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Der Schriftsteller Stephen Marche hat sich bei seiner SF-Geschichte „Krishna und

Arjuna“ von einem Algorithmus helfen lassen. Dabei findet er einen erstaunlichen
Extrakt aus Roboter-Geschichten: Bewusstsein ist ein Fluch.

Vor ein paar Jahren habe ich erstmals einen Algorithmus benutzt, um mir beim
Schreiben einer Science-Fiction-Geschichte helfen zu lassen. Der Anglistikprofessor
Adam Hammond und der Informatiker Julian Brooke hatten ein Programm namens SciFiQ
entwickelt, und ich gab ihnen 50 meiner Lieblings-Science-Fiction-Stücke, um sie in
ihren Algorithmus einzuspeisen. Das Programm erzeugte daraufhin eine Reihe von
Anweisungen für den Plot meiner neuen Geschichte und es zeigte mir während des
Schreibens, wie eng mein Text anhand verschiedener Kriterien mit den 50 Geschichten
übereinstimmte.

Unser Ziel bei diesEin Tag in der Zukunft: Melissa Berger will dem Haushaltsroboter
beibringen, wie man eine Lampe wechselt. Sie ruft die Maschine hinzu, steigt auf
die Leiter, dreht die alte Birne heraus und die neue hinein. „Na, Jimmy, hast du’s
kapiert?“ Der Roboter piepst zustimmend und widmet sich wieder dem Putzen der
Küche. Von da an muss kein menschliches Mitglied der Familie Berger mehr eine
einzige Lampe mehr austauschen.

Dem gefühlten Fortschritt in der künstlichen Intelligenz (KI) nach zu urteilen,


dürfte diese Alltagsszene nicht mehr weit sein. Maschinen stechen menschliche
Meister in ihren Spezialgebieten aus: Sie diagnostizieren Brustkrebs treffsicherer
als Radiologen, sie übersetzen in Sekundenschnelle seitenlange Texte von einer
Sprache in die andere und spielen das hochkomplexe asiatische Brettspiel Go besser
als jeder Mensch. Was sind dagegen so banale Tätigkeiten wie Leuchtmittel tauschen
oder Gemüse blanchieren?

Tech-Konzerne befeuern die Erzählung von der maschinellen Intelligenz, die immer
weiter in den Alltag vordringt. Heute gehören Siri oder Alexa bei manchen fast zur
Familie. In Zukunft sollen autonome Autos unfallfrei durch verstopfte Innenstädte
navigieren, Pflegeroboter alte Menschen betreuen oder smarte Greifarme menschlichen
Kollegen in der Fabrik zur Hand gehen. Medien machen die Geschichte aus dem Silicon
Valley mit Überschriften wie „Schlauer als der Mensch“ glaubhafter.

Doch nun grätscht ein KI-Forscher von Google in die von seinem Brötchengeber so
gern erzählte Story. Die aktuelle KI sei untauglich für den Alltag, meint François
Chollet. Dafür bräuchte man KI, die genauso effizient und flexibel lernt wie
Menschen, schreibt der Informatiker in einem Fachaufsatz. Doch genau das könnten
die aktuellen KI-Systeme nicht, meint Chollet. Die Entwickler folgten einem
veralteten Verständnis von menschlicher Intelligenz, kritisiert er. Heraus kämen
künstliche Spezialisten, die jeweils nur eine eng zugeschnittene Aufgabe meistern,
maschinelle Inselbegabungen, wenn man so will. Die Maschinen seien bei einigen
Tätigkeiten zwar besser als menschliche Fachleute. Aber nicht auf eine allgemeine
Art intelligent wie eine Person. „Wir müssen die Intelligenz von Maschinen so
messen, dass sie sich mit der von Menschen vergleichen lässt“, fordert Chollet. Der
Forscher schlägt auch vor, wie. Er skizziert einen Intelligenztest für KI, der IQ-
Tests für die menschliche Intelligenz ähnelt.

Meisterhaft Schach spielen ist keine Intelligenz


Derzeit messe man die Cleverness einer Maschine an den falschen Kriterien, meint
der Google-Mitarbeiter. Einen Menschen, der etwas Schwieriges meistert, hält man
für intelligent. Wer einen Schachmeister im Schach schlägt, muss ja wohl besonders
schlau sein. Doch dieser Schluss vom Speziellen aufs Allgemeine lässt sich laut
Chollet nicht auf Maschinen anwenden. Ein Schachcomputer mag zwar den Weltmeister
dieser Disziplin mit Links besiegen. Doch dieselbe KI kann weder Auto fahren, noch
Texte übersetzen oder ein Ei braten. Die KI erlangt ihre Inselbegabung durch viele
Beispiele, die sich alle auf der gleichen Insel befinden. Eine Diagnosesoftware
etwa lernt, Brustkrebs zu erkennen, indem sie zehntausende Mammographien vorgesetzt
bekommt, die jeweils mit der richtigen Diagnose gekennzeichnet sind. Sie entdeckt
dann entsprechende Muster auf den Bildern. Was Krebs ist, muss sie nicht
„verstehen“.

Die Intelligenz von Menschen hingegen sei viel umfassender und unabhängig von
speziellem Können, schreibt Chollet. Sie steht über jeder einzelnen Fähigkeit, wie
Schach spielen, Bruchrechnen oder Drei-Gänge-Menüs kochen.

Gemäß dieser These misst Intelligenz die Lernfähigkeit an sich. Menschen sind
demnach Experten im Lernen. Sie arbeiten sich schnell in neue, ihnen zuvor
unbekannte Aufgaben ein. Intelligenz ist sozusagen das Schnellboot, das einen von
einer Insel zur nächsten bringt, bis weit hinein in unerforschte Gewässer. Chollet
folgt damit einer Metapher von Intelligenz als flüssig, statt kristallin. Sie ist
demnach kein von der Evolution festgelegter Fundus erlernbarer Kompetenzen, sondern
eine Meta-Fähigkeit, die sich nahezu uneingeschränkt anwenden lässt. So bewährt sie
sich in einer sich stetig wandelnden Welt.

Chollet bemisst den Grad an Intelligenz an der Effizienz des Lernens, die umso
höher ist, je weniger Training es braucht, um die neue Fähigkeit zu beherrschen.
Die medienwirksamen Erfolge in der KI, oft als Schritte zu einer „allgemeinen
künstlichen Intelligenz“ gefeiert, erfüllten dieses Kriterium nicht, moniert
Chollet. Die KI „AlphaGo“ von Googles Schwesterfirma Deepmind etwa wurde mit einer
Datenbank aus 30 Millionen Zügen von Meistern des asiatischen Brettspiels t
14. MÄRZ 20234.08.2019 Marc Bartl

Die Unterscheidung zwischen automatisch und menschlich verfassten Nachrichtentexten


wird immer schwieriger, da sich viele KI-Texte bereits heute so lesen lassen, als
seien sie von Menschen geschrieben worden. Eine aktuelle Studie liefert Zahlen.

Nur 39 Prozent der Befragten haben den richtigen KI-Text im Test identifizieren
können (siehe Grafik). Dies geht aus einer Studie von Statista hervor, die
nextMedia-Hamburg im Vorfeld der Medienkonferenz scoopcamp durchgeführt hat.

Laut der Studie können sich 83 Prozent der Befragten vorstellen, mit Künstlicher
Intelligenz zu kommunizieren. Das entspricht einem Zuwachs um 25 Prozentpunkte
innerhalb eines Jahres. 2018 hatten sich noch 58 Prozent der Deutschen eine solche
Kommunikation grundsätzlich vorstellen können.

Denkbar ist für die Befragten dabei vor allem der Konsum von automatisch
generierten Kurzmeldungen wie Wetterberichten (63 Prozent) und Verkehrsnachrichten
(51 Prozent). KI-generierte Musik zu hören, kommt für 34 Prozent in Frage, ein KI-
generiertes Buch zu lesen, ist für 30 Prozent vorstellbar. Skeptischer sind die
Befragten dagegen bei politischen Berichten, die automatisch erstellt wurden. Nur
13 Prozent würden derartige Nachrichten konsumieren wollen (siehe Grafik).

Auch das Kennzeichnen von KI-Texten ist umstritten: Wenn es auch 29 Prozent der
Deutschen überhaupt nicht interessiert, ob eine Künstliche Intelligenz im
Kreationsprozess von Medien beteiligt war, wünschen sich 77 Prozent, dass KI-
Anwendungen als solche erkennbar bleiben sollten. Nur zehn Prozent der Befragten
sprechen sich dagegen für die Vermenschlichung von KIs aus (siehe Grafik).

Die Glaubwürdigkeit von automatisch erstellten Texten führt zu Verunsicherung bei


den Bundesbürgern: Während 43 Prozent KI-Nachrichten für glaubwürdig halten, hegen
57 Prozent Zweifel. Dabei scheinen die Befragten weniger Angst vor der KI an sich
als vor den Programmierern dahinter zu haben: So befürchten 54 Prozent, dass
Entwickler die KI für eine eigene Agenda missbrauchen könnten. Weiteren 62 Prozent
gefällt es nicht, dass eine Künstliche Intelligenz nicht für Inhalte verantwortlich
gemacht werden kann (Siehe Grafik: "Warum halten Sie KI-generierte Nachrichten für
unglaubwürdig?").
Zusammenfassend zeigt die Studie: Die Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz hat
innerhalb eines Jahres deutlich zugenommen. Dabei entpuppen sich Kurzmeldungen wie
Wetterberichte oder Verkehrsinformationen als beliebte, vorstellbare KI-Formate.
Gleichzeitig wünschen sich die meisten Deutschen klare Leitlinien für den Umgang
mit Künstlicher Intelligenz und entsprechende Hinweise, wenn sie zum Einsatz
kommen. Denn obwohl sie sich wünschen, dass automatisch erstellte Beiträge auch als
solche identifizierbar bleiben, werden KI-Texte nicht mehr so einfach erkannt.

Tipp: Lesen Sie hierzu auch die kress pro-Story: Wo KI in den Medien eingesetzt
wird

Hintergrund: Die online-repräsentative Studie wurde im Vorfeld des scoopcamp von


Statista im Auftrag von nextMedia.Hamburg zwischen dem 25. Juni und 30. Juni 2019
durchgeführt. Insgesamt haben 1.000 Personen teilgenommen, die zu 50,4 Prozent
männlich und zu 49,6 Prozent weiblich sind. Die Studie ist der dritte Teil des
Media Innovation Reports von nextMedia.Hamburg.

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Marc Bartl
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Wiese
15.08.2019
!
Die Kennzeichnung sollte verpflichtend werden - ähnlich wie es bei akademischen
Zitierrichtlinien verpflichtend ist, Quellen zu benennen. Stellen Sie sich sonst
einfach einmal vor, a) unsere diversen Politiker/innen, die ihren Hut wegen
Plagiatsvorwürfen nehmen mussten, hätten nicht abgeschrieben sondern einfach KI
verwendet! und b) Jeder muss für den Text, den er verfasst oder veröffentlicht hat
gerade stehen!

Anna Neumann
06.09.2019
!
Die Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz hat innerhalb eines Jahres deutlich
zugenommen, das haben ja schon mehrere Studien gezeigt

Gruß, Anna von https://bachelorschreibenlassen.com/blog/wissenschaftssprache-


englisch

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