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ISSN 1613-3889
Jesuiten Bestellkarte bitte
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interessiert sind
die am Orden
Jesuiten
ImpressumImpressum
1 Editorial
in Deutschland
JESUITEN
1 Editorial Informationen JESUITEN
Schwerpunkt Informationen
der Deutschen Provinz
2 Virtualität – Anwesenheit des Abwesenden der Jesuiten der Deutschen Provinz
Schwerpunkt 6 Virtualität aus der Schulperspektive der Jesuiten
an unsere Freunde
und Förderer an unsere Freunde
2 Im Namen des Vaters und des&Sohnes
8 Mailgewitter und
Twitterstürme und Förderer
66. Jahrgang 2015/3
63. Jahrgang 2012/4
des Heiligen Geistes
10 In die Computerzeit hineinleben
ISSN 1613-3889
4 Wie stehen wir11 vorErreichbarkeit 2.0: Facebook
Gott? Herr erbarme Dich ohne Ende ISSN 1613-3889
Herausgeber Herausgeber
6 Lasset uns beten: 14 Online-Exerzitien
Still werden vor dem Gebet und Copyright:und Copyright:
16 Pastorale Projekte © Deutsche Provinz
© Deutsche Provinz
8 Auf Gott hören in der Schrift: der Jesuiten K.d.ö.R.
der Jesuiten K.d.ö.R.
17 Warum ich (noch) nicht bei Facebook bin Redaktionsleitung:
Das vollkommene Gesetz der Freiheit
2012/4 18 Warum ich bei Facebook bin Redaktionsleitung:
Klaus Mertes SJ Gratis-Abonnement
10 @ Wie
Titelbild: Fotoliapredigen?
20 blog.radiovatikan.de
Klaus Mertes SJRedaktion:
Dr. Thomas Busch
Gratis-Abonnement
„Virtualität ist die
Datum Unterschrift
PLZ Ort
Straße
Vorname
Name
2015/3
Redaktion: (Chef vom Dienst)
12 Gott
Eigenschaft einerweiß
Sache,es doch: Fürbitte
21 Jesuiten halten
in Facebook
Familiengottesdienst Dr. Thomas BuschHolger Adler SJ
2012/4
Datum
PLZ
Straße
Vorname
Name
Unterschrift
Ort
den Sache Herr,
zu gleichen.“ (Bildredaktion) Tobias Specker SJ
19 ich bin nicht würdig
Diese Definition aus 24 Neues aus dem Jesuitenorden Tobias Specker SJ
Johann Spermann SJ
20 Kostet
„Wikipedia“ auf und seht, wie gut der Herr ist Martin Stark SJ Tobias Zimmermann SJ
vielfältige Weise um- Johann Spermann SJ Zoll SJ
Patrick
21 Gesegnet sein – ein Segen sein
Vorgestellt Tobias Zimmermann SJ
zusetzen, nahm sich
29 Gebetsapostolat Patrick Zoll SJ
Simon Lochbrunner SJ Anschrift:
Geistlicher Impuls
mit seinen Bildern im
Schwerpunktteil dieser
Anschrift: Redaktion JESUITEN
Redaktion JESUITEN
Seestraße 14
Nachrufe 2012
22 Namen
Ausgabe vor. Seestraße 14 80802 München
30 Unsere Verstorbenen 80802 MünchenTel 089 38185-213
Fax 089 38185-252
Tel 089 38185-213
redaktion@jesuiten.org
Nachrichten Medien Fax 089 38185-252
www.jesuiten.org
redaktion@jesuiten.org
24 Neues aus dem32Jesuitenorden
DVD: Die Schrittweisen. Zu Fuß nach Jerusalem www.jesuiten.org
Satz und Reproduktionen:
Layout: Martina Weininger,
80802 München
Seestraße 14
der
Freunde
Sekretariat
München
Margot Krottenthaler
Personalien
33 Autoren dieser Ausgabe
80802
Seestraße 14
Gesellschaft
Gebrüder Geiselberger
34 Die besondere Bitte GmbH, Altötting
Satz und Reproduktionen:
Printed in Germany
34 Ein Abonnement „Stimmen der Zeit“ Martina Weininger, München
Medien
freimachen,
falls Marke
zur Hand
Bitte
Die besondere Bitte
freimachen,
falls Marke
zur Hand
Bitte
34 Tun wir genug für Flüchtlinge?
„Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Die meisten Menschen, die heute in ei-
Poren der Dinge quillt er uns gleichsam nen Gottesdienst gehen, suchen geist-
entgegen.“ Wer dies, wie Alfred Delp in liche Nahrung in den Worten der Pre-
der Todeszelle, erlebt, den verändert die- digt. Wir möchten Ihnen mit unserem
se Sicht von innen her. Der Mensch weiß Schwerpunktthema keine theologische
sich von Gott getragen. Dieser Glaube, im Abhandlung über die Eucharistie an die
Deutschen trifft das Wort Vertrauen bes- Hand geben, sondern so etwas wie eine
ser, vermag uns zu erlösen aus unseren kleine Landkarte der Eucharistiefeier, in
Verstrickungen, von der Angst um uns der verschiedene Türen eingetragen sind,
selbst, von den nicht heilenden Wunden, um ins Verkosten dessen zu kommen, der
dem Hass … Aber zu diesem Vertrau- sich uns in Brot und Wein mitteilen will.
en finden wir nicht einfach von uns aus. Dieses Mahl will uns verändern, zu Men-
Delp und seine Gefährten beteten viel schen für Andere machen.
gemeinsam und versuchten Ihr Schicksal
vor dem Hintergrund des Wortes Gottes „Menschen für Andere“ – das ist auch
zu verstehen. Und sie feierten gemeinsam unser Anspruch als Jesuiten. Und deshalb
die Eucharistie, sogar über die Grenzen erzählen einige der Bilder zum Schwer-
der Konfessionen hinweg. Denn dieses punktthema dieser Ausgabe, wie wir in
Verstehen ist nicht nur ein intellektuel- unserem Ordensleben versuchen, „Men-
ler Vorgang. Es geht vielmehr darum, die schen für Andere“ zu sein. Dieses Engage-
Wirklichkeit zu verkosten, es zu schme- ment hat nach unserem Verständnis seine
cken, dass die Welt Gottes voll ist, im ei- Mitte im Geschehen der Eucharistie, in
genen Leben. Dass die Welt Gottes voll ist, Wort und Mahl, die aufeinander verwei-
eröffnet sich dem Menschen also, wenn er sen. Deshalb legen wir unsere Gelübde
das Wort des Evangeliums, das uns diese vor der Eucharistie ab – kein abergläubi-
Messe feiern
Hoffnung verkündet, hört und verkostet. sches Ritual, sondern ein betrachtendes
Was er hört, spürt er zuerst in der Eucha- Verkosten des Wortes und das Ausspre-
ristie, wie Jesus uns das versprochen hat, chen der Bereitschaft, sich davon verwan-
und dann im eigenen Leben. deln zu lassen.
n
September 2015
Holger Adler SJ
Claus Recktenwald SJ
Tobias Zimmermann SJ
n
Jesuiten
1
Schwer p un k t
Wir zeigen, dass wir uns an Gott wen- das brutale Kreuzesgeschehen.
den, der über allem ist, an Gott, den wir
mit unserem Kopf nie begreifen und fas- Karl Rahner hat bei einem Festvortrag
sen können. Wir nennen ihn wie Jesus kurz vor seinem Tod im März 1984 sehr
n
Abba, Papa, lieber Vater. Dann führen persönlich über „Erfahrungen eines
September 2015
wir die Hand nach unten zur Leibmit- katholischen Theologen“ gesprochen.
te, zum Bauch. Wir sagen damit: Der „Die eigentliche und einzige Mitte des
Vater im Himmel hat sein Liebstes, sei- Christentums ist ... für mich die wirkli-
nen Sohn auf die Erde herab gesandt. che Selbstmitteilung Gottes, ist das Be-
n
ser Fleisch und Blut. Diese Bewegung Wahrheit, dass Gott selbst mit seiner
drückt aus: Gott ist Mensch geworden, unendlichen Wirklichkeit und Herr-
2
lichkeit, Heiligkeit, Freiheit und Liebe zeichen. Es ist Vorzeichen und Klammer
wirklich ohne Abstrich bei uns selbst für die ganze eucharistische Feier.
in der Kreatürlichkeit unserer Exis-
tenz ankommen kann. Ich meine, dass Symbole sind mehrdeutige, verdichte-
es einem christlichen Theologen nicht te Zeichen. Indem wir uns bekreuzi-
verboten sei, das Thema der Sündigkeit gen, erinnern wir natürlich auch an das
des Menschen und der Vergebung der Kreuz unseres Herrn und seine Hingabe
Schuld aus reiner Gnade gegenüber dem bis in den Tod. Wir deuten auch unser
Thema der radikalen Selbstmitteilung Menschsein. Die Kreuzesform ist dem
Gottes in einem gewissen Sinn etwas Körper mit Wirbelsäule und Schulter-
sekundärer zu empfinden.“ Auf unseren gürtel eingezeichnet und sagt uns: Auf-
Punkt gebracht heißt das: Das Thema rechte und beziehungsfähige Menschen
Sühne, Schuld, Kreuz ist nicht das Zent- sollen wir sein. Kreuz und Auferstehung,
rum. Zentraler ist das Thema der Selbst- Grundgeheimnis unseres Glaubens und
mitteilung Gottes, ist unser Hineinge- Grundgestalt wahren Menschseins.
nommensein ins Leben des dreieinigen Karl Kern SJ
Gottes. Das zeigen wir mit dem Kreuz-
© KNA-Bild/Opitz
Messe feiern
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September 2015
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Jesuiten
Josef lebte ganz aus dem Vertrauen, dass und den Tod vieler Bekannter und fand
Gott Liebe ist – und je älter er wurde, des- gerade darin Sinn und Hoffnung.
to überschwänglicher und länger konnte Gott erlebte Josef dabei als forderndes
er davon sprechen. Gegenüber, das ihm half, durch die-
Messe feiern
durchlitt im Krieg die Schuld des Tötens, hatte. Du hast mir klargemacht, dass un-
September 2015
der Härte und der Zurückweisung, und ser Suchen-Müssen kein Ende findet. Bei
doch war diese Zeit für ihn auch voller allem Suchen, das zum Finden wird, kann
Gotteserfahrung. Ihn trieb das Gefühl es nie zum Besitzen werden. Immer neu
um, als Theologe gescheitert zu sein, und bist Du für eine Überraschung gut. Immer
n
wusste doch genau, dass dies erst seine von wieder reißt Du uns heraus aus falscher
Jesuiten
ihm heiß geliebte Tätigkeit in Würzburg Selbstsicherheit, erinnerst uns, dass wir
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© SJ-Bild/Ender
Morgengebet der Kinder der Gandhi Ashram Schule der Jesuiten in Indien
immer noch auf dem Weg sind zu Dir.“ und eine Bitte, den rechten Weg zu fin-
Messe feiern
Aus eigener Erfahrung predigte er seiner den. Nach Josefs Tod gab es viel Ärger in
Gemeinde - angeregt von Jesaja: „Deine Würzburg, weil die Jesuiten „unseren“ Pa-
Augen werden deinen Lehrer sehen, dei- ter Grotz in München beerdigten. Noch-
ne Ohren werden es hören, wenn er dir mals zeigte sich, wie viele Leute Josef ver-
n
hinterher ruft: Hier ist der Weg, auf ihm bunden waren und wie viele Menschen in
September 2015
müsst ihr gehen, auch wenn ihr selber Josefs Herzen einen Platz gefunden hatten
rechts oder links gehen wollt.“ und bei ihm einen Ort, an dem sie ihrer
Trauer, Angst und Verzweiflung Raum
Diesen Herrn begrüßte Josef im Kyrie, geben durften. Es waren oft solche, deren
n
verschmitzt. Ein kleiner Jubelruf über sich sonst keiner mehr erbarmte.
Jesuiten
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Foto: Meyer
Messe feiern
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Jesuiten
schweigt, klingt auch ganz anders als Stil- und war glücklich. Es geht nämlich, und
le, die ein Mensch allein für sich in einem es bereichert alle.
Raum hält. Doch gerade die geistgefüllte
Stille in einer Gruppe ist der Anfang je- Ehemalige Schülerinnen und Schüler kom-
n
den gemeinsamen Gebetes. Stille ist selbst men zu mir und berichten, dass sie bis heute
September 2015
das geht – still sein. An unseren Jesuiten- ich mir –, dann hat sich die Schulzeit an ei-
Jesuiten
deshalb trägt jemand das Wort Gottes in Wenn Menschen Gottes befreiendes Wort
der Messfeier vor, und die Gemeinde hört vernehmen, ist das nicht harmlos, schon
es: Sonntags zwei Lesungen und das Evan- in der Bibel nicht, denn Gott rückt Men-
gelium, werktags eine Lesung. schen mit seinem Wort auf den Leib. Ab-
n
Schon Jesus hat in seiner Heimatstadt aus Jugend; Mose lässt Pharaos Hofstaat und
der Jesajarolle vorgetragen: Freude für die sein Heer im Meer versinken; die schwan-
Armen und Freiheit für die Gefangenen. gere Maria jubelt, aber der zaghafte Petrus
Er war als Erwachsener nach Nazaret zu- versinkt beinahe im Meer; Marta und Ma-
n
rückgekommen. Jüdische Jungen tragen ria erhalten ihren Bruder Lazarus zurück.
Jesuiten
als Vierzehnjährige bei ihrer Bar Mitzwa Viele biblische Geschichten zeigen, dass
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menschliches Leben offenbar dünnhäuti- sein Wort mich befreien. (2) Eine zweite
ger und durchlässiger wird, wenn es Gott Hilfe ist das dreifache Kreuzzeichen vor
mit seiner Wahrheit begegnet. dem Evangelium: auf die Stirn, den Mund
und das Herz. Es ist eine kleine Aufmerk-
Wie kann das heute gehen, nachdem samkeitsübung für das Hören der Schrift.
Christen schon 2000 Jahre aus der Bibel Schon Plato hat zwischen Kopf, Herz und
lesen? Und zugegeben: Allzu oft gehen die Bauch unterschieden, diese drei sind ver-
Lesungen in der Messfeier an mir vorü- schiedene kognitiv-psychologische Berei-
ber, und ich weiß schon bei der Gabenbe- che, mit denen wir Menschen reagieren.
reitung nicht mehr, was ich gehört habe. So wie das Zeichen des Kreuzes soll auch
Zwei Punkte mögen helfen, der erste ist das Wort Gottes nicht im Kopf bleiben,
eine alte geistliche Regel: (1) Ich bemühe auch nicht nur auf den Lippen, sondern es
mich so auf die biblischen Lesungen zu soll in den Tiefen des Bewusstseins wir-
achten, als wenn ich sie das erste Mal höre. ken, in Herz und Bauch, und von dort aus
Wenn ich mich vorher löse von all den mein ganzes Leben, Denken und Spre-
Vorstellungen, mit denen ich Gott schon chen verwandeln.
lange einen festen Platz in meinem All- Ansgar Wucherpfennig SJ
tagsgetriebe zugewiesen habe, dann kann
© SJ-Bild/Ender
Messe feiern
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September 2015
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Jesuiten
Wie predigen?
Eine Predigt machen bedeutet Ärger. Oder liturgischen Texte, geht über das Studium
es bedeutet Fragen. Zumindest beginnt exegetischer (bibelwissenschaftlicher) Li-
es dann erst spannend zu werden, wenn teratur, über das Gebet mit diesen Gedan-
ich an den Punkt komme, an dem die bi- ken und das (buchstäbliche) Ausschwit-
blische Lesung mir nicht glatt runtergeht zen beim Sport. Es geht, indem ich von
und wenn mir nicht sofort der eine tolle Montag an die Fragen und die Verwun-
Gedanke kommt, über den ich predigen derung über die Bibel mitnehme in Ge-
möchte. Vielmehr sind mir zumeist die spräche und Literatur, in Beobachtungen
Texte wichtig geworden, die es mir nicht und ins Kino. Und irgendwie wird daraus
leicht gemacht haben, vor denen ich ratlos bis Donnerstag eine Predigt, die ich ganz
oder zornig oder sonst heftig berührt ste- schnell runter tippe, um dann zu sehen,
he – und darum ringe, was
Gott mir und unserer Ge-
meinde da wohl sagen will. Die Bibel ist das Ereignis der
Die Predigt in der Mes-
Kommunikation Gottes mit uns.
se soll deswegen zunächst
einmal über die Lesun-
gen gehen, weil die Bibel das Ereignis ob mich das ansprechen würde, was ich
der Kommunikation Gottes mit uns ist. da zusammengeschrieben habe.
Deswegen vermute ich, dass eine Predigt
dann mehr „Gott“ ist, wenn nicht gar so Wie sehr bei mir eine Predigt der Situa-
viel von mir darin vorkommt. Deswegen tion und Zeit geschuldet ist, in der sie
auch frustriert es mich nicht so sehr wie entstanden ist, merke ich, wenn ich das
Messe feiern
es mich freut, wenn sich Leute freudig für Manuskript drei Jahre später wieder sehe.
eine Predigt bedanken und dabei einen Dann passiert es nicht selten, dass ich
Gedanken zitieren, den so gesagt zu ha- mich darüber wundere, was ich da damals
ben ich mich wirklich nicht erinnere, der zusammengeschrieben habe. Das bewahrt
n
aber irgendwie rübergekommen ist und mich auch vor der Versuchung, einfach
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rechne ich sechs bis acht Stunden. Es be- Christi Leid und Kreuz. Ich dachte, letztes
Jesuiten
ginnt mit dem Lesen der biblischen und Jahr hätte ich etwas verstanden, und den-
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© SJ-Bild/Ender
Björn Mrosko SJ mit Schülern in der Kapelle der Sankt Ansgar Schule in Hamburg
noch muss ich dieses Jahr noch mal von sehr, zu verstehen, worüber Menschen mit
neuem anfangen: Warum? mir sprechen, die zur Beichte oder geistli-
chen Begleitung kommen und denen ich
Seit ich mehr oder weniger jede Woche helfen soll, ihren Glauben zu verstehen
mindestens eine, oft zwei oder drei Pre- und ihre Erfahrungen aus dem Glauben
digten schreibe, prägt die Bibel meinen zu verstehen.
Glauben viel mehr als früher. Meine Be-
Messe feiern
ziehung zu Gott ist sehr biblisch gewor- Dann kommt die Predigt. Für mich ist das
den. Das bedeutet, meine eigene Erfah- etwas sehr persönliches. Deswegen stehe
rung im Leben und im Glauben relativiert ich dafür ungern hinter irgendwelchen
sich durch die Erfahrungen, die die Bibel Barrikaden von Ambo oder Kanzel. Im-
n
festhält, und drückt sich in der Sprache mer ist die Predigt – wie die ganze Litur-
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und den Bildern aus, die ich dort finde. gie – eine große körperliche Anstrengung.
Ergänzt wird das dann durch den Kanon Aber sie ist auch ein schöner Moment,
an Bildern und Sprache, der in den mo- wenn ich das Gefühl habe, dass hier tat-
dernen Erzählformen des Filmes und der sächlich Kommunikation gelingt. Wär‘s
n
Literatur verwendet wird. Diese Quellen eine Predigt, käme jetzt: „Amen!“
Jesuiten
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Schwer p un k t
abend spätestens schon um 17.45 Uhr, und unseren Alltag hinter uns lassen, sondern
gleichzeitig gehe ich mit dem Büroalltag in dass dieser Alltag als Auftrag vor uns liegt,
die Messe. Passt das? damit er auch vom Reich Gottes geprägt
wird. Vielleicht gilt sogar, dass dieser Alltag
n
„Erhebet die Herzen“ – dieser Zuruf des mit in diese Bewegung des Auf- und des
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Priesters signalisiert den Beginn der Präfa- Abstiegs zu nehmen ist, um direkt von die-
tion, die sich durch eine hymnische Sprache sem Reich geprägt zu werden. So gesehen,
auszeichnet, mit der die Mitfeiernden der beginnt die Messe nicht erst um 17.45 Uhr,
Messe in eine andere Welt geführt werden. wenn ich das Büro verlasse, sondern spätes-
n
Der Zielpunkt wird durch das dreimalige tens Stunden vorher, wenn ich es betrete.
Jesuiten
© SJ-Bild/Ender
Wir bitten Dich, sende Deinen Geist
auf diese Gaben herab
Zauber oder Wirklichkeit?
Wenn diese Worte gesprochen werden, und Jugendlichen zögerten erst etwas.
breitet der Priester die Hände über die Es war ungewöhnlich für sie. Aber dann,
Gaben und spricht für alle im Raum wenn wir es in einer weiteren Messe
dieses Gebet. Manchmal, wenn ich Eu- wiederholten, waren sie auf einmal viel
charistie mit Kindern und Jugendlichen inniger und aufmerksamer dabei.
feiere, hab ich erlebt, dass sie sagen, jetzt
kommt die Stelle wo „gezaubert“ wird. Mit dieser Herabrufung des Geistes,
Natürlich musste ich dann schmunzeln. auch Epiklese genannt, beginnt die ei-
Aber es ist ja auch nicht so ganz leicht gentliche Wandlung. Immer wieder
nachzuvollziehen, dass jetzt Christus höre ich, dass genau dieser sogenann-
mit Leib und Blut in Wein und Brot te Heilige Geist vielen im alltäglichen
wirklich anwesend ist. Deshalb konnte Glaubensvollzug Probleme macht oder
ich die Aussage über
„den Zauber“ gut
verstehen. Aber sie Nicht nur die Gaben sollen gewan-
hat mich auch im-
mer gestört. Wie da- delt werden, sondern die Gemeinde
mit umgehen? Denn
ich wollte auch keine
und schließlich die ganze Welt.
langen Erklärungen
Messe feiern
probieren. Denn es heißt ja „Wir bitten ihn? Wo ist er? Er ist derjenige, der uns
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dich...“ Also nicht ein einzelner bittet in Verbindung hält, mit Gott, mit Jesus
für alle, sondern alle bitten. So hab ich und untereinander. In diesen Messen, in
dann die Kinder und Jugendlichen ein- denen die Kinder ihre Hände über den
geladen, zusammen mit mir die Hände Gaben ausgebreitet haben, habe ich ge-
n
über den Gaben auszubreiten, wenn ich nau das gespürt: unsere Verbundenheit
Jesuiten
diesen Satz für alle spreche. Die Kinder mit dem Vater im Himmel, mit dem
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Kinder der Loyola Grundschule in Jibanpur/Sahibganj, Indien
Sohn und untereinander. Mit dieser neingenommen. Aber noch mehr. Nicht
Bitte um die Sendung des Geistes setzt nur die Gaben sollen gewandelt werden,
Messe feiern
die Gemeinde an dieser Stelle das Vor- sondern durch die Gaben auch die jetzt
zeichen für die Wandlung. Die ganze anwesende Gemeinde und schließlich
Gemeinde verbindet sich mit dem Hei- die ganze Welt. Manchmal sage ich vor
ligen Geist. Diese Verbindung hilft mir der Kommunion den Satz des Augus-
n
als Priester sehr und versetzt mich nicht tinus: „Empfangt, was ihr seid – Leib
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in eine abgehobene oder gar besonders Christi. Werdet, was ihr empfangt –
herausragende Stellung, sondern ich Leib Christi.“ Besser kann man es nicht
bleibe Teil der Gemeinde, mit der ich ausdrücken, was durch die Eucharistie
dies feiere und vollziehe. Deshalb habe geschehen soll.
n
Holger Adler SJ
Denn die ganze Gemeinde wird mit hi-
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Schwer p un k t
men.“ Die vielen Sünden vollziehen das vertiefenden Glaubens an Gott, dessen
eine Nein zu Gott mit. Macht auch in der äußersten Ohnmacht
da ist. Aber wie zeigt sie sich dort? In je-
Das Entscheidende ist, dass Gott sich von nen Liedern ist der Gottesknecht der „Er-
n
diesem Nein hat treffen lassen und es auf wählte”. Gott ist in seinem Zeugnis selbst
September 2015
diese Weise überwunden hat. Gott ist gegenwärtig. Eben diese Gegenwart ist
nicht eine abstrakte Idee, sondern Leben. im Christentum radikalisiert. In einem
Eine bloße Idee bleibt unberührt vom konkreten Menschenleben hat Gott sich
Nein zu ihr. Aber Gott ist lebendige Wirk- treffen lassen von Bosheit und Leid. Aber
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lichkeit, und die kann getroffen werden. so hat er sich manifestiert als der leben-
Jesuiten
Gott lässt sich treffen und zeigt so seine dige Gott. Er hat gezeigt, dass alles Nein
Lebendigkeit. Er zeigt sie verwundbar zu ihm letztlich keine Chance hat, da die
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Verwundung ihm selbst, dem ewig leben- Knechtschaft. Befreiung im denkbar tiefs-
digen Gott angetan wurde. Eben das ist ten Sinn ist das Opfer, in dem sich Gott
unsere Erlösung. Gott bleibt Gott. Unser selbst für die Menschen hingab und das
Leben und Sterben ist von ihm umfasst. in jeder Messe erinnernd vergegenwärtigt
wird. Das Opferlamm nimmt die Sünde
Nach dem Johannesevangelium wird Je- der Welt hinweg (Joh 1,29). Angespielt ist
sus zu der Uhrzeit gekreuzigt, zu der im auf die Worte des vierten Liedes vom Got-
Tempel die Paschalämmer geschlachtet tesknecht. „Er war wie ein Lamm, das zur
wurden. Er ist somit die Erfüllung dieses Schlachtbank geführt wird”; doch damit
Opferritus. Die Soldaten brechen ihm hat er die Schuld der Vielen getragen und
nicht die Beine. „Dies ist geschehen, damit ist für die Sünder eingetreten (Jes 53,7
die Schrift erfüllt werde: ‘kein Bein soll an und 12). Vom Nein unserer Sünde hat sich
ihm zerbrochen werden’” (Joh 19,36). Da- Gott treffen lassen und hat uns dadurch
mit wird auf eine Vorschrift bei der Zube- von ihrer Macht befreit, deren Sieg uns al-
reitung des Paschalammes Bezug genom- les, wirklich alles genommen hätte.
men (Ex 12,46). Das Paschamahl ist das Josef Schmidt SJ
Gedenken an die große Befreiung aus der
© SJ-Bild/Ender
Messe feiern
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September 2015
n
Jesuiten
sondern wir kommen durch Jesus mit Von Ignatius von Loyola wird berichtet, er
September 2015
Anbetung nur sagte: Ich beuge mich vor Liebe und liebende Ehrfurcht“. In dieser
Dir, weil Du stärker bist als ich, so wäre Spannung stehen wir vor Gott. Man kann
n
das schwach und im Letzten unwürdig. Sie sie nicht auf eine Seite hin auflösen.
Jesuiten
sagt aber: ‚Ich tue es, weil Du dieses Sich- Hermann Kügler SJ
19
Schwer p un k t
tägliche Speise von Ignatius. Einer seiner Ignatius geht der „Weg der ehrfürchtigen
September 2015
häufigsten Wünsche zum Schluss seiner Liebe“ von der Gottesnähe in der Eucha-
Briefe lautet: „Seiner unendlichen Güte ristie aus und breitet sich „auf alle Dinge“
und Weisheit möge es gefallen, sich sehr und alle Geschöpfe aus. Kostet und seht!
überreich mitzuteilen und allen seine Kostet und geht!
n
Willi Lambert SJ
ligsten Willen immer verspüren und ihn
vollständig erfüllen.“
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Gesegnet sein – ein Segen sein
Das deutsche Wort „Segen“ geht als alt-
© SJ-Bild
hochdeutsches Lehnwort auf das lateini-
sche „Signum“ zurück (Zeichen, Kennzei-
chen). Durch ein Wort oder einen kleinen
Ritus wird das Wohlwollen der Gottheit
bzw. der segnenden Person auf die geseg-
nete Person oder Sache gelegt. Durch eine
Entwicklung im Kirchenlatein entsprach
im 2. und 3. Jahrhundert das lateinische
„benedicere“ „wohl- oder gut sagen“ dem
deutschen „segnen“.
Ohr brandet, sondern es schafft oder ver- wie gut über ihn und besser noch zu ihm
nichtet Lebensräume. Wenn da, wo ich gesprochen wird. Er blüht auf in diesem
tätig bin, schlecht über mich geredet wird, Lob und wächst zu dem heran, der er sein
aber auch wenn ich dies nur so wahrneh- kann – vor allem wenn Gott es ist, der dies
n
me, verändert das meine Sicht auf mich zuspricht (Jesaja 55,9-11). Er hat es für
September 2015
und meine Beziehungen. Sie werden uns getan im Wort über Brot und Wein. Er
verkümmern, mich hart, depressiv oder wird es tun, wenn wir als sein Leib ausein-
aggressiv machen. In den meisten Fällen andergehen, gesandt in die Welt, um sein
geschieht bei diesem schlecht reden, im Segen zu sein.
n
Adrian Kunert SJ
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Ge i s tli che r I mp u l s
Namen
Namen drücken das Wesen, den Sinn ei- Die ganze Feier vollzieht sich in der
ner Sache aus. Vertiefen wir uns deshalb Grundhaltung der „Eucharistie“, des
in die Namen und Bezeichnungen der lobpreisenden Gedenkens. Was Gott in
zentralen Feier der Christen. Christus getan hat und immer neu tut,
darum dreht sich alles. Gläubige Chris-
Die ersten Christen sprachen vom „Her- ten antworten auf das Handeln Gottes
renmahl“. Grundgestalt der Feier ist ein als Betende – mit Bitte, Dank und Lob-
Freundschaftsmahl. Es knüpft an die preis. Gott, der sich ganz gibt, erwartet
Jesusmähler an, angefangen in Galiläa, nur eines: Dass wir uns ihm ganz geben.
wo Jesus durch Mahlgemeinschaften Dankbarkeit und Lobpreis durchziehen
die Nähe der Gottesherrschaft erlebbar die Feier wie ein „cantus firmus“, eine
machte. Beim Letzten Abendmahl spitzte formgebende Grundmelodie. Der dank-
sich diese Mahltradition zu. Im Ausblick bare Lobpreis drängt hin zur inständigen
auf das ewige Mahl deutete er seinen Bitte: „Komm, Herr Jesus! Komm in un-
Tod als Zeichen endgültiger Gottesnähe. ser Herz! Komm zu deiner Gemeinde!
„Herrenmahl“ meint vor allem: Der Auf- Komm und verwandle die Welt, jetzt und
erstandene hat sich einer Mahlgemein- einmal für immer!“
schaft gezeigt. Er hält Mahl mit seiner
Gemeinde bis ans Ende der Zeiten. Er Die Gemeinde kreist nicht um sich
ist der Einladende. Seine geheimnisvolle selbst. Ihre Feier heißt „Messe“ oder
Gegenwart ist die Mitte des Mahls. „Heilige Messe“. Diese Bezeichnung lei-
tet sich vom Entlassgruß der lateinischen
Eine zweite frühe Bezeichnung benennt Messfeier her, dem „Ite, missa est“. „Geht,
die zentrale Handlung des Herrenmahls. ihr seid gesendet!“ Die liturgische Feier
Messe feiern
Die Urgemeinde nannte ihre Zusam- weist über sich hinaus auf das alltägliche
menkunft „Brotbrechen“. In der Geste Leben. Dort soll der Geist Jesu zur Wir-
des Brotbrechens wird die Lebenshin- kung kommen. Das Beispiel Jesu in der
gabe Jesu, wird er selbst in einer Sym- Fußwaschung will die Christen zu einem
n
bolhandlung gegenwärtig. Das objektive Leben des Dienens befreien. Das ist un-
September 2015
eine Handlung, die ausdrückt: Der Herr die Verwandlung der ganzen Welt zum
ist da inmitten der Gemeinde. „Reich Gottes“. Die feiernde Gemeinde
22
steht stellvertretend für alle vor Gott. Um ih-
© pinkyone/shutterstock.com
ren Herrn versammelt, nimmt sie besonders
die Anliegen der Armen, Ausgegrenzten,
Notleidenden in ihr Gebet auf. Die Einheit
mit ihrem Herrn, dem Haupt, soll Christen
ermutigen, unter sich eins zu sein, als Leib
Christi füreinander einzustehen und für die
Einheit der Welt zu leben und zu wirken.
Thomas Hollweck SJ
© SJ-Bild/Ender
Messe feiern
n
September 2015
n
Jesuiten
25
Nachr i ch ten
2012 den Kläger in seinem Grundrecht seiner Promotion wird er eine Studien-
auf Versammlungsfreiheit verletzt. phase am Boston College (USA) mit dem
Ziel einer Habilitation in systematischer
In eigener Sache Theologie (Dogmatik) beginnen.
n
September 2015
Nach mehr als 15 Jahren Redaktionsar- P. Petrus Köst hat seine Tätigkeit als Spi-
beit – anfangs für „An unsere Freun- ritual im Priesterseminar in Erfurt im
de“ und seit 2004 für die Publikation Sommer beendet und geht im Oktober ins
JESUITEN – verabschieden sich Johann Exerzitienhaus nach Hochelten, um Ex-
n
SJ mit dieser Ausgabe aus dem Redak- die Leitung des Hauses von P. Karl Heinz
tionsteam. Herzlichen Dank! Fischer übernehmen.
27
Per so nali en
Alfons Klein
Jubilare * 23.01.1929
+ 17.07.2015
02. Oktober 25. Oktober Provinzial der Ober-
P. Benno Krämer P. Franz deutschen Provinz und
80. Geburtstag Scharfenberger Seelsorger in St. Michael
90. Geburtstag in München
06. Oktober
P. Ernst Förster 04. November
55. Ordens- P. Hubertus
jubiläum Tommek
75. Geburtstag
13. Oktober
P. Raimund 22. November
Baecker P. Philipp Schmitz
Messe feiern
Gierlichs Wehner
September 2015
P. Ulrich Rabe
Jesuiten
50. Ordens-
jubiläum
28
Me d i en
Ignatianische Impulse
Zwei Neuerscheinungen im Juli aus der Reihe Igna-
tianische Impulse im Echter-Verlag versprechen für
Freunde und am Jesuitenorden Interessierte eine an-
regende Lektüre:
drückt, jeder solle suchen und sich auf die Weise des Be-
tens einlassen, bei der sich ihm Gott am meisten mitteilt.
184 Seiten, € 12,90
Bestelladresse:
n
Kirchenasyl
Im Dezember letzten Jahres erreichten erfolgen, sonst geht die Zuständigkeit für
zwei junge syrische Brüder – der 19jähri- das Asylverfahren auf den Staat über, in
ge Samir und der 16jährige Khaled - nach dem sich der Flüchtling aufhält. Kirche-
langer, beschwerlicher Flucht Deutsch- nasyl soll diese Frist überbrücken, um
land. Sie beantragten Asyl. Von der soge- in Einzelfällen eine Rückschiebung und
nannten Dublin-Verordnung hatten sie die damit verbundenen Härten zu ver-
noch nie etwas gehört: Diese besagt, dass hindern. Für die Gemeinde und den JRS
Flüchtlinge ihr Asylverfahren dort betrei- waren diese Härten im Fall der syrischen
ben müssen, wo sie erstmals EU-Boden Brüder offensichtlich.
betreten haben – in ih-
rem Fall war das Un-
garn. Während Khaled Kirchen schützen Flüchtlinge
in einer Jugendeinrich-
tung betreut wurde, er- vor drohenden
hielt Samir im März ei- Menschenrechtsverletzungen.
nen Abschiebebescheid.
Obwohl sein Anwalt
vor Gericht auf Men-
schenrechtsverletzungen in Ungarn und Wenige Wochen später wurde jedoch auch
auf die schützenswerte familiäre Bindung dem 16-jährigen Khaled ein Abschiebebe-
hinwies, sollte er nach Ungarn zurückge- scheid zugestellt. Wie schon bei Samir sah
schoben werden und sein jüngerer Bruder das Gericht keine Mängel im ungarischen
allein in Deutschland bleiben. Ungarn ist Asylsystem, und überraschenderweise
berüchtigt für seine von Regierungsseite wurde nun doch der familiären Bindung
Messe feiern
Laut Dublin-Verordnung muss eine Rück- hinter der bundesweit rasant gestiegenen
schiebung innerhalb von sechs Monaten Zahl von Kirchenasylen stehen. Waren es
30
Foto: privat
Samir und Khaled (zweite Reihe knieend) im Kreis von Freunden und Unterstützern
in der Kirchengemeinde
2013 noch rund 80, so schnellte die Zahl dürften sich ebenso wenig wie Muslime
im letzten Jahr auf 430 hoch. Rund 790 über deutsches Recht hinwegsetzen. Den
Personen, unter ihnen etwa 240 Kinder Vergleich nahm er zwar zurück, im Raum
und Jugendliche, fanden auf diese Weise blieb aber der Vorwurf, Kirchenasyl wer-
Schutz vor Abschiebung. Dieser Trend de für politische Zwecke missbraucht,
setzt sich fort. Anfang August 2015 doku- nämlich als Kritik an der Dublin-Ver-
mentiert die Bundesarbeitsgemeinschaft ordnung. Das Bundesamt für Migration
Asyl in der Kirche rund 300 Kirchenasyle und Flüchtlinge drohte als Gegenmaß-
Messe feiern
mit etwa 450 Personen – gemessen an den nahme an, Menschen im Kirchenasyl
knapp 180.000 Asylanträgen im ersten als „flüchtig“ einzustufen und damit die
Halbjahr 2015 freilich eine noch immer Rückschiebungsfrist von 6 auf 18 Monate
verschwindend geringe Zahl. zu verlängern. In einem Spitzengespräch
n
Staatlicherseits wurde jedoch der Vorwurf ner Pilotphase bis zum Herbst eine neue
immer lauter, Kirchenasyl werde zu häu- Zusammenarbeit zu erproben. Zentrale
fig gewährt. Die Auseinandersetzung fand Ansprechpartner der Kirchen haben seit-
ihren Höhepunkt im Februar durch einen her die Möglichkeit, Einzelfälle einer neu
n
gesetzt sind, in ein anderes Land weiter nahm ihr Asylverfahren. Schule, Ausbil-
fliehen? Und wer könnte ihnen erklären, dung, vielleicht Studium, Arbeit – nun
dass sie bei erfolgloser Klage einfach nur steht die Tür offen für ein neues Leben
Pech gehabt haben? Denn Verwaltungsge- in Deutschland.
n
Dieter Müller SJ
unterschiedlich – der eine Richter stoppt
n
Jesuiten
32
Au to ren d i eser Au sgabe
Messe feiern
© 123rf.com/Zuber
Tun wir genug
für Flüchtlinge?
„Ich war obdachlos und ihr habt mich an die Worte des Evangeliums: „Bittet
aufgenommen.“ Das ist der entschei- und ihr werdet empfangen“? „Bei Gott
dende Satz über die Flüchtlingsarbeit ist kein Ding unmöglich“? Glauben
aus dem Matthäus-Evangelium. wir daran, dass jede gesunde Zelle am
geheimnisvollen Leib Christi beiträgt
Wenn ich in diesen Monaten das Vater- zur Heilung des ganzen Leibes der
unser bete, so denke ich bei der Bitte Menschheit? Auch ich ringe um diesen
„Vergib uns unsere Schuld“: Sind wir Glauben.
in Europa vielleicht mitschuldig dar-
an, dass Menschen in Syrien oder im Darf ich Sie bitten,
Irak oder auf dem Mittelmeer sterben? uns beim Retten von
Tun wir als Staatsbürger genug, um die Flüchtlingen, beim
Ursachen von Kriegen und das Leid Glauben und beim
von Fliehenden zu mindern? Nehmen Beten zu helfen?
wir diese Fragen ebenso ernst wie die
Sorge um unsere eigene Gesundheit, Aus München grüßt
wie die Gemeinschaft der Pfarrei, wie ganz herzlich
Messe feiern
Als Christ darf man auch die Frage Freunde der Gesellschaft Jesu e.V.
September 2015
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Gebetes? Glauben wir daran, dass Konto 2 121 441
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n
sie ihr Denken ändern? Denn ist nicht Tel 089 38185-213 Fax 089 38185-222
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ImpressumImpressum
1 Editorial
in Deutschland
JESUITEN
1 Editorial Informationen JESUITEN
Schwerpunkt Informationen
der Deutschen Provinz
2 Virtualität – Anwesenheit des Abwesenden der Jesuiten der Deutschen Provinz
Schwerpunkt 6 Virtualität aus der Schulperspektive der Jesuiten
an unsere Freunde
und Förderer an unsere Freunde
2 Im Namen des Vaters und des&Sohnes
8 Mailgewitter und
Twitterstürme und Förderer
66. Jahrgang 2015/3
63. Jahrgang 2012/4
des Heiligen Geistes
10 In die Computerzeit hineinleben
ISSN 1613-3889
4 Wie stehen wir11 vorErreichbarkeit 2.0: Facebook
Gott? Herr erbarme Dich ohne Ende ISSN 1613-3889
Herausgeber Herausgeber
6 Lasset uns beten: 14 Online-Exerzitien
Still werden vor dem Gebet und Copyright:und Copyright:
16 Pastorale Projekte © Deutsche Provinz
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8 Auf Gott hören in der Schrift: der Jesuiten K.d.ö.R.
der Jesuiten K.d.ö.R.
17 Warum ich (noch) nicht bei Facebook bin Redaktionsleitung:
Das vollkommene Gesetz der Freiheit
2012/4 18 Warum ich bei Facebook bin Redaktionsleitung:
Klaus Mertes SJ Gratis-Abonnement
10 @ Wie
Titelbild: Fotoliapredigen?
20 blog.radiovatikan.de
Klaus Mertes SJRedaktion:
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„Virtualität ist die
Datum Unterschrift
PLZ Ort
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2015/3
Redaktion: (Chef vom Dienst)
12 Gott
Eigenschaft einerweiß
Sache,es doch: Fürbitte
21 Jesuiten halten
in Facebook
Familiengottesdienst Dr. Thomas BuschHolger Adler SJ
2012/4
Datum
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Ort
den Sache Herr,
zu gleichen.“ (Bildredaktion) Tobias Specker SJ
19 ich bin nicht würdig
Diese Definition aus 24 Neues aus dem Jesuitenorden Tobias Specker SJ
Johann Spermann SJ
20 Kostet
„Wikipedia“ auf und seht, wie gut der Herr ist Martin Stark SJ Tobias Zimmermann SJ
vielfältige Weise um- Johann Spermann SJ Zoll SJ
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21 Gesegnet sein – ein Segen sein
Vorgestellt Tobias Zimmermann SJ
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29 Gebetsapostolat Patrick Zoll SJ
Simon Lochbrunner SJ Anschrift:
Geistlicher Impuls
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Schwerpunktteil dieser
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Redaktion JESUITEN
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Satz und Reproduktionen:
Layout: Martina Weininger,
80802 München
Seestraße 14
der
Freunde
Sekretariat
München
Margot Krottenthaler
Personalien
33 Autoren dieser Ausgabe
80802
Seestraße 14
Gesellschaft
Gebrüder Geiselberger
34 Die besondere Bitte GmbH, Altötting
Satz und Reproduktionen:
Printed in Germany
34 Ein Abonnement „Stimmen der Zeit“ Martina Weininger, München
Medien
freimachen,
falls Marke
zur Hand
Bitte
Die besondere Bitte
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Bitte
34 Tun wir genug für Flüchtlinge?
interessiert sind
die am Orden
Jesuiten