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But17 Manifest
But17 Manifest
Notwendige Rahmenbedingungen nachhaltiger Dieses Manifest richtet sich an: die Entscheidungsträger*innen
theaterpädagogischer Arbeit im Überblick aller institutioneller und politischer Ebenen, an Führungskräfte in
Wirtschaft und Verwaltung ebenso wie an kommunale, regionale
Öffentliche Wahrnehmung und föderale, nationale und europäische Entscheidungsgremien
In der öffentlichen Wahrnehmung gilt theaterpädagogische Arbeit und soll als Leitfaden für die Einrichtung neuer Projekte und Ins-
als künstlerisch und sozial zugleich. Sie führt zu eigenständigen titutionen wie auch für die institutionelle Förderung im Bereich
Formen künstlerischer Produktion. kultureller Bildung angewandt werden.
Theaterpädagogische Träger brauchen feste und fachlich qualifi- Teamstrukturen und Institutionen
zierte Ansprechpartner*innen in den jeweiligen Finanzstrukturen Eine öffentliche Theatervorstellung kann nicht von der theaterpä-
der kulturellen Bildung im Zusammenspiel sozialer und kulturel- dagogischen Leitung alleine produziert werden. Weitere Personen
ler Zuständigkeiten. für eine kontinuierliche und verantwortliche Projektbegleitung
sind einzubinden und zu finanzieren. Wünschenswert sind Pro-
Theaterpädagogische Projekte sind mit Sachmitteln für Raum- duktionsteams, die — wie an Theatern üblich — aus verschiedenen
miete, Technik, Bühne, Kostüme und Öffentlichkeitsarbeit sowie Fachleuten bestehen. Theaterpädagogische Projekte müssen in
mit Honorarmitteln für weitere Mitarbeiter*innen auszustatten. die Alltagsstruktur der jeweiligen Institution auf Augenhöhe
eingebunden sein und zugleich die hier beschriebenen flexib-
Mindestens 5 % einer Projektfördersumme sollten für den Aus- len Rahmenbedingungen erhalten. Die Zusammenarbeit zwischen
bau und Erhalt der theaterpädagogischen Infrastruktur eingesetzt Künstler*innen aller Bereiche mit Bildungseinrichtungen sollte
werden können, wie beispielsweise Ton- oder Lichtanlagen, die kontinuierlich gefördert werden.
auch nach Beendigung eines Projektes für die weitere theater-
pädagogische Arbeit genutzt werden können. Die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung
Förderung theaterpädagogischer Verbände und Einrichtungen auf Theaterpädagogik ist eine eigenständige wissenschaftliche Dis-
kommunaler, Landes-, Bundes- und europäischer Ebene sind für ziplin mit dezidierter theaterpädagogischer Forschung und der
eine nachhaltige Angebotsstruktur unabdingbar. entsprechenden Akzeptanz im geistes- und sozialwissenschaft-
lichen Kontext.
Räume
Theaterpädagogische Fachräume sind in allen Institutionen der Theaterpädagogische Arbeit braucht eine gute und zertifizierte
kulturellen Bildung, in Kindergärten, Schulen und Hochschulen Aus- und Weiterbildung. Dafür sind an Hochschulen und bei freien
unbedingt notwendig. Dabei ist zwischen Probenraum und Auf- Trägern flächendeckend miteinander vergleichbare Grundlagen-
führungsort zu unterscheiden. ausbildungen einzurichten, die als Voraussetzung für qualifizierte
theaterpädagogische Arbeit in allen Arbeitsbereichen Bestand
Der Probenraum ist als Freiraum sauber, außer minimaler Grund- haben.
ausstattung (Sitzgelegenheiten, Schränke) möglichst leer und
variabel, er eignet sich für Bewegung im Raum und am Boden Grundbestandteile jeder theaterpädagogischen Aus- und Weiter-
und ermöglicht eine angenehme und geschützte Atmosphäre. Er bildung sind die produktive Verbindung von Theorie und Praxis
bietet den Teilnehmenden eine projektbezogene, selbstbestimmte in den Bereichen Theater und Pädagogik, theaterpädagogische
Gestaltung und Nutzung. Methoden für die Arbeit mit Gruppen, Basiswissen in Kultur- und
Projektmanagement, Dialog- und Beziehungsgestaltung, Selbst-
Der Aufführungsort verfügt über eine einfach zu bedienende tech- reflexion sowie eigene künstlerische und pädagogische Praxis
nische Ausstattung in Licht und Ton. Diese muss von verantwort- und Haltung.
lichen und fachkundigen Personen betreut und gewartet werden.
Der Aufführungsort ist zu verdunkeln und ermöglicht eine variable Wir brauchen eine kontinuierliche Förderung, Evaluierung und Ver-
künstlerische Nutzung. Zur Aufbewahrung von Arbeitsmaterialien netzung der Ausbildungsträger. Notwendig ist ein regelmäßiger
(Bühnenbild, Kostüme und Requisiten) wird ein zusätzlicher Austausch sowie die verstärkte Kooperation und gegenseitige
Lagerraum benötigt. Kooperationen der Projekte kultureller Bil- Ergänzung zwischen Hochschulen und Aus- und Weiterbildungs-
dung mit Aufführungsorten der Theater sind notwendig. bildungsinstituten freier Träger. Dazu gehört auch der Ausbau
theaterpädagogischer Forschung, die Aufnahme theaterpäda
Eigenständige öffentliche theaterpädagogische Spielstätten sind gogischer Module in die Lehrer*innen-, Sozialarbeiter*innen-
zu fördern und auszubauen. und Erzieher*innenausbildung, die Förderung und der Aufbau von
Modulen der Aus- und Weiterbildung für bestimmte Themenfelder
und Angebote zur Spezialisierung innerhalb des Berufsfeldes.
Wir fordern die flächendeckende, zertifizierte und qualifizierte Erstunterzeichner * innen
Ausbildung von Theaterlehrer*innen und Theaterpädagog*innen
sowie die Arbeitsmöglichkeit an Schulen für zertifizierte Thea- ASSITEJ e.V. Bundesrepublik Deutschland
terpädagog*innen. Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Vorsitzender
Bund Deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT)
Standorte Berlin, Simon Isser, Präsident
Theaterpädagogik muss zum kontinuierlichen Bestandteil des Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Spiel & Theater
Angebotes von Stadtteil- bzw. soziokulturellen Zentren wie auch Hannover, Prof. Dr. Norma Köhler, 1. Vorsitzende
von öffentlichen Theatern, Museen, Kitas, Schulen und Hochschulen Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK)
gehören. Theaterpädagog*innen an Theatern stellen künstlerisch- Berlin, Janina Benduski, 1. Vorsitzende
pädagogische Projekte in das Zentrum ihrer Tätigkeit und sollten Bundesverband Theater in Schulen (BVTS)
Teil der künstlerischen Abteilungen innerhalb der Gesamtplanung Nürnberg, Gunter Mieruch, Ulrike Mönch-Heinz (Doppelspitze)
sein. Strukturen für Vernetzung und Austausch von Kulturschaf- Bundesverband Theaterpädagogik e.V. (BuT)
fenden werden erhalten und ausgebaut. Notwendig ist eine inter- Köln, Lutz Pickardt, 1. Vorsitzender
nationale und interdisziplinäre Vernetzung zwischen Institutionen Gesellschaft für Theaterpädagogik (GTP)
und Akteur*innen wie bei Theater-Sommercamps, theaterpädago Hannover, Prof. Dr. Florian Vaßen
gischen Festivals und Fachtagungen. Wir brauchen Kooperations- Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der
verträge der Städte mit ihren kulturellen Institutionen und Ein- Bundesrepublik Deutschland
zelpersonen, eine Stärkung der Angebote in strukturschwachen Frankfurt/M, Prof. Dr. Gerd Taube, Leiter
Regionen, insbesondere durch die Förderung freier Theater und
theaterpädagogischer Zentren. Unser gemeinsames Ziel: Theater Redaktion
für alle. Theater mit allen. Lorenz Hippe (Mitglied im erweiterten Vorstand Bundesverband
Theaterpädagogik e.V.) und Claudia Rudolph (Leitung Qualifikation
Theaterpädagogik, Ev. Hochschule Berlin)
Wir fordern, dass die Kultur-, Jugend-, Familien- und Bildungs
politik Theaterpädagogik als integralen Bestandteil ihrer
Aktivitäten begreift und so auch strukturell und nachhaltig
verlässlich mit einbezieht.
Politik muss sich auf allen Ebenen für den Aufbau, Ausbau
und Erhalt einer nachhaltigen theaterpädagogischen Infra-
struktur einsetzen, sowohl in der Projektförderung wie auch
in einer kontinuierlichen strukturellen Förderung.
BUNDESVERBAND
THEATERPÄDAGOGIK