerung
die Größe d es Schneidenradius und die Lage des
Werkzeugschneidenpunktes (Bild 4). Diese w ird
Lage 2 ~
Lage 3 D Lage 4
mit einer Kennzah l nach Bild 4 angegeben. Bild 4: Lage des Werkzeugschneidenpunktes
1~
c111l!l" 580 CNC-Steuerungen
• Schneidenradiuskompensation SRK
Unte r maß z
Beim Programm ieren werden die vom Werkzeug
anzufahrenden Zielpunkte X und Z angegeben. Der
Werkzeugschneidenpunkt P deckt sich beim Abfah-
ren des Programmes m it den programm ierten Ko-
ordinaten. Di e Zwischenpunkte werden von der
Steuerung berechnet. Bei nicht achsparallelen Ver-
fahrbewegungen ergeben sich durch den Schnei-
denradius Konturabwe ich ungen (Bild 1). Je größer
der Schneidenradius ist, desto größer w ird die
Konturabweichung. Diese Abweichung wi rd ver-
hindert, wenn die Schneidenradiuskompensatio n
SRK durch die Wegbed ingung G41 oder G42 akti- Bild 1: Konturabweichung ohne SRK
v iert w ird . Die Steuerung berech net dann eine
Bahn, bei welch er der Mittelpunkt des Schneiden-
radiu s auf einer Äquidistanten (= Lin ie gleichen Ab-
standes von der Kontur) m it dem Schneidenradius
des aufgerufenen Werkzeuges geführt wird . Kon-
turabweichungen werden dadurch vermieden. Be-
findet sich das Werkzeug in Vorschubrichtung
rechts von d er Kontur, so w ird die Schneidenra-
diuskompensation mit G42 aktiviert (Bild 2). Wenn
sich das Werkzeug in Vorschubrichtung links von
der Kontur befindet, w ird G41 programmiert. Di e
Schneidenradiuskompensation wird mit G40 ge-
löscht.
• Bearbeitungszyklen
Bearbeitungszyklen für immer gleich ablaufende
Arbeitsfolgen vereinfachen die Programmierung.
Die Programmierung der Zyklen erfolgt bei den
verschiedenen Steuerungen unterschiedlich. In
den nachfo lgen den Beispielen für Zykl en werden
die Formate der Siemens-Steuerung 8400 und der
PAL-Steuerung angewendet.
• Abspanzyklus Aufmaß X
Zum Vor- und Fertigdrehen von Drehwerkstücken
w ird der Abspanzyklus verwendet. Die Zustellung Bild 1: Längs- und Plandrehzyklus (Abspanzyklus)
erfolgt je nach Werkstück in radialer oder axialer
Lfüi I i1t4iilb &&M#fS#!i&E#Efil
Richtung (Bild 11. Die Fertigkontur des Werkstücks
kan n im Unte rprog rammspeicher oder auch im
Tei leprogramm abgelegt werden.
Siemens-Steuerung 8400: Die Ausführung des
~
~-.·--
Nf'P
~
Be~
Zuslcllielo MJD
Schi~
-
L10
.....
4.0000
Schlichtaul,.. rAl2 0.1000
Zyklus richtet sic h bei dieser Steuerung nach den Sclwicl,ta,A',.. FAlX
Angaben, die in der Klammer beim Zyklusaufruf
v.s~
CYCLE95 angegeben sind. Die Reihenfolge muss V. Eintauchen
eingehalten werden (Tabelle 1 ). Nach dem Aufruf
des benötigten Werkzeugs und der Angabe der zu-
........
WegiMgc "
OAM
PAL-Steuerung: Hier legt der Programmierer mit Bild 3: Programmbeispiel für einen Abspanzyklus
der Definiti on der Param eter fest, wie der Zyklus
G81 oder GS2 ausgeführt werden soll. Di e einze l-
nen Parameter können dem Tabellenbuch entnom-
men w erden. Ein Programmierbeispiel für den
Schruppzyklus nach PAL zeigt Bild 3.
• Gewindedrehzyklus i
2
Beim Gewindedrehen w ird jeder Schnitt mit der
P2 Gew indeendpunkt einschließlich Au slaufweg
gleichen Spindeldrehzahl ausgeführt. Für das Be- P1 Gew indeanfangspunkt
schleunigen und Abbremsen des Revolverschlittens
werden ein Ein- und Auslaufweg benötigt (Bild 4). Bild 4: Gewindedrehzyklus
rm
C
Die Größe des Ein- und Ausl aufweges ist von der
zu beschleunigenden Masse des Revo lverschlit-
tens, ausgedrückt durch eine Maschinenkenngrö- aloWett Pll 1.5000
Anl•ng,puntl SPl -13.0000
ße K, und seiner Vorschubgeschwindigkeit ab- Endp,lnltt FPI. -56.0000
Du,ct.en<!rl OMl 24 .000U
hängig. Owcl•e„e,2 DM2 2t.OOOO
Eir>lllllfweo APP 5.0000
Auri.utweo AOP 0.0000
Beispiel: Drehen eines Gew indes M24 x 1,5 mit 6Ptindelief• 0.9200
vc = 150 m/min. Wie groß sind n und der Einlauf- ScNichla..,..._ FAL O.OGOO
w eg Z E(M aschinenkenngrö ße K = 600/ min)? Zu11ellwinkel IAN6 29.0000
S t.,tp,unktv. NSP
NRC U IOOO
L..,11chnitta 2.0000
Lösung: n = ~ = 150000 mm/min = 1990/min Au1wahl d en
d- Jt 24 mm - n
Bild 1: Eingabemaske für den Gewindedrehzyklus
Z ; ~ - 1,5mm-1990/min_ 5 mm
E K 600/ mi n
~ L-
"
• Konturzüge
Die Anwendung von Konturzügen erleichtert die
Programmierung erh eblich. Bei den meisten
Steue ru ngen können am Ende eines Satzes mit
einer Verfahrbewegung Programmieranweisun- N30 ANG= 90X40 (P11
gen angefügt werden, die das Einfügen von Ra-
dien, Fasen oder Freistichen erlauben (Bild 1). Zur
-~ ~
Berechnung der Überga ngspunkt e benötigt die N20 X40 Z-20 CHR=4
Steuerung zusätzlich einen nachfolgenden Satz mit
einer Verfahrbewegung. Sq~enkellänge N20 ANG=120 X30 (P1)
der Ubergangsfase
Polarkoordinaten erleichtern ebenfalls die Pro- PO Startpunkt
grammierung (Bild 2). Mit der Angabe eines Win-
Bild 1: Einfügen einer Bild 2: Polarkoordinaten
kels von der positiven Z-Achse ausgehend und Fase
dem Zielpunkt entweder in X- oder Z-Richtung
kan n auf die Berech nung der Konturpunkte bei
PO Startpunkt
Winkelangaben verzichtet werden. Auch bei sol-
-~ r
chen Sätzen können Radien oder Fasen angefügt
werden.
Mit einer doppelten Winkelangabe und der Pro-
grammierung des Z ielpunktes wird der Schnitt-
punkt der beiden Geraden von der Steuerung be-
rechnet (Bild 3) . Am Übergangspunkt können ein t-----<>
Radi us oder eine Fase eingefügt werden. Folgt ein
~ 0 ~
weiterer Satz mit einer Verfahrbewegung, so kön- N30 ANG = 165 RND = 9
nen an diesem Übergang ebenfalls ein Radi us oder N30 ANG = 165 N35 X72 Z-66 ANG = 105 RND = 4
eine Fase eingefügt werden. N35 X72 Z-66 ANG = 105 N40 Z-75
~
T2 D1 Seitendrehmeißel r, 0,4
HC-P20, lin ks, 55° 2 Bohren T6Dl 40 0,15
3 Plandrehen Tl 01 0,8 200 0,3
~
T4 D1 NC-Anbohrer 0 16
HSS, rechts 4 Außenko ntur vordr. T l D1 0,8 200 0,3
T6D1 Spiralbohrer 0 10 T2 01 0,4 240 0,1
HSS, rechts ~ 5 Außenkontur fe rtigd r.
6 Gewindefreistich T2 01 240 0, 1
~
T7 D1 Gewindedrehmeißel ü ber
Kopf
HC-P20, rechts gespannt 7 Gewinde drehen no1 150 1,5
PO Startpunkt P1 Zielpunkt N
M
Bild 1: Polarkoor- Bild 2: Ansätze mit Über- Bild 3: Gewindebolzen aus Automatenstahl
dinaten gangsradius
~ '
CNC-Steuerungen 587 ~
Anfahren
• Ermitteln des Werkstücknullpunktes bei
~
Senkrecht-Fräsmaschinen
Die genaue Lage des aufgespannten Werkstückes
Werkstücknull unkt in X oder Y
in Bezug auf den Maschinennullpunkt muss der
Steueru ng bekannt sein. Das Ausmessen der Be-
Bild 2: Anfahren von Bezugsflächen
zugsflächen kann mit einem 3-D-Taster oder mit dem Kantentaster
einem Kantentaster erfolgen. Mit dem Kantentas-
ter werden die Bezugsfl ächen in X- und V-Rich-
t ung angefah ren (Bild 2) . Das Werkstück wird im Angezeigte Position
Handbetrieb langsam an den in einer Werkzeug- in Z-Richtung
aufnahme gespannten Taster herangefahren. Die-
ser dreht sic h mit geringer Drehzahl, wobei der
untere Zylinde r exzentrisch verschoben w urde.
Kurz bevor sich die beiden Achsen von Ober- und
Unterteil des Kantentasters decken, ist die Bewe-
gung d es unteren Zylinders nahezu zentrisch. Bei
weiterer Annäherung gleitet der untere Zylinder Werkstück-
nullpunkt in 2 Werkst ück
seitlic h weg. In dieser Stellung wird unter Berück-
sichtigung des Zylinderradius der Abstand der Be-
zugskante zum Maschinennullpunkt abgelesen
Bild J: Bestimmung des W erkstücknullpunktes
und in den Nullpunkt-Verschiebungsspeicher der
in der Z-Achse
Steuerung eingegeben.
Die Lage des Werkstücknullpunktes in Z-Richtung
w ird mithilfe eines Endm aßes bestimmt (Bild 3). [ X260 ]- Anzeige - [ Z350 ]
Der Maschinentisch wird so lange hochgefahren,
bis das Endmaß unter die Spindelnase passt. Die ~
angezeig te Position wird unter Berücksichtigung
der Endmaßhöhe ebenfalls in den Nullpunkt-Ver-
schiebungsspeicher der Steuerung eingegeben.
Werkstück
• Werkzeugbahnkorrektur , - - - - - - - - , - - - - - , - - - , - - , -- - - , Äquidistante
Beim Programmieren wird der vom Werkzeug an- (Linie
gleichen
zufahrende Zielpunkt angegeben. Die Verfahrbe-
wegung des Werkzeuges entspricht der Mittel- / Abstandes)
• Bearbeitungszyklen
Moderne Fräsmaschinen steuerungen bieten zur 1w
+Z
IV ID
l ·rr,--~'*-=_
::
Erleichterung der Programmierung ei ne Vie lzahl <--r--- - - +I
von Zyklen an wie
_=_=-;::;:,,.;:~;;:'t-:;J_t:_
:r'=.i'---r-_ZA
• Zyklen für häufig w iederkehrende, mehrere
Arbeitsschritte umfassende Bearbe itungen, z. 8.
AL +1=19+:,"7'7-=;,.:;=i':;:.:;..::J,c.,,'-J---- - ' -
I
Bohren, Gewindeschneiden, Reiben, Fräsen von
Nuten und Taschen
• Zyklen für Musterdefinitionen, z.B. verschiedene
Punktemuster auf Kreisen oder Linien
• Zyklen für Koord inaten-Umrechnungen, z.B. BP
Nullpunktverschiebung, Spiegeln, Drehung
+Y
• Sonderzyklen, z. 8. Zyklen zum Abzeilen oder
Fertigen von Kontu ren etc.
+X
Zyklen können an jedem beliebigen Punkt aufgeru-
r
fen werden: mit G78 an einer polar, mit G79 an Zyklusdefinition:
einer karthesisch definierten Position, sowie an
mehreren Punkten: mit G76 auf einer Geraden oder
Zj'4 LPi Z BP22 ~ 'r RN8 Al 5 AL0.1 EiO
mit G77 auf einem Teilkrei s. Ist ein Zyklus abge- Tiefe Länge / Sicherheits \ Kontur·
abstand aufmaß
\Bezugs-
punkt
arbeitet, steht das Werkzeug wieder an derselben Rechteck- Breite
Stelle wie am Anfang des Zyklus. tasche Max. Zustelltiefe Eckenradius Boden-
Die h ier vorgestellten Zyklen nach DIN/PAL aus aufmaß
dem nachfolgenden Bearbeitungsbeispiel sind im Zyklusaufruf: G79 X34 Y21 ZO Wl
Ablauf bei den m eisten Steuerungen gleich, in der Bild 1: Fräszyklus Rechtecktasche und Zyklusaufruf
Programmierung aber steuerungsabhängig. an einem Punkt
Rechteck-Taschenfräszyklus (Bild 1}
Zyklusdefinition: Mit LP, BP und ZA werden d ie Zyklusdefinition:
Abmessungen der Tasche festgelegt, mit D die ma- G81 ZA-19 V1
xima le Zustelltiefe. V ist der Sicherheitsa bstand,
RN der Eckenradius der Tasche und mit AK und AL
/ 1 \
Bohr- Bohr- Sicher-
können Aufmaße für das Schlichten vorgesehe n zyklus tiefe heits·
abstand
werden. Die Eintauchbewegung beginnt im Ta-
schenmittelpunkt (EPO}, es sind aber auch die
Eckpunkte der Rechtecktasche als Startpunkt mög-
lich, Weiterhin können festgelegt we rden: Art des
Eintauchens und Schnittdaten, Bearbeitungsart
(Schruppen, Schlichten} und Bearbeitungsrichtung
(Gleichla uf, Gegen/auf}, Schnittbreite des Fräsers
in % des Durchmessers (Überdeckung} und mit W
eine Rückzugsebene.
Zyklusaufruf: Mit G79 wird der aktuelle Zyklus an
der karthesisch definierten Position ausgeführt, Eine JA +Y
0.5
Drehung des Formelements ist ebenfalls möglich.
+X
Bohrzyklus auf einem Teilkreis (Bild 2}
IA -1
Zyklusdefinition: Mit dem Befehl G81 wird die
Ausfü hrung der Bohrung definiert. ZA ist die Boh-
Zyklusdefinition:
rungstiefe, bezogen auf den Werkstücknullpunkt.
i
Mit V wird der Sicherheitsabstand programmiert. IA34 JA21 ZA-4 ~ AN45 Al90 04 W1
Fall s notwendig, kann mit Weine Rückzugsebene Mitt~kts- \ Teilkreis- \ lnkrlment-\ Rü~kzugs-
festge legt werden. koordinaten radius w inkel \ ebene
Zyklusaufruf: Mit G77 erfolgt die Abarbeitung auf Zyklusaufruf auf Bearbeitungs- Start- Anzahl
einem Teilkreis ebene winkel
einem Teilkreis, wobe i die Bohrungspunkte auf
dem Teilkre is mit entsprechenden Adressbuchsta- Bild 2: Bohrzyklus und Zyklusaufruf an mehreren
ben definiert werden. Punkten auf einem Teilkreis
[!!),,
!11!1V 590 CNC-Steuerungen
~
NC-Anbohrer 0 10
25 150 0,06 Tl
2 Kontur schlichten HSS, rechts
3 1910 344
12 50 0, 1
~
3 Tasche schruppen T6 Schaftfräser 0 25
T4
2 1326 265 HC-P20
12 60 0,06
4 Tasche schlichten
5 Zentrieren T1
2
10
1592
~
670
191
/ : 0, 14
T6
Nutenfräser 0 12
HSS ~0
Spiralbohrer 0 8,5
6 Bohren T12 8,5
17
( : 0, 12 T1 2
HSS, rechts ~
~
Tabelle 3: Teileprogramm für Grundplatte nach PAL (Steuerung: Keller SYMp/us Fräsen)
;Kontur schlichten
N13 T4 F344 S1910 Werkzeug T4 aufrufen ohne Werkzeugfeinkorrektur, Vorschubge-
schwindigkeit in mm/m in, Spindeldrehzahl in min-1,
N14 G23 N3 N12 Programmt eil von Satz N3 bis Satz N12 w iederholen
;Tasche schruppen
N15 T6 F265 51326 M13 T6 einwechseln, Vorschubgeschwindigkeit in mm/m in, Spindeldreh-
zahl in min-1, Spindeldrehu ng rechts und Kühlschm iermittel ein
N16 G72 ZA-4 LP32 BP22 06 V1 RNS Definition des Zyklus Rechtecktasche: Tiefe 4 mm, Länge 32 m m,
AK0.5 ALO.1 EPO Breite 22 mm, max. Zustelltiefe 6 mm (0,5 . dl, Sicherheits-
abstand 1 mm, Eckenradius 8 mm; Konturaufmaß 0,5 mm und
Bodenaufmaß 0, 1 mm, Bezugspunkt ist die Taschenmitte
N17 G79 X34 Y21 ZO W1 Aufruf des aktuellen Rechtecktaschenzyklus am Bezugspunkt Taschen-
mine X34/Y21 und ZO als Oberflächen-Koordinate d er Bearbeitungs-
ebene, W1 = Rückzugsebene bei Z = 1 mm (absolut)
;T asche sch lichten
N18 F19 1 5 1592 Vorschubgeschw indigkeit und Spindeld rehzahl zum Sch lichten
N 19 G72 ZA-4 LP32 BP22 06 V1 RN8 Definition des Zyklus Rechtecktasche: Tiefe 4 mm, Länge 32 mm,
EPO Breite 22 mm, max. Zustelltiefe 6 mm (0,5 . d), Sicherheitsabstand
1 mm, Eckenradius 8 mm; Bezugspunkt ist d ie Taschenmitte
N20 G79 X34 Y21 ZO W1 Aufruf des Rechtecktaschenzyklus, Programmierung w ie in Satz N17
;Zentrieren
N21 T1 F94 5670 M 13 T1 einwechseln, Vorschubgeschwindigkeit in mm/min, Spindeldreh-
zahl in min- 1 (0 9,5 mm), Spindeldrehung rechts und Kühlschmier-
mittel ein
N22 G8 1 Zl-4.75 V1 Definition des Bohrzyklus G81 zum Zentrieren und Senken mit Senk-
tiefe (inkremental) 4,75 mm {0,5. d), Sicherheitsebene 1 mm
N23 G77 IA34 JA21 ZA-4 R7.5 AN45 Aufruf d es aktuellen Bohrzyklus auf einem Teilkreis m it den Koordina-
Al90 04 W1 ten des Mittelpunkts I und J absolut bei X34 und Y21 , Bearbeitungs-
ebene Z-4 absolut , Teilkreisradius R7,5, Startwinkel für d ie erste
Bohrposition 45° absolut, Inkrement-Winkel 90°, 4 Bohrpositionen,
W 1 "' Rückzugsebene bei Z"' 1 mm (absolut).
;Bohren
N24 T1 2 F76 5637 M 13 T12 einwechseln, Vorschubgeschwindigkeit in mm/min, Spindeldreh-
zahl in min-1, Spindeldrehung rechts und Kühlschmiermittel ein
N25 G81 ZA-19 V1 Definition des Bohrzyklus, Bohrtiefe absol ut
N26 G77 IA34 JA21 ZA-4 R7.5 AN45 Aufruf des Bohrzyklus, Programmierung wie in Satz N23
Al90 04 W1
N27 TO M9 Ablegen des aktuellen Werkzeugs im Magazin, Kühlschmierm ittel aus
N28 M30 Programm-Ende mit Rücksetzen auf Programm-Anfang
• Programmsimulation
Bei modernen Steuerungen kann das Programm
simuliert werden, um Programmierfehler zu erken-
nen. Eine Auswahl verschiedener Bildschirmgrafi-
ken lässt zum Beispiel grafisch-dynamische Be-
a rbeitungssimulation, perspektivische Darstellung
oder Abbildung in mehreren Ansichten zu (Bild 1).
Durch Ausschn ittvergrößerungen {Zoomen) kön-
nen Konturabweichungen besser erkannt werden .
Allerdings gibt ein einwandfreier Testlauf noch kei-
ne Gewähr für ein voll funktionsfähiges Programm,
da Fei nheiten wie zum Beispiel nicht aktivierte
Schneidenradiuskorrektur nicht bemerkt werden.
Bild 1: Simulationsgrafik
9. 1.8 Programmierverfahren
CNC-Programme werden manuell oder rechnerge-
stützt erste llt. Bei der rechnergestützten Program-
mierung wird die Kontur schrittweise aus einzel-
nen Konturelementen (Gerade, Kreis ... ) aufgebaut
(Bild 2). Notwendige Berechnungen werden von
einem Geometrieprozessor übernomm en. Das so
erstellte Programm hat ein steuerungsspezifisches
Format.
Bei der Werkstattprogrammierung wird das CNC-
Programm direkt an der Maschine erstellt und ein-
gegeben. Dies kan n bei den meisten Steuerungen
parallel, d. h. während ein anderes Programm an
Bild 2: Erzeugen der Geometrie mit Konturelementen
der Maschine abgearbeitet wird, erfolgen. Bei der
AV-Programmierung wird das CNC-Programm an
einem Programmierplatz erstellt.
Unter WOP, Werkstatt-Orientiertes-Programmie-
ren, versteht man ein einheitliches Programmier-
system, bei dem sowoh l an der Maschine als auch
in der AV Programme mit Grafikunterstützung
werkst attgerecht erstellt und geändert werden. Pro-
grammiert wird nicht mit NC-Codes und Pro-
grammanweisungen, sondern mit leicht verständ-
lichen Bildsymbolen und Eingabemasken (Bild 3).
Über Eingabefenster werden benötigte Werkstück-
-~ * -
~uru
""~
" .
S
""'nae
''-:
. U
~uI -
L
natiac 2
-
!
Auf- ~
M
-LJ
u tne. ! -_-_
11.11:1»12
--
angetriebenes
Werkzeug zur
i.,,;..---,=cc--' Mantelflächen-
bearbeitung
beispielhafte
Drehte;le ~
angetriebenes ""'
Werkzeug zur ""'
Stirnseiten-
bearbeitung
100
2 x45°
Arbeitsplan Arbeitsplan
Stirnfläche Zentrieren T7
plandrehen Tl und bohren T6
Kontur
Stirnnut
schruppen Tl T4
fräsen
längs
Kontur Passfeder-
schlichten TZ nutzen TS
längs fräsen
Bild 2: Lagerzapfen
Die technologischen Vorga ben für die Werkzeuge sind auf der nächsten Seite in Tabelle 1 festgelegt, wo
auch die Programmierung nach PAL in Tabelle 2 zu finden ist.
L
~ rm
lfl!ll1 596 CNC-Steuerungen
'1' ~
Durchmesser d/Schneidenradius 0,8mm 0,4mm
Schniuqeschwindiqkeit vc 150m/min 200 m/min
Drehzahl n
Schnitni efe/Zustellunq 3mm 0,5mm
Anzahl Schneiden z
Vor schub 0,25 mrn/U 0,15mm/U
Vorschubgeschwindigkeit vi
Schneidstoff P10 P10
# #
Schnin geschwindigkeit Vc 120m/min 120m/rnin
Drehzahl n 9500 1/min 6300 1/min
Schnitttiefe an.max
Anzahl Schneiden z
Vorschub f bzw. Vorschub je Schneide f, 0,05mm 0,05 mm
Vorschubgeschwindiokeit v, 950mm/min 630mm/min
Schneidstoff Vollhartmetall Vollhartmetall
# '5)
Schnittaeschwindi keit Vc 60m/min 60m/min
Drehzahl n 2800 1/min 1900 1/min
Schnitttiefe a....ma~ 25mm 3,5mm
Anzahl Schneiden z
Vorschub f bzw. Vorschub je Schneide f. 0,14 mm/U 0,1 mm/U
Vorschubgeschwindigkeit vi 390 mm/min 190mm/min
Schneidstoff Vollhartmet all K20
Werkstücke gefertigt
auf 5-Achs-Fräsmaschine
~
~
Bild 2: 5-achsige CNC-Fräsmaschine mit B- und C-Drehachse
Arbeitsplan
Innenkontur; Tl
Bohrung 12 mm; T2
Kreistasche 24 mm;
Fase 0,5 * 45°
Gew i nde MB
Bohrung 8 mm T4
Kreistasch e (rechts) Tl
Kreistasche (links)
T1
Kontur (links)
g
Rohteilabmaße· 140 - 80 - 50 Werkstoff S 235
Werkzeug-Nr. T1 Schaftfräser T 2 Schaftfräser
Durchmesser d 25mm 10mm
0
Schnittqeschwindigkeit V o 250 m/min 250m/min
Drehzahl n 3180 1/min 7950 1/min
Schnimiefe ao.,,..,. 5mm 5mm
Anzahl Schneiden z
Vorschub f bzw. Vorschub je Schneide f, '
0,05mm '
0,05 mm
Vorschubqeschw indiqkeit vi 636mm/min 1590 mm/min
Schneidstoff Hartmetall Hartmetall
/
6mm
/
Durchmesser d 6,8mm
Schnittgeschwindigkeit Vc 60 m/min 60m/m in
Drehzahl n 2800 1/ min 23901/min
Schnitttiefeap,mo•
Anzahl Schneiden z
Vorschub f bzw. Vorschub ·e Schneide f, 0,14mm/U 0,14 mm/U
Vorschuboeschwindiakeit Vf 392 mm/min 334 mm/min
Schneidstoff Vollhartmetall Vollhartmetall
Werkzeua-Nr. TS Gewindebohrer T6 Ent arater
8mm
ij
Durchmesser d 12mm
ü
Schnittaeschwindiokeit Vc 16m/mi n 40m/m in
Drehzahl n 636 1/ min 1061 1/m i n
Schnitttiefeap,m,,x
Anzahl Schneiden z
Vorschub f b zw. Vorschub je Schneide f,
Vorschubaeschwindiakeit vt 1 mm/U „ 636 mm/min 0,15mrn/U = 159mm/min
Schneidst off HSS HSS
9 .2 Automatisierte Fertigungseinrichtungen
9 .2 . 1 Betriebswirtschaftliche Anforderungen und Ziele
Für einen Fertigungsbetrieb ändern sich fortlauf end
die Marktanforderungen (Bild 1). Gefragt sind hohe
Produktqualität, hohe Varia ntenvielfalt und kurze
Lieferzeiten. Zudem w erden durch den technischen
Fortschritt Produkte häufig schon nach kurzer Zeit
vom Markt verd rängt und du rch neue ersetzt (ku rze 2000 2010 Jahr 2000 2010 Jahr
Produkt-Lebensdauer). Diese Marktanforderungen
~
Kürzere
sind mit starken Nachfrageschw ankungen bei ein- Produkt-Lebens- eiten
zelnen Produkten verbunden.
Die Betriebe müssen kostengünstig Produkte ho-
her Qua lität anbieten sowie schnell und flexibel bei
der Fertigung reag ieren (Bild 2). 2000 2010 Jahr 2000 2010 Jahr
Eine hohe Flexibilität ist in der Fertigung dann ge- Bild 1: Marktanforderungen in der Fe rtigungstechnik
geben, wenn der Umrüstaufwand für unterschied-
liche Werkstücke und Bearbeitungsverfahren ge-
ring ist. Die optimale f lexible Fertigung m it der Los-
größe 1 ist dann erreicht, we nn unterschiedliche
Werkstücke in bel iebiger Reihenfolge ohne nen-
nenswerte Mehrkosten gefertigt werden können.
Meistens jedoch ist die Losgröße nach unten be-
2000 2010 Jahr 2000 2010 Jahr
grenzt. So werden z.B. bei Frästeilen die Losgrö-
ße 10 und bei Drehteilen die Losgröße 40 selt en
unterschritten.
-~,
Herkömmliche Fertigung Automatisierte flexible Fertigung
Informationsfluss
Durchgängiger Informationsfluss
Mündliche oder schriftliche Infor-
vom Fertigungs-Leitrechner über
mationsweitergabe vom Meister
die Maschinen- und Gerätesteue-
an den Fertigungs-Facharbeiter
rungen zur Bearbeitungsmaschine
Eventuell zentrale Informations-
l~ ml
Netzwerke und Bussysteme
verarbeitung
stellen die Verknüpfungen her
Werkzeugmagazin Spindelkopf
z. 8. in Regalaus- vertikal verfahrbar und
führung mit Regal- schw enkbar in horizon-
kassetten zu rund tale oder vertikale
30 Werkzeugen Spindelst el lung
Rundschalttisch
Werkzeugzubringer
für die 5-Seiten-
z. B. ein Linearroboter
Bearbeitung
mit Greifer
Bild 1: Baugruppen zur Automatisierung eines CNC-Bearbeitungszentrums für die 5-Seite n-Bearbeitung
Werkzeugrevolver 2
(angetrieben)
Vorschub für
die X-Achse
Drehfutter 1
Drehfutter 2
(Ge genspindel)
Werkzeugrevolver 1
(angetrieben)
Weitere Automatisierungssysteme zum Zuführen von Rohteilen, Wenden und Entnehmen der bearbeite-
ten Werkstücke komplettieren die Automatisierung der CNC-Drehmaschine. Die Steuerung dieser Syste-
me ist in die Programmierung der CNC-Bearbeitung der Drehmaschine integriert.
Automatische Stangenzuführung. Wird beim Drehen vo n der
Dr ehmaschine
Stange gearbeitet, so besitzt die Drehmaschine ein Stangenlade-
magazin {Bild 1). Von dort wird jeweils eine Stange von hinten in
das Drehfutter geschoben und gespannt. Dann beginnt der Be-
arbeitungsvorgang. Danach wird das Werkstück abgestochen.
Anschließend wird das Drehfutter geöffnet und die Stange für das
nächste Werkstück nachgeschoben. Stö ßel Führung Stange
Automatische Werkstückhandhabung mit Industrierobotern. Be-
Bild 1: Stangen-Zuführung
stehen die Drehteil-Rohlinge aus abgelängten Stangenprofilstü-
cken oder geschmiedeten Rohteilen, so erfolgt die Zuführung z.B. Industrierobot er
mit einem Taktförderband und /oder die automatische Werkstück-
handhabung mit einem Industrierobo ter {Bild 2). Dazu besitzt die
Drehmaschine einen seitlich angeordneten Rohteil-Fertigteil-Spei-
cher. Der Roboter ist oberhalb des Speichers und der Drehma-
schine angebracht. Er entnimmt ein Rohteil aus dem Speicher,
fährt über die Drehmaschine, führt das Rohteil von oben in den
A rbeitsraum und setzt es in das Drehfutter ein. Nach der Bearbei-
Werkstück
tung entnimmt er das Fertigteil und legt es im Speicher ab.
Bild 2: Werkstückhandling mit dem
• Überwachungseinrichtungen in automatisierten Industrieroboter
Werkzeugmaschinen
a) Standzeit - Überwachung
Überwachungseinrichtungen sind eine weitere Voraussetzung
zur automatisierten Fertigung auf CNC-Werkzeugmaschinen. Sie Werkzeug im
Einsatz
sollen die ständige Verfügba rkeit der Maschine und die Qualität
der gefertigten Produkte sicherstel len.
Bei der Standzeit-Überwachung werden alle Einsatzzeiten eines
Reststandzeit @TII[] m in
Werkzeuges von der Maschinensteuerung erlasst und mit der ein-
gegebenen Soll-Standzeit verglichen (Bild 3a). Die noch verfüg- b) Leistungs - Überwachung
bare und am Monitor der Steuerung angezeigte Reststandzeit
muss größer sein als die Zeit für den näc hsten Arbeitsvorgang
des Werkzeugs.
Leistungs-Überwachung. Bei großen Werkzeugen kann der Werk-
zeugzustand über die Spindelantriebsleistung oder über die
Stromaufnahme des Antriebsmotors erkannt werden {Bild 3b) .
Die Stromaufnahme mit neuem Werkzeug / 0 wird beim ersten Verschleißgrenze
Schritt ermittelt. Mit zunehmendem Verschleiß des Werkzeugs Schneidenbruch
steigt die Stromaufnahme. Bei Erreichen der Stromstärke lvc der
Verschleißgrenze wird ein neues Werkzeug eingew echselt. c) Werkzeug - Bruchkontrolle
Werkzeug-Bruchkontrolle. Bei bruchempfind lichen Werkzeugen, ,,/ Sender/Em
~ fäng er
z.B. bei dünnen Bohrern, ist eine optische Bruchkontro lle sinnvoll II'-...._ Bohrerbruch
(Bild 3c). Der Infrarotstrahl eines Sender/Empfänger-Systems
w ird vor und nach dem Bohrvorgang auf die Bohrerspitze gerich- In~ ~
tet und die reflektierte Infrarotstrahlung gemessen. Unterschied-
liche Infrarot-Messwerte zeigen einen Bohrerbruch an und lösen
ein Programm zum automatischen Bohrerwechsel aus.
Slr::~v:,a.~
Reflektor
Durch die Automatisierung w erden die Handhabung der Werkzeuge und Werkstücke sowie die Ferti-
gungsschritte von der Werkzeugmaschine ausgeführt.
Dem Maschinenführer obliegt die Verantwortung für das Material- und W erkzeugmanagement, für die
Störungsfreiheit der A rbeitsabläufe und für d ie Qualität der gefertigten Werkstücke.
1~
~• 604 Automatis,erte Fertigungseinrichtungen
Bild 1: Automatisierte flexible Fertigungsanlage zur Klein· und Mittelserienfertigung von Getriebewellen
20.000
10.000
QJ
Fertigungsanlage
1
Starre (getaktete)
> Einsatzbereich
) Massenfertigung
Transferstraße gleicher Teile
Rundtaktmaschine
@ Flexibel
) Großserienfertigung
a utom atisierte
formähnticher Teile
FFS Transfe rstraße
Flexibles
Fertigungs-
@) @' Flexibles ) Mittelserienfertigung
Fertigungs- von Teilefamilien,
system FFZ system FFS Komplenbearbeitung
Flexible
Fertigungs- Flexible
zelle
@)
Fertigungszelle ) Mittel- und Klein-
FFZ serienfertigung,
große Formenvielfalt,
® Bearbeitungs- ) Komplettbearbeitung
zentrum BAZ,
Drehzentrum DZ
Starr automatisierte Transferstraßen und Rundtaktmaschinen CD besitzen eine hohe Produktivität, aber
eine geringe Flexibilität bezüglich der Teilevielfalt. Sie haben lange Umrüstzeiten, da Positionen und Ver-
fahrwege von Werkzeugen oder We rkstückträgern sehr zeitaufwendig m echanisch eingest ellt werden
müssen. Flexible Transferstraßen (1) haben eine etwas größere Flexibilität bei hoher Produktivität.
Im Vergleich dazu haben einzelne Standard-CNC-Werkzeugmaschinen@ durch die langen Umspann-
zeiten eine geringe Produktiv ität. Sie besitzen jedoch eine hohe Flexibilität. Eine Komplettbearbeitung ist
auf der Standard-CNC-Maschine nicht möglich. In der Regel muss z. 8. nach dem Drehen und dem Um-
s pannen auf anderen WZ-Maschinen gefräst oder gebohrt werden.
Bearbeitungszentren BAZ und Drehzentren DZ ® haben durch die Komplettbearbeitung eine deutlic h
höhere Pro duktivität bei gleichzeitig großer Flexibilität. Bei ihnen entfällt das ze itaufwendige Umspannen.
Die flexiblen Fertigungsanlagen @ und © überdeckenden Bereich zwischen der hoch produ ktiven Trans-
ferstraße CD für die Massenfertigung und der hochflexiblen Einzelfertigung auf Bearbeitungs- und Dreh-
zentren ® · Die Produktivität der Fertigungsanlagen verläuft in gegenläufiger Richtung .
Für einen A rbeitsauftrag ko mmt je nach Losgröße und Teilevielfalt die betriebswirtschaftlich günstigste
Fertigungsanlage zum Einsatz. Sie kann aus dem Schaubild (Bild 11bestimmt w erden.
Beispiel: Für eine Losgröße von 25 Teilen ist je nach Tei levielfalt eine Flexible Fertigungszelle FFZ oder ein Bearbei-
tungszentrum BAZ die geeignete Fertigungsanlage (Bild 1).
• Automatie operation
Before a CNC program can be started, t he hydraulics must be turned on, t he reference points must be
approached and a wo rkpiece program must be created and selected. W ith the CYCLE STARTbutton (V
t he NC p rogram is started. Th is is o nly possible if the sliding door is closed and locked. SPINDLE AN D
FEED STOP button G) pauses the program. T his means that all feed movements are stopped
immediately, the spindle runs briefly for ch ip breaking.
__
,
609
,"#'
10 Technische Projekte
10. 1 Grundlagen der Projektarbeit
10. 1.1 Arbeitsorganisation Linie
Organisationsstruktur
und Projekt Linie
Seit der Einführung des Fließbandes hat sich in der
Industrie die Arbeitsteilung entlang des Herstel- 1 Auftrag1 _J
1
lungsprozesses über viele Jahre als sogenannte 1 1 1
AP: Arbeitsplanung
1 A u: ~ g l \ 1
Durch die Globalisierung der Märkte und den da-
mit verbundenen Kosten-, Zeit- und Qualitätswett- hierarchisch,
vordefinierte Berichts- P3
0- '--.. K01
bewerb werden Routinearbeiten weitgehend auto-
wege und Entschei-
matisiert. Gleichzeitig müssen sich die Unterneh- dungsstrukturen PL: Projektleiter
men stärker an dem Markt und den indiv iduellen Pc Projektmitglied
Kundenwünschen ausrichten. Dadurch werden
vielfach komplexe A ufgabenstellungen und Aufträ- teamorientiert, vernetzte
Kommunikation, simultane
ge ausgelöst, die eine fach- und abteilungsübe r- Zusammenarbeit
g reifende Zusammenarbeit erforderlich machen.
Da die klassische Linienorganisation nicht zur Füh- Bild 1: Organisationsstrukturen Linie und Projekt
rung und Bearbeitung dieser ne uartigen und meist
einmaligen „Ouerschnittsaufgaben" geeignet ist,
werden diese heute zunehmend als Projekt organi-
Projektbegriff (DIN 699011
siert und durchgeführt (Bild 1).
\I
Die Arbeitsorganisation im Projekt ist im Gegen-
satz zur Linienorganisation durch eine vernetzte
Teamarbeit,
eng~ zu.~~mmen-
Kommunikation, simu ltane Zusammenarbeit und hohe arbe1t not1g
Teamarbeit gekennzeichnet. Komplexität
=~ ;~:~ / /Projekt\M\
maßen:
10.3 . 1 D ie Initialisierungsphase
Die Initialisierungsphase beschreibt allgemein den
Weg vom Erkennen eines Problems oder einer Pro-
jektidee bis zur Entsc heidung, dies als Projekt auf-
zugreifen und etwas Konkretes zu tun (Bild 3).
• Projektbeispiel Hebevorrichtung
Bei der Serienmontage von Getrieben werden die
Ölwannen von Hand montiert. Dies stellt für die
Mitarbeiter auf grund des Bauteilgewic hts ein e Bild 3: Von der Projektidee zum Projekt
hohe körperliche Belastung dar (Bild 4). Beim Auf-
setzen der Ölwanne auf das Getriebe und dem He-
rausziehen d er Hände entsteht für die Mitarbeiter
eine zusätzliche Verletzungsgefahr und das Prob-
lem, dass eine zuvor eingelegte Dichtung mit nach
außen verschoben w ird.
Die Montagetätigkeit kann aufgrund dieser Situ-
ation nicht dauerhaft von ei nem Mitarbeiter aus-
geführt werden, sondern nur rollierend von m eh re-
ren Mitarbeitern am Montageband.
Der Montageleiter hat ausgehend von dieser Pro b-
lematik die Projektidee, dass die manuelle Monta-
ge der Ölwannen durch eine „ Hebevorrichtung"
unterstützt werden sollte. Er stellt einen Projektan-
trag an die Geschäftsleitung der Getriebemontage,
da diese auch für die Zuteilung erforderlicher Mit-
tel und die Erteilung eines Projektauftrages als Pro-
jektvere inbarung zuständig ist. Bild 4: Ölwannenmontage
_,_ .
=·-
,fll»J., ~
-)~ 612 --
,. ..,
l'th!~
• Projektkernteam bilden
( Interne Umwelten
Die Bildung des Projektkernteams steht an erster
Stelle und hat zentrale Bedeutung, da es die ande- Geschäftsleitung
ren Bereiche der Definitionsphase mit zu gestalten
als Steuer- und als Auftrag- Lieferanten
hat. Die Besetzung des Teams sollte m öglichst in- Konstruk- Kontro llinstanz geber Gr eiferkom·
terdisziplinär aus allen betroffenen Bereichen des tion
'--....~ - ' - - -- -'' - ~ / ponenten
Projekts anhand einer Projektumfeldanalyse erfol-
Einkauf Projekt- Zulieferer
gen, um d ie Gesamtbedeutung des Projekts ange- leite r - Ölwannen
Proje kt
messen abzubilden (Bild 1). Hebevor-
Serien- richtung
Im Projekt Hebevorrichtung zeigt sich z. 8., dass Montage Pro jekt- - Öffentlichkeit
aufgrund der geforderten Marktanalyse, der Be- team
schaffung von Komponenten, der konstruktiven Fertigung
Ansätze, der realen Umsetzung und der Verände- Betriebsmittelbau Betriebsrat
rungen in der Montagesituation mehrere interne
Abtei lungen am Projekt beteiligt oder zumindest Bild 1: Projektumfeldanalyse Hebevorrichtung
interessiert sind. Die Hebevorrichtung erfordert
aber eventuell auch eine andere Bauteillage oder
Transportvorrichtung bei der Zulieferung, wodurch
auch Externe vom Projekt betroffen werden.
Spann-
system
Bedien-
element
Im Pflichtenheft beschreibt der Auftragnehmer, kraft, -weg
wie er bei der Projektrealisierung vorgeht.
Bedienung
• Grobstruktur als Vorstudie erstellen
und Meilensteine definieren Bild 1: Grobstruktur (objekt-, funktionsorientiert)
t
Montage-
mischt erfolgen (Bilder 1 und 2).
t
platz Bauteile Greif-
Wichtige Zwischenergebnisse und Zwischenent- fertigen systeme
Bauteile
scheid ungen werden als Meilensteine definiert Montage Kran-
und im Meilensteinplan mit groben, vorläufi gen Lösungs- Greifer, Kran systeme
Terminen zusammengestellt (Tabelle 11. konzept
,:~
615 -..,,.,_...
-
konzeptes zu fördern. Der Projektleiter ist verant-
wortlich für die planvolle Abwicklung des Projekts.
Im Projektstrukturplan wird das gesamte Projekt in planbare und kontrollierbare Arbeitspakete auf-
get eilt u nd vollständig, hierarchisch dargestellt.
Zur Erstellung des Projektstrukturplanes sind zwei verschiedene Methoden praktikabel:
Die Zerlegungsmethode greift d ie Grobstruktur auf und zerlegt das Projekt gegliedert soweit, bis alle
Teile des Projekts in Arbeitspakete zerlegt sind.
Bei der Zusammensetzungsmethode werden mithilfe von Kreativitätsmethoden Arbeitspakete eines
Projekts gesammelt und nach Analyse der Beziehungen w ird ei ne Struktur erstellt.
Der Projektstrukturplan dient auch zur Orientierung für d ie Beteiligten und hilft, das Risiko von nachträg-
lichen Erweit erunge n bzw. Änderungen zu verringern. Arbeitspakete stellen die kleinste Einheit im Pro-
jektstrukturplan dar, können aber w iederum m ehrere Aktivitäten und Vorgänge umfassen. Eine Arbeits-
paketbeschreibung und eine eventuell anzufertigende Vorgangsbeschreibung legen fest, was, bis w ann,
mit welchen Ressourcen erarbeitet werden muss.
Hebevorrichtung ~
Projekt- Durchführung, Abschluss,
l"' ~'
Planungsphase mit Konzeptentwicklung
definition Realisierung Nutzung
t
Analyse des Greiferent- Kran-, Hebesys- Bevorratung Greifer realisieren Hebevorrich-
lstzustands wicklung tementwicklung anpassen tung in Be·
Greifer beschaffen trieb nehmen
Ölwan- Analyse Analyse Kran-
nentypen Greifer intern systeme intern Bevorra· Greifer testen Serienmon-
[ tung neu tage anleiten
Montage- Marktanalyse Marktanalyse konzipieren Kran realisieren
Greifersysteme Kransysteme Präsentation
vorgang
in Abteilung
Transport-
Greifer Kranbauart
t
~ ,beschaffen
CMS0--0
Projektziele vorrichtung, Projektaus-
konzipieren konzipieren
festlegen -wagen wertung,
Kran-Befestigungs-
Hebesystem umkonstru- statistik
Greifposition, teile fertigen erstellen
Grobstruktur -bewegung konzipieren ieren
festlegen Kran einbauen Legende
Greifer- Lastenheft
Projektauf- antrieb, Kran-Hebesys- Transportvorrich- Phase
wand - steuerung tem erstellen tungen umbauen
schät zen Teilaufgabe
Lastenheft Grei- Kranbefestigung Hebevorrichtung
fer erstellen konstruieren montieren Arbeitspaket
und die verschiedenen Bezieh ungen zwischen den Der erste Vorgang muss angefangen
Anfang - Ende A-E
sein, bevor der zweite enden kann.
Vorgängen geklärt und erfasst (Tabelle 1). Die ge-
planten Meilensteine (MS) werden eingefügt und
die Struktur des Projektstrukturp lans wird d urch Bil- --+-v,_,,_'"_""_""'__ ___-1-o;_~r.,··, :Mono16.i O :Monol6.~t
dung von Sammelvo rgängen übernommen (Bild - -t--" -" -' '_'~~-'"
- '""'
- '~' '-rt_e itt_- ,- os-j lJ,J1t1.tM
1). Zur weite ren Konkretisierung des Terminplans 2 S Projektdefinltion 19$
muss die Kalendersituation (z.B. Arbeitsstunden, BAnalysedeslstzuslalds 6S
!
-tage, arbeitsfreie Tage, Urlaubsplanung usw.)
möglichst genau h interlegt werden. Der zeitliche
AnalyseÖlwamentypen 6S
2S 1
~/
Ablauf des Projekts lässt sich d urch ein Balkendia-
gramm (Gantt-Diagramm} visualisieren. Die Dauer
Pfqekllle!efestegen 6S
3S -~
von jedem Vorgang wird durch ei nen entsprechend P101ektaufwarldsctiät2.en 4S
langen Balken dargestellt (Bild 1). Der so entstande-
ne Projektablauf p lan enthält noch keine Ressour-
MS1: Projektdefinrtionund
Grobplanung er$ttllt
OS
!• 18.0(
~,-,,
Vorgangsname )16.Ap< )30. Ap< 14. Mai 28. M~
S)MIM I FI SI D, DIS I MI MI FI SI DI DI S MI M F/ SI DI DI S MI MI F I SI DID I
MSO: Projektauftrag erteilt +-, 16.04 1
--;2t,;G;; P; ;,o:j,; ktd; ;,; ;fni;;;ili;;;on;;--- - -- - --11c;;:,__~.,
10 EJ Planungsphase mit Konzeptentwicklung
11 S Greiferentwicklung
i...---"""--"!"-----•,. -:J,
12 AnalyseGre·ferintem
13 Marktanalyse Greifersysteme
15 8 Greifer konzipieren
18 lastenheflGreifere<stellen =::}
t 1 .05
...
19 MS4: Lösungskonzepte festgelegt
20 8 Kran-, Hebesystementwicklung
27 13 Bevorratunganpassen ,
30 8 Durchführung, Realisierung
31 @Greifer realisieren
34 @Kranrealisieren
38 Kran einbaueo
39 Transportvorrich1ungen umbauen
40 Hebevomchtung montieren
25 Lastenhef\Kran-Hebesystemerstellen u ·· , ·· 'rer-{QO¾J
„ 26 Kranbefestigung konstruieren h"Konstrukteudrectm. 'j
Bild 1: Zuordnung der Ressourcen zu den Vorgängen (Auszug)
16.Apr 30.Apr
Konstrukteur M M M M
1.000,00€- 40Std. -
Über1aslet D 900,00€- 35Std.- ···· ·
Zugeteilt D 800,00€-
700,00€- 30Std -
Vorgesehen C]
600,00€- 25Std.- ··
500,00 € - 20Std.• ·· ·
Konstrukteur 4oo,oo€-1ss1d.-
Kosten ~ 300,00€-
Vorgesehen D 200,00€ - 10Std -
100,00€- 5Std. -
1
25000
C 20000
€
/
~
f Projektabschluss _
+-
17500
*
0 15000
/
/ 1
1
07.06
24645,25 €
-
1 12500 -
/
-
10000
7500
"' 5000 _.,,
2500
-
16.04 20.04 24.04 28.04 02.05 06.05 10.05 14.05 18.05 22.05
Projektdauer--
26.05 30.05 03.06 07. 06
eingetragen. Bei den über der Waagrechten ver- ·§ 01.09 f-+~ - v"+-----'f--Y
merkten Berichtszeitpunkten werden die ggf. korri- i
gierten Meilensteintermine vermerkt, wodurch für
jeden Meilenstein eine „Trendkurve" entsteht. j
-~
-
-
M eilenstein 2
Meilenstein 1
Werden diese Änderungen dokumentiert und be- :e
gründet, entsteht auch automatisch eine Doku- 01.07 Kurve steigt: Terminverzug
mentation der wichtigsten Planänderungen. Kurve horizontal: Projekt im Plan
Kurve fällt: frühere Fertigstel-
Eine Meilenstein-Trend-Analyse veranschau- 01.06 lung als geplant
licht die Trends im Projektverlauf im Überblick
und ist deshalb besonders für Bericht und Prä- Bild 1: Meilenstein-Trend-Analyse
sentation des Projektstatus geeignet.
• Definition von Steuerungsmaßnahmen Tabelle 1: Steuerungsmaßnahmen
Problem mögliche Gegenmaßnahmen
Werden bei der Analyse der Ist-Daten mögliche
Probleme für die weitere Projektabwicklung bezüg- Terminverzug Zeitliche Verkürzung terminbestim-
lich Terminen. Kosten, Aufwand oder Produktqua- mender Vorgänge durch:
lität erkannt, müssen Gegenmaßnahmen getroffen • Erhöhung der verfügbaren Kapazität
(Überstunden, Fremdvergabe .. .)
werden (Tabelle 1 ). Bei der Auswahl und Festle-
• Höhere Effizienz (Schulung, Spezia-
gung der Gegenmaßnahmen sind aber auch diese
list ... )
hinsichtlich ihrer Kosten und Wirkung zu beurteilen • Verminderung des Aufgabenum-
und gegeneinander abzuwägen. fangs
• Projektrealisierung Änderung der Reihenfolge (Über-
lappung, Parallelisierung ... )
Das Lösungskonzept, das in der Planungsphase als Verschieben von Terminen
Struktur entwickelt und während der Durchfüh-
Aufwands- Höhere Effizienz bei der Auftrags-
rung in den einzeln en Arbeitspaketen entworfen oder abwicklung (wirtschaftlichere Lösun-
und ausgearbeitet wurde, wird im weitesten Sinne Kostenüber- gen ... )
realisiert und eingeführt. schreitung Verminderung des Leistungsum-
Bei der Hebevorrichtung wurde in der Definition fangs, z. 8. als Release-Konzept,
bei dem volle Funktionalität erst in
und Planung erst von einem mechanischen Grei-
späterer Ausbaustufe erreicht w ird
fersystem für die Ölwannen ausgegangen, das an
einem üblichen Hebe-Kransystem aufgehängt
wird. Während der detaillierten Konzeptentwick-
lung in den einzelnen Arbeitspaketen tauchte aller-
dings die gleichzeitige ergonomische Bedienung
dieser beiden Teilsysteme als Projektrisiko auf. Die
Konzeption und der Projektablauf musste während
der Durchführung angepasst werden.
Die Lösung sieht die Verwendung eines Saughe-
bers vor, welcher das Greifen und Heben der Öl-
wannen kombiniert und sich einfach mit einer
Hand bedienen lässt (Bild 2). Die Aufhängung an
einer zusätzlichen Kransch iene im bereits be-
stehenden Kransystem für Montagewerkzeuge er-
möglicht den geforderten Schwenk- und Verfa hr-
weg. Der Ölwannentransport und die Bereitstel-
lung am Vorratsplatz muss allerdings dahingehend
umorganisiert werden, dass alle Ölwannen flach-
liegend abgegriffen werden können. Bild 2: Saugheber für Projekt Hebevorrichtung
.. ...~~
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Seit~1 -.on1 J _Wörtu: O ~ OevhdllOeubchi.nd) 1 1 a .e, ca ~• 130 ,r. - --o-
Statusleist e / Blldlaufle1sten Y"
Bild 1: Grundelemente der Anwen dungsfenster
Die Einheitlichkeit i nnerhalb des Office-Paketes hat den w eite ren großen Vo rtei l, dass Daten zwischen
den einzelnen Anwendungen problemlos hin- und hertransportiert werden können . Man u nterscheidet
drei grundsätzliche Möglichkeiten.
Beim Datenaustausch oh ne Verknüpfung werden über das M enü Bearbeit en (Kopieren/Einfügen) Daten
(z.B. Diagramm aus der Tabellenkalkulation) von einer Anwendung in die andere übertrag en. Änderun-
gen an der Originaldatei werden dann in der kopierten Version weder aktualisiert noch ist beim Anklicken
des eingefügten Objektes die Funktionalität seiner Herkunftsanwendung vorhanden (Bild 2).
: r. ::::
~ etztes·Jahr-wurde·das- Produkt·C.,
Jn·den·FUlalen·A· und·B· ln·foJg enden·"
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StCiekzah len·verkauft:'(I
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--- 625 ,-..
·-
ein Objekt einer anderen Anwendung (z.B. Tabellenkalkulation) ein-
gefügt. Dies hat den Vorteil, dass der Anwender in der Textverarbei-
tung die volle Funktionalität der Tabellenkalkulation nutzen kann,
ohne permanent zwischen den beiden Anwendungen hin- und her-
wechseln zu müssen. Die Daten des eingebetteten Objektes werden
mit der Anwendung abgespeichert (Bild 1).
Beim Datenaustausch mit Verknüpfung (Obj ect linking) w ird das
Objekt in der Zielanwendung (z. B. das Diagramm in der Textve rarbei-
tung) aktualisiert, we nn sich dieses in der Quellanwendung (Tabel-
lenkalku lation) ändert. Das Dokum ent in der Zielanwendung erhält Bild 1: Einbetten von Objekten
lediglich einen Verweis auf das Objekt in der Quellanwendung; d. h.
die Daten werden nicht mit abgespeichert. Soll eine Verbindung aufgebaut werden, m üssen beide An-
wendungen geöffnet sein. Wird das Quelldokument verschoben oder gelöscht, so ist auch die Verknüp-
fung unterbrochen (Bild 2). Die Fähigkeit eines Office-Paketes, das Einbetten und Verbinden von Objekten
zu erm öglichen, w ird unter dem Begriff Object Linking and Embedding, kurz OLE, zusammengefasst.
-- ------··
g .,. ~ J.· - - -
.... ....
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11lekzahle,...,, ,kauft:I
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i11
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Bild 2: Datenaustausch m it Verknüpfung (Object linking)
Da das Formatie ren eines jedes Absatzes „von Hand" über die Ab-
satz- und Zeichenformatierung mühsam und ze itaufwendig ist, gibt
es d ie Möglichkeit, mit Formatvorlagen zu arbeiten. In dieser sind die
Einstellung für den Absatz u nd die Schrift gespeichert. Man braucht
nur den j eweiligen Absatz zu markieren und ihm die gewünschte For-
matvorlage zuzuweisen. Dem Anwender werden fertige Fo rmatvo r- ·~· -·. .
-~---------
~ - ,.
lagen für Überschriften, Aufzählungen usw. angeboten. Diese kann er
dann individuell anpassen.
1
--- ------
- . 1
Feldfunktionen ausgeschaltet
Feld: Druckdaten -.......... Feld: Seitenzahl Feld: Gesamtseitenzahl
. ! ~.-~1:nt1 r _________ ,._,.,_
.~- ---- ------·- ---I- --········--·--·· ·-/ 0-- --- ----------------- -·
;oe<1rucl,J-am·-. ~öJ."NF'.\.!;:MfflGE!'ORMAT1• ... Sejte.,..f:PAGE;l - von··{-OOCPROPERTY· 'PauesM· \' ·MERGEIQBMAt:}1l
Feldfunktionen eingeschaltet
;G{='.= j-~1:-;ilio~ ~; :.; -..·-..; Seite.:.1:~.;on.:iC
_.i~'---' - - -- ----.. aktuelle
aktuelles Druckdatum + Uhrzeit '---aktuelle Seitenzahl Gesamtseitenzahl
Bei m Arbeiten mit Feldern darf nicht vergessen werden, diese zu aktualisieren. Dies ka nn automatisch vor
dem Speichern bzw . Drucken geschehen oder muss manuell durchgeführt werden. Eine weitere Beson-
derhe it von Feldern besteht darin, dass sie gegen eine Aktualisierung auch gesperrt w erden können. Fügt
man z.B. in einen Brief das Datum per Feld ein, wü rde sich bei jedem A ufruf das Datum im Brief entspre-
chend ände rn. Wenn dies nicht gewünscht ist , kann das Feld gegen Aktualisierung gesperrt werden.
Technische Proiekte dokumentieren
-
llelo....
-
--
--··- 627
'1
b ,
-
den Bi ldunterschriften manuell bea rbeiten muss. Es können meh rere 1~a..~.. 1 e..~·..,&.m 1 ~... 1
Kategorien (z.B. Tabelle, Abbildung, Foto etc.) parallel in einem Text
automatisiert werden. Für das Arbeiten im Team bieten heutige Text-
Bild 1: Automat isierte
verarbeitungsprogramme auch die Möglichkeit, m it Filial- und Zen- Beschriftungen
traldokumenten zu arbeiten.
große Tabelle in klein ere zerl egt werden kann. Dadurch ergibt sich Bild 2: Darstellung von
eine größere Übersicht lichkeit. Zahlenmaterial
-- i~~\::
- ----
...:..; . 7.. . ::i:o:·. ::=::. l ~~~::=:!:~~
Eine Tabelle besteht aus Spalten und Zeilen, die j eweils eindeutig gekennzeichnet sind. Ein Tabellenfeld
w ird auch als Zelle bezeichnet. Eine Zelle ist eindeutig durch Angabe der Zeilen- und Spaltenposition fest-
gelegt; z.B. D14 (Bild 1). In diese Zellen können Text e bzw. Zeichenfolgen, Werte (Zahlen, Datum oder
Zeitangaben), mathematische Formeln oder logische Ausdrücke eingetragen und ähnlich wie in der Text-
verarbeitung formatiert (z.B. Schriftart, -grad, fett/kursiv, rechts-/linksbündig oder Blocksatz) werden. Wei-
terhin bieten heutige Tabellenkalkulationen auch eine Autokorrektur-Funktion, eine Rechtschreibprüfung
und das automatische Erzeugen regelmäßiger Datenreihen durch die Vorgabe von wenigen Werten an .
Mithilfe der Zelladressen können über mathematische Formeln neue ·00: ..,. ..,·<·.. 1· T-
Relative
Z ellbezüge
SUMME
(E10:E13)
SUMME(D10:D13)
.1J Q ., •l" · • 1 -
. . ..... ,_ _ ,_ _ _.. _ .. o ... 1:1 Ausgangszelle Formel
l J 4 • "" II. til ,._ .,,.
~- """.""'~ "'."' ·-:---·~ ~:"'· B29 Mittelwert(B$9:B$28)
B30 Stabw(BS9:BS28)
;M
,~:;;~ _ , _
f• ~•
, ....,_ , ,so;,.,._,
831
B32
Max(B$9:8$28)-Min(BS9:8$28)
($E$7-BS29)/8S30
11 _ ,
.. .....
to)S to.5 .,,..
833 (B$29-$E$6)/B$30
Absolute
Zellbezüge 17--·
" """_,'
~::::: ~
eo s
· -~
~.!
IOM
'I0.'5
M
ao.s
•
111.•
...
: ;
Kopierte Zelle Formel
D Kopieren
z. B in Spalte D
t=E~1 :: ~ : j _/ D29
D30
Mittelwert(0$9:DS28)
Stabw(D$9:D$28)
D31 Max(D$9:DS28)-(Min(D$9:D$28)
-- -·-
Technische ProJekte dokumentieren - 629 f
'
Es gibt verschied ene Arten von Formeln. Numerische Formeln ver- unkhonemfugen ~I X
rechnen Variablen oder Konstanten zu einer neuen Zahl.
z. B. = F12*1.16
liefert als Ergebnis 20.32, wenn in Zelle F1 2 die Zahl 20 steht.
Bei der Eingabe von Formeln ist strengstens darauf zu achten, dass
d ie Syntax der Formel (z.B. Anzah l der Klammern ist immer gerade)
bzw. die Syntax d er Funktion an sich stimmen und dass das Format
des j eweiligen Datentyps (z.B. Zahl, Datum, Text) richtig gewäh lt ist,
da die Software sonst Fehlermeldungen ausgibt.
Bei g roßen Zahlenmengen lassen sich m it der tabellarischen Darstel- Bild 3: Kreisdiagramm
lung der Werte schlecht Entwicklungstende nzen, Abweich un gen vom
Mittelwert, Maximal- und M inimalwe rt etc. veranschaulichen. Hier
bieten sich Diagramm e (Bilder 3 und 4) zur grafischen Darstellun g
an. Die Parameter, die zur Erstellung eines Diagrammes eingestellt 10
werden können, sind:
• der Diagrammtyp (Säule, Kreis, Funktionsgraph etc.)
• der darzustellende Datenbereich
• die Skalierung der Achsen (linear, auf- bzw. absteigend)
• d ie Beschriftung der Achsen und Angabe des Diagrammtitels
0 L-.C:::.<C...L.._L__JC.....,o...::,;C,..-.J
Die Tabellenwerte, auf die sich das Diagramm b ezieht, sind dyna-
60,05 60,15 60,25 60.35 60,45 60,55
misch mit dem Diagramm verknüpft, sodass s ich automat isch das
Diagramm ändert, falls sich ein Wert in der Tabelle ändert. Bild 4: Funktionsgraph
~ tt -- -
,_
_,.,.
- -....~:( 630
z;.i.-
10.5.3 Präsentationssoftware
Meilensteine eines Projektes bzw. das Abschlussresümee eines Projektes werden häufig präsentiert.
Durch die OLE-Funktionalität der Office-Pakete können problemlos Objekte von anderen Anwendungen
in die Präsentation ei ngebaut werden. Weiterhin ist es möglich, Sound- bzw. Videoeffekte und interaktive
Schaltflächen zu integrieren. Die fertige Präsentation kann als Handout an die Teilnehmer verteilt werden.
Es lassen sich zur jeweiligen Folie Notizen abspeichern, die sich der Präsentierende ausdrucken kann,
damit er während des Vortrages über zusätzliche Informationen verfügt.
Für das Erstellen der Folien sind Grundkenntnisse in einer Textverarbeitungssoftware von Vortei l. Ähn-
lich dieser lassen sich hier die Folien mit einem einheitlichen Layout versehen. So kann das Seitenlayout
(Blattgröße, Hoch- oder Querformat, automatische Nummerierung, einheit liche Hintergrundfarbe, Fir-
menlogo bzw. -name) für alle Folien gleich eingestellt werden . Weiterh in kann eine Kopf- und Fußzeile
(z.B. mit Datum und Nummerierung) eingefügt werden. Die wichtigsten einzustellenden Parameter bei
einer Präsentation sind:
• Die Folienübergänge
• Die Einblendeffekte der Folienelemente Jnte ra ktive Sch altfl äch en
• Die Reihenfolge und der zeitliche Ablauf der Ele-
mente auf der jeweiligen Folie
Übergänge zwischen den einzelnen Folien können Bild 1: Interaktive Schaltflächen
automatisch nach einer einzustellenden Zeit oder
- - ~-v.r.,_-.....
per Mausklick erfolgen. Wil l man „Verzweigun-
gen" in die Folienreihenfolge einbringen, kann Asound.
man mit interaktiven Schaltflächen (Bild 1) zu be-
stimmten Folien „springen ", wenn diese Schaltflä-
chen während der Präsentation betätigt werden. ~ ~
Die Reihenfolge und der zeitliche Ablauf der auf
der jeweiligen Folie vorhandenen Objekte bestim-
men, z.B. ob die gesamte Folie sofort eingeblendet
wird oder ob sie sich durch Mausklicks entwickelt.
~~
~ !
~! n l!L
-!!
Ei
iill 1~
~
m Vooo.Qt n
V2nllnb
VonunttnttV,ti
...~.-
Vonobtn lrnb
und auch das Ein- und Ausblenden mit Sound (z.B.
Klatschen, Explosion etc.) zu verknüpfen. '~ E!1
Die Möglichke iten, die eine Präsentationssoftware
~ \lonynltnhnk.1
632
L,,....,~~
, to-
,.,,.,_ Technische ProJekte dokumentieren
4. Zur nächsten Folie überleiten • Keine „Folienschlachtn; mind. 1 min pro Folie
TEILELISTE
OBJ. ANZ. BAUTEILNUMMER
11. 2 ISO 2338 - 1. h8 x 18
13 ISO 2338 - 5 h8 x 21.
1Z ISO 2336 - 6 hB x 45
10 Batteriekontakt
ebo en
ebo en
ISO 1207 - MS x B Zylinderschraube
mit Schlitz
4 ISO 1207 - MS x 12 Zylinderschraube
mit Schlitz
05 Prismenstück
04 Schieber
2 03 Führun sleisle
02 Ständer
01 Grundplatte
Bie9evorr1chtung
-
--
,..,....,,
~·t~ ' I ;
635
M
D
CAD-Dateien in CAD-CAM-
wandelt wird . Softw are i mportieren und
Arbeitsschritte incl.
Auch können d ie CAD-Daten für weiterführende
Belastungsberechnungen (Spannungen und Ver-
formungen beim Einwirken von äußeren Kräften
und/oder thermischen Belastungen) z.B. mit der
sog. Finiten Element Methode, kurz FEM, verwen-
det werden (Bild 1).
Für den Datenaustausch zw ischen den einzelnen
Softwaremodulen haben sich das DXF- (drawing
interchange formal), das STEP- (st andard fort the
exchange of product model data) und das IGES-
Format (inital graphics exchange specification)
etabliert. Weiterhin ist es möglich, aus der CAD-
Software heraus von bestimmten Bauteilen JPG- „neutrales" CNC-Programm
oder PNG -Graphiken zu exportieren, um sie dann in
Präsentationen/Dokumentationen zu importieren.
Auch die Softwa re zur Erstellung von pneumati-
D mithilfe eines Postprozessors
in ein maschinenspezifisches
CNC-Programm umwandeln.
~ 29
schen, elektro-pneumatischen bzw. hydraulischen
Schaltplänen bieten Möglichkeiten des Exportes, um
ihre Daten in z.B. Office Software zu importieren.
jHeidenhain iTNC 530 ..:l
d
% 5.NC
~--=·~~
- :Z- ~,pton
. ,...,tt>r>W
, 'm"'1>¾ 636
f:~. Pract,se your English
'ti
10.6 Practise your English Controlle r ~ O 1 Automa!icmode
011 Oo
• Technical projects
0 mode Offün 0
A sorting device must be modernized in order to Sorting Step Cycle @ 0
shorten the cycle time. Parts of the plant have tobe trays indication
reconstructed and the operator panel (Figure 11 has Q
tobe changed completely. Furthermore, a new PLC
n,y ,
Tray2 G , @ S l"Jle s<epwllhcoO<S·ll·~.o
1
4.Setup
Q
A PLC must be integrated v ia Ethernet into the Failure fa Q Operating positiOn
existing netw ork. Since there are only hand-drawn EMERGENCY OFFG S top Actuators Q
On Off 1,;3 Basic position
plans of the old facility, a pneu m atic plan and a Main switch ,,"', 0
circuit diagram have to be draw n. Also a terminal ~ 5
76
configuration plan, a technology diagram (Figure
2) and an assignment list is needed {task list for Figure 1: Control panel
employee 1),
- Proximity switch Cylinder SA1
lmprovements are necessary in the supply of parts - Reflective senso r ~ 180 degrees
in order to reduce cycle times. These changes ~B2 {Pivoting drive)
should be added in the existing CAD documenta- Vacuum transfer u nit
"'
tion (task list for employee 2).
The panel including the case is made of stainless
steel and the labeling is applied by laser t echnolo-
gy by a foreign company. A CAD documentation
for the panel (Figure 31 has to be to created (task
list of employee 3).
The head of department asks the team members for
a preliminary study containing different solutions.
Using these variants, th e resulting cost and the time
frame should be visible. As a first milestone, the
departmental leader hasset a presentation date on
which the team has to show these results. Figure 2: Technology scheme
A- A (1,1)
'"'
11 Fördertechnik
11 .1 Hebezeuge . 638
Serienhebezeuge . . 638
Krane 639
11 .2 Lastenaufnahmeeinrichtungen
Ketten ...
Seile
Hebegurte und Bänder
640
640
641
643 ~
Kettenschäkel
i
Wirbelhaken
a
Sicherheits-
Lasthaken
&
Sicherheits-
Tragklemme
verstellbare Traverse
11 . 1 Hebezeuge
11 . 1. 1 Serienhebezeuge
Sind in Serie hergestellte Hebezeuge, die in der
Regel nur reine Hubbewegu ngen ausführen, im
Gegensatz zu den Kranen, die mehrere Bewegun-
gen ausführen.
• Handbetriebene Flaschenzüge
(Kettenzüge bzw. Seilzüge)
Di e so genan nten Flasch enzüge (au sgeführt als
Ketten oder Seilzüge Bild 1, Bild 2, Bild 3). die so-
Bild 1: Seilzug
wohl als ortsfeste als auch als fahrbare Geräte ge-
baut werden, dienen zum Heben von Lasten.
Der einfachste besteht aus einer festen und losen
Roll e (Bild 4, Bild 5, Bild 6).
Obec-
1 bis4 = } flasche
[:IT.ende 1
stränge
Unte,- {
flasche
Höhe zu bringen
• Höhenuntersch iede in integrierten Fertigungs-
abschnitten, Lagern usw. auszugleichen
• Als ortveränderliche Rampen das Be- und Ent-
laden von Straßenfahrzeugen zu ermöglichen. Bild 1: Stahlwinde
11 . 1 .2 Krane
11 . 1 .2 . 1 Schienengebundene
Hebezeuge
verfüge n außer dem Hubwerk über mindestens
ein weiteres Triebwerk für die Fahrbeweg ung.
Gliederung nach dem Hauptmerkmal ihres Trag-
we rks:
• Laufkat zen (Bild 4)
• Brückenkrane (Bild 4)
Bild 2: Trommelwinde {Flurwindel
• Portalkrane {Krane, die sich meist auf ebenerdig
verlegten Kransch ienen abstützen. z. B. Contai-
nerhandling)
• Kabelkrane (Die Kranbrücke wird durch ein vol l
verschlossenes Trag se il e rsetzt und zwischen drehbare
Hebebühne
zwe i Stützen abgespannt. Je ein Zugsei l e rl aubt
die Bewegung von Katze und Haken).
• Auslegerkrane - Drehkrane (Drehkrane nehmen
die Last außerhalb ihrer Abstützung auf. Die Stütz-
pratzen
Bewegung des Auslegers findet als Dreh- oder
Schwenkbewegung meist um eine Drehachse
Bild 3: Hub-Arbeitsbühne
statt.).
11 . 1 .2 .2 Fahrzeugkrane
Fahrzeugkrane umfassen eine besondere Kran-
gruppe, di e man folgendermaßen zusammenfas-
sen kann:
• Straßenkrane (Auto- und Mobilkrane, Bild 5)
• Raupenkrane
• Ladekrane Bild 4: Hängekran (Brückenkran)
• Eisenbahnkrane
• Schwimmkrane
Die Fahrzeugkrane sind stets Auslegerkrane und
fast immer auch Drehkrane. Notwendig ist die Un-
ab häng igkeit von einem stationären Energiever-
so rgungsnetz. Die benötigte Energie eneugen ein
oder mehrere Verbrennungsmotoren, meist Die-
selmotoren. Durch die Fortbewegung auf öffent-
Stütz-
lic hen oder nichtöffentl ichen Verkehrswegen
müssen die Fahrzeugkrane die Zulassungs- bzw. lZ77?2~2Z~ ==7"~~ ,z pratzen
Bauvorschriften für diese Verkehrswege erfüllen Bild 5: Fahrzeugkran (Mobilkranl
640 Fordertechnik
ß
oder der Eigenmassen usw.).
11.2 Lastaufnahmeeinrichtungen
Kettenschäkel W irbelhaken Siche rh eits·
Jede Förderanlage hat mindestens einen Bauteil, Lasthaken
~
m it dem das Fördergut sicher gehalten und ge-
tragen wird, o hne es zu beschädigen.
Man unterscheidet die Lastaufnahmeeinrichtun-
gen in:
• Tragmittel (Bild 1) - Te il e des Hebezeuges, die S icherheits-Tragklemme verstellbare Traver se
mit diesem in dauernder Verbindung stehen.
Zu m Aufnehmen der Last einschließlich der Bild 1: Last a ufnahme- und Tragmittel (Auswahl)
Seil - und Kettentriebe (Lasthaken , Klemmen,
Zangen, Körbe, ... ).
• Lastaufnahmemittel (Bild 2) - Nicht zum Hebe-
zeug gehöre nde, zum A ufnehmen der Last
dienende Einrichtung, d ie direkt mit dem Trag-
mittel ver bun den werden kann. Sie dienen zur
Auf nahm e von Lasten mittels A nschlagmitteln
(G reifer, Mulden, Kokill en, ... ).
• Anschlagmittel (Bild 3) - Nicht zum Hebezeug
ge hörende, eine Verbindung zwischen Tragmit-
tel und Nutzlast herstellende Einrichtung, mit
oder ohne Zwischensch altu ng von Lastaufnah-
Bild 2: Lastaufnahmeeinrichtungen an einem
memitteln). Weil Lasthaken nur dann direkt an Auslegerkran
der Last eingeh äng t we rden könne n und dü r-
fen, wenn diese eine eigens d afür ausgebild ete
cdn cä
Ösen
A uf n ahm eeinricht ung hat, bedarf es zu r Verbin-
dung von Lasth aken und Last fast immer eines
'
besonderen Anschlagmittels. Die wicht igsten ' '
dopp e lt e infach zwei ei nfach
Vertreter dieser Verbind ungselemente sind An-
~~C::~t~:~~
geschnüne
schlagseil e, -ketten, -bänder, und für sperrige ~i~szC::; t~=~~ Einzelstränge
Güter, Gehänge und Trave rsen.
1 6i
einst rängig geschnürt zweisträngig
d er g e r äusc hvo ll e Lauf und
wegen der geri ngen Elastizität ß~ =8~.. 45"
ß= O ~ ß= 0~.. 7°
auc h ein höherer Verschleiß.
Die zu lässige Bel astung ein er
Nennlast : 100% 80 % 2 · Nennlast ~ 200 % 2 · 70%
Ansch lagkette ist auch vom Nei-
g un gswinkel abhäng ig (Bild 4) . zweisträngig
Die in den Tabellen der Herstel-
~~
/1
ler a ngegebenen Tragfähig ke i-
ten gelten für 20 •c, bei Tempe-
~ 46'60' ~ ~ 6 0' ~ 60' t:l
raturen unterhalb von O°C sinkt Obergrenze: 2 · 50 %
die Belastung deutlich. Sie dür- 2·50%
~
den, alle drei Jahre muss die Rissfreiheit be-
sonders geprüft werden.
Ketten ohne Kennzeichnungsanhänger (Bild 4)
sollen nicht verwendet werden. @
Universal-Verbindungsglied Ketten-Schnellverschluss
Bild 3: Kettenschloss
11 .2 .2 Seile (Bild 5)
Den Begriff Hebezeug oder gar „Kran" verbindet
man fast automatisch mit dem Begriff „Seil ", zu-
@ 0
mindest, wenn es um größere Hubhöhen geht.
~·~
,v·".
20 _ _ k_g
®
<[)
• Seilverbindungen und Seilenden
Seilenden (Bild 2, Seite 642) können nur kraft-
schlüssig miteinander oder mit anderen Konstruk-
tionselementen verbunden werden. Grundsätzlich ~' 0
unterscheidet man zwei Verbind ungsarten (Bild 1, _ __ k_g
Seite 642):
Vorderseite Rückseite
Spleißverbindungen (ein Teil des Seilendes auf- bei beidseitiger Anordnung der Angaben
gelöst und mit einem anderen Seilstück verfloch-
Anzahl der Neigungs·
ten). Kettenstränge winkel ß
Klemmverbindungen (man verwendet speziel le
Formteile, die mit dem Seil verpresst oder ver-
schraubt werden.
bei einseitiger An· Trag·
Wobei die Spleißverbindungen nur bei Litzensei- ordnung der Angaben fähigkeit
len möglich sind, während die Klemmverbindun-
gen sich für Seile jeder Konstruktion eignen und Bild 4: Beispiele für Kennzeichnungsanhänger von
damit universeller verwendbar sind. Ketten verschiedener Güteklassen
• Seilherstellung
Bei der Herstellung der Drahtseile auf Verseil- al
maschinen entsteht der Dral l (Spannung, die ein
b)c:=::>
Wiedera ufd rehen des Seilverba ndes verhindert) .
Die Schlagrichtung hat einen wesentlichen Ein-
fluss auf die Gebrauchseigenschaften von Seilen
(rechtsgeschlagene - Z, linksgeschlagene - $).
Daraus ergibt sich eine weitere Einteilung: Schlinge mit Spleiß Drahtseilklemme
umwickelte Enden
Gleichschlagseile, Bild 6 - weisen Drähte und
Litzen m it einer Schlagrichtung auf (glatt, ver- d)
schle issf est und laufen l eise, können sich aber
geklemmte Seilverbindung
verdrehen un d aufspringen).
Kreuzschlagseile, Bild 7 - wirken dem Drall ent-
gegen, we il der Drall der Drähte und der Litze n
e)
=
Spannschloss
sich gegenseitig aufheben (gegen Druck und Ver-
f)
formung haltbarer a ls Gl eichschlagseile, jedoch
nic ht so glatt und weniger biegsam). Schäkel m it Schraubbolzen
Bild 1: Seilverbindungen
• Seilarten
• Spira lseile (Bild 4)
~t~
~t
• Litzenseile
Kausche
• Kabelschlagseile (Bild 5)
• Vo llverschl ossene Spira lseile
t M+f1
Drahtseile dürfen nicht mehr verwendet wer-
\ 1
\. f
i
den, we nn folgende Schäden auftreten (Bild 3):
'""'
Keil
• Bruch einer Litze Seilbirne Keilschloss
• Quetschungen
Bild 2: Seilenden
• Korrosionsnarben
• Lockerung der äußeren Lage
• Knicke und Klinken (Klanken)
• Beschädigung oder starke Abn utzu ng der
Seil-Endverbindung.
1 l!IDIO
Bild 4: Offenes Sp iralseil
11 .3 Flurfördergeräte
sind Tra nsportmittel, die zumeist innerbetrieb-
lic h zu ebener Erde eingesetzt werden. Sie zä h-
len zu den Unstetigförderern. Heute wird in den Deichsel
Gabel-
ein sc hl ägigen Normen der Begriff Flurförderzeug rollen
verwendet.
Pumpen-
Zu den Flurförderzeugen gehören: ,.__,.,.,...,, - - zylinder
• Gleislose Flurfördermittel
Lenkräder
Flurförderfahrze uge sind Fahrzeuge mit Rädern,
die Bild 2: H and-Gabelhubwagen
• Transportaufgaben (Schlepper),
• Transport- und Hubaufgaben (Hubwagen, Bild 2) Kippwinkel - - - t ' 1 ' ,~ -
beim Entladen
• fahrergesteuert (Gabelstapler, Bild 3) oder
• automatisch FTS (Elektrofl urförderbahn , Fah-
rerloses Transportsystem, Bild 4)
• Tra nsport- und Hubaufgaben
durc hführen.
• Gleisgebundene Flurfördermittel
Another classification is based on the structural design. Examples for the series hoists are:
• Hoists (chain hoists, wire rope hoists)
• Hydraulic hoists/lifts
• Winches
Lernschritte bei der Erarbeitung einer kompetenzorientierten Projektaufgabe an Hand eines Le itprojekts
Auf den folgenden Seiten werden die kompetenzorientierten Projektaufgaben anhand eines jeweils ge-
wählten Leitprojekts vorgestellt und ihre Erarbeitung stichwortartig skizziert.
646 Kompetenzonent1erte ProJektaufgaben fur Metallberufe
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Fertigen von Bauelementen mit handgeführten Werkzeugen
Stahlklotz Bügel
t<ompetenzonent,erte ProJektaufgaben fur Metallberufe 647
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Fertigen von Bauelementen mit handgeführten Werkzeugen
Berechnen: Grundlagen
• Vorhandenes mathematisches Können der Schüler Der Umgang mit Hilfsmitteln w ie Taschen-
und Umgang mit dem Taschenrechner feststellen und rechner, Fachkunde- und Tabell enbüc hern
d urch Übungen angleichen könnt e der 1. kompetenzorientierten Projekt-
• Größen und Einheiten: Umrechnung und Anwendung aufgabe auch in einem eigenen Unterrichts-
block vorangestellt werden.
• Formeln und Gleichungen: Umstellen, Auflösen
• Berechnung: Längen, Fl ächen, Volumen und Masse Berechnungen immer mit Zah lenwerten und
der Bauteile Einheiten ausführen.
Fachrechnen- und Tabellenbuch
Werkstoffe
Fertigen
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Fertigen von Bauelementen mit Maschinen
Gewähltes Leitprojekt: Spanngerät für runde Werkstücke
----1
1
1
1
1
1
1
1 1 . --t-
- -~ - J - - -- - - -- - - - - - - - - - - ~ - :--
6
Kompetenzorient,erte Projektau/gaben /ur Metallberufe 649
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Fertigen von Bauelementen mit Maschinen
Gewähltes Leitprojekt: Spanngerät für runde Werkstücke
Berechnen
• Spannkraft der Spannschraube und ihre Einfluss- Vorteile (z.B. Selbsthemmung) und Nachteile
größen (z.B. geringer Wirkungsgrad) der mech ani-
• Zusammenhang zwischen Durchm esser, Drehzahl und sehen Spannelemente besprechen.
Schnittgeschwindigkeit bei der spanenden Bearbeitung Zwischen stufenlosen elektrischen Antrieben
• Vorschubgeschwindigkeit beim Bohren und Fräsen und gestuften Antrieben für Drehza hlen und
• überschlägige Berechnung des Gewichtes des fertigen Vorschubgeschwindigkeiten unterscheiden
Spanngerätes Absoluter und prozentualer W erkstoffverlust
durch die spanende Bearbeitung
• Arbeitsplan erstellen
• Drehen und fräsen: Grundlagen Einteilung der Verfahren;
• Schneidstoffe: Arten, Eigenschaften, Verwendung Aufbau der Maschinen
• Schnittdaten, Werkzeuge, Spannmöglichkeit en Vorgang bei der Zerspanung:
Nur Grundlagen, Vertiefung erfolgt bei spä-
• Kühlschmierung: Zweck, Arbeitsrege ln
teren Lernfeldern
• Mess- und Prüfmittel festlegen
Einfacher Prüfplan
• Arbeits- und Umweltschutz beachten
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Herstellen einfacher Baugruppen
Gewähltes Leitprojekt: Bohrständer für Handbohrmaschine
B-B
m 1
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Herstellen einfacher Baugruppen
Gewähltes Leitprojekt: Bohrständer für Handbohrmaschine
Ziele und Inhalte Hinweise, Hilfsmittel
• Vorbemerkung: Der auf der vorherigen Seite darge- Die Bohrständer so llen in größeren Stück-
stellte Bohrständer wu rde von Auszubildenden des zahlen gefertigt und an Betriebsangehörige
1. Ausbildungsjahres entwickelt . verkauft werden.
•Erfassender Fertigungsaufgabe und der Funktion des A uf einer Kopie der Zeich nun g farbliche
Bohrständers anhand der Gesamtzeichnung. Kennzeichnung aller Teile, die mit dem Bohr-
• Die Anforderungen an einen Boh rständ er definieren sch litten nach unten bewegt werden.
und diskutieren, ob diese mit der vorgesehene n Kon- Die Schwachstellen dieser Konstru ktion be-
struktion erfüllt werden. nennen und Verbesserungen vorsch lagen.
• Den projektierten Bohrständer m it einem vorhande- Bezeichn ung der wichtigsten Teile auch in
nen gekauften hinsichtlich Preis und Funktionsfähigkeit Englisch.
vergleichen. Betriebsanleitung erstell en.
• Teilzeichnungen der zu fertigenden Teile in Gruppen-
arbeit erstellen .
Berechnen
C-L68 C-L68
& &
2000 h -------1 1,l~ ,61 1--------------------
;0.: ;O.:
K2K K2K K2K K2K CG-LP220
1 T ischhubgetriebe
5 Öleinfüllschraube C-L68 Auffüllen
9 Vorschubwelle CG-LP220 Ölen mit
2 Pinole
Vorschubgetriebe
6 Ölschaug las 10 Ölschauglas
&
QitJ
von 1,3 1
Schmieröl [ll Schm ieröl
CG-LP220
Vorschubgetriebe Schaltgetriebe ;O.: C-L68
~
mit Schmier- ren m it
4 Spindelkeilwe!le 8 Stufenloser Antrieb 12 Säule
öl auf Mar-
kierung B Schm ierfett
K2K
Kompetenzonent,erte Proi ektaufgaben fur Metallberufe 653
Arbeitsauftrag analysieren
Berechnungen durchführen
Arbeitsauftrag durchführen
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Fertigen von Einzelteilen mit Werkzeugmaschinen
Gewähltes Leitprojekt: Hydraulisches Spannelement
4 7 5 8 9 10 Werkstück Spannpratze
2
j ~I Jr··1
3
' 1.--t- .
11
Fräsmaschinentisch
lhtg·
.
0; 10+0,5
.
Rz 63
+--1~ +
• '<:t
-
• m
\IZ
1
50 48
ISO 2768-m
112
124
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Fertigen von Einzelteilen mit Werkzeugmaschinen
Gewähltes Leitprojekt: Hydraulisches Spannelement
Ziele und Inhalte Hinweise, Hilfsmittel
Berechnen
• Druckkraft am Einschraubzylinder Druck in Flüssigkeiten und Gasen
• Spannkraft der Spann schrau be und ihre Einflu ssg rö- Heb el, Auflagerkräfte, Sch raubenberechnun-
ßen gen
• Zusammenhang zwischen Durchmesser, Drehza hl und Anwendung von Tabellen und Diagramm en,
Schnittgeschwindigkeit bei der spanenden Bearbeitung Herstelleru nterlagen
• Vorschubgeschwindigkeit bei der spanenden Bearbei- Zwischen stufenlosen und gestuften Antrie-
tu ng ben für Drehza hl und Vorschubgeschw indig-
• Federberechnungen nach dem Hooke'schen Gesetz ke it unterscheiden.
• Hauptzeitberechnungen für die spanenden Fertigungs- Verg leich d er unte rschied lichen Fertigun gs-
verfah ren verfahren und prüfen, ob durch Verwendung
geeignet er Halbzeuge Kosten ei ngespart
• Kostenberechnun gen
werden können.
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Installieren und Inbetriebnahme steuerungstechnischer Systeme
Gewähltes Leitprojekt: Vereinzelung unterschiedlicher Metallkugeln
Technologieschema
1A1
Normzylinde r
ISO 6432
in Grundstellung au sgefahren
2
14 12
,----------
'
' ~ i2
'' ~ ,,-------1_8-'---------,
''
' ~-~2_Lmc:i:·-·-r-·-·1 1
. . . . . . . =r
~f 2 : !~ 3 ! :
,--' ~ _l__,
,
i,'
r-=7]"'
'
~:2
l---~-=~-=-~=-~=-=~ 1- J !
n~
I·1 ----~1
:' 2
' ~ '~--------
Dauerzyklus AU S
Kompetenzonent1erte Proiektaufgaben fur Metallberufe 657
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Installieren und Inbetriebnahme steuerungstechnischer Systeme
Gewähltes Leitprojekt: Vereinzelung unterschiedlicher Metallkugeln
Funktionsbeschreibung: A n einer automatisierten Anlage sollen unterschiedliche Metallkugeln vereinzelt
werden. Diese sind in einem M agazin so gespeichert, dass sich die kleinen Kugeln auf ein er Laufrinne,
die großen auf einer Schiene darü ber zur Vorrichtung geneigt bewegen können. In der Grundstellung ist
die Kolbenstange des d oppelt wirkenden Zylinders ausgefahren. In dieser Stellung kann je eine kleine
Kugel in die Aussparung eines Schiebers (kleines Bild, vorherige Seite) hineinroll en. Beim Rückhub wird
diese Kugel mitgenomm en und seitlich nach links in der hint eren Endlage herausro llen. Gleichzeitig läuft
ein e große Kugel in die schräge A ussparung des Schiebers. Beim Vorhub w ird die große Kugel mitge-
no mmen und in der vorderen Endlage (- Grundstellung) kan n sie seitlich nach rechts h inauslaufen. Die
Anlage ist im Einzel- als auch im Dauerbetrieb zu betreiben. Beim Dauer bet rieb w ird der Hub in die
Grundstellung um 2 s verzögert. Von der Steuerung ist ein pneumatischer Schaltp lan vorhanden. Dieser
soll in eine elektropneumatische oder SPS-Schaltplan lösung mit einer Kleinst eueru ng umgebaut werden.
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Montieren von technischen Systemen
Gewähltes Leitprojekt: Kegelradgetriebe
25 24
18 19 21 22 20 2
3
24 4
5
23
17
6
7
16 8
Stückliste· Kegelradgetriebe
Pos. Menge Benennung Pos. M enge Benennung Pos. Menge Benennung
1 1 Getriebegehäuse 10 1 Rillenkugellager 19 12 Zylinderschraube
2 1 Lagergehäuse 11 1 Passscheibe 20 1 Pendelkugellager
3 1 Lagerdeckel 12 1 Lagergehäuse 21 1 Federnde Abstands-
4 6 Zylinderschraube 13 1 Schrägkugellager scheibe
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Montieren von technischen Systemen
Gewähltes Leitprojekt: Kegelradgetriebe
Maschinenelemente
• Kegelräder (Herstellung, Zahnform) Fachbücher
• Schrauben (Festigkeit, Anzugsverfahren) Tabellenbuch
• Lager (Wälzlagerarten, Vor- und Nachteile gegenüber Firmenkataloge (Wä lzlager, Dichtungen,
Gleitlagern, Schmierung) Welle-Nabe-Verbi ndungen)
• Dichtungen (Arten, Einbaurichtung, fl üssige Dichtung,
alternative Dichtungen)
• Welle-Nabe-Verbindungen (Passfedern, Spannsätze)
• Alternative Welle-Nabe-Verbindungen
Berechnungen
• Übersetzungen, Drehmomente, Leistung und Wi r- Tabellenbuch
kungsgrad, Passungen, Reibung
Montageplanung
• Montageplan erstellen Gesamtzeichnung, Stückliste
• Montageplatz und Prüfstand für Probelauf reservieren
• Bautei le auf Vollständigkeit überprüfen Spindelpresse, Hülsen zur Montage der
• Montagehilfen und Getriebeöl bereitstellen Wellendichtringe
Funktionskontrolle
• Prüfung auf Leichtgängigkeit
• Probelauf unter Last Tem peraturfühler
• Tragbildkontrolle der Kegelradflanken
• Ölwechsel nach Probelauf begründen
• Prüfprotokoll erstellen
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Programmieren und Fertigen auf numerisch gesteuerten
Werkzeugmaschinen
Arbeitsauftrag: Fertigung der Getriebewelle (Bild 11 auf einer CNC-Drehmaschine und des Lagerdeckels
(Bild 21 auf einer CNC-Fräsmaschine
1<45° 28
10 50
~ ~
60
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Programmieren und Fertigen auf numerisch gesteuerten
Werkzeugmaschinen
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Instandsetzen von technischen Systemen
Gewähltes Leitprojekt: Motorspindel einer CNC-Fräsmaschine
10
Teileliste (Auszug)
Pos. Benennung Pos. Benennung
5 Befestigungsflansch 10 Werkzeug-Löseeinheit
Kompetenzonent,erte ProJektaufgaben !ur Metal lberufe 663
Kompetenzorientierte Projektaufgabe:
Instandsetzen von technischen Systemen
Gewähltes Leitprojekt: Motorspindel einer CNC-Fräsmaschine
Vorbemerkungen : Die Motorspindel enthält folgende Hauptkomponent en: Den Asynchronmotor mit der
integrierten Arbeitsspindel (Pos. 1), den Werkzeugspanner (Pos. 2), das wassergekühlte Motorgehäuse
mit dem Statorkühlsystem (Pos. 7) sowie die Lageraufnah men (Pos. 3 und 8) und die Werkzeu g-Löseein-
heit (Pos. 10). Alle Einheiten sind in kompakten Bauweise zusammengefasst.
Der Asynchronmotor besteht hauptsächlich aus dem festliegenden Stator mit den versetzt angeordneten
Elektrospu len und dem drehenden Rotor. Arbeitsspindel und Rotor bilden eine Einheit. Der Stator w ird
von außen mit Wasser gekühlt. Somit können hö here Motorleistungen erzielt werden. In den Lag erauf-
nahmen befinden sich Schrägkugellager in 0-Anordnung zur A ufnahme der Arbeitsspindel. Di e Spindel-
lager werden dauerfett geschmiert.
In der Arbeitsspindel liegt der Werkzeugspanner mit der Spannza nge und dem Federpaket. Die Spann-
zange kann ein Werkzeug mit einem Hohlschaftkegel (HSK) aufnehmen. Mittels der Werkzeug-Löseein-
heit kann die Spannzange des We rkzeugspanners hydraulisch betätigt werden.
Die Autoren und der Verlag danken den folgenden Firmen und Institutionen, die sie bei der Bearbeitung
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A ... D
AGA Hamburg Bodmer CH - Küsnacht
AGIE CHARMILLES CH - Lonsone/ Böhler A - Kapfenberg
Fellbach Bö II hoff Bielefeld
Alma driving elements Wertheim Bosch Stuttgart
Alum inium-Zentrale Düsseldorf Bosch Rexroth AG Loh r am Main
Alusingen Singen Braun Kronberg
Alzmetall Altenmarkt Brown & Sharpe/TESA Ludwigsburg
AMF Andreas Maier Fellbach Brüel & Kjaer
ANDRITZ HYDRO Ravensburg Vibro GmbH Darmstadt
Arnold und Stolzenberg Einbeck Bundesanstalt für
Arntz-Optibelt Höxter Materialforschung Berlin
Atlas Copco Essen Burgmann Wolfratshausen
Audi AG Neckarsulm Busak & Shamban Stuttgart
Aventis F - Straßburg Buser CH-Wiler
Balluf Neuhausen CE Johansson Weiterstadt
BASF Ludwigshafen CeramTec Plochingen
Battenberg Meinerzhagen CEROBEAR Herzogenrath
Bauer Esslin gen Chem ische Werke Hüls Marl
Bauer&Schaurte c-mill technologie CH - Nidau
Karcher Neuss
ContiTech Hannover
Bayer Leverkusen
Bayside Ludwigshafen Daimler-Chrysler Stuttgart
Belin F - Lavancia Deutsche Castro! Hamburg
Benteler-SGL Deutsche Star Schweinfurt
Composite-Technology A - Ried im Innkreis DMG Bielefeld/ Stuttgart
Blankenhorn Esslingen Dow corning Wiesbaden
BMW München Dürr An lagenbau Stuttgart
E ... G
EAAT Chemnitz Fotolia.com -© Kadmy
Ecanto GmbH Bruchsal Franke Aalen
EJOT Bad Laasphe Frau n hofer-lnstitut
Elb-Sch liffWZM GmbH Aschaffenburg für Lase rtechnik ILT-Aachen
EMCO Maier GmbH A - Hallein Freudenberg Weinheim
Euchner & Co Leinfelden-Stuttgart Fuchs Metallwerke Meinerzhagen
Fuchs Mineralölwerke Mannheim
FAG Kugelfischer Schweinfurt
FANUC Robotics Neustadt Gehring Ostfildern
Federal-Mogul-Deva Stadtallendorf Gesamtverband der
Feldmühle Plochingen Aluminiumindustrie Düsseldorf
FerMeTec Dietzenbach Getriebebau Nord Bargteheide
FESTO Eßlingen Gießerei-Verlag Düsseldorf
Fette Schwarzenbek Gildemeister Bielefeld
Flender Himmelwerke Tübingen GKN Sintermetals Radevormwald
Forkardt Düsseldorf Garn Braunschweig
FORD-Werke Kö ln Gühring Albstadt
Firmenverzeichnis 665
H ... K
Hahn & Kolb Stuttgart Informationsstelle
HAINBUCH Marbach Schmiedestücke Hagen
Halder Laupheim INKOMA Schandelah
Harmonie Drive Limburg/Lahn Institut für Metallkunde
Universität Clausthal Clausthal
Hauni-Werke Körber Hamburg
ISCAR Hartmetall Ettlingen
Heller Nürtingen
Hermle Gasheim Jakob Kleinwallstadt
Hilger & Kern Mannheim
Hilma-Rö hmheld Hilchenbach KADIA Nürtingen
KASTO Achern
Hirschmann Fluorn-Winzeln
Kemper Vreden
Hoffmann München
KennametallHertel Friedrichsdorf
Hammel CNC-Technik Köln
Kerb-Konus Amberg
Hommelwerke Villingen-
Kesel Kempten
Schwenningen
Keyence Neu lsenburg
Honsel Fröndenberg
Kipp Sulz a.N.
Hüller Hille Ludwigsburg
Koe nig Verbindungs-
Hunger DFE W ü rzburg technik lllerrieden
Hydac International Komet Besigheim
GmbH Sulzbach Kopp Heinrich GmbH Kahl/Main
Hyprostatik-Schönfeld Göppingen Krautkrämer Hürth
Kranes AG Neutraubling
INA Lineartechnik Herzogenaurach Kühl Schlierbach
INDEX W erke Eßlingen KUKA Augsburg
L ... p
Lasco Umformtechnik Coburg MTU Aeroengines München
LEIPOLD Wolfach Mü ller-Weingarten Weingarten
Lenze Hameln
Lenze Verbindungs- Nadella Stuttgart
tech nik Waib lingen Nagel Nürtingen
Leuze Elektronik Owen/Teck Nordm ann Hürth
Liebherr Kempt en Norsk Hydro
Linde Höllriegelskreuth Magnesium Bottrop
LOCTITE Deutschland München
Lorenz Ettlingen Oel-Held Stuttgart
Lufthansa Köln OKS München
Ophardt Maritim Duisburg
Mahr Esslingen/ Göttingen Ott-Jakob Lengenwang
MAPAL Aalen
MAPROS Fellbach Parker Hann ifin-Ermeto Bielefeld
Mayr Mauerst etten Pepperl & Fuchs Mannheim
Maxdata Marl perma-tec Euerdorf
MBB Drehflügler und Pilz GmbH Ostfildern
Ve rkehr Donauwörth PIV Antrieb Werner
Mentec GmbH Riemerli ng Reimers Bad Homburg
Microna Saarwellingen Plansee Tizit A - Reutte
Microtec Renningen Porsch e AG Weissach
Mikron CH - Lu gano/Fellbach Prototyp Zell a. H.
Mitutoyo Neuss PSM-Druckluftechnik Martinsried
666 Firmenverzeichnis
a ... s
0-DAS Gesellschaft für Seco-Tools CH - Biel
Datenverarbeitung Wei nheim Sempress-Pneumatik Langenfeld
SHW Aalen-Wasseralfingen
Renishaw Pliezhausen Siek AG Waldkirch
Repower Systems Hamburg Siegling Hannover
Revolve Magnetic Siemens Karlsruhe
Bearing CND - Calgary
Siemens Antriebs-
Ringfeder Krefeld techn ik Erlangen
Ringspann A. Maurer Bad Homburg SKF Kugellager-
Röhrn Sontheim fabriken Schweinfurt
Röhmheld Laubach SMG Waghäusel
Röhrs Sonthofen Spieth
Maschinenelemente Eßlingen
SANDVIK Coromant Düsseldorf SPINNER Werkzeug-
Sauter Feinmechanik Metzingen maschinenfabrik Sauerlach
Schaeffler Wälzlager Homburg Stähli CH - Pi eterlen/Biehl
SCHAUDT Stuttgart Stahl-Informations-
Schen k Darmstadt Zentrum Düsseldorf
Schmalz GmbH Glatten STAMA Schlierbach
Schuler Göppingen Steidle Leverkusen
Schunk Laufen Stöber Antriebstechnik Pforzheim
Schunk Ingenieur- Studer CH - Thun
keram ik Willich-Münchheide Supfina Remscheid
T ... z
Tayler Hobson Wiesbaden Walter Tübingen
TESNBrown & Sharpe CH - Renens Walther Flender Düsseldorf
Texas Instruments Weingarten Weiler Emskirchen
THK Ratingen Wemotec Eggenstein
TITEX PLUS Frankfurt a M. Werth Gießen
TOX Weingarten WIDIA Valenite Essen
Trumpf GmbH & Co. KG Ditzingen Wieland-Werke Ulm
W IKUS Spangenberg
Tyrolit Schleifmittel A - Schwaz
Wohlhaupter Frickenhausen
Walters Regensburg
Ultracoat Eisenach
Unbrako Schrauben Koblenz
Z eiss Oberkochen
Zentra le für
Verband der kera-
Gussverwendung Düsseldorf
mischen Industrie Selb
ZF Friedrichshafen
Voith Antriebstechnik Heidenheim
ZOLLER Freiberg/Neckar
Zo llern Herbertingen
Wacker Chemie München Zwick Ulm
Sachwortverzeich nis 667
--
Acetylene gas Safety at work
-
Acetylen-Sauerstoff-Flamme.. . .... 245 Arbeitsspindel einer Drehmaschine. . 169
Oxyacetylene ftame Work spindle of a lathe
Arbeitstemperat ur beim Löten .. ... 231
Axles Working temperature for soldering
Acrylglas PMMA. . ............ .... . 317 Asynchronmotoren.. ...... ..... 410
PMMA (polymethylmethacrylatel acrylic glass Asynchronous motors
Adhäsionskraft . . . . 228 Asynchron-Servomotoren. .... 413
Adhesion force Asynchronous servomotors
Aktionen. . . ....... . 501 Auditteren . 85
Actions Audit
Aktive Sensoren . . . . . . . . . . 512 Aufbauschneide . .. .... 156
Aclive sensors Built-up edge
Allgemeintoleranzen 46 Aufbereit ungseinheit . . . . .. 491
General tolerances Conditioning unit
Aluminiumlegierungen . . . . . . . . . . . . . . . 291 Aufbohren . . .... 139
Aluminium alloys Boring
Aluminium, Legierungselement. . . . . . . . . . 291 Aufkohlen . •• .. .• , , . , .. , .. ...... 310
Aluminium as alloying element Carburizing
Aluminium-Werkstoffe. . . . . . 291 Aufstellung von Maschinen . .. 447
Aluminium materials Setting up mochincs
Ampere. . . . . 425 Auftragsschweißen . ........ 254
Ampere Build*UP Weiding
Analoge Sensoren . . . . 5 13 Aushärten von Al-Legierungen . . . . 292
Analogue sensors Age-hardening of aluminium alloys
668 Sachw ortv erze,chrns
Bruchdehnung .. ..... . 266 Dauerschwingversuch .. " ". ,, ., ... ,,. . ... 334
Elongation after fracture Endurance fatigue test
Brünieren. .469 Definitionsphase .. .. .... .. . . . . .. , .... 612
Blackening Definition phase
BTA-Tiefbohrverfahren . .. .. . 145 Dehng renze . .. . 328
BTA deep drilling Permanent elongation limit
Buckelschweißen . .247 Dehnschrauben. .. .. ....... 360
Projection weld ing Expansion bolts
Buchsenkette. .. .... .. 404 Dehnung . 266,327
Link chain Elongation, strain
Bügelsäge „ 129 Desoxidation des Stahls.. .. .. 276
Hacksaw Deoxidation of steel
Bügelsägemaschinen . . 138 Diamant als Schneidstoff. .. .. . 134
Hack sawing machines Diamond as cutting material
Bussystem ... .... ... . ... ... . ... . • . • ... • • • . . . • , ..... 523 Dialogsteuerungen . . .. ..... 593
Bussystem lnteractive operator-process control
Dichte. 264,346
Density
C Dichtungen . .. .390
Sealings
CAD. 349,633 Dielektrikum beim Abtragen . .. .. . 209
Computer aided design (CAD) Dielectrics in removal operations
CAM... .. .................... 634 Differenzmessung. 36
Cornpuler aided manufacturing (CAM) Differential measuring
CCD-Kamera 39 .. . 230
Diffusion .
CCD camera Diffusion
Cermets 133
Diffusionsglühen. . . 303
Cermets
Homogenizing anneal
Chrom, Legierungselement. ................. 280,28 1,285 .. .... . . . 516
Digitale Sensoren ..
Chromium as alloying element
Digital sensors
Chromatieren. . 252, 469
Digitales Signal . .. ...... 484
Chromating
Digital signal
CNC-Orehmaschinen . . . . ....... 170, 603
Direkthärten. .. . ...... . 311
CNC lathes
Direct hardening
CNC-Programmbeispiel Heidenhain, fräsen. . . 591
DNC . . .. 564
CNC Programming example Heidenhain, milfing
Direct numerical control (DNC)
CNC-Programmbeispiel PAL, Drehen . . . .... 585
Doppelgreifer-Werkzeugwechsler . . .... 601
CNC Programming example PAL. turning
Double gripper for tool changing
CNC-Programmbeispiel PAL, Fräsen . . .. 590
CNC Programming example PAL, milling Doppeltwirkender Zylinder .. . . 491
Double-acting cy1inder
CNC-Steuerungen. 349,564
Computerized numerical control Drahtelektroden .. 241
Wire electrodes
CNC-Technik . . .. . . .. ...... 564
CNC technology Drahterodleren . . .. ... .. 211
Wire spark eroding
Cobalt, Legierungselement . 279, 281,285
Cobalt as alloying element Drahtsicherung .. . . 363
Locking wire
CVD-Beschichten. . .255
Chemical vapor deposition (CVD) coating Drallwinkel bei Bohrwerkzeugen 140
Helix angle of drilling tools
D-Regler. „481
Digital controller
D Drehdorn . . , . • , • • • , , . •• • • . ... .. 167
Lathe arbor
D-Anteil eines Reglers .481 Drehen . .. .. , . .. , ... , .. ,, • , .... .. . 151
Differential component of a controller Turning
Dateneingabe (CNC). .. ... 567 Drehen, Kräfte. .. , . . .. . .. . . .... . . .. .. 162
Data input (CNCJ Turning, forces
Datenverarbeitungsanlagen .. . .349 Drehen, Leistung. 162
Data processing units Turning, capacity
Dauerbruch . . . . . 334 Drehen, Schnittkraft .. .. ... 162
Fatigue fracture Turning, cutting forces
Dauerfestigkeit . . ..... 474 Drehen, Spanarten . . .154
Fatigue strength Turning, chip types
Dauerfestigkeitsprüfung.. ... 334 Drehen, Spanungsgrößen. . .. . ... 160
Fatigue limit test Turning, cutting parameters
Dauergebrauchs-Temperatur . 320, 337 Drehen, Spanungsquerschnitt .162
Permanent opcrating tempcraturc Turning, diameter of cut
Dauermagnetspannplatte . . 215 Drehen, Verfahren .. . .... 151
Permanent magnetic table Turning, techniques
Dauerschwingfest igkeit .. . 334 Drehen, Vorschub . . 161
Fatigue strength Turning, feed
670 Sachwortverzeichnis
Oberflächenprüfung . 41
N Surface testing
Nach-l in ks-Schwei ßen . . ....... 245 ODER-Verknüpfung . .. 487
Forehand welding OR operation
Nach-rechts-Schweißen. . ... .... .. 245 Öffn er .. .. .. • , . .• .••...... 488
Backhand weldi ng Normally closed contact
Näherungsschalter. . ...... 514 Office-Paket . ... .. 624
Proximity switches Office packagc
Naturgummi (NR) . . .. 319 Ohm'sches Gesetz .. . . . ......... . . _ .. ... . . 426
Natural rubber (NR) Ohm's law
NC-Anbohrer . . 144 Operand (SPS).. .••• • •••• .••• ...... 546
NC spot drills Operand (PLC)
Neigungsprüfung .. .... ....... • , • • • . . • • • • . 56 Operationsteil (SPS). ... 546
Checking of inclination Operation part (PLC)
Neigung swinkel . . . . . . . . . . . . . . • . . • • . . . .. . 153 Optoelektronische Bauelemente .... . • •... •• •. .• . 37
Angle cf inclination Optoelectronic elemcnts
NE-Metalle ...... .. ........ .. . ... , . . . . . 291 Optokoppler.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • • . . . . . .. .. .... 545
Non-ferrous met als Optocoupler
Nennm aß. 45 Oxidkeramik......... .•••.. . • • •.. .. 299
Nominaldimension Oxide ceramics
Neutrale Faser . . 107
Neutral axis p
Nibbelscheren. . ...... 117
Nibblers
Panels . .... .. ... 558
Nichteisenmetalle. . .. 291
Panels
Non-ferrous metals
Parallelitätsprüfung . 56
NICHT-Verknüpfung. . ....... . . 488
Checking of parallelism
NOToperation
Parallelreißer. .. ... 127
Nickellegierungen . ...... ...... . . .... 279, 281
Nickel alloys Marking gauge
Nickel, L egierungselement ... .. 295 Parallelschaltung .. ..... 428
Nickel as alloying element Parallel connection
Paral lelverzahnung. • · - •. . . ••• ••••. • • ..... 372
Niet. . ... ... .. 369
Parallel gear teeth
Rivet
Nietwerkstoffe . ... . ....... ... . .. .. .. ... .. . .......... 370 Par eto-Analyse 70
Rivet material Pareto analysis
Nitrierhä rten (Nit rieren) . . ... .. .. 311 Passfederverbindungen. . .. .. 37 1
Nitriding Fitting key joints
Nitrierstähle. . ......... 282 Passschrauben . .360
Nitridi ng steels Dowet screws
Nietverbindungen . . . .. 369 Passstifte ... . .. 367
Riveted joints Dowel pins
Normalg lühen. . .... . 303 Passivierung .... • - . .•• • •.... ... 466
Normalizing anneal Passivation
Normalverteilung 75 Passungen. 49
Normaldistribution Fits
Normen reihe ISO 9000. . 68 Passungsarten. 49
Series of standard ISO 9000 Types of fits
NOT-AU S. . ........ 522 Passungsauswahl . 52
EMERGENCY OFF Selection of fits
NOT-AUS-Schalter . . . . . . . ... ..••• •. •••• • . • .... 355, 522 Passungssysteme. 50
EMERGENCY-OFF switch Systems of fits
Nulllinie bei Toleranzen.. 45 Pendelschleifen. ... 195
Zero line of toleranccs Swing grinding
Nullpunktverschiebung (WCNC). . ...... 569 Penetrierverfahren . . . . · - .. . . ••• ...•. • ...... .... 335
Zero shift (WCNC) Penetrating process
Nutmuttern . . . ..... 361 Perlit. .300
Lock nuts Perl ite
Nutzwertanalyse . . . . . . . 616 Pflichtenheft . ......... 614
Efficiency analysis Technical spccifications
Phosphatieren . 252, 469
Phosphatizing
PID-Regler . . . . . . ............ . 481
0 Proportional integral-differential automatic
controller
Oberfl ächenkenngrößen 42 Phosphor, Begleitelement . . . . . . . . . . • . . . . 279, 285
Surface characteristics Phosphorus as accompanying element
Oberfl ächenmessgeräte. 43 PKB (Polykristal lines kubisches Barnitrid) . . ............ . 133
Profi!ometers Polycrystalline boron nitride (PCB, PCBN)
Oberflächenprofile 41 PKD (Polykristalfiner Diamant) . . .. 134
Surface profiles Polycrystalline diamond (PCD)
680 Sachwortverzeichnis
Q Reißnadel. . . .. 127
Scribing tool
Oualitätsaudit . 85 Reitstock. . . 169
Quality audit Tailstock
Qualitätsforderungen. 68 Relais. .... 510
Ouality requirements Relays
Qualitätslenkung. 73 Resolver. . .. .. .... .. .. . .. 557
Ouality control Resolver
Qualitätsmerkmale . 69 Ressourcenplan. . . .. 618
Ouality features Resource plan
Qualitätsmanagement . 67 Rettungszeichen . 89
Quality management
Escape and rescue signs
Qualitätsregelkarten . 82
Riementriebe . . .. . 401
Ouality control cards
Qu alitätssicherung . . 74 Belt drives
Ouality assurance Ringfeder-Spannverbindungen ... . ..... 373
Ou alitätsstähle.. . ... 281 Annular spring lockings
High-grade steels Rlngmuttern .. ...... 361
Quer-Plandrehen .. . . .. , ... ... . .. .. .. .. ..... 151 Eye nuts
Transverse turning Ringschlüssel. . . .. . 364
Ring spanner
Risikoanalyse ... . .619
Risk analysis
R Roboter.. . . ...... 555
Robots
Radialkolbenpumpe . .526
Radial piston pump Roboterkoordinatensystem . .558
Rändetmuttern . . .. 361 Robot coordinate system
Knurled nuts Rockwellhärte . . 331
Räumen . . .... 200 Rockwell hardness
Rcaming Roheisen . . ... . .. .... . ...... 274
Randschichthärten .309 Pig iron
Skin hardening Roheisen, Gießerei- . . . . •. •• ••• .• • • , • . . • , , • . . . . ... 286
Rapid Manufacturing ... . 251 Foundry, pig iron
Rapid manufacturing Rohre, Hydraulik- . . .... 537
Rapid Prototyping . . . ........... 249 Hydraulic pipes
Rapid prototyping
Rohrverschraubungen . . .. 537
Rapid Technology. . . ..... 249
Screwed pipe joints
Rapid technotogy
Rapid Tooling . .251 Rollenketten . . . . .. . 403
Rapid tooling Roller chains
Rautiefe beim Drehen .. • .. ...... .. . . . ... 152 Rollennahtschweißen... . . . .. 247
Peak-to-valley heights in turning Roll seam welding
Reaktionsklebstoffe. . . .. . ..... . .. . .. , . . . • ...... 228 Rollreibung ..... 376
Curing adhesives Roll in friction
Rechteck-Taschenfräszyklus . .589 Rückfederung beim Biegen. . . 109
Rectangular pocket cycle Bending resilience
Rechtsgewinde . 358 Rückfeinen . . 303
Right-hand thread Heat refining
Recycling .. 339
Rückschlagventil, entsperrbares. . . 533
Recycling
Non-return valve, delockable
Referenzpunkt ... .... . , .. .•• , • . . . , • , . . ........ 569
Reference point Rückschlagventil, pneumatisches. . . 495
Regelungstechnik .. . .... 479 Non-return valve, pneumatic
Control engineering Rückzugzyklus beim Gewindedrehen . . ... 579
Regler. . .... 480 Return cycle in threading
Controllers Runddrehen. .151
Reibahlen. . 149 Cylindrical turning
Reamers Rundheitsprüfung. 58, 60
Reiben .. .. 139 Chccking of concentricity
Roaming Rundlaufprüfung. 61
Reibradgetriebe. .419 Concentricity test
Friction gear
Rundreiben . . .. 139
Reibschweißen . 105,247 Circular reaming
Friction welding
Reibung . Rundschleifen . . 197
. .. , . ...... ........... 375
Friction Circular grinding
Reihenschaltung . .427 Rundschleifmaschinen . . .. 198
Sorios connection Circular grinding machinc
Reinigen v on Werkstücken .. 256 Rutschkupplung .............. . . ... .. ... ....... 400
Cleaning of workpieces Slip friction ctutch
682 Sachwortverzeichnis
Sachwortverze,chn,s 683
V
u Vakuumbehandlung des Stahls . ... 276
Überdruck . . . .. 490 Vacuum lreatment of steel
Pressure above atmospheric Vakuumformen ... . .... .. . .... .. .. .•. • •.• • 95
Übergangsf unktion. . .. . 480 Vacuum moulding process
Transient function Vakuumtechnik . . .... 507
Übergangspassung . . . .. •••• .. • . , • . .. .• •. 50 Vacuum technology
Transition fit Vakuumtiefziehen. . .. 104
Übermaßpassung ........ ••••. . , • • ... . • . ... • ~ • . . 49 Vacuum deep drawing
lnterference fit Vanadium, Legierungselement. . . ... 279,281 , 285
.361 Vanadium as alloying element
Überwurfmuttern .
VDE-Bestimmungen. . .. 435
Union nuts
Regulations by thc Association of German
Ultraschallprüfung . ... ... 335
Electrotechnical Engineers VDE
Ultrasonic testing
Ventile, hydraulische . . . 531
Ultraschallschweißen. . 105
Hydraulic vatves
Ultrasonic welding
Ventile, pneumatische . . 494
Ultraschal lsensor . . . . . . 516 Pneumatic valves
Ultrasonic sensor
Ventilinseln . . .. 523
Umformen . 91
Valve terminal
Reforming
Venturidüse. . .. . .... 507
Umformmaschinen. 116
Venturi nozzle
Reforming machines .. 353
Verbindungseinheiten .
Umschmelzverfahren . .... . ... . , • • . . . .... . 276 Joints and fastening unils
Refining process
Verbindungsprogrammierte Steuerungen . ... . . 542
Umweltbelastung . . ... 338 Hard-wired programmed controllers
Environmental pollution
Verbotszeichen . 89
Umweltproblematik der Werk- und Hilfsstoffe .. 338 Prohibitive signs
Environmental problems of materials and Verbundwerkstoffe .... ...... . .. . • , • .. . ... ... 321
process materiols Composite materials
Umweltschutz in der Fertigung.. . 256 Verdichter.. 347
Environmental protection in manufacture Compressor
Umweltverträglichkeit . . .... 268 Verdrehbeanspruchung. .... 473
Environmentally sound materials and processes Torsion stress
Unberuhigt vergossener Stahl . . .. 276 Verformbarkeit der Metalle ... . 270
Unkilled steel casting Ductility of metals
UND-Verknüpfung . .... . . .. 486 Verformung, elastische .265
AND operation Elastic deformation
Unfallursachen . 90 Verformung. plastische .. ... _.. . • . • .. • • . •• ..•• • . ... .. 265
Accident causes Plastic deformation
Unfallverhütungsvorschriften. 89 Vergüten. .. .. 308
Accident prevention regulation Ouenching and tempcring
Ungesättigt e Polyesterharze (UP). . . . .. 318 Vergütungsschaubild . .308
Unsaturated polyestcr rcsin (UP) Heal trealment diagram
Universaldrehmaschine. 169 Vergütungsstähle . .282
Universal turning lalhe Ouenched and tempered steels
Universalfräsmaschine. 185 Vergütungsstähle, Wärmebehandlung . . ..... . . 309
Universal milling machine Ouenched and tempered steels, heat treatment
Universalmotoren. ..... .... 411 Verknüpfungssteuerungen . 500
Universal motors Logic controllers
Universalprüfmaschine . . . .. .. 327 Verlaufsdiagramm . 72
Universal testing machine Flowchart
Unterprogramm (CNC). . ...... 578 Verliersicherungen . .. 364
Subprogram (CNC) Captive screw lockings
Urformen, Definition.. 91 Verschleißarten .. 156
Primary forming, definitions Kinds of wear
Urformen, Übersicht. . , ..... , . • , . • . . • • • . . 91 Verschleißfestigkeit 131, 266
Primary forming, general survey Wear resistance
Sachwortverzeichnis 687