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Netzkommunikation
für Industrie 4.0
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1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
3. Anforderungsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
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1. Einleitung
Motivation Zielstellung der Unterarbeitsgruppe
Netzkommunikation
Die Basis für Industrie 4.0 ist die Verfügbarkeit aller rele-
vanten Informationen durch eine anwendungsgerechte Die UAG Netzkommunikation der AG1 „Referenzarchitek
Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Instan- turen, Standards und Normung“ der Plattform Industrie 4.0
zen. Diese Vernetzung muss flexibel parametrisierbar und verfolgt das Ziel, Empfehlungen zur zukünftigen Entwick-
sicher sein und die benötigte Dienstqualität bieten. Grund- lung und Standardisierung von Lösungen für die Netzkom-
lage dafür sind international standardisierte, drahtlose und munikation für Industrie 4.0 zu erarbeiten. Es werden
leitergebundene Lösungen für eine lokale, regionale und wesentliche Anforderungen an eine solche Netzkommuni-
globale Kommunikation. kation identifiziert und bestehende bzw. in Arbeit be
findliche Standards und Normen bewertet. Der Entwurf
Netzkommunikation ist ein wichtiges Element bei der Ver- eines Referenzmodells für die Netzkommunikation als
änderung der klassischen industriellen Fertigungspyramide Ergänzung zu RAMI 4.0, das dazu dient, verschiedene Sze-
hin zu einem durchgängigen Netzwerk verteilter Systeme. narien und Anforderungen an die Netzkommunikation zu
Sie ermöglicht die Neuorientierung von existierenden Ge strukturieren, ist eine zentrale Aktivität der Unterarbeits-
schäftsbeziehungen und die Schaffung neuer Wertschöp- gruppe. Wesentlicher Teil dieses Referenzmodells sind
fungsnetze. dabei solche Dienste, über die Anwendungen die erforder
liche Netzparametrierung Industrie 4.0-konform verhandeln
können. Dies ist ein wesentlicher Teil der Selbstkonfigura-
tion der Produktionssysteme in Industrie 4.0.
4
2. Grundlagen
Ergänzung zu den bereits bestehenden Lösungen zu auf Anwendungsseite. Dies erfordert jedoch eine übergrei-
sehen sind. Dabei ist zu beachten, dass die Funktechnik fende Netzsteuerung von der lokalen Produktionszelle bis
zumeist die Zugangsnetze, also sozusagen die „letzte hin zu den globalen Netzen einer „Connected World“.
Meile“, abdeckt; die Vernetzung auf globaler Ebene
erfolgt dann wiederum drahtgebunden.
Bezug zu RAMI 4.0
zzZur nationalen oder globalen Vernetzung von stationären
Endpunkten, z. B. Vernetzung mehrerer verteilter Unter- Das Internet der Dinge – und damit IP-konvergierte lokale
nehmensstandorte, bieten sich leitergebundene Lösungen und globale Kommunikationsinfrastrukturen – sind Kern-
an, welche auch das Internet im weitesten Sinne ein- bestandteil von Industrie 4.0. Kommunikation ist eine der
schließen. Stand der Technik sind durch VPN (Virtual Kernschichten des inzwischen global etablierten Referenz-
Private Networks) abgesicherte Verbindungen auf der architekturmodells Industrie 4.0 (RAMI 4.0) [3]. Im RAMI
Basis von Glasfaser-Netzen. Teilweise kommen auch 4.0 sind alle für Industrie 4.0 wichtigen Aspekte hinsicht-
DSL-Netze oder Satelliten-basierte Lösungen für den lich Lebenszyklen, Hierarchieebenen sowie Prozess- bzw.
Netzzugang zum Einsatz. IT-orientierten Ebenen in einem generischen Modell ver-
eint. Der „Communication Layer“ als die Ebene, in der die
Netzkommunikation realisiert wird, ist dabei das Binde-
Standards und Normen für Produktionszellen und glied zwischen dem „Integration Layer“, der Eigenschaften
lokale Vernetzungen: der physischen Welt für Computersysteme zugreifbar macht
(die Assets „digitalisiert“), und dem „Information Layer“.
zzIn diesem Bereich kommen bisher primär verschiedene Der „Information Layer“ enthält die funktionsbezogenen
drahtgebundene Feldbusse und Ethernet-basierte Daten und stellt damit Ziel und Quelle der zu übertragen-
industrielle Kommunikationssysteme zum Einsatz, ins- den Informationen dar (Abbildung 1).
besondere bei Anwendungen mit sehr hohen Anforde-
rungen bzgl. Zuverlässigkeit und Latenzzeiten. Eine
Weiterentwicklung des Ethernet-Standards in Richtung Abbildung 1: RAMI 4.0 mit Communication Layer
garantierter Zykluszeiten erfolgt derzeit bei IEEE 802.1
unter der Überschrift „Time Sensitive Networks“ (TSN). ls
Layers Life Cy eve
cle c hy L 512
IEC 62 Value Stre r a r 1
890 am Hie //IEC 6
zzLeitergebundene Vernetzungslösungen werden ergänzt Business
6 2 264
Functional IEC
durch vielfältige allgemeine Standards für drahtlose
Information
lokale Netze, z. B. Wi-Fi, DECT ULE, Bluetooth oder Communication
6LoWPAN, die teilweise für den industriellen Einsatz Integration
2. Wie werden die Kommunikationsfunktionalitäten über Modell für Netzkommunikation bei Industrie 4.0
Industrie 4.0-konforme Schnittstellen verfügbar ge
macht? In anderen Worten: Wie sehen die Verwaltungs- Um für den Communication Layer relevante Anforderungen,
schalen der Kommunikations-Assets aus? Dies muss Funktionen und Schnittstellen strukturiert beschreiben zu
zur Sicherstellung der Interoperabilität von Industrie können, soll als Erweiterung und Ergänzung des RAMI 4.0-
4.0-Systemen von der Informationsebene vorgegeben Modells ein Modell für die Netzkommunikation entworfen
werden. werden. Auf dem Weg dahin wird eine Ausgestaltung des
„Communication Layer“ wie in Abbildung 2 skizziert vorge-
3. Welches sind die relevanten Security-Aspekte und wie schlagen.
werden diese in der Referenzarchitektur berücksichtigt?
Die eine Dimension beschreibt die sog. „Hierarchy Layer“
von RAMI 4.0. In der anderen Dimension sind die Anforde-
rungen hinsichtlich Latenzzeiten aufgetragen. Innerhalb
Die Schichten 1–4 des ISO/OSI-Schichtenmodells von dieser beiden Dimensionen sind die verschiedenen für die
Kommunikationssystemen werden damit zu Assets und Netzkommunikation verwendeten Kommunikationsnetze
zusammen mit ihren Verwaltungsschalen zu Industrie eingezeichnet, die sich dadurch unterscheiden, über welche
4.0-Komponenten. Die Verwaltungsschalen kapseln der Hierarchie-Ebenen sie sich erstrecken bzw. welche Latenz-
also die Ressourcen und Sicherheitsmechanismen dieser Anforderungen mit den Netzen realisiert werden können.
Infrastruktur. Anwendungen bzw. Kommunikations- Die in den Netzen eingezeichneten Zylinder symbolisieren
partner nutzen damit die Verwaltungsschale der Kom- beispielhaft Industrie 4.0-Komponenten, die über ein spezi-
munikationsinfrastruktur, um administrativ deren fisches Netz miteinander kommunizieren.
Ressourcen und Funktionen mit einer definierten
Dienstgüte anzufragen. Ein wichtiger Punkt des Referenzmodells ist darin zu sehen,
dass verschiedene Netze über Gateways miteinander ver
bunden sind. Ein solches Gateway kann z. B. der Übergang
von einem lokalen Netzwerk innerhalb eines Unternehmens
zu einem globalen Netz eines Netzanbieters sein. Industrie
4.0-konforme Ende-zu-Ende-Kommunikation findet dabei
innerhalb der (über Gateways verbundenen) Industrie 4.0-
Netze statt.
Enterprise
Work Centers
Gateway
Station
Industrie 4.0 Component
Control Device Bar height represents required
data rates
Field Device
End-to-end connection path
Product I4.0 Network 1
Timing requirements
< 1 ms 1 … 100 ms >100 ms
3. Anforderungsanalyse
Um die Ziele der UAG zu erreichen, ist es notwendig, neben 3. Dienstequalität (Quality of Service – QoS)
einer Bestandsanalyse sich auch mit einer Analyse der
grundlegenden Anforderungen an zukünftige Netzkommu Anforderungen an die Dienstequalität für Industrie 4.0
nikationslösungen sowie mit relevanten laufenden Aktivi- lassen sich im Wesentlichen in drei Kategorien einteilen:
täten nationaler und internationaler Standardisierungs-
sowie F&E-Aktivitäten zu beschäftigen. zzLatenzanforderungen, einschl. Jitter
Im Rahmen der Plattform Industrie 4.0 wurden verschiedene zzAnforderungen an die Datenraten
Referenz-Szenarien definiert [5]. Die sich daraus ableitbaren
Anforderungen für eine „anwendungsgerechte“ Netzkom- Für funkbasierte Kommunikationssysteme sind Fragen der
munikation sind sehr unterschiedlich; grundsätzlich lassen Koexistenz bzgl. der Spektrumsnutzung von großer Bedeu
sich die Anforderungen in drei Kategorien einteilen: tung, um die oben genannten QoS-Parameter erfüllen zu
können (siehe auch IEC 62657-2 und VDI/VDE Guideline
2185).
1. Sicherheit
Die nachfolgende Tabelle zeigt für drei Beispielanforde-
Hierunter fallen die Bereiche a) Netzsicherheit und Daten- rungen, in welchen Bereichen sich die dementsprechenden
sicherheit, b) Sichere Identitäten und c) funktionale Sicher- QoS-Parameter quantitativ bewegen [8].
heit. Die Punkte a) und b) werden in der AG3 der Plattform
Industrie 4.0 adressiert [6], [7]. Die UAG Netzkommunika-
tion arbeitet bzgl. dieser Punkte mit der AG3 zusammen. Motion Condition Augmented
Control Monitoring Reality
Zum Thema „Security und funktionale Sicherheit“ arbeitet
die AG3 mit dem DKE-TBINK AK IT Security und Security Latency/
250 µs – 1 ms 100 ms 10 ms
Cycle Time
by Design zusammen.
Reliability
1e-8 1e-5 1e-5
(PER1)
Hinsichtlich funktionaler Sicherheit gibt es Anforderungen
Data Rate kbit/s – Mbit/s kbit/s Mbit/s – Gbit/s
von Seiten IEC 61784-3. Diese müssen bei der Definition
1 (Residual) Packet Error Rate
neuer Systeme berücksichtigt werden.
Mittel- bis längerfristig wird hier, insbesondere im Zusam- d) Internationalisierung der Standardisierung
menhang mit 5G, die Nutzung von „Network Function
Virtualization (NFV)“- und „Network Slicing“-Mechanismen Bisher wurde in der Produktions- und Automatisierungs-
dazu beitragen, dass die Flexibilität erhöht und inflexible technik eine Vielzahl verschiedener Standards verwendet,
Netzübergänge reduziert werden können. die oft nur einen nationalen oder regionalen Bezug hatten.
Um im globalen Wettbewerb mit Industrie 4.0 erfolgreich
zu sein, sind unbedingt internationale Standards notwendig.
c) Verwaltungsschale der Netzkommunikation Außerdem erscheint eine Konsolidierung von Standards
sinnvoll, um deren Anzahl zu reduzieren. Das Zielbild einer
Damit Anwendungen die oben genannte Leistungsfähigkeit weltweit erfolgreich einsetzbaren Netzkommunikation
der Kommunikationsschicht sicher und flexibel nutzen kann daher nicht eine regional abgegrenzte europäische
können, müssen die Kommunikationsfunktionen diesen Lösung sein, sondern muss die Stärken der deutschen und
Anwendungen auf eine Industrie 4.0-konforme Art zur europäischen Industrie, namentlich des Maschinen- und
Verfügung gestellt werden. Dies geschieht, indem die Funk- Anlagenbaus und der Automatisierungsindustrie, synerge-
tionen der Kommunikationsinfrastruktur in einer Indus tisch mit den globalen Technologietrends in der Kommuni-
trie 4.0-Verwaltungsschalte repräsentiert werden, so dass kationstechnik und im Internet zusammenführen. Derzeit
Anwendungen diese durch Industrie 4.0-konforme Kom- sind sehr viele internationale Normungsgremien und Kon-
munikation anfragen und wieder aufgeben können. Diese sortien damit befasst, in intensiver Zusammenarbeit durch
Verwaltungsschale muss damit zwei grundsätzliche entsprechende Liaisons eine integrale Normungs- und
Anwendungsfälle unterstützen: Standardisierungslandschaft im Kontext von Industrie 4.0 /
„smart manufacturing“ zu schaffen.
zzDie Anfrage bzw. Verhandlung von Ende-zu-Ende-
Kommunikationspfaden zwischen Industrie 4.0-Kompo-
nenten mit definierter Dienstgüte und Sicherheitseigen-
schaften, idealerweise ohne Abhängigkeit zu den kon-
kret verwendeten Kommunikationsprotokollen.
5G zzEconomics of scale
Referenzen
3 – DIN SPEC 91345:2016-04, „Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 (RAMI4.0)“, Beuth Verlag GmbH
4–P
lattform Industrie 4.0, Struktur der Verwaltungsschale: Fortentwicklung des Referenzmodells für die
Industrie 4.0-Komponente
8–D
r. Andreas Müller, Robert Bosch GmbH 2015, Beitrag zur Diskussionssitzung „Funkkommunikation für Industrie 4.0“
am 28.05.2015 des ITG-Fachausschusses 7.2 Funksysteme
Diese Publikation ist ein Ergebnis der Unterarbeitsgruppe Netzkommunikation der AG Referenzarchitekturen,
Standards und Normung (Plattform Industrie 4.0).
www.plattform-i40.de