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Gratis-Abonnement 2015/3

ISSN 1613-3889
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Jesuiten
Jesuiten Jesuiten
Ausgabe September/2015
Standorte der Jesuiten
in Deutschland
Jesuiten
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Standorte der Jesuiten


Inhalt Ausgabe 2012/4

ImpressumImpressum
1 Editorial

in Deutschland
JESUITEN
1 Editorial Informationen JESUITEN
Schwerpunkt Informationen
der Deutschen Provinz
2 Virtualität – Anwesenheit des Abwesenden der Jesuiten der Deutschen Provinz
Schwerpunkt 6 Virtualität aus der Schulperspektive der Jesuiten
an unsere Freunde
und Förderer an unsere Freunde
2 Im Namen des Vaters und des&Sohnes
8 Mailgewitter und
Twitterstürme und Förderer
66. Jahrgang 2015/3
63. Jahrgang 2012/4
des Heiligen Geistes
10 In die Computerzeit hineinleben
ISSN 1613-3889
4 Wie stehen wir11 vorErreichbarkeit 2.0: Facebook
Gott? Herr erbarme Dich ohne Ende ISSN 1613-3889
Herausgeber Herausgeber
6 Lasset uns beten: 14 Online-Exerzitien
Still werden vor dem Gebet und Copyright:und Copyright:
16 Pastorale Projekte © Deutsche Provinz
© Deutsche Provinz
8 Auf Gott hören in der Schrift: der Jesuiten K.d.ö.R.
der Jesuiten K.d.ö.R.
17 Warum ich (noch) nicht bei Facebook bin Redaktionsleitung:
Das vollkommene Gesetz der Freiheit
2012/4 18 Warum ich bei Facebook bin Redaktionsleitung:
Klaus Mertes SJ Gratis-Abonnement
10 @ Wie
Titelbild: Fotoliapredigen?
20 blog.radiovatikan.de
Klaus Mertes SJRedaktion:
Dr. Thomas Busch
Gratis-Abonnement
„Virtualität ist die

Datum Unterschrift

PLZ Ort

Straße

Vorname

Name

ab der nächsten Ausgabe an:


die Publikation Jesuiten
Bitte senden Sie kostenlos

2015/3
Redaktion: (Chef vom Dienst)
12 Gott
Eigenschaft einerweiß
Sache,es doch: Fürbitte
21 Jesuiten halten
in Facebook
Familiengottesdienst Dr. Thomas BuschHolger Adler SJ

2012/4
Datum

PLZ

Straße

Vorname

Name

ab der nächsten Ausgabe an:


die Publikation Jesuiten
Bitte senden Sie kostenlos
nicht
13 in derErhebet
Form zu die Herzen – nicht nur für den Augenblick Marco Hubrig SJ
(Chef vom Dienst)
in der Kirche
existieren, in der sie zu Holger Adler SJ Bernhard Knorn SJ
St. Klara, Nürnberg 14 Wir bitten Geistlicher Impuls
aber Dich, sende Deinen Geist auf Björn
existieren scheint, Bernd Hagenkord SJ Mrosko SJ
© Foto: Heindl in
ihrem Wesen
dieseoder 22 Von der Versuchung, virtuell zu leben
Gaben herab Bernhard KnornRichard
SJ Müller SJ
(Bildredaktion)
ihrer Wirkung einer in Simon Lochbrunner SJ
16 FormSeht das Lamm Gottes Jörg Nies SJ
dieser existieren- Richard Müller SJ
Nachrichten Claus Pfuff SJ

Unterschrift

Ort
den Sache Herr,
zu gleichen.“ (Bildredaktion) Tobias Specker SJ
19 ich bin nicht würdig
Diese Definition aus 24 Neues aus dem Jesuitenorden Tobias Specker SJ
Johann Spermann SJ
20 Kostet
„Wikipedia“ auf und seht, wie gut der Herr ist Martin Stark SJ Tobias Zimmermann SJ
vielfältige Weise um- Johann Spermann SJ Zoll SJ
Patrick
21 Gesegnet sein – ein Segen sein
Vorgestellt Tobias Zimmermann SJ
zusetzen, nahm sich
29 Gebetsapostolat Patrick Zoll SJ
Simon Lochbrunner SJ Anschrift:
Geistlicher Impuls
mit seinen Bildern im
Schwerpunktteil dieser
Anschrift: Redaktion JESUITEN
Redaktion JESUITEN
Seestraße 14
Nachrufe 2012
22 Namen
Ausgabe vor. Seestraße 14 80802 München
30 Unsere Verstorbenen 80802 MünchenTel 089 38185-213
Fax 089 38185-252
Tel 089 38185-213
redaktion@jesuiten.org
Nachrichten Medien Fax 089 38185-252
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redaktion@jesuiten.org
24 Neues aus dem32Jesuitenorden
DVD: Die Schrittweisen. Zu Fuß nach Jerusalem www.jesuiten.org
Satz und Reproduktionen:
Layout: Martina Weininger,

80802 München
Seestraße 14

der
Freunde
Sekretariat
München
Margot Krottenthaler
Personalien
33 Autoren dieser Ausgabe

80802

Seestraße 14

der Gesellschaft Jesu e.V.


Freunde
Sekretariat
Leporello Company,
Druck:
28 Jubilare / Verstorbene Dachau

Gesellschaft
Gebrüder Geiselberger
34 Die besondere Bitte GmbH, Altötting
Satz und Reproduktionen:
Printed in Germany
34 Ein Abonnement „Stimmen der Zeit“ Martina Weininger, München
Medien

München Jesu e.V.


Druck: Erscheinungsweise:
29 Ignatianische Impulse
37 Standorte der Jesuiten in Deutschland Viermal im Jahr
Gebrüder Geiselberger
GmbH, AltöttingAbonnement kostenlos
Printed in Germany
Nachdruck nach
Vorgestellt Rücksprache mit
Erscheinungsweise:
30 Kirchenasyl Viermal im Jahrder Redaktion
Abonnement kostenlos
Nachdruck nach Rück-
33 Autoren dieser Ausgabe sprache mit der Redaktion

freimachen,
falls Marke
zur Hand

Bitte
Die besondere Bitte

freimachen,
falls Marke
zur Hand

Bitte
34 Tun wir genug für Flüchtlinge?

37 Standorte der Jesuiten in Deutschland


E d i to r ial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Die meisten Menschen, die heute in ei-
Poren der Dinge quillt er uns gleichsam nen Gottesdienst gehen, suchen geist-
entgegen.“ Wer dies, wie Alfred Delp in liche Nahrung in den Worten der Pre-
der Todeszelle, erlebt, den verändert die- digt. Wir möchten Ihnen mit unserem
se Sicht von innen her. Der Mensch weiß Schwerpunktthema keine theologische
sich von Gott getragen. Dieser Glaube, im Abhandlung über die Eucharistie an die
Deutschen trifft das Wort Vertrauen bes- Hand geben, sondern so etwas wie eine
ser, vermag uns zu erlösen aus unseren kleine Landkarte der Eucharistiefeier, in
Verstrickungen, von der Angst um uns der verschiedene Türen eingetragen sind,
selbst, von den nicht heilenden Wunden, um ins Verkosten dessen zu kommen, der
dem Hass … Aber zu diesem Vertrau- sich uns in Brot und Wein mitteilen will.
en finden wir nicht einfach von uns aus. Dieses Mahl will uns verändern, zu Men-
Delp und seine Gefährten beteten viel schen für Andere machen.
gemeinsam und versuchten Ihr Schicksal
vor dem Hintergrund des Wortes Gottes „Menschen für Andere“ – das ist auch
zu verstehen. Und sie feierten gemeinsam unser Anspruch als Jesuiten. Und deshalb
die Eucharistie, sogar über die Grenzen erzählen einige der Bilder zum Schwer-
der Konfessionen hinweg. Denn dieses punktthema dieser Ausgabe, wie wir in
Verstehen ist nicht nur ein intellektuel- unserem Ordensleben versuchen, „Men-
ler Vorgang. Es geht vielmehr darum, die schen für Andere“ zu sein. Dieses Engage-
Wirklichkeit zu verkosten, es zu schme- ment hat nach unserem Verständnis seine
cken, dass die Welt Gottes voll ist, im ei- Mitte im Geschehen der Eucharistie, in
genen Leben. Dass die Welt Gottes voll ist, Wort und Mahl, die aufeinander verwei-
eröffnet sich dem Menschen also, wenn er sen. Deshalb legen wir unsere Gelübde
das Wort des Evangeliums, das uns diese vor der Eucharistie ab – kein abergläubi-
Messe feiern

Hoffnung verkündet, hört und verkostet. sches Ritual, sondern ein betrachtendes
Was er hört, spürt er zuerst in der Eucha- Verkosten des Wortes und das Ausspre-
ristie, wie Jesus uns das versprochen hat, chen der Bereitschaft, sich davon verwan-
und dann im eigenen Leben. deln zu lassen.
n
September 2015

Holger Adler SJ
Claus Recktenwald SJ
Tobias Zimmermann SJ
n
Jesuiten

1
Schwer p un k t

Im Namen des Vaters und des Sohnes und


des Heiligen Geistes
Nach dem Familiengottesdienst kam einer von uns, mit allem, was Menschen
neulich eine Frau auf mich zu. Sie war erleben – bis hin zu Leid und Tod. Dann
sehr bewegt, fast ergriffen. „Pater, Sie führen wir unsere Hand mit den Finger-
haben mir etwas erschlossen, wogegen kuppen zuerst zur linken, dann zur rech-
ich mich immer gewehrt habe.“ „Was ten Schulter. Wir verbinden auf gleicher
denn?“ „Ich bin evangelisch, komme Höhe die beiden Schultern und sagen:
oft nach St. Michael und konnte nie das Der Geist Jesu stiftet Gemeinschaft, der
Kreuzzeichen mitmachen. Immer die Heilige Geist führt Menschen zusam-
Erinnerung an das furchtbare Kreuzes- men, von gleich zu gleich.“
geschehen, das war mir einfach zuwi-
der. Aber heute, wie Sie den Kindern Was hatte ich gemacht? Ich hatte das
das Kreuz erklärt haben, das hat mich Geheimnis der Dreifaltigkeit vom Of-
innerlich gepackt. Ich bin noch ganz fenbarungsgeschehen her erläutert und
außer mir und ich glaub’, jetzt mach ich deutlich gemacht: Mit dem Kreuzzei-
das auch.“ chen am Beginn der Messe sind wir
hineingenommen ins Leben des dreifal-
Was war geschehen? Ich hatte zum Drei- tigen Gottes. Es ist das Vorzeichen jeder
faltigkeitsfest den Kindern in der Pre- Eucharistie, es drückt unsere wahre Be-
digt das Kreuzzeichen gestisch gedeutet. stimmung als Menschen und Christen
„Wir führen unsere Hand mit den mitt- aus. Die evangelische Frau hatte das of-
leren Fingern zur Stirn, also nach ganz fenbar so noch nie gehört. Sie war fixiert
oben und sagen ‚Im Namen des Vaters’. und blockiert durch die Erinnerung an
Messe feiern

Wir zeigen, dass wir uns an Gott wen- das brutale Kreuzesgeschehen.
den, der über allem ist, an Gott, den wir
mit unserem Kopf nie begreifen und fas- Karl Rahner hat bei einem Festvortrag
sen können. Wir nennen ihn wie Jesus kurz vor seinem Tod im März 1984 sehr
n

Abba, Papa, lieber Vater. Dann führen persönlich über „Erfahrungen eines
September 2015

wir die Hand nach unten zur Leibmit- katholischen Theologen“ gesprochen.
te, zum Bauch. Wir sagen damit: Der „Die eigentliche und einzige Mitte des
Vater im Himmel hat sein Liebstes, sei- Christentums ist ... für mich die wirkli-
nen Sohn auf die Erde herab gesandt. che Selbstmitteilung Gottes, ist das Be-
n

Der Sohn Gottes ist abgestiegen in un- kenntnis zu der unwahrscheinlichsten


Jesuiten

ser Fleisch und Blut. Diese Bewegung Wahrheit, dass Gott selbst mit seiner
drückt aus: Gott ist Mensch geworden, unendlichen Wirklichkeit und Herr-
2
lichkeit, Heiligkeit, Freiheit und Liebe zeichen. Es ist Vorzeichen und Klammer
wirklich ohne Abstrich bei uns selbst für die ganze eucharistische Feier.
in der Kreatürlichkeit unserer Exis-
tenz ankommen kann. Ich meine, dass Symbole sind mehrdeutige, verdichte-
es einem christlichen Theologen nicht te Zeichen. Indem wir uns bekreuzi-
verboten sei, das Thema der Sündigkeit gen, erinnern wir natürlich auch an das
des Menschen und der Vergebung der Kreuz unseres Herrn und seine Hingabe
Schuld aus reiner Gnade gegenüber dem bis in den Tod. Wir deuten auch unser
Thema der radikalen Selbstmitteilung Menschsein. Die Kreuzesform ist dem
Gottes in einem gewissen Sinn etwas Körper mit Wirbelsäule und Schulter-
sekundärer zu empfinden.“ Auf unseren gürtel eingezeichnet und sagt uns: Auf-
Punkt gebracht heißt das: Das Thema rechte und beziehungsfähige Menschen
Sühne, Schuld, Kreuz ist nicht das Zent- sollen wir sein. Kreuz und Auferstehung,
rum. Zentraler ist das Thema der Selbst- Grundgeheimnis unseres Glaubens und
mitteilung Gottes, ist unser Hineinge- Grundgestalt wahren Menschseins.
nommensein ins Leben des dreieinigen Karl Kern SJ
Gottes. Das zeigen wir mit dem Kreuz-
© KNA-Bild/Opitz

Messe feiern
n
September 2015
n
Jesuiten

Kinder üben gemeinsam mit der Katechetin das Kreuzzeichen


3
Schwer p un k t

Wie stehen wir vor Gott?


Herr erbarme Dich
Pater Josef Grotz hatte da seine ganz ei- im Priesterseminar, der Telefonseelsorge
gene sympathische Ansicht. Ich kann und in der Marienkapelle ermöglichte. Er
mich noch gut an seine letzte Messe in verzweifelte am Orden und seiner Lebens-
der Marienkapelle in Würzburg erinnern, form und fand doch im Orden die Quelle
bei der er mit verschmitztem Lächeln das seiner Spiritualität, Vorbilder, Rückhalt
Kyrie anleitete: „Ja Jesus, jetzt stehen wir und Freunde. Er durchlitt Krankheiten
vor dir. Mit all dem, was wir
mitbringen und all dem, was
wir falsch gemacht haben. –
Pause – Bist selber schuld, du Gott ist immer neu für eine
hast uns ja so geschaffen, das
hast du jetzt davon – Pause – Überraschung gut. Immer
und du wolltest es genau so, wieder reißt Er uns heraus aus
weil wir dir so passen. Dar-
um sind wir auch sicher, vor falscher Selbstsicherheit.
deinen Augen Gnade zu fin-
den und danken dir dafür.“

Josef lebte ganz aus dem Vertrauen, dass und den Tod vieler Bekannter und fand
Gott Liebe ist – und je älter er wurde, des- gerade darin Sinn und Hoffnung.
to überschwänglicher und länger konnte Gott erlebte Josef dabei als forderndes
er davon sprechen. Gegenüber, das ihm half, durch die-
Messe feiern

sen Dschungel einen Weg zu finden. Er


Diesen Gott der Liebe erlebte Josef auch schrieb in seinem Lebensrückblick: „Ja,
als Begleiter in schlimmen Zeiten. Vie- Herr, so hast Du mich zappeln und suchen
le Dinge in seinem Leben liefen quer. Er lassen, wo ich Dich doch schon gefunden
n

durchlitt im Krieg die Schuld des Tötens, hatte. Du hast mir klargemacht, dass un-
September 2015

der Härte und der Zurückweisung, und ser Suchen-Müssen kein Ende findet. Bei
doch war diese Zeit für ihn auch voller allem Suchen, das zum Finden wird, kann
Gotteserfahrung. Ihn trieb das Gefühl es nie zum Besitzen werden. Immer neu
um, als Theologe gescheitert zu sein, und bist Du für eine Überraschung gut. Immer
n

wusste doch genau, dass dies erst seine von wieder reißt Du uns heraus aus falscher
Jesuiten

ihm heiß geliebte Tätigkeit in Würzburg Selbstsicherheit, erinnerst uns, dass wir

4
© SJ-Bild/Ender
Morgengebet der Kinder der Gandhi Ashram Schule der Jesuiten in Indien

immer noch auf dem Weg sind zu Dir.“ und eine Bitte, den rechten Weg zu fin-
Messe feiern

Aus eigener Erfahrung predigte er seiner den. Nach Josefs Tod gab es viel Ärger in
Gemeinde - angeregt von Jesaja: „Deine Würzburg, weil die Jesuiten „unseren“ Pa-
Augen werden deinen Lehrer sehen, dei- ter Grotz in München beerdigten. Noch-
ne Ohren werden es hören, wenn er dir mals zeigte sich, wie viele Leute Josef ver-
n

hinterher ruft: Hier ist der Weg, auf ihm bunden waren und wie viele Menschen in
September 2015

müsst ihr gehen, auch wenn ihr selber Josefs Herzen einen Platz gefunden hatten
rechts oder links gehen wollt.“ und bei ihm einen Ort, an dem sie ihrer
Trauer, Angst und Verzweiflung Raum
Diesen Herrn begrüßte Josef im Kyrie, geben durften. Es waren oft solche, deren
n

verschmitzt. Ein kleiner Jubelruf über sich sonst keiner mehr erbarmte.
Jesuiten

diesen liebenden Gott, ein Bekenntnis Johann Spermann SJ

5
Foto: Meyer
Messe feiern
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September 2015
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Jesuiten

6 Raum des Gebets. Kapelle in St. Klara, Nürnberg


Sc h w e r p unk t

Lasset uns beten:


Still werden vor dem Gebet
In den Tagen nach dem Attentat auf die machen, zu einer geistlichen Übung der
Zwillingstürme in New York am 11. Sep- ganzen Schule. Dazu gehört: Eine ange-
tember 2001 ordnete der Berliner Schul- messene Körperhaltung für Stille finden.
senator für alle Schulen zu einem ge- Körper und Atem wahrnehmen lernen.
meinsamen Zeitpunkt am Mittag eine Den Zusammenhang von Stille und Hö-
Schweigeminute an. Je näher die Schwei- ren erleben. Aufmerksam werden für die
geminute rückte, umso nervöser wurden Bewegungen des eigenen Herzens. Worte,
die Lehrerinnen und Lehrer: Sind die Bilder und Geschichten aufsteigen lassen.
Jugendlichen vielleicht überfordert? Wie
gehen wir mit den Störern um? Sollen wir Kinder und Jugendliche sind dankbar,
„Ruhe!“ brüllen? Zerstören wir nicht ge- wenn sie lernen, Stille als Fülle zu erle-
rade damit wieder die Stille? Oh je! ben. Störer trauen sich kaum oder gar
nicht, solche Stille zu stören, je stiller,
Stille in einer Gruppe ist etwas sehr Ver- je „wärmer“ die Stille ist, die eine ganze
letzliches. Das habe ich gerade auch in Gruppe, ja eine ganze Schulgemeinschaft
vielen Schul- und Jugendgottesdiensten umarmen und bergen kann. Manch-
gelernt. Bloß äußere Stille, die mit einem mal stand ich in den letzten Jahren vor
Peitschenknall, mit drohendem Augen- Schulversammlungen, sprach das rituell
brauenrunzeln und lauten Ermahnung eingeübte Signal aus („Nehmt bitte eine
erzeugt wird, klingt anders als eine Stille, Gebetshaltung ein“), hörte, wie es im
in der alle wirklich still sind. Stille, in der Raum mit 800 Jugendlichen von selbst
eine Gruppe von Menschen gemeinsam still wurde, ganz still, eine Minute lang –
Messe feiern

schweigt, klingt auch ganz anders als Stil- und war glücklich. Es geht nämlich, und
le, die ein Mensch allein für sich in einem es bereichert alle.
Raum hält. Doch gerade die geistgefüllte
Stille in einer Gruppe ist der Anfang je- Ehemalige Schülerinnen und Schüler kom-
n

den gemeinsamen Gebetes. Stille ist selbst men zu mir und berichten, dass sie bis heute
September 2015

schon ein Gebet. spontan bewusste Körperhaltung einneh-


men, nach innen horchen und still werden,
Viele Menschen haben Schwierigkeiten wenn im Gottesdienst der Ruf erklingt:
mit der Stille, weil sie nicht wissen, wie „Lasset uns beten!“ Wenn das so ist – denke
n

das geht – still sein. An unseren Jesuiten- ich mir –, dann hat sich die Schulzeit an ei-
Jesuiten

schulen haben wir begonnen, das Einüben nem Jesuitenkolleg gelohnt.


von Stille zu einem eigenen „Fach“ zu Klaus Mertes SJ
7
Schwer p un k t

Auf Gott hören in der Schrift:


Das vollkommene Gesetz der Freiheit
Sicherlich sollen Christen in der Heiligen das erste Mal vor versammelter Synagoge
Schrift lesen; die Bibel ist eine ganze Bi- aus der Tora vor. Oft haben sie beim ers-
bliothek von Büchern, 27 Schriften allein ten Mal wackelige Knie. Manche Lektorin
im Neuen und 39 im Alten Testament, da- und mancher Lektor ist beim Vortragen
runter sind Bücher wie das über die Kö- des Gotteswortes auch nach langen Jahren
nigin Esther, das unterhaltsamer ist als so noch aufgeregt. Nicht ganz zu Unrecht,
mancher Hollywoodschin-
ken. Aber wenn die Bibel
wirklich Gottes Wort werden Das Wort Gottes spricht die
soll, muss man sie hören,
denn das Wort Gottes spricht
Menschen frei. Diese Freiheit
die Menschen frei, und diese muss uns zugesagt werden.
Freiheit muss uns Menschen
zugesagt werden. Der Jako-
busbrief nennt Gottes Wort
deshalb das „vollkommene Gesetz der denn das liturgische Vortragen einer Le-
Freiheit“ (Jak 1,25). Freiheit ist nicht nur sung ist eine der vornehmsten Aufgaben
ein Recht, sondern ein Beziehungsgesche- in der Liturgie. Lektorinnen und Lekto-
hen: Jemand ist frei, wenn er seine eigene ren, Diakone und Priester sprechen mit
Wahrheit entdeckt und daraus zu leben ihrer Verkündigung der Gemeinde ihre
beginnt. Weil dem Menschen seine Wahr- christliche Freiheit zu.
heit aber immer zugesagt werden muss,
Messe feiern

deshalb trägt jemand das Wort Gottes in Wenn Menschen Gottes befreiendes Wort
der Messfeier vor, und die Gemeinde hört vernehmen, ist das nicht harmlos, schon
es: Sonntags zwei Lesungen und das Evan- in der Bibel nicht, denn Gott rückt Men-
gelium, werktags eine Lesung. schen mit seinem Wort auf den Leib. Ab-
n

raham erlebt mit 75 Jahren eine zweite


September 2015

Schon Jesus hat in seiner Heimatstadt aus Jugend; Mose lässt Pharaos Hofstaat und
der Jesajarolle vorgetragen: Freude für die sein Heer im Meer versinken; die schwan-
Armen und Freiheit für die Gefangenen. gere Maria jubelt, aber der zaghafte Petrus
Er war als Erwachsener nach Nazaret zu- versinkt beinahe im Meer; Marta und Ma-
n

rückgekommen. Jüdische Jungen tragen ria erhalten ihren Bruder Lazarus zurück.
Jesuiten

als Vierzehnjährige bei ihrer Bar Mitzwa Viele biblische Geschichten zeigen, dass

8
menschliches Leben offenbar dünnhäuti- sein Wort mich befreien. (2) Eine zweite
ger und durchlässiger wird, wenn es Gott Hilfe ist das dreifache Kreuzzeichen vor
mit seiner Wahrheit begegnet. dem Evangelium: auf die Stirn, den Mund
und das Herz. Es ist eine kleine Aufmerk-
Wie kann das heute gehen, nachdem samkeitsübung für das Hören der Schrift.
Christen schon 2000 Jahre aus der Bibel Schon Plato hat zwischen Kopf, Herz und
lesen? Und zugegeben: Allzu oft gehen die Bauch unterschieden, diese drei sind ver-
Lesungen in der Messfeier an mir vorü- schiedene kognitiv-psychologische Berei-
ber, und ich weiß schon bei der Gabenbe- che, mit denen wir Menschen reagieren.
reitung nicht mehr, was ich gehört habe. So wie das Zeichen des Kreuzes soll auch
Zwei Punkte mögen helfen, der erste ist das Wort Gottes nicht im Kopf bleiben,
eine alte geistliche Regel: (1) Ich bemühe auch nicht nur auf den Lippen, sondern es
mich so auf die biblischen Lesungen zu soll in den Tiefen des Bewusstseins wir-
achten, als wenn ich sie das erste Mal höre. ken, in Herz und Bauch, und von dort aus
Wenn ich mich vorher löse von all den mein ganzes Leben, Denken und Spre-
Vorstellungen, mit denen ich Gott schon chen verwandeln.
lange einen festen Platz in meinem All- Ansgar Wucherpfennig SJ
tagsgetriebe zugewiesen habe, dann kann
© SJ-Bild/Ender

Messe feiern
n
September 2015
n
Jesuiten

Alfons Höfer SJ beim Bibelgespräch


9
Schwer p un k t

Wie predigen?
Eine Predigt machen bedeutet Ärger. Oder liturgischen Texte, geht über das Studium
es bedeutet Fragen. Zumindest beginnt exegetischer (bibelwissenschaftlicher) Li-
es dann erst spannend zu werden, wenn teratur, über das Gebet mit diesen Gedan-
ich an den Punkt komme, an dem die bi- ken und das (buchstäbliche) Ausschwit-
blische Lesung mir nicht glatt runtergeht zen beim Sport. Es geht, indem ich von
und wenn mir nicht sofort der eine tolle Montag an die Fragen und die Verwun-
Gedanke kommt, über den ich predigen derung über die Bibel mitnehme in Ge-
möchte. Vielmehr sind mir zumeist die spräche und Literatur, in Beobachtungen
Texte wichtig geworden, die es mir nicht und ins Kino. Und irgendwie wird daraus
leicht gemacht haben, vor denen ich ratlos bis Donnerstag eine Predigt, die ich ganz
oder zornig oder sonst heftig berührt ste- schnell runter tippe, um dann zu sehen,
he – und darum ringe, was
Gott mir und unserer Ge-
meinde da wohl sagen will. Die Bibel ist das Ereignis der
Die Predigt in der Mes-
Kommunikation Gottes mit uns.
se soll deswegen zunächst
einmal über die Lesun-
gen gehen, weil die Bibel das Ereignis ob mich das ansprechen würde, was ich
der Kommunikation Gottes mit uns ist. da zusammengeschrieben habe.
Deswegen vermute ich, dass eine Predigt
dann mehr „Gott“ ist, wenn nicht gar so Wie sehr bei mir eine Predigt der Situa-
viel von mir darin vorkommt. Deswegen tion und Zeit geschuldet ist, in der sie
auch frustriert es mich nicht so sehr wie entstanden ist, merke ich, wenn ich das
Messe feiern

es mich freut, wenn sich Leute freudig für Manuskript drei Jahre später wieder sehe.
eine Predigt bedanken und dabei einen Dann passiert es nicht selten, dass ich
Gedanken zitieren, den so gesagt zu ha- mich darüber wundere, was ich da damals
ben ich mich wirklich nicht erinnere, der zusammengeschrieben habe. Das bewahrt
n

aber irgendwie rübergekommen ist und mich auch vor der Versuchung, einfach
September 2015

sie berührt hat. alte Manuskripte hervorzuholen. Es funk-


tioniert schlichtweg nicht. Extrem erlebe
Eine Predigt zu machen ist für mich im- ich am Karfreitag, wo ich jedes Jahr neu
mer Arbeit. Für einen normalen Sonntag darum ringen muss, was all das soll mit
n

rechne ich sechs bis acht Stunden. Es be- Christi Leid und Kreuz. Ich dachte, letztes
Jesuiten

ginnt mit dem Lesen der biblischen und Jahr hätte ich etwas verstanden, und den-

10
© SJ-Bild/Ender

Björn Mrosko SJ mit Schülern in der Kapelle der Sankt Ansgar Schule in Hamburg

noch muss ich dieses Jahr noch mal von sehr, zu verstehen, worüber Menschen mit
neuem anfangen: Warum? mir sprechen, die zur Beichte oder geistli-
chen Begleitung kommen und denen ich
Seit ich mehr oder weniger jede Woche helfen soll, ihren Glauben zu verstehen
mindestens eine, oft zwei oder drei Pre- und ihre Erfahrungen aus dem Glauben
digten schreibe, prägt die Bibel meinen zu verstehen.
Glauben viel mehr als früher. Meine Be-
Messe feiern

ziehung zu Gott ist sehr biblisch gewor- Dann kommt die Predigt. Für mich ist das
den. Das bedeutet, meine eigene Erfah- etwas sehr persönliches. Deswegen stehe
rung im Leben und im Glauben relativiert ich dafür ungern hinter irgendwelchen
sich durch die Erfahrungen, die die Bibel Barrikaden von Ambo oder Kanzel. Im-
n

festhält, und drückt sich in der Sprache mer ist die Predigt – wie die ganze Litur-
September 2015

und den Bildern aus, die ich dort finde. gie – eine große körperliche Anstrengung.
Ergänzt wird das dann durch den Kanon Aber sie ist auch ein schöner Moment,
an Bildern und Sprache, der in den mo- wenn ich das Gefühl habe, dass hier tat-
dernen Erzählformen des Filmes und der sächlich Kommunikation gelingt. Wär‘s
n

Literatur verwendet wird. Diese Quellen eine Predigt, käme jetzt: „Amen!“
Jesuiten

für Bilder und diese Sprache helfen mir Martin Löwenstein SJ

11
Schwer p un k t

Gott weiß es doch: Fürbitte halten


„Dies glaub ich und so leb ich…“ Nach ter unser Verstummen vor Gott bringen.
dem Credo-Lied hält die Gemeinde Für- Fürbitte ändert nicht Gott. Sie verwandelt
bitte. Innerlich geschieht jetzt eine Wende die Gemeinde, die in ihren Anliegen die
in der Messe, in dieser Dramaturgie einer Fürbitten hält.
umfassenden Wandlung. Diese Dynamik
wurde lange vorher angestoßen, mit den Herr!
Lesungen. Sie gilt es zu nutzen. Große Dein Wort will kommen.
Einleitungen, epische Anreden halten nur Hilf uns zum rechten Wort für andere,
auf. Wir sollten nicht „plappern wie die zur mutigen Tat.
Heiden“ (Mt 6,7). Christus, höre uns.
Dein Reich will kommen.
Gott selbst sagt über Sein Wort: „Es kehrt Bewahre unsere Hoffnung,
nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was auch geschieht.
was ich will, und erreicht all das, wozu ich Christus, höre uns.
es ausgesandt habe“ (Jes 55,11). Fürbitte Deine Fülle will kommen.
ist Antwort der Gemeinde auf Sein Wort. Öffne uns für das Heil, das uns begegnet,
Fürbitten sind also aktuell. Wir bringen Tag für Tag.
alles, was uns jetzt bewegt, vor Gott. Und Christus, höre uns.
sinnen nach, was wir jetzt bewegen kön- Wir danken dir, Herr,
nen, für alle, die uns verbunden sind, im jetzt und bis in unsere Ewigkeit.
Maß unserer Möglichkeiten. Wir vereinen Amen.
uns mit dem fürbittenden Christus. Für-
bitte ist in der Spannung gehalten, als ob Heinz Greuling
alles von uns abhinge und nichts von Ihm,
Messe feiern

und nichts von uns, aber alles nur von


© SJ-Bild/Ender

Ihm, der doch alles weiß.

Wörter können schnell hohl werden, un-


n

terschwellig belehren, anderen, sogar


September 2015

Gott, vorschreiben, was zu tun ist. Gott


weiß, was das Beste ist – gerade, wenn wir
nicht weiter wissen und an Grenzen sto-
ßen. Gerade wenn unser Beten scheinbar
n

ungehört bleibt. Fürbitte wird hohe Schu-


Jesuiten

le des Gebetes, wenn immer weniger Wör-


Betende Frauen in einer Kirche der Jesuiten auf
12 Java/Indonesien
Erhebet die Herzen –
nicht nur für den Augenblick
Seit fast zwei Jahren lebe ich in einer für die Rolle spielt. Dieser wird in einer Vision
meisten Menschen in unserer Gesellschaft vor den göttlichen Thron geführt und hört
normalen, für Jesuiten aber ungewöhnli- dort diesen Lobgesang der Engel. Die Ver-
chen Situation: Wohn- und Arbeitsplatz einigung von irdischem und himmlischem
sind deutlich voneinander getrennt. Seit Lobgesang ist der Zielpunkt der Präfation.
September 2013 ist mein Büro in Schwa-
bing, meine Kommunität aber fast 7 km da- Auf dem Hintergrund der Menschwerdung
von entfernt in Sendling. Mit dem Fahrrad Gottes ist der Höhepunkt aber zugleich der
ist das fast eine halbe Stunde Fahrzeit. Wendepunkt. Das heißt, im Aufschwung
der Präfation lassen wir die Welt nicht ein-
Für mich ist der Montagabend eine beson- fach hinter uns, um uns über den Wolken
dere Herausforderung: da haben wir unse- über diese zu erheben und sie hinter uns zu
ren wöchentlichen Kommunitätsabend, der lassen. Christus blieb nicht in der himmli-
mit einer Messe um 18.30 Uhr beginnt. An schen Sphäre, sondern stieg in unsere Welt,
diesem Abend will ich pünktlich zu Hause in unseren Alltag hinab, um diese Welt und
sein, und das heißt, dass ich das Ende der unseren Alltag vom Reich Gottes zu prägen.
Arbeit im Büro rechtzeitig in den Blick
nehmen muss. Schließlich müssen, bevor Diese Bewegung der Menschwerdung ist
die Bürotür geschlossen wird, einige Pa- auch eine Bewegung für alle Gläubigen, die
piere geordnet und der Computer herun- die Messe feiern: Wir lassen uns zu Gott
tergefahren werden. So gesehen beginnt erheben, um seinen Abstieg nachzuvollzie-
für mich eigentlich die Messe am Montag- hen. Das heißt auch, dass wir nicht einfach
Messe feiern

abend spätestens schon um 17.45 Uhr, und unseren Alltag hinter uns lassen, sondern
gleichzeitig gehe ich mit dem Büroalltag in dass dieser Alltag als Auftrag vor uns liegt,
die Messe. Passt das? damit er auch vom Reich Gottes geprägt
wird. Vielleicht gilt sogar, dass dieser Alltag
n

„Erhebet die Herzen“ – dieser Zuruf des mit in diese Bewegung des Auf- und des
September 2015

Priesters signalisiert den Beginn der Präfa- Abstiegs zu nehmen ist, um direkt von die-
tion, die sich durch eine hymnische Sprache sem Reich geprägt zu werden. So gesehen,
auszeichnet, mit der die Mitfeiernden der beginnt die Messe nicht erst um 17.45 Uhr,
Messe in eine andere Welt geführt werden. wenn ich das Büro verlasse, sondern spätes-
n

Der Zielpunkt wird durch das dreimalige tens Stunden vorher, wenn ich es betrete.
Jesuiten

„Heilig“ angegeben, das in der Berufung Ralf Klein SJ


des Propheten Jesaja eine entscheidende
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Schwer p un k t

© SJ-Bild/Ender
Wir bitten Dich, sende Deinen Geist
auf diese Gaben herab
Zauber oder Wirklichkeit?
Wenn diese Worte gesprochen werden, und Jugendlichen zögerten erst etwas.
breitet der Priester die Hände über die Es war ungewöhnlich für sie. Aber dann,
Gaben und spricht für alle im Raum wenn wir es in einer weiteren Messe
dieses Gebet. Manchmal, wenn ich Eu- wiederholten, waren sie auf einmal viel
charistie mit Kindern und Jugendlichen inniger und aufmerksamer dabei.
feiere, hab ich erlebt, dass sie sagen, jetzt
kommt die Stelle wo „gezaubert“ wird. Mit dieser Herabrufung des Geistes,
Natürlich musste ich dann schmunzeln. auch Epiklese genannt, beginnt die ei-
Aber es ist ja auch nicht so ganz leicht gentliche Wandlung. Immer wieder
nachzuvollziehen, dass jetzt Christus höre ich, dass genau dieser sogenann-
mit Leib und Blut in Wein und Brot te Heilige Geist vielen im alltäglichen
wirklich anwesend ist. Deshalb konnte Glaubensvollzug Probleme macht oder
ich die Aussage über
„den Zauber“ gut
verstehen. Aber sie Nicht nur die Gaben sollen gewan-
hat mich auch im-
mer gestört. Wie da- delt werden, sondern die Gemeinde
mit umgehen? Denn
ich wollte auch keine
und schließlich die ganze Welt.
langen Erklärungen
Messe feiern

an dieser Stelle der


Messe geben. So kam
ich auf die Idee, mit den anwesenden Fragen aufwirft, die schwer zu beant-
Kindern und Jugendlichen etwas auszu- worten sind. Wer ist das? Wie spüre ich
n

probieren. Denn es heißt ja „Wir bitten ihn? Wo ist er? Er ist derjenige, der uns
September 2015

dich...“ Also nicht ein einzelner bittet in Verbindung hält, mit Gott, mit Jesus
für alle, sondern alle bitten. So hab ich und untereinander. In diesen Messen, in
dann die Kinder und Jugendlichen ein- denen die Kinder ihre Hände über den
geladen, zusammen mit mir die Hände Gaben ausgebreitet haben, habe ich ge-
n

über den Gaben auszubreiten, wenn ich nau das gespürt: unsere Verbundenheit
Jesuiten

diesen Satz für alle spreche. Die Kinder mit dem Vater im Himmel, mit dem

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Kinder der Loyola Grundschule in Jibanpur/Sahibganj, Indien

Sohn und untereinander. Mit dieser neingenommen. Aber noch mehr. Nicht
Bitte um die Sendung des Geistes setzt nur die Gaben sollen gewandelt werden,
Messe feiern

die Gemeinde an dieser Stelle das Vor- sondern durch die Gaben auch die jetzt
zeichen für die Wandlung. Die ganze anwesende Gemeinde und schließlich
Gemeinde verbindet sich mit dem Hei- die ganze Welt. Manchmal sage ich vor
ligen Geist. Diese Verbindung hilft mir der Kommunion den Satz des Augus-
n

als Priester sehr und versetzt mich nicht tinus: „Empfangt, was ihr seid – Leib
September 2015

in eine abgehobene oder gar besonders Christi. Werdet, was ihr empfangt –
herausragende Stellung, sondern ich Leib Christi.“ Besser kann man es nicht
bleibe Teil der Gemeinde, mit der ich ausdrücken, was durch die Eucharistie
dies feiere und vollziehe. Deshalb habe geschehen soll.
n

ich vor dieser Stelle sehr viel Respekt.


Jesuiten

Holger Adler SJ
Denn die ganze Gemeinde wird mit hi-

15
Schwer p un k t

Seht das Lamm Gottes


„Seht das Lamm Gottes, das hinweg- durch das Böse, aber auch durch das Den-
nimmt die Sünde der Welt.” Mit diesen ken, das angesichts von Leid und Bosheit
Worten werden wir zur Kommunion ein- Gott verneint. Folgender Dialog unter
geladen. Johannes der Täufer weist mit Juden ist überliefert: Der eine sagt: „In
diesen Worten auf Jesus hin (Joh 1,29), um Auschwitz habe ich den Glauben an Gott
gleich danach die Worte „Seht das Lamm unwiederbringlich verloren”. Der andere:
Gottes” an zwei seiner Jünger zu richten „Dann hat Hitler vollkommen gesiegt. Al-
und sie auf den Weg zu Jesus zu bringen. les hat er uns dann genommen, nicht nur
In der Messe sprechen wir den Herrn Hab und Gut und Leben, sondern auch
dreimal mit dem Ruf „Lamm Gottes“ an Gott und mit ihm die Moral und auch de-
und bitten ihn um sein Erbarmen und um ren Mitte: die Menschenwürde. Können
Frieden. Aber auch im Gloria wird gebe- wir ihm diesen Sieg zubilligen?”
tet: „Lamm Gottes, du
nimmst hinweg die
Sünde der Welt.“ In Gott ist nicht eine
der lateinischen Ver-
sion heißt es dort er- abstrakte Idee, sondern Leben.
staunlicherweise „qui
tollis peccata mundi“,
also Sünden im Plural.
Beides hat seine Berechtigung. Die deut- Der Christ kann sich an diesem Disput
sche Version bezieht sich auf Joh 1,29, die beteiligen. Er kann anknüpfen an die Lie-
lateinische auf 1 Joh 3,5, wo es heißt: „Er der vom Gottesknecht beim Propheten
erschien, um die Sünden hinwegzuneh- Jesaja. Sie sind Zeugnis eines sich im Exil
Messe feiern

men.“ Die vielen Sünden vollziehen das vertiefenden Glaubens an Gott, dessen
eine Nein zu Gott mit. Macht auch in der äußersten Ohnmacht
da ist. Aber wie zeigt sie sich dort? In je-
Das Entscheidende ist, dass Gott sich von nen Liedern ist der Gottesknecht der „Er-
n

diesem Nein hat treffen lassen und es auf wählte”. Gott ist in seinem Zeugnis selbst
September 2015

diese Weise überwunden hat. Gott ist gegenwärtig. Eben diese Gegenwart ist
nicht eine abstrakte Idee, sondern Leben. im Christentum radikalisiert. In einem
Eine bloße Idee bleibt unberührt vom konkreten Menschenleben hat Gott sich
Nein zu ihr. Aber Gott ist lebendige Wirk- treffen lassen von Bosheit und Leid. Aber
n

lichkeit, und die kann getroffen werden. so hat er sich manifestiert als der leben-
Jesuiten

Gott lässt sich treffen und zeigt so seine dige Gott. Er hat gezeigt, dass alles Nein
Lebendigkeit. Er zeigt sie verwundbar zu ihm letztlich keine Chance hat, da die
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Verwundung ihm selbst, dem ewig leben- Knechtschaft. Befreiung im denkbar tiefs-
digen Gott angetan wurde. Eben das ist ten Sinn ist das Opfer, in dem sich Gott
unsere Erlösung. Gott bleibt Gott. Unser selbst für die Menschen hingab und das
Leben und Sterben ist von ihm umfasst. in jeder Messe erinnernd vergegenwärtigt
wird. Das Opferlamm nimmt die Sünde
Nach dem Johannesevangelium wird Je- der Welt hinweg (Joh 1,29). Angespielt ist
sus zu der Uhrzeit gekreuzigt, zu der im auf die Worte des vierten Liedes vom Got-
Tempel die Paschalämmer geschlachtet tesknecht. „Er war wie ein Lamm, das zur
wurden. Er ist somit die Erfüllung dieses Schlachtbank geführt wird”; doch damit
Opferritus. Die Soldaten brechen ihm hat er die Schuld der Vielen getragen und
nicht die Beine. „Dies ist geschehen, damit ist für die Sünder eingetreten (Jes 53,7
die Schrift erfüllt werde: ‘kein Bein soll an und 12). Vom Nein unserer Sünde hat sich
ihm zerbrochen werden’” (Joh 19,36). Da- Gott treffen lassen und hat uns dadurch
mit wird auf eine Vorschrift bei der Zube- von ihrer Macht befreit, deren Sieg uns al-
reitung des Paschalammes Bezug genom- les, wirklich alles genommen hätte.
men (Ex 12,46). Das Paschamahl ist das Josef Schmidt SJ
Gedenken an die große Befreiung aus der
© SJ-Bild/Ender

Messe feiern
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September 2015
n
Jesuiten

Seelsorger Wolf Schmidt SJ am Bett einer Kranken im St. Theresien-Krankenhaus, Nürnberg


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Sc h we r p unk t

Herr, ich bin nicht würdig


Wenn der Agnus-Dei-Gesang verklungen Beugens würdig bist. Ich habe erkannt,
ist, zeigt der Priester der Gemeinde die dass Du nicht nur Wirklichkeit, sondern
gebrochene Hostie mit den Worten, die auch Wahrheit; nicht nur die Macht, son-
das Johannesevangelium dem Täufer in dern auch das Gute; nicht nur Wucht und
den Mund legt, als das „Lamm Gottes, das Gewalt, sondern auch der unendliche
hinweg nimmt die Sünde der Welt“. Die Wert und der Sinn einfachhin bist.“
Antwort der Gemeinde lautet: „Herr, ich
bin nicht würdig, dass du eingehst unter Zweitens: Der zweite Satz ist genauso
mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wichtig wie der erste!
wird meine Seele gesund.“ Gewiss hat die Haltung der Demut („ich
bin nicht würdig“) vor Gott ihre Berechti-
„Dieses Gebet kann ich gar nicht mitspre- gung. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.
chen“, sagte mir jemand, „dahinter steckt Die andere Hälfte heißt: „Sprich nur ein
doch ein Gottesbild, das wir Christen hof- Wort, so wird meine Seele gesund.“ Der
fentlich überwunden haben“. Das Gebet zweite Satz will genauso erinnert und ge-
scheint den Menschen klein zu machen. lebt werden. Schließlich gehört Vertrauen
Jesus selbst hat so nicht gebetet und seine als Haltung – ob schwach und zögerlich
Jünger anders zu Gott zu beten gelehrt, wie oder überzeugt und kraftvoll – zur Be-
wir im Vaterunser ohne Mühe nachlesen gegnung mit Christus dazu, der im Brot
und mitsprechen können. Zwei Überlegun- der Eucharistie anwesend ist. Der Glaube,
gen mögen deshalb helfen, das Gebet vor der sich eben in beiden Sätzen ausdrückt,
dem Kommunionempfang gut zu verstehen ruft bei Jesus Staunen und Bewunderung
und mit bereitem Herzen mitzubeten. hervor, mehr noch: Im Blick auf den heid-
nischen Hauptmann, der diesen Satz ge-
Messe feiern

Erstens: Es geht um Gott! sprochen hat, berichtet das Evangelium


Wenn wir bekennen: Ich bin nicht wert, das einzige Mal, dass Jesus jemanden be-
ich bin nicht würdig, dann stehen wir wundert (Mt 8,5-13)!
damit nicht vor irgendeinem Menschen,
n

sondern wir kommen durch Jesus mit Von Ignatius von Loyola wird berichtet, er
September 2015

Gott in Kontakt. Der Religionsphilosoph habe im vorgerückten Alter immer wieder


Romano Guardini schreibt: „Wenn die gebetet: „Herr, schenke mir ehrfürchtige
© KNA-Bild / Opitz

Anbetung nur sagte: Ich beuge mich vor Liebe und liebende Ehrfurcht“. In dieser
Dir, weil Du stärker bist als ich, so wäre Spannung stehen wir vor Gott. Man kann
n

das schwach und im Letzten unwürdig. Sie sie nicht auf eine Seite hin auflösen.
Jesuiten

sagt aber: ‚Ich tue es, weil Du dieses Sich- Hermann Kügler SJ

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Schwer p un k t

Kostet und seht, wie gut der Herr ist


Im Exerzitienbuch findet sich eine Äuße- Den Liebeswillen Gottes zu erspüren,
rung, die zeigt, wie sehr Ignatius die Eu- das war seine tägliche „Lieblingsspeise“.
charistie geschätzt hat: „Er setzte das Op- Verkosten heißt im Kommunizieren jene
fer der Eucharistie ein als größtes Zeichen Kraft zu erfahren, die der gescheiterte und
seiner Liebe, indem er sagt: Nehmt und verfolgte Prophet Elija mit seinem Todes-
esst!“ Für Ignatius bedeutete die Kommu- wunsch in der Wüste erfuhr: „Nimm und
nion eine „wahre Seelenspeise“. iss, denn sonst ist der Weg zu weit!“ (vgl.
1 Kön 19,4-8)
Verkosten ist ein oft zitiertes Lieblings-
wort von Ignatius: „Nicht das Vielwissen Christus in der Kommunion verkosten
sättigt die Seele, sondern das Verkosten heißt auch, sich zu erinnern:
der Dinge von innen.“ Was bedeutet „Ver- Sich erinnern an Christus, der vom Reich
kosten“ im Blick auf das Kommunizieren Gottes als von einem Hochzeitsmahl sprach.
in der Eucharistie? Sich erinnern, dass Jesus angefeindet wur-
Verkosten bedeutet, in dem Bewusstsein de, weil er „mit den falschen Leuten“ aß;
zu leben, dass der Christ von Christus mit den Sündern, mit denen, die nicht
lebt. Wie kann Jesus dies deutlicher ma- einmal wussten, was es immer genau hieß,
chen als wenn er sagt: Nehmt und esst und „koscher“ zu kochen und sich selber da-
trinkt, das bin ich für Euch! Ich bin das durch zu „exkommunizieren“.
tägliche Brot für Euch. Wir sind einander Sich erinnern, dass Paulus schreibt, dass
Lebensspeise. es kein Essen des Herrenmahles ist, wenn
Verkosten heißt im Liebeswillen Gottes zu Christen bei der Eucharistie beisammen
leben, leben zu wollen. So wie Jesus dies sind und welche dabei sind, die satt sind
sagt. Als die Jünger sich einmal wundern, und andere, die hungern.
Messe feiern

dass er nicht essen möchte, sagt er, er habe


eine Speise, die sie nicht kennen: „Meine Hier schließt sich die ignatianische Kenn-
Speise ist es, den Willen dessen zu tun, zeichnung von Liebe an: „Die Liebe be-
der mich gesandt hat.“ Dies ist auch die steht im Mitteilen von beiden Seiten.“ Für
n

tägliche Speise von Ignatius. Einer seiner Ignatius geht der „Weg der ehrfürchtigen
September 2015

häufigsten Wünsche zum Schluss seiner Liebe“ von der Gottesnähe in der Eucha-
Briefe lautet: „Seiner unendlichen Güte ristie aus und breitet sich „auf alle Dinge“
und Weisheit möge es gefallen, sich sehr und alle Geschöpfe aus. Kostet und seht!
überreich mitzuteilen und allen seine Kostet und geht!
n

Gnade schenken, damit wir seinen hei-


Jesuiten

Willi Lambert SJ
ligsten Willen immer verspüren und ihn
vollständig erfüllen.“
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Gesegnet sein – ein Segen sein
Das deutsche Wort „Segen“ geht als alt-

© SJ-Bild
hochdeutsches Lehnwort auf das lateini-
sche „Signum“ zurück (Zeichen, Kennzei-
chen). Durch ein Wort oder einen kleinen
Ritus wird das Wohlwollen der Gottheit
bzw. der segnenden Person auf die geseg-
nete Person oder Sache gelegt. Durch eine
Entwicklung im Kirchenlatein entsprach
im 2. und 3. Jahrhundert das lateinische
„benedicere“ „wohl- oder gut sagen“ dem
deutschen „segnen“.

Nicht der Segensspruch in der Messe an


sich segnet. Wie die gesamte Messe ein
Dialog Gottes mit seinem Volk und je-
dem einzelnen darin ist, so ist das auch
mit dem Segen. Weil wir mit Gott in ei- Patrick Zoll SJ segnet einen Pilger
ner personalen Beziehung stehen und er
gut zu uns spricht, entsteht dieser Segens-
raum, in dem wir blühen und gedeihen im „Neudeutsch“, nicht viel mehr, als die-
können. ses Wort negativ auszusprechen – trotz-
dem kann es ein Leben zur Hölle machen.
Schon ein menschliches Wort ist ja nicht
nur eine Schallwellenfront, die an unser Ganz anders, wenn ein Mensch erlebt,
Messe feiern

Ohr brandet, sondern es schafft oder ver- wie gut über ihn und besser noch zu ihm
nichtet Lebensräume. Wenn da, wo ich gesprochen wird. Er blüht auf in diesem
tätig bin, schlecht über mich geredet wird, Lob und wächst zu dem heran, der er sein
aber auch wenn ich dies nur so wahrneh- kann – vor allem wenn Gott es ist, der dies
n

me, verändert das meine Sicht auf mich zuspricht (Jesaja 55,9-11). Er hat es für
September 2015

und meine Beziehungen. Sie werden uns getan im Wort über Brot und Wein. Er
verkümmern, mich hart, depressiv oder wird es tun, wenn wir als sein Leib ausein-
aggressiv machen. In den meisten Fällen andergehen, gesandt in die Welt, um sein
geschieht bei diesem schlecht reden, im Segen zu sein.
n

äußersten Fall verfluchen oder Mobbing


Jesuiten

Adrian Kunert SJ

21
Ge i s tli che r I mp u l s

Namen
Namen drücken das Wesen, den Sinn ei- Die ganze Feier vollzieht sich in der
ner Sache aus. Vertiefen wir uns deshalb Grundhaltung der „Eucharistie“, des
in die Namen und Bezeichnungen der lobpreisenden Gedenkens. Was Gott in
zentralen Feier der Christen. Christus getan hat und immer neu tut,
darum dreht sich alles. Gläubige Chris-
Die ersten Christen sprachen vom „Her- ten antworten auf das Handeln Gottes
renmahl“. Grundgestalt der Feier ist ein als Betende – mit Bitte, Dank und Lob-
Freundschaftsmahl. Es knüpft an die preis. Gott, der sich ganz gibt, erwartet
Jesusmähler an, angefangen in Galiläa, nur eines: Dass wir uns ihm ganz geben.
wo Jesus durch Mahlgemeinschaften Dankbarkeit und Lobpreis durchziehen
die Nähe der Gottesherrschaft erlebbar die Feier wie ein „cantus firmus“, eine
machte. Beim Letzten Abendmahl spitzte formgebende Grundmelodie. Der dank-
sich diese Mahltradition zu. Im Ausblick bare Lobpreis drängt hin zur inständigen
auf das ewige Mahl deutete er seinen Bitte: „Komm, Herr Jesus! Komm in un-
Tod als Zeichen endgültiger Gottesnähe. ser Herz! Komm zu deiner Gemeinde!
„Herrenmahl“ meint vor allem: Der Auf- Komm und verwandle die Welt, jetzt und
erstandene hat sich einer Mahlgemein- einmal für immer!“
schaft gezeigt. Er hält Mahl mit seiner
Gemeinde bis ans Ende der Zeiten. Er Die Gemeinde kreist nicht um sich
ist der Einladende. Seine geheimnisvolle selbst. Ihre Feier heißt „Messe“ oder
Gegenwart ist die Mitte des Mahls. „Heilige Messe“. Diese Bezeichnung lei-
tet sich vom Entlassgruß der lateinischen
Eine zweite frühe Bezeichnung benennt Messfeier her, dem „Ite, missa est“. „Geht,
die zentrale Handlung des Herrenmahls. ihr seid gesendet!“ Die liturgische Feier
Messe feiern

Die Urgemeinde nannte ihre Zusam- weist über sich hinaus auf das alltägliche
menkunft „Brotbrechen“. In der Geste Leben. Dort soll der Geist Jesu zur Wir-
des Brotbrechens wird die Lebenshin- kung kommen. Das Beispiel Jesu in der
gabe Jesu, wird er selbst in einer Sym- Fußwaschung will die Christen zu einem
n

bolhandlung gegenwärtig. Das objektive Leben des Dienens befreien. Das ist un-
September 2015

Zeichen der Gegenwart des Herrn soll sere Sendung.


zeigen, was alle, die teilnehmen, sein
sollten: Brot für die anderen. Wichtig ist: Weltverantwortung ist deshalb immer in
Es ging ursprünglich nicht primär um der Heiligen Messe präsent. Schließlich
n

die objektive Brotsubstanz, sondern um ging es Jesus um nichts Geringeres als um


Jesuiten

eine Handlung, die ausdrückt: Der Herr die Verwandlung der ganzen Welt zum
ist da inmitten der Gemeinde. „Reich Gottes“. Die feiernde Gemeinde
22
steht stellvertretend für alle vor Gott. Um ih-

© pinkyone/shutterstock.com
ren Herrn versammelt, nimmt sie besonders
die Anliegen der Armen, Ausgegrenzten,
Notleidenden in ihr Gebet auf. Die Einheit
mit ihrem Herrn, dem Haupt, soll Christen
ermutigen, unter sich eins zu sein, als Leib
Christi füreinander einzustehen und für die
Einheit der Welt zu leben und zu wirken.

Das jüngste Konzil nennt die Eucharistie


„Quelle und Gipfel christlichen Lebens“.
Warum? Weil wir alle von der Lebenshin-
gabe Jesu leben. „Leben wir, so leben wir
dem Herrn. Sterben wir, so sterben wir dem
Herrn. Ob wir also leben oder sterben, wir
gehören dem Herrn.“ (Röm 14,8) Das ist
Quellgrund und Ziel christlichen Lebens.

Was folgt aus all dem? Bei dieser Feier soll-


te jeder mit Körper, Geist und Seele präsent
sein. Aktive Teilhabe ist gefragt, verbunden
mit einem neuen Gespür für das Heilige, für
das, was zuinnerst anrührt und ergreift. In
unserer hektischen Waren- und Konsum-
welt, in unserer Welt der Dauerberieselung
und kurzfristiger Medienhypes braucht es
ein heilsames Gegengewicht. Das Heilige
ist Schauder erregendes, faszinierendes Ge-
heimnis. Danach sehnt sich der Mensch. Der
Höhepunkt der Weltgeschichte ist für Chris-
ten das Leben, Sterben und die Auferstehung
Jesu. Davon sollten wir uns innerlich ergrei-
fen lassen, indem wir mit großer Ehrfurcht
und Sammlung das Herrenmahl feiern.
Dann wird sich das Wort Jesu erfüllen: „Ich
lebe und auch ihr werdet leben.“ (Joh 14,9)
Karl Kern SJ
Nachr i ch ten

Neues aus dem in Chicago. Nach der Priesterweihe wird er


in St. Michael in München mitarbeiten.
Jesuitenorden Christian Braunigger, geboren am 20.
März 1980 in Löffingen im Schwarz-
Priesterweihe in St. Michael wald, studierte nach seinem Abitur und
in München Zivildienst zunächst Wirtschaftsingeni-
eurwesen in Karlsruhe. 2006 trat er in
Am 24. Oktober werden drei junge Jesuiten den Orden ein. Sein Philosophiestudium
in St. Michael in München von Erzbischof absolvierte er 2008 bis 2010 in München.
Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Es folgten zwei Jahre in der Arbeit für den
Berlin, zu Priestern geweiht: Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Ostafrika bis
2012. Sein Theologiestudium absolvierte
Gunnar Bauer, geboren am 23. Juli 1979, er bis Juni 2015 in Paris. Nach der Pries-
wuchs in Donzdorf auf und war nach dem terweihe wird er Studentenpfarrer der KSG
Abitur im Rahmen des JEV-Programms, in Leipzig und im JESUITEN-Redakti-
einem Vorläufer der Jesuit Volunteers, onsteam mitarbeiten.
in der Bahnhofsmission Nürnberg tätig.
Anschließend studierte er Theologie und Fabian Loudwin, geboren am 10. August
Erziehungswissenschaften in Tübingen, 1980 in Heilbronn, studierte nach seinem
bevor er 2007 ins Noviziat in Nürnberg Zivildienst in der KHG Stuttgart zunächst
eintrat. Es folgten zwei Jahre in der Flücht- Theologie in Tübingen und trat dann 2005
lings- und Seelsorgsarbeit in Berlin sowie ins Noviziat der Jesuiten ein. Nach den
ein Jahr im Rahmen des JRS im Südsudan. Gelübden studierte er zunächst zwei Jahre
Seit 2012 studierte er Pastoral Counseling Philosophie in München und war anschlie-
© SJ-Bild/Ender
Messe feiern
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September 2015
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Jesuiten

24 Gunnar Bauer SJ Christian Braunigger SJ Fabian Loudwin SJ


ßend bis 2011 in die verbandliche Jugend- Priester geweiht. Ab 1998 arbeitete er in der
arbeit und die Schulseelsorge im Canisi- Hochschulpastoral in München und von
us-Kolleg in Berlin eingebunden. Nach 2003 bis 2009 als Kirchlicher Assistent der
seinem Engagement beim Weltjugendtag Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL)
in Spanien studierte er von 2011 bis 2015 in Deutschland. Verabschiedet wurde Pa-
Theologie in Madrid. Nach der Priester- ter Josef Maureder SJ, der seit 1. Juli 2007
weihe wird er als Kaplan in St. Ignatius in das Noviziat geleitet hat. Pater Maureder
Frankfurt tätig sein. übernimmt im Herbst 2015 die Leitung des
Bereichs „Spiritualität und Exerzitien“ im
Thomas Hollweck SJ übernimmt Kardinal König Haus in Wien.
das Amt des Novizenmeisters Seit 2003 absolviert der Ordensnachwuchs
der deutschsprachigen Jesuitenprovinzen
Pater Thomas Hollweck SJ hat am 1. August (Deutschland, Österreich und Schweiz)
in Nürnberg die Arbeit als Novizenmeis- gemeinsam das Noviziat, das im Rupert-
ter für die Deutsche, Österreichische und Mayer-Haus am nördlichen Stadtrand von
Schweizer Provinz aufgenommen. Nürnberg beheimatet ist. Aktuell befinden
Der gebürtige Oberpfälzer Thomas Holl- sich sieben Novizen in dieser ersten Phase
weck (48) war zuletzt als Spiritual und ihrer Ordensausbildung. Am 6. September
Priesterseelsorger im Erzbistum Hamburg legten in St. Klara in Nürnberg fünf Novi-
tätig. 1992 ist er in die Gesellschaft Jesu zen die Ersten Gelübde ab. Ebenfalls in den
eingetreten. Nach einem Aufbaustudium ersten Septembertagen werden die Kandi-
in „Spiritueller Theologie“ in Madrid wur- daten erwartet, die sich für den Eintritt in
de er 1999 in St. Michael in München zum den Orden entschieden haben.

Thomas Hollweck SJ
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Messe feiern
n
September 2015
n
Jesuiten

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Nachr i ch ten

Provinzkongregation tagt wichtige Impulse für die Zusammenarbeit


in Ludwigshafen einbrachten.
Mit Blick auf die Generalkongregation
Mit der Wahl der Delegierten als Elekto- wurde eine Reihe von so genannten „Pos-
ren für die 36. Generalkongregation des tulaten“ verabschiedet, die als Eingaben
Ordens ist die Provinzkongregation der der Deutschen Provinz in Rom diskutiert
deutschen Jesuiten im Juli in Ludwigs- werden sollen. Dabei geht es unter ande-
hafen zu Ende gegangen. Zusammen mit rem um ordensrechtliche Aspekte bei der
Provinzial Stefan Kiechle SJ werden die Aufnahme von Novizen sowie in den Lei-
Patres Stefan Dartmann SJ und Johannes tungsstrukturen der Provinz.
Siebner SJ die Deutsche Provinz im Okto- Als konkrete Themen, mit denen sich die
ber 2016 in Rom vertreten. Generalkongregation außerdem befassen
Ein Novum war bei der Zusammenkunft soll, wurden benannt: Die Qualität der
im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen, akademischen Ausbildung im Orden, die
dass die Provinzkongregation für einen Bedeutung von Ökologie und Gerechtig-
Studientag zur „Vision und Mission in keit im Licht der Enzyklika „Laudato si“
der gemeinsamen Sendung“ unterbro- sowie mögliche pastorale Konsequenzen
chen wurde, bei dem zehn Mitarbeitende aus der Familiensynode im Oktober die-
aus den Werken und Einrichtungen des ses Jahres.
Ordens in Deutschland teilnahmen und
© SJ-Bild
Messe feiern
n
September 2015
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Jesuiten

Studientag der Provinzkongregation im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen


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Bundesgerichtshof: Christian Personalnachrichten
Herwartz SJ darf vor Abschiebe-
gefängnis demonstrieren P. Peter Balleis wird nach achtjähriger Tä-
tigkeit in Rom als Internationaler Direk-
Der Bundesgerichtshof hat die Demonst- tor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS)
rationsfreiheit gestärkt. Die Richter gaben zum 1. November abgelöst. Nach einer
am 26. Juni Pater Christian Herwartz SJ Sabbatzeit in St. Michael in München soll
er im Herbst 2016 die Aufga-
be des Präsidenten von „Jesuit
Foto: Herwartz

Commons – Higher Education


at the Margins“ übernehmen.
Zusammen mit dem JRS er-
möglichen dabei mehrere ame-
rikanische Jesuiten-Universitä-
ten Flüchtlingen den Zugang zu
Universitätsbildung.

P. Philipp Görtz wechselt ab Ok-


tober 2015 für zwei Jahre nach
Wien und wird dort unter an-
aus Berlin Recht, der mit den „Ordens- derem die Jugendarbeit in der Pfarrei in
leuten gegen Ausgrenzung“ auf dem Flug- Lainz-Speising übernehmen.
hafen Schönefeld direkt vor einer Unter-
kunft für Flüchtlinge eine Mahnwache P. Bernhard Knorn wird nach seiner Ver-
abhalten wollte. Laut Urteilsbegründung abschiedung als Subregens im Priesterse-
hat die Flughafengesellschaft mit ihrem minar Sankt Georgen in die dortige Kom-
Verbot der Demonstrationen im Jahr munität umziehen. Nach dem Abschluss
Messe feiern

2012 den Kläger in seinem Grundrecht seiner Promotion wird er eine Studien-
auf Versammlungsfreiheit verletzt. phase am Boston College (USA) mit dem
Ziel einer Habilitation in systematischer
In eigener Sache Theologie (Dogmatik) beginnen.
n
September 2015

Nach mehr als 15 Jahren Redaktionsar- P. Petrus Köst hat seine Tätigkeit als Spi-
beit – anfangs für „An unsere Freun- ritual im Priesterseminar in Erfurt im
de“ und seit 2004 für die Publikation Sommer beendet und geht im Oktober ins
JESUITEN – verabschieden sich Johann Exerzitienhaus nach Hochelten, um Ex-
n

Spermann SJ und Tobias Zimmermann erzitien zu geben. Im Januar 2016 wird er


Jesuiten

SJ mit dieser Ausgabe aus dem Redak- die Leitung des Hauses von P. Karl Heinz
tionsteam. Herzlichen Dank! Fischer übernehmen.
27
Per so nali en

P. Gundolf Kraemer wurde am 21. Juni vom Verstorbene


Aloisiuskolleg in Bad Godesberg verab-
schiedet und ist ins Ignatiushaus nach Peter von Werden
Berlin gewechselt, wo er in der Seelsorge * 19.10.1928
mitarbeiten wird. + 16.06.2015
Missionar in Brasilien
P. Klemens Stock wird im Oktober aus Rom
in die Provinz zurückkehren und künftig Reinhold Kiess
im Seelsorgeteam von St. Michael in Mün- * 28.11.1939
chen mitarbeiten. + 24.06.2015
Zusammengestellt von Thomas Busch Missionar in Indien

Alfons Klein
Jubilare * 23.01.1929
+ 17.07.2015
02. Oktober 25. Oktober Provinzial der Ober-
P. Benno Krämer P. Franz deutschen Provinz und
80. Geburtstag Scharfenberger Seelsorger in St. Michael
90. Geburtstag in München
06. Oktober
P. Ernst Förster 04. November
55. Ordens- P. Hubertus
jubiläum Tommek
75. Geburtstag
13. Oktober
P. Raimund 22. November
Baecker P. Philipp Schmitz
Messe feiern

85. Geburtstag 80. Geburtstag

17. Oktober 27. November


P. Karl-Josef Br. Joachim
n

Gierlichs Wehner
September 2015

55. Ordens- 55. Ordens-


jubiläum jubiläum
Alfons Klein SJ
18. Oktober
n

P. Ulrich Rabe
Jesuiten

50. Ordens-
jubiläum
28
Me d i en

Ignatianische Impulse
Zwei Neuerscheinungen im Juli aus der Reihe Igna-
tianische Impulse im Echter-Verlag versprechen für
Freunde und am Jesuitenorden Interessierte eine an-
regende Lektüre:

Pater Provinzial Stefan Kiechle SJ bereichert die Litera-


tur zu Papst Franziskus mit einer spannenden Analyse
aus der „Insider“-Perspektive: „Grenzen überschreiten:
Papst Franziskus und seine jesuitischen Wurzeln.“ Wo-
rum geht es? Revolution der Zärtlichkeit - An Grenzen
gehen - Verbeulte Kirche - Macht Wirbel! - Diese Wirt-
schaft tötet: Das sind einige der Schlüsselworte von Papst
Franziskus. Stefan Kiechle geht der Frage nach: Welches
sind die spirituellen Quellen von Papst Franziskus? Wie
prägte ihn der Jesuitenorden? Wie verändert er die Kir-
che? Wie inspiriert er unser christliches Leben und Tun? 72 Seiten, € 7,90

Nicht weniger „jesuitisch“ ist der von Vitus Seibel SJ


zusammengestellte Impuls: „Wie betest du? 80 Jesui-
ten geben eine persönliche Antwort.“ Wer wissen will,
wie Beten geht, muss selbst beten. Aber manchmal ist
es hilfreich, zu hören, wie andere beten. Die in diesem
Band versammelten Zeugnisse von Jesuiten erzählen
von ihren Lieblingsgebeten, Krisen, Suchen nach Stille
Messe feiern

und Gottesgegenwärtigkeit im Vielerlei des Alltags. Sie


lassen teilhaben an Gebetsgewohnheiten, die zur Rou-
tine zu werden drohen, an Zeiten des Verstummens, an
inneren Berührungen. Sie sind damit auf dem Weg, den
n

ihr Gründer Ignatius von Loyola mit der Einladung aus-


September 2015

drückt, jeder solle suchen und sich auf die Weise des Be-
tens einlassen, bei der sich ihm Gott am meisten mitteilt.
184 Seiten, € 12,90
Bestelladresse:
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INIGO Medien GmbH


Jesuiten

Kaulbachstraße 22a, 80539 München


Tel 089 2386-2430, Fax 089 2386-2402
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Vo rges tellt

Kirchenasyl
Im Dezember letzten Jahres erreichten erfolgen, sonst geht die Zuständigkeit für
zwei junge syrische Brüder – der 19jähri- das Asylverfahren auf den Staat über, in
ge Samir und der 16jährige Khaled - nach dem sich der Flüchtling aufhält. Kirche-
langer, beschwerlicher Flucht Deutsch- nasyl soll diese Frist überbrücken, um
land. Sie beantragten Asyl. Von der soge- in Einzelfällen eine Rückschiebung und
nannten Dublin-Verordnung hatten sie die damit verbundenen Härten zu ver-
noch nie etwas gehört: Diese besagt, dass hindern. Für die Gemeinde und den JRS
Flüchtlinge ihr Asylverfahren dort betrei- waren diese Härten im Fall der syrischen
ben müssen, wo sie erstmals EU-Boden Brüder offensichtlich.
betreten haben – in ih-
rem Fall war das Un-
garn. Während Khaled Kirchen schützen Flüchtlinge
in einer Jugendeinrich-
tung betreut wurde, er- vor drohenden
hielt Samir im März ei- Menschenrechtsverletzungen.
nen Abschiebebescheid.
Obwohl sein Anwalt
vor Gericht auf Men-
schenrechtsverletzungen in Ungarn und Wenige Wochen später wurde jedoch auch
auf die schützenswerte familiäre Bindung dem 16-jährigen Khaled ein Abschiebebe-
hinwies, sollte er nach Ungarn zurückge- scheid zugestellt. Wie schon bei Samir sah
schoben werden und sein jüngerer Bruder das Gericht keine Mängel im ungarischen
allein in Deutschland bleiben. Ungarn ist Asylsystem, und überraschenderweise
berüchtigt für seine von Regierungsseite wurde nun doch der familiären Bindung
Messe feiern

geschürte Fremdenfeindlichkeit, außer- Schutzbedürftigkeit eingeräumt: Beide soll-


dem drohen Flüchtlingen dort Haft oder ten zusammen abgeschoben werden. In die-
Obdachlosigkeit. Hinzu kam die beab- ser Situation schützte das Kirchenasyl des
sichtigte Trennung der beiden Brüder. Die älteren Bruders auch den jüngeren.
n

Jugendeinrichtung informierte deshalb


September 2015

den Jesuiten-Flüchtlingsdienst (Jesuit Eines von weit über 100 Kirchenasylen,


Refugee Service - JRS), der Samir in ein in denen der JRS beratend, vermittelnd
Kirchenasyl in einer Münchner Pfarrei und – dank Spenden – auch finanziell
vermittelte. unterstützend tätig geworden ist. Eine
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von mehreren hundert Geschichten, die


Jesuiten

Laut Dublin-Verordnung muss eine Rück- hinter der bundesweit rasant gestiegenen
schiebung innerhalb von sechs Monaten Zahl von Kirchenasylen stehen. Waren es
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Foto: privat

Samir und Khaled (zweite Reihe knieend) im Kreis von Freunden und Unterstützern
in der Kirchengemeinde

2013 noch rund 80, so schnellte die Zahl dürften sich ebenso wenig wie Muslime
im letzten Jahr auf 430 hoch. Rund 790 über deutsches Recht hinwegsetzen. Den
Personen, unter ihnen etwa 240 Kinder Vergleich nahm er zwar zurück, im Raum
und Jugendliche, fanden auf diese Weise blieb aber der Vorwurf, Kirchenasyl wer-
Schutz vor Abschiebung. Dieser Trend de für politische Zwecke missbraucht,
setzt sich fort. Anfang August 2015 doku- nämlich als Kritik an der Dublin-Ver-
mentiert die Bundesarbeitsgemeinschaft ordnung. Das Bundesamt für Migration
Asyl in der Kirche rund 300 Kirchenasyle und Flüchtlinge drohte als Gegenmaß-
Messe feiern

mit etwa 450 Personen – gemessen an den nahme an, Menschen im Kirchenasyl
knapp 180.000 Asylanträgen im ersten als „flüchtig“ einzustufen und damit die
Halbjahr 2015 freilich eine noch immer Rückschiebungsfrist von 6 auf 18 Monate
verschwindend geringe Zahl. zu verlängern. In einem Spitzengespräch
n

wurde schließlich vereinbart, während ei-


September 2015

Staatlicherseits wurde jedoch der Vorwurf ner Pilotphase bis zum Herbst eine neue
immer lauter, Kirchenasyl werde zu häu- Zusammenarbeit zu erproben. Zentrale
fig gewährt. Die Auseinandersetzung fand Ansprechpartner der Kirchen haben seit-
ihren Höhepunkt im Februar durch einen her die Möglichkeit, Einzelfälle einer neu
n

von Bundesinnenminister Thomas de eingerichteten Härtefallstelle des Bundes-


Jesuiten

Maizière gezogenen Vergleich zwischen amtes zur Überprüfung vorzulegen.


Kirchenasyl und der Scharia. Die Kirchen
31
Vo rges tellt
Foto: privat

eine Rückschiebung, an der


ein anderer nichts auszu-
setzen findet.
Pfarrgemeinden und Ordens-
gemeinschaften, die Kir-
chenasyl gewähren, tun das
nicht leichtfertig. Sie hören
den Flüchtlingen zu, neh-
men ihre Erfahrungen und
Ängste ernst und greifen
dann ein, wenn sie von der
Schutzbedürftigkeit eines
Die Brüder Khaled (li) und Samir mit der Gemeinde- Menschen überzeugt sind.
referentin Christine Steiner Dabei stützen sie sich auf
die Expertise von Anwälten
Aber nicht jedes Kirchenasyl wird von der und Flüchtlingsorganisationen wie dem
Behörde als Härtefall eingestuft – am Ende JRS. Und sie hegen generelle Zweifel am
der Pilotphase werden konkrete Zahlen Gemeinsamen Europäischen Asylsystem,
auf den Tisch kommen. Die Kirchen wer- das noch immer eher einer „grausamen
den argumentieren, dass sie Flüchtlinge Lotterie“ gleicht, wie es Cecilia Malm-
vor drohenden Menschenrechtsverletzun- ström, frühere EU-Kommissarin für Inne-
gen schützen. Das Bundesamt wird auf res, einmal ausdrückte.
die EU-rechtlichen Rahmenbedingungen
in Form der Dublin-Verordnung pochen. Für die beiden syrischen Brüder kam
Doch wer wollte den Flüchtlingen verden- nach zweieinhalb Monaten Kirchenasyl
ken, dass sie aus verzweifelten Situationen, die glückliche Wende: Das Bundesamt
denen sie in einigen Mitgliedsstaaten aus- stufte sie als Härtefall ein und über-
Messe feiern

gesetzt sind, in ein anderes Land weiter nahm ihr Asylverfahren. Schule, Ausbil-
fliehen? Und wer könnte ihnen erklären, dung, vielleicht Studium, Arbeit – nun
dass sie bei erfolgloser Klage einfach nur steht die Tür offen für ein neues Leben
Pech gehabt haben? Denn Verwaltungsge- in Deutschland.
n

richte urteilen in ähnlichen Fällen völlig


September 2015

Dieter Müller SJ
unterschiedlich – der eine Richter stoppt
n
Jesuiten

32
Au to ren d i eser Au sgabe

Holger Adler SJ Thomas Busch Heinz Greuling Karl Kern SJ


Köln. Geistliche Bundes- München. Öffentlich- Köln. Journalist und München. Kirchenrektor
leitung KSJ keitsreferent im Leiter der Lektoren an in St. Michael
Provinzialat der Jesuiten Sankt Peter

Ralf Klein SJ Adrian Kunert SJ Hermann Kügler SJ Willi Lambert SJ


München. Ökonom Berlin. Seelsorger im Leipzig. Leiter der Kontakt- Dresden. Exerzitienbegleiter
der Deutschen Provinz St.-Gertrauden-Krankenhaus stelle Orientierung im Haus HohenEichen.

Messe feiern

Martin Löwenstein SJ Klaus Mertes SJ Dieter Müller SJ Claus Recktenwald SJ


Hamburg. Pfarrer in St. Blasien. Kollegsdirektor München. Jesuiten-Flücht- Frankfurt. Kaplan
St. Ansgar („Kleiner Michel“) und Chefredakteur JESUITEN lingsdienst in St. Ignatius
n
September 2015
n
Jesuiten

Josef Schmidt SJ Johann Spermann SJ Ansgar Wucherpfennig SJ Tobias Zimmermann SJ


München. Prof. an der Hoch- Ludwigshafen. Direktor des Frankfurt. Rektor der Berlin. Rektor des 33
schule für Philosophie Heinrich Pesch Hauses Phil.-Theol. Hochschule Canisius-Kollegs
Sankt Georgen
D i e beso nd ere Bi t te

© 123rf.com/Zuber
Tun wir genug
für Flüchtlinge?

„Ich war obdachlos und ihr habt mich an die Worte des Evangeliums: „Bittet
aufgenommen.“ Das ist der entschei- und ihr werdet empfangen“? „Bei Gott
dende Satz über die Flüchtlingsarbeit ist kein Ding unmöglich“? Glauben
aus dem Matthäus-Evangelium. wir daran, dass jede gesunde Zelle am
geheimnisvollen Leib Christi beiträgt
Wenn ich in diesen Monaten das Vater- zur Heilung des ganzen Leibes der
unser bete, so denke ich bei der Bitte Menschheit? Auch ich ringe um diesen
„Vergib uns unsere Schuld“: Sind wir Glauben.
in Europa vielleicht mitschuldig dar-
an, dass Menschen in Syrien oder im Darf ich Sie bitten,
Irak oder auf dem Mittelmeer sterben? uns beim Retten von
Tun wir als Staatsbürger genug, um die Flüchtlingen, beim
Ursachen von Kriegen und das Leid Glauben und beim
von Fliehenden zu mindern? Nehmen Beten zu helfen?
wir diese Fragen ebenso ernst wie die
Sorge um unsere eigene Gesundheit, Aus München grüßt
wie die Gemeinschaft der Pfarrei, wie ganz herzlich
Messe feiern

den Erhalt eines geeinten Europas? In-


formieren wir uns gründlich über die Eberhard von Gemmingen SJ
Gründe der Flucht von Millionen.
n

Als Christ darf man auch die Frage Freunde der Gesellschaft Jesu e.V.
September 2015

stellen: Glauben wir an die Kraft des Ligabank BLZ 750 903 00
Gebetes? Glauben wir daran, dass Konto 2 121 441
durch unser Gebet der Heilige Geist IBAN: DE31 7509 0300 0002 1214 41
die Angreifer dazu führt, ihre Waffen BIC: GENODEF 1M05
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aus den Händen fallen zu lassen, dass <freundeskreis@jesuiten.org>


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sie ihr Denken ändern? Denn ist nicht Tel 089 38185-213 Fax 089 38185-222
jedes Gebet ein Goldstück auf der Für Spenden ab 10 Euro erhalten Sie eine
34 Waagschale des Guten? Glauben wir steuerwirksame Zuwendungsbestätigung.
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Der Verein „Freunde der Gesellschaft Jesu“
ist durch Bescheinigung des Finanzamtes
München vom 22.09.2014
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und unmittelbar religiösen Zwecken
dienend anerkannt.
Wir bestätigen, dass wir den uns zu gewen
deten Betrag ausschließlich zur Förderung
der Deutschen Provinz der Jesuiten und
ihrer Projekte verwenden.
Bei Spenden ab EUR 10,00 erhalten
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Freunde der Gesellschaft Jesu e.V.
Seestraße 14
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Jesuiten Jesuiten
Ausgabe September/2015
Standorte der Jesuiten
in Deutschland
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Standorte der Jesuiten


Inhalt Ausgabe 2012/4

ImpressumImpressum
1 Editorial

in Deutschland
JESUITEN
1 Editorial Informationen JESUITEN
Schwerpunkt Informationen
der Deutschen Provinz
2 Virtualität – Anwesenheit des Abwesenden der Jesuiten der Deutschen Provinz
Schwerpunkt 6 Virtualität aus der Schulperspektive der Jesuiten
an unsere Freunde
und Förderer an unsere Freunde
2 Im Namen des Vaters und des&Sohnes
8 Mailgewitter und
Twitterstürme und Förderer
66. Jahrgang 2015/3
63. Jahrgang 2012/4
des Heiligen Geistes
10 In die Computerzeit hineinleben
ISSN 1613-3889
4 Wie stehen wir11 vorErreichbarkeit 2.0: Facebook
Gott? Herr erbarme Dich ohne Ende ISSN 1613-3889
Herausgeber Herausgeber
6 Lasset uns beten: 14 Online-Exerzitien
Still werden vor dem Gebet und Copyright:und Copyright:
16 Pastorale Projekte © Deutsche Provinz
© Deutsche Provinz
8 Auf Gott hören in der Schrift: der Jesuiten K.d.ö.R.
der Jesuiten K.d.ö.R.
17 Warum ich (noch) nicht bei Facebook bin Redaktionsleitung:
Das vollkommene Gesetz der Freiheit
2012/4 18 Warum ich bei Facebook bin Redaktionsleitung:
Klaus Mertes SJ Gratis-Abonnement
10 @ Wie
Titelbild: Fotoliapredigen?
20 blog.radiovatikan.de
Klaus Mertes SJRedaktion:
Dr. Thomas Busch
Gratis-Abonnement
„Virtualität ist die

Datum Unterschrift

PLZ Ort

Straße

Vorname

Name

ab der nächsten Ausgabe an:


die Publikation Jesuiten
Bitte senden Sie kostenlos

2015/3
Redaktion: (Chef vom Dienst)
12 Gott
Eigenschaft einerweiß
Sache,es doch: Fürbitte
21 Jesuiten halten
in Facebook
Familiengottesdienst Dr. Thomas BuschHolger Adler SJ

2012/4
Datum

PLZ

Straße

Vorname

Name

ab der nächsten Ausgabe an:


die Publikation Jesuiten
Bitte senden Sie kostenlos
nicht
13 in derErhebet
Form zu die Herzen – nicht nur für den Augenblick Marco Hubrig SJ
(Chef vom Dienst)
in der Kirche
existieren, in der sie zu Holger Adler SJ Stefan Hofmann SJ
St. Klara, Nürnberg 14 Wir bitten Geistlicher Impuls
aber Dich, sende Deinen Geist auf Björn
existieren scheint, Bernd Hagenkord SJ Mrosko SJ
© Foto: Heindl in
ihrem Wesen
dieseoder 22 Von der Versuchung, virtuell zu leben
Gaben herab Bernhard KnornRichard
SJ Müller SJ
(Bildredaktion)
ihrer Wirkung einer in Simon Lochbrunner SJ
16 FormSeht das Lamm Gottes Jörg Nies SJ
dieser existieren- Richard Müller SJ
Nachrichten Claus Pfuff SJ

Unterschrift

Ort
den Sache Herr,
zu gleichen.“ (Bildredaktion) Tobias Specker SJ
19 ich bin nicht würdig
Diese Definition aus 24 Neues aus dem Jesuitenorden Tobias Specker SJ
Johann Spermann SJ
20 Kostet
„Wikipedia“ auf und seht, wie gut der Herr ist Martin Stark SJ Tobias Zimmermann SJ
vielfältige Weise um- Johann Spermann SJ Zoll SJ
Patrick
21 Gesegnet sein – ein Segen sein
Vorgestellt Tobias Zimmermann SJ
zusetzen, nahm sich
29 Gebetsapostolat Patrick Zoll SJ
Simon Lochbrunner SJ Anschrift:
Geistlicher Impuls
mit seinen Bildern im
Schwerpunktteil dieser
Anschrift: Redaktion JESUITEN
Redaktion JESUITEN
Seestraße 14
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22 Namen
Ausgabe vor. Seestraße 14 80802 München
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24 Neues aus dem32Jesuitenorden
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Satz und Reproduktionen:
Layout: Martina Weininger,

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Personalien
33 Autoren dieser Ausgabe

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28 Jubilare / Verstorbene Dachau

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34 Ein Abonnement „Stimmen der Zeit“ Martina Weininger, München
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29 Ignatianische Impulse
37 Standorte der Jesuiten in Deutschland Viermal im Jahr
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Vorgestellt Rücksprache mit
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30 Kirchenasyl Viermal im Jahrder Redaktion
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Die besondere Bitte

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34 Tun wir genug für Flüchtlinge?

37 Standorte der Jesuiten in Deutschland


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