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INSGEHEIM

LOHENGRIN
VON RICHARD WAGNER UND ANDEREN
ALVIS HERMANIS
REGIE
INSGEHEIM LOHENGRIN
VON RICHARD WAGNER, ALVIS HERMANIS, GÖTZ LEINEWEBER,
WOLFRAM RUPPERTI, CHARLOTTE SCHWAB, ULRIKE WILLENBACHER,
PAUL WOLFF-PLOTTEGG UND MANFRED ZAPATKA

ESKIL HELGA
WOLFRAM RUPPERTI CHARLOTTE SCHWAB

KATHI OTTO
ULRIKE WILLENBACHER PAUL WOLFF-PLOTTEGG

HEINER GEIST
MANFRED ZAPATKA ENRICO POLLATO

ALVIS HERMANIS
REGIE + BÜHNE

MITARBEIT BÜHNE BÄRBEL KOBER

KOSTÜME CÁTIA PALMINHA

MUSIKBERATUNG RUDOLF GREGOR KNABL

LICHT MARKUS SCHADEL

DRAMATURGIE GÖTZ LEINEWEBER

PREMIERE

5 MAI 2017
Vorstellungsdauer ca 2 Std 35 Min
Eine Pause

REGIEASSISTENZ BRITTA ENDER BÜHNENMEISTER RALPH WALTER + IGOR BELAGA


BÜHNENBILDASSISTENZLOU HINDERHOFER STELLWERK SEBASTIAN STIEWE
KOSTÜMASSISTENZ JUDITH SZILLUS TON ALEXANDER ZAHEL
DRAMATURGIEASSISTENZ ROSE REITER VIDEO TOM CZAPKA
REGIEPRAKTIKUM NINA PLAGENS REQUISITE SULAMITH LINK + JENS MELLAR
REGIEHOSPITANZ PATRICIA SKLAREK MASKE ISABELLA KRÄMER
GARDEROBE PETRA BERGLAR +
INSPIZIENZ EMILIA HOLZER NGOZI UNAMBA-OPARAH
SOUFFLAGE SINEAD KENNEDY LEITUNG STATISTERIE EVELYNE KLUNKER-BARTELSE
einige weitere. Ebenso gerne wie Mann versteckte sich Richard Wagner in
Zum Stück und zum Autor seinen (oft gräulichen, aber eben oft auch hinreißenden) Texten und lugte
nur zwischen den Zeilen hervor. Über den Lohengrin schreibt er: „Als Sym-
bol der Fabel kann ich nur festhalten: die Berührung einer übersinnlichen
Erscheinung mit der menschlichen Natur, und die Unmöglichkeit der Dau-
„Jeder von uns kennt eine Anzahl Menschen, er derselben.“ Danach suchen die fünf Eskapisten, nach dem Irrationalen,
und er kennt sie, wo er sie trifft, an bestimmten, ganz persönlichen nach dem, was da noch mehr sein muss in diesem Leben, das uns allen nicht
Merkmalen wieder. Man verkehrt nur mit lauter Einzelpersonen, genug ist und dessen Grundtenor Traurigkeit heißt. Das kann doch nicht
und jede Person hat ihren Namen und hat auch so ihre ganz besonderen, alles gewesen sein. Oder wie es Thomas Mann beschreibt: „Wunderbare
gar nicht wiederkehrenden charakteristischen Zeichen. Stunden tiefen, einsamen Glückes inmitten der Theatermenge, Stunden
[..] Da hat ein Mann diese Größe, diese voller Schauer und kurzer Seligkeiten, voll von Wonnen der Nerven und des
Haltung, dieses Gesicht – das ist ein ungeheurer Komplex, Intellekts, von Einblicken in rührende und große Bedeutsamkeiten, wie nur
der von uns aber mit einem Blick erfasst wird – da ist diese diese nicht zu überbietende Kunst sie gewährt.“
charakteristische Stimme, dieser Gang, diese Geste, Richard Wagners Co-Autoren in „Insgeheim Lohengrin“ – das Ensem-
und schon ein kleiner Ausschnitt genügt uns, allemal, ble und Alvis Hermanis – begegnen dem mit einer Methode, die der künst-
um ganz sicher diesen Menschen zu identifizieren. lerische Leiter des „Neuen Theater Riga“ mit seinen Schauspielern dort
Und identifizieren heißt, ihn als einmaliges Geschöpf zu erkennen. seit Jahrzehnten verfeinert: private Geschichten einfacher Menschen. Es
Seine Einmaligkeit ist uns ganz selbstverständlich.“ gilt dabei das gesprochene Wort und letztlich stammt die Methode aus
Alfred Döblin der Literatur. Die Aufschreibesysteme dienen dabei nur der Organisation.
In dieser multiplen Autorenschaft entstehen Rollen, die mit den Persön-
lichkeiten der Schauspieler verschmelzen und es entsteht ein Theater, das
Ein kleiner Zirkel aktiver Lohengrinliebhaber trifft sich regelmäßig in einer sucht, nicht schon alles weiß, und sich so dem Zuschauer öffnet. Sein be-
konspirativen Wohnung. Insgeheim, weil die Hingabe an das romantische wusster Neobanalismus und sein Hang zur Vergänglichkeit lassen darin auch
Pathos in München 2017 generell als verdächtig gilt. Der Nachbar darf von die Generationen aufleuchten, die zu unseren Erinnerungen gehören, die
der verzückten Einbildungskraft nichts wissen. Innig tauschen sie sich aus, Eltern, Groß- und Urgroßeltern, deren Objekte uns noch umgeben, in de-
spüren die Geheimnisse des Schwanenritters auf, hören immer wieder die ren Räumen wir noch leben oder die wir mindestens noch sahen. Und sei es
Aufnahmen, die sie im Laufe ihrer Liebhaberschaft angesammelt haben, oder nur durch die Fotografie. Falsche Erinnerungen sind auch Erinnerungen. Es
erinnern die Zeugnisse und Spuren, die Wagners Musik im Leben hinterlässt. ist immer die Suche nach etwas Ganzem, nicht Greifbarem, das (hoffent-
Es ist nicht immer leicht, davon zu sprechen, jeder der fünf Eskapisten fand lich) über den Irrungen unserer eigenen Zeitwahrnehmung liegt. Die Musik
seinen ganz eigenen Zugang in den Wagnerschen Kosmos, dessen Grund- Richard Wagners ist dabei ein treuer Komplize.
stimmung der Komponist selbst so beschreibt: „Aus einer Welt des Hasses Das Cuvilliéstheater ist für solch eine Untersuchung des Lohengrin
und des Haders schien die Liebe verschwunden zu sein: in keiner Gemein- ganz sicher der richtige Ort. Als Theater des 18. Jahrhunderts mehrfach am
schaft der Menschen zeigte sie sich deutlich mehr als Gesetzgeberin. Aus Hof aus der Mode gekommen, wiederbelebt durch Ludwig II., waghalsig ge-
der öden Sorge für Gewinn und Besitz, der einzigen Anordnerin alles Welt- rettet von den Bürgern der Stadt vor der Zerstörung im zweiten Weltkrieg,
verkehrs, sehnte sich das unertötbare Liebesverlangen des menschlichen ausgelagert in einem Denkmal, gebaut zum Andenken an die Befreiung von
Herzens endlich wiederum nach Stillung eines Bedürfnisses, das, je glü- Napoleon und ungeachtet aller finanziellen Nöte an anderer Stelle wieder-
hender und überschwenglicher es unter dem Drucke der Wirklichkeit sich aufgebaut von eifrigen Münchnern, vereint dieses Theater die deutschen
steigerte, umso weniger in eben dieser Wirklichkeit zu befriedigen war.“ Traumata wohl ebenso wie die konstruktive Mentalität, die die Münchner
Es ist auch nicht immer leicht, über die Begeisterung für Richard Wagner auszeichnet. Dieses Heftchen träumt weiter, es sei ein Programmheft zur
zu schreiben. Am besten formulierte die wohl Thomas Mann. Er verpasste Oper Lohengrin und versammelt Material aus unseren Proben.
keine Vorstellung im Münchner Hoftheater und es ist wohl einer der Makel
Münchens, dass er dafür 1933 aus der Stadt gejagt wurde von Leupold,
Knappertsbusch, Strauss et al. Offensichtlich waren die Herren des Lesens
nicht kundig, sonst hätten sie Richard Wagner nicht einen solchen Bären-
dienst im Namen der Ehrenrettung des Komponisten erwiesen. Es folgten
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ZWEITER AKT
Handlung
Telramund und Ortrud, vom König geächtet und verbannt, verbergen sich
im Dunkel der Nacht. Ortrud, die noch am heidnischen Glauben festhält,
gelingt es, Telramund erneut vom Recht seiner Anklage zu überzeugen und
ihn für die gemeinsame Rache zu gewinnen: Telramund soll den Fremden
des Zaubers und Betrugs anklagen, sie selbst will Elsa zu der verbotenen
Frage verleiten. Mit geheuchelter Verzweiflung erschleicht sich Ortrud das
Mitleid der arglosen Elsa. Am folgenden Morgen wird Elsa von den Frauen
zur Hochzeit geführt. Ortrud macht ihr auf den Stufen des Münsters den
Vortritt streitig: Telramund habe in Brabant höchstes Ansehen genossen,
bevor falsches Gericht ihn verbannte. Elsa hingegen könne nicht einmal den
Namen ihres künftigen Gemahls nennen. Telramund beschuldigt den frem-
den Ritter der Zauberei und fragt ihn nach Name und Herkunft. Er aber
weist Telramund zurück; Elsa allein müsse er Antwort geben.

ERSTER AKT
König Heinrich I. ist nach Brabant gekommen, um ein Heer für den Krieg
gegen die Ungarn auszuheben und Gerichtstag zu halten. Friedrich von
Telramund verklagt Elsa, die Tochter des einstigen Herzogs von Brabant,
ihren Bruder Gottfried ermordet zu haben. Er selbst erhebt Anspruch auf
den Thron. Vor den König gerufen, schweigt Elsa zu den Anschuldigungen.
Ein Gottesgericht soll entscheiden: Ein Streiter für Elsas Unschuld wird
aufgerufen, aber keiner wagt den Zweikampf. Die Aufforderung ergeht ein
weiteres Mal, da wird Elsas Gebet erhört. Von einem Schwan geleitet, er-
scheint ein unbekannter Ritter, wie ihn Elsa im Traum voraussah. Er will für
sie kämpfen und bietet ihr seine Hand an, unter der Bedingung, dass sie nie
nach seinem Namen und nach seiner Herkunft frage. Elsa gelobt es. Der
Ritter besiegt Telramund, schenkt ihm aber das Leben.
DRITTER AKT
Am Hochzeitsbett finden sich die Liebenden zum ersten Mal allein. Doch
wachsende Zweifel lassen in Elsa den Wunsch übermächtig werden, We-
sen und Geheimnis ihres Mannes zu ergründen. Trotz aller Warnungen stellt
sie die verbotene Frage. Mit erhobenem Schwert dringt Telramund ein; er
wird getötet. Am nächsten Morgen beschuldigt der Schützer von Brabant
vor dem König und dem Heer den erschlagenen Telramund des versuchten
Meuchelmordes und klagt Elsa an, ihren Schwur gebrochen zu haben. Jetzt
muss er sein Geheimnis preisgeben: Er ist der Sohn des Gralskönigs Parzival,
gesandt, um für Elsas Unschuld einzutreten; sein Name: Lohengrin. Den
Gralsrittern ist überirdische Macht nur verliehen, solange sie unerkannt
bleiben. Schon naht der Schwan. Im Triumph über das Scheitern Lohengrins
offenbart Ortrud, sie selbst habe Elsas Bruder in den Schwan verwandelt.
Lohengrins Gebet erlöst Gottfried, der zum Führer des Heeres bestimmt
wird. Lohengrin muss zum Gral zurückkehren.
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Geheimnisvoll ist der Ritter gekom-
Paulus Cassel men. Sieg und himmlisches Wesen
fesseln die Braut. Wer so erscheint
braucht im Momente weder Namen
noch Ahnen. Er kann seine Heimat
[..] Der Schwanritter [..] kommt nicht nicht nennen, sonst muss er nach
von selbst. Von einer göttlichen Vor- Haus. Wenn er bleiben soll, muss Er-
sehung ist die Welt regiert. Die Not innerung schweigen. Die Liebe, die
findet durch Gebet einen Helfer. Nicht jetzt geblendet von seiner Tat, nicht
von Ohngefähr geschieht die Rettung, fragt, muss niemals fragen. Die jetzt
die der Bedrängte erfährt. Der Ritter nicht zweifelt, muss niemals zweifeln. So stellt er zur Bedingung seines Blei-
mit dem Schwanenschiff ist das ro- bens an die Geliebte die Bitte, ihn niemals nach seiner Herkunft zu fragen.
mantische Abbild dieser unerwarte- Täte sie es, dann wäre es um seine An-
ten aber in der göttlichen Vorsehung wesenheit geschehen. Aus welcher
ruhenden Hilfe. Der Schwan trägt das Quelle auch die Frage käme, das un-
weiße Lichtkleid, welches auch die Engel tragen. Auch die Engel fliegen bewusst sich selbst verbergende Le-
sonst in wunderbarer Art. Hier bringt der Schwan als Symbol des Schif- ben in der Liebe ist verletzt. Mit der
fes die Botschaft. Das Schiff kommt auf der Flut, welche die unbegrenzte Frage, woher er ist, wird er erinnert,
Weite himmlischer Natur abbildet. „Gott hat uns fremde Gäste geschickt”, wohin er gehört. Im Augenblick ver-
spricht König Karl im Gedichte Conrad von Würzburgs, als er den Schwan spricht die Geliebte alles. Was ver-
sieht. Der Ritter kommt zur rechten Zeit, um der weinenden Herzogin zu spräche man dann nicht! Aber die Zeit
helfen. Man weiß ja, wo man helfen kann, dass Not ist. Der Gral ist die ro- vergeht. Sieben Jahre hält die Frau es
mantische Statt himmlischer Hilfe und Barmherzigkeit. Als Elsa in heißem aus. Die Gewohnheit scheint jedes Bedenken zu bedecken. Die Neugier, die
Gebet um einen Retter bei Gott fleht, sich mit Liebe entschuldigt, vergisst das Versprechen, das Liebe gegeben
läuten auf Montsalvas die Glocken, und sie fragt. Damit ist ihr Glück zu Ende. Der Schleier ist zerrissen. Die Erin-
zum Zeichen, dass jemand hilfsbe- nerung ist aufgewacht. Die Heimat ruft. Der Schwan ist am Ufer, den Gatten
dürftig ist. Lohengrin wird abgesandt, zu holen. Die Zeit ist um. Elsa muss ihn lassen. Sie hat ihn nie völlig gehabt
um der Dame beizustehen. Er steigt in und sieht ihn niemals wieder. Welch sinniges Bild von idealem Schmerz und
das Schwanschiff, das mit ihm zur Hil- Leben. [..] Der Schwanritter scheidet in Schmerz. [..] Ihn zwingt die eige-
fe göttlich eilt. Reizend ist die ganze ne höhere Natur, die er meinte stillen zu können. Sie zwingt ihn mittelst
Poesie des Schwanes in dem Schwan- der Liebe, um welcher er sich verleugnet. Wie zur Tragödie wird es, denn
ritter wiedergegeben. Der Held ist die Frau, um derentwillen er Himmlisches aufgab, treibt ihn durch sinnliche
nur die ritterliche Persönlichkeit sei- Schwäche hinaus und muss selber leiden. Vergeblich streckt sie die Arme
ner Natur und seines Symbols. Licht, Liebe und kraftvolle Tugend sind seine ihm nach, er kehrt nicht wieder. Bald erreicht ihn nicht mehr der klagende
Art. Vom Licht zeugt sein Kleid und seine englische Botschaft. Kraft ist des Ruf und sie ist mit dem Schmerz allein. Der Schmerz folgt immer nach, wenn
Schwanes Natur im gerechten Kampf. die Menschen vergessen. Immer, wenn
Der Schwan hat tadellose Sitte, sagt auch die schönste Gewohnheit den
Aristoteles. Der Adler greift ihn an, überlegnen Geist zu sich herunterge-
aber er wird überwunden nicht bloß zogen meint. Immer, wenn Unzartheit
durch Stärke, sondern durch die ge- das elastische Band zerreißt, womit
rechte Sache. Der Schwan greift Liebe die Seele fesselt. Wer vergisst,
nicht an, sondern er wehrt nur sünd- was er empfangen, wird durch Erinne-
haftes Wesen ab. Schwäne und Dra- rung verlieren. Wer das Heil fühlt, das
chen sind Feind. So besiegt Lohengrin ihn belebt, fragt nicht, wessen Sohn er
den wilden Ritter von Telramond. ist. Er weiß es selbst, des Himmels. [..]
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aus der Höhe nach der Tiefe, aus dem sonnigen Glanze der keu-
Richard Wagner schesten Reine nach dem trauten Schatten der menschlichsten
Liebesumarmung. Von dieser Höhe gewahrte mein verlangender
Blick das Weib: das Weib, nach dem sich der fliegende Holländer
[..] Ich war mir jetzt meiner vollsten Einsamkeit als künstlerischer aus der Meerestiefe seines Elendes aufsehnte; das Weib, das dem
Mensch in einer Weise bewusst geworden, dass ich zunächst einzig Tannhäuser aus den Wollusthöhlen des Venusberges als Himmels-
aus dem Gefühle dieser Einsamkeit wiederum die Anregung und das stern den Weg nach oben wies und das nun aus sonniger Höhe
Vermögen zur Mitteilung an meine Umgebung schöpfen konnte. Da Lohengrin hinab an die wärmende Brust der Erde zog. –
sich diese Anregung und dieses Vermögen so kräftig in mir kundga- Lohengrin suchte das Weib, das an ihn glaubte: das nicht früge,
ben, dass ich, selbst ohne alle bewusste Aussicht auf Ermöglichung wer er sei und woher er komme, sondern ihn liebte, wie er sei und
einer verständlichen Mitteilung, mich dennoch eben jetzt auf das lei- weil er so sei, wie er ihm erschiene. Er suchte das Weib, dem er sich
denschaftlichste zur Mitteilung gedrängt fühlte, so konnte dies nur nicht zu erklären, nicht zu rechtfertigen habe, sondern das ihn un-
aus einer schwärmerisch-sehnsüchtigen Stimmung hervorgehen, wie bedingt liebe. Er musste deshalb seine höhere Natur verbergen, denn
sie aus dem Gefühle jener Einsamkeit entstand. – Im „Tannhäuser“ gerade eben in der Nichtaufdeckung, in der Nichtoffenbarung die-
hatte ich mich aus einer frivolen, mich anwidernden Sinnlichkeit – ses höheren – oder richtiger gesagt: erhöhten – Wesens konnte ihm
dem einzigen Ausdrucke der Sinnlichkeit der modernen Gegenwart – die einzige Gewähr liegen, dass er nicht um dieses Wesens willen nur
herausgesehnt; mein Drang ging nach dem unbekannten Reinen, bewundert und angestaunt, oder ihm – als einem Unverstandenen –
Keuschen, Jungfräulichen, als dem Elemente der Befriedigung für ein anbetungsvoll demütig gehuldigt würde, wo es ihn eben nicht nach
edleres, im Grunde dennoch aber sinnliches Verlangen, nur ein Ver- Bewunderung und Anbetung, sondern nach dem einzigen was ihn aus
langen, wie es eben die frivole Gegenwart nicht befriedigen konnte. seiner Einsamkeit erlösen, seine Sehnsucht stillen konnte, – nach
Auf die ersehnte Höhe des Reinen, Keuschen hatte ich mich durch die Liebe, nach Geliebtsein, nach Verstandensein durch die Liebe ver-
Kraft meines Verlangens nun geschwungen: Ich fühlte mich außer- langte. Mit seinen höchsten Sinnen, mit seinem wissendsten Be-
halb der modernen Welt in einem klaren heiligen Ätherelemente, das wusstsein wollte er nichts anderes werden und sein, als voller, ganzer,
mich in der Verzückung meines Einsamkeitsgefühles mit den wollüsti- warm empfindender und warm empfundener Mensch, also überhaupt
gen Schauern erfüllte, die wir auf der Spitze der hohen Alpe empfin- Mensch, nicht Gott d. h. absoluter Künstler. So ersehnte er sich das
den, wenn wir, vom blauen Luftmeer umgeben, hinab auf Gebir- Weib, – das menschliche Herz. Und so stieg er herab aus seiner won-
ge und Täler blicken. Solche Spitzen erklimmt der Denker, um auf nig öden Einsamkeit, als er den Hilferuf dieses Weibes, dieses Her-
dieser Höhe sich frei, „geläutert“ von allem „Irdischen“, somit als zens mitten aus der Menschheit da unten vernahm. Aber an ihm haftet
höchste Summe der menschlichen Potenz zu wähnen: Er vermag hier unabstreifbar der verräterische Heiligenschein der erhöhten Natur;
endlich sich selbst zu genießen und bei diesem Selbstgenusse, un- er kann nicht anders als wunderbar erscheinen; das Staunen der Ge-
ter der Einwirkung der kälteren Atmosphäre der Alpenhöhe, endlich meinheit, das Geifern des Neides wirft seine Schatten bis in das Herz
selbst zum monumentalen Eisgebilde zu erstarren, als welches er, als des liebenden Weibes; Zweifel und Eifersucht bezeugen ihm, dass er
Philosoph und Kritiker, mit frostigem Selbstbehagen die warme Welt nicht verstanden, sondern nur angebetet wurde, und entreißen ihm
der lebendigen Erscheinungen unter sich betrachtet. Die Sehnsucht, das Geständnis seiner Göttlichkeit, mit dem er vernichtet in seine
die mich aber auf jene Höhe getrieben, war eine künstlerische, sinnlich- Einsamkeit zurückkehrt. [..]
menschliche gewesen: Nicht der Wärme des Lebens wollte ich ent-
fliehen, sondern der morastigen, brodelnden Schwüle der trivialen
Sinnlichkeit eines bestimmten Lebens, des Lebens der modernen
Gegenwart. Mich wärmte auch auf jener Höhe der Sonnenstrahl der
Liebe, deren wahrhaftigster Drang mich einzig aufwärts getrieben
hatte. Gerade diese selige Einsamkeit erweckte mir, da sie kaum mich
umfing, eine neue, unsäglich bewältigende Sehnsucht, die Sehnsucht
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Einwirkung ihrer Persönlichkeit auf den Meister zu danken, als der Fü-
Julius Kapp gung des Geschicks, die ihren Liebesbund zu einem tragischen gestal-
tete, sie zur leidensvollen Entsagung zwang und dadurch bei Wagner
einen Seelenzustand auslöste, der seiner Veranlagung nach dem Ge-
„Nicht Gut, nicht Gold, / noch göttliche Pracht; / nius in ihm die denkbar günstigsten Entfaltungsmöglichkeiten bieten
nicht Haus, nicht Hof, / noch herrischer Prunk; / musste. Fraglos hat Wagner Mathilde geliebt, wie kein Weib vor noch
nicht trüber Verträge / trügender Bund, / nicht heuchelnder Sitte / nach ihr; noch nach Jahren schreibt er: „Sie ist und bleibt meine ers-
hartes Gesetz: / selig in Lust und Leid / lässt – die Liebe nur sein.“ te und einzige Liebe! Das fühl` ich nun immer bestimmter. Es war der
Höhepunkt meines Lebens.“ Wagner stand ja auch, als Mathilde sei-
Wie ein Leitmotiv klingt dieses Wort, Brünnhildens Weisheit letzter nen Lebensweg kreuzte, im Zenit seiner Kraft, während er, als Cosima
Schluss, durch Wagners Erdenbahn. Die Liebe ist der Brennpunkt sei- die Seine wurde, schon die Fünfzig überschritten hatte. Ob allerdings
nes Lebens, der Quell seines Schaffens. Und dennoch war Wagner kein Mathilde mit ihrer weichen, sinnigen Natur auch imstande gewesen
Günstling der Venus, kein Liebling der Frauen, wie etwa Goethe oder wäre, Wagners Lebensgefährtin zu werden, ob sie, die zu seiner Muse
Franz Liszt, denen sich noch im hohen Alter verzückte Weiblichkeit bestimmt war, auch als tatkräftige Vorkämpferin, wie er sie später zur
begehrend in den Weg warf. Dazu fehlten seinem Äußeren wie sei- Verwirklichung des Geschaffenen an seiner Seite haben musste, sich
nem Wesen alle Reize eines Don Juans. Das Ritterliche, liebenswürdig bewährt hätte, das darf mit Recht bezweifelt werden.
Betörende, graziös Tändelnde, alle Hilfsmittel eines auf dem Parkett Diese Fähigkeiten hätte weit eher Wagners erste Gattin, Minna,
vornehmer Salons heimischen Liebesritters waren ihm, dem schwer- besessen, der dafür wiederum Mathildens Vorzüge gänzlich mangel-
blütigeren, biederen sächsischen Beamtensohn versagt. ten. Doch als sie ihm zur Seite stand, konnte von etwas derartigem
Von Natur mit starker Sinnlichkeit behaftet, hatte Wagner, den, noch nicht die Rede sein. Ihr war vom Schicksal die undankbarste Auf-
wie er selbst erzählt, schon als kleinen Knaben Berührungen von gabe von allen Frauen in Wagners Leben zuerteilt. Bei ihrer Verhei-
weiblicher Hand oder das Betasten der schwesterlichen Garderobe- ratung war sie die gefeierte Schauspielerin und er ein armer Teufel
gegenstände wollüstig erregen konnten, frühzeitig die Geheimnisse von stellenlosem Kapellmeisterlein. Sie fühlte sich ihm in jeder Be-
der Liebe kennengelernt. Mit wilder Begier hatte er sich dem sinnli- ziehung weit überlegen und versäumte es, wie das bei der Nachwir-
chen Genuss hingegeben, getreu seinem späteren Tannhäuser-Wort: kung eines solchen ersten Eindrucks meist der Fall ist, später, als er
„Und im Genuss nur kenn` ich Liebe.“ Die neben der realistischen Be- sie längst überflügelt hatte und sein Genius die Schwingen entfaltete,
tätigung seines Triebverlangens allmählich aufkeimenden seelischen diese Auffassung zu revidieren. Sie hatte die magersten Jahre mit ihm
Gefühlsregungen schlugen, wie dies in solchen Fällen, zumal bei ste- durchlebt, gedarbt und gehungert, sah dann nach einer kurzen Peri-
tem Umgang mit ausschließlich weiblichen blutsverwandten Personen ode ungetrübten Glücks das mühsam Erkämpfte durch den Mutwillen
(wie in Richards vaterlosem Elternhaus), meist zu geschehen pflegt, ihres Mannes, wie sie meinte, in Trümmer gehen und stand, als die
in ein unsinnliches, verehrungsvolles Anschmachten des geliebten wahre Sonne des Glücks über Richards Haupt aufgegangen, einsam
Wesens um. Erst die Vereinigung dieser beiden extremsten Pole des und verlassen abseits – eine kranke, verbitterte Frau.
Liebestriebes in der Gestalt der durch Veredlung einer anfangs rein Hatte Wagner in Minna die treue, aufopferungsfähige Lebens-
sinnlichen Liebelei gewonnenen Geliebten und Lebensgefährtin löste gefährtin besessen, die rührend für ihn sorgte und ihn pflegte, die
diesen Zwiespalt. [..] aber seinem Künstlertum nicht gerecht zu werden vermochte, war
Wirft man die Frage auf, welche der drei Frauen: Minna, Mathilde ihm andererseits in Mathilde die gerade den Künstler befeuern-
und Cosima, die in seinem Leben eine entscheidende Rolle gespielt de Muse erstanden, so gewährte ihm der Abend seines Lebens in
haben, für den schaffenden Künstler Wagner die bedeutungsvollste Cosima schließlich die Frau, die beides in sich vereinte. Eine der sei-
war, so kann die Antwort nur lauten: Mathilde Wesendonck. Sie besaß, nen verwandte Begabung befähigte sie, dem Genius überallhin zu fol-
als seine Muse, die geheime Kraft, alle Saiten seiner schöpferischen gen, ihre kühn zugreifende, fanatisch, ohne Rücksicht auf die Ihri-
Zauberharfe zum Erklingen zu bringen, seinem Genius die höchsten gen oder die Stimme der Welt, auf das in der Vereinigung mit Wagner
Offenbarungen zu entlocken. Dies ist vielleicht weniger einer direkten erblickte Ziel losgehende Energie, verbunden mit einem ungemein
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praktischen Blick für die Erfordernisse des Lebens, Organisationsta- Minna Wagner
lent und Geschäftssinn machten sie zur unschätzbaren Mitarbeite-
rin und Helferin des Meisters. Überdies war ihr noch vergönnt, dem
weit umhergeworfenen, heimatlosen Mann, dessen Liebessehnen in Mathilde Wesendonck
ihrer herben, fast männlichen Art Erfüllung fand, das so lang verge-
bens gesuchte eigene Heim zu bereiten und seinen heißesten Wunsch
nach einem Sohn und Erben zu erfüllen. Wie Cosima nach Wagners
Tod das schier Unmögliche verwirklicht: mit eisernem, unbeugsamem
Willen das Lebenswerk des Meisters zum Sieg gesteuert, der Welt
„Bayreuth“ erhalten hat – eine Tat, die nie hoch genug gepriesen
werden kann –, so war sie auch schon zu seinen Lebzeiten die Herr-
scherin von Wahnfried, die alles lenkende und bestimmende Kraft.
Wagners zum Verkehr mit der Welt ungeeignetes, egozentrisches
Wesen bedurfte eines solchen starken Anwalts seiner Sache. Wenn
Cosima in ihrem ehrgeizigen Streben und der blinden Anbetung des
Meisters selbst einige seiner Schwächen gesteigert und, indem sie
eine Art Fürstenhof in Bayreuth ins Leben rief, den schon 1876 von
Nietzsche so peinlich empfundenen Kult mit der Person Wagners
heraufbeschworen hat, so sind das vorüberhuschende Schatten, die
ihr Gesamtbild nicht zu trüben vermögen.
Minna, Mathilde und Cosima, diese drei Brennpunkte des
Wagnerschen Liebeslebens, eine: die er heiratete, eine: die seine un-
sterbliche Geliebte war, und eine: die ihn heiratete, hatten jede ihre
besondere Bestimmung in seinem Leben zu erfüllen, jede trat gerade
in dem ihrer Aufgabe nach richtigen Augenblick in seine Erdenbahn.
Welcher von ihnen der Preis gebührt? Eine schwer zu entscheidende,
müßige Frage. Sie alle haben, jede in ihrer Art, unvergängliche Ver-
dienste um den Menschen wie Künstler sich errungen und besitzen
ein Anrecht auf den Dank und die Achtung der Nachwelt. Darum las-
se man endlich alle kleinliche Rivalität und Eifersüchtelei fahren und
neige sich in der gerechten Anerkennung, dass wir ohne diese Frauen
wohl schwerlich das Wagnersche Kunstwerk in seiner heutigen Grö-
ße und Ausdehnung besäßen, dem glanzvollen weiblichen Dreigestirn:
Minna, Mathilde, Cosima.

Cosima und Richard Wagner

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Richard Wagner Henry Perl

[..] So stark auch bei dem männlichen Tiere der höchsten Gattungen die lei- [..] Cosima Wagners Aufzeichnungen brechen am Vorabend von RWs Tod
denschaftliche Brunst bereits auch auf die Individualität des Weibchens ge- ab. Am 13. Februar 1883 lässt RW sich beim Mittagstisch entschuldigen.
richtet sein mag, so beschützt es die Mutter doch nur so lange, bis diese Im Arbeitszimmer schreibt er an dem Aufsatz „Über das Weibliche im
selbst im Stande ist, die Jungen zur Selbsterhaltung soweit anzuleiten, dass Menschlichen“. Nach den letzten Notizen: „Gleichwohl geht der Prozess der
sie endlich sich selbst überlassen werden und auch der Mutter sich entfrem- Emanzipation des Weibes nur unter ekstatischen Zuckungen vor sich. Liebe –
den können [..]. Hiergegen nun wäre zu behaupten, dass die Ausscheidung Tragik“, erleidet er einen Herzanfall, gegen 15.30 Uhr stirbt er in Cosimas
des Menschen aus dem tierischen Gattungsgesetze zuerst sich dadurch voll- Armen. Wagners Hausarzt in Venedig, Dr. Friedrich Keppler, schreibt über
zog, dass die Brunst in ihm als leidenschaftliche Zuneigung auf das Individuum RWs Krankheit und die Ursache seines Todes: „Richard Wagner litt an einer
sich wandte [..]. Liebestreue: Ehe; hier liegt die Macht des Menschen über weit vorgeschrittenen Herzerweiterung, speziell Erweiterung der rech-
die Natur, und wir nennen sie göttlich. Sie ist die Bildnerin der edlen Rassen.1 ten Herzkammer mit konsekutiver fettiger Degeneration des Herzfleisches.
Leicht dürfte das Hervorgehen dieser aus den zurückbleibenden niedereren Außerdem war er mit einer ziemlich ausgedehnten Magenerweiterung und
Rassen durch das Hervortreten der Monogamie aus der Polygamie erklärt einer rechtsseitigen inneren Leistenhernie behaftet. Letztere war beson-
werden können; gewiss ist, dass die edelste weiße Rasse in Sage und Ge- ders schwer zurückzuhalten und außerdem lange Zeit durch ein möglichst
schichte bei ihrem ersten Erscheinen monogamisch auftritt, als Eroberer unpassendes Bruchband malträtiert worden, so dass der erste Rat, den ich
durch polygamische Vermischung mit den Unterworfenen sofort aber ihrem ihm überhaupt erteilte, in der Verordnung eines passenden Bruchbandes be-
Verderben entgegen geht.2 [..] Von vorzüglichen Köpfen wird die Polygamie stand. Die Leiden, von denen Richard Wagner in den letzten Monaten seines
als der natürlichere Zustand angesehen, wogegen die monogamische Ehe als Lebens heimgesucht war, bestanden zunächst in Störungen, die vom Magen
ein stets neu unternommenes Wagnis gegen die Natur gilt. Gewiss stehen und Darm ausgingen, vor allem in hochgradigem Meteorismus, hiezu gesell-
polygamische Völker dem Naturzustande näher und erreichen hierbei, so- ten sich dann, aber immer erst sekundär sowohl durch direkte mechani-
bald nicht störende Mischungen unterlaufen, die Reinerhaltung ihrer Rasse sche Beengung des Brustraumes in Folge der massenhaften Gasentwicklung
mit dem Erfolge, mit welchem die Natur die tierischen Geschlechter unver- in Magen und Gedärmen, als durch Reflex von Magen- auf die Herznerven,
ändert sich gleich erhält. Nur ein bedeutendes Individuum kann der Poly- qualvolle Störungen in der Herzaktion, welche schließlich durch Ruptur der
game nicht erzeugen, außer unter der Einwirkung des idealen Gesetzes der rechten Herzkammer die Katastrophe herbeiführten; dass die zahllosen
Monogamie, wie es ja selbst durch leidenschaftliche Zuneigung und Liebe- psychischen Aufregungen, welchen Wagner durch seine eigentümliche Geis-
streue in den Harems der Orientalen seine Macht zuweilen ausübt. Hier ist tesanlage und Geistesrichtung, durch seine scharf prononcierte Stellung zu
es, wo das Weib selbst über das natürliche Gattungsgesetz erhoben wird, einer Reihe brennender Fragen in Kunst, Wissenschaft und Politik, durch seine
welchem es andererseits nach der Annahme selbst der weisesten Gesetz- merkwürdige gesellschaftliche Position, alltäglich ausgesetzt war, viel zur
geber so stark unterworfen blieb, dass z. B. der Buddha es von der Möglichkeit Beschleunigung des unglücklichen Endes beigetragen haben, ist selbstver-
der Heiligwerdung ausgeschlossen gehalten wissen wollte.3 Es ist ein schöner ständlich. Der Anfall selbst, der dem Leben des Meisters ein so jähes Ende
Zug der Legende, welcher auch den Siegreich-Vollendeten zur Aufnahme des setzte, muss eine ähnliche Veranlassung gehabt haben, doch kann ich mich
Weibes sich bestimmen lässt. Gleichwohl geht der Prozess der Emanzipation auf diesbezügliche Vermutungen nicht einlassen. Die ärztliche Behandlung,
des Weibes nur unter ekstatischen Zuckungen vor sich. Liebe – Tragik. die ich Wagner angeraten hatte, bestand in Massage des Unterleibes und
Applikation eines passenden Bruchbandes; arzneiliche Behandlung vermied
Vendramin, 11. Febr. 1883. ich soviel als nur möglich, da Wagner die üble Gewohnheit hatte, viele und
starke Arzneimittel, welche ihm von verschiedenen Ärzten, die er schon
früher konsultiert hatte, verordnet worden waren, oft in großen Mengen
durcheinander einzunehmen.“ [..]

Fußnoten
1 Nur aus solcher Ehe konnten die Rassen sich auch in der Zeugung veredeln.
2 Bei Eroberern sogleich Polygamie (Besitz).
3 Idealität des Mannes – Naturalität des Weibes – (Buddha) – nun – Entartung des Mannes.

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nicht völlig zu. Sie übersetzt auf ihre Weise, und mit den ihr eigenen Mitteln.
Franz Blei In der Musik, wie in der Malerei und selbst im geschriebenen Wort, der be-
stimmtesten aller Künste, bleibt stets eine Lücke, welche die Einbildungs-
kraft des Zuhörers ergänzt. [..]
[..] Elsa hat die Anstrengungen ihrer Mädchenträume und Mädchenwünsche Ich erinnere mich, dass ich von den ersten Takten [des „Lohengrin“-
zum äußersten gesteigert: Das Los, unter dem sie zu leben gezwungen ist, Vorspiels] an einem jener glücklichen Eindrücke erlag, die fast allen mit Ein-
schuf sie sich zur äußersten Last, zum ganz Unerträglichen um, damit der bildungskraft begabten Menschen aus ihren Träumen, im Schlaf, bekannt
Befreier ins Heldenhafte wüchse. Wie es auch geschah. Unter schwersten sind. Ich fühlte mich der Bande der Schwerkraft entledigt, und in der Erin-
Bedrohungen und Gefahren behauptete sie und bewahrte sie sich ein Jung- nerung lebte das außerordentliche Entzücken wieder auf, das einen auf den
mädchentum so über alle Maßen, dass ihr nur ein Held zu Dank sein konnte. Höhen umweht. Dann malte ich mir unwillkürlich den köstlichen Zustand
Das war erreicht. Mit einer Spannung bis zum Zerreißen. Ein Erlöser zeich- eines Menschen aus, der in völliger Einsamkeit sich an große Träume ver-
nete die Verfolgte aus und erhöhte die Niedrige. Aber es war all ihr Wille liert, in einer Einsamkeit jedoch mit einem unendlichen Horizont, weithin
auf ein, wie sich nun herausstellte, zu kurz gelegtes Ziel gelegt: den Gatten. von zerstreutem Licht beschienen; die Unendlichkeit ohne jeden weiteren
Elsa will, was sie hat, auf bürgerliche Flaschen ziehen. Der Helde soll Mann Schmuck als sie selber. Bald hatte ich die Empfindung einer zunehmenden
werden, Familie gründen, repräsentieren. Da ruft der Held seinen Schwan Helle, einer mit solcher Schnelligkeit wachsenden Intensität des Lichtes,
und verlässt, was ihn als Helden bedroht. dass die Abstufungen, für welche das Wörterbuch uns Ausdrücke liefert,
Als Ibsen über die vom Pomposo ihres Orchesters und dem geliehenen nicht hinreichen würden, diesen beständig sich erneuernden Zuwachs an
Faltenwurf auf Sage und Mythus überlebensgroß gewordenen Wagnerschen Glanz und Weiße auszudrücken. Ich war nun völlig eingenommen von der
Gestalten die Kontur der gleichen Figuren im bürgerlichen Format zeich- Vorstellung einer Seele, die sich in einem leuchtenden Raum bewegt, einer
nete, da trat das Theater Wagners in eine falsche Klassizität, und niemand Ekstase aus Wollust und Erkenntnis, hoch hinschwebend und der irdischen
hätte es in den achtziger Jahren wagen dürfen, vom romantischen Erotis- Welt entrückt.
mus dieser Gestalten zu sprechen, denn sie waren als die künstlerisch voll- [..] Für Wagner erscheint eine Engelschar, die ein heiliges Gefäß her-
endetsten Inkarnationen des Liebesgefühles, das sich dem übersinnlichen beibringt; Liszt sieht einen monumentalen Wunderbau, der als Dunstgebil-
zu verbinden sucht – im Gegensatz zu einem realistischen Empirismus der de in einem Wolkenspiegel erscheint. In meinem Traum kommen sehr viel
„Carmen“ Bizets – , in ein Walhalla nationalen Besitzes gestellt worden, weniger materielle Gegenstände vor: er ist unbestimmter und abstrakter.
in dem sie noch stehen. Gerhart Hauptmann hat um 1912 eine Nacherzäh- Doch das Wesentliche sind hier die Ähnlichkeiten. Wenige schon wür-
lung des „Lohengrin“ gegeben. Alle Eigentümlichkeiten des romantischen den genügen, meine These zu beweisen; glücklicherweise sind sie jedoch
Erotismus der Wagnerschen Gestalten sind in Hauptmanns Erzählung ver- zahlreich und von überschüssiger Schlagkraft. Jedesmal begegnet uns die
schwunden oder selbstverständliche Bestandteile eines allen bürgerlichen Empfindung einer geistigen und körperlichen Seligkeit; der Einsamkeit und
Idealen entsprechenden Liebes- und Ehelebens. Das tragikomische Motiv: Entrücktheit; der Versenkung in etwas unendlich Großes und Schönes; und
Lohengrin fehlt der Personalausweis. Das erotische Motiv, das Wagner figu- schließlich die Empfindung eines bis an die letzten vorstellbaren Grenzen
rierte, ist hier ins Banale einer braven Liebes- und Ehegeschichte aufgegan- ausgedehnten Raumes.
gen, deren Ende eine düpierte Frau mit drei Kindern zurücklässt. Die Zeit Kein anderer Musiker außer Wagner verfügt in so hohem Grade über
steht mit ihrem Dichter völlig verständnislos der letzten Blüte der romanti- das Vermögen, die Tiefe des physischen wie des geistigen Raumes zu malen.
schen Erotik gegenüber. Und Walhall hat sich in den Biergarten verwandelt, Dies ist eine Feststellung, die zu treffen schon mehrere Geister, und nicht
in dem für Familien und Liebespaare das Funkorchester den Wonnemond, die schlechtesten, bei mehreren Gelegenheiten nicht umhin konnten. Er
den Liebestod und den Trauermarsch spielt. [..] besitzt die Kunst, in zarten Abstufungen alles wiederzugeben, was den geis-
tigen wie den natürlichen Menschen in hohem Trachten über sich hinaus-
lockt. Wenn man dieser glühenden, despotischen Musik lauscht, scheint es
Charles Baudelaire einem bisweilen, als sähe man, in die Finsternisse gemalt, traumzerrissen,
die schwindelerregenden Bilder wieder vor sich, die das Opium hervorruft.
[..]
[..] Ich habe oft sagen hören, die Musik könne sich nicht rühmen, was es
auch sei mit der gleichen Bestimmtheit zu übersetzen, wie es das Wort oder
die Malerei tut. Das ist zwar in einem gewissen Grade wahr, trifft jedoch
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PAUL WOLFF-PLOTTEGG

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ULRIKE WILLENBACHER

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PAUL WOLFF-PLOTTEGG MANFRED ZAPATKA

WOLFRAM RUPPERTI CHARLOTTE SCHWAB

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MANFRED ZAPATKA

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MANFRED ZAPATKA  WOLFRAM RUPPERTI  ULRIKE WILLENBACHER  PAUL WOLFF-PLOTTEGG  CHARLOTTE SCHWAB

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PAUL WOLFF-PLOTTEGG  WOLFRAM RUPPERTI WOLFRAM RUPPERTI

PAUL WOLFF-PLOTTEGG CHARLOTTE SCHWAB

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historischen Beispiele seit dem Mittelalter – also, seit wir von europäischer
Bazon Brock Kultur sprechen – zeigen unmissverständlich, dass es unmöglich ist, tat-
sächlich Heiliger, Genie und Führer in einer Person zu sein. [..]
Seit der Renaissance verstanden sich vor allem die Künstler als exem-
Der Hang zum Gesamtkunstwerk plarische Individuen. Ihr schöpferisches Ingenium stand in Analogie zu dem
Pathosformeln und Energiesymbole zur Einheit von Denken, des christlichen Schöpfergottes; ihr handwerkliches Tun entsprach der
Wollen und Können Selbsterhaltung des Menschen durch Arbeit. Und das Resultat aus Schöp-
fung und Arbeit – das Kunstwerk – erhob seinen Anspruch auf Geltung, weil
Wollte man die Besonderheit der kulturellen Vorstellungen von Europäern nur wenige Menschen, nämlich die Künstler, fähig waren, solche Werke zu
in einem einzigen künstlerischen Konzept repräsentiert sehen, dann fiele schaffen. Dennoch ist das Konzept „Gesamtkunstwerk“ nicht den Künstlern
die Wahl sicherlich auf das „Gesamtkunstwerk“. Die Sache, um die es da- vorbehalten – schon gar nicht den bildenden Künstlern. [..] Vielmehr han-
bei geht, ist älter als der Name. Leider ist nicht ganz klar, um welche Sache delten alle Individuen als Künstler, deren Denken, Wollen und Handeln als
es geht: Nicht zuletzt deswegen dürfte das Konzept „Gesamtkunstwerk“ besondere und unnachahmliche Vermittlung von Schöpfung und Arbeit Auf-
so vielfältige Ausprägungen gefunden haben, unter denen die deutschen – merksamkeit erzwangen. Das konnten sowohl schöpferische Unternehmer
vor allem in den vergangenen hundert Jahren – besonderes Interesse zu und Künstler – Politiker wie auch schulbildende Wissenschaftler sein. Ihre
wecken vermochten. Natürlich muss man alle Kulturen in einer Hinsicht als Gesamtkunstwerkskonzeptionen wurden entweder als wissenschaftliche
gleichwertig und gleich leistungsfähig verstehen; alle Kulturen versuchen, Systematiken oder als politisches Ideengebäude, oder als Modell ökono-
ihren Mitgliedern die Erfahrung von der Einheit der Welt zu ermöglichen. mischer Prozesse ausgebildet. Und als Visionen der Künstler. [..] Gesamt-
Die Ausprägungen dieser Vorstellungen vom „Ganzen“ sind gewiss recht kunstwerke existieren also nur als fiktive Größe, als zur Sprache gebrachte
unterschiedlich. Die wenigen, aber unübersehbaren Gemeinsamkeiten der gedankliche Konstruktionen. Insofern sie Wahrheitsanspruch erheben –
europäischen Kulturen sind an ihre gemeinsamen Repräsentationen von und das müssen sie ja, wenn sie ein „Ganzes“ zu erfassen behaupten –
Ganzheitsvorstellungen geknüpft, wie sie vor allem die gotische Kathedra- bleiben ihre Aussagen nicht an ihren historischen Urheber gebunden – sie
le, die Institution „Universität“ und die Idee des „Staates“ darstellen; die werden gerade durch ihren umfassenden Anspruch anonym wie „die Wahr-
Einheit der Welt als Schöpfung des Christengottes, Wirkungsfeld der Na- heit“ selber. Sie werden urheberlose Erzählungen, also Mythos, zumin-
turgesetze und als Schöpfung der Menschen. Zentral ist für die europäi- dest mythosähnlich. Das Zur-Sprache-Bringen des Ganzen und damit „das
schen Gemeinsamkeiten die Vorstellung, dass bestimmte Individuen sowohl Ganze“ als Konstrukt des menschlichen Denkens ist mythische Erzählung.
in ihrer Persönlichkeit wie in ihren Handlungen Träger solcher Ganzheits- Aber das Ganze zu denken und zur Sprache zu bringen stellt ja nur einen
vorstellungen zu sein vermögen. Aspekt dar. Diese Bilder und Gedanken über „das Ganze“ auch selbst zu
Der Heilige, das künstlerische bzw. wissenschaftliche Genie, der verkörpern, also in die eigene Lebensrealität aufzunehmen (wie ein Heiliger
politische Führer sind Rollenbeschreibungen für derartige Individuen. Es das tut) ist der zweite Aspekt. Der dritte verweist auf das ebenso unab-
bleibt zu beachten, dass zwar Heiliger, Genie und Führer nicht mehr als Uni- dingbare Verlangen, auch andere – möglichst viele, gar alle Menschen der
versalmenschen im Sinne der Renaissance verstanden werden – also nicht einen Wahrheit zu unterwerfen. [..] Man ginge aber weit am tatsächlichen
mehr als alles Wollende, alles Wissende und alles Könnende; dennoch wird Problem vorbei, wenn man totalitäre Lebensvollzüge, also die Riten des
die Bedeutung einzelner Heiliger, Genies oder Führer danach bestimmt, in- Totalitarismus generell als wahnhaftes Tun verstehen und die in diesen
wiefern sie, selbst als Spezialisten, dazu beitragen, das Konstruieren eines Riten verflüssigten Mythen nur als fixe Ideen sich vom Halse halten wollte.
übergeordneten Zusammenhanges, die persönliche Verkörperung und die Diese Art von Aufklärung war und ist zum Scheitern verurteilt. [..] Wer das
allgemeine Verpflichtung auf ein Ganzes zur alles beherrschenden Motivati- Gesamtkunstwerk wort-wörtlich und bild-bildlich nimmt – wer begriffs- und
on werden zu lassen. bildgläubig die Verwirklichung von Utopien und Gedankensystemen durch-
Deshalb erscheinen nicht nur die Heiligen, Genies und Führer, son- zusetzen versucht, muss zwangsläufig totalitär werden. Wer Spekulationen
dern auch diejenigen, die ihnen nachfolgen, leicht als sonderbar, d. h. als über das Ganze nur für gerechtfertigt hält, wenn sich diese Spekulationen
von einer Obsession Beherrschte. Das Konzept „Gesamtkunstwerk“ ist in identisch in die Lebensrealität möglichst vieler Menschen übertragen las-
erster Linie durch die Obsession gekennzeichnet, mit der Individuen das sen, muss selbst dann totalitär werden, wenn er nichts anderes wollte, als
Bild vom Ganzen, die persönliche Verkörperung des Ganzen und die allge- gegen die beschränkte und schlechte Realität den denkbar menschlichsten
meine Unterwerfung unter das Ganze zu realisieren versuchen. Der Grad, Lebensentwurf durchzusetzen, um das Glück der Menschheit zu befördern.
in dem solche Realisierungen versucht werden, ist aber entscheidend. Die Totalitarismus ist fast immer Tugendterror. [..]
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Das 19. Jahrhundert ist sicherlich die Zeit, in der die Entwicklung der
Gesamtkunstwerkskonzeptionen ihren Höhepunkt erreicht. Mit Nietzsche,
den Lebensphilosophen und den ersten Künstlerkolonien beginnt dann
die Totalkunst-Praxis. Nach 1925 werden in Italien, Deutschland und der
Sowjet-Union die bisher extremsten Versuche unternommen, mit totalitä-
ren Mitteln die Fiktionen übergeordneter Zusammenhänge im Alltagsleben
der Massen zu verwirklichen. [..] Das ist die Aufgabe aller Künstler: Sie ent-
wickeln Mythen, um die Geschichte anhand des Unmöglichen, der Utopien,
zu kritisieren. Alle Wunschphantasien, alle hypothetischen Konstrukte,
auch die bösesten, sind als solche immer schon gerechtfertigt: Ein ge-
sunder Mensch kann auf sie nicht verzichten. An ihren Träumen kann man
Faschisten und ihre Gegner nicht voneinander unterscheiden, die guten
Menschen nicht von den bösen. Denn, wenn es ums Ganze des Lebens geht,
träumen alle Menschen vom gleichen, letzten Glück für alle – dann träumen
alle vom ewigen Frieden und der erfüllten Gerechtigkeit. Kein Faschist ist
nur, wer von sich weiß, dass er durchaus einer sein könnte. Kein Faschist
ist nur, wer von sich weiß, dass er auch töten könnte im Namen der Liebe;
dass auch er „zur Endlösung zuführen“ möchte, was kein Ende haben kann.
Dass auch er foltern würde, um die Wahrheit zu ermitteln. Kein Faschist ist
nur, wer weiß, dass er dennoch dergleichen nicht tun darf, selbst wenn alle
anderen es tun mit dem Segen der Parteien und Kirchen oder unter dem
angeblichen Zwang des „Systems“. [..]
Es nützt nichts mehr, dem Gegner nachzuweisen, dass seine Behaup-
tungen „falsch“ sind. Man muss den Gegner dazu zwingen, seine eigenen
Behauptungen ganz ernst zu nehmen, indem man sie selber zunächst einmal
gelten lässt – ja, ihnen derart zustimmt, dass ihr Anspruch sich über alle
anderen gegenteiligen Ansprüche hinwegsetzen könnte. [..] Ein derartiges
Vorgehen bis zum Rande des Abgrundes, bis ins Zentrum der Hölle meint die
„Revolution des ja“, meint die Strategie der Affirmation. Affirmation ist nicht
Zustimmung als sich unterwerfende Anerkennung, sondern Radikalisierung
eines Zustimmung fordernden Anspruches – bis der aus sich selbst her-
aus zusammenbricht. Affirmation ist also nicht Position (die bloße Setzung
eines Anspruchs), sondern tatsächlich Negation der Negation. In ihr werden
nicht Spruch und Widerspruch in einer neuen Einheit versöhnt, sondern
als nur aufeinander Bezogene und auseinander Entwickelte überhaupt be-
gründbar. Weder der eine noch der Gegenanspruch können aus sich her-
aus sinnvoll begründet werden: Sieg des einen über den anderen vernichtet
beide. Wenn etwas von den Philosophen in Deutschland gedacht worden
ist, was auch andere als für sich bedeutsam zu bedenken hätten, dann ist
es die Entwicklung des eben zitierten Gedankens. [..] Gedankenkonstruk-
tionen, Utopien und Visionen bleiben ohne Verweis auf die Lebensrealität
unbefriedigend; das Leben andererseits zerfällt ohne Verpflichtung auf ein
Ganzes in beziehungslose Fragmente. Aber die totalitäre Verwirklichung
eines gedachten Zusammenhanges löst ihn selbst in leerformelhafte Litanei Luftbild der Münchner Innenstadt 1945,
auf. Archiv der United States Air Force

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einzig wahren, großen Kunstwerke lagen. Dies brachte mich auf die Un-
Richard Wagner tersuchung des Verhaltens der einzelnen Künste zueinander.
CS 7, 84 f. (Ein Brief an Hector Berlioz, Paris, Februar 1860)
Wenn mir die Erde übergeben würde, um auf ihr die menschliche Gesell-
schaft zu ihrem Glücke zu organisieren, so könnte ich nicht anderes tun, Ich habe immer, wenn ich an Ihr Leben denke, das Gefühl von einem dra-
als ihr vollste Freiheit geben, sich selbst zu organisieren: Diese Freiheit matischen Verlaufe desselben: als ob Sie so sehr Dramatiker seien, dass
erstünde von selbst aus der Zerstörung alles dessen, was ihr entgegen- Sie selber nur in dieser Form leben und jedenfalls erst am Schlusse des
steht. GS 12, 278 (Das Künstlertum der Zukunft, 1849) fünften Aktes sterben könnten. Wo alles zu einem Ziele hin drängt und
stürmt, da weicht der Zufall aus, er fürchtet sich, scheint es. Alles wird
Dieses Ziel (der wahren Kunst) ist der starke und schöne Mensch: notwendig und ehern, bei der größten Bewegtheit: so, wie ich Ihren Aus-
Die Revolution gebe ihm die Stärke, die Kunst die Schönheit! druck auf dem schönen Medaillon wiederfinde, mit dem ich neulich be-
CS 3, 32 (Die Kunst und die Revolution, 1849) schenkt worden bin. Wir andern Menschen flackern immer etwas, und so
bekommt nicht einmal die Gesundheit etwas Stätiges.
Lag es mir fern, das Neue zu bezeichnen, was auf den Trümmern einer Königsbriefe IV , 214 (Nietzsche an Wagner, 24.5.1875)
lügenhaften Welt als neue politische Ordnung erwachsen sollte, so fühl-
te ich mich dagegen begeistert, das Kunstwerk zu zeichnen, welches auf
den Trümmern einer lügenhaften Kunst erstehen sollte. Dieses Kunstwerk Ludwig II.
dem Leben selbst als prophetischen Spiegel seiner Zukunft vorzuhalten,
dünkte mich ein allerwichtigster Beitrag zu deinem Werke der Abdämmung Auch meine Bauten gewähren mir viel Freude. Mit der neuen Burg zu
des Meeres der Revolution in das Bette des ruhig fließenden Stromes der Hohenschwangau geht es rüstig vorwärts, wenn auch die gänzliche Voll-
Menschheit. Ich war so kühn, der kleinen Schrift als Motto folgende Be- endung noch ziemlich lange auf sich warten lassen wird. Von den Wänden
hauptung voranzustellen: „Wo einst die Kunst schwieg, begann die Staats- meiner Wohngemächer leuchten in recht gelungener Ausführung Bilder
weisheit und Philosophie: wo jetzt der Staatsweise und Philosoph zu Ende jener mir durch Ihre Verherrlichung, hochgeliebter Freund, so ans Herz
ist, da fängt wieder der Künstler an“. CS 3, 2f. (Einleitung Band 3/4) gewachsenen Sagen herab: „Tannhäuser“, „Lohengrin“, ein Zyklus aus
„Tristan und Isolde“, Walther von d. Vogelweide, Szenen aus Hans Sachsens
Jede Einzelkunst kann heutzutage nichts Neues mehr erfinden, und zwar Leben sind dort zu schauen; Bilder aus der alten, durch Sie neu verklär-
nicht nur die bildende Kunst allein, sondern die Tanzkunst, Instrumental- ten Nibelungen[sage] werden folgen. Der 4te Stock des hohen Palas, der
musik und Dichtkunst nicht minder. Nun haben sie alle ihre höchste Fähig- Fest- und Sängersaal endlich ist dem Zyklus aus dem Leben „Parcifal`s“
keit entwickelt, um im Gesamtkunstwerk, im Drama, stets neu wieder er- geweiht und soll 83 vollendet werden. Ihr himmlisches Werk schreitet nun
finden zu können, d. h. aber nicht einzeln an sich allein, sondern eben nur wohl seiner Vollendung entgegen. Königsbriefe III, 232 (Brief an Wagner, 24.1.1882)
in der Darstellung des Lebens, des immer neuen Gegenstandes.
CS 12, 270 (Das Künstlertum der Zukunft, 1849)
Henry David Thoreau
Umfasste das griechische Kunstwerk den Geist einer schönen Nation, so
soll das Kunstwerk der Zukunft den Geist der freien Menschheit über alle Jeder Mensch ist der Erbauer eines Tempels, seines Leibes, für den Gott,
Schranken der Nationalitäten hinaus umfassen; das nationale Wesen in dem er dient, und nach eigenem Stil. Diesen Tempel muss der Mensch
ihm darf nur ein Schmuck, ein Reiz individueller Mannigfaltigkeit, nicht errichten, mag er daneben auch Werke aus Marmor schaffen. Wir sind alle
eine hemmende Schranke sein. CS 3, 30 (Die Kunst und die Revolution, 1850) Bildhauer und Maler; als Materialien haben wir unser eigenes Fleisch und
Blut und unsere Knochen. Walden (Höhere Gesetze)
Ich frug mich nun weiter, welches die Stellung der Kunst zur Öffentlich-
keit sein müsste, um dieser eine unentweihbare Ehrfurcht für sich ein- Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben,
zuflößen, und, um die Lösung dieser Frage nicht ganz nur in die Luft zu es nur mit den Grundtatsachen des Daseins zu tun zu haben, zu sehen, ob
konstruieren, nahm ich mir die Stellung zum Anhalte, die einst die Kunst ich nicht lernen könne, was es zu lehren hatte, damit mir in der Stunde
zum öffentlichen Leben der Griechen einnahm. Hier traf ich denn auch des Todes die Entdeckung erspart bleibe, nicht gelebt zu haben [..]. Ich
sofort auf das Kunstwerk, welches allen Zeiten als das vollendetste wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und sparta-
gelten muss, nämlich das Drama, weil hierin die höchste und tiefste nisch leben, dass alles die Flucht ergreifen würde, was nicht Leben war.
künstlerische Absicht sich am deutlichsten und allgemein-verständlichs- Walden (Wo und wofür ich lebte), A 119/D 98
ten kundgeben kann. Wie wir heute noch staunen, dass einst 30 000
Griechen mit höchster Teilnahme der Aufführung von Tragödien, wie den Im Mythos benutzt eine übermenschliche Intelligenz die unbewussten Ge-
Aischyleischen, beiwohnen konnten, so frug ich mich auch, welches die danken und Träume der Menschen als Hieroglyphen, um sich an die Un-
Mittel zur Hervorbringung jener außerordentlichen Wirkungen waren, geborenen zu wenden. In der Geschichte des menschlichen Geistes ge-
und ich erkannte, dass sie eben in der Vereinigung aller Künste zu dem hen diese rötlich leuchtenden Fabeln den Mittagsgedanken der Menschen

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Philipp Otto Runge, Richard Wagner-Bühnenfest-
Der kleine Morgen, 1808 spielhaus Bayreuth, 1912

Etienne-Louis Boullée Caspar David Friedrich,


Kenotaph Newtons, Kreuz im Gebirge, um 1812
1784 (Äußeres bei Nacht)
1783/84 (Inneres, Nachteffekt
mit Sternenhimmel)

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voraus wie Aurora den Strahlen der Sonne. Der Morgengeist des Dichters, Die Allgebrah ist Musik: „Ah, soh: All`rdings: Und zwahr für Jedes Instru-
der dem grellen Glanz der Philosophie vorauseilt, weilt immer in dieser menntt.
Atmosphäre der Morgenröte. Leben ohne Grundsätze 98 f. Alles was dem Menschlichen Auge sichtbahr, oder unsichtbahr ist: Kann
mittelst fein gebildetem Menschensinn, guhtem Willen, Fleiß und vorhan-
denem, geeigneten Matteriahl in Musik=Lieder=Text verwandelt werden
Rudolf Steiner und zwahr vom kleinsten bis zum größten Gegenstand oder, Nichtgegen-
stand. [..]
In dem Maße, als die Entwickelung der Menschheit die Erkenntnisse des
Grales aufsaugen wird, kann der Impuls, welcher durch das Christus- Und nun, liebe Mitmenschen: Die Stimme Gottes ist Menschenstimme und
Ereignis gegeben ist, immer bedeutsamer werden. An die äußere Seite der heiß[t] Allgebrah.
christlichen Entwickelung wird sich immer mehr die innere anschließen. Allgebra ist Musik und Gesang. Diese Gottes=Gaaben zu fördern, zu ver-
Was durch Imagination, Inspiration, Intuition über die höheren Welten stärken und zu veredeln, sei stehts und alle Zeit, Euer innigstes Bestre-
in Verbindung mit dem Christus-Geheimnis erkannt werden kann, wird ben: Dieß walte Gott.
das Vorstellungs-, Gefühls- und Willensleben der Menschen immer mehr  Manual.
durchdringen. Das „verborgene Wissen vom Gral“ wird offenbar werden; Allgebrah.
es wird als eine innere Kraft die Lebensäußerungen der Menschen immer 1. Allgebra Du bist, Wonne: Allgebra Du bist, Haß:
mehr durchdringen. Geheimwissenschaft 435 (1909) Und ob ich Dihr, entronne: Zu sinken in das, Faß:
Wollt‘ ich dich noch, umschlingen: Zu finden meine, Ruh.
Alles, was innerhalb der Sinnenwelt Leben ist, das ist Meeresgebiet im Doch sollst Du mich nicht, schwingen: Den Schweizerbergen zuh.
Geistigen. Dem sinnlichen Blick erscheint das Leben in seinen Wirkungen 2. Allgebra Du bist, Liebe: Allgebra Du bist, Glük:
bei Pflanzen, Tieren und Menschen. Dem geistigen Auge ist das Leben ein Du offerierst die, Hiebe: Dem Der an Dihr v‘r,=rük:
strömendes Wesen, das wie Meere und Flüsse das Geisterland durchsetzt. Wenn Deine Kind‘r, lallen: Dort oben auf der, Fluh. Mach nicht zufiel
Besser noch ist der Vergleich mit dem Kreislauf des Blutes im Leibe. Denn Schne,=ballen: Und lege Dich zu‘r Ruh.
während sich die Meere und Flüsse in der Sinnenwelt als unregelmäßig 3. Allgebra Du bist, Musik: Allgebra Du bist, Gott:
verteilt darstellen, herrscht in der Verteilung des strömenden Lebens im Und geht Es Heutte, lusik: So mach‘ mich nicht zu, Spott:
Geisterland eine gewisse Regelmäßigkeit, wie im Blutkreislauf. Eben die- Wenn alle Hunde, rennen: In tiefe Nacht hi,=nein.
ses „strömende Leben“ wird gleichzeitig wie ein geistiges Tönen wahrge- Fühlst Du doch nicht das, brennenn: Im Graabe ruht, d‘r Hein.
nommen. Geheimwissenschaft 95 (1909) 4. Allgebra gix, Allgebra: Allgebra Du bist, Licht:
Und itza sind scho, Zweh Dah: Doch Du verstehst Sie, nicht:
Leb wohl in Deinen, Gauen: Bei Tantz und kühlem Wein.
Adolphe Appia Den Toot sollst Du be,=schauen: Ich bleibe doch d‘r, Hein.
Von der Wiige bis zum Graab, Heft No 1 (1908) 26-29
Diese Hierarchie ist, wie man sieht, organisch entstanden. Die Seele des
Dramas, die Musik, verleiht demselben sein Leben und bestimmt durch
ihre Pulsschläge die Verhältnisse und Aufeinanderfolge der Bewegungen Wassily Kandinsky
des ganzen Organismus. Fehlt ein Faktor, ein Glied in der Kette, so ent-
strömt das Leben der Musik durch diese Lücke und kann sich den hinter Lohengrin schien mir aber eine vollkommene Verwirklichung dieses Moskau
derselben liegenden Gliedern nicht mehr mitteilen [..]. Da der Darsteller zu sein. Die Geigen, die tiefen Basstöne und ganz besonders die Blasinst-
der einzige Vermittler zwischen der poetisch-musikalischen Dichtung und rumente verkörperten damals für mich die ganze Kraft der Vorabendstun-
der Darstellung ist (wenn auch nicht mehr, wie im Wortdrama, zwischen de. Ich sah alle meine Farben im Geiste, sie standen vor meinen Augen.
Dichter und Publikum), so wird die erstere ihn zur Betätigung im Raume Wilde, fast tolle Linien zeichneten sich vor mir. Ich traute mich nicht den
nie entbehren können. Steht aber der Darsteller einmal auf der Bühne, Ausdruck zu gebrauchen, dass Wagner musikalisch „meine Stunde“ ge-
dann ist auch die Existenz des Dramas gesichert, und in welcher Weise die malt hatte. Ganz klar wurde mir aber, dass die Kunst im allgemeinen viel
übrigen szenischen Elemente dann in Verwendung zu treten haben, das machtvoller ist, als sie mir vorkam, dass andererseits die Malerei eben
hängt nunmehr bloß ab vom Wunsch und Willen [..] der Partitur. solche Kräfte wie die Musik besitzt entwickeln könne. 1901-1913 IX (Rückblicke)
Die Musik und die Inszenierung 23 f.
Das Malen ist ein donnernder Zusammenstoß verschiedener Welten, die
in und aus dem Kampfe miteinander die neue Welt zu schaffen bestimmt
Adolf Wölfli sind, die das Werk heißt. Jedes Werk entsteht technisch so, wie der Kos-
mos entstand – durch Katastrophen, die aus dem chaotischen Gebrüll der
Allgebrah: Instrumente zum Schluss eine Symphonie bilden, die Sphärenmusik heißt.
?Ja was:: Was hat denn die zu bedeutten: Ach, wie schön: Ist d`r Föhn. Werkschöpfung ist Weltschöpfung. 1901-1913 XIX (Rückblicke)
Antwort.

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Wassily Kandinsky, Bruno Taut, Die Kugeln! Marcel Duchamp, La Mariée
Impression lll (Konzert), Die Kreise! Die Räder!, 1919 mise à nu par ses célibataires,
1911 meme (Das Große Glas),
Marcel Broodthaers, 1915-23
Kurt Schwitters, Merzbau mit Salle Blanche, Paris 1974
Kathedrale des erotischen
Elends, 1920-1936

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Leere Leinwand. Scheinbar: wirklich leer, schweigend, indifferent. Fast
stumpfsinnig. Tatsächlich: voll Spannungen mit tausend leisen Stimmen, Bruno Taut
erwartungsvoll. Etwas erschrocken, da sie vergewaltigt werden kann.
Aber fügsam. Sie tut gern, was man von ihr verlangt, bittet nur um Gnade. LIEBE FREUNDE IM WERK!
Sie kann alles tragen, aber nicht alles vertragen – sie verstärkt das Rich- Ich möchte Euch diesen Vorschlag machen: Zu bauen gibt es heute fast
tige, aber auch das Falsche. Und dem Falschen verzehrt sie unbarmherzig nichts, und wenn wir irgendwo doch bauen können, tun wir es, um zu
das Gesicht. Sie verstärkt die falsche Stimme zum grellenden Gebrüll – leben. Oder habt Ihr das Glück, einen schönen Auftrag auszuführen? [..]
unmöglich zu ertragen. Wunderbar ist die leere Leinwand – schöner als Seien wir mit Bewusstsein „imaginäre Architekten“! Wir glauben, dass
manche Bilder. Kunst und Künstler 177 erst eine völlige Umwälzung uns zum Werk führen kann. Der Bürger, der
Herr Kollege inbegriffen, wittert ganz mit Recht in uns die Revolution. Alle
Begriffe, alle bisherigen Grundlagen auflösen, zersetzen. Dung! Und wir
Marcel Duchamp ein Keim im neuen Humus.
Verschwinden der Persönlichkeit, Aufgehen im Höheren – ist die Archi-
Ich betrachte die Malerei als ein Ausdrucksmittel und nicht als ein Endziel. tektur wieder einmal da, dann ist der Meister namenlos. Gläserne Kette 10 f.
Ein Ausdrucksmittel unter vielen anderen, und nicht ein Endziel, das ein
ganzes Leben ausfüllen soll. [..] Anders gesagt, die Malerei soll nicht aus-
schließlich visuell oder retinal sein. Sie soll auch die graue Materie, unsern John Cage
Appetit nach Verständnis interessieren. So ist es mit allem, was ich liebe:
ich habe mich nie auf einen engen Kreis beschränken wollen und habe im- Nun [..] sei gesagt, dass Kunst kein Geschäft ist; ist sie dies, ist sie eine
mer versucht, möglichst universell zu sein. Deshalb habe ich zum Beispiel „Schweinerei“ (ich zitiere Antonin Artaud) und sonst nichts. Kunst ist eine
begonnen, Schach zu spielen. Ready Made 27 Lebensform. Sie ist durchaus mit dergleichen wie einen Bus nehmen, Blu-
men pflücken, lieben, den Boden fegen, von einem Affen gebissen wer-
den, ein Buch lesen usw. ad infinitum vergleichbar. [..]
Eric Satie Wenn das Leben gelebt wird, ist es nichts anderes als Gegenwart, der
„Jetzt-Moment“ (ich zitiere Meister Eckhart); es ist daher unmöglich, von
Eine Note ist eine Note! „seiner Zeit voraus sein“ oder von historischer Entwicklung zu sprechen.
Ich habe niemals eine Note geschrieben, die keinen Sinn gehabt hätte! Wenn das Leben gelebt wird, ist jeder „das geehrteste aller Lebewesen“
Schriften 49 (ich zitiere Buddha), lebt er in „der besten aller möglichen Welten“ (ich
zitiere Voltaire) und wenn dies geschieht, gibt es „keine Dummheit“ (ich
Ich will kein Meister sein: es ist zu lächerlich. [..] zitiere Xenia Cage, meine ehemalige Frau). Kunst, wenn sie Kunst ist, wie
Mir passiert in diesem Moment etwas ziemlich Sonderbares: Es wird mir Satie sie gelebt und gemacht hat, ist nicht vom Leben isoliert (ebensowe-
vorgeworfen, ich hätte mich für verrückt gelten lassen – wo ich doch so nig das Tellerwaschen, so es in diesem Geiste ausgeübt wird).
vernünftig bin wie Sie & ich. Schriften 103 Noch mehr über Satie, 122 f.

Kurt Schwitters Joseph Beuys

Kunst ist ein Urbegriff, erhaben wie die Gottheit, unerklärlich wie das Le- L‘Etat c‘est moi! Ludwig XIV. hat es allein für sich in Anspruch genommen
ben, undefinierbar und zwecklos. Das Kunstwerk entsteht durch künst- zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte, das kann heute jeder
lerisches Abwerten seiner Elemente. Ich weiß nur, wie ich es mache, ich Mensch für sich in Anspruch nehmen. Also heute ist jeder Mensch Son-
kenne nur mein Material, von dem ich nehme, ich weiß nicht zu welchem nenkönig; das ist das Prinzip. (Interview 1970)
Zwecke. Das Material ist so unwesentlich, wie ich selbst. Wesentlich ist
das Formen. GW 5, 76 (Merz, 1920)
Jim Jarmusch
Nur Kurt Schwitters kann über Kurt Schwitters sprechen. GW 3, 43 (Merz, 1920)
Ich würde lieber einen Film über jemanden machen, der seinen Hund aus-
führt, als über den Kaiser von China. (Interview 2005)
El Lissitzky

Die Bildleinwand ist mir zu eng geworden. Der Kreis der Farbenharmonien-
Feinschmecker ist mir zu eng geworden, und ich schuf den Proun als Um-
steigestation aus der Malerei in die Architektur. Schriften 321 (Persönliches)

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mit Kuben und Kegeln war eng mit der Ästhetik eines Kasimir Malewitsch verbunden. [..]
Jukka von Boehm Bringt man diese „Lohengrin“-Inszenierung mit ihrer Entstehungszeit in Verbindung, so
ist sie im Kontext des nachrevolutionären Optimismus zu sehen, den viele Symbolisten
teilten. Die wundervolle Ankunft des Gralsritters in einer hoffnungslosen Welt „des Hasses
und des Haders“ mochte ähnliche Hoffnungen und Träume versinnbildlichen, wie sie nach
„Lohengrin“ als Feindbild der „progressiven“ sozialistischen Kunst dem Sturz der zaristischen Autarkie von vielen gehegt wurden. [..]

[..] Die kulturpolitische harte Linie in der Sowjetunion und der DDR war die Linie einer qua- „Lohengrin“ in Moskau 1923
litativ neuen realistischen Kunst, des sozialistischen Realismus, den Josef Stalin und An- [..] Die Premiere der zweiten Moskauer nachrevolutionären „Lohengrin“-­Inszenierung
drei Schdanow im Jahre 1934 als einzige legitime Schaffensweise proklamiert hatten. Ge- fand am 29. März 1923 im Bolschoi-Theater statt. [..] Das Ganze – der Farbenreichtum, das
mäß dieser harten Linie in der Kulturpolitik hatte die Kunst einen eindeutigen Zweck, und konstruktivistische Bühnenbild, der statische Chor – erinnerte hinsichtlich seiner Lesart
zwar das sozialistische Bewusstsein der Bevölkerung zu stärken und somit auf die Verwirk- und Ästhetik an die Inszenierung von 1918. Es ist auch bekannt, dass während des Vor-
lichung der großen sozialistischen Utopie der Entstehung des neuen Menschen produktiv spiels auf den Zwischenvorhang Farben projiziert wurden. Weißes, silbriges und goldenes
einzuwirken. Während aber Wagners letztes Musikdrama „Parsifal“ als lebensverneinendes Licht wies auf die Protagonisten Lohengrin und Elsa hin, Schwarz und Golddunkel auf die
pessimistisches Werk leicht aus dem sozialistischen Spielplan gestrichen werden konnte, Bösewichte Ortrud und Telramund. Vom Standpunkt der harten Linie aus hatte bestimmt
gestaltete sich die Sache bei der anderen Gralsoper „Lohengrin“ komplizierter. Die Ironie weder der „Lohengrin“ als Oper noch die Form der Neuinszenierung etwas mit der er-
der Geschichte liegt darin, dass der im Kontext des deutschen Vormärz zwischen 1845 und sehnten realistischen proletarischen Kultur zu tun, weshalb die Oper und deren Inszenie-
1848 als „linke“ Oper entstandene „Lohengrin“ nach der Reichsgründung von der „rech- rung Angriffsflächen boten. [..] Die Kontroverse um das Repertoire des Bolschoi-Theaters
ten“ Seite vereinnahmt wurde und daher im 20. Jahrhundert bei der politischen Linken reflektiert eine markante Wende im Umgang mit dem kulturellen Erbe. Diesmal wurden
weitgehend auf Ablehnung stieß. Wagners sozialutopische Ideen traten zu symbolisch und nicht zeitgenössische Werke attackiert, sondern Klassiker des vorigen Jahrhunderts. Vom
zu vage in Erscheinung, als dass eine Vereinnahmung von Seiten der kulturpolitischen har- kulturellen Erbe wurden ähnliche nützliche Eigenschaften für die Hervorbringung des so-
ten Linie in der Sowjetunion oder der DDR in Frage gekommen wäre. Die „linken“ Ideen im zialistischen Menschen gefordert wie von der zeitgenössischen Kunst. Statt eines unkom-
„Lohengrin“ haben allerdings liberale Marxisten und Künstler beider Länder gefesselt, was plizierten Umgangs mit dem Idealismus und Mystizismus des „Lohengrin“, wie man ihn 1918
ein Grund für die nachfolgenden, höchst emotionalen Auseinandersetzungen gewesen sein praktiziert hatte, wurde im Jahre 1923 vom wichtigsten russischen Opernhaus eine klare
dürfte. [..] Stellungnahme über seine künstlerischen Entscheidungen gefordert. [..] Der „Lohengrin“
wurde indes nicht verboten und blieb bis 1936 auf dem Spielplan. [..]
„Lohengrin“ in Moskau 1918
In den ersten Jahren nach der russischen Oktoberrevolution von 1917 schwebte Wagners Der Streit um „Lohengrin“ in „Theater der Zeit“, 1958/59
Musik in der Luft. Nach den Worten der berühmten Pianistin Marija Judina war die Zeit Die romantikkritische Grundhaltung in der SBZ/DDR bis in die 70er Jahre hinein war
direkt nach der Revolution trotz aller Kälte und allen Hungers voll von Hoffnung und zweifelsohne ein Grund dafür, warum es „Lohengrin“, der „Gipfel der Romantik“
Inspiration. Wagners Musik erlebte eine Renaissance und verkörperte den Geist der ersten (Thomas Mann), in der DDR nicht leicht hatte; am allerwenigsten in den 50er Jahren.
nachrevolutionären Jahre. Nach dem Revolutionsjahr 1917 wurde eine Reihe von Neuinsze- Laut der Theorie von Georg Lukács, die in der DDR sehr einflussreich war, [war] der für
nierungen von Wagners Opern auf die Bühne gebracht. Sie waren von der „revolutionä- „Lohengrin“ grundlegende Gedanke von einer auserwählten Elite des Gralsordens einer-
ren“ modernen Ästhetik, dem Konstruktivismus, geprägt. Der „Lohengrin“ war die erste seits und dem Volk andererseits als reaktionäre Idee zu bewerten. Selbstverständlich war
von diesen Opern, und seine Premiere am 5. September 1918 in der Zimin-Oper eröffnete die Idee einer charismatischen Herrschaft im „Lohengrin“ mit dem Diskurs der antifaschis-
somit auch die zweite nachrevolutionäre Spielzeit in Moskau. [..] tischen Erziehung in der DDR nicht zu vereinen. [..] Neben Heinz Bärs Aufsatz „Wahllose
Auf den ersten Blick mag es seltsam erscheinen, dass nach der Machtübernahme der Wagnerei“ in „Theater der Zeit“ 7/1958 war es die bewusst provozierende Rezension zur
Bolschewiki eine Oper aufgeführt wurde, die um 1918 eher mit dem reaktionären Hurra- „Lohengrin“-Inszenierung an der Staatsoper Berlin von Erika Wilde im darauffolgenden
Patriotismus des Deutschen Reiches als mit der radikalen russischen Linken assoziiert wer- Heft, welche die Diskussion auslöste. Die Kulturrevolution im Visier, forderte Bär eine nor-
den konnte. In Russland hatte sich der Wagnerismus nach der Jahrhundertwende jedoch mative Diskussion darüber, welche Opern Wagners im sozialistischen Kulturkanon erhalten
in eine andere Richtung entwickelt als in Deutschland. Der Grund dafür liegt im russischen bleiben könnten und welche nicht. Seine Hauptargumente gegen das Gesamtwerk Wagners
Symbolismus der Jahrhundertwende, der von Wagner beeinflusst worden war und der sich sind „der unkontrollierte Rausch, die irreale Enthusiasmierung, die mystische Verzerrung
im Laufe der ersten Jahrzehnte des neuen Jahrhundert politisiert hatte. [..] Der Gral, der der Wirklichkeit, die Hingabe an das Walten der Vorsehung“. [..] Neben der Rauschwirkung
„in fernem Land, unnahbar euren Schritten“ liegt, ist eine Utopie, von deren Existenz die der Oper hält Bär Lohengrins Frageverbot für verhängnisvoll, sowohl für Elsa als auch für
irdische Welt nur durch Lohengrins Gralserzählung am Ende der Oper erfährt. Sie ist etwas das Volk. Die Idee des absoluten Gehorsams gegenüber dem Frageverbot ist für Bär „das
Abstraktes, sie liegt jenseits der konkreten Bühnengeschehnisse, und sie tritt nur musika- genaue Gegenteil dialektischer Welterforschung“. [..] Vor allem wurde über „Lohengrins“
lisch auf: in A-­Dur. [..] Obwohl über die Inszenierung von 1918 nur wenig Quellenmateri- Einfluss auf die Jugend, die sozialistischen Erwachsenen der Zukunft, diskutiert. Dies des-
al erhalten ist, gibt es Hinweise darauf, dass die „Lohengrin“-Inszenierung dieser Lesart halb, weil berichtet wurde, dass viele Jugendliche vor der Premiere am Kartenschalter
entsprechend zu interpretieren ist. [..] Dies wurde in der konstruktivistischen, zeitlosen Schlange gestanden hätten. Laut Bär sei die Gefahr nicht zu übersehen, dass noch heute
Ästhetik der Inszenierung klar ersichtlich. Das futuristische, dreidimensionale Bühnenbild das Verführerische im „Lohengrin“ die Jugend in Verwirrung stürzen könnte. [..]

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KÖPFE IN STÜCKEN 12
VON DIETMAR DATH

WEITERDREHEN WELTABWÄRTS
Die Schreie des jungen Mannes, den sie gezwungen hatte, sein Leben in ihres
rutschen zu lassen, ignorierte Svenja, so gut sie konnte, da sie sich konzen-
trieren musste, weil sie wusste, dass sie nicht einfach geradeaus laufen durfte,
sonst würde sie, so nah an der überschriebenen Szene, ins schlechte Sterben
zurückfallen. Ihr kraftvolles, wütend verzweifeltes Rennen war eine Art ver-
kehrter Anlauf zu einem Sprung, der schon hinter ihr lag. Als sie den Hauptein-
gang des Bahnhofs passiert hatte, begann sie, sich zu drehen, um ihre Flucht
zu vollenden. Einmal um sich selbst, leichter Schwindel stellte sich ein, aber
sie wusste, dass sie sich um mehr als 720° drehen musste, um vor dem Hand-
lungsbogen, aus dem sie gesprungen war, wirklich sicher zu sein – sie kannte
die Translationssymmetrie, die über die Anordnung der Szenen in jedem ein-
zelnen von Menschen in Deutschland im Laufe ihres Lebens bewusst oder un-
bewusst aufgeführten Stück wachte, und wusste, dass das, was sie regierte,
eine diskrete, eine in Päckchen unterteilte, nicht stetige Sorte Symmetrie war,
bei deren Navigation alles darauf ankam, dass die Inhaberin oder der Inhaber
der Rolle die jeweilige Verschiebung einer Handlung oder einer Sinneinheit im
Dialog gemäß einem festen Translationsvektor richtig einschätzte, auch wenn RESIDENZTHEATER SPIELZEIT 2016 / 2017
es sich letztlich bei Sprüngen wie ihrem nur scheinbar um eine räumliche, in TEXTNACHWEISE
Wahrheit aber um eine zeitliche Anpassung handelte. Sie trat fest mit dem lin- Handlung „Lohengrin“ in: Programmheft zu „Lohengrin“. Hg. vom Staatstheater Stuttgart, Premiere am 3.3.1990.
Paulus Cassel: Der Schwan. In ders.: Hierozoicon: Die Thierwelt in heiliger Schrift, Legende und Sage. Berlin 1861.
ken Bein auf, um sich nicht weiter zu drehen als nötig, und strauchelte natür- Richard Wagner: Eine Mitteilung an meine Freunde. In ders.: Werke, Schriften und Briefe. Digitale Bibliothek 107.
Hg. von Sven Friedrich, Directmedia, Berlin 2004.
lich, weil sie sich im hintersten Hintergrund ihres Bewusstseins immer noch für Julius Kapp: Weib und Liebe im Leben und Schaffen Richard Wagners. In ders.: Wagner und die Frauen. Berlin 1929.
Richard Wagner: Über das Weibliche im Menschlichen. In ders.: Werke, Schriften und Briefe. Digitale Bibliothek 107.
die Verletzte bei einem Autounfall hielt, der ihr beide Identitätssupplemente, Hg. von Sven Friedrich, Directmedia, Berlin 2004.
Sven und Svenjamin, weggenommen hatte, so dass sie eine Art endomorphen Henry Perl: Richard Wagner in Venedig. Augsburg 1883.
Franz Blei: Formen der Liebe. Marbach 1956.
Verlustschmerz am Rand ihres Selbstbilds flackern sah, der sie schließlich zur Charles Baudelaire: Richard Wagner und der „Tannhäuser“ in Paris. In ders.: Sämtliche Werke / Briefe, Bd. 7.
Hg. von Friedhelm Kemp, Claude Pichois. München / Wien 1992.
Seite kippen und gegen die Außenmauer des Bahnhofs prallen ließ. Der Boden Bazon Brock: Der Hang zum Gesamtkunstwerk. In Harald Szeemann (Gesamtidee für Ausstellung und Buch) et al.:
Der Hang zum Gesamtkunstwerk. Europäische Utopien seit 1800. Aarau / Frankfurt a. M. 1983.
schien sich unter ihr weiterzudrehen, sie griff nach etwas, das ihr Halt geben Jukka von Boehm: „Lohengrin“ als Feindbild der „progressiven“ sozialistischen Kunst. In: wagnerspectrum Heft 1,
Schwerpunkt Lohengrin. Hg. von Udo Bermbach et al. Würzburg 2014.
konnte, kriegte aber nur den oberen Rand eines eingedellten, an der Delle Die zwölfte Episode des Fortsetzungsromans „Köpfe in Stücken“ von Dietmar Dath ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.

rußschwarzen Mülleimers aus Metall zu fassen. BILDNACHWEISE


Die Bildercollage von Ingmar Spillar ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.
Der Rand war feuchtklebrig, Svenja zog die Hand angewidert zurück. Da fiel der Walter Hansen: Richard Wagner. Sein Leben in Bildern. München 2007.
Eimer, endgültig abgerissen, ihr auf den Oberschenkel des abgeknickten rech- Luftbild der Münchner Innenstadt 1945. Archiv der United States Air Force.
Harald Szeemann (Gesamtidee für Ausstellung und Buch) et al.: Der Hang zum Gesamtkunstwerk.
ten Beins. Stinkender Müll ergoss sich über ihren Rücken und ihre linke Schul- Europäische Utopien seit 1800. Aarau / Frankfurt a. M. 1983.

ter: ein Becher Milkshake von McDonalds, eine zerknüllte Klatschzeitschrift, FILMTIPPS
Hans-Jürgen Syberberg (Regie): Winifred Wagner und die Geschichte des Hauses Wahnfried 1914–1975 [Dokumentarfilm].
eine leere Haarspraydose und ein leeres Ritex-Kondomfolienpäckchen. Svenja Deutschland 1975.
Anja Dreschke (Regie): Die Stämme von Köln [Dokumentarfilm]. Deutschland 2010.
fluchte: „Scheiß… dummer Scheiß… alles.“ Jim Jarmusch (Regie, Drehbuch): Paterson. USA 2016.

Zwei Leute lachten, neben ihr, dann reichten sie ihr die Hände: „Na, das war ja REDAKTION GÖTZ LEINEWEBER + ROSE REITER FOTOS ANDREAS POHLMANN
mal ein Auftritt. Willkommen in deiner Zukunft, Svenja!“ HERAUSGEBER
GESTALTUNG HERBURG WEIL AND DRUCKEREI VOGL GMBH & CO KG
BAYERISCHES STA ATSSCHAUSPIEL, MAX-JOSEPH-PL ATZ 1, 80539 MÜNCHEN

INTENDANT MARTIN KUŠEJ K ATJA FUNKEN-HAMANN CHEFDRAMATURG SEBASTIAN HUBER


GESCHÄFTSFÜHRENDE DIREKTORIN
NUR HIER: DIES IST FOLGE 12 VON ” KÖPFE IN STÜCKEN“. THOMAS BAUTENBACHER KOSTÜMDIREKTORIN ELISABETH RAUNER
TECHNISCHER DIREKTOR
DIETMAR DATH SCHREIBT FÜR UNS EINEN FORTSETZUNGSROMAN. KÜNSTLERISCHE GESCHÄFTSFÜHRERIN HENRIET TE GÖTZ KÜNSTLERISCHE BETRIEBSDIREKTORIN REGINA MAIER
ER SPIELT IN NAHER ZUKUNFT, IN DER AUCH DIE NÄCHSTE FOLGE ERSCHEINT: KOMMUNIKATION UND MARKETING SABINE RÜTER TECHNIK MAT THIAS NEUBAUER + PHILIPP BÖSCH
” EIGENZEITVERKNAPPUNG“ IM PROGRAMMHEFT ZUR INSZENIERUNG WERKSTÄTTEN MICHAEL BROUSEK AUSSTATTUNG BÄRBEL KOBER BELEUCHTUNG / VIDEO TOBIAS LÖFFLER
VON ALBERT OSTERMAIERS ” PHÄDRAS NACHT“.
TON MICHAEL GOT TFRIED REQUISITE DIRK MEISTERJAHN PRODUKTIONSLEITUNG KOSTÜM ENKE BURGHARDT
DAMENSCHNEIDEREI GABRIELE BEHNE + PETRA NOACK HERRENSCHNEIDEREI CARSTEN ZEITLER + A ARON SCHILLING
KURZE SPANNUNGSBÖGEN, STEILE ERZÄHLKLIPPEN, DAZWISCHEN WARTEN, WARTEN, WARTEN.
MASKE ANDREAS MOUTH GARDEROBE CORNELIA FALTENBACHER SCHREINEREI STEFAN BAUMGARTNER
ZUMINDEST DIE VERGANGENHEIT IST NACHZUHOLEN UNTER: MALERSAAL K ATJA MARKEL TAPEZIERWERKSTATT PETER SOWADA HYDRAULIK K ARL DAIBERL GALERIE CHRISTIAN UNGER
WWW.RESIDENZTHEATER.DE/KOEPFE-IN-STUECKEN TRANSPORT HARALD PFÄHLER BÜHNENREINIGUNG ADRIANA ELIA

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