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VEGETATIONEN (I)

für fünf Instrumente in beliebiger Besetzung

Kunsu Shim (2018)


für Markus Bydolek in Freundschaft
Die Partitur enthält für jeden Spieler 36 Aktionseinheiten.
Für eine Aufführung sollte sie jeder Spieler - individuell - mit Hilfe eines Zufallsverfahrens neu
anzuordnen. D. h. die Spieler führen unterschiedlich angeordnete Aktionseinheiten aus.

Eine Aktionseinheit dauert ca. 12 Sekunden.


Sie kann aber je nach ihrer Konstallation kürzer oder länger dauern.
Eine Aktionseinheit ist wie ein Takt, d. h. alle Aktionseinheiten folgen im Prinzip ohne
Unterbrechung aufeinander (Ausnahmen siehe unten).

Eine Aktionseinheit sieht z. B. wie folgt aus:

 18-25 
 x 5↑
  ( .
5-8  oder
 oder ) usw.

Die Tonhöhen sind nur teilweise angegeben.


Sie sind zwar mit dem herkömmlichen Notensystem notiert, jedoch ohne Schlüssel.
Jeder Spieler bestimmt einen beliebigen Schlüssel.
Die notierten Töne umfassen etwa zwei Oktaven.
Als Ausnahmen können - je nach Konstellation einer Aktionseinheit - einige Töne eine oder zwei
Oktaven tiefer oder höher als notiert gespielt werden.
Die Aktionseinheiten ohne Tonhöhenangabe sind wie unten beschrieben auszuführen.
Bei den meisten Aktionseinheiten sind die Töne - ob kurz oder lang - als Stufenglissando mit
unterschiedlichen Abstufungen auszuführen (siehe unten).

Die arabischen Zahlen - wie hier im Beispiel "5-8", "18-25" und "8" - stehen für die Unterteilung
des Stufengliassandos bzw. für die Anzahl der Einsätze des Tons.
  ( ) Die gefüllten Notenköpfe sind stets leicht und sehr kurz - antippend oder klopfend - zu spielen, d. h.
 ( ) mit dem Spiel eines Tones ist der Ton sogleich loszulassen; die hohlen sind ebenfalls leicht, jedoch
länger bzw. bis zum Einsatz des nächsten Tones zu spielen. Ein Hohler mit Unterteileiung (siehe
unten) ist im Prinzip wie ein ausgehaltener langer Ton zu spielen, d. h. die Unterteilung soll ganz
dezent und - wenn möglich - kaum merklich.

Die resultierenden Klänge sind durchwegs extrem leise und weich wie ein Hauch mit dem Ausdruck
von großer Zärtlichkeit und Anmut auszuführen.
Einzelne Töne können - wie außer Kontrolle geraten - "etwas" lauter sein. Dies soll jedoch nicht
beabsichtigt sein, sondern "geschieht" - als Fehler bzw. Unkontrolliertheit. Als Fehler gelten auch die
Töne, die aus Versehen nicht erklingen. Solche sich verschweigenden Töne sind willkommen: man
darf aber nicht versuchen, sie zu korrigieren.
- große Notenköpfe normal, non vibrato, also sauber und klar spielen

- kleine Notenköpfe mit "extended techniques" bzw. mit vielfältigen Erweiterungen des Klanges
ausführen. Kleine Notenköpfe sollen also geräuschhaft, verzerrt, verfremdet oder fragil klingen, wobei
möglichst bestimmte eine Tonhöhe hörbar bleibt.
- kleine Notenköpfe in Klammern als Geräusch - im Prinzip tonlos, unbestimmt, diffus, komplex
z. B. Multiphone oder unter Einbeziehung anderer Geräuscherzeuger - spielen. Wenn dabei die
kleinen Notenköpfe mit dicken unterbrochenen Linien verbunden sind, sind sie deutlich "rauher"
bzw. "so rauh wie möglich" zu spielen (siehe unten).
etwas (= 1/8, 1/4 oder 1/2) tiefer oder höher

 bei zwei Tönen (bei den Spielern B, D und E) - wenn möglich - zwei Töne gleichzeitig spielen, z. B.
bei Streichern spielt man beide Töne als Doppelgriff. Ansonsten spielt man entweder nur einen
beliebigen Ton beider Töne oder beide Töne abwechselnd und ungelichgewichtig.
8 13-18 Die Ziffern stehen für die Anzahl der Einsätze eines Tons bzw. Geräusches. Sie ist entweder
festgelegt - hier im Beispiel links - "8" oder flexibel "13-18". Die Zahl "8" wie hier im Beispiel
bedeutet also, dass der angegebene Ton während der Dauer einer Aktionseinheit achtmal im gleichen
zeitlichen Abstand zu wiederholen (Ausnahmen siehe unten).
Die Pfeile nach oben stehen für das Tempo der Wiederholung:
- gerade = das Tempo halten; etwas nach links = ritardando;
     stark nach links = molto ritardando; etwas nach rechts =
accelerando; stark nach rechts = molto accelerando; komplexe
Linien = beliebiger Wechsel von rit. und acc., d. h. aperiodisch
Der Verlauf von ritardando oder accelerando soll möglichst
vielfältig gestaltet werden.

  Unterbrochene Linien stehen für das Stufenglissando. Das Stufenglissando ist ein Glissando, bei dem
sich die Tonhöhen - z. B. von tief nach oben - nicht gleitend, sondern stufenweise steigend verändern.
Der Winkel steht für den Umfang des Stufenglissandos.
   - links: die Steigerung der Tonhöhe soll geringfügig sein, so dass die
Veränderung als "gerade" wahrzunehmen ist.
- mitte: die Tonhöhen etwas deutlicher verändern
- rechts: die Tonhöhen deutlich verändern

Bei allen Veränderungen sollte man die Wiedergabe einer


bestimmten Tonleiter oder irgendeines herkömmlichen Tonsystems
vermeiden. Abstufungen der Tonhöhen sollten sowohl als
physikalisch bzw. geometrisch als auch tonhöhenintervallisch
gedacht werden.
 durchgestrichene Linie: Beim Stufenglissando ist an beliebiger
Stelle der Aktionseinheit einmal auf eine beliebig andere
Tonhöhe zu springen und es von da an fortzusetzen.
 komplexe Linien: die Richtungen und Abstufungen des
Stufenglissandos beliebig bzw. diffus verändern
 einfache und gerade verlaufende unterbrochene Linie: keine
Tonhöhenveränderung
   Dicke Linien bedeuten, den Klang so rauh wie möglich zu
spielen.
 das Stufenglissando gilt für beide Töne, jedoch kann es
geringfügig unterschiedlich verlaufen.

Klangfarbenänderung:
  - der normal gespielte Anfangston ist schrittweise mit "extended techniques" zu spielen
 - der "extended techniques" gespielte Ton am Anfang schrittweise normal

 
bei Dollepgriffen gilt die Klangfarbenveränderung für beide Töne

x 3↵
  Die Ziffer 3 bedeutet, dass die Aktion insgesamt dreimal zu spielen ist. Bei jeder Wiederholung
kehrt man dabei zum Anfangston zurück.

x 3↑
  Aktion insgesamt dreimal spielen, jedoch steigt man vom erreichten Ton immer weiter.
Sukzessive Aktion = der Anfangston dieser Aktionseinheit ist mit dem letzten Ton der unmittelbar
davor gespielten Aktionseinheit anzusetzen. Bei Aktionen mit zwei Tönen sollte man weiterhin mit
zwei Tönen spielen. Die sukzessive Aktion gilt jedoch nicht bei Geräuschen (  ) ( ) .
Die sukzessive Aktion ist nicht als allererste Aktion eines Konzert zu wählen.
 Der Strich steht für einen Akzent, der geringfügig lauter, jedoch prägnant zu spielen ist und markiert
erwa die Stelle, wo er auszuführen ist.
 x5
  Bei einer Aktion mit Wiederholungen: die Ziffern links von den
eckigen Klammern bedeuten, dass die Akzentuierung nur beim
1.
1. und 3. Spiel von insgesamt 5 Wiederholungen ausgeführt
3. werden sollen.

 
 
 individuelle Zäsuren ca. 3", ca. 6" und ca. 12"

. ca. 12" - 36"

Koordination:
"VEGETATIONEN (I)" ist als eine Komposition von 5 Solisten konzipiert.
Alle Spieler beginnen gemeinsam, wobei die zeitliche Koordination während des Spielens von jedem Spieler
eher individuell ist. Dennoch sollte man versuchen, dass die Gesamtdauer nicht allzu weit auseinander läuft.
Es ist nicht kompositorisches Ziel, die Dauer einer Aktionseinheit von ca. 12 Sekunden durchwegs "genau"
einzuhalten. Sie sollte je nach der Konstellation einer Aktionseinheit flexibel gestaltet werden.

Allgemeine Hinweise:
Die Spieler placieren sich im Raum in angemessener Entfernung von einander und vom Publikum, indem sie
sich wie üblich zum Publikum hinwenden. Wenn der Aufführungsraum diese Aufstellung nicht erlaubt,
placieren sie sich - wie üblich - frontal auf der Bühne, und zwar möglichst "luftig".

VEGETATIONEN (I) wurde für das Konzert "Farben III" 2019 entstanden und von Solisten der Duisburger
Philharmoniker (Franca Cornils, Flöte / Rocco Rescigno, Posaune / Robert Beck, Klarinette / Odysseas
Lavaris, Viola / Friedemann Pardall, Cello) am 27. Januar 2019 im EarPort Duisburg uraufgeführt.

Die Reihe mit dem Titel VEGETATIONEN ist von den gleichnamigen PhotoGrafiken von Markus Bydolek
inspiriert. Alle "VEGETATIONEN", d. h. (I), (II) und (III) können als eine Komposition mit 16 Spielern
aufgeführt werden.

"VEGETATIONEN" ist keine hektische Musik.


Sie grenzt eher an Stille und ist mit großer Gelassenheit zu spielen.
Kein Spieler darf eine dominierende Rolle einnehmen.

Spieldauer: ca. 9´- 10´

Duisburg/Rheurdt, Dezember 2018


1 2 3 4

22  1-3 18-25 13-18 


 

5

6
 7
 x 5↑ 8

13-18 13-18

 18-25  
 1

( )


9 10 11 12

45-60  5  5-8  8-13

13
 14 15 16

  
13-18 5-8 18-25 40


17 18 19
x 3↑ 20

1-3 ( ) 1-3
 20 ( )
 13-18 
1.
2.
3.

21
  22
 23 24


 8-13 
5-8 51  3-5


25 26 27 28


 3-5

 
24  32 13-18


29
x 5↑ 30 31 32


  8
 ( ) 26  41 () 13-18

33 34 35 36

34-45 
13-18  25-34 ( )
50

Spieler A
1 2 3 4


13-18  8-13  18-25 ( )
8-13 

5 6 7 8
x 5↑

13-18  17 
 4 
25-34  
1.
5.

9 10 11 12


38 ( ) 8-13   43 ( )
5-8 

13 14 15

16

5-8  55  
 13-18 ( ) 8-13

17
x 2↑ 18
 19 20
x 2↑
 34-45   13   34-45 
 30   

21 22 23
 24

42  8-13 8-13 25-34 ( )

25
x 3↵ 26
 27 28

 5-8   59 5-8  34-45 


3.

29 30 31
 32
x 2↵
13-18  
25-34  19
 5-8 

33 34 35 36


34-45 

5-8 ( ) 60 ( )
28 

Spieler B
1 2 3 4
x 3↵
  47 
7 23  3-5 ( ) 


5 6 7 8
 
( )

8-13 25-34 34-45  8-13

x 3↑
 
9 10 11 12


 57   34-45   5-8 

18

13
 
14
x 2↑ 15


16

34   15 
   10 25-34 

17 18 19 20

  
18-13 25-34  3-5  13-18 

21 22 23 24
.
25-34 ( )
13-18  8-13 ( )


25 26 27
x 3↵ 28

 48  
13-18  3  
53 

29 30 31 32


39   18-25  8-13 
13-18

33 34
x 2↑ 35
. 36

  25-33 )  
 8-13 
18-25 ( ( )

2.

Spieler C
1 2

 8-13
x 3↑

3
 4
x 5↑
5-8  13-18   45-60   

5
 6


7 8

16  25-34 ( )
45 ( )
18-25

9
 10


11 12

 33 
  18-25
2  11



13 14
 x 2↵ 15
x 2↑ 16

  18-25   25-34  
 18-25
13-18 


17 18 19 20

) 
25-34 18-25 ( 8-13 58


21 22 23
x 3↵ 24

9  25-34 
  14   13-18  
 

25 26 27 28

18-25  8-13 ( ) 13-18 13-18 

29
 
30

 56
x 3↑

31

 
32

18-25 25 
 36


33 34 35 36

13-18 18-25  5-8 ( ) 54

Spieler D
1
 2 3  4

 
13-18 52  21 25-34 


5 6 7
 8

 35  
 6 
8-13 46
 

9 10 11 12

 1-3 
5-8  1-3  27 

13
x 5↵ 14

15 16

  8-13  18-25  13-18 18-25 
1.

2.
5.

17 18 19 20

12 

18-25 5-8  34-45


21 22
x 2↑ 23 24

8-13 
 5-8  13-18 
13-18 

25

26 27 28
x 3↑
8-13  29 ( )
13-18 ( )  31  

29
x 2↑ 30 31 32

  8-13   1-3  5-8  44 

1.
2.

33 34
.
35

 37 
x 2↑
 
36

8-13 ( ) ( ) 
 13-18 

Spieler E

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