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Grundlagen Geräteschutzschalter

Sicherer Anlagenbetrieb bei Überlast und Kurzschluss


Anlagenverfügbarkeit
auf höchstem Niveau
Der zunehmende Anspruch an hohe Qualität und Effizienz im Produktionsbereich zieht
den Aufbau immer komplexerer Anlagen nach sich. Gleichzeitig steigen die Anforde-
rungen an die Sicherheit und Verfügbarkeit, denn der Ausfall einer Maschine oder grö-
ßerer Anlagenteile kann erhebliche Kosten verursachen. Einen nennenswerten Beitrag
zur Betriebssicherheit leistet ein gut geplantes Sicherungskonzept für die einzelnen
Stromkreise und Endgeräte der gesamten Anlage. Dazu gehört auch die Auswahl einer
ausreichend leistungsstarken Stromversorgung und geeigneter Schutzgeräte.

Selektive Stromverteilung
Die Betriebsmittel sollten möglichst
selektiv abgesichert werden. So werden
nur die Stromkreise abgeschaltet, die
tatsächlich von einer Überlastung betroffen
sind. Lesen Sie auf den folgenden Seiten,
wie Schutzgeräte arbeiten und für welche
Anwendungen die verschiedenen Varianten
geeignet sind.

2 PhoENix CoNtACt
inhalt
1. Warum Geräteschutzschalter?
1.1 Nutzen und Vorteile von Geräte-
schutzschaltern
1.2 Unterschied zwischen Leitungs-
und Geräteschutzschalter
1.3 Was ist ein Fehler?
1.4 Anlagenverfügbarkeit

2. Unterschiede der technologien


2.1 thermische Schutzschalter
2.2 thermomagnetische
Schutzschalter
2.3 Elektronische Schutzschalter
2.4 Wann wird welcher Schutzschal-
tertyp empfohlen?

3. Erweiterte Funktionen
3.1 Fernsteuer- und Meldefunktion
3.2 Nennströme –
fest oder einstellbar
3.3 Angepasste Backup-Fuse
3.4 Mit oder ohne Strombegrenzung
3.5 Galvanische trennung

4. Einflussfaktoren in der Applikation

5. Kommunikation
5.1 transparenz der Anlage
5.2 io-Link

6. herausforderungen in Applikationen

7. Normen und Approbationen


7.1 Europäische Normen
7.2 Amerikanische Normen
7.3 Schiffszulassungen
7.4 EU-Konformitätserklärung
7.5 NEC Class 2

8. Sicherer Anlagenbetrieb mit Produkten


von Phoenix Contact

9. Glossar

PhoENix CoNtACt 3
Grundlagen Geräteschutzschalter | Warum Geräteschutzschalter?

1 Warum Geräteschutzschalter?
Der Anspruch an moderne Maschinen und Anlagen ist in den vergangenen Jahren immer
höher geworden. Um die Anlagenverfügbarkeit sicherzustellen, sind die Versorgungs-
spannung sowie die Absicherung ein sehr wichtiger Bestandteil. Denn ein Fehler kann die
gesamte Anlage beeinflussen. Mit der richtigen Kombination aus Stromversorgung und
Schutzschalter sind Maschinen und Anlagen zuverlässig geschützt.

1.1 Nutzen und Vorteile von Geräteschutzschaltern

Eine elektrische Anlage besteht aus Abhängigkeiten, die wiederum wichtig Fehlerfall nicht betroffene Verbraucher
vielen Komponenten, die im Verbund zu- und entscheidend für die Anlagenverfüg- und Stromkreise unbeeinflusst bleiben.
sammen arbeiten müssen. Viele Verbrau- barkeit sind. Ein ungeplanter Stillstand Ebenfalls muss die Versorgungsspannung
cher werden dabei von derselben Strom- einer Maschine sollte vermieden werden. auch im Fehlerfall aufrecht erhalten blei-
versorgung gespeist. Dadurch entstehen Daher ist es besonders wichtig, dass im ben. Nur so ist ein reibungsloser Betrieb

haupteigenschaften Stromversorgungen

Schaltnetzteile erzeugen eine konstante Spannung und sind


in der Regel kurzschlussfest. Darüber hinaus haben sie einen
hohen Wirkungsgrad. Viele Schaltnetzteile bieten mehr als
nur eine konstante Spannung: Funktionen wie den stati-
schen oder dynamischen Power Boost (Quint Power) für
kurzfristige Stromanstiege oder den SFB-impuls, um einen
Leitungsschutzschalter magnetisch auszulösen. Darüber
hinaus unterstützen Monitoring-Funktionen, wie eine DC
oK-Überwachung dabei die Anlagenverfügbarkeit auf einen
hohen Level zu steigern. Außerdem sind viele Einstellungen
und Konfigurationen über NFC oder direkt bei der Bestel-
lung möglich. Wird das Netzteil jedoch überlastet, kommt es
zum Spannungseinbruch, die Folge ist der Ausfall angeschlos-
sener Geräte.

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zu gewährleisten. Kommt es zu einer


Überlast oder einem Kurzschluss, gilt es, Steuerungsnorm iEC/EN 61131-2
den Fehler, abhängig von der Stromhöhe,
möglichst schnell abzuschalten. Dies ist Die Norm beschreibt die Betriebsmittelanforderungen und Prüfung für speicher-
die Aufgabe der Geräteschutzschalter. programmierbare Steuerungen. hier gibt es zwei wesentliche Punkte zu beach-
Die Anforderungen an einen optimalen ten, um die Anlagenverfügbarkeit sicherzustellen:
Geräteschutz variieren je nach Einsatzge- • Eine Steuerung in einem nicht batteriebetriebenen System muss einen Span-
biet und Anspruch an die Verfügbarkeit. nungseinbruch von bis zu 10 ms unbeeinflusst überstehen. Dadurch ergibt sich
Aus dem Grund sind mit der Zeit ver- ein Zeitfenster, in dem eine Abschaltung erfolgen muss, wenn ein längerer
schiedene Geräteschutzschalter entwi- Spannungseinbruch droht.
ckelt worden, die mit unterschiedlichen • Der zugesicherte Betriebsspannungsbereich muss im Bereich von
technologien arbeiten. Unter anderem 19,2 – 30 V DC liegen. Darüber oder darunter darf die Steuerung von der
gibt es elektronische, thermomagnetische Spezifikation abweichen, so kann es dann zu Fehlfunktionen kommen.
und thermische Geräteschutzschalter. Übliche Steuerungen kommen jedoch in der Regel mit niedrigeren Spannungen
Die Unterschiede liegen in den Auslö- aus. Man kann hier jedoch nur die Norm zu Grunde legen, somit gilt der genann-
setechnologien, dem Abschaltverhalten te Spannungsbereich als elementar wichtig.
und auch in der Auslösezeit. Kennlinien
verdeutlichen die Abschaltcharakteristik
der verschiedenen Geräteschutzschalter.
Dabei kommt es auch darauf an, welche
Anforderungen man an den Schutz und
die Anlagenverfügbarkeit hat.

1.2 Unterschiede zwischen Leitungs- und Geräteschutzschaltern

Leitungsschutzschalter das für den Betrieb am Netz erforderlich am Netz hängen, werden z. B. keine
(Miniature Circuit Breaker MCB) ist. Der Lichtbogen, der beim Abschalten Löschbleche, wie bei Leitungsschutz-
Leitungsschutzschalter wurden vor- entsteht, ist sehr energiereich und muss schaltern, benötigt. Dadurch sind diese
rangig entwickelt und konzipiert, um bei einer Abschaltung gebrochen werden. deutlich kompakter. Dies spart Platz im
den Leitungsschutz in einem Gebäude Nur so kann eine sichere Abschaltung Schaltschrank.
zu gewährleisten. Die entsprechende gewährleistet werden.
Norm ist die iEC/EN 60898 (Leitungs- Probleme beim Schutz mit MCBs
schutzschalter für hausinstallationen Geräteschutzschalter MCBs wurden für andere Anwendungs-
und ähnliche Zwecke). Der Strom des Geräteschutzschalter sind in der fälle ausgelegt als Geräteschutzschalter.
Verbrauchers ist hierbei nicht bekannt. iEC/EN 60934 beschrieben. Sie dienen Daher benötigen sie einen sehr hohen
Daher wird die Leitung so ausgelegt, dass nicht nur dem Leitungsschutz, sondern Auslösestrom:
diese den Nennstrom des Schutzgeräts in erster Linie dem Geräteschutz. Daher Die Abschaltung eines MCBs teilt sich
dauerhaft tragen kann. Dabei ist eine beginnen die Nennströme schon bei in eine thermische und eine magneti-
gewisse trägheit gewünscht, denn die unter 1 A und sind in kleinen Strom- sche Abschaltung auf. Die thermischen
Leitung muss geschützt werden und die schritten aufgeteilt. So wird der Schutz an Abschaltung erfolgt im unteren Sekun-
Auslösung soll nicht zu schnell erfolgen. das entsprechende Gerät möglichst genau den- bis Minutenbereich, die magneti-
Kleinere Stromwerte gab es lange Zeit angepasst. Unterstützt wird dies auch sche Abschaltung hingegen erfolgt im
nicht, da dies für die Gebäudeinstallation durch unterschiedliche Kennlinien, die Kurzschlussfall und liegt idealerweise im
nicht erforderlich ist. Außerdem zeichnen speziell für DC-Spannung entwickelt und 3 -bis-5-ms-Bereich. Abhängig von der
sich Leitungsschutzschalter durch ein auch ausgewiesen wurden. eingesetzten Kennlinie muss für eine
hohes Kurzschlussabschaltvermögen aus, Da Geräteschutzschalter nicht direkt schnelle Kurzschlussabschaltung der bis

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zu 15-fache Strom fließen. Steht dieser nau dafür sind die Ströme und Kennlinien Ernstfall vorgehalten werden. Steht dieser
Strom nicht zur Verfügung, hat dies Ein- auch ausgelegt. Daher fehlen Nennstrom- Auslösestrom hinter einem Schaltnetz-
fluss auf das Gesamtsystem. hinter einem werte im unteren Ampere-Bereich oder teil nicht zur Verfügung, kommt es zum
Schaltnetzteil oder bei zu hoher Leitungs- es muss eine träge Kennlinie gewählt Spannungseinbruch am Gesamtsystem.
impedanz kann der erforderliche Strom werden, um den passenden Nennstrom Gleiches gilt für eine zu lange Leitung,
begrenzt werden. Somit kann der benö- zu bekommen. Grundsätzlich sind die diese kann dafür sorgen, dass der Strom
tigte höhere Auslösestrom nicht erreicht Kennlinien erst einmal nur für AC-Span- begrenzt wird und somit keine zeitnahe
werden, wodurch die Systemspannung nungen ausgewiesen. Werden diese Auslösung erfolgt, auch hier kann es zum
einbricht. Die Folge ist, dass parallele Sicherungen bei DC-Spannung eingesetzt, Spannungseinbruch kommen.
Verbraucher ausfallen. ist ein Korrekturfaktor von etwa 1,4 im
Kurzschlussauslösebereich zu berücksich-
Der MCB ist konzipiert für das AC-Netz tigen. Die Auslösung erfolgt also noch
(ohne Leistungsbegrenzung): später, nicht selten erst beim 15-fachen
Leitungsschutzschalter wurden für die Strom. Bei einem C6-Automaten muss
installation in Gebäuden entwickelt, ge- also ein Strom von bis zu 90 A für den

1.3 Was ist ein Fehler?

Überlast- und Kurzschlussströme treten Stromkreise zu realisieren. idealerweise Diese bewegen sich größtenteils zwischen
meist unerwartet auf. Sie verursachen liegt der gewählte Nennstrom nahe am 12 und 48 V DC. Für die hauptanwen-
Störungen und Unterbrechungen des Verbrauchernennstrom. Auf diese Weise dungen hat sich als Steuerspannung be-
laufenden Betriebs einer Anlage. oft sind sind Endgeräte vor Schäden oder Zerstö- reits seit vielen Jahren 24 V DC durchge-
Produktionsausfall und Reparaturkosten rung optimal geschützt. Anlagenbereiche, setzt. Getaktete Netzteile gelten in den
die unangenehmen Folgen. die nicht in dem betroffenen Stromkreis meisten Branchen bei Steuerspannungen
Derartige Auswirkungen lassen liegen, können ohne Unterbrechung wei- als Standard. Die Spannung ist konstant
sich mit einer getrennten Absicherung terarbeiten, soweit es der Gesamtprozess begleitet von einem hohen Wirkungsgrad.
einzelner Geräte oder sinnvoll zusam- zulässt. So wird eine hohe Anlagenverfüg- Außerdem wird der Ausgangsstrom be-
mengefassten Gerätegruppen minimie- barkeit erreicht. grenzt. Über DC/DC-Wandler kann die
ren. Da verschiedene Verbraucher auch Spannung auch über längere Distanzen
unterschiedliche Nennströme haben Spannungseinbruch aufrecht gehalten werden.
(Abb. 1), ist es sinnvoll eine jeweils in Maschinen und Anlagen gibt es meist Stromversorgungen bieten, wie Si-
separate Absicherung der einzelnen verschiedene Versorgungsspannungen. cherungen und Schutzschalter, ebenfalls
verschiedene Kennlinien und erfüllen
dadurch verschiedene Ansprüche an die
Sensoren Anlagenverfügbarkeit. Viele Stromver-
Steuerungen 0,5 bis 2 A sorgungen nutzen z. B. die U/i-Kennlinie
1 bis 8 A
(Abb. 2). Die Spannung ist konstant, der
Ventile
0,5 bis 4 A Strom ist variabel. Überschreitet der
Strom den Nennbereich, kommt es bei
einer Überlastung zum Spannungsein-
bruch, angeschlossene Verbraucher fallen
Motoren
aus.
1 bis 12 A Relais Fällt die SPS (Speicherprogrammierba-
0,5 bis 5 A
re Steuerung) aus, kann der vorliegende
Fehler nur durch eine sehr aufwändige
Suche identifiziert und behoben werden.

Abb. 1: typische Nennströme elektrischer Verbraucher

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U
UN A A
s ms

IN IStatB. IDynB. I

Abb. 2: U/i-Kennlinie Stromversorgung Abb. 3: Abschaltung von Überlastströmen im Abb. 4: Abschaltung von Kurzschlussströmen im
Sekundenbereich Millisekundenbereich

Überlast berücksichtigen. Eine sichere Abschaltung men. Mittlerweile werden in der Regel
Überlastströme entstehen, wenn End- im Überlastfall sollte im Sekundenbereich elektronische Schutzgeräte eingesetzt.
geräte unerwartet einen höheren erfolgen (Abb. 3). Kurzschlussströme sollten in wenigen
Strom abnehmen als den vorgesehenen Millisekunden sicher abgeschaltet werden,
Bemessungsstrom. Solche Situationen Kurzschluss um die restlichen Verbraucher in der
entstehen z. B. durch einen blockierten isolationsschäden zwischen betriebs- Anlage nicht zu beeinflussen (Abb. 4).
Antrieb. Auch temporäre Anlaufströme spannungsführenden Leitern können, Denn im Kurzschlussfall kommt es in der
von Maschinen sind Überlastströme. Sie z. B. durch eine beschädigte Zuleitung Regel zum Spannungseinbruch, wodurch
treten zwar grundsätzlich kalkulierbar auf, eines Verbrauchers, Kurzschlüsse ver- auch nicht betroffene Stromkreise und
können aber abhängig von der Belastung ursachen. in der Vergangenheit waren Verbraucher ausfallen.
der Maschine im Startmoment variieren. typische Schutzgeräte für die Abschaltung
Bei der Auswahl geeigneter Sicherun- von Kurzschlussströmen Schmelzsiche-
gen oder Schutzschalter für derartige rungen oder Sicherungsautomaten mit
Stromkreise sind diese Bedingungen zu unterschiedlichen Auslösemechanis-

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1.4 Anlagenverfügbarkeit
+
Die Anlagenverfügbarkeit spiegelt die F1 10A A
tatsächliche gegenüber der geplanten
Produktionszeit einer Maschine oder
Anlage in Prozent wieder. Durch den Still-
stand oder Ausfall einer Anlage wird die
F10 1A F11 1A F12 1A B
Verfügbarkeit direkt negativ beeinträch-
tigt. Fertigungsprozesse werden immer
wieder optimiert, denn jede Sekunde,
die man einsparen kann, zählt. in einem Abb. 5: A entspricht der Backup-Sicherung und B den Schutzeinrichtungen der jeweiligen Stromkreise
Fertigungsprozess wiederholen sich alle
Schritte zyklisch. Somit summiert sich die
optimierung idealerweise rund um die die absolute. Nur so kann sichergestellt Serielle Selektivität
Uhr. werden, dass die Auslösebereiche zweier Auch in Serie kann eine Selektivität aufge-
Es ist besonders wichtig, den Anlagen- Schutzeinrichtungen sich im gesamten baut werden. Diese Anforderung kommt
zustand permanent zu beobachten, um Verlauf nicht überschneiden und bei ei- jedoch hauptsächlich aus dem Schmelz-
alle relevanten Werte im Blick zu haben. nem Fehler nur die direkt vorgeschaltete sicherungsbereich beziehungsweise auch
Kündigt sich ein Fehler bereits vor einem Sicherung auslöst. aus der Gebäudetechnik. Dabei muss die
Ausfall an, kann rechtzeitig reagiert wer- Bei einer bedingten Selektivität gibt es überlagerte Sicherung einen so hohen
den. Denn eine geplante Wartung spart Überschneidungen in den Kennlinien. So Wert aufweisen, dass nur die nächst-
Zeit und Geld. kann es dazu kommen, dass die Schut- höhergelegene Sicherung im Strompfad
Auch die richtige Absicherung in einer zeinrichtung und die vorgeschaltete auslöst. Dies dient der besseren Fehler-
Anlage spielt eine wichtige Rolle, um die Backup-Sicherung auslösen, oder sogar eingrenzung und erhöht die Absicherung
Anlagenverfügbarkeit maximal zu er- nur die vorgeschaltete Backup-Sicherung des Leitungsschutzes. Der überlagerte
höhen. Wenn ein Fehler vorliegt, sei es (Abb. 5). Wert muss mindestens das 1,6-fache
eine Überlast oder ein Kurzschluss, muss betragen. Als Faustformel wird die Siche-
dieser schnell erkannt und möglichweise Parallele Selektivität rung um zwei Sicherungsstufen größer
in wenigen Millisekunden abgeschaltet Die parallele Selektivität beschreibt den ausgelegt, da die normativen Werte einer
werden. Parallel angeschlossene Geräte Einfluss paralleler Stromkreise unterei- Schmelzsicherung dann den Faktor von
werden mit abgeschaltet. Daher ist es nander. Liegt ein Fehler vor, soll dieser 1,6 erfüllen. Wichtig hierbei ist, dass die
wichtig die Absicherung möglichst filigran abgeschaltet werden. Andere Anlagen- Kennlinien selektiv zueinander sind.
aufzubauen, um parallele Verbraucher teile hingegen sollen unbeeinträchtigt
nicht zu beeinträchtigen. Man spricht weiterlaufen, soweit es der Prozess zu-
auch von paralleler Selektivität. lässt. Da sich ein Spannungseinbruch auf
alle parallelen Stromkreise bezieht, muss
Selektivität die Abschaltung entsprechend selektiv
Es wird zwischen der absoluten und der erfolgen. Werden parallele Verbraucher-
bedingten Selektivität unterschieden. stromkreise beeinflusst, ist keine Selekti-
Die sicherste Form der Selektivität ist vität gegeben.

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Grundlagen Geräteschutzschalter | Unterschiede der technologien

2 Unterschiede der technologien


Die Anforderungen an einen optimalen Geräteschutz variieren je nach Einsatzgebiet und
Aufgabenbereich. Geräteschutzschalter arbeiten daher mit unterschiedlichen technologien:
elektronisch, thermomagnetisch und thermisch.
Die Unterschiede liegen in Auslösetechnik und Abschaltverhalten. Kennlinien verdeutlichen
die Abschaltcharakteristik der verschiedenen Geräteschutzschalter.

2.1 thermische Geräteschutzschalter

Die thermischen Geräteschutzschalter


bieten optimalen Schutz gegen Überlast 1

für induktive und ohmsche Verbrau-


cher in Stromverteilungssystemen, im Schaltkontakt
Schaltschrank- und Anlagenbau. Sie sind
unempfindlich gegen hohe Anlaufströme, Wiedereinschalter

wie sie z. B. beim Starten eines Motors Bimetall


oder Einschalten eines transformators 2

entstehen. Aber auch zum Schutz von Funktionsschaltbild


Schaltkreisen in Batterie- und Bordsyste-
men finden sie Verwendung. im Vergleich
zu den anderen Schutztechnologien bietet
der thermische Schutzschalter allerdings
keinen schnellen Schutz vor Kurzschlüs-
sen.

Funktionsbeschreibung
Das Auslöseorgan von thermischen
Geräteschutzschaltern ist ein Bimetall. Es
kann auch eine Kombination aus Bimetall Schaltbild
und elektrischem heizelement sein. Das
Bimetall besteht aus Stahl und Zink, das Abb. 6: Aufbau und Funktionsbeschreibung thermischer Schutzschalter
sich unter Wärmeeinfluss verformt. Beim
Erreichen einer definierten Erwärmung,
aufgrund eines zu hohen Stroms im hei- gegen höhere Umgebungstemperatu- einfache und kostengünstige Lösung dar
zelement, löst das thermobimetall den ren. Für Anwendungen, bei denen ein (Abb. 6 und 7).
Abschaltmechanismus aus. schnelles und punktgenaues Abschalten
Aufgrund dieses thermischen Auslöseele- nicht zwangsläufig erforderlich ist, stellen
ments ist der thermische Schutz anfälliger thermische Geräteschutzschalter eine

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1
Ein-/Ausschalter

Federgespannte
Schaltstange

Funktionsschaltbild

Schaltkontakt
Bimetall

Einstellung
Vorspannung Abb. 8: typische Auslösekennlinie eines
thermischen Schutzschalters:
t Schaltzeit (in Sekunden)
xi Vielfache des Nennstroms/Auslösefaktor
1 Strombereiche des Kennlinienfelds
2 Auslösekennlinie unterer temperaturbereich (blau)
Schaltbild
3 Auslösekennlinien Gruppe 1
4 Auslösekennlinien Gruppe 2
Abb. 7: Aufbau und Funktionsbeschreibung thermischer Schutzschalter 5 Auslösekennlinie oberer temperaturbereich (rot)

Auslösekennlinien cher vom Netz getrennt wird (Abb. 8). sezeitpunkt. Der Schutzschalter löst bei
Der Auslösezeitpunkt thermischer Ge- Für Schutzschalter mit unterschiedlichen einer hohen Umgebungstemperatur eher
räteschutzschalter hängt vom fließenden Nennströmen, aber gleichartiger Auslö- und bei einer niedrigen Umgebungstem-
Überlaststrom und der Umgebungstem- secharakteristik kann das Auslöseverhal- peratur später aus. Dieses Verhalten
peratur ab. Die Kennlinien zeigen, dass ten auch in Kennlinienfeldern dargestellt zeigen zusätzliche Kennlinien mit einem
mit steigender Überlast der Auslösezeit- werden (Abb. 9). thermische Geräte- entsprechenden temperaturhinweis.
punkt schneller erreicht ist. Bei kleineren schutzschalter reagieren naturgemäß auf
Überlastströmen dauert es entsprechend den Einfluss von Wärme. Auch die Umge-
länger, bis der angeschlossene Verbrau- bungstemperatur beeinflusst den Auslö-

2.2 thermomagnetische Schutzschalter

thermomagnetische Geräteschutzschal- triebszustands sichern eine hohe Verfüg- des Mechanismus besteht aus einem Bi-
ter kommen u. a. in der informations- barkeit. Die unterschiedlichen Kennlinien metall mit einer heizwicklung (Abb. 10).
und Kommunikationstechnik sowie in der dieser Schutztechnologie können sogar Ströme, die den Nennstrom des Schutz-
Prozesssteuerung zum Einsatz. Aufgrund kritische Verbraucher mit hohen Anlauf- geräts übersteigen, erzeugen in dem
der verschiedenen Varianten mit unter- strömen starten und gleichzeitig sicher im heizdraht Wärme. Das Bimetall beugt
schiedlichen Auslösekennlinien sind die Nennbetrieb schützen. sich und wirkt auf den Schaltmechanis-
Schutzschalter optimal für den Schutz von mus. Wenn der Grenzwert erreicht ist,
speicherprogrammierbaren Steuerungen, Funktionsbeschreibung schaltet das Schutzgerät ab. Die Reakti-
Ventilen, Motoren und Frequenzumrich- thermomagnetische Schutzschalter sind on auf Überlastströme erfolgt zeitverzö-
tern geeignet. Die Wiedereinschaltung mit zwei Auslösemechanismen ausge- gert. Auch diese Schutzschaltertechno-
und die sofortige Fernmeldung des Be- stattet. Der temperaturabhängige teil logie ist durch den thermischen Anteil

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Zwei beispielhafte Kennlinien für thermische Schutzschalter für Beispiel eines Kennlinienfeldes für thermische Sicherungsautomaten
unterschiedliche Nennströme

Abb. 9: Die wichtigsten Kennlinien von thermischen Schutzschaltern im Überblick

anfälliger gegenüber höheren Umge- geräts übersteigen, erzeugen in der Spule und schaltet so das Schutzgerät ab. Die
bungstemperaturen. ein magnetisches Feld. Mit dem Strom Reaktion auf Kurzschlussströme und zu
Der magnetische Auslösemecha- verstärkt sich das magnetische Feld und hohe Überlastströme erfolgt innerhalb
nismus ist mit einer Magnetspule und zieht den Anker an. Wenn der voreinge- von 3 – 5 ms.
einem tauch- oder Klappanker aufgebaut. stellte Grenzwert erreicht ist, betätigt
Ströme, die den Nennstrom des Schutz- der Anker den Auslösemechanismus

1 11

Schalthebel Ein/Aus
Auslösemechanismus 12 14

a) Bimetall mit umwickeltem, I>


stromdurchflossenem heizelement > bis 5 A
b) Bimetall, direkt 2
stromdurchflossen > ab 6 A
Funktionsschaltbild
1. Spannungseingang
Magnetspule 2. Spannungsausgang
11. Gemeinsamer Kontakt
12. Öffnerkontakt(NC)
Einstellung Vorspannung
14. Schließerkontakt(No)
Spulenanker Schaltkontakt

Schaltstange

Schaltbild

Abb. 10: Aufbau und Funktionsbeschreibung der thermomagnetischen Schutzschalter

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Auslösekennlinien
thermomagnetische Geräteschutzschal- SFB-technologie
ter sind mit verschiedenen Kennlinien
erhältlich. Damit lassen sich unter- Die QUiNt-Stromversorgungen
schiedlichste Anforderungen erfüllen, von Phoenix Contact verfügen
die sich aus den verschiedenen An- über die Selective Fuse Breaking-
wendungsfällen ergeben. Die Kennlinie technologie, kurz SFB. Diese
(Abb. 11) zeigt, dass die thermische Stromversorgungen können für
Auslösung [a] deutlich später reagiert wenige Millisekunden den 6-fachen
als die magnetische [b]. Das erklärt sich Nennstrom liefern. Damit stellen sie
mit der erforderlichen Aufwärmzeit des im Fehlerfall die notwendige Strom-
temperaturabhängigen Auslösemechanis- reserve für ein sicheres Auslösen
mus. Aber auch Ströme, die geringfügig der Schutzgeräte bereit.
über dem Nennstrom liegen, werden als
Überlastströme erkannt und abgeschal-
tet. Die magnetische Auslösung reagiert Abb. 11: typische Auslösekennlinie eines
in sehr kurzer Zeit auf schnell ansteigen- thermomagnetischen Schutzschalters
a Arbeitsbereich thermische Auslösung
de Ströme, die den Nennstrom überstei- b Arbeitsbereich magnetische Auslösung
gen. Das ist besonders vorteilhaft für die t Schaltzeit (in Sekunden)
xi Vielfache des Nennstroms/Auslösefaktor
Erkennung und Abschaltung von Kurz-
1 Strombereich, für den die Kennlinie gilt
schlussströmen. Wechselströme lösen 2 Auslösebereich DC (grau) chen des Nennstroms zur Auslösung des
bei gleichem Nennwert schneller aus als 3 Auslösebereich AC (blau) Schutzschalters.
4 Auslösemaximum
Gleichströme. Das ist mit dem blauen 5 Auslöseminimum
Bereich in der Kurve dargestellt. Prinzi- F1-Kennlinie
piell gilt dieses Verhalten für alle Kenn- Schutzschalter mit F1-Kennlinie (Abb. 14)
linien. Praktische Anwendung findet das manstiegen wie Anlaufströmen. Gleich- lösen flink aus. Sie reagieren damit
allerdings nur beim Einsatz von Schutz- zeitig verhindern sie unerwünscht lang sehr schnell auf Überlastsituationen.
schaltern mit M1-Kennlinie. Schutzschal- andauernde Überlastströme, die zu einer im Betrieb kann das aber zu unnötigen
ter mit SFB- oder F1-Kennlinie lösen gefährlichen Wärmeentwicklung in den Abschaltungen führen. Sie bieten somit
auch bei Gleichstrom bereits so schnell Betriebsmitteln führen können. optimalen Schutz für sensible Lasten mit
aus, dass sie beim Betrieb mit Wechsel- sehr geringem Anlaufstrom und schützen
strom zu sensibel reagieren würden. M1-Kennlinie somit auf weiten Distanzen. Endgeräte,
Schutzschalter mit M1-Kennlinie die auch bei kurzzeitiger Überlastung und
SFB-Kennlinie (Abb. 13) lösen später aus als solche mit wenig erhöhten Betriebsströmen be-
Schutzschalter mit SFB-Auslösekennlinie SFB- oder F1-Kennlinie. Sie halten Anlauf- schädigt werden können, sind mit diesen
(Abb. 12) bieten maximalen Überstrom- strömen etwas länger Stand, reagieren Schutzschaltern gut abgesichert.
schutz, auch in ausgedehnten Anlagen mit aber auf Fehlersituationen bewusst träger.
langen Leitungswegen. SFB heißt Selective im Vergleich zur Gleichstromkennlinie ist
Fuse Breaking bzw. selektive Abschal- die Kennlinie für Wechselströme auf der
tung. Schutzgeräte mit dieser Kennlinie Achse des vielfachen Nennstroms etwas
vermeiden ein unnötig frühes Abschalten nach vorne gezogen. Wechselströme füh-
bei betriebsbedingten kurzzeitigen Stro- ren also schon bei einem kleineren Vielfa-

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10000 10000 10000


0,5...6 A 8...16 A 0,5...6 A 8...16 A 0,5...6 A 8...16 A
1000 1000 1000
Schaltzeit [s]

Schaltzeit [s]

Schaltzeit [s]
100 100 100

10 10 10

1 1 1

0,1 0,1 0,1

0,01 0,01 0,01

0,001 0,001 0,001


1 2 4 6 10 20 40 100 2 4 6 10 20 40 100 1 2 4 6 10 20 40 100 2 4 6 10 20 40 100 1 2 4 6 10 20 40 100 2 4 6 10 20 40 100
Vielfache von iN Vielfache von iN Vielfache von iN
AC-Auslösebereich

Abb. 12: SFB-Kennlinie Abb. 13: M1-Kennlinie Abb. 14: F1-Kennlinie

2.3 Elektronische Schutzschalter

Elektronische Geräteschutzschalter kom- bestehen und alle anderen Stromkreise Funktionsbeschreibung


men in Verbindung mit 24-V-DC-Schalt- können weiterarbeiten. Diese Schutz- Das herzstück eines elektronischen
netzteilen zum Einsatz. Sie werden häufig schalter eignen sich optimal für den Geräteschutzschalters ist die eingesetzte
im Maschinen-, Schiff- und Anlagenbau Schutz von z. B. Relais, programmierbaren halbleiterelektronik (Abb. 15), die heutzu-
sowie in der Automatisierungstechnik Steuerungen, Motoren, Sensoren und tage meist durch intelligente Software un-
eingesetzt. Eine Stromanalyse in Kom- Aktoren sowie Ventilen. Die Kombination terstützt wird. Sie unterscheidet zwischen
bination mit einer schnellen Auslösung aus elektronischen Geräteschutzschaltern Betriebsströmen und schädlichen Strö-
im Fehlerfall vermeidet die Gefahr einer und einer getakteten Stromversorgung men und gibt sehr schnell Befehle an die
Überlastung des Schaltnetzteils. So bleibt erhöht die Verfügbarkeit von Anlagen und Elektronik weiter. Denn zum einen muss
die Ausgangsspannung am Schaltnetzteil Maschinen. ein Fehler schnellstmöglich erkannt und
abgeschaltet werden, zum anderen darf ein
Einschaltstrom oder normaler Betriebs-
strom nicht abgeschaltet werden.
Die Fehlererkennung funktioniert in
Mikrocontroller folgenden Schritten:
Suppressordiode • Messen: Alle elektrischen Größen
werden permanent gemessen, um die
aktuelle Situation im Blick zu haben.
• Analyse: Die Messwerte werden ana-
MoSFEt
taster lysiert, um festzustellen, ob ein Fehler
vorliegt.
Spannungsregler • Klassifizieren: Die Ströme werden
bewertet und in verschiedene Klassen
Backup-Fuse
unterteilt.
• Schützen und Schalten: Abhängig
von der Klasse des analysierten Stroms
wird die Last gestartet oder abge-
schaltet. So bleibt der Rest der Anlage
unbeeinflusst im Betrieb.
Abb. 15: Aufbau eines mehrkanaligen elektronischen Schutzschalters • Signalisieren: Die Betriebszustände
aller Stromkreise werden permanent

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an die übergeordnete Steuerung der


Anlage übermittelt. Kommt es zu ei- 100
nem Ereignis, wird dies direkt erkannt
und gemeldet. 10

Durch diese Vorgehensweise wird die


1
Zeit eines Spannungseinbruchs auf einen
minimalen Zeitraum begrenzt. Das

t, s
System bleibt trotzdem spannungsstabil. 0,1
im Fall eines Überlaststroms oder eines
Kurzschlusses schalten die Geräte recht-
0,01
zeitig ab.
Elektronische Geräteschutzschal-
ter verfügen teilweise über eine aktive 0,001
1 2 4 8 16 32 64
Strombegrenzung. Diese Funktion be-
x In
grenzt Kurzschluss- und Überlastströme,
je nach Produktreihe, auf einen Wert Abb. 16: Kurzschlussverhalten und dynamischer Überlasterkennungsbereich
vom 1,25- bis 2-fachen des Nennstroms.
Das schützt die Stromversorgung vor
zu hohen Strömen und verhindert den vertraute Auswahlmöglichkeiten zu in Berücksichtigung der restlichen Ver-
Einbruch der Ausgangsspannung am bieten. Nötig ist die Differenzierung in sorgung rechtzeitig abgeschaltet. Somit
Schaltnetzteil. verschiedenen Kennlinien jedoch nicht. werden Lasten erkannt und lassen
Ein weiterer Vorteil der elekt- im Gegensatz zu thermischen oder ther- sich selbst bei hohen Anlaufströmen
ronischen technologie ist, dass die momagnetischen Sicherungen reagiert die starten.
Anschlussleistung einer Gleichspan- Elektronik bei modernen elektronischen
nungs-Stromversorgung nahezu kom- Schutzschaltern dynamisch. Von Schmelzsicherungen und thermo-
plett verplant werden kann. Zudem sind in der Abbildung 16 sieht man die ver- magnetischen Schutzschalter kennt man
längere Leitungswege zwischen Strom- schiedenen Bereiche: unterschiedliche Kennlinien wie u. a. flink,
versorgung und Last möglich, ohne das 1. Kurzschlussverhalten (grüne Linie): mittelträge oder träge. Ein moderner
Abschaltverhalten negativ zu beeinflus- Wird der Kurzschluss erkannt, folgt elektronischer Schutz mit intelligenter
sen. ein umgehendes Abschalten des Feh- Kurzschlusserkennung und dynamischem
lers. Damit die parallelen Verbraucher Überlastverhalten ersetzt die genannte
Auslösekennlinien und Dynamik nicht negativ beeinflusst werden, muss Vielfalt der Kennlinien.
Durch eine intelligente Stromanalyse dies ohne zeitlichen Verzug geschehen.
können moderne elektronische Schutz- Denn speziell bei einer SPS muss eine
schalter zwischen vielen verschiedenen Abschaltung innerhalb von 10 ms erfol-
Betriebs- und Fehlerszenarien differen- gen (siehe auch Steuerungsnorm S. 5).
zieren. Dadurch ergibt sich eine Dynamik 2. Dynamischer Überlasterkennungs-
in der Kennlinie. So wird der Fehler bereich (blauer Bereich): Abhängig
nicht nur abhängig von Strom und Zeit von höhe und Verlauf des fließenden
abgeschaltet. Last und Stromversorgung Stroms sorgt die intelligente Erken-
werden erkannt und so der Startvorgang nung ebenfalls für die Abschaltung
optimiert. Somit wird die Funktion des einer Überlast. Dabei wird zugelassen,
elektronischen Schutzes in einer dynami- dass der Überstrom abhängig von sei-
schen Kennlinie abgebildet. hierzu wird nem Verlauf und der Stabilität der Ver-
analog zu herkömmlichen Sicherungen sorgungsspannung unterschiedlich lang
ebenfalls ein Überlast- und Kurzschluss- zugelassen wird. Die Überlast wird
schutzbereich definiert. abgeschaltet, bevor ein gefährlicher
Manche elektronischen Geräteschutz- Zustand entsteht. Auch hier stellt die
schalter verfügen über unterschiedliche Dynamik eines elektronischen Schutz-
Kennlinien. Diese Unterschiede dienen schalters einen entscheidenden Vorteil
in erster Linie dazu, dem Anwender dar. Wird ein Fehler erkannt, wird er

14 PhoENix CoNtACt
Grundlagen Geräteschutzschalter | Unterschiede der technologien

2.4 Wann wird welcher Schutzschaltertyp empfohlen?

Basis für die Auswahl von Geräteschutz- thermomagnetische Schutzschalter we- teschutzschalter nicht nur besonders gut
schaltern sind die Nennspannung, der sentlich besser. Sie bieten eine Kombinati- für den Schutz von Anlagen und Maschinen
Nennstrom und ggf. der Anlaufstrom eines on aus einem mittelträgen Überlastschutz geeignet, sondern bieten oft auch um-
Endgeräts. Außerdem muss das Abschalt- und einem schnellen und zuverlässigen fangreiche Diagnosemöglichkeit. So kann
verhalten des Geräteschutzschalters zu Kurzschlussschutz. eine Fernwartung deutlich umfangreicher
den erwarteten Fehlersituationen passen. Auch stark erhöhte Anlaufströme stel- gestaltet werden.
Fehlersituationen werden in Kurzschluss len für die meisten thermomagnetischen Des Weiteren wird dieser Schutz-
und Überlast unterschieden. Kennlinien kein Problem dar. schaltertyp aufgrund seiner erweiterten
Einen reinen Überlastschutz bietet ein Elektronische Schutzschalter sind Fernmelde- und Steuermöglichkeiten in
thermischer Geräteschutzschalter. Dieser deutlich präziser. Schutzschalter mit teilweise schwer zugänglichen Applikatio-
verfügt aber über keinen Schutzmechanis- elektronischer Kennlinie werden einge- nen eingesetzt.
mus, der die Applikation vor Kurzschlüs- setzt, um einen schnellen Überlast- und
sen schnell und zuverlässig schützt. Kurzschlussschutz aufzubauen. Sie werden
im Kurzschussfall treten hier also erhöhte vor besonders sensiblen Verbrauchern
Auslösezeiten auf. eingesetzt und schützen nicht nur vor zu
Um eine Last ebenfalls sicher vor langer, sondern auch vor zu hoher Belas-
Kurzschlüssen zu schützen, eignen sich tung. Somit sind die elektronischen Gerä-

Auswahlempfehlung nach Abschaltverhalten und Fehlersituation

Auslösezeit im Überlastfall Auslösezeit im Kurzschlussfall

thermische Schutzschalter

thermomagnetische
Schutzschalter

Elektronische Schutzschalter

Abschaltverhalten: Ungeeignet Ausreichend ideal

PhoENix CoNtACt 15
Grundlagen Geräteschutzschalter | Erweiterte Funktionen

3 Erweiterte Funktionen
Die Auswahl des für die jeweilige Applikation am besten passenden Geräteschutzschalters
richtet sich nicht nur nach der technologie und dem damit verbundenen Abschaltverhal-
ten. Neben Eigenschaften wie mit oder ohne strombegrenzender technologie oder der
Möglichkeit der Nennstromeinstellung spielt auch die Art der hilfskontakte bzw. der Mel-
de- oder Steuersignale eine Rolle.

3.1 Fernsteuer- und Meldefunktion

Reset- oder Steuereingang ner Gruppensignalisierung zusammenfas- Ein NC(normally closed)-Kontakt ist
Mit einem Reset-Eingang kann der ausge- sen. in diesem Fall benötigt man Produkte ein Öffner. Das bedeutet, der Kontakt
löste Geräteschutzschalter aus der Ferne mit einem invertierten Statusausgang. Bei ist geöffnet, wenn alles in ordnung ist.
wieder eingeschaltet werden. Mit einem diesen Produkten wird ein „LoW“-Signal Wenn der Geräteschutzschalter durch
Steuereingang kann der Geräteschutz- ausgegeben, wenn alles oK, d.h. in Be- einen Fehler ausgelöst hat, schließt der
schalter nicht nur wieder eingeschaltet, trieb ist. Es wird ein „hiGh“-Signal aus- Kontakt (Abb. 17).
sondern auch im Normalbetrieb aus- und gegeben, wenn einer oder auch mehrere
eingeschaltet werden. Die Funktionalität Geräteschutzschalter durch einen Fehler Einzelsignalisierung oder Gruppen-
ist somit ähnlich einem Relais, das ange- ausgelöst haben. Eine Drahtbrucherken- signalisierung
steuert wird. nung der Signalisierungsverbindung ist Mehrkanalige Geräteschutzschalter ver-
bei diesen Geräten dann aber nicht mehr fügen in der Regel über eine Gruppensig-
Statusausgang möglich. nalisierung in Form eines potenzialfreien
Bei einem Statusausgang wird ein Span- No-Kontakts. Einkanalige Geräteschutz-
nungspegel an einem Anschlusspunkt NO- oder NC-Meldekontakt schalter verfügen meist ebenfalls über
ausgegeben, der z. B. auf einen digitalen Bei dieser Art von Meldekontakten einen No-Kontakt zur Einzelkanalsig-
Eingang einer SPS gegeben werden kann. handelt sich um 2-polige potenzialfreie nalisierung. Diese kann aber auch bei
Üblicherweise wird ein „hiGh“-Sig- Statuskontakte, die individuell be- und einer Gruppe von Einzelgeräten in Reihe
nal ausgegeben, wenn alles oK, d.h. in verschaltet werden können. geschaltet und so zu einer Gruppensigna-
Betrieb ist, und es wird ein „LoW“-Signal Ein No(normally open)-Kontakt ist lisierung zusammengefasst werden. Dies
ausgegeben, wenn der Geräteschutz- ein Schließer. Das heißt, der Kontakt ist spart unter Umständen mehrere digitale
schalter durch einen Fehler ausgelöst hat. geschlossen, wenn alles in ordnung ist. Eingänge an einer SPS gegenüber einer
Vorteil bei dieser Definition der Signal- Wenn der Geräteschutzschalter durch Einzelkanalsignalisierung.
pegel ist, dass eine Drahtbrucherkennung einen Fehler ausgelöst hat, öffnet der
der Signalisierungsverbindung zur SPS mit Kontakt. Durch eine Reihenschaltung
abgedeckt ist. aller Kontakte lässt sich bei einer Gruppe
Um weniger SPS-Eingänge zu ver- von Geräteschutzschaltern leicht eine
wenden, müssen die Signalpegel genau einfache Gruppensignalisierung aufbauen.
gegensätzlich zur oben beschriebenen Das eine Ende der Reihenschaltung ist
Definition sein. So kann man die ein- dafür an eine +24-V-Quelle anzuschlie-
zelnen Statusausgangssignale mehrerer ßen, dass andere muss auf einen digitalen
einkanaliger Geräteschutzschalter zu ei- SPS-Eingang aufgeschaltet sein.

16 PhoENix CoNtACt
Grundlagen Geräteschutzschalter | Erweiterte Funktionen

Kennzeichnung der Anschlüsse:

hauptkontakte
einzeln: 1-2
in Gruppen: 1-2 / 3-4 / 5-6 / …

hilfskontakte
– Schließer einzeln: 13 - 14
– Schließer in Gruppen: 1.13 - 1.14 / 2.13 - 2.14 /
3.13 - 3.14 / …
– Öffner einzeln: 11 - 12
– Öffner in Gruppen: 1.11 - 1.12 / 2.11 - 2.12 /
3.11 - 3.12 / …

Abb. 17: Stellung der hilfskontakte in Abhängigkeit vom Schaltzustand des hauptkontakts
Power hauptkontakt
Signal hilfskontakte
No Schließer (normally open)
NC Öffner (normally closed)
C Gemeinsamer Wechsler-Fußkontakt (common)

3.2 Nennströme – fest oder einstellbar

Der passende Nennstrom eines Gerä- die Möglichkeit, den für die Applikation Diese Möglichkeit lässt sich bei Geräten
teschutzschalters kann entweder direkt passenden Nennstrom z. B. über Po- mit festen Werten nur offenhalten, indem
beim Kauf festgelegt sein oder bis zum tenziometer, Stufenschalter oder Eink- man sich für steckbare Varianten ent-
Einbau in die Applikation offen blei- nopfbedienung individuell einzustellen. scheidet. Denn erst durch die Wahl des
ben. Man entscheidet sich also entwe- Ein großer Vorteil dieser Einstellbarkeit einzusetzenden Geräteschutzschalter-Ste-
der für ein Produkt mit einem festen liegt darin, dass man bis zum Einbau der ckers wird der Nennstrom festgelegt.
Nennstromwert oder mit einem einstell- Geräte noch auf Anpassungen und Um-
baren Nennstrombereich. hierbei gibt es planungen in der Anlage reagieren kann.

3.3 Angepasste Backup-Fuse

in elektronischen Geräteschutzschaltern elektronische Sicherung wird als elektri- auch Geräte mit reduziertem maximalen
ist eine Backup-Fuse als sogenanntes sches Gerät betrachtet. Sie muss somit Nennstrom angeboten, um Sensoren
Fail-Safe-Element eingebaut. Dies ist ebenfalls geschützt werden. Dies kann oder andere empfindliche Verbraucher
für den seltenen Fall eines technischen durch eine externe Absicherung erfolgen, besser zu schützen.
Defekts des hauptschaltelements ist jedoch durch die bereits integrierte
(MoSFEt), um dieses vor einer thermi- Sicherung im elektronischen Geräte-
schen Zerstörung zu schützen. schutzschalter nicht erforderlich.
Ein Fail-Safe-Element wird durch die ame- Die Größe der Backup-Fuse sollte zur
rikanischen UL-Standards gefordert. Die Applikation passen, daher werden z. B.

PhoENix CoNtACt 17
Grundlagen Geräteschutzschalter | Erweiterte Funktionen

3.4 Mit oder ohne Strombegrenzung

Je nach Anwendungsfall muss entschieden werden. Unter Umständen lässt eine ler gestartet, z. B. Motoren mit hohen
werden: strombegrenzende technologie jedoch zu Anlaufmomenten oder kapazitive Lasten.
Eine strombegrenzende technologie hat wenig Strom im Einschaltmoment durch. hierbei werden intelligente Stromanaly-
den Vorteil, dass niemals mehr Strom als Dies ist aber für das einwandfreie Starten severfahren eingesetzt, die einen echten
bis zur definierten Grenze im Lastkreis einer Last erforderlich, z. B. um das An- harten Kurzschluss von hohen Einschalt-
fließt. Die Grenze liegt meist zwischen laufmoment eines Motors aufzubauen. strömen unterscheiden. So wird sicher
dem 1,25- bis 2,0-fachem Nennstrom. abgeschaltet, bevor es zu kritischen
Dadurch wird auch die Stromversorgung Geräteschutzschalter ohne strombegren- Anlagenbetriebszuständen kommt.
nicht zu stark belastet. Für sie sieht dann zende technologie sorgen dafür, dass im
selbst ein harter Kurzschluss nur wie eine Einschaltmoment der Strom in Richtung
leichte Überlast aus. Auch müssen keine Last voll durchgelassen wird. Dadurch
überdimensionierten Leitungen gelegt werden auch schwierige Lasten schnel-

3.5 Galvanische trennung

in manchen Branchen, wie z. B. der Pro- nem elektronischen Geräteschutzschalter den MoSFEt geführt. Die Kontakte
zessindustrie, ist eine echte galvanische kann dies vom Wirkprinzip nicht leisten. des galvanischen trennelements (Relais)
trennung gefordert. So wird z. B. beim Er wird in diesem Moment sehr hoch- werden somit vor Kontaktbrand bzw.
Freischalten im Wartungsfall sicherge- ohmig und schnürt somit den Stromfluss Festschweißen geschützt. im eingeschal-
stellt, dass keine physikalische Verbindung nahezu vollständig ab, ohne ein echtes teten Betriebszustand wird der Laststrom
zur Stromversorgung mehr besteht. Der Öffnen eines Kontakts. dann jedoch nahezu verlustfrei über das
Strompfad wird im Fehlerfall komplett Um zusätzlich eine galvanische Relais geführt.
galvanisch isolierend aufgetrennt. trennung zu realisieren, bietet sich eine
Für thermische und thermomagne- Kombination aus Relais und MoSFEt als
tische Geräteschutzschalter ist diese Lösung an und macht die Sache robust
Anforderung keine herausforderung. Ein und langlebig. im Abschalt- und Zu-
MoSFEt als schaltendes Element in ei- schaltvorgang wird der Laststrom über

18 PhoENix CoNtACt
Grundlagen Geräteschutzschalter | Einflussfaktoren in der Applikation

4 Einflussfaktoren in der Applikation

Abhängig von der Applikation sind oft


sehr lange Leitungswege erforderlich, Maximale Kurzschlussströme (24 V DC)
die die Funktion einer Anlage wesentlich
beeinträchtigen können. im Fehlerfall Distanz Leiterquerschnitt
Stromversorgung/
kann der erforderliche Auslösestrom Verbraucher 0,34 mm² 0,5 mm² 0,75 mm² 1,0 mm² 1,5 mm² 2,5 mm²
durch eine zu hohe Leitungsimpedanz
2m 119 A 175 A 263 A 351 A 526 A 877 A
begrenzt werden. Die Folge ist eine zu
späte Abschaltung. Dies führt nicht selten 4m 60 A 88 A 132 A 175 A 263 A 439 A
zum Spannungseinbruch und einem Anla- 6m 40 A 58 A 88 A 117 A 175 A 292 A
genstillstand. Die maximal verwendbare
10 m 24 A 35 A 53 A 70 A 105 A 175 A
Leitungslänge zwischen Stromversorgung
und Endgerät ist von verschiedenen Fak- 20 m 12 A 18 A 26 A 35 A 53 A 88 A
toren anhängig: 30 m 8A 12 A 18 A 23 A 35 A 58 A
• Die Art der Stromversorgung
40 m 6A 9A 13 A 18 A 26 A 44 A
(Kennlinie)
• Der maximale Strom der 50 m 5A 7A 11 A 14 A 21 A 35 A
Stromversorgung (Power Boost, SFB
technology etc.) Abb. 18: in der tabelle ist der maximale Strom, der einen Kupferleiter durchfließt, dargestellt. Somit wird
• Der innenwiderstand bzw. Spannungs- schnell klar, dass der Strom durch die Leitungsimpedanz stark gedämpft wird. Ein Kurzschluss kann so unter
Umständen nicht rechtzeitig abgeschaltet werden.
fall des eingesetzten Schutzgeräts
• Der Leitungswiderstand (Material,
Querschnitt, Länge)
• theoretische Übergangswiderstände natürlich den Start der Last meistern, sollte jedoch den nötigen Auslösestrom
an Klemmpunkten aber auch im Fehlerfall rechtzeitig aus- in Reserve haben. Dann ist auch ein
• temperatureinfluss lösen. Somit kann eine Kennlinie wie die sicherer Betrieb gewährleistet. Kann die
SFB-Kennlinie, die sich zwischen einer Leitung nicht kürzer oder in einem größe-
Zu den direkt beeinflussbaren Faktoren B- und C-Charakteristik einsortiert, oft ren Querschnitt gelegt werden, kann in
zählen die Art, der Querschnitt und die schon hilfreich sein. Die Stromversorgung der Regel nur noch ein elektronischer
Länge der Leitung. Der Leitungsweg sollte
möglichst kurz gewählt werden, denn der
Leitungswiderstand wirkt einem Kurz- _
I
schlussstrom grundsätzlich entgegen. Bei A
Leitungsschutzschaltern ist ein Vielfaches
15 x lN
des Nennstroms erforderlich, um eine 12 x lN M1
sichere und kurzfristige Abschaltung zu 10 x lN SFB
gewährleisten, abhängig von der einge- 6 x lN
setzten Kennlinie bis zum 15-fachen. Bei 4 x lN
F1
2 x lN
einem so hohen Strombedarf im Fehlerfall
wirkt sich der Leitungswiderstand sehr Electronic

schnell als begrenzender Faktor aus, der


den Kurzschlussstrom nicht als solchen 1 x lN
erkennbar macht. Die Folge ist eine zu
lN
späte Abschaltung und somit der Span-
nungseinbruch für alle Verbraucher an der
0
gleichen Spannungsquelle (Abb. 18).
Daher ist es erstmal wichtig, die Abb. 19: Der Auslösestrom bei elektronischen Schutzschaltern ist deutlich kleiner als bei thermomagneti-
richtige Kennlinie zu finden. Diese sollte schen Schutzschaltern.

PhoENix CoNtACt 19
Grundlagen Geräteschutzschalter | Einflussfaktoren in der Applikation

Schutzschalter als Schutzgerät einge- Leitungsberechnung Werte für Beispielrechnung


setzt werden. Denn ein elektronischer Damit im Kurzschlussfall oder bei einem U = 24 V DC
Schutzschalter reagiert bereits auf Ströme Überlaststrom das Schutzgerät sicher UCB = 0,14 V DC
nahe des Nennstroms. Wird der fließen- abschaltet, sollte im Zweifel die maximal xi = 15 > aus M1-Kennlinie
de Strom als Fehler erkannt, folgt die verwendbare Leitungslänge berechnet = 2 > aus E-Kennlinie
Abschaltung kurzfristig. Der Leitungswi- werden (Abb. 20 und 21). iCB = 1 A
derstand, der den Auslösestrom zu stark Für die Berechnung sind folgende Da- RCB1A = 1,1 > aus tabelle
begrenzen würde, fällt plötzlich nicht ten erforderlich: typische innenwiderstände,
mehr ins Gewicht (Abb. 19). Rmax Maximaler Gesamtwiderstand Kapitel 4.3
Beim elektronischen Überstromschutz U Nennspannung ρ = 0,01786 > Kupfer
werden Ströme und Spannungen gemes- UCB Spannungsabfall Geräte- A = 1,5 mm2 > angenommen
sen und analysiert, Fehlerströme werden schutzschalter
erkannt und entsprechend abgeschaltet. iCB Bemessungsstrom Geräte-
Dadurch liegt der benötigte Fehlerstrom schutzschalter
z. B. beim 1,2- bis 2,0-fachen und nicht xi Auslösefaktor gem. Stromkenn-
wie beim mechanischen Schutzschalter linie/Vielfache des Nennstroms
beim bis zu 15-fachen. So kann viel prä- RLmax Leitungswiderstand maximal
ziser geschützt werden. Jedoch wird bei RCB1A innenwiderstand Geräteschutz-
langen Leitungen der Spannungsfall viel schalter 1 A
bedeutender, denn es nützt wenig, dass Lmax Leitungslänge maximal
der Strom am Verbraucher ankommt, A Leitungsquerschnitt
wenn nur noch eine geringe Restspannung ρ Spezifischer Leitungswiderstand
vorliegt. Daher sollte der Spannungsfall Rho, (Cu 0,01786)
ebenfalls in der Projektierung berücksich-
tigt werden.

U 24 V
Rmax = = = 1,6 Ω U - UCB 24 V - 0,14 V
ICB • xI 1 A • 15 RLmax = = = 11,93 Ω
ICB • xI 1A•2
RLmax = Rmax - RCB1A = 1,6 Ω - 1,1 Ω = 0,5 Ω
RLmax • A 11,93 Ω • 1,5 mm2
RLmax • A 0,5 Ω • 1,5 mm 2 Lmax = = = 1001 m
Lmax = = = 42 m ρ Ω • mm2
ρ 0,01786 •
Ω • mm2 m
0,01786 •
m
Abb. 20: Berechnung in drei Schritten: Abb. 21: Leitungsberechnung elektronische Schutzschalter
1. Gesamtwiderstand des Stromkreises Der errechnete Wert ist lediglich in der theorie möglich. in der Praxis muss
2. Maximaler Leitungswiderstand zusätzlich der Spannungsabfall über die Leitung berücksichtigt werden.
3. Maximale Leitungslänge

20 PhoENix CoNtACt
Grundlagen Geräteschutzschalter | Kommunikation

5 Kommunikation
in vielen Bereichen der industrie wird von Jahr zu Jahr ein höherer Grad der Automatisie-
rung gefordert. Damit steigen die Anforderungen an die Kommunikation und Vernetzung
von Komponenten, auch im Bereich des Überstromschutzes.
An Kommunikationsschnittstellen angebundene Geräteschutzschalter bieten in der in-
dustrie einen immensen Mehrwert. Auf die Geräte kann aus der Ferne zugegriffen wer-
den und somit kann jederzeit ortsunabhängig der Anlagenprozess überwacht und ange-
passt werden.

5.1 transparenz der Anlage

Durch die Anbindung an eine Kommu- weiter Zugriff kann über eine Anbindung gegen Manipulation durch Fremdeinwir-
nikationsschnittstelle besteht die Mög- an eine entsprechende Schnittstelle den kung zu sichern. Dies kann durch die
lichkeit, prozessbedingt einzelne Kanäle Service und Support auf ein komplett Verriegelung der Nennstromeinstellung
zu- und auch abzuschalten. Aber auch neues Level anheben. Denn es können oder der kompletten Gerätebedienung
das Einstellen des Nennstroms kann von der Eingangsspannung über den geschehen.
komfortabel erfolgen. Mit hilfe verschie- eingestellten Nennstrom bis hin zum Eine Möglichkeit einer solchen Schnitt-
denster Überwachungsfunktionen lassen aktuell fließenden Kanalstrom alle Werte stelle ist io-Link.
sich Prozesse transparent bis hin zur Last ausgelesen werden.
abbilden. Somit werden Fehler frühzeitig Darüber hinaus ist es möglich, einzelne
erkannt und sogar verhindert. Ein welt- Kanäle oder den ganzen Schutzschalter

5.2 io-Link

Das Kommunikationssystem io-Link schaltern verbaut. Für den Aufbau einer Link 2 Byte für den Austausch von zykli-
diente in der ersten Version lediglich zur io-Link-Kommunikation werden ein schen Prozessdaten zwischen dem Master
Anbindung von intelligenteren Sensoren io-Link-Master und ein io-Link-Device und dem Device. Die Zykluszeit beträgt
und Aktoren. Abgeleitet ist das System benötigt. Die Verbindung zwischen diesen bei dieser gewählten Geschwindigkeit von
aus der Norm iEC 61131-9 aus der beiden Geräten ist eine Punkt-zu-Punkt- 230 kBaud 400 µs. Auch größere Fram-
Beschreibung „Single-drop digital commu- Verbindung. etypen sind möglich, so werden bis zu
nication interface for small sensors and Ein io-Link-Master kann mehrere io- 32 Byte zyklische Prozessdaten ausge-
actuators (SDCi)“. Link-Ports besitzen. Pro Port kann jeweils tauscht. Dies geschieht aber immer zu
Mittlerweile wird dieses Kommu- ein io-Link-Device angeschlossen werden Lasten der Zykluszeit.
nikationsprotokoll auch schon in z. B. (Abb. 22).
Spannungsversorgungen oder Schutz- in der Standardeinstellung nutzt io-

PhoENix CoNtACt 21
Grundlagen Geräteschutzschalter | Kommunikation

ETH 1 ETH 2
LNK LNK

ACT ACT
X21 X22

RDY BF SF

Steuerung US
PWR IN PWR OUT

UA
X31 X32

Sensoren
30 31
X01 X02

32 33
X03 X04

UA UA
X05 X06

iP 67 io-Link-Master
UA UA
X07 X08

Geräteschutz-
Stromversorgung
schalter
+ + – – –
Output DC 24V 10 A 1 1
2
OUT+

3
2 4
UOut Signal 1
IN–

29.5V
13
2
L+
14 3
Rem C/Q
SGnd L–
Out 1
CBMC
Out 2 1 -10 A
24V
4
> 100% Boost
> 75%
P
> 50% Out
DC OK
1
IN+

2
QUINT POWER

Lasten ohne io-Link


Input AC 100-240V
N/- L/+

PE
N
L

Abb. 22: Beispielapplikation io-Link

IO-Device Description Data Storage


Die io-Device Description, kurz ioDD, Das Kommunikationssystem io-Link
hilft bei der Geräteinstallation und bietet über die Grundfunktionalität
Parametrierung. Diese Datei liegt für hinaus noch einige hilfreiche Funktionen.
jedes io-Link-Device vor und wird vom Darunter auch den Data Storage. Diese
jeweiligen Device-hersteller bereitge- Funktion ermöglicht die Konfiguration
stellt. in ihr findet man die Artikel- bzw. des io-Link-Devices im Master auf dem
Seriennummer, spezielle gerätespezifische jeweilig genutzten Port zu speichern.
informationen sowie informationen über Bei einem Gerätetausch, der z. B. durch
den hersteller. Darüber hinaus enthält einen Defekt notwendig wird, wird dieser
die ioDD alle einstell- und auslesbaren Speicherstand auf das neu angeschlossene
Funktionen des Device. Gerät übertragen. Somit wird der Gerä-
tetausch komfortabler und Stillstandzei-
ten minimiert.

22 PhoENix CoNtACt
Grundlagen Geräteschutzschalter | herausforderungen in Applikationen

6 herausforderungen in Applikationen

Die Anforderungen des normalen auf, wodurch häufig ein Vielfaches des hierfür muss die Stromversorgung genug
Anlagenbetriebs stellen für die Auswahl Stroms fließt (Abb. 23 und 24). in diesem Reserve vorhalten.
der Geräteschutzschalter keine her- Fall darf es nicht zur Abschaltung kom-
ausforderung dar. Schwieriger ist die men. Dies muss sowohl bei der Auswahl
Berücksichtigung des Startverhaltens der Geräteschutzschalter als auch der
unterschiedlicher Lasten. Denn das Start- passenden Stromversorgung berücksich-
verhalten weist oft große Unterschiede tigt werden, ebenso wie der Fehlerfall.
t/s

1000

t/s
1000
100 100

10 10

1 1

0,1 0,1

0,01 0,01

0,001 0,001

0,0001 0,0001
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50
Anlaufstrom halogenlampe 2 A Anlaufstrom halogenlampe 2 A
I/A I/A
Auslöselinie thermomagentischer Schutzschalter 4 A Auslöselinie CBMC 4 A
Stromreserve Netzteil Stromreserve Netzteil

Abb. 23: Ein thermomagnetischer Schutzschalter mit 4 A ist zwar träge genug, Abb. 24: Elektronische Schutzschalter können dank der intelligenten
um die halogenlampe zu starten, aber dazu muss die Stromversorgung eine Kurzschluss- und Anlaufstromerkennung bei gleichen Bedingungen präziser
hohe Reserve vorhalten. abschalten. Dadurch muss eine viel kleinere Reserve vorgehalten werden als bei
vergleichbaren thermomagnetischen Geräteschutzschaltern (vgl. Abb. 23).

Startverhalten DC-Motor Startverhalten Lüfter


Nennstrom 500 mA Nennstrom 500 mA
Anlaufstrom/Zeit 2 x in = 1 A / ca. 500 ms Anlaufstrom/Zeit 2 x in = 1 A / ca. 500 ms
8 x in = 4 A / ca. 50 ms 3 x in = 1,5 A / ca. 100 ms

PhoENix CoNtACt 23
Grundlagen Geräteschutzschalter | herausforderungen in Applikationen

Startverhalten Kleinsteuerung Startverhalten Halogenlampe


Nennstrom 100 mA Nennstrom 2 A
Anlaufstrom/Zeit 2 x in = 200 mA / ca. 180 ms Anlaufstrom/Zeit 2 x in = 4 A / ca. 25 ms
10 x in = 2 A mA / ca. 5 ms 6 x in = 12 A / ca. 5 ms

Startverhalten Leistungsschütz Startverhalten Temperaturmessumformer


Nennstrom ca. 17 ms Nennstrom 100 mA
Anlaufstrom/Zeit 2 x in = 400 mA / ca. 17 ms Anlaufstrom/Zeit 2 x in = 200 mA / ca. 2 ms
30 x in = 6 A / ca. 10 ms 3 x in = 300 mA / ca. 1 ms

24 PhoENix CoNtACt
Grundlagen Geräteschutzschalter | Normen und Approbationen

7 Normen und Approbationen


Für den Einsatz der Schutzschalter sind verschiedene Normen wichtig. Generell ergibt sich
das bereits durch die verschiedenen Märkte und Branchen, in denen die Produkte Anwen-
dung finden. im europäischen Markt sind in erster Linie iEC-/EN-Normen zu erfüllen. Der
amerikanische Markt schreibt die Erfüllung der UL-Normen vor. Für z. B. den Schiffsbau
werden ebenfalls die passenden Schiffszulassungen verlangt. Diese hängen von der Anfor-
derung des Kunden ab.

7.1 Europäische Normen

Die iEC/EN 60898 behandelt Leitungs- ses Abschaltvermögen wird für Schaltan- die Bauform deutlich kleiner. Das bringt
schutzschalter für haushaltsinstallationen lagen jedoch nicht benötigt. hier werden wiederum viele Vorteile mit sich.
und ähnliche Zwecke. handelsübliche Geräteschutzschalter nach iEC/EN 60934
Leitungsschutzschalter haben ein hohes eingesetzt. Da kein besonders hohes
Abschaltvermögen bis zu 5 bis 6 kA. Die- Abschaltvermögen erforderlich ist, ist

7.2 Amerikanische Normen

Vielen Maschinen- und Anlagenbauern aus denn so kann die Maschine problemlos als Einzelkomponte/-gerät eingesetzt
Europa ist es wichtig, Geräte einzusetzen, in Europa und in den USA eingesetzt werden. in Kanada wird ein UL-Listing
die bereits in irgendeiner Form nach UL werden. Weisen die Geräte nur ein meist akzeptiert, dann ist die landesspe-
geprüft und eingetragen sind. idealer- UL Recognized auf, dürfen diese z. B. in zifische CSA-Zulassung nicht zwingend
weise sind die eingesetzten Geräte nach einem Schaltschrank einbaut werden, für erforderlich.
UL gelistet (UL Listed) oder als Kompo- den dann versucht wird, als Gesamtan-
nente eingetragen (UL Recognized). Das lage ein UL Listed zu erwirken. Besteht
macht den möglichen Export einfacher, hingegen ein UL Listed, kann das Gerät

PhoENix CoNtACt 25
Grundlagen Geräteschutzschalter | Normen und Approbationen

7.3 Schiffszulassungen

Die drei folgenden Zulassungen im Die Umgebungsbedingungen und Einflüs- eine Schiffszulassung verfügen, dass diese
Schiffsbau sind mit die wichtigsten in der se auf einem Schiff sind deutlich rauer als in den meisten Umgebungen bedenkenlos
Branche: in gewöhnlichen Maschinen und Anlagen. eingesetzt werden können.
• DNV-GL Daher ist es mit sehr hohem Aufwand
(Det Norske Veritas und Germani- verbunden, die erforderlichen Prüfungen
scher Lloyd) zu bestehen. Vor allem Schock-, Vibra-
• LR (Lloyd’s Register of Shipping) tions- und EMV-Einflüsse werden auf
• ABS (American Bureau of Shipping) einem sehr hohen Level abgeprüft. Somit
gilt für alle Geräteschutzschalter, die über

7.4 EU-Konformitätserklärung (CE-Kennzeichnung)

Mit der EU-Konformitätserklärung bestä- hier ein Ausschnitt aus der 2014/30/ kommunikationsgeräten oder anderen
tigt der hersteller, dass sein in Verkehr EU: „Gerät: ein fertiger Apparat oder Betriebsmitteln nicht möglich ist.
gebrachtes Produkt den geltenden euro- eine als Funktionseinheit auf dem Markt • Sie sind gegen die bei bestimmungsge-
päischen Richtlinien entspricht und damit bereitgestellte Kombination solcher mäßem Betrieb zu erwartenden elekt-
konform ist. Die elektronischen Schutz- Apparate, der bzw. die für Endnutzer romagnetischen Störungen hinreichend
schalter fallen unter die EMV-Richtlinie. bestimmt ist und elektromagnetische unempfindlich, um ohne unzumutbare
Diese Richtlinie wird zugrunde gelegt, um Störungen verursachen kann, oder dessen Beeinträchtigung bestimmungsgemäß
die Erklärung zu erstellen. Die EMV-Prüf- bzw. deren Betrieb durch elektromagne- arbeiten zu können.
normen werden hier angewandt, um alle tische Störungen beeinträchtigt werden
Kriterien abzuprüfen. Kann das Produkt kann.“ Für die EU-Konformitätserklärung muss
als sicher und konform eingestuft werden, die Übereinstimmung von Geräten mit
erhält es die CE-Kennzeichnung. Wesentliche Anforderungen dieser den wesentlichen Anforderungen der
Die elektronischen Geräteschutzschal- Richtlinie sind: 2014/30/EU-Richtlinie und die Einhaltung
ter fallen unter die Betriebsmittel, die in Betriebsmittel müssen nach dem Stand der konkreten EMV-Normen anhand
der Richtlinie 2014/30/EU (EMV-Richtli- der technik so entworfen und gefertigt eines Konformitätsbewertungsverfahrens
nie) beschrieben werden. Die Artikel 2 sein, dass sie folgende Kriterien erfüllen: nachweislich dokumentiert werden.
und 3 im ersten Kapitel der genannten • Die von ihnen verursachten elektroma-
Richtlinie definieren den Geltungsbereich gnetischen Störungen erreichen keinen
und die Begriffsbestimmungen. Pegel, bei dem ein bestimmungsge-
mäßer Betrieb von Funk- und tele-

26 PhoENix CoNtACt
Grundlagen Geräteschutzschalter | Normen und Approbationen

7.5 NEC Class 2

Der NEC-Standard (National Elec- NEC Class 2 auch großen Zuspruch im


tric Code) ist die amerikanische Norm, Rest der Welt. in die USA exportierende
die sichere installation von elektrischen hersteller von Maschinen und Anlagen
Leitungen und Geräten beschreibt. Darin haben so einen Vorteil.
werden auch „Low power circuits“ be- Für elektrische Betriebsmittel, die
schrieben, die oft auch als „NEC Class 2 hinter Produkten mit einer NEC-Class-
circuits“ bezeichnet werden. Stromkreise, 2-Zulassung geschaltet sind, ist eine
die weniger als 100 VA führen, gelten als UL-Zulassung nicht zwingend erforderlich
ungefährlich für Leib und Leben oder für (Abb. 25).
die Entstehung von Brandgefahr. Um die
NEC Class 2 zu erteilen, werden für die
Prüfungen teile der UL1310 herangezo-
gen.
Dies ist augenscheinlich nur im ame-
rikanischen Raum hilfreich, jedoch findet

NEC Class 2

1 1
2
OUT+

+ + - - - 3
Output DC 24V 10A
2 4
13
14
UOut 1
Signal 3
IN -

29,5V
13 2
14
Rem CBMC
SGnd 4
Out 1
Out 2
24V
> 100% Boost 1
> 75%
IN +

> 50%
2
DC OK
QUINT POWER

NF C

Input AC 100-240 V
N/- L/+

PE
N
L

Abb. 25: Beispielapplikation für Schutzschalter mit NEC-Class-2-Ausgängen.

PhoENix CoNtACt 27
Grundlagen Geräteschutzschalter | Sicherer Anlagenbetrieb mit Produkten von Phoenix Contact

8 Sicherer Anlagenbetrieb mit Produkten


von Phoenix Contact
Zum Erreichen einer hohen Anlagenverfügbarkeit ist es wichtig, nicht nur einzelne
Komponenten zu betrachten. Das gesamte System ist bei der Planung zu berücksichtigen.
Von der Systemeingangsspannung bis zur Verbraucherspannung müssen die Komponenten
aufeinander abgestimmt sein. Nur so ist die Verfügbarkeit sicher gestellt. Phoenix Contact
bietet dafür die idealen Produkte.

Überspannungsschutz Stromversorgung Geräteschutzschalter


• Die maßgeschneiderte Überspannungs- • Unterschiedliche Funktionalitäten, • Für jede Anforderung der ideale Gerä-
schutzlösung bietet optimalen Schutz Leistungsklassen und Bauformen für teschutz dank vollständigem Portfolio
für industrielle Stromversorgungen unterschiedliche Anwendungsbereiche • Anlagenzustände perfekt kontrolliert
• Durch den potenzialfreien Fernmelde- und Branchen durch intelligente Analyse und Signali-
kontakt wird der Schutzstatus an die • Die einzigartige SFB technology und sierung von Störungen
Leitwarte übermittelt die präventive Funktionsüberwachung • Einfache inbetriebnahme durch
• Die steckbaren Überspannungsschutz- erhöhen die Verfügbarkeit der Anwen- werkzeuglose Anschlusstechnik und
geräte können im Fall einer Überlas- dung intuitive Bedienung
tung einfach getestet und ausgetauscht • Einfache Anlagenerweiterung durch
werden statischen Boost, Starten schwieriger
Lasten durch dynamischen Boost

28 PhoENix CoNtACt
Grundlagen Geräteschutzschalter | Sicherer Anlagenbetrieb mit Produkten von Phoenix Contact

PTCB – schmale elektronische CB E – individuell anpassbare einkanalige


Geräteschutzschalter, universell auf 6 mm elektronische Geräteschutzschalter
• Applikationen einfach aufbauen, da brückbar zu • individuell anpassbar dank Schutzsteckern
Reihenklemmenprogramm CLiPLiNE complete • Große Auswahl an Schutzsteckern mit festen
• Mehr Platz im Schaltschrank: schmalster Schutz auf nur Nennstromwerten zum Schutz vor ungewollten Verän-
6 mm Breite derungen
• Flexibler Einsatz und weniger Lagerhaltung, da pro • Aktive Strombegrenzung für bessere Auslastung der
Gerät einstellbare Stromwerte für verschiedenste vorgeschalteten Stromversorgung
Anwendungen

CBMC – kompakte mehrkanalige elektronische CBM – mehrkanalige elektronische


Geräteschutzschalter Geräteschutzschalter
• Einfacher Geräteaustausch ohne Umplanung durch • Einfach konfigurieren dank Nennstromassistent
kompakte Bauweise und individuelle Einstellbarkeit • Aktive Strombegrenzung für bessere Auslastung der
• Werkzeuglos einstellbare Stromkreise über vorgeschalteten Stromversorgung
Ein-Knopf-Bedienung der drückbaren LED-taster • Stufenweise einstellbar pro Kanal: von 0,5 A bis 10 A
• Vorkonfiguriert bestellbar – für exakt auf ihre Anlage
abgestimmten Geräteschutz

PhoENix CoNtACt 29
Grundlagen Geräteschutzschalter | Glossar

9 Glossar

Aktive Strombegrenzung element, das den Geräteschutzschalter Bemessungswerte


Der fließende Strom wird in jedem im seltenen Fall, in dem die Elektronik Werte, für die ein Betriebsmittel
Betriebszustand auf einen bestimmten, versagen kann, schützt. bemessen ist, z. B. Bemessungsstrom,
vom hersteller festgelegten Maximalwert -spannung, -frequenz.
begrenzt. Dies gilt sowohl für Fehlerströ- Bedingte Kurzschlussfestigkeit
me als auch für Anlaufströme. Die bedingte Kurzschlussfestigkeit inc Betätigungsart
beschreibt den maximalen Strom, den Beschreibt die Art, wie ein Geräte-
Anschlussart ein Schutzschalter oder eine Schutz- schutzschalter betätigt oder rückgestellt
Angabe zur Leiteranschlusstechnik, z. B. vorrichtung unterbrechen kann, wobei wird. Es gibt Varianten mit selbsttätiger
Schraubklemme oder schraubenloser die Funktion des Schutzschalters für den Rückstellung oder solche für manuelle
Push-in-Anschluss. weiteren Gebrauch nicht erhalten werden Betätigung. Diese sind mit einem
muss. Die bedingte Kurzschlussfestigkeit Schalthebel für regelmäßige oder nicht
Anzahl der Pole muss größer sein als der im Kreis regelmäßige Schalthandlung ausgestattet.
Die Polzahl gibt an, wie viele Strompfade maximal mögliche Kurzschlussstrom.
gleichzeitig geschützt und im Fehlerfall Dabei ist der prospektive Kurzschluss- Betriebskennlinien
mehrpolig abgeschaltet werden. Die strom gemeint, der auf dem kürzesten Kennlinien, die das Verhalten eines
einzelnen Strompfade sind dabei zusam- Weg, ohne Schutzvorrichtung, im Kreis Geräteschutzschalters unter bestimmten
men gekoppelt und müssen im Fehlerfall fließen würde. Strom- und Spannungswerten beschreiben.
gemeinsam abschalten.
Bemessungskurzschlussschaltver- Elektronische Verriegelung
Anzahl der Kanäle mögen Diese Verriegelung verhindert ein
Es gibt einkanalige und mehrkanalige Ge- Das Bemessungskurzschlussschaltvermö- versehentliches Verstellen des einmal
räteschutzschalter. Bei den mehrkanaligen gen icn beschreibt den maximalen Strom, eingestellten Nennstroms pro Kanal.
Schutzschaltern sind die einzelnen Kanäle den ein Schutzschalter unter festgelegten
voneinander unabhängig und schützen Bedingungen einschalten, während der Freiauslösung
unterschiedliche Pfade. Öffnungszeit führen und abschalten soll. Auslösung eines Geräteschutzschalters,
Dabei gilt die Regel, dass auch das zwei- ohne dass die Schaltstellung des Schalt-
Auslösebereich malige wiederholte Einschalten auf einen hebels geändert wird.
Das Auslöseverhalten kann nicht mittels Kurzschluss vom Schutzschalter erfolg-
einer einzigen exakten Kennlinie definiert reich bewältigt wird. Galvanische Trennung
werden. Die internen Bauteile unterliegen Der hauptlaststrom wird zusätzlich
gewissen toleranzen. Deshalb ergibt sich Bemessungsstrom physikalisch über eine echte Luftstrecke
ein Auslösebereich, in dem der Geräte- Unter dem Bemessungsstrom iN versteht durch sich öffnende Kontakte getrennt.
schutzschalter arbeitet. Auch elektroni- man bei den Schutzschaltern den Strom,
sche Schutzschalter haben toleranzen, der unter vom hersteller festgelegten Geräteschutzschalter
die aber wesentlich geringer ausfallen und Bedingungen dauerhaft fließen darf und Schutzschalter, die vor möglichen
schützen somit wesentlich präziser. bei dem der Schutzschalter noch nicht Defekten infolge von Kurzschluss oder
auslösen darf. Zu den Bediengungen Überlast schützen. Sie sind speziell für
Auslösekennlinien gehören z. B. die Nennspannung, die den Schutz von Geräten und Aktoren
Sie zeigen das Auslöseverhalten eines Umgebungstemperatur und die Einbaulage. in technischen Anlagen und Maschinen
Geräteschutzschalters. in einem ausgelegt.
Diagramm sind die Schaltzeit und die Bemessungsspannung
Stromstärke dargestellt, bei der ein Unter der Bemessungsspannung UN Hauptkontakt
Schutzschalter auslöst. versteht man bei den Schutzschaltern den Kontakt im hauptstromkreis, der den
Spannungswert, auf den sich die Betriebs- Strom in geschlossener Stellung führen
Backup-Fuse und Leistungsmerkmale beziehen. soll.
integriertes, zusätzliches Sicherungs-

30 PhoENix CoNtACt
Grundlagen Geräteschutzschalter | Glossar

Hilfskontakt MTBF Überlaststrom


Kontakt im hilfsstromkreis, der als Fern- (engl. Mean time Between Failures) Ein Überlaststrom liegt über dem
meldekontakt dient. Der Erwartungswert der Betriebsdauer Nennstrom und darf nicht dauerhaft
zwischen zwei aufeinanderfolgenden fließen.
Kriechstrecke Ausfällen.
Kürzester Abstand entlang der Überstromabschaltung
oberfläche eines isoliermaterials Öffner Konventionelle Schutzschalter schal-
zwischen zwei leitenden teilen. Potenzialfreier hilfskontakt. Geöffnet, ten in einem Fehlerfall den Überstrom
wenn der hauptkontakt geschlossen ist. im Rahmen des Auslösebereichs ihrer
Kurzschlussauslösebereich Zeit-Strom-Kennlinie ab.
Die thermomagnetischen und die Schaltspiele
elektronischen Schutzschalter weisen Folge von Betätigungen von einer Stellung Umgebungstemperatur
einen Kurzschlussauslösebereich auf, der in die andere und zurück. temperatur der Luft, die das Betriebsmit-
je nach typ dem 1,5-fachen bis ca. 15-fa- tel umgibt.
chem Nennstromwert entspricht. Die Schließer
Abschaltung hierbei erfolgt in wenigen Potenzialfreier hilfskontakt. Verlustleistung im Nennbetrieb
Millisekunden. Geschlossen, wenn der hauptkontakt Die Verlustleistung im Leerlauf beschreibt
geschlossen ist. den Ruhestrom des Schutzschalters,
Kurzschlusserkennung der für den Eigenbedarf nötig ist. Die
Die elektronischen Schutzschalter maximale Verlustleistung im Nennbetrieb
von Phoenix Contact besitzen eine SFB-Kennlinie in thermomagneti- bezieht sich auf die Leistungsabgabe,
intelligente Kurzschlusserkennung. schen Schutzschaltern die in allen Stromkreisen (hauptkreis,
Das ermöglicht es, Lasten mit hohen (SFB, Selective Fuse Breaking) Steuerkreis, Fernmeldekreis) beim
Anlaufströmen sogar im Kurzschluss- Geräteschutzschalter, die auf Basis Betrieb mit dem größten Bemessungs-
auslösebereich zu starten, aber selbst die dieser Kennlinie arbeiten, lösen im strom und größter Bemessungsspannung,
kleinen Kurzschlussströme als solche zu Kurzschlussfall eher aus. Die SFB-Auslö- plus Verlustleistung für den Eigenbedarf
erkennen und in wenigen Millisekunden sekennlinie liegt zwischen der M1- und entsteht.
abschalten zu können. F1-Kennlinie.
Vorrübergehende
Kurzschlussstrom SFB-Technologie in Spannungsfestigkeit
Er entsteht durch eine fehlerhafte, Stromversorgungen höchster Wert einer vorübergehenden
niederohmige Verbindung zwischen zwei (engl. Selective Fuse Breaking) Spannung, die unter vorgegebenen
Punkten, die im Normalfall unterschied- Stromversorgungen, die auf Basis dieser Bedingungen keinen isolationsschaden
liches Potenzial haben. technologie arbeiten, bieten eine hohe verursacht.
Stromreserve für den Kurzschlussfall.
Leitungsschutzschalter Auch bei langen Leitungswegen wird die Wechsler
Sie werden eingesetzt, um Leitungen Sicherungseinrichtung mit dem nötigen Signalkontakt mit drei Anschlüssen, der
vor Schäden zu schützen, die infolge von Abschaltstrom versorgt. Nicht betroffene Öffner- und Schließerfunktion bietet.
Überlast oder Kurzschluss auftreten Anlagenteile, die ebenfalls an dieser
können. Stromversorgung angeschlossen sind, 80-%-Vorwarnung
werden weiterhin mit Strom versorgt. Die Vorwarnung signalisiert, dass 80 %
Luftstrecke des voreingestellten Nennstroms pro
Kürzester Abstand zwischen zwei Sicherungen Kanal erreicht sind.
leitfähigen teilen. Sie öffnen einen Stromkreis und
schalten den Strom ab, wenn über eine
MOSFET längere Zeit ein zulässiger Stromwert
Metall-oxid-halbleiter-Feldeffekttran- überschritten ist.
sistor (engl. metal-oxide-semiconduc-
tor field-effect transistor) in einem Strombegrenzung
elektronischen Geräteschutzschalter. Siehe Aktive Strombegrenzung

PhoENix CoNtACt 31
Weltweit im Dialog mit Kunden und Partnern
Phoenix Contact ist ein weltweit agierender Marktführer mit Unternehmenszentrale
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