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A U D IO

Niveau Drei B1
J o se p h von E ich e n d o rff

Aus demleben
eines Taugenichts
Bearbeitet von A ch im S eiffarth
illustriert von G ianluca G aro falo

STADT B I B L I O TH EH
S teglitz - Zehlendorf
lngebcrg-Or£wiJz-&ifcliotneN
InftaCt
Auftakt

Kapitel 1 In dieweiteWeit 9

Kapitel 2 Gärtner im Schloss 16

Kapitel 3 Ein Lied fü r sie 25

Kapitel 4 Eine neue Steiie 32

Kapitel 5 Biumenjür die Gärtnerin 40

Kapitel 6 Auf Reisen 48

Kapitel 7 Zwei Maier 58

Kapitel 8 Auf der Burg 66

Kapitel 9 In Rom 74

Kapitel 10 Römische Nacfit 84

Kapitel 11 Die drei Studenten 92

Kapitel 12 Und es ist les,alles gut


a 99

Dossier Sehnsucht und W eltschm erz: typisch deutsch? 55


Heute hier, morgen dort - Das W andern ist
des Müllers Lust 80

IN TER N ETPR O JEK T 73, 108


■IhlllSMdM 7, 13, 2 1 , 2 9 , 3 7 , 4 5 , 5 2 , 5 7 , 6 3 ,
70, 78, 82, 83, 89, 97, 105

ABSCHLUSSTEST 109

t t f f t Die CD enthält den vollständigen Text.


IHrSr Das Symbol kennzeichnet den Anfang der Hörübungen.
Auftakt
Jo se p h von E ich e n d o rff
Joseph von Eichendorff wurde 1788 auf Schloss Lubowitz geboren.
Das lag in Ratibor, weit im Osten Schlesiens (heute: Raciborz). Doch
ist Eichendorff einer der vielen schlesischen Landadeligen, die nicht
viel reicher sind als einfache Bauern. Brotlose Künste kann er also nur
in seiner Freizeit treiben.
Joseph studiert Jura in Halle, Heidelberg und Wien. Er lernt viele
junge D ichter kennen: Achim von A rnim , C lem ens Brentano,
Heinrich von Kleist, Novalis. Aber er ist anders: ruhiger vielleicht,
vor allem: streng katholisch.

4
Es sind Kriegsjahre. Deutschland ist von Napoleon besetzt. Viele
junge Deutsche kämpfen als Freiwillige gegen die Franzosen. Für die
deutsche Nation (die es noch nicht gibt), für die Freiheit (die sie nicht
bekommen). Auch Eichendorff ist dabei. Er gehört zu den berühmt
gewordenen Lützower Jägern.
Nach dem Krieg heiratet Joseph. Seine Frau Luise ist auch nicht
reich. Es ist eine Liebesheirat. 1816 wird Eichendorff Referendar
in Preußen. Jahrelang hat es die junge Familie (Tochter Theresa
wird 1817 geboren) finanziell nicht leicht. Eichendorff schreibt
nach Büroschluss - meistens Gedichte - und übersetzt Calderon
de la Barca aus dem Spanischen. Auch Eichendorffs Erzählung

Die Ruine des Wohnhauses von Joseph von Eichendorff in Lubowitz


in Oberschlesien (Polen) v
Aus dem Leben eines Taugenichts entsteht in dieser Zeit: um 1822/23,
aber das Buch erscheint erst 1826. In der Zw ischenzeit m acht
Eichendorff Karriere als Beamter. Er arbeitet in Breslau, in Danzig, in
Königsberg. 1831 ruft man ihn als Ministerialbeamten nach Berlin.
Und doch: die preußische Verwaltung macht Katholiken das Leben
schwer. 1845 gibt Eichendorff seinen Abschied.
1855 zieht er zu seiner Tochter nach Neisse (heute: Nysa), wo er 1857,
zwei Jahre nach seiner Frau, stirbt.
Dieser letzte Romantiker, wie er sich auch selbst nennt, führte ein
r u h ig e und zurückgezogenes Leben. Am Feierabend schrieb er
G edichte und G eschich ten voll G efühl und Ironie. A uch der

Ein Schriftsteller der Romantik bei der Arbeit?


Wilhelm Benz, Wohnraum in Ameliegade, (1830)

6
Taugenichts, diese Geschichte eines jungen, fröhlichen Nichtstuers,
stand sicher in K ontrast zur preußischen Beam tenw elt. Hasste
Eichendorff seine A rbeit? Wir w issen es nicht. Anders als die
Frühromantiker Schlegel und Novalis, anders auch als der schwarze
Romantiker E.T.A. Hoffmann, kritisiert Eichendorff die Welt der
Philister (Spießer) und Pedanten nicht direkt. Er hat nicht protestiert.
Von Rebellion wollte er nichts hören, vor der Revolution hatte er
A ngst. W as h eute für v iele R om an tik ist: N atu rem p fin d en ,
Wanderlust und Weltschmerz, die Aversion gegen Bürostaub und
Konvention, das geht auf Eichendorff zurück.

Q W as ist richtig?

Eichendorff kommt aus Eichendorff heiratet Luise


einer a Q aus Liebe,
a Q reichen Arztfamilie, b Q wegen des Geldes,
b Q reichen Adelsfamilie, c Q ] weil sie ein Kind
c armen Adelsfamilie. bekommt.
Eichendorff kommt aus Eichendorff liebt
einer Stadt in a Q die geordnete Welt
a Q Polen, des Büros,
b Q ] Schlesien, die b Q ] die freie Natur und
heute in Polen liegt, freie Menschen,
c Q der Ex-DDR. c Q sein Schloss in
Eichendorff studiert Ratibor.
a nicht, weil er kein Der Schriftsteller
Geld hat. Eichendorf zählt zur
b Q Geologie, weil ihn die a Q Spätromantik;--
Natur interessiert, b Q Frühromantik,
c Q Rechtswissenschaft. c Q ] Neuromantik.
Darsteller
Von links nach rechts:
Ältere Frau, Guido (Maler), Portier, gnädige Frau, Taugenichts, Mönch,
Leonhard (Maler), römischer Maler, Kammerjungfer, buckliges Männlein
I

Die Vögel sing en. Endlich ist der Frühling da. Ich sitze vo r der
Tür in d er S o n n e.
Da k o m m t m ein V a te r aus der Mühle.
Er a r b e i t e t se it d em frü h e n M orgen, wie im m er.
„In d er S o n n e sitz en und fa u le n z e n , das k a n n s t d u“, s a g t er zu
mir. „Du T a u g e n ic h ts U S o n n s t dich hier und mich lä s s t du alles
allein m a c h e n . Aber e s s e n w illst du dann. D am it ist j e t z t Schlu ss!
D er F rüh lin g s t e h t v o r d er Tür. Ich k a n n dich h ie r n ic h t m e h r
b ra u ch e n . Geh hinau s in die W e lt und sieh se lb st, wo du e t w a s zu
essen b ek o m m st!“
D as is t k e i n e s c h l e c h t e Id e e , d e n k e ich m ir und s e h e d en
Vögeln a u f den B ä u m e n n ach.
Ich g eh e ins Haus und hole m e in e Geige 2. Mein V a t e r gibt mir

1. r T a u g e n i c h t s , e: j e m a n d , d er fü r n i c h t s gut ist.
2. e Geige, n: (M u s i k i n s t r u m e n t ) Violine.

9
Aus dem leben eines Ta

n o c h e t w a s G e ld , u nd s c h o n g e h e ich d u r c h d a s l a n g e D o r f
hinaus.
R e c h t s und links m a r s c h ie r e n m e in e F reu n de und K a m e ra d e n
a u f die Felder und in die G ä rte n . Für m ich ist h e u te S o n n ta g . Ich
g eh e f o r t, hinau s in die W elt.

„Adieu!“ ru fe ich ihnen zu. Hören sie m ich ? Sie h a b e n a n d e r e s


zu tun, die Arm en.

Endlich liegt das D orf h in te r mir. Ich g eh e a u f d er L a n d s tra ß e


im m e r g e ra d e a u s . Ich n e h m e m e in e Geige und spiele und singe.
In die weite Welt r\i
D ie F a u len , d ie zu H a u s e lie g e n
D ie s e h e n n ic h t d a s M o r g e n r o t
S ie d e n k e n n u r a n s K in d e r k r ie g e n
An A rb eit, Müh\ a n G eld u n d B r o t

D ann h ö re ich e in e n W a g e n h in t e r mir, a b e r ich sing e m ein


Lied zu Ende:

D ie B ä c h e v on d e n B e r g e n s p r in g e n
D ie V ö g e l f l i e g e n h o c h v oll L u st
w a s s o ll ich n ic h t m it ih n e n s in g e n
s o la u t ich k a n n , a u s v o lle r B ru st?
KR
mJ ^ Aus demleben eines Taugenichts

Der W a g e n f ä h r t je t z t n e b e n mir.
Mit so e t w a s f a h r e n die r e i c h e n L e u te : e in e K u t s c h e . Zwei
e le g a n te D am en s e h e n h erau s.
Die e i n e i s t j ü n g e r u nd s c h ö n e r a ls d ie a n d e r e . A b e r s ie
g e f a lle n m ir alle beid e. Die ä l t e r e s p r i c h t m ich an: „Sie sin g e n
a b e r s c h ö n e Lieder, ju n g e r M a n n !“
S c h n e l l a n t w o r t e ic h : „ F ü r E u c h s i n g e ich g e r n n o c h v iel
s c h ö n e r e , m e in e D a m e n !“
„ W o h i n w a n d e r t Ih r d e n n a m f r ü h e n M o r g e n ? “ w ill d ie
jü n g e r e w isse n .
Tja, w o h in ? W a s soll ich s a g e n ? In eine S t a d t ...
„Nach W ie n !“ sa g e ich laut.
Die ä lt e r e lac h t und s a g t dann: „Springen Sie nur h in ten auf,
wir f a h r e n au ch n ach W ie n !“
M it e i n e m S p r u n g bin ich h i n t e n a u f d e m W a g e n und lo s
g e h t ’s! Wir f a h r e n schnell.
D a s D o r f , die G ä r t e n , d ie K i r c h t ü r m e h i n t e r m ir w e r d e n
im m e r kleiner. U n ten flieg en B ä u m e und B ü sc h e v o rü b er.
„ J u c h h u !“ r u fe ich lau t. Es ist zu s c h ö n . Ich k a n n n ic h t still
sitz en . Ich springe und t a n z e h in ten a u f der K u tsch e.
Die S o n n e s t e h t j e t z t h o ch a m H im m el. Es wird heiß. Allein
sitze ich o b en a u f der K u tsc h e und m u ss nun doch an m ein D orf
d enk en, an m e in e n V a te r und u n s e re Mühle. Wie s c h ö n kühl w a r
es d o rt zu H au se u n t e r den B ä u m e n , und wie w eit bin ich j e t z t
s c h o n f o r t ! S o ll ic h n i c h t d o c h l i e b e r w i e d e r n a c h H a u s e ?
G ed ank en vo ll s e t z e ich m ich hin und s c h la f e ein.

12
E N

Textverständ n is

O W as lst richtig (R), was ist falsch (F)?

R F
a Der Erzähler möchte zu Hause bleiben. □□
b Sein Vater arbeitet schon am frühen Morgen. □□
c Sein Vater will nicht, dass er zu Hause bleibt. □□
d Der Erzähler ist traurig, denn er will bei seinem Vater
bleiben. □□
e Auf der Straße bleibt der Taugenichts bei seinen Freunden
stehen. □□
f Der Taugenichts will wie die Faulen leben. □□
g Der Taugenichts spielt ein Musikinstrument. □□
h Der Taugenichts geht nicht lange zu Fuß. □□
Q Ergänze mit dem W ort aus der Liste.

faul Geige hinaus Kutsche Mühle w andert

a Der Vater kommt aus d e r ........................und ist böse.


b Der Taugenichts i s t ......................... und soll in die W e l t ......
c E r ......................... auf der Landstraße und s p ie lt...................
d Da nehmen ihn zwei Damen auf i h r e r ......................... mit.

W o rts c h a tz

Q Welches Adjektiv (Adverb) passt zu welcher Definition?

arm faul heiß laut müde schnell still weit

a Jemand, der keine Lust zum Arbeiten hat, i s t ......................


b Jemand, der viel spricht, ist n i c h t ..........................
c Was man nicht in der Nähe hat, das lie g t ..........................

13
d Wer wenig Geld hat, i s t ..........................
e Wenn es wärmer ist als warm, ist e s ..........................
f Wen alle hören können, der s p r ic h t..........................
g Wenn wir für die Fahrt nur wenig Zeit brauchen, fahren wir

h Wer zu wenig schläft, i s t ..........................

Q W er oder was ist schneller, am schnellsten? Sortiere die drei W örter.

Beispiel: d e r Blitz — d a s F ah rra d — d e r Zug


-» F a h rra d — Zug — Blitz

a laufen — fliegen — wandern


b Kutsche — Flugzeug — Auto
c schwimmen — laufen — fahren
d Esel — Pferd — Mensch
e Boot — Rakete — Motorrad
f Gedanke — Vogel — Wanderer

G ra m m a tik

Q Präposition und Artikel. Streiche, w as nicht passt.

a Am Morgen sitze ich (in/im ) Haus und denke nach,


b Da kommt mein Vater aus (d e r /d ie ) Küche,
c Ich soll ihm (b ei d ie/b e im ) Abwaschen helfen,
d Aber ich gehe lieber vor (d ie/d er) Tür und setze mich (in/an ) die
Sonne.
e Da kommt er auch (aus d em /v o m ) Haus,
f Er sagt: „Geh in (d ie /d e r ) Stadt und suche dir eine Arbeit!“
g Ich gehe (fü r/au f) der Straße nach Hamburg,
h Da kommt eine Kutsche und bleibt neben (m ir/m ich ) stehen,
i Ich darf mich (a n /a u f) die Kutsche setzen und mitfahren.

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0 Personalpronom en. Streiche, was nicht passt.

a Ich denke über (d ich /d ir) nach,


b Er sagt etwas zu (sie/ihr).
c Keine schlechte Idee, denke ich (m ir/m ich).
d Ich brauche (d ir/d ich ) nicht mehr,
e Ich rufe (dir/dich) morgen an.
f „Adieu!“ rufe ich (sie/ih n en ) zu.
g Im Bus spricht er (s ie /ih r) endlich an.
h Ich antworte (Ih n en /S ie) morgen.

S p rich dich aus

Q Der Vater schickt seinen Sohn fort. Findest du das normal und richtig?
In welchem Alter dürfen oder sollen Eltern ihren Kindern sagen: „Jetzt
geh!“ Dürfen oder sollen sie das nur tun, wenn die Kinder faul oder
böse sind oder gibt es noch andere gute Gründe? W ann hast du/ willst
du dein Elternhaus verlassen? Mit 16, mit 21, mit 3 0 ?

Der Taugenichts singt hier von den „Faulen“, die zu Hause liegen. W as
tun die Leute zu Hause in Wirklichkeit? W as sagen Nachbarn und
Freunde über ihn?

S c h re ib ’s au f

Du hast ein Jah r in einer deutschen U niversitätsstadt allein gelebt und


kom m st nächste W oche wieder nach Hause zu deinen Eltern zurück.
Sie freuen sich schon auf ihr Kind. Aber du bist nicht m ehr dieselbe
Person wie vor einem Jahr und m öch test jetz t anders (freier) leben.
Erkläre deinen Eltern in einem kurzen Brief, was je tz t anders werden
muss (z. B. zu den Themen a u s g e h e n , w e g fa h r e n , F reu n d e e in la d e n }
la n g e s c h la fe n ...).

15
MB Als ich w ie d e r w a c h w e rd e , s t e h t d er W a g e n u n t e r B ä u m e n
v o r e i n e m S c h l o s s . V on w e i t e m s e h e ich a u c h die T ü r m e vo n
Wien. Aber wo sind die D a m e n ?
O ben aus den F e n s te r n h ö re ich ein Lachen.
Ich springe von der K u tsc h e und g eh e ins S ch lo ss.
S e lt s a m , so ein S c h lo ss, a b e r in der V orhalle ist es sc h ö n kühl.
Ich will w e ite r hinein g eh en , a b e r da s t e h t ein Mann vo r mir. Ein
Herr! Er t r ä g t eine lange blaue J a c k e , h a t ein en silb ern en S t o c k in
der Hand und vor allem eine s e h r g ro ß e, a r i s t o k r a t i s c h e Nase.
„W as w illst du h i e r ? “ f r a g t er mich. Freundlich ist er nicht. Er
m a c h t mir Angst. Dann k o m m e n no ch a n d e re M än n er dazu, alle
in blauen J a c k e n , und se h e n m ich von o b en bis u n te n an.
„ C h a r m a n t ! “ h ö r e ich da e in e D a m e s a g e n . Sie k o m m t a u f
m ich zu und sa g t: „Die gnädige 1 Frau lä s s t fra g e n , ob Sie hier als

I
1. gnädig : a r i s t o k r a t i s c h und gut.

16
Aus demleben eines Taugenicfits

G ä r tn e r a r b e it e n w o llen .“
A rb e ite n ? Geld v e r d ie n e n ? Das Geld von m e in e m V a te r m u ss
mir bei d er F a h r t h e r a u s g e f a lle n sein.
„Gern, g nädige F ra u .“
Der M ann m it d er g r o ß e n N ase la c h t. „Für dein G eig e n sp ie l
gibt dir s ic h e r n ie m an d w as, w i e ? “
Da k o m m t au ch sc ho n d er G ä rtn e r.
„Das h at mir noch g e f e h lt“, sag t er böse. „So ein Bauernlüm m el 11
ein L a n d s tre ic h e r2 in m ein em G arten. Nun k o m m !“
Ich folge ihm in den G a rte n . Ich soll n ich t trin k en , s a g t er, und
n ic h t faul in d er S o n n e lieg en , s o n d e r n im m e r s c h ö n a r b e i t e n ,
n i c h t a n s G e i g e n s p i e l u nd a n d e r e b r o t l o s e K ü n s t e d e n k e n .
„Vielleicht wird dann noch e t w a s aus dir“, s a g t er.
Ich b ra u c h e nur im m e r „ ja “ zu s a g e n und er ist zu fried en.
So h a b e ich denn, G o tt sei Dank, A rbeit und B rot.
Das Leben im G a r te n ist nich t s c h le c h t. Ich h a b e täg lich m ein
E ssen und m e h r Geld, als ich für den W ein b ra u ch e . Leider m u ss
ich auch e t w a s fü rs Geld tun. Ich d a r f hier n ic h t sp a z ie re n g eh en
und ph ilo so p h ie ren wie die D am en und H erren . B äu m e , B ü sch e,
g rüne T em p el, das h e iß t A rbeit. E rst w en n d er G ä r t n e r f o r t ist,
k a n n ich m ich h in s e t z e n und in R uhe m e in P f e if c h e n r a u c h e n .
D a n n t r ä u m e ich d a v o n , w ie ich a ls K a v a l i e r m i t d e r j u n g e n
s c h ö n e n D am e hier sp a z ie re n g ehe und ihr K o m p lim e n te m a c h e .
O der w e n n es zu h eiß ist, lege ich m ich ins G ra s und s e h e den
W o lk e n n a c h . Und d a g e h t d a n n o f t die j u n g e g n ä d i g e D a m e
durch den G a rte n , m it d er G ita rre o d er ein em Buch in der Hand,
wie im Trau m .

1. r B a u e r n l ü m m e l , =: ( negativ ) B a u e r o h n e M a n ie re n .
2. r L a n d s t r e i c h e r , =: V a g a b u n d .

18
Gärtner im Schloss

Einmal singe ich bei der Arbeit:

W o h in ich g e h ’ u n d s c h a u e ,
In F e ld u n d W a ld u n d Tal,
V om B e r g in s H im m e lb la u e
S eh r sch ö n e, g n ä d ig e F rau e
G rü ß ich d ic h t a u s e n d M al.

Aus e in e m h a lb o f fe n e n F e n s te r, zw isch en Blum en, s e h e n do rt


zwei ju n g e s c h ö n e Augen zu mir her. Ich singe das Lied n ic h t zu
Ende und g eh e schnell w eite r.

E i n e s A b e n d s s t e h e ic h m i t d e r G e i g e a m F e n s t e r d e s
G a r t e n h a u s e s und will s p i e l e n , d e n n ich f r e u e m i c h a u f d en
S o n n t a g . Da k o m m t a u f e in m a l e in e Frau zu mir, die ich n o ch
v o m e r s t e n T a g h i e r k e n n e . Es i s t , w ie ic h j e t z t w e i ß , d ie
K a m m e r ju n g f e r L

„Hier, d as ist von der s e h r s c h ö n e n g nä d ig e n Frau, das sollt


Ihr a u f ihre G e su n d h e it t r in k e n .“ Sie s te llt mir eine F lasc he W ein
vo r die Nase, und läu ft schnell fo r t.

Ich s t e h e n o ch lange vo r der w u n d e rb a re n F la sche, spiele und


singe das Lied von d er sc h ö n e n Frau bis zu Ende und alle m e in e
Lieder, bis die N achtigallen 2 w a ch w erd e n und Mond und S t e r n e
sc h o n lange ü b er dem G a r te n s t e h e n . Ja, das ist ein m al eine gute,
eine s c h ö n e N acht.
Am Tag darau f k o m m e ich dann a b er doch ins Nachdenken. Wie
soll es w eitergeh en mit mir? Soll denn nichts aus mir w erd en ?

1. e K a m m e r j u n g f e r , n: hilft d er D a m e b e im A n z ie h e n e t c . (e J u n g f e r , n:
u n v e r h e i r a t e t e F rau ).
2. e N achtigall, en: Vogel, d er n a c h t s sin g t.

19
Aus dm LeSen eines Taugenichts

V on j e t z t an s t e h e ich im m e r s e h r fr ü h au f, n o c h v o r d em
G ä r tn e r und den a n d e re n A rb e itern . Am M orgen ist es so sc h ö n
im G a rte n . Und a u f den W e g e n , z w isch en den ho h en B äu m e n , ist
es w u n d e rb a r kühl und ruhig, wie in e in er Kirche.
Vor dem S c h lo ss, u n te r den F e n s te r n der sc h ö n e n Frau, s t e h t
ein g r o ß e r Busch. J e d e n M orgen g eh e ich als e r s t e s d orth in und
w a rte . W eiß und w a rm k o m m t sie an s F e n s t e r und s ie h t in den
G a rte n hinaus. M anch m al n im m t sie die G ita rre in den Arm und
s i n g t d a z u s o w u n d e r s c h ö n . Mir w ill d a s H e rz b r e c h e n v o r
T rau rig k eit.
So g e h t das ü b er eine W o ch e . Eines M o rgens a b er, ich s t e h e
w ied er dort, m u ss ich laut n ie sen *, im m e r w ieder.
Die s c h ö n e D am e s ie h t n ach u n te n und s ie h t m ich h in te r dem
B usch s t e h e n . Das F e n s t e r g e h t zu.
Viele Tag e g eh e ich n ic h t m e h r hin. Als ich doch w ie d er einm al
a n s F e n s t e r k o m m e , b l e i b t e s g e s c h l o s s e n . V ie r, f ü n f , s e c h s
M o rge n s i t z e ich h i n t e r d em B u sc h , a b e r sie k o m m t n ic h t a n s
F e n s te r. J e t z t h ab e ich keine A ngst m e h r und g eh e frei durch den
G a r t e n am S c h lo s s e n t la n g , v o rb e i an allen F e n s t e r n . A ber die
lieb e , s c h ö n e F rau s e h e ich n ic h t m e h r d o rt. Ein S t ü c k w e i t e r
s t e h t die a n d e re D am e am F e n s te r . Zum e r s t e n Mal se h e ich sie
m ir g en au an. Sie ist doch r e c h t sc h ö n ro t und dick, v ielleich t ein
b is s c h e n a r r o g a n t, wie eine Tulipane. Ich g rü ß e sie im m e r und sie
a n t w o r t e t m ir j e d e s Mal.
Die S c h ö n e k o m m t j e t z t n ic h t m e h r in den G a r te n und au ch
n ic h t m e h r a n s F e n s te r . Ich h a b e k eine Lust m e h r zum A rbeiten ,
und der G ä r tn e r s a g t im m e r w ieder, ich bin ein T a u g e n ic h ts.

I
1. n ie se n : „ h a t s c h i ”.

20
T extverständnis

W er m acht w as?

a Die gnädige Frau


b Der Gärtner
c Der Portier
d Der Taugenichts

] 1 lacht über den jungen Mann.


] 2 will den jungen Mann nicht als Gärtner haben.
] 3 erklärt ihm, was er nicht tun darf.
] 4 will wissen, was der junge Mann dort macht.
] 5 lässt dem jungen Mann eine Arbeit als Gärtner geben.
] 6 ist der junge Mann und wird je tz t Gärtner.
] 7 hat kein Geld.
] 8 liegt gern in der Sonne.

e Welche Antwort ist richtig?

a Was ist eine brotlose Kunst c Was macht der Gärtner im


(sagt der Gärtner)? Schlosspark nicht?
] Gärtnerei. ] Komplimente.
] Geigenspielen. Arbeiten.
] Trinken. □ Singen,
b Was raucht der Taugenichts d Für wen singt der
gern? Taugenichts?
] Zigarren. ] Für seine Freundin.
] Pfeife. ] Für die junge schöne
] Joints. Dame.
] Für seine Mama.

21
Q Die Schöne und der Taugenichts. Welche Ergänzung p asst?

a Der Taugenichts denkt, ................................................................


b Der Taugenichts s i n g t ....................................................................
c Der Taugenichts steht ...................................................................
d Der Taugenichts w a r t e t ................................................................
e Der Taugenichts will ..................... *...............................................

1 im Garten auf die Schöne


2 die schöne Frau ist die Herrin des Schlosses
3 ein Lied als Gruß an die schöne Frau
4 etwas werden
5 morgens vor dem Fenster der schönen Frau

W o rts c h a tz

Sortiere

s Auto r Baum e Blume r Busch s Fahrrad e Flöte


e Geige s Gras s Horn s Klavier e Kutsche e M argherite
r Roller e Rose r Strauch ßSEvfipe r Wagen

Pflanze Musikinstrument Fahrzeug


e Tulpe

22
G ra m m a tik

W as p asst?

Jeden Morgen a ichb ........................Fenster der Frau und


warte c ...................... sie. Eines Tages muss ich d ......................... und sie
sieht e ...................... hinter f ..........................Busch. Lange kommt sie nicht
wieder g ........................Fenster. Ich habe keine Lust mehr h L..
arbeiten.
a setze — stehe — lege
b ans — unter das — unter dem
c auf — für — vor
d genießen — niesen — geniest
e mich — mir — meins
f der — dem — den
g durch — neben das — ans
h X — zu — zum

e Wann und wo ist es p assiert? Bilde Sätze.

Beispiel: 17. M ai/ B ochu m -» Am 17. Mai in B ochu m

a 12. August/Schule .............................................................


b 16 Uhr/Wien .............................................................
c W eihnachten/Fest .............................................................
d Ostern/Gebirge .............................................................
e Ferien /S e e .................... ........................................
f ein Abend/Strand "•
g Nacht/Schloss .............................................................
h 28. Februar/Geburtstagsfeier .............................................................

23
/ y f '7 U l/

H ö r zu

H B" O Der G ärtner sucht den Taugenichts. Der liegt unter einem Busch und
liest. W as sagt der G ärtner? W as sagt er nicht?

a Du musst hier etwas für dein Geld tun. □□


b Mit deiner Musik kannst du nichts werden. □□
c Ich gehe je tz t zur gnädigen Frau und sage ihr,
dass du faul bist. □□
d Immer liegst du hier in der Sonne und schläfst. □□
e Lass die Bücher und arbeite. □□
f Mit Philosophie kannst du kein Geld verdienen. □□
Sprich dich aus

Q Jeden Morgen, wenn du aufstehst, m achst du als erstes ein wenig


Gymnastik am offenen Fenster. Und jeden Morgen steh t da ein junger
Mann eine junge Frau hinter einem Busch und sieht dir zu. Eine Tages
wird es dir zuviel. W as sagst du zu ihm /ihr?

S c h r e ib t a u f

Q Du bist der G ärtner im Schlossgarten und hast seit zwei W ochen den
Taugenichts als Hilfe. Wie arb eitet er? Ist er fleißig? Der Schlossherr
b ittet dich, einen kurzen Kom m entar über den neuen Lehrling zu
schreiben.

24
m Eines S o n n ta g s sitze ich allein in ein em B o o t am kleinen S e e
im S c h l o s s p a r k und ä r g e r e m ic h . „M o rg e n is t M o n ta g und da
m u s s ic h w i e d e r a r b e i t e n “ , s a g e ic h m i r s c h l e c h t g e l a u n t .
„W aru m bin ich n ic h t H a n d w e r k e r g e w o r d e n ? Die m a c h e n am
M o n tag blau L Am S o n n ta g g eh en sie t a n z e n und tr in k e n . Sc h o n
a u f d e m W e g t a n z e n s ie , m a c h e n M u sik und s i n g e n . D as is t
L e b e n !“
Da hö re ich von w e ite m Leute k o m m e n , la u te s S p r e c h e n und
Lachen, im m e r n ä h e r und näh er.
S c h o n k a n n ich r o t und w e iß ihre K leid er d u rch die B ü s c h e
se h e n , dann s t e h e n sie vo r mir. Eine Gruppe ju n g e r H erren und
D am en vom S c h lo ss, und m e in e beid en D am en sind u n t e r ihnen.
Ich s t e h e a u f und will schn ell W eggehen, doch sc h o n h a t m ich die
ä lt e r e von den s c h ö n e n D am en g e s e h e n .

1. blau m a c h e n : n i c h t a r b e i t e n g e h e n .

25
Aus d m L ebeneines Ta

„Ihr k o m m t j a w ie g e r u f e n ! “ s a g t sie lau t. „ F a h r t u ns d o ch


b itte ü b er den T e ic h !“
Die D a m en s t e ig e n nun ein e n a ch d er a n d e r e n ä n g s tlic h ins
B o o t und die H erren h a lte n sie an d er Hand und s e t z e n sich dann
se lb s t dazu. Alle lach en , m a n c h m a l sc h r e ie n die D am en kurz auf.
Ein Lied für sie

Die s c h ö n e Frau s itz t da und s ie h t still ins W a s s e r , wo sich ihr


Bild sp ieg elt wie ein Engel, der leise durch den Himmel zieht.
Die lustige Dicke h a t eine Idee. Ich soll ihnen e t w a s Vorsingen.
Ich a b e r s a g e , ich k e n n e kein Lied fü r die H e rre n und D a m e n .
A ber au ch die K a m m e r ju n g f e r sitz t m it im B o o t und sa g t:
Aus demLeben eines Taugenichts

„Ach n ein ? Sie sing en doch s o n s t im m e r ein s c h ö n e s Lied von


e in e r s e h r s c h ö n e n F ra u !“ „Ja, das m ü s s e n Sie s i n g e n !“ r u ft die
dicke Dam e. Ich w erd e ganz rot. Da s ie h t mir die S c h ö n e kurz in
die A u g e n , ich d e n k e n i c h t m e h r la n g e n a c h und b e g i n n e zu
singen.

W o h in ich g e h u n d s c h a u e ,
In F e ld u n d W a ld u n d T al
V om B e r g h in a b in d ie A u e 1
S e h r s c h ö n e , h o h e F ra u e,
G rüß ich d ic h t a u s e n d M al.

In m e in e m G a r te n f i n d ich
V iel B lu m en , s c h ö n u n d fe i n ,
D ir d a r f ich k e i n e s c h e n k e n ,
Du b is t zu h o c h u n d s c h ö n .
D a r f a b e r a n d ic h d e n k e n ,
Im H er z en b l e i b s t du m ein .

Die H erren s e h e n m ich an und lach en leise. Endlich k o m m e n


wir a n s a n d e re Ufer. Die D am en und H erren g e h e n an Land. Ein
Herr m it Brille gibt m ir die Hand und s a g t m ir e t w a s , ich w eiß
n ic h t m e h r w a s . Die S c h ö n e g e h t m it d en a n d e r e n f o r t , o h n e
m i c h a u c h n u r a n z u s e h e n . Als ich a ll e i n b in , s t e h e n m ir die
T rä n e n in den Augen. Das Herz will mir b r e c h e n vor S c h m e rz . Sie
ist so sch ö n , d en k e ich, und ich so arm und allein a u f der W elt.
Ich lege m ich u n te r den n ä c h s t e n Busch und w eine.

1. e Aue, n: W i e s e .

28
T extverständnis

Q W as ist richtig?

1 Der Taugenichts sitzt am Sonntag


a Q unter einem Busch.
b [] in einem Boot.
2 Da kommen
a Q Damen und Herren,
b □ nur die beiden Damen.
3 Der Taugenichts soll die
a Q Damen und Herren ins Boot setzen,
b Q Gruppe über den See bringen
4 Einer der Herren
a Q möchte den Mann aus dem Volk singen hören,
b Q meint, Volksmusik ist oft primitiv.
5 Die junge gnädige Frau sitzt auch im Boot,
a Q sagt aber nichts.
b Q und will ein Volkslied hören.
6 Der Taugenichts darf ihr keine Blumen schenken, denn sie
a Q steht sozial höher als er.
b Q ist größer und schöner als er.
7 Nach der Fahrt ist der Taugenichts traurig, denn er
a \~\ ist ein armer Mann und die gnädige Frau ist eine Dame,
b Q hat nicht so gut gesungen, wie er wollte.

0 Beantw orte kurz die Fragen.

a Der Taugenichts ist neidisch auf die Handwerker, das heißt:


er findet ihr Leben schöner als seins. Warum?
b Der Taugenichts möchte nicht singen. Warum nicht?
c Wie sieht er die Reaktion der Herren?

29
W o rts c h a tz

Q Nochmals Adjektive. Diesmal ohne Hilfe! Setze die Gegenteile ein.

a Um sechs Uhr ist es noch dunkel, um acht Uhr ist e s .......................


b Die ältere ist dick, die j ü n g e r e .......................
c Der Film ist traurig, aber der junge Mann findet i h n .......................
d Die Großstadt liegt weit von hier, das S c h lo s s .......................beim
Dorf.
e Der Lehrer schreit laut: „Warum seid ihr n ic h t......................? “
f „Der gelbe Pullover ist noch nass!“ „Dann zieh den roten an, der ist
M

g Unsere Kasse ist leer, aber euer Portemonnaie i s t .......................


h Zu Fuß sind wir langsam, mit dem F ah rrad ......................
i Der Gärtner ist fleißig, der Taugenichts i s t .......................
j Ein Deutschkurs ist teuer, ein D eutschbuch .......................

G ra m m a tik

Q Adjektivdeklination. Wie heißt die richtige Endung? Streiche, was


nicht passt!

a Ich habe keine trocken(e/en) Strümpfe,


b Da ist ja schon wieder der faul(e/er) Gärtner,
c Ich suche ein billig(e/es) Deutschbuch,
d Da steht noch eine voII(e/en) Flasche,
e Er kauft sich ein schnell (en/es) Auto,
f Ich will einen langsam(en/e) Wagen,
g Das ist ein Iustig(e/er) Mann,
h Hast du die dick(e/en) Pullover gesehen?

30
0 Präpositionen. Steht links von dir der eine und rechts von dir der
andere? Dann steh st du zw isch en zwei Personen. Stehen aber viele
Leute um dich herum, steh st du u n ter vielen Menschen. Einfach, oder?
W as p asst? u n ter oder z w isch en ?

a Endlich w ie d e r.......................Menschen.
b Er setzt s i c h .......................Susanne und Anna.
c Es gibt eine Diskussion.......................zwei Politikerinnen.
d Ich fahre nicht nach Rimini so vielen Deutschen fühle
ich mich nicht wohl.
e .......................seinen Büchern muss auch noch das alte Deutschbuch
sein.

S prich dich aus

Rangdifferenzen. Er ist arm und sie ist reich, sie hat studiert und er ist
Handwerker, sie ist adlig (eine A ristokratin), er ein Arbeiter (oder
u m gek eh rt)... Können sie sich lieben? Können Sie heiraten? Ist das für
M änner und für Frauen dasselbe? W arum ist die Situation des
verliebten Taugenichts besonders problem atisch?

S c h re ib ’s auf

E r/sie liebt dich und hat dir einen Liebesbrief geschrieben. Er/sie
gefällt dir auch, aber ihr kennt euch noch gar nicht und habt noch nie
m iteinander gesprochen. Wie könnt ihr euch besser kennen lernen?
Schreibe ihm /ihr einen kurzen Brief.

31
S c h lo ss zu mir. „Du so llst s o f o r t zum A m tm a n n 1 k o m m e n !“ Ich
ziehe mich schnell an und g eh e dem lustigen S c h r e ib e r n ach . Im
Büro is t es n o c h n ic h t hell, a b e r d er A m t m a n n s i t z t s c h o n an
s e in e m S c h r e ib tis c h , die P erü ck e a u f dem Kopf, und s ie h t m ich
an.
„Wie h e iß t Ihr und w o h e r k o m m t Ih r ? “ will er w issen .
Ich s a g e es ihm.
„K önnt Ihr lesen, s c h r e ib e n und r e c h n e n ? “
Ich sag e: „Ja.“
„ Ja d a n n . Die E i n n e h m e r s t e l l e i s t f r e i . Ihr h a b t E u c h g u t
g e f ü h r t , m a n is t m it Euch z u f r i e d e n , kurz: Ihr s o ll t die S t e l l e
b e k o m m e n . Ab s o f o r t k ö n n t Ihr im Zollhaus w o h n e n !“

1. r A m t m a n n , "er: or g a n isie rt die b ü ro k r a tis c h e S e ite des S c h lo s sleb en s.

32
Eine neue Stelle

Das la s se ich mir n ic h t zw eim al sag en .


Das Zollhäuschen h a t ein ro te s Dach und einen kleinen G a rte n .
Es liegt a m Rand d es S c h lo s s p a r k s an d er L a n d s tr a ß e , und der
E i n n e h m e r m u s s b e i v o r b e i f a h r e n d e n H ä n d l e r n d e n Zoll 1
k a s s ie re n .
Der a lte E in n e h m e r ist vo r ein p a a r T a g en g e s t o r b e n und im
H ä u s c h e n l i e g e n n o c h s e i n a l t e r w a r m e r S c h l a f r o c k , d ie
P a n t o f f e l n und ein p a a r lan g e P fe if e n . Das wird ein b e q u e m e s
Leben, d enk e ich mir, so wie bei uns zu Hause a u f d em D orf der
P fa r r e r g e le b t hat.
Den g a n z e n Tag sitze ich im S c h la f r o c k vor m e in e m Haus a u f
d e r B a n k , r a u c h e P f e i f e und s e h e d e n L e u t e n zu, die a u f d e r
L a n d s tr a ß e v o rb e ik o m m e n . Ob einm al je m a n d au s m e in e m D orf
k o m m t und m ich so s i e h t?
So sitze ich da und d enk e n ach. Aller A nfan g ist sc hw e r, sag e
ich mir, und das b e q u e m e Leben ist doch auch eine g u te S a c h e .
Nie w ie d er will ich a u f R eisen g eh en .
V i e l l e i c h t k a n n ic h a u c h e i n w e n i g G e ld s p a r e n w ie d ie
a n d e r e n und e s zu e t w a s G r o ß e m in d e r W e l t b r i n g e n . Und
n a tü rlich denk e ich au ch o f t an die s c h ö n e Frau.
Der a lte E in n e h m e r h a t t e im G a r te n K a r to ff e l n und G e m ü se
a n g e b a u t . Das k an n n ic h t so bleiben. Ich m a c h e m ich gleich an
die A rbeit und pflan ze die s c h ö n s t e n B lum en. J e d e n Tag binde ich
ein en S t r a u ß 2 der s c h ö n s t e n Blum en, die ich h abe. Den lege ich
ab en d s, w en n es dunkel ist, a u f ein en Tisch im S c h lo ssp a rk . Und
je d e n Abend, w en n ich den n eu en S t r a u ß bringe, ist der a lte fo r t.

1. r Zoll, "e : m u s s m a n bei Im p o r t und E x p o r t von G ü t e r n b e z a h l e n .


2. r S t r a u ß , Me: m e h r e r e B lu m e n z u s a m m e n , g e b u n d e n .

33
Aus demLeben eines Taugenichts

D er P o r t i e r v o m S c h l o s s m i t d e r g r o ß e n N a se , d e r k o m m t
j e t z t o f t zu mir und sitz t je d e n Abend n e b e n mir a u f der Bank.
„B lu m en im G a r t e n “, s a g t e r j e d e s Mal, „ m a c h e n dich n ic h t
s a t t , m ein F reu n d .“
E i n e s A b e n d s s i t z e ic h w i e d e r n e b e n ih m v o r m e i n e m
H äu sch e n und ra u ch e m e in e P feife.
Die S o n n e g e h t u n t e r und das Land l e u c h t e t ro t, die D onau
zieh t golden in der F ern e vorbei.
Aus den B erg en h ö rt m an H ö r n e r 1 und Hundegebell.
„Die H e r r s c h a f t e n s in d a u f J a g d 2? “ Ich s p r i n g e a u f . „Die
Jä g e re i! Das ist ein B e r u f !“
Der P o rtier bleibt sitzen . „Das d e n k s t du dir so. Ich h a b e das
auch einm al g e m a c h t . Man b e k o m m t H u sten und S c h n u p fe n von
den n a s s e n F ü ß e n !“
Das ist zu viel.
Ich s c h r e i e : „ T r o c k e n e F ü ß e ! H a b t Ih r n i c h t s a n d e r e s im
K opf?“
Ich will ihn n i c h t m e h r s e h e n . N i c h t s e i n e n l a n g w e i l i g e n
M antel, n ic h t sein e P fe ife und n ich t die S c h n u p f e n n a s e !
„Herr P o r ti e r !“ sa g e ich laut. „L asst m ich in Ruhe! G eh en S ie !“
Der P o r tie r s ie h t m ich an und s a g t n ich ts. Er d en k t sich er, ich
bin v e r r ü c k t 3 g ew o rd en . Er läu ft schnell zum S c h lo ss zurück.
J e t z t m u ss ich doch lachen . Der a r m e Portier! Aber endlich ist
e r w eg . Es is t a u c h Z e it f ü r m e i n e n B l u m e n s t r a u ß . Ich s t e h e
sc h o n am G a r t e n t i s c h und will den S t r a u ß hinleg en, da k o m m t
j e m a n d . Es i s t ... m e i n e S c h ö n e in e i n e m g r ü n e n J a g d k l e i d .

1. s H orn, "e r: M u s i k i n s t r u m e n t .
2. e Ja g d : T ie re im W ald und a u f d em Feld t ö t e n .
3. v e r r ü c k t : p s y c h i s c h k ra n k .

34
Aus (fern Leben eines Taugenichts

L a n g s a m r e i t e t sie a u f i h r e m P f e r d d u r c h d e n P a r k . Soll ich


w e g la u fe n ? Es ist zu sp ät. Sie h a t m ich sc h o n g e s e h e n . Sie hält
d a s P f e r d a n . Ich n e h m e d ie B l u m e n , g e h e l a n g s a m zu ih r.
„ S c h ö n s t e g n äd ig e Frau, n e h m t au ch d ie se n B lu m e n s t r a u ß von
m ir, und a lle B lu m e n a u s m e i n e m G a r t e n und a l l e s , w a s ich
h ab e.“
S i e h t s i e b ö s e a u s ? N e in , s ie s c h a u t a u f d e n B o d e n . V o n
h i n t e n , a u s d en B ü s c h e n h ö r t m a n s c h o n a n d e r e D a m e n und
H erren k o m m e n . Die S c h ö n e n im m t schn ell m e in e n S t r a u ß und
r e i t e t fo r t.

S e it d ie se m Abend h a b e ich k eine Ruhe m ehr. Ich k ann n ich t


ein m al m ehr rechnen. W enn d ie Sonne durch den
K a s t a n ie n b a u m a u fs P apier sc h e in t, dann s ie h t die A cht aus wie
die d ic k e D a m e , die Zwei w ie ein F r a g e z e i c h e n und die a r m e
Null ... ich k o m m e ganz d u rch ein a n d er.

36
Textverständnis

Q W as ist richtig?

1 Der Taugenichts soll zum Amtmann, denn


a Q der will ihn kennen lernen.
b l er soll nicht mehr als Gärtner arbeiten.
2 Der Taugenichts braucht jetz t
a Q nichts mehr zu tun.
b Q nur noch den Zoll kassieren.
3 Jeden Abend
a Q bindet er der schönen Frau je tz t einen Blumenstrauß,
b Q pflanzt er Blumen und hört die Frauen im Schlossgarten
sprechen.
4 Der Taugenichts findet Jagen
a Q wunderbar.
b \~\ ungesund.
5 Der Taugenichts ist auf den Portier böse, denn der
a Q denkt nur an praktische Dinge.
b Q trägt einen langweiligen Mantel.
6 Als er die schöne gnädige Frau sieht,
a Q läuft er, die Blumen in der Hand, weg.
b Q gibt er ihr die Blumen persönlich.
7 Nach dem Treffen
a Q] hat er Schwierigkeiten beim Rechnen,
b Q denkt er immer öfter an die dickere Dame.

^ Interpretation

a Der Erzähler beschreibt den Amtmann fast wie eine Karikatur.


Was ist an seinem Bild typisch für das Klischee des Bürokraten?
b Was für ein Typ ist der Portier? Gibt es solche Menschen auch
heute?
c Der Taugenichts selbst wird ein wenig dem alten Einnehmer
ähnlich. Wie? Aber es gibt einen großen Unterschied. Welchen?

37
W o rts c h a tz

Q W as passt w o?

r Blumenstrauß ejag d s Leben e Perücke


e Pfeife s Rechnen r Schlafrock r Zoll

a Zum Geburtstag bringe ich ihr immer e i n e n .............................


b Sie will nicht immer blond sein und trägt jetz t oft eine grüne

c Ich sitze abends gern am Kamin und rauche m e in e .............................


d Viele Männer gehen im Herbst auf d i e .............................
e Nicht nur das Lesen und Schreiben muss man lernen, sondern auch
das Denken und d a s .............................
f Nach dem Waschen setze ich mich i m ...........................in den Sessel
und lese noch ein bisschen.
g Das wichtigste ist für mich, ein b e q u e m e s ............................ zu führen.
h In der Europäischen Union bezahlen wir k e in e n .............................an
der Grenze.

0 W elches Adjektiv passt wo?

bequem hell lustig nützlich

a .............................: Die Geschichte ist zum Lachen. Der Sekretär macht


sich keine Gedanken und lacht viel.
b ............................ : Die Sonne scheint und ich kann alles gut sehen.
Oder jemand hat eine Lampe angemacht.
c .............................: Ich sitze gern stundenlang in diesem Sessel. Ich
trage diesen Mantel gern, er ist weit und macht mir keine
Probleme.
d ............................ : Einen Hammer kann ich gut gebrauchen. Kartoffeln
im Garten — da hat man immer etwas zu essen. Aus diesem Buch
kann ich viele praktische Dinge lernen.

38
G ra m m a tik

Groß und klein. Trenne die W örter der Satzschlangen und schreibe die
Anfänge der Substantive groß.

Ichsitzenebenihmvormeinemhäuschenundwirsprechenüberdiejagd.
Ichlegeeinenneuenstraußhin, dennderalteistfort.
Amabendtrageicheinenaltenundbequemenschlafrock.
Dereinnehmerfragtmichnachmeinenrechenkenntnissen.
Dasrechnenundlesensindsehrwichtigfürspätereeinnehmer.

Q E rk en n st du die K om parative? Wie h eißt die G rundform des


Adjektivs?

a länger — ................................ d jünger — .................................


b gnädiger — ............................ e näher — ..................................
c höher — .................................. f teurer — .................................

S prich dich aus

Q Arbeitswelten

Der Handwerker (die Handwerkerin) arbeitet in der W erkstatt, der/die


Beamte (im Schloss ist es ein Amtmann) arbeitet im Büro, Gärtner und
Gärtnerin — im Garten, oder, wie man auf Deutsch sagt, im Freien.
Der eine tut etwas mit den Händen, der andere mit dem Kopf, der eine
hat es immer warm, der andere mal warm mal kalt, der eine hat
Kontakt mit anderen Menschen ... Wo m öchtest du am liebsten
arbeiten und warum?

0 Schön oder nützlich?

Der eine trägt im Winter einen dicken warmen Mantel, auch wenn das
nicht so schön ist, der andere trägt lieber etwas Elegantes und riskiert
auch einen Schnupfen. Und du? Lieber Kartoffeln oder lieber Blumen
im Garten? Lieber bequeme Möbel oder einen Designer-Stuhl?

39
B B 1 Auch das S itz e n vor d er Tür m a c h t mir k ein en S p a ß m e h r.
W e r d e n m ir n ic h t die Beine im m e r län g er vor L an gew eile? Ich
glaube, au ch die Nase.
Ab und zu h ä lt ein e K u ts c h e vo r d em Haus, ein e freu n d lic h e
ju n g e D am e w ü n s c h t mir ein en G u ten T a g , ich k a s s ie r e m ein Geld
und sie f ä h r t w e ite r. Noch lange bleibe ich dann s t e h e n und se h e
d em W a g e n n ach . W a ru m f a h r e ich n ic h t m it? W eit, w eit f o r t ?
Meine B lu m en sträu ß e lege ich im m er noch je d e n Abend au f den
G arten tisch, doch am Morgen liegen sie noch da wie g este rn . Bald
binde ich keine S trä u ß e m ehr. Die Blumen in m e in em G arten , die
lasse ich j e t z t w a ch se n 1} ohne e tw a s zu tun. Sch on sieh t m an sie
n i c h t m e h r , u n t e r d e m U n k r a u t 2. S o w ild u n d b u n t u n d
durcheinander sieh t es auch in m ein em Herzen aus.

1. w achsen : grö ßer w erden.


2. s U n k r a u t , " e r: P fl a n z e n o h n e S c h ö n h e i t und o h n e F u n k tio n .

40
Blumen für die Gärtnerin

So liege ich w ie d er ein m al s c h le c h t g e la u n t im F e n s te r , als die


K a m m e r ju n g f e r vo m S c h lo ss zu mir k o m m t und vo r mir s t e h e n
b le ib t. „H ört, d er g n ä d ig e H err ist g e s te r n von e in e r R eise
z u r ü c k g e k o m m e n .“
„So?“
Ich w eiß n ic h ts von e in er R eise. I n t e r e s s ie r t m ich au ch nicht.
„ Sich er f r e u t sich sein e T o c h t e r , die ju n g e g nädige Frau, s e h r “,
sa g e ich.
Ih r w i s s t aber w irk lich gar n ic h ts !“ a n tw o rtet d ie
K a m m e r ju n g f e r . „Nun“, sp rich t sie w e ite r, „ h eu te Abend gibt es
ein F e s t im S c h lo ss und M ask e rad e. Meine g nädige Frau g e h t als
G ä rtn e rin ! Und Sie h a b e n doch so s c h ö n e Blum en im G a r te n ...“
S e lt s a m , d enk e ich. Da s ie h t m a n doch nur U n k raut. Aber die
K a m m e r ju n g f e r s p r i c h t w e ite r : „Und als G ä r tn e r in b r a u c h t die
g n ä d ig e F rau B lu m e n , a b e r g a n z f r i s c h e . Sie s o lle n ihr w e lc h e
b rin g e n . H e u te A bend u n t e r d em g r o ß e n B ir n b a u m im G a r t e n
sollen Sie a u f sie w a r t e n . “
Das k ann n ich t sein! Die s c h ö n e g nädige Frau ...! Ich laufe vor
d as Haus, wo die K a m m e r j u n g f e r s t e h t . Sie s i e h t m ich an und
m u ss lachen : „Im S c h la fro c k ! Ist der h ä s s lic h !“
Ich will ihr schnell ein en Kuss g e b e n , a b e r der S c h la f r o c k ist
zu lang und ich falle a u f die Nase.
Die K a m m e r ju n g f e r läu ft weg. Ich h ö re sie n och lange lach en .
Die g nädige Frau d e n k t also n o ch an m ich und m e in e Blumen!
Ich g e h e in m e in G ä r t c h e n . E r s t m u s s d as U n k r a u t w eg! D ann
sie h t m a n w ie d er die Blum en. Die R o se ist wie ihr Mund, die Lilie
l ä s s t m e l a n c h o l i s c h d e n K o p f h ä n g e n w ie s ie ... Ich le g e die
s c h ö n s t e n B lu m en z u s a m m e n .

41
Aus demleben eines Taugenichts

V o ll e r f r ö h l i c h e r G e d a n k e n g e h e ich in d en P a r k . Es w ird
dunkel. Vom S c h lo ss k o m m t T an zm u sik .
Ich höre die D am en und H erren s p re c h e n und lach en. Dann ist
es w ie d er still. Lange Zeit s t e h e ich da u n t e r dem B irn b au m und
w a r t e . Es k o m m t n ie m a n d . Ich s t e i g e a u f den B a u m . Von h ie r
o b en k ann ich die Musik b e s s e r h ö ren und auch durch die g ro ß e n
F e n s t e r in s S c h l o s s h i n e i n s e h e n . D a m e n und H e r r e n t a n z e n
d u rch ein an d er. M anchm al legen sich zwei ins F e n s t e r und se h e n
in den G a r t e n . Mich k ö n n e n sie n ic h t s e h e n . Ich s i t z e h ie r im
D unkeln a u f d em B au m . Ich w e rd e tr a u rig . „Da t a n z t sie n u n “,
sa g e ich mir. „An dich und d eine B lu m en d e n k t sie n ic h t m e hr.
Alle sind f r ö h lic h , nur f ü r dich i n t e r e s s i e r t s ich n ie m a n d , wie
im m er. J e d e r h a t sein en Platz a u f der W elt, sein e w a r m e Küche,
sein e T a s s e K a ffe e , sein e Frau, sein Glas W ein zum Abend. Und
wo ist m ein P latz? Ich k o m m e j a doch im m e r zu s p ä t a u f d ie ser
W elt.“
Da hö re ich zwei F rau en leise sp re ch e n .
Im M ondlicht se h e ich die K a m m e r ju n g f e r und h in te r ihr — die
G ä rtn e rin . Endlich! Ich will s c h o n vo m B aum springen, da n im m t
sie ihre M aske ab. Es ist n ic h t die sc h ö n e , es ist die ä lt e r e gnädige
Frau!
„W o i s t e r d e n n n u r ? “ f r a g t s i e . „ Ic h b r a u c h e d o c h d ie
B lu m e n !“
„Das ist t y p i s c h ! “ a n t w o r t e t die K a m m e r j u n g f e r . „D er liegt
sic h e r u n t e r ein em B usch und s c h l ä f t . “
Auf ein m al wird die Musik se h r laut.
„V ivat!“ ru fen die Leute.
„ K o m m , w ir m ü s s e n z u r ü c k ins S c h l o s s “, s a g t die g n ä d ig e
Frau. Sie n im m t ihre M aske w ie d er vor und g e h t zum S ch lo ss.
Aus demleben eines Taugenichts

J e t z t s t e h t ein e G rup pe von M u sik e rn im G a r t e n und s p ie lt


eine s c h ö n e S e r e n a d e . Oben a u f dem Balkon g e h e n die Tü ren auf.
Ein h o h e r Herr, s e h r e le g a n t a n g e z o g e n , f ü h r t ein e ju n g e D am e
an der Hand a u f den Balkon. Es ist — die ju n g e g nädige Frau, in
ein em w e iß e n Kleid.
Die L e u te im G a r t e n r u f e n j e t z t i m m e r w ie d e r „ V iv a t !“ Ich
s c h r e ie mit. Dann g e h e n sie w ie d er hinein. Es wird w ie d er dunkel
um m ich . J e t z t v e r s t e h e ich. N ich t die j u n g e h a t m ic h um die
B lu m en g e b e t e n , s o n d e r n die ä lt e r e ! N atü rlich , d en n die ju n g e
h a t j a ... W ie dum m bin ich doch!

L a n g e s i t z e ich d o r t o b e n a u f d e m B a u m und t r ä u m e . Am
f rü h e n M orgen w a c h e ich auf. Die e r s t e n Vögel sing en n e b e n mir.
Es ist kühl. Im S c h lo s s ist es ruhig, im G a r t e n ist kein M e n sc h
m ehr.
Von hier o b en k ann ich w eit ins Land hinau s se h e n . Die Donau
zw isch en den B erg en , die L a n d s tra ß e , alles liegt vor mir.
Ich m u ss f o r t, hinau s in die W elt.
Ich sp rin ge vo m B au m und g eh e la n g s a m durch den P ark zu
m e i n e m H ä u s c h e n z u r ü c k . Im Z i m m e r l i e g t n o c h d a s g r o ß e
R e ch n u n g sb u ch a u f dem Tisch. An d er W and h ä n g t die Geige. Ich
n e h m e sie in den Arm.
S c h la fro c k , P a n to ff e ln , P fe ife n la s se ich liegen und g ehe, arm
wie ich g e k o m m e n bin, aus m e in e m H ä u sch e n a u f die L a n d s tra ß e
hinaus.
Das S c h lo s s , d er G a r t e n und die T ü r m e von W ie n sind bald
n i c h t m e h r zu s e h e n . Z w i s c h e n g r ü n e n B e r g e n , d u r c h lu s ti g e
S t ä d t e und D ö rfe r w a n d e re ich w e ite r. W o h in ? Nach Italien!
T extve rstän d n is

Q W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?

R F
a
b
Der Erzähler bringt noch Blumen, aber niemand holt sie.
Da soll er eines Tages der gnädigen Frau Blumen für
□□
ihren Garten bringen. □□
c Er denkt, sie sind für die schöne junge Dame. □□
d
e
Aber es kommt die ältere und er gibt ihr die Blumen nicht.
Er springt vom Baum und legt sich schlafen.
□□
□ □

W as passt wo?

Balkon Birnbaum bleiben Garten im mer länger


Kammerjungfer liegen Maske

a Vor Langeweile werden die Beine des Erzählers.....................


b Seine Blumensträuße b leib e n ..............................
c Das Unkraut w ächst i m ..............................
d Eines Tages kommt d i e ..............................
e Er w artet erst unter, dann auf d e m ..............................
f Die Dame trägt e i n e ..............................

g Die jüngere kommt mit einem eleganten Herrn auf den

h Unser Taugenichts will nicht m e h r ..............................

W o rts c h a tz

Q Im Garten w ächst vieles, aber nicht alles ist essbar. W as?

| |r Apfel Q r Busch | |e Lilie


| |r Baum Q s Gras Q e Rose
| |e Birne Q e Kartoffel O r Strauch

45
G ram m atik

Q Bewegung oder Zustand? s e t z e n /s te lle n /le g e n — s it z e n /s te h e n /lie g e n .


Streiche, was nicht passt.

a Die Blumen (le g e /s te lle ) ich in die Vase,


b Der Portier (setzt/sitzt) sich auf die Bank,
c Der Erzähler (lie g t/leg t) wieder einmal im Gras und schläft,
d Er (lieg t/leg t) den Blumenstrauß auf den Tisch,
e Ich (ste lle/steh e ) im Regen und warte,
f Das Fahrrad (steh t/stellt) im Regen und wird nass,
g Wir (setz e n /s itz en ) den ganzen Tag vor dem Fernseher,
h (.L eg en /L ieg en ) wir den Stein ins Gras!

Q W elcher K om parativ? w ie oder a ls ?

a Ich bin zwei Meter größer (w ie/a ls) du.


b Ich kenne keinen, der so dumm ist (w ie/als) du.
c Das ist am Ende so teuer (w ie/als) ein Wochenende in Dubai!
d Ich kenne ihn so gut (w ie/als) dich!
e Das ist am Ende teurer (w ie/als) ein Wochenende in Madrid,
f Er ist nicht ganz so klein (w ie/als) du.

Q W elches Personalpronom en? Streiche, was nicht passt.

a Ich liebe dich nicht so sehr wie (er/ihn ).


b Ich bin klüger als (d ich /d u ).
c Er sieht besser aus als (m ich /ich ).
d Ich helfe der lieber als (ihn /ihm ).
e Opa gibt mir mehr Geld als (dich/dir).
f Heini spricht je tz t besser Deutsch als (dich/du ).
g Ich sehe sie nicht so oft wie (ih r/ih n en ).
h Wir gehen nicht so oft mit ihnen aus wie mit (ih r/eu ch ).

46
marwa
I ü B
k. \ 9 i
u N G E N

H ö r zu

m o W as feiern die Leute hier?

Nr. Fest Information


Weihnachten Was gibt es heute?
80. Geburtstag von Opa Peter Was tut er gern?
18. Geburtstag von Peter Was darf er je tz t?
Hochzeitstag Warum sind sie immer noch
zusammen?
Hochzeit Wann sollen sie Kinder
bekommen?

S prich dich aus

Q Da oben auf dem Balkon steh t die F rau /der Mann deines Lebens neben
einem /einer anderen. Unten stehen Freunde und Verwandte und
rufen „Hoch!“. Da kannst du nicht Zusehen. Da m usst du etw as sagen.
„Halt!“ rufst du, und ...

S c h re ib ’s au f

Q W ortlos geht der Einnehmer fort. Das ist nicht n ett. Ein kurzes
Briefchen auf dem Schreibtisch k ostet ihn sicher nicht zu viel Arbeit.
W as schreibt er?

47
Bgfr Nach Italien! Aber wie k om m e ich dahin?
Ich ste h e an einer Kreuzung. Eine L an d straß e fü h rt in die Berge,
die and ere in den Wald.
Endlich k o m m t ein B a u e r. Er ist e l e g a n t a n g e z o g e n . R ichtig,
h eu te ist Sonntag.
Ich fr a g e ihn: „Können Sie mir n ic h t sag en , wo der W eg n ach
Italien g e h t ? “
Der Bauer bleibt steh en , sieht mich an, sa g t nichts.
Ich s a g e n o c h e i n m a l : „N ac h I t a l i e n , w o die P o m e r a n z e n 1
w a c h s e n !“
„P om eran zen? Nie g e h ö rt!“ sa g t der Bauer und g eh t weiter.
W a s soll ich nun tu n ? In mein Dorf zurück? Das geht nicht.
Der P o r tie r m it d er a r i s t o k r a t i s c h e n Nase, d er h a t es im m e r
g esag t: „Mein lieber Herr Einnehmer! Italien ist ein sc h ö n e s Land,
da ist das Leben leicht und m an kann in der Sonn e liegen.

1. e P o m e r a n z e , n: S ü d f r ü c h t e wie Z itro n en .

48
Auf Reisen

Da w ä c h st alles wie von selb st und w enn Sie die T a r a n t e l 1 beißt,


dann können Sie auch schön ta n z e n !“
„Nach Italien, nach Italien!“ rufe ich aus und laufe au f der S tr a ß e
w eiter. Aber der richtige W eg kann das nich t sein. Bald s t e h e ich
m i t t e n in e in e m W ald , und von d er L a n d s t r a ß e s e h e ich n ic h ts
m ehr. W o bin ich? Niem and ist zu s e h e n . Ich h ö re nur die Vögel
singen.
„Der liebe G o t t “, denke ich mir, „führt mich sich er.“ So gehe ich
w e ite r , in die B e rg e hinein. Ich n e h m e die G eige und spiele alle
m eine liebsten Stücke.
Doch der Wald hat kein Ende. Es ist j a sehr schön hier, a b er es ist
bald Abend. In einem Tal höre ich einen Hirten 2 Flöte spielen. Der
liegt da im Gras und h a t nichts a n d ere s zu tun. So ein Faulenzer!
Und ich muss w andern, im m er weiter.
„Hallo, wo ist denn das n ä c h ste D o r f? “ rufe ich ihm zu.
„Da h in te n “, a n tw o r t e t er kurz. Da seh e ich auch nichts als Wald.
Aber w as soll ich schon tu n ? Langsam wird es dunkel. Ich b ek o m m e
Angst. Da h ö re ich Hundegebell. Ein S tü c k w e ite r se h e ich ein en
s c h ö n e n g r ü n e n P l a t z . K i n d e r s p i e l e n d o r t . Es g i b t a u c h ein
W ir t s h a u s . B a u e rn sp ie le n da K a r t e n . V or d er T ü r s i t z e n ju n g e
Männer, Mädchen n eben sich.
Ich denke nicht lange nach, n eh m e m eine Geige aus der T asch e
und spiele ein lustiges Lied. Die M ädchen springen auf, die Alten
lach en . Dann legen au ch die B u r s c h e n ihre P fe ife n w eg und alle
tanzen . Sie haben Spaß dabei, das sieh t man. Eine von ihnen k o m m t
zu mir und will mir ein kleines Silb e rstü ck geben. Meine T a s c h e n
sind leer, a b er ich sage ihr: „B ehaltet Euer Geld!“

1. e T a r a n t e l , n: e i n e Art S p in n e.
2. r H irte , n: p a s s t a u f die T i e r e auf.
Aus demLeben eines Taugenichts

Ich spiele nur aus Freude. Endlich wieder u nter M enschen!


Ein hüb sch es Mädchen mit einem g roßen Glas Wein k o m m t zu
mir.
„Musikanten haben Durst, o d e r ? “ fra g t sie. Ich trinke es so fo rt
leer. Sie trink t auch und sieht mir in die Augen. Fröhlich spiele ich
w eiter. Doch es ist schon spät. Langsam wird es still und leer vor
dem W irtshaus. Auch das Mädchen, das mir den Wein g eb ra c h t hat,
geh t nun zum Dorf, a b e r es g e h t se h r lan g sam . Sie bleibt st e h e n
und s u c h t e t w a s . Ich g e h e zu ihr. „ E tw a s v e r l o r e n , s c h ö n s t e s
F räulein?“ „Ach n ein “, sa g t sie und wird bis über beide Ohren rot.
„Hier ist eine Rose. Wollt Ihr sie h a b e n ? “ Ich danke und n eh m e die
Blume. Sie sieht mich freundlich an. „Ihr spielt sehr s c h ö n “, sag t sie.
„Danke“, an tw o rte ich. „Das ist so eine Gabe G o tte s .“
„Hier bei uns gibt es nur wenige M usikanten. Ein Musikant wie
Ihr kann da g u tes Geld verdien en . Mein V a te r spielt e t w a s Geige
und ha t gern G äste — und mein V a te r ist seh r reich.“
Sie la ch t: „Aber Ihr s e h t s e h r k o m isch aus b eim Geigen! Der
K o p f ...“
„Teuerste Jungfrau, das ist bei uns G eigen-Virtuosen no rm al.“
Sie lacht und geht fort.
Ich m u ss nun doch n a ch d e n k e n . Das M ädchen ist jung, sch ö n
und reich. Hier kann ich mein Glück m ache n und mein Leben lang
je d e n Tag S c h w e in e b ra te n und Hühner essen. Höre ich da nicht den
P ortier s p re c h e n ? „Los, E innehm er, tu etw a s, gleich m orgen. Das
Glück w a r te t nicht! Bleibe im Lande ...“ Bei solchen philosophischen
Gedanken sitze ich u nter einen Baum vor dem W irtshaus.
D er Mond s c h e i n t und ich w e rd e w ie d e r p h ilo so p h isc h . „Der
sch ein t je t z t auch au f m ein es V ate rs Mühle und a u f das Schloss der
gnädigen Frau. Und alle schlafen schon und keiner denkt an mich.
Die ganze W elt ist j a so weit und groß und ich bin ganz allein.“

50
Textverständnis

W as ist richtig?

1 Auf dem Weg nach Italien trifft der Erzähler einen Bauern, der ihm
a Q ungern den Weg nach Italien erklärt.
b Q nicht richtig antwortet.
2 Der Erzähler wandert lange durch einen Wald und kommt dann
a in ein Dorf, wo die Leute tanzen.
b Q auf einen Platz vor einem Wirtshaus, wo Leute sitzen.
3 Er spielt auf seiner Geige und
a Q lernt ein Mädchen kennen, dessen Vater auch Geige spielt,
b Q verdient sich ein wenig Geld mit seiner Musik.
4 Der Portier vom Schloss sagt in so einer Situation:
a Q „Bleibe hier, Einnehmer! Warum willst du in die Welt hinaus?
Hier kannst du dein Glück machen.“
b Q „Geh weiter, Einnehmer! Du musst etwas sehen von der
W elt.“
5 Der Erzähler denkt im Mondschein nach und
a Q freut sich des Lebens.
b Q wird wieder traurig, weil er nicht zu Hause ist.

0 W er spricht hier?

a „Ich sitze da und mache mir Gedanken und werde ganz traurig.“

b „Jetzt ist er weg! Warum hat er auch keine Kartoffeln gepflanzt?


Ganz normal ist nicht!“ ..........................
c „Wo ist denn je tz t der junge Einnehmer? Wer singt je tz t im Park
für uns?“ ..........................
d „Das ist ja ein lustiger junger Mann, der da mit seiner Geige.
Vielleicht will mein Vater mit ihm spielen.“ ..........................

52
W o rts c h a tz

W er m acht w as?

Amtmann Handwerker Hirte Maler Musiker


Portier Räuber Zolleinnehmer

a ......................... steht an der Tür und kontrolliert, wer kommt oder


geht.
b ......................... sitzt an der Grenze und kassiert von denen, die
vorbeikommen.
c ........................sitzt im Büro und kontrolliert Akten.
d ......................... bittet die Leute um ihr Geld, mit der Pistole in der
Hand.
e ....................... porträtiert Personen, malt Landschaften und alles,
was er will.
f ....................... spielt ein Instrument und/oder singt.
g ....................... repariert Dinge im Haus oder baut neue.
h ........................passt auf Schafe auf.

G ra m m a tik

Q Relativpronomen sind wichtig für das Textverständnis. U nterstreiche


das W ort, auf das sie sich beziehen.

Beispiel: Das ist d e r Mann, d esse n Kind k r a n k is t

a Das ist der Mann der Frau, deren Auto kaputt ist.
b Bringst du den Mann zur Polizei, dem die Räuber die ganze
Schokolade weggenommen haben?
c Kennst du die Namen der Kinder des Polizisten, der uns so nett
geholfen hat?
d Das Pferd des reichen Nachbarn unserer Lehrerin, dessen Schwein
im Stall steht, schläft in der Garage.

53
e Hinter dem Haus, an dessen Tür das Bild hängt, steht ein Baum,
f Die Kinder aus dem Nachbardorf, dessen Bürgermeister gerade
vom Traktor gefallen ist.

^ Streiche, was nicht passt.

a Kommst du mit in die Schule, in (d e r /d ie ) unsere Freundin geht?


b Willst du nicht den Jungen kennen lernen, (d e r e n /d e s s e n ) Freundin
je tz t in Brasilien ist?
c Hier sitzen zwei Kinder, (d ie /d e r e n ) ihre Eltern nicht wiederfinden,
d Du bist doch der Gärtner, (d e m /d e n ) wir zu viel bezahlt haben,
e Da kommen gerade die Schüler, (d e s s e n /d e r e n ) Bücher wir
bestellen müssen.

S prich dich aus

Die Alternative ist klar: Er kann im Dorf bleiben und versuchen, das
Mädchen kennen zu lernen (aber liebt er nicht die schöne gnädige
Frau?), oder er kann versuchen, nach Italien zu kommen. W as rä tst du
ihm und w arum ?

S c h re ib ’s a u f

Er ist oft traurig, unser Erzähler. W arum ? Schreibe die Gründe auf,
vielleicht in deinem Tagebuch. Titel: W arum bin ich so traurig?

54
Sehnsucht und Weltschmerz:
typisch deutsch?
Mein Vater war ein Wandersmann/Und mir steckts auch im Blut/ Drum
wandre ich, solang ich kann/Und schwenke meinen H u t... Fallari, Fallarah"
(Volkslied)

Was treibt einen jungen Wandersmann immer wieder hinaus in die


Welt? Er weiß es auch nicht so genau. Es heißt Sehnsucht und lässt
sich schlecht in fremde Sprachen übersetzen.
Wenn einer weinen muss, weil er oder sie nach Hause will, aber
nicht kann, dann hat er Heimweh. Das ist es nicht. Sehnsucht kann
man nach etwas oder jemandem haben, was oder wer nicht da ist.
Aber die romantische Sehnsucht steht ohne Präpositionalobjekt und
führt nirgendwo hin oder, besser gesagt, immer weiter. An jedem
neuen Ort ist es dasselbe. „Das ist es nicht, noch nicht", sagt sich der
Wandersmann und muss weiter. Wo das herkommt, ist nicht leicht
zu sagen. Goethes junger Werther hat es schon: er sieht von weitem
ein Tal, geht hin und wenn er da ist, sieht er einen Berggipfel in der
Ferne und „ a ch ",...
Heute findet man bei modernen Dichtern etwas Ähnliches, ob auf
Deutsch oder in anderen Sprachen. Es hält sie nicht, niemals. Immer
geht es weiter: von Expressionisten wie Theodor Däubler bis zu
S ch riftste lle rn w ie Paul Bow les, Bruce C hatw in und dem
Österreicher Peter Handke, der jahrelang ohne festen Wohnsitz lebt.
Wie so oft, gibt es auf Deutsch parallel zur Sehnsucht auch noch ein
Fremdwort: Nostalgie. Nostalgie hat man nach etwas, was einmal da
war und jetzt nicht mehr da ist. Manche Menschen haben Nostalgie

55
Der Trabi - das Kultauto der Ex-DDR

nach untergegangenen Diktaturen, andere nach den Autos der


zw anziger Jahre. Und wer der Ex-DDR nachtrauert, leidet an
Ostalgie.
So ein Wandersmann kann nicht längere Zeit auf dem Sofa sitzen
und sich zufrieden geben. Das ist etw as für P hilister, wie die
Romantiker den Normalbürger nennen, oder für Spießer, wie man
heute sagt. Der Taugenichts träumt, er sehnt sich und ist nie recht
froh, vor allem nicht für längere Zeit. Eichendorffs Ironie ist hier
recht stark.
Kaum ist er unterwegs, hat der Taugenichts Heimweh. Dann will er
eine feste Stelle und seinen Platz auf der Welt. Als Einnehmer sitzt er
im Garten und möchte den vorbeifahrenden Kutschen nachwandern.
Endlich auf Wanderschaft, sieht er den Hirten und denkt: „Der hat's

56
gut, der kann da im Gras liegen/' Was auch kommt, es ist ihm am
Ende nicht recht. Etwas stört ihn jedes Mal und im m er etwas
anderes, es liegt an der Welt, er w ein t... Dieses eher unklare Gefühl,
dass etwas an der Welt nicht in Ordnung ist, nennt man (wie gesagt:
ironisch) Weltschmerz. Der Taugenichts leidet nur begrenzt daran,
denn er schläft immer gleich wieder ein.
Hier einige Beispiele aus dem Text:
Das Herz will mir brechen vor Schmerz. Sie ist so schön, denke ich, und ich
so arm und allein auf der Welt. Ich lege mich unter den nächsten Busch und
weine.
Und alle schlafen schon und keiner denkt an mich. Die ganze Welt ist ja so
weit und groß und ich bin ganz allein.

Q Fragen zum Text.

a Gibt es in deiner Sprache ein Wort für W eltsch m erz?


b Unterscheidet man in deiner Muttersprache H eim w eh und
S eh n su ch t?
c Übrigens gibt es auch Fernw eh. Kannst du das erklären?

Q S e h n su c h tf H eim w eh oder N o sta lg ie? Setze ein, was passt (auch


Artikel und Endungen).

a Millionen von Deutschen werden jedes Jahr von groß... Italien-


.......................gepackt.
b Er hatte groß........................... : er träumte von seinem Dorf, der
Auf ein m al höre ich P fe rd e im Galopp vo m Wald k o m m e n .
W e r k an n das se in ? R ä u b e r? Ich k ann im Dunkeln zwei R e ite r
s e h e n . Sie b leiben am W ald ran d s te h e n . W a s soll ich tu n ? B e s s e r
ist b e s s e r : ich s te ig e a u f den B aum . Aber ich bin zu la n g sam . Die
R e ite r k o m m e n , und m e in e Beine h a b e ich no ch n ic h t o ben.
„Wer ist d a ? “ ru ft e in er von ihnen.
„N iem an d !“ s c h r e ie ich so laut ich kann.
„Ach“, s a g t e d er R ä u b e r w ied er. „Und w e r h a t d ann hier die
zwei Beine h ä n g e n l a s s e n ? “
„ D a s s in d n u r z w e i M u s i k a n t e n b e i n e , d ie d e n W e g n i c h t
f in d e n “, ru fe ich und springe vo m Baum.
Die R e it e r la c h e n . „Wir fin d e n ihn a u ch n ich t. Da k a n n s t du
uns vielleicht h elfen. W ir m ü s s e n n a ch B .“
„Ich k e n n e den W eg n i c h t “, a n t w o r t e ich.
Aber e in e r d er beiden hält mir eine Pistole vor die Nase. „Mein
Lieber, du g e h s t vor uns und b rin g st uns n a ch B., a b e r s c h n e ll!“

58
Zwei Maler

D a s s i e h t n i c h t g u t a u s. W a s soll ich t u n ? Ich d e n k e n i c h t


lange n a c h und lau fe los. Die b eid en r e it e n h in t e r m ir her. Der
Mond sc h e in t. Schnell g e h t es durch den Wald. Von w e ite m hö re
ich Hunde bellen. Da m ü s s e n D ö rfe r sein.
Die b e i d e n R e i t e r h i n t e r m i r s p r e c h e n in e i n e r f r e m d e n
S p r a c h e . S o g e h t e s i m m e r w e i t e r , w ie im T r a u m . Es w ir d
l a n g s a m hell. Ich g la u b e , die b e i d e n M ä n n e r w e r d e n la n g s a m
unruhig. Oder h a b e n sie j e t z t A ngst vor m ir? Sie w isse n j a nicht,
wo ich sie hinbringe. Plötzlich ru ft d er eine von ihnen „H alt!“. Sie
s t e ig e n ab. Sie s e h e n m ich an, k o m m e n g anz nah zu mir. Dann
lach en sie los.
„Das ist e r ! “ ru fe n sie. „Der G ä r tn e r , pard on: d er E in n e h m e r
v o m S c h lo s s ! Ihr m a c h t w ohl F e r i e n ? K o m m t m it uns m it, als
Diener, das ist auch wie Ferien m a c h e n ! “
Ich a n tw o r t e : „Das g e h t nicht! Ich will n ach Ita lie n .“
„Nach Italien ? Da wollen wir auch h in !“
„Nun, d ann k o m m e ich m i t !“ Ich n e h m e m e in e Geige aus der
T a s c h e und spiele ein p a a r Töne.
Die beid en H erren ta n z e n dazu. Dann bleiben sie s t e h e n . „Bei
G o t t “, s a g t d er eine, „da s e h e ich sc h o n den K irchtu rm von B.! Es
ist a b e r noch zu früh. Lass uns e r s t f r ü h s t ü c k e n !“
Aus ih ren Taschen h o le n sie K uchen, B ra ten und
W e in fla s c h e n . W ir s e t z e n uns ins G ras, e s s e n und trin k en .
„ D a s s d u ’s w e i ß t “, s a g t d a n n d e r e i n e : „Ich bin d e r M a le r
Leonhard, und d er da ist au ch ein Maler und h e iß t G uido.“
L eonhard ist groß, sc h la n k und brau n, der a n d e re viel jü n g er,
klein er und fein e r. Nach dem F rü h stü c k g re ift er n a ch d er Geige
und sin g t ein Lied dazu. Ich a b e r bin m üde und sc h la f e lan g sam
ein.

59
i Aus h m leben eines Taugenichts

„Come e bello !“ s a g t da Guido und ich ö ff n e die Augen.


Leon hard ist b ö se. „S c h n ell“, s a g t er, „es ist Z e it“. Sie s e t z e n
sich w ie d er a u f ihre P ferd e und ich m a r s c h ie r e n e b e n ihnen her.
An der P o s t von B. w a r t e t s c h o n die K u tsc h e. Die beid en M aler
s t e i g e n ein, ich s e t z e m ich v o r n e n e b e n d en P o stillio n , und so
g e h t es frisc h n ach Italien.
Nun A d ieu , M ü h le, S c h l o s s und P o r t i e r ! R e c h t s und lin k s
f li e g e n D ö r fe r , S t ä d t e und W e i n g ä r t e n v o r b e i . H in te r m ir die
beid en Maler, vorn vier P ferd e.

Ich schlafe f e s t ein. Tag oder Nacht, Regen oder So n nenschein,


Tirol oder Italien — ich seh e nichts. Auch durch die Lombardei sind
wir schon gek om m en , als ich endlich wieder w ach werde. Vor einem
W irtsh au s h alten wir an. Die Maler lassen sich ein Zim m er geben
und ich setze mich in die G aststu be.
S e h r s a u b e r is t e s n i c h t , und a u c h die M ä d c h e n m i t ih r e n
u n o r d e n t l i c h e n s c h w a r z e n H a a r e n w o lle n m ir n ic h t so r ic h tig
gefallen.
Aber es gibt e t w a s zu e s s e n .
„Da bist du n u n “, sa g e ich mir, „in d em Land, w o h e r im m e r die
k u r i o s e n L e u te m it T h e r m o m e t e r n , m it B rille n und B ild ern in
u n s e r D o r f g e k o m m e n sind . Da b e k o m m t m a n d o ch e t w a s zu
se h e n , w en n m an in die W e lt f ä h r t . “
P lö tz l ic h s t e h t ein k l e i n e s b u c k li g e s 1 M ä n n le in m i t e i n e m
g r o ß e n K o p f n e b e n mir. Er ist ein m al in D e u ts c h la n d g e w e s e n ,
s a g t er, und er g lau b t se h r gut D eu tsch zu sp re c h e n .
E r f r a g t u n d f r a g t . „ K e h r t ih r n a c h R o m a ? B i s t du e i n

1. bucklig: n i c h t g e r a d e g e w a c h s e n .

60
Aus im L cbm eines Taugenichts

S e r v it o r e ? W e n n ihr a r r i v a r e ? “
W e r soll das v e r s t e h e n ?
„Parlez vous f r a n g o i s ? “ f r a g e ich ihn. „Nein.“ Gut so, ich kann
j a a u ch kein F r a n z ö s i s c h . A b e r es h ilft n ic h ts . U n s e r k o n f u s e s
G e s p r ä c h will kein Ende fin d en . Ich s t e h e a u f und g eh e v o r die
Tür. Luft! Da k o m m t o b en Herr Guido a u f den Balkon h era u s. Er
s ie h t m ich nicht. Er singt:

S till ist d e r M e n s c h e n la u t e Lust,


S in g t d ie E rd e w ie in T rä u m en ,
W u n d e r b a r m it a lle n B ä u m e n ,
W a s d a s H erz n o c h n ic h t g e w u s s t.

Ich lege m ich a u f eine B an k vor der H a u stü r und sc h la f e ein.


Ein P o s th o rn w e c k t mich auf. Richtig, die R eise g e h t w eite r! Aber
wo sind die beiden H e rre n ? Ich laufe in ihr Zim m er. „A u fstehen!
Die K u tsc h e ... “ Nichts. Niem and da. Nur a u f dem Tisch liegt ein
s c h ö n e r voller G eld b eu tel h ein S tü c k P apier liegt au ch da. „Für
den Herrn E in n e h m e r !“
A ber die H e r r e n ? Ich s c h l a g e K ra ch , ich lau fe d u r ch s g a n z e
W ir tsh a u s. Nichts. Nur ein M äd chen e r k lä r t mir m it Händen und
F üßen, sie h a t Herrn Guido vo m Balk o n ins Z im m er lau fen und
dann beide in der N ach t n o ch w eg r e ite n se h e n . E tw a s s p ä t e r ist
d ann auch der bucklige Signo r f o r t g e r i t t e n .
W i e d e r h ö r e ich d a s P o s t h o r n . Die K u t s c h e w a r t e t n i c h t
länger. Ich springe in den W a g e n und so g e h t ’s m it mir f o r t in die
W e lt hinein.

1. r G eld beu te l, =: S a c k f ü r / m i t Geld.

62
T extverständnis

Q Zwölf Fragen. Antworte mit ja (j), nein (n) oder doch (d).

a Auf zwei Pferden kommen zwei Reiter. Sind es Räuber?


b Sie wollen wissen, wie sie nach B. kommen. Weiß der
Erzähler das?

□ □ □ □ □ □ □ □
c Es ist nicht ganz dunkel in dieser Nacht, oder?
d Sie kennen den jungen Mann natürlich nicht, oder?
e Er weiß nicht, wo B. ist, aber bringt er sie hin?
f Tragen die beiden Maler italienische Namen?
g Reiten sie auf direktem Wege ohne Pause nach B.?
h Spricht Guido auch Italienisch?
i Reiten sie von B. aus nach Italien weiter?
j Bekommt auch der Erzähler in der W irtschaft in der
Lombardei ein Zimmer?

□□□
k Sind die beiden Maler am nächsten Morgen nicht weg?
I Reist unser Taugenichts ohne Geld allein weiter?

0 Erste Eindrücke in Italien. Beantw orte die Fragen.

a Wie sieht es im lombardischen Wirtshaus aus?


b Wie sind die Frisuren der Mädchen?
c Wie sprechen die Leute Deutsch?

Q Interpretation: Das Lied.

a Was tun die Menschen mit „lauter Lust“?


b Was tun sie, wenn sie nicht aktiv sind? Was hören oder fühlen sie
dann?
c Warum ist es für die Menschen interessant?

63
d Das Lied steht in unserem Text in vereinfachter Version. Aber das
folgende Gedicht ist von Eichendorff selbst und sehr berühmt.
Siehst du die Verbindung? Welche Funktion hat der Dichter?

S c h lä ft ein Lied in allen Dingen,


Die d a träu m en fo r t und fo rt.
Und d ie W elt h e b t an zu singen,
T riffst du nur d a s Z au berw ort

Interpretation: Das bucklige Männlein.

Das bucklige Männlein gehört zum Repertoire der Romantiker. In


einem Buch des Romantikers Achim von Arnim gibt es ein Gedicht
über solch einen kleinen Mann. Eine Strophe: Will ich in d ie K ü che
g eh en /w ill m ein S ü ppchen k o c h e n /s t e h t d a s b u ck lich t M ännlein d a / h a t
den T o p f zerb roch en ! (Text modernisiert)
Was für ein Männlein ist das also? Und im Taugenichts?

W o rts c h a tz

Personen beschreiben. Setze ein, w as passt.

Haare (2x) Mund Nase Perücke Rücken


bucklig gewachsen klein krumm unordentlich zahnlos

a D e r ............................ des Männleins ist nicht gerade. Er ist

b D ie der Mädchen sind nicht frisiert. Sie sind

c D ie ........................... des Einnehmers sieht man nicht, er trägt eine

d Guido ist nicht g r o ß .............................,er i s t .............................


e Der Portier hat eine große, aristo k ratisch e............................ sie ist
aber nicht gerade, so n d e rn .............................
f D e r ........................... der Alten ist nicht schön. Sie i s t .............................

64
G ra m m a tik

Personen beschreiben. Die Adjektivdeklination.

a Er hat eine krumm Nase und ist sehr groß. Er trägt einen
lang , elegant Mantel und einen silbern Stock.
. b Der Maler hat lang , braun Haare und trägt einen
weiß............. Mantel.
c Das Mädchen hat lang , unfrisiert Haar und trägt einen
geblümt Rock.
d Sie steht in einem hell Kleid auf dem Balkon und hält eine
Gitarre in ihren weiß Armen.
e Wir suchen einen klein.M ann mit krumm Rücken!
f Jung Taugenichts allein in unsauber italienisch...........
Wirtshaus!

S c h re ib ’s au f

Q Kannst du ein Geheimnis für dich behalten? Das bucklige Männlein ist
ein Spion. Was sieht er im lombardischen W irtshaus? Er schreibt es
auf, als kurzen Brief an seinen Auftraggeber.

SeJu^ez/irter hCerr PC/


/i& SuJj/e^£& sin ^ n icJv t ...

65
Bgfr W ir f a h r e n nun ü b e r B e r g und T al. T a g und N a c h t g e h t es
w e i t e r . Ich k a n n im m e r nur sc h n e ll e t w a s im W i r t s h a u s e s s e n
und sc h o n h ö re ich w ie d er das P o s th o rn und m u ss los. S o n s t g e h t
es mir n ic h t s c h le c h t. Nur ist n ach ein p a a r T a g en der G eld b eu tel
leer. W a s soll ich tu n ? Aus d er K u tsc h e sp rin g e n ?
J e t z t f a h r e n w ir in e i n G e b i r g e h i n e i n . K e in H a u s , k e i n
M ensch, n ic h ts zu seh e n . Es wird dunkel. W o hin brin gt m ich der
K u ts c h e r ? Da r e it e t ein Mann a u f d er L a n d s tra ß e . Im M ondlicht
k ann ich ihn gut seh e n . Nein! Es ist d er bucklige Sign o re aus dem
W ir ts h a u s . Er r e it e t in den Wald. W a s m a c h t er h ier? W o bin ich?
E t w a s s p ä t e r k o m m e n w ir zu e i n e r B u r g . S i e i s t a l t und
dunkel. Die K u ts c h e b le ib t s t e h e n . Ich s t e ig e aus. V or d er Burg
s t e h e n e in a l t e r m a g e r e r M a n n m i t e i n e r L a t e r n e u nd e i n e
z ah n lo se , s c h w a rz g ek le id e te Frau.
W ir g eh en ins Haus, durch ein en lang en s c h m a le n Gang. Das
Z im m er ist g ro ß und hoch. Ein Z im m er fü r ein en Herrn.

66
Auf der Burg

Am n ä c h s t e n M orgen w a c h e ich früh auf. Als e r s t e s g eh e ich


in den G a r t e n . Es m u s s e in m a l s e h r s c h ö n g e w e s e n se in h ier.
J e t z t w ä c h s t U n k ra u t. W ä s c h e h ä n g t an den a lt e n S t a t u e n . Ich
g eh e z w isch en h o h en B ä u m e n s p a z ie re n . Auf e in e r T e r r a s s e
u n t e r m ir s t e h t ein g r o ß e r , m a g e r e r , ju n g e r M ann im
M ö n ch sk le id h Er li e s t la u t au s e in e m B uch. Als e r m ich s ie h t,
läu ft er in die B ü sch e.
Ist h ier m e in e R eise zu E n d e? Kein P o s th o rn , k eine K u tsc h e.
S e h r s e l t s a m ist die N a c h tm u s ik , die ich o f t im D un keln h ö re.
J e m a n d spielt u n te r m e in e m F e n s t e r G itarre.
Ich h a b e auch einm al g e ru fe n : „Hallo! W e r ist d a ? “
Keine A n tw o rt.
So g e h e n die T ag e vorbei. Das E ssen ist s e h r gut: M elonen und
P a r m e s a n k ä s e , ...
Eines T a g e s k o m m t die K u tsc h e. S c h o n von w e ite m hö re ich
das P o s th o rn . Da m u ss ich dann doch an die H e im a t d en k en , an
m e in e s V a te r s Mühle, an das Sc h lo ss, an die s c h ö n e gnädige Frau
und w e rd e g a n z tr a u r ig . D er K u t s c h e r h a t e t w a s fü r m ich , ein
B r i e f c h e n . Es k o m m t v o n ... g a n z s i c h e r : e s k o m m t v o n d e r
sc h ö n e n g näd igen Frau.
„ K e in e H i n d e r n i s s e m e h r , k o m m zu m ir. Ich w a r t e . “ M eh r
s t e h t n ic h t in dem Brief.
Ich lege m ich u n t e r ein en B au m und le se ihn im m e r w ied er.
Sie liebt mich!
Ich ru fe die A lten. „H eu te A b e n d “, s a g e ich laut, „ e s s e n wir
hier im G a r t e n ! “
Es wird ein s c h ö n e s A b e n d e sse n . Ich spiele a u f m e in e r Geige
und die Alten t a n z e n dazu.
Aus demleben eines Taugenichts

„ H e u te is t ein b e s o n d e r e r T a g “, e r k l ä r e ich ih n e n , a b e r sie


v e r s t e h e n mich n icht. „M orgen g e h t es in die F erne! M orgen re ise
ich a b !“ sa g e ich und zeige e r s t a u f mich, d ann a u f die B erge.
Es s c h e in t, sie f r e u e n sich n ic h t m it mir.

In der N ach t liege ich im F e n s t e r und se h e hinaus. Da se h e ich


e t w a s im G a rte n . Zwei P e rso n e n , sie s p r e c h e n leise und k o m m e n
n äh er. Es sind die Alten. Im M o nd schein blitzt ein M e sse r auf! Sie
k o m m e n ins H aus? Ich h ö r e sie d u rch d en G a n g k o m m e n , die
T reppe hinauf. W a s soll ich tu n ?
J e t z t sind sie an d er Tür. Der Sch lü ssel!
Sie s c h lie ß e n die Tür zu! Ich bin g e fa n g e n !
U n t e r m e i n e m F e n s t e r i s t w i e d e r d e r G i t a r r e n s p i e l e r zu
h ö ren .
Ich k l e t t e r e l a n g s a m h in a u s und die F a s s a d e e n t l a n g n a c h
u nten . Das le tz te S t ü c k m u ss ich springen . Der M önch s t e h t vor
mir. Er s a g t e t w a s , a b e r ich v e r s t e h e ihn nicht. Er n im m t m ich an
d er Hand und f ü h rt m ich zu e in e r Tür in der S c h lo s s m a u e r . Er h a t
den S c h lü ssel. S ch n ell lau fen wir h inau s, e in e n W e g e n tla n g , in
den W ald hinein. Von d er Burg h ö re n wir j e t z t die A lten ru fe n .
H unde b elle n . Sie k o m m e n s c h o n n ä h e r . D er M ön ch k n ie t sich
v o r m ich hin und s a g t laut e t w a s m it Id d io und c u o r e und a m o r e
und f u r o r e . Ich laufe w eg, im m e r g e ra d e a u s . Er s c h r e i t h in te r mir
her. Ich laufe, so schnell ich kann.

1. s M önchskle id, er: b r a u n e s la n g e s Kleid m it K apuze, wie ein S a c k .

68
Textverständnis

Q W as ist richtig (R), was falsch (F)?

R F
a Der Erzähler sieht noch einmal das bucklige Männlein,
b Im Garten gehen die Leute vor allem spazieren,
c Im Garten stehen Statuen.
d Nachts hört der Erzähler manchmal Gitarre spielen,
e Es kommt ein Brief,
f In dem Brief steht, er soll noch warten,
g Die Alten freuen sich über die Abreise des jungen Mannes. [
h Mit Hilfe des Mönches kann der Erzähler weglaufen,
i Er führt ein längeres Gespräch mit dem Mönch.

0 In der Nacht. Beantw orte die Fragen.

a Was hört der Erzähler in der Nacht?


b Was sieht er in seiner letzten Nacht im Schloss?
c Was tun die Alten?
d Was glaubst du: was wollen sie tun?
e Warum muss der Erzähler hier weg?

Q Interpretation: Der Mönch.

C. D. Friedrich, Mönch am Meer, 1809


70
Auch diese Figur gehört zum Repertoire der (schwarzen) Romantik.
Außer in dem berühmten Meisterwerk von Matthew Lewis (T he M onk)
tritt der Mönch auch bei E.T.A. Hoffmann und oft da auf, wo der Leser
Angst bekommen soll. Was meinst du? Warum macht unser Mönch
dem Erzähler Angst? Was wird dann aus dieser Angst?

W o rts c h a tz

Q Manchmal geht es leicht, manchmal muss man die W örter kennen ...
Bilde Substantive — ein paar Buchstabenkombinationen helfen dir
vielleicht.

itz uch unf

a Vor s e i n e r ...................... ... (an ko m m en ) sieht er den Mann.


b Über s e i n e ...................... .... (ab reisen ) freut sich niemand.
c Ich höre da nachts e i n e n ..........................(schreien ).
d Manchmal ist d i e .........
e Da bleibt ihm nur die .. ....................... (flieh en ).
f Bei d ie s e r ....................... .. (heiß) kann ich nicht arbeiten.

g Ohne d e i n e ..................... .... (h elfen ) geht es nicht.

G ra m m a tik

Wir können jedes Adjektiv substantivieren, müssen dann aber an die


Adjektivdeklination denken. Besonders beliebt ist der Ausruf „Ich
A rm e(r)!“ Setze die richtige Endung ein.

a Viele Arm haben kein gute Schule besucht.


b Schon wieder ein Deutschtest? Wir Arm !
c Der S taat hilft den Arm............
d Ilona hat je tz t einen neuen Freund. Der Arm !

71
G ra m m a tik Plus

Geht’s auch kom plizierter? Natürlich.


E in ig e, ein p aar, m a n c h e , viele. Setze die Endungen ein.

a Einige Arm wohnen in der Stadt.


b Viele Arm..........wollen kein Geld vom Staat.
c Er hat vielen Arm geholfen.
d Ich kann nicht allen Arm Geld geben.
e Ein paar Arm kenne ich auch.
f Manche Arm sind Menschen wie du und ich.

S prich dich aus

Q Du bist in der Burg gefangen, aber du hast dein Handy dabei. Das
m acht vieles einfacher. Du rufst einfach einen Freund an und erklärst
ihm die Situation:

Ich will morgen abreisen und stehe nachts am Fenster und sehe ...

S c h re ib ’s a u f

Q Der Taugenichts will nicht in der Burg bleiben, sondern fliehen. Das
kom mt ö fter vor. Manchmal fühlen wir uns in einer Situation nicht
wohl und m öchten am liebsten weg: „hinaus in die W elt“, in eine
andere Schule, andere Familie, andere Welt. Zum Beispiel? Welche
Situationen und Möglichkeiten fallen dir zum Thema F lu ch t ein?

72
U B

►►► IN TE R N E TP R O JE K T 4H
W ir w an d ern !
Ö ffne die W eb site w w w .b la c k c a t-c id e b .c o m .
G ehe dann auf den M enüpunkt S tudents, danach auf Lesen und
Ü ben. Suche dann den Titel des Buches und du bekom m st die
genaue Link-Angaben.
Zu Fuß nach Italien? Auf diese Idee kom m en auch heute noch
ziem lich viele Leute. G ruppen von Freiwilligen richten für sie
Fernw anderw ege ein (oder, in Österreich: W eitw anderw ege),
küm m ern sich das ganze Jahr um M arkierung und Kontrolle der
W ege, m achen W eb -S ite s dazu ein und ...
Per Internet kann also ein heutiger und m odernisierter Taugenichts
sich den W eg selbst zusam m enstellen. Von Deutschland nach Italien,
zu Fuß, oder, wie der Taugenichts unserer G eschichte, von Österreich
nach Italien.
a G ehe auf die Inform ationsseite zum T hem a Fernw anderw ege
(W eitw anderw ege).
b A uf einer der dort abgebildeten Karten sucht du einen
Fernw anderw eg aus, der von Deutschland oder von Österreich
nach Italien führt. Zu diesem W eg findet du auf der Seite einen
Link zu weiteren Inform ationen,
c W elcher W eg führt von Deutschland nach Verona?
d W ie viele T age dauert die W anderung von M ünchen bis Verona?
e W as gibt es auf diesem W eg zu sehen?
jE Ü ' Ich g e h e T ag und N a c h t w e i te r . Im D un keln k o m m e ich vor
eine S t a d t. Es ist Rom, s a g t m a n mir. Rom!
D er Mond s c h e i n t z w is c h e n den P a l ä s t e n , a b e r die S t r a ß e n
sind sc h o n alle leer. Hier und da liegt je m a n d a u f e in er B an k und
s c h lä f t. Ich h ö re S p rin g b ru n n e n 1 ra u s c h e n und riec h e 2 den D u f t 3
der Blum en. Aus ein em G a r te n k o m m t G ita rre n m u sik .
Eine Frau sin g t ein Lied dazu, ein Lied ... Das k e n n e ich doch!
Das m u ss sie sein, m e in e s c h ö n e g näd ige Frau!
Ich s t e ig e a u f die M auer und sprin ge in den G a r te n . S c h la n k
und w eiß s t e h t d o rt ein e Frau h in te r ein em B aum . Sie s ie h t mich
und läu ft schnell ins Haus. „Das ist s i e “, ru fe ich, a b e r als ich zum
H au s k o m m e , sin d a lle F e n s t e r und T ü r e n v e r s c h l o s s e n .

1. r S p r in g b ru n n e n , =: W a s s e r k o m m t h ier in e i n e r F o n t ä n e a u s d er
Erde.
2. r i e c h e n : m it d e r Nase.
3. r Duft, "e: g u t e r G e ru c h , P a rfü m .

74
N a tü rlic h , im D u n k e ln h a t sie m ic h n ic h t e r k a n n t . Ich n e h m e
m e i n e G e ig e und s p ie le m e in Lied v o n d e r s c h ö n e n g n ä d i g e n
Frau. Aber es hilft n ic h ts. Sie k o m m t n ic h t w ie d er au s d em Haus.
Ich lege mich vor die H au stü r und sc h la f e ein.
Als ich a u fw a c h e , ist das Haus im m e r no ch v e r s c h lo s s e n . Kein
M e n s c h i s t zu s e h e n , a u c h im G a r t e n n i c h t . Ic h b e k o m m e
l a n g s a m A n g s t . H a b e ic h n u r g e t r ä u m t ? Ich s t e i g e a u f d ie
G a r t e n m a u e r . Ic h b l e i b e d o r t s t e h e n , s o s c h ö n i s t e s . D ie
M o r g e n s o n n e s c h e i n t a u f die D ä c h e r d er K irc h e n und P a lä s t e .
Voll Freude springe ich a u f die S t r a ß e .
A b e r w o h in so ll ich j e t z t g e h e n ? Ich s e t z e m i c h a n e i n e n
S p r in g b r u n n e n und w a s c h e m ich ein w enig. Dazu sin g e ich ein
Lied.
„Na, ihr s i n g t j a s c h ö n “, h ö r e ich da a u f e i n m a l h i n t e r m ir
e in e n ju n g e n M an n r u fe n . E n d lich s p r i c h t w ie d e r je m a n d
d eu tsch !
„ W il lk o m m e n , L a n d s m a n n ! “ r u f e ich a u s . D er j u n g e M a n n
lä c h e lt und s i e h t m ich von o b e n bis u n t e n an. „W as m a c h t Ihr
denn hier in R o m ? “ f r a g t er mich.
Ja , w a s m a c h e ich h ier? „Ich ... bin a u f R eisen . Ich will die W e lt
s e h e n “, a n t w o r t e ich.
„So so! Da h a b e n wir j a d e n se lb e n B eru f: die W e lt se h e n . Und
ich m ale sie au ch n o c h .“
„Ein M ale r!“ fr e u e ich mich. Ich d en k e an L eo n hard und Guido,
a b e r d er H err s p r ic h t o h n e P a u se w e ite r . „ K o m m t m it zu m i r “,
s a g t er, „da k ö n n e n wir f r ü h s t ü c k e n und ich will eu ch m a l e n .“
Z u s a m m e n g e h e n w ir durch viele e n g e und d unkle S t r a ß e n .
Dann fü h r t er m ich in ein a lt e s s c h w a r z e s Haus. Das Z im m er des
M alers ist se h r u no rd e n tlich . Bilder, F arb en , Möbel und Kleidung,

75
Aus demLeben eines Taugenichts

alles s t e h t und liegt d u r c h e in a n d e r L A ber du rch s F e n s t e r kann


m an w eit ü b er die S t a d t h in a u sse h e n , bis in die B erge.
Zum F r ü h s t ü c k g ib t es B r o t und B u t t e r , dazu W e in a u s d er
Flasche.
„Und j e t z t s e t z dich d o r t h i n “, s a g t er und s t e ll t sich v o r ein
Bild, d a s n o c h n i c h t g a n z f e r t i g is t. M a ria und J o s e f und d a s
Je su sk in d sind sc h o n zu se h e n . Mich m a lt er als Hirten.
A b er M o d e llsitzen ist langw eilig. Endlich d a r f ich a u f s t e h e n .
Ich s e h e m i r d ie B i l d e r a n d e r W a n d a n . Z w ei g e f a l l e n m i r
b e s o n d e r s gut. „Ja d ie“, s a g t d er Maler, „die sind von L eo n ard o da
Vinci und von Guido Reni, n ic h t von m ir.“
„L eonhard und Guido! Die k e n n e ich doch! Mit den beid en bin
ich n a ch Italien g e k o m m e n !“
Der M aler s ie h t m ich an. „ W ie ? “ Dann la c h t e r plötzlich laut.
„Ach so! Guido und L eonhard, die beid en M aler aus D eu tsch lan d !
Dann k e n n s t du s ic h e r au ch diese D am e h ie r .“
Er holt ein Bild, a u f d em ein e s e h r e l e g a n te D am e zu se h e n ist.
Es i s t ... die s c h ö n e , g nädige Frau!
„Wo ist s i e ? “ f r a g e ich.
„Ich w e i ß e s n i c h t “, a n t w o r t e t d e r M a le r. „A b e r w e n n Ihr
h e u t e A ben d um a c h t w i e d e r k o m m t , w e iß ich v i e ll e i c h t m e h r .
Und j e t z t la s s t mich b itte a r b e i t e n . “
Ich g eh e hinaus. Es sind j e t z t viele L eute a u f der S t r a ß e . Ich
s u ch e den G a r te n d er s c h ö n e n gnäd igen Frau, a b e r ich find e ihn
n ic h t . M i t t a g s bin ich w i e d e r a lle in . Alle sind w i e d e r in ih r e n
H äu sern. Es ist so heiß.
Ich s e t z e m ic h u n t e r e i n e n B a u m an e i n e n B r u n n e n . D an n
s c h la f e ich ein.

1. durcheinander: nicht g eord n et, ch aotisch .

76
Ü B U N G E N

Textverständnis

Q W as ist richtig?

1 Wen glaubt der Erzähler in Rom als erstes zu hören?


a Q Die schöne gnädige Frau.
b Q Das bucklige Männlein.
2 Wer spricht den Erzähler am Springbrunnen an?
a Q Ein Maler.
b Q Ein Mönch.
3 Wie ist die Wohnung, die der Taugenichts sieht?
a Q Eine elegante Stadtwohnung.
b Q Ein großes Durcheinander, nur die Aussicht ist schön.
4 Wen kennen beide persönlich, Maler und Taugenichts?
a Q Leonardo da Vinci und Guido Reni.
b Q Leonhard und Guido, zwei Maler aus Deutschland.
5 Wen hat der Maler gemalt?
a Q Den Taugenichts, Leonardo und Guido, die schöne gnädige
Frau.
b Q Den Taugenichts als Hirten und die schöne gnädige Frau.
6 Wann sind die Römer auf der Straße?
a Q Tag und Nacht.
b Q Vormittags und abends, mittags nicht.
7 Wann will der Maler den Taugenichts wieder treffen?
a Q Um acht Uhr morgens in seiner Wohnung.
b Q Um acht Uhr abends in seiner Wohnung.
8 Warum kommt der Taugenichts sicher nicht pünktlich zum Maler?
a [ ] Er schläft am Brunnen.
b Q Er findet den Weg nicht wieder.

0 Einige praktische Fragen.

a Wo schläft der Taugenichts? Was isst er? Wäscht er sich?


b Wer so einen Taugenichts auf der Landstraße trifft, nennt ihn nicht
Taugenichts, sondern wie? L _ ND STR _ I _ H .
c Und wie sieht es mit der Schulbildung aus? Was kann er?

78
W o rts c h a tz Plus

W as Künstler so machen.

Einige singen oder spielen Instrumente. Es gibt Blasinstrumente wie


die Trompete, das H.................... 1, die.0 ................... 2, Schlaginstrumente
wie die T.................... 3, Streichinstrumente wie die G.................... 4 und
Zupfinstrumente wie die G.................... 5. Viele Musiker ziehen von Stadt
zu Stadt, heute sagt man, sie gehen auf Tournee. Andere m ................... 6
(in Öl, Aquarell...), viele zeichnen. Für ihre B.................... 7 bekommen
sie, wenn sie berühmt sind, viel Geld. Aber nicht alle werden berühmt,
und für F.................... 8 und Leinwand brauchen sie immer Geld.

G ra m m a tik

Q Zur Vergangenheit. Scheibe die Infinitive der Verben neben die Sätze
und setze diese dann ins Präsens.

a Mit ihnen bin ich nach Italien gekommen..........................................


b Es ist da etwas passiert. .................................
c Das habe ich in Deutschland gehört. .................................
d Ich habe den Duft der Rosen gerochen. .................................
e Er hat mir einen Brief gebracht. .................................
f Ich habe mich dorthin gesetzt. .................................
g Ich bin durch die Welt gereist. .................................
h Dabei hat er viel geschlafen. .................................
i Er hat hier einen Maler getroffen. .................................

S c h re ib ’s au f

Dein Künstlerleben. Du bist Maler/in oder Musiker/in. Wo lebst du?


Wie lebst du? Wie verdienst du dein Geld? W as tu st du den ganzen
Tag? Triffst du andere K ünstler/innen?

79
Der Wanderer in dem Gemälde Die Begegnung von Gustave Courbet, 1854

H eute hier,m orgen d o rt


—Das Wandern ist des Müllers Lust
Die Leute bleiben nicht, wo sie sind. Heute glauben viele, das sei ein
Effekt der Globalisierung. In Wirklichkeit war die Sesshaftigkeit in der
Menschheitsgeschichte nie die Regel.
Auch in Europa ... hat man nie mit dem Wandern aufgehört. Bei der
Völkerwanderung war das durcheinander geraten, kurze Zeit später
w anderten ch ristlich e M ission are bis nach Sachsen, nach
Skan d in avien, nach Estland und Lettland. Wo sie hinkam en,
entstanden Klöster und (in großen Städten) Universitäten. Was taten
die Studenten? Richtig, sie studierten nicht an einem, sondern an
mehreren Orten und wanderten von einer Universitätsstadt zur

80
nächsten. Die ärmeren von ihnen zogen auch in den Ferien durchs
Land und versuchten, etwas Geld zu verdienen - ganz so wie die
Prager Studenten im Taugenichts (Kapitel 11). Wandernde Studenten
und Geistliche haben natürlich auch gesungen, meistens auf Latein -
das ist die sogenannte Vagantenlyrik: viele der Texte sind in der
Carmina Burana gesammelt (ein paar deutsche sind auch dabei). Doch
wanderten schon im Mittelalter nicht nur die Intellektuellen, sondern
auch die Handwerker. Oft lernten sie in einer fremden Stadt, fern von
zu Hause, ihren Beruf. Nach der Lehre (oft sieben Jahre lang) gingen
sie dann für drei Jahre und einen Tag „auf Walz", zogen von Ort zu
Ort und arbeiteten da in ihrem Beruf. Das war nicht immer idyllisch.
Die fremden Handwerker waren nicht überall gern gesehen. Sie
brachten oft politische Unruhe in die Stadt. Sie nahmen den ändern die
Arbeit und die Mädchen weg. Ganz
sicher haben jedoch die meisten dabei
viel gelernt. Übrigens: wandernde
Handwerksgesellen (schwarze Hose,
schwarze Weste mit Silberknöpfen,
schwarzer Hut) kannst du auch heute
noch in Deutschland (und außerhalb)
antreffen.

Diese Wanderei ist kein deutsches,


sondern ein m itteleu ro p äisch es
Phänom en. In ganz N ord- und
Mitteleuropa kommt im Laufe des

Handwerksgesellen in alter Tracht

81
'V .
achtzehnten Jahrhunderts auch das Reisen der reichen Leute in Mode:
Die Grand Tour führte Söhne, manchmal auch Töchter des gehobenen
Bürgertums und des Adels oft nach Frankreich, meistens nach Italien.

Mit der Romantik erlebt das Wandern eine neue Blüte. Wanderlieder
werden gesammelt, neu geschrieben, veröffentlicht. Die Stadtbürger
ziehen in der Freizeit hinaus in die Natur (die ersten deutschen
Bürgerinitiativen zur Rettung des Waldes entstehen in dieser Zeit).
Dieser Trend reißt bis heute nicht ab: Anfang des Zwanzigsten
Jahrhunderts in der zivilisationskritischen Jugendbewegung, genannt
Wandervogel, zwischen 1950 und 1980 bei den Beats, Hippies und
A ltern ativen . Auch in der M usik sp iegelt sich das w ieder, in
englischsprachigen, aber auch in deutschen Liedern wie Heute hier,
morgen dort des Liedermachers Hannes Wader, der in den 1970er
Jahren in Deutschland sehr populär war.

Q Fragen zum Text.

a Wie, wann und warum wandern oder wanderten die folgenden


Personengruppen:

Bürger Geistliche Handwerker junge Leute Studenten

b Was ist die Vagantenlyrik?


c Welche Wandertraditionen gibt es in deinem Land? Dieselben
wie in Deutschland oder andere (zum Beispiel: Auswanderung,
Pilgerzüge nach Santiago de Compostela, Saisonarbeiter ...)
d Kennst du Lieder oder Romane, in den es um Wandern (Reisen)
geht?
e Nach dem Abitur: ein Jahr auf Wanderschaft. Du kannst fahren,
wohin du willst, aber du musst etwas fürs Leben lernen. Wohin
fährst du?

82
W a n d e r lie d e r

2 © In der T rad ition des W anderns sind viele Lieder entstanden:


Volkslieder, die auch heute noch gesungen werden.

1 3
Auf, du junger Wandersmann, Mein Vater war ein Wandersmann
bald schon kommt die Zeit heran, und mir steckt's auch im Blut;
die Wanderzeit die gibt uns Freud. D'rum wand’re ich froh, so lang ich kann
Woll'n uns auf die Fahrt begeben, und schwenke meinen Hut.
das ist unser schönstes Leben, Valderi, valdera, valderi,
große Wasser, Berg und Tal, valdera ha ha ha ha ha
anzuschauen überall. Valderi, valdera,
und schwenke meinen Hut.
2
Im Frühtau zu Berge wir ziehn, 4
Falera I: Das Wandern ist des Müllers Lust: I
Es grünen die Wälder und Höh'n, Das Wandern
Falera Das muss ein schlechter Müller sein
I: Wir wandern ohne Sorgen I: Dem niemals fiel das Wandern ein: I
Singend in den Morgen Das Wandern
Noch ehe im Tale die Hähne krähen.: I Das Wandern...

Q Leseverständnis

a In welchem Lied wird sehr früh am Morgen gewandert?


b In welchem Lied geht es um Handwerker?
c In welchen Liedern ist Wandern etwas für jedes Alter, in welchen
nur für junge Leute?

83
Ich w a c h e w ie d e r a u f, weil j e m a n d s c h r e i t . W e r ist d a s ? In
e in e m o f f e n e n F e n s t e r s i t z t ein P ap a gei. „ F u r f a n t e !“ s c h r e i t er
i m m e r w i e d e r . D a s l a s s ich m i r n i c h t s a g e n . „Na h ö r m a l “ ,
a n t w o r t e ich. „W as w illst du d e n n ? “ „ F u r f a n te !“ So g e h t das eine
Zeit lang. Da h ö re ich j e m a n d e n h in te r mir lach en.
Es ist der Maler. „Da b ist du j a ! “
W ie d e r g e h e n wir z u s a m m e n durch en g e und dunkle S t r a ß e n .
W ir k o m m e n in ein en Park. Zwei F rau en singen.
Ein M a n n s t e h t v o r ih n e n und g ib t d en T a k t . M ä n n e r und
F rau e n sitz e n a u f B ä n k e n und h ö ren zu. Die M ä n n er sind Maler:
sie t r a g e n w e iß e M äntel.
Plötzlich flieg t die G a r t e n t ü r auf. Ganz ro t k o m m t ein e ju n g e
Frau h erein und ein ju n g e r Mann. Sie s t r e i t e n laut.
„Oh du F a ls c h e ! Du U n t r e u e ! W a r u m g ib s t du m ir den B r ie f
n ic h t? Ja, gib ihn mir! Von w em ist e r ? “
Die a n d e r e n w o lle n ihn h a l t e n , e r s c h l ä g t n a c h r e c h t s und

84
Römische Nacht

lin k s . Es g ib t ein g r o ß e s D u r c h e i n a n d e r . D as M ä d c h e n k a n n
w e g la u fe n und l ä u f t ... zu mir!
Es ist die K a m m e r ju n g f e r d er s c h ö n e n gnäd igen Frau!
„Nur fü r Euch, das g a n z e T h e a t e r “, s a g t sie und gibt m ir ein
B rie fch e n .
„Aber wo k o m m t Ihr d enn j e t z t h e r ? “ f r a g e ich sie.
„Still!“ a n t w o r t e t sie. „Seid still, Herr E in n e h m e r !“
Die a n d e r e n w o llen w ie d e r s t r e i t e n , d o ch ich n e h m e m e in e
Geige vo r und spiele ein en W alzer. J e t z t ta n z e n alle.
Ich spiele w e ite r. Ich singe und springe.
Da s t e h t w ie d er die K a m m e r ju n g f e r h in t e r mir. „So ein Esel!
W a ru m le st Ihr den B rie f n ic h t? Die s c h ö n e G räfin w a r t e t ! “
Und w e g is t s ie . S c h n e l l n e h m e ich d a s B r i e f c h e n a u s d e r
T a s c h e . „Um elf Uhr an der k leinen G a r t e n t ü r “, s t e h t da, d ann ist
der W e g e rk lärt.
Bis elf, da h a b e ich n o ch Zeit.
Ich s e t z e m ich zu dem Maler, m it d em ich h e r g e k o m m e n w ar.
E in z w e i t e r k o m m t d a z u . E s i s t d e r M a n n , d e r m i t d e r
K a m m e r ju n g f e r g e s t r i t t e n hat.
W ir t r in k e n n o ch ein e F la s c h e W ein z u s a m m e n . E iner sp ielt
G ita rre und sin g t dazu.
Das ist m e in e C han ce. Ich laufe h inau s aus d em G a rte n .
Au f d e r S t r a ß e k a n n ich die b e i d e n M a le r n o c h h ö r e n . Ich
laufe, so schnell ich k ann.
„ R e c h t s in die S t r a ß e ! “ D as is t es! D er S p r i n g b r u n n e n , die
G a r t e n m a u e r ... h i e r h a b e ich v e r g a n g e n e N a c h t die s c h ö n e
g nädige Frau g e h ö rt.
Und au ch h e u te sin g t sie das Lied.
Ich laufe zur G a r te n tü r . Sie ist v e r s c h l o s s e n Natürlich, es ist

85
Aus demLeben eines Ta

e r s t zeh n Uhr. Ich s e t z e m ich an den B ru n n e n . Nach e in e r Zeit


k o m m t ein M a n n die S t r a ß e e n t l a n g . Er t r ä g t e i n e n w e i ß e n
M antel. S c h o n w ie d er e in e r der Maler! Er g e h t zur G a r te n tü r . Er
h a t ein en Schlü ssel! Er ö f f n e t und g e h t hinein.
„Der ist b e t r u n k e n “, den k e ich und g eh e leise h in te r ihm her.
Alles still. Durchs o f f e n e F e n s t e r k a nn ich die s c h ö n e gnädige
Frau se h e n . Sie liegt a u f ein em B e t t c h e n und spielt G itarre.
Aber wo ist der ... da! Da ist je m a n d ! G anz la n g sa m g e h t der
Mann im w eiß e n M antel zum Haus! Ich laufe ihm nach.
Römische Nacht

„ M ö r d e r 1 !“ s c h r e ie ich. „Zu Hilfe!“ J e t z t läu ft er schn ell weg,


zum Haus. Ich s c h r e ie im m e r lau ter. Da h a b e ich ihn.
„Lass mich, du E sel!“
Es ist die K a m m e rju n g fe r!
„Der M a le r ? “ „Ich tr a g e se in e n M antel, es ist k a lt !“
Die H a u stü r g e h t a u f und die s c h ö n e gnäd ige Frau s ie h t uns
an. Die g nädige F rau ? Vor uns s t e h t ein e g ro ß e, k o rp u len te D am e
m it e in e r g r o ß e n N ase. Sie s ie h t m a j e s t ä t i s c h aus. Ich will ihre
Aus demleben eines

Hand k ü sse n , a b e r sie la c h t nur und s c h lä g t mir die Tür vor der
Nase zu.
V on m e i n e m G e s c h r e i sind alle N a c h b a r n w a c h g e w o r d e n .
M än n er m it Hunden k o m m e n in den G a rte n .
„So ein D u m m k o p f!“ s a g t die K a m m e r ju n g f e r zu mir.
„Aber d er B r i e f ...“
„Von m e in e r G räfin, m ein Lieber! Sie sing t fü r Euch, s c h r e ib t
Euch B rie fe, w a r t e t a u f Euch ... und Ihr? Ein M o r d s th e a te r ! J e t z t
w eg hier, a b e r s c h n e ll!“
„Aber die s c h ö n e gnäd ige F r a u ? “
„Ist s c h o n lan g e w ie d e r in D e u ts c h la n d . D ahin f a h r t Ihr a m
b e s t e n auch zurück. K o m m t !“
Die M ä n n er k o m m e n n äh er.
„Wo ist e r ? W o ist e r ? “ f r a g e n sie.
S chnell s c h r e i t die K a m m e r ju n g f e r : „Dort! Da h in ten läu ft e r !“
Und alle lau fen a u f die a n d e re S e it e des G a rte n s .
„Hier!“ s a g t sie leise zu mir und h ält die kleine G a r t e n t ü r auf.
„M acht, d ass Ihr w e g k o m m t . “ H inter mir s c h lä g t die Tür zu.
D ie s e s f a ls c h e Ita lie n m it s e in e n b e t r u n k e n e n M ale rn ,
K a m m e r j u n g f e r n und P o m e r a n z e n i s t n i c h t s f ü r m i c h . E in e
S tu n d e s p ä t e r w a n d e re ich w ie d er a u f der L a n d s tr a ß e R ich tung
Norden.

88
Textverständnis

Welche A ntw ort ist richtig? Manchmal auch m ehr als eine.

a Wo findet das Fest sta tt?


] In einem Park.
] In den Bergen.
] In einer Villa.
b Was tun die Leute?
] Singen.
] Streiten.
] Trinken.
] Malen.
c Wie viele Leute sind bei dem Fest dabei?
] Drei.
] Vier.
] Mehr als vier.
d Wer stört die Musik?
] Ein Paar, das streitet.
] Ein Mann und eine Frau, die ein Briefchen hat.
] Die Kammerjungfer vom Schloss und ihr Freund.
e Was steht in dem Brief?
] Eine Frau schreibt, der Taugenichts soll um elf ans Gartentor
kommen.
] Die schöne gnädige Frau schreibt, sie will ihn sehen.
f Wen sieht der Taugenichts in den Garten gehen?
] Einen Mörder.
| | Den Maler, den er aus dem Park kennt.
] Eine Person, die einen weißen Mantel trägt.
g Wer erwartet den Taugenichts?
] Die schöne gnädige Frau.
] Die Herrin der Kammerjungfer.
] Eine reiche, nicht sehr dünne Römerin.

89
Q Mörder! Beantw orte die Fragen.

a Warum glaubt der Erzähler, er sieht einen Maler in den Garten


gehen?

b Warum will die Römerin nichts mehr von ihm wissen?

c Warum kommen Männer mit Hunden in den Garten?

d Wo ist je tz t die schöne gnädige Frau?

G ra m m a tik

Ins Perfekt? Immer langsam! Hier setzt du nur das passende Hilfsverb
ein.

a I c h .................... .... letzte Woche mit Freunden nach Rom gewandert.


b W i r ................... .....drei Tage dort geblieben.
c W i r ................... .....dort viele Künstler kennen gelernt.
d Mit d e n e n ....
e Aber nach ein paar S tu n d e n .........................mir das zu dumm
geworden.
f I c h .................... .... meine Freunde zusammen gerufen.

g W i r ................... .....uns wieder auf den Weg gemacht.


h W i r ................... .....dann nach Wien gefahren.

Und nun richtig ins Perfekt, bitte!

a Ich komme aus Wien,


b Ich wohne eine Woche in einem Schloss,
c Ich suche die schöne gnädige Frau,
d Der Mönch hilft mir.

90
e Ich wandere bis in die nächste Stadt,
f Ich höre den Gesang der schönen Frau,
g Ich treffe einen Maler,
h Wir reisen bald wieder ab.

H ö r zu

Q Hier spricht ein junger Maler, der nicht nach Italien will. Der Text
stam m t von dem Schweizer Schriftsteller Robert W alser. Hör zu und
kreuze an, was richtig ist.

a Der junge Mann ist krank, □


b Hier gibt es viele Schönheiten. □
c Der junge Mann braucht italienische Schönheit nicht □
d Viele italienische Maler kommen in die Schweiz. □

S c h re ib ’s a u f

Q Lebensstile. Du hast gesehen, dass die Maler in Rom ein nicht ganz
norm ales Leben führen. Aber es gibt viele solcher Gruppen, deren
Existenz etw as anders aussieht als das normale Angestelltenleben ...
Such dir eine der folgenden „Szenen“ aus und beschreibe in 5 -6
Sätzen, wie du dir das Leben (W ohnungen, Essen und Trinken,
finanzielle Situation, Feste) dieser Leute vorstellst.

a Schriftsteller/innen in Paris
b Werbeleute in Hamburg
c Maler in München
d Revolutionäre im Dschungel
e Politiker/innen in Brüssel

91
Ich esse und schlafe nicht viel. Ich w andere im mer weiter, spiele
auf meiner Geige und singe. Eines Tages tr effe ich in einem Wald auf
drei ju n g e M än n er. Sie h a b e n M u s i k i n s tr u m e n t e bei sich. O boe,
K larinette und Waldhorn. Als sie mich sehen, sa g t einer von ihnen:
„Wieder einer, der kein Geld hat. N aja, spielen wir zusam m en!“ Es sind
drei Theologiestudenten aus Prag, die in den Ferien auf W and erschaft
gehen und sich mit der Musik ihr Geld verdienen müssen.
„Wie tr a u rig !“ d enk e ich. „So g ebild ete Leute so allein a u f der
Welt. Und bin ich das nicht au ch? W er fra g t schon nach m ir? “
Die T ränen s teh en mir in den Augen. Der W aldhornist sieht mich
g r o ß a n . „D as m a c h t d o c h n i c h t s “, s a g t e r. „D as is t d o c h d a s
S c h ö n ste, so am frühen Morgen hinausgehen und nicht wissen, w as
und wohin uns der Tag bringen wird.“ „Richtig!“ sa g t der an d ere,
„und wo w ir h in k o m m e n m it u n s e r e n I n s t r u m e n t e n , wird a lles
fröhlich und tan zt, Herr oder K n e c h t 1.“

1. r K n e c h t , e: a r b e i t e t f ü r den H errn.

92
EM
Die drei Studenten I 7 'T'”

„Die a n d e r e n s itz e n zu H ause und st u d ie r e n in K o m p en d ien.


W ir s t u d ie r e n in d em g r o ß e n B u c h e G o t t e s . W ir w e r d e n s i c h e r
ein m al die b e s s e r e n P fa rr e r, h a b e n e t w a s g e s e h e n von d er W elt
und k ö n n e n w as e r z ä h le n !“
Da m ö c h t e ich a m l i e b s t e n m i t s t u d i e r e n . Ich h ö r e so g e r n
g eb ild eten L eu ten zu, wo m an e t w a s p ro fitie re n kann.
„ I c h h a b ’ s ! “ s c h r e i t d a p l ö t z l i c h d e r W a l d h o r n i s t , d ie
L a n d k a r t e v o r sich . „Hier, in d er N ähe von W ie n , da s t e h t ein
S c h lo ss, und der P o r tie r ist m ein Cousin! Da m ü s s e n wir hin!“
„Ist d er P o r ti e r v ie lle ic h t ein g r o ß e r M ann m it e in e r g r o ß e n
a r i s t o k r a t i s c h e n N a s e ? “ f r a g e ich.
„Ja, von hier bis zum H o riz o n t!“ a n t w o r t e t der W ald h o rn ist.
Zu sa m m e n n e h m e n wir das n ä c h s t e P o s ts c h if f. Auf d er Donau
f a h r e n wir zum S c h lo ss d er sc h ö n e n G räfin.

S e l t s a m e L e u t e f a h r e n h ie r m i t . Ein ä l t e r e r H e r r in e i n e r
g ra u e n J a c k e und ein ju n g e r, s c h la n k e r B u rsch e, die o h n e Pause
m i t e i n a n d e r s p r e c h e n und m ich a n s e h e n . Ein h ü b s c h e s ju n g e s
M äd ch en ... die S t u d e n t e n m ö c h t e n sie g ern k e n n e n lern en . Ich
a b e r sitze v o rn e a u f dem S c h if f und s e h e in die blaue F ern e. Ein
T u rm und ein S c h lo s s n a c h d em a n d e r e n , k o m m e n w ir m e in e r
S c h ö n e n im m e r n äh er. „W arum k ann ich n ic h t f li e g e n ? “
Ich n ehm e m eine liebe Geige und spiele alle m eine alten Stücke.
Der a lte Mann s t e h t h in te r mir und h ö rt mir zu. Dann s a g t er:
„Ei, ei, Herr Ludi M a g i s t e r 1, E ssen und T rin ken v e r g is s t e r ! “
Es ist ein P fa r r e r , s e h e ich j e t z t . Er la c h t und f ü h r t m ich zu
ein em Tisch. Die S t u d e n t e n und das ju n g e M äd chen sitz en sc h o n

1. Ludi M a g is te r : M e i s t e r d es S p ie le n s.

93
Aus dem b
L
ene eines Taugenichts
d o rt. In e i n e r T a s c h e h a t e r e in e n g r o ß e n B r a t e n und B r o t, in
e in e r a n d e r e n m e h r e r e W e i n f l a s c h e n und e in e n Kelch 1. Er legt
das E ssen a u f den Tisch und lä s s t dann je d e n von uns aus dem
Kelch trin k en .
Das M ädchen sa g t a n fa n g s gar nichts. Nach und n ach wird es
a b e r im m e r lustiger. Es e r z ä h lt, d a ss es j e t z t a u f e in e m S c h lo ss
arb e iten soll, dem Schloss m ein er schönen gnädigen Frau!
„Also das wird nun m eine K a m m e rju n g fe r“, denke ich und werde
ganz rot.

1. r Kelch, e: wie ein G las, a b e r a u s Met all o d e r Holz,


Die drei Studenten

„Auf dem Schloss soll es bald eine g ro ß e Hochzeit g e b e n “, weiß


der Pfarrer.
„ Ja “, a n tw o rtet das M ädchen. „ E in e ro m a n tisch e
L iebesgeschichte, sag t m a n .“
„Der B r ä u tig a m 1 k o m m t bald“, sag t nun der Pfarrer.
W ied er w erd e ich ganz rot. „Kennt Ihr den B räu tig am d e n n ? “,
frage ich.

1. r B r ä u t i g a m , e: M ann, d er h e i r a t e t .
Aus dem Lebeneines Taugenichts

„ N e in , a b e r ic h habe von ih m g eh ö rt. L e b t w ie ein


L a n d s t r e i c h e r . Am T a g m a c h t e r M usik, n a c h t s s c h l ä f t e r v o r
H a u s tü r e n .“
„H err P f a r r e r ! “ r u fe ich au s. „Das is t n ic h t w a h r! Er ist ein
m o r a lis c h e r , s c h la n k e r, ju n g e r Mann. In Italien h a t e r in e in e m
S c h l o s s g e l e b t und h a t d o r t v ie le G r ä f i n n e n , M a le r und
K a m m e r ju n g f e r n k e n n e n g ele rn t! S p a r s a m ist er auch, nur h a t er
leider m e is t e n s kein G eld!“
„Ihr k e n n t ihn wohl g u t ? “ f r a g t der P fa rr e r. Er wird ganz rpt
vor L achen und die T rä n e n s t e h e n ihm in den Augen.
„Das ist doch alles n ich t richtig. Er ist ein g ro ß e r , se h r re ic h e r
Herr, h a b e ich g e h ö r t “, s a g t nun das M ädchen.
„ K o n f u s i o n , n i c h t s a ls K o n f u s i o n “, l a c h t d e r P f a r r e r n o c h
im m er.
D a n n n i m m t e r d e n K e l c h u nd r u f t : „ D a s B r a u t p a a r s o ll
le b e n !“
Dann wird es e t w a s ruhiger.
D er G e i s tl ic h e f r a g t die S t u d e n t e n , w o h e r sie k o m m e n und
e r z ä h lt d ann auch von se in e n S t u d e n t e n ja h r e n und wie das doch
die b e s t e Zeit des L eben s ist. Die S t u d e n t e n sing en w ie der.

A d ieu in d ie L ä n g e u n d B r e it e
O P rag , w ir z ie h n in d ie W e ite
Et h a b e a t b o n a m p a c e m ,
qui s e d e t p o s t fo r n a c e m !
N

T extverständnis

Streiche, w as falsch ist.

a Der Erzähler (w a n d ert/fäh rt) zurück Richtung Wien und trifft dort
drei (T h eo lo g iestu d en ten / M u sikstuden ten) aus (W ien /P rag ), die
(sehr w enig/viel) Geld haben.
b Sie finden ihr Wanderleben (sch ön /lan g w eilig ). Einer der
Musikanten ist (C ousin/Freu n d) des (A m tm an n s/P ortiers) im
Schloss der schönen Frau.
c Zusammen wollen sie (ein P o stsc h iff/e in e P ostku tsch e) nehmen.
d Der Taugenichts freut sich auf (sein E in n eh m erh ä u sch en /d ie s c h ö n e
g n ä d ig e Frau)
e Dort lernen sie einen (G eistlichen /M ön ch) und ein junges Mädchen
kennen, das auf dem Schloss als (K am m erju n g fer/G ärtn erin )
arbeiten soll.
f Auf der Fahrt trinken sie (W ein/Bier) zusammen und sprechen über
eine (E he/H ochzeit).

Q W er h eiratet wen?
W ir hören verschied en e Dinge über die H ochzeit. Es gibt zwei
Versionen.

a Was glaubt der Taugenichts?


b Was glaubt das junge Mädchen?
c Warum lacht der Pfarrer?

W o rts c h a tz Plus

Q „Ich erkläre euch für Mann und Frau Streiche, w as nicht passt.

a Susi und Frank sind schon lange ein (Do p p e l/P a a r /b e id e ) .


b Am Sonntag wollen sie (sich v e r h e ir a te n /h e ir a te n /s ic h h eira ten ).
c Zu jeder Braut gehört ein (W art/B räu tigam /H err).

97
d Bei der kirchlichen (H o ch zeit/E h e) führt meistens der Vater die
Braut an den (T isch/A ltar).
e Alle wünschen dem (D oppel/P aar./beide) eine glückliche (H och zeit/
Ehe).
f Wir wissen, dass nicht alle (H o ch zeiten /E h en ) glücklich werden.
g Das (D o p p el/P a a r/b e id e) kann sich auch (tren n e n /z er sch la g en ) oder
{sc h eid en /s c h eid en lassen ).
h Einige Zeit später feiern sie dann vielleicht eine neue
(H ochzeit/E he) mit einem anderen Partner.

G ra m m a tik

Q Nicht nur Spione, auch Pfarrer brauchen die richtigen Fragew örter.

a ........................... kennst du die gnädige Frau?


b ........................... bleibst du in Rom?
c ........................... hast du gegen die Jagd, mein Freund?
d ...........................lässt du deine Nase nicht operieren?
e ...........................Geld verdienst du hier?
f ........................... arbeitest du hier?
g ........................... willst du gegen ihn tun?
h ........................... lacht der Alte die ganze Zeit?
i ...........................freut sich der Taugenichts?
j ........................... denkt die junge Kammerjungfer?

S prich dich aus

Heute heiraten nicht alle Paare, die zusamm en leben wollen. W arum
nicht? Stellen wir uns vor, die „schöne gnädige Frau“ will mit dem
Taugenichts u n v erh eiratet Zusam m enleben. W as sag t u n ser
Rom antiker dazu?

98
SST Das S c h if f k o m m t an s Ufer, wir sprin gen schnell an Land. Der
P f a r r e r g e h t m it d em n e u e n K a m m e r m ä d c h e n s o f o r t zum
S c h lo s s , die S t u d e n t e n s u c h e n sich e in e n Platz, wo sie sich ein
w en ig w a s c h e n k ö n n e n . Und ich la u fe in d er A b e n d s o n n e zum
S c h l o s s g a r t e n . V or d em E in n e h m e r h a u s b leib e ich a b e r s t e h e n
und s e h e durch s F e n s t e r hinein. N iem and da. Alles ist so, wie es
v o r m e in e r A b re ise w ar. Ich sp rin g e d u rch s F e n s t e r h inein und
s e t z e m ich an den g ro ß e n S c h re ib tis c h .
In d e m M o m e n t k o m m t e in M a n n in s Z i m m e r . G r o ß und
m ag er, t r ä g t er m e in e n S c h la f r o c k b e s s e r als ich. Das m u ss der
E in n e h m e r sein. B e s s e r , ich g eh e j e t z t .
Ich s p r in g e d u rch den G a r t e n w ie d e r h in a u s . Es sind k e in e
B lu m e n m e h r da. D er n e u e E i n n e h m e r h a t w i e d e r K a r t o f f e l n
g ep flan zt.
Ich laufe w e ite r, in den S c h lo s s g a r te n hinein. Auf ein m al hö re
ich je m a n d e n singen.

99
Aus demLeben eines Taugenichts

S till is t d e r M e n s c h e n la u t e L ust,
S in g t d ie E rd e w ie in T rä u m en ,
W u n d e r b a r m it a lle n B ä u m e n ,
W er d a s H erz n o c h n ic h t g e w u s s t

Das k e n n e ich, und den S ä n g e r k e n n e ich auch!


„Das ist d er Herr G uid o!“ ru fe ich voller Freude. A ber wo ist
e r ? Da h in t e r den B ä u m e n ? H in te r den R o s e n b ü s c h e n m u s s er
sein!
Ich bleibe wie vom Blitz g e t r o f f e n s te h e n .
Auf d em g rün en Platz am Teich s itz t die s c h ö n e g nädige Frau
a u f e i n e r B a n k . N e b e n ihr s i t z t e in e a n d e r e F ra u m i t la n g e n
b ra u n e n H aa ren und spielt a u f e in e r G itarre.
Da s ie h t m ich die s c h ö n e Frau und s c h r e it laut auf. Die a n d e re
s ie h t m ich an, m u ss laut lachen, s t e h t dann a u f und k la t s c h t in
die H ä n d e . Z w is c h e n d en R o s e n k o m m t nun e in e G ru p p e vo n
k le i n e n M ä d c h e n , g a n z w e i ß g e k l e i d e t . S ie h a l t e n e i n e la n g e
B lu m en g irlan d e in den H änden, ta n z e n um uns h eru m und singen
d azu. Ein s e h r e l e g a n t e r j u n g e r M ann k o m m t dazu. Es is t d er
lustige Herr Leonhard! Er n im m t die s c h ö n e gnädige Frau an der
Hand, f ü h r t sie zu mir und sa g t:
„Die L iebe is t d as h ö c h s t e und s t ä r k t e , w a s w ir h a b e n . Sie
k e n n t k e in e R a n g d i f f e r e n z e n , sie b r i n g t u ns v o n D e u t s c h l a n d
n ach Italien und w ie d er zurück, die W e lt ist ihr zu en g und alle
Zeit zu kurz. Sie m a c h t j e d e n ein m al im Leben zum P o e te n und
P h a n t a s t e n . O t e u e r s t e r Herr E in n e h m e r und B rä u tig a m ! Bis an
den T ib er seid Ihr g e re ist, und das kleine H än d ch en E urer B ra u t
h a t Euch doch im m e r g e h a lt e n und Ihr h a b t z u rü ck g efu n d e n ! Da
b leibt nur eins: liebt Euch und seid glü cklich !“

100
Aus d m Leben eines Taugenichts

J e t z t k o m m t die a n d e r e j u n g e D a m e zu m ir und s e t z t m ir
e in e n B lu m e n k r a n z a u f. „ N u n ? “ f r a g t sie, „ k e n n t Ihr n o c h die
R äu ber, die Euch n a c h t s vom B au m g eh o lt h a b e n ? “
Ich w eiß nicht, w a s soll ich s a g e n ? Ich s e h e mir die D am e n o ch
ein m al an. K en n e ich sie n ic h t au ch s c h o n ? J a n atü rlich , die D am e
ist kein a n d e r e r als der ju n g e Herr M aler Guido!
„Herr E in n e h m e r !“ b e g in n t da s c h o n w ie d e r H err L eo n h ard .
„Das m u ss ein b is s c h e n schnell g e h e n m it d em N ach d en ke n . Ich
kan n Euch j e t z t nur kurz e r z ä h le n , w a s g e s c h e h e n ist. Fräulein
Flora, die Ihr hier vo r Euch s e h t , h a t sich in j e m a n d e n v e r lie b t
und das w a r ich. Da ist ein a n d e r e r g e k o m m e n m it P rologen und
T h e a t e r und T r o m p e t e n und w o llte F lora h e i r a te n . Flora w o llte
n ic h t, a b e r die g a n z e F am ilie w a r g e g e n sie und da d a c h t e d er
je m a n d , also ich, wir f a h r e n ein w enig weg, bis das g an ze T h e a t e r
zu Ende ist. Ich s e t z e m ich also a u f m ein Pferd, das Fräulein Flora
u n t e r d e m N a m e n Guido a u f d a s a n d e r e und so g e h t es n a c h
Sü d en . V o r d em W ir t s h a u s , wo Ihr so gut g e s c h l a f e n h a b t, h a t
Flora ein en Spion ihrer Familie g e s e h e n . “
„N atürlich !“ ru fe ich aus: „Das bucklige M än n le in !“
„Richtig. W ir beide sind dann schnell in die W ä ld e r und h a b e n
Euch m it d er P o s t k u t s c h e w e i t e r f a h r e n la s s e n . N icht n ur d er
Spion, auch a u f der Burg h a t m an das alles g eg la u b t u nd -ged acht,
Ihr seid das Fräulein Flora. Für Flora w a r auch d er Brief, den Ihr
d o r t b e k o m m e n h a b t . F lo r a s und m e i n e F a m ilie h a b e n in d e r
Z w i s c h e n z e it u n s e r e Liebe a k z e p t i e r t und ... j a , und j e t z t wird
g e h eira te t!“
Aus d e n B ü s c h e n k o m m t da e i n e K a p e l le m i t T r o m p e t e n ,
H ö rn ern und P o s a u n e n zu uns. Alle ru fe n V iv a t und ich se h e alle
alte n F reu nde w ieder, au ch den P ortier. Das ist eine Freude.
Da l ä u f t die s c h ö n e g n ä d i g e F ra u in d en G a r t e n . Ich la u f e

102
Und es ist alles, alles gut

h in t e r ihr her. V or e in e m k lein en S o m m e r h ä u s c h e n b leib e n wir


s t e h e n . D a m m g e h e n w ir h in e in . End lich allein! A b e r ich w e iß
nicht, w a s ich sa g e n soll.
Ich n e h m e ihre Hand, sie u m a r m t mich. Aber nur kurz. G anz
ro t s t e h t sie im F e n s t e r und s ie h t hinaus.
„Es ist no ch alles wie im T r a u m “, s a g e ich.
„Für m ich a u c h “, a n t w o r t e t sie „W eiß t du, im S o m m e r in Rom
h a b e n w ir Flora w ie d er g e fu n d e n und fü r sie w a r alles gut, nur
vo n dir h a b e n w ir n i c h t s g e h ö r t , ... da h a b e ich e s n ic h t m e h r
g eg la u bt. Und j e t z t b ist du h ie r!“ Sie lach t: „W eiß t du n och, wie
du m ich zum le tz t e n Mal hier a u f dem Balkon g e s e h e n h a s t ? Das
Aus demLebeneines Taugenichts

w a r so ein Abend wie h e u t e . “


„Und Euer Mann, gnädige Frau, ist g e s t o r b e n ? “
„Wie? Mein M an n? Da a u f d em Balkon, das w a r d er So h n von
der G räfin. Er w a r von e in er R eise z u rü c k g e k o m m e n . Es w a r sein
F e s t . Und ich h a t t e an d e m T a g G e b u r t s t a g . D a ru m f ü h r t e e r
m ich a u f den Balkon hinaus. Du h a s t m ich m it ihm d o rt g e s e h e n
und bist f o r tg e la u f e n , r i c h t i g ? “
„Ja, das ist richtig.“ Wir lachen und sehen au f den Teich hinaus.
„S ieh st du“, s a g t sie n a ch e in e r W eile. „Und das kleine S c h lo ss
da h in t e r d em T e ic h, d as w e iß e , d as s c h e n k t uns d er Gr.a/. Da
k ö n n e n wir w o h n e n . D enn du h a s t ihm und Flora g e h o lf e n und
bist für Flora a u f die Burg g e f a h r e n . Ohne dich ...“
„Mein G o t t ! G n ä d ig s t e ! S c h ö n s t e ! So v iele N e u ig k e ite n a u f
e in m a l!“
„Aber w a r u m s a g s t du im m e r G n ä d ig s t e zu m i r ? “ f r a g t sie
mich. „Ich bin doch keine G räfin. U n se re g näd ige G räfin h a t mich
ins Haus g e n o m m e n , d enn m ein Onkel, der P ortier, h a t mich als
W a is e 1 m i t g e b r a c h t . “
Sie ist k eine Gräfin!
„Der P o r tie r ist dein Onkel! Das ist ein g u te r M an n !“
„Das s a g t er von dir auch. Nur e t w a s b e s s e r a n z ie h e n m u s s t
du dich, s a g t er im m e r .“
„ O h ! “ r u f e ic h v o l l e r F r e u d e . „ F r a c k , e n g e H o s e n u n d
R e itstie fe l! Und n ach d er H o chzeit f a h r e n wir n a ch Italien, n ach
R o m ! Und die P r a g e r S t u d e n t e n und d en P o r t i e r n e h m e m 'w ir
m i t !“
Aus d em G a r te n k o m m t Musik durch die stille N acht, und die
Donau ra u s c h t, und es ist alles, alles gut!

1. e / r W a i s e , n: Kind o h n e V a t e r und M u t te r .

104
Textverständnis

Q W as ist richtig?

1 Was ist mit dem Haus des Einnehmers?


a [] Es ist noch alles wie vorher, das Haus steht leer. Nur der
Garten ist anders,
b Q Es sieht noch aus wie vorher, doch je tz t wohnt ein neuer
Einnehmer dort,
c Das Haus ist ganz anders als früher, auch im Garten
wachsen keine Blumen mehr, sondern Kartoffeln.

2 Maler Guido ist in Wahrheit


a Q kein Maler, sondern ein Sänger,
b Q die junge schöne Frau, die der Taugenichts liebt.
c Q eine schöne junge Frau namens Flora.

3 Flora liebt
a Q den Taugenichts.
bQ einen fremden jungen Mann aus adliger Familie,
c Q ] nur ihren Leonhard.

4 Das bucklige Männlein ist ein Spion


a | von Leonhards Familie.
b □ von Floras Familie,
c Q vom Haus des Grafen.
5 Die schöne Frau hatte mit dem Sohn des Grafen auf dem Balkon
gestanden, als
a Q sie ihn geheiratet hat.
b[] er nach Hause zurück gekommen war und sie Geburtstag
hatte.
c Q der Graf ihre Hochzeit bekannt geben wollte.

6 Die schöne junge Frau ist die


a Q Nichte des Pförtners,
b Q Tochter des Pförtners,
c Q Frau des Grafen.

105
7 Die schöne junge Frau ist
a | von Adel, aber nicht sehr reich,
b nicht von Adel und nicht reich,
c ]~\ von Adel und auch sehr reich.

8 Vom Grafen bekommen die beiden


a Q viele Glückwünsche.
b Q ein großes Geldgeschenk,
c □ ein Schloss.

W o rts c h a tz

Setze die passenden Substantive ein.

Adel Blitz Frack Nichte Posaune Schloss


Stiefel Teich Waise W irtshaus

a Kleiner als ein See: das ist e i n ................................


b Schlägt beim Gewitter ein: d e r ................................
c Ein Blasinstrument wie die Trompete ist: d i e ................................
d Bei Regen trägt man besser nicht Schuhe an den Füßen, sondern:

e Ein Kind ohne Eltern ist e i n e ................................


f Die Tochter meiner Schwester ist m e in e ................................
g Er ist Graf oder Baron und also v o n ................................
h Das trug man früher bei großen Festen (heute genügt der
Sm okin g):................................
i Da trinken wir Bier oder essen Wiener Schnitzel:
d a s ................................
*
j Das ist größer als ein Haus, größer als eine Villa:
das ist e i n ................................

106
*Ü B U* N G N

G ra m m a tik

Präpositionen

auf(2x) durch gegen hinter(2x) nach über von

a Er verstand e r s t ........................ . einer Weile.


b Musik t ö n t e .........................die Nacht durch die Nacht.
c Die Familie intrig iert.............. ......... den jungen Mann.
d Sie schicken einen S p io n ........................ ihm her.
e Man kann es sehen, das Schloss liegt d a .........................
f Das Paar s t a n d ......................... dem Balkon.

g Ich habe lange nichts mehr .. ...................... dir gehört.


h Wir haben g e s t e r n ...................
i Das junge Paar g e h t ............... ......Hochzeitsreise.

j Die beiden f a h r e n .................... .... Rom.

S c h re ib ’s au f

Q Und dann ...? Wie bei den m eisten Liebesgeschichten erfahren wir
nicht, wie das Eheleben der beiden Verliebten aussieht. Beschreibe in
vier oder fünf Sätzen, wie sie eine der folgenden Perioden ihres
Zusammenlebens verbringen.

a Die Hochzeitsreise
b Das Leben mit kleinen Kindern
c das Alter

107
►►► IN TER N ETPR O JEK T T I S
A lter Glanz - Erkundungen
In W ien und in der N ähe der S tadt gibt es natürlich sehr viele alte
Schlösser. Viele von ihnen können Eichendorff als Vorbild für den
W o hn - und Arbeitsort des Taugenichts gedient haben. Das Schloss,
in das er nach seiner Italienreise zurückkehrt, liegt allerdings in der
N ähe der Donau, und da kom m en vor allem zwei in Frage: Schloss
H of und Schloss Eckartsau

Öffne die W eb site w w w .b la c k c a t-c id e b .c o m .


G ehe dann auf den M enüpunkt S tudents, danach auf Lesen und
Ü ben. S uche dann den Titel des Buches und du bekom m st die
g enaue Link-Angaben.
a Aus w elcher Zeit stam m en die Schlösser?
b In w elchem der Schlösser hat der letzte österreichische Kaiser
wann gelebt?
c W as geschieht heute in diesen Schlössern?
d W o kann man österreichische Süßigkeiten probieren?
e Zu w elchem der beiden S chlösser gibt es in der N ähe ein
kleineres G egenstück nam ens Niederw eiden?
f W elches Schloss liegt näher bei Wien?
A B S C H L U S S T E S T

B ild zu sam m en fassu n g

Q Diese Bilder kennst du. Sie beziehen sich auf die einzelnen Kapitel.
Bringe die Bilder in die richtige zeitliche Reihenfolge und schreibe zu
jedem Bild eine kurze Zusammenfassung der Handlung.

109
A B S C H L U S S T E S T

Text ve rstän d nis

Q W as ist richtig (R), was ist falsch (F)?

R F
a Der Taugenichts kommt aus einer reichen Familie. □ □
b Der Taugenichts heiratet eine reiche Frau. □ □
c Der Taugenichts und seine Frau bekommen ein kleines
Schloss geschenkt. □ □
d Der Taugenichts hat Italienisch gelernt. □ □
e Der Taugenichts hat Leonardo und Flora geholfen. □ □
f Leonhard liebt Flora. □ □
g Flora liebt Leonhard. □ □
h Leonhards Familie will nicht, dass er sie heiratet. □ □

Stationen eines Taugenichts. Wo ist er gewesen, wo nicht?

a Im Haus seines Vaters


b Auf der schönen blauen Donau.
c jIn der Schweiz.
d |In einem Schlosspark.
e In der Nähe von Wien.
f j Südlich von Rom.
g In Rom.
h In der Lombardei.
i In Wien.
j Im Aostatal.

B eantw orte die Fragen.

a Am Ende bekommt er ein (kleines) Schloss. Wie hat er das gemacht?


b Mit viel Fleiß und Arbeit?
c Was ist für ihn nur wichtig gewesen?
d Was hat er meistens getan?

110
A B S C H L U S S T E S T

W o rts c h a tz

Q Noch einmal: Ordne die W örter in die Tabelle ein.

Amtmann Bauer Baum Beam te(r) Busch Flöte


Geige Handwerker Klarinette Klavier Lilie Maler
Modell Müller Oboe Portier Rose Sänger Trom pete
Tulpe Zolleinnehmer

Musikinstrumente Pflanzen Berufe

G ra m m a tik

Q Setze die passenden Endungen ein.

a Alle gut Nichtstuer können Erfolg im Leben haben.


b Das lernen wir am Beispiel des faul Taugenichts.
c Er trifft unsauber Leute, hässlich Spione, eine zahnlos....
Alte, einen verrückt Mönch, aber er wandert immer weiter.
d Die laut und betrunken Maler gehen ihm auf die Nerven.
e Mit drei arm Studenten aus Prag spricht er gern.
f In seinem schön Häuschen wohnt je tz t ein ander........
langweilig.. , Einnehmer.
g Er heiratet eine schön , jung Frau.
h Jetzt sitzt er auf seiner alt Bank und spielt auf seiner lieb........
Geige.

111
A B S C H L . U S S T E S T

0 Setze die Sätze ins Perfekt.

a Er kommt aus Österreich.


b Er wohnt in der Nähe von Wien.
c Er wandert durchs Land.
d Wir fahren durch Italien.
e Dann reisen wir nach Wien zurück.
f Und was macht ihr da?

g Da heiraten wir.
h Wir feiern natürlich auch ein großes Fest

S c h re ib ’s a u f

Q Du bist 18, arb eitest nicht gern und hast wenig Spaß am Lernen. Eines
Tages hat dein V ater die Nase voll und sagt: „Geh hinaus in die W elt!“
W as p assiert dann? Wohin gehst du oder fäh rst du (und w ie?), was
m achst du? Schreibe eine kurze Erzählung
(1 0 0 -1 8 0 W örter)

112
Aus dem Leben
eines Taugenichts
Ein T a u g e n ich ts: e r a r b e ite t n ich t g e rn , w a n d e rt lieb er d u rch die
W elt, spielt Geige und sin gt dazu. Sein V a te r h a t ihn von zu H ause
w e g g e sch ick t. Nun m u ss d er T au g e n ich ts se lb st z u re ch tk o m m e n .
Dabei erleb t e r sp an n en d e A b en teu er und au ch die Liebe ...
Jo sep h von Eich en d orffs M eisterw erk d er d eu tsch en R om antik, au f
ein fach e W eise n ach e rz ä h lt m it
Ü bungen zu T e x t- und H ö rv e rstä n d n is, W o rts c h a tz und
G ram m atik
dem d ra m a tis ie r te n T e x t und M usik stück en au s d e r Zeit au f
Audio-CD
T h e m e n d o ssie rs zu r Lan d esk u n d e
In te rn e tp ro je k te n zum se lb stän d ig en R e ch e rch ie re n
A b sch lu s ste st

* 2

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