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Die Sintflut

und Hörbigers Welteislehre


Don

Hanns Fischer

Mit 65 Abbildungen im Text und 12 Tafeln

Sechste Auflage. 18.—22. Tausend

v.H ases-Koehler/Verlag/ Leipzig


Umschlaggestaltung von Drwald Weise, Leipzig
Copyright 1924 by R. voigtländers Verlag, Leipzig

Druck von Lreitkopf L härte! in Leipzig


Die Sintflut
und Hörbigers Welteislehre
Dies Buch erschien bisher unter dem Titel:
„Weltwenden". Die großen Zluten in Sage und Wirklichkeit
Vorwort zur sechsten Auflage
(^^ie neue Auslage ist ein unveränderter Abdruck der fünften. Nur
<E^die' Anmerkungen sind ergänzt. Dort findet man auch eine Be­
richtigung der auf Seite 189 dieses Buches enthaltenen Deutung der
in Sibirien eingefrorenen Mammute. Ich bitte daher, die entsprechende
Anmerkung 39 s nachzulesen.
hechendorf (Vbb.) am Pilsensee hanns Zischer

Vorwort zur zweiten Auflage


(^^aß sie auch dem Menschen etwas zu sagen hätten..
c^/viese Hoffnung sprach ich aus, als die „Meltwenden" vor einem
reichlichen halben Jahre zum erstenmal Hinausgingen.
heute weiß ich es: Das Buch hat in dem erwarteten Sinne ge­
wirkt. Tausende hat es zur Welteislehre geführt und zahlreiche
Briefe haben Zeugnis abgelegt, wie allgemein die neuen Gedanken
als erlösendes Weltbild empfunden werden,- als eine Lntjochung vom
Zwange jahrhundertealter Irrtümer.
wer die Welteislehre kennt, nicht wer sie ohne jede oder nur
mit geringer Kenntnis ablehnt, weiß, daß mit ihr die Zrühahnung
eines kommenden Kulturtages angebrochen ist.
vielen ist diese Erkenntnis zur Gewißheit geworden,- schon aus
dem wenigen, was ich hier an Lebenswahrheiten aus den Schicksalen
der Menschheit schöpfte, als ersten Niederschlag einer auf hanns
hörbigers gewaltiger Lehre fußenden und von ihren Einsichten ge­
weiteten Weltanschauung.
Die sich öffnenden unerwarteten Zernsichten lassen uns einmal
Einblicke gewinnen,welchehörbigers bahnbrechende Gedanken in die
Tiefen fernster Vergangenheit tun lassen, und zum andern, schwer­
wiegender für uns noch, Erkenntnisse, die aus der möglich gewordenen
Voraussicht in kommende Schicksalswenden fließen, wertvoll hier:
Die Erkenntnis der Unabhängigkeit! Und möglich jetzt: Mit dieser
VI Vorwort.

Gegebenheit des Lrkennens in höchster Würdigung menschlichen


Geistes ein inneres und äußeres Sichwappnen, das nicht nur zuge­
lassen, sondern als naturgegebene Sittlichkeit von uns gefordert wird.
Gar mancher hat gemerkt, daß hier von mehr gesprochen wurde,
als in diesen Blattern gesagt werden konnte. Klar steht aber vor jeder­
manns Kuge, die Abhängigkeit des Lebens und aller Kultur vom
Kosmos.
Das ist es, was die „Weltwenden" dem Menschen;» sagen haben.
Im übrigen ist ja in diesem Luche das gesamte Gebiet der Flut-
sagen nicht nur in überraschender Weise erschlossen, sondern darüber
hinaus sind die Wege angedeutet, die sich auf Grund der neuen Er­
gebnisse dem Lebensforscher, dem Geologen, Geographen, dem
Prähistoriker und Paläontologen, dem Astronomen, dem Kunstfreund
und dem Rassenforscher, kurzum allen jenen öffnen, die sich mit dem
Schicksal des Lebens und seinem von den Weltgesehen abhängigen Sein
und dessen Äußerungen als Fachleute oder Liebhaber befassen.
vas Äufdecken der wahren Ursachen jener rätselhaften Über­
lieferungen bringt also ganz unerwartete Ausbeuten mit sich,- in einer
solchen Fülle, daß es scheinen könnte, als sei der Einbildungskraft ein
erheblicher Raum zugebilligt worden. Ls ist aber nur das Neue, das
in seiner überreichen Fülle zu dieser Annahme verleiten könnte. Ich
bin im Gegenteil bestrebt gewesen, mich ganz streng an die Tatsachen
zu halten und dem Sonderforscher die Verfolgung der Linzelwege
zu überlassen. In der Neuauflage habe ich neben einzelnen kleinen
Streichungen wesentliche Erweiterungen vorgenommen, zu deren
wichtigsten ich die Berücksichtigung der sehr wertvollen Sagen der
Juden rechne.
Möge darum dieses Luch in seiner vertieften und erweiterten
Form auch fürderhin den Weg bereiten.
Diese Zeilen kann ich aber nicht schließen, ohne der fast väterlichen
Sorge zu gedenken, mit der hanns hörbiger, der greise Meister,
in nimmerruhender Hilfsbereitschaft diesem Werke und mir mit Rat
und Tat zur Seite stand.
Die zahlreichen Freunde unserer Bestrebungen, die mir vielfache
Anregung gaben, mögen gleichfalls meines Dankes sicher sein.
hildesheim-Moritzberg
hanns Fischer.
Anhalt.
Seit«

Vorwort................................................................................ V
Wirrnis ............................................................................. 1
Im indischen vjangel. — vie bengalische Überschwemmung. —
Urahnes Erzählung. — Ver chinesische Bericht. — Bericht und Sage.
— Vom Standpunkt des Erklärers. — Unzulängliche Erklärungen.
— Oas Alter der Kulturgeschichte. — vie Menschen vor fünfzehn­
und achtzigtausend Jahren. — vie Verbreitung der Zlutberichte. —
Mittelafrika und die Sintflut. — Sueß und die Zlutsagen. — Bibel
und Babel. — Einfluß der Mission. — Vögel und Seeschiffahrt der
Urvölker. — ver Noah der Sagen. — vom ursprünglichen Inhalt der
Sagen. — warum ward nur die Wassersnot überliefert? — von der
verquickung und Kufpfropfung der Berichte. — Europäische Sagen.
— vie Zlutsage der Zinnen. — vie Sage der Hellenen. — Afrika,
seine fehlenden und vorhandenen Berichte. — vie ägyptische Sage.
— vie Sage der Hereros. — Australien und die Südsee. — ver Bericht
der Gesellschaftsinscln. — Amerika und sein Sagenreichtum. — ver
Zlutbericht oer Tjchiglit. — Vie Eskimo der prince-of-wales-halb-
insel. — vie Bilderschrift der Klgonquins. — ver Bericht der Knistino-
Indianer. — vie nnttelamerikanischen Zlutsagen. — vie Überliefe­
rung der Peruaner. — Ver Rechenmeister und die Zlutsagen. —
Rudolf Zalb und sein Bericht. — Aus Alexander von Humboldts
Tagebuch. — vas Große Wasser der Indianer-Vorfahren. — vie
natürlichen wassermarken in 3000 m höbe. — Vas Geheimnis des
Jnkareiches. — vie Zlutsage der Makusi-Indiancr. — vie Überein­
stimmung mit der Hellenen-Sage. — vie Überlieferung der Maipuri-
Indianer. — platos Schilderung des Atlantis-Unterganges. — Vie
beiden Sintflut-Berichte der Bibel. — vie wichtigsten Verse der
Priesterhandschrift. — Vie keillchriftenkrankheit. — vie Schluß­
folgerungen von Sueß. — ver Tierkreis. — vas Gilgamesch-Epos.
— Kurt Aram und das Zlutproblem. — Gründe gegen Sueß. —
vie drei Sagen vom Untergang während eines Tages. — vie Auf­
teilung der Zlutsagen. — vie Überlieferung der Lhibchas. — Vie
mondlose Zeit in der Offenbarung Johannis. — vie vormond-
menschen. — Neue Aussichten.

Entwirrung ...................................................................... 26
von Hieroglyphen und Geheimschriften. — hörbigers Frage­
stellung. — hieroglyphenschicksal. — von der Welteislehre. —
Unsere Sonnenwelt zur Zeit des Tertiärschichtenbaues. — ver wider­
stand im Sternenraum. — Unsere Sonnenwelt gegen Ende der
proselenenzeit. — Wasserstoff im Weltraum. — vie Zolgen des
Gaswiderstandes. — vie letzte Zeit der Selbständigkeit Lunas. —
VIII Inhalt.

Seite
Folgerungen des Weltraum-Wasserstoffes. — vie Monde der Erde.
— vie Folgen der Mondnäherung. — ver Einfang unseres heutigen
Mondes. — von -er Weltercharmonie. — Ver nähertommende
Mond. — Fluten, die den Himalaja überbrausen. — Mondes»
fluten. — ver wasservorrot der Erde. — Getrennte Flutberge. —
ver Mond kurz vor dem eintägigen Monat. — vie verankerten Flut­
berg«. — ver Blick in die Zukunft. — vom Aufbau der Erde. — Form­
änderungen der Erde. — vie Lrdx als Hühnerei. — vie Eiszeit.
— vie wandernden Flutberge. — vom Lau des Mondes. — vie
zweite Lürtelhochslut. — Auflösung des Mondes. — vie Sintflut.
— Bewegungen der festen, flüssigen und gasförmigen Schichten.
— von der Welteislehre und ihren Gegnern. — vas verlorene Para­
dies. — Nochmals der Mondeinfang. — Entwirrung der Lagen.
vie Sprache der Erde............................................ 56
von den drei großen Fluten jeder Mondzeit. — Durchprüfung
der einzelnen Berichte. — ver finnische Bericht. — Ein indisches
Erlebnis. — von der Relativität des Erkennen;. — von der Mond­
auflösung. — ver Eis- und Meteoreinschuß in den irdischen Lust­
mantel. — ver australische Bericht. — ver Bericht der Tschiglit-Es-
kimo. — vie Gründe der außerordentlichen Wärme. — weitere
Prüfungen der Flutsagen. — vie Überlieferung der prince-of-wales-
halbinsel. — ver Bericht der Rnistino-Indianer, der Makusi- und
Maipuri-Indianer. — ver Mond kurz vor der Sintflut. — Vor­
sintflutliche Sonnen- und Mondfinsternisse. — vie beginnende Mond­
auflösung. — wolkenbrüche, Gewitter, Eis-und Stein-Hagel.—Sueß
und die babylonische Sage. — von der Sintflut. —Ver abweichende
Zustand, die große Ebbe in den Tropen. — Berichte von Humboldt
uno Falb. — vas Große Wasser der Indianer-Vorväter. — Vie
Rulturfunde aus dieser Zeit. — vas Rätsel der Inkabauten. —
Gürtelbochflut als Sintflutbehälter. — Rafsefluten und Erdbaufluten.
— Folgen der Sintflut. — Atlantis, Dsterinselreich, Lemurien
tauchen auf. — vie mondlose Zeit. — ver Einfang unseres heutigen
Mondes. — Atlantis-Untergang. — ver siedende Mond. — Platos
Atlantisbericht und der Mondeinfang. — Alle Mondeinfang-
Sagen stammen aus südlichen Breiten. — Andrer und die mittelameri-
kanischen Flutberichte. — Sage der Lhibchas. — vie afrikanischen
Sagen. — Erprobung weiterer Zusammenhänge. — ver herero-
Lericht. — Banse und die natürlichen Erdteile. — Atlantis von
Nordoölkern bewohnt. — Endgültige Entwirrung der Lagen. — Aus
polynesischer Urzeit. — Zeichen der Mondauflösung. — ver Löß und
seine Mondherkunst, — vie Lößgebiete von Lhina, Ungarn und am
Rhein. — v. Richthofens Hypothese. — Hans Pohligs Anschauung. —
Vie Entstehung der Haarröhrchen. — Glasmeteoriten und Metallberge
alsMondbruchstücke.- Bölsches Feststellung. - LateritbodenundLisen-
berge.—Elba und das Eisenerz von Steiermark. — Tropen und Pol« zur
mondlosen Zeit. — Steinerne Kronzeugen. — Strandlinien in
Inhalt.IX

Seit«
1V0V m Höhe in den Polargeyenden. — Strandlinien in den Tropen
unter dem heutigen Meeresspiegel. — Der Kongo mit seinem
unterseeischen Fjord. — Unterseeische Gerinne als Beweise. —
Sueß hält die bisherigen Erklärungen für unzureichend. — Sein
Seherblick. — was er fordert, deckt die Welteislehre als zutreffend
aus. — vie Flutsagen fußen auf Tatsachen. — vie Wohngebiete der
Erde kurz vor Sintflutveginn. — vie Lösungskraft der Welteislehre.
— vie Vertiefung des Weltbildes.
Urberichte der Menschheit............................................................98
wie man ins Innere des Mondes blickt. — ver doppelte Mond­
hagel. — ver Mondlötz als Färbemittel. — vie XI. Tafel der Assur-
Vanipal-Bibliothek. — Vom Schlamm- und Lehmregen. — vie
Schöpfungssage der Lebetartaren. — vie Verdeutschung der Keil­
schrift durch Hermann Schneider. — Oer ägyptische Bericht. —
Schneiders unzulängliche Folgerungen. — ver Bericht der Edda.
— vie gefärbte Flut als Folge der Mondauflösung. — Vie persische
Sage vom großen Winter. — Lueß und die Auswieglungsschriften.
— Johannes Riem und seine gegen Sueß gerichtete Anschauung.
— vie Eigenart der Welteislehre. — vie Bibel als Quellen­
schrift. — vie Aufhellung dunkler Stellen der Offenbarung. —
Einwände und Widerlegungen. — vie naturwissenschaftliche Prüfung
der Offenbarung. — von der unmittelbar vorsintflutlichen Zeit.
— Beginn der Mondauflösung. — ver dauernde West-Gst-Drian.
— ver endlose Sternschnuppenfall. — vie vsrdu.rklung der Sonne.
— vie Verfärbung des Mondes. — Erdbeben und seine Ursachen.
— vie Ursachen der Kesselexplosionen. — Siedeverzug und Zurück­
setzung. — Vie Entstehung der Gewitterelektrizität. — Das Geheimnis
des Hagels. — vie Gürtelhochflut beginnt au; den Ufern zu treten.
— Beginn des Großen Hagels. — Einschuß gefrorener Lehm­
brocken. — Färbung der Wolkenbruchwässer. — Ein Blick auf den
Mond. — ver Übergang vom Lis- in den Stein- und Lisenschlacken-
hagel. — ver brennende Stern. — vie Stimmen vom Himmel.
— Angliederung der Mondkerntrümmer an die Erde. — Vas große
Erdbeben als Folge. — ver Große Hagel. — vie mechanischen
Grundlagen der Mondauflösung. — vie Einzelheiten der Mond­
auflösung. — vie Bildung der zwei Hagelringe. — Bildhafte Dar­
stellung der beiden Ringe. — vie Richtigkeit des Johannes-
Berichtes über die zwei Hagelzeiten. — vie Mondauflösung in vollem
Gange. — Eintritt der mondlosen Zeit. — Unterschied zwischen
Offenbarung und mosaischem Bericht. — Sueß' mutmaßliche
Gründe. —Stanleys Bericht. — Legende van Uganda. — vie Mond-
Berge. — vas „Gläserne Meer". — vie Menschen vor Sintflut­
beginn. — vie abenteuerlichsten und sinnlosesten Verse der Offen­
barung. — ver rote Drache mit dem Schweif. — Seine Wetter­
beeinflussung. — Das Schauspiel des Mond-Schweifsterns. — Der
Drache, das Weib und der Stern. — Übereinstimmung mit ameri-
X Inhalt.

Seit«
konischen Berichten. — ver Mühlsteinvers. — vie älteste menschliche
Überlieferung. — ver Tagmonat in Ekuador. — Vas Schauspiel
am Morgenhimmel. — von der Gläubigkeit des Lesers. — vie
Jahreszeiten und ihre Ursachen. — Aufhellung mosaischer Aus-
sprüche. — Vie Stellung der Verse in der (Offenbarung. —
Johannes ein ägyptischer Gelehrter. — vormondsorschung. —
horst Schöttler als Geschichtsforscher.
vom Sinn der Sagen.................................................................... 146
vie scharf unterscheidbaren geologischen Zeitalter. — Linfluh der
Geologie aus da; Leben. — Leben und Kosmos. — vie Monde der
Erde. — vom Antlitz der Mondzeitolter. — Umwelt und venken.—
Schrecksaurier. — Lindwurmzeit. — Wirklichkeitswcrt der Sagen.
— versinnlichung von Naturereignissen. — Bachofens Urteil. —
vacquü und Zrobenius. — Zrobenius und vacqud. — Louö. —
Neue Sagenforschung.
versunkene Welten......................................................................... 165
vas heilige Zeichen der Lrahminen. — Sternzeichen und wander-
stöcke. — Zusammenhänge zwischen Indien, Griechenland und Nom
in der Urzeit. — vas indische Zeichen als Weihemal des Poseidon.
Atlantis das Reich des Poseidon. — vas Zeichen als Wegweiser.
— vas Alter des Zeichens. — Dreizack, päpstliche Tiara und Herrscher-
stäbe. — ver fahrende Poseidon. — Vie Erfindung des Kriegs -
Wagens. — Pferdeopfer in der Urzeit. — woher die Abneigung
gegen Pferdefleisch stammt. — kus platos Atlantisbericht. —
vie Ansicht der deutschen Gelehrten unhaltbar. — Gegenteilige
französische Anschauungen. — Platos Bericht kein vichtwerk. —
Atlantiskultur. — vie Zähmung der Haustiere. — Züchtung der Nutz­
pflanzen. — Vas Rätsel der Banane. — Unsere Kultur ist Atlantis­
kultur. — Paul Rohrbach und seine Anschauung über die Züch­
tung des Rindes. — Pflanzen- und Tierahnlichkeiten in Europa,
Afrika und Vstamerika. — Der Kulturgarten der Gegenwart.
— vie Tochterländer von Atlantis. — vas Schicksal des Nilschlüssels.
Vie Verbreitung des Schleifenkreuzes. — vie Pyramiden diesseits
und jenseits des Atlantischen (Ozeans. — Vas Geheimnis der Pyra­
miden. — Sprachübereinstimmungen zwischen Amerika, Europa,
Asien und Afrika. — ver Auch des fremden Blutes. — vie Heimat
des Glückes. — Zusammenhang zwischen Lemurien, Atlantis und
Gsterinsel. — Kulturrätsel der (vsterinsel. — wann bestand das
Dsterinselreich? — vie Bilderschrift. — vie Ursachen der Lrd- und
Seebeben. — Innerirdische Siedeverzüge. — von der Entdeckung der
Erde. — Tasmanien bei der Tertiär-Gürtelhochflut. — vie Ein­
wanderung der Ur-Tiergattungen. — vas Alter des Menschen­
geschlechtes in Tasmanien. — Fluten, welche Tiere verdriften.
— vas sibirische Mammut hat nie im Norden gelebt. — Was der
vormensch von den Vorgängen wahrnahm. — ver Mond ist auch
Inhalt. XI
Seit«
heut« am Werke. — vie küstenbewegungcn Amerikas als Beweis.
— vie Ltrandlinien ohne Mond. — vie heutige Lage der Strand­
linien. — vie Ursache der verschiedenen Strandlinien in Amerika.
— vie Meeresströmungen. — vom Meister von Mauer.

vas Alter der Menschheit........................................................ 1S8


Atlantis und seine Errungenschaften. — Vie Ausgrabungen
vr. D. hausers. — Kunstleistungen des Urmenschen. — Im
VLzöre-Tal. — vas Vdzdrc-Tal während der letzten Gürtelhock-
fiut. — vie Schichtigen im Vdzdre-Tal. — Bisherige mangel­
hafte Veutungsversuche. — Vie Mondbewegung in bezug auf
die Erde. — vie Radrennbahn als Hilfsmittel. — Mondeszeiten.
— wie die Schichten entstanden. — Korngrößen- und eigengewichts»
gemäße Absetzung von Sink- und Schwimmstoffen. — ver älteste
Mensch. — Künstler der Urzeit. — Vas Alter der Vdzdre-Menschcn.
— von den Versteinerungen und ihren Vorbedingungen. — Es gibt
ältere als die Vözöre-Menschen.
vi« Geburt der Rassen............................................ 212
von der Vernichtung und dem Großen Sterben. — ver Ablauf
einer Mondzeit. — vie Neueinteilung der Welt. — Ewald Banse
und seine 15 natürlichen Erdteile. — vie biologische Folgerung dieser
Erkenntnis. — kleinere Lebensinseln. — vie Wohngebiete der Erde.
— vie mondlose Zeit vor Einfang des Mondoorgängers. —Ver ewige
Frühling. — wo liegt da; Kulturland Atlantis? vie Wohngebiete
der mondlosen Zeit. — Tertiärmond-Linfang. — Beginnende Eis­
zeit. — vie Wohngebiete der rückeilenden Gürtelhochflut. — vie
Wohngebiete während der umlaufenden Flutberge. — vie tropi­
schen Lebensinseln während des eintägigen Monats. — Um die Zeit
des eintägigen Monats. — von der mongolischen und der gelben
Rasse. — vie Rothäute und die Eskimos. — vie Germanen. —
vie Zeuerländer. — Langsanier Übergang zur Gürtelhochflut. —
höhere Breiten wieder bewohnbar. — Sintflut und Ende der
Tertiärzeit. — Mondlose Zeit und ihre Wohngebiete. — vie Eis­
zeit hat das Bleichgesicht geschaffen. — Entstehung der dunkel­
farbigen Menschen. — Germanen und Inder — nicht Indoger-
manen. — ver weg zur Geburt der Rassen.

Zufluchtstätten und Lebensfallen........................................221


wohnstätten des Menschen auch wohnstätten der Tiere. — wie
der Mensch Gemischtkostler wurde. — vie Indienststellung des Feuers.
— Tierische Massengräber ohne Menschenreste. — Tierische Lebens­
fallen. — Dhne Lis keine Versteinerungen. — Vie Natur als Lehr-
meisterin. — Oer Zahlenknecht und seine Ergebnisse. — von den
Riesensauriern. — vie Einbettung der Riesen des Meeres. —
ver Reichtum an Versteinerungen in den verschiedenen Schickten.
— Artentod und Entstehung der Arten. — ver Mond als Massen-
XII Inhalt.

r«»«
Mörder. — welteislehre und explosive Entwicklung. — vas Stich-
probenehmen während des eintägigen Monats. — vom Grosten
Sterben. — Zurückzu Euvier im Lichte der welteislehre. — vie
Ursache der Entwicklung. — vie Artenzerspaltung. — ver höhere
Zwang im Leben. — vom Niedergang des modernen Menschen. —
Such und die Transgressionen. — vie neue Deutung. — vie
Erde als Seinsstufe. — Einheit fordert Abhängigkeit.
vas Los des Lebens.................................................... . 230
von Ehrfurcht und weltgeseh. — Willkür und Zreiheit. —
Menschen- und Tierstaaten. — 3m Tempel der Natur. — vie
hundertjährigen Störungen. — Ver vorschlich des Saturns. — vie
Lahnschrumpfung als Mittel zur Altersbestimmung. — ver vor-
schlich des Mondes. — hörbiaers Werk. — Atlantis, das erste ger­
manisch« Tochterland. — Nochmals platos Bericht. — Spannungen
im Kosmos. — Unsere Einsamkeit im All. — Erden- und Planeten­
ende. — Sonnenschicksal. — ver weg zum Ausgleich — vas Los
des Lebens.
Vas Schicksal der Erde................................................................. 239
Eine Tafel der Geschehnisse von Beginn der Tertiär-Mondzeit bis
zum Erduntergang, formelhaft dargestellt.
Anmerkungen...................................................................................... 242
vie geologischen Zeitspannen auf Grund der Welt­
eislehre .................................................................................. 280
Namen-und Sachverzeichnis................................................256
Wirrnis.
I^s war um die Stunde, da der Tau fällt.
Fröstelnd hockten die Eingeborenen in Decken gehüllt enge bei­
einander, nur karg beleuchtet von den wenigen Öllampen, deren roter,
schwelender Schimmer mühsam durch beruhte Scheiben sich zwängte
und wie mit Blutflecken den Lateritboden des kümmerlichen Bahn­
steiges betupfte, diese rote Erde, nach welcher das indische Dörfchen
seinen Namen Kalimati trug. Jenseits der Geleise begann mit
strauchigem Gestrüpp und mit kaum wahrnehmbaren kärglichen
Bäumen die halbsteppe, ein lichter vjangel wie voll geschüttet mit
Gestein, unwegsam und am Tage brütend vor Glut. Jetzt aber strich
ein empfindlich kalter wind von ihm her, im nächtlichen Dufter den
nahen Morgen verkündend.
Ver flimmernde Himmel hatte sich, so schien es, in mächtigen
Höhen zart zu verschleiern begonnen und versprach baldige Nieder-
schläge, um nach den letzten unerhörten wolkenbrüchen allmählich
die Regenzeit ausklingen zu lassen. Unfreundlich blähte der wind
unsere Mäntel, und wir hatten eben, der Kühle zu begegnen, die
Kragen hochgestellt, als der Zug einlief, der mich gen Gsten nach
Kalkutta bringen sollte.
hingestreckt aus das an den Zensiern sich dehnende Polster meines
Abteils schaute ich hinaus in die Nacht. Stundenweit ging es ohne
Aufenthalt. Da stieg fast plötzlich hinter den Höhen vor uns eine
leuchtend gelbe Lohe empor, und im Nu war die Landschaft in jenes
satte und doch unbeschreiblich duftige Zrühviolett getaucht, das nur
die Tropen kennen. Aber schon übergotz die Sonne mit einer Fülle
von gleißendem Golde die weiten Gefilde, funkelte in Miriaden
kristallner Tropfen, ein Geschweige sprühender, berauschender Farben-
schönheit verschwenderisch spendend, welches, kaum geboren, wieder
erstarb und in jenem trübseligen Grau verströmte, das wie der Gegen­
sinn des Lebens ist.
Näher rückten die flachen, schleierverhangenen Höhen heran und
sperrten für kurze Zeit dir Fernen ab. Dann aber — seltsames Ge­
schehen — brauste der Zug hinaus in einen endlosen See, der das Ge­
sichtsfeld bis an den Himmelsrand zu füllen schien.
In der Ferne verlor sich einem zarten Striche gleich in den grau­
silbernen Wellen der hochgeschüttete Bahndamm. Gleitend suchte
Sischer, Sintflut 1
2 Wirrnis.

der Blick halt in der unheimlich eintönigen Veite, um schließlich auf


zahlreichen Inselchen hängen zu bleiben, die nichts waren als Baum­
kronen, palmenwedel, Hausdächer und gleich unseren heimischen Jagd-
kanzeln auf ein Stangengerüst nestartig gebaute wachthütten. va
und dort schwamm eine aufgedunsene Tierleiche; zwischen schlanken
Palmen schaukelten Gerüste, eilig gezimmert, als hätten sie verzwei­
felter Zuflucht gedient. So war es auch! vann tauchten Flöße auf
und Rähne, an den Bahndamm steuernd, dessen Löschungen eher
einem Markt glichen oder Lazar, wie der Inder mit dem auch uns
vertrauten Worte sagt, hin und wieder stieg eine flache Anhöhe aus
der Flut, aus der sich in unruhigem Gewimmel allerlei Vieh drängte,
mühsam und mit viel Geschrei von den Hirten zusammengehalten,
welche, auf zusammengekoppelten Stämmen paddelnd, besonders die
Wasserbüffel vom Lade abhielten.
vas war also kein See, das war eine riesenhafte Überschwemmung,
bereits im Abflauen begriffen, wie die Wassermarken zeigten; eine
Überschwemmung, die, wie wir hörten, gewaltig und plötzlich ein­
getreten, zahlreiche Gpfer gefordert hatte. Unerhörte Wassermassen
waren von der heiligen Ganga und dem Brahmaputra aus den
Riesenbergen des himalasa herangewälzt und über die flachen Ufer
gedrängt worden, so Gebiete überflutend, die seit Menschen­
gedenken keine Wassersnot kannten. Ein grauenvolles Verhängnis
war über das ahnungslose Land hereingebrochen, hatte Leben und
Gut vernichtet und die Gemüter vieler, vieler Menschen aufs tiefste
erschüttert.
Gewiß wird einst die Urahne bei Linbrechen der Sommernacht
am Hirtenfeuer, wenn der zarte Rauch sich kaum von der Erde hebt
und all die unter Palmen und weit auslegenden Mangobäumen trau­
lich versteckten vörflein mit verträumten, seidigen Schleiern umhängt,
gewiß wird Urahne später einmal den Enkeln von dieser schauervollen
Flut berichten. Und sie wird den Meinen erzählen, daß in jenen
Gegenden, welche die beiden Riesenflüsse speisen, Regen niedergehen,
deren Höhe oft 30— 40 Zentimeter täglich beträgt.
vas sind nach unserm Empfinden wolkenbrüche in des Wortes
wahrster Bedeutung. Aber in Urgrotzmütterchenr Geschichte würde
diese Bezeichnung schon fehlen, da in jenen bergnahen, sumpfigen,
fieberschwangeren, bambusbestandenen, dichtesten vjangeln der Regen
fast immer wolkenbruchartig fällt. Aber das besonders Furchtbare des
Bericht und Sage. Z

Ereignisses würde sie sicherlich heroorheben und auch alle seine er­
kenntlichen Ursachen klarlegen, um der Jugend in besserer Voraus­
sicht Schutz zu lehren.
Und käme eine solche ausgedehnte und plötzliche Überschwemmung
auch in tausend Jahren nicht wieder — immer würde von Mund zu
Mund dieser Bericht aus sachlichen Einzelheiten gehen; von diesem
und jenem sogar ausgezeichnet und die Zahlen der Dpfer festhaltend.
Wer da glauben wollte, daß je aus diesen Tatsachen eine geheimnis­
volle Schauergeschichte werden würde, eine Geschichte mit seltsam
rätselvollem Geschehen, eine Geschichte, die zum überlieferten Sagen-
stamm ganzer Völker gehörte, dem wage ich zu widersprechen, venn
wir besitzen auf uns gekommene Berichte, die, fast fünftausend Jahre
alt, von derartigen Ereignissen künden — nicht in übernatürlich ver­
brämten Worten, sondern in klarer sachlicher Sprache.
So heißt es vom Hohanghoflusse in Lhina, der noch heute der
Zwingherr seines Gebietes ist, daß im Jahre 2257 vor Christo: „zer­
störend in ihrem Überslietzen die Wasser der Überschwemmung waren.
In ihrer weiten Ausdehnung umfaßten sie die Berge und überdeckten
die Anhöhen, die bestürzten Völker erstarken in den Wassern".
vas ist alles andere als eine Sage, vas ist Berichterstattung,-
kühl und sachlich, erhalten durch den Wirrwarr der Jahrtausende,
vas ist ungeschminkte Wahrheit und wird sie bleiben überall dort,
wo Ursachen und Wirkung erkennbar sind. <vb es sich wie hier um
Aulen handelt, welche über die Ufer getretene Zlüsse verursachten,
ob es sich um jene Wasserhosen, jene Taifune drehen mag, welche die
Meereswogen oft beträchtliche Strecken ins Land hineinzerren, ob
ein Seebeben Springfluten über den Strand hinaufdrängt, dabei
Städte und Dörfer vernichtend, oder ob, wie es in den Alpen geschehen,
plötzlich die Barre aus Zelsen bricht, die hoch über dem Tal einen
stillen Bergsee staute, der nun vernichtend in die Tiefe braust, immer
wird hier Veranlassung zu einem Bericht, nie aber Ursache zu einer
Sage sein.
Nur die eine Möglichkeit wäre offen, und ihre Tatsächlichst ist
hundertfältig erwiesen, daß ein Dichter käme und eine Naturbegeben­
heit zum dramatischen Mittel- und Ausgangspunkt einer sittlich ge­
gründeten Dichtung machte.
vas ist auch der Fall beim Gilgamesch-Epos, dessen Schauplatz
die Euphrat- und Tigrismündung ist. vas ist Dichtung. Und es ist
1*
4 Wirrnis.

verwunderlich, daß gerade diese Schöpfung heute der Wissenschaft als


der Urgrund aller Sintflutforschung gilt.
was würden wir wohl sagen, wenn spätere Geschlechter die in
Romanform behandelten Geschehnisse des Krieges l870/7l zum
Ausgangspunkte ihrer geschichtlichen Forschungen machen würden,
statt sich nüchternerer Berichte zu bedienen!
Die Möglichkeit der Umdichtung muß also unter allen Umständen
zugetzeben werden. Aber nur in den allerseltensten Fällen wird ein
solches Werk erhalten bleiben, ganz abgesehen, daß der nüchterne
Bericht im Gegensatz zur Sage geringen Anreiz bietet, weil ihm das
Geheimnisvolle fehlt. Immerhin aber wird es möglich bleiben, aus
dichterischen Werken den wahren Kern der Ereignisse herauszuschälen,
und mögen Jahrtausende darüberliegen.
Beachten wir diese Dinge, so bleibt die Überzeugung, dah dort,
wo die Ursachen verständlich sind, kein Grund vorliegt, die Wirkungen
mit einem geheimnisreichen Mäntelchen zu behängen, denn jedermann
würde dies als Dichtung nehmen.
wenn wir also in solchen Fällen die Sagenbildung leugnen, so
wird die Frage laut werden, unter welchen Umständen ihre Ent­
stehung Aussicht aus Verwirklichung hat.
Da gibt uns die Erfahrung der letzten Jahre genügend Aufschluß;
denn wir alle wissen, wie reich in unserer Zeit, die sich auf ihr kühles,
wissenschaftlich geschultes Denken nicht genug zugute tun kann, wie
in den bitteren und immer nur halblichten Jahren des Krieges die
Sage üppig wucherte und wuchern mußte, denn — und damit halten
wir die Lösung der Frage in Händen — denn oft waren die Ursachen
einer Erscheinung verdunkelt, und reich und üppig schoß die Erfindungs­
und Einbildungskraft ins Kraut.
Vas also ist es: Erhellung und Erkennen von Ursache und Wirkung
veranlassen den Bericht; Verdunklung oder halberkennen bedingen
die Entstehung der Sage.
Damit ist ein Standpunkt gewonnen, der meines Wissens bisher
für die Betrachtung der großen Flutsagen ebenso neuartig ist, wie er
verspricht, dieses uralte Rätsel lösen zu helfen^. Denn er bringt uns
eine handlungs- und Letrachtungsfteiheit, die uns völlig unvor­
eingenommen den wunderbaren Überlieferungen entgegentreten läßt.
Nicht immer ist dies bei den bisherigen Erklärungsversuchen der
Fall gewesen.
Unzulängliche Erklärungen. 5

Betrachten wir aus der Zahl der verschiedenartigsten Zlutsagen


und Berichte allein die Sintflutgeschichte der Bibel.
vie einen, die sich starr an das Wort der heiligen Schrift klammern,
versuchen um jeden preis die Richtigkeit der biblischen Überlieferung
zu beweisen.
vas Gegenteil taten die Nraststoffler, die wunderlosen. Für
sie war schon das göttliche mit der Sintflut verbundene Strafgericht
Grund genug, die Überlieferung als priesterliche Zabel zu verdammen.
vann kamen die Erfahrungsgenauen, die Exakten, die Objektiven.
Auch sie bewiesen, und sie kamen zu dem Ergebnis, daß es sich un-
bestrittenermaßen um örtliche Vernichtung handele, hervorgerufen
durch ein Erdbeben im persischen Golf, dem gleichzeitig ein Zgklon,
ein Wirbelwind beigesellt war, so datz mit doppelter Rraft die Wasser­
massen über die Mündungsgebiete des Euphrat und Tigris vom Meere
aus hereingedrängt wurden.
vas klingt gewiß sehr befriedigend. Trotzdem aber hat es bis
zur Gegenwart nicht an Stimmen gefehlt, welche in der Sintflut
immer noch ein ungelöstes Rätsel erblickten, ohne in der Lage zu sein,
eine einwandfreie Erklärung an Stelle der obigen zu setzen.
Wir könnten demnach uns beruhigt der erwähnten Deutung
hingeben, wenn nicht außer dem babylonischen und mosaischen Zlut-
bericht sich die Erinnerung an eine ungeheure Wassersnot über die
ganze Erde hin erhalten hätte.
Schon jetzt scheint es nicht angängig, sich der Überzeugung anzu-
schließen, daß es gerade Überflutungen waren, die, auf geringe ört­
liche Ausdehnung beschränkt, sich allein bis heute in der Erinnerung
der allerverschiedensten Völkerschaften erhalten haben sollen, venken
wir selbst daran, daß ausnahmsweise an einigen Stellen unseres
Heimatsterns außergewöhnliche und überwältigende Zluten statt-
gefunden hätten, und geben wir zu, daß hier und da Nachbarn von
diesen Ereignissen, von örtlicher Verwüstung durch Seebeben oder
ähnlichen Ursachen, Att genommen hätten, so darf doch wohl die
Anteilnahme des Menschen um ein beträchtliches überschätzt werden,
wenn man an eine Verbreitung der Schreckensnachricht rund um
den Erdball glauben wollte. Auch wenn wir große Völkerwande­
rungen in der Urzeit voraussetzen wollten, wäre die Verbreitung
und über Jahrtausende sich erhaltende Überlieferung einer ört­
lichen Überschwemmung nicht glaubhaft, vazu kommt, daß diese
6 Wirrnis.

fraglichen Ereignisse lange vor unserer eigenen Zeitrechnung an-


zusetzen sind.
Überall drängen die Befunde der neueren Forschung zu der Über­
zeugung, daß der Beginn einer Kulturgeschichte der Menschheit um
viele Jahrzehntausende zurückverlegt werden muß. Sehr schwer­
wiegende Gründe bestehen für die Annahme, daß jene Völker eine
bedeutsame Kulturhöhe besessen haben, deren Dasein scheinbar in
völligem Dunkel der Urzeit liegt.
Im Laufe unserer Betrachtungen werden wir noch darauf zurück­
kommen und zu zeigen versuchen, daß jene Menschen, die vor mehr
als 15000 Jahren lebten, eine staunenswerte Höhe erreicht hatten.
Ja wir werden noch weiter zurückgreifen können, und es wird deutlich
werden, daß schon vor etwa 80000 Jahren eine bedeutsame Kultur
geherrscht haben muß.
Aber gerade diese Tatsachen sind ein Grund mehr, an einem Zest-
wurzeln des Berichtes über ein Seebeben im persischen Golf zu zweifeln.
Und dann ein weiteres. Man muß unter sogenannten wilden
Völkern gelebt haben (G, daß doch der überhebliche Europäer diesen
Begriff in die Rumpelkammer würfe!), um die außergewöhnliche
Vertrautheit dieser Menschen mit der Natur zu kennen, sie zu be­
wundern und nicht zu meinen, daß diesen Leuten ein Wirbelwind,
selbst in Gemeinschaft mit einem Erdbeben, Veranlassung geben würde,
in seltsam gehaltenen, rätselreichen und durchgängig sagenhaften
Überlieferungen der Sintflut als eines geradezu einzigartigen, über
Jahrzehntausende vererbten Geschehnisses zu gedenken. In mehr als
sechzig Überlieferungen ist die Sintflut unter allen Volksstämmen der
Erde erhalten mit einziger Ausnahme der Urbewohner Afrikas und
einiger Teile Nordostasiens.
Gewiß wird es schwer, sich vorzustellen, daß nicht örtliche Er­
scheinungen es waren, die Veranlassung zu den Sagen gaben, hieße
es nicht einen Wunderglauben predigen, wollte man von einer
gemeinsamen Überschwemmung der Erde reden?
Schon die Tatsache, daß dem reichen Sagen- und Märchenschatz
der Neger Afrikas der Zlutbericht mangelt, muß doch ebenfalls gegen
eine allgemeine Verwüstung sprechen.
Aber gerade an diesem Punkte werden wir später einzusetzen
vermögen und zeigen können, daß auf dem gewaltigen mittelafri-
kanischen Landgebiete niemals jene Zlut auftreten konnte, deren alle
Sueh und die Zlutsagen. 7

anderen bis auf unsere Tage gekommenen Nachrichten ihre Ent­


stehung verdanken.
Naturgemäß ist uns von allen Überlieferungen die biblische Sint­
flutsage am geläufigsten. Ohne Zweifel trägt sie das Gepräge einer
Sage. Trotzdem hält man diesen Bericht für den besten und aus­
führlichsten. Überdies ist er besonders kühl gehalten. Und das ist
verständlich, denn die blühende Einbildungskraft der Waten fehlt
den Juden, deren wohl immer bewegte uralte Schicksalsgeschichte,
aus ihren Anlagen bedingt, mehr den verstand als Kampfmittel
benötigte und ausbildete, als die Gabe dichterischer unmittelbarer
Einbildungskraft (vergl. S. 142).
ver mosaische Bericht würde diesen unzweideutigen Stempel der
Sage nicht aufweisen, wenn es sich um ein Ereignis gehandelt hätte,
das bei aller Plötzlichkeit, Furchtbarkeit und Riesenhaftigkeit einem
Erdbeben, einer Wasserhose oder beiden zusammen sein Auftreten zu
verdanken gehabt hätte, kein noch so kindhastes Naturvolk würde
hier eine Überlieferung geschmiedet haben, aus der nicht auch heute
noch der wahre Gehalt ohne sonderliche Mühe herauszulesen wäre.
Es ändert nichts daran, wenn heute verschiedentlich die Über­
zeugung vertreten wird, daß die biblische Überlieferung von den
Assgrern entlehnt worden sei. Bewiesen ist das noch nicht. Und wäre
es bewiesen, so würde das an der eben aufgestellten Behauptung nichts
zu ändern vermögen, denn seit Jahrhunderten zerbricht man sich die
köpfe und versucht, Erklärungen zu finden, weil es unmöglich scheint,
dem Grunde dieser großen Vernichtung auf die Spur zu kommen.
Unser Blick ist schon freier. Wir sehen schon weiter. Denn die
sagenhafte Form deutet auf einen bestimmten und klaren Weg;
zwingt uns zu einem Schlüsse, zu einer Erkenntnis, die sich als un-
gemein fruchtbar erweisen wird; sagt sie uns doch mit aller wünschens­
werten Klarheit, daß Veranlassung zu dieser Sage nur und einzig nur
ein Ereignis gewesen sein kann, das in seinem Geschehen, in seinen
Ursachen dunkel blieb; ein Ereignis, das, nicht örtlichen Ursprunges,
winzige Flächen der damals noch wahrscheinlich getrennten Luphrat-
und Tigrismündungen heimsuchte, sondern wir erkennen, daß hier
etwas vorhanden gewesen sein muß, dessen Ursachen unverständlich
geblieben, mehr oder weniger alle bewohnten Gebiete der Erde mit
Schrecken, Angst, Not, Tual und Tod überraschte.
Es liegt uns aber nicht daran, den mosaischen Flutbericht, wie
8 Wirrnis.

das bisher meist geschehen ist, zum Ausgangspunkt unserer Betrach­


tungen zu machen, auch nicht den assyrischen, der heute nach dem
Vorgang des berühmten Sueh als der Sintflutbericht schlechthin gilt,
und der doch klar und deutlich sich als Umdichtung einer allerdings
überlieferten Sage erweist, sondern wir wollen uns aus der Fülle
der Berichte einigen weit auseinander gelegenen Überlieferungen
widmen, deren Wichtigkeit uns bald klar werden wird, und die uns
nachdenklich stimmen müssen, trotz des merkwürdigen Urteils jenes
eben genannten Gelehrten, daß sie für die Aufhellung des Sintflut­
geheimnisses bedeutungslos seien.
Doch einiges mag noch im voraus gesagt werden. Seit der Auf­
deckung der chaldäischen Reilschristentafeln hat geradezu eine Sucht
Platz gegriffen, alle mit ähnlich klingenden Einzelheiten behafteten Be­
richte als von der assyrischen Sage beeinflußt anzunehmen. vas geht
aber keinesfalls an, denn in letzter Zeit haben sich gewichtige Stimmen
erhoben, welche die Bedeutung des babylonischen Rultureinflusses in
sehr wesentlichen Fällen, wenn nicht leugnen, so doch arg einschränken.
Noch ein anderer Gesichtspunkt ist zu berücksichtigen, wenn wirklich
die verschiedensten Zlutberichte eine gewisse innere Übereinstimmung
zeigen, so ist das doch nur natürlich. Ein gegenteiliger Befund
müßte geradezu eigenartig anmuten. So würde doch kaum jemand
auf den Gedanken kommen, bei Auftreten großer, weit voneinander
befindlicher Feuersbrünste dann eine Abhängigkeit ihrer Bekämpfung
anzunehmen, wenn mit Wasser gelöscht wird.
Es soll dagegen keinesfalls verkannt werden, daß in neuerer
geschichtlicher Zeit nachweisbare Beeinflussung durch Missionare
stattgefunden hat, die uns deutliche Spuren einer verquickung ur­
sprünglicher Lagen mit dem mosaischen Berichte wahrnehmen läßt.
Auch Umbildungen der biblischen Überlieferung und Verarbeitung
in den Gedankenkreis anderer Völker sind auf diese Weise entstanden.
Diese Dinge bezeugt die Prüfung einwandfrei.
wenn aber in den Berichten von dem Zliegenlassen einer Taube,
eines Rabens usw. dort die Rede ist, wo es sich darum handelt, festes
Land auszukundschasten, so ist darin nichts anderes zu sehen, als jene
Rolle, die das Wasser beim Feuerlöscher! spielt. Denn alle seefahren­
den Urvölker bedienten sich dieses Mittels, um über die Nähe der
Rüsten Aufschluß zu erhalten.
Auch die zunächst merkwürdig anmutende, oft wiederkehrende
vom ursprünglichen Gehalte der Sagen. d

Behauptung, der jeweils gerettete „Noah" sei der Stammvater des


betreffenden Volkes, läßt sich verstehen, wenn wir nachweisen können,
daß tatsächlich nur ein sehr geringer Teil der Menschen sich bei einer
den Großteil der Erde bedeckenden Flut retten konnte. In vielen
Fällen werden es natürlich nicht nur ein Mann und ein Weib gewesen
sein. Aus den Übriggebliebenen aber wird einer besonders hervor-
geragt haben, der nun Häuptling seiner Sippe wurde, und dessen
Tatkraft in die Überlieferung hinüberging. Es wäre auch ganz im
Sinne der Naturvölker, bei der außerordentlichen Nluft, welche dort
meist heute noch zwischen Herr und Unecht, Herrscher und Untertanen
zu beobachten ist, daß die übrigen Geretteten nicht für würdig be­
funden wurden, überhaupt genannt zu werden, um so alles Licht
auf den einen, den Retter und Stammvater des Geschlechtes zu ver­
einen. Obwohl in unserem Falle diese vinge zu völligen Neben­
sächlichkeiten zusammenschrumpfen, glaubte ich doch diesen Gedanken
nicht unerwähnt lassen zu dürfen.
hier brauchen wir uns um diese Feinheiten ebensowenig zu
kümmern als um die Abhängigkeiten einiger Sagen voneinander,
sondern es wird unsere Aufgabe sein, demursprünglichen Gehalte,
den wahren, bisher nicht aufgedeckten Ursachen der Flut-
sagen nachzuspüren. wir werden dann sehen, daß es eine Fülle
noch ganz unbeachteter Einzelheiten gibt, die mit einem Schlage die
Tatsache enthüllen, hier müsse der Überlieferung ein außergewöhn­
liches, in seinen Gründen und Einzelheiten auch heute noch erkennbares
Naturgeschehen zugrunde liegen.
Dagegen scheint es bedenklich, sich jenen Gelehrten anzuschließen,
welche die Sintslutsagen teils als reine Dichtungen ansprechen, teils
sich damit begnügen, die Überlieferungen auf örtliche Ereignisse zurück-
zuführen. Vie letzte heute herrschende und besonders von Sueß
begründete Ansicht läßt sich ohne Schwierigkeiten sogleich, wenn nicht
widerlegen, so doch sehr in Frage stellen.
Ist es nicht merkwürdig, daß es überall gerade eine Wassersnot
ist, die bis auf ganz wenige Ausnahmen ihr gewaltiges vernichtungs-
werk tat und sich so ehern in den Überlieferungen verankerte? warum
blieben nirgends die gewiß oft grauenerregenden vulkanischen Zer­
störungen und Erdbeben allein in den Berichten hasten? Und wenn
wir schon mit 5 ueß annehmen, daß außer dem chaldaischen Ueilschriften-
Zlutbericht alle anderen Überlieferungen ohne jede Bedeutung, weil
10 Wirrnis.

abhängig von dieser Sage, oder ihr an Wert gleich wären, weil örtliche
Verhältnisse behandelnd — wenn wir das schon annehmen, ist es
nicht seltsam, datz ausgesucht gerade und nur die Sintflutsage Nach­
ahmungen und Aufpfropfungen veranlaßte?
Schon die oft nachweisbare verquickung, die Aufpfropfung, setzt
doch einen brauchbaren Stammteil voraus, einen ähnlichen Bericht, der
durch die chaldäische oder mosaische Sage nicht etwa erst geschaffen,
sondern nur ergänzt werden konnte. Und wenn es sich tatsächlich um
Nachahmungen handeln würde, ist es nicht, woraufAndree schon auf­
merksam machte, nahezu unverständlich, daß es dann einzig
und allein die Sintflutsage geblieben ist, welche
Nachahmung fand, nicht aber zahlreiche gleichwertige
andere biblische Erzählungen? All das sollte doch zu denken
geben und jene Erklärer-um-jeden-Preis abhalten, ihre Ansichten als
bewiesen hinzustellen.
Je tiefer wir nämlich in die Berichte eindringen, desto mehr sehen
wir, datz es bisher keine Deutung gibt, die wirklich alle wesentlichen
Einzelheiten ersaßt. Selbst Sueß, der die babylonische Flutsage als
die einzig maßgebende, als den Urbericht betrachtet, muß wichtige
Punkte als dunkel anmerken. Über diese Tatsache können auch seine
Thesen nicht hinweghelfen, auf die wir noch zurückkommen werden.
Sehen wir uns indessen nun einmal einige solche Berichte genauer
an. Wie schon erwähnt, umspannt ihre Verbreitung die ganze Erde
mit Ausnahme Mittelafrikas und Nordasiens. Bis auf ganz wenige
Fälle ist es immer das Wasser, dessen ungeheuere vernichtungskrast
sich in den Überlieferungen spiegelt.
Bei unserer Betrachtung ist es natürlich nicht möglich, alle Zlut­
sagen in ihren wesentlichen Teilen zu wiederholen, nur jene werden
herausgegriffen, die als völlig einwandfrei, dabei aber in ihrer
Eigenart als bedeutsam gelten können.
Bleiben wir zunächst in Europa, va haben wir bei den finnischen
Wogulen eine Sage, in der von einer alles bedeckenden Flut die Rede
ist. hier wird ausdrücklich erwähnt, daß das heranbrausen des Wassers
schon aus der Ferne vernommen wurde, und die Menschen in den
heißen wassern umgekommen seien. Nirgends aber steht etwas
davon, daß diese Flut vom Meere her gekommen sei.
Bekannt ist ferner die Flutsage der Hellenen, die man nach dem
erretteten Helden veukalion die deukalionische Sage heißt. Auch hier
Vie Flutsagen. II

die große Wassersnot, bei der nur veukalion und Pgrrha am Leben
blieben. Auf Rat der Gottheit werfen beide nach Ablauf der Wogen
Steine hinter sich, vie von veukalion geworfenen werden zu
Männern, die von Pgrrha geworfenen aber zu Weibern. So ward
das öde und verwüstete Land wieder bevölkert.
Wenden wir uns nach Afrika. Mehrfach haben wir betont, daß
im Innern dieses Erdteils die Flutsagen fehlen und fehlen müssen,
wenigstens soweit Urbewohner in Betracht kommen. Trotzdem soll
nachgetrayen werden, datz einige Berichte über sintflutartige Erschei­
nungen dennoch gefunden werden. Man ist sich aber heute darüber
einig, datz es sich hier um Einwirkung christlicher Missionare handelt.
Nur in Aggpten ist ein spärlicher Bericht vorhanden, der aber,
am Nordrande dieses Länderblockes entstanden, gesondert zu behandeln
sein wird.
Eine weitere Sage aber möchte ich doch als völlig unbeeinflußt
gelten lassen, jene der Hereros. Auch hier eine große, vernichtende
Flut, die sich aber nicht in der Gegend der heutigen Wohnsitze dieses
Volkes abgespielt hat, sondern in dessen bisher unauffindbarer Ur­
heimat Naoko, wo all die wenigen alten Überlieferungen dieses
Stammes verankert sind.
Auch hier bildeten die höchsten Berge die Rettung. Indessen wird
von zwei weißen Menschen berichtet, welche die Flut zu den Ur-
hereros trug und von denen, wie man meint, die helleren Hereros
abstammen. Gerade dieser letzte Teil des Berichtes, der bisher meines
Wissens niemals gewürdigt wurde, scheint mir deswegen sehr wichtig,
weil er uns einen Fingerzeig geben wird, datz diese Flutsage nicht von
der Sintflut veranlaßt, sondern etwa erst im Fahre 13500 vor Christo
auf Grund einer erst jetzt erkennbaren ganz anderen Flut entstanden
ist. Somit können wir also tatsächlich sagen, daß Afrika aus der Liste
jener Gebiete ausscheidet, in denen sich Sintslutüberlieferungen finden.
viel reicher aber daran sind Australien und die Südsee. Betrachtet
man die Wetterverhältnisse Australiens, so werden uns Flutsagen
deswegen hier überraschen, weil dieses Land außergewöhnlich arm
ist an Regen, ja, man kann sagen, es sei fast regenlos. Um so ein­
dringlicher müssen die uralten Überlieferungen der Schwarzen in West-
australien wirken, die von einer großen Überschwemmung berichten,
bei der es nur einem Stamme gelungen sei, die rettenden Höhen
zu erreichen. Gewiß haben wir es hier mit einer Meeresflut zu tun.
12 Wirrnis.

Auch die Südseeinseln haben ihre Zlutsagen, wie schon betont


wurde, hier sei nur auf jene der westlichen Gesellschaftsinseln hin­
gewiesen, in der erwähnt wird, daß das Wasser einen ganzen Tag
und die folgende Nacht stieg und nur die höchsten Lerg-
spitzen frei blieben.
Schauen wir nach Amerika, so bietet sich vom hohen Norden bis
zum Süden hinab fast Sage an Sage dar. Da sind die Eskimos im
hohen Norden, die Tschiglit, die von einer Sintflut berichten, die alles
in Schrecken versetzte. Diese Überschwemmung war begleitet von
einem ungewöhnlichen Sturm. Dabei trat große Hitze ein, die
ebenfalls viele Gpser forderte. Was hier nicht umkam, erlag dem
Wasser und der folgenden Nälte.
Ähnliches erzählen die Eskimos der prince of Wales-Halbinsel,
erwähnen aber neben der starken Flut auch noch Erdbeben. Rettungs-
möglichkeiten boten auch hier wieder nur die Gipfel der höchsten
Berge.
Weiter südlich haben die Algonquins eine sehr eigenartige Sage,
die hier in ihrer Silderschriftdarstellung wiedergegeben werden soll.
„Es ist lange her, da kam die mächtige Schlange
(Maskanako), als die Menschen schlecht geworden
in! waren.

Die starke Schlange war der Feind der Geschöpfe,


und sie wurden verwirrt und haßten sich untereinander.

Dann kämpften sie und vernichteten sich unter­


einander und hielten keinen Frieden.

Und die kleinen Menschen (Mattapewi) kämpften


mit dem Hüter der Toten (Nihanlowit).

Da beschloß die starke Schlange, sogleich alle Menschen


und Geschöpfe zu zerstören.

Sie brächte die schwarze Schlange und Ungeheuer


und rauschende Gewässer.
Abb. 1.
Zlutbericht in Bilderschrift. 13

Vie rauschenden Gewässer breiteten sich aus über


die Berge, überall hin, alles zerstörend.

Auf dem Schildkröteneiland (Tula) war Mana>


bozho, der Großvater von Menschen und Geschöpfen.

kriechend geboren, kann er auf Schildkröteneiland


sich bewegen und wohnen.

vie Menschen und Geschöpfe fluten auf den wassern


umher und suchen überall nach dem Rücken der Schild­
kröte (Tulapin).

ver Seeungeheuer waren viele, und sie zerstörten


viele (der Menschen).

vann half ihnen die Tochter eines Geistes in ein


Boot, und alle vereinigt riefen: kommt, helft!

Manabozho, der Großvater aller Geschöpfe, der


Menschen und Schildkröten.

Alle zusammen, auf der Schildkröte dort, die Menschen


dort, waren alle zusammen.

Sehr erschreckt bat Manabozho die Schildkröte, datz


er alle wieder herstellen wolle.
vann verliefen sich die Wasser, es ward trocken
auf Berg und Ebene, und der große Löse ging anderswo
Rbb. 1. auf dem höhlenpfade."
Durchaus merkwürdig ist der Bericht der knistinoindianer, die
erzählen, datz zur Zeit der großen Zlut, welche alle Völker vertilgte,
sich viele Menschen auf einem Berge retteten, über die Klut stieg und
vernichtete sie. Nach Ablauf der Wasser fanden überlebende einen sehr
feinen Ton, der sich trefflich zur Herstellung von pfeifen verwenden lieh,
14 Wirrnis

und so fährt dann die 5age fort, dah jene bei der Zlut Umgekommenen
in den roten pfeifenton verwandelt worden seien.
In Mittelamerika sind die Zlutsagen spärlich und infolge anfecht­
barer Bilderschriftdeutung wohl auch sehr unsicher. Überdies ist der
Missions einflutz unverkennbar. Bis auf einen einzigen Bericht scheinen
die Sagen für uns völlig nebensächlich zu sein, über dieser eine wiegt
an Wert alle unverständlichen auf, denn hier wird gesagt, daß der
Himmel sich dem Wasser näherte und an einem einzigen
Tage alles zugrunde ging.
Auch in Südamerika finden wir viel Lehrreiches. Dort berichten
die Peruaner, dah die Erdoberfläche von einer großen Überschwemmung
verändert, datz alles Leben vernichtet, und datz die Sonne fünf Tage
verfinstert wurde.
hier steht also neben der bisher unerklärlichen Überschwemmung,
wie auch in verschiedenen anderen Berichten, eine fest umrissene
Angabe, eine Zahl, in diesem Zalle fünf Tage. Derartige Einzelheiten
dürfen aber nicht vernachlässigt werden, vas aber ist bisher wohl
so gut wie immer geschehen. Indessen hat man die Zeit damit ver­
loren, auszuzählen, wievielmal überhaupt Zahlenangaben in den
Zlutberichten sich finden. Ganz abgesehen davon, daß es viel wichtiger
gewesen wäre, festzustellen, in welchen Gebieten diese Angaben
gemacht wurden, sind die Zahlen der Rechenmeister ungenau und
unzuverlässig. In ihrer Art sind sie wertlos. Uns aber werden jene
fünf Tage zu einer Brücke werden, denn wir werden zu einem Stand­
punkt gelangen, der uns gestattet, die Sachlage in ganz neuartiger
Weise zu überschauen. Indessen wollen wir derweilen fortfahren,
weitere Berichte kennen zu lernen, die uns zunächst in noch ärgere
Düsternis zu führen scheinen!
„In dem Tale von Ubinas", so berichtet Rudolf Zalb in den An­
merkungen zu seinem vortrag über kritische Tage, Sintflut und Eiszeit,
„sah ich an zwei Stellen in Jucno und Matalac, auf hohen, glatt und
senkrecht aufsteigenden Zelsenwänden rot gemalte Ziguren von Men­
schen und Llamas in einer Höhe, die weder von unten noch von oben
herab zugänglich ist, etwa 30 Meter über dem Loden. Es gehören
diese Bilder in jene rätselhafte Klasse vorhistorischer Überreste, von
denen auch Alexander von Humboldt im Tagebuch seiner amerika­
nischen Reise spricht: »Ich kann dieses erste Glied des Bergstockes der
Lncaramada nicht verlassen, ohne eines Umstandes zu gedenken,
Aus Humboldts Tagebuch. l5

dessen man während unseres Aufenthaltes in den Missionen am Gri-


noco häufig gegen uns erwähnte. Unter den Eingeborenen dieser
Länder hat sich die Sage erhalten, beim großen Wasser, als ihre
Väter das kanoe besteigen mußten, um der allgemeinen Über­
schwemmung zu entgehen, haben die Wellen des Meeres die Zelsen
der Encaramada bespült. Diese Sage kommt nicht nur bei einem
einzelnen Volke, den Tamanaken vor, sie gehört zu einem kreise
geschichtlicher Überlieferungen, aus denen sich einzelne Vorstellungen
bei den Magpuros an den großen Katarakten, bei den Indianern am
Rio Lrevato und fast bei allen Stämmen am oberen Grinoco finden.
Ein paar Meilen von Encaramada steht mitten in den Savannen ein
Zels, der sogenannte Tepumereme, der bemalte Zels. Man sieht
darauf Tierbilder und symbolische Zeichen ähnlich denen, wie wir sie
auf der Rückfahrt auf dem Grinoco, zwischen Encaramada, bei der
Stadt Lagcara gesehen. Zwischen dem Lassiquiare und dem Grinoco,
zwischen Encaramada, Lapuchino und Lagcara sind diese hiero-
glgphischen Figuren häufig sehr hoch oben in Felswände eingehauen,
wohin man nur mittels sehr hoher Gerüste gelangen könnte. Fragt
man nun die Eingeborenen, wie es möglich gewesen sei, die Bilder
einzuhauen, so erwidern sie lächelnd, als sprächen sie eine Tat­
sache aus, mit der nur ein Weißer nicht bekannt sein
kann: ,Zur Zeit des großen Wassers seien ihre Väter so
hoch oben im Kanoe gefahren'.« Diese alten Sagen des Menschen­
geschlechtes, "so fährt Zalb in seinem Humboldts Ansichten anführenden
Bericht fort, „die wir gleich Trümmern eines großen Schiffbruches über
den Erdball zerstreut finden, sind für die Geschichtsphilosophie von
hoher Bedeutung."
Mit diesem Bericht tritt aber plötzlich etwas ganz Neues in unsere
Betrachtungen, eine Flutdauer von ganz außerordentlicher, viel­
jähriger Länge; denn es ist doch augenscheinlich, daß gewiß wie heute
der Mensch auch damals die Niederungen des nördlicheren Teiles von
Südamerika bewohnte, nicht ohne inneren Zwang auf Höhen von
etwa 3000 Metern steigt und dort nicht nur Malereien an jetzt un­
zugänglichen Zelsen anbringt, sondern auch Gebetsbilder ausmeißelt
und an diesen Steinwänden künstliche Grotten aushöhlt, an deren
äußerem Teile sich Steinsihe befinden.
In der Nähe dieser Grotten aber — und das ist wesentlich —
finden sich Wassermarken, jene natürlichen Einnagungen, die brandende
1b Wirrnis.

Wellen an Kelswänden hinterlassen. An diesen Dingen können wir


nicht oorübergehen, ohne nachdenklich zu werden und uns zu sagen,
datz ihre Entstehung keinesfalls Ausfluß einer spielerischen Laune,
nicht die Zolge eines kurzen verbannungsschicksals sein kann, sondern
datz hier in jenen nicht gerade wirtlichen und freigebigen Gegenden
die Ergebnisse eines langen Völkerlebens vor uns liegen, einer Spanne,
die nicht Jahrzehnte und Jahrhunderte, sondern Jahrtausende, wahr­
scheinlich sogar Jahrzehntausende umfatzt, und während der das
Tiefland überflutet war.
Diese Hindeutungen mögen genügen. Sie lassen aber immerhin
ahnen, wie enge mit ihnen das Geheimnis des Snkareiches zusammen-
hängt, von dem ja aus jenen Höhen die merkwürdigen Bauten er­
halten blieben.
Diese Annahme wird sich später als völlig begründet erweisen,
und wir werden einen Standpunkt gewinnen, der es uns gestattet,
nicht nur die hier hineinspielenden, höchst fesselnden Kragen zu
klären, sondern Verbindungslinien aufzuzeigen, die von Südamerika
in Urzeiten über Afrika, Europa bis weit nach Gsten führen.
Trotz alledem steht es fest, datz wir es bei der Erwähnung des
großen Wassers mit einem jener Berichte zu tun haben, der unter
die Klutsagen fällt. Vas betont auch Alexander von Humboldt
ausdrücklich, wenn er im engen Zusammenhangs mit den erwähnten
und noch anderen erweiternden Mitteilungen auch die Klutsage der
Makusi-Jndianer anführt. Diese Leute erzählen, merkwürdigerweise
genau wie die Hellenen, datz die bei der Überschwemmung Geretteten,
deren Zahl nicht angegeben wird, Steine hinter sich warfen,
die sich in Menschen verwandelten.
Lei den Maipuri-Indianern hat sich die nämliche Sage erhalten,
nur werden hier statt der gewöhnlichen Steine Steinkerne einer Palm­
frucht verwendet.
Diese Tatsachen werfen jedenfalls ein bedeutsames Licht auf
Urzusammenhänge, die zwischen fern voneinander ge­
legenen Ländern zu einer Zeit bereits bestanden, in die
auch der kühnste Kölscher bisher nicht gewagt hätte, ge­
schichtliche Ereignisse zurückzuverlegen.
hanns hörbiger war wohl der erste, der vor mehr als zwanzig
Jahren die bisher so gut wie unbeachtet gebliebenen Gedanken aus-
sprach. Es handelt sich da um Rückblicke, die mit den gegenwärtigen,
platos Atlantis-Bericht. 17

nur Schätzungen erlaubenden Mitteln an hunderttausend und mehr


Jahre zurückreichen.
Wir gewinnen also hier schon eine Ahnung, welche Möglichkeiten
eine Klärung der Zlutsagen in sich schlicht, und welche Befruchtung
entlegenster Dinge ermöglicht werden könnte, wenn es gelänge,
Licht in dieses Urwalddunkel üppigster Überwucherungen und ver-
schlingungen zu werfen.
Doch kehren wir zunächst zu den Sagen zurück. Einen für unsere
Zwecke sehr bedeutsamen Bericht hat uns plato gegeben, der um so
wesentlicher ist, als er das zusammenfatzt, was Ägypter und Griechen
über Atlantis und dessen Untergang zu übermitteln hatten. Erst später
bei Behandlung des Atlantisunterganges werden wir diese Schilderung
näher kennen lernen.
Zür jeden Unvoreingenommenen ist es klar, dah die Darlegungen
platos nicht Dichtung, sondern Wahrheit, kein Luftschloß seiner Ein­
bildungskraft, sondern sachliche Schilderungen der wirMchkeit sind.
Und so berichtet dieser Schriftsteller und Weise des Altertums: „Später­
hin aber entstanden gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen,
und da versank während eines schlimmen Tages und
einer schicksalsschweren Nacht das ganze streitbare Ge­
schlecht..., und ebenso verschwand die Insel Atlantis,
indem sie im Meere unterging."
Zügen wir nun noch die wesentlichen Teile des biblischen Berichtes
hinzu. Er zerfällt in zwei ineinander gearbeitete, zu verschiedenen
Zeiten abgefahte Niederschriften, von denen wir hier den Bericht p,
die Priesterhandschrift wiedergeben, die sich vorwiegend in ihrer
Angabe, die Zlut habe 150 Tage gedauert, von dem andern unter­
scheidet, da die J-Handschrift nur 6l Tage zählt. Diesen nennt
man, weil er für Gott den Namen Zahwe benutzt, den Z- oder
jahwistischen Bericht.
Vie wichtigsten Verse -er p-handschrift aus dem ersten Luch
Mosis lauten: „An diesem Tage brachen auf die Quellen -er grohen
Tiefe, und die Zensier des Himmels taten sich auf. Da kam die Zlut
40 Tage über die Erde. Und die Wasser nahmen zu und stiegen hoch
über die Erde, dah die Arche auf der Zläche des Wassers dahinfuhr.
Und die Wasser stiegen immer noch höher über die Erde und bedeckten
die höchsten Berge unter dem Himmel. Zünfzehn Ellen stieg das
Wasser noch darüber und bedeckte so die Serge, vie Wasser aber stiegen
Sischer, Sintflut 2
18 Wirrnis.

über der Erde 150 Tage. Und Gott ließ einen Wind wehen über die
Erde, datz die Wasser sanken. Da wurden verschlossen die Quellen
der Tiefe und die Zensier des Himmels. So fielen die Wasser am
Ende der 150 Tage, so daß die Arche festsaß im siebenten Monat am
siebzehnten Tage auf einem der Berge von Ararat. vie Wasser
aber fielen immer mehr bis zum zehnten Monat. Im zehnten Monat
am ersten Tage wurden die Spitzen der Berge sichtbar. Im sechs-
hundertundersten Jahre, im ersten Monat am ersten Tage waren die
Wasser auf der Erde versiegt. Im zweiten Monat am siebenund­
zwanzigsten Tage war die Erde ausgetrocknet."
vas sind die tatsächlich berichtenden Angaben der Handschrift P,
bei der wir die nebensächlichen und allgemein bekannten vinge, wie
das Aussenden der Taube und des Badens, weglieben.
Somit haben wir im vorstehenden eine lange nicht vollständige,
aber wie uns klar werden wird, sehr bedeutsame Sammlung jener auf
der ganzen Erde bis auf unsere Tage erhaltenen Sagen kennen ge­
lernt, von denen Eduard Suetz im Gegensatz zu dem von ihm als
grundlegend erachteten babylonischen Bericht sagt:
„vie Traditionen anderer Völker berechtigen in keiner Weise zu
der Behauptung, daß die Zlut über den Unterlauf des Euphrat und
Tigris hinaus oder gar über die ganze Erde gereicht hätte."
Dieses Urteil muß uns schon jetzt geradezu als unfaßbar erscheinen,
und wir vermögen den fast ungeteilten Beifall, den der verdienstvolle
wiener Gelehrte auch in dieser Hinsicht bei der Zorscherwelt erntete,
nur so zu verstehen, daß es die Größe seiner sonstigen wissenschaftlichen
Persönlichkeit war, die seine ausgedehnte Anhängerschaft ihm auch
hier folgen ließ.
Noch heute gilt diese Ansicht als das A und G der Sintflutfrage.
Nicht unerheblich aber scheint das ganze Urteil beeinflußt zu sein von
der Modekrankheit, in den Keilschriften der Babglonier die Äuße­
rungen der Urkultur schlechthin zu erblicken und in merkwürdiger und
kurzsichtiger Art die Möglichkeit einer gleichgroßen oder sogar über­
ragenden Kultur an einer anderen Stelle der Erde oder sogar in
geschichtlich weit früherer Zeit gänzlich von der Hand zu weisen.
ver mosaische Schöpfungsmgthus mit seinen sieben bis acht Jahr­
tausenden spukt noch immer, wenn auch unbewußt, in der Wissen­
schaft. hier tritt das deutlich zutage.
Indessen wird sich zeigen, daß wir um manches Jahrzehntausend
vie Schlußfolgerungen von Sueß. 19

zurückgehen können, ohne den Loden kühler Beurteilung verlassen


zu müssen, und wir werden Nkenschheitsäutzerungen von erstaunlicher
Eindringlichkeit und Naturtreue kennen lernen, die uns einwandfrei
dartun, datz der babylonische Bericht keineswegs auch nur als erster
Vertreter seiner Gattung gelten kann.
Suetz dagegen kommt zur Aufstellung folgender Schlutz-
folgerungen:
1. Das unter dem Namen der Sintflut bekannte Naturereignis
ist am unteren Euphrat eingetreten und war mit einer ausgedehnten
und verheerenden Überflutung der mesopotamischen Niederung ver­
bunden.

Llbb. 2.
Bild des Tierkreises aus dem Beginn unserer Zeitrechnung, vie unterste
Gestalt ist der Wassermann, vie Reihenfolge der zwölf Sternbilder im Sinne
des Uhrzeigers ist: Widder, Stier, Zwillinge, Rieds, Löwe, Jungfrau, Wage,
Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische.

2. vie wesentlichste Veranlassung war ein beträchtliches Erdbeben


im Gebiete des persischen Meerbusens oder südlich davon, welchem
mehrere geringere Erschütterungen vorangegangen sind.
3. Es ist sehr wahrscheinlich, datz während der Periode der heftig­
sten Stöße aus dem persischen Golf ein Zgklon von Süden her eintrat.
vas Endurteil haben wir schon kennen gelernt, vamit hatte ein
oberster Richter gesprochen, und damit waren alle anderen Klut-
berichte entweder entlehnt oder verdankten örtlichen Ereignissen ihre
Entstehung!
Um uns selbst entscheiden zu können, dürfte es ratsam sein, auch
20 Wirrnis.

den babylonischen Bericht aus dem Gilgamesch-Epos kennen zu lernen.


Es muh dabei angemerkt werden, datz auch mehrere keilschristen-
fassungen über den Sintflutbericht vorliegen, die in Einzelheiten von­
einander abweichen. Vas ganze Epos ist in zwölf Gesänge eingeteilt
und zeigt oder bedeutet die Fahrt des Helden durch die zwölf Tierkreis­
bilder. ver elfte Gesang des ganzen vichtwerkes entspricht dem
Sternbilde des Wassermanns und behandelt die grotze Zlut.
Ganz abgesehen von anderen hier zu weit führenden Dingen,
scheint doch gerade die dichterische Verarbeitung von Überlieferungen
durchaus ungeeignet, um als Beweis für die Ursprünglichkeit besonders
der babylonischen Sage gelten zu können. Ganz im Gegenteil wird
man geneigt sein, zu glauben, der Dichter habe Umschau nach Stoff
gehalten, um seinen zwölf Tierkreisbildern die entsprechenden und
passenden Erlebnisse gegenüberstellen zu können.
Doch betrachten wir den fraglichen Teil des Epos selbst. Dort
erzählt Hasis-Adra seinem ihn besuchenden Nachkommen, wie er
auf Unräten der Gottheit eine Arche gebaut und mit den Leinen be­
stiegen habe. Dann beginnt die Luft unruhig zu werden, aus schweres
Gewölk folgt Gewitter und heftiger Mirbelsturm. vie Kanäle strömen
über, aus der Tiefe kommen die Wasser herauf, die Erde erzittert,
der Wogenschwall steigt bis zum Himmel empor, alles Licht verfällt
der Finsternis, so datz der Bruder den Bruder nicht mehr sieht und die
Menschen sich in den Schrecknissen nicht mehr umeinander kümmern.
Sieben Tage lang dauert das Unheil, und die Wasser steigen die Berge
hinan, vie Arche landet auf einem Berge, der in der einen Lesart
als Nisir in Kurdistan, in der anderen als ein Berg Ararat im kardu-
gebirge angegeben wird. Also auch hier nennenswerte Abweichungen.
Merkwürdig ist noch eine Stelle aus dem Epos, die vielleicht
dichterische Erfindung, vielleicht aber mehr ist. Suetz bezeichnet sie
als dunkel und findet keine gründige Erklärung. Zu dem gewarnten
Hasis-Adra spricht eine plötzlich eingeführte Stimme vom Himmel:
„Am Abend werden die Himmel verderben regnen!" Es ist sehr
leicht möglich, datz mit dieser Stimme eine ungewohnte Erscheinung
gemeint ist, auf die später zurückzukommen sein wird.
Damit können wir diesen Bericht verlassen, der gewitz nichts an
sich hat, was ihn zum Vertreter und zum Urgrund anderer Zlutsagen
stempelte, wir werden im Gegenteil geneigt sein, die Verschieden­
heiten in den einzelnen Fassungen der Dichtung für mindestens ebenso
Gründe gegen Suetz. 21

groß zu halten wie zwischen ihnen und dem mosaischen Bericht. Dieser
besteht ja auch wieder aus zwei Linzelschristen, so dah es näher läge,
den babylonischen und Bibelberichten zusammen eine uns nicht mehr
bekannte Sage zugrunde zu legen. Irgendwelche Notwendigkeit hierzu
liegt nicht vor. Anstatt aber nach den wirklichen Ursachen jener Über­
lieferungen zu forschen, gingen die Gelehrten andere Wege.
„Besonders tüchtige Nationalisten, so schreibt Kurt Aram in
seinem vortrefflichen Werke über Magie und Zauberei, neigten dazu,
einer habe sie vom anderen abgeschrieben, vertieften sich in das Pro­
blem, wer der Abschreiber sei und sahen in beiden Erzählungen in der
Hauptsache nur die Erinnerung an eine besonders folgenschwere Über­
schwemmung der Euphrat- und Tigrisgegend, die für jene primitiven
Menschen gleich die Welt bedeutete."
Jedenfalls finden wir aber als Ergebnis unserer Prüfung unsere
Ansicht immer mehr bestärkt, daß die Meinung vonSueß nicht aufrecht
erhalten werden kann. Zwar zeigen sich in den hier angeführten Sagen
aus allen Erdteilen gewisse Ähnlichkeiten, wie die Rettung in Kähnen
und Archen,- ferner Hinweise auf das Steigen der Flut, die überall
bis an oder über die höchsten Berge reichend angegeben wird.
vas alles aber spricht gegen Suetz. Nirgends wird von einer
Springflut gemeldet, noch viel weniger von einem Seebeben, und
auch dort, wo Suetz Wirbelwind als wesentliche Ursache annimmt,
den die alten Naturvölker sicherlich sehr genau kannten, geht er irre;
denn in keinem Falle dauert eines dieser Ereignisse viele Tage oder
sogar Wochen und Monate oder gar Jahre.
Nur in wenigen Fällen, die wir von einer ganz unerwarteten
Seite aus aufzuklären in der Lage sein werden, ist von einem Abebben
der Wasser innerhalb einer kurzen Frist gekündet, wie das bei einem
Seebeben der Fall sein mützte, von Taifunen oder Zyklonen gar nicht
zu reden. Dagegen wird in den Überlieferungen fast durchgängig
von der Rettung nur sehr weniger Personen gesprochen. Sollte aber
jemals eine allgemeine Sintflut die Erde heimgesucht haben, so wäre
die Rettung nur weniger und vereinzelter Lebewesen geradezu auch
eine Forderung richtigen Denkens. Und so nur würde sich die
Stammvaterschaft jeweils eines neuen Volkes zwanglos erklären
lassen. Diese Tatsache wird im Laufe der Darlegungen offenbar werden.
Darf aber die Möglichkeit einer unvermittelten Unterwasser­
setzung der ganzen Erde überhaupt in den Bereich des Möglichen
22 Wirrnis

gerückt werden? woher sollten plötzlich die Riesenmengen an Wasser


hergekommen sein? Und wenn sie wirklich auf irgendeine geheimnis­
volle Weise von irgendwoher auf die Erde niederbrausten, sprechen
da nicht die Überlieferungen selbst dagegen? Dann hätten doch wohl
diese Zluten lange Zeiträume hindurch, wenn nicht immer stehen
bleiben oder aber schnell ablausen müssen?
Drei von den angeführten Sagen betonen nun allerdings, datz
innerhalb eines Tages und einer Nacht der Untergang sich vollzogen
hätte. Das berichtete plato vom Untergänge der Atlantis, davon
erzählen die Überlieferungen der Mexikaner und die von den west­
lichen Gesellschastsinseln stammende Sage. Aber da ist ein Wider­
spruch! Denn Atlantis ist versunken, ist von den Wellen begraben
worden, während Mexiko und die Gesellschastsinseln noch heute
bestehen.
Aber alle diese Gebiete, worauf hier aufmerksam gemacht werden
soll, liegen in der Nähe des Lrdgürtels. Das klärt aber noch nichts.
Denn nahe am Gleicher befinden sich auch jene Länder, von denen
Humboldt und Falb berichten. Immer weiter geraten wir in Wirr­
nisse und lernen so die ungeheuren Schwierigkeiten kennen, denen sich
seit Jahrhunderten die Wissenschaft gegenüber befand, sofern sie daran
gehen wollte, das Geheimnis der Sintflut zu entschleiern.
Gibt es wirklich keinen Weg aus diesem vornengerank? Zällt
kein Lichtstrahl in dieses Dunkel der Vergangenheit? vie Leuchte
der bisherigen Erkenntnis versagt. Frei ist der Weg für Traum­
gesichte, für überhebliches Lächeln oder den mitleidigen Ton des
Besserwissers.
Es bleibt die Tatsache, datz nirgends, wo immer wir in der
herrschenden Meinung forschen, auch nur ein verläßlicher Ansatz zur
Lösung der Sintflutfrage zu finden ist.
Einiger Dinge aber sind wir sicher geworden. Da ist die ungemein
eigenartige Erscheinung, datz fast ausschlietzlich Wassernöte überliefert
werden; merkwürdig sowohl, wenn wir annehmen, datz es sich um
Erinnerungen an örtliche Ereignisse handelt oder glauben, der babg-
lonisch-mosaische Bericht habe die Welt erobert; er allein, während
zahlreiche andere Sagen aus der Euphrat-Tigrisgegend oder aus der
Bibel keine Gnade vor -er Einbildungskraft der übrigen Menschheit
gefunden haben sollten.
Zum andern aber ist uns die Erscheinung bedeutsam geworden,
Die Aufteilung der Zlutsagen. 23

daß Sagen nur dann zu entstehen pflegen, wenn Ursachen einer meist
wohl überraschenden Erscheinung unklar und geheimnisvoll bleiben.
Immer mehr gewinnen wir die Sicherheit, dah die Überlieferungen
tatsächliche Geschehnisse zur Veranlassung haben, Geschehnisse außer­
gewöhnlicher Art. Sollten alle diese Sagen übereinstimmend in
wichtigen Punkten, wie bei der Angabe der Kluthöhe, ungeheuerlich
übertreiben? vas hieße doch wohl eine noch größere Unwahrscheinlich-
keit aussprechen!
Nein! Ein ganz anderer Weg wird uns zum Ziele führen. Ein
weg, den erstmalig hanns hörbiger, der Entdecker der welteis­
lehre, uns zu finden gelehrt hat, und der es jedem Leser leicht machen
wird, den eigenen Scharfsinn zu erproben und selbst das scheinbar
undurchdringliche Dunkel zu erhellen.
Betrachten wir noch einmal die Sagen im ganzen und fragen wir
uns, ob es nicht möglich wäre, gewisse Gruppen zu unterscheiden, so
werden wir finden, daß ohne Mühe zwei Arten zu sondern sind. Ein­
mal stehen, wie schon angedeutet, jene Überlieferungen für sich, die
einen Tag oder einen Tag und eine Nacht für die Dauer der Ver­
nichtung angeben, von diesen unterscheiden sich deutlich die übrigen.
Über bei näherem Zusehen finden wir auch hier die Möglichkeit, noch
zu sondern. Denn gar zu abweichend sind doch in Dauer und folgen
die Berichte jener Gegenden, von denen wir durch Kalb und Hum­
boldt gehört haben, vielleicht deutet diese Dreiteilung auf drei ver­
schiedene Wassersnöte, von denen jene am längsten währte, welche
die Bewohner des nördlichen Südamerikas veranlaßte, Bildnisse und
Grotten in die Kelsen zu meißeln, und an deren ebenfalls heute un­
zugänglichen Zelsenwänden die Wogen Wassermarken ausnagten.
Wir könnten sogar versucht sein, noch eine weitere Gruppe an­
zunehmen, wenn wir die Überlieferung der Ehibchas in Kolumbien
berücksichtigen, die von einem ebenso schönen wie bösen Weibe erzählt,
das mit Hilfe seiner Zauberkünste ganz plötzlich den Landesfluß der­
artig hoch anschwellen ließ, daß die ganze Ebene unter Wasser gesetzt
wurde und nur wenige Menschen sich auf hohe Berge zu retten ver­
mochten. Ihr Gatte, ein gütiger, bärtiger Greis, der den Ureinwohnern
des Landes, die noch als rohe Wilde ohne Staat und Ackerbau lebten,
Weberei, Landwirtschaft, Staatenbildung gelehrt hatte, sah durch die
böse Tat seines Weibes sein ganzes Werk vernichtet, vas alles geschah
in ferner, früher Zeit,- denn damals war noch kein Mond da. In
24 Wirrnis.

seinen. Zorn verbannte der Lilie seine gehässige Gefährtin von der
Erde und verwandelte sie in den Mond?).
Seltsamerweise finden wir die Angabe, es habe eine Zeit ohne
Mond gegeben, nicht etwa allein in dieser Überlieferung, sondern auch
Johannes spricht in seiner bisher so dunklen (Offenbarung von einer
mondlosen Zeit, und die alten Griechen hatten einen Volksstamm,
den sie proselenen nannten; das aber heißt vormondmenschen.
Doch diese Dinge liegen zunächst weiter ab. was aber deutlich
erscheint, ist die Möglichkeit, die Flutsagen aufzuteilen, um die einzelnen
Gruppen gesondert zu betrachten. Bis aus hörbiger haben das
alle bisherigen Erklärer unterlassen, und es wird sich zeigen, daß
hierin die Erfolglosigkeit ihres Forsch ens begründet ist.
hier liegt für uns die Entdeckung des bisher einzigen Weges, der
nicht nur zu einer als Notwendigkeit eintretenden Sintflut, sondern
auch zur Aufhellung des großen Wassers, des Atlantisunterganges
und der geheimnisreichen Dsterinselkultur führen wird. Es handelt
sich dabei nicht um gleichzeitige Erscheinungen, sondern um drei nur
bedingt voneinander abhängige, indessen durch viele Iahrzehntausende
voneinander getrennte Ereignisse.
Sind schon die eben erwähnten Aufschlüsse in höchstem Maße
fesselnd, so bilden sie doch nur das Gerippe, nur die Stützbalken,
zwischen denen es uns möglich sein wir-, ein Fülle ganz ungeahnter
Erkenntnisse einzubauen, die nicht nur für den Geologen aufschluß­
reich werden, sondern über das Alter des Menschengeschlechtes, über
Kultur, Technik, Sprache und Völkerwanderung, über Besiedlung in der
Urzeit, über die einzigartigen Mammutfunde in den natürlichen Eis­
kellern Sibiriens näheres aussagen, oder über die Ausgrabungen,
die mit dem Namen des vorweltforschers vr.G. Häuser verknüpft
sind, die also, um nicht weiter in Einzelheiten zu geben, eine sicher­
lich unerwartete Vielseitigkeit aufweisen.
Somit wird aus dem scheinbar engen, und ich bin versucht zu
sagen, weidlich abgegrasten Gebiete der Flutsagen ein grundlegender
Abschnitt sehr ausgedehnter Wissenschaftszweige, der neuartig und
bedeutsam ist, um so mehr, als die eigentliche Ursache aller dieser
scheinbar so rätselhaften Dinge außerhalb der Erde im Kosmos liegt.
von so hohem und überragendem Gesichtspunkt betrachtet, ent­
hüllen sich die Merkwürdigkeiten und schlüpfen in das Alltagsgewand
der Selbstverständlichkeit.
Weltbild und Lebenslehre. 25

So wird aus der Sage die Wirklichkeit treten. Und staunend wird
uns die Überzeugung kommen, datz die furchtbaren Ereignisse sich
Herzenstief in die überlebenden Gemüter eingraben und als die
schaudervollsten Geschehnisse weiterleben muhten, welche die menschen-
besiedelte Erde je betroffen haben, von Mund zu Mund, von Volk
zu Volk getragen — hindurch, trotz des erschütternden Leidensweges der
Menschheit, durch hunderttausend, vielleicht Millionen Jahre, nach
deren Ablauf ohne Griffel und ohne Lettern bisher noch unerwähnte
Einzelheiten erhalten blieben, die wir bald erkennen werden als das,
was sie sind, der Menschheit urälteste Überlieferungen überhaupt.
Doch wir erschürfen noch mehr, was sich uns zunächst beut, das
sind kostbare Bereicherungen unseres Weltbildes, von einer Groß­
artigkeit, wie sie bisher fehlten. Tiefer dringen wir in die llatur-
zusammenhänge; umfassender wird unsere Kenntnis des mütterlichen
Sternes und seiner Schicksale und Abhängigkeiten; machtvoll beginnen
die weltgesetzeheroorzutreten, zeigen in wundersamer verschwisterung,
datz alles zum Ausgleich strebt, raunen von tiefer, heiliger Sehnsucht
nach Gleichklang, die das All beseelt wie jedes Menschenher;, als einer
naturnotwendigen Sehnsucht, die darum jene Grenzen des Lebens
zieht, deren Überschreiten auch den Siegesgewissen in ein Gewirr
von Leiden und chualen verstrickt, deren Erkennen und Anerkennen
aber hinausführt über Mühen und Nöte des Tages auf stille Höhen,
wo wir eins werden mit der Umwelt, wo unser Wollen und wünschen
verströmt im Sinn des Lebens, im schauenden wissen um das Müssen
des Seins.
Aus der bürdenschweren Tiefe sind wir hinaufgestiegen; aus den
Trümmern der Vergangenheit retten wir Edelsteine einer Lebens-
lehre, die ehrfürchtig macht und stark.
Und aus dem Jammer und Stöhnen einer Menschheit, die unter­
ging, wenden wir aufschauend und erkenntniswillig den Blick in
die Zukunft.

*
Entwirrung.
1t 1t nter aftikanischer Sonne, am Gestade des Mittelmeeres, dort
^It-wo einer der Arme des heiligen Nils mündet, liegt das Städtchen
Rosette. In der Kulturgeschichte ist dieses Glichen bedeutsam ge-
geworden, da in seiner Nähe, gelegentlich des Raubzuges Napoleons
gegen Aggpten, jener ehrwürdige Stein gefunden wurde, der neben
der in der Urschrift des Landes, den Hieroglyphen und der Volksschrift
gehaltenen Verordnung auch eine Übersetzung in griechischen Buch­
staben enthielt, vas war im Jahre 1798. Bis dahin war es nicht ge­
lungen, die zahlreichen, an Tempeln und Bildwerken, in Grüften und
auf vergilbten Papgrusrollen stehenden Inschriften des Nillandes zu
entziffern. Erst jetzt, da eine griechische Übersetzung gefunden, war es
möglich, in harter und mühseliger Arbeit den Sinn der Bilderschrift-
zeichen zu enthüllen, ver Schlüssel war gefunden.
Ähnlich ist es noch heute. Überall dort, wo noch, wie im Staats­
leben, Geheimschriften Verwendung finden, sind sie nur dem lesbar,
der den Schlüssel besitzt. Darum werden sie ja auch dort gebraucht, wo es
sich um die Übermittelung von geheimen Nachrichten handelt, wer aber
den Schlüssel kennt oder entdeckt, dem ist es leicht, den Sinn der geheim­
nisvollen Zahlen oder Buchstaben zu verstehen. Auf den Schlüssel also
kommt es an. Wer ihn in Händen hält, dem öffnen sich die Tore von selbst.
So war es bei hörbiger und seiner Aufhellung aller jener
Fragen, die sich um die großen Fluten, den Atlantisuntergang, die
Inkabauten und alles das aufgetürmt hatten, was wir in kurzen
Strichen schon andeuteten.
Es dürfte darum lehrreich sein, zu erfahren, welche Fragestellung
hörbiger anwandte, welche Voraussetzungen er machte, welche Ur­
sachen er überhaupt hatte, in seiner Welteislehre, die sich doch zunächst
ausschließlich mit der Entstehung unserer Sonnenwelt befaßte, auch
dieses scheinbar so weit abgelegene Gebiet in den Kreis seiner For­
schungen einzustellen.
vie Antwort ist überraschend.
hörbiger benutzte keine Fragestellung, er machte für die Zwecke
der Flutsagenlösung keine Voraussetzungen, er hatte sogar nicht die
geringste Ursache, diese Sonderdinge überhaupt zu behandeln, viel
weniger noch Veranlassung, an eine Lösung zu gehen. Und doch
gelang sie ihm! Wie ist das möglich?
hieroglgphen-Schickjal. 27

hieroglgphenschicksal! hörbiger hielt den Schlüssel in seinen


Händen mit der grundlegenden Erkenntnis, welche ihm Aufschluß
gab über die Entstehung unserer Sonnenwelt, mit ihren Wandel-
sternen, ihren beiden Milchstraßen, ihren im Raume nach bestimmten
Gesetzen ziehenden Eisstücken, den Kometen und Sternschnuppen und
den aus Gesteinen und Metall bestehenden Meteoren,- einer Erkenntnis,

6bb. Z.
ver Entwicklungszustand unserer engeren Sonnenwelt, die wandersterne
Intrcnnerkur (mittlerweile mit der Sonne verschmolzen) bis zum Mars
zeigend, zur Zeit des geologischen Aufbaues der Tertiärschichten, In dieser
jüngst-geologischen Vorzeit war noch innerhalb des Merkur ein weiterer
wanderstern vorhanden, vie Erde hatte als Begleiter den Vorgänger unseres
heutigen Mondes, und unser gegenwärtiges Nachtgestirn kreiste als selb­
ständiger Stern Luna zwischen Erde und Mars. (Zeichnung nach hörbiger.)

die in nichts anderem sich äußerte, als in der beweisbaren Tatsache,


daß die Dberfläche unseres Mondes aus Eis bestehe, daß also dieser
Stern überdeckt ist von einem uferlosen Eisozean.
Und diese Feststellung genügt, um auch die Dunkelheiten der
Flutsagen aufzuhellen mit all den unerwarteten Weiterungen, die sich
uns ergeben werden.
hörbiger suchte nicht nach Verbindungslinien; trachtete nicht,
Fragen der Kultur oder auch nur der Geologie zu behandeln. Sein
28 Entwirrung

weg stand nach anderen Zielen. Lei seinen Untersuchungen konnte er


eine unseren Absichten ganz ferne, von verschiedenen Forschern als not­
wendig erachtete Annahme zur Tatsächlichkeit stempeln, nämlich die, datz
der weltenraum nicht leer, sondern mit verschiedenen Stoffen erfüllt
ist. Jedermann weih heute, datz in den Gebieten zwischen den Gestirnen
kosmischer Staub wirbelt, der auch auf unsere Erde niedersinkt, und

Abb. 4.
ver Lntwicklungszustand unserer inneren Sonnenwelt gegen Ende der
Proselenen-Zeit. Merkur hat längst keinen inneren Begleiter mehr und der
Tertiärmond hat sich mit der Erde vermählt. Luna ist bereits in bedenkliche
Nähe der Erde gerückt'). -Zeichnung nach hörbiger.)

dem wir auf dem Firnenschnee hoher Berge oder in den polargebieten
begegnen, der auch zuweilen in gesteigertem Matze in den Niede­
rungen wahrgenommen wird. Folgert aus dieser Tatsache nicht etwas?
wenn ich eine Schaufel recht trockenen Sandes vor mich werfe und
einen Stein durch diese Sandgarbe werfen lasse — brauche ich noch zu
fragen, ob ihn das Durchqueren und vielfache Nnstotzen an die Sand­
körnchen nicht hemmen wird? vas ist doch klar. Und wenn auch der ver­
gleich sehr grob gewählt ist, so kann doch nicht daran gezweifelt werden,
datz jeder auch immer im Kosmos überall vorhandene Stoff, sei er
Staub oder Gas, von den Sternen auf ihren Flugbahnen durchfurcht und
ihnen so zur Hemmung werden muh. Varüber besteht kein Zweifel.
vom Weltraum-Wasserstoff. 2Y

hörbiger fand überdies, dah der Welienraum mit ungemein


verdünntem Wasserstoffgas, dem leichtesten uns bekannten, erfüllt
sein müsse.
' Auf dessen Entstehung kann hier nicht näher eingegangen werden
*).
Es ist vorhanden. Und aus seinem Dasein ergibt sich eine außer­
ordentlich wichtige und schwerwiegende Folgerung.
wir wollen, um diese zu verstehen, zwei beliebige Sterne be-

Abb. 5.
Luna im letzten Zeitraum ihrer Selbständigkeit. Ub — Lunabahn; Bd —
Erdbahn. Vie kreise versinnlichen jeweils das abnehmende Schweregebiet
beider Sterne. Vie Erdschwere reicht mit schwachen Spuren bis über die hier
nicht sichtbare Marsdahn hinaus. Luna bekommt die Erdschwere schon deut­
lich zu spüren, vie Erdkugel zeigt am Atlantischen Dzean ein aus mehreren
Inseln bestehendes Landgebret: Atlantis. (Zeichnung nach hörbiger.)

obachten, von denen der eine den anderen als Mond umschwingt.
wir wollen ferner der Einfachheit halber annehmen, dah seine Bahn um
den größeren Stern zunächst ein vollkommener kreis sei. Nun würde
plötzlich in den ehedem leer zu denkenden Wegraum Wasserstoffgas
eingeblasen werden. Als notwendige Folge müßten, wenn auch erst im
Verlauf von kosmischen Zeiten, so doch einmal die Folgen des sich nun
ergebenden Widerstandes zu beobachten sein. Bei flüchtiger Leurtei-
30 Entwirrung.

lung würden wir geneigt sein, auf eine verlangsamung des Mondum-
schwunges zu schließen. Genaue Nachrechnung aber zeigt uns, daß ein
scheinbares Gegenteil der Fall ist. ver Begleiter wird den Hauptstern
schnellerumkreisen, indessen nicht mehr in einem geschlossenen Rreise,
sondern auf einem Pfade, der nichts anderes ist, als eine sehr enge ge­
wundene, immer mehr sich an das Hauptgestirn heranwindende Spirale.
Dieser Gedanke ist nicht neu. Dem Schöpfer der Welteislehre
ergab er sich als eine zwangsläufige, logische Notwendigkeit. Wie
schon erwähnt, war er auch von anderen Forschern schon als Annahme
ausgesprochen worden. Aber keiner vor hörbiger hatte diesen
Gedanken weiter verfolgt; keiner die sich ergebenden Folgerungen
gezogen. Das Ergebnis aber lohnte die Mühe.
Doch bleiben wir zunächst bei der nicht wegzuleugnenden Tatsache
stehen, daß ein im Weltraum vorhandener, den ihn durchpflügenden
Gestirnen merkbarer Widerstand besteht, so daß die Bahn zum Bei­
spiel eines Mondes um einen Stern nicht ein Ureis, sondern eine
immer enger und enger sich windende Spirale ist. Einmal muß doch
notwendigerweise diese Spirale völlig an den Hauptstern heranführen.
vas hieße aber nichts mehr und nichts weniger, als daß der
betreffende Mond sich seinem Mittengestirn vermählen müßte; der
Untergang eines Mondes wäre herangekommen.
Ein furchtbarer Gedanke, wenn wir ihn auf Erde und Monde be­
ziehen würden. Darum aber kommen wir nicht herum. Wir haben
keine andere Wahl; denn auch unser Nachtgestirn umkreist unsere
Weltenheimat, umkreist unsere mütterliche Erde. Und der im welten-
raume schwebende Wasserstoff hängt schicksalsschwer wie ein Damokles­
schwert über uns. Eines fernen Tages wird es als Richtbeil fallen ...
Oer Mond wird die Erde umarmen, und auf Äonen hinaus werden
sie vereint bleiben.
Da aber meldet sich sofort ein berechtigter Linwurf. Wenn wirklich
der Mond sich einmal der Erde vermählen sollte — und daß er es
muß, daran können wir doch keinen Augenblick mehr zweifeln —,
hätte das dann nicht längst innerhalb der Lrdvergangenheit geschehen
müssen? Doch wir sehen das Gestirn noch am nächtlichen Himmel
strahlen. Wie soll das verstanden werden? Darauf ist eine gewichtige
Antwort zu geben. Wäre der Mond seit Urzeiten Begleiter der Erde,
oder wäre er ein Sohn unseres Heimatsterns, so hätte ihn und die
Erde längst das Schicksal verbunden.
Vie Monde der Erde. 31

Aber schon die eisige Natur seiner Oberfläche verrät dem Nenner,
datz unser Begleitstern einst ein selbständiger planet gewesen sein
muh, Luna, der ehedem zwischen Erde und Mars kreiste, ganz wie unser
Heimatgestirn und seine Geschwister um die Sonne, nur datz er infolge
seiner Kleinheit den Weltraumwiderstand stärker zu spüren bekam als
zum Leispiel der gröhere Mars und die noch gröhere Erde, und so mit
ihnen, nur schneller, zur Sonne schrumpfte. So entfernte er sich
immer mehr vom Mars und kam immer mehr in die Nähe der Erde,
bis diese eines Tages mit ihren Anziehungskräften so stark zu wirken
vermochte, datz sie den ehemaligen selbständigen Bruder zum Mitläufer
machte, ihn in Netten schlug und ihn zwang, sie willig zu umkreisen-').
vas aber geschah, wie wir sehen werden, erst in geschichtlicher
Zeit. Und seit diesem Augenblick schraubt sich der Mond immer näher
an die Erde heran, bis er eines Tages, vielleicht in Zahrmillionen in
Trümmer gehen wird, die auf die Erde stürzen.
Ein Zukunftstraum also, den wir spinnen? Neineswegs! Denn
unser Mond hat Vorgänger gehabt; deren sieben oder acht sich mit
unserem Heimatstern vereinigten seit dem Tage, da die Erde das erste
Meer auf sich trug.
Nicht von dem, was kommen wird, wollen wir reden, sondern
von dem, was vergangen ist und die Runen der Zerstörungen und des
geologischen Aufbaues hieroglgphengleich eingrub in das steinerne
Buch der Erdgeschichte, vie Welteislehre hat sie zu entziffern gelehrt.
Ein winziger Abschnitt dessen, was kund ward, soll uns hier beschäftigen,
nachdem der zweifelnde Einwurf beseitigt wurde.
Wir erfuhren also eines: ver Mond nähert sich der Erde.
Bedeutet das etwas, oder spürt die Erde gegenwärtig überhaupt
etwas von der Anwesenheit ihres Begleiters? Nun, wir wissen, datz
zwei Nörper im Raume (nach hörbiger in begrenzter, die Newton-
sche Zormel einschränkender Weise) sich anziehen, oder was dasselbe
ist, sich gegenseitig wachsend beeinflussen.
So ist ja allgemein die Ebbe- und Zlutwirkung vorwiegend als
eine Zolge der Mondkräfte bekannt. In fast immer gleichem Zeit­
schritt hebt und senkt sich das Meer, atmen die Ozeane, treiben ihre
Wogen aufs Land und ziehen sie wieder in die See zurück, vas alles
ist leicht zu beobachten; denn am sichtbarsten folgt den kosmischen
Einflüssen der am leichtesten bewegliche, der flüssige Bestandteil unsres
Heimatsterns. Indessen kann kein Zweifel darüber bestehen, datz auch
32 Entwirrung.

alle übrigen Teile der Erde gleiche Erscheinungen zeigen müssen. Selbst
die scheinbar so harte, felsige, feste Lodenkruste macht da keine Aus­
nahme. Auch hier Ebbe und Zlut. So bewegt sich zum Beispiel in Pots­
dam der Boden unter dem Mondhochstande um 0,30 Meter. Auster dem
festen und dem flüssigen Teile besitzt unser Stern aber noch einen gas­
förmigen, den für das Leben so ungeheuer wichtigen Luftmantel, der,
aus verschiedenen Gasen zusammengesetzt, bis in eine Höhe von wohl
500 Kilometern hinaufreicht, um dort ganz unmerklich in den nahezu
drucklosen Weltraum Überzugehen. Bedarf es noch eines gesonderten
Beweises, dah auch diese Gashülle der Ebbe- und Zlutwirkung des
Mondes unterliegt? kein Zweifel also: Wasser, Lust und Erde sind ab­
hängig von den Launen des Begleiters, vas ist an sich selbstverständ­
lich. Aber mit dieser Selbstverständlichkeit berühren wir eine recht
heikle Stelle der herrschenden Schulmeinung. Die Wissenschaft gab
nämlich Gewahr, dah der gegenwärtige Zustand nicht nur zwischen Erde
und Mond, sondern im ganzen Sonnenreich in alle Zukunft so bleiben
würde, wir könnten das noch hinnehmen, wenn nicht in den gleichen
Lehrbüchern dann später die befremdliche Überzeugung vertreten
würde, dah einst alle wandersterne im Schohe der Sonne ihr höllen-
haft heihes Ende finden werden, vas ist doch ein arger Widerspruch und
gewih kein Ruhmesblatt für die geistigen Ansprüche unserer Zeit.
vie Sicherstellung der Zukunft wollen wir aber nicht von Mei­
nungen, sondern von beobachtbaren Tatsachen abhängig machen.
Und da ist es auch dem gewiegtesten Rechenmeister nicht möglich, uns
die völlige Leere des weltenraums zu beweisen. Aber das geringste
gegenteilige Zugeständnis genügt bereits, die Annahme von dem
ewigen Gleichbleiben des gegenwärtigen Zustandes unserer Sonnen-
welt über den Haufen zu werfen.
wäre das nicht der Fall, so mühte im Weltall die Seligkeit köst­
lichsten Ausgeglichenseins herrschen. Aber schon die vurcheinander-
bewegung der Gestirne, das zweifellose Vorhandensein von Spannungs-
unterschieden, zum Beispiel der auch von der Schulmeinung zugegebene
Einfang des äuheren Mars-Mondes, sagen dem Denker deutlich, datz
von einem Dauerzustand keine Rede sein kann. Es darf angesich^
der Lrfülltheit des Sternenraumes auch keine Rede davon sein.
Ghne Zweifel strebt auch die Welt dem Gleichklange ihres Seins zu.
Nicht eher aber kann sie ihn erreichen, als bis unsere enge Welt zum
Ausgleich gekommen ist. heute aber wogen und wallen noch die
Oer näherkommende Mond. 33

Gefühle zwischen den Gliedern des Sonnenreiches und werden nicht


zur Ruhe kommen, bevor nicht alle acht um das Tagesgestirn kreisenden
Sterne mit ihren Monden und dem ganzen übrigen Hofstaat eins ge­
worden sind mit ihrer Schwester, der Sonne. Denn es ist ein Welt­
gesetz, daß nur das harmonische Bestand hat.
Alle Teile unserer Sonnenwelt unterliegen also dem Einfluß des
raumerfüllenden Mittels; sie alle durchfurchen ihn, sie alle werden
in ihren Bewegungen gehemmt, sie alle winden sich auf engen
Schraubenlinien an das Hauptgestirn heran, in ganz der nämlichen
Weise, wie die Monde an den von ihnen umkreisten Weltkörper heran­
gedrängt und zuletzt herangezogen werden. Das sei nochmals hervor­
gehoben, denn es ist so ungeheuer wichtig für alles das, was reich
an Überraschungen daraus folgt.
Schon Ebbe und Flut reden da eine laute und demjenigen ver­
ständliche Sprache, der gewöhnt ist, mit gewaltigen Kräften umzu-
gehen. Gder kann man es anders nennen, wenn man bedenkt,
daß unser Mond noch rund viermalhunderttausend Kilometer von
uns entfernt ist und dennoch der hauptveranlasser dieser riesigen
Meeresverlagerungen ist? Man mache es sich nur ganz klar, was
es heißt, die gesamte Erde in Wellenbewegung zu versetzen, und das
alles über einen Raum hin, der mehr als sechzig Erdhalbmesser beträgt.
Was mühte aber nun geschehen, wenn der Mond näher käme?
Daß er es tut, ist durchaus sicher.
Im Laufe langer Zeiträume wird er seinen Einfluß auf die Erde
verzehnfachen, verhundertfachen, ja vertausendfachen! was das be­
deutet, mögen Zahlen sagen.
Nehmen wir für die Gegenwart eine Fluthöhe der Meereswogen
über dem üblichen Wasserstand von einem halben Meter an, dann sind
wir bei entsprechender Annäherung schnell bei dem tausendfachen Werte
angelangt, vieRechnung aber ergibt, datz künftig sogar mit wesentlich
größeren Fluthöhen zu rechnen sein wird, mit wogen etwa, die über den
Himalaja brausen werden, als handele es sich nicht um das höchste Ge­
birge der Erde, sondern um eine Sandwelle am flachen Strande der See.
Klingt das nicht ungeheuerlich, unglaubhaft — ein Wahnbild,
Grund genug, hier das Buch zuzuklappen; denn die wenigsten Er­
wachsenen haben noch Sinn für Märchen ...
Es wird aber eine Zeit kommen, wo unsere späten Nachfahren
erbeben werden unter dem Furchtbaren, das über die Erde und ihre
SUcher, Sintflut Z
34 Entwirrung.

Bewohner hereinbrechen wird, wollen wir nicht wenigstens den Mut


aufbringen, den Notwendigkeiten einer Folgerung ins Auge zu blicken?
weniger denn sonstwo ergehen wir uns hier in wolkenträumen.
wir stehen auf festem Boden wie die ganze welteislehre, die nicht
am grünen Tisch „erfunden" wurde, sondern das erste vollkommen
auf Tatsachen gegründete Weltbild ist"). Dessen werden wir inne
werden, sobald wir einen Schritt weitergegangen und das erste Er­
gebnis der Aufgabe vor uns sehen, die da lautet: Sn welcher Form
wird die Erde durch den näherkommenden Mond beeinflußt?
Line ganz kühle Frage nur. Aber an ihrer Beantwortung wird
man die Richtigkeit des Ausspruches eines Freundes der Welteislehre
erkennen: „vie Welteislehre handelt von ungeheuer kalten Dingen,
an denen man sich bis zur Siedehitze begeistern kann!"
halten wir dabei aber eines fest, nämlich, daß sich der nun zu
schildernde Vorgang erst in hunderttausend, vielleicht in Millionen
von Fahren vollendet. Für Menschenbegriffe ist das eine halbe Ewig­
keit, im Veltwerden nur ein Pulsschlag. Und das Unglaubliche wird
möglich werden auf Grund der nun zu prüfenden Vergangenheit,
nämlich mit aller wünschenswerten Sicherheit zu sagen, daß es der
vorletzte Pulsschlag für das Leben aus unserem Stern sein wird.
vas ist wieder solch eine Behauptung, die Zweifel in den wissen­
schaftlichen Wert dieses Luches sehen könnte. Doch gemach! Noch
sind wir am Anfang, wagen wir den ersten Schritt!
ver Mond möge inzwischen auf dreißig Lrdhalbmesser heran­
gerückt sein, vie Verringerung seiner Entfernung von der Erde be­
dingt aber auch ein schnelleres Umläufen. Der Monat wird nicht mehr
wie heute 28 Tage, sondern nur 9^ Tage betragen. Fe näher der
Mond also herankommt, desto kürzer muß der Monat werden.
Ehe wir aber weitergehen, wird es gut sein, einmal die tat­
sächlichen Ebbe- und Flutverhältnisse zu untersuchen. Über eines
müssen wir uns klar sein, daß nämlich, sofern wir von der Sonne ab­
sehen — es allein unser Begleiter ist, der die zunächst zu betrachtenden
Wasserwogen auf seinen Bahnweg um die Erde in jenen Zonen
zusammensaugt, über denen er senkrecht steht, ver Pfad des Mondes
fällt aber nicht mit dem Erdgürtel, dem Gleicher zusammen, ver­
bindet man nämlich alle jene Punkte der Erde, über denen er senkrecht
steht, so erhält man eine Wellenlinie, die 18—28'/," vom Gleicher
entfernt nach Norden und Süden ausschlägt. Daraus wäre zu folgern,
lNondesfluten. 35

-atz jeweils unter dem Scheitelpunkte -es Mondes infolge seiner An­
ziehungskräfte auch das meiste Wasser zusammengerafft sein mützte, mit
anderen Worten, dort wäre der Flutberg zu suchen (vgl. Abb. 64u. 65,
welche sich innerhalb der Anmerkungen am Schluß befinden).
Dieser Vorgang findet aber nur auf dem Papier statt; denn das
Wasser kann nicht so schnell folgen, wie der Mond sich bewegt, so datz
der Zlutberg dem Mondhochstande nachhinkt. Trotzdem aber wird
mit dem Näherkommen ein immer stärkeres Zusammensaugen der
Meere auf den Lahnweg des Begleiters erfolgen. Ghne weiteres ist es
klar, dah somit die Tropengegenden immer reicher an Wasser, die Polar­
gegenden aber immer ärmer daran werden. Um den Gleicher herum
werden die Meere ansteigen, oder die Länder werden scheinbar sinken;
in den nördlichen und südlichen Gegenden werden die Gzeane seichter
werden, die Festländer also emporsteigen. Schon bei 30 Lrdhalb-
messern Mondabstand werden die Niederungen der tropischen Gebiete
unter Wasser stehen, vas alles wird sich steigern. Denn unser Nacht­
gestirn macht auf seiner Schraubenbahn zur Erde nicht halt, sondern
kommt unaufhaltsam näher und näher, viele Jahrzehntausende
werden vergehen; von neun Tagen wird der Monat auf vier zusammen­
schrumpfen; der Abstand von der Erde wird nur noch 17,7 Halbmesser
betragen, weiter müssen die Polargegenden entwässert, die Tropen­
gebiete aber wasserreicher werden, so datz hier nur Gebirge als Inseln
aus den Fluten emporragen. Denn mittlerweile haben sich die ehedem
getrennten Meere zu einer Gürtelhochflut um die Erde geschlungen.
Ein wassergurt liegt um die Gleichergegenden, in ähnlicher Weise
wie heute Ebbe und Zlut zeigend, nur datz beide Erscheinungen an
Grotzartigkeit bedeutend zugenommen haben.
viel eigenartiger gestalten sich aber die Verhältnisse bei noch
größerer Näherung der beiden Gestirne.
Um sie im vollen Umfange ihrer Tatsächlichkeiten beurteilen zu
können, ist zunächst die Beantwortung der Frage nötig, ob das Ver­
hältnis der vorhandenen Wassermassen zur festen Erde als groß oder
klein zu betrachten ist. Denken wir an die oft unglaublich tiefen Gzeane,
auf deren Spiegel man bis zu über neuntausend Meter über dem
Grunde kreuzen kann; denken wir weiter an die riesigen Mengen, die
um die Pole oder in den Gletschern in Form von Eis aufgestapelt
sind, so wird uns die Überzeugung kommen, es handele sich hier um
überaus große Mengen, vas ist richtig; nur im vergleich zur Größe
z
*
36 Entwirrung.

der festen Erdkugel werden wir gezwungen sein, unseren Heimatstern


als arm an Wasser zu bezeichnen, vas wird ganz augenscheinlich,
wenn wir die Lrdmasse und die sie bedeckende Wassermenge auf
leicht faßbare Größen zurückführen.
ver Durchmesser der Erde beträgt rund l2750 Kilometer. ver­
ringern wir nun diesen kreis auf 12,75 Meter und zeichnen wir die
Kreislinie 2'/r Millimeter dick, so hätten wir, falls die Erde eben
wäre, mit diesen 2'/z Millimetern die Höhe sämtlichen heute auf der
Erde befindlichen Wassers angegeben , 2Vz Millimeter gegenl 2^/« Meter.
Nun ist die Erde gegenwärtig zu ihrer (Oberfläche mit (Ozeanen

Abb. 6. Mond und Erde im richtigen Größenoerhältnis.

bedeckt, va bedarf es keiner großen Einbildungskraft, um auch die


grausigen Meerestiefen von neun Kilometern auf dem Riesenglobus
verschwinden zu lassen. Würden wir noch weiter den Durchmesser
verringern, um zu einer Kugel zu kommen, wie sie im Arbeitszimmer
des Zorschers steht, so würde die sie bedeckende Lackschicht die Tiefe
der gleichmäßig verteilten Meere bereits übertreffen.
Somit werden wir jenes Abschätzungsgefühl gewonnen haben,
das für die folgenden Ableitungen nötig ist.
wir denken uns den Mond auf acht Lrdhalbmesser herangekommen.
Sein Einfluß auf Ebbe und Zlut wird also weiter gestiegen sein.
Immer höher werden die Zluten emporgehoben, immer mehr die Polar­
gegenden entwässert werden, immer mächtiger müssen die Meere in
den Tropen anschwellen. Man könnte meinen, daß der Ringwulstwall
Getrennte Zlutberge. 37

in dieser Zeit, da der Monat nur etwa einen Tag und sechs Stunden
beträgt, ein hoher, traureif-ähnlicher Ring um den Gleicher wäre.
Vie Nachrechnung zeigt aber ein völlig anderes Ergebnis. Es ist
nämlich zu berücksichtigen, datz der Mond die durch seine Anziehungskräfte
hervorgerufenen Zlutberge mit sich oder, eindeutiger gesagt, hinter sich
herschleppt. Ein und einen viertel Tag dauert nur der Umschwung des
Mondes um die Erde, ver Mond läuft also fast so langsam in bezug auf
die Erde um, datz er sich deren eigener Umdrehungszeit stark nähert.

Abb. 7.
ver Mond kurz vor dem eintägigen Monat. Sichtbar ist der rückschleichende,
also von Dsten nach Westen sich bewegende Nadir-Zlutberg. Um die für die vor­
liegende Aufgabe wertvollsten Erscheinungen besonders hervorzuheben, ist das
Kückschleichen der Zlutberge von Gst nach West zu stark, das in rein geologischer
Hinsicht oft wesentlichere heftige Lreitenpendeln zu wenig ersichtlich gemacht,
vie Zablenangabe bezieht sich wie bei allen folgenden Bildern auf unseren häu­
tigen Mond. Alle Vorgänge sind aber grundsätzlich die gleichen, wie sie während
der Tertiär-Mondzeit waren, vgl. die Schlutz-Tafel. lZeichnung n. h S rbiger.)

Daraus folgt, datz das Nachtgestirn Gelegenheit hat, unter seinem


Hochstande, das heitzt an jenen Gebieten, über denen es senkrecht steht,
bedeutende Zlutmassen zusammenzusaugen.
Wegen der geringen, vorhandenen Wassermenge und der immer
38 Entwirrung.

steigenden Zluthöhe wird deswegen der Ring alsbald beginnen, sich in


zwei voneinander getrennte Zlutberge aufzuspalten (vgl. Abb. 7 und 8).
Näher kommt der Mond, die Zluthöhen wachsen weiter, und
endlich wird der Mond so schnell um die Erde kreisen, datz der Monat
gleich einem Lrdentage ist.
Um hier aber nicht mißverstanden zu werden, muh darauf hin­
gewiesen sein, datz jeder Punkt der Erde ja selbst einen Tag braucht,
um an den Anfang der täglichen Kreisbahn zurückzugelangen. vas
heißt aber nichts anderes, als daß Erde und Mond die gleiche Um­
laufsdauer haben, oder daß der Mond dort, wo er voll sichtbar ist,
um diese Zeit nicht untergeht. Nur nach Norden und Süden würde
er wegen der aus Abbildung 65 bei V. bekannten wellenbahn pendeln,
nicht aber, durch ein Zensier betrachtet, sich nach Gsten oder Westen
bewegen. Im Zensier steigt er nur auf und nieder. Auf der ihm zu­
gekehrten Lrdseite werden die Zluten in den unter seinem Scheitel­
punkt befindlichen Gegenden zu einem gewaltigen Berge empor­
getürmt sein, ver andere Zlutberg wird sich auf der entgegengesetzten
Erdseite befinden, hörbiger zeigt aus hier zu weit führenden
Gründen, daß der dem Monde zugekehrte Zlutberg zur Zeit des ein­
tägigen Monates über Afrika stehen, der entgegengesetzte aber sich über
der Wanne des Stillen Gzeans halten mußte, vergleiche Abb. 10.
va während dieser Zeitspanne auf der Mondseite der Erde die
Zlutkräfte das rund 780fache, aus der anderen das rund 530fache der
heutigen betragen, so ist leicht ersichtlich, daß der erste Zlutberg höher
und spitzer, der letzte flacher und seichter sein muß. Es ergibt sich also
eine Gesamtgestolt, die der eines Hühnereies nicht unähnlich ist, wenn
auch dieser vergleich übertreibt. ves besseren Verständnisses halber
aber wollen wir sagen, daß die Erde eine eiförmige Gestalt angenommen
habe (vgl. Abb. 64 bei V.).
Bis hierher haben wir lediglich den Einfluß des Mondes auf
das irdische Wasser betrachtet. Wir erinnern uns aber, daß das
heranschrumpfende Gestirn auch die feste Erdkruste und auch das
Luftmeer zu Änderungen zwingt. Und damit eröffnet sich uns ein
überaus reizvoller Blick in die frühe Vorzeit unserer engeren Welt.
Beschreiben wir auch hier, um zur sachlichen Nachprüfung anzu-
regen, das Schicksal unseres gegenwärtigen Mondes, weil wir hier
zahlenmäßige Unterlagen besitzen, so besteht doch kein Zweifel, daß
die früheren Monde der Erde, die, je weiter zurück ihre Vermählung
Oer Blick in die Zukunft. 39

mit der Erde liegt, desto kleiner gewesen sein müssen, ihren Einfluß
in gleicher, nur schwächerer Weise geltend gemacht Habens.
Mit diesem Hinweis ist eine besondere Eigentümlichkeit der
Welteislehre aufgezeigt.
Sie geht eigentlich im Gegensatz zu den bisherigen Zorschungs-
wegen nicht von der Vergangenheit, sondern von der Zukunft aus,
die zu entschleiern ihr mühelos gelingt, um die Ursachen der §lut-
sagen zu finden, vie Berechnungen ließen sich zunächst nur auf

Abb. 8.
ver Blond kurz vor dem eintägigen Monat. Sichtbar ist der rückschleichende
Zenit-Zlutberg, der langsam, dem Blonde zugekehrt am Gegenpunkt des
Nadir-Zlutberges um die Erde geschleppt wird. Buch hier, wie in den ähn­
lichen späteren Bildern, ist das heftige Lreitenpendeln, also das nach Norden
und Süden hinschwappen der Klutberge nur angedeutet. < Zeichn.n. hörbiger).

den Einfluß des heutigen Blondes gründen. Und erst diese Ergeb­
nisse gestatten die Vergangenheit zu entschleiern.
Noch mehr! Erst durch diesen Blick in die Zukunft wird die Gegen­
wart hell, die bisher in all ihrem geologischen Geschehen infolge der
Lgell scheu Irrtümer geradezu ein Traumgebilde bei Irrlicht­
beleuchtung war.
40 Entwirrung.

hanns hörbiger hat das treffend zum Ausdruck gebracht,


indem er ein bekanntes Z or aast er-Wort umkehrte und sagte:
„Lehr mich die Zukunft vorher —
Soll ich vergangnes dir sagen!
vann erst magst Spähblicke du
Ins Dunkel der Gegenwart wagen!"

Und in der Tat, erst nachdem wir klaren Blickes die geologische
Zukunft überschauen und von dort aus die Vergangenheit erhellen
konnten, übersetzen wir auch die wahren bisher ounklen Triebkräfte
der Gegenwart.
von diesem Standpunkt aus ist also Licht bis in die tiefste Zrüh-
zeit der Erde gefallen, und in Verbindung mit der Entstehungs­
geschichte unserer Sonnenwelt sehen wir deutlich auch das Werden
der Erde vor sich gehen.
vie Welteislehre zeigt ja, datz der Aufbau unseres Sterns im
Grunde genommen überhaupt nur als Zusammenfang von Monden
zu denken ist°). Darauf aber können wir an dieser Stelle nicht näher
eingehen, sondern müssen uns mit dem Hinweise begnügen, datz seit
dem Tage, da unser Heimatgestirn den ersten Gzean auf sich zu ver­
dichten begann, wohl sieben oder acht Monde bis heute zu Begleitern
geworden sind, wenn wir also auch weiterhin von unserem jetzigen
Nachtgestirn reden, so gelten unsere Zeststellungen doch sachlich auch
für alle früheren Monde.
Zu dem, was wir gehört haben, brauchen wir uns also nur nochmals
zu erinnern, datz autzer den irdischen Wassermassen auch feste Erdkruste
und Lustmeer von dem jeweiligen Begleiter beeinflußt werden.
Sowie zunächst ein Absaugen der Meere von den Polargegenden
nach den Gebieten des Gleichers hin erfolgte und dieser Vorgang sich
immer mehr steigerte, je näher der Mond kam, so datz der Zlutring
immer schmäler und höher wurde, so wird auch die feste Erdkruste
diesen Zugkräften des herandrängenden Begleiters nachgeben müssen.
Vas Ergebnis wird eine zunächst immer stärker werdende Pol­
abplattung und ein Aufwölben des Lrdgürtels sein. Wenn wir also
einen rohen vergleich benutzen wollten, so könnten wir sagen, die Erde
wandle sich von der Nugel in eine Linse, wenn sich dann aber die
Gürtelhochflut in zwei scharf voneinander geschiedene Zlutberge teilt
und diese um die Zeit des eintägigen Monates an zwei entgegen-
Vie verankerten Zlutberge.
übb. S.
Die Zlutberge zur Zeit des eintägigen Monats. Oer Zenit-Zlutberg über Afrika, der Nadir-Zlutberg über
dem Stillen Ozean verankert. Zugleich die Zeit der größten geologischen Bautätigkeit. <Zeichnung von hörbiger.»
42 Entwirrung

gesetzten Bezirken verankert, auf diese Weise die erwähnte Hühnerei-


form bildend, so wird auch die feste Erde aus der Linsen- in die Ei­
gestalt übergehen.
viel wichtiger und für das Leben einschneidender ist aber der
Einfluß des Mondes auf die irdische Gashülle. Auch sie wird von den
Polen abfluten und sich zu einem Wulstring um den Lrdgürtel stauen,
um dann ebenfalls über den Zlutberg der festen und flüssigen Erde
ihrerseits die Luftflutberge aufzutürmen. Mit dem Beginn dieses
Vorganges aber ist ein unerbittlicher Urteilsspruch über das Schicksal
unserer Erde gefällt (vgl. Abb. ll).
Was bedeutet denn der Gasmantel für uns? va kann es zunächst
nur eine Antwort geben: Er ermöglicht uns das Atmen, also das

Abd. 10.
viese Abbildung ist als Raumvorstellungs Übung zu werten, ver näherkom-
mende Mond verzerrt die Erde, deren Wasser- und Lufthülle zu eiähnlicker
Form, wobei die Spitze des Eies sich an der dem Monde zugekehrten Lene
befindet. Viese Seite nennen wir den Eispitz V8p oder die Zenitseite, vie
dem Monde avgewendete Seite heißt Listumpf-, V8t, oder Nadirseite. venken
wir uns nun um die Mitte des Eies ein Band, einen Gürtel gelegt, so bedeckt
dieser jene Gebiete, die wir Eigürtelgebiete, Mi, oder kurz den Ligürtel
nennen. Zum Verständnis der räumlichen Verhältnisse während der Mond-
Annäherung und -Auslösung sind diese Vorstellungen einzuprägen. vie Ver­
hältnisse sind hier selbstverständlich wesentlich übertrieben dargestellt,' denn
die Verzerrung der Erde findet natürlich nicht bis zur wirklichen Liform statt.

Leben überhaupt. Aber das wäre nur eine enge und allzu menschliche
Meinung. Nicht umsonst sprechen wir von einem Luftmantel, wir
könnten ihn auch einen pelz nennen,- denn er schützt uns gegen die
ungeheure Weltraumkälte, die nahezu 273 Grad unter Null beträgt,
würde diese hülle dünn, fadenscheinig oder löcherig werden, dann
würden nur klirrkalte Winter herrschen, Schnee und Eis müßten die
Fluren in den heute bereits kalten oder gemäßigten Gebieten decken,
vie Eiszeit. 43

Abb. II.
Jener Zustand, der in Abb. 10 in großen Zügen umrissen wurde, ist hier nun
auf die Erde unmittelbar angewendet, und zwar zu jener Zeit des eintägigen
Monats, wo zwei voneinander getrennte Zlutberge vorhanden sind. Bei
dieser Abbildung ist der Mond rechts vom Bilde, und zwar in etwa 24,5 ow
vom Mittelpunkt zu denken, vie Abkürzungen bedeuten: I — Gipfel des
Luft-Zenitflutberges, von welchem aus die Abflutung der höchsten Wasser-
stoffschichten in den Weltraum stattfindet; entgegengesetzt der Nadirluft­
flutberg,- die Luftflutberge selbst sind als IV bezeichnet. Unter diesen be­
finden sich die Wasserflutberge II in mittlerer Lage, auf der Nadirseite nicht
näher bezeichnet. III und V zeigen die Ausschläge der Zlutberge nach oben
und unten, die links ebenfalls nicht bezeichnet sind. Auch die Erdkruste selbst
hat sich zu «-ähnlicher Form verzerrt. Zwischen den Zlutberge» befindet
sich der wasser- und lustarme Ligürtel, der rechts und links von den Grenzen
der Lbbegebiete 6. ä. Bd. eingeschlossen wird, ver Eigürtel zeigt zwischen
der nördlichen und südlichen Gletschergrenze 61. 6. das eisfreie Gebiet Lrs. 6.
Dadurch, daß die Erde im Laufe der Mondannähemng nach allen Äquator-
durchmessern hin zur Liform verzerrt wird, bilden sich Verwerfungen, denn
der Mond zieht nach dem eintägigen Monat nicht nur die gasigen und wässe­
rigen Gebiete der Erde mit sich, sondern er zwingt auch die Erdkruste selbst,
ihren Eispitz gleichermaßen zu verlegen. Alles etwa um das 20fache über­
trieben gezeichnet. (Zeichnung nach hörbiger.)
44 Entwirrung.

und unsere Breiten der heute schon grauen Tage würden weiße
wüsten sein.
was aber tut der Mond? von den Polargegenden zieht er schon
bei Beginn der Gürtelhochflut leise, aber unaufhaltsam den Mantel
zurück, macht ihn dünn und fadenscheinig und öffnet so der Weltraum­
kälte, erst ganz zag, dann immer freigebiger die Tore, vie Eisgrenze,
die heute weit im Norden und im hohen Süden liegt, wird ihren
Marsch nach den Wendekreisen zu antreten, Schritt vor Schritt, aber
in stetem vordrängen. Und von den Zirngipfeln der Bergriesen
werden die Gletscher zu Tale drängen, werden im Laufe der Jahr­
zehntausende über die Ebenen kriechen, und noch ehe die Gürtel­
hochflut der Meere sich in zwei Zlutberge zerteilt, werden Europa
und Nordasien, Nordamerika, Südamerika und Tasmanien bis zu
dreißig und mehr Graden herab unter gewaltigen Ureisgletschern
begraben sein.
Wir stehen am Beginn einer Eiszeit, die gleichzeitig
im Norden und Süden die Erde Heimsucht, und haben
somit mühelos den Schleier von einem der unheimlichsten
Rätsel der Erdgeschichte gezogen, vie herrschende Schulwissen-
schaft gibt zu, bisher trotz gewaltiger Anstrengungen der rein rechne­
risch vorgehenden Forschung das Geheimnis der Eiszeiten nicht lösen
zu können, wir aber sind mühelos zu unserem Anfangsergebnis ge­
kommen, das uns weiter alle Dunkelheiten dieses merkwürdigen
Gebietes erhellen wird. Dazu wird es aber nötig sein, gerade jenen
Zustand näher zu betrachten, der sich vor, während und nach der Ver­
ankerung der Zlutberge über Afrika und dem Stillen Dzean einstellt.
Bleiben wir der Einfachheit halber immer bei dem Bilde des Lies.
Deutlich sehen wir je einen Zlutberg am Eispitz und am Eistumpf;
zwischen ihnen, von Pol über den Gleicher zu Pol und von da wieder
über den Gleicher zum Ausgangspol zurück, eine wasserarme oder
gar wasserlose Gegend, die eindeutig durch die beiden Zlutberge fest­
gelegt ist und die wir, um im Bilde zu bleiben, den Eigürtel nennen
wollen, der, wie hie Abbildung 11 zeigt, senkrecht zum Gleicher steht,
vas eben für die Wasserflutberge vargelegte gilt in sogar verstärktem
Matze auch für die Luftflutberge, die folgerichtig zwischen sich, mit
dem wasserarmen Eigürtel übereinstimmend, ein Gebiet mit faden­
scheinigem Gasmantel erzeugen müssen. Aus dem vorhin ab­
geleiteten allgemeinen und allseitigen hinabkriechen der Gletscher
wandernde Zlutberge. 45

nach ehedem wärmeren Gegenden wird nun ein Weitervorschreiten


in den Grenzen des Eigürtels stattfinden, wie das auf Abbildung 11
deutlich zu sehen ist. Die Gletschergrenze ist bis hart an die
Tropen verlegt.
während zur Zeit der verankerten Zlutberge die wasserfreien
Gebiete Eiszeit haben, wird dies natürlich auch geologisch kurz vor
und kurz nach diesem Zustand der Zall sein, vor und nach dem ver-
ankertsein aber wandern die Zlutberge um die Erde, sobald der Mond

Abb. 12.
war in den Abbildungen 9 und 11 der Zustand der stehenden Zlutberge
geschildert worden, so zeigt dieses Bild die wieder wandernden Zlutberge.
Oa der Monat jetzt wenig kürzer als ein Erdentag ist, bewegen sich die Zlut­
berge vom Monde mitgeschleppt ganz langsam von West nach Ost um die
Erde, vie sich stauende Stirnseite des Nadirflutberges und die nachschleisende
Schleppe des Zenitflutberges geben deutlich die unter starker Lreiten-
pendelung verfolgte Richtung Westost an. Vie mit Häkchen bezeichneten Ge­
biete sind vereist. (Zeichnung nach hörbiger.)

nur unmerklich langsamer oder schneller umläust, als sich die Erde selbst
dreht. Daraus aber folgt, dah alle Gebiete unseres Sterns, abgesehen von
den engsten Tropen, unter Eis kommen oder Eiszeit haben müssen.
46 Entwirrung.

In der Zeit der Zlutbergverankerung haben wir den Höhepunkt


des geologischen Geschehens des Gebirgebaues usw. zu erblicken, von
dem aus nun die gewaltigen Vorgänge wieder abzuklingen beginnen,
ver Abstand des Mondes von der Erde verringert sich weiter,- die
Zlutberge sind langsamer in Bewegung; die vereiste Zläche nimmt ab;
der Abstand beträgt nur noch sechs Erdhalbmesser; der Monat nur
noch 20 Vz Stunde." Mittlerweile aber sind die Zugkräfte der Erde
auf dem Monde so stark geworden, datz seine uns nun ganz natürlich
erscheinende Eisorm immer weiter verzerrt werden mutz. (vgl.
dazu die eingezeichneten Mondformen in 6bb. 64.)
Dies ganz zu verstehen, werden wir gut tun, auch einen Blick
auf den Bau des Mondes zu werfen. Nach althergebrachter Ansicht
ist seine Gberfläche mit einem lavaähnlichen Glasflüsse überzogen.
Die welteislehre aber beweist, datz unser Nachbar von einem ufer­
losen Eisozean bedeckt oder überfroren ist, und sagt uns auf Grund
bekannter Veobachtungstatsachen, datz dieser Gzean, fast bis auf den
Grund gefroren, eine Tiefe von etwa 180—200 Nilometer haben
mutz. Erst darunter befindet sich der aus Sternbaustoff wie die feste
Erdkruste bestehende, steinig metallische Nein, der in seinen Ober­
schichten eisenarme Schlammassen, in seinen tieferen Gebieten aber
eisenreiche Schichten führt.
Vas wollen wir uns vergegenwärtigen; denn die unausbleibliche
Mondauflösung wird sich in den Berichten in einer Weise wider-
spiegeln, zu deren Erkenntnis diese vinge nötig sind. Es sei aber, um
Einwendungen zu entgehen, ausdrücklich betont, datz die fraglichen
Tatsachen des Mondaufbaues längst gefunden waren, ehe in bedeut­
samer Weise deren Übereinstimmung mit den Sagen festgestellt wurde.
voch kehren wir zur Erde zurück. Infolge des immer schnelleren
Mondumlaufes ist aus den getrennten Klutbergen wieder die Gürtel­
hochflut geworden, die wir uns aber nicht, wie im Schaubilde l3 formel-
mätzig dargestellt, mit glatt abgegrenzten, sondern wie der Narten-
entwurf übb. 13 zeigt, mit autzerordentlich reich gegliederten Ufern
vorzustellen haben.
Ze näher der Mond kommt, desto kräftiger müssen die Wasser
auf seinen Bahnweg zusammengesaugt, der Zlutring also immer
höher und schmäler werden, bis bei etwa drei Erdhalbmessern
der Zusammenhalt der Mondmasse durch die Erdenkräfte
aufgehoben wird, vie völlige Auflösung des Erden­
Auflösung des Mondes. 47

begleiters hat begonnen, und der Untergang des Mondes


ist nicht mehr aufzuhalten.
Diesen Niederbruch dürfen wir uns aber nicht in der Weise vor-
stellen, datz wir glauben, unser Uochtgestirn stürze nun in Masse auf
die Erde, sondern es wird ein allmähliches Zerlösen der
obersten erdseitigen und erdgegenseitigen Eisschichten
des Mondes einjetzen. Vie so entstehenden Trümmer bilden einen
ringartigen Uran; um die Erde, wenn man will, zahllose Mondchen

Adb. 18.
ver Zustand Erde-Mond in nahe vorsintflutlicher Zeit. Aus den beiden um-
laufenden Zlutbergen ist infolge der Wasser-Massenträgheit wieder die tropische
Gürtelhochflut geworden. Unter dem mondseitigen und mondentfernten
Punkte finoet nur ein ebbe- und flutartiges Atmen des Gzeans statt, vie
schraffierten Landgebiete der Tagseite und die schwarz gehaltenen der Nacht­
seite sind bewohnbar. Es ist die Zeit des „Großen Wassers" der Indianer-
Vorväter. vgl. dazu die Rarte der Wohngebiete. (Zeichnung nach hörbiger.)

oder Sternschnuppen darstellend, die aber bald in die oberste Gas-


hüllenschicht der Erde einschietzen und hier, worauf wir später noch
ausführlicher zurückkommen werden, sich zu größeren oder kleineren
Stücken zerkörnen müssen und auf diese Weise häufige und außer­
ordentliche Hagelschläge hervorrufen.
48 Entwirrung.

Später werden dann der Eisschlamm und sehr salziges Wasser


die Erde mit Wolkenbrüchen heimsuchen, und zuletzt werden der Stern­
baustoff-Schlamm und der erzhaltige Kern, dieser in allen möglichen
Grötzenabstufungen auf der Erde landen.
Ist diese Mondauflösung aber vor sich gegangen, sind somit die
Kräfte verschwunden, welche die Meere an dem Erdgürtel zur Gürtel-
hochflut zusammensaugten, so sind nun plötzlich die gestauten wogen
ihres Zwingherrn ledig und werden nord- und südwärts in ihre ehe­
maligen Lecken zurückströmen.
Das alles wird plötzlich geschehen, unvermittelt gewissermaßen,'
überraschend, denn das verheerende Zurückfluten des tropischen
Gürtelmeeres, das Mensch und Tier vernichtet und nur die Rettung
weniger Lebewesen gestattet, ist nichts anderes, als was aus dem
vämmergrau der Urzeit überliefert wurde in jenen Sagen, die
von der Sintflut handeln.
vie polargebiete werden wieder bewässert, die
Länder dort werden scheinbar sinken, die tropischen Ge­
biete aber werden aus den Fluten tauchen.
Damit haben wir den Leser in absichtlich kühl und schmucklos
gehaltener Ableitung zu der Erkenntnis geführt, datz die Sintflut
mit Naturnotwendigkeit eintreten mutzte und nicht im Hirn der Dichter
entstanden ist, ebensowenig allerdings etwas mit irgendeiner Glaubens­
lehre unmittelbar zu tun hat.
Als eine der grotzen Fluten ist sie Gegenstand der naturwissen­
schaftlichen Forschung und wird von uns ausschliehlich auch dann in
dieser Weise zu betrachten sein, wenn wir die Bibel unter anderen
Werken als Quellenschrift benutzen.
Mit der Glaubenslehre befatzt sich dieses Luch also nicht, sondern
hier ist die Aufgabe zu lösen, die Flutsagen ihrer Geheimnisse zu ent­
kleiden und den Kern der tatsächlichen Geschehnisse herauszuschälen,
überdies aber auch die Verbindungslinien aufzuzeigen, die zu scheinbar
ganz fernliegenden Gebieten führen.
halten wir also als unser erstes Hauptergebnis fest, daß es eine nur
den tropischen Inselhochländern jener Zeiten nicht als Flut, sondern als
Ebbe merkbare Überschwemmung der ganzen Erde gegeben hat, die
nichts anderes ist als das, was wir unter dem Namen der Sintflut bezeich­
nen. Es handelt sich dabei um die Folgen der Auflösung des Vorgängers
unseres heutigen Mondes (vgl. die Karte der Wohngebiete Abb. 2l).
Vie Sintflut. 49

viel ausgedehnter und unvergleichlich weiter zurückreichend sind


die Berichte, die uns die Erdkruste mit ihren Rätselrunen schildert
und die uns sagt, daß überhaupt jede Mondauflösung von einer Sintflut
begleitet gewesen sein muß. vas aber kümmert uns hier nicht, son­
dern wir begnügen uns damit, die geschichtlichen Überlieferungen
auf ihren Wert und ihre Stichhaltigkeit hinzu prüfen.
Ehe wir uns dieser engeren Rufgabe zuwenden, wollen wir aber
erst noch einen Blick auf die feste Erdkruste und den Luftmantel werfen,

Rbb. 14.
Die beginnende Sintflut, vie vorn umräsenden Monde im Tropengebiet
zusammengesaugten Wassermassen beginnen nach Ruflösung des Lrdbegleiters
m ihre alten Becken nach Norden und Süden abzuströmen und überfluten,
abgesehen von den tropischen — auf dem Bilde nicht sichtbaren — Lebens-
stätten alle in höheren Breiten befindlichen Wohngebiete wie Nordafrika,
Mesopotamien, Europa und Südamerika usw. (Zeichnung nach hörbiger.)
weiterer siehe später im Text.

denn auch sie müssen durch die Mondauflösung in immer wieder


anderer Form beeinflußt werden.
Wir haben vorhin davon gesprochen, daß zur Zeit der getrennten
Zlutberge eine Eiform sich bildete, an der sowohl die feste wie flüssige
und gasförmige Erde beteiligt waren. Rls dann die Gürteihochflut, die
Sischer, Sintflut 4
50 Entwirrung.

ja schon vor dem eintägigen Monate einmal bestanden hatte, sich von
neuem zusammenschloß, mußten sowohl die feste Kruste als auch die
Gashülle Gürtelhochflut haben, vas heißt aber nichts anderes, als
datz die Liform in die Linsenform (der wir gegenwärtig in unserem
jetzigen Mondzeitalter erstmalig zustreben) überging.
Später fließt dann die Gürtelhochslut als Sintflut ab. Lei dieser
Mondauflösung drängen nicht nur die Wassermassen polwärts, sondern
auch die feste Erdkruste wird sich zur Kugel zurücksetzen, vabei werden
außerordentliche Erdbeben und eine ungeheuer gesteigerte Tätigkeit
der feuerspeienden Berge die notwendige Folge sein. Zu den be­
reits kurz erwähnten Hagelwettern, wolkenbrüchen,
Schlammregen und Steinstürzen werden sich See- und
Landbeben in beängstigender Kraftäußerung gesellen.
Eine besondere Erscheinung zeigt die Gashülle. Wir wollen hier
noch ganz von der Tatsache absehen, die uns später noch beschäftigen
wird, nämlich, daß der Lustozean infolge des Einschusses der Mond­
trümmer ganz wesentlich erwärmt sein muß, sondern uns darauf
beschränken, den Zustand der Gashülle bei ihrem Abströmen nach
den Polen zu betrachten.
Wenn wir bedenken, daß der Gleicher in ganz anderem, be­
deutenderem Maße als gegenwärtig der größte Kreis der Linsen-Erde
war, so ist ohne weiteres ersichtlich, wie bei dem Abströmen nach Nord
und Süd ein Zusammendrängen der Lustmassen stattfinden mußte.
Druck aber erzeugt Wärme, vas ist die Erscheinung des Föns. So
kommt es, daß bis in hohe Erdgebiete, also besonders in den nörd­
lichsten und südlichsten Breiten unvermittelt mit dem heran­
rasen der Flut und den begleitenden Erd- und Seebeben
ungewöhnliche Wärme eintrat.
halten wir uns diese Tatsachen gegenwärtig, so werden wir
in der Lage sein, weiterzubauen. vabei wollen wir aber nochmals
mit aller Nachdrücklichkeit eins feststellen: Nicht aus gedanklichen, rein
rechnerischen Überlegungen haben wir die vorstehenden Erkenntnisse
geschöpft, sondern aus dem unabweisbaren Erfülltem des Welten-
raumes, wobei es grundsätzlich ganz gleichgültig ist, ob wir zunächst
an den Weltraumwasserstoff oder an meteorischen Staub denken.
Alle gegenteiligen Rechenkünste nützen da nichts, denn ausnahmslos
gründen sie sich auf Voraussetzungen, die wieder nur
Annahmen als Grundlagen haben.
von der Welteislehre. 51

vergleicht man die Welteislehre in völliger Unvoreingenommen-


heit mit den übrigen Weltbildern, so mutz man ihr das höchste Matz
von voraussehungslosigkeit zuerkennen und an ihr rühmen, datz sie
den Tatsachen klar ins Gesicht sieht und allein mit ihnen rechnet. Un­
schwer gelingt es daher dem sattsam bekannten grünen Tisch, mit einigen
kunstvoll aufgebauten Rechenbeispielen die Welteislehre zu „wider­
legen", wobei es von derGegenseite als durchaus nicht störend empfunden
wird, wenn sie zugibt, die Beobachtungstatsachen könne sie nicht er­
klären, das vermöge zwar die Welteislehre; da aber die Rechnung zu­
ungunsten der Welteislehre aussage, so sei die — Welteislehre falsch.
Was auf diesem Gebiete von den Gegnern bisher im Rampfe
gegen die Welteislehre vorgebracht wurde, das wird ein anderes Ruch
zeigen und als unhaltbar erweisen.
wir aber wollen uns einem weiteren Punkte zuwenden, der noch
zum vollen Verständnis der Vorgänge bei der Sintflut nötig ist und
als lehrreiches Beispiel für den klaffenden Spalt zwischen Seobachtungs-
tatsachen und gegnerischer Überzeugung gelten mag.
Jeder mit der Natur einigermatzen vertraute kennt den Tinflutz
des Mondes auf das Wetter. Schon die Riten waren in dieser Tat­
sache heimisch, und man wird auch heute wohl vergeblich ein Natur­
volk in entsprechenden Gegenden finden, das nicht diese Überzeugung
hätte. Den Wert derartigen Volksglaubens haben wir aber mit
Robert, hellpach und vielen anderen in den letzten Jahrzehnten
sehr hoch einzuschähen gelernt, ver Naturfreund kennt also den
Tinflutz des Mondes auf das Wetter. Vie Wissenschaft leugnet ihn.
Vie Welteislehre bestätigt den Volksglauben durch hier sehr weit
abliegende Schlußfolgerungen, die an sich selbstverständlich eine der­
artige Bestätigung nicht zum Ziele hatten^). Es sei dieser Punkt auch
nur deswegen erwähnt, weil bereits vor beginnender Mondauflösung
das irdische Wetter trübe und regnerisch sein muhte, vas ist die letzte
Feststellung, die wir brauchen. Ruch sie ist im tiefsten verstände nichts
anderes als ein Ergebnis der Bahnschrumpfung, von diesen Dingen
werden wir noch zu sprechen haben.
vas in seiner Bedeutsamkeit immer ersichtlicher werdende
verdienst hanns hörbigers aber bleibt es, als Erster die
Folgerungen aus dem Erfülltsein des weltenraumes gezogen zu
haben, wir aber dürfen überzeugt sein, datz die Lahnschrumpfung und
alles, was aus ihr folgt, nicht nur im Rahmen der Welteislehre
4*
Ü2 Entwirrung.

eine Naturnotwendigkeit ist. Obwohl dieses Luch von der welteislehre


ausging, ohne welteislehre wahrscheinlich auch nie geschrieben wäre,
so bleiben seine wesentlichen Ergebnisse dennoch auch für
sich bestehen, weil sie eben nichts anderes siwd, als die
unabweisbaren Folgerungen aus der stillschweigend an­
erkannten, aber bis jetzt nie angewendeten Tatsache: der
Weltraum sei nicht leer.
Folgt aus der Tatsache, datz sich Stoff zwischen den Sternen be­
finde, grundsätzlich die Schrumpfung, so darf aber kein Zweifel be­
stehen, dah sich Störungen einstellen werden, denn die Erreichung eines
Dauerzustandes Zwilchen Erde und Mond und die auf diesem weg
auftretenden Anbetungen bedingen eine Änderung der ganzen
Sonnenwelt. Damit aber wird unsere Weltinsel als Ganzes gezwungen,
sich diesen neuen oder sich verändernden Verhältnissen anzupassen
und ihrerseits auf die beiden sich besonders beeinträchtigenden Glieder
Erde und Mond ihren Einfluh geltend zu machen. Nufzuhalten ist
aber die Schrumpfung des Mondes an die Erde ebensowenig, wie die
Schrumpfung der anderen Sonnengeschwister an das Taggestirn selbst,
so dah wir erkennen: in unserer Sonnenwelt ist ein Dauer­
zustand nicht möglich, so wenig wie sonstwo im Leben,
da ihm hier und überall, wo sichLewegung zeigt, das
Gesetz des Werdens und fortdauernden Formwandels
zugrunde liegt; hier ist noch alles in Fluh.
vie Vorgänge werden also nur verwickelter, in ihren Ergebnissen,
aber nicht anders. Nur die Dauer der Vorgänge ändert sich. Würde
die Schrumpfung der ungestörten Gestirne eine bestimmte Zeitspanne
dauern, so werden die Störungen entweder eine längere oder kürzere
Dauer verursachen, vas ist alles. Und diese grundsätzliche Tatsache
bleibt ganz auherhalb der Welteislehre bestehen. Es bleibt aber das
verdienst hörbigers, auf diese Gedanken aufmerksam gemacht zu
haben, denn sie folgern ganz von selbst aus der Welteislehre. Und
das ist gewiß kein schlechtes Zeugnis für das neue Weltbild.
So haben wir in ganz groben Zügen den unausbleiblichen Unter­
gang des Mondes und sein machtvolles Eingreifen in die Geschicke
der Erde und ihres Lebens kennen gelernt, und wir wundern uns
nicht mehr, dah die Überlieferungen vieler Völker von einer mond­
losen Zeit berichten oder die alten Griechen einen ihrer Völkerstämme
gradezu vormondmenschen nennen, proselenen, eine Bezeichnung,
Einfang unseres Mondes. 53

die uns erst seht ganz klar wird, und deren Ursache wir auch noch in
den Erinnerungen anderer Gegenden und Völker kennenlernen werden.
In jener Zeit also, da unser heutiger Mond noch nicht Begleiter
der Erde, sondern ein zwischen Erde und Mars selbständig kreisender
planet war, muhte der Zustand der Erde ein anderer als gegenwärtig
sein, wie die Überlegung erweist, und wie die Abb. 64 bei X.
zeigt, stand die Erdachse nach der Mondauflösung nahezu senkrecht.
Dies heitzt aber nichts anderes, als daß die schroffen Unterschiede
zwischen Sommer und Winter damals einem ewigen Frühling Platz
gemacht hatten, vielleicht ist das jenes goldene Zeitalter, an das eine
zage Erinnerung wie eine leise, sühe Sehnsucht in der Menschenbrust
nachklingt, das verlorene Paradies, das um so köstlicher sein muhte,
als in den herzen der Ahnen das Grauen der Eiszeitüberiieferungen
nachzitterte Aber auch dieser Garten des Glücks war nicht von Dauer.
Manches Zahrzehntausend mag in Dust und Blütentraum versunken
sein. Aber der in seinem Zahreswege einmal der Sonne sehr nahe-
kommende und dann sehr fern hinauseilende Wanderstern Luna
kreuzte mehrmals bedenklich den irdischen Anziehungsbereich. Infolge
seiner Kleinheit und der daraus folgenden (im vergleich zur viel
grötzeren Erde) beschleunigten Schrumpfung zur Sonne ward die
Gefahr für ihn immer größer, bis er eines Tages den Zangarmen der
Erde allzu nahe kam und seinem Schicksale verfiel, aus der könig­
lichen Selbständigkeit herausgerissen und zur Knechtschaft verdammt
zu werden.
Aus der stolzen einsamen Luna wurde als neuer Begleiter der
Erde — unser Mond. Für beide Gestirne ein furchtbares Ereignis!
Luna, die damals einen ähnlichen Anblick gewährt haben mußte, wie
heute der Mars, und von riesigen Ureisschollen bedeckt war, sah ihren
Eisozean infolge der von der Erde hervorgerufenen Zlutkräste in
Trümmer gehen, aus denen sich dann später jenes geheimnisvolle,
kraterbestreute Mondantlitz bildete, dessen Werdegang Philipp Zauth
in seinem Mondbuche so ausgezeichnet geschildert hat").
Uns aber kümmert hier zunächst nur die Erde. Auch sie ver­
spürte die Zugkräfte des anderen Sternes, der aus hier nicht näher
zu erörternden Gründen von Anbeginn seiner Legleiterzeit etwa in
der Ebene des Erdgürtels Umläufen mußte.
Und von neuem beginnt das alte Spiel. Aus der unbeeinflußten
Erdkugel muß sich wieder die Linse zu formen beginnen. Verhältnis­
54 Entwirrung.

mäßig langsam wird die feste Erdkruste diesem Zwange folgen,- aber
schnell, geradezu plötzlich wird der Luftmantel an den Polen dünner,
um am Gleicher anzuschwellen, und die Wasserwogen werden in
vielen hundert Nietern Höhe als vernichtende, rasend vorschreitende,
im Verlauf von Stunden ihr Wer * vollendende Sturzwellen nach den
Tropen brausen, hier alle jene Gebiete überflutend, die nur wenig
über den Meeresspiegel hinausragten. Und diese Wogen werden sich
nicht wieder verlaufen, sondern im Laufe von Zahrhunderttausenden
oder sogar Zahrmillionen immer höher emporwachsen, je näher der
Mond an die Erde herankommt.
vie erste Gürtelhochflut einer neuen Mondzeit hat begonnen,
und unaufhaltsam rollt ein ähnliches Geschehen ab, wie wir es im
vorstehenden bereits schilderten, mit getrennten Zlutbeigen, ein­
tägigem Monat, letzter Gürtelhochflut und der unausbleiblichen
Sintflut.
Und damit ist ein Heller Schein in die so dunklen, sagenhaften
Überlieferungen der Menschheit geworfen. Was in Bausch und Bogen
als Sintflutberichte schlechthin betrachtet und zusammengefaßt wurde-
was infolge der sich widersprechenden Angaben als der Ausfluß
dichterischen Geistesfluges oder als urteilslose, oft sinnlose Auf-
pfropfung auf alte Mären mit mildem Lächeln abgetan wurde, das
läutert sich nun.
Schauen wir zurück und fragen wir uns, welche Geschehnisse
überhaupt wohl Ursache gewesen sein könnten, zu Zlutsagen Ver­
anlassung gegeben zu haben.
Va wäre zunächst eine der Gürtelhochfluten zu betrachten. Ab­
gesehen von dem unerwarteten Beginn jeweils der ersten Gürtel­
hochflut einer Mondzeit, also beim Einfang, kann diese Verlagerung
der Meere in ihrem für den Naturmenschen unmerkbar langsamen
Zusammenziehen in die Tropengebiete nichts Sonderliches, nichts
Bemerkenswertes bringen. Nur die Bevölkerung tropischer Niederungen
müßte im Laufe sehr langer Spannen auf Höhen und zuletzt auf
Berge gedrängt worden sein,- in keinem Falle aber hätte von hier einer
jener erschütternden Zlutberichte ausgehen, sondern nur die Er­
innerung an ein lange andauerndes großes Wasser wach bleiben
können. Auch die getrennten Zlutberge taten dem Menschen nichts;
ebensowenig wie Lbbe und Zlut heute jemandem schaden, oder wie
wir sonderlich beeinflußt werden von der steigenden ersten Gürtel-
Die Entwirrung der Lagen. 55

Hochflut, in deren Zeitalter wir uns befinden — er konnte sich ihnen


jeweils entziehen.
Ganz anders aber liegen die Verhältnisse bei den noch übrig­
bleibenden beiden Fluten, der infolge des Mondniederbruches ein­
tretenden Sintflut und jenen riesenhaften Wogen, die von Nord und
Süd beim Einfang eines Begleiters nach den Gürtelgebieten brausen
mußten. Sie beide traten für die damalige Menschheit mit jener
schicksalsartigen Unerwartetheit ein, die uns aus den vielen Berichten
immer wieder entgegentönt.
Diese Berichte gilt es nun zu prüfen; und es gilt, die sich eröffnen­
den Nebenwege zu beschreiten und zu sehen, ob sie uns nicht ebenfalls
gestatten, Aufschlüsse für die Erscheinungen zu erhalten, die bisher
der Nachforschung keine handhaben boten.
So wird sich zu den seltsam klingenden Schilderungen aus dem
Erdenleben der Vergangenheit ein überraschender Bericht des völker-
und Menschenlebens gesellen.
Bunt und vielgestaltig; für Himmelsforschung und Lebenskunde,
für Kulturgeschichte und Kunstwissenschaft, für vorweltforschung und
Kassefragen ebenso bedeutsam wie für den Sprachenkenner, den Tier­
oder pflanzenforscher.
wer an der Zahl der äußern Begebenheiten allein nicht Genüge
findet, der mag still in die vinge selbst hineinhorchen, in den Räder-
gang der Ereignisse, und ihm, dem Feinhörigen werden Stimmen laut
werden, die wie mit leisem Finger geheimste Tore öffnen, aus denen
ferne ein Leuchten grüßt und ihnen die Richtung weist, aus der allein
verstehen kommen kann, wer die Bahnen derSterne, wer sein eignes
Schicksal begreifen will, der schaue zutiefst in den Wahrheitsgrund
seines Wollen? und inneren Müssens. hier wie dort, im eignen Sein
verwurzelt, wachsen die Kräfte, die früher oder später die Umwelt
bewegen werden, mit ihr in unerbittlicher Folgerichtigkeit und Schick-
salshaftigkeit in Ewigkeit verkettet.
Selbstoollendung heischt das Weltgesetz!
So wird denn der Tag kommen, an dem das Wort des weisen
Griechen der Menschheit mehr denn moralischen Sinn offenbart, das
Wort: Erkenne dich selbst! Aber einer ist in allen und alle sind in
einem. So ist denn auch das Wort wahrhaft: kein Leben ist Eins,
immer ist's ein vieles.
Die Sprache der Erde.
/Erhellung und Erkennen von Ursache und Wirkung veranlassen
^t^den Bericht,- Verdunklung oder halberkennen bedingen die Ent­
stehung der Sage.
Dieses Ergebnis sei nochmals hervorgehoben und an den Anfang
dieses wichtigen Abschnittes gestellt. Denn hier soll und mutz es sich
zeigen, ob die neue Deutung gegen die von Suetz irgendwelche Vor­
züge besitzt.
Dieser Gelehrte vertrat und mit ihm vertritt die Wissenschaft
noch heute die Ansicht, datz der babylonische Bericht als Urüberlieserung
eines örtlichen Ereignisses anzusehen sei, ferner, datz alle übrigen
Überlieferungen nichts gegen diese Ansicht beweisen, sondern nur die
Überzeugung bestätigen, teils seien die vielen anderen Sagen aus der
Ursage entstanden, teils hätten sie ebenfalls örtliche Geschehnisse
zum Grunde.
Suetz konnte mit den ihm zur Verfügung stehenden Ergebnissen
der Wissenschaft bei kühlem Überdenken kaum zu einem anderen End­
ergebnis kommen. Wir aber haben durchaus neuartige Tatsachen
zur Verfügung und sind nun gezwungen, nachzuprüfen, inwieweit
hörbigers rechnerische Ergebnisse sich mit den Zlutberichten decken.
Nach alledem, was wir kennen gelernt haben, kommen, um dies
nochmals ins Gedächtnis zurückzurufen, drei scharf voneinander
unterschiedene und in ihren Begleitumständen grundlegend von­
einander abweichende Zluten in Betracht.
Zunächst die eigentliche Sintflut, welche ihre Ursache hat in der
oerhältnismätzig plötzlichen NIondauflösung und dem Abströmen der
Gürtelhochflut von den Tropen in die alten Nleeresbecken nach Norden
und Süden.
Vabei muhten alle bewohnten Gebiete der Erde von den un­
erwartet hereinbrechenden und alles vernichtenden Wogen über­
schwemmt werden, abgesehen von jenen tropischen Hochländern, in
denen die Lebewesen im Laufe von Zahrzehntausenden durch die
immer höher anschwellende Gürtelhochflut aus den fruchtbaren
Niederungen in die kargen Gebirge hinaufgedrängt wurden (vgl. Narte
Seite 96).
Damit haben wir bereits den Schritt von der Sintflut gemacht,
zu einer Erscheinung, die allerdings weniger als Zlut, als plötzliche
von den drei Fluten. 57

Wassersnot, sondern eher als ein unerhörtes Hochwasser anzusprechen


ist. Ein derartiges großes Wasser mußte aber, sofern es einmal be­
standen hat, von den Bewohnern jener Hochgebirge während der
Sintflut, also während des Zurückschwappens der Gürtelflut in die
Urwannen als ein unvermitteltes, gewaltiges Fallen des Wasser­
spiegels, als eine große Ebbe empfunden werden. Hochflut und
Sintflut sind also einander entgegengesetzte, aber ursächlich und un­
mittelbar miteinander verknüpfte Erscheinungen.
Nur mittelbar hängt mit ihnen die dritte Flut zusammen, welche
beim Einfang eines Mondes in den tropischen Gegenden jene Gebiete
unter Wasser setzte, die nach dem Sintflutablauf nur wenig über den
Meeresspiegel herausragten. Dieses „nur wenig" kann aber immerhin
bis zu lausend Metern, aber auch mehr betragen haben. Doch das sind
schon Einzelheiten, die uns später beschäftigen sollen, nachdem wir
die Flutberichte durchgeprüft haben werden.
Wenden wir uns auch hier zur Erprobung unserer abgeleiteten
Anschauungen zunächst wieder den finnischen Wogulen zu (vgl.
Seite 10). Sie berichten ausdrücklich, daß das heranbrausen des
Wassers schon aus der Ferne vernommen wurde. Es wird keines­
wegs erwähnt, daß die Flut vom Meere hergekommen sei, oder
gar einem Zlußlauf ihre Entstehung verdanke. Der letzte Fall
bedeutet überhaupt eine Unmöglichkeit. Springfluten und sonstige
leicht durchschaubare, den Naturvölkern gewiß vertraute Erschei­
nungen können es auch deswegen nicht gewesen sein, weil diese
sicherlich nicht den Grund zu einer über viele Jahrtausende auf uns
gekommenen Überlieferung zu bilden vermögen. Überdies aber er­
wähnt die Sage, daß nur wenige Menschen gerettet wurden, die
übrigen aber in den heißen Wassern umkamen. Sollte auch dieses
heiße Wasser erfunden sein? wir können es nicht glauben, vielmehr
werden wir daran denken müssen, daß die Wasser der sintflutliefernden
Sürtelhochflut Jahrzehntausende lang in den heißesten Gebieten der
Erde erwärmt wurden, während die Wogulen bei der Sintflut in
sicherlich südlicheren Breiten als heute, aber doch nahe an der
Binnenland-Gletschergrenze wohnten und beim Zurückweichen des
Eises den ihnen vertrauten und nötigen Jagdtieren folgten. Das
gewiß mehr als 20 Grad warme Tropenwasser mußte also diesen
kältegewohnten Menschen besonders auffallen.
wem das unglaubwürdig erscheint, dem möchte ich ein kleines
58 Die Sprache der Erde.

Erlebnis aus dem heißesten Teil Gstindiens erzählen, das deutlich


beweist, wie Gefühl und somit Urteil sich durchaus an die Umgebung
anpassen, ohne datz das Ergebnis, in den Tropen richtig, etwa für
unsere europäischen Breiten Geltung besähe.
Es war im April, im indischen Hochsommer, in der heitzesten Zeit.
Wir sahen in meinem Garten um die Stunde, da die Sonne unter­
ging, und tranken eisgekühltes Fruchtwasser, welches so kalt war, datz
wir es nur schluckweise zu uns zu nehmen vermochten, Da riet ein
anwesender Lhemiker, doch einmal abzuschätzen, wie kalt das Getränk
wohl wäre, vie verschiedenen Ansichten, alle von Naturwissenschaft­
lern stammend, bewegten sich zwischen 0 und 8 Grad, ver nun
herbeigeholte, sehr genau zeigende Wärmemesser wies etwas über —
19 Grad! vie Sache wird faßbarer, wenn ich erwähne, daß die Luft
etwa 55 Grad warm war.
In diesem kleinen Erlebnis steckt aber doch ein sehr beachtenswerter
Rern, eine Erkenntnis, die nicht zu den üblichen Weisheiten gehört,
vas Gefühl sagte nämlich ganz richtig: vas Getränk ist eiskalt, eiskalt
in bezug auf die Außenluft und den auf sie eingestellten Nörper.
vas Gefühl also warnte vor zu kaltem Getränk. Aber das Urteil über
die Wärme des Fruchtwassers mußte trotzdem falsch aussallen, weil
wir alle damals zu geringe Tropenerfahrung besaßen und unsere
Nleinung auf heimatliche Zustände gründeten.
vas Erkennen ist also trügerisch, oder einwandfreier gesagt, es
führt nur dann weniger irre, wenn es sich auf eine vorher festgelegte
Grundlage bezieht.
Wenn wir das auf den Wogulenbericht anwenden, so erkennen
wir, datz dieses Volk etwas für warm halten mußte, was für die
Tropenbewohner wahrscheinlich kalt gewesen wäre.
Es ist aber zum vollen Verständnis der damaligen Zustände und
der aus ihnen folgenden Berichte noch nötig, die Mondauflösung
etwas näher zu betrachten.
wir wissen, dah der Erdenbegleiter sich zunächst in Eis, später
in Meteortrümmer auslöste. Diese schössen in zur Erde sanft geneigter
Sturzbahn in den um die Tropen aufgewulsteten Lustmantel ein.
werden nun diese Eisblöcke von wagen-, Haus- oder Lerggröhe in
ihrer ganzen Masse auf die Erde stürzen? vas wird nur in den aller-
seltensten Fällen geschehen, und zwar nur dann, wenn die Einschuh-
bahn außergewöhnlich steil ist, oder die Blöcke besondere Größe haben.
Eis- und Meteoreinschuß. 59

Gewöhnlich aber werden sich schon in den obersten Gasschichten


Stauungen zeigen, da der Lustozean wie ein Polster wirkt, viese
Hemmungen und Reibungen verursachen aber Wärme und ein Zer­
splittern und Zerkörnen des Lisstückes.
Weiter brauchen wir diese Vorgänge hier nicht zu verfolgen,
sondern uns genügt vor der Hand die Tatsache, datz Wärme erzeugt
wird. Ganz das nämliche Ergebnis, das wir bei jeder heute noch
niedergehenden Zeuerkugel beobachten können, zeitigt der Einschuß
eines meteorischen Mundstückes, während das Eisstück natürlich nicht
ins Glühen gerät.
Millionen solcher eisiger oder metallisch-erdiger Trümmer aber
werden zu jener Zeit die irdische Gashülle durcheilen und ohne
Zweifel zu einer bedeutenden Erwärmung beitragen. Naturgemäß
wird diese Erscheinung in den Gürtelgebieten der Erde am bedeutend­
sten sein, so daß auch die dortigen Meere nicht unbeeinflußt sein und
bleiben können. Ihr nun wahrscheinlich sogar den Bewohnern des
Südens warm erscheinendes Wasser wird von den Völkern am Rande
der Gletscher als heiß empfunden werden.
Damit wird wohl zum ersten Male ein bisher als ganz neben­
sächlich oder als dichterische Ausschmückung behandelter Teil des Be­
richtes als den Tatsachen durchaus entsprechend aufgezeigt.
Wir wollen es zunächst bei dieser einen Sage aus Europa be­
wenden lassen. Ruch Afrika können wir kurz behandeln. Schon früher
machten wir darauf aufmerksam, daß in diesem Erdteil die Zlut-
berichte fehlen, bis auf Aggpten. viese Überlieferung wird wegen
ihrer Eigenart gesondert berücksichtigt werden. Auch der hererobericht
gehört nicht hierher, da die erwähnten weißen Männer auf eine
andere Zlut hindeuten.
viel lehrreicher ist Australien, dieses regenlose Land, dessen
Nüstendewohner sowohl mit Springfluten als auch mit Seebeben oder
Taifunen derart vertraut gewesen sein müssen, daß ein solches Ge­
schehnis keineswegs Ursache zu einer von Mund zu Mund gegebenen
Erzählung hätte werden können.
vaß Zlutzüberschwemmungen überhaupt nicht in Zrage kommen,
ist uns mittlerweile ohne weiteres klar geworden. Sehr bezeichnend
aber ist bei diesem Bericht (vgl. Seite ll) die ausdrückliche Angabe,
datz die von den Höhen Zurückkehrenden statt des ihnen vertrauten
Zlusses ein weites Meer fanden.
60 vie Sprache der Lide.

Es ist doch deutlich, wie hier das Ansteigen und Stehenbleiben


des in die südlichen Lecken zurückgefluteten Meeres, nachdem es sich
in Riesenwellen zu den Polen und wieder zurück bewegt hatte, in
seinem für die australische Bevölkerung wichtigsten Endergebnis fest­
gehalten worden ist.
Dieses eben erwähnte hin- und Zurückfluten konnte von den
Überlebenden vorwiegend in drei Zuständen geschildert werden. Zu­
nächst das unvermittelte hereinbrechen der Zlut und deren Steigen
bis zu derart außergewöhnlichen Höhen, daß nur die Rettung auf
bedeutenden Bergerhebungen glückte, dann das allmähliche Zurück­
fluten der Überschwemmung und zuletzt das von §all zu Fall ver­

übt». 15.
vie vom Mond befreite Gürtelhochflut wälzt sich in zwei mächtigen, nach
Süden und Norden gerichteten Sturzwellen polwärts. hier erzeugen die
zusammenprallenden Ningwulstwellen hohe Zlutberge, welche zurückebbend
sich allmählich verlaufen, den Vasserstand an den Polen aber stark erhöhen
(Zeichnung hörbigers).

schiedene Endergebnis. Unsere übb. 15 zeigt deutlich, wie die Gürtel­


hochflut nach der Mondauflösung von den Erop engebieten in mächtigen
Sturzwellen sich polwärts wälzt, dort hohe Zlutberge erzeugt, und
wie dann die Wasser allmählich zurückebben, um sich mit der Zeit den
neuen Verhältnissen anzupassen und sich ganz zu beruhigen.
Überaus lehrreich und in der Sülle seiner erst jetzt erkennbaren
Einzelheiten richtig zu würdigen, ist der Bericht der nordamerikanischen
Tschiglit-Eskimos (vgl. Seite 12), der von einer alles in Schrecken ver­
setzenden Zlut spricht und ergänzend fortfährt, daß die Überschwemmung
von einem ungewöhnlichen Sturm und von so großer Hitze begleitet
wurde, daß das, was nicht in den Zluten umkam, durch die Wärme
und die darauffolgende Rälte vernichtet wurde.
Ruch hier konnte man bisher mit diesen scheinbaren Neben­
sächlichkeiten nichts anfangen und ließ sie meist aus der Betrachtung
Prüfung der Flutsagen. bl

überhaupt heraus; denn sie patzten keineswegs in irgendeine Deutung,


die man zu geben in der Lage gewesen wäre, wir bedürfen zur Auf­
hellung dieser scheinbar so rätselhaften Angaben keiner Sonderdeutung,
da alles das, was hier berichtet ist, bereits seine Erklärung in der
Ableitung Hörbigers findet.
wir wissen, datz außer der zurückbrandenden Wasserflut auch ein
Zurückfluten des Lustozeans nach den Polen zu stattfand, und datz
als notwendige Folge die sowieso schon heitze Lust durch das auf
kleineren Raum Zusammengedrängtwerden eine fönartige weitere
Erwärmung erfahren mußte. Ebenso wie bei den Wasserfluten den
wellenförmigen Ausgleich, so gab es auch bei den Luftwogen ein
wellenartiges wiederabströmen von den Polen nach dem Gleicher
zu. Ins wetterkundliche übersetzt heitzt das nichts anderes, als dah
der Hitze baldigst die eisige Polarkälte folgen muhte.
So sehen wir auch hier die so oft als kindliche Träumereien eines
Naturvolkes belächelten Einzelheiten durchaus den Tatsachen ent­
sprechen.
Line neue, die allgemeinen Zustände ergänzende Seite bringt
die Flutsage der Eskimos auf der prince of Wales-Halbinsel (vgl.
Seite 12). hier wird berichtet, datz die Flut, bei der sich die Menschen
nur mit Hilfe von Zellboten auf die höchsten Gipfel der Berge zu retten
vermochten, von einem Erdbeben begleitet gewesen sei. vas war
natürlich Wasser auf die Mühle jener Erklärer, die um jeden Preis
in allen Zlutsagen nur den Ausfluß örtlicher Ereignisse sehen wollten,
denn dieses Gebiet ist in der Tat von Zeuerbergen bestanden. Es
schien so klar, datz hier ein Seebeben die Ursache der Sage gewesen,
und es war so ungemein bequem, die lästige Angabe der Bootsflucht
auf die höchsten Gipfel als wissenschaftlich belanglose Fabelverzierung zu
betrachten oder diese Angabe als so unsinnig zu brandmarken, dah es sich
der Mühe nicht verlohnte, überhaupt ein Wort darüber zu verlieren.
was würde man sagen, wenn wir vielleicht das Erdbeben leugnen
und behaupten wollten, es sei nur zur reicheren Bebilderung der
hübschen Erzählung dazu erfunden worden! Und doch hätten wir
zu dieser Anschauung eine gewisse Berechtigung. Denn es ist keines­
wegs anzunehmen, dah diese Eskimos zur Zeit der Sintflut bereits in
jenen nordischen Breiten sich befanden, in denen sie gegenwärtig
wohnen. Damals reichten die vergletscherten Gebiete und mit ihnen
die Bedingungen für das Vorkommen des Renntieres ganz wesentlich
62 vie Sprache der Erde.

weiter nach Süden, wahrscheinlich in Landstriche hinein, die alles


andere als Erdbebengebiete waren. Und doch halten wir das Erdbeben
in Verbindung mit der §lut für durchaus notwendig; denn wir er­
innern uns der Tatsache, datz die Erde sich von der Kugel- zunächst zur
Liform und dann bis zur Mondauflösung wieder zur Linsenform Um­
setzen mußte. Nun geht nach verschwinden der Mondkräfte die Rück­
bildung zur Urkugel wieder vor sich, hierbei sind alle Arten von
Beben geradezu eine Zorderung. Also ist auch dieser Bericht in seinen
Teilen durchaus naturgetreu.
vie Überlieferung der Knistino-Indianer gibt uns Gelegenheit
(vgl. Seite 13), auf eine etwas fernerliegende Angelegenheit hier
wenigstens hinzuweisen, wie schon früher erwähnt wurde, erzählt
die Sage dieses Volksstammes, jene in den Zluten Umgekommenen
seien in einen vorher noch nicht vorhanden gewesenen roten pfeifenton
verwandelt worden. Vah derartige Tonanschwemmungen durch die
Sintflut in ausgedehntem Matze stattfanden und von den tonigen
Massen des Mondkernes herstammen, scheint durch die hörbiger-
schen Ableitungen hinsichtlich der Lötzlager bewiesen. Es ist auch
darum durchaus möglich, datz der hier erwähnte Ton seinen Ursprung
auf dem Monde hat. Es sei dies nur nebenbei erwähnt; denn es ist
an sich für unsere Darlegungen völlig belanglos, ob es sich um ein
Anschwemmungsergebnis mit irdischer Herkunft handelt oder nicht.
wir wollen damit Nordamerika verlassen und uns Südamerika
zuwenden, das auch für die anderen Zluten wegen seiner Lage und
Beschaffenheit reiche Ausbeute bietet.
Va sind die Makusi-Indianer (vgl. Seite 1b), die von einer Zlut
berichten, deren einziger Überlebender, genau wie in der griechischen
Überlieferung Veukalion und pgrrha es taten, Steine hinter sich
warf, die zu Menschen wurden. Auch die Maipuri-Indianer haben
die nämliche Sage mit unwesentlichen Abweichungen. In einem
späteren Kapitel wollen wir versuchen, diese Merkwürdigkeit (Über­
einstimmung zwischen Südamerika und Griechenland) aufzuhellen.
vorerst aber müssen wir noch der mosaischen und der babylonischen
Sagen gedenken, die doch am weitesten bekannt und gewürdigt sind,
wir brauchen hier nicht alles zu wiederholen, sondern können uns auf
das wichtigste beschränken. Auch hier wie in den meisten anderen
Überlieferungen wird von der überraschend kommenden Zlut be­
hauptet, datz die höchsten Gipfel bedeckt wurden, vas alles ist uns
Der Mond kurz vor der Sintflut. 63

nun ganz selbstverständlich. Gewitz auch die Angabe, datz die Brunnen
der Tiefe aufbrachen oder, wie der keilschriftenbericht sagt, „die Wasser
kamen aus der Tiefe herauf, und die Kanäle strömten über", konnte
es denn überhaupt anders sein?
halten wir uns das gewaltige Geschehen noch einmal vor Augen.
In rasender Jagd, täglich die Erde etwa viermal umschwingend,
drängt der Mond nicht wie heute feierlich, fast erhaben von Gsten
herauf, um als kleines Scheibchen über den Himmel zu ziehen, sondern
als ein Riesenrad schietzt er im Westen empor, fast ein Drittel des
Sternenheeres verdeckend, am Tage dreimal die Sonne verfinsternd,

Abb. 16.
vas winzige Scheibchen links ist unser heutiger Mond; die Riesenscheibe
rechts der unmittelbar vorsintflutliche Mond, der ein Drittel der Sterne
deckte, wie die Überlieferung den Tatsachen entsprechend berichtet. Dar
Grötzenverhältnis der beiden Monde zueinander ist maßstäblich richtig. —
(Zeichnung des Verfassers.)

um des Nachts bei jedem Umlauf während eines Drittels seiner Sicht­
barkeit in den Erdschatten zu tauchen, dreimal also einer Mond­
finsternis zu verfallen, (vgl. Abb. 16.)
Mußte das nicht schon rein äußerlich eine grauenhafte Zeit sein?
Ewig Sonnen- und Mondfinsternisse abwechselnd, diese aber nur den
Bewohnern hochgelegener Tropengebiete sichtbar, während die über­
wiegende Zahl der Eiszeitmenschen unter einem düster bedeckten
Himmel in einem jagenden Wechsel von hell und Dunkel lebte, von
Angst und Schrecken gepeinigt, denn der Mond halte infolge seiner
Erdennähe bereits begonnen sich aufzulösen. pausenlos schössen
mit unerhörter Wucht und Schnelligkeit die Listrümmer in die Luft­
t>4 Vie Sprache der Erde

hülle der Erde, stauten die Gasmassen, trieben sie als Stürme vor sich
her, erzeugten durch Reibung schwere Gewitter, erwärmten die Luft­
schichten, verdampften zum Teil und verdichteten immer mehr die
bleigraue Wolkendecke, zerkörnten sich und gingen endlich als alles
vernichtende Hagelwetter nieder, von Wolkenbrüchen begleitet.
Stürme, Hagelwetter, wolkenbrüche, düsteres Gewölk, Gewitter
— das alles ohne Unterlaß und furchtbarer noch durch das sicherlich
nicht ganz seltene Niedergehen von bedeutenden Eisblöcken, die wie
Granaten heulend die Luft durchfahren mußten. Lineweltwende
von nie erlebter Schaurigkeit hatte eingesetzt, Grauen schüttelte die
Menschen, von denen der weitaus größte Teil kaum den Ursprung
der Dinge ahnen konnte, deckte doch ein undurchdringlicher und gewiß
nur selten zerreißender Wolkenschleier jede Aussicht ab. Je kleiner
der Mond wurde, desto mehr verringerten sich auch seine Anziehungs­
kräfte. Merklich muhten die Gürtelmeerufer überflutet werden, so
daß einsichtige Uüstenbewohner sich für alle Hätte gegen die Gefahr
rüsten konnten.
So wird uns nicht nur in der babylonischen Überlieferung von
einer Warnung erzählt, die aus eine geheimnisvolle und von Sueß
als dunkel bezeichnete himmlische Stimme zurückgeführt wird. Ls ist
aber sehr leicht möglich, daß jenes heulen in den Lüften hier dichterisch
verwendet wurde, das entweder die zuerst niedergehenden Listrümmer
und in den letzten Tagen der Auflösung die einschiebenden erdig­
metallischen, oft berggrotzen Brocken ohne Zweifel verursachten.
Besonders dieser Steinhagel übertraf an Furchtbarkeit alles, was
vorangegangen. Hast sträubt sich die Einbildungskraft, sich vorzu-
stellen, welche Dualen und Martern das irdische Dasein damals er­
duldete. vas nackte Leben zu retten, mußte an vielen Grten der Erde
das einzige Bestreben sein, hungergequält aber wird dennoch ein
Aufatmen über unseren Heimatstern gegangen sein, als mit dem
Aufhören des Stein- und Eishagels die Hauptgefahr vorüber zu sein
schien. Vie mächtigen Erdbeben waren dagegen leicht zu ertragen.
Aber den Durst zu löschen wurde fast unmöglich, denn unvermittelt
quoll ein schmutziges Wasser aus den noch bestehenden Brunnen,
ungenießbar und bitter, denn das seines Zwingherrn ledige Meer
begann immer mehr aus seinen Ufern zu treten und erhöhte so den
Grundwasserspiegel bedeutend.
In den Augen der Überlebenden mag dennoch jene stille Seligkeit
von der Sintflut. 65

des Geborgenseins geglommen haben. „Gerettet!" tönte es jauchzend


aus der Ahnungslosen Munde. Schon aber brausten quirlend, strudelnd,
lrachend, dröhnend, nichts verschonend und alles vernichtend die
Fluten ins Land. Eine Meute erbarmungsloser Mörder brachten
sie den Tod. Rauschend stürzten sie in die Täler, bäumten empor an
den Höhen, begruben sie und stiegen auf zu den Bergen, auf denen
Mensch und Tier, in zitternder Angst aneinander gedrängt, letzte Zu­
flucht gesucht. Und doch keine Rettung! Nur vereinzelte Gipfel ragten
aus der Wasserwüste und trugen auf sich den Rest des Lebens, welches
außer in den tropischen Hochländern sonst noch auf der Erde atmete,
wem bebt nicht das Herz, wer fühlt nicht das maßlose Grauen, hört
nicht die markerschütternden Angstschreie, sieht nicht im Geiste die
Mütter, schreckensbleich in schier übermenschlicher Größe mit der
beschwichtigenden Hand still über die Röpfe der sie umdrängenden
Rinder streicheln, den unabwendbaren Tod vor den Augen?
Rühl hatte Freund hein die Sense gedengelt, hatte abwägend
zum ersten Hiebe ausgeholt und garbenschwer ward seine Ernte..
Da endlich fielen die Wasser. Und aus der verschlammten Erde
sproß und grünte es bald in frühlinglich leuchtender Sonne. E»n ganz
großer Dichter müßte es sein, der die aus Schmerz und Jammer, aus
Todesqualen und Ängsten geborenen Gefühle jener Sintflut-Über­
lebenden schildern könnte, wenn das Gefühl der Dankbarkeit bis
dahin noch in keiner Menschenbrust geblüht hätte — hier mußte es
gezeugt werden. Unauslöschlich eingegraben aber blieb die Ver­
gangenheit, ward Rindern und Rindeskindern weitergegeben, erhielt
sich über die Jahrhunderte und Jahrtausende bis in unsere kühl
denkenden Tage, da seit Urzeiten bereits wieder ein neuer Mond die
Nächte erhellt und begonnen hat, zwischen den Wendekreisen seine
erste Gürtelhochflut zusammenzusaugen. Damit ist aber der erste
Schritt getan, der uns und unsere späten Nachfahren einer neuen
Eiszeit, einer neuen Mondauflösung und einer die voraufgegangene
noch weit übertretenden Sintflut entgegenführt.
was bisher geschildert wurde, das waren die Erlebnisse jener
Menschen, die beiderseits der Gürtelhochtlutufer wohnten und den
Wasserausgleich als Flut empfinden mußten. Ganz entgegengesetzt
werden die Völker tropischer Hochländer das unerwartete Abströmen
des Dzeans, und zwar als eine große Ebbe beobachtet haben. Gab
es denn solche Völker überhaupt? vas wäre zu erforschen. Aber wir
Silcher, Sintflut 5
hh vie Sprache der Erde.

wollen uns nur der Mitteilungen entsinnen, die uns Humboldt


und Kalb gemacht haben.
Berichteten nicht die im Norden von Südamerika Wohnenden, als
sprächen sie von einer Tatsache, die nur einem Weißen unbekannt sein
könne, von der Zeit des Großen Wassers, da ihre Vorväter in Gebieten,
die seht mehr als zweitausend Meter über dem Meeresspiegel gelegen
sind, mit dem Nanoe gefahren seien und zur damaligen Zeit jene heute
nur mit Hilfe sehr hoher Gerüste zu erreichenden Grotten und Bild­
werke in die Felsen gemeißelt hätten? Lächelnd dankte der Zuhörer
für diese reizende Fabel, die der scheinbar so kindliche Sinn der Ein­
geborenen ersonnen.
ver gelehrte Humboldt fügt dem Bericht hinzu: „Dies ist ein
geologischer Traum, der zur Lösung einer längst vergangenen Zivili­
sation dient".
Dieser bewundernswerte Forscher konnte gar nicht anders ur­
teilen, da ihm jene Erkenntnisse nicht zu Gebote standen, die uns
hier befähigen, auch diese Überlieferung als den Tatsachen durchaus
entsprechend aufzuzeigen. Denn in jenen Gegenden mußte die Gürtel-
hochflut bis hoch in die heutigen Gebirge hinauf reichen (vgl. Rarte
Seite 96). Zahrzehntausende lang wird sie sich fast unmerkbar steigend
und die Bewohner in immer größere Höhen drängend, bis zur Sintflut
als Großes Wasser gehalten haben. Da war es durchaus nicht ver­
wunderlich, wenn die Urväter zu gottgefälligem Werke ihre Stein­
bilder und Malereien an geeigneten Felswänden anbrachten, die nur
mit dem Ranoe zu erreichen waren, vergegenwärtigen wir uns
aber, daß die Erinnerung an das Große Wasser keineswegs nur etwa
bei einem Volksstamm, sondern im ganzen nördlichen Teile von
Südamerika und auch in Mittelamerika allgemein ist, so erhärtet das
unsere Nnsicht nur noch mehr.
Mit diesen Überlieferungen stehen gewißlich die bisher so rätsel­
haften Jnkabauten in engstem Zusammenhangs. Besonders merk­
würdig erschienen die ausgedehnten unterirdischen Gewölbe. Nun
berichtet Falb, daß der Name jener Gegend auf deutsch „Vereinigung
der Völker" laute. Wir wissen ferner, daß jene auf kargen Bergen,
etwa 3000 Meter hoch gelegenen Bauwerke gewissermaßen ein Volks­
heiligtum darstellen, das nur mit scheuer Ehrfurcht genannt und be­
trachtet wird. Derartige Gebräuche pflegen einen stets bedeutsamen
Grund zu haben. Nn sich wäre es aber doch durchaus unverständlich,
Das Rätsel der Inkas. 67

warum jene in den Ebenen lebenden Menschen, verwöhnt durch die


Weite der Sawanne oder verweichlicht durch die Üppigkeit der reichen
Klußtäler, in fernen, hohen und unwirtlichen Gebirgen riesenhafte
Lauten anlegen sollten.
Da sehen wir doch klarer. Nicht freiwillig erstiegen die Völker
jene Berge, sondern das Meer drängte sie hinauf, ohne daß sie es
selbst sonderlich gewahr wurden, hier bildeten sie die Vereinigung der
Völker, hier hielten sie aus während, um einen anderen Bericht zu
verwenden, des großen Winters. Und hier waren sie Zeugen der
Mondauflösung, die gerade diese Gegenden mit einem gesteigerten
Trommelfeuer von Eis- und Steinhagel überschütten muhte, va ward
es wohl nötig, Gewölbe zu bauen, um Schuh zu finden. Gbwohl die
Überlieferung diese Neller ausdrücklich als sehr alt und älter als die
Gberbauten bezeichnet, so wäre auch der Fall möglich, daß nach
Abströmen der Hochflut, also der wiederöffnung der fruchtbaren
Niederungen die Zufluchtsstätte der Väter zum Heiligtum des großen
Geistes erhoben, erst dann zu einer Zufluchtsstätte ausgebaut wurde,
einfach als Vorbeugemittel gegen später wieder einmal eintretende
ähnlich furchtbare Ereignisse.
Sei dem aber wie ihm wolle — der Zusammenhang zwischen
Großem Wasser und Inkabauten scheint doch unbestreitbar. Vaß jenes
Große Wasser bei Springfluten-sehr wahrscheinlich die Zufluchtsstätten
des Ur-Jnkas tatsächlich gefährdete, geht aus einer Tatsache hervor,
die bisher zu den schier unlösbaren Kragen jenes hochgebirgsgebietes
gehörte. Ver mehr als 3000 Meter über dem heutigen Meeresspiegel ge­
legene Titikakasee, an dessen Ufern die uralten Reste dieser verklungenen
Nultur erst in der Gegenwart ihre zureichende Deutung zu erhalten
beginnen — dieser Hochgebirgssee beherbergt noch heute Meeresfauna.
Unsere Ergebnisse sind nicht nur lehrreich schlechthin, sondern sie
können und werden in der Hand des Inkaforschers zum Schlüssel
überhaupt werden. Es muß also den Nennern überlassen bleiben, die
hier aufgedeckten Zusammenhänge nun anzuwenden und die Brauch­
barkeit der Ableitung zu erproben.
In einem späteren Abschnitt werden wir den Beweis zu er­
bringen versuchen, daß die Bewohner tropischer Hochländer die Mond­
auflösung sehr genau beobachtet haben. Gbwohl keine unmittelbaren
Belege dafür vorhanden sind, so deutet doch auch hier wieder alles
auf Amerika hin.
*
S
68 vie Spräche der Erde.

Blicken wir nun auf das zurück, was wir an Neuem erarbeitet
haben, fo sehen wir aus dem Knäuel der scheinbar sich widersprechenden
Flutsagen zwei bestimmte und mehr oder weniger scharf umrissene
Gattungen hervortreten, die außer der Tatsache, daß sie sich mit
Wassernöten beschäftigen, nichts gemein haben, sondern, jedermann
klar erkennbar, von zwei Fluten sprechen,- einmal der fast alle be­
wohnten Gebiete der Erde heimsuchenden Sintflut, das andere Mal
von der vorsintflutlichen Gürtelhochslut der hochgebirgigen Gleicher-
länder.
So einfach dieses Ergebnis scheint, so ist es doch grundlegend für
alle Wissenschaftszweige, die irgendwie mit der vorwelt in Zu­
sammenhang stehen. So beginnen wir etwa zu ahnen, welche Gegen­
den der Erde damals überhaupt bewohnbar waren, welche unter dem
Meere lagen, welche vereist sein mußten, wir wären sogar berechtigt,
die beiden behandelten und die noch fehlende Mondeinfangflut
zusammen als Rassesiuten zu bezeichnen, weil durch sie alles das be­
stimmend beeinflußt wird, was mit der Rasse aller Lebewesen, die
Pflanzen eingeschlossen, zusammenhängt. was wir heute als Ge­
sittung, als Menschenadel, als Geisteshöhe, was wir gegenwärtig in
der belebten Welt als Änderung und Anpassung beobachten können,
das ist durch diese drei Fluten aufs nachdrücklichste beeinflußt und
veranlaßt worden.
Im engsten Zusammenhang, aber unter dem eben entwickelten
Gesichtspunkt, doch im Gegensatz zu diesen Fluten steht die Zeit der
beiden auf dem Eispitz und Eistumpf festgehaltenen Flutberge. Da
diese Spanne vorwiegend an der Gestaltung der Erdkruste und, wie
Abb. 17.
viese Karte darf gewissermaßen nur als erster tastender versuch geweitet
werden. Sie wurde nach den Tiefenlinien der Dzeane bearbeitet und kann
deswegen nur in groben Umrissen Geltung beanspruchen. Sie zeigt aber
deutlich, daß zwischen Amerika, Europa und Afrika bei entsprechendem
Linken des Meeresspiegels der Atlantisrückcn auftauchen mußte- ferner
westlich von Amerika und mit diesem zusammenhängend das Gsterinjclreich,
dessen Verbindung mit hawai nur formelhaft angedeutet werden konnte.
Zwischen 120. und 115. Breitengrad die Dsterinsel Rapa-nui. vie Gesell­
schaftsinseln sind diesem vormondreich eng benachbart. Deutlich tritt auch
östlich von Afrika das sagenhafte Lemuricn aus den Fluten, und zwischen
Asien und Australien bilden die hinterindischen Inseln eine Landbrücke, deren
Küsten eingezeichnet wurden, ohne aber das ganze Gebiet zu schraffieren.
vie Kongoküste ist nach Westen verschoben.
Folgen der Sintflut. 69

17.
M b.
70 Die Sprache der Erde.

ich in meinem Buche „Rätsel der Tiefe" gezeigt habe, an der Er­
schaffung der Bodenschätze gearbeitet hat, so können wir diese Zlutberg-
fluten auch Erdbaufluten nennen. Dabei mutz aber berücksichtigt
werden, datz die letzten auch in die anderen Fluten hineingreifen,
während die Rassefluten ihren Einfluß auf das Leben scharf für sich
bewahren. Das wird noch klarer werden, wenn wir die dritte und
letzte für uns in Betracht kommende Zlut prüfen.
wir wissen, datz nach der Mondauflösung die um den Erdgürtel
aufgestauten oder besser, zusammengesaugten Wassermassen in Ring­
flutwellen nach Norden und Süden in ihre alten Becken zurückströmten
als Sintflut. Ruf diese Weise mußte die Meerestiefe in den Tropen
sich um 1000 oder mehr Meter verringern, während an den Polen
die Gzeane ent prechend mehr anstiegen, denn wenn wir die Erde
gleich den Einzelteilen einer Apfelsine zerlegen derart, datz die spitzen
Enden an den Polen Zusammenstößen, so ist ohne weiteres ersichtlich,
ein wieviel geringerer Raum den Meeren dort zur Verfügung steht
als am Erdgürtel. Diese Verlagerung der Wasser bringt ein
Auftauchen jener Gebiete mit sich, die um tausend Meter
unter dem Gürtelozean lagen. Vas waren unter den zahl­
reichen Ländern folgende für uns wichtige Erdreiche:
Atlantis, Lemurien und ein ehedem ausgedehntes Fest-
land, dessen höchste Erhebungen später das seltsame,
weltverlorene und winzige Eiland wurden, das wir als
Gsterinsel kennen mit all den fesselnden Resten einer bedeutsamen
und bisher ganz unverständlichen Kultur (vgl. Abb. 17).
vie hier genannten Zahlen haben nur ünschauungswert. In
Wirklichkeit haben etwas andere Verhältnisse geherrscht. Sie spielen
aber die nämliche Rolle. Man darf darum auch nicht annehmen, datz
etwa der ganze Atlantis-Rücken mit Ablauf der Sintflut sofort auf-
tauchte. Es dürfte dies nur für die gleichernahen Gebiete zutreffen,
während die Teile in höheren Breiten erst im Laufe der Jahrhundert-
tausende betragenden mondlosen Zeit wasserfrei wurden, vas End­
ergebnis ebenso wie die Ursache der neuen Verhältnisse waren die
nämlichen: Atlantis, Lemurien und das Gsterinsel-Reich wurden be-
siedelbar, weil der Mond niedergebrochen war.
welch glücklicher Zeit gingen diese Länder entgegen! köstlicher
Frühling lag über der verjüngten Erde, die, überzogen mit den Auf­
lösungsergebnissen des Mondes, fruchtbar ein üppiges werden gebar.
ver siedende Mond. 71

In paradiesischer Schönheit und Zülle, die vom Mondkern stammenden


Metalle zum Greifen nahe gebracht — mußte nicht geradezu natur-
notwendig in diesen Gegenden ein innerer und äußerer Aufschwung
einsetzen, dessen Möglichkeiten zu erschöpfen ein besonderes und um-

Abb. 18.
ver siedende Mond, vie Bildung eines kometenartigen Schweifes beim
Mondeinfang. Die ihn erzeugenden winzigen Liskristalle werden von dem
Lichtdruck der Sonnenstrahlen in den Weltraum gedrückt und zeigen wie
jeder Kometenschweif sonnenabgewendete Richtung. Oer in Kbb. 5 sicht­
bare Atlantisrücken wird hier eben durch die Einfangflut unter Wasser gesetzt.
Zugunsten der Anschaulichkeit ist,im obigen Bilde entgegen der Schilderung
im Texte Atlantis während der Überflutung noch auf der Tagseite der Erde
gezeichnet. Lb — Erdbahn; Ob --- Lunabahn; diesen Weg hätte der planet
Luna verfolgt, wenn er nicht, von den Schwerkräften der Erde ergriffen, in
seine neue Lahn: lWb — Mond-Einfangbahn gezwungen worden wäre.
KNb — künftige (heutige) Mondbahn; Ick — Mond; 8 --- Richtung, in der
die Sonne steht, deren Strahlungsdruck den Eisdampf des Monde; in kometen-
schweifartiger Zorm in Richtung 8Ll in den Weltraum drängt. (Zeichnung
nach hörbiger.)

fassendes Werk nötig machen würde, daher nicht im Rahmen dieses


Versuches liegen kann!
Trotzdem werden wir uns wenigstens zur flüchtigen vergewisse-
72 vie Sprache der Erde.

rung noch mit diesen Dingen zu beschäftigen haben, hier genügt uns
die Erkenntnis, daß diese Länder nach dem Abläufen der Gürtel­
hochflut, in Form der Sintflut, auftauchten und außergewöhnlich reiche
Möglichkeiten für das Leben boten.
Diese mondlose Zeit, dieses goldene Zeitalter mag, wie gesagt, viele
Jahrhunderttausende gedauert haben bis zu jener schicksalschweren
Stunde, da unser heutiger Mond der Erde nahe genug kam um von
ihr eingefangen zu werden. Nicht gleich hat sein weg jene Lahn inne-
gehabt, auf der er heute kreist. In langgezogenem Zlachkreis kam er
einerseits der Erde viel näher als heute, um sich dann auch weiter
von ihr zu entfernen. Erst im Laufe der kommenden Jahrtausende
ward sein Umschwung zu dem uns heute vertrauten Wege aus­
geglichen.
Sein Einfang aber bedeutete wieder ein Todesurteil für unzählige
Lebewesen. Wie wir bereits gehört haben, verursachte die Mond-
werdung Lunas ein neuerliches Zusammensaugen der Wassermassen
von den Polen nach den Tropen. Eine berghohe Flutwelle, steil
emporgerichtet, begrub unerwartet, mit riesenhafter Gewalt alles zer­
malmend, weit ausgedehnte Länder,- vernichtete die ahnungslosen
Menschen, deren erstaunte Augen eben noch an dem berückenden
Schauspiele gehangen haben mögen, das sich am nächtlichen Tropen­
himmel abspielte, als zusehends, ein Stern sonst unter Sternen, Luna
immer größer und größer wurde, fürchterlich anschwoll zu jener hell­
leuchtenden Scheibe, die uns noch heute strahlt. Aber ihr fehlte damals
jenes gutmütige Gesicht, das halb zu lächeln und halb nachdenklich zu
sein scheint. Ehedem zeigte Luna ein Lild, das dem des gegenwärtigen
Mars ähnlich gewesen sein mag, gekennzeichnet durch die eigenartigen
Nanäle, die faßlich zu deuten ebenfalls der Welteislehre möglich ist'?).
Wie heute auch - und darauf kommt es an — war die Gbersläche
des Einfänglings nichts als ein uferloser Eisozean, der unter den
Zugkräften der Erde in gewaltige Schollen zertrümmert werden
mußte. Das darunter befindliche noch flüssige Wasser wurde freigelegt
und zum Teil herausgepreßt. Gleichzeitig mußte wohl der letzte Rest
der kärglichen Lufthülle zum größten Teile durch die Erdkräfte ent­
fernt oder doch an den sich auch hier ergebenden Lispih- und Eistumpf­
gebieten emporgesaugt werden. Damit lagen die Eigürtelgebiete dem
nahezu drucklosen lveltenraum schutzlos preisgegeben, und das aus­
strömende Wasser begann trotz der Nälte zu sieden und der entstehende
Tafel l

ver Einfang des heutigen Mondes H.


vgl. zunächst Text zu Abb. l8. — Infolge der sozusagen plötzlich
auftretenden Flutkräfte des neu eingefangeuen Mondes ächzt die feste
Erdkruste in allen verwerfungsfugen, indem sich das innerirdische
Magma unter ringsum auftretenden Siedeverzugs-Lxplosioneu (großes,
allgemeines, andauerndes Erdbeben) und vulkanausbrücheu zu einer
mehr abgeplatteten Kugel zu verformen sucht, und dabei neue Wasser-
massen leichter zum Glutflüssigen gelangen und sich auch Magmamasseu
untermcerisch über die gerüttelte Erdkruste ergießen. Gleichzeitig wird
sowohl der Wasser- als auch Lustozean aus den höheren Breiten,
wie im Bilde durch Sturzwellen angedcutet, mehr nach den Tropen
gesaugt, wodurch flache Insel- und Ufcrgebiete der niedrigen Breiten
binnen kurzein unter Wasser geraten: Untergang der Atlantis, des
Gsterinselreiches und Lemuriens usw. Wohl Können unter der all­
gemeinen Urusten-Öerschütterung einzelne Inseln und Flachgebiete sich
senken, aber die Hauptursachc solchen „Unterganges" bleibt doch die
angedeutete dauernde Vzeanverlagerung.
i) Diese l2 Tafelbilder stammen vom akad. Maler Alfred Hörbiger.
ver Einfang-Vorgang läßt sich nur in größerem Maßstabe (serienweise,
darstellend geometrisch) überzeugend und unangreifbar wiedergeben,
vie Entfernung des Mondes mußte auch in den nächstfolgenden Bildern
aus Raumgründen selbst perspektivisch viel zu klein genommen werden.
Tafel 2

ver neue Lrdmond als sterbender Komet.

Hatte der hier in Perspektive vom Künstler etwas zu klein ge­


zeichnete Mond auf der 80mal massigeren Lrde schon die in Tafel l und
klbb. 18 angedeuteten Verheerungen angerichtet, so mußte die Erd-
masse auf dem kleinen Monde solches um so mehr tun, als sie es da mit
einer, auf einem an die 200 kni tiefen Gzean schwimmenden, nur
etliche Kilometer dicken Liskugelkruste zu tun hatte. — Zunächst ver-
sormte sich dieser Gzean zu einem sanften Ei, wobei die Kruste zu
Schollen zerbersten mußte. Durch die Flutrcibung der beiden Flutberge
wurde die geringe Drehung des ehemaligen Planeten bald aufgezehrt,
vie Liskrustentrümmer paßten sich sreischwimmend der neuen Dzean-
obcrflächc au und gefroren aneinander. Durch die Mtägige Nacht, ohne
Gashülle der lveltraumkälte ausgesetzt, gewann die neu zusammen­
gesetzte Eiskruste bald an Mächtigkeit und Festigkeit, und die Lis-
„vulkane" bauenden Erden- und Sonnen-Zlutkräfte traten abwechselnd
mit Krustensenkungen (,,Mare"-Bildungen) in Tätigkeit, und der in
kibb. l8 beschriebene Kometenschweif begann sich zu verlieren, vie
beiden Krcuzchen am Erdenbilde bezeichnen ungefähr die überfluteten
Gebiete von Atlantis und Lemurien fGondwanaland).
Tafel 3

Die beiden rückschleichcnden Zlutberge aus Erden.


Durch den Weltraumwiderstand hat sich der Mond im verlaufe
von Iahrhunderttausenden bis auf etwa 8, 7.5, 7.Z, 7.1 Lrdradien Ent­
fernung herangeschraubt, so daß wir hier schon die ferne geologische
Zukunft im Bilde vor uns haben. Wie aus deu laufenden Darlegungen
zu ersehen, müssen sich bei solchen Mondabständen die irdischen Wasser-
massen zu zwei Flutbergen zusammenfinden. Ver Mond umläuft die
Erde nur um weniges langsamer, als diese sich dreht, so daß diese Flut­
berge den Tropengürtel langsam nach rückwärts (von Gst nach West)
umschleichen, dabei aber täglich einmal nach Norden und Süden pendeln,
weil ja die Erdachse nicht senkrecht zur Mondumlauf-Lbene steht. —
Ähnliche Flutberge bilden auch die irdischen Luftmassen, von deren
Höhen fortwährend große Gasmassen in den Weltraum abfluten. Durch
diese Luftverarmung der Erde ist schon längst eine Eiszeit herein­
gebrochen, die im nächsten Bilde ihren Höhepunkt erreicht. Nus dem
Bisherigen ist zu ersehen, daß sich die irdischen Wohnbezirke im Laufe
der Zeiten durch den Mond, also kosmisch bedingt, zwangsweise ändern
müssen. Jeder Meridian wird abwechselnd von den Flutbergen und
dem dazwischenliegenden Eirzeit-Eigürtel überschlichen, woraus sich
die Austeilung der kataklpsmatische» Haupteiszeit in Untcreiszeiten
und Zwischeneiszeiteu ergibt — das tägliche Lreitenpcndeln (Nord-
Süd) der beiden Flutberge ist hier nicht darstellbar. Der Mond ist
perspektivisch viel zu klein gehalten.
Tafel 4

Die Zlutberg« zur Zeit -es eintägigen Monats.


vas schematisch gedachte Perspektiven-Vild darf nicht mißverstanden
werden. Ver gemeinsame Drehpunkt des blörperpaares befindet sich
im Trdinncrn etwa 550 km vom Mittelpunkt (nach dem Monde hin)
entfernt. Ts ist versucht perspektivisch darzustellen, wie bei rund 7 Trd-
radien Mittelabstand des Mondes die in geographischer Längsrichtung
auf je eineni Meridiane von Afrika und des Stillen Dzeans fest ver­
ankerten beiden Zlutberge infolge Kchsenschiefe täglich nach Norden
und Lüden ausschwingen. Wenn man im obersten rechten Bilde be­
ginnt, ist ersichtlich, wie der Zenitflurberg zunächst Afrika bedeckt und
noch in der Nachtseite liegt, während er im nächsten Bilde im Morgen­
grauen schon wesentlich nach Süden gerückt ist, ein Vorgang, der sich
in den zwei nächsten Bildern noch fortsetzt, um sich dann wieder um-
zukehren. In den drei untersten Bildern sieht man den entgegen­
gesetzten Vorgang des Nadirflutberges in der Wanne des Stillen Dzeans.
vasselbe Ausschwingen befolgen auch die beiden Luftflutberge, wobei
die Verarmung der Erde an wärmehaltender Gashülle und somit auch
die Vereisung während des eintägigen Monats ihren Höhepunkt er­
reichen. (vie Gebirgs-Umkränzungen der beiden Zlutberge während
der eintägigen Monatszeit lassen sich heute geologisch nachweisen.)
Erprobung weiterer Zusammenhänge. 73

Dampf wurde in der Gegend der Zlutberge so hoch emporgesaugt, daß


er der Mondschwere entführt und in den Weltraum gedrückt wurde.
Welch eigenartiger Gedanke: Ein siedender Stern! Und doch kann
eine andere Möglichkeit kaum angenommen werden, vas sich bietende
Schauspiel muh überwältigend gewesen sein,- denn der von dunklen,
schaurigen Zlecken, den Wasserausbrüchen, bedeckte Mond zog kometen-
schweifähnlich eine flackernde und im Sonnenlicht geisterhaft glim­
mende und von ihrem Strahlungsdruck abgestohene Vampfschleppe
mit sich und gab, wie die Überlieferungen sagen, dem ganzen Ge­
bilde eher das Aussehen eines feurigen Drachens, der die Erde zu
verschlingen drohte, als eines Gestirns, das sich anschickt, zum Monde
eines mächtigeren Weltkörpers zu werden (vgl. Abb. l8).
vie Bewohner von Atlantis, von Lemurien und dem Dsterinsel-
reich werden nur auf den höchsten Gipfeln Gelegenheit gehabt haben,
zu beobachten, wie der Drache im Laufe der kommenden Jahrzehnte
zur sanften Leuchte der Nacht wurde. Millionen Menschen aber er­
tranken in der Einfangflut und mit ihnen all das, was sie Bewunderns-
wertes geschaffen. Line Kulturwelt ging unter, reich genug, um
unserer überheblichen und auf ihre zweifelhaften Errungenschaften
eitel pochenden Zeit zur Unglaubwürdigkeit zu werden.
Atlantis hat bestanden ebenso wie Lemurien oder das Gsterinsel-
reich. plato, dessen Schilderung von Atlantis uns noch beschäftigen
wird, spricht von einem schlimmen Tage und einer schicksalsschweren
Nacht als einer Zeit, die hinreichte, um dieses Jnselreich in seiner
ganzen Ausdehnung in den Zluten verschwinden zu lassen. Er erwähnt
aber ausdrücklich gewaltige Erdbeben. Das wundert uns nicht. Denn
es ist ganz selbstverständlich, datz Kräfte, die in der Lage sind, ein­
schneidende Meeresverlagerungen zu bewirken, auch gleichzeitig die
feste Kruste der Erde beeinflussen.
platos Bericht, der an Schlichtheit, Sachlichkeit und Bildkraft
nichts zu wünschen übrigläht und sich jedem Kenner als Schilderung
von Tatsachen und nicht als Dichtung offenbart, ist aber keineswegs
die einzige Überlieferung, die wir vom Mondeinfange besitzen.
Es ist gewiß bezeichnend, datz alle Mondeinfangsagen aus südlichen
Gebieten stammen,- denn nur hier konnten die zusammengesaugten
Meere vernichtend wirken. Darum liefern uns auch Mittelamerika und
der nördliche Teil von Südamerika reiche und bedeutsame Anhaltspunkte.
Bisher sind diese Sagen natürlich in das Gebiet der Sintslutberichte
74 vie 5prache der Erde.

schlechthin eingereiht worden, Daß sie da nicht passen wollten und zu


allerhand Mißdeutungen Anlaß gaben, ist nun selbstverständlich.
ver bedeutendste Sammler der gesamten Sagen, Rich ard Andree,
meint allerdings hinsichtlich Mittelamerikas, es wäre geradezu wunder­
bar, wenn die Sintflutberichte, oder in seiner Auffassung deutlicher,
die Zlutberichte im alten Mexiko gefehlt hätten. In dieser vorsichtigen
Art hat er vollkommen recht. Zlutsagen sind auch hier vorhanden,
aber keine Berichte, die sich auf die Sintflut beziehen könnten, denn
hier war nur das Große Wasser und bei der in höheren Breiten ein­
tretenden Sintflut die große Ebbe sichtbar, die an sich keinerlei Ge­
fahr mit sich brächte und darum trotz ihrer Sonderbarkeit nicht nach­
drücklich haften blieb.
Betrachten wir nämlich den mexikanischen Bericht, so fällt uns
gleich wie bei Platos Atlantisschilderung die genaue Angabe auf,
daß an einem einzigen Tage alles zugrunde ging.
Sehr bedeutsam ist die früher schon erwähnte Zlutsage der Lhibchas
im Norden von Südamerika, die von der Verwandlung des bösen
Weibes hursthaca in den Mond spricht und dabei den Bericht aus­
drücklich mit dem Hinweis beginnt: „In der frühesten Zeit, als
-er Mond noch nicht da war".
hier wird also das gleichzeitige Erscheinen der Zlut und des Mondes
betont.
Es wäre doch wohl mehr als ein Zufall, wenn die gar nicht auf
die Zluterklärung gerichtete Welteislehre in ihren Ergebnissen so
schlagend mit den Überlieferungen übereinstimmte. Überall wohin
auch immer wir unsren prüfenden Blick gerichtet haben, deckten sich
die rein rechnerisch gewonnenen Ergebnisse mit den Berichten und er­
wiesen so die den Zlutsagen zugrunde liegenden tatsächlichen Be­
gebenheiten.
Doch unsere Erprobung der Zusammenhänge zwischen Sage
und Wirklichkeit ist noch nicht beendet.
Wenden wir uns nach Afrika, das nach unserer Überzeugung
deswegen frei von Sintflutsagen sein muß, weil nur die allerhöchsten
Erhebungen und vielleicht nur der äußerste Süden und Norden zur
Zeit kurz vor der Sintflut bewohnt sein konnte (vgl. Narte Seite 96).
Betrachten wir aber jetzt die hererosage, die von der Urheimat
Naoko eine große, furchtbare Zlut meldet, vor der die Hereros sich nur
durch Zlucht auf die Berge retten konnten, so fällt uns eine ganz
Lntgültige Entwirrung. 75

unverständliche Bemerkung auf, nämlich, datz mit dieser Zlut zwei


weiße Menschen herangebracht worden seien, von denen die helleren
Hereros abstammen. Es liegt ja nahe, diese Anmerkung als die Er­
findung des Wunsches zu deuten, die Herkunft der helleren Hereros
zu erklären.
Dieser flüchtige Linwurf lätzt sich aber kaum aufrecht erhalten;
einmal, weil nirgendwo sonst sich eine ähnliche Ableitung hellerer
Urstämme findet, dann aber vorwiegend, weil gerade im Norden
des Negerlandes (von Banse neuerdings als natürlicher Erdteil
Nigritien genannt) weiße Menschen Vorkommen^). wir brauchen da
keineswegs gleich an Europäer zu denken, sondern an jene Bewohner
der sagenhaften Atlantis, von denen wir noch hören werden, von
verschiedenen Forschern wird bereits seit geraumer Zeit die bisher
nicht beweisbare Ansicht gehegt, datz die Ureinwohner von Atlantis,
weitze gewesen seien.
Es sei auf diese Zusammenhänge hier nur hingewiesen. Sie im
einzelnen zu erforschen wird Aufgabe der Fachwissenschaft sein, nach­
dem nun durch die welteislehre das ehemalige Vorhandensein des
Atlantisreiches als bewiesen gelten kann.
Doch kehren wir zu unserer engeren Betrachtung zurück.
wir wissen auch, datz beim Einfang des Mondes innerhalb eines
Tages und einer Nacht, also in wenigen Stunden, die Sturzfluten
von Norden und Süden nach den Gürtelgebieten der Erde stürmten.
Es liegt daher sehr wohl im Bereiche der Möglichkeit, datz von Norden
oder Nordwesten her Weiße bis zu den Hereros herangeschwemmt
wurden. So jedenfalls läßt sich diese Angabe zwanglos erklären.
Wollte man der hier geäußerten Ansicht nicht zustimmen, so wäre
mit dem Fallenlassen der hererosage als Bericht des Mondeinfanges
nichts verloren, denn auch anderswo tritt uns deutlich der Hinweis
auf ein nur 24 Stunden anhaltendes Steigen einer vernichtenden,
plötzlichen Überschwemmung entgegen, und zwar auch in Gebieten,
die viel zu geringes Hinterland besitzen, als datz von einer örtlichen
Flutzüberflutung gesprochen werden könnte, ganz zu schweigen von
Seebeben, die sicherlich niemals Berge überflutende Wogen hervor­
rufen können.
Wir meinen die Gesellschaftsinseln, deren größte Tahiti etwa die
Ausmaße Rügens besitzt, hier finden sich Erhebungen, die 2000 Meter
übersteigen und vulkanischen Ursprungs, heute Inseln, einst gewiß
7b vie Sprache der Erde.

die höchsten Berge eines mehr oder weniger zusammenhängenden


Festlandes oder größeren Eilandes waren, das von den beim Mond­
einfang auftretenden Zluten überschwemmt und bis heute unter
Wasser gehalten wurde, (vgl. Abb. 17.)
In der Sage, deren ausjchmückende Teile wir auch hier über­
gehen, heißt es: „Vas Wasser stieg den ganzen Tag und die folgende
Nacht, so daß nur die äußersten Spitzen der Berge über der weiten
Meeres lache emporragten." — Soweit die Überlieferung.
Nach dem Ausgleich der Wasser werden dann sene Eilande
übriggeblieben sein, die uns als die winzigen und paradiesisch schönen
perlen der Südsee bekannt sind.
Ganz unabhängig von uns hat nun E. Reche in seinem Werke
„Tangaloa" die hier vorgetragenen Anschauungen gestützt. Seine
rein kulturgeschichtlichen hochwertvollen Untersuchungen dieses Ge­
bietes, also polgnesiens, haben einwandfrei gezeigt, daß hier eine ur­
alte, unsere eigene heute noch übertreffende Kultur beheimatet ist.
Reche hält die polgnesier für das älteste Kulturvolk der Erde. Wenn
wir auch diese Ansicht für übereilt halten, so möchten wir sie dennoch
gelten lassen mit der Einschränkung als das älteste heute noch lebende
Kulturvolk der Erde.
Dann auch ist zu verstehen, wenn E. Reche fragt: „Woher stammt
dieser Mensch, woher dieses Volk, das die Welt im Moanadenken * )
schauen kann? Und wir finden, datz bereits die alten und ältesten
Menschheitskulturen, soweit wir sie kennen, von diesem schaumgebo­
renen rein geistigen Schauen immer irgendwie befruchtet gewesen sind.
So müssen wir weiter und immer weiter zurück in der Zeit — wir
müssen schließlich an diese Zrage nicht mehr menschheits-
geschichtlich, sondern erdgeschichtlich und naturgeschicht-
lich herantreten. Und da erscheint uns in den ungeheuren
Weiten der heutigen Südsee zu irgendeiner Zeit ein
großes versinkendes Land, bewohnt von einem Volk ho­
her Kultur, venn es kennt auch die entferntesten Berges­
gipfel dieses weiten Landes, die nun mehr und mehr zu
Inseln werden, wie anders soll man es besser erklären,
daß der Bewohner von Hawaii weiß, datz es 3600 See­
meilen entfernt ein Land der Maori gibt oder noch wei­
ter inanüerer Richtung irgendeinen einsam mitten im
*) Raumloses, sehnsuchtsvolles Unendlichkeits-Venken.
Aus polgnesischer Urzeit. 77

Weltmeer gelegenen Jnselpunkt, mit dem er in dauern­


dem Verkehr über die gewaltigen weiten dieses Dzeans
bis wenigstens vor nicht allzu langen Zeiten geblichen
ist? Aber auch, wenn wir diese Inselwolken
)
* und Insel-
punkte (trotz der auf Hawaii erhalten gebliebenen Sage
der allmählich heraufgekommenen alles Land bis auf die
Berge verschlingenden Zlut) anders entstanden uns den­
ken— wenn wir eine Zeit ansetzen, wo diese Inselwelt in
ihrer heutigen Gestalt im wesentlichen bereits bestand
und eine Besiedlung durch ein einheitliches Volk von ir­
gendeinem Ausgangspunkt der Erde annehmen — diese
Zeit liegt weit zurück. Denn so stark auch immer ein solcher wan-
derstrom gewesen sein könnte, wenn die Menschen die über die halbe
Erde zerstreuten Inseln nicht kannten, und mit ihren winzigen Fahr­
zeugen ins Ungewisse hinaus steuerten, so mußten ungezählte Fahrten
ins Blaue stoßen und in den Weiten des großen Dzeans mit dem Tode
der kühnen Seefahrer enden. Es ist etwas anderes mit der Fahrt über
die Wasserweiten der Südsee, etwas anderes, einen Inselpunkt mitten
im weltenmeer aufzufinden, als das Kinderspiel der Navigation über
den schmalen atlantischen Graben hinüber eine langgestreckte Kon-
tinentalküste anzusteuern. Ein ungeheurer Menschenverbrauch hätte
stattgefunden haben müssen, bevor alle die Inseln der Südsee auf diese
Weise besiedelt worden wären, und nur in immer neu aufeinander
folgenden Geburten konnte solcher Menschenverbrauch geleistet wer­
den. wer die Südsee kennt und die Bedingungen richtig würdigt,
unter denen die Navigation hier steht, wird nicht daran zweifeln kön­
nen, daß Jahrtausende zu solcher Besiedlung gehören. Ganz gewiß
aber erst, nachdem diese Besiedlung erfolgt war, erst nachdem diese
Menschen kreuz und quer über den Dzean von Insel zu Insel fahrend,
mehr auf dem Wasser als auf dem Lande lebend, zum Meervolk ge­
worden waren, erst dann konnte an der Einheit des Meeres die Einheit
der Gedankenwelt mit ihrer Nntipolarität der Weltempfindung von
Meermensch und Landmensch entstehen, vas ist ein naturgeschicht-
liches Geschehen — und es braucht Zeit, Zeit, lange Zeit."

*) Alle diese, auch die winzigsten Inseln haben eine hochschwebende


Wolke, die mehr als l20 Seemeilen im Umkreise sichtbar, den Südsee-Insu­
lanern als Wegweiser dient, vergleiche mein Buch „Rhgthmus des kos­
mischen Lebens", Leipzig, N. voigtländers Verlag.
78 Die Sprache der Erde.

hier spricht ein ungemein feinblickender Beobachter. Seine Fest­


stellungen sind von ungewöhnlichem Werte. Nach Jahrhundert-
tausenden, wie er an anderer Stelle hervorhebt, schätzt Reche den
Werdegang dieser Rultur: nach erdgeschichtlichen Mähen. Und klar
steht vor seinem schauenden Rüge das große, einst meerfreie Festland,
das polgnesische Reich.
Mit diesen Einsichten hat die gesamte bisherige kulturgeschicht­
liche Anschauung von fachwissenschaftlicher Seite aus den Todesstoß
erhalten. Wir stehen, wie ich in einem anderen Luche gezeigt habe"),
an der Schwelle eines neuen Rulturwissens, das den Menschen und
seine Äußerungen, also auch seine Rultur unter kosmischem Gesichts­
winkel zeigt, als ein Lebendes, dessen Umwelt das All ist.
Doch wir wollen nicht abweichen. Wir stehen hier erst am Anfang
des Legreifens. ver Mond ist uns zum Schicksalsstern geworden.
Noch weitere Flutberichte, die auf den Mondeinfang deuten,
ließen sich anführen; doch sie bringen nichts Neues.
Damit stehen wir an einem bedeutsamen Punkte unserer Be­
trachtungen. Wir haben den Rnäuel der geheimnisvollen, seltsamen,
sich widersprechenden Flutsagen entwirrt; wir haben erkannt, daß es
ganz unmöglich ist, diese Überlieferungen unter einem Gesichts­
punkte zu deuten; wir haben nachgewiesen, daß die Annahme, es
handele sich um Schilderungen örtlicher, unzusammenhängend», auf
allgemein bekannten Ursachen, auf Taifunen, See- oder Landbeben,
auf Flußüberschwemmungen oder Oammbrüchen hochgelegener
Seen beruhender Überschwemmungen nicht aufrecht erhalten werden
kann.
Dagegen gelangten wir zu der Überzeugung, daß die
Flutsagen auf drei scharf voneinander zu trennende Lr-
scheinungsfolgen der Mondannäherung zurückgehen: Auf
die Gürtelhochflut kurz (im geologischen Zeitsinne) vor
der Sintflut, welche den Mittelamerikanern und deren
Nachbarn als Großes Wasser erschien; dann auf die Sint­
flut, welche nichts anderes ist, als das Abläufen dieses
Großen Wassers gen Norden und Süden nach Auflösung
des Mondes, und drittens auf die viele Jahrzehntausende
später erfolgte, unerwartet auftretende Beflutung der
Erdgürtelgebiete beim Einfang unseres heutigen Mondes.
Diese Überschwemmung, welche noch heute Atlantis, ferner
vie Mondherkunft des Löß. 79

Lemurien, diese Landbrücke zwischen Madagaskar und Südasien, welche


weiter unter anderem die Verbindung zwischen Australien und Tas­
manien und das Landgebiet zwischen den polgnesischen Insel-Bergen
unter Wasser hält, war ebenso wie die vernichtende Sintflut eine
Weltwende von bedeutendem Ausmaße.
hier setzt jeweils in den betroffenen Gebieten der Erde ein neues

Nbb. 19.
Lötz-Gebiete der Erde. Auf Grund kosmotechnischer Überlegungen müssen
die Löß-Lager gerade dort erwartet werden, wo sie sich in der Tat finden.
(Nach Dr. plasche.)

Leben ein. Ganze Kulturen sind vergangen, neue entstehen. Es gehört


auch gar keine Einbildungskraft dazu, sich die unausbleiblichen Zolgen
für die Rassenmischung der Stämme und Völker vorzustellen. hier
liegen die Wurzeln des Menschenschicksals aller kommenden Zeiten,
wessen Sohn du bist, das bestimmt, wer du sein kannst.
vas ist gewiß eine wertvolle Erkenntnis, vas ist ein ganz un-
betretener weg, der uns bis zu Zeiten hinabführt, in die vorzudringen
bisher kaum für möglich gehalten wurde. Ehe wir aber hier weiter
80 Vie Sprache -er Erde.

folgen, sei versucht, die Erde selbst daraufhin anzusehen, ob nicht in


ihren Schichten sich jene Ereignisse eingegraben haben. Dann wollen
wir prüfen, ob nicht die Tatsachen des Lebens selbst und seine ur­
eigensten Äußerungen den neuen Standpunkt festigen.
Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, eine umfassende Er­
forschung des Erdschichtenbaues vorzunehmen. Es mag an dieser
Stelle genügen, wenn ich mich hier darauf beschränke, einige wichtige
Tatsachen anzuführen, welche einerseits auf die Mondauflösung als
solche hindeuten, andrerseits aber, wenn ich auf sogenannte merk­
würdige „Hebungen" und „Senkungen" verweise, die uns über den
Stand des Meeresspiegels in gar nicht mißzuverstehender Weise unter­
richten. Betrachten wir zunächst jene Merkmale, die uns als Zeichen
der Mondauflösung gelten.
Wir haben gehört, datz beim Niederdruck) des früheren Nacht­
gestirns dessen oberste Schichten als Eishagel und Wolkenbrüche zuerst
niedergingen,- dann folgte der obere Teil des metallisch-erdigen Kernes
in Zorm von Schlammregen, dem zuletzt der Kern selbst als Gestein-
und Erzhagel sich anschloh. Während die wäßrigen Teile uns keine
heute mehr merkbaren Spuren hinterlassen haben können, weist
hörbiger sehr überzeugend nach, datz die Lötzlager der Erde Be­
schickungen vom Monde sind.
Auf diesen Gedanken konnte bisher niemand kommen. Zwar
haben die Erdforscher früherer Zeiten die Lötzlager als Zlutergebnisse
betrachtet. Diese Anschauung aber wurde fast völlig verdrängt durch
v. Richthofen, der im Löß vom wind zusammengewehte Massen
als Zerfallstoffe großer Gebirge annahm.
Unbegreiflicherweise hat diese „äolische Lötzthkorie" sich durchzu-
setzen vermocht, wenn es auch nie an Stimmen gefehlt hat, die aus
die Unmöglichkeit einer derartigen Bildung aufmerksam machten.
Ebenso wie sich einerseits Metallbrocken des Mondkernes (siehe
weiter unten) an verschiedenen, weit voneinander getrennten Grten
der Erde finden, so wird andrerseits auch die Schlammasse hier und
da in verstärktem Maße niedergegangen sein.
Meere derartiger Gegenden wurden zu einer stark mit Löß ge­
schwängerten Brühe und rührten bei ihrem nach Nordosten oder auf
der südlichen halbkugel nach Südosten (Passatwirkung) gerichteten
Sintflut-Abflietzen auf dem Zestlande gelegene Lager auf, ver­
schleppten oder verbreiterten diese und lagerten bei dem mehrmaligen
Löß-Lager in Lhina. 81

hin- und herschwappen (vgl. Abb. 15) die Schwebestoffe in nicht


mitzzuverstehenden Schichten übereinander ab.
Es ist nämlich sehr wichtig, die Art der Schichtung zu betrachten.
Rühren wir nämlich Lehm, Sand und kleine Steinchen in einem Glase

kbb. 20.
Blick aus dem Eingang einer Löß-Wohnung in ein chinesisches Löß-Tal.
Deutlich sind die banlartigen Schichten sichtbar, die in verschiedenem Grade
ausgewaschen sind und naturgemäß nach oben zu immer schwächer werden.

mit Wasser zusammen, so ergibt sich eine dicke Brühe, die sich mit der
Zeit klärt. Zu Unterst setzen sich die Steinchen, dann der Sand und
zuletzt der Lehm ab, d. h. je gröber und schwerer die Stoffe sind, desto
eher setzen sie sich zu Boden.
Sischer, Sintflut 6
82 Vie Sprache der Lide.

Verarüge korngrötzengemähe Lagerung finden wir allerorten


dort, wo es sich um Schichtengesteine handelt, vie nämliche Beobach­
tung machen wir beim Löß.
Deutlich zeigt die Abbildung des Lößtales in China dem Ein­
geweihten in den Stufen die Merkmale des allgemeinen Schlamm-
niederschlages jener zwischen Pol und Gleicher etliche Male schwanken­
den Sintflut. Es handelt sich da also um mächtige in sich nicht ge­
schichtete Bänke.
Hast noch augenfälliger ist diese Erscheinung in den wohlbe­
kannten niederösterreichischen Lößlagern in denen sich neben mächtigen
Bänken gleichmäßigen Kornes weithin verfolgbare, nur 10—20
Zentimeter dicke Schichten gröberen, fast bis zur Lrbsengrötze betragen­
den Kornes einschieben und so allzu deutlich auf wechselnde Strömungs­
geschwindigkeiten oder große, langatmige Zlutschwankungen hindeuten.
Schon vor mehr als 35 Zähren hat der Bonner Professor Hans
pohlig auf die Unhaltbarkeit der v. Richthofenschen Erklärung
hingewiesen, ohne indessen mit seiner eigenen Anschauung durch­
dringen zu können. Seine Linwände erhalten aber im Lichte der
Welteislehre geradezu Beweiskraft.
Hans pohlig sagt ausdrücklich, daß jede andere Lntstehungs-
weise der Lötzlager als die aus Hochflutwasser gänzlich ausgeschlossen
sei*6). wörtlich fährt er fort: „Besonders habe ich darauf hingewiesen,
datz stellenweise der Löh ausgezeichnet eben geschichtet er­
scheint, datz in den Rheingegenden nicht nur horizontale Bimsstein­
lagen in dem Löh zu finden, sondern dieser an einigen Orten ganz
durch geschichtete Bimssteingerölle vertreten ist. Vas kann sich nur
in der Hochflut durch Stauwasser in Seitentälern gebildet haben."
Also auch am Rhein ist die Flutherkunft der Lötzlager erkennbar!
vie ausgedehnten ebenen Bänke feinkörnigen Bimssteins er­
kennen wir nun leicht als erstarrten und zerkörnten Vulkanausbruch.
Denn bei der plötzlichen Meeresverlagerung muhte das flüssige Erd­
innere, das Magma, infolge der unvermittelt bedingten Riesen­
verwerfungen der Erdkruste zur Oberfläche emporquellen und in den
Sintslutwogen abgeschreckt werden.
Mit diesen Tatsachen einen sich auch die Tierfunde im Lötz.
Säugetiere mußten in den wogen ertrinken und wurden eingebettet.
Auch die bekannten Landschneckenhäuschen mögen von unmittelbar vor­
sintflutlich lebenden, verkümmerten Eiszeit-Landschnecken herrühren.
Löß-Verteilung. 83

Auch die im Löß sichtbaren Haarröhrchen können entweder, wie


bisher angenommen, von Wurzelstückchen und Grashalmen her­
stammen, die sich beim Absehen mit dem schweren Teile nach unten
einschalten. Es ist aber diese Erklärung durchaus nicht die einzig
mögliche. Neben derartigen Fasern und Halmen kann eine ganz
andere Ursache die merkwürdigen Haarröhrchen bedingt haben.
Nach Ablauf der Sintflutgewässer waren zwar die Hochfluten,
nicht aber die sie begleitende Eiszeit verschwunden, viese klang viel­
mehr ganz allmählich ab. vie Schlammablagerungen muhten also
für einige Zeit fest erstarrt sein.
Bei solcher Gelegenheit pflegt der Wassergehalt einer Schlamm­
masse in feiner Eisnadelform zu erstarren, nach deren späteren ver­
schwinden die feinen Röhrchen erhalten blieben.
Erst wenn wir die hörbigerschen Deutungen auf den Löh an­
wenden, erschließt er uns alle Geheimnisse und zeigt uns seine Ver­
knüpfungen mit dem ehemaligen Monde und dessen Einflüssen auf
die Erde, vie Tatsachen der geologischen Erfahrung sind ja auch zu
klar, als daß sie gegen die Ansicht hörbigers mit Erfolg ins Feld
geführt werden könnten.
wägen wir die Verhältnisse gegeneinander ab, die auf der einen
Seite zur Windtheorie v. Richthofens, auf der anderen aber zur An­
sicht der Welteislehre geführt haben, so kann die Entscheidung nicht
schwer fallen.
Betrachten wir nämlich im Anschluß an Überlegungen die vr.
plasche angestellt hat, die Rarte der Lößlager (Abb. 19), so sehen wir
auf der Nord-Halbkugel der Erde die Lager 48° und 30° nördlicher
Breite, auf der Süd-Halbkugel aber zwischen 18° und 36° südlicher
Breite.
Viese zu beiden Seiten des Gleicher? sich hinziehenden, und doch
von der Mittellinie verschieden entfernten Gebiete scheinen darauf
hinzudeuten, daß der erste stärkste Abfluß der lößgeschwängerten
Gürtelhochflut etwa von Afrika ab nach Vsten eingesetzt hat. Es er­
scheint also ziemlich unwahrscheinlich, daß je nennenswerte Lößlager
in Südafrika angetroffen werden. Auch in Australien dürften wir nur
in den südlichen Gebieten Löß erwarten. Daß er bisher doch noch nicht
gefunden wurde, ist noch kein Beweis für sein völliges Fehlen.
Durchaus nicht unmöglich ist es, daß hier einst bei der Sintflut
die entsprechenden Gebiete vereist waren. Auf diese Lisgebirge kann
*
6
84 vie Sprache der Lide

sich der Löß gelagert haben und ist später dann abgetragen worden,
wir brauchen zu gar keinen Zwangsannahmen zu greifen, um die
Befunde zu deuten. Ls genügt auch die durchschnittliche südliche Grenze
-er Löh-Lager auf der nördlichen halbkugel zu betrachten, um zu sehen,
datz diese ungefähr längs des 35. Breitengrades verläuft. Da nun die
Südspitze Australiens auf dem 39° südlicher Breite sich befindet, könnte
uns selbst gänzliches Kehlen des Löß nicht überraschen.
hier gibt es also keine Schwierigkeiten. Anders liegen die Dinge
aber, wenn wir die Tatsachen mit den Augen der Windtheoretiker
betrachten. Diese meinen ja, dah die Ablagerung von Lötz an die
Randgebiete eiszeitlicher Gletscher oder kalter Trockengebiete ge­
bunden ist.
wenn wir dieser Annahme vertrauen, so hätten wir zu fordern,
datz auch heute noch an jenen Lrdstellen, welche diesen Bedingungen
entsprechen, sich Lötz bilden müßte. Und solche Gegenden sind vor­
handen ! In Nordkanada, in Tibet, in der Mongolei, in Sibirien, vie
Bedingungen sind vorhanden. Nur eines fehlt — der Lötz. Seltsam!
Seltsam auch, datz nicht einmal die Voraussetzungen der Wind­
theorie dort zutreffen, wo gerade gewaltige Massen von Lötz ange­
troffen werden: in den chinesischen Provinzen längs des 30. Breiten­
grades. vie Geologie nämlich meint, dah bereits eine Verringerung
um 5" T der gegenwärtigen Jahrestemperatur hinreicht, das stärkste
Eiszeitklima hervorzurufen. Jene Gegenden sind nun aber als oer-
hältnismähig heih bekannt und es gehört zweifellos grohe Einbildungs­
kraft dazu, hier während des Diluviums, also in der Spanne nach der
letzten Eiszeit sich die Bedingungen zur Entstehung von Lötz nach der
Windtheorie zu denken. 2m südlichen Teile der Löhgebiete Süd­
amerikas finden sich die gleichen sehr schwer vorstellbaren Zustände.
Es ist auch die Frage aufgetaucht, warum denn, wenn hörbiger
im Recht wäre, im Löh die Meerestiere fehlen.
hierzu ist es doch nur .nötig, sich zu vergegenwärtigen, dah bei der
Sintflut jedes Lebewesen sich zu retten sucht. Menschen und Landtiere
werden auf die Berge fliehen, die Seetiere aber in die ruhigeren
Tiefen der Gzeane, dies, zumal die gröhte Strömungsgeschwindigkeit
der abfliehenden Gürtelhochflut zunächst über den Landgebieten beob­
achtet werden muhte. Diese Wassermassen waren auch am schlamm-
reichsten. Immer wird also das Bestreben der Meerestiere in der
Flucht nach ruhigeren schlammarmen Gebieten gelegen haben.
Ver Löß ist unirdischer Herkunft. 85

Reste der Landtiere dagegen, ob während der Zlut umgekommen


oder ob als Leichen oder als Skeletteile mitgerissen und eingebettet,
werden wir dagegen im Löst zu erwarten haben und finden sie dem­
gemäß auch.
Gehen wir nun nochmals der Windtheorie auf den Grund.
Sie behauptet, daß der Löß Herstamme von den Zerfallsstoffen der
alten Moränen. Berücksichtigen wir, um einen vergleich zu haben,
die heute noch freiliegende Zläche der Moränen, so ergibt sich, daß
diese bei der Mächtigkeit der vorhandenen Lötzlager noch nicht einmal
zo/g geliefert haben können, gewitz kein Ergebnis, das uns befriedigt.
Diese Zahl gilt nur für Europa. In Asien, wo der Lötz heute noch
20V—300 Meter mächtig ist, werden die Dinge noch schwieriger, zu­
mal wenn wir uns vergegenwärtigen, datz selbst nach Ansicht der heu­
tigen Geologie zumindest 20000 Zähre seit ihrer Entstehung vergangen
sind. Es kann sich heute an Grt und Stelle also nur noch ein Bruchteil
des ehemaligen Lötz vorfinden.
Auch die Zusammensetzung des Lötz sowohl mechanisch als auch
chemisch bleibt im Sinne der Ivindtheorie ein Rätsel. Die eigen­
artige vermengung des leichtlöslichen Ralkes mit dem schwerlöslichen
Tuarz wird bei keinem sonstigen Gestein beobachtet. Wo sind, so
müssen wir uns fragen, die Glimmer- und Schiefergesteine geblieben,
die doch bei der Bildung des Lötz durch Windwirkung auf die ehemals
vorhanden gewesenen Gesteine während eines Steppen- und Wüsten-
klimas sich doch nicht hätten verflüchtigen können?
Es ist ferner unbestreitbar, datz im Sinne v. Richthofens in der
Zeit unmittelbar vor der Bildung des Löh die entsprechenden Gebiete
durch die Witterungseinflüsse oberflächlich arm an dem leicht löslichen
Ralk werden mußten.
Diese kalklosen Gesteine hätten also metertief erst weggeführt
werden müssen, ehe es zur eigentlichen Löß-Bildung kommen konnte.
Wo aber findet sich in dieser Richtung eine Beobachtungstatsache?
Nirgends.
Rätsel über Rätsel! ver Löß ist unirdischer Herkunft: Rein
einziges irdisches Gestein zeigt im Naturzustände jene Zusammen­
setzung, die zur Löß-Bildung hätte führen können.
vie Deutung der Welteislehre scheint in der Tat einen mächtigen
Schritt vorwärts zu bedeuten. Jedenfalls überragt sie an Erklärungs-
krast alle bisherigen Theorien.
86 Vie Sprache der Erde.

Käst noch augenfälliger in ihrem Werte sind die Hinweise der Glas­
meteoriten und Metallberge, vie ersten, früher nur aus Böhmen be­
kannten und daher als Moldavite bezeichneten Gesteine fanden sich
später noch an vielen anderen Stellen und sind auch unter dem Namen
Australite und Gbsidian bekannt. Sie zeigen keinen Zusammenhang
mit dem benachbarten Gestein und sind auf ihrer Außenhaut an­
geschmolzen, so daß man annehmen mußte, sie hätten einst den weg
durch die irdische Lufthülle genommen, in der sie sich durch Reibungs­
wärme sehr hoch erhitzten. Darum schloß man zuerst auf Bomben
aus Mondvulkanen, kam aber von dieser Ansicht natürlich bald wieder
ab. Indessen machten diese Blöcke und besonders die Lage ihrer
Fundstätten zueinander doch den Eindruck, als verdankten sie ihre
Herkunft einer von außen erfolgten Bestreuung. Sehr anschaulich
sagt Bölsche, daß diese Mundstücke vom Weltall den weg zu uns ge­
nommen haben „als ein Hagel von glühenden Glastropfen, der sich
eines Tages zur Viluvialzeit über den ganzen Süden des australischen
Kontinents ergossen hat".
Man darf nach diesem nur auf die Australite bezüglichen Aus­
spruch nun nicht etwa denken, daß nur dort und in Böhmen diese von
den Erd- und Himmelsforschern bisher nicht deutbaren Gesteine gefunden
werden, verfolgt man nämlich die Fundorte, so ergeben diese einen
geschlossenen, rund um die Erde laufenden Kranz, der den Eindruck der
Bestreuung nur noch verstärkt. Und so glauben wir in der Tat, daß diese
Gesteine nichts anderes sind als Trümmerstücke des Mondkernes.
Vabei ist es sehr bezeichnend und unsere Meinung nur ver­
stärkend, daß Lagerstätten von Gold-, Zinn- und anderen Erzen der
Spur jener Glasmeteoriten folgen. Nach der üblichen Anschauung
bergen doch gerade die Sternkerne die Hauptmassen der schweren
Metalle. So muh es auch beim Monde gewesen sein, und notwendiger­
weise werden dann auf der Spur der Gesteinstrümmer auch die Erze
zu finden sein, vas ist also tatsächlich der Fall, während wir also
diese rätselhafte Erscheinung erstmalig zu deuten vermögen, wird sie
uns gleichzeitig zur Festigung unserer Ansicht, haben wir es also hier
mit kleinen Splittern des innersten Mondes zu tun, so wird der letzte
Rest des Mondkernes in Form von gediegenen Eisenmassen und ganz
gewaltigen Trümmerstücken von Eisenerzbergen zu erwarten sein.
Derartige mit ihrer Umgebung ohne jeden Zusammenhang daliegende
riesige Erz- und Metallmassen finden sich über die ganze Erde ver­
Elba und dar Eisenerz von Steiermark. 87

streut. In (vstindien habe ich nicht nur am Tage liegende Eisenerzlager


von besonderer Hochwertigkeit gesehen, sondern kenne dort völlige
Metallberge, die ohne geologische Verwandtschaft mit der Umgebung
wie Riesensplitter in der Gberhaut der Erde stecken. Es scheint mir
auch, als ob der Lateritboden der Tropen, jene rote Erde, nach welcher
das eingangs erwähnte Grtchen kalimati seinen Namen trägt, nichts
anderes wäre als obere Mondkernmasse.
Wir brauchen aber weder bei den indischen noch bei den tropischen
Vorkommen dieser Art stehen zu bleiben, sondern können, um nur
einige naheliegende Beispiele zu erwähnen, an die Insel Elba oder
das Eisenerz in Steiermark erinnern. Alle diese Brocken sprechen
wir als Trümmerblöcke an, welche in der Erdkruste stecken blieben,
da sie diese feste Schicht nicht durchschlagen konnten. Nein Lrdforscher
wird annehmen, es handele sich bei diesen artfremden Metallmassen
um Stücke, welche aus dem Innern der Erde an die Dberfläche cmpor-
getrieben seien, viel einleuchtender ist dagegen die Ansicht der Welt­
eislehre, datz es sich hier um von außen gekommene Teiltrümmer des
fraglichen Mondkernes handele.
Als notwendige Zolge hätte es eine Zeit geben müssen, die ohne
Mond war. von dieser haben wir in der Tat bereits gehört und
wissen, datz hiervon in den Sagen der verschiedensten Völker die Rede
ist. Überhaupt war die Ansicht, der Mond habe nicht von jeher am
Himmel gestanden, im gesamten Altertum allgemein verbreitet, wir
hörten schon von den Proselenen, den vormondmenschen, welche sich
rühmten, Arkadien eher bewohnt zu haben, als sich der Mond am
Himmel zeigte. In einem der nächsten Kapitel werden wir dann
weitere Beweise finden, wenn wir uns mit der Anwendung der
aus den Klutsagen gewonnenen Überzeugungen beschäftigen.
hat es also tatsächlich eine mondlose Zeit gegeben, so mützten
die Meere teilweise von den Lrdgürtelgebieten nach den Polen ge­
strömt sein,- denn nur der Zwingherr Mond saugte sie zu einem
Wulstwall dort zusammen. Dabei hätten in den tropischen
Gegenden jene Länder aus den Dzeanen emportauchen
müssen, die in verhältnismäßig geringer Tiefe unter dem
Wasserspiegel lagen.
Gerade das Gegenteil hätte sich dann in den hohen
Breiten ereignen müssen, hier versanken die Land­
massen; denn die Meere stiegen.
88 vie Sprache der Erde

wäre das alles der Fall gewesen, so dürfte ;u erwarten sein,


datz das geologische kleingeschehen seine Runen während der mond­
losen Spanne in die zu neuem Festland gewordenen ehemaligen
tropischen Meeresgründe gegraben, oder, datz während dieser eine
Reihe von Jahrzehntausenden umfassenden Zeit die unaufhörlich
nagende Brandung im hohen Norden und Süden Strandlinien, also
natürliche Wassermarken hinterlassen hätte, die gegenwärtig in neuer
Mondzeit hoch über dem jetzigen Meeresspiegel sich zeigen mützten.
vas wären wahre steinerne Kronzeugen unserer Ansicht. Und
in der Tat finden sich, je weiter wir z. B. nach Norden vordringen,
immer höhere Strandlinien. Sn seinem grotzen Werke „vas Antlitz
der Erde" schreibt darüber Suetz, der berühmte Altmeister der neu­
zeitlichen Lrdforschung: „vie arktischen Küsten zeigen hochliegende,
negative Spuren (d. h. der Gzean ist dort eingesunken), vie Höhe
derselben nimmt gegen Süden zu ab".
viese älteren Ansichten sind bisher in jedem Falle bestätigt
worden. So berichten auch die im Jahre 1921 zurückgekehrten Teil­
nehmer einer Forscherfahrt nach Nowaja Semlja von Strandlinien,
die höher als tausend Meter über dem gegenwärtigen Meeresgestade
liegen. So hoch müssen also einst die wogen an den Küsten gestanden
haben. Gehen wir nun südlich, so bewahrheiten sich die Aussagen von
Suetz durchaus und bekräftigen die Ansicht der Welteislehre auch
weiterhin; denn in je tiefere Breiten wir kommen, desto geringer
wird der Unterschied zwischen ehemaligen und heutigen Strandlinien,-
eine Erscheinung, die etwa in der Höhe von Gibraltar gleich Null
ist, um dann, ganz wie es die Berechnungen der Welteislehre fordern,
von dort ab umgekehrt zu verlausen, so datz die ehemaligen Strand­
linien unter der heutigen Meeresfläche liegen.
wäre unser gegenwärtiger Mond nicht vorhanden, so würden die
Gzeane im Norden und Süden mehr als tausend Meter höher stehen, und
viele jetzt unter Wasser stehende Länder wären begrünt und bewohnt,
vas alles war auch sicherlich während der mondlosen Zeit der Fall.
Wir haben aber schon gehört, datz beim Einfang der Luna ein
Zusammensaugen der Wogen nach den tropischen Gebieten stattfand,
welches gerade jene Länder mittlerer Meereshöhe wieder überflutete,
vie Erdforschung besitzt da völlig untrügliche Beweise, die sicherlich
nicht stichhaltig für die neuerdings so viel behandelte Schollensenkung
und Hebung ganzer Festländer sind. Schon Suetz kannte sehr genau
Tafel 5

vie beiden oorschleichenden Zlutberge auf Erden.


Der Zustand des eintägigen Monats ist überwunden. Oer auch
hier perspektivisch zu klein gehaltene Mond hat sich im verlaufe von
Iahrhunderttausenden aus bekannten Gründen von 7 Radien Mittel­
abstand allmählich auf 6.0 Radien herangeschraubt und mit seiner Um­
laufsgeschwindigkeit die etwas verlangsamt gewesene Lrddrehung erst
langsam, dann immer mehr und mehr zu überbieten begonnen. Dem­
zufolge verließen die beiden Flutberge langsam den Rfrikahorst bzw.
die Stille-Vzean-lvanne, jetzt den Tropengürtel erst langsam, dann
immer rascher von lvest nach Dsten umschleichend und dabei nach wie
vor, aber innerhalb allmählich enger werdenden Grenzen nach Norden
und Süden aurschwingend. — Hatte die Flutreibungsarbeit zwischen
Tafelbild Z und 4 die Trddrehung etwas verlangsamt, so wurde jetzt
zwischen vild 4 und 5 dar an Drchgeschwindigkeit verlorene wieder
reichlich ersetzt. Zwischen Z und 6 hat sowohl die Erde hinsichtlich
Eiszeit sowie Schichten- und Gebirgsbildung (Faltung, Uippung,
Überschiebung frischer Schichtgebilde und Verwerfungen in der alten
Rruste) als auch die im „Großen Sterben" leidende höhere Lebewelt
ihre schwerste Zeit des ganzen Uataklysmus zu bestehen.
Tafel 6

Die erst an der Eiskruste beginnende Mondauflösung.

Der Mond hat sich nun so weit an die Erde herangeschraubt, daß
er sie bei rund 2.5 Lrdballmesser Abstand täglich etwa viermal um-
läuft. Dieser Schnelligkeit konnten die früheren beiden Hlutberge in­
folge Massenträgheit des Wassers längst nicht mehr folgen und sind
daher auch längst schon zu einer tropischen Gürtel-Hochflut auseinander­
geflossen, aus der nur mehr die höchsten tropischen Bergzüge als
Lebensinseln hervorragen, vie restliche Lufthülle hat sich ähnlich ver­
lagert. Der Widerstreit der irdischen Schwerkräfte mit den Fliehkräften
der Mondeiskruste beginnt diese bereits zu zerbröckeln. Die Erde um­
lagert sich in der Mondbahnebene mit zwei Eistrümmer-Ringen, deren
Teile rasch weiter hcranschrumpfen, flach in die Lufthülle einschießen
und so den zweimaligen „Großen Hagel" erzeugen, von dem Johannes
in der Apokalypse berichtet. Schon hier beginnt die Gürtel-Hochflut der
Erde sich langsam zu verflachen bzw. aus den Ufern zu treten. Die
Erdkruste ächzt neuerdings, und ein großer Lrdbebenschwarm beginnt
einzusetzen. — (Gürtel-Hochflut ist überhöht gezeichnet!) vgl. Text
Tafel 7 und l2.
Tafel 7

Mondauflösung und Sintflut in voller Entwicklung.


Infolge doppelseitiger klbbröckclung des Mondes läßt sowohl seine
eigene Bberflächenschwere als auch seine zusammenhaltendc Schwere­
wirkung auf die irdische Tropengürtel-tfochflut im steil zunehmenden
Maße nach. Schon beginnt sich auch der gefrorene Schlammkern des
Mondes aufzulösen, und ein in verschiedenen naturvölkerlichen Über­
lieferungen berichteter Schlamm-lvolkenbruch setzt auf Erden ein. Die
Zlutmassen des Tropengürtels färben sich durch solche Schlamm­
schwängerung rostgelb und braun. Die Ingangsetzung zweier Ring­
flutwellen von den niedrigen nach den höheren Breiten setzt sich fort,
wegen der argen verlinsung der Erdkruste aus den letzten Iahrzehn-
tauscnden empfinden die Gzeanwassermassen bei abnehmender Mond­
masse die höheren Erdbreiten als tiefe Rugelschalen, nach welchen sie
immer schneller abfließen, ohne daß der Schlamm Zeit hätte, sich
vorher vollends abzusetzen. Die gleiche Verlagerung tritt auch bei den
Luftmassen ein; das Abflauen der Eiszeit in den höheren Breiten hat
begonnen, vgl. Text Tafel 6 und 12. (Gürtel-kfochflut ist überhöht
gezeichnet.)
Tafel 8

vie Vollendung der Mondauflösung und Sintflut.


Bis auf die im Wasser unlöslichen innersten Lchlackenmassen des
Mondkernes hat sich das Mondmaterial bereits der Erde angeschlossen.
Es folgen nun die größeren Trümmer des eisenhaltigeren Inneren des
Mondkernes, von denen man heute verschiedentlich« zutage liegende
Trzmassen besonders in Afrika finden kann. — Johannes berichtet
hierüber von großen Sternen und feurigen Bergen, die vom kfimmel
fallen, vas sind die festeren Bestandteile des Mondinnersten, die beim
Durcheilen der Lust glühend werden, vas kleinere im Wasser unlösliche
Schlackenzeug erreicht den Erdboden bzw. die Gürtelflut als sich in
Ueibungsgluten teilweise auflösende Meteormassen, die bei Johannes
das „verbrennen von Bäumen und Gras" verursachen konnten, ver­
schiedene Alkalisalze machen restliches Lüßwasser für die sich retten-
und lebenwollende Tierwelt ungenießbar, wovon Johannes ebenfalls
berichtet, vie beiden Wngflutwellen stauen sich in den Polargegenden
auf und cbbcn wieder zurück, bis nach mehreren in ihrer Kraftwirkung
abnehmenden Schwankungen Uuhe eintritt. Dies sind die geheimnis­
vollen Ursachen der „Sintflut" und „Großen Flut" der naturvölker-
lichen Überlieferungen.
Ver Kongo mit seinem unterseeischen Fjord. 89

die unterseeischen Schluchten und Flußbetten, welche kanonartig in


den Meeresgrund in zuweilen außerordentlicher Ausprägung ein­
geschnitten sind. Derartige Erscheinungen werden aber ausschließlich
in der Gürtelzone der Erde gefunden, also in den Gebieten, die nach
Ansicht der welteislehre heute unter Wasser stehen müssen als ehe­
malige bewohnbare Gebiete.
Man mache sich nur klar, was es heißt, statt der veltaablagerungen,
wie sie in besonders glänzender Form der Nil zeigt, nun plötzlich bei
bedeutenden Flüssen, und zwar in Gebieten, in denen erfahrungs­
gemäß die Ströme große Schlamm- und Sinkstoffmassen führen; man
mache sich also klar, was es bedeutet, wenn;. L. der Kongo einen
weit ins Meer hinausreichenden unterseeischen Fjord statt eines
Deltas aufweist. Sueß schreibt darüber: „vas größte Beispiel dieser
Art hat jedoch Buchanan an der Mündung des Kongo getroffen. Dort
ist ein tiefer unterseeischer Kanon vorhanden mit steilen wänden von
Schlamm. Schon 20 Seemeilen innerhalb der (heutigen) Mündung
zeigt der Kongofluß die außerordentliche Tiefe von 274 Meter, und
bis nahe 100 Seemeilen außerhalb der Mündung in 1830 Meter Tiefe
wurde die unterseeische Furche verfolgt; 35 Seemeilen von der Küste
ist der Kanon 912 Meter tief in die unterseeische Fläche eingesentt."
Ist schon dieser gleichernahe Üesund an sich von außerordentlichen!
Werte und schlagender Beweiskraft für die welteislehre, so wird seine
Bedeutung noch dadurch erhöht, daß es sich hier um den größten
unterseeischen Einschnitt handelt, während die vom Gleicher nördlicher
oder südlicher gelegenen heute überfluteten Kanons auch relativ
geringwertiger sind, also ganz und gar den Anforderungen ent­
sprechen, welche die neue Anschauung an sie stellt.
was bezeugen also diese Beobachtungen? Mährend wir an
Rhein, Indus, vonau und ähnlich gelegenen Strömen veltabildung
beobachten, wird uns an den unterseeischen Gerinnen klar, daß diese
gleichernahe mündenden Gewässer ehedem Schluchten ausgewaschen
haben, wie sie noch heute jeder Gebirgsbach deutlich zeigt, und das
zu einer Zeit, während der heute unter dem Meere gelegene Teil
sich noch über Wasser befand; denn unter der Oberfläche des Gzeans
kann kein Fluß der Erde sich ein derartiges Gerinne graben.
Dieser wichtige Punkt fordert, daß ich mich wiederhole.
vie heute mehr denn 1000 Meter über dem Meeresspiegel liegenden
Wassermarken im hohen Norden und die entsprechend stark liegenden
so vie Sprache der Erde.

ehemaligen tropischen Wohngebiete des heute unter Wasser befluteten


Rongofjords beweisen einerseits, daß einst das Meer im Norden
viel höher und in den Gürtelgebieten viel seichter gewesen ist, anderer­
seits deuten diese nicht bestreitbaren Tatsachen in Verbindung mit
Wassermarken auf eine abwechselnde Verlagerung des Gzeans.
Gerade Suetz war es, der diese Vinge mit dem ihm eigenen
scharfen Blick durchschaute, ohne aber eine zureichende Erklärung zu
geben.
Wie sie nicht ergründet werden können, das sagt er deutlich:
„Es ist ganz unmöglich, diese Bewegungen, welche sich unter
Dszillationen rings um alle Rüsten und durch alle Breiten unab­
hängig von dem Baue der Festländer ausdehnen, durch He­
bungen und Senkungen der Festländer zu erklären. Sowie die Trans-
gressionen der Vorzeit viel zu ausgedehnt und gleichförmig
sind, als datz sie durch Bewegung der Lithosphäre hervorgebracht sein
könnten, sind es auch die Strandlinien der jüngsten Vergangenheit."
vas ist durchaus unsere Ansicht, nur, datz wir in der Lage sind,
die Ursachen in dem Verhältnisse der Monde zur Erde auszudecken.
Ausdrücklich verlangt Suetz also, datz der Gzean abwechselnd
einmal an den Polen und dann wieder am Äquator höher steht.
Sein Blick aber dringt noch viel tiefer, wie verschiedene andere
Stellen seines Hauptwerkes zeigen. Er sieht nämlich sogar, datz die
Anhäufung der Wassermassen am Gleicher viel langsamer vor sich
gehen muh, als der Rückzug gegen die Pole.
Vas ist doch geradezu seherhaft! Denn erst die Welteislehre
klärt diese vinge. Vas Zusammensaugen im Tropengürtel braucht
Zahrhunderttausende, vielleicht Zahrmillionen, während das Ab­
strömen nach den Polen und das Auffüllen der dortigen Meeres­
wannen infolge der Sintflut nur Wochen oder Tage benötigt!
Ja, noch mehr! Suetz erblickt sogar, datz die jüngste Gzeanver-
lagerung eine solche von den Polen zum Erdgürtel hin war.
va ist der Mondeinfang mit seiner Flut, da ist die heutige,
langsam ansteigende Gürtelflut unserer eigenen Mondeszeit aus
dem steinernen Luche der Erdgeschichte herausgelesen.
Das alles muhte also schon Suetz. Aber er konnte es ebensowenig
befriedigend deuten, wie einer seiner Nachfolger.
Und nun, da die Welteislehre eine zwingende Erklärung gibt,
da sollte man meinen, datz es gerade Wien, die Heimat des Altmeisters
Unterseeische Fjorde als Beweise. 91

wäre, deren geologische Fachwelt mit beiden Händen nach den neuen
Gedanken griffe. Weit gefehlt!
venn hanns hörbiger wohnt nahe bei Wien. Und die alte
Wahrheit vom Propheten im Vaterlands ist um ein Beispiel reicher.
Ganz unberechtigt scheint diese Zurücksetzung indessen nicht zu
sein; denn der Nichtfachmann aus dem Gebiete der Welteislehre glaubt
doch leicht zeigen zu können, wie wenig hörbiger mit den geologischen
Tatsachen rechnet. Sagten wir nicht, der Kongo sei ein Beweis für
die Richtigkeit unserer Ansichten, das Meer habe einst während der
mondlosen Zeit in den Gürtelgebieten der Erde lange nicht so hoch
gestanden als gegenwärtig? Ver Kongo konnte seinen Fjord unter dem
Meere doch nur eingraben, wenn das heute überflutete Gebiet einst
Festland war.
vas klingt zwar verblüffend einfach; aber der Geologe könnte ein­
werfen, unsere Ableitung besage gar nichts, weil andere in den Tropen
gelegene Flüsse, bei denen auf Grund unserer Aussagen ebenfalls eine
überflutete Rinne zu erwarten sein müßte, das Gegenteil, nämlich
ein hervorragend ausgebildetes Delta zeigten. Unser schöner „Beweis"
stürze also wie ein Kartenhaus zusammen.
Gemach! Wir stehen hier vor einer jener zahlreichen Fragen,
welche deutlich erkennen lassen, daß eine Beobachtungstatsache, nicht
wie bisher angenommen wurde, sich von einem einzigen der von Men­
schen künstlich geschaffenen Wissenschaftsgebiete allein erklären läßt.
Es genügt keineswegs, etwa den Geologen hier allein zu hören. Er
findet, wie sich zeigte^), keine Lösung der Tatsache, daß der Kongo
einen Fjord besitzt, während etwa Niger und Grinoko, bei denen man
gleiche Verhältnisse erwarten sollte, je ein Velta aufweisen.
Denken wir ein wenig nach. Wir haben dargetan, daß einmal das
Geschehen der Lrdumwälzungen durch die Monde der Erde, also kos­
misch bedingt ist. wir wissen weiter, daß diese kosmische Einwirkung
sich jeweils nach der Beschaffenheit des betreffenden Erdgebietes unter­
schiedlich äußert, mit anderen Worten, daß sie zu scheinbar verschiedenen
und scheinbar ursächlich unzusammenhängenden Leobachtungstat-
sachen führt. Man denke nur an die mit dem Fortschritt jeder Mondzeit
immer weiter nach den Tropen wandernde Vereisung und das von der
gleichen Ursache veranlaßte Ansteigen der Tropenmeere. Gleiche Ur­
sachen also mit ungemein verschiedenen Wirkungen. Um das wesentliche
aus diesen Tatsachen herauszunehmen: wir benötigen zur Aufhellung
92 Die Sprache der Erde.

derartiger Befunde den Astronomen ebensowohl wie den Geophysiker


und den Geologen. Reiner von ihnen allein, nicht einmal diese zu­
sammen genommen, würden in ihren Sondergebieten eine Erklärung
für die aufgeworfene Frage zu geben vermögen, wir bedürfen noch
des Renners der Wetterkunde, insbesondere der Welteis-Wetterkunde.
Dann aber zeigt sich folgendes: Sehr wohl erwarten auch wir
genau wie beim Rongo, so auch beim Niger und Orinoko auf Grund
rein gedanklicher Ableitungen Untermeeresfjorde. wir sehen aber
sofort tiefer und sind in der Lage, die andern kosmischen und Umwelt­
einwirkungen in die Rechnung einzubeziehen. Dann aber — nun
wir werden sehen!
Kragen wir uns zunächst einmal, wann und wo wir ein Delta
erwarten dürfen. Es ist kein Zweifel: vorwiegend dort, wo ein im
Meer mündender Klutz durch rhythmisch sich wiederholendes Hoch­
wasser grohe Mengen Deltabaustoffe anzuschwemmen vermag, vas
velta selbst wieder wird um so mächtiger sein, eine je stärkere und
längere Regenzeit das Klubgebiet zeigt, vas klassische Beispiel ist hier
der Nil mit seinen jährlichen, die Gesamtkultur seiner Gebiete be­
dingenden Überschwemmungen. Einwandfrei hat nun hannshör-
biger gezeigt"), daß die Nilhochfluten unmittelbar dem Takt des
kosmisch -»fließenden Grob- und Keineises folgen; und er bewies
weiter, datz sich dieser Takt je nach der geologischen Art der entsprechen­
den Gebiete unterschiedlich auswirken mutz. Seine Ableitungen stimmen
mit den Beobachtungstatsachen erstaunlich überein.
wir hätten uns also zunächst zu fragen, ob etwa Rongo, Niger
und Orinoko durch annähernd geologisch gleichzusetzende Landschaften
fließen; und weiter, ob infolge des kosmisch bedingten Wetterablaufes
ebenfalls bei allen dreien Übereinstimmung herrsche. Auch ohne die
näheren Verhältnisse wirklich zu kennen, dürfte man mit großer Wahr­
scheinlichkeit beide Kragen verneinen. Und mit Recht; denn eine nähere
Prüfung zeigt, daß der Rongo auf seinem wesentlichen Teile durch
hartes Gestein fließt, vas Gegenteil ist im wesentlichen bei den
anderen beiden Strömen, beim Niger und beim Orinoko der Kall. Sie
werden also ganz im Gegensatz zum Rongo ungleich gewaltigere Delta­
massen zum Meere schwemmen. Doch damit ist die rein geologische
Betrachtung keineswegs erschöpft.
Nicht ohne Absicht sprach ich oben vom wesentlichsten Teile
des Rongo.
Absatzbecken. 93

wir haben bisher einen sehr wichtigen Umstand übersehen, auf


den gerade hörbiger mit allem Nachdruck hinweist. Er zeigt nämlich,
datz Flüsse, in deren Unterlauf sich Seen befinden, eben diese Seen als
Absatzbecken benützen. Ehe nun ein solches Absatzbecken nicht aus­
gefüllt ist, können auch die Hochwässer nicht viel veltabaustoffe ins
Mündungsgebiet liefern.
verfolgen wir nun den Kongo und den Niger, so nehmen wir auf
seinem und dem ebenfalls mächtigen Nebenflutz Venus keinen Ab-
sahsee wahr; dagegen finden wir sofort beim Nongo in seinem Unter­
lauf kurz vor Durchbrechung des küstengebirges einen Absatzsee, den
Stanleg-Pool, dessen Vorhandensein in der Gegenwart allein schon Stoff
zu einem fesselnden Buche geben würde; denn er erzählt uns die Ge­
schichte einer Reihe von Jahrhunderttausenden. Bereits die einfache
Tatsache, datz er vorhanden und nicht ausgefüllt ist, sagt uns, datz der
Kongo sein Bett durch sehr hartes Gestein graben muhte und in der
bisherigen Mondzeit überhaupt keine größeren veltabaumassen geführt
hat. Ferner sehen wir, datz der heute überflutete Fjord vor Einfang
unseres heutigen Mondes, also während der mondlosen Zeit, nieder­
gefeilt wurde. Sehr lehrreich ist es deswegen in Balbis Erdbeschreibung
zu lesen: „hier in dem zwölf Euadratkilometer großen seeartigen
Becken, Stanley-Pool genannt, sammelt der Strom seine Wassermassen,
welche in einem 24—50 ro tiefen Bette strömen, zu der seit
Jahrtausenden währenden Erosionsarbeit an seinem Tal­
wege durch den Hochlandsrand. Es ist eine gigantische Leistung,
die der Strom seither auf der 345 irrn langen Strecke bis Loma voll­
bracht hat. — In zahlreichen Windungen hat sich der Strom bemüht,
das harte Urgestein des westlichen Hochlandrandes auszunagen, um
das 3l4 na tiefer liegende Niveau seines Mündungsgebietes zu errei­
chen. Weder in der Alten noch Neuen Welt läßt sich für diese Erosions-
leistung eines Stromes ein Analoga« finden. — Vie Szenerie dieser
gigantischen Talschlucht des Kongo wird noch dadurch großartiger, datz
von Strecke zu Strecke, bald am rechten, bald am linken Ufer 20—50 m
breite Flüsse in herrlichen Kaskaden 60—SO m tief zum Strome her­
niederstürzen."
Ist in dieser herrlichen Schilderung nicht ein gewaltiges Kapitel
Welteislehre geschildert? Blatt um Blatt ist deutlich lesbar. Oa taucht
vor uns die gewaltige, ohne Gegenstück bleibende Schlucht des Kongo
auf. Es ist kein Zweifel: Seit dem Tertiär kann der Strom jene Rinne
94 vie 5prache der Erde.

nicht ausgefeilt haben; denn dann müßte der Mündungsfjord doch


ausgefüllt sein. Ja selbst die tieferen Letten des übrigen kongogebie-
tes muß sich der Strom schon vor Beginn des Tertiärs gegraben haben,
da ansonsten der Stanleg-Pool nicht hätte unausgefüllt bleiben können,
wir sehen also, in welche Urvergangenheit die nähere Betrachtung
hineinleuchtet. Schon aus diesen Gründen kann der Kongo also kein
Delta haben und muß uns jene Zustände zeigen, welche — heute aller­
dings in notwendig verlagerter Meeres-Leflutung — einst zur mond­
losen Zeit geherrscht haben.
Niger und Grinoko aber zeigen uns, ganz wie der Kenner der
Welteislehre erwarten sollte, je ein sehr wohl ausgebildetes Delta.
Nkit diesem Hinweise könnten wir unsereLetrachtung abbrechen. Daß
wir es nicht tun, liegt an einer vorher schon angedeuteten Tatsache. Es
wurde erwähnt, daß ein Fluß mit längerer und stärkerer Regenzeit mehr
veltabaustoff ins Meer schaffen müßte als ein durch geologisch gleich­
wertiges Gebiet fließender Strom mit kürzerer und geringerer nasser Zeit.
Sehen wir uns also das Kongogebiet einmal mit den Rügen des
Wetterkundigen an. Zwar zeigt die betreffende Gegend zwei jähr­
liche Regenzeiten an, die aber, selbst zusammengenommen, ihrer erst
durch hörbiger ursächlich aufgedeckten Geringfügigkeit wegen als hoch-
wasser-veranlasser gar nicht in Frage kommen^). Ganz anders aber
beim Niger. Mit seinem nördlichen Logen greift er schon in jenes Ge­
biet hinein, das eine starke und lange Regenzeit als verursache: be­
deutender Pegelschwellungen im vergleich zum Kongo besitzt.
Jetzt erst können wir den Dingen auf den Grund schauen: Infolge
der wirkungsschwachen, sehr kurzen Regenzeiten, infolge ferner des
sehr harten Gesteins und des zudem noch vorhandenen Rbsahbeckens
kann der Kongo kein Delta bauen, sondern muß uns den Urzustand
zeigen, vie aber geradezu gegenteiligen Verhältnisse beim Niger und
Grinoko bedingen, wie zu erwarten, ausgedehnten Veltaaufbau.
Es liegen also hier keineswegs Widersprüche vor. Vie tatsächlichen
Verhältnisse zeigen nur, daß der Kongo als Sonderfall ein Beweis
allgemeinster Wertung für die unabstreitbare Richtigkeit der Welt­
eislehre ist.
Der ganze hier vorgeführte Gedankengang sagt uns aber, daß
von überschauender warte, nicht aber von einem der künstlich geschaffe­
nen Forschungsgebiete allein aus die Welteislehre als Ganzes gewertet
werden muß.
Wohngebiete vor Sintflutbeginn. 95

was also die welteislehre in ihren Berechnungen fordert, das be­


stätigen die entsprechenden Forschungsbefunde, die wir später hinsichtlich
der vermeintlichen Schollensenkung Dstamerikas auf Grund unserer hier
gewonnenen Überzeugungen auch für die Gegenwart nachprüfen werden.
Schon bisher ist die Ausbeute unserer Überlegungen außerordent­
lich. Statt einer sagenhaften Sintflut haben wir drei solcher Fluten
kennen gelernt und waren dadurch in der Lage, aus dem Sagenschatz
der Völker aller Ecken und Enden der Erde Anhaltspunkte zu ge­
winnen und so in den Überlieferungen tatsächliche, uralte Berichte
zu erkennen, die allerdings mit ausschmückenden Beigaben deswegen
und nur dort versehen wurden, wo der vormensch nicht die Ursache
jener überraschenden und ganz aus dem Erfahrungsschatz des Volkes
fallenden Ereignisse zu erkennen vermochte.
Diese Dreiteilung ermöglichte es uns, die für jede der Fluten
kennzeichnenden Sonderumstände, die hanns hörbiger rechnerisch
gefunden hatte, aufs klarste in den Überlieferungen wiederzufinden;
sei es das Große Wasser, bei dem die Inkas auf die höchsten Berg­
rücken gedrängt, dort eine Siedlung gründeten, die noch heute als
die Vereinigung der Völker benannt wird; sei es, daß zu eben dieser
Zeit die Urväter hoch oben zwischen den Felseninseln der heute trocken
liegenden Gebirge im Ranoe fuhren und an den Steilwänden, an
denen die nagenden wogen sich Wassermarken schufen, ihre heiligen
Zeichen malten oder einmeihelten; sei es, dah die Sintflutberichte
übereinstimmend von dem verhältnismäßig allmählichen Steigen der
Überschwemmung vermelden, die dennoch schneller vor sich ging, als
dah sich mehr denn ganz wenige Menschen und Tiere auf die Berges­
gipfel zu retten vermochten, von denen sie nach Ablauf der Wasser
wieder in die oft naturnotwendig und je nach der Gegend von der
welteislehre voraussagbar veränderten Niederungen Herabstiegen;
oder sei es endlich, daß bei der Mondeinfangflut plötzlich ein neues
bedeutendes Gestirn am Himmel erschien und mit rasender und ver­
heerender Gewalt in den Gürtelgebieten der Erde und ausschließlich
dort aus diesem Grunde die Meere innerhalb weniger Stunden berge­
hohe Wogen über ganze Länder drängten, um sie mit allem Leben
und allen Errungenschaften für eine ganze geologische Zeitspanne zu
verschlingen. Nein einziger der hierher gehörenden Berichte erzählt
etwas von dem Ablauf der Flut und kennzeichnet sie so als Linfangflut,
die gegenwärtig anhält und unmerklich steigt.
96 vie Sprache der Erde.

vas alles findet sich in den Sagen und ist nichts anderes, als was
sich uns ergibt, wenn wir mit dem Rechenstift in der Hand das Näher­
kommen des Mondes an die Erde herauszudioidieren suchen. Mit
sehr großer Wahrscheinlichkeit dürfen wir also diese Einzelheiten der
Sagen als Berichte tatsächlicher Geschehnisse ansprechen. Trauen wir
ihnen noch nicht, so belehrt uns die Erdkruste mit ihren Mondkern-

Nbb. 21.
vie Wohngebiete der Erde zur Zelt der Großen Wassers der Indianer-Vor­
väter (zweite, sintflutnahe Gürtelhochflut der Tertiärzeit), vie schwarz
gehaltenen Gebiete — man beachte die schmalen afrikanischen und die kleinen
tropischen Sundainseln — sind für Menschen bewohnbar, vie beschrafften
Gebiete sind wahrscheinlich bewohnbar. Tasmanien hängt mit Australien
zusammen (in der narte durch die Leschraffuna undeutlich!», vie weiß ge­
haltenen Gebiete sind vereist, wahrscheinlich steht auch die Panamaenge unter
Wasser (nach Zischer).

resten oder den in die Zelsen gebrandeten Wassermarken und den


unter dem gegenwärtigen Meere befindlichen tropischen Zlußgerinnen
eines Besseren, ganz abgesehen davon, daß, worauf hier nicht näher
eingegangen werden kann, erstmalig durch die Welteislehre und ihre
Vertiefung des Weltbildes. 97

Ansicht über das Näherkommen der Monde die Entstehung der kohle-,
Erdöl- und Salzlager und auch alle übrigen Kernfragen der Lrd-
forschung sich zwanglos erklären lassen, und zwar in geschlossenem
Gedankengange, der bisher durchaus fehlte.
Als wichtige Nebenergebnisse erhielten wir noch Aufschluß über
die Eiszeiten und erfuhren, daß bei Sintflutbeginn etwa vom 40. Grade
nördlicher und südlicher Breite alles vereist war derart, daß nur die
Randgebiete bewohnbar blieben. Eine kleine Überlegung sagt uns
weiter, datz auch jene heute mit Eis und Schnee bedeckten tropischen
Hochgebirge damals begrünt und damit bewohnbar gewesen sein
müssen,- denn ebenso, wie sich ein Wasserring um die Gürtelgebiete
der Erde legte, ganz ebenso wie die ganze Erde grob genommen zur
Linsenform verzerrt war, genau so mußte der Luftmantel in den
Tropen gegen heute wesentlich höher und damit wärmender sein,
vie beigegebene und einen ersten, nur tastenden versuch darstellende
Karte (Abb. 2l) zeigt alle diese bewohnbaren Länder der Erde zur
Zeit des Großen Wassers der Inkas, also kurz vor Sintflutbeginn.
Mit den so gewonnenen Ergebnissen wollen wir nun versuchen,
tiefer nicht nur in die Geschehnisse selbst, sondern auch in ihre Folgen
einzudringen. wieder werden wir sehen, daß uralte, bisher noch
nicht erwähnte Überlieferungen mit den rechnerischen Ergebnissen
geradezu erstaunlich übereinstimmen. Jetzt sind wir auch befähigt,
dem Atlantis-Rätsel und den Geheimnissen der Gsterinsel zu Leibe
zu gehen. Jetzt auch wird Licht auf die bisher dunklen Geschicke des
von G. Häuser, Berlin, ergrabenen Urmenschen fallen, vann werden
die in den natürlichen Eiskellern Nordsibiriens bis auf unsere Tage
in frischem Fleisch und unverdorbenem Mageninhalt gekommenen
Mammute erzählen, daß sie niemals Bewohner vereister nördlicher
Gegenden gewesen, sondern daß mörderische Kräfte sie in ihre Lis-
schlammgrüfte schleppten, wo sie sanft verendeten ...
wer hätte einst geglaubt, daß die Flutsagen Schätze in sich bergen
könnten, reich genug, um ein ganzes Weltbild zu verändern! Ge­
wannen wir in ihnen Bedeutsames — es wartet unser noch reichere
Ernte! Mögen die folgenden Blätter entscheiden!

Silcher, Sintflut 7
Urberichte der Nenschheii.
(I^ie Lisnatur der Mondoberfläche verbunden mit dem eigen­
thümlichen Gewichte^) unsres Begleiters schließen bereits den in­
neren Aufbau dieses Gestirns in sich. Ganz selbstverständlich sind wir nicht
in der Lage, unter den uferlosen Eisozean zu blicken. Dennoch aber
können wir mit völliger Sicherheit auf einen erdig metallischen Rern
schließen, der in seiner Zusammensetzung kaum von der unserer Erde
verschieden sein kann.
Auf Grund dieser Überlegungenkonnten wir bei flüchtigem
Überdenken die Art der auf die Erde gelangenden Bruchstücke des sich
auflösenden Mondes voraussagen. Allerdings zeigt nun die nähere
Berechnung, daß die Trümmer des Eisozeans nicht nur einen an­
fänglichen Eishagel veranlassen, sondern — und diese Feststellung
wird zunächst überraschen — daß nach dem Niedergang der Nern-
brocken ein den anfänglichen noch an Furchtbarkeit weit übertreffender
zweiter das ganze erschütternde und doch erhabene Schauspiel zum
Abschluß brächte.
Sollte es also eine Überlieferung geben, welche diesen zwei­
maligen Hagel ausdrücklich erwähnt, so werden wir nicht umhin
können, sie in die Gattung der ernst zu nehmenden Berichte einzu-
reihen.
ver Gedankengang der welteislehre gestattet aber noch weitere
Feststellungen, wenn der eisenhaltige Nern eisenhaltige Schlamm-
massen und Löß aufweist, dann mußte nicht nur das Meer braun
gefärbt sein, sondern es wäre, wie wir bereits beim Löß gesehen
haben, nach Ablauf der Sintflut eine mehr oder weniger merkbare
Bedeckung der Erdoberfläche mit Lehm zu erwarten.
Sehen wir uns daraufhin einmal die Flutsagen näher an. Nach
Georg Gerland heißt es auf der vorletzten Tafel XI der Assur-
banipal-Libliothek, daß dem assyrischen Noah Utnapischtin durch
La, den Gott der Wassertiefe, hinter dem Rücken des gestrengen
Himmelsvaters Anu die heimliche Weisung wurde, ein schwimmendes
Haus zu zimmern, um mit den Seinen und etlichem Getier des Feldes
der durch Anu über die sündige Menschheit verhängten vernichtungs-
flut zu entgehen, vas Zeichen zum Besteigen des Schiff­
hauses werde im Schmuh-(?)Regen zu erblicken seii^
der als das verheißene Vorzeichen der kommenden Zlut eintritt.
Dom Schlamm- und Lehmregen. 99

Es ist hierbei zu beobachten, daß das eingeschaltete Fragezeichen


vom Übersetzer stammt, ver Wortlaut wurde noch von dem berühmten
Sprachforscher Schröder nachgeprüft.
Nach Einbruch der Sturmflut, bei der alle Menschen zugrunde
gehen, geraten selbst die Götter in Angst, vie Stelle lautet: „vie
Götter fürchteten die Sturmflut und wichen zurück, stiegen empor zum
Himmel des Anu. Vie Götter sind niedergeduät wie ein Hund,
Hocken in Erstarrung, die Göttinnen schreien und klagen über die Ver­
nichtung der Menschen. Am siebenten Tage hört der Grkan plötzlich
auf, aber die ganze Menschheit war, soweit Utnapischtin sah,
zu Lehmerde geworden, war vernichtet, vas Schiff war am
Berge Nisir gelandet und blieb dort fest liegen."
vas also, was Gerland, wie er es nennt, als einen bloßen
Mgthos bringt, darf uns als eine im Laufe der inzwischen verflossenen
Jahrzehntausende allerdings arg verstümmelte und verschwommene
Überlieferung eines tatsächlichen Geschehens aus der Zeit der letzten
(TertiSr--)Mondauflösung gelten.
Wie wir aus dem Fragezeichen gesehen haben, fühlt sich der
Übersetzer des Schmutz-Regens nicht einmal sicher. Also soll es
wahrscheinlich Schlamm- oder Lehmregen heißen. Sehr wichtig ist
auch die Bemerkung, daß nach dem Sturm, der ausdrücklich als Grkan
übersetzt wird, und nach dem Schlammwolkenbruch die ganze Mensch­
heit wieder zu Lehmerde geworden war. Es bestand ja die Lehr-
meinung, daß die Urmenschen aus Lehm geformt waren, und da
Utnapischtin die ganze Erde, soweit er sah, mit Lehm bedeckt fand, so
war ihm dies einfach Stoff der Menschheits-Rückformung.
Zusammenfassend äußert sich dann Gerland später: „Sicher ist
nur, daß die Flut nach einer Reihe anderer Plagen angeführt wird,
die alle dazu da sind, die Menschheit für ihre Sünden zu strafen, in
die sie jedesmal wieder verfallen."
wer bis hierher aufmerksam gefolgt ist, dem machen diese vinge
keine Schwierigkeiten. Alle Einzelheiten, die bisher auch dem emsigsten
Forscher dunkel bleiben mußten, stehen klar und leicht erkennbar
allein als Begleitumstände der Mondauflösung vor dem geistigen kluge.
Eine andere, bisher als Schöpfungsmgthe angesprochene Über­
lieferung der Lebedtartaren lautet: „Alles war kalt und unbelebt.
Vie Bachstelze vermochte es nun durch Flattern über das Wasser und
Aufspringen auf den Schlamm beides voneinander zu trennen, den
100 Urberichte der Menschhen.

Schlamm und das Erdreich, so erhob sich der Schlamm allmählich aus
dem Wasser und wurde zur festen Erde."
Dieser Schöpfungsbericht beginnt also auch mit den ersten Tagen
der (Tertiär-) Mondauflösung. Auch hier ist wieder alles mit Schlamm
bedeckt.
während wir oben die Übersetzung der assyrischen Sage von
Ger land kennengelernt haben, bei welcher der Schmutz-Regen noch
mit einem Fragezeichen versehen war, verdeutscht Hermann

Abb. 22.
Ägyptisches aus Theben stammendes Bild der Herrichtung des vieres zum
Mahle durch Mfer mit Lederschürzen.

Schneider bereits die fragliche Stelle der Keilschrift ohne jede


Einschränkung mit Schlammregen.
Dieser Schlammregen kommt also zuerst als Vorzeichen und dann
erst die Zlut. Nach unseren Ableitungen ist das auch ganz natürlich
für assyrische Breiten,- denn wenn sich einmal das Eis vom Monde
loslöst und den ersten großen Hagel mit großem wolkenbruch erzeugt,
dann haben sich doch auch zugleich gefrorene und gelöste eisenhaltige
Schlammassen dem wolkenbruch beigemischt und alles irdische offene
Wasser in eine braunrote, bierfarbige Schlammflut verwandelt, vie
eigentliche Zlut aber kommt, wie doch ganz selbstverständlich, für
Mesopotamien erst nach diesen Geschehnissen vom Meere her.
Denn die Überschwemmung wird nicht vornehmlich von dem Wolken-
Ältestes beschriftetes Kulturdenkmal. 101

bruchwasser veranlaßt, sondern von den bräunlich-rötlich gefärbten


Tropengürtelwogen.
Es wäre gewiß eigenartig, wenn diese notwendige Verfärbung
der Wasser sich nicht auch in den Sagen erhalten hätte, va ist es gerade
eine der bekanntesten, die uns als Beleg gelten kann und zugleich
zeigt, wie die bisherige Forschung sich derartigen Angaben gegenüber
verhielt, ja verhalten mußte. Es handelt sich um den ägyptischen

Abb. 23.
ältestes beschriftetes Kulturdenkmal der Menschheit aus dem 7. vorchristlichen
Jahrtausend, enthält Tier- und Bier-Dpfer für die Göttin Nin-Harra und
zeigt das Enthülsen des Lmnas zur Bierbereitung. (Monument bleu im
Louvre).

Bericht, den Schneider folgendermaßen wiedergibt: „Re, der König


der Götter, hält einen Rat, was zu tun sei mit der bösen Menschheit.
Es wird beschlossen, Res ,Auge', die Göttin hathor auszusenden,
um die Aufrührer zu vernichten. Re befolgt den Rat; hathor fliegt
aus und schlägt die Menschen, die angstvoll in die wüste geflohen
sind. Sie wird an einem Tag mit ihrem vertilgungswerk nicht fertig
und kehrt abends heim, va läßt Re, von Mitleid mit dem überlebenden
Rest der Menschheitergriffen, während der Nacht 7000 krüge
102 Urberichte der Menschheit.

Bier mit einer Zrucht, vedi, mischen und dies Gebräu


über das ganze Land ausgietzen, so datz es vier Spannen
hoch überall steht. Als hathor am Morgen ausfliegt, sieht sie die
rote Zlut, sie spiegelt sich darin und trinkt, wohl in der Meinung,
es sei Menschenblut, so viel davon, datz sie die Menschen nicht mehr
erkennt und ohne sie vollends zu schlagen Heimkehrt."
Deutlicher kann uns wohl nicht beschrieben werden, datz die
Angaben auf tatsächlichen Beobachtungen beruhen. Ganz augenschein­
lich sehen wir, datz dieser „Mythe" die gewitz vielfach umgearbeiteten
Überlieferungen von einem tatsächlichen Naturereignis zugrunde
liegen. Wir wissen aber auch, datz Bier, ein aus Gerste gebrautes
Getränk, schon in den allerältesten Nulturzeiten bekannt war.
Datz aber die Nunst des Bier-
brauens in Zeiten zurückgeht, die
jenseits der bisher als solcher aner­
kannten geschichtlichen Zeit liegt,
hat kürzlich Dr. L. hu der um­
fassend nachgewiesen. Er ver­
mochte zu zeigen, datz bei den alten
Assyrern, von denen,wie E. huber
Abb. 24. meint, die Ägypter die Braukunst
Babylonische Biertrinker, vas Bier übernommen haben, bereits im
wird aus Röhren getrunken. Ziegel- Jahre 4000 vor Christi grundsätz­
zylinder aus der hamurabizeit. lich ein Bier gebraut wurde, wie
wir heute es noch Hersteller?
*).
viele Jahrtausende müssen vorangegangen sein, bis diese Üunst
jene Höhe erreicht hatte, die auch wir nicht zu überbieten vermochten,
vas Brauer-Gewerbe bestand also zweifellos bereits in Zeiten,
die jenseits der heute als geschichtlich bezeichneten Spannen liegen.
Dieses Lierbrauen braucht aber deshalb durchaus nicht so alt zu sein
wie die Sintflut des letzten untergeaangenen Mondes. Es genügt, wenn
es nur etwas älter ist als jene ägyptischen priesterschasten, welche diese
Überlieferungen von der roten Zlut bei ihren Naturvölkern gesammelt
und niedergeschrieben haben.
Es ist nach alledem kein Wunder, datz Schneider sich über diese
Sage, besonders über diese Lierflut, lustig macht:
„Und so muß die ganze Geschichte von der Sintflut eine Parodie
werden — die Zlut rettet den Menschen, sie ist segensreich, wie die
Achneiders Folgerungen. 103

Nilflut, flach, eben und spiegelnd hingebreitet, und sie besteht aus
Bier, das eine kindliche List Res blutig färbt, damit sich eine kindliche
Göttin bis zum Rausch betrinkt. In Rggpten kann der ernste Nein
dieser 5ündflutsage nicht entstanden sein; alle Voraussetzungen dazu
fehlen im ägyptischen venken: es ist zu kindlich für eine derartige
Erfindung."
Es ist uns natürlich ganz unmöglich, heute noch diese Anschauung
Schneiders als zutreffend anzuerkennen. Zutreffend war sie nur
so lange, als die Wissenschaft hinsichtlich der geologischen Bautätigkeit
des voppelgestirns Lrde-Mond im unklaren war und keine Möglichkeit
besaß, die eigentlichen Rerne der Flutsagen überhaupt herauszu-
schälen. Mehr hat die Forschung auf naturwissenschaftlichem Gebiete
auch nie versucht. Ls ist darum eine Umkehrung der Tatsachen, wenn
Schneider schreibt:
„So wird aus Sündflutsagen, die ohne Zweifel vorklassisch vor­
handen waren, eine Reihe von Fluttheorien. — Naturwissenschaftliche
Hypothesen von einer Flut, die über alle Berge ging und dort Muscheln
ließ, stützen sich auch auf die Sündflutsagen der verschiedenen Heilig­
tümer."
Niemand wird auch aus den hier niedergelegten Ansichten schließen,
es käme uns darauf an, die Welteislehre mit Hilfe der Flutüberliefe­
rungen zu stützen. Sehr richtig sagt hanns hörbiger in dieser Hin­
sicht einmal: „Solche hgpothesenschmiede sind wir nicht,
die bei den Sintflutsagen ihre Beweise suchen, sondern
wir haben die Welteislehre in den Hieroglyphen des
heutigen Mondes auf gut deutsch herausgelesen und
können nun jene in tiefer Vergangenheit erfolgten Be­
gebenheiten aufzeigen, welche allen diesen Flutsagen
zugrunde liegen müssen!"
vas ist ein Standpunkt, der festgehalten werden sollte, um so
mehr, als sich alle in Frage kommenden Forscher darüber einig sind,
daß auf dem Monde das Schlachtfeld zu suchen ist, wo die Rümpfe
um den Wert eines Weltbildes zum Austrag und zur Entscheidung
kommen werden.
Doch wir wollen uns nicht in Nebengassen verlaufen, sondern
der Vollständigkeit halber auch noch die Edda heranziehen, über die es
bei Schneider heißt:
„Ein neu aufsteigendes Göttergeschlecht tötet den Riesen IMir,
104 Urbeiichte der Menschheit.

zerstückt ihn und baut aus seinen Teilen die Welt auf,- dabei ergießt
sich eine ungeheuere Zlut von Blut aus dem toten Riesen, in der alle
Keifriesen ertrinken; nur der Riese Bergelmir und die Seinen entgehen
dem Tod in einem Schiff."
Ruch hier sehen wir die blutrote Zlut in der Erinnerung der
Naturmenschheit weiterleben, als deutlich wahrnehmbare Erscheinung,
die, wie die welteislehre zeigt, eine notwendige Zolge der Mond-
auflösung überhaupt war.
wenn wir nochmals hier zurückblicken und uns erinnern, dah
während der Sintflut nicht nur die Wassermassen vom Tropengürtel
nach Norden und Süden strömten, sondern dah sich auch die Erde
nach verschwinden des Mondes von der Linsenform unter gewaltigen
Lebenerscheinungen zur Kugel zurücksetzen muhte, so bleibt auch dem
um den Erdgürtel gelegten Luftmantel nichts anderes übrig, als
die Luftminderungen im Norden und Süden, welche die Ursachen der
Eiszeit waren, nun wieder zu bedecken, um so auch diese Gebiete
wieder in teilweise bewohnbare Gefilde zu verwandeln. Im Laufe
der auf die Sintflut folgenden Zeiten schmolzen also die Gletscher hinweg.
Ruch diese Tatsache wird berichtet. So lauten die Bruchstücke
einer persischen Sintflutsage: „Rhuramazda kündet bjima böse Winter
an, Zrost, Schneemassen und eine Schneeschmelze, bei der
Wasser in Massen fliehen und die Erde unbetretbar für die böse
stoffliche Menschheit werden soll."
In diesen Worten erkennen wir den Bericht, dah die große Zlut
den Abschluß einer Eiszeit bildete, wir werden später sehen, daß die
an Klarheit kaum zu übertreffenden jüdischen Sagen hier noch wesent­
lich erweiterte Einsichten vermitteln.
Trotz aller dieser deutlich sprechenden Einzelheiten, die nur die
Richtigkeit der eingangs aufgestellten Behauptung erweisen, die
Sage als solche sei nicht eine bloße Dichtung oder Erfindung, sondern
sie enthalte als ihre Grundursache wirkliche Geschehnisse, deren Ein­
treten jedoch den Beobachtern in ihren Ursachen verschleiert war und
so die Einbildungskraft reizte, je nach dem Stande der entsprechenden
Kultur, Zusammenhänge zu ersinnen, sei es, dah man in Urzeiten
zu überirdischen Mächten griff, während man im Weltkriege an tech­
nische Wunder glaubte — das bleibt ohne sonderlichen Einfluß auf
die Tatsache, daß also trotz dieser deutlich sprechenden Einzelheiten
ein so bedeutender Erdforscher wie Sueh die schon früher erwähnten
Aufwieglungsschriften. 105

Worte schreiben konnte: „vie Traditionen anderer Völker berechtigen


in keiner Weise zu der Behauptung, das; die Zlut über den Unterlauf
des Euphrat und Tigris hinaus oder gar über die ganze Erde gereicht
habe."
Ist dies die kühle und vornehm geäußerte wissenschaftliche Über­
zeugung eines weit über seine Lerufsgenossen hinausragenden Mannes,
so konnte es doch nicht ausbleiben, daß die Aufwieglungsschriften der
Gasse hier das Gift fanden, mit dem sie ihren Stachel tränkten. So
läßt sich Brunnecker vernehmen: „Und nun kommen die einzelnen
Phasen der Sintflut, die den Widerspruch jedes denkenden Menschen
herausfordern müssen. Nach der Bibel begann es nun zu regnen, und
zwar ununterbrochen 40 Tage lang, vas Wasser bedeckte die ganze
Erde und stieg 15 Ellen über die höchsten Berge, vas ist Unsinn!
Wo kommt das Wasser her? Es ist eine bestimmte Menge Wasser
auf der Erde, die weder größer noch kleiner wird, sondern sich im
steten Kreislauf befindet, wenn an einer Stelle viel Regen (Wasser)
niederfällt, so ist es an einer anderen Stelle entnommen worden.
Wie könnte nun das Wasser 15 Ellen über die höchsten Berge steigen?
Nur Idioten können so etwas annehmen. Und dies wird heute von
Akademikern (Theologen), also von Hochschülern, gelehrt und geglaubt!
Man ersieht daraus, daß die Geistlichen, ob kardinal, Papst oder
Katechet, noch nicht die geringsten Vorgänge in der Natur erfaßt
haben, und diese Leute, die noch auf der tiefsten Stufe der geistigen
Entwicklung stehen, wollen dem Volke weismachen, sie seien zum
Lehramt« berufen"^).
viese Stelle wurde nur hierher gesetzt, um zu zeigen, daß nicht
nur die gesamte Wissenschaft sich heute noch auf Sueß stützt, sondern
daß auch die Bildner des Volkes gar nicht an die Möglichkeit noch
anderer Lösungen der Sintflutfrage deuten.
Trotzdem sind die Stimmen nie verstummt, welche die Ansicht
von Sueß für nicht befriedigend erklärten, hier sei nur Johannes
Kiem erwähnt, dessen eigene Zluterklärung wir allerdings als physi­
kalisch ganz unmöglich entschieden ablehnen müssen. In einem kleinen
heftchen „vie Sintflut" schreibt er:
„vas Problem der Sintflut ist nach beiden Seiten hin, der
ethnographischen und naturwissenschaftlichen, noch heute als un­
gelöst zu betrachten, wenigstens muß zugegeben werden, daß
die Mittel, welche die heutige Wissenschaft zur Lösung dieses doppel­
106 Urberichte der Menschheit.

seitigen Problems anwendet, nicht ausreichend sind, um der gewaltigen


Großartigkeit jenes Naturvorganges und dem tiefeinschneidenden
Wechsel der Vinge gerechtzu werden, welcher der Überlieferung zu­
folge sich von jenem Ereignis herleitet. Es hat dies hauptsächlich,
vielleicht sogar allein seinen Grund darin, daß die Erklärer von der
Voraussetzung ausgingen, die uns heute bekannten geologischen und
klimatologischen Verhältnisse auf der Oberfläche unseres Planeten
seien von jeher die gleichen gewesen oder wenigstens seit
den Zeiten, in denen Menschen darauf leben. Was also uns heute
als unmöglich und undenkbar erscheint, würde es auch von jeher
gewesen sein. Es heißt das aber nichts anderes, als die
Berichte vergewaltigen und sich die Möglichkeit einer aus­
reichenden und allseitig befriedigenden Lösung von vorn­
herein abschneiden, vielmehr ist es bei solchen Vorgängen durch­
aus notwendig, einen umgekehrten weg zu gehen und zu versuchen,
ob sich nicht ein anderer Zustand als physikalisch möglich oder vielleicht
als physikalisch bekannt nach anderweitigen Analogien darstellen läßt,
von dem aus die fraglichen Vorgänge als rein natürlich und selbst­
verständlich erscheinen. Gelingt dies, so ist die größte Schwierigkeit
gehoben und das Problem lösbar geworden."
vie hier geforderte allseitig befriedigende Lösung scheint in der
Welteislehre gefunden zu sein, venn wenn sich der Wert eines neuen
Gedankens in seiner Fruchtbarkeit zeigen soll, so darf ohne jede Ein­
schränkung gesagt werden, daß die Ansichten hörbigers hinsichtlich
des gesamten Weltbildes an Fruchtbarkeit von keiner bisher über­
haupt bestehenden Anschauung übertroffen werden. Denn es gibt
bisher sonst keine Lehre, welche die Welt mit einem einzigen Gedanken
bildet und dabei die Fragen des Himmels und der Erde in einer auch
nur annähernd so tiefen und klärenden Art beantwortet, wie dies
die Welteislehre vermag.
viese lösende Kraft wird auch sichtbar, wenn wir uns einer
der dunkelsten Überlieferungen zuwenden, welche wir besitzen, der
Offenbarung Johannis.
Es könnte für ein Wagnis, bei flüchtiger Beurteilung sogar als
eine Minderung des Ernstes dieser Arbeit angesehen werden, datz
hier vinge zur Sprache kommen, die infolge ihrer teilweise urteils-
losen, teilweise Wortgläubigen Behandlung für den Naturwissen-
schafller eine Art Rührmichnichtan bilden, viese Bedenken treffen
Eigenart der Welteislehre. 107

für unsere Darlegungen nicht zu. Es handelt sich hier durchaus nicht
um Glaubenssachen, sondern einfach um die Frage, ob in der Offen­
barung Dinge enthalten sind, die bisher unerklärlich, nun begreifbar
werden als bearbeitete und ausgeschmückte Berichte uralter Über­
lieferungen. Damit ist unsere Aufgabe keineswegs eine Frage der
Glaubenslehre, sondern eine naturwissenschaftlich-religionswissen-
schaftliche Angelegenheit. Wie wir die Sagen bisher unvoreingenom­
men aus allen nur zugänglichen Ouellen herangezogen haben, so ist
uns auch die Bibel allein Quellenschrift und wird von uns als solche
geweitet.
vielleicht wird der Fachmann einwenden können, datz der heutige
Wortlaut der Bibel deswegen nicht matzgeblich sei und als Quelle
darum nicht in Frage käme, weil die uns vertraute Offenbarung nicht
der einzige bestehende Urwortlaut sei, den es gibt.
Aber dieser Ginwurs hat nur eine sehr bedingte Berechtigung.
Wir suchen doch in der Offenbarung gar keine Stütze unserer An­
schauungen, sondern beabsichtigen einfach, die natürlichen Grundlagen
der dort niedergelegten Berichte zu ergründen. Es kann uns also
gleichgültig sein, ob noch weitere ähnliche Fassungen bestehen oder nicht.
Nur dann, wenn wir die Offenbarung zu einer gesonderten Unter­
suchung machen wollten — eine gewitz dankenswerte Aufgabe für
einen naturwissenschaftlich gerichteten Theologen! —, wäre es nötig,
auch alle sonst noch bestehenden Fassungen zu berücksichtigen, hier
genügt es, wie gesagt, vollkommen, das zu benutzen, was die
Bibel bringt.
Wir werden sehen, welch auherordentlich feine und sonst nicht
aufzufindende Einzelheiten Johannes berichtet, die in geradezu
erstaunlicher Weise den Berechnungen entsprechen.
Sehr lehrreich ist nun die Tatsache bereits, die erkennen läßt, datz
der ehemalige Beobachter, auf den Johannes sich stützt, weder nur
in biblischen noch mesopotamischen Breiten gelebt haben kann, sondern
seine Erfahrungen auch in tropischen Hochländern gesammelt oder
doch von dort seine Kenntnisse herbezogen haben mutz. Daneben
sind aber auch Zustände geschildert, wie sie etwa Nordafrika erlebt
hat. So kommt man bei genauer Überprüfung zu der Ansicht, Johannes
habe bereits vorhandene Zusammenstellungen von Überlieferungs-
resten verwendet, wie er sie wohl in den ihm zugänglichen heidnischen
Priesterbüchereien kennen lernte.
108 Urberichte der Menschheit.

Entkleiden wir also die entsprechenden Teile der Gffenbarung


des strafgerichtlichen Leiwerkes und versuchen wir, sie rein natur­
wissenschaftlich zu prüfen, so erhalten wir eine treffliche Übersicht
von der vorsintflutlichen Zeit bis hinaus über den Untergang der
Atlantis als einer Zeitspanne, die vielleicht hunderttausend, vielleicht
weniger, vielleicht aber auch wesentlich mehr Jahre gewährt hat.
von der unmittelbar vorsintflutlichen Zeit sagt Johannes:
„Und es ward geschlagen das dritte Teil der Sonne und das dritte
Teil des Mondes und das dritte Teil der Sterne, daß ihr drittes Teil
verfinstert war, und der Tag das dritte Teil nicht schien, und die
Nacht desselbigen Gleichen."
hier erinnerte sich die Natur Menschheit der meist täglichen
drei Sonnen- und der meist allnächtlichen drei Mondfinsternisse, die
schon in einem früheren Abschnitte abgeleitet wurden (vgl. Abb. 64
zwischen VIII und IX). Lei seinem Rasen um die Erde mußte der
Mond beim Durcheilen des Erdschattens ein Drittel der Sterne be­
decken, falls die Sterne für den tropischen höhenbewohner durch
etwaige lvolkenlücken sichtbar waren.
wenn wir jene Zeit nehmen, die zwischen VIII und IX der oben
erwähnten Abbildung liegt, dann dauerte der Mondumlauf etwa
vier Stunden, vie Nacht wurde also in drei Teile geteilt, von denen
jeder rund zwei mondhelle und ein finsteres Drittel hatte; so also ward
das dritte Teil des Mondes geschlagen, da ja der Mond während
seines Durchganges durch den Erdschatten unsichtbar sein muhte und
nicht scheinen konnte. Ziel die Verfinsterung für einen Tropenmenschen
zwischen 11 und 1 Uhr nachts, so blieb der von Westen nach Gsten
den Himmel innerhalb zweier Stunden (V, der Umlaufszeit) über­
huschende Mond als erstes und letztes viertel je '/, Stunden sichtbar.
Es stimmt also geradezu buchstäblich, daß ein Drittel! der Sterne und
des Mondes geschlagen wurden.
Die gleichen Folgen sind bei der Sonne zu beobachten, auch dann,
wenn das Taggestirn am meist trüben Himmel selbst nicht sichtbar
war. Traf es sich also, daß die mittlere der drei Sonnenfinsternisse
auf Mittag fiel, so wurde es für die Tropen um etwa V»5 Uhr früh
langsam Tag und um V,8 Uhr abends langsam Nacht. Aber der um
diese Zeit riesengroße Mond (unser heutiger Mond besitzt einen Durch­
messer von V, Grad; der damalige mußte etwa 12 Grad messen; vgl.
Abb. 25) schob sich im Mittel um 6 Uhr früh, um 12 Uhr mittags
Naturwissenschaftliche Prüfung der Offenbarung. 109

und um 6 Uhr abends vor die nur V2 Grad messende Sonne und
machte den Tag durch etwa y Minuten dreimal stockfinster. War die
Sonne durch den trüben Himmel matt sichtbar, so wurde sie dreimal
am Tage geschlagen. Meist fielen aber nur zwei Sonnenfinsternisse
auf die Tageszeit eines bestimmten Breitengrades, so dah auch da­
durch der Tag in drei Teile geteilt wurde.
Man muß doch zugeben, datz alle diese Ungaben eine mit den
Ergebnissen der Welteislehre überraschende Gleichheit aufweisen, die

Mb. 25.
von den Mähen unseres heutigen Mondes (links) ausgehend, die wir für
diese Betrachtung unbedenklich auf den Vorgänger (Tertiär-Mond) an­
wenden können, würde dervon Johannes geschilderte ein vrittel der Sterne
deckende unmittelbar vorsintflutliche Mond der Größe des rechten Bildes
entsprechen, ver gewaltige Unterschied der beiden maßstäblich richtigen
Bilder ist eindeutig. Johanne; hat also geradezu wörtlich richtig berichtet,
wir können also sagen: links unser heutiger Mond; recht; der Tertiär-Mond
kurz vor Sintflutbeginn. Zeichnung des Verfassers.

keinesfalls als bloßer Zufall gedeutet werden können, sondern die


Erinnerungen widerspiegeln an Eindrücke, die während vieler Jahr­
hunderte auf die damalige Menschheit gewirkt haben.
prüfen wir indessen weiter!
Wir hätten nun eine Schilderung des Beginnes der Mondeis­
auflösung zu erwarten. Da steht bei Johannes:
„Und es ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz
wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut; und die Sterne
des Himmels fielen auf die Erde, gleich wie ein Zeigenbaum seine
IIO Urberichte der Menschheit.

Zeigen abwirft, wenn er von großem wind bewegt wird; und der
Himmel entwich wie ein zusammengerollt Buch; und alle Berge und
Inseln wurden bewegt aus ihren Grtern; und die Gewaltigen und
alle knechte und Dreien verbargen sich und sprachen zu den Bergen
und Zelsen: Zallet über uns, verberget uns ..
wir wissen, daß bei Beginn der Mondeisauflösung die ersten
Eistrümmer sich bald der Erde nähern mußten. Sie schössen in die
oberen Teile der irdischen Lufthülle ein, nicht senkrecht, sondern in
mit der Erddrehung gleichgerichteter sanft sich nähernder Schußbahn.
va es sich zunächst um die allerkleinsten Eisbrocken handelt^), die
Tropenluftschichten auch noch zu trocken sind, um den entstehenden
Hagel bis zum Erdboden herabgelangen zu lassen, so bewirken die
Brocken infolge ihres verdunstetwerdens nur Bewölkung und ferner,
weil sie ja immer in der gleichen, die Luftmassen vor sich herstoßenden,
der West-Dst-Bahn des Mondes entsprechenden Richtung einschießen,
einen ständig anwachsenden weststurm. Somit entsteht in den Gürtel-
gebieten ein allgemeiner Grkan von solcher Heftigkeit, daß der Himmel
(von Westen nach Gsten) zu entweichen scheint wie eine geöffnete
Papgrusrolle, die man auf einer Seite losläßt. Die beginnende Lnt-
eisung des Mondes bringt es mit sich, daß der Tropenbewohner, viel­
leicht noch vor dem Eintritt des umfassenden Sturmes, die desNachts
von der Sonne beleuchteten, noch weit außerhalb der
irdischen Lufthülle schwebenden Lisstücke als einen end­
losen Sternschnuppenschwarm von Westen nach Gsten
strömen sah, als vom Himmel fallende Sterne. Bei Tage
aber verdunkelte ihm dieser Mondeisschwarm, der aus später noch
zu erörternden Gründen wesentlich dichter sein mußte, als hier vor­
erst angenommen werden kann, so stark die Sonne, daß sie schwarz
war wie ein härener Sack.
Ruch die Zarbe des Mondes verändert sich. Soweit er sichtbar
bleibt, leuchtet er jetzt nicht mehr im hellweißen (Eis-) Lichte, sondern
im roströtlichen Scheine des gelösten und festgefrorenen Eisenschlacken-
schlammes, also wie Blut.
Mit beginnender Mondeisauflösung verminderte sich die Gesamt­
masse des Mondes fortgesetzt, va nun aber die Erde im Laufe der
Jahrhunderttausende, vielleicht Jahrmillionen währenden Annäherung
genügend Zeit gehabt hatte, um sich genau in ihrer Zorm der Mond­
kraft anzupassen, da nun eben diese Mondkraft infolge der Eis­
Erdbeben und deren Ursachen. IN

loslösung plötzlich dauernd abnahrn, so traten auf der Erde ausgiebige


vruckentlastungen ein.
Diese Vorgänge, die eine Zurückbildung der Erdlinse zur immer
weniger abgeplatteten Kugel im Gefolge hatten, riefen an Heftigkeit
immer mehr und mehr zunehmende Erdbeben beroor. Um die Größe
und Gewalt dieser Stöße beurteilen zu können, wollen wir kurz auf
die beiden wesentlichen Arten der Erdbeben eingehen.
wir wissen, daß die Wärme zunimmt, je tiefer wir in das Erd­
innere eindringen. In einer zum Erddurchmesser geringen Anzahl von
Kilometern werden wir bereits auf Wärmegrade stoßen, bei denen
das Wasser auch bei dem dort herrschenden hohen Druck schon beinahe
siedet. Nun versickert aber dauernd Wasser, das in jenen unter­
irdischen Gebieten unfaßbar hohen Druckes zwar nicht sofort ver­
dampft, sondern in den Zustand des biedeverzuges gerät, also bei
entsprechender Ruhe, dort in mehr oder minder großen Klüften sich
wesentlich höher als WO Grad erhitzt, ohne zu verdampfen.
Es ist dies genau derselbe Vorgang, der zum Beispiel Kessel­
explosionen hervorruft. wenn der Heizer am Montag früh von
neuem den Kessel feuert, so wird das Wasser in Ruhe heißer, als dem
ansteigenden Dampfdruck entspricht. Öffnet der Maschinenführer
dann plötzlich das große Ventil, ohne vorher das kleinere geöffnet zu
haben, so fliegt infolge der plötzlichen Vruckentlastung der Kessel in
die Luft. Denn infolge der plötzlichen geringen Vruckentlastung wird
das überhitzte Wasser im Augenblick zu höchst gespanntem Dampf, und
die Kesselexplosion erfolgt in verheerender Weise.
Etwas Ähnliches spielt sich nun im Lrdinnern dort ab, wo größere
Mengen eingedrungenen Sickerwassers sich im hochdruckigen Siede-
verzug befinden. Ls bedarf eines verhältnismäßig nur geringen
Druckes auf den Auslösungstaster, und eine riesenhafte Explosion ist
auch schon erfolgt.
Dieser Tasterdruck wird hier durch die abnehmenden Mondkräfte
und die dadurch eintretende irdische vruckentlastung ausgeübt. Überall
da, wo sich Wassermassen im hochdruckigen 5iedever;ug befinden,
wird es also zur plötzlichen Verdampfung und damit zu Vulkan­
ausbrüchen und Erd- oder Seebeben kommen. Dazu gesellen sich nun
die rein mechanischen Zurücksetzungsbewegungen der Schollen, die
auch als Beben wahrgenommen werden.
Es liegt nun ganz auf der Hand, daß diese Beunruhigung der Erd­
112 Urberichte der Menschheit.

kruste hier ein Dauerzustand sein wird, wir können also nicht schlechtweg
von Erdbeben, sondern müssen von Erdbebenschwärmen sprechen,
deren Heftigkeit überdies noch dauernd zunehmen wird, vie Größe dieser
Ereignisse wird sich also den auch sonst an Erdbeben gewöhnten Natur­
menschen dennoch sehr nachdrücklich in die Erinnerung gegraben haben.
Es ist darum verständlich, daß Johannes ausdrücklich von dem
vergeblichen Suchen nach Schutz berichtet und die Erdstöße immer
wieder hervorhebt. So sagt er weiter:
„Und zur selbigen Stunde ward ein großes Erdbeben. Und es
geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein
großer Hagel."
Also auch hier wieder das mehrfache Wiederholen der Unruhe
des Bodens. Dieses Stoßen der unterirdischen Explosionen und das
Zurückformen der Linse zur Kugel wird bis weit über die Sintflut
hinaus stattgefunden haben und kehrt darum in den einzelnen Versen
immer wieder. Diesem schon in Gang befindlichen Aufruhr der Erd­
kruste und dem unaufhörlichen Brausen des Sturmes gesellten sich
nun die immer merkbareren Zolgen des Eiseinschusses bei. Das
heulen der die Lüfte durchsausenden Eisbrocken wird als Stimmen
gekennzeichnet — eine sehr treffende Benennung, die jeder Zeldzugs-
teilnehmer bestätigen wird.
vas immer häufigere und dichtere Einschießen von immer
größeren Eiskörpern entwickelt ungeheuere Mengen von Gewitter­
elektrizität.
wir haben bereits früher gehört, daß jedes von außen die Gas­
hülle der Erde treffende Eisstück wie von einem Polster aufgefangen,
g«h«mmt und erwärmt werden mußte, derart, daß jene weltraum-
kalten, also etwa — 270 Grad aufweisenden Stücke in zahllose Einzel­
trümmer zersplittern und sich, wie es heute noch bei jedem Hagel
geschieht, zerkörnen muhten, viese Zerkleinerung brächte eine außer­
ordentliche Vergrößerung der Dberfläche mit sich ^).
ver so entstandene Eiskörnerschwarm stieß die Luftmassen vor sich
her und erzeugte die Stürme, wie sie jedermann als Vorläufer der
Hagelwetter kennt. Ein Teil des Eises schmolz und ging als wolken-
bruch nieder, wie auch in der Gegenwart die wolkenbrüche nichts
anderes sind als die Zolgen eines Eiseinschusses, allein mit dem
Unterschiede, daß uns heute keine Bruchstücke des Blondes, sondern
nach bestimmten, errechneten, mit der Wetterwirtlichkeit überein­
Beginn des grohen Hagels. 113

stimmenden Gesehen aus der inneren Milchstraße zurückbleibende


Brocken treffen, welche nachts, von der Sonne beleuchtet, als Stern­
schnuppen sichtbar, nicht aber mit den erdig-metallischen Meteoren
zu verwechseln sind, während des Eilens der Mondeistrümmer durch
die Luft ergeben sich außerordentliche Reibungen, es entsteht, wie
schon erwähnt, Gewitterelektrizität, die sich über den Naturmenschen
mit unaufhörlichem Donner und Blitz entlädt.
Alle diese Vorgänge zeigen uns, wie die Mondesflutkräfte nun
nachlassen müssen, so daß die Gürtelhochflut bereits beginnt, ganz
langsam und dem Naturmenschen kaum merkbar, aus ihren Ufern
zu treten, um nach Norden und Süden abzufließen. vas Steigen des
Wassers, wenn es im Schauer der Geschehnisse überhaupt Beachtung
fand, konnte doch zunächst allein als eine Folge der Woltenbrüche
aufgefaßt werden,- eine andere Möglichkeit gab es für die Beobachter
gar nicht.
Um diese Zeit werden sich den Eistrümmern schon die äußeren
gefrorenen Schlammassen, vielleicht auch bereits kleinere ungelöste
Schlackentrümmer beigesellt haben. Nun treffen aber schon so große
Eiskörper die oberen Luftschichten des Tropengürtels, daß der Große
Hagel beginnt. Nur die Klüfte und höhlen am Steilabhange der
Tropengebirge gewähren Schuh. Alles atmende Leben jedoch, das
in den Niederungen vom Großen Hagel betroffen wurde, wird wohl
größtenteils im Eise begraben und mußte später durch die (Sint-)Flut
auch mit Schlamm bedeckt werden. Denn schon schießen gleichzeitig
mit den größeren Eiskörpern auch die ersten gefrorenen rötlichen
Lehmbrocken auf flachem Lahnwege in die Gashülle ein und färben
die Wolkenbruchgewässer rötlichgelb und rostfarbig.
Diese Vorgänge und ihre Folgen finden sich auch in einem ent­
sprechenden Niederschlag bei Johannes:
„Und es ward ein Hagel und Feuer mit Blut gemenget,- und fiel
auf die Erde- und das dritte Teil der Bäume und alles grüne Gras
verbrannte."
Aus diesen Äußerungen wird uns augenfällig, daß die Berichte,
welche der Offenbarung zugrunde liegen, aus tropischen Gegenden
stammen müssen; denn nur dort konnten derartige Beobachtungen
gemacht werden, da nur dort der mit Feuer und Blut gemengte Hagel
zur besonderen Auswirkung kam, deckte sich doch der weg des Mondes
nahezu mit dem Gleicher, vas schließt aber nicht aus, datz versprengte
Sischer, Sintflut 8
114 Urberichte der Menschheit.

Stücke weit nach Norden und Süden gelangten, besonders dann,


wenn sie eine entsprechende Größe und damit verlängerte Umlaufs­
zeit besaßen.
Auf dem Monde sind mittlerweile die Dinge derart vorgeschritten,
daß auch der innerste Teil des Kernes schon zerrissen ist, zumal, da
die Mondeigenschwere sich bereits so arg verminderte, daß sie
nicht mehr ausgiebig genug am Zusammenhang mitwirken konnte,
vie aus dem Kern stammenden, an Größe wegen der herabgesetzten
zusammenhaltenden Kräfte immer größer werdenden Trümmer
haben eben wegen ihrer Größe und Dichte, trotzdem sie frei um die
Erde schweben, die Lufthülle noch nicht erreicht. Es wird jedem, sofern
er nur das geringste technische Gefühl besitzt, klar sein, warum die
größeren Brocken langsamer sich an die Erde heranschrauben als die
kleineren. Es ist dies nichts anderes als die jedem Kinde bekannte
Tatsache, daß die mit einer Handvoll Erde geworfenen Steinchen
und gröhern Stücke weiter fliegen als der Staub und die kleineren
Körnchen,- denn je kleiner die Teile, desto mehr verspüren sie den
Luftwiderstand und gelangen auf einem entsprechend kürzeren Lahn-
wege zur Erde. Genau der gleiche Vorgang spielt sich bei den Trümmern
des Mondes ab, nur daß hier nicht Lust, sondern gleich den höchsten Gas-
hüllenschichten der Erde nur wesentlich verdünnterer Weltraumwasser-
stofs es ist, welcher den widerstand und damit die Hemmung hervorruft.
Statt der großen Kerntrümmer beginnen aber nach den in der
irdischen Lufthülle bereits durch Reibungswärme auftauenden
Schlammassen auch die größeren, im Wasser noch nicht gelöst gewesenen
Schlackenbrocken einzuschießen und sich, meist schon glühend, mit dem
Schlammwolkenbruch zu mischen. Aus diesem Übergang entwickelt
sich allmählich ein Stein- und Eisenschlackenhagel, der in seiner Hitze
und Glut Baum und Strauch und Gras verdorrt und verbrennt.
Diese Erscheinungen spiegeln sich ganz deutlich in folgenden Worten:
„Und es fuhr wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer.
Und das Dritteil des Meeres ward Blut. Und das dritte Teil der
lebendigen Kreatur im Meere starken, und das dritte Teil der Schiffe
wurden verderbet."
Über die Blutfärbung des Wassers sind wir uns bereits klar ge­
worden. Es ist auch selbstverständlich, daß die Mondtrümmer ver­
schiedene Salze und Lasen enthielten, denen die Lebewesen der
Meere in seichteren Gebieten zum Gpfer fallen konnten.
ver brennende Stern. 115

vas immer wiederkehrende Drittel ist wohl nichts anderes als


ein schmückendes Beiwort. Ausdrücklich habe ich früher hervorgehoben,
datz sich die Naturmenschheit, nicht Johannes, an die tatsächlichen
Geschehnisse erinnert. Johannes benützt also hier ohne nähere Rennt-
nis der wahren Zusammenhänge den Hinweis auf das Drittel einfach
auf Grund der Überlieferungen, die ja zweifellos auch bereits vielerlei
Umgestaltung erfahren hatten.
viese Angaben können aber nicht für die ganze Erde gelten, am
wenigsten für die höheren vereisten Breiten, sondern nur für die
seichten Gebiete der Tropenmeere, soweit sie den dort betroffenen
Naturmenschen eben sichtbar waren. Schiffe, wie es sie zur Zeit des
Johannes bereits überall gab, dürfen unter seiner Angabe natürlich
nicht verstanden werden; es wird sich vielmehr nur um die Nanoes
der Tropenbewohner handeln.
va und dort sind während dieser Spanne gewitz schon ganz
erhebliche Brocken von Lisenschlackentrümmern niedergegangen,
immer noch in Gemeinschaft mit salzhaltigen Stoffen, die vielleicht
durch die Erwärmung in den Luftschichten gewissen chemischen Um­
setzungen unterworfen wurden. Die großen Stücke mußten aber ins
oberflächliche Glühen geraten. So sagt Johannes:
„Und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie
eine Fackel. Und der dritte Teil des Wassers ward Wermut. Und
viele Menschen starken von den Wassern, daß sie waren so bitter
worden."
Ebenso wie die flacheren Meere werden auch Flüsse, kleinere
Ströme, Seen und Brunnen ungenießbares Wasser erhalten haben,
vas alles wird immer ärger, ver Niederstur; der Nernbruchstücke
ist in vollem Gange, so datz wir nahe an dem Punkte sind, wo die
Mondauflösung beendet ist. Mit gesteigerter Gewalt mutz sich nun
die stark abgeplattete Erde zur weniger abgeplatteten immer mehr
zurücksehen. Das lesen wir auch völlig richtig in der Offenbarung.
Dort heiht es:
„Und es wurden Stimmen und vonner und Blitze; und ward
ein grotz Erdbeben, datz solches nicht gewesen ist, seit der Zeit Menschen
auf Erden gewesen sind, solch Erdbeben, also grotz."
In diesen Worten steckt aber noch etwas Überraschendes, venn
Johannes erwähnt da Stimmen, Blitze und vonner. vom Standpunkte
der Welteislehre heißt das aber nichts anderes, als daß neuerdings
*8
116 Urberichte der Menschheit.

Lisblöcke eingeschossen wären,- denn nur so lassen sich diese Dinge er­
klären. woher sollten jetzt, da die Auflösung doch beendet ist, noch
Eisstücke kommen? wir werden uns dieser Frage sofort zuwenden,
wollen aber vorerst noch einen Blick auf die übrigen Angaben werfen.
Wir stehen hier an dem Punkte, wo aller Sternbaustoff des Erd­
begleiters sich mit unsrem Heimatgestirn vermählt hat. Daher muß
die Abflutung der Gürtelflut, also die eigentliche Sintflut, in vollem
Gange sein, ebenso wie das schon erwähnte Zurücksetzen der festen
Erdkruste und das Zurückströmen der Lufthochflut.
Diese Vorgänge bringen natürlich einen noch verstärkteren Schwärm
von innerirdischen Siedeverzügen zur Explosion. Ein langwieriger Erd-
bebenschwarm, der alle bisherigen Erlebnisse des Naturmenschen noch
übersteigt, ist die Folge, vas alles ist selbstverständlich; nur der neuerliche
Eiseinschuß will nicht recht in das Bild passen. Aber Johannes hebt diese
Tatsache nochmals und mit ganz besonderem Nachdruck hervor:
„Und alle Inseln entflohen, und keine Berge wurden gefunden.
Und ein großer Hagel als ein Zentner fiel vom Himmel
auf die Menschen; und die Menschen lästerten Gott über die Plage
des Hagels; denn seine Plage ist sehr groß."
Der Verfasser der Offenbarung, jenes bisher scheinbar so dunklen
und merkwürdigen Schriftstückes, hat durchaus richtig die auf ihn
gekommenen Überlieferungen wiedergegeben. In der Tat ergeben
die Berechnungen, daß nicht nur zu Beginn, sondern auch zum Schluß
der Mondauflösung Hagelwetter eintreten müssen.
Machen wir uns die Einzelheiten klar, wahrscheinlich beginnt
die Mondauflösung bei einem Abstand von 2bis 3 Erdhalbmessern.
Beachten wir, daß der Mond nicht nur in seinem Lisozean,
sondern auch in seinem gefrorenen Schlammkern, also den oberen
Schichten des festen eigentlichen keines von einer gewissen gletscher-
artigen Lildsamkeit ist. Durch die allmählich auftretenden Zerreiß-
kräfte hat die Mondmasse Zeit, sich, bevor es zur Auflösung kommt,
zu einem auffallend schlanken Ei zu gestalten, eine Form, die also
zwangsweise entstehen muß. Je schlanker aber das Li, desto geringer
die Vberflächenschwere an dem der Erde zugewendeten Eispitz (Zenit­
seite) und dem der Erde abgewendeten Listumpf (Nadirseite), desto
größer aber die Fliehkraftüberschüsse am Listumpf (Drang vom Monde
in den Weltraum zu fliegen) und Schwerkraftsüberschüsse am Eispih
(Zug vom Monde aus nach der Erde zu fliegen).
Ein Blick auf den Mond. 117

Abb. 26.
Um die folgenden Abbildungen 27, 28, 29 und auch Abbildung 13 hinsichtlich
der Lishagelringe verständlich zu machen, sei in dieser Abbildung der rein
mechanische Vorgang verdeutlicht, Im Aufriß sehen wir dl den Mond mit
seinen beiden sich vom erdzugewendeten r- und vom erdabgewendeten
u-punkte obläsenden, die Erde umkränzenden Lisbrockenringen. Im Grund­
riß sehen wir in der unteren Hälfte den weg je einer vom Mondnadir- und
Mondzenitpunkte sich ablösenden Eirstücker und deren Bahnen nach r, und
u,. ver Flug r,—e, führt in Erdennähe, der §lug n,—u, dagegen, wie rein
mechanisch nötig, zunächst von der Erde ab. venkt man sich bei einem Umlauf
in gleichen Zeitabständen je acht solcher Trümmer losgelöst, so entsteht das
Bahndurcheinander der oberenLrundrißteiles. (Zeichnung von hörbiger.)
Urberichte der Menschheit.

6bb. 27. vie vorige formelhafte Abbildung ist hier plastischer wiedergegeben und die Flugbahn je einer
Listrümmerstücker eingezeichnet. Auf dem Erdball ist die Gürtelhochflut zu sehen. (Zeichnung von hörbiger.)
vie beiden Hagelringe. 11Y

Es ist also leicht einzusehen, daß dieses Überwiegen der von der
Erde stammenden Zerreitzkräfte über Mondschwere und Festigkeit
am Eispitz und Eistumpf ziemlich gleichzeitig eintreten und je einen,
also zwei voneinander getrennte Eis- oder, wie hörbiger

Abb. 28.
vie beiden Eiskörperringe im Beginn ihrer Entstehung und ihre Lage zur
Erde, hell mit Häkchen versehen die vereisten Gebiete, dunkel die Wohn­
gebiete. Entgegen der obigen Zeichnung sind gröhere Teile von Spanien
und Frankreich (Garonnetal) bewohnt. Sn den Gürtelgebieten der Erde die
Hochflut. (Zeichnung nach hörbiger.)

in seiner immer überaus anschaulichen Ausdrucksweise sagt, Hagel­


mutterkörperringe bilden.
Aus den rein mechanischen, oben angedeuteten Gründen werden
nun die Einzelteile der beiden Eiskörper-Ringschweife entgegengesetzte
Bestrebungen aufweisen, während die Lisbrocken des Lispitzes die
Neigung haben, sich eiligst zur Erde hin zu bewegen, werden die
Trümmer des Stumpfes sich zunächst von der Erde entfernen.
Wenn die letzten, wie es auf den ersten Blick scheinen möchte,
aber kleiner wären als die Spitzenstücke, so würde es wahrscheinlich
120 Urberichte der Menschheit.

bald eine Vereinigung der beiden Ringschweife und damit auf der
Erde nur einen einzigen hagelschwarm geben.
Bei einigem Nachdenken aber ergibt sich, datz die ganz allmählich
auftretenden Zerreißkräfte zunächst am Eispih und dort zunächst nur
verhäitnismätzig kleine Splitter abbröckeln. Nach kurzer Zeit aber
wird die Eistumpfseite autzer den Zerreitzkräften noch die Abnahme
der Nlondschwere zu spüren bekommen (wegen der bereits am Mond­
spitz fehlenden Teile!) und daher in gleich anfangs größere Stücke
zerfallen, die dann infolge ihrer Ausmaße auch wesentlich langsamer
zur Erde schrumpfen, als die übrigen kleineren und erdnäheren
Nkondbestandteile.
So allein kommt es, daß die Offenbarung recht hat, wenn sie
jenen furchtbaren Hagel besonders erwähnt, der erst nach der eigent­
lichen Auflösung über die gemarterte Menschheit mit bisher nie
dagewesener Gewalt hereinbrach.
Rehren wir jetzt zu den letzten angeführten Versen zurück, va
ist von verschwindenden Inseln und Bergen die Rede, vas ist nichts
weiter, als die nach Norden und Süden abströmende Gürtelhochflut,
die wir als Sintflut nun genugsam kennengelernt haben. Dieser
Hinweis aber zeigt uns, daß der Verfasser der Offenbarung die
Berichte verschiedener Breiten vermengt hat, teilweise völlig un­
bewußt, teilweise um sein göttliches Strafgericht so furchtbar wie nur
möglich zu malen. Sicherlich wußte er auch nicht, datz es sich um ein
einheitliches Geschehen handelte, das in den verschiedenen Breiten
ganz verschieden erlebt und, soweit das glückte, überlebt wurde.
Damit darf aber nicht gesagt sein, daß der grotze Hagel nicht auch
bis in höhere Breiten gereicht hätte. Seine Entwicklung deutet sehr
wohl darauf hin. Indessen wird die Vermischung der verschiedenen
Überlieferungen besonders deutlich, wenn Johannes die nun ein­
tretende mondlose Zeit folgendermaßen beschreibt:
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der
erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr."
Obwohl die Rarte über die Bewohnbarkeit der Erde vor Sintflut­
beginn den Norden Afrikas als möglicherweise bevölkert zeigt, so be­
steht doch kaum ein Zweifel, daß die hier geschilderten Zustände aus
den Höhen des heutigen Bolivia, Peru, oberen Orinoko, Mexiko,
Panama (??) oder Abessgnien erlebt und zum Teil überlebt wurden.
Daher die eingemeißelten Zeichen, daher die Rulturspuren, daher
Ver gefüllte Sintflutbehälter. 121

die Wassermarken. Darum sind auch die mit Terrassenbauten be­


kleideten Höhen des alten Peru so bemerkenswert. Jetzt öde und ver­
lassen, kennzeichnen sie doch das langsame Ansteigen detz Tropen­
wassergürtels, welches die dort versammelten Menschen nötigte, ihre
Bergkulturen immer höher hinanzuschieben. Dabei blieben sie doch

klbb. 29.
Mondauflösung in vollem Gange unmittelbar vor Sintflutbeginn. Es lösen
sich bereits Kerntrümmer ab, so daß der Mond den Tropenbewohnern röt­
lich leuchtet und der vom lvestoststurm gepeitschte Wolkenhimmel wie eine
ausgelassene Papgrusrolle entweicht, vie Sonne muß am Tage verdüstert
sein, vie Dürtelhochflut beginnt langsam aus ihren Ufern zu treten. (Zeich­
nung nach hörbiger.) >

immer nur knapp oberhalb des Meeresspiegels. Damit ist auch die
Notwendigkeit der seltsamen Jnkabauten erkennbar. Als dann der
Wassergürtel abgeflossen war, da war für die den Hagel- und Stein­
schlag Überlebenden „das Meer nicht mehr". Das Grotze Wasser der
RothSuteväter ist also, um das auch nochmals zu betonen, nicht etwa
die Sintflut, sondern der gefüllte Sintflut-Behälter.
Wir sagten oben, daß unter jenen Lebensinseln, von denen aus
der Mondniederbruch beobachtet worden sein muß, sich Abessgnien
122 Urberichte der Menschheit.

befunden habe. Auch die südlich dieses Hochlandes um den Victoria


Njansa gelegenen Erhebungen des kilimandjaro (6010 va), des Kenia
(5600 m), des Buwenzori (5060 m) und des Elgon (4150 m) dürften
um jene Zeit bewohnte Inseln gewesen sein.
Bisher fehlten allerdings in dieser Hinsicht Beweise. Ich glaube
aber heute wenigstens einen Fingerzeig geben ;u können, nach einer
Richtung, die vielleicht Erfolg verspricht.
In dem Werke von Dr. Carl Peters „vie deutsche Emin Pascha-
Expedition" (K. Gldenbourg 1891) findet sich über den Elgon eine
wertvolle Mitteilung, die leider während der einzigen mir bekannt
gewordenen deutschen Forschungsreise nach diesem Gebirge durch
Rudolf kmunke (Tuer durch Uganda 1911/12, Dietrich Reimer,
Berlin 191Z) keine Berücksichtigung gefunden hat.
Doch erzählt Peters, daß bereits Thomson im Elgon über­
raschend große höhlenbauten entdeckt habe, die sicherlich nicht von den
in geschichtlicher Zeit dort wohnhaften Eingeborenen geschaffen wor­
den sind.
„Thomson hat, so schreibt Dr. Peters, in Elgon große höhlen­
bauten entdeckt, welche nach seiner Beschreibung nur von einem
Kulturvolk herrühren können, ver Elgon ragt im Nordosten von
Uganda, von wem können solche aufgeführt worden sein? Man kann
ja auch da an andere Beziehungen denken. Es könnten Indier oder
Araber von der Gstküste aus über den Baringo vorgedrungen sein und
diese Arbeiten gemacht haben. Das Nächstliegende ist aber doch wohl
auch hier wiederum, an Aggpter zu denken. Stanleg gibt aus einer
arabischen Beschreibung des Nils folgende interessante, wenn auch
sehr fabelhaft klingende Erzählung (Im dunkelsten Afrika, Bd. II,
S. 280):
„Die Geschichtsschreiber behaupten, Adam habe seinem Sohne
Seth den Nil vermacht, der im Besitz der Kinder nach der Prophezeiung
und Religion geblieben sei. Sie seien nach Aggpten gekommen, wo
sie den Fluß Lul genannt und auf den Bergen gewohnt hätten. Nach
ihnen sei sein Sohn kinaan, dann dessen Sohn Mahabil, dann dessen
Sohn Zaud, dann dessen Sohn hamu, dann dessen Sohn Hermes ge­
kommen, dies sei Idrisi, der Prophet. Idrisi habe begonnen, Gesetze
und Vrdnung im Lande herzustellen, ver Nil pflegte auf sie herab-
zukommen, und sie seien vor den Wassern auf die großen Berge und
das höhere Land geflohen, bis der Fluß wieder fiel, worauf sie alles
Stanleys Bericht. 12Z

Land, das kahl geblieben war, bepflanzten. 2drisi habe die Leute von
Ägypten gesammelt und sei mit ihnen zu dem ersten Strom des Nils
gezogen. Er habe die Ausgleichung des Landes und Wassers unter­
nommen, indem er das hohe Gebiet niedriger machte und das nied­
rigere erhöhte, sowie noch sonstige Arbeiten gemäß der Wissenschaft
der Astronomie und vermessungskunst verrichtete; Jdrisi sei der erste
gewesen, der über diese Wissenschaften gesprochen und Bücher ge­
schrieben habe. Dann zog er nach Äbessynien und Nubien und sam­
melte die Leute und vergrößerte oder verringerte die Länge des
Strombettes des Nils, je nachdem dieser zu rasch oder zu langsam floß.
Er berechnete sogar das Volumen des Wassers und die Geschwindig­
keit der Strömung. Er war der erste, der die Strömung des Nils bis
Ägypten regulierte, wie es heißt, wurde Sdrisi zur Zeit des Am-
kaam, eines der Könige von Ägypten, gen Himmel geführt, und da
er das kommen der Zlut ooraussah, blieb er auf der andern Seite des
Äquators und baute dort auf dem Abhänge des Berges Gumr einen
Palast. Er stellte ihn sehr groß her und fertigte SS kupferne Statuen,
aus deren Mäulern das Wasser des Nils strömte, der dann in einen
großen See und von dort nach Ägypten floß. „Jdiar ei wai sagt,
die Länge des Nils ist zwei Monatsreisen auf moslemitischem Gebiet
und vier Monate in unbewohntem Lande, vie Quelle liegt auf dem
Berg Gumr jenseit des Äquators, der Zluß kommt aus der Dunkelheit,
strömt dem Licht entgegen und fließt dem §uße des Berges Gumr
entlang, ver oben erwähnte König Am-Kaam ist Hermes I. vie
Teufel trugen ihn nach diesem Berge, der Gumr heißt, und dort sah
er, wie der Nil aus dem schwarzen Meere entströmte und in den Berg
Gumr hineinfließt. König Am-Kaam baute auf den Abhängen des
Berges einen Palast, der 85 Statuen hatte, zu denen er alles Wasser,
das in diesen Berg fließt, ableitete. Er führte es durch gewölbte Gänge,
bis es die Statuen erreicht und in bestimmtem Maße mit genau be­
rechnetem Kubikinhalte aus den Mäulern fließt."
wenn diese Schilderungen überhaupt auf etwas Tatsächliches sich
beziehen, sollte man da nicht wirklich beim klänge des Wortes Gumr
an El-Gumi, in welchem der Elgon mit seinen unaufgeklärten, ge­
heimnisvollen höhlenbauten ragt, denken? vom Llgon ergießt sich
der Nsoia zum Viktoriasee, und andrerseits strömt der Nil wiederum
an den Abhängen des Berges, wenn auch in einiger Entfernung vor­
über. hatte der fabelnde Erzähler vielleicht verworrene Kunde von
124 Urberichte der Menschheit.

großartigen ägyptischen Unternehmungen in Elgumi, als deren


stumme, aber doch beredte Zeugen noch heute die von Thomson ent­
deckten höhlen dastehen? Zum Verständnis teile ich Thomsons Be­
schreibung derselben auszugsweise mit (Through Massailand S. 301
und Z02): „va lag vor mir ein massiger Schlund, 30 Kuß tief, lOO Zuß
lang und etwa 20 Kuß breit, senkrecht geschnitten aus vulkanischem
Gemengsel, kompakt vulkanischer Gesteine." In dieser höhle fand
Thomson ganze Dörfer. „Auf meine Frage, wer diese seltsame Aus­
höhlung gemacht habe, wurde mir gesagt, daß es Gottes Werk sei."
„Wir ", sagten sie, „wir sollten mit unseren schlechten Hilfsmitteln eine
höhle gleich dieser schnei­
den! Und dies ist nichts
im vergleich mit anderen,
welche Sie rund um den
Berg herum sehen können.
Sieh da und da und da!
Diese sind von solch gro­
ßem Umfang, daß sie tief
in die Finsternis hinein­
ragen, und selbst wir ihr
Ende noch nicht gesehen
haben. In einigen sind
Abb. 30. große Dörfer mit ganzen
Zentralafrika nach Edrisi, 1154. Herden von Rindvieh.
Und doch fragst Du, wer
sie machte! Sie sind sicherlich Gottes Werk!" — „Va war durchaus
keine Überlieferung unter den Leuten betreffs dieser höhlen." ,Unsere
Väter lebten hier, und ihre Väter taten dasselbe', war die unver­
änderliche Erwiderung auf meine Kragen. Und doch trugen die
höhlen das unbestreitbare Aussehen an sich, daß sie weder einen
natürlichen noch einen unnatürlichen Ursprung besaßen. Sie mußten
durch die Hand von Menschen ausgehöhlt sein. Dies war eine Tat­
sache, über welche durchaus keine zwei Meinungen herrschen konnten."
Thomson selbst kommt zu folgendem Schluß: „Wenn ich alles er­
wäge, so kann ich nur zu einem Schluß kommen, und dies ist, daß
in einer sehr weit entfernten Ära irgend eine sehr mächtige Rasse, be­
trächtlich in Künsten und Zivilisation vorgeschritten, diese großen
höhlen ausschnitt in Suche nach wertvollen Steinen oder vielleicht
Legende von Uganda. 125

wertvollen Metallen." „haben wir anzunehmen, datz die Ägypter


wirklich so weit südwärts gingen? Wenn nicht, welche andere Rasse
könnte diese außergewöhnlichen Zufluchtsstätten ausgeschnittenhaben?"
Und nun höre man, was sich die Leute in Uganda noch heute von
der Abstammung des ersten kintu erzählen. Der erste kintu kam von
Norden nach Uganda und war in allen seinen Maßen eine übermensch­
liche Erscheinung. Er hatte Runde von allen Dingen und hat in das
Land Zivilisation und Kultur gebracht. kintu heiratete, nachdem er
eine Reihe von proben seiner übermenschlichen Größe gegeben hatte,
eine Tochter des Himmels, und aus dieser Ehe entstand die heute noch
auf dem Thron Ugandas sitzende Dynastie
(s. dazu Zelkin, tribs ok 6entrs,I
XkrivL, krooeä. ot tke R. 0.5.764 und 765).
Wir finden also sagenhafte Anklänge
aus Ägypten von Unternehmungen eines
hervorragenden Mannes nach Süden hin
und in Uganda sagenhafte Anklänge von
dem Erscheinen eines Heros aus dem Nor­
den. wir finden heute noch in Elgumi groß­
artige Denkmäler alter Kulturarbeit und in
arabischen Erzählungen den an Elgumi
merkwürdig anklingenden Namen Gumri.
Schlingen sich nicht auch diese Spuren wieder
zusammen zu dem Schluß, daß es eine Zeit ^rte des Sylvanus, 1511.
gegeben hat, wo in der Tat ägyptische
Unternehmungen bis zu der Quelle des Weißen Nils sich ausgedehnt
haben? vie geschichtliche Überlieferung, welche noch heute in Uganda
lebendig ist, spricht von einer Eroberung der ganzen Gebiete durch
einen weißen Stamm, welcher von Norden herunterkam, bei Mruli
über den Nil ging und das ganze Gebiet um den Viktoriasee und den
Albertsee in ein großes Reich vereinigt. Es sind dies die Hirtenstämme
der 8eyma, welche heute noch, wie ich erzählt habe, rein in Uganda
erhalten sind, und die entweder altäbessynischen Ursprunges sind,
oder aber jedenfalls Völker aus dem Norden von Uganda darstellen.
Steht diese geschichtliche Überlieferung inirgend einem Zusammenhangs
mit den alten fabelhaften Sagen, welche ich soeben gekennzeichnet
habe, und wonach ein ägyptischer Königssohn dis Leute aus Abessynien
und dem Sudan sammelte, um mit ihnen an die Duelle des Nils zu
126 Urberichte der Menschheit.

ziehen? Und auf welche große geschichtliche Revolution läßt dies


alles schließen?
Ich muß mich darauf beschränken, dies alles nur als Probleme
für weitere Forschungen hinzustellen und Auslegungen anzudeuten,
für welche vielleicht niemals wirkliche Belege gefunden werden mögen,
da sie aus der grauen Dämmerung vorgeschichtlichen Zeitalters zu uns
herüberschauen. Als Denkmäler ragen eben nur noch die höhlenbauten
des Elgon und die Grabdenkmäler der wakintu, aber wer mag be­
haupten wollen, daß beide in einem direkten Zusammenhangs mit­
einander stehen?
Ich fasse das Endergebnis meiner eigenen Beobachtungen und
Mutmaßungen kurz in folgenden Sätzen zusammen:
1. Alte ägyptische Beziehungen
und Kultureinflüsse erstrecken sich, ob
mittelbar oder unmittelbar, bis nach
Uganda und reichten wenigstens
durch Kunde bis nach Unjamwesi
(Land des Mondes).
2. Es hat nach Uganda in
historischer Zeit eine Einwanderung
aus Norden stattgefunden von einer
Abb. 32. den Bantu überlegenen Rasse, welche
Karte von John Rugsch, 1508. unter ihrer vgnastie der Wakintu
hier ein großes Reich gründete, und
aus deren Vermischung mit den Ureinwohnern das heutige Ugandatum
hervorgegangen ist.
Z. vielleicht war es diese Einwanderung, welche die Kultur-
beziehungen mit Aggpten vermittelte, worauf die Königsgräber
schließen lassen würden. Dieselben könnte man sich vorstellen als,
vielleicht unter Zührung eines ägyptischen Prinzen (Mfalme?), von
den Nomadenvölkern im südlichen Aggpten oder auch von Abessgnien
ausgehend. Über es kann auch sein, daß altäggptische Handels­
beziehungen bis zum Viktoriasee und diese nachweisliche Einwanderung
von Norden getrennt statthatten und erst in Uganda zu dem ver­
schmolzen, wovon wir heute noch dunkle Spuren erkennen.
4. vie wakintu erscheinen in Sage und Überlieferung als Ge­
schlecht von weit überlegener Rasse, welches nach Uganda die Anfänge
der Kultur getragen hat und dafür dort bis auf die Gegenwart götter­
vie Mond-Berge. 127

gleiche Verehrung fand. Bis auf den heutigen Tag ist in dieser vgnastie
nach ihrem eigenen Glauben die Kraft der Prophezeiung vorhanden,
von welcher Mtesa noch wiederholt praktische Anwendung machte.
Dies läßt darauf schließen, daß wir in ihnen und ihrer Umgebung die
Ursachen für die höhere Stellung der waganda gegenüber den übrigen
Bantu und die Träger der relativ größeren Geschichte dieser Länder
erkennen müssen.
Bestimmteres nachzuweisen war mir nicht möglich. Man würde
versuchen müssen, genauere An­
gaben entweder in ägyptischen
hieroglgphen-varstellungen zu fin­
den oder aber, falls sich die Nach­
richten von dem Vorhandensein von
Urkunden in den ältesten königs-
gräbern bestätigen sollten, solche
auszugraben und zu entziffern,
wenn es gelänge, sichere Kenntnis
zu gewinnen, so würden damit ganz
neue Einblicke sowohl in die Ge­
schichte der Aggpter als auch in die
Entwicklung der zentralamerika­
nischen Verhältnisse gewonnen sein."
Für uns wesentlich ist der Zu­
sammenhang der dortigen Sagen
mit der großen Zlut. Abb. 33.
Noch ein weiterer von Peters Karte Sebastian Labots,
unter Punkt 1 seiner Zusammen­ 16. Jahrhundert.
fassung berührter Gedanke darfnicht
übersehen werden. Seit uralten Zeiten war bekannt, daß der Nil in
den Mond-Bergen, einem südlich des Äquators gelegenen Gebirge
entspringen sollte, vie ältesten Karten zeigen übereinstimmend
diesen Bergzug.
Es ist, wie in derartigen Zöllen verständlich, viel in Gelehrten­
kreisen über die Lunae Montes (arabisch: vschebel el Gomr) gestritten
worden, vie einen haben sie ins Reich der Zabel verwiesen, die anderen
in ihnen die Hochgebirge Aquatorial-Afrikas und der Nilseen erblickt.
wir glauben, daß es sich auch hier um eine Ur-Erinnerung aus
ferner Vorzeit handelt. Aus Gründen, deren Darlegung hier zu weit
128 Urberichte der Menschheit.

führen würde, scheint es mir nicht unwahrscheinlich, datz um die Zeit


der Eürtelhochflut, auch der erst beginnenden der Äquator ein wenig
zum heutigen derart verschoben war, datz er in Afrika etwa dort ver­
lief, wo heute der 10.—15. Grad nördlicher Breite liegt. So könnte
es sehr wohl wahr sein, datz jener sagenhafte König jenseits des Äqua­
tors also auf der Südhalbkugel sich befand und trotzdem seine Bauten
auf einem der obengenannten, heute auf der nördlichen halbkugel
gelegenen Gebirge errichtete.
Wesentlich bei alledem ist allein die Tatsache, datz wir in den
zentralafrikanischen Gebieten Erinnerungen an die grohe Zlut finden
und auch geographische Bezeichnungen aus alter Zeit, die wie die Mond­
berge höchstwahrschein­
lich ihren Namen einem
kosmischen Vorgang ver­
danken, sei es nun,
datz dort einst zur Zeit
des eintägigen Monats,
den wir noch genauer
kennen lernen werden,
Äbb. Z4. der Mond verankert
Karte der Margarita Philosophica, 1503. stand, sei es, datz dort
bei der Mondauflösung
ein mächtiger Brocken niederging. Vas sind Einzelheiten, die zu er­
forschen Berufenen überlassen bleiben mutz.
Wir begnügen uns damit, von der Offenbarung ausgehend, hier
zu neuen Aussichten geführt worden zu sein.
Überdies haben wir in die so überaus dunkle Apokalypse einiges
Licht gebracht und verstehen nun auch, warum von alledem der
mosaische Bericht nichts weitz. Denn dieser schildert nur das, was in
mesopotamischen Breiten erlebt worden sein mag. va ist kein Hagel,
sondern nur langanhaltender, wolkenbruchartiger Regen und das
Ansteigen der Zlut, die vom Meere her kam. Durch diese Angabe ist
vielleicht Suetz verführt worden, einen nur örtlichen Taifun mit
einem Seebeben anzunehmen, ohne der bei allen Naturvölkern be­
wahrten Überlieferung von einer grotzen Zlut sonderlich zu achten.
Auch vom unmittelbar vorsintflutlichen, also ehedem bereits
autzerordentlich grotzen Tertiärmond (Kbb. 25 rechts) haben wir eine,
erst durch die Welteislehre erkennbare, versteckte Überlieferung. Es ist
Vas gläserne Meer. 12Y

dies das „Gläserne Meer" aus Dffenb. 4/6 und 15/2. va der Grieche für
Eis, Kristall und Glas dasselbe Wort hat, so vermutet hörbiger hier
einen Übersetzungsfehler, derart, daß der Satz eigentlich lauten müßte:
„Und vor dem Stuhl ein Eismeer mit Feuer gemenget, voll klugen
vorne und hinten." Oer vereiste Mond und die scheinbaren „Vulkane"
konnten bei greller Sonnenbeleuchtung derartiges vortäuschen.

klbb. 35.
ver innere Ring hat sich bereits der Lufthülle und zum Teil schon der Erde
einverleibt. vie ungelösten Eisen-Schlackenbrocken kommen schon an die Reihe,
die als heißer Steinregen, glühender Meteorschauer, als feurige Berge und
wie Fackeln brennende Sterne niedergehen. Schon aber mischt sich mit ihnen
der äußere Eisring und kühlt die durch Reibung heiß gewordene Lufthülle.
Schließlich gelangen auch die allergrößten Eistrümmer zum Einschuß und
schließen als „Großer Hagel" das gewaltige Schauspiel ab, das nun durch
riesige Erdbeben und die alles vernichtende Sintflut auch ein irdisches Ende
findet. lZeichnung nach hörbiger.)

Auch die der Sintflut unmittelbar vorangehenden Jahrzehn-


tausende der abflauenden Eiszeit mit ihren gesonderten und an sich
für unsere Begriffe und Erfahrungen geradezu befremdlichen Begleit­
umständen konnten sich gerade den gewecktesten und begabtesten
Völkerschaften nicht so einprägen, weil diese ja den großen Winter
Ltlcher, Sintflut 9
130 Urberichte der Menschheit.

an den wärmsten Grten der Erde, auf den wenigen Höhen des Tropen­
gebietes, hart an dem Gestade des Tropenozeangürtels verbrachten
und dort zum Beispiel an den Steilhängen des heutigen Perus sogar
Feldbau und Viehzucht treiben konnten, während ihre Zeitgenossen
in den europäischen Eiszeithöhlen sich in der grimmigen Kälte nur
durch Fischfang und vielleicht etwas Zagd ernährten, ohne von der
oergleichsam paradiesischen vaseinsmöglichkeit in den tropischen
Ländern etwas zu ahnen. Damit aber haben wir keineswegs die
Überlieferungen der Gffenbarung erschöpft.
Es sind vielmehr die wohl abenteuerlichsten und sinnlosesten
Verse, die uns zu betrachten übrig bleiben. Va steht:
„Und es erschien ein ander Zeichen am Himmel, und siehe ein
großer roter Drache, — und sein Schwan; zog den dritten Teil der
Sterne des Himmels und warf sie auf die Erde."
ver Nichtkenner kann hier doch nur den Ausfluß üppigster Ein­
bildungskraft herauslesen. Ein roter Drache, dessen Schwan; die
Sterne des Himmels aus die Erde wirft! Mit solchen Schreckens­
mären mögen kindhafte Völker sich gruseln lassen. Über wir Zeit­
genossen der Aufklärung lächeln überlegen.
Und doch! Erinnern wir uns nicht schon jetzt des feurigen
Drachens, der beim Mondeinfang am Himmel erschien als ein riesen­
hafter Schweifstern? In Abbildung 18 haben wir diese Erscheinung be­
reits kennengelernt. wenn wir nun die einfachsten Erfahrungen der
üblichen grotzen Schweifsternbeobachtungen ;ugrunde legen, dann
können wir bei kühlster Ableitung sagen, daß unser heutiger Mond
bei seinem Einfänge einen von der Sonne abgewendeten Eisstaub­
schweif neben sich hergetragen haben muß, der ;ur Zeit des ersten
Lrstenviertels und des ersten Letztenviertels gewiß ein Drittel der
Sterne über;iehen konnte, und mit der Zeit der Erde genähert, hier
das Wetter nachdrücklich beeinflußte.
Zudem lenkte der Mond infolge seiner eigenen Schwerkraft
einen Schwärm Welteisbrocken (die wir ja auch heute aus dem All
der Erde näherkommend als Sternschnuppen oder auf ihr nieder­
gehend als Hagel und vorwiegend in tropischen Gegenden als Wolken-
brüche beobachten) an die Erde heran, die nächtens als von der Sonne
beleuchtete Sterne sichtbar wurden, vas hat gewiß ein berauschend
schönes Schauspiel gegeben, denn der Schweif des Mondes mußte,
sofern der neue Begleiter etwa beim ersten viertel sich um Früh-
Ver rote Drache. 131

vormitternacht dem Westen zuneigte, noch immer mit seinem Ende


unter den Gst-Gesichtskreis tauchen, also mit prachtvollem Schimmer
das ganze Gewölbe überspannen.
Damit dürste dieser seltsame Ders verständlich geworden sein,
und seine Deutung, besonders der Hinweis auf den Wolkenbrüche er­
zeugenden, aus gefrorenem Dampf bestehenden Schweif leitet zur
Aufhellung einer fast noch unverständlicheren Stelle über:
„Und die Schlange (nämlich der langschweifige Drache!) schoß
aus ihrem Munde nach dem Weibe ein Wasser, wie ein Strom, daß
er sie ersäufte. Aber die Erde half dem Weibe, und tat ihren
Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache aus dem
Munde schoß.»
Nach den früheren Darlegungen ist es nun selbstverständlich, daß
hier nichts anderes geschildert ist als die Wetterbeeinflussung des
ersten Neumondes. Die Bestreichung durch den direkten Mondschweif
mußte einen unerwarteten und ganz allgemeinen Wettersturz im
Gefolge haben, der begleitet von Hagelwettern und örtlichen Stürmen
mindestens einige Tage andauerte.
Diese rechnerisch gefundene Größe stimmt übrigens wieder mit
einer amerikanischen Mondeinfangsage überein.
Die Peruaner berichten nämlich, daß bei der Linfangflut die
Sonne fünf Tage verfinstert gewesen sei.
wer in tropischen Gebieten mit ihren monatelangen Regenzeiten
und monatelangem Sonnenhimmel gelebt hat, der weiß, daß Wolken-
bedeckungen während der regenlosen Monate zu den größten Selten­
heiten gehören und von den Naturvölkern als merkwürdigste Besonder­
heiten betrachtet werden. Dann also ist die Sonne „verfinstert».
Leim nächsten Neumond waren die von Johannes geschilderten
Ereignisse wahrscheinlich schon nicht mehr so arg, weil die Zustände
auf dem Monde inzwischen einen Ausgleich gesunden hatten und der
Begleiter sich anschickte, seine Oberfläche in jener Weise zu gestalten,
die uns heute als die rätselreiche Rune des Mondantlitzes wohl­
vertraut ist mit ihren Kratern, Maaren und Gebirgen^).
Aus dem feurigen Drachen wurde also nach dem frosterstarrten
verkitten der mondlichen Eiskrusten;ertrümmerung der erste klare
Vollmond, in seiner ganz ungewohnten Erscheinung dem damaligen
Menschen sicherlich aufs eindringlichste bemerkenswert. So sind des
Johannes weitere Worte zu verstehen:
*
S
Urberichte der Menschheit.

<> t 8 k
Abb. 36.
ver Mond zur Zeit des eintägigen Monates etwa von den Höhen von Ekuador
aus gesehen in seinen Lichtwechselgestalten innerhalb 24 Stunden. Als Matz-
grundlage ist unser heutiger Begleiter gewählt, dessen uns heute natürlich
erscheinende vurchmessergrötze von 0,5 Grad zur Zeit der zukünftigen Welt­
wende das etwa 8,66sache betragen mutz,' also etwa 4,33 Grad. Um diese
Zeit ist der Mond scheinbar über Afrika verankert, erscheint also von Ekuador
aus dauernd am Dsthimmel, an dem er etwa l5 Grad täglich jeweils nach
Nord und Süd pendelt.
») Zum vergleich die scheinbare Grötze des heutigen Mondes. In den Bildern
t>—b ist angenommen, datz die Mondbahn sich bereits dem jährlichen schein­
baren Bahnkreis der Sonne am Himmel (Ekliptik) angeschmiegt hat. Vie
Begründung wird an anderer Stelle gegeben werden, ver Standpunkt des
Beobachters ist etwa 88 Grad westlich von jener afrikanischen Mittagslinie
(Meridian) angenommen, über welcher der Mond seine Pendelwanderungen
ausführt. — d) Schmale untere Sichel um etwa 5,40 früh. Auch der im Sonnen-
selbstschatten liegende Teil des Mondes ist im Hellen Erdenlicht gut sichtbar.
— o) völlige mittlere Sonnenfinsternis um etwa 6,i0 früh von rund l2 Mi-
ver Drache, dar Weib und der Stern. 1ZZ

„Und ein starker Engel hub einen grotzen Stein als einen Mühl­
stein, warf ihn ins Meer und sprach: Also wird mit einem Sturm
verworfen werden die große Stadt Babylon (— Atlantis) und nicht
mehr erfunden werden."
hier mag Johannes bei den heidnischen priesterschaften den
Untergang der Atlantis und die Schilderung des grotzen, hellerleuchteten
Vollmondes als einer Scheibe, groh wie ein Mühlstein, vorgefunden
haben. Diesen Berichten dürfte der Unterton des Hasses gegen At­
lantis, das Meerbeherrschende, nicht gefehlt haben, das seinerzeit, wie
auch plato berichtet, wahrscheinlich ebenfalls für Freiheit, Kultur
und Menschlichkeit ähnliche Raubzüge ausgeführt hatte, wie wir sie
von den Meerbeherrschern unserer Tage gewöhnt sind. Damit erschien
der Untergang des reichen Landes als göttliches gerechtes Strafgericht.
Diese Zusammenhänge konnten Johannes nur willkommen sein,
denn auch er schilderte in grellsten Farben eine Art Welterneuerung
und Weltgericht. Atlantis zu nennen, hatte er keinen Grund. Ihm,
dem Juden, lag der haß gegen Babylon näher, und so wünschte er
den Untergang dieser Stadt ebenfalls durch einen ähnlichen Mühlstein
(den neuen Hellen Vollmond), den ein starker Engel im Osten aufheben
und im Westen ins Meer werfen sollte. —
ver Einfang des Mondes, die Bildung des Riesenschweifes, der

nuten Dauer. Die äußere Korona besonders gut sichtbar. Mond im Korona-
Strahle nkranze prangend. — cl) Schmale obere Sichel um etwa 6,40 früh.
Das Lrdenlicht am Monde etwas abgedämpfter, über dem Mond die Sonne
in maßstäblich richtiger Größe. — s) Oberer Halbmond um etwa l2 Uhr
mittags. Untere Hälfte unsichtbar. — k) Oberer Dreiviertelmond um etwa
5 Uhr nachmittags fahl sichtbar. Untere Vunkelsichel nicht sichtbar. — g) völlige
und mittlere Mondfinsternis um etwa 8,50 abends von etwa l,4 Stunden
Gesamt- und 0,8 Stunden Dauer gänzlicher Verfinsterung, (heutige Stunden
bei 26 Stunden Tageslänge.) Zufolge Lichtbrechung der irdischen Luft­
hülle, deren wolkenfreihert längs der Schattengrenze vorausgesetzt wird,
ein zerstreuter Lichtkegelmantel in den fast zylindrischen Erdschatten hinein­
gebrochen, so daß die Mondmitte Heller erscheint als die Randgebiete. Trotz
Beschattung <siehe den großen kreis des Erdschattens!) bleibt der Mond
ganz matt sichtbar. — K) Unterer Halbmond um etwa l2 Uhr nachts. Obere
Erdenlichthälfte schwach sichtbar. — Um die pendelung deutlich wahrnehmbar
zu machen, ist die Landschaft nach rechts und links verschoben und im Vorder­
grund ein spitzer Kegelberg gezeichnet, über dem sich bei o und z der Mond
befindet. Zwischen o und z steht er rechts, bei b und b links des Berges. —
Jenes von Johannes geschilderte Naturschauspiel findet von d bis ä statt
in der Zeit von etwa 6,04 bis 6,l6 früh. — Zeichnung des Verfassers.
1Z4 Urberichte der Menschheit.

ungewöhnliche Wettersturz, wahrscheinlich während einer tropischen


regenlosen Zeit, der Sternschnuppenschwarm und dann der schweiflose,
große, scheibenartige Vollmond, das alles waren so überaus eigen­
artige Erscheinungen, daß der Mensch der damaligen Zeit, nur an
den alltäglichen Sonnenauf- und -untergang gewöhnt, wohl Grund
genug hatte, all das zu überliefern.
5omit verfügen wir hier über Schilderungen aus einer Spanne, die
von dem unmittelbar vorsintflutlichen, schnell umrasenden Mond Vor­
gänger bis über den Einfang unseres heutigen Nachtgestirns hinausragen.
Bisher haben auch die Welteiskenner diese Berichte zu den ältesten
gerechnet, welche die Menschheit überhaupt besaß.
Gelegentlich der Bearbeitung des vorliegenden Luches aber
kam ich auf den Gedanken, die Grötzenverhältnisse des heutigen
Mondes im vergleich zu seinem Vorgänger während der verschiedenen
Annäherungsabschnitte bildlich darzustellen, um die gewaltige Macht
des Eindrucks augenscheinlich zu machen, den die vormondmenschen
ehedem gehabt haben müssen.
Aus dieser Absicht heraus entstanden verschiedene Doppel­
bilder, bei deren Nachprüfung hanns hörbiger die weittragende
Entdeckung machte, daß ebenfalls in der Offenbarung sich Berichte
finden, die, aus noch viel fernerer Zeit stammend, in jene sicherlich
um Zahrmillionen zurückliegende Urzeit reichen, da über Afrika der
mondzugekehrte Mogenberg, über der Wanne des Großen Dzeans
der mondabgekehrte Zlutberg stand und bis nahe an die Tropen heran
die Eiszeit in ihrer größten Ausdehnung das Leben auf jene schmalen
Gürtelteile der Abbildung ll zusammendrängte.
So ungewöhnlich uns diese Zustände auf den ersten Blick
erscheinen mögen, so konnten sie doch dem damaligen Menschen,
was seine irdische Heimat anlangte, nichts Sonderliches, zur Über­
lieferung Geeignetes bieten, obwohl wir wissen, daß gerade in jene
Zeiten die geologische Hauptbautätigkeit des betreffenden Mondzeit­
alters fällt.
über das alles ging, heute im Endergebnis riesenhaft, wuchtig
und überwältigend zu schauen, damals im Schneckenschritt fast völliger
Unmerkbarkeit vor sich. Nichts plötzliches erlebte der vormensch,
nichts, das würdig war, seinen Enkeln erhalten zu bleiben.
Nur am Himmel spielte sich ein unvergleichliches und heute in
seiner flammenden, farbenprächtigen Schönheit gar nicht mehr zu
Ekuador und Sumatra. 135

schilderndes Ereignis ab, das etwa von den Höhen des gegenwärtigen
Ekuadors oder von den Ebenen Sumatras aus in zwar entgegen­
gesetzter, aber in beiden Zöllen fesselnder Art alltäglich beobachtet
werden konnte — aber nur etwa von diesen Gebieten, denn der
Mond stand über Afrika zur Zeit des eintägigen Monates fest, wie
später noch ausführlicher behandelt werden soll.
vurchprüfen wir nämlich die außerordentliche und mannig­
faltige Fülle der Himmelserscheinungen der beiden Hauptgestirne
Sonne und Mond, so ergibt sich nirgends ein so merkwürdiger Zustand,
als wir ihn am frühen Morgenhimmel in Ekuador und am Abend­
himmel in Sumatra eben zu der Zeit vorfinden, welche über Afrika
den täglich einmal nach Norden und Süden sich bewegenden, sonst
aber in bezug auf die Erde feststehenden Mond sieht.
vie vorstehende Abbildung 36 zeigt uns die Mondformen,
wie sie der Urmensch etwa von Ekuador aus während eines einzigen
Tages erblickt haben muß, während dem sich naturgemäß alle jene
Lichtwechsel-Gestalten vom Neumond bis zum letzten viertel abspielen
müssen, jene Erscheinungen also, die für die Menschheit von heute inner­
halb etwa 28 Tagen, also ebenfalls eines Monates, auftreten. Zur Zeit
des eintägigen Monats ist dann alles aus diese kurze Spanne zusammen­
gedrängt. vabei beträgt der Tag aus hier nicht näher zu erörternden
Gründen etwa 26 heutige Stunden, die dann, wenn unser gegenwär­
tiger Mond die Zeit seines eintägigen Monates erreicht haben wird, ganz
wie bis heute in 24, nur neue, längere Stunden geteilt sein dürfte.
viese Einzelheiten seien hier für jene erwähnt, welche die Mond-
annäherung rechnerisch nachzuprüfen beabsichtigen.
Uns genügt es, vorerst zu wissen, wie in Ekuador der Tagmonat
sich am Himmel zeichnete.
Betrachten wir einmal das zweite Bildchen um etwa ^6 Uhr früh.
Noch steht die Sonne unter dem Gesichtskreis. Aber im fahlen
Morgenlicht glänzt die tiefstehende schmale Sichel des Riesenmondes,
dessen ganze Scheibe deutlich dem Naturmenschen, von der vollerde
beleuchtet, als Eisozean sichtbar ist. Etwa sieben bis acht Minuten
später ist die Sonne bereits aufgegangen und schickt sich eben an,
hinter der Mondscheibe zu verschwinden, um einer etwa zwölf Minuten
dauernden völligen Sonnenfinsternis zu verfallen, bei welcher der
Mond gut sichtbar bleibt wegen des Lichtes der sonnenbeleuchteten
vollerde,' denn der Mondschatten bedeckt nur einen winzigen Üreis.
1Z6 Urberichte der Menschheit.

Schnell aber steigt die Sonne hinter dem Monde empor- ein
winziges Scheibchen gegen den in kaltem Lichte strahlenden Erden­
begleiter.
Man stelle sich nun dieses Bild in seiner ganzen zauberhaften
Farbenpracht und wechselvollen Eindringlichkeit vor!
Noch eben ist es Nacht, va graut auch schon der Morgen, in
dessen bleichen Schimmer die feine Mondsichel einen silbernen Streif
schlägt. Nur wenige Minuten dauert dieses Zwielicht, va übergießt
die aufgehende Sonne die tropischen Gefilde mit jener Grotzfuge an
Gold und Farben, die uns am Eingang des Luches entgegentrat, um
nach kurzem Lichtrausch die Erde in übernächtliches Dunkel zu tauchen,
während doch im Gsten ein sattes Morgenrot flammt, über das sich
der Strahlenkranz der Sonne ergießt, in dessen verströmendem Zauber
der fahle Schimmer des Mondes steht.
wie eine Weihestunde mußte dieses Zeichen am Himmel wirken,
zu kurzer Andacht stimmend, aus der die emporeilende Sonne den
versunkenen weckte und ins Licht eines Hellen Tages führte...
Und da steht nun bei Johannes:
„Und es erschien ein Groß Zeichen am Himmel: ein Weib mit
der Sonne bekleidet und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem
Haupte eine Krone von zwölf Sternen."
Unverständlich an diesem Verse ist nur das Weib. Es ist aber
durchaus nicht gesagt, daß die Urmenschen den Anblick des mondlichen
Lisozeans gerade als „Weib" überlieferten, sondern mit irgend­
einem Ausdruck, den Johannes als „Weib" wiedergeben konnte.
So wie wir heute vom „Mann im Monde" sprechen, so wäre es
denkbar, daß der vorsintflutliche Erdbegleiter zur Vollmondzeit ein
weibliches Gesicht gezeigt hätte.
klar sollte aber sein, daß als „Mond" nur jenes Zeichen zu ver­
stehen ist, mit welchem alle Welt den Mond bezeichnete, nämlich die Sichel.
Über dieser Sichel steht der nur erdbeleuchtete Teil
des Mondes: das Weib. Es hat also den Mond zu seinen
Füßen und ist wenige Augenblicke später „mit der Sonne
bekleidet",- umgeben von dem Lichtkran; des verfinsterten
Taggestirns.
was aber bedeuten die zwölf Sterne in der Krone?
Schon die Zahl an sich weist auf „Bearbeitung" hin. venken wir
an die zwölf israelitischen Stämme oder an die zwölf Tierkreisbilder
Tafel 9

Eis-Milchstraße und Eisschleier-Trichter.


Unsere heutige Sonnenwelt in ihrem geradlinigen Fluge nach den
Herkules-Lepersternen. Das schon steil ausgerichtete Planetenkreisel, in
dessen Mitte sich die mächtige Sonne befindet, wird umkränzt von der
hier aus Uaumgründen zu klein gezeichneten Eis-Milchstraße. Weit
draußen, im Bilde nicht mehr sichtbar, befindet sich jene ebenfalls mit
der Sonne parallel dahin-, gleichzeitig aber auch radial von ihr hinwcg-
fliegende Uleinsternfülle, deren Dichte nach den höheren galaktischen
Himmelsbreiten ganz allmählich abnimmt. Deren Mittelebene fällt
noch immer mit der Sonnenflugbahn zusammen, während der eis-
galaktische (Eis-Milchstraßen-) Gleicher dazu um lö—l7 Grad nach vorn
und etwas rechts niedergeneigt ist. Durch den Flug wird aus dem
vorderen Teile des Milchstraßenringes zufolge Weltraum-Widerstandes
ein langsames Zurückbleiben der kleineren Lirblöcke von Waggon-,
Haus- bis Uirchen- und mehr Größe veranlaßt. Diese Eislinge geraten
nach bestimmten Gesetzen in das Schweregebiet der Sonne und werden
von dieser in den Eirling-Zurückbleibungsbahnen zu einem Zirkus-
zeltdach-ähnlichcn Gebilde zusammengerafft.
Tafel 10

Der ssnnenniichste Teil des Lisling-Trichters.


Würden die Zurückbleibungsbahnen von Tafel d nicht durch die
äußeren und inneren Planeten sehr verwickelt gestört, so mündeten
alle Fallbahn-Tndcn schließlich geradlinig und senkrecht i» die Glut-
gashülle der Sonne. Trotz der argen Zerzausung dieses Gebildes durch
die genannten Störungen bleibt es aber im wesentlichen dennoch be­
stehen. von den Störungen erholen sich die kleineren Tislinge infolge
Weltraum-Widerstandes rascher und erreichen die Sonne dennoch schon
im ersten kjerankommen, während die größeren Stärlinge die Sonne
erstmals verfehlen und sie erst in elliptischen Spiralbahnen auf der
von der Ankunftsrichtung entgegengesetzten Seite erreichen, falls sie
groß genug sind, um nicht vorher ganz verdampft zu werden. Diese
größeren Lislinge verursachen auf der Sonne die sogenannte Sonnen-
tätigkeit: Flecke, Fackeln, Glutgasspringcr, ltronlicht und llronstrahlen.
Die kleineren Tislinge verpuffen meist schon in der Lhromosphäre zu
kföhcnprotuberanzen. Die Erde durchfährt den Trichtermantel im
August absteigend und im November aufsteigend. Dem entspricht auch
der jährliche kfäufigkeitswechsel der Sternschnuppen mit der kfaupt-
anschwellung vom Juli bis Dezember und einem auffallenden Zwischen-
Minimum im September, in welchem Monat der Lisling-Trichtcr unter­
fahren wird. Außer den Bahnen der vier kjeliodcn: Merkur, Venus, Trde,
Mars sehen wir da eine ltometenbahn und unter der Zeitlupe (schema-
tisch) dar kjeranschrumpfen der Tisplanetoiden-Bahnen an die Marsbahn.
Tafel l I

Die Bahnschrumpfkegel der fünf Helioden.


Infolge des Weltraum-Widerstandes schrumpfen die Planeten­
bahnen nach Maßgabe der ilörperniassen und Querschnitte verschieden
rasch ein. Unter den fünf kfelioden (Sonnenstoffplansten, Merkur im
Bilde aus Raumgründen vernachlässigt) schrumpfen die Bahnen in
der folgenden Ueihenfolge immer rascher ein: Trde, Venus, Mars,
Merkur, Luna (noch als planet). Deren Bahnen beschreiben im Raume
infolge des Sonncnfiuges sanft kegelförmige Schraubenlinien. Dies tritt
erst zutage, wenn man diese Regel in arger Verkürzung aufzeichnet,
wie dies hier im Bilde so geschehen, vgl. auch Abb. 60—63 samt
Bcgleittext. — Man sieht hier, wie zuerst Luna zum Trdmond werden
mußte, vann folgt Auflösung des Mondes, Sonneneinverleibung des
Merkur, Einfang und Auflösung des Mars durch die Erde, Sannen-
einverleibung der Venus und schließlich auch der um die heliotischen
Rerne von Luna und Mars vergrößerten Erde. Räch dem Einfänge
des Mars mußte die Erde alle heranschrumpfendcn Eisplanetoiden auf­
nehmen und dadurch schon frühzeitig ganz unter Wasser geraten, bevor
noch Mars seinen über 400 km tiefen Gzean über sie ergießen konnte. —
(Die Umlaufrichtung hat der Künstler irrtümlich verkehrt angedeutet.)
Tafel 12

Unsere Eis-Milchstraße als schließlicher Omega-Nebel.


Nachdem sich die Neste der kfeliodenzone längst der Sonne ein-
vcrleibt haben und Saturn unter Zertrümmerung seines Ringes zum
neptunischen Großmond Jupiters geworden sein wird, sind außerhalb
Jupiter noch Uranus und Neptun übriggeblieben, ver um seinen Ring
vergrößerte Saturn mußte sich später auch selbst zu einem Riesenring
um Jupiter auflösen. Inzwischen waren auch Uranus und Neptun in
entsprechenden Zeitspannen von Jupiter eingefangen worden, und
noch später mußten sie durch ihre Ruflösungsprodukte den Jupiterring
am Nußenrande noch weiter verstärken. Endlich, weit innerhalb der
heutigen Merkurbahn, sozusagen zum Monde der Sonne werdend,
mußte auch der mächtige Jupiterring in Trümmer gehen. Inzwischen
hatte die Sonne aber auch schon das vordere viertel der Eis-Milchstraße
in breitem Tore durchnagt und diese dann mit allmählich zurück-
gebogenen Torflügeln als Ringruine, als Vmega-Nebel hinter sich
zurückgclassen, welchen Zustand das Bild zeigt. Später muß sich auch
der um die Saturn-, Uranus- und Neptunmasse vergrößerte Jupiter
zu einem losen Eistrümmerring um die Sonne auflösen. Soweit diese
Trümmer nicht schon vorher verdampft werden, müssen sie in der
Sonne zur Verdampfung gelangen, und so für einige Zeit die Bildung
eines Nebelsterns veranlassen.
Scheinbare Zahresbewegung der Sonne. 137

und viele andere derartige Zahlenverwendungen, die Gläubige,


Priester, Sterndeuter und Alchemisten des Altertums mit besonderer
Vorliebe und aus tiefem, oft geheimnisvollem Sinne verwendeten
und deren Einfluß auch Johannes unterlag, als er seine geheime
Dffenbarung niederschrieb, so werden wir uns begnügen dürfen mit
einer Erklärung, die auf die Ursachen der Sternenkrone hinweist.
Während noch die
Schmalsicheldes Mondes
zu Kühen des „Weibes"
steht, werden im kargen
Strahlenlicht des Mor­
genrotes, in der „Krone"
Venus und Merkur, viel­
leicht auch Mars, Jupiter
und Saturn zu sehen sein.
Möglicherweise ist
gerade in dieser Hinsicht
ein Fingerzeig gegeben,
rechnerisch zu ermitteln,
wann einmal in früher
Vorzeit ein derart eigen­
artiges Zusammentref­
fen der Wandelstern-
stellung sich ereignet hat,
um daraus den tatsäch­
lichen Zeitpunkt des Er­
eignisses abzuleiten.
Also auch die Sterne in der Krone stimmen, wenn schon deren
Zahl, soweit wir sehen, übertrieben und künstlich zu einer „heiligen"
erhoben worden ist.
An diese merkwürdige Überlieferung läßt sich aber noch eine andere
Betrachtung anknüpfen.
Zu den zweifellos sehr früh von der denkenden Menschheit mit
Namen belegten Sternbildern gehören die zwölf als Tierkreis oder
Zodiakus bezeichneten Sterngruppen, welche einen Uran; bilden, in
welchem die Sonne während eines Jahres scheinbar umläuft.
wie kam wohl die Menschheit überhaupt dazu, hier Benennungen
einzuführen?
1Z8 Urberichte -er Menschheit.

Betrachten wir einmal unsere Abb. Z7. Befindet sich die Erde
am Lahnpunkt und sieht man nun nach der im Mittelpunkt stehenden
Sonne, so darf man sagen, das Tagesgestirn befinde sich im Sternbilde
des Widders, denn die Blickrichtung von zur Sonne führt zum schein­
baren Punkt Ll, der eben im Sternbilde des Widders liegt. Ist die Erde
von bis B weitergewandert, so scheint die Sonne von dort betrachtet
bei U, also im Bilde des Stiers, zu stehen. So kommt es, daß heute
jeder Monat sein besonderes Tierkreisbild besitzt, und zwar eben das,
in welchem gerade zu seiner Zeit die Sonne sich befindet.
Nun ist aber bekannt, daß in frühesten Zeiten keineswegs die
Sternbilder jene genaue Einteilung zu je Z0° aufwiesen, die unsere
Abbildung zeigt. Es war hipparch, der seine für astronomische Zwecke
erst brauchbare, wenn auch heute an sich verlassene Einteilung schuf.
Indessen war sein Vorbild aber wesentlich älter. Woher es stammt,
schien lange Zeit zweifelhaft, vie gegenwärtige Überzeugung lautet,
es sei als feststehend anzusehen, daß die Einteilung des Tierkreises in
Zeichen und Bilder babylonischer Herkunft sei. verschiedentliche neuere
Forschungen zeigen nun aber, daß unsere Zeit geradezu an einer Keil-
schriftenkrankheit leidet und immer wieder versucht, die Urgrundlagen
kultureller und wissenschaftlicher Einsichten den Keilschriftschreibern
zuzusprechen. Gegen diese Ansicht hat sich eine erhebliche Anzahl Ge­
lehrter, und zwar mit gutem Grunde gewendet. Wir wissen aber —
worauf wir noch gesondert zu sprechen kommen —, daß Babglonien
nur als Kolonie eines anderen Uroolkes, als Kolonie der Atlantis ver­
standen werden kann. In diesem Zusammenhänge möchte ich auf eine
bis zum heutigen Tage als Dichtung gewertete Sage Hinweisen, die
D. Mertens in seiner Weltgeschichte etwa mit den Worten wieder-
gibt: „Was Lerossus vom König Xisuthros erzählt, unter dessen Herr­
schaft eine Sintflut eingetreten sein soll, gehört selbstverständlich eben­
sowohl ins Reich der Fabel, wie die Erzählung vom göttlichen Zisch -
Menschen Dan, der den Babgloniern Sprache, Schrift und alle sonstigen
Kultursegnungen fix und fertig vom Meeresgrund heraufgebracht hat."
Dieses „selbstverständlich" bildet auch heute den ehernen Bestand
sehr vieler Forscher,- denn die Möglichkeit einer Sintflut mußte auf
Grund bisheriger Erkenntnisse bestritten werden. Uns aber ist die
Sintflut eine Selbstverständlichkeit. Da uns auch das Schicksal der
Atlantis vertraut ist, so finden wir auch sofort den Schlüssel zu der
oben angeführten „Fabel" vom göttlichen Fischmenschen Van. Setzen
Tierkreisbilder. 139

wir nämlich statt Meeresgrund Atlantis, so wird die Sage sofort zur
Wirklichkeit, denn die babylonische Urkultur ist eben nichts anderes
als eine atlantische Rolonialkultur. Schrift, Sprache und alle sonstigen
Rultursegnungen stammen also von der zum Meeresgrund gewordenen
Atlantis.
Gibt man aber der Möglichkeit Raum, daß Babglonien nur als
Tochterland zu betrachten ist, so dürften auch Zweifel an der Überzeu­
gung auftreten, der Tierkreis sei rein babylonischer Herkunft. Eben
hörten wir ja von jener merkwürdigen Himmelserscheinung, die zur
Zeit des eintägigen Monats von Ekuador aus beobachtbar war.
während dieser Zeit war es selbstredend den Beobachtern leicht, in­
folge des verfinsterten Himmels und der deutlich sichtbaren Sterne
täglich, wöchentlich und monatlich den scheinbaren Lauf der Sonne
am dunklen Tageshimmel aufs genaueste zu verfolgen, vas ganze
an Großartigkeit und Erhabenheit kaum zu überbietende Schauspiel
mußte zu einer Benennung der von der Sonne berührten Sterngebiete
geradezu hindrängen. Es wird sich später vielleicht noch entscheiden
lassen, ob nicht die Stammeszeichen (Totems) verschiedener Völker­
schaften zur Benennung der Himmelszeichen Verwendung fanden.
Raum vorher und niemals später zeigte die Sonne dem verstandes-
gemäß beobachtenden Menschen so eindringlich ihren scheinbaren weg
am Himmel wie zu diesen Zeiten. Es liegt daher nahe, eben gerade
in diese Spanne die Taufe der Tierkreisbilder zurückzuverlegen und
damals den Tierkreis überhaupt als astronomische Einrichtung erst­
malig berücksichtigt zu denken. Schließt man sich dieser Meinung an,
so verliert die merkwürdige Angabe, das Weib im Monde sei von 12
Sternen gekrönt gewesen, ihren geheimnisvollen Schimmer. Seht man
nämlich statt der Rrone von 12 Sternen 12 Sternbilder, so ist jede
Schwierigkeit behoben. Diese Deutung führe ich aber ausdrücklich als
Möglichkeit an, da mir bisher weitere Unterlagen, sie zu erhärten,
nicht bekannt geworden sind. Nur soviel scheint mir sicher, daß der
Tierkreis nicht auf die Labglonier zurückgeführt werden darf?").
Zu der Deutung der Abb. 29 wäre noch einiges zu sagen. Wer
die fragliche Stelle in der Bibel nachliest, der wird finden, daß dort
von Johannes eine Fülle allerverschiedenster Überlieferungen zu einem
Geschehen zusammengeschweißt wurde. Unsere Einsichten gestatten
uns, wie im folgenden Abschnitt noch deutlich werden wird, dieses
scheinbar einheitliche Bild in seine Bestandteile aufzulösen. Denn
140 Urberichte der Menschheit.

Johannes selbst hatte gewiß keine Ahnung von den wahren Vorgängen
und deren Ursachen, sondern verschmolz Überlieferungen zu seinem
gewaltigen Gemälde, das in gewissem Sinne durchaus prophetisch ist,
denn alles von ihm Geschilderte wird sich, wie ein Blick auf unsere Tafel
„vas Schicksal der Erde" zeigt, zweifellos wiederholen.
Mit der hier oorgetragenen Deutung aber reicht unser Blick in
schier ungeahnte vorzeitsernen zurück, in Zeiten, die mindestens fünf
bis zehn Millionen Jahre, wie wir noch sehen werden, wahrscheinlich
in noch größeren Zeittiefen zurückliegen.
Fünf bis zehn Millionen Jahre sind an sich keineswegs außer­
ordentliche Zahlen, gibt doch Kran; M. §eldhaus in seiner be­
rühmten „Technik der Vorzeit" für die Zeit der Transeolithik etwa
sechs Millionen Jahre an. Das dürfte das Allermindeste sein, was wir
für die obige allerälteste Urkunde der Menschheit anzusehen
haben, auch dann, wenn der Münsterer Sternforscher Joseph
Platz mann diese Tatsachen als „Gipfel der Zumutung an die Gläubig­
keit des Lesers" bezeichnet.
wir glauben in kühler Ableitung unsere Ergebnisse gewonnen
zu haben, ohne an die „Gläubigkeit des Lesers" jene Ansprüche zu
stellen, die Platzmann in jedem seiner Bücher an den Leser stellt,
wenn er den glühenden, sich zusammenziehenden Gasball der
Laplaceschen Weltentstehungslehre als eine Selbstverständlichkeit
vorausseht, obwohl doch jedermann weih, daß glühende Gase sich
ausdehnen, und alle einsichtigen Näpfe längst die völlige Unhaltbarkeit
des Gasnebelmärchens erkannt haben.
wenn der weg, den wir bisher gegangen, bunt und reich an
Überraschungen war, so liegt das nicht an der Welteislehre, sondern
an dem Weltwunder selber, das in seiner Natürlichkeit alle Einbildungs­
kraft des Menschen immer dann in Schatten stellt, wenn neue Wege
sich eröffnet haben.
Und ein neuer Weg, daran ist nicht zu rütteln, das ist die Welteis­
lehre,' ein weg, der uns hier ein ganz fernliegendes Gebiet erschloß. —
So haben wir, veranlaßt durch die naturwissenschaftliche Prüfung
der Dffenbarung, nochmals den ganzen Vorgang der Mondauflösung
in erweiterter Darstellung kennen gelernt und finden, daß sie, um bei
der Bibel zu bleiben, im Grunde genommen nichts anderes ist, als
die Schilderung dessen, was wir den mosaischen Sintflutbericht nennen,
nur in umfassender Form.
Verwischung der Jahreszeiten. 141

lehren wir nochmals zu Moses zurück, so finden wir dort noch


einen Vers, der ebenfalls bisher niemals auf seine tatsächlichen Grund­
lagen hin erforscht wurde, und der uns doch zu Neuem führen wird.
Sehen wir uns die Bilder IX und X der Abb. 64 an, die ja die
rechnerischen Ergebnisse in Bildform veranschaulicht, so gewahren
wir, daß die Erdachse von I nach X zu immer steiler sich aufrichtet.
Nun weiß aber jedermann, datz die irdischen Jahreszeiten der Gegen­
wart eben durch jene Schiefstellung der Erdachse bedingt werden,
wie sie I zeigt. Je steiler die Achse durch den immer schneller um-
rasenden Mond aufgerichtet wird, desto weniger ausgeprägt werden
die Jahreszeiten sein und einem von unserem heutigen durchaus unter­
schiedlichen Zustande Platz machen. Mit dem verwischen von Winter
und Sommer und damit von gesonderten Zeiten der Wärme und
Kälte mußte auch die regelmäßige Folge von Saat und Ernte auf­
hören. Unter diesem Gesichtswinkel völlig veränderter witterungs-
verhältnisse gewinnt die folgende Stelle besondere Bedeutung:
„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte,
Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."
Diese Zusage war zu ihrer Zeit, als noch die Schrecken der ver­
gangenen Weltwende lebendiger in der Erinnerung der Völker
pulsten, eine köstliche Beruhigung.
Dieser Vers ist überdies auch der einzige Anhaltspunkt bei Moses,
daß vor der Sintflut eine Zeit war, in der es, um einen anderen ent­
sprechenden Hinweis der Bibel zu benutzen, „keine Zeit" mehr gab.
Es war nie regelrechter Tag oder regelrechte Nacht, auch nicht eigent­
lich Sommer und Winter, wie zur Zeit, da die mosaische Sintfiutsage
niedergeschrieben wurde. Es gab also in unserem Sinne nicht Saat
und Ernte; sondern ein immer trüberes Wetter deckte den Himmel;
der Tag war unausgesprochen, weil er zwei- bis dreimal verfinstert,
ebenso die Nacht, weil sie zwei- bis dreimal erhellt war; ein ewiges
wechselreiches Dnerlei.
Lei der Offenbarung ist noch zu bemerken, daß zwei der ge­
brachten Verse nicht in der natürlichen Reihenfolge stehen, nämlich
die Stelle, welche von der Verfinsterung handelt, und jene, die von
dem Einschuß der Mondkernbrocken spricht. Das besagt natürlich
nichts gegen die offensichtliche Tatsache, daß der Verfasser alte Puellen
benähte, die er nun ohne eigentliche Kenntnisse der natürlichen Be­
dingungen seinen Absichten dienstbar machte.
142 Urberichte der Menschheit.

Auf diese Weise wird man auch ;u der Überzeugung geführt, daß
der Schreiber kein einfacher, sondern ein wohlgebildeter Mann ge­
wesen sein mutz, vielleicht jener ägyptische Priester, der aus den
alchemistischen Schriften bekannt ist.
So wie wir hier, ohne die Glaubensfrage auch nur im ent­
ferntesten zu streifen, in rein sachlicher Form eine Prüfung Vornahmen,
so darf erhofft werden, daß sich naturwissenschaftlich gebildete Theo­
logen finden werden, welche die bisher so unverständliche Scheu
überwinden, das Buch der Bücher auch einmal als Buch der Natur
zu betrachten und auf Grund der in unserer Arbeit gegebenen Hinweise
die schon bei flüchtigem Überschauen zahlreich vorhandenen Beziehungen
auf Kulturhöhen der Urzeit herauszuschälen. Dann werden auch
von dieser Seite jene Ansichten, die ich noch zu entwickeln gedenke,
und deren Festlegung bereits in Jahren geschah, da ich von der
welteislehre noch nichts wußte, dann werden, dessen bin ich
sicher, jene Gedanken über die Kulturen der vorwelt, über die
höhenwege jener zum großen Teile während der Weltwenden um-
gekommenen Menschen, als berechtigt anerkannt und zum Gegen­
stände eines völlig neuen Gebietes, der vormondforschung ge­
macht werden.
hier bieten uns die zweifellos sehr alten Sagen der Juden eine
vortreffliche handhabe^). Bisher sind mir jedenfalls keinerlei andere
Überlieferungen bekannt geworden, die in solcher Kühle und Klarheit
in Zeiten zurückweisen, die wahrscheinlich bis in die Sekundärzeit
(siehe geologische Tafel) hineinlangen. Um ihre Wirkung nicht zwischen
den anderen hier erwähnten Überlieferungen abzuschwächen, möchte
ich sie hier in kleiner Auswahl zusammenstellen.
In der von Micha Josef bin Gorion herausgegebenen Samm­
lung heißt es: „Noch vor der Sintflut war kenan König über die ganze
Welt, und er schrieb schon damals alles von der Sintflut nieder auf
steinernen Tafeln. Auch beschrieb er in derselbigen Schrift, wie zu
seiner Zeit der Gzean ein Drittel der Welt überschwemmt hatte und
wie sich in den Tagen des Gnos dasselbe zutrug."
In diesen Worten ist zweifellos von zwei Sintfluten die Rede,
allerdings in einer Zorm, welche schon auf uralte Überlieferungen
deutet, die hier von neuem zusammengefaßt erscheinen.
Auch die Sintflut selbst wird hier in einer Weise beschrieben, die
hörbiger, dem bis heute die hier angeführten Sagen unbekannt sind,
Jüdische Ursagen. 143

bereits vor über 20 Jahren in gleicher Form abgeleitet hat, als er auf
Grund der Mondauflösung behauptete, die Sintfluten seien keinesfalls
von heute aus morgen in Erscheinung getreten,- vielmehr habe ein
Zurückfluten der Gürtelhochflut bereits kurz nach Mondauflösungs-
beginn eingesetzt, hörbiger sprach deswegen die Überzeugung aus,
daß besonders Nüstenbewohner durch das zunächst langsam, aber un­
verkennbar vordringende Meer veranlaßt wurden, Fahrzeuge zu
rüsten, um auf alles vorbereitet zu sein. Es liegt auch auf der Hand,
daß mit der Schiffahrt vertraute für solche Gelegenheiten genügende
Vorräte an Lord nahmen. Später hat man dann wohl diese Vorsichts­
maßregel der Nüstenbewohner auf göttliche Eingebung zurückgeführt,
da die Einzelheiten der beginnenden Sintflut dem wissen später Nach­
fahren verloren gegangen waren.
Trefflich gliedert sich in diese Gedanken nun eine weitere jüdische
Sage ein: „Auch die Wasser pflegten vor Noah morgens und abends
hochzusteigen und spülten die Leichen der Toten aus ihren Gräbern
heraus." Zweifellos geht aus diesen Angaben hervor, datz das Meer
weit ins Land hineinzudringen begann, denn auch der Nüstenbewohner
pflegt seine Toten nicht am Strande zu beerdigen.
weitere treffliche Einsichten gewährt eine andere Sage: „vier
vinge änderten sich in der Welt zur Zeit Lnos'. vie Serge, auf denen
vorher geackert und gesät worden war, wurden jetzt versteinert. In
den Leibern der Toten nisteten sich Würmer ein,- nie hatte man zuvor
gewußt, was Verwesung heißt, vie Menschen wurden in ihrem Aus­
sehen zu Affen."
vie Versteinerung ehedem bebauter Hügel ist nicht ohne weiteres
zu erklären, will man nicht, was kaum möglich, eine auf Urzeit zu­
rückgehende voreiszeitliche Erinnerung an Gebiete voraussetzen, die
während der Eiszeit mit neuen Schichten überlagert wurden. Ich
halte diese Deutung für unzutreffend, glaube vielmehr, daß es
nicht versteinert, sondern versteint, mit Steinen besät, heißen muß,-
denn Geröll wurde von den Sintflutwogen gewiß weit ins Land
getragen.
Dagegen ist der nächste Sah sicherlich eine Erfahrungstatsache und
beweist, daß die Überliefere! an der Grenze der ja weit nach Süden
hinabreichenden Eiszeitgebiete wohnten, in denen vor der Sintflut
die Toten zwar gefrieren, aber kaum verwesen konnten. Nach der
Sintflut aber begann die Eiszeit abzuklingen und einer Spanne ewigen
144 Urberichte der Menschheit.

Frühlings Platz zu machen, in der selbstredend auch in jenen ehedem


kalten Gebieten die Verwesung ihr Werk tat.
vie letzte Behauptung, daß die Menschen in ihrem Aussehen zu
Affen wurden, deutet wahrscheinlich auf eine Mischung bei der
Sintflut geretteter Kassenreste hin, kann aber zum Teil auch eine
biologische Antwort des Lebens auf die jetzt völlig neuen Umwelt­
einflüsse sein.
Auch über den von Westen nach Gsten umlaufenden Mond, der
ja infolge seiner Nähe und darum bedeutenden Größe für den Ur­
menschen fast wesentlicher als die Sonne werden mußte, berichtet
die jüdische Sage: „ver Herr ließ die Sonne auf der Abendseite auf­
gehen und auf der Morgenseite untergehen."
Man stutzt da zunächst natürlich über das Wort Sonne, ver
Sagenforscher aber weiß, daß sowohl Sonne statt Mond wie Mond
statt Sonne gebraucht wurde, besonders wohl deswegen, weil man in
späteren Zeiten nichts mehr davon ahnte, daß in kurz vorsintflutlicher
Zeit der Mond für den Erdenbewohner das beherrschende Gestirn
geworden war und deswegen geneigt schien, die überlieferten ge­
waltigen Ereignisse lieber der Sonne als dem Monde zuzuschreiben.
wir, die wir wissen, daß nach dem eintägigen Monat, als der
immer von Westen nach Gsten sich bewegende Mond nun, da er
schneller als die Erde umlief, auch deutlich diese seine wahre Bewe­
gung verriet, wir bedürfen keines besonderen Beweises, daß die
Beschreibung des scheinbar verkehrten Laufes nur dem Monde
gelten kann.
Überblicken wir noch einmal diese kurze Auswahl jüdischer Über­
lieferungen, so müssen wir sagen, daß es sich hier um ungewöhnlich
scharf gesehene Berichte handelt, die, wie die Mitteilung von den beiden
Sintfluten überdies zeigt, in allergraueste Vorzeit zurückreichen.
Wenn wir bei Erklärung der Abb. 35 davon sprachen, daß der hier
dargestellte Bericht mindestens 6 Millionen Zähre alt sei, so sind wir
gezwungen, dem jüdischen voppelsintflutbericht zum allermindesten
das doppelte Alter zuzuerkennen.
Ich zweifle nicht, daß in absehbarer Zeit die Sagenforschung noch
viel überraschendere vinge zutage fördern wird. Venn erst dadurch,
daß mit Hilfe der Welteislehre die naturwissenschaftliche Grundlage
zum Verständnis der Überlieferungen geschaffen wurde, wird es er­
möglicht, den wahren zugrunde liegenden Sachverhalt zu erkennen
Da; Alter der ägyptischen Cultur. 145

und die überwucherten ehemaligen Lrlebnistatsachen zur Schaffung


einer Wissenschaft der Vormondkultur zu verwenden.
Dann werden wir die Kulturgeschichte der Menschheit nicht wie
bisher auf sieben oder acht Jahrtausende, auch nicht auf siebzig bis
achtzig oder sieben- bis achthundert Jahrtausende beschränken, sondern
auf Jahrmillionen zu erweitern vermögen, und die Antwort, die der
Dichter horst Schattier, im stillen ein begeisterter Geschichtsforscher,
mir einmal auf meine diese Dinge berührenden Ausführungen gab,
wird alles andere als widersinnig klingen: „Gewiß, die Zünde Aggp-
tens deuten auf ein viel höheres Alter, als wir bisher annehmen. Statt
an sechs könnte man, ohne den Dingen Gewalt anzutun, ruhig an
sechzig Jahrtausende denken."

Sischer, Sintflut 10
Äom Sinn d?r Sagen.
wohl weiß ich: hier bereits stutzt der Kenner alter Sagen,
"alter Kulturen und alter Geistesgeschichte,- denn er meint zu
wissen, wie in jedem Völkerleben eine Zeit mythischen Denkens ge­
herrscht habe. Mit Einschränkung ist das auch richtig. Nur der Schluß
wäre verfehlt, hier habe es sich um eine Spanne gehandelt, welche
allein Mythen als dichterische Schöpfungen hervorbrachte.
Lei näherem Zusehen wird sogar durchsichtig werden, datz streng
genommen die Zeiten mythischen Denkens in scheinbar rhythmischer
Bewegung in den Vordergrund treten und wieder unsichtbarer werden,
um sich so jeweils über ganze erdgeschichtliche
Weltalter zu erstrecken.
Um hier erst einmal näheren Einblick zu
gewinnen, soll betont werden, datz auf Grund
der Welteislehre die vorweltforschung im
Rahmen der geologischen Zeitalter völlig scharf
voneinander geschiedene Erscheinungsformen
der Lebewesen findet.
Es war der Münchner Paläontologe Edgar
Vacquö, der zuerst in seiner Typentheorie auf
diese vinge umfassender aufmerksam machte.
Kurt Kram gibt in seinem sehr lesens­
werten Werke „Magie und Zauberei" eine
vämonausdervresdener kurze treffende Darstellung der Anschauungen
Majahandschrift mit noch des Münchner Gelehrten:
verwachsener Hand. (Nach „Nach der alten Stammbaumlehre
mützten die jüngsten Erdschichten (Quartär­
zeit) der Erd- und vorweltkunde die reichste Ausbeute an Über­
resten organischer Lebensformen liefern,- und in je ältere Erd­
schichten man kommt, um so spärlicher mützten die Spuren des
Lebens werden, vas Gegenteil ist der Fall, vie älteren Erd­
schichten sind reicher an organischen Formen aller Art (Meer- und Land­
bewohnern, Vögeln und Säugetieren, Gewürm und Molchen) als die
jüngeren. Nur von Menschen fand sich bis jetzt über die Viluvialzeit
hinab keine Spur, vielleicht nur deshalb, weil sich die Forschung noch
nicht auf Gegenden und Kontinente (Atlantis, Gondwanaland) er­
streckte oder nicht mehr auf die erstrecken kann, wo der Mensch vor der
Typenlehre. 147

Viluvialzeit gelebt hat. Daß er viel älter sein müsse als die bisherigen
Spuren aufzeigen, hat zuerst Hermann RIaatsch auf Grund seiner
anatomischen Arbeiten auszusprechen gewagt. Ihm folgt Vacqu«
und vermehrt die gewichtigen Gründe des Anatomen noch gewaltig
durch die der Erdkunde und vorweltkunde nach ihrem jetzigen Stand.
vie ganze Sülle des Lebens muß sich nach den bisherigen Sunden
aus Urtypen entwickelt haben, die bis in die tiefsten der bis jetzt er­
kundeten Erdschichten in vielen, vielfach verschlungenen, immer neuen
Gestalten hinabreichen. So finden wir als Typus das Säugetier, von
dem die ersten Spuren bis in die Permzeit reichen. Als einen anderen
Typus das Reptil, das ebenfalls nach gemachten Sunden bis min-

Abb. 39.
Zährte eines Kmphibiumr oder Reptils aus dem altmesozoischen Thüringer
Luntsandstein. (Nach vacquö.)

bestens in die Permzeit zurückgeht. Als einen dritten Typus das Amphi-
bium, dessen Spuren bis in die Steinkohlenzeit reichen. In der Devon-
zeit gibt es erste Spuren von Vierfüßlern, in der Silurzeit fanden sich
bis jetzt nur Zische und niedere Tiere, wir haben keine Belege dafür,
daß einer dieser Typen in den andern übergehen kann, vielmehr
spricht biologisch alles dagegen. So haben;. B. alle Wirbeltiere als
zentralen Nervenstrang ein Rückenmark, die niederen Sormen des
Lebens ein Vauchmark. Dazwischen liegt eine Nluft, die sich biologisch
nicht Überdrücken läßt und keine „Entwicklung" des einen Typus zum
andern glaubhaft macht.
Zu dieser Typenlehre kommt als Ergänzung die Lehre vom Zeit­
charakter. Zu bestimmten Erdzeiten (siehe die Tabelle S. 150) gleichen
sich alle Lebensformen einer in dieser Zeit vorherrschenden Gestalt,
einem bestimmten äußeren Habitus möglichst an. Man hat z. S. in
148 Dom Sinn der Sagen.

Südafrika den Schädel eines Reptils aus der Triaszeit gefunden mit
Säugetiermerkmalen und Säugetiergebitz. Trotz dieser Säugetier­
merkmale ist das Tier aber kein Säugetier, so daß man sagen könnte,
hier hat sich aus einem Reptil ein Säugetier „entwickelt", sondern das
Tier ist und bleibt seinem inneren Bau und Skelett nach ein Reptil,
wenn nun ein Reptil in der Triaszeit, einer Hauptzeit dieses Tgpus,
Säugetiermerkmale zeigt, so beweist dies nur, daß das Säugetier als
Lebensform damals sozusagen in der Luft lag und dem, was schon
lebt, seine Form, seinen Habitus mitzuteilen suchte. So finden sich
bei bestimmten Funden der Permzeit nicht nur Amphibien als Molche,
sondern auch echte Reptile, die durch ihren breiten Kopf und die ganze
Körperhaltung wie Molche aussehen. Vie Molchgestalt war eben ein
Zeitcharakter des Spätpaläozoikums, dem sich auch Reptile nicht ent­
zogen. wie für eine Epoche der Triaszeit die Schildkrötengestalt
Zeitcharakter wird. In der Tertiärzeit wird es z. B. die Affengestalt,
vie Urform, der Tgpus, bleibt sich also in seinem Wesen, wodurch er
sich von anderen Tgpen unterscheidet, gleich, kann aber eine be­
stimmte Zeitform, einen Zeitcharakter annehmen, so daß für den ober­
flächlichen Betrachter manche Reptile dann für Amphibien gehalten
werden könnten oder auch für angehende Säugetiere, viele andere
Beispiele dafür bei vacquö. Zeigt der Zeitcharakter, datz sich eine neue
Form bilden will, so erkennen wir zugleich, wenn ein schon vorhan­
dener Tgpus diesem Zeitcharakter sich anzugleichen sucht, datz er älter
sein muh, als die sich durch einen bestimmten Zeitcharakter erst an­
kündigende neue Lebensform. Auf Grund dieser Hypothese folgern
wir, was die vorweltkunde dann durch zahlreiche Funde belegt, datz
das Amphibium ein älterer Tgpus ist als das Reptil und der Fisch
(vergleiche die Zeittafel), älter als sie beide, datz es aber Epochen
geben kann, wo solche Urtgpen infolge des Zeitcharakters einander
zum verwechseln ähnlich sehen können.
Nun hat sich im Thüringer Buntsandstein aus der Triaszeit die
Fährte eines Amphibiums gefunden, deren Abdrücke grötzte Ähnlich­
keit mit Kinderhänden, noch deutlicher mit der Menschenhand im
Embrgonalzustand, haben, worauf schon Klaatsch hingewiesen hat.
Diese und andere Funde und Untersuchungen (vergleiche vacquö)
legen die Annahme (Hypothese) nahe, datz der Mensch als Tgpus
mindestens schon in die Permzeit, in welche die Entstehung des Säuge­
tieres fällt, hinabreicht. Er wäre also nicht, wie die alte Abstammung;-
Lehre vom Zeitcharakter. 14S

lehre will, ein letztes Entwicklungserzeugnis der Wirbeltiere, ein


Spätzeitprodukt, sondern ein Typus, der bis in das Paläozoikum
zurückreicht, dem Zeitcharakter entsprechend sich wandelnde Formen
annahm, ohne sein innerstes Wesen dabei aufzugeben, also im Paläo­
zoikum einmal fischartig, dann amphibienartig, später reptilartig,
schließlich im Spättertiär affenartig wurde, bis er seinen Typus als
Menschenform in der sogenannten historischen Zeit auch der Gestalt
nach zur Vollendung brächte, wozu auch jeder andere Typus im Laufe
von Zahrmillionen einmal gelangt ist, was wir dann seine Hauptzeit
nennen, wir leben seit dem Diluvium in der Hauptzeit des Menschen
in Menschengestalt.
Dies in knappen Zügen die Hypothese von den Urtypen und dem
Zeitcharakter, die nicht zum wenigsten noch dadurch biologisch stark
gestützt wird, daß der menschliche Embryo von der kiematmung an
in neun Monaten noch einmal die Hauptstationen der verschiedenen
Zeitcharaktere, die sich auf Zahrmillionen verteilen, durchläuft. Der
Typus Mensch rückt durch den sich wandelnden Zeitcharakter seit dem
Paläozoikum in ein ganz besonderes und enges Verhältnis zu allen
Hauptformen des Lebens, soweit immer wir sie zurückverfolgen
können,' und es wird nun auch ohne weiteres begreiflich, wie der
Darwinismus dazu kam, weil zum Spättertiär als Zeitcharakter die
Affenartigkeit gehörte, den Menschen sich aus dem Affen „entwickeln"
zu lassen. Die Typenhypothese sieht aber auch in den alten Sagen,
die von Zisch- und Skorpionmenschen, von Kentauren, von Menschen
mit Vogelgesichtern oder Hundeköpfen, vom hürnenen Siegfried, Zy­
klopen und dergleichen zu berichten wissen, nicht mehr leere Phanta­
stereien, die sich primitive Zeiten, denen es an der nötigen „Auf­
klärung" fehlte, aus den Fingern gesogen haben, sondern letzte Nieder-
schläge einer einmal vorhanden gewesenen Naturwirklichkeit."
Zweifellos hat es ehedem „Menschen" gegeben, deren Finger noch
verwachsen waren, ebenso wie es ehedem zu anderen Zeiten „Menschen"
gab, die hornhäutig waren. Man darf wohl hoffen, daß es der Forschung
gelingen wird, die Frühformen unserer vorfahren noch zu entdecken;
dann wird man finden, datz von Mondzeit zu Mondzeit scharf unter­
schiedliche Änderungen beobachtet werden können, hinein bis in unsere
heutigen Tage, da der Mensch auch nichts anderes ist als ein Ergebnis
seiner eigenen Zeit, bis ins einzelnste von ihr bedingt.
Nicht nur unsere beigefügte Abbildung aus der alten Maja-
vom Sinn der Sagen.
Erdgeschichtliche Zeittafel (nach vacquö).

historis che Reiner


Jetzt­
Quar­ Menschenzeit Intellekt
zeit
tär­ Steinzeiten, 500000 Jahre
Viluvial­ Erlöschende
zeit Liszeitmensch,
zeit Viluvialmensch Natursichtig-
Nänozoikum keit
Abspaltung der Hauptzeit der
Menschenaffen Säugetiere
(Zeit des jungen
und Affen­
Lebens) Zunehmende
menschen
Großhirnent- j 4-7 Millionen
Jung- l Tertiär- Zeitalter der
faltung Jahre
Alt- I zeit Säugetier­
herrschaft
Kreidezeit Erste Laub­ verschwinden
Mesozoikum bäume des Stirn-
Jurazeit Erster vogel- a uges

Hauptzeit der
15-20 Mil-
(Zeit des mitt­ tgpus Abnahme des lionen Jahre

Reptilien
leren Lebens) Triaszeit Sichere Spuren Stirnauges
ältester Säuge­ Beginn derGroß-

Hauptzeit der
Amphibien
tiere hirnentfaltung
Permzeit Entstehung
des Läuge-
Paläozoikum tiertgpus
Stirnauge und
Steinkohlenzeit Erste Amphi­ Natursom-
(Zeit des alten bien und Rep­ Noch größer«
Lebens) nambulismus
tilien Zeitperioden
Oeoonzeit Erste Bildung
Q von Vierfüßlern
-8
Z
D
A
Silurzeit Nur Zische und
niedere Tiere
Scharf unterscheidbare Zeitalter. 151

Handschrift beweist etwa unsere Behauptung, datz die Singer des Men­
schen ehedem verwachsen waren, sondern auch der Embryo zeigt noch
eine derartige Erscheinung und macht es auf Grund des biogenetischen
Gesetzes wahrscheinlich, daß er hier eine Srühform seiner vorfahren
wiederholt. Wir besitzen aber auch unmittelbare Überlieferungen,
welche die Behauptung aufstellen, der Mensch habe ehedem un-
getrennte Singer besessen. Es sind die Überlieferungen der Juden,
welche hinsichtlich dieser Angabe wohl einzig dastehen. Wir haben schon
gesehen, datz gerade die jüdischen Sagen in
ihrer Klarheit auf ein Alter zurückgehen, das
man wohl höher als 10 Millionen Jahre wird
ansehen müssen, hier findet sich die zunächst
höchst merkwürdig anmutende Behauptung:
„vie Hände aller Menschenkinder vor Noah
waren noch ungestaltig und wie geschlossen und
die Singer nicht getrennt voneinander." hier
handelt es sich zweifellos um eine äutzerst tief
in die Vergangenheit reichende Rückerinnerung.
Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir
annehmen, datz die Getrenntfingrigkeit eben­
Abb. 40.
falls nur eine Solge der wechselnden Um­
Assyrische Reliefdar­
weltseinflüsse infolge einer neu anbrechenden stellung eines Drachen.
Mondzeit war. Der behornte Körper stellt
hier also darf schon gesagt werden, datz eine Rückerinnerung an
nicht nur die äußere Gestaltung jedes geolo­ die Urzeiten dar. (Nach
DacquL.)
gischen Abschnittes sich von den anderen als
zeitbedingt scharf unterscheidet, sondern datz auch die „Zorm" Mensch
sowie die menschlichen Äußerungen, die menschliche Kultur umweltlich
von den Zeitwenden beeinflußt erscheint. Drücken wir das im Sinne
der Welteislehre aus, und erinnern wir uns, daß die geologischen
Abschnitte nur Ergebnisse jeweils eines Mondes waren, daß also nach
dem Niederbruch jeweils eines Mondes der über die Sintflut gerettete
Lebensteil in ein neues geologisches Zeitalter hinüberschritt, so wird uns
ohne weiteres klar, daß eben das Gesicht jedes geologischen Weltalters
sich von seinem Vorgänger und seinem Nachfahren unterscheiden muß.
Jede geologische Zeitstufe prägt sich also in den biologischen Zügen
seiner Lebensformen ebenso unmißverständlich aus, wie sie ablesbar
wird in den kulturäußerungen eben dieser Lebewesen.
152 vom Sinn der Sagen.

wir wollen noch ein wenig tiefer in diese vinge hineinhorchen


und uns einige Vertreter geologischer Zeitalter ansehen.
während etwa die Riesensaurier ihre Herrschaft in der Sekun-
därzeit entfalteten und die Säugetiere im Tertiär zur Blüte ge­
langten, kann man heute nichts anderes sagen, als datz alles Sein
in der Gegenwart bereits die annähernd beste Zorm seines
Leben; als Antwort auf die Einwirkungen seiner Umwelt ge­
funden hat.

Abb. 41.
Reptil aus der Kreidezeit Nordamerikas im vergleich zu einem aus­
gewachsenen Menschen. (Nach h. Z. Dsborn und 0 acquS.)

Ich verstehe aber, um dies schon hier hervorzuheben, unter Um­


welteinfluß nicht etwa nur die Erbanlagen und die natürliche irdische
Heimat, sondern auch die Belange des Kosmos, welche heute auf jedes
Leben wirkend autzer allem Zweifel stehen, vas habe ich in meinem
„Rhgthmus des kosmischen Lebens" nachzuweisen versucht und gezeigt,
wie innig alles Leben vom Takte der Sonne abhängig ist, abhängig bis
in seine geistigen und schöpferischen Zähigkeiten hinein. Diese Ent­
deckung führte mich zur Begründung der heliobiologie, welche er­
kennen läßt, daß üer Liszufluß zur Sonne wie ein Taktgeber den Herz­
schlag bildet, dessen pulsen in jedem Lebewesen bis in die feinsten
unbewußten Äußerungen des Körpers aufgedeckt werden kann.
Aber eben dieser Herzschlag ist abhängig von seiner „Nahrung",
Leben und Kosmos. 1SL

von dem Liszuflutz. Und dieser Zufluß wieder unterliegt eigenartigen


Gesetzen, die ihre Ursache in der Planelenstellung haben. Jupiter,
der Riesenwanderstern, schwingt hier vorwiegend den Taktstock. Sein
Einfluß ist überall spürbar. Aber auf diese Dinge kann hier nur flüchtig
hingewiesen werden, denn es sollte nichts weiter gesagt sein, als datz
der Sonnentakt ein Ergebnis aus Eiszufluß und Planetenstellung ist.
Und dieser Sonnenrhgthmus beeinflußt die Erde und alles Leben.
Doch auch er unterliegt weiteren Störungen, welche vorwiegend vom
jeweiligen Monde veranlaßt werden. Auch unser heutiger Begleiter
zieht über den Fluren nicht immer in gleicher Bahn. In einem
l8-jährigen Takte wechselt er zwischen seinem tiefsten und höchsten
Standpunkt am Nachthimmel. Zudem kommt er der Erde immer näher.
Und hat er sich im verlaufe kosmischer Zeiten nahe genug an unseren
Stern herangewunden, so wird man fühlen können, daß sein Einfluß
um diese Zeit ein anderer sein muß als während des Zrühalters seiner
Zernstellung. Es wird Aufgabe der Lebenswissenschaft sein, hier zu
erforschen, inwieweit der Mondabstand und seine den Sonnentakt ver­
ändernden Auswirkungen sich im Gepräge des Lebensantlitzes be­
merkbar machen.
Daß hier Einflüsse bestehen, und zwar Einflüsse, welche das
Leben zu neuen Antworten zwingen, liegt schon deswegen nahe, weil
der herankommende Mond eine dauernde Veränderung des absoluten
Gewichtes veranlaßt. Ist diese Änderung auch gering, und beträgt sie
in der Zeit kurz vor Sintflutbeginn während des Mondhochstandes
auch nur einige Kilogramm auf die Tonne, so darf es doch kaum zweifel­
haft bleiben, daß derartige Veränderungen auch wohl biologisch be­
antwortet werden, vielleicht — aber das ist eine bisher ganz un­
bewiesene Annahme — steht die Größe der Lebewesen in gewisser
Abhängigkeit von diesen Dingen.
Nun sind aber seit Beginn des Lebens, welches zweifellos bereits
das Urmuster dessen hervorbrachte, was wir in linienartiger Anpassung
heute als Mensch bezeichnen — es sind also seit Beginn des Lebens
gewiß mindestens fünf Monde Begleiter der Erde gewesen und haben,
wie unsere geolog. Tafel zeigt, die Geschichte ihrer Zeitalter als stumme
Nunen ins Luch der Natur geschrieben. Aber jeder dieser Monde ist an­
ders gewesen als sein Vorgänger und anders als sein Nachfolger. Ihre
Beeinflussung der Erde mußte also ebenso eine unterschiedliche sein.
Man könnte vielleicht daran denken, daß etwa ein früherer Mond,
154 Vom Sinn der Sagen.

der viel kleiner als der heutige war, nicht nur einen wesentlich gerin­
geren Wasservorrat besaß, sondern zufällig vielleicht an radioaktiven
Stoffen reich war oder aber, datz durch seinen Einfluß, und wie als
naheliegend sehr wohl denkbar, durch erhöhten Liszufluß zur Sonne
eine starke Wolkenbildung auf Erden veranlaßte. Daß der Eirzufluß
zur Sonne früher zweifellos größer war als heute, geht schon daraus
hervor, datz die Rleineiste'le der inneren Milchstraße die größeren
überwiegen und darum schneller zur Sonne gelangen mußten, als
dies heute der Fall ist, wo die kleineren und kleinsten Teile schon zum
größten Teile der Sonne und den Wandelsternen anheimgefallen sind.
Es sollen hier diese vinge auch nur angedeutet werden, um dem
Renner der Welteislehre die Möglichkeit zu vertieften Einblicken zu
geben, wir bedürfen auch hier nicht der Einzelheiten, sondern die
Erkenntnis der Mondzeitalter als solchen genügt, um den Gedanken
zu festigen, daß jedes geologische Zeitalter, das nichts anderes ist als
jeweils eine Mondzeit, eben ihr und nur ihr eigenstes Gepräge besaß,
dessen Einfluß alles Leben, also Pflanzen und Tiere, in seinem Sinne
gestaltete. Denn nur wo dies geschieht, und wo das Leben zweck­
mäßig durch Anpassung antwortete, konnte ein vauersein erzielt
werden im Gegensatz zu jenen Lebewesen, welche infolge auftretender
Mißverhältnisse zu den Einflüssen der Umwelt zum Aussterben ge­
zwungen, also vernichtet wurden. So kommt es, datz jedes Mondzeit­
alter nicht nur sein äußerlich biologisches Eigengesicht, sondern auch
ein unverkennbares geistig-kulturelles Antlitz zeigt.
Für uns besteht, was hier schon vorweggenommen sei, kein Zweifel,
daß kurz nach der Steinkohlenzeit der Urmensch bereits in Gesellschaft
der Riesentiere, der Schrecksaurier, lebte. Vie herrschende Lehre wider­
sprach unserer Überzeugung sehr nachdrücklich. Neuerdings ist es aber
still geworden; denn im hava Supai Langon in der Nähe des Colorado
wurde im dortigen Rotsandstein, von Urmenschenhand eingekratzt, das
Bild eines Dinosauriers gefunden. Dieser Kiesensaurier war ein
fleischfressendes Tier, das sicherlich auch dem Menschen nachstellte
und von ihm abgebildet wurde. Ganz in der Nähe dieses Felsbildnisses
fanden sich auch Fußspuren des gewaltigen vorwelträubers. Gewiß
werden weitere Forschungen noch umfassendere Beweise für unsere
Überzeugung bringen. Diesen „Menschen" der Saurier-Zeit sehen
wir aber keineswegs als gleichwurzlig mit dem Affengeschlecht an,
sondern, wie schon vorhin erwähnt, aus einem eigenen Sproß empor­
Umwelt und Senken. 155

gewachsen. Über die Anpassung des Menschen an die Zeitalter ist


hier nicht der Drt zu reden. Immerhin sahen wir bereits, daß uns die
jüdischen bis in außerordentlich ferne Zeittiefen hinabreichenden Sagen
ein biologisch trefflich verwendbares Werkzeug an die Hand geben.
hier genügt es, zu betonen, datz der Mensch als Wesen, nicht
als Zorm, die Sekundär-und Tertiärzeit bewuht durchlebte und durchlitt
und heute im Tuartär, also in der Gegenwart, vor Aufgaben steht,
die, weil von einer neuen Mondzeit bedingt, biologisch für ihn in
neuartiger Weise zu beantworten sind.
Datz unsere Körperlichkeit darum eine andere ist, als die des Ter­
tiärmenschen und dessen Erscheinungsform wieder völlig unterschieden
vom Jura- und gegebenenfalls vom Karbonmenschen, bedarf keines
weiteren Wortes.
Ist es darum wunderlich, wenn ich nun in diesem Luche auch die
geistige Unterscheidbarkeit voraussetze? vas ist eine Plattheit, wirklich
nichts weiter!
Um diese Behauptung in ein klareres Licht zu setzen, bedarf es
nur der Vorstellung, wie etwa eine Unterhaltung zwischen einem
Steinzeitmenschen und einem Vertreter der heutigen weitzen Rasse
ausfallen würde. Ls ist selbstverständlich, datz das Denken beider
derart verschieden ist, daß ihr Weltbild zu keiner Einigung führen
könnte. Doch man braucht gar nicht soweit in die Tiefen der Vergangen­
heit hinabzusteigen. Denn die gleiche Unmöglichkeit der Verständigung
wäre wahrscheinlich gegeben, wenn Archimedes heute aufftände und mit
einem Relativitätsphgsiker sich auseinandersetzen wollte. Nicht etwa,
datz ich meinte, Archimedes könne die Relativität nicht begreifen;
nein, ich bin der Ansicht, dah beide aneinander vorbeireden würden;
denn beider Geistigkeit ist durch eine Welt getrennt.
hier handelt es sich nur um 2000 Zahre, und diese verschwinden
zum Bruchteil einer Weltsekunde im vergleich zu den Zahrmillionen,
die uns etwa vom Juramenschen trennen, vie damalige Umwelt
verlangte eine andere Einstellung als die heutige. Auch der Zura-
mensch „dachte", aber er dachte, lebte, sah, träumte, litt, hoffte in
seiner Welt und gemätz seiner Welt, er war Kind seiner Zeit, er
und seine Auherungen waren zeitbedingt, mondzeitbedingt. Um ihn
war eine Welt, für ihn eine sebstverständliche Welt, die für uns
fern ist und seltsam wie ein Märchen. Riesige Schrecksaurier, die zwei-
bis dreistöckigen Häusern an Höhe gleichkamen, wandelnde Gebäude
156 Dom Sinn der Sagen.

von einer Länge bis zu 32 m; Drachen von fürchterlicher Massigkeit,


mit denen der Damalige im Kampfe lag und denen er oft erlegen sein
mußte. Und was sein Geschlecht in Zahrmillionen durchlebte, alles
Schreckliche, alles Zürchterliche, jene zahllosen Schauerkunden vom
Vater auf den Sohn gekommen, vom Sohn auf den Enkel, ausgeschmückt
und gewandelt, sie blieben erhalten über die Weltwenden hinaus
in der Erinnerung nur weniger, die nun in eine neue Zeit hineintraten,
da die Schreäsaurier ausstarben, um einer neuen Welt Platz zu machen,

Abb. 42.
Einige Schrecksaurier der Urzeit (Sekundär). Vben: Lrontosaurur; Mitte links:
Stegosaurus; unten: viplodocus und zum Vergleich ein Mensch von 1,80 m
Höhe. (Nach h. G. w e l l s.)

einer neuen Mondzeit, die etwas nie vagewesenes war, etwas nie
vagewesenes umweltlich, körperlich und geistig^).
Vas Kind der neuen Zeit hatte andere Augen, es sah anders
und es bekam eine neue Seele und fühlte anders. Gewiß nicht von
heute auf morgen, aber doch im Laufe der Zahrmillionen, denn nach
den Schauern jedes Mondniederbruches und nach den Vernichtungen
der mit ihr enge verknüpften Sintfluten war seine Umwelt jungfräulich,
reich und üppig. Auch die kosmischen Einflüsse änderten sich, denn
nach jeder Weltwende gab es eine lange mondlose Zeit, einen ewigen
Zrühling, bis ein neuer Mond eingefangen, von neuem um die Erde
zu kreisen begann. Doch über Mondniederbruch und Sintflut hinaus,
hinein in den ewigen Zrühling und in die neue Mondzeit ragte un>
Schreck-Saurier. 157

gewollt und unerbeten uraltes wissen um Lindwürmer, Drachen,


Schlangen und Riesentiere,- um Menschen, die anders aussahen als die
der Gegenwart, im ganzen also um Wesen, die keiner kannte, keiner ge­
sehen hatte und die doch ein geistiges Erbium im Herkommen, seit den
frühesten Zeiten, sagenhaft lebendig geblieben, von neuem berankt

6bb. 43.
Lindwurm-Landschaft der Spät-Sekundär-Zeit. Ver Zehtmensch reicht dem
Tier bis zum Rnie. (Rekonstruktion von Dsborn und Rnight; nach
Matthew abgeändert von vacquL.)

und ausgeschmückt, nicht mehr nur handelnde „Personen" einer Er­


zählung waren. Aus ihrem natürlichen Sein waren jene Urtiere in
den Sagen nur noch als sinnhafte Umschreibungen verwendbar, vie
Drachen und Lindwürmer wurden zum Sinnbild des Zurchtbaren,
des Schreckenerregenden überhaupt, also zum Sinnbild des Grauens
und Entsetzens, das jeder Dichter verwendete, nicht etwa, um sein
Werk im „naturalistischen Sinne" zu gestalten, sondern um eine ge-
fühlsmätzige Ausdrucksform zu gewinnen.
158 vom Sinn der Sagen.

Selbstverständlich ging auf diese Weise nicht nur das Erleben


um Jahrhunderttausende und Jahrmillionen älterer frühmenschen
in das Gefühl, in die Seele des Nachfahren sinnbildlich über,' das Er­
leben, soweit es mit den Schrecktieren der Urzeit in Verbindung stand,
sondern es blieben auch die kosmischen Ereignisse haften, die jeder
Mondniedergang und jede Sintflut mit sich brachten.
hatten etwa die Urmenschen den Niedergang des Narbonmondes
mit seinem Gesteins-, Schlamm- und Lishagel, mit seinen „fallenden
Sternen", mit der Verfinsterung der Sonne, dem Bitterwerden des
Wassers, mit seinem ganzen verheerenden Um und Nn erlebt, und
waren nun wenige Bewohner höherer Breiten der vernichtenden
Sintflut glücklich entronnen — muhte nicht dieser Aufruhr, muhte
diese Weltwende ihnen nicht als überwältigendes Erlebnis wert
bleiben, überliefert zu werden?
vie Geretteten aber konnten kaum die wahren Zusammenhänge
überblicken. Eine höhere Macht schien ihnen all das geschickt zu haben.
Sie trugen es hinüber in die neue Zeit, aber ihre Nachkommen „rauh­
ten" schon nach einigen Jahrzehntausenden nichts mehr von diesen
vingen. Nur im Sagenschah führten die alten Überlieferungen ein
geheimnisvolles Leben unter jener «Oberfläche, die reich und bunt ge­
nug mit den Erlebnissen einer neuen Zeit bedeckt war. wiederholte
sich also das alles beim Niedergang des Sekundär- und des Tertiär­
mondes, so blieb auch diesem Erleben kein anderes Los als fremd in
eine fremde Spanne hineingetragen, unverstanden, als Sage behandelt,
zum Sinnbild des furchtbaren an sich zu werden. Aus Umwelt
und Überkommen wächst hier durch Innenschöpsung das,
was wir Sage nennen.
hier ist es: Alle Sagen sind Erinnerungen an wirkliche Ereignisse;
Ereignisse, welche tief verborgen unter der hülle zeitgemäher ver-
sinnlichungen und gegenwartsnaher Geschehnisse schlummern.
Aus dem Rankenwerk der Überlieferungen den Nein der Sage
herauszuschälen, ist unsere Aufgabe. Gleichgültig ist es, was die letzten
Überliefere! selbst von diesem Nern, den sie verwendeten, „gerauht"
haben. Mögen die Assgrer, mögen die amerikanischen Indianer oder
mag auch Johannes noch ein wissen um mancherlei vinge gehabt
haben, die schon uns sagenhaft sind — zweifelhaft kann nicht sein, dah
auch sie alle bereits rein sinnbildlich fahten, was doch auf ein Erleben
natürlicher Vorgänge in der Urzeit zurückging.
Wirklichkeitswert der Sagen. 159

Ist also etwa das Sinnbild des Drachens schon in geschichtlicher


Frühzeit allgemein verbreitet, so steht meine Deutung keineswegs im
Widerspruch zu den Sagenüberzeugungen, die allerdings bisher vor­
wiegend vom philologischen, niemals aber vom rein naturwissenschaft­
lichen Standpunkte aus erfaßt wurden.
Uns bietet es also keine Schwierigkeit, das „Sinnbildliche" des
Vrachenerlebnisses in geschichtlicher Zeit bereits allgemein angewendet
zu finden. Es ist darum ganz gleichgültig, ob ich als Beispiel etwa die
Babglonier anführe oder der Chinesen gedenke, wo das Beispiel
hergenommen wird, tut zunächst nichts zur Sache. Daß es sich finden
läßt, ist alles.
Ebenso unwesentlich ist es, ob ein Berichterstatter wie Johannes
die sagenhaften Vorgänge der Urzeit der Reihenfolge nach „richtig"
berichtet. Die Tatsache, daß er die von der Welteislehre erschlossenen
Naturoorgänge darstellt, mögen diese vom Geiste seiner Zeit noch so
berankt und überwuchert sein,- die Tatsache der Übereinstimmung
beweist uns eben, wie die natürlichen Erlebnisse im Wandel der Zeiten
sich dennoch erhielten.
Noch einmal sei es wiederholt: Im Laufe geologischer Zeitalter
bleibt keine andere Möglichkeit, als überragende Naturerlebnisse zu
sinnbilderreichen Sagen werden zu lassen.
wenn mir von befreundeter Seite entgegengehalten wurde, es
sei der wissenschaftlichen Gründlichkeit wegen nötig, nicht nur die
Sagen der Urzeit, sondern auch etwa das alte Lied heranzuziehen:
„Wenn der Jüngste Tag wird werden,
Zöllen die Sternlein auf die Erden"

so bedarf es hier kaum noch einer Antwort,- denn nie hätte der Dichter
unseres gegenwärtig geologischen Zeitalters diesen an sich doch selt­
samen vergleich gebraucht, wenn ihm nicht durch die Überlieferungen
der Bibel die Schilderungen vom Weltgericht bekannt gewesen wären,
obwohl er nicht „wußte", nicht einmal ahnen konnte, daß den Worten
der heiligen Schrift uralte Geschehnisse zugrunde liegen.
Auch hier also wieder ein Sinnbild für uralte Naturvorgänge.
Diese Einsichten sagen nun dem Forscher deutlich, datz wir mit Hilfe
der Welteislehre an der Schwelle einer unvergleichlich tiefer greifenden
neuen Sagenforschung stehen. Was bisher auf diesem Gebiete geleistet
wurde, muß im Blickwinkel der neuen Erkenntnisse erweiterungs-
ISO vom Sinn der Sagen.

bedürftig scheinen. Bisher hatte der Sprachforscher hier so ziemlich


allein das Wort. Mit dem Erschließen der Urvorzeiten und dem Ein­
dringen in die vielen Millionen Zähre einer Kulturvorzeit hinein wird
nun der Naturwissenschaftler die Unterlagen geben, das Grabscheit,
mit dessen Hilfe die Urgeschichte um viele Klafter tiefer freizulegen sein
wird, als dies bisher für möglich gehalten werden konnte.
vie bisher verschlossenen Tore werden allein durch die welteir-
lehre geöffnet. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß die Einseitigkeit der
bisherigen Sagenforschung nicht schon vordem erkannt worden wäre.
So schreibt schon Bachosen: „Ver Anfang aller Entwicklung liegt in
dem Mgthus. Jede tiefere Erforschung des Altertums wird daher un­
vermeidlich zu ihm zurückgeführt. Er ist es, der die Ursprünge in sich
trägt, er allein, der sie zu enthüllen vermag ... Jene Trennung von
Mgthus und Geschichte, wohlbegründet, sofern sie die Verschiedenheit
der Ausdrucksweise des Geschehenen in der Überlieferung bezeichnen
soll, hat also gegenüber der Kontinuität der menschlichen Entwicklung
keine Bedeutung und keine Berechtigung .. Man hat es dem Mgthus
zum vorwurf gemacht, daß er dem beweglichen Sande gleiche und
nirgends festen Zuß zu fassen gestatte. Aber dieser Tadel trifft nicht die
Sache, sondern die Lehandlungsweise. vielgestaltig und wechselnd
in seiner äußeren Erscheinung, folgt der Mgthus dennoch bestimmten
Gesetzen und ist an festen und sicheren Resultaten nicht weniger reich
als irgendeine andere chuelle geschichtlicher Erkenntnis. Produkt einer
Kulturperiode, in welcher das Völkerleben noch nicht aus der Harmonie
der Kultur gewichen ist, teilt er mit dieser jene unbewußte Gesetz­
mäßigkeit, welche den Werken freier Reflexion stets fehlt. Überall
Sgstem, überall Zusammenhang, in allen Einzelheiten Ausdruck eines
großen Grundgesetzes, das in dem Reichtum seiner Manifestationen
die höchste Gewähr innerer Wahrheit und Naturnotwendigkeit besitzt."
...... In Mgthen ist die Erinnerung an wirkliche Ereignisse, die über
das Menschengeschlecht ergangen sind, niedergelegt, wir haben nicht
Aktionen, sondern erlebte Schicksale vor uns. Sie sind Erfahrungen
des sterblichen Geschlechts, Ausdruck wirklich erlebter Geschicke, vie
Geschichte hat Größeres zutage gefördert, als selbst die schöpferischste
Einbildungskraft zu erdichten vermöchte."
Doch vachofens Ruf ist ungehört verhallt,- mußte dar wohl
auch,- denn ohne die Tiefblicke der Welteislehre fehlten alle handhaben,
den Beweis für die Richtigkeit der Bachofenschen Überzeugungen
vacquö und Krobenius. l61

zu erbringen. Wenn wir in den Sätzen Bachofens statt des Wortes


„Kulturperiode" nun „Mondzeitaiter" setzen, zu dem jeweils auch
die ihm voraufgehende mondlose Zeit gehört, dann könnte zur Kenn­
zeichnung des tiefverborgenen Sageninhaltes auch von einem Kenner
der welteislehre kaum etwas Treffenderes geschrieben werden.
Aus alledem aber geht hervor, daß die Sage nicht nur vom neu­
erschlossenen naturwissenschaftlichen Standpunkt aus zu werten und
zu erklären ist, sondern datz in ganz gleichberechtigter Weise der Sprach-
gelehrte und der Seelenforscher hier mitzureden haben. Denn es ist
nach alledem, was hier dargelegt wurde, ersichtlich, datz jede Sage auch
gewissermaßen eine übersinnliche Seite hat^).
Man mißverstehe hier nicht! vas Wort „übersinnlich" wird hier
für die Tatsache gebraucht, datz die zum Sinnbild gewordenen Sagen-
überlieferungen teils zum Ausdrücken göttlicher Machtvollkommenheit
und göttlicher Handlungen, teils aber auch zur Kennzeichnung be­
sonders dem Zrühmenschen eigener, uns heute fast abhanden gekom­
mener Eigenschaften Verwendung fanden.
Es besteht kein Zweifel, datz es Eigenschaften gibt, die in unserer
vorwiegend nur aufs Grobstoffliche gerichteten Zeit als Märchen, als
grundlose Neuschöpfungen angesprochen ins Reich dSr Unmöglichkeiten
verwiesen wurden, hgpnotismus und Suggestion, Zernsichtigkeit und
Gedankenübertragungen gehören hierher,' Tatsachen also, deren Vor­
handensein noch oor20 Zähren von derwissenschaft geradezu abgestritten,
heute doch bereits Korschungsgebiete bilden. Oerartige „übersinnliche"
Eigenschaften sind seit Urzeiten dem Menschen eigen gewesen und
führten gervitz zu Überlieferungen, die dem kraftstoffelnden l9. Zahr-
hundert nur belächelbar erschienen. Derartige Sagenteile — bisher
gänzlich unverständlich — werden nun auch ihrerseits aufzulösen sein.
Es sei dies hier deswegen erwähnt, weil neben der rein natur­
wissenschaftlichen und der rein sprachwissenschaftlichen Seite in vielen
Sagen eben etwas „Übersinnliches" steckt, als Ausdruck eines Gefühls­
mäßigen, erst durch den vergleich Lrahnbaren.
Zur näheren Erklärung mag in diesem Zusammenhang auf eine
von Edgar vacque angeführte Mitteilung von Zrobenius zu­
rückgegriffen werden:
„Auf seiner Reise im Urwaldgebiet zwischen Kassai und Luebo",
schreibt vacque, „war er von Angehörigen eines pggmäenstammes
begleitet und mit ihnen vertraut geworden. Einige Männer und eine
Silcher, Sintflut Zf
162 vom Sinn der Lagen.

Zrau folgten ihm eine Woche lang. Lines Abends war Nahrungs­
mangel und er begehrte von den Männern, ihm noch eine Antilope
zu erlegen. Die Leute sahen ihn ob dieser Zorderung erstaunt an und
einer platzte mit der Antwortheraus: das wollten sie schon gerne tun,
aber für heute sei es zu spät, da keine Vorbereitung getroffen sei,- sie
wollten am anderen Morgen das tun. Gespannt, worin die Vorberei­
tungen dieser Männer bestünden, schlich sich der Erzähler am Morgen
noch vor Sonnenaufgang in das von den Leuten abends zuvor für
ihre Maßnahmen ausgewählte Gebüsch. Noch im Grauen kamen die
Männer, aber nicht allein, sondern mit der Zrau. Sie kauerten sich
zu Boden, rupften einen kleinen Platz frei und strichen ihn glatt. Ver
eine Mann zeichnete mit dem Zinger etwas in den Sand, die anderen
mit der Zrau murmelten unterdessen Zormeln und Gebete. Danach
abwartendes Schweigen, vie Sonne erhob sich am Horizont. Einer
der Männer mit einem Pfeil auf dem gespannten Logen trat neben
die entblößte Bodenstelle. Noch einige Minuten, und die Strahlen
der Sonne fielen auf die Zeichnung am Boden. Nun spielte sich blitz­
schnell folgendes ab: die Zrau hob die Hände zur Sonne und rief einige
dem Horcher unverständliche Laute, der Mann schoß den Pfeil auf
die Zeichnung am Loden ab; dann sprangen die Männer in den Lusch;
die Zrau ging danach zurück ins Lager. Vann besah der Beobachter
den Platz; auf dem Loden war das etwa vier Spannen lange Bild
einer Antilope gezeichnet, in deren hals der abgeschossene Pfeil
steckte. Nachmittags kamen die Männer mit einem durch den hals
geschossenen Antilopenbock zurück, vann gingen sie mit einigen Haar­
büscheln und einer Schale voll Antilopenblut zum Hügel zurück,
umhaare und Blut über das Bild zu streichen und dieses zu verwischen,
was sich später durch Ausplappern von feiten des einen Mannes nach
Genuß von Palmwein herausstellte. vom Sinn der Zormeln war
nichts zu erfahren; wohl aber sagte er, daß das Blut der erlegten Anti­
lope sie vernichten würde, wenn sie die Zauberhandlung nicht er­
füllten; auch das Auslöschen müsse vor Sonnenaufgang geschehen.
Später entfernten sie sich heimlich; offenbar wollte der Zührer der
Gesellschaft, der die Bedeutung des Vorgangs verraten hatte, nicht,
daß es die anderen, insbesondere die Zrau, erführen."
vem nur am Äußeren hängenden Gegenwartsmenschen erscheinen
derartige Berichte höchst unglaubwürdig. Ver Sagenkenner weiß, daß
er derlei vinge allenthalben auch in den Sagen wiederfindet; zudem
LouS. 163

ist aus dem Schrifttum;u ersehen, dah die bisherige Forschung solche
Mitteilungen ins Reich der Dichtung verbannte. Mit sehr feinem Ge­
fühl nennt vacqus aber die Ursache derartiger nicht zu bezweifelnder
öeobachtungstatsachen Natursichtigkeit. Es ist ein wissen um Zu­
sammenhänge, die wir auch heute vielfach beobachten, ohne doch im
Grunde zu verstehen, wie sie vor sich gehen. Sie waren in Urzeiten da,
man kannte sie, man handelte nach ihnen, so wie sie heute da sind, wie
man sie heute wieder kennt und wieder nach ihnen zu handeln beginnt.
Unbegreiflich ist es mir aber, wie Vacque seine Deutung faßt.
Er sagt nämlich:
„Ist es aber ein prinzipieller oder nicht doch blotz ein formaler
Unterschied, ob die Schlange mit suggestiver Kraft auf ein paar Meter
Entfernung auf ihre Leute einwirkt, oder ob der pggmäische Zäger
dies durch Leschwörungsworte und Übertragung seiner hypnotischen
Gewalt durch die Sonnenstrahlen auf das, wenn auch ferne, so doch
unter denselben Strahlen sich befindende Leutetier tut, das von seinem
Pfeil nachher meistens mit derselben naturhaften Sicherheit an der
richtigen Körperstelle getroffen wird? Mir scheinen hier nur verschie­
dene Unordnungen und äußere Ausdrucksformen ein und derselben
Natursichtigkeit oder Magie vorzuliegen, deren für unseren Intellekt
so verblüffende Wirkungen einfach als Tatsache vor uns stehen."
Es ist keineswegs nötig, sich der geheimnisvollen Vermittlung
der Sonnenstrahlen zu bedienen, um auf der einen Seite den Wert der
Beschwörung zu erkennen, auf der anderen zu entscheiden, inwieweit
das Leutetier beeinflußt wird.
hier sind' vielmehr die allerdings überraschenden und fast als
„Wunder" zu bezeichnenden Ergebnisse heranzuziehen, welche Pro­
fessor Laus in Nancg mit Hilfe der Suggestion erzielt hat. Laue
zeigte nämlich einwandfrei, daß es mit Hilfe der Autosuggestion ge­
lingt, nicht nur Krankheiten zu heilen und alte Wunden zu schließen,
sondern was uns hier viel enger angeht, Erfolge zu erzielen und zwar
auf dem Gebiete der Leistungen, die außerordentlich beachtlich sind.
Es handelt sich dabei keineswegs um die Vermittlung eines Wissens
oder um die Übertragung von Fähigkeiten des einen auf einen anderen
mit Hilfe eines rätselhaften Mittels, sondern um die Festigung ge­
wissermaßen des Selbstvertrauens.
vas mag an einem Leispiel erläutert werden: Denken wir an
einen Bühnenkünstler, der am Lampenfieber leidet. Es wird ihm ganz
tt
*
164 vom Sinn der Sagen.

leicht, diese hemmende Erscheinung zu überwinden, wenn er sich


suggeriert, er besitze keinerlei Lampenfieberveranlagung. Ich kann
diese vinge selbstverständlich hier nur andeuten und muh hervorheben,
dah dies nicht gelingt, sofern man den bewußten Willen in dieser
Richtung absichtlich einstellt. Line Heilung oder, um es noch klarer zu
sagen, ein Erfolg kann nur dann eintreten, wenn das Wollen ausge­
schaltet und die Tatsache gewissermahen im Unterbewußtsein zur
Gewißheit geworden ist. Ls ist im tiefsten verstände nichts anderes,
was Tous zeigt, als das, was Beschwörungen oder Gebete seit Ur­
zeiten auch vollbracht haben: das feste vertrauen nämlich im Innern
zu gewinnen, datz es so und nicht anders kommen könne; denn nicht der
Wille ist der Antrieb unseres Handelns, sondern die Einbildungskraft.
ver pggmäische Jäger tut also nichts anderes, als durch seine Be­
schwörungsformeln sich die innere, zur Selbstverständlichkeit werdende
Gewißheit zu verschaffen, mit wohlgezieltem Schuß sein Beutetier zur
Strecke zu bringen. Er denkt nicht daran, zu „wollen", sondern seine Be­
schwörung hat ihm die Sicherheit gegeben, daßertrifft. vas Beuletier
als solches braucht keinesfalls in irgendeiner Weise beeinflußt zu sein.
Damit ist zwar innerlich noch immer keine genügende Erklärung
der Tatsachen gegeben; es ist nur gezeigt, daß das, was wir Auto­
suggestion nennen, nichts anderes ist als jene bisher kaum deutbare
Behauptung, die aus den Sagen vielfach zu uns spricht.
Jene also, die da glaubten, heute bereits über den Gehalt der­
artiger Überlieferungen Zureichendes aussagen zu können, werden
nun erkennen, welche Sülle von Einzelheiten einer neugeordneten
Erforschung zugänglich wurden. Ghne die Einsichten der welteislehre
konnte ein Tieferschürfen nicht stattfinden. Jetzt erst sind die Wege zum
Erschließen der vielfach geheimnisvollen Überlieferungen geebnet.
Als Anregung auch in diesem Sinne mag daher mein Buch gelten,
auch dann, wenn ich hier nur untersuchte, inwieweit die welteislehre ur-
zeitliche Naturerscheinungen aufhellt. keinesfalls ist aber beabsichtigt,
die welteislehre etwa durch die Sagen zu bestätigen, vas ist weder
hörbigersAbsicht noch die meine gewesen, ganz abgesehen davon, daß
eine solche Darstellung die geschichtliche Entwicklung der Welteislehre auf
den Kopf stellen würde; denn hörbiger hatte längst die naturnot-
wendigenvorgänge der aus demweltraumwiderstand folgerndenMond-
annäherung festgelegt, als er merkte, datz diese nun durchschaubaren geo­
logischen Tatsachen in alten Sagen bis auf unsere Tage gekommen waren.
«Versunkene Welten.
Aber der Tür meines Arbeitszimmers hängt das Zeichen der
^Wissenden Lrahminen. Aus den blauenden, weltverlorenen Bergen
Mittelindiens stammt es und ward mir einst als Erinnerungszeichen
von einem weißhaarigen Inder gegeben, der mich so manchen Abend
am Lagerfeuer vor meinem Zelt in die Tiefen seines
Weltbildes hatte blicken lassen. Ein stummes Sinnbild
ist es und doch voller Eigenart. Nichts anderes als
der Neptundreizack auf einem Ringe, der von dem nach
rückwärts verlängerten Mittelzacken durchschnitten
wird. Noch kägt das heilige Zeichen als Weihemal die
rote Hennafarbe der blutgierigen Göttin Nali.
Abb. 44.
welch merkwürdiger Ausblick eröffnet sich da! Ur­
vas heilige Zei­
alt die Glaubenslehre der Hindus; uralt Brahma, der
chen der Srah-
weltenschöpfer; uralt die rote Göttin. Und die Be­ minen ist un­
wahre! des Glaubens, die meist hochgebildeten Lrah- zweifelhaft aus
manen, die Vertreter der obersten indischen, der dem Neptun-
Priesterkaste, sie wählten Neptuns Merkdild als Ab­ Vreizack heroor-
gegangen und
zeichen das sie noch heute auf die Stirne malen, als führt auf denZu-
Schmuck der Heiligtümer verwenden, oder in Metall­ sommenhangder
arbeit getrieben auf ihre wanderstöcke pflanzen, wenn indischen mit der
sie als Bettelmönche das Land durchstreifen. Atlantiskultur.
Zeichnung des
viel bekannter ist uns also dieses Zeichen aus Verfassers.
der römischen Götterlehre,- denn Neptun ist ja der
Herrscher des Meeres, genau wie Poseidon, sein griechisches Ebenbild,
hier sind Zusammenhänge zwischen Indien, Griechenland und Rom,

u V
Llbb. 45.
Gebotszeichen, welche die Lrahminen farbig auf die Stirne malen und die
deutlich mit dem Neptun-Vreizack Zusammenhängen. Zeichnung des Verfassers.

die uns nicht sonderlich in Erstaunen sehen. Andrerseits aber steht in


dem uns noch beschäftigenden solonischen Atlantisbericht die Angabe,
datz bei der Teilung der Erde unter die Götter gerade jene versunkene
Insel dem Poseidon zugefallen wäre.
166 versunkene Welten.

Entsprechende Nachforschungen ergaben nun in der Tat, datz bis


hinüber nach Amerika das Sinnbild des Neptun seit Urzeiten bekannt
ist. va wir aber kaum annehmen können, datz in jener grauen Ver­
gangenheit der Atlantische Gzean von Fahrzeugen überquert wurde,
zahlreiche andere Gründe aber für eine Landbrücke zwischen Europa,
Afrika und Amerika sprechen, so gewinnen wir mit unserer Erkenntnis,
datz Atlantis bestanden habe und bei der Mondeinfangflut unter­
gegangen sei, die Möglichkeit, diese scheinbar ganz nebensächliche
Übereinstimmung zwischen an sich bedeutsamen Zeichen zu enthüllen
und als einen Wegweiser zu verwenden.
Bisher haben wir nur von Indien, Griechenland, Rom ge­
sprochen und versucht, Fäden nach Atlantis hinüberzuknüpfen. Oer
Nenner der alten Geschichte aber könnte den berechtigten Linwurf
machen, dieses wiedersinden des Dreizackes bei verschiedenen Völker­
schaften bedeute gar nichts, denn der Dreizack Poseidons begegne uns
immer wieder in der ganzen Frühzeit. Noch mehr aber,- in den Händen
der indischen Hindugottheiten befinde er sich ebensowohl als an vielen
anderen Grten und über die Jahrtausende hinweg bis zu der Tiara
des Papstes und den dreizackigen Herrscherstäben und sonstigen Ab­
zeichen gekrönter Häupter. Damit wäre also gar nichts bewiesen;
jedenfalls nichts anderes als die autzerordentlich weite Verbreitung
eines Sinnbildes und damit dessen beträchtliches Alter.
viel wesentlicher aber ist die Art der eigentlichen varstellung
Neptuns. Auf den ältesten Bildern erscheint er nicht als der einfache
Seegott mit dem Dreizack, sondern auf einem von Pferden gezogenen
Streitwagen stehend, wie ist diese Merkwürdigkeit zu erklären? Erst
wenn wir den Atlantisbericht des plato heranziehen, gewinnen wir
Aufschluß, vie uralten Priesterüberlieferungen der Aggpter erzählen
nämlich, datz auf Atlantis die Pferdezucht bereits derart in hoher
Blüte gestanden habe, datz inmitten der Hauptinsel eine große Renn­
bahn angelegt worden sei. hier also wurde das Pferd zuerst als
Haustier gehalten, hier wird auch aller Wahrscheinlichkeit für das
schnelle Rotz der Räderwagen erfunden worden sein, während für
das bedächtig schreitende Rind der Nufenschlitten ausgereicht haben
mag. Damit enthüllt sich uns Poseidon nicht als der einfache Meeres-
gott, sondern als der Volksgott eines seefahrenden Geschlechtes; als
der Gott, welcher über ein wasserumschlungenes Gebiet reicher und
hoher Kultur herrschte.
Pferdeopfer der Urzeit. 167

vie Bedeutung dieses in Atlantis erfundenen Rriegswagens


mußte bereits in allerfrühester Zeit als ein bedeutsamer Fortschritt
erkannt werden und deswegen im ganzen Mittelmeergebiet durch
den Einfall der atlantischen Heerscharen Verbreitung finden bis nach
England hin, das für die Atlanter, wie die Abb. 17 zeigt, ebenfalls
ein treffliches Einfalltor nach Europa bildete.
Auf diese Einflüsse, die uns noch näher beschäftigen werden,
sind die Pferdeopfer zurückzuführen, welche die Völker des Altertums
an allen europäischen Rüsten bis zu den heidnischen Skandinaviern
dem Poseidon in der Weise brachten, daß Pferde von den Rlippen ins
Meer gestürzt wurden. — vort wo von Poseidon nicht unmittelbar die
Rede ist, handelt es sich dennoch um nichts anderes als um Über­
bleibsel jener Gottverehrung.
Noch unseren Vorvätern war das Pferd heilig; Lonifazius hatte
kaum gegen Schwierigeres anzukämpfen als gegen die Pferdeopfer
und den Schmaus des heiligen Pferdefleisches. Nur dadurch, daß es
für unrein erklärt und nichts unversucht gelassen wurde, diese Über­
zeugung mit jener der Rirche eigenen Beharrlichkeit den Germanen in
die blonden Schädel zu hämmern, nur durch dieses unentwegte ver­
ächtlichmachen entstand die gegenwärtige Scheu vor dem Genusse von
Pferdefleisch. So führen deutliche Fäden von der längst versunkenen
Atlantis bis in unsere Tage.
was sagt nun plato von diesem merkwürdigen Lande? „vor
der Mündung, welche ihr in eurer Sprache die Säulen des Herkules
heißt, gab es eine Insel, welche größer war als Rleinasien und Lgbien
zusammen, und von ihr konnte man damals nach den übrigen Inseln
hinübersetzen und von den Inseln auf das ganze gegenüberliegende
Festland... Auf dieser Insel, Atlantis genannt, bestand eine große
und bewundernswürdige Rönigsherrschaft, welche nicht bloß die ganze
Insel, sondern auch viele andere Inseln und Teile des Festlandes
unter ihrer Gewalt halte. Außerdem beherrschte sie Lgbien bis nach
Aggpten und Europa bis nach Tgrrhenien hin ... Späterhin ent­
standen gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen, und da versank
während eines schlimmen Tages und einer schicksalsschweren Nacht...
die Insel, indem sie im Meere unterging."
Nur kurze Auszüge können hier und im folgenden gebracht werden.
Sie genügen aber, um offenkundig für jeden Unvoreingenommenen
darzutun, daß die Gelehrtenansicht deutscher Forscher nicht haltbar
168 versunkene Welten

ist, es handele sich bei platos Bericht um «in vichtwerk, um Er­


findung.
Mittlerweile sind eine Reihe neuer Theorien aufgestellt worden,
wo die sagenhafte Atlantis zu suchen sei. ver eine will sie in wesi-
spanien, der andere in Nord-Afrika in der Nähe des alten Karthago
finden. Eigenartig dabei ist, daß die einzelnen Gelehrten nur noch
jene Teile des Plato-Berichtes als „offenkundige Zabeleien" bezeich­
nen, die nicht in ihre Hypothese passen. 5elbstredend sieht also der
eine Forscher das als Phantasie an, was der andere als Tatsache
betrachtet.

Abb. 46.
Karte vom Boden des Atlantischen Gzeans von Newport bis Gibraltar, aus­
genommen von dem amerikanischen Zerstörer „Stewart", vie Tiefenmessungen
zeigen deutlich die ehemalige als versunkener Erdteil gekennzeichnete Atlantis.
(Nach Kosmos.)

Line Einigung wird solange nicht erzielt werden können, bis nicht
jener kosmische Standpunkt eingenommen wird, der die Grotzgescheh-
nisse im Schicksal der Erde unter Einbeziehung der kosmischen Erden-
Umwelt betrachtet. Sn einem gesonderten Luch habe ich diesen
Schritt auf breiterer Grundlage unternommen.
hier aber genügt es festzufteilen, datz die deutsche Wissenschaft
mit geringen Ausnahmen, vor allem aber die deutsche Philologie den
Plato-Bericht noch heute als Dichtung ausspricht.
vie französische Meinung ist vorwiegend gegenteiliger Ansicht,
besonders auf Grund von Arbeiten, die während des Krieges aus­
geführt wurden.
va ich nun selbst zahlreiche Oichtwerke nicht nur zur Ablenkung
und Vertiefung, sondern beruflich gelesen habe, glaube ich mir ein
Urteil darüber zutrauen zu dürfen, was an einem Schriftwerk reine
Atlantiskultur. 169

Dichtung und was Schilderung der Wirklichkeit ist. Prüft man zunächst
auf diese rein gefühlsmäßige Weise den Bericht platos, so findet man
nichts wesentliches, was als reines vichtwerk angesprochen werden
könnte. viese Überlieferung nur deswegen als Sage anzusprechen,
weil bisher die Mittel und Möglichkeiten fehlten, die tatsächlichen
Geschehnisse und ursächlichen Zusammenhänge zu erkennen, das geht
nicht an.
Ohne Zweifel sind bereits die wenigen hier angeführten Sätze
geeignet, in Erstaunen zu versetzen, vor der Meerenge von Gibraltar
sollen also Inseln bestanden haben, deren bedeutendste, Atlantis, der
Sitz eines machtvollen Herrschers war, dessen Arm nicht nur weit
nach Afrika und Europa, sondern bis hinüber nach dem jenseitigen
Festlande reichte, jenes Erdteils, der 1492 von Kolumbus wieder­
entdeckt, uns als Amerika vertraut ist.
vie Inseln der Atlantisgruppe, von der heutigen Tags nur noch
als Überbleibsel die Azoren, kanarischen Inseln, St. Paul und einige
andere bestehen, bildeten also die Brücke von Afrika und Europa
hinüber nach der Neuen Welt.
vaß dieses Inselland möglicherweise an verschiedenen Stellen
mit den benachbarten Erdteilen verbunden, nach der voraufgegangenen
Mondauflösung in jungfräulicher Fruchtbarkeit, wahrscheinlich reich
an Erzen und unter herrlichstem Himmel einer neuen Entwicklung
überreichen Mutterboden bieten mußte, das haben wir bereits er­
fahren. Und so erzählt uns denn auch plato von der unermeßlichen
Pracht der Tempel, Schlösser und selbst der einfachsten Wohnhäuser.
Gold, Silber, Goldkupfererz standen im Werte wegen ihres massen­
haften Vorkommens fast dem Eisen gleich. Zahlreiche Elefanten­
herden lieferten das Elfenbein. In reichem Maße brächte Atlantis
alles sonst zum Leben Nötige hervor, vie Zucht der Haustiere blühte.
Bis auf die Ente, die, wie Konrad Guenther neuerdings meint,
erst von den Römern gezüchtet worden sei^), kannten die Atlanter
wohl alle unsere Haustiere, ebenso aber alle zur Zeit des plato be­
kannten Gemüse, Wohlgerüche, Getreidearten, Obstsorten einschließ­
lich des Weinstockes, der Banane und der Kokosnuß.
Gerade die Banane ist den pflanzenforschern immer ein Rätsel
gewesen, venn es ließ sich nach den bisherigen Kenntnissen der Dber-
flächenbeschaffenheit der Erde keine Möglichkeit finden, ihren natür­
lichen Weg von Asien über Afrika nach Amerika zu verfolgen, da sie,
170 versunkene Welten.

wenigstens die hier in Frage kommende Sorte, nicht durch Samen,


sondern ausschließlich durch Stecklinge vermehrt werden kann. In dem
Riesenreiche von, sagen wir hier nur, Aggpten bis nach Peru aber
war diese Verpflanzung einfach eine natürliche Notwendigkeit und
gar nichts Seltsames. Ganz besonders bei einem Volke, das den
Weizen, die Gerste, den Roggen, den Mais usw. zu Kulturpflanzen
machte, das die Banane so lange züchtete, bis sie samenlos wurde,
Denn wo bestand sonst ein Kulturvolk, das die Züchtung der Haustiere
oder die Züchtung der Nutzpflanzen vollbracht hätte? Nicht über At­
lantis, sondern aus Atlantis ist die Banane über die tropische Welt
gewandert.
vas wird so recht klar, wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, daß
in die geschichtliche Zeit im bisherigen Sinne, also in die Nachmond-
; eit alle die bereits genannten Kulturpflanzen hineinragen, und ferner,
datz plato ausdrücklich die hohe Entwicklung der Landwirtschaft und
Gärtnerei in Atlantis betont und sagt, datz das Geschlecht des Atlas
seit unzähligen Menschenaltern über das Riesenreich herrschte.
In platos Bericht ist überdies eine ausführliche Beschreibung
der Staatswirtschaft gegeben, deren Einrichtung auf eine außer­
gewöhnliche Höhe schließen läßt. Nur in Atlantis war der Grt, wo
infolge einer mustergültigen Herrschaft, eines beneidenswert sittlichen
und verinnerlichten Lebens, eines geistig außerordentlich hoch ent­
wickelten Volkes der Urgrund dessen entstand, was wir heute über­
haupt mit Kultur bezeichnen, hier wurden Ergebnisse erzielt, auf
denen erst die Neuzeit weiterbauen konnte. Unsere Kultur ist Atlantis-
kultur. Wenn Paul Rohrbach meint, datz die Züchtung des Rindes
die Befreiung der Frau brächte und nur in einem Lande der Gärtnerei
und Landwirtschaft geschehen konnte, so deutet auch hier alles auf
das Lrückenland im Atlantischen Gzean^).
Er ist hier nicht der lvrt, um die Fülle der beweisenden Einzel­
heiten noch weiter aufzuzeigen. Es genügt auch, als Notwendigkeit
des Bestehens eines ehemaligen Zusammenhanges zu erwähnen,
daß die Tiere und Pflanzen der weit ins Hinterland reichenden Gst-
küste Amerikas mit Europa und Afrika viel größere Ähnlichkeit haben,
als mit denen der eigenen Westküste. Selbst die allerältesten Tier- und
pflanz enfunde in Europa und Afrika stimmen mit denen von Dst-
amerika außergewöhnlich überein. Ehe der Mensch als solcher auf
der Erde wandelte, mußte diese Verbindung also bestanden haben.
Tochterländer der Atlantis. 171

Und in der Tat zeigt die Welteislehre, daß in jener mondlosen Zeit,
die ftatthatte, ehe der Vorgänger unseres gegenwärtigen Mondes
von der Erde eingefangen wurde, Uratlantis ebenso ein Paradies
war, wie es Jahrhunderttausende oder gar Jahrmillionen später
nach langer Wasserbedeckung mit dem Untergang des letzten
Mondes zum Kulturgarten der Gegenwart wurde, um — welch
erschütternder Kreislauf des Geschehens — mit dem Einfang unseres
gegenwärtigen Mondes, ein verschwenderisch begütertes
Land, ein Volk auf Menschheitsgipfeln, im Meere
zu versinken.
Übrig allein blieben die Ausläufer und Tochterländer
des Reiches, Peru, Mittelamerika, die Mississippigegend,
ferner das Land, welches heut noch nach dem Geschlecht
des Atlas ein Gebirge gleichen Namens in Nordwestafrika
trägt, dann ein Großteil von Europa, das seltsame Aggp-
ten und Assgrien.
Abb. 47.
Gerade die merkwürdigste Seite des Nillandes,
ver Nilschlüs-
nämlich die Tatsache, datz die ägyptische Kultur wurzel­ seh ein uraltes
los erscheint, wird nun verständlich, wenn wir hier eine heiliges Zei­
Tochtersiedlung von Atlantis erblicken, in die all das ein­ chen, als hie-
fach verpflanzt wurde, was das Mutterland an Errun­ roglgphe des
Leben; und
genschaften besatz. Denn so wie Pflanzen und Tiere sich Sinnbild der
auf beiden Seiten des atlantischen Meeres gleichen, so urschafsenden
finden wir noch zahlreiche weitere Übereinstimmungen. Kräfte be­
Es sei da zunächst an eines der allerältesten Zeichen kannt.
erinnert, das Völker und Herrschergeschlechter, das
Staatsumwälzungen und kriege, das Jahrhunderttausende und Welt­
wenden überdauerte, an das Zeichen des Kreuzes. Eines seiner Ur­
formen ist das Lrux ansata, der Nilschlüssel, der vielfach auf ägyptischen
und koptischen Denkmälern eingcmeitzelt oder gemalt gefunden wird.
Göttliche Kraft öffnete mit diesem Schlüssel die Schleusen, aus denen
sich die lebenerhaltenden Nilüberschwemmungen ergossen. So ward aus
diesem schon aus Urzeiten übernommenen Zeichen die Hieroglyphe
des Lebens überhaupt, das heilige Zeichen der Urzeugung, der
schaffenden Kräfte tiefgeheimen Wissens.
Dieses Sinnbild aber hat noch eine weit ältere und heiligere Be­
deutung. Es war das Gleichnis aller Gleichnisse, die verborgene Weis­
heit, nicht nur der alten Aggpter, sondern auch der Lhaldäer,
172 versunkene Welten.

Phönizier, Mexikaner, Peruaner, ja man kann sagen jedweden Volkes


beider Halbkugeln, von dem die alte Geschichte berichtet.
In der hier abgebildeten Form stand es nicht nur in den Tempeln
und Grüften der Bewohner des Nillandes,- es fand sich in großer Zahl
in den zerfallenen Städten Mexikos und Mittelameritas; auf der Brust
zahlreicher Bronzebildnisse ist es angebracht, die auf dem Gräberfeld
von Juigalpa in Nicaragua entdeckt wurden.
Wie kommt es nun, daß dieses geheimnisvolle Sinnbild seit un­
denklicher Vorzeit von Geschlecht zu Geschlecht vererbt und verehrt

Rbb. 48.
Links das älteste ägyptische Bauwerk, die Stufenpyramide von Sakkara,
die überhaupt für das älteste Baudenkmal der Erde gehalten wird. Recht;
die Stufenpyramide von Lholulu in Mexiko mit Tempel.

wurde; vererbt und verehrt in Gegenden, die heute durch ein Welt­
meer getrennt sind? vie Sltlanter trugen es aus ihren Nriegs- und
Gründerzügen bis in ferne Gebiete, vonnellg will in der Zorm
selbst einen Anklang, ja ein Abbild der uns von plato überlieferten
Lewässerungsanlage von Atlantis sehen. In der Tat wäre damit
nahegebracht, warum der Nilschlüssel Leben und Erfolg bedeutete;
warum er das Zeichen aller Zeichen, der Sinn des Seins ist.
So wie dieses Schleifenkreuz von Atlantis aus weite Wanderungen
machte, so hinterließen seine Mittler, die Menschen, ebenfalls deutliche
Spuren überall dort, wohin ihr Weg sie führte. Es kann hier dahinge­
stellt bleiben, ob die Ansicht von Ernst Betha Berechtigung hat, daß
einst von Atlantis aus ein Volk von Riesen gen Dsten und auch zu
Neueste Forschungen. 173

uns zog. Wahrscheinlichkeit ist dieser Meinung nicht abzusprechen.


Denn warum sollten neben den Riesenpflanzen und Riesentieren,
neben dem auch setzt nachgewiesenen Sagenvogel Rock nicht auch
Riesenmenschen gelebt haben, von deren Schilderung doch alle alten
Überlieferungen voll sind, vie Entscheidung über diese vinge mutz
weiterer Nachforschung überlassen bleiben. Immerhin würden die
diesseits und jenseits des Atlantischen Dzeans vorhandenen so­
genannten Zgklopenbauten eine faßliche Erklärung finden.
Ist es nicht eigenartig, datz wir gerade in Aggpten ebenso wie in
den Wäldern und Ländern Amerikas jene merkwürdigen Pyramiden
finden,- eine Lauform, die doch so fernliegend ist, datz sie ausschließlich
nur durch Sonderzwecke veranlaßt sein kann? vie übliche Ansicht, datz
es sich um Grabmäler schlechthin handele, ist am allerwenigsten wahr­
scheinlich. vielmehr scheinen diese Bauwerke als Sternwarten und
Tempel gedient zu haben und erst später als Gräber verwendet
worden zu sein. Jedenfalls ist die Benutzung als Gruft von unter­
geordneter Bedeutung. Nicht nur die Stellung der Pyramiden nach
den Himmelsrichtungen, sondern alle Ausmaße, Winkel, Gänge,
Kammern sind nach Zahlen und Verhältnissen gebaut, die ein außer­
gewöhnliches himmelskundliches Wissen voraussetzen^). Und wieder
deutet alles auf Atlantis, auf dessen Rönnen und dessen Durchdringung
westlicher amerikanischer und östlicher, europäischer, afrikanischer und
asiatischer Gebiete nicht nur mit Erkenntnissen und Fertigkeiten, mit
Weltanschauung und Kultur, sondern auch mit Blut. Neuerdings soll
prof. Strath in Washington Entdeckungen in Mexiko gemacht haben,
welche sehr wertvoll für unsere Anschauungen zu sein scheinen. Er
fand an Mauern uralter und vom Urwald überwucherter Gebäude
Inschriften, welche besagen, daß die Kultur der Urmajas von einem
Festlands stamme, das im „Großen Meer" gelegen hätte, aber durch den
Einfluß eines alle 52 000 Jahre „wiederkehrenden" kleinen Planeten
zerstört worden sei. — Ghne die Kunde zu kennen, läßt sich nicht ent­
scheiden, ob es sich um Atlantis oder das Gsterinsel-Reich handelt. —
ver Gelehrte fand weitere Tafeln, auf denen die Rede von einer ver­
bannten atlantischen Königstochter ist, welche nach eine msernen Lande im
Gsten gebracht wurde (Aggpten?) und dort als Sühne riesige Steinkolosse
(Sphinx?) erbauen ließ. Es steht zu hoffen, daß die nächste Zeit uns hier
neue wertvolle Entdeckungen bringen wird. Indessen: Atlantis spielt
eben auch bei den neuen Entdeckungen eine ausschlaggebende Rolle.
174 versunkene Welten.

Abb. 49.
Durchschnitt durch die Cheops-Pyramide. Diese au; über 2 >4 Millionen
Kubikmeter Mauerwerk bestehende Pyramide ist die in Stein verewigte
Wissenschaft der Ägypter. Die von Rudolf van Leulen im 16. Jahr­
hundert berechnete Zahl -r <5,14159) als das Verhältnis zwischen Umfang
und Durchmesser eine; Kreises war den Ägyptern längst bekannt. Ihre An­
wendung in dem Lau der Pyramide führt zu erstaunlichen Ergebnissen. —
Da; Lonnenjahr unserer Erde beträgt 565,2422 Tage. Teilt man die Seiten-
länae der Pyramide durch diese Zahl, so ergibt sich ein Wert, der in allen
Matzen der Kammern und Gänge de; Inneren in auffallender Weise wieder-
kehrt. Man nennt diese Grötze <0,565 m) den pyramidenmeter. Er ist genau
der zehnmillionste Teil der halben Polarachse der Erde. Ein Fünfundzwonzigstel
dieser Grötze ist der pyramidenzoll. Der Umfang der Grundfläche beträgt
56524,2 pyramidenzoll, also genau die Tagzahl de; Sonnenjahre;. — Die
Entfernung der Sonne von der Erde beträgt 10'mal die Höhe der Pyramide —
wiederum eine ganz erstaunliche Tatsache, die da; bedeutende wissen
der damaligen Zeit eröffnet. Ferner, der Umfang der quadratischen Grund­
fläche ist gleich dem Umfang eines Kreises, dessen Halbmesser der Pyramiden-
höhe gleich ist. Eine weitere Anzahl geradezu unglaublicher Beziehungen
ergibt sich bei weiterer Betrachtung der Grabkammerlagen, der Stollen-
Sprach-Übereinstimmung. 175

va eröffnet sich nun das gewaltige schon früher angedeutete neue


Feld für den Rasseforscher. Ruch hier geben die alten Sagen zahlreiche
Hinweise. Da es aber nicht der Zweck dieses Buches ist, so reizvoll es
auch wäre, diese von der Welteislehre ebenfalls erschlossenen Gebiete
eingehender zu behandeln, sondern es hier genügen muß, die Wege
ins Neuland zu zeigen, so wollen wir nur noch einen Blick auf die
Sprachen werfen.
Schon Kalb hat die Rnsicht vertreten, datz auf der hochebene
der Kordilleren Südamerikas jene gemeinsame Muttersprache vor­
handen gewesen sein muh, aus welcher sowohl die arischen als auch
die semitischen Sprachen hervorgegangen sind.
wenn wir an eine ganz kurze Prüfung und vergleichung der ver­
schiedenen Sprachen Herangehen, so werden wir ganz besonders jene
Bezeichnungen zu erforschen haben, die für die grundlegendsten Er­
scheinungen verwendet werden, so auch Worte für Licht und Leuchten
etwa, die kein Volk dem anderen entlehnt.
Sehen wir uns zunächst in der arischen Reihe nach Übereinstim­
mungen um. Nls Grundlage diene die amerikanische Kitschuassprache.
Sn ihr heitzt hvata „binden",- sanskrit vad „binden", kitschua heißt
hvari „Gott der Stärke",- sanskrit virga „Stärke", vira „Held"; la­
teinisch vir „Mann".
Ähnlich gibt es semitische Übereinstimmungen. Im Rgmara,
einer dem kitschua benachbarten und enge verwandten Sprache heitzt
malko „Häuptling"; arabisch malka „der König"; hebräisch melek
„der König". Erdbeben heitzt in der Indianersprache assal-assal-atha
(als Zeitwort); im arabischen bedeutet derselbe Stamm asala „sehr
zittern" Und zal-;al-al „die Erde erschüttern", ;al-;al-e „Erdbeben",
ver böse Geist Rzazal der Zuden, dem am versöhnungstage ein Lock
geopfert wurde, hat davon seinen Namen. Zudem finden sich in
beiden Reihen der arischen und der semitischen Übereinstimmungen.

Neigung, der Winkel usw. Im ganzen: Vie Ägypter besaßen also Kenntnisse,
zu denen nur viele Jahrtausende einer hohen Kultur geführt haben können.
Atlantis war es, dessen Kultur all das ermöglichte. Manche Kenntnisse aber
werden vielleicht nur oorgetäuscht, da sie sich au; dem Harmoniegesetz er­
geben, nach dem die Pyramide gebaut ist, auch ohne, daß gewisse Folge­
rungen den Ägyptern als solche bekannt waren. Teilweise noch unveröffent­
lichte Forschungen Fritz Noetlings versprechen aber noch manche wesent­
liche Überraschung.
176 versunkene Welten.

Auf Agmara heißt uru „Tag",- sanskrit vara oder ahar „Tag";
hebräisch ör „Licht".
vas ist eine nur sehr geringe und fast wahllose Auslese, und doch
zeigt sie zur Genüge den überraschenden Zusammenhang aller der
erwähnten Sprachen. Nur dann,
wenn die Atlantisbrücke über das
heute trennende Meer geschlagen
wird,und nur dann ist es möglich,
die sonst sich häufenden Unerklär-
barkeiten zu erhellen. Auch ohne
die welteislehre muß Atlantis als
unbedingt notwendiges Glied
eingefügt werden. Mit der Welt­
eislehre aber ist nicht nur die
Möglichkeit dazu gegeben, son­
dern hier fügt sich Glied an Glied
zu einer unzerreißbaren Beweis­
kette aneinander. Zwischen dem
letzten und unserem heutigen
Monde hat Atlantis bestanden.
Line gewaltige Sendung hat es
erfüllt; zur Mutter aller mensch­
lichen Gipfelflüge ist es gewor­
den; Brücke und Pfad dem Guten
und dem Lösen; unseren äußeren
bereits Jahrtausende weiten Weg
entscheidend bestimmend, weil
Abb. SO. es das Schicksal in unsere Adern
Steinbildni; von der Dsterinsel. legte, die Unruhe des fremden
Blutes. Unerreicht aber steht
ragend über dem vämmer jener großen Zeit der glücklichen Inseln
tiefen Sinnes voll das Schleifenkreuz, ein Volk krönend, das allen
Reichtum verachtete, ein Volk von Weisen fast, jeder nach einer
inneren Lebensreife strebend, um hilfsbereit und klarsichtig, brauchbarer
Teil eines hohen Ganzen zu sein, vie Nrone weisheitsvollen Menschen­
tums sank ins Meer...
Nicht darauf aber kommt es uns hier an, das Vorhandensein der
Atlantis allein zu beweisen, sondern darzutun, daß der Untergang
vie neuesten Tiefseelotungen. 177

dieses Reiches nicht ein örtliches, sondern ein alle entsprechenden Ge­
biete berührendes Ereignis war.
Ein Blick auf die Karte (Seite 69) reicht hin, um sofort das
Augenmerk auf zwei weitere nicht minder rätselhafte Erdgegenden
zu lenken, auf Lemurien, also jenes Land, das Madagaskar mit den
indischen Inseln und diese wieder mit Australien und Asien verband,
und ferner auf ein ehemals sehr ausgedehntes Reich, dessen wert­
vollsten Überrest wir in dem als Kulturrätsel bekannten Eilande
Rapa-nui, der Dsterinsel, ganz deutlich und überzeugend noch heute
wahrnehmen.
wenn auch in der Karte erstmalig versucht wurde, die Vergangen­
heit aus den Tiefenlinien des Meeres wiederzuerkennen, so bietet sich
dieser Arbeit doch die große Schwierigkeit, daß die bei dem Mondeinfang
auftretenden Erdbebenschwärme die Dberfläche gerade jener Erdstriche
bedeutsam veränderten, so daß die heutigen Tiefenlinien keinen
bündigen Beweis für die ehemalige Gestaltung der überfluteten Ge­
biete zu geben vermögen. Auf einen endgültigen Wert macht unsere
Karte also keinen Anspruch, sondern sie ist nur als eine Vorarbeit zu
betrachten, die erst durch gemeinsame Arbeit der Erd-, Meeres-,
Pflanzen-, Tier-, Menschen- und Sprachenforscher wird sinngemäß
ausgestaltet werden können. Sehr wichtig ist in diesem Zusammen­
hang die von Kapitän ;. S. Dr. k. o. Spieß, dem Leiter der deutschen
atlantischen Expedition veröffentlichte Tiefsee-Karte, welche unsere
Ansichten bestätigt, wir benötigen jedoch aller der möglichen Einzel­
heiten gar nicht, sondern sind auch jetzt schon in der Lage, den Zu­
sammenhang zwischen Atlantis, Dsterinsel und Lemurien zu erkennen.
Mag Lemurien vielleicht in den Kreisen der Gelehrten be­
deutsamer sein, weil dort nicht nur das ehemalige Paradies ver­
mutet wurde, sondern weil die heutige Verteilung der Pflanzen- und
Tierwelt in diesen Gebieten vielseitige und anziehende Aufgaben
bietet, so dürfte doch die Dsterinsel auch für den nicht ausschließlich
wissenschaftlich Gerichteten reich genug an urzeitlichen, bewunüerns-
werten Schätzen sein, um hier etwas ausführlicher betrachtet zu werden.
Als die Schreckensbotschaft des Unterganges dieser Insel um die
Jahreswende 1922/23 durch die Zeitungen ging, da wurde überall
von den seltsamen, riesigen Steinbildern, von urzeitlichen Lauten,
von der bis heute noch unentzifserten Bilderschrift gesprochen, ohne
daß auch nur jemand Aufklärung hätte geben können, aus welcher Zeit
Silcher, Sintflut 12
178 Versunkene Welten.

Abb. 51.
Tiefseekarte der Atlantischen Gzeans nach Dr. L. c. Spieß.

das alles stamme, oder wie es komme, daß auf diesem winzigen Dlande
von nur etwa 120 Quadratkilometern sich die deutlichen Zeichen einer
sehr hoch entwickelten Kultur fänden. So viel war jedem Kenner klar,
Dsterinsel als Rontinentalrest. 179

daß ein Inselchen von den erwähnten Ausmaßen, weltverloren im


weiten Meere, nicht der Loden für eine derartige Entwicklung sein
konnte. Gewisse Anzeichen deuteten auf einen ehemaligen Zusammen­
hang mit dem fernen hawai hin. So blieb die einzige, wenn auch
mehr denn kühne Annahme, daß die Landbrücke zwischen der Vster-
insel und hawai durch Erd- oder Seebeben vernichtet und von den

Kbb. 52.
Riesensteinbilder auf der Dsterinsel.

Wellen des Stillen Dzeans begraben worden sei. Zeinsichtige und


erfahrene Renner, wie Leo Brenner fanden in dem Zustand der
überkommenen Kunstwerke auf der Rapa-nui-Insel ebenso übrigens
wie bei den Inkabauten am Tittcaca-See deutliche Hinweise, daß die
Arbeiten ganz plötzlich abgebrochen worden sein mußten, und schlössen
sehr richtig auf ein unerwartet hereingebrochenes Verhängnis, während
Leo Brenner beide Erscheinungen in ursächlichen und unmittelbaren
Zusammenhang bringt, wissen wir, datz die Mondauflösung,
12
*
180 versunkene Welten.

welche das Linstellen der Inkabauten und das herabwandern der


Völker in die vom Meere befreiten Ebenen veranlatzte, viele Jahr-
zehntausende vor dem Mondeinfang lag, durch dessen Zlut das
Gsterinselreich unterging. Mit dem genannten Gelehrten gehen wir
aber einig, datz es sich um ein plötzliches Ereignis handelte, dem
das Unterland von Rapa-nui zum Gpfer fiel.
Dieses Unterland aber ist für die Entstehung der merkwürdigen
Kultur durchaus nötig; denn die heutige Insel kann nur wenige hundert
Einwohner ernähren, keinesfalls aber so viele, wie nötig gewesen
wären, um das zu schaffen, was hier gefunden wird. Irgendwelche
Hilfskräfte konnten ebenfalls nicht herangezogen werden, da die
nächste Insel 7500 Kilometer entfernt ist. Es bleibt also kein anderer

Mb. SZ
Teil einer Schrifttafel von der Dsterinsel. Nach w. Thomsen.

Ausweg, als in der heutigen Dsterinsel den Überrest des Reiches


Rapa-nui zu sehen, ebenso wie wir in den Azoren, 5t. Paul und den
anderen Eilanden die Überbleibsel von Atlantis erblicken.
Rapa-nui dürfte ein ebenso gesegnetes Land gewesen sein wie
Atlantis. Noch heute hat die Dsterinsel ein Klima, das dem von
Madeira gleicht. Und dieses Reich wird sich bis hinauf nach den hawai-
inseln erstreckt haben, ob geschlossen oder in sich nahe berührenden
Inseln, spielt dabei keine sonderliche Rolle. Aber nur durch die Ver­
bindung mit grötzeren Landstrecken war es erreichbar, datz sich hier
ein Kulturmittelpunkt von einer derartigen Eigenart herausbildete,
wie er sonst nirgends in verwandter Art gefunden wird.
va sind die 4—23 Meter hohen Riesenbildsäulen, die auf zum
Teil 75 Meter langen Stufenbauten stehen; da sind zahlreiche Herrscher­
stäbe bei Ausgrabungen gefunden worden, hinreichend, um eine
Zolge von königsgeschlechtern über zehntausend Jahre damit aus-
Bilderschrift. 181

zustatten, bezeichnenderweise ausgelegt und geschmückt mit Gbsidian,


einem jener glasigen Gesteine, deren Herkunft wir neben seiner irdisch­
vulkanischen Herkunft in den Mondkern verlegen, und die uns ein
Zeichen für die Zeit sind, in der das Reich Rapa-nui bestanden haben
muß: nach der Mondauflösung, nach dem Inkareich der Hoch-
kordilleren, aber vor dem Einfang unseres gegenwärtigen Mondes,
mit anderen Worten während der mondlosen Zeit, als die Erde sich
wieder mehr zur Nugel zurückgesetzt hatte und die Meere in ihre
alten Becken zurückgeströntt waren, auf diese Weise Atlantis,
Lemurien und das Dsterinselgebiet auftauchen lassend.
Leider ist nichts darüber zu erfahren, ob heute Gbsidian auf der
vulkanischen Insel gefunden wird, oder ob dieses Mondgestein auch
aus den jetzt überfluteten Niederungen stammt.
Neben diesen Dingen, die noch durch Götzenbilder und andere
Zünde erweitert werden können, soll hier nur noch der schönen und
reich ausgebildeten Schrift Erwähnung getan werden, die, hiero-
glgphenartig Menschen, Tiere und andere vinge darstellend, ungemein
sauber in Holztafeln geschnitten, noch eine besondere Merkwürdigkeit
aufweist. will man nämlich den bisher mißglückten versuch machen,
sie zu lesen, so mutz man nach jeder Zeile umdrehen, wie dies auf
der Abbildung leicht erkennbar ist. Auf der heutigen Insel kann die
Schrift nicht entstanden sein- denn sie zeigt Schlangenbilder. viese
Tiere fehlen aber auf dem Eiland. Und so weist auch die Schrift auf
die überfluteten Niederungen der vormondzeit.
Ein Volk aber, das eine derart ausgebildete Schrift besitzt, das
gewaltige Lauten aufführt, das Riesendenkmäler schafft, bedarf
einer Jahrtausende währenden, an Ausdehnungsmöglichkeiten reichen,
im Verkehr nicht behinderten Entwicklung, vas alles aber war nur
möglich, wenn das Dsterinselreich, während der mondlosen Zeit auf­
getaucht, in notwendiger Ruhe seinen weg bis zu den Höhen der
Bildung und der Fertigkeiten zu gehen vermochte, die uns auf einem
seiner höchsten Punkte erhalten blieben, vielleicht einer Art Heiligtum
des Landes, auf dem winzigen Rapa-nui, dessen Eigentümlichkeiten nun
erst mit dem Lichte der Welteislehre beleuchtet, durchschaubar werden.
Es mag dahingestellt bleiben, ob Rapa-nui, wie es heute scheint,
der östlichste Ausläufer des polgnesischen Reiches zur mondlosen Zeit
und so dem aufgetauchten Westteile Süd-Amerikas benachbart gewesen
ist oder nicht. Ich neige heute zu der Ansicht, in Rapa-nui das Dst-
182 versunkene weiten.

kap des ehemaligen polgnesischen Reiches zu erblicken, wie ich in


meinem Luche „Aus mondloser Zeit" dargetan habe.
Als die vorliegende Arbeit begonnen wurde, war man der Über­
zeugung, datz dieses Schatzkämmerlein des vormondlebens am 16. No­
vember 1922 infolge eines Seebebens von autzergewöhnlicher Stärke
in den lvogen des Meeres verschwunden sei. Dieses Ereignis schien
für viele Zorscher ein glänzender Beweis für die Ansicht zu sein, datz
nun ein Vorgang vollendet war, der Jahrtausende angedauert, all­
mählich das Rulturreich Kapa-nui vernichtet hatte.
vie damalige Nachricht hat sich nicht bewahrheitet. Trotzdem
erscheint es angebracht, hier die Ansicht der welteislehre über Erd-
und Seebeben zu streifen.
Erinnern wir uns nun der schon früher (vgl. Seite 111) kurz dar­
gelegten Erd- und Seebebenursachen, die wir in der Aufspeicherung
von überhitztem, im hochdruckigen Siedeverzug befindlichem Sicker-
wasser in tieferen Erdschichten, fanden, und wiederholen wir, datz der
Mond in seiner Erdennähe also während der Neumondzeit eine
Vruäverminderung der Erdoberfläche auf die darunterliegenden
Schichten veranlaht, welche wesentlich vergröhert wird, wenn die
Sonne in den betreffenden Gegenden gleichzeitig sich im Hochstande
befindet, derart, datz beide Hubkräfte sich vereinigen und bestrebt
sind, aus der abgeplatteten, kugeligen Erde ein Hühnerei zu machen^).
Es bedeutet dies für die gewaltigen Lrdkrustengewölbe über den
Vulkanherden eine vruckentlastung, die Billionen von Tonnen beträgt
und so als Aurlöser der Erd- und Seebeben eine entscheidende Rolle
spielt. Nun nähert sich die Erde der Sonne jeweils bis zum 2. Januar,
an welchem Tage unser Mutterstern die sonnennächste Stelle seiner
Lahn erreicht^). An sich genügt die Sonnennähe bereits in vielen
Källen zur Auslösung. Besonders gefahrvoll aber ist für Erdbeben­
gegenden die Neumondzeit während dieser Spanne der Erd- und
Sonnennähe. Noch eine weitere und wohl die bedeutsamste, weil
plötzlichste Gefährdung kann, aus dem weltenraum kommend, hin­
zutreten, der Durchgang durch einen Roronastrahl, dessen Entstehungs-
herd als Sonnenfleck sichtbar ist. Eine derartige, aus ungemein
feinen Lisnadeln bestehende Anblasung verursacht aus hier nicht
näher zu erörternden Gründen eine plötzlich auftretende Luftdruck­
verminderung, die auslösend auf die explosionsbereiten, über­
hitzten Sickerwassermassen wirkt ^).
Ursachen der Erd-, und 5eebeben. 183

hanns hörbiger hat auf dieser Grundlage eine erschöpfende


Darstellung des großen Erdbebens von Messina am 28. Dezember 1908
gegeben und dabei Zusammenhänge aufgezeigt, von denen bisher
niemand etwas ahnte^).
Datz also Rapa-nui nicht untergegangen ist, spielt für diese
grundsätzlichen Erkenntnisse gar keine Rolle, hier mußten diese Ver­
hältnisse aber gestreift werden, weil die Welteislehre nämlich dartut,
daß derartige Beben infolge der bei ihrer Auslösung auftretenden
unvorstellbar großen Rraftäußerungen auch Beben an entfernten
Lrdengegenden zu veranlassen vermögen, besonders dort, wo eine nur
geringe Druckänderung gleichfalls zur Explosionsauslösung genügt.
Trotzdem aber kann keine Rede davon sein — und dies ist ausschlag­
gebend für unsere Klutenbetrachtung —, daß solche Leben, mögen sie
so gewaltig wie auch immer sein, hinreichen, um Landgebiete wie
das Gsterinselreich, Atlantis oder Lemurien untergehen zu lassen.
Die Weltwenden, denen diese Länder zum Gpfer fielen, lassen
in den selbst fürchterlichsten Beben der Gegenwart nur kosmische
Nadelstiche sehen.
Alle diese heutigen Erscheinungen sind, wie auch immer geartet,
vulkanischer Natur. Nur sind die bereits jetzt als vulkanisch benannten
Beben Explosionsstöße mitmilderndemSicherheitsverschlutz, alle übrigen
aber, ob Blattbeben, Guerbeben, Vorschubbeben, Tektonische Beben usw.
sind erstickte Explosionsstöße, also Stöße ohne mildernden Sicherheits-
oerschlutz, denn bei ihnen kann kein Druckausgleich durch die «Öffnung
eines oberirdischen oder unterseeischen Feuerberges stattfinden.
Auch die Seebeben sind also nichts anderes als unter-
meerische Explosionsstöße, zum Teil mit Sicherheitsverschlutz, zum
Teil ohne einen solchen, wobei im letzten Falle ein erstickter Erdstoß
sich dem Wasser mitteilt, den auch das über dem Herd befindliche
Schiff als harten Stoß empfindet.
Ganz anders äußern sich untermeerische Explosionsstöße mit
Sicherheitsverschlutz. Das Verhängnis von Lissabon und die Folgen
des Rrakatau-Ausbruches gehören hierher.
Ir solchen Fällen öffnet sich der Meeresboden, und große Gas- und
Dampfmassen treten aus - ein Flutberg wölbt sich über der tiefen Dampf­
blase und sendet Ringwellen nach allen Seiten. Eine solche Welle erreichte
auch Lissabon und schwemmte die Schiffe bis in die oberen Stadtteile.
Nun verdichtet sich aber der Dampf während des Emporstürmens
184 versunkene Welten.

im Meere, und nicht nur in den von ihm eingenommenen Raum dringt
das Meer ein, sondern auch in den geöffneten Schlund, so daß über diesem
Schlund eine wannenartige Vertiefung der Meeresoberfläche entsteht.
Viese Manne füllt sich aber unverzüglich wieder, so datz die be­
nachbarten überschwemmten Ufer wieder zutage treten.
Gelangt das in den Schlund unter hohem Druck eingeströmte
Wasser bis beinahe zum glühflüssigen Grdinnern, so kann eine zweite
Explosion stattfinden. Dann wiederholt sich am Ufer das Schauspiel
gegebenenfalls in noch bedeutenderem Matzstabe.
Vie nahe Hafenstadt fühlt erst den Stoß, legt sich in Trümmer,
dann braust das Meer heran, überflutet ganze Küstenstriche, um nachher
weit zurückzutreten.
Die Schiffer in zufälliger Nähe des Explosionsherdes sehen den
Zlutberg brüllend emporsteigen und finden dann, wenn sie das
Schrecknis überleben, das Meer mit Bimsstein bedeckt und einen starken
Geruch nach Schwefelwasserstoff sich verbreiten.
Gewitz können derartige Leben furchtbar sein und begrenzte
Gebiete völlig verwüsten, vom Menschenstandpunkt also geradezu
ungeheuerlich erscheinen — aber dennoch sind sie verschwindend klein
gegenüber der riesenhaften Macht, die sich in jenen Fluten äutzert,
welche uns die Welteislehre erschlietzt.
Es dürste also nun klar sein, datz die heutige Erklärung aller Art
von Leben durch Schrumpfung, heben oder Senken im althergebrachten
Sinne unzureichend ist.
Alle Erd- und Seebeben sind innerirdische Siede-
verzugsexplosionen.
Auf diese Weise wird auch durchsichtig, datz Suetz die Sintflut nicht
nur irrig erklärt, sondern sogar mit einem Irrtum irrig erklärt hat.
Damit haben wir einen Standpunkt gewonnen, der uns das
richtige Gefühl für jene Wogen vermittelt, die ganze Ländergruppen
unter Wasser setzten und unter Wasser halten.
Doch kehren wir nun zu unserer engeren Betrachtung zurück.
vie Ursache des Unterganges von Atlantis und vom Reiche
Rapa-nui war jene innerhalb weniger Stunden alles überschwemmende
und alles vernichtende Mondeinfangflut, welche auch Lemurien ins
kühle Grab zog, aus dem heute noch Madagaskar und östlich davon
Sumatra, Bornes, Java, Lelebes und die Inselgruppen südlich bis
nach Australien hervorragen.
von der Entdeckung der Erde. 185

Diese Erwähnung genügt, um dem Erforscher der Erdoberfläche,


dem Erforscher der Lebewesen und der Lebensbedingungen, dem M-
kunstkenner den Weg zu weisen, den sie werden gehen müssen, um zu
einer geschlossenen Vorstellung, zu einem widerspruchsfreien Erfassen
der Zusammenhänge jeweils ihres Sondergebietes zu gelangen.

Abb. 84.
vas Landgebiet, welches zwischen Australien (oberer punktiert umgrenzter
Teil) und Tasmanien lunterer punktiert umgrenzter Teil) bei einem Sinken
des Meeresspiegels um etwa 75 m austauchen würde und dessen höchste
Erhebungen heute als (punktumgrenztc) Inseln ausragen. Nach Fritz
Noetling.

Schon jetzt aber ist eines sichtbar. Sn Zukunft ist es nicht mehr
angängig, datz der Erdforscher nur Erdforscher, der Kunstkenner nur
Kunstkenner, der pflanzenforscher nur pflanzenforscher ist. Bliebe
er das, so würde er damit den Sackgassen der heutigen Wissenschaft
nur noch neue angliedern, statt endlich mit breiten Durchsichten und
ermöglichten Überblicken dem nach Wahrheit und Wirklichkeit dürsten­
den Menschengeschlecht die Ganzheit des Lebens in ihren Zusammen­
hängen zu immer höherer Erlebbarkeit und Nutzbarkeit erschliehen zu
186 versunkene Welten.

helfen, vie Abhängigkeit von den Schwestersternen, vor allem


vom jeweiligen Monde bedingt die erdgeschichtlichen Abschnitte, die
geologischen Epochen, wie der Fachmann sagt. Und damit sind alle
grundlegenden Bedingungen für die Besiedelung der Erde gegeben,
und mit ihnen ist der Weg festgelegt, auf dem alles miteinander
enge verbunden, enge miteinander verzahnt und damit
in dauerndem ursächlichen Zusammenhangs bleibend, sich den For-
derungen der Umwelt gemäß ändert, umbildet. Nur eine For­
schung, welche diese Grundgedanken sich zu eigen macht, kann auf
den Ehrennamen der Naturforschung Anspruch machen. Das erst
nenne ich die wahre Entdeckung der Erde und ihres
natürlichen Wesens. Dieses Ziel aber läßt sich nicht durch rechne­
rische Tüfteleien am grünen Tisch erreichen, wo von den an sich rich­
tigen versuchen im Probierglase die Welt mathematisch erschlossen
wird. Man verstehe mich nicht falsch, vie Rechenkunst als Hilfs­
wissenschaft jeweils einer Oaseinsstufe ist die reinste Form, den Leit­
gedanken herauszuschälen. Aber wie man ebensowenig von den Eigen­
schaften einer einzelnen, lebenden Zelle aus die Bedingungen eines
Säugetieres rechnerisch schließen kann, ohne auf Irrwege zu gelangen,
ebensowenig ist es erreichbar, wie man das heute tut, rein rechnerisch
der Dinge letztes Geheimnis entschleiern zu wollen^). Diese Be­
trachtungsweise hat dazu geführt, daß die verschiedenen Wissenschafts­
zweige im günstigsten Falle nebeneinander arbeiten, statt miteinander
an der großen Lösung der Fragen des Lrdenlebens (an sich) zu schaffen.
Diesen großen und völlig einheitlichen Gesichtspunkt hat erst die
Welteislehre hervorgebracht, deren außergewöhnliche veutungskraft,
auf ein kleines und bisher vernachlässigtes Gebiet angewendet, mir,
wie ich hoffen möchte, zu zeigen gelungen ist.
Noch ein weiteres, wenn auch ferner liegendes Beispiel mag hier
angeführt werden.
Ein Blick auf die Rarte, Seite 96, der letzten Gürtelhochflut
unsereres Mondvorgängers zeigt, daß zu jener Zeit vor Einfang
unseres heutigen Mondes Tasmanien mit Australien verbunden
gewesen sein muß. Fritz Noetling hat über das Alter der
menschlichen Rasse in Tasmanien auf Grund reicher eigener For­
schungen eine treffliche Arbeit geliefert, deren Ergebnisse mir die
Grundlagen zu einer Deutung im Sinne her Welteislehre geben.
Damals war ja das Dzeanwasser nach den Tropengebieten teilweise
Tasmanien bei der Tertiär-Gürtelhochflut. 187

abgesaugt. So konnte es nicht ausbleiben, datz auch in der Gegend der


heutigen Baßstraße, die Australien von Tasmanien trennt, eine
Senkung des Meeresspiegels eintrat, derart, daß der gegenwärtig
durchschnittlich 50 Meter unter Wasser liegende Meeresboden teilweise
freigelegt zu einer Landbrücke zwischen beiden Inseln wurde.
Ich bringe hier die Rarte der 45-§adenlinie nach Noetling,
die sich ergibt, wenn das Meer um etwa 75 Meter sinkt, oder, was für
die Beobachtung gleichgültig ist, wenn das Land um den gleichen
Betrag sich hebt. Wir wissen aber, datz es sich um keine eigentliche
Bewegung des Landes, sondern abgesehen von der Umsetzung
der Rugel zur Linse um ein Abströmen des Meeres handelt.
Jedenfalls hat damals Tasmanien mit Australien zusammen­
gehangen, denn in Tasmanien finden sich Reste ausgestorbener Tiere,
deren Überbleibsel auch aus Australien bekannt sind. Vabei sind dies
sehr alte Gattungen. Jüngere finden sich indessen nach Noetling
ausschlietzlich auf dem fünften Erdteil und nicht auf der heute abge­
trennten Insel, eine Tatsache, aus der Noetling mit Recht schließt,
daß die Einwanderung der fraglichen jüngeren Formen nach Australien
erst stattfand, als die Landbrücke bereits wieder unter Wasser stand.
Nehmen wir also an, datz die ältesten Tiere schon zur Zeit der
höchsten Gürtelhochflut unseres Mondvorgängers, wenn nicht sogar
in der ersten Gürtelhochflut vor Einfang des Sintfluterzeugers, über die
verbindenden Landstriche wanderten und im ersten Falle am nörd­
lichen Rande von Tasmanien von den dort befindlichen, heute noch
nachweisbaren Gletschern aufgehalten und so nur eine karge Heimat
und eine demgemäß geringe Fortpflanzung fanden und sich in ver­
einzelter Zahl so lange hielten, bis die Sintflut ihrem armseligen
Dasein ein Ende machte, dann erklären wir ohne Zwang die Urtier­
befunde Noetlings. Mit dem Abströmen der Gürtelhochflut als Sint-
flutin die alten Dzeanwannen aber wurden die Tiere oernichtetund ein­
gebettet, während im Norden von Australien in der nun mondlosen
Zeit Lemurien auftauchte, eine Landbrücke zwischen Australien und Asien
bildend, auf der nun die jüngeren Tiergattungen Zeit und Gelegenheit
fanden, auch nach Australien zu wandern, um, wie Noetling fest­
stellte, zu einer Zeit anzulangen, in der Tasmanien mit dem Festlands
nicht mehr zusammenhing,- denn jüngere Tiergattungen finden sich
auf Tasmanien nicht. Das Alter der menschlichen Nasse auf Tas­
manien ist also verhältnismäßig gering und erst nach ersolgter Sint­
188 versunkene Welten.

flut anzusetzen. Db Tasmanien sogar erst nach Einfang unseres


Mondes besiedelt wurde, läht sich ohne entsprechende Untersuchungen
nicht sagen. Wir gehen also mit Noetling einig in der Überzeugung,
datz die tierischen Bewohner ungleich älter sind als die menschlichen.
Das alles wird beim Lichte der Welteislehre so einfach und selbst­
verständlich gegenüber jenen bisher üblichen, in ihren Ursachen und
Bedingungen nicht durchschaubaren „glazialen Hebungen und
Senkungen".
Wie wichtig und für die Besiedlung des Landes ausschlaggebend
derartige Landbrücken sind, das zeigt die östlich von Australien ge­
legene Inselgruppe Neu-Kaledonien (vgl. Karte Seite 69), die wohl
niemals mit irgendeinem Festlande verbunden gewesen ist, und auf
der alle Kriechtiere, Süßwasserfische und Landsäugetiere mit Aus­
nahme der fliegenden fehlen.
Diese Feststellung sagt aber nichts gegen die Tatsache,
dah wir heute Tierreste in Gegenden finden können, die
niemals von den entsprechenden Lebewesen bewohnt
wurden.
Jene dauernd bis zum Nord- und Südpol während Jahrzehn-
tausenden brandenden Flutwellen, die wir noch kennen lernen werden,
schafften nicht nur lebende und tote Tiere, sondern auch Pflanzen
(Steinkohle!) zum Beispiel bis nach Spitzbergen, während sie in
warmem tropischen Lande, dort, wo noch heute die
Tropen sind, gelebt und gegrünt hatten. Diese Flut­
wellen sind in keiner Sage überliefert und sind darum bisher hier
nicht berücksichtigt^).
Eine andere Zlut aber hat ähnliches vollbracht und uns lange
Zeit über die Verbreitung gewisser Tiere, deren Hauptvertreter das
Mammut ist, ganz arg in die Irre geführt, während die Knochen
dieses Tieres auch in Europa an den verschiedensten Grten gefunden
wurden, erregte doch seinerzeit die Nachricht Aufsehen, datz Mammute
im Eise Nordsibiriens über die Zahrtausende wie in einem Eiskeller der­
art frisch erhalten entdeckt wurden, datz das Fleisch noch genietzbar und
der Mageninhalt noch unverdorben war. Neben diesen auf der ganzen
Erde mit Ausnahme von Australien vorkommenden Riesentieren fand
man in Sibirien auch in ähnlicher Weise das wollhaarige Nashorn.
vie herrschenden Erfahrungen und Überzeugungen berechtigen
nur zu einer einzigen stichhaltigen Annahme, nämlich der, datz diese
Fluten, welche Tiere verdristen. 189

Tiere während der Eiszeit auf den mageren Steppen gelebt und auch
so lange in Sibirien ihr Dasein gefristet hatten, bis die dortige Ver­
eisung infolge der polwanderungw) derart zunahm, daß sie ausstarben.
So finden wir denn die Mammute halb im Schlamm eingesunken
und zum Teil oder völlig mit Eis bedeckt. Diese Annahme trägt aber
schon den Stempel der Unwahrscheinlichkeit an sich und führte sogar
zu der merkwürdigen Ansicht, die sonst überall als Gletscherspuren
gedeuteten Schrammungen in den Gegenden der sibirischen Mammut­
funde als Klutzeisschrammungen umzudeuten. Allein schon der
Gedanke, daß ausgesucht Sibirien für Mammute und Nashörner
bewohnbar gewesen sei, ist so befremdend, besonders dann, wenn
man die Polwanderungen als widerlegt ansieht, datz eine ungezwunge­
nere Deutung nur begrüßt werden kann.
Diese liefert uns die Welteislehre, vie Karte, Seite 96, zeigt
klar die vereisten Gebiete der Erde. Zur Erläuterung darf hier noch
hinzugefügt werden, datz es sich in höheren Breiten um Gletscher
von Hunderten, ja Tausenden von Metern Stärke handelt. Dort war
das Leben ausgeschlossen. Nur im Randgebiet der Liswüsten lebten die
Kälteformen des Mammuts und des Nashorns. Lange Zeiträume
gestatteten eine entsprechende Anpassung, und besonders das behende
und schnell bewegliche Mammut wird zuweilen herdenweise Streif­
züge zwischen den vorfühlenden Gletscherzungen gemacht und so
auch über flachere Eisgebilde gewandert sein, va brach unerwartet
die Sintflut herein und stürzte sich in je zwei Ringwulstwellen nach
Süden und Norden, vollzog in den besiedelten Gebieten sein ver-
nichtungswerk, deckte alles mit Sand, Lehm und Lötz und hob ge­
waltige Gletscherschollen gleich jenen dem Polarfahrer bekannten
riesigen Eisbergen auf und trug sie mit allem, was an Lebendem in
der Todesangst sich auf ihnen gerettet hatte, fern in bitterkalte Länder,
um es hier abzusehen. Ermattet vom Hunger, erschöpft von der Kälte,
vielleicht sogar schwimmend eine letzte Zufluchtsstätte suchend, mögen
die Mammute in den Schlamm geraten und ihrer letzten Kräfte
beraubt, zusammensinkend, schlaftrunken erfroren sein, um in den
natürlichen Eiskellern bis zum heutigen Tage erhalten zu bleiben.
vie wogen der Sintflut mußten aber aus den schon früher an­
gedeuteten Gründen nicht von Süden nach Norden, sondern nach
Nordosten, also passatartig strömen und konnten so das europäische
Mammut nach Sibirien tragen 2»«).
190 versunkene Welten.

Mit dieser Neuerkenntnis wird die gesamte Tierforschung der


Eiszeit vor ein völlig verändertes Bild gestellt, das den großen Vorzug
der Einheitlichkeit und Vurchschaubarkeit besitzt und in Verbindung
mit der Welteisgeologie die Entwicklung, Ausbreitung, Anpassung
und die heutigen Zünde aufhellt, ohne dem Grundirrtum zu verfallen,
daß örtliche Entdeckungen von Tierresten für das Leben des betreffen-

Abb. 55.
Mammut aus dem Eise Nordsibiriens in Hockstellung, wie es einst versunken
und eingefroren ist. Nach Frech.

den Wesens und die Witterungsverhältnisse der Gegend eindeutige


Beweise liefern könnten.
Es wäre vermessen, auf Grund der in diesem Buche gegebenen
Anhaltspunkte, diese vinge weiter zu verfolgen. Damit würden wir
auf ein rein lebenskundliches Gebiet gelangen, das über den Rahmen
dieser Arbeit hinausgeht und in einem besonderen Werke behandelt
werden soll.
Alle die erwähnten Zustände liegen in bisher dunkler, nun aber
doch erhellter Vergangenheit und sind nichts anderes als die natür­
lichen Folgen eines jeweils sich nähernden und sich dann auslösenden
Mondes. Deswegen liegt die Zrage nahe, warum uns gegenwärtig
war der Urmensch wahrnahm. 1dl

so wenig merkbar ist von der doch wohl auch stattsindenden An­
näherung unseres Lrdenbegleiters. hier mutz die falsche Vorstellung
berichtigt werden, als ob unsere vorfahren zur Zeit des Mond-
vorgängers, abgesehen von drei Gipfelpunkten der Annäherung,
etwas Besonderes wahrgenommen hätten.
va jedes der Mondzeitalter nach Millionen von Jahren zu be­
messen ist, geht alles für den Menschen derart unmerklich langsam
vor sich, datz ohne genaueste Messungen Veränderungen gar nicht
wahrgenommen werden können.
Nur plötzliche Umwälzungen prägten sich dem Gedächtnisse des
Urmenschen ein,- so der Ginfang eines Mondes nach einer viele Ge­
schlechter überdauernden mondlosen Zeit. Kür den vormond liegt
dieses Ereignis aber derart weit zurück, dah, wenn damals Menschen be­
reits auf Erden lebten, selbst die Erinnerung daran untergeganaen
sein dürfte. Bisher sind derartige Sagen jedenfalls nicht bekannt
geworden.
Zahrmillionen gehen nun vorüber, bis die seltsamen von Jo­
hannes geschilderten Mondlichtgestalten die Aufmerksamkeit zur Zeit
des eintägigen Monats erregen; dann folgen wieder lange Zeit­
räume, bis dann endlich jenes Trotze Wasser, in den Gürtelgebieten
der Erde zusammengesaugt, die Tropenbewohner auf die Höhen treibt,
Schritt vor Schritt, um dann nach der furchtbaren Mondauflösung und
der Überschüttung der Erde mit den Mondbestandteilen plötzlich
wieder abzuflietzen und die bisher überfluteten Gebiete trocken
werden zu lassen.
Also auch das Grotze Wasser muhte haften bleiben, und blieb haften,
wie uns Humboldt und Kalb berichtet haben, während aber für die
Tropenmenschen das verschwinden des Großen Wassers ein Glück
bedeutete, brächte es den Bewohnern der mittleren Breiten in Korm
der Sintflut Tod und verderben, vie grotze Anzahl der wirklichen
Sintflutsagen legt beredtes Zeugnis davon ab.
Damit trat die letzte mondlose Zeit ein, während der Atlantis,
Lemurien und das Gsterinselreich ihre Blüte erlebten, um beim Einfang
unseres jetzigen Mondes wieder in den Kluten begraben zu werden.
Zahlreiche Überlieferungen künden von der Hoch-Zeit und dem
Untergänge dieser Gebiete.
Seit dem Tage des Einfanges gehen wir nun einer neuen Umbau­
tätigkeit der Erde, einer neuen Eiszeit, einer neuen Verlagerung der
192 versunkene Welten.

Meere, dem Lmporsteigen und hinabsinken ganzer Lander, der


Gürtelhochflut, der Mondauflösung und der Sintflut entgegen.
Käst nur die Erscheinung von Ebbe und Zlut ist es, die uns an die
Mondeskräfte gemahnt, ver welteiskundige aber sieht auch in der
Schollenbewegung, in der Tatsache, datz gewisse Gebiete der Erde
sich teils scheinbar, teils tatsächlich heben oder senken, großenteils
nichts anderes als den beginnenden und merkbaren Einfluß des
Mondes auf die Verlagerung der Wassermassen. Es ist selbstverständ­
lich, daß nicht nur auch die Erdkruste selbst dabei Veränderungen
erleidet, sondern daß in zweiter Hinsicht aus den Verlagerungen
selbst sich wieder Schollenbewegungen ergeben. Wir wollen hier
nur ein ebenso bedeutendes wie eindeutiges Beispiel anführen, um
zu zeigen, daß auch gegenwärtig der Mond am Werke ist.
Wir wissen, daß das im Gsten aufgehende und im Westen unter­
gehende Nachtgestirn gewissermaßen die Meere hinter sich herschleppt.
würde dieses träge Fließen durch eine Barre gehindert werden, so
müßte sich an deren Gstseite eine Stauung, ein Steigen des Wassers,
eine Zlut, an deren Westseite aber ein relatives Absaugen, eine Ver­
minderung, eine Ebbe bemerkbar machen,- alles das in Ausmaßen, die
der heute noch bedeutenden Entfernung des Mondes entsprechen und
vergleichsweise nur geringe, aber stetig steigende Werte hat.
Line solche natürliche Barre bietet Amerika mit seinen n,ordsüdlich
verlaufenden und im Gsten und Westen von grotzen Meeren be­
spülten Länder; ügen.
Va zeigt sich nun in der Tat, datz sich die Dstküsten Amerikas in
scheinbarem Sinken, die Westküsten aber in scheinbarem Emporsteigen
befinden.
Um die Wichtigkeit dieser Zeststellung ins rechte Licht zu setzen,
mag der ursächliche Zusammenhang nochmals kurz wiederholt werden.
venken wir den heutigen Mond weg und demgemäß die jetzt
abgeplattete Erde zur Nagel zurückgesetzt, so werden auch die gegen­
wärtig zu schwacher erster Gürtelhochflut bereits zusammengesaugten
Meere in ihre alten Lecken nach Norden und Süden zurückströmen
und dort bis zu jenen vormondstrandlinien emporsteigen, die wir
ausführlich beschrieben und die jetzt teilweise bis zu tausend Metern
Höhe über dem Meere im hohen Norden emporragen.
Damit wäre also jener Zahrzehntausende lange Zustand erreicht,
der während der mondlosen Zeit vor Einfang der Luna herrschte.
Strandlinien ohne Mond. 193

vie heute nur im Norden und Süden Amerikas sichtbaren Strand­


linien würden etwa auch heute noch Strandlinien sein, als solche also
von Norden bis zum Süden versolgbar.
Unter dem Einfluß unseres gegenwärtigen Mondes beobachten
wir aber etwas wesentlich anderes.
Gb wir uns vom Nordpol oder vom Südpol aus nach Mittel­
amerika zu begeben, in beiden Zöllen — und das ist das Entscheidende!
— nähern sich die vormonüstrandlinien, nach den Tropen hin verfolgt,
immer mehr der heutigen Meeresfläche, um in mittleren Breiten

Abb. 56.
Schnitt durch den Nordamerikanischen Länderblock von Norden gesehen.
8vv. Alb. — scheinbare Mondbahn von Gst nach West. L.-v. -- Lrddrehung
von West nach Gst. L.. 0. — Atlantischer Gzean. N.-ä.. --- Nordamerika.
8,0. — Stiller Gzean. Die Mondflut-Ltauwelle im Atlantischen Gzean an
der Gstküste Amerikas bedingt eine höhere Ltrandlinie als der Stille Gzean
an der Westküste. Zeichnung des Verfassers.

jeweils unter den Meeresspiegel hinabzutauchen und ihre tiefste Lage


ungefähr am Gleicher zu erreichen.
vas ist verständlich; denn der Mond saugte eben bereits bei
seinem Einfänge das Meer von Norden und Süden in jenen furcht­
baren, Atlantis, Lemurien und das Gsterinselreich verschlingenden
Wogen zusammen, die er bis heute nicht nur zusammenhält, sondern,
immer näher sich an die Erde heranwindend, sie zu einem Kingwulst-
wall pausenlos und stetig höher aufwölbt. Diese Wasseransammlung
zeigt sich der Messung in den zwei flachen Zlutbergen (dem auf der
mondzugekehrten Lrdseite befindlichen Zenitflutberg und dem ent­
gegengesetzt stehenden Nadirflutberg) zugänglich, die der Mond
innerhalb 24 Stunden und 50 Minuten als Ebbe- und Zlut-
erscheinung einmal von Gst nach West um die Erde schleppt.
Silch-r, Sintflut 1Z
194 versunkene Welten

Diesem Wege seht sich nun die amerikanische Barre entgegen und
bildet gewissermahen einen Staudamm, an dem die flachen Zlutberge
etwas emporgedrängt werden, vie Gstküste, gegen welche die von
Westen herangeschleppten Wassermassen branden, müßte also wegen
des dauernd höheren Wasserstandes ein bereits zeitigeres hinab­
tauchen der vormondstrandlinien unter die Meeresoberfläche zeigen,
als dies an der Westküste Amerikas der Zall sein könnte, die keine
Mondbergbrandung aufweisen kann, da hinter ihr ja festes Land liegt.
Auch hier mühten selbstredend die vormondstrandlinien heute in
den tropischen Gebieten infolge der beginnenden Gürtelhochflut unter
Wasser verlaufen, va aber die Stauung fehlt, werden sie erst später nörd­
lich und südlich eintauchen, als dies an der Gstküste geschehen mühte.
Und das ist in der Tat der Fall.
An der amerikanischen Gstküste nähern sich die vor­
mondstrandlinien, wenn man sie von beiden Polar­
gegenden aus nach den Tropen hin verfolgt, früher d em
gegenwärtigen Meeresspiegel, als an der Westküste.
wenn die herrschende Anschauung diese Leobachtungstatsache
als einen Beweis für eine einseitig westlich betonte Schollenhebung
anspricht, so ist das ein Irrtum, hervorgerufen durch das Zehlen zu­
reichender Gründe und den Mangel eines die wahren Verhältnisse
überschauenden Standpunktes, der eben nicht erweitert werden konnte,
ehe nicht die Welteislehre den außerirdischen Einfluß auf die Ge­
staltung unseres Heimatsternes aufdeckte.
vie wahre Ursache dieser Erscheinung ist also nicht
in einer ungleichmäßigen Bewegung des amerikanischen
Landblockes zu sehen, sondern in den beiden annähernd
täglich einmal um die Erde geschleppten Mondflut­
wellen, die infolge der Trägheit des Wassers an der
amerikänischen Gstküste eine vaueraufstauung erhalten.
Während die bisherige Erdforschung in durchaus berechtigter
Weise lieber an heben und Senken der Festländer deswegen denken
muhte, weil ihr der irdische Kreislauf des Wassers als geschlossener
Vorgang sichergestellt schien — ein Irrtum, der heute allenthalben
bereits anerkannt ist") —, wird die ganze Sachlage durch die Welteis­
lehre deswegen ungemein vereinfacht, weil hier das leichtbewegliche
Wasser mühelos zu jenen Änderungen der Erdoberfläche führt, für
welche die herrschende Schulmeinung eine ganz dunkle, nicht zu
Meeresströmungen. 195

fassende, geheimnisvolle Kraft brauchte, welche die Festlandsschollen


wie träge schwimmende Kähne auf dem Glutfluß-Erdinnern schaukeln
und sich heben und senken ließ.
Mit der Beziehung der Mondesstauwelle an der amerikanischen
Gstküste sind wir ganz unerwartet vor eine neue Aufgabe gestellt,
nämlich vor die Frage nach der Ursache der Meeresströmungen.
Während man heute an Sonnenerwärmung und Winde als
die veranlasser der Strömungen denkt und so zwar zu einer Art Deu­
tung, aber zu keiner grundlegenden und zureichenden Erklärung
kommt, geht die Welteislehre einen neuen, aber mit allen ihren
sonstigen Anschauungen wieder lückenlos enge verzahnten Weg.
Gewiß gibt auch sie zu, datz Winde strömungsbeeinflussend sein
können. Den Passat aber als Ursache lehnt sie schon deswegen ab,
weil sie auch ihn als solchen anders auffatzt, als die bisherige Wetter­
kunde. Das sind indessen Dinge, die bis ins einzelne zu verfolgen
hier nicht unsere Aufgabe sein kann.
Es genügt aber vielleicht zu sagen, datz ein Teil der Wissenschaft
die bisherigen Anschauungen für dermaßen unzureichend ansieht,
daß verschiedentlich von den Meeresströmungen als von „ungelösten
Problemen" gesprochen wird.
Wir haben nun bereits ohne sonderliche Mühe die eigentliche
Ursache der Meeresströmungen erkannt. Denn diese merkwürdigen
Bewegungen der Gzeane sind nichts anderes als die Folgen jener
Stauungen, wie wir sie an der Gstküste Amerikas aufzeigten.
Eezeiten und Strömungen gehören also zusammen, da die letzten
einfach die Folgen der gehemmten Gürtelhochflut von heute sind.
Es ist daher nicht richtig, den sogenannten Golfstrom auf die
Wassererwärmung im Golf von Mexiko zu gründen. Natürlich hilft
auch die Sonne an diesen Wasserbewegungen mit, wahrscheinlich
aber ausschließlich wieder durch ihre Flutkräfte, denn ein Bruchteil
der Ebbe- und Fluterscheinungen ist auf die Sonne und deren An­
ziehungskraft zurückzuführen. Daß unser Taggestirn das tropische
Dberwasser mehr erwärmt, als etwa mittelbreites oder gar polares,
bedarf keiner Begründung. Besonders dort wird die Erwärmung
merkbar werden, wo die Strömung zur Rast gezwungen wird, und
das ist eben im Golf von Mexiko der Fall. Das warme Wasser würde
aber nahezu ruhig im Golf verbleiben, wenn nicht der Mond es
wäre, der dort das Wasser durchquirlt.
lZ
*
196 versunkene Welten.

wir wissen, daß die Gürtelhochflut von Dsten nach Westen fliehen
will. An der Mittelamerikanischen Wehr muh sie sich aber stauen
und nach Norden abbiegen. Läge der Golf südlich vom Gleicher,
so mühte der Gberstrom notwendig nach Süden zu abbiegen.
vie Mondkräfte drängen also die heutige geringe Gürtelhoch­
flut durch das Laribische Meer.' vas erwärmte Wasser muh also
um Slorida herum nach Norden ausweichen, obwohl es sich dann
den Zlutkräften entgegen infolge der Wasserpassatwirkung nach Nord­
osten wendet.
va sich die Meere am Pol aber nicht aufhäufen können, so
müssen von dort die unteren Wassermassen wieder zurückkommen,
vas ist dann der Naltstrom oder Unterstrom, wie wir ihn nennen können.
Es ist nun leicht einzusehen, daß diese Unterströme dann fehlen
würden, wenn die Wehren fehlten,- denn dann würde der Mond
nur die oberen Meeresschichten von Dsten nach Westen bewegen,
so dah allgemach die ganzen tropischen Wassermassen in eine Gst-
west-Strömung gelenkt würden. Auch hier würde nun die Sonne
die oberen Schichten erwärmen, derart, dah diese oberen Gebiete
zugleich Wasserströme wären, die notwendigerweise auch oben bleiben
mühten.
Wir dürfen also nicht meinen, dah der Golfstrom sich im Polar­
meer sofort abkühlt, dann sofort taucht und unten zurückkommt,
sondern das warme Wasser bleibt gar lange Zeit im Polarmeer,
verteilt sich dort oberflächlich und kühlt sich ganz langsam ab.
weil aber dieses Golfwasser eine Mehrbelastung der Polar­
wannen bedeutet, so muh zur Herstellung des Gleichgewichtes untere;
Polwasser durch die Dänemark-, Vavis- und Leringstrahe wieder
zurückfliehen.
vort, wo diese Naltströme keinem Wasserstrom begegnen,
bleiben auch sie nahe der Oberfläche. Treffen sie aber einen warm-
strom, so müssen sie sich in der Tiefe hinziehen.
Nun gibt es auch Gleicherströme, die von Westen nach Dsten
ziehen, verartige Warmströme sprechen aber nicht gegen die Mond­
kräfte als Grundursache aller Meeresströme. Shr Vorhandensein
läht sich aber rein mechanisch auch durch die Drtlichkeiten ihres Auf­
tretens erklären.
Doch wir kehren zurück, da wir deutlich gesehen haben, wie auch
gegenwärtig die Mondeswirkung in Erscheinung tritt.
Ver Meister von Mauer. 197

Dieses Beispiel soll hier genügen. Vie Welteisgeologie kann


ihm zahlreiche an die Seite stellen. Und dieser Zorschungszweig mag
es auch sein, welcher die hörbigerschen Erkenntnisse zur Anerkennung
bringen wird, genau so, wie der Weltbaumeister alten Schlages,
Laplace, keineswegs von den Himmelsforschern auf den Schild ge­
hoben wurde, sondern seinen Ruhm den Erdforschern zu verdanken
hat, die näher als die vermesser und Beobachter des Sternenreiches
dem wahren Wesen der Natur stehen oder doch die Zähigkeit des Sich-
einfühlens in die Umwelt darum besser bewahrt haben, weil ihr Zor-
schen ein mehr liebend nahes Sicheinsfühlen mit ihr zur Voraussetzung
hat.
vie Zeit der Entscheidung steht vor der Tür. Man prüfe die
welteislehre, und man versuche sie mit Tatsachen zu widerlegen.
Und der Meister von Mauer wird der erste sein, der widerrufen wird,
wenn die Tatsachen gegen seine Auffassung sprechen.
Über ein vierteljabrhundert kämpft der Einsame um Gehört-
werden allein und beweist mit seinem Schicksale die Tatsächlichkeit
des Wortes, datz eine Wahrheit nicht wert ist ausgesprochen zu
werden, wenn sie nicht mindestens 25 Jahre totgeschwiegen oder für
Irrwahn erklärt worden ist.
wer prüfen will, mutz aber das Ganze kennen, hier gilt das
Wort Nietzsches: „Es gibt Nichts autzer dem Ganzen".

*
Das Alter der Äkenschheii.
wir die letzten dreißig bis vierzig Jahrtausende überschauen
c^^und uns von der dünkelhaften Überschätzung der Gegenwart frei
machen, dann erblicken wir in jenen bisher so dämmerdunklen Zeiten,
nun erhellt, in Atlantis eine Kultur aufleuchten, die, wie wir anzu-
nehmen einige Ursache haben, unsere heutige überragt.
vie Zähmung der Haustiere war im wesentlichen beendet, aus
wilden Gewächsen sind nahrungspendende Kulturpflanzen geworden;
der Weinstock, die Banane, der Weizen, die Kokospalme, Tabak,
Kartoffeln, Mais und viele andere Nährpflanzen, auch Heilpflanzen
wurden gezogen,- eine sinnvolle und ausgiebige Bewässerung sorgte
für die Befeuchtung der reichen Selber und üppigen Gärten; Pracht­
bauten aus weißem, rotem und schwarzem Gestein, wie es heute
noch die Azoren liefern, wurden errichtet; ein geordnetes Staats­
wesen gewährleistete Sicherheit und Wohlstand; die Kunst blühte;
die Bearbeitung der Edelmetalle wie die des Eisens ward geübt, und
in einer wahrscheinlich noch weiter als vierzig Jahrtausende zurück­
liegenden Zeit, als die Atlanter noch verhältnismäßig reines Blut in
den Adern hatten und noch keiner Mischung mit tiefer stehenden Völkern
anheimgefallen waren, scheint bei ihnen bereits eine Lebensauffassung
bestanden zu haben, die wieder zu erklimmen heute gerade die ersten
Ansätze von neuem vorhanden sind.
was ist seitdem geschehen? Vie Menschen sind lebensfremder,
sind unglücklicher geworden.
Diese betrübliche, aber nicht zu leugnende Tatsache läßt uns, in
deren letztem Jahrtausend noch — die Ente gezähmt wurde, die ganze
Sadenscheinigkeit und Gde unsres Daseins erkennen.
überrascht aber stehen wir vor der Erkenntnis, daß einst in längst
versunkenen Urzeiten Völker auf der Höhe einer äußeren und inneren
Blüte standen, zu der die Wege über viele, viele Jahrtausende ge­
führt haben.
Erinnern wir uns nur an die Riesenbauten, die altersgrau und
erhaben aus fern oerschwimmenden Spannen herübergrüßen, Lei­
stungen, die heute kein Erdteil mehr vollbringt; an die in ägyptischen
Tempeln gefundenen Kupferdrahtanlagen, die als elektrische Lei­
tungen gedient haben; an die mosaische Bundeslade, die nichts als ein
aus der Luft sich selbsttätig ladendes elektrisches und dem Unein-
Im vezdre-Tal. 199

geweihten lebensgefährliches Gerät war — nur diese wenigen Bei­


spiele halte man sich vor Augen, wenn man den Abstand ahnend er­
messen will, der zwischen diesen Gipfeln der Erkenntnis und des
Könnens und jenen schlichten Steinwerkzeugen sich weitet, welche durch
die aufsehenerregenden Grabungen von Dr. G. Häuser, Berlin, in
Süd-West-Zrankreich, durch seine neuen Forschungen in Deutsch­
land ausgedeckt und durch seine prachtvollen Bücher in allen Kreisen
bekannt geworden sind").
Und doch, wer diese zum Teil vortrefflich bearbeiteten Steine,
wer die erstaunlichen künstlerischen Arbeiten, wer die frommen Übungen
kennt, wer die an den Wänden der höhlen, auf Steinen und Geweih­
stücken gemalten oder eingerihten
Tierbilder betrachtet, der kann sich
der Überzeugung nicht erwehren,
datz auch diese Menschen eine
nach Jahrzehntausenden, wahr­
scheinlich aber nach Jahrhundert­
tausenden zählende Kulturent­
wicklung durchgemacht haben.
Da taucht doch die Frage aus,
wie alt jene Menschen sein müssen,
Röb. 57.
deren Knochengerüste und Werk­
Mammut- und Renntierzeichnung an
zeuge G. Häuser hob. Begnügen
den Wänden der Eiszeithöhlen. Rechts
wir uns vorerst damit, nach An­ ein vom Liszeitmenschen geschnitzter
haltspunkten zu forschen, die uns Kopf.
sagen, ob das Vözere-Tal, die be­
rühmte Ausgrabungsstätte ha users, in Zeiten bewohnt sein konnte,
die wir mit Hilfe unsrer Aufteilung und Aufhellung der Flutberichte
erschlossen haben.
Schon in einem früheren Abschnitt konnten wir darauf Hinweisen,
datz zur Zeit, als die Väter der peruanischen Indianer während des
Grotzen Wassers in ihren kanoes um die Gipfel der dortigen Gebirge
fuhren, fern an den reichgegliederten und unruhigen Gestaden des
nördlichen Ringflutufers, hart am Gletscherrande, Menschen hausten,
die von den tropischen Eilanden und ihren Bewohnern nichts ahnten.
Bisher mützten wir den Beweis für diese Behauptung schuldig
bleiben, versuchen wir ihn nun zu liefern.
vorläufig versagen hier alle Berichte. Keine Überlieferung leitet
200 Va; Wer der Menschheit.

uns. Und doch liegt vor uns das grotze, geheimnisvolle Luch der Natur
aufgeschlagen, das man nur zu entziffern braucht, um seine Runen
zum Reden zu bringen. Wer ihrer Sprache lauscht, dem offenbaren
sich ganz ungeahnte vinge, und herausgehoben aus dem Nachtdunkel
der kühlen Erdschichten steigt am fernen, fremden Himmel die Mensch-
heitsdämmerung empor. Und im Lichterwerden des Tages gewinnen
der frühe Mensch und seine Welt Gestalt.
vor den nach Süden offenen höhlen des Vezöre-Tals spielen die
Rinder, geschäftige Frauen bereiten das Mahl, das der Fischfang
lieferte, oder das die Jäger heimbrachten von den steppenhaften
Höhen, die, in nicht zu weiter Ferne, von den Gletscherausläufern be­
rührt, dem Mammut, dem Renntier, dem Wildpferd und manchem
anderen Getier eine nicht gerade reichgedeckte Tafel boten. Und in
die Stille des Morgens klingt das hämmern und Rlopfen der Hand­
werker, die geschickt und ohne hast Pfeil- und Lanzenspitzen, Dolche
und Äxte, Hämmer und Schaber und Bohrer aus den grauen Flint-
steinen verfertigen, die ihnen eine in der Nähe gelegene Fundstätte
liefert.
In dieses friedliche Bild des Lebens brausen aus dem Tale herauf
des schmalen Meeresarmes ruhelose Wellen der atmenden Gürtel-
hochflutuser ihre eigene Weise.
von Flutbergen kann dann natürlich nicht mehr die Rede sein,
sondern nur von tiefem Atmen der Ufer. Die Liszeitleute mutzten
ja ihre Siedlungen in Ufernähe suchen, um ein halbwegs beutereiches
Strandleben führen zu können. Denn wahrscheinlich war die Hoch­
wildjagd auf Renntiere, Hirsche, Elen, Eber viel zu mühevoll. Da­
gegen warf die atmende Wasserkante genug der Muscheln, Quallen,
Rrustazeen und Fische auf die oft mehrere Rilometer breiten Ebbe­
gebiete, von denen sie unmittelbar vor dem Einfrieren leicht aufzu-
lesen oder nur den viersilbigen oder geflügelten Strandräubern ab-
zujagen waren, insoweit sich nicht auch restliche Saurier um solche
Strandbeute bewarben.
Vie Edelwildjagd hat der Eiszeitmensch sicher nicht in dem Matze
betrieben, wie die Anthropologen unter den eiszeitlichen Forschern
glauben. Ls war das ja auch gar nicht nötig, da doch in den Ebbe­
gebieten der Tisch des benachbarten höhlen- und Asglmenschen täglich
mit den feinsten Meeresleckerbissen frisch gedeckt war. vas ,Hoch­
wild" dürfte überdies meist eines natürlichen Todes gestorben oder
Schichtlagen im VSzöre-Tal. 201

verhungert sein, soweit es nicht zur Leute der höhlenlöwen, Säbel-


tiger und Höhlenbären geworden war. Ein natürlichen Todes ge­
storbenes oder verhungertes Edelwild wie Renntier und Hirsch konnte
aber auch nicht verwesen. Es blieb frisch erhalten und niedergefroren,
bis es entweder von Menschen oder von einem viersilbigen Raubtier
gefunden wurde, vas mag dann den „Sonntagsbraten" geliefert
haben. Aber der Alltagstisch des Eiszeitmenschen ward meistens mit
den auserlesensten Nahrungsmitteln aus dem Meere gedeckt. Des­
halb finden sich doch auch in den „Rüchenabfällen" fast nur Muscheln
und vielleicht auch zerbrochene Rrusten, seltener aber Säugetier­
knochen.
Datz der Eiszeitmensch gar das Mammut gejagt oder in Fall­
gruben gefangen haben sollte, das hält hanns hörbiger für eiszeit­
liches Jägerlatein. Wohl aber mögen ganze Horden von Mammuten
und Sauriern in natürliche Lebensfallen geraten und dort verhungert
und eingefroren sein. An diesem jahrzehnte- oder jahrhundertelang
frisch gebliebenen Gefrierfleisch konnte sich der Eiszeitmensch gütlich tun.
Es war ein gar herrliches, fast strotzend gesundes und sorgloses
Leben, das die Eiszeitmenschen verbrachten.
Ganz langsam, unmerklich lecken die wogen immer höher an
dem Abhang empor, bis eines Tages in Hunderten oder Tausenden
von Jahren das Wasser in die höhlen dringt, die, schon vorher von den
Lewohnern verlassen, die Reste ihres Lebens und Schaffens bewahren.
Und wenn ihre Zeit um ist, werden die Wasser wieder sinken,
ver einstige Meeresarm, in den die Bäche und Klüßchen mündeten,
wird, vom Salzwasser ganz befreit, nun von der zum Strome vereinigten
Lächezahl durchflossen, in den höhlen seiner nach Süden zu schauenden
Talwände neues Leben erblicken. Rinder werden jauchzen, Frauen
ihrer Beschäftigung nachgehen, die Handwerker werden klopfen und
schnitzen und die Männer zur Jagd oder auf den Fischfang gehen.
vie Waffen und Geräte, deren sie alle sich bedienen, werden
weiter vervollkommnet, werden gefälliger, weil zweckmäßiger sein.
Geschlechterlang wird dieses stille Tal das Paradies ihres Lebens
werden, bis wieder unmerkbar zögernd das Meer kommt, Schritt
vor Schritt ins Tal hinein, ansteigt und von neuem den vertreib« aus
dem Paradiese spielt,- mit seinen Sinkstoffen nicht nur die Abfälle und
zurückgelassenen Geräte, sondern auch die beerdigten Toten überdeckt.
Gst und oft ging dieses Schicksales Schritt taktmäßig über das Land;
202 vas Alter der Menschheit

Unbewohnbarkeit und Paradies. Ahnungslos kehrten die Urenkel


zurück in die Heimstätten der Väter, nicht wissend, datz unter ihren
Zähen schon Kulturschicht über Kulturschicht lag.
Ihre Nachkommen muhten wieder hinweg, deren Kinder kamen
wieder, bis in der grausigen Weltwende die Sintflut auch hier alles
erbarmungslos vernichtete, Geröll, kies und Sand und Lehm und
Loh darüberdeckte und in jenen langen Schlummer bettete, den erst
das Grabscheit und der Pickel des Forschers unserer Tage störte . . .
va also ist endlich etwas Greifbares, die Sintflut. Aber sie ist
nur der Schluhstein, mit dem Erdenbaumeister Mond sein ganzes,
seine Wirkung verewigendes geologisches Riesenwerk abschloh. von
hier aus müssen wir zurückgehen, was wir da finden, ist eindeutig.
Fast jeweils unter jeder Schicht, in der wir Werkzeuge und
Knochen aufdecken, ergraben wir eine Lage, die frei von derartigen
Kulturüberbleibseln ist.
was bedeuten diese Schichten aus kies oder Lehm?
was sie nicht bedeuten können, das läht sich sogleich sagen. Sie
können keine Fluhablagerungen sein. Auch dann nicht, wenn man
annehmen wollte, sie seien beim Abschmelzen der Eiszeitgletscher ent­
standen. Wäre das der Fall, so mühten sich jedenfalls aus Grund
der gegenwärtigen — von. der welteislehre allerdings nicht geteilten
Überzeugung doch die Ablagerungen des Sommers von denen des
Winters schichtenweise gekennt darbieten, und das tun sie nicht.
Dder aber wir nehmen dennoch eine Gletscherschmelze im Sommer
an und lassen den Lehm sich ablagern. Schon im Spätsommer aber
hört die Speisung infolge der Kälte aus, die Regenmassen, die unerstarrt
in die Flüsse gelangen, nehmen den feinkörnigen Lehm wieder hinweg,
und von einer Ablagerung würde keine Rede sein können, hier also
vernichten die Wechsel von Sommer und Winter jede Möglichkeit der
überdeckung mit nennenswerten Schichten. Es bleibt sich ganz gleich,
ob man den Lehm als Schwemmstoff aus dem Flutzlauf oder wie eben
von den Gletscherbächen kommen lätzt — niemals ist ein solcher Aufbau
zu erwarten, wie Häuser ihn so oft gefunden. Auch der kies ist nicht
aus diese Weise zu erklären.
Auch an veltabildung kann in diesen Gebieten nicht gedacht
werden; noch viel weniger an taktmähige Hebungen und Senkungen.
Es bleibt uns also nur ein einziger Ausweg, der zu des Rätsels
Lösung führt, das Meer.
Mondbewegung. 203

Va heitzt es noch einmal die Mondannäherung und ihren Linfluh


auf die irdischen Dzeane betrachten.
wir wissen, datz, je näher der Mond kommt, desto schneller auch
sein Umlauf um die Erde werden mutz. Durch diesen schnellen Umlauf
kommt die erste Gürtelhochflut zustande.
während heute ein Umlauf etwa 28 Tage dauert, eine Zeit, die
wir als Monat bezeichnen, wird im Laufe der Annäherung diese
Spanne kürzer werden. Sie wird auf 20, 10, 8, 3 Tage und so fort
zusammenschrumpfen.
vabei wird sich zeigen, datz der Mond viel langsamer als heute
im Dsten aufgeht, um viel sachter über den Himmel zu schreiten und
viel langsamer im Westen unterzugehen.
Vas mutz man sich klar machen und sich dabei erinnern, datz der
Mond, genau wie die Erde sich von Westen nach Dsten dreht, seine
Lahn von Westen nach Dsten zieht, indessen heute viel langsamer und
darum von der eiligeren Erde immer wieder eingeholt wird, so datz der
Eindruck entsteht, als ob der Mond von Dstennach Westen sich bewegte.
Man mache sich das an einer voppelradrennbahn klar, auf deren
innerem King ein Motorradrennen, auf deren äutzerem ein Flieger­
rennen stattfinden. Ehe der gewöhnliche Radier (Mond) eine Runde
vollendet, wird er von dem Motorrad (Erde) mehrmals überholt,
vas Motorrad lätzt den Radier immer hinter sich, so wie die Erde
den Mond hinter sich lätzt, trotzdem beide sich in der gleichen Richtung
bewegen, ver Radier beginnt aber nun immer schneller und schneller
zu fahren, bis er dem Motorrad zur Seite bleibt. Wird dieser Kreis
innerhalb eines Tages vollendet, so wie die Erde innerhalb eines
Tages sich einmal um sich selber dreht, so mutz ihr Begleiter, der ihr
ja immer an der nämlichen Seite haften bleibt, auch innerhalb eines
Tages seine Lahn runden, mit anderen Worten, der Umlauf oder
der Monat ist aus einen einzigen Erdentag zusammengeschrumpft.
vies bedeutet aber nichts anderes, als datz immer dieselbe und
nur dieselbe Erdseite vom Monde beschienen wird.
va aber unser Legleiter seinen Lahnweg nicht auf einem Kreise
nimmt, der in einer Ebene mit dem Gleicher parallel läuft, sondern
diesen in einer Wellenlinie schneidet,- oder um das an dem Beispiel
der Radrennbahn klar zu machen, weil unser Mond nicht wie Radier
und Motorrad in der gleichen Ebene fährt, sondern sich in bezug auf
die Erde bewegt, wie wenn der Radier statt der ebenen Bahn ewig
204 Das Alter der Menschheit.

eine Berg- und Ealbahn benutzte, so datz er einmal höher und dann
wieder tiefer als das Motorrad sich fortbewegte,- da unser Mond also
eine derartige Wellenlinie beschreibt, so wird er, durch ein Zensier
beobachtet, ein ganz eigentümliches Bild geben.

Abb. 58.
ver Mond ist zur Zeit des eintägigen Monate; über Afrika verankert und
pendelt täglich einmal um den lvmkel VV aus und nieder, dabei die beiden
Zlutberge jeweils nach Norden und Süden werfend, derart, datz bei der Be­
wegung des mondzugekehrten Zlutberge; nach Norden der über der Wanne
des Stillen Ozeans stehende Zlutberg nach Süden schwingt. Es ist die Zeit der
geologischen Hauptbau-Tätigkeit, während der die Noble- und Lalzflöze auf«
gebaut und die Erdöllager eingebettet werden. E; sei aber hier nochmals
darauf hingewiesen, datz dieses Lreitenpendeln nach Nord und Süd sowohl
in der Zeit vor als auch nach dem eintägigen Monat vorhanden ist, in
unseren Abbildungen aber absichtlich nicht stark hervorgehoben wurde.
(Zeichnung nach hörbiger.)

weil, wie wir eben gesehen haben, unser Nachtgestirn in bezug


auf die Erde immer während des eintägigen Monates an der gleichen
Stelle steht und in bezug auf den Gleicher einmal täglich nach Norden
und dann über den Gleicher wieder hinweg sich nach Süden bewegt,
so wird er, durch ein Zensier betrachtet, aus diesem nie verschwinden,
sondern nur in ihm auf und ab steigen.
Monderzeiten 205

wenden wir diese Erkenntnis aus den Einfluß des Mondes auf
das Wasser an.
Zuerst, woran nochmals erinnert werden soll, hatte der schnell
umlaufende Mond die erste Gürtelhochflut bedingt.
Mit der Zeit aber verankert sich der Mond an einer bestimmten
Erdstelle, über der er Jahrtausende scheinbar stehen bleibt, eben in
der Spanne des eintägigen Monates. Um diese Zeit kann natürlich
von einer Gürtelhochfiut keine Rede-mehr sein, sondern es bilden sich
zwei Zlutberge, von denen der eine auf der dem Monde zugekehrten
(Zenit-), der andere auf der entgegengesetzten (Nadir-) Lrdseite von
den Mondeskräften zusammengesaugt wird.
Allmählich löst der Mond seine Verankerung und bewegt sich lang­
sam von seiner Stelle nach Gsten zu. Im Laufe der Jahrzehntausende
wird aus dem eintägigen Monat vielleicht ein achtstündiger geworden
sein, ver Radier fährt jetzt viel schneller als der Motorfahrer und
überholt diesen, das heißt, der Mond geht nun im Westen auf, rast
über den Himmel, um im Gsten unterzugehen.
Diesem Eilschritt können die Wasserberge natürlich nicht folgen.
Sie strecken sich und zerfließen zu einer zweiten Gürtelhochflut, die aber
nicht wie ein sanft dahinströmender Zluß im eingedämmten Bette
rinnt, sondern noch halb Zlutberg, halb Gürtelflut, von dem nach
Norden und Süden pendelnden Monde, wenn auch in gemäßigterer
Art, als während des eintägigen Monates und auch nur in Zwischen-
räumen von mehreren Tagen einmal nach Norden und einmal nach
Süden gerissen werden, um das Hinterland ihrer reich gegliederten
Ufer, besonders aber die Zlußtäler mit ihren Flutwellen unter Wasser
zu sehen. In den zu Zjorden gewordenen Zlutztälern wie an der Vezvre
wird der Mond nicht nur diese Ebbe und Zlut veranlassen, sondern je
näher er mit den von ihm geschleppten, jetzt schon zerfließenden Zlut-
bergen herankommt, um so mehr wird er die Täler mit Wasser an­
füllen.
Stand einer der Zlutderge etwa über Westafrika, so war das
Vezsre-Tal derart im Unterlaufe überschwemmt, daß die dortigen
Grotten unbewohnbar waren.
Dieser Zustand mag zunächst Jahrhunderte angedauert haben.
Langsam wanderte der Mond und mit ihm der Zlutberg vorüber,
vie Wasser sanken; die aufgerührten, mit Tonen und etwas Ralksand
geschwängerten Meereswogen hatten in mehr oder weniger starker
206 vas Alter der Menschheit.

Schicht diese 5chroebestoffe als 5inkstoffe in den ruhigeren Fjorden


abgesetzt und die alten Kulturschichten an den höhlen eingedeckt.
Nun wurden die höhlen wieder bewohnbar und gewiß bald
wieder besiedelt.
vie Wasser sanken weiter, und allmählich floß drunten im Tal.
ähnlich wie heute, durch wiesen und Sumpf ein Flüßlein.
War aber der Mond in die Nähe der Lrdgegenseite von Frankreich
gekommen, so nahte sich hier der breite Nadirflutberg. Wieder wurde
das Vezere-Tal im Laufe von Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden
ganz unmerkbar zum Fjord. Immer tiefer leckten die täglichen Fluten
im Tale hinauf, bis das ehemalige Flußbett ein Meeresarm geworden,
in dem die wogen immer höher stiegen, bis wieder einmal die höhlen
unbewohnbar wurden.
vas mag bei dem pilgerschrittartigen Umlauf des Mondes zuerst
alle fünfhundert, dann — um überhaupt Zahlen zu nennen! — alle
hundert, später alle zehn Jahre vorgekommen sein, immer dann, wenn
der Mond den Längengrad der vozere kreuzte. Aus der verschieden-
artigkeit der Flutstärke ergibt sich nun auch die Überdeckung der vor­
geschichtlichen Stätten mit verschiedenen Stoffen.
Später dann, zur Zeit der Gürtelhochflut, gab es aber nur ein
täglich mindestens zwiefach weitausgreifendes Atmen der Uferränder,
wie wir es schon am Eingang dieses Kapitels erwähnten, ein Atmen,
das in gewissen Zwischenzeiten, wenn der Monat ein echter Bruch
des Tages war, ganz besonders stark wurde und zu einem verlassen
der tiefer gelegenen höhlen führen mußte. Also auch kurz vor der
Sintflut waren ewiger Wechsel der Wohnstätten und Überlagerung
der Kulturschichten Folgen des Mondumlaufes.
Wir haben schon von den Lehmflözen gehört, und die kiesbänke
sind gleichfalls erwähnt worden. Daß beide Schichten von den Meeres­
wellen herstammen, also ozeanische Ablagerungen darstellen, wird
sofort klar, wenn wir uns folgendes vergegenwärtigen.
Jede der ankommenden Wellen ist geschwängert mit Lehm, Sand
und kies, vie feinsten Schwebestoffe werden auch am weitesten landein­
wärts geschwemmt, während die schwereren sich schon vorher absetzen.
Reicht eine Woge — damit ist die Wogensumme eines Mond-
vorüberschliches gemeint — eben bis an die höhlen heran, so wird
sie dort die leichtesten Sinkstoffe, also Lehm, absehen.
Flutet sie aber weiter nach Norden, so werden an jenen süd­
ver älteste Mensch. 207

licheren, früher mit Lehm beschickten Gegenden, schwere Sinkstoffe


abgesetzt werden, also Sand und Nies, während der Lehm in den nörd­
lichen Ebbegebieten erst zum Niederschlagen kommt.
Wir können uns diesen Vorgang noch an einem einfacheren
Bilde klar machen. Rühren wir in einem Eimer mit Wasser Stein-
chen, Sand und Lehm auf und schütten wir den Inhalt mit einem
kräftigen Schwünge vor uns aus ebenen Boden, so werden wir die
gleiche Anordnung finden. Erst die Steine, weiter von uns der Sand
und an der äußersten Spitze und vor allem an den Rändern der Lehm.

Abb. SS.
vie korngröhen- und eigengewichtrgemätze Absetzung (Sortierung) von
mineralischen und tierischen Smkstoften und pflanzlichen Schwimmstoffen in
flacher Nebeneinander- und hoher Ubereinanderfolge. Es bedeuten Ldbv.
— Ebbewasser der Flutwelle 6 — Geröll; L — nies; P — Zeinsand; 8ob
— Schlick, Lehm; darüber hinaus werden sich dann vorhandene Schwimm-
stoffe ablagern, (kohle!) Es ist sofort einzusehen, datz die Nornqrötze der
abgelagerten Sinkstoffe nach links hin vom gröbsten Geröll allmählich m den
feinsten Schlamm übergeht. In den einzelnen Schichten wird sich eine weitere
Auswahl bemerkbar machen; die schwereren Teile werden zu unterst liegen;
nach oben zu werden sie aber immer leichter, vorwiegend also kleiner werden.
(Nach voigt.)

Die Abbildung SS zeigt diese Vorgänge deutlich. Wir brauchen uns


nur vorzustellen, datz der Wogenabschnitt, bei dem 8oh — Schlamm
oder Lehm abgesetzt wird, einmal im Vözere-Tal lag, während bei
stärkeren wogen das wellengebiet P — Zeinsand oder gar L — Nies
sich im Vözsre-Tale befand.
Damit ist die wechselnde Überdeckung der von Häuser enthüllten
Schichten nicht nur augenfällig, sondern zu einer unabweisbaren Not­
wendigkeit geworden.
Und so ging dieses Spiel weiter. Schneller umlief der Nkond die
208 Vas Mer der Menschheit.

Erde. In immer schnelleren ZwischenrSumen folgten sich Vertreibung


aus den höhlen und Wiederbesiedlung, immer schwächer aber wurden
auch die Überflutungen, um immer mehr in die oft noch sehr stark
atmenden Ufer Überzugehen, von denen wir bereits hörten.
Somit haben wir auf unerwartetem Wege einen vergleichbaren
Anhalt gefunden, wie alt jene Menschen des Vezere-Tales sind, deren
Kultur- und Knochenreste Dr. G. Häuser mit dem Grabscheite ent­
hüllte.
Wenn er eines seiner trefflichsten Werke den „Mensch vor 100000
Jahren" nannte, und damit das Erstaunen weiter und breiter Leser­
schichten über ein so außerordentlich hohes Alter -es Menschen­
geschlechtes hervorrief, so werden wir auf Grund der Welteiseinsichten
vielleicht aus der l eine 5 machen dürfen, um in jene Zeiten zurück-
zukommen, in denen die von ihm aufgedeckten kulturschichten
entstanden, und die ihm auch die Überreste der gorillaähnlichen
Urmenschrasse, den berühmten Homo Uousterieosiö Hausori,
lieferten.
vas aber sind vinge, die hier nur angedeutet werden
können und deren Aufhellung dem Sonderforscher überlassen wer­
den muß.
Wenn wir also die sieben bis acht Jahrtausende unserer jüngsten
geschichtlichen Entwicklung überschauen und von hoher Warte aus
geradezu einen Stillstand feststellen müssen, auch auf wissenschaft­
lichem Gebiete, wo gewiß viele Einzelheiten erschlossen, aber der große
Zusammenhang der vinge erstmalig in unseren Tagen aufgedeckt zu
werden beginnt, nie zu nennen mehr ohne den Namen hörbiger,
dann sind wir doch wohl gezwungen, vergleichsweise außer­
ordentlich lange vorzeiten anzunehmen, die notwendig waren, die
Menschheit des vormondzeitalters zu ihren bis heute nur unwesent­
lich erweiterten Errungenschaften zu führen.
Va ist eine Million Jahre gewiß das Allermindeste, auf das wir
hingedröngt werden, auch dann, wenn I. plaßmann sagt, daß dies
den Gipfel der Zumutung an die Gläubigkeit darstelle.
Gewiß, man muß erst in die innersten Zusammenhänge des neuen
Weltbildes eingedrungen sein, um das erforderliche Gefühl für die
Notwendigkeiten solcher Spannen zu gewinnen; aber dann beginnt
sich auch das Vunkel zu lichten, und bisher völlig unverständlich«
vinge werden durchsichtig.
vas Alter der VLzdre-Tal-Menschen. 209

Zür unsere hiesigen Betrachtungen kommt es aber nicht daraus


an, das genaue Alter der Urmenschheit des Vszere-Tales anzugeben,
sondern nur Vergleichswerte zu finden. Und da zeigt sich eben, dah
lange bevor die Väter der peruanischen und Grinoko-Indianer in
ihren Booten hoch oben in den Gebirgen fuhren, der Mensch an
fernen, kühlen Küsten in seinen nach Süden offenen wohnhöhlen
in Europa lebte und sich und seine Bedürfnisse seiner kargen Umwelt
derart angepatzt hatte, das; er aus seiner Mitte Künstler erzeugte,
deren Werke noch heute zur Bewunderung reizen.
Man unterschätze diese Tatsache nicht. Sie zeigt nämlich ein
friedliches, ausgeglichenes Dasein, das nicht alle Kräfte für die Auf­
rechterhaltung des nackten Lebens erforderte, sondern Zeit und Sinn
für Schönheit und Genuß nicht tatfähiger vinge hatte, vabei kann
ohne Behinderung die Ursprünglichst des Kunstsinnes im Leben
überhaupt angenommen werden, vort aber, wo sie in so reichem
Matze, wie in jenen Kulturzeiten, sich Geltung zu verschaffen und
zu einem Bedürfnis zu werden wutzte, da darf nicht von „einer Horde
gesprochen werden, die mit Not und Mühe ihr armseliges Dasein
fristete".
Ein solches Urteil kann nur fällen, wer von der wicktigkeit des
neuzeitlichen Überflusses, den sogenannten Bequemlichkeiten, den Er­
rungenschaften einer vermeintlich außergewöhnlich hohen Kultur
überzeugt ist und nicht sieht, daß es nicht auf Wohlleben, sondern
auf „wohl zu leben" ankommt, um menschenwürdig zu sein.
Wer die Reibungen des Lebens zu vermindern versteht, wer sich
sinngemäß in seine Umwelt einordnet, um sich selbst zu vollenden
und zu erfüllen, der hat des Daseins nicht nur höchstes Glück, sondern
auch die vornehmste Bestimmung seines Lebens erreicht.
Es ist dabei ganz belanglos, ob der eine zur Erreichung seines
eigensten Zieles der neuzeitlichen sogenannten Bequemlichkeiten, der
andere aber deren nicht bedarf, wobei, wie Geschichte dem lehrt, der
sie zu lesen versteht, fast immer der Einfache an wahrem Menschentum
und wirklichem Geistesadel — denn das ist Kultur — dem ver­
weichlichten überlegen war.
Nicht also überhebliches, sondern einfühlendes oder, um ein altes
sehr artiges Wort zu verwenden, empfindsames prüfen ist nötig, um
den wahren menschlichen Zustand jener vorzeiten zu begreifen.
Mögen nach unserem Empfinden auch noch roheste Bräuche da
Sisch-r, Sintflut 14
210 vas Alter der Menschheit

und dort geherrscht haben — das eine und wichtige läßt sich nicht
leugnen, datz Häuser eine Zeit vor unseren Augen auferstehen lietz,
die weit zurückliegend, zu ihrer eigenen zwar einfachen, aber innerlich
doch hohen Entwicklung wieder eine sich ins Graue verlierende Vorzeit
vorausseht").
Damit sind wir zu einer Einsicht gekommen, welche als Antwort
auf die Zrage nach der Zeit gelten darf, in der jene Siedler des väzsre-
Tals gelebt haben.
vie neuesten Zünde hausers deuten übrigens sinnfällig auf
noch viel ältere Menschen als die Vözere-Bewohner hin, von denen
zwar Werkzeuge übrigblieben, aber bisher Knochenreste nicht auf­
gedeckt wurden.
Es scheint da in den Lrklärungsmöglichkeiten der Welteislehre
eine arge Lücke zu klaffen. Während nämlich die Werkzeuge, in eine
Reihe gelegt, entwicklungsgemätz sich vom klobig einfachsten Gerät
zum feinbearbeiteten und künstlerisch geschmückten Werkzeuge lückenlos
verfolgen lassen, machen die versteinerten oder halbversteinerten
Knochenfunde den Eindruck, als stellten sie nur einzelne Sprossen auf
der Leiter des Werdens dar, dergestalt, datz die Verbindungsglieder
fehlen. Es sind das jene geheimnisvollen Missing links, welche der
Wissenschaft so autzerordentliches Kopfzerbrechen machten und bisher
nirgends eine zureichende Erklärung fanden.
hörbiger zeigt nun, datz ausschlietzlich nur in den Gebieten der
Vereisung und der wenigstens vorwiegend Lodenfrost aufweisenden
Gletscherrandgebiete Tiere, Pflanzen und Menschen derart eingebettet
werden konnten, datz sie als Versteinerungen auf unsre Tage kamen.
Ghne Eis keine Versteinerung")!
Nur dort, wo das form- und stofferhaltende kühle Eis das Lebe­
wesen vor dem Luftzutritte schützt, dort, wo eine kalkhaltige Feuchtigkeit
vorhanden und der eingeschwemmte Tiefseeschlamm die Schichten
zementartig erhärten lätzt, da finden wir Versteinerungen. Mit
anderen Worten, nur die Eiszeit, welche jede Mondannäherung mit
sich bringt, liefert Versteinerungen. Zeiten wie unsere gegenwärtige,
lassen alles vermodern, verwesen, verfaulen und bringen nirgends
Versteinerungen zuwege.
Damit wird aus den seltsamen Missing links nichts anderes als
ein Leweis für jene, oft wohl um viele Zahrmillionen voneinander
getrennten Spannen, zwischen denen sich verhältnismätzig sehr kurze
Es gibt ältere alr die Väzdre-Menschen. 2ll

Zeiten groher Vereisung einschoben, in denen allein Versteinerungen


gebildet wurden.
In den mondlosen Zeiten und den ersten Jahrmillionen jeder
Mondzeit aber wird alles Leben zum Staube, aus dem es geworden
ist. Nichts bleibt von der ehemaligen Form erhalten als etwa die Zähne
im Falle guter Beschaffenheit, d. h. sofern der Zahnschmelz unverletzt ist,
oder vielleicht auch Hornteile und Knochen"). Aber dieses Nichts
ist es, das die Welteislehre zum Sprechen gebracht hat, da sie klar zu
zeigen imstande ist, warum zu der lückenlosen Reihe der Werkzeug-
sunde auch eine lückenlose Reihe ihrer gewerblichen Hersteiler gehört.
Das liebliche Bild des Vözere-Tales wird dann vereinfacht
werden, was hier an Menschen schon zu ganzen geordneten Sied­
lungen mit Handwerkern, Priestern, Jägern und Künstlern zusammen­
geschlossen ist, das wird vordem noch zerfallen gewesen sein in einzelne
Familien.
vielleicht bringen in diese Zusammenhänge hausers allerneuste
Untersuchungen in Deutschland Licht.
hier können wir diesen Gedanken nicht länger nachhängen; galt
es doch nur die Grundlagen der Flutsagen und deren außerordentliches
Alter nachzuweisen.
wer aber somit die Zusammenhänge, wenn auch in groben Um­
rissen erschaut, wer das Auf und Ab, den ewigen Ring des Geschehens
begreift, der wird bescheiden und gütig und stolz zugleich; denn er
weiß sich wert befunden, die Mächte über sich immer besser erkennen
zu können, um im Steigern der eigenen Kräfte mit ihren Gefahren zu
ringen. Und in dem weiten Blick zurück über die Jahrtausende liegt
ein stiller Schimmer von Zuversicht. Denn ewig grünt an allen wegen
die Hoffnung.

14*
Die Geburt der Waffen.
^s">ergeblich hat sich die bisherige Forschung bemüht, etwas End-
r^/gültiges über den Ursprung der Rassen auszusagen. Das war
auch ganz unmöglich, weil die frühere Vergangenheit in undurch­
dringliches Dunkel gehüllt blieb.
Nun aber schauen wir über Jahrhunderttausende, über Jahr­
millionen zurück, ver ewige Taktschritt des Lrdenwerdens ist hörbar
geworden. Jede mondlose Zeit bedingt eine üppige und ungestörte
Entfaltung alles Lebens,- jede Nlondzeit aber wird zur harten Schule
der besten Zormen des Seins, erklimmt mit dem eintägigen Monat
eine Zeit umfassender Vernichtung und artet mit jeder Sintflut in
ein „Großes Sterben" ganzer tierischer und pflanzlicher Lebens­
gemeinschaften aus.
Gegen eine solche, die ganze Erde, abgesehen von den tropischen
Hochländern, heimsuchende Weltwende verschwinden nahezu jene
Einfangfluten, denen die nur wenig über den Meeresspiegel empor­
ragenden Landgebiete zum Gpfer fielen, wie wir sie in Atlantis,
dem Gsterinselreich, Lemurien und -er Landbrücke zwischen Asien
und Australien kennengelernt haben.
Es braucht hier kaum nochmals wiederholt zu werden, datz
jeder der früheren Monde auf der Lide immer die gleichen Verhält­
nisse bedingte, immer mit einer Linfangflut schicksalsartig begann,
dann eine erste Gürtelhochflut zwischen den Wendekreisen zusammen-
saugte, die rückläufig, also von Dsten nach Westen war und sich bei der
wachsenden Näherung des Mondes und seines dadurch immer schneller
werdenden Umschwunges um die Erde in zwei getrennte Zlutberge
aufspalten mutzte, die dann jahrzehntausendelang derart verankert
blieben, datz der mondseitige (Zenit-)Zlutberg über Afrika, der ent­
gegengesetzte Zlutberg über der Wanne des Großen Gzeans stand.
Vabei pendelten die beiden Zlutberge, jeweils entgegengesetzt, vom
Monde geschleppt, täglich einmal nach Norden und einmal nach
Süden, um vorwiegend während dieser Spanne die Nohlen-, Erdöl-
und Salzlager einzubetten, und zwar in den bis nahe an die Tropen
herabreichenden Eiszeitgebieten.
Diesen Jahrzehntausenden der verankerten Zlutberge, der Zeit
des eintägigen Monates, folgt nun, da der Mond weniger als eine
Erdumdrehung zu einem Umlauf braucht, also sich schneller um die
Ablauf einer Mondzeit. 213

Erde dreht, als diese einmal ihren Tageslauf vollendet; dieser Zeit der
verankerten Zlutberge folgt eine Spanne der wieder wandernden
Zlutberge, die aber nun ihren Weg in der Richtung der Erddrehung
von Westen nach Gsten, also entgegengesetzt dem ehemaligen Lauf
nehmen. Vie Gründe dieser scheinbaren Merkwürdigkeit sind im
vergangenen Abschnitt am Beispiel der Radrennbahn ausführlich
dargelegt.
Doch der Mond rückt immer näher und näher an die Erde heran.
Damit wird aber auch sein Umschwung immer schneller und schneller,
somit der Monat immer kürzer und kürzer. Bis zu einem gewissen
Punkte vermögen die getrennten Zlutberge seinem Laufe zu folgen.
Über die Massenträgheit des Wassers seht da bestimmte Grenzen.
Sind diese erreicht, vermögen die Wassermassen also nicht mehr zu
folgen, so beginnen die Zlutberge allmählich wieder zu einer Gürtel­
hochflut zusammenzulaufen, die, je näher der Mond kommt, desto
schmaler und höher aufgepumpt werden muß, um zu dem Großen
Wasser der Indianer-Vorväter zu werden.
Vann aber beginnt die Mondauflösung, nach deren Beendigung
die Gürtelhochflut als Sintflut alle in gemäßigten Breiten befind­
lichen Wohnstätten des Lebens überschwemmt.
Damit ist die Mondzeit beendet und macht dem ewigen Zrüh-
ling einer mondlosen Spanne Platz, von neuem begrünt sich die ver­
wüstete Erde; von neuem beginnen die Reste der Lebewesen die
alte Heimat zu erobern; von neuem entstehen Kulturen, und was
an Kenntnissen und Zähigkeiten aus der Mondzeit mit hinüber
gerettet wird in die neue Welt, das steht einsam, unverständlich,
wurzellos, den späten Nachfahren unentschleierbar. Unverständlich
wenigstens bisher.
Uns erst war es vergönnt, all die verhüllenden Schleier weg­
gezogen zu sehen und einen Blick zurückzutun, der keiner Zeit vor
uns möglich war.
halten wir also fest: Jede Mondzeit spielt sich in genau der
gleichen grundsätzlichen Zorm ab, an Stärke immer nur zunehmend.
In jeder Mondzeit und jeder mondlosen Spanne wird das Leben
auf fast die nämlichen Lebensinseln beschränkt sein. Vas heißt aber
nichts anderes, als daß diese Zufluchtstätten des Lebens den Siegeldruck
ihrer Eigenart dem von ihm abhängigen Leben einpressen müssen.
Allerneueste Erkenntnisse, die auf den Geographen Banse zurück­
214 vie Geburt der Rassen.

gehen, haben uns nämlich folgendes gelehrt. Nicht wie man bisher
annahm, besteht die Erde aus fünf oder sechs Erdteilen, sondern aus
fünfzehn"). Jeder dieser Erdteile hat ein besonderes Gesicht; jeder be­
einflußt das auf ihm befindliche Leben in seiner nur ihm eigentüm­
lichen Weise; jeder bedingt eine besondere Kultur. Damit wird das ver­
pflanzen von Kulturen, wie es aus Gründen, die verschiedenartige
Ursachen haben, gerade unsere gegenwärtige Zeit tut, zu einer Gefahr,
die aber keineswegs nur in der Lebensdeutung und der Lebensziel­
setzung jener Anschauung beschlossen liegt, welche den Menschen zu
einem bloßen Ergebnis seiner Umwelt machen möchte, der er sich
einordnen muß, wenn er glücklich und erfolgreich leben will, freilich,
deutlich tritt uns die enge Verknüpfung von Leben und bis zum Kos­
mos erweiterter Umwelt vor Augen. Aber hätte der Mensch wirklich
nichts wertvolleres zu gewinnen oder zu verlieren als Glück? vie
Welteislehre leitet zu höherem und größerem Denken.
Gewiß drückt auch die Umwelt ihren unmißverständlichen Stempel
in das geistige und körperliche Leben. Und dieser Stempel kann uns als
Wegweiser nach der Urheimat der Rassen dienen, nach den Wohn­
gebieten des Lebens, die wir mit Hilfe der welteislehre aufzuspüren
vermögen.
wesentliche Einzelheiten haben wir bereits erfahren. So zeigt
uns die Karte Seite 96 die Wohngebiete während der Gürtelhoch­
flut, also während des Großen Wassers der Indianer-Vorväter.
Doch wir wollen schrittweise vorgehen und eine mondlose und
eine Mondzeit in deren ganzem werden betrachten. Ein einziger
solcher Überblick genügt grundsätzlich, da ja alle vorhergehenden und
alle folgenden gleichen Zustände die nämlichen Lebensgebiete öffnen.
Greifen wir auf jene mondlose Zeit zurück, die dem Einfänge
des Vorgängers unseres heutigen Mondes, also der Tertiärzeit, voran-
ging.
Als nächster der Erde nach dem Mars zu benachbarter Stern
kreist noch selbständig der Tertiärmond, weiter draußen dann Luna,
unser jetziger Begleiter (der Huartärmond); beide sind also selb­
ständige Wandelsterne innerhalb der Marsbahn.
wie aus Abbildung 64 hervorgeht, steht bei X. nach erfolgt«
Sintflut die Erdachse nahezu senkrecht. Es herrscht also, wie wir
schon wissen, zu Beginn jeder mondlosen Zeit in den mittleren Breiten
ein ewiger Frühling. Kein merklicher Jahreszeitenunterschied, also
kleinere Lebensinseln. 215

auch keine ausgesprochenen Sommer und Winter behindern die


Entfaltung, viese mittleren Zrühlingsbreiten werden den dauernd
heißen Tropen und den immer kalten hochbreiten vom Leben vor­
gezogen, soweit Wanderungen leicht möglich sind. Zreiwillig werden
somit weder die sehr heißen Tropen noch die vereisten Pole vom etwa
70. Grad nördlicher und südlicher breite bezogen worden sein, va
die Meere um diese Zeit zwischen den Wendekreisen durch Abströmung
nach Norden und Süden ihren Spiegel um mehr als 2000 Meter gesenkt
haben, sind das ausgedehnte Gsterinselreich, der ganze Atlantis-
rücken, Lemurien, die Landbrücke zwischen Asien und Australien und
entsprechende weitere Gebiete aufgetaucht und bewohnbar geworden
(vgl. Abbildung 17). vabei soll erwähnt werden, wie es sich aus dem
vorstehenden auch ergibt, daß wir das eigentliche Kulturland Atlantis
zwischen etwa dem 15. und 40. nördlichen Breitengrad gelegen be­
trachten.
In den mondlosen Zeiten sind die Wohngebiete also vorwiegend
in den gemäßigten Zonen zu suchen.
Mittlerweile, wahrscheinlich im verlaufe von Jahrmillionen,
ist der Vorgänger unseres Mondes so weit herangekommen, daß er
als Tertiärmond von der Erde eingefangen wird. Mit diesem Augen­
blick werden sofort seine eigenen Kräfte auf der Erde wirksam und
äußern sich in der Verlagerung der Dzeangewässer von den Polen
nach den Gleichergebieten, begleitet von Erdbeben, Luftozean­
verlagerung und den sich hieraus ergebenden Wetteränderungen,
vie vorhin als aufgetaucht bezeichneten Gebiete werden unter
Wasser gesetzt (Atlantis, Gsterinselreich usw.), vie Stellung der
Erdachse dürfte etwa der heutigen entsprechen und somit auch die
scharfe Trennung in Sommer und Winter. Vie Wohngebiete gleichen
etwa den gegenwärtigen. Mit dem Einfang des Mondes hat ganz
unmerklich zwar, aber doch grundsätzlich die neue Eiszeit begonnen,
wirklich fühlbar wird sie aber erst in weit späterer Zeit.
Nach Ablauf vieler Jahrhunderttausende ist die ausgesprochen rück-
eilende, die erste Gürtelhochflut jeder Mondzeit wirksam in Erscheinung
getreten. Aus Gründen, deren Darlegung hier zu weit führen würde,
muß der Mond bestrebt sein, die Erdachse immer mehr der Senk-
rechtstellung zuzuführen, so daß wir aus einen ewigen Zrühling in
den gemäßigten Breiten rechnen könnten, wenn nicht der immer
näher kommende Mond mit dem Zusammensaugen der Wasser in
216 vie Geburt der Nassen.

die Gleichergebiete und der Verzerrung der festen Erde zur Linsen-
form auch von den Polen den Luftmantel wegziehen würde. Damit
aber hat die Weltraumkälte immer besseren und leichteren Zutritt,
und die Eiszeit beginnt immer deutlicher von den Polen nach den
tieferen Breiten hinabzukriechen.
wesentlich gefördert wird diese Erscheinung durch das vom
Monde hervorgerufene Emporsaugen der Luftmassen unter seinem
Scheitelpunkte. Dabei gelangen die aus Wasserstoff bestehenden
obersten Luftschichten in derartige Höhen, daß die Anziehungskräfte
der Erde nicht mehr hinreichen, dieses leichteste aller Gase festzuhalten.
Es strömt in den weltenraum ab und erzeugt eine Verdünnung der
irdischen Lufthülle überhaupt.
Diese Luftverdünnung beschleunigt das Weiterwandern der
Eiszeitgletscher nach Süden, so datz zur Zeit der geschilderten Gürtel­
hochflut eigentlich nur zwei ausgedehntere Wohngebiete zwischen
den Stirnmoränen der beiden jeweils weit nach dem Gleicher zu
vorgedrungenen beiden Eiskappen und den allerdings reich geglieder­
ten Ufern der Gürtelhochflut möglich sind, kleinere Lebensinseln
werden sich auf den tropischen amerikanischen, afrikanischen und
hinterindischen in der Abbildung 2l deutlich sichtbaren Hochländern
finden.
Eine Verbindung aber zwischen den beiden grotzen, praktisch in
sich auch wohl vielfach unterbrochenen Wohngebieten ist höchstens
über die Mittelamerikanischen Höhen möglich, solange die Gürtel­
hochflut nicht die heutige Panama-Landenge überflutet. Jedenfalls
wird nämlich Mexiko einerseits und tropisch Südamerika anderer­
seits je eine Halbinsel in die Gürtelflut hineinrecken, als zwei von
den begabtesten Naturvölkern bevorzugte Posten der beiden ring­
förmigen, in der Tat aber wohl sehr zerrissenen Lebensgefilden der
rückeilenden Gürtelflut.
Allmählich mutz sich nun dieser Wasserring infolge der Massen­
trägheit des Wassers, das dem immer schneller laufenden Monde
nicht mehr zu folgen vermag, in die beiden mit der Zeit scharf von­
einander getrennten Zlutberge aufteilen, die nun die Erde um-
wandern, dabei aber mehr oder weniger nach Norden und Süden
hin und her gezerrt werden. Auch der Luftozean wird in solche Zlut­
berge verteilt, wenn auch nicht in jener scharfen, die Wasserberge
auszeichnenden Zorm. Denn kein Teil der Erde wird wirklich lustlos
Wohngebiete der Erde. 217

sein. Die Luftberge aber bedingen ein weiteres dauerndes Ab­


strömen der irdischen Gashülle in den Weltenraum und treiben die
Vereisung der Erde auf ihren Höhepunkt. Inzwischen ist die Mensch­
heit mit dem ihr eigenen Dünkel daran gegangen, neue Wohngebiete
zu entdecken und zu erschließen, nicht ahnend, daß es außerirdische
Rräfte waren, die das Leben aus der alten Heimat unmerklich ver­
trieben. Aus dem ringförmigen voppelwohnkranz sind zwei völlig
andere tropische und wandernde Heimstätten geworden. Solange
die Zlutberge noch so schnell umliefen, daß zwischen ihnen ein No­
madendasein nicht möglich war, mußte das Leben hart an den Glet­
schern gefristet werden.
Je näher aber der eintägige Monat heranrückte, fe langsamer
also d'e beiden Zlutberge (vgl. Abb. 12) um die Erde wanderten,
desto mehr schoben sich zwischen sie die beiden tropischen Lebens­
inseln. vor und nach dem eintägigen Monat, vor und nach der
Verankerung der beiden Zlutberge, wurde das Leben einfach herum­
geschoben, ohne daß die Nomadenvölker sich sonderlich über das
Warum Rechenschaft geben konnten oder brauchten: Man folgte
einfach den abrückenden lebendigen Ufern der Zlutberge, weil da
fischreiche Seen und geflügelreiche Sümpfe hinreichende Nahrung
boten,- oder das Leben wird von den vorrückenden Ufern verdrängt,
weil da die üppigste Pflanzenwelt der Tropen den Pflanzenesser
mühelos nährt. Unsere Abbildung 11 macht das ganz anschaulich. Denken
wir uns den Zlutberg links derart um die Erdkugel weiterwandernd,
daß er hinter der Papierfläche verschwindet, so wird der rechte Zlut­
berg entsprechend aus der Papierebene hervorkommen und seine
Ufer immer weiter in der Gegenrichtung des Pfeiles I vorschieben.
Das sichtbare Ufer des linken Zlutberges ist also das abrückende, das
sichtbare des rechten Zlutberges aber das vorrückende. Zwischen diesen
beiden Ufern und den zackig eingezeichneten Gletschergrenzen (61. 6.)
befindet sich die Lebensinsel, der auf der Gegenseite ebenfalls eine
gleiche entspricht.
Dieses hineingedrängtwerden in die Tropen als den einzigen
während dieser Zustände das Leben gestaltenden Gebieten geht
selbstredend derart langsam vor sich, daß der Mensch kaum etwas
davon bemerken konnte und den auf ihn ausgeübten Zwang als eine
Selbstverständlichkeit nahm. Lr führte ein sorgloses und an Nahrung
nicht karges Dasein. Er ahnte auch nicht, daß die von den vorrückenden
218 vie Geburt der Rassen.

Zlutbergwogen gerodeten Urwälder nach Norden und Süden oer-


dristet wurden, um dort zu den reichen Üohlefeldern zu werden.
Nm ungestörtesten und reich an Entwicklung wird die Zeit der
verankerten Zlutberge sein, die vielleicht Zahrzehntausende anhält
und das früher arg mitgenommene und vielleicht vertierte Menschen­
tum stärkt und veredelt, va um diese Zeit der Zenit-Zlutberg über
Afrika verankert ist und der Nadir-Zlutberg in die Wanne des Stillen
Gzeans einschnappt, so werden als Mittelpunkt der beiden tropischen
Wohngebiete einerseits das nördliche Südamerika von heute, anderer­
seits die Sundainseln als zusammenhängender Erdteil zu betrachten sein.
Damit werden zwei grundverschiedene Völkergemische trachten,
jedes für sich einheitlich zu werden, ohne aber diese Einheit jemals
erreichen zu können.
va tauchen nun sofort einige Vermutungen aus. Es liegt
nämlich nahe, anzunehmen, datz die mongolische und gelbe Rasse
in dem Sumatrareich, wie wir das neue Sundainsel-Landgebiet
nennen wollen, seine letzte Prägung erhalten hat, während die ameri­
kanischen Rothäute einschließlich der Eskimos die große Eiszeit in
dem tropischen Südamerika durchgehalten haben. Es scheint ferner,
als ob die Urtruppe der indogermanischen Rasse keinen dieser beiden
Unterschlupfs erreichen konnte, sondern, daß wir in diesen Völkern
die Nachkommen der spärlich das Leben stiftenden, gewissermaßen
vereinzelten Eiszeit-höhlenkünstler zu sehen haben.
vas aber sind, wie ich ausdrücklich nochmals hervorheben möchte,
nur Vermutungen, hier wird der Sonderforscher einzusetzen vermögen,
dem die bisher beschriebenen und noch darzulegenden Wohngebiete
eine feste und in seiner Hand fruchtbare Grundlage geben werden.
Aber auch in den beiden eben geschilderten, reiche Lebensbe-
dingungen bietenden Gegenden war auf die Dauer kein Bleiben
möglich. Wieder setzten sich ganz unmerkbar langsam die beiden
Zlutberge in Bewegung, da ja der Mond nun schneller umlies, als
die Erde sich selbst dreht.
ver Nadir-Zlutberg stieg aus der Wanne des Stillen Gzeans
heraus, erklomm langsam das tropische Amerika und ging, nach
Norden und Süden pendelnd, darüber hinweg, vabei hob er die
amerikanische Zufluchtsstätte auf und drängte einzelne Teile nach
Norden (Eskimos) und andere nach Süden (Zeuerländer) ab. Auch
das Sumatrareich ward langsam unter Wasser gesetzt.
höhere Breiten wieder bewohnbar. 219

Immer schneller beginnen sich die Zlutberge um die Erde zu


bewegen. Und nun wiederholt sich, nur in viel eiligerer Entwicklung
der gleiche Vorgang, wie wir ihn vor dem eintägigen Monat kennen-
gelernt haben, allerdings in entgegengesetzter Richtung.
Zunächst wird zwischen den langsam wandernden und weit nach
Norden und Süden pendelnden Zlutbergen wohl noch ein Nomaden­
leben möglich gewesen sein. Je schneller aber dieses Wandern der
Zlutberge vor sich ging, desto unerquicklicher muhte das Dasein zwischen
ihnen werden, va indessen mit zunehmender Eiligkeit die pende-
lungen nach Norden und Süden nachliehen, so war es dem Leben
leicht gemacht, dorthin auszubiegen. Va ferner, wie leicht einsehbar,
mit dem schnelleren Umlauf auch die Höhe der Wasserberge abnehmen
muhte, darf eine ähnliche höhenverminderung ebenso für die Luft­
berge gefolgert werden. Vas Abströmen der Gashülle in den Weiten­
raum hört auf, die Pole beginnen sich wieder mit einem dichteren
Luftmantel zu umhüllen, die Eiszeit hat ihren Höhepunkt über­
schritten und abzuklingen begonnen. Damit werden in höheren
Breiten wieder ganze Länderstrecken eisfrei und somit bewohnbar.
Gleichzeitig beginnt infolge des fehlenden Nbströmens der gesamte
Lustozean aus irdischen, an sich nie versiegten chuellen, sich wieder
aufzupumpen und schafft so weitere Besserungen in der Bewohn­
barkeit höher gelegener Gebiete.
va sich der Mondumlauf aber immer weiter beschleunigt, werden
die Zlutberge mit der Zeit in die zweite Gürtelhochflut zusammen-
flietzen, die wir als das Grohe Wasser der Indianer-Vorväter kennen-
gelernt haben, vie Wohnbezirke um diese Zeit sind auf der Karte
Abb. 21 angegeben und auch im vergangenen Abschnitt bei der
Behandlung der Ausgrabungen Dr. D. hausers behandelt worden.
Sicherlich ist die Landenge von Panama von dieser zweiten und
höheren Gürtelflut überschwemmt, eine Tatsache, die in der Karte
nicht berücksichtigt werden konnte.
Ebenso hängt jetzt wohl Tasmanien durch eine Landbrücke mit
Australien zusammen, dürste aber teilweise noch unter Eis liegen.
Es sind also wieder jene beiden kranzartigen Wohnbezirke vorhanden,
die wir auf Seite 216 bereits abgeleitet haben.
Vamit stehen wir kurz vor dem Ende der Tertiär-Mondzeit.
Mit der beginnenden Auflösung des damaligen Lrdbegleiters
ist das Richtbeil über Leben und Kulturen gefallen, vie Sintflut
220 vie Geburt der Rassen.

schickt sich an, bis auf wenige und die am besten ausgerüsteten Wesen
alles Leben zu vernichten.
Wieder zieht über die Erde ein ewiger Frühling, in den hinein
noch die verklingende Eiszeit langt, während der, durch die Fluten
oerdriftet, die umgekommenen Tiere und verschwemmten Pflanzen
formerhalten und zersehungsgesichert im Eise eingebettet wurden,
um heute von uns als Versteinerungen gehoben zu werden.
Diese Einbettungen geschehen in der nämlichen, wenn auch
wesentlich verminderten Zahl als zur Zeit des eintägigen Monates,
während dem die täglich einmal nach Norden und einmal nach
Süden geworfenen Flutbergwellen in den Eiszeit-Gletscher-Ge­
bieten den weitaus größten Teil alles dessen einfroren, was wir
an Versteinerungen finden.
Die nun nach Sintflutablauf anbrechende Spanne des Frühlings
ist die Zeit der Missing links, da hier, wie in der Gegenwart alle
Bedingungen einer fäulnissicheren Einbettung fehlen.
So spielt das Eis allerorten eine bisher ganz ungeahnte und erst
von hanns hörbiger erschlossene überragende Rolle. Ganz sicher
auch in der Entstehung unserer eigenen weißen Rasse, vie Eiszeit
hat das Bleichgesicht geschaffen! Denn es ist keine Frage, daß in
den mondlosen Hauptentwicklungszeiten des Lebens der Mensch
jene milden Gebiete vorzugsweise aufsuchte, wo weder Rleidung
noch heizbare Wohnungen nötig waren. In solchen Gegenden konnte
sich vor allem der dunkelfarbige Mensch entwickeln. Dagegen hat
die jüngste und notwendig strengste bisherige Erden-Eiszeit den von
den tropischen Zufluchtsstätten abgeschnittenen europäischen Eiszeit­
höhlenbewohner hell und blond als Germanen, nicht als Indo-
germanen gezüchtet. Die eigentlichen Inder aber mögen ihre Ur­
heimat im Sumatrareich haben, nach dessen Aufhebung sie die
heutigen Tibethöhen als Wohnsitze wählen mußten, von denen sie,
wie ihre Überlieferung berichtet, nach der Sintflut ins sonnige
Wunderland Herabstiegen.
Mögen diese Vermutungen auch von den Rasseforschern berichtigt
werden, so viel ist doch sicher, daß hier ein weg eröffnet wird, der
das große Rätsel zu lösen vermag von der Geburt der Rassen.

*
Jusiuchistäitsn und Lebensfallen.
^^Lenn wir im vorangegangenen Abschnitt die Geburt der Rassen
l^^auf Grund der verschiedenen Vohnmöglichkeiten während der
einzelnen Abschnitte einer ganzen Mondzeit kennenlernten, so haben
wir damit einen Blick in jene Lebensasgle, wie sie Suetz nannte,
getan, die also sein scharfes Auge als notwendig erkannte, deren Be­
dingungen und Lage ihn aber seine Lgell-Gesolgschaft in den
wahren Ursachen nicht begreifen lieh.
So mußten alle Menschen- und Tierwanderungen der Längst-
oergangenheit, so mußten Artenzerspaltung und Artentod bis heute
Rätsel bleiben, denen auch die geistvollsten wissenschaftlichen An­
nahmen der Fachwelt nicht beizukommen vermochten.
Nach den voraufgegangenen Darlegungen bedarf es eigentlich
keines tieferen Eingehens, denn der Vorhang ist von der Urzeit schon
so weit weggezogen, daß auch jeder Nichtfachmann nun in der Lage
ist, im wesentlichen hier allein den weg zu finden.
Daß die wohnstätten des Menschen zum weitaus größten Teile
auch die der Tiere sind, braucht nicht näher auseinandergeseht zu
werden.
Nur eines mag in diesem Zusammenhangs nachgetragen werden,
wir erfuhren, daß der Mensch auch in Gebieten lebte, die keinesfalls
an Nahrung Überfluß hatten.
Nun hat die Wissenschaft nachgewiesen, daß der Mensch zwischen
den langdarmigen Pflanzenfressern und den kurzdarmigen Fleisch­
fressern gewissermaßen in der Mitte steht, also ein Wesen ist, das
sowohl Zleisch- wie pflanzennahrung verdauen kann. Auch darüber,
daß früher der Mensch Pflanzenfresser gewesen ist, besteht kaum ein
Zweifel. Es fragt sich nur, wann er dazu überging, seinen Tisch
durch Zleisch zu bereichern.
Denken wir nun an die den vereisten Gebieten benachbarten,
bewohnbaren Länder, so ist uns sofort klar, datz dort die Pflanzen­
welt viel zu einförmig und sparsam war, als daß der Mensch hier
allein sich von der grünen Welt zu sättigen vermochte.
Nun wurde er ja nicht unmittelbar in diese Kargheit hinein­
gestellt, sondern die Verhältnisse änderten sich unmerkbar langsam,
so daß der Mensch Muße genug hatte, mit der Zeit die Brauchbarkeit
des Zleisches zu erproben und allmählich das Zeuer in seinen Dienst
222 Zufluchtstätten und Lebensfallen.

zu stellen. Damit ward aus dem in süßem Nichtstun dahinlebenden


Tropenbewohner der arbeitsame Ascher und Jager der höheren
Breiten.
Auch dann, als er gezwungen wurde, zur Zeit der getrennt um-
laufenden und der verankerten Zlutberge in die Gürtelgebiete zu
ziehen, blieb er Gemischtkostler und später dann an die Tiere als
Nahrungsquelle gefesselt.
Es könnte nun als ein Widerspruch zu diesen Angaben empfunden
werden, datz wir in den verschiedentlich aufgedeckten Massengräbern
vorweltlicher Tiere die Knochen des Menschen vermissen. Wäre er
tatsächlich immer in der Gefolgschaft der Tiere gewesen, so hätten
seine Reste doch ebenfalls auf uns kommen müssen.
Gegen diese Auffassung sprechen vorwiegend zwei naheliegende
Gründe.
Einmal haben wir hier gar nicht untersucht, welche Tiere in
Versteinerungen erhalten wurden, zum anderen aber müssen wir
es dem Sonderforscher überlassen, zu ergründen, in welcher Mondzeit
die Einbettung der Riesen aus der Urzeit stattfand.
vas sind Fragen, deren Lösung uns hier viel zu weit führen
würde, ohne uns doch Grundsätzliches über die Zufluchtstätten und
Lebensfallen der Tierwelt zu sagen.
wir dürfen auch den Geisteszustand selbst des Urmenschen nicht
unterschähen. war er zusammen mit Tieren tatsächlich in eine jener
noch zu beschreibenden Lebensfallen geraten, so vermochte er sich
gewiß vermöge seiner höheren Einsicht zu retten oder doch eine Ret­
tung zu versuchen, die ihm vielleicht in vielen Fällen den Tod brächte.
vatz die menschlichen Wohngebiete auch die der Tiere sind, darüber
sind wir uns aber im klaren.
wir wissen auch, datz geologisch kurz vor unü nach der Zeit der
verankerten Zlutberge gewissermatzen eine wohnstättennot herrschte,
da die wandernden Zlutberge das Leben im Marsch rings um den
Erdball drängten.
Va konnte sich sehr wohl ein Trupp von Pflanzenfressern in
höhere Breiten verirren und hier auch so lange ein gutes Fortkommen
finden, bis die begrenzte Nahrungsquelle abgeweidet war und der
mittlerweile herankommende Flutberg das betreffende Gebiet durch
Überschwemmung der Ufer autzerdem verkleinerte, vatz die Nahrung
nicht mehr ausreicht, wird aber der Trupp erst gewahr, wenn jeder
Exaktheit". 223

Ausweg abgeschnitten ist. Nach Norden findet er die Auswanderung


durch die Liswüste versperrt, und gleicherwärts ragt die Landzunge
ins Meer hinein, so datz nur geübten Schwimmern eine Flucht er­
möglicht ist.
Unternahm man dennoch den Weg durch Eis und Schnee, so
war die Erschöpfung eine notwendige Folge. vie Tiere sanken nieder,
stören ein und wurden von den immer näherkommenden Flutberg-
wellen überdeckt und übereist. Blieben sie also zunächst wie die
Mammute Sibiriens oberflächlich, aber in den natürlichen Eiskellern
einfach durch die Nälte erhalten liegen, so wurden sie später in dem
sie überdeckenden Schichtenbau derart form- und stofferhalten ein­
gebettet, datz ihre Versteinerung nur eine Frage der Zeit war. Um
es aber hier nochmals zu wiederholen: nur mit Hilfe des Eises sind
Versteinerungen möglich.
versuchte man den Ausweg über die Liswüsten aber nicht, sondern
blieb so lange in dem immer karger werdenden Wohngebiete, bis
die Nahrung erheblich zu mangeln begann und auf diese Weise die
Erschöpfung ebenfalls eintrat, auch dann war die Möglichkeit einer
Vereisung und damit Versteinerung in diesen nun immer kälter
werdenden eiszeitlichen Gegenden gegeben.
von Fall zu Fall werden da Verschiedenheiten vorhanden ge­
wesen sein, die aber an den geschilderten grundsätzlichen Bedingungen
nichts zu ändern vermögen.
Man könnte meinen, datz die welteislehre hier gar zu viel
Möglichkeiten offen liehe und nicht „exakt" sagt, das ist so oder so
gewesen.
wer diesen engen Standpunkt vertreten wollte, dem könnte man
nur raten, zum Leben zu gehen und zu lernen. Er wird dann finden,
datz weit über den Menschengeist hinausgreifend das Leben Lösungen
und Möglichkeiten entdeckt, die unsere besten Nöpfe weder erdacht
haben, noch teilweise überhaupt zu begreifen vermögen.
Um da nur ein Beispiel anzuführen: der Mensch kennt nur die
von strömender Nraft bewegte Turbine, also etwa die Turbine im
fliehenden Wasser, vie Nleinwelt des Wassers aber erfand die Arbeit
leistende Turbine im stehenden Wassrr. Nein Techniker hat bisher
diese Aufgabe zu lösen vermocht, und es ist sehr leicht möglich, dah
ein Rechenmeister daher kommt und mathematisch exakt die Unmög­
lichkeit eines derartigen Gerätes beweist, genau so, wie ehemals
224 Zufluchtstätten und Lebensfallen

die Unmöglichkeit des Zliegens mit Geräten „schwerer als Luft"


exakt bewiesen wurde.
Es ist vielleicht hier nicht unangebracht, darauf aufmerksam
zu machen, datz hanns hörbiger einer der ersten Erbauer
einer Klugmaschine war, eine Tatsache, die sicherlich für das
ungemein selbständige Denken und die Genialität dieses Mannes
spricht.
Doch bleiben wir bei unserer engeren Frage. Ls sei wiederholt,
der Möglichkeiten gibt es viele, die zu einer Versteinerung der Tiere
führen, vie Ursachen und Bedingungen aber werden erst durch die
Welteislehre erschlossen. Und es ist doch eigentlich nun erst ersichtlich,
datz wir an einzelnen Plätzen große Ansammlungen von Riesen­
pflanzenfressern der Urzeit finden, wie etwa in der nordamerikanischen
Wüste, wo ganze Herden versteinerter Grotzsaurier aus den Sand­
steinschichten herauslösbar sind.
Dieses Gebiet ist wahrscheinlich eine solche Lebensfalle gewesen,
ein vorgetäuschtes „Asgl" im Sinne von Suetz.
wesentlich anders fand die Einbettung der Riesen des Meeres
statt, va war es vorwiegend die Zeit der verankerten Zlutberge zur
Zeit -es eintägigen Monates, welche diesen Geschöpfen zum Unheil
wurde, vie gewaltigen vom Gleicher aus jeweils täglich einmal nach
Norden und einmal nach Süden geworfenen Zlutbergwellen reichten
in die eiszeitlichen, also bitter kalten Ebbegebiete, setzten hier einfach
einen Teil ihrer lebendigen oder durch die Verunreinigungen der
aufwühlenden wogen bereits verendeten Wasserbewohner ab, und
ehe die Flutwelle vollkommen zurückebben konnte, war alles in der
Riesenkälte eingefroren und auf diese Weise unter Bedingungen
gebracht, welche entweder zu Versteinerungen führten oder aber
Ursache zur Bildung von Petroleum wurden^).
Diese Zeit des eintägigen Monates und die ihr nach- und vor-
benachbarten Spannen veranlaßten also vorwiegend den Artentod.
hier starken alle jenen Arten aus, die nicht in der Lage waren, den
geologisch verhältnismäßig schnellen Umweltsänderungen sich anzu-
passen, oder deren Genossen sich in Zufluchtstätten retteten, die sich
zuletzt als Lebensfallen erwiesen.
In der Reihenfolge ihrer Widerstandsfähigkeit und ihrer Eignung
zur Anpassung werden hier also vorwiegend höhere Arten vernichtet,
und dem Renner werden nun die an verschiedenen Versteinerungen
Explosive Entwicklung. 225

unterschiedlich reichen Schichten jeweils einer Mondzeit ganz anders


verständlich sein, als dies bisher möglich gewesen ist.
Die Zachbiologie gibt zu, daß bisher die Erklärung des Arten-
todes mehr Schwierigkeiten machte, als jene der Entstehung der Arten.
Die hier erarbeiteten Tatsachen aber eröffnen dem denkenden
Lebensforscher geradezu unerwartete Ausblicke.
vie Srage nach dem großen Sterben, wie sie etwa nach der
Kreidezeit in einer Vernichtung fast aller bestehenden, wesentlichen
Arten in erschütternder Weise zutage tritt, diese §rage ist nun grund­
sätzlich gelöst. Der Mond als Massenmörder könnte man
diesen oft wiederholten Vorgang benennen, denn er ist
es, der die Umwelt des Lebens ändert,- er ist es, der
neue wohnstätten schafft; er ist es, der die Eiszeiten
bringt und mit ihnen erst die Vorbedingungen der Ver­
steinerungen; und sein Untergang ist es ferner, der ein
gewaltiges Aufblühen und Neuanpassen neuer Arten in
den mondlosen und den Jugendzeiten der kommenden
Mondspanne ermöglicht.
Aber erst die kommende, Jahrmillionen ferne Eiszeit bes Nach­
folgers schafft die neuen günstigen Bedingungen einer neuerlichen
Einbettung und Versteinerung. Inzwischen hat das Leben hin­
länglich Zeit gehabt, sich bis zur Vollendung der Anpassung zu ent­
wickeln. Eine neue Blütezeit des Lebens ist eingetreten, und diese
Höhe des Seins wird nun vernichtet. Deswegen erzählen uns die
Versteinerungen auch von reichen Bedingungen. Und da man bisher
nicht ahnte, welche Zusammenhänge und besonders welche Klüfte
an Jahrmillionen zwischen den Schichten der einzelnen Formationen
bestanden und herrschten, vertrat man die Anschauung des plötz­
lichen, starken Aufblühens neuer Arten, der „explosiven Entwicklung".
Diese Ansicht ist nun unhaltbar geworden und damit morsch
auch jene Stütze, die der ursprüngliche Lntwicklungsge danke Darwins
in der Luetischen jahrbillionenlangen katastrophenlosigkeit der
Erdgeschichte fand.
wir wollen den Biologen und Geologen die Vorstellung Lueti­
scher Zeiträume ruhiger Lebens-Aufwärts-Entwicklung ja nicht rauben;
aber innerhalb dieser ungeheueren Spannen, von denen man aller­
dings ein bis zwei Nullen wird ruhig streichen können, haben wir
ein mehrmaliges, kurzfristiges Stichprobennehmen während der
Silcher, Sintflut 15
226 Zufluchtstätten und Lebensfallen.

Zeiten des eintägigen Monates einzuschalten; und nur diese zeitlich


weit auseinander liegenden Stichproben finden die Paläontologen
in den Versteinerungen der vorzeitlichen Tierwelten, so daß sie da
einmal die Zische, ein andermal die Amphibien und die großen
Saurier, dann wieder die Vögel, schließlich die Säuger und zu aller­
letzt auch den Menschen vermeintlich plötzlich „aufblühen" oder gar
„explosiv" sich entwickeln sehen.
Um es ganz kurz recht sinnfällig zu sagen: denken wir uns
den auf diese Weise vollendeten Stammbaum des Lebens mit den
Weichtieren des warmen Urmeeres als Wurzelgestrüpp und den
heutigen Menschenrassen als buschigen Wipfel etwa hundert Kilo-
meter hoch senkrecht aufgestellt, so mögen diese hundert Kilometer
die Lgellschen Zahrbillionen der heutigen Vorlebens-Zorscher dar­
stellen. — Nun aber kommen die stationärnahen Mondes-Liszeiten,
also die Zeiten des eintägigen Monates, und nehmen in höhen-
stufen von zehn zu zehn Kilometer jeweils einen bloß fünf Zenti­
meter hohen wagerechten Querschnitt aus diesem lückenlos ge­
wachsenen Lebens-Stammbaum heraus und betten diese Universal-
Stichprobe aus allen zur Zeit vorhanden gewesenen Lebensformen
fäulnissicher und versteinerungsfähig ein. Gleichzeitig mit diesem
Stichprobennehmen geht notwendig auch das stationärnahe Schichten-
bilden und Gebirgsbauen durch die mondbedingten „Transgres-
sionen" einher. —
Dieses Stichprobennehmen erfolgt für die meisten Lebensstufen
derart heftig, daß viele der jeweilig bestentwickelten Geschlechter
dabei restlos zum Aussterben und zur Einbettung gelangen. — Und
das ist's eben, was dann den heutigen Paläontologen eine zeitweilig
explosive Entwicklung vortäuscht. —
Indessen hat aber in den einzelnen zehn Kilometer hohen
Zwischenstufen eine ganz ruhige, sogenannte „kontinuierliche Ent­
wicklung" stattgefunden. — In diesen langen Zwischen-Zeitspannen
haben sich aus den überlebenden der vorangegangenen Mondzeit
unter jeweils etwas geänderten Lebensbedingungen die neuen
Hauptarten (Zische, Amphibien, Saurier, Vögel, Säuger und die
Menschenrassen) ganz gemächlich entwickelt. — In diesen ruhigen
Zwischenzeiten wurden nicht nur keine Arten vernichtet, sondexn
auch keine Stichproben genommen und fäulnissicher eingebettet. —
So lautet die neue Lösung des scheinbar so dunklen Schicksals
Ursachen -er Entwicklung. 227

vom großen Sterben, das somit gleichbedeutend ist mit dem der
vermeintlichen „explosiven" Entwicklung. — „Zurück zu Luvier"
im Sinne der Welteis-Lehre! — So lautet unsere Losung
für den heutigen Lebens-Zorscher. —
Im besonderen aber scheint uns eine andere Folgerung unab­
wendbar, zu der auch die heutige Lebenswissenschast heimgefunden hat.
ver Wechsel der Lebensbedingungen ist die Ursache
der sogenannten Entwicklung!
So lautet die notwendige Erkenntnis, die mit zureichenden
Gründen derart gestützt ist, datz man sich ihrem Zwange nicht mehr
entziehen kann.
2m Rahmen dieses Buches muß ich mich bei diesen Hinweisen
bescheiden. Sie zeigen wieder die autzerordentliche Fruchtbarkeit der
Welteislehre und leiten, nachdem wir einen flüchtigen Blick auf den
Rrtentod und das Grotze Sterben geworfen haben, auch zu den Ur­
sachen der Nrtenzerspaltung hin.
Es genügt, wenn wir zu dem oben gegebenen Beispiele der ab­
geschnittenen Riesenpflanzenfresser zurückkehren, wir könnten da
an die Entstehung der Wassersäuger denken, deren Ursprung noch
ziemlich dunkel ist. Waren solche Tiergruppen, die keineswegs nur
aus Pflanzenfressern zu bestehen brauchen, nicht in unmittelbare
Lebensfallen, sondern auch für lange Zeit abgeschlossene Wohngebiete
gedrängt, deren Nahrungsquellen spärlich flössen, so mögen im
Laufe der Zeit, so wie der Mensch vom reinen Pflanzenfresser zum
Gemischtkostler wurde, die Strandbewohner, die vielleicht erst aus
Hunger im seichten Gewässer fischen gingen, allmählich zu Wasser­
säugern geworden sein.
Ganz deutlich zeigt uns die Welteislehre den höheren Zwang,
dem alles Leben sich fügen und anpassen mutzte. ver Mangel an
Anpassungsfähigkeit brächte den unweigerlichen Untergang mit
sich und erhärtete ein Weltgesetz, das der Mensch der Neuzeit miß­
achten zu dürfen glaubte. Sein Niedergang hat hier eine der wesent­
lichsten Wurzeln.
was bisher von den Mondzeiten und ihrem Einfluß auf Mensch
und Tier berichtet wurde, das gilt in vollem Umfange auch für die
Pflanze.
Alle diese Zustände aber waren nur durch die Übergriffe des
Meeres möglich.
15»
228 Zufluchtstätten und Lebensfallen.

vie bisherige Erdforschung las sie längst aus den Gesteins­


schichten heraus.
vor allem war es wieder Suetz, dessen bewunderungswürdiger
Geist tief in die vinge eindrang und ahnend gewissermatzen das
schon ersahte und forderte, wozu ihm die Mittel der Erkenntnis noch
fehlten.
Diese eben genannten Übergriffe des Meeres, welche die Wissen­
schaft als Transgressionen kennt, und die wir an sich genugsam kennen-
gelernt haben, sind es, welche zur Abrundung der hier gegebenen
neuen Anschauungen in einigen ergänzenden Punkten nochmals
betrachtet werden sollen.
von der Tatsache ausgehend, datz die mitten auf den grotzen
Festländern gelegenen unzweifelhaft von der Tätigkeit des Wassers
herrührenden Gesteinsschichten unter keinen Umständen durch die
von Lgell ersonnene Delta-Annahme erklärt werden können, hat
man vermutet, und diese Anschauung wurde besonders durch Suetz
gefestigt, datz diese Schichten nicht Veltaablagerungen von Flüssen,
sondern Niedersätze des Meeres sind.
Gegen die zwar bestrickenden, aber den Tieferblickenden doch
allenthalben nicht befriedigenden Deutungen Lgells ist also bereits
mit dieser erweiterten Anschauung ein bedeutsamer Fortschritt erzielt.
Es lietz sich eben nicht leugnen, datz das Meer von Zeit zu Zeit die
Festländer zu übergreifen pflegt. Auf der Suche nach einem zu­
reichenden Grunde ging Suetz, der getreue Lgell - Anhänger, natur­
gemäß wieder von Lgell aus. Es sagte, es seien die Delta-An­
schüttungen an sich, welche das Meer allmählich aus seinen Wannen
drängen und dazu zwingen, die Festländer zu übergreifen, wobei
allerdings für die offensichtliche hin- und Herbewegung der Dzeane
noch keine, wenn auch noch so vorläufige Deutung gewonnen wurde.
Erleichtert werde, so meint Sueh, die Überflutung durch das dauernd
vor sich gehende Erniedrigen der Festländer. Später wurde dann
dieser Gedankengang durch die Annahme der Hebung und Senkung
ganzer Zestlandschollen erweitert, eine Meinung, die wir bereits
stark in Zweifel ziehen mutzten.
Ich brauche nun wohl nicht mehr gesondert darzulegen, datz
ganz abgesehen von der inneren Unwahrscheinlichkeit dieser Erklärungs-
weise eine Deutung der versteinerungsfähigen Tierlsichen-Einbettung
auf diese Weise völlig ausgeschlossen ist. Derartig in den Loden ge­
Einheit fordert Abhängigkeit. 229

langende Lebewesen würden unter allen Umständen verwesen oder


vermodern, aber niemals in versteinerter Form jahrmillionenlang
erhalten bleiben.
Mit Zug und Recht darf man diese bisherige Erklärung als un­
zureichend bezeichnen, während man die klare, alle Erscheinungen unter
einem einzigen, umfassenden und einheitlichen Gesichtspunkt auf-
hellende und die ursächlichen Rräfte aufzeigende welteislehre als
berufen betrachten muß, endgültig die Seinsstufe Erde in ihrem eigenen
Leben und ihrer gesetzmäßigen Abhängigkeit von der Umwelt ent­
schleiert zu haben. Bisher handelte man, als ob unser Heimatstern
so gut wie für sich allein bestehen könnte.
Erst die welteislehre hat die Einheit des Nosmos erschlossen.
Und diese Einheit fordert Abhängigkeit. Den Zustand Erde, wie es
bisher mehr oder weniger geschah, aus sich selbst heraus zu deuten,
hieße etwa dasselbe, wie den Menschen als durchaus unabhängig
von seiner Umwelt, ihn als Herrn, als unumschränkten Herrscher
des Lebens zu betrachten.
Auch der Mensch steht innerhalb der Natur, ist mit tausend Fäden
und Fesseln an sie gekettet, ist abhängig von seiner Umwelt, genau
wie es auch die Erde ist.
Diese Abhängigkeit und dieses verknüpftem habe ich versucht
in diesem Buche darzulegen.
wohin wir auch blickten, es gab nichts, das für sich besteht; eines
ist vom anderen abhängig, und Glied an Glied reiht sich eine Nette,
die aufgenommen bei den Flutsagen uns ein Stück Erdgeschichte
entrollt hat, dessen Ausdeutung an Fruchtbarkeit und Reichtum
der Beziehungen allen bisherigen ähnlichen versuchen bei weitem
überlegen ist und deren Endglied die Erkenntnis ist, auf der Schwelle
eines neuen bedeutsamen Zeitalters zu stehen.
Das Los des Lebens.
mit stillforschendem Blick den inneren Aufstieg eines edlen
Menschen verfolgt, der wird hier der Ehrfurcht als einem ooran-
leuchtenden und emporsteigenden Gefühle immer wieder begegnen.
In der Ehrfurcht strömt befreit von aller Eitelkeit und damit vom
Druck der eigenen Schwächen das Wissen um Größe. „Eines aber",
sagt Goethe, „bringt niemand mit auf die Welt, das, worauf
alles ankommt, damit der Mensch nach allen Seiten ein Mensch sei:
Ehrfurcht."
Ehrfurcht will erworben sein. Ehrfurcht bekennen, heißt sich
selber ehrwürdig machen. Nur im Sichbeugen vor allem überragenden,
in der Achtung vor verdienst, würde, Alter, öffnet der Mensch seine
Seele dem Erkennen alles dessen, was ihn selber emporwachsen läßt.
wer der Anerkennung bedeutsamer Leistungen, überlegenen Wis­
sens und Könnens nicht mehr fähig und willig ist, der verurteilt sich
selber zum Stillstand.
Mögen die Umwälzungen der verflossenen Jahre auf vorüber­
gehend andere Richtung gewiesen haben, die Lebens- und Weltgesetze
lehren wohl beizeiten einem jeden den Blick wieder öffnen für Er­
habenheit und unvergänglich Großes und auch für alles, was berufen
ist, ihm Ausdruck zu geben.
Nicht Willkür führt zum Glück und, ich muß es laut und vernehm­
lich sagen, auch nicht ein sich selbst in den Mittelpunkt stellender Glücks­
wille führt zur Vollendung des Seins. Nicht in blindem Rausch dem
triebhaften Wunsche des Augenblickes zu folgen ist Zreiheit, sondern
sich selbst zu vollenden in der Hingabe an das Ganze,
Klingen diese Worte neu? Und sie sind doch gewiß älter als das
Menschengeschlecht, dessen Staaten, mit wenigen Ausnahmen, wie
zum Beispiel Aggpten und Lhina keine tausend Jahre bestanden haben,
während der Wissende voller Ehrfurcht vor dem sanftbraunen Nadel­
haufen in der Waldlichtung steht und staunend inne wird, wie die
Staaten dieser Ameisen, die uns seit vielen hunderttausend Jahren
als staatenbildend bekannt sind, heute noch bestehen, als Schöpfungen
von Tieren ...
Und die Lösung dieser Seltsamkeit? Vie Tiere verstanden es, sich
in die Gesetze der Welt einzuordnen, sich in Gleichklang zu setzen mit
der Umwelt, um so die Reibungen des Lebens zu vermindern und,
Ehrfurcht und wcltgeseh. 231

jedes Mitglied an seinem Platz stehend, das zu tun, was seines innersten
Oranges ureigenste Bestimmung ist.
was also lehren uns schon Pflanze und Tier? Still sicher dessen
zu sein, was unseres innersten Wesens ureigenste Bestimmung ist.
Nicht jeder kann alles. Wohl aber sucht in jedem ein begrenztes Mög-
lichkeitsgebiet seinen einzigartigen Verwendungsausdruck. Tieren und
Pflanzen ist gegönnt, diese Vollendung einfach zu leben; dem Men­
schen aber ist gegeben, sie zu erleben, indem er die Gesetze des Lebens
und Soseinmüssens durchschaut.

vie Wandelsterne Umläufen die im Welträume fortschreitende Sonne, und


da sie an ihre Umlaufsebene gefesselt sind, ergeben sich nicht Kreise oder
Ellipsen als wahre Bahnwege, sondern Schraubenlinien auf Zylinder­
mänteln. va aber auf Grund des Weltraum-widerstandes die Gestirne immer
mehr an die Sonne heranschrumpfen, so werden aus den Zylindermänteln
Kegelmäntel, und der eigentliche Bahnweg wird zu einer sich immer mehr
verjüngenden Schraubenlinie, wie sie für den Mars eingezeichnet ist. vie
Grötze der Schrumpfung hängt von dem Durchmesser uno der Masse der
Gestirne ab, und das Verhältnis der Schrumpfung beträgt, wenn das der
Erde gleich l gesetzt wird, bei Merkur 2,505, bei Venus 1,270, bei Mars
2,655, beim Mond 5,735 und so fort, viele Zahlen sagen also, um wieviel
schneller als die Erde diese Sterne dem Einsturz in der Sonne zustreben.
(Zeichnung nach hörbiger.)

Und es kommt wohl einem jeden die Stunde, da alle selbstgeseh-


liche Überheblichkeit, alles eitle Glückswähnen und -wägen von ihm
fallen; da er nur staunend steht vor dem Wunder dieses unfaßbar
Großen; dieser Zülle und dieser Macht des Lebens und der Allgewalt
und Unerbittlichkeit der Gesetze in ihm. Und plötzlich wohl erkennt er
mit Schauern das wunder der eigenen Seele, va packt den bisher
so Selbstzufriedenen ein Ahnen von der Enge seines Erlebens und
geöffnet der weite und allem höheren, plötzlich befreit von sich selbst,
ergreift und erhebt ihn: Ehrfurcht.
Und diese Ehrfurcht vor dem Weltgesetz schließt in sich die Ehr­
furcht vor dem Alter aller Vinge. Ehrfurcht ist es, die uns immer ein­
232 Das Los des Lebens

dringlicher, mit einer als Zeichen der Geisteshöhe geradezu natur-


notwendigen, weil menschenwürdigen Beharrlichkeit nach dem Alter
fragen läßt. Und so geben wir uns denn noch einmal kurz ihrer Be­
antwortung hin. wir haben sie bereits gestreift und wir konnten sie
wenigstens vergleichsweise beantworten. Aber eine feste Zahl ver­
mochten wir nicht zu geben. Dagegen haben wir oft von Zahrzehn-
tausenden, Zahrhunderttausenden und Zahrmillionen gesprochen.
Auch das sind nur Werte, die sich in bezug auf die verschiedenen Ge­
schehnisse untereinander ergeben.

Abb. 61.
vie Schrumpfungsbahnen der inneren Planeten zur Sonne, hier besonders
augenfällig, da die Bahnkegel so stumpf angedeutet sind, dah der Vorgang
zeichnerisch ausgedrückt werden kann. Man sieht, wie die Merkurbahn sich
der Sonne stark nähert,' auch die Venus stürzt früher als die Erde in die
Sonne. Besitzen nun außerhalb der Erde umlaufende lvandersterne Bahnen
mit größerer Schrumpfungsneigung als die Erde, so müssen deren Bahn­
kegel den Erdbahnkegel schneiden, wie das beim Mars deutlich bei Mars-
einfang sichtbar ist. Beim Mond ist dieser Fall bereits eingetreten,' er ist
aus einem selbständigen Planeten zu einem Sternbegleiter geworden. Beim
Mars aber steht dieses Ereignis noch bevor. (Nach hörbiger.)

hörbiger behauptet nämlich, datz da bis vor Leverrier und


LapIace zurückgegangen und deren Berechnungen der hundertjährigen
Störungen in den Bewegungen der lvandersterne und der Monde
einer gründlichen Nachprüfung unterzogen werden mützten. Lr
leugnet, was uns hier besonders angeht, beispielsweise, datz das
so einheitliche vorschleichen des sonnennachsten Lahnpunktes der
Planeten nur auf die gegenseitige Massenwirkung zurückzuführen sei,
sondern er ist der Anschauung, daß hier der uns bekannte Weltraum­
widerstand die eigentlich treibende Ursache sei.
vorschlich der Saturns. 233

Viese Tatsache — und das ist doch ein schlagender Beweis für
die Richtigkeit des hörbigerschen Weltbildes — geht schon aus dem
vorschlich des Saturns hervor, -er infolge seines festen Lisringes den
Widerstand am deutlichsten spüren mutz, was ja in der Tat der Fall ist.
Damit ist offensichtlich geworden, -atz ein bestimmter Zusammen­
hang zwischen dem vorschleichen und der Bahnschrumpfung besteht,
derart, datz beide Erscheinungen aus derselben Ursache erfolgen.
Und dieser Gedankengang wird einst einmal zur Altersbestimmung
benutzbar werden. Denn das Matz des vorschleichens des sonnen-

Abb. 62.
ver in den beiden vorhergehenden Abbildungen gezeigte Vorgang ist hier
flächenhaft wiedergegeben. Es bedeuten: Iw — Intramerkur, ein längst der
Sonne vermählter innerster Stern; Ll« --- Merkur-Ende; Vms — Venus-Mond-
Linfang; Vo ---- Venus-Lnde; Im — Tertiär-Mond; 1ms -- Tertiär-Mond-
Ende; vs— Luna-Lnde (Ende unseres heutigen Mondes). (Nach hörbiger.)

nächsten Bahnpunktes jedes unserer Sterngeschwister ist somit zugleich


auch ein Vergleichsmatz der Bahnschrumpfung.
So rückt also Saturn seit Bestehen seines Ringes, der keine ur­
tümliche Eigenschaft dieses Gestirnes war, rascher an die Jupiterbahn,
als dies Uranus und Neptun tun.
Ebenso lätzt das noch viel raschere vorschleichen -es erdnächsten
Mondbahnpunktes auf ein noch viel rascheres heranschrumpfen unseres
Begleiters an die Erde schlietzen, als dies jenen berühmten 12 Sekunden
entspricht, um welche der Mond innerhalb hundert Jahren blotz vor­
eilen soll (vgl. Kbb. 62—63).
§ür den Welteiskenner besteht kein Zweifel, -atz dieses voreilen,
wie hörbiger berechnet, viel grötzer sein mutz.
Eine ganze Reihe hier eingreifender Tatsachen, deren Darlegung
234 vas Los des Lebens.

an dieser Stelle zu weit führen würde, weisen in der gleichen Richtung


und die Summe dieser Gedankengänge bietet erst den festen Grund
und Boden, von dem aus sich ein weg zu einer hinreichend genauen
Altersbestimmung finden läßt.
Ls steht zu hoffen, daß hanns hörbiger trotz seines vor­
geschrittenen Alters und der Not des Landfriedens noch Grund­
legendes hierüber ausarbeiten wird, wiewohl noch vieles wesentlich
wichtigere diesen Dingen voranzugehen haben wird.
Aus den Lahnschrumpfungs-Vergleichszahlen, insonders aus denen
des Mondes und des Mars und den übrigen erwähnten Einzelheiten
wird es möglich sein, die entsprechenden Werte für die notwendigen
Zustände der ehemals zwischen Erde und Mars vorhanden gewesenen
Wandelsterne zu berechnen, die sich im Laufe des Lrdendaseins
mit unserem Heimatstern vermählten und deren letzter unser gegen­
wärtiger Mond ist, bis lange nach seinem Untergänge Mars ein­
mal Mond der Erde werden muß, da er, kleiner als unser Mutter­
gestirn, schneller zur Sonne sich heranschraubt als die größere Erde
und so von ihr eingefangen werden dürfte (vgl. Abb. 62).
Nun wissen wir, daß jeder der Erde näherkommende und sich mit
ihr vermählende Mond eine geologische Hauptbauzeit veranlaßte. Nen­
nen wir also die Schrumpfungswerte dieser ehemaligen Wandelsterne,
so können wir unter Berücksichtigung der irdischen Schichtenaufschlüsse
jene Spannen berechnen, die von Mondauflösung zu Mondauflösung
verstrichen sind, und haben damit eine treffliche Möglichkeit, auch
das Alter der Lebewesen und ihrer Schöpfungen zu bestimmen.
Einen gewissen Anhalt bietet uns die Atlantisschilderung des
plato. Nach seinen Angaben wäre der Einfang unseres heutigen
Mondes auf etwa 11500 Zähre vor die Gegenwart zurückzuverlegen.
Andere Atlantissorscher glauben aber an 70000 bis 80000 Zahre denken
zu müssen. Ls würde an dieser Stelle zu weit führen, näher auf diese
Zahlen einzugehen, zumal ich sie an anderer Stelle ausführlich ge­
würdigt habe. Ls spricht sehr vieles nämlich für das Zahr 13 500 vor
der Gegenwart.
Wir möchten also das Jahr 11500 v. Ehr. als die Zeit des Tuartär-
Mondeinfanges annehmen. Dem wissenschaftlichen Nachwuchs wird
es eine ehrenvolle Aufgabe sein, diese Einzeldinge unter Berücksich­
tigung aller Ergebnisse des neuen Weltbildes zu erforschen.
Dann wird sich mit aller Deutlichkeit auch die Tatsache zeigen,
hörbigers Werk. 2L5

daß für den heutigen Zustand der Welt nicht jene ewige Gewähr über­
nommen werden kann, die zu geben die heutige Wissenschaft sich be­
rechtigt glaubt.
Es muß aber hier gesagt werden, daß der Schöpfer der Welteis­
lehre, der in mehr denn fünfundzwanzigjähriger einsamster Neben­
arbeit das ungeheure Gebäude seiner weltbildungslehre schuf, ein
Werk, das sonst Jahrhunderte erforderte und der Mitarbeit zahlloser
Gelehrter sich erfreuen durfte, es muß gesagt werden, daß hanns
hörbiger, der mit der Verkündigung seiner Gedanken noch nicht
einmal fertig ist, sondern erst, um seine eigenen überbescheidenen Worte
zu verwenden, nur den Rohbau zimmerte. Es steht aber zu hoffen,
daß er trotz seines hohen Alters, trotz großer Berufspflichten und All­
tagssorgen sein Werk noch vollenden und auch zur Beantwortung
der Altersfragen noch wesentliche Hilfen geben wird.
Grundlegend auch zur Altersbestimmung der Erdzustände ist
nach hanns hörbiger, so seltsam es klingen mag, der uns bekannte
Weltraumwiderstand.
Zeststehendes darüber zu sagen, wird erst den Zachgelehrten des
nächsten Menschenalters vorbehalten bleiben müssen.
ver Gleichgang im All ist keineswegs erreicht. Überall herrschen
noch Spannungen, die zum Ausgleich streben.
Einst aber, wenn wir Menschen nicht mehr sein werden, die wir
heute zwischen der Glut unserer Sonne und den Liswüsten aller übrigen
Geschwister auf sonnig grüner Gase einsam die Denkenden bleiben
und gewißlich innerhalb eines Ringsumraumes von vielen Mil­
lionen Nubiklichtjahren im Riesendom der Sternenwelt nicht unseres-
gleichen haben, wird eine Zeit kommen, da Blüten und Blumen,
da Tier und Mensch, da Angst und Not, da Liebe und Glück, da alle
Schöpfungen des menschlichen Geistes im gläsernen Sarge eines
fernen, uferlosen Lisozeans begraben sein werden. Dann hat sich
längst der Mars mit der Erde verbunden. Ein Wesen geworden,
werden sie in den Glutball der Sonne tauchen, wie vor ihnen Merkur
und Venus. Danach aber werden auch die äußeren Geschwister,
Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun viel näher an der Sonne stehen
als heute.
Auch hier sind gewaltige Änderungen vorgegangen,- denn ganz
sicherlich ist dann der wundervolle Saturn zum Monde Jupiters ge­
worden, wobei der King sich der Saturnkugel angliedern müßte.
236 Vas Los des Lebens.

llbb. 62.
Sonnenschicksal. 237

vann löst sich der Saturn schließlich zu einem mächtigen Jupiterringe


auf. vas alles sagt uns die lvelteislehre.
Es bleibt bisher nur fraglich, ob Uranus und Neptun noch Zeit
finden, so weit an den riesigen Jupiter heranzuschrumpfen, um sich
dem Ringe angliedern zu können, bevor der beringte Jupiter so nahe
zur Sonne kommt, daß sich ihm sein eigener Ring in Trümmern ver­
mählt. Schließlich aber wird Jupiter seine beiden Nachbarn auch
noch aufnehmen, um sich dann in Sonnennähe selbst zu einem Ring
von losen Stücken aufzulösen.
ver merkwürdige Unterschied des Verhaltens der Sterne von
Nlerkur bis Erde und der Gestirne Jupiter bis Neptun liegt in ihrem
verschiedentlichen Aufbau. Während die inneren einen bedeutenden
festen Nein aus Sternbaustoffen (erdig-metallisch) haben, bestehen die
äußeren vorwiegend aus Eis").
Ein prachtvolles Schauspiel aber wird die erwähnte Auflösung
des Jupiter hervorrufen, nämlich eine längere Spanne arger
Sonnenbefleckung, so daß unser Taggestirn dann den Anblick eines
Nebelsternes bieten wird, dem erst allmählich wieder der reine
Zu Abbildung 63.
ver Lntwicklungszustand des heliodenkreisels (Merkur bis Mars, also Mittel­
teil in Abb. 63 und Abb. 3 u. 4.) zur Zeit des Aufbaues der Kambrium-
schichten, in denen die ältesten Zeugen des Lebens gefunden werden. Ls ist
die Zeit, in der die Überkrustung der einstmals glutslüssigen Erde schon soweit
gediehen war, datz eine teilweise Wasserbedeckung der Oberfläche möglich
wurde, derart, daß die Spuren früherer Mondannäherungen und Auflösungen
durch den inneren Glutflutz nicht mehr ganz verwischt werden konnten. In
jener Zeit konnten beispielsweise innerhalb der wesentlich erweitert zu den­
kenden Merkurbahn noch 6 Intramerkure a, b, c, a, e, k die Sonne umkreist
haben, die sich ihr aber seither infolge der Sahnschrumpfung nacheinander
einverleibt haben. In unmittelbarer Marsnachbarschaft sehen wir die damalige
Planetenbahn der „Luna", unseres heutigen (chuartär-)Mondes. Selbstredend
hat man sich für die damalige Zeit sowohl die Erdbahn als auch noch mehr
die des viel kleineren Mars wesentlich erweitert zu denken, so datz zwischen den
damaligen Sahnen von Erde und Luna beispielsweise vier sich noch etwas
kleinere Zwischenplaneten als Luna um die Sonne tummeln konnten, wir sehen
diese Bahnen mit Silur, Karbon, Jura und Tertiär bezeichnet,- denn deren
Planetenkörper sind es, welche die gleichnamigen geologischen Hauptforma­
tionen aus den Auflösungsstoffen ihres jeweiligen Vorgängers aufgebaut
haben. Um die Erde rankt sich die Kambriummondbahn. Dieser Mond mutzte
notwendig wesentlich kleiner als unser heutiger Begleiter sein und konnte,
da er bereits das erste Leben auf Erden vorfand, dessen haltbare Körper­
reste in seiner Eiszeit auch haltbar einbetten. (Zeichnung von hörbiger.)
238 vas Los des Lebens.

Glanz zurückgegeben wird, doch infolge des Zuwachses in größerer


Schönheit und Helle.
Lebte dann auf fernen Sternen ein denkender Wesen, so würde
es eine strahlende Sonne einsam ziehen sehen durch das tiefe Blau
seiner Nächte,- eine Sonne, jetzt erst an der Wegscheide angekommen,
deren einer Pfad zu den Glanztagen einer gebärtüchtigen Sternen-
mutter, dem Schicksal einer unter vielen Millionen; deren anderer
zum Normalstern und deren letzter hinabführt in die Lichtlosigkeit
eigener Vereisung.
Sternenschicksal ...
va öffnet sich mit einem Male ein gewaltiger Ausblick, der ewige
kreis im werden des Alls.
wir wissen es nicht, ob die Sonne einst einer Sternriesin anheim-
fällt, oder, was weniger wahrscheinlich, spät in ewigkeitsfernenZeiten,
nun selbst zur Sternriesin geworden den befruchtenden Begleiter auf-
nimmt, eine Sonnenwelt gebärend, die gleich der unsrigen umgürtet
von dem Zruchtwasserkran; der inneren und dem Glutsternenschmuck
der äußeren Milchstraße wie ein Lichtschimmergewoge durch die end­
losen weiten des Raumes ziehen wird.
vielleicht auch wird die Sonne einst selbst zum befruchtenden
Samen, der in eine Sternmutter eindringt. vielleicht ..,
vas mögen müßige Gedanken sein. Träumereien nach den erschüt­
ternden wirklichkeitsschilderungen der früheren Blätter, aus denen der
Denker den Schritt erkennen mag, mit dem unsere Sonnenwelt das Zeit­
lose mißt, nicht anders als Menschenschritte die Menschenwege messen.
Lächelt da nicht Morgenröte eines weltdurchsonnenden Wissens
heraus? von den Schicksalstagen der Urzeit kommend hin über Welt-
wenden den Blick bis in die nur traumhaft erahnbaren Zernen des
Sonnenweges gerichtet, schauen wir das Los des Lebens: werden
und vergehen, um neu zu werden. Um neu zu werden!
Ein Verhängnis nur dem kleingläubigen, wir heutigen aber
sind berufen, im vorauserkennen den Erdenweg zu weisen, den Ge­
schlechter um Geschlechter wandeln und festigen, Zeiten um Zeiten
umwehen und mit höheren Zuoersichten umgrünen werden, bis einst
die Sturmglocke aus Sternenhöhe von neuem über die zwölfte Stunde
dahinbraust mit dem Schicksalsruf der Weltwenden.

Ende.
Das Schicksal der Erde
von Beginn der Tertiär-Mondzeit (Mondvorgänger) bis zum Trduntergang.
— Formelhaft dargestellt. —

Mondzelten Sagen- Atlantis Wohngebiete Kongoflutz Strandlinien Bemerkungen


Entstehung
Mondlose Ausgetaucht Zeit des ewigen heute unter Am Süd- Säulnissicheres
Zeit und wahr­ Srüblings. Bl­ Wasser be- und Nordpol Linbetten von
scheinlich als aus die Polkappen kindlicher steht das Tierleichen für
Oer Vor­ feste Brücke ist die Erde be- Siord liegt Meer etwa spätere Verstei­
gänger unse­ zwischen sicdelbar, ähnlich, über dem INÜOm höher nerungen so wie
Asrtla,Euro­ doch noch aus­ Meeresspie­ als heute, et­ heule undenkbar,
res heutigen pa und Ame­ geprägter als gel auf frei­ wa mit den vie Angaben
Mondes kreist rika. Brücke heut« em Zestland altenStrand- unter „Strand-
noch als selb­ für Pflanzen linien gleich linien" sind ohn«
und Tiere Berücksichtigung
ständiger des kosmischen
Stern Wasserzuwachser
oder -es Wasser-
zuwachses durch
Mondaufläsung
gemacht
als Überflutet Südlichere, nur Gerinne wie Beginn des
Etwas Häher
wenig über dem heute vom Tertiär-Zeit­
wie heute der
Tertiär- Meere heraus­ Meere be­ alters.
Stand des
Mond ragende Wohn­ deckt Unmerklich lang­
Meeresspie­
gebiete werden sames Einsetzen
gels amSüd-
von der Erde durch die LIn- der Eiszeit; die
und Nordpol
eingefangen sangslut unter Gletscher begin­
Wasser gesetzt nen von Süd-
und Nordpol in
tiefere Breiten
langsam vorzu-
schreiten.— Ge-
birgrbau, Erd­
beben, vulkani­
sche Tätigkeit.
Verlagerung der
Meere
Erste Gürtel- Unter Außer den tro­ von immer Ähnlich wie weiterer
hochflut steigendem pischen Hochlän­ steigendem heute unmerklich lang­
Wasser dern ist im Nor­ Meere be­ sames vorschrei-
den und Süden deckt ten der Gletscher-
der Gürtelhoch- grenzen. Beim
slut je ein mehr­ Übergang der
fach unterbroche­ Gürtelhochflut in
ner Kranz von die Slutberge be­
Wohngebieten reits erste Ver­
vorhanden steinerungen
Rück- Bericht von Sei günstiger während der er­ während der In dauern­ Zeitalter derver-
wandernde dem Weibe, Slutbergstel- sten vor dem ein­ wandernden dem Wechsel stetnerungen,-
das den lung wasser­ tägigen Monat Zlutberge begriffen geologische
später rück- Mond zu Sä­ frei und be- gelegenen wan­ teils wasser­ Hauptbau-Tätig­
schleichende tzen hat und stedelbar, dernden Ilut- frei. Sei ste- keit; Ablagerung
dann stehende von der sonst beflutet berge ewig wech­ henden Llut- der Kohle, des
Sonne be- selnde tropische bergen tief Lrdälr und des
dann vor- Ileidet ist Wohngebiete unter Wasser Salzes. Über­
schleichende zwischen den lieferung der er­
bis schließlich Slutbergen. sten menschlichen
während der Berichte. Jeweils
voreilende verankertenZlut- im Norden und
Nutberge bergefestewohn- Süden gleichzei­
sitze zwischen den tig, die Erde um-
Slutbergen In schreitend, Käh«-
den Tropen. Vie punkt der Eiszeit
240 Dar 5chicksal der Erde

Mondzelten Sagen- Atlantis Wohngebiete Uongosluß Strandlinien Bemerkungen


Entstehung
dann wieder
wandernden
Zlutberge brin­
gen auch die
wohnftätten in
Bewegung. Ein
versprengter
volksteil wird in
denhöhlengebie-
ten Südeuropas
abgeschnitten
und bildet die
Urgermanen

Zweite Entstehung Unter Tropische Hoch­ Ssord, Nuß Am Nord- vie unruhigen
der amerika­ steigendem länder bewohn­ und Hinter­ und Südpol Ufer der zweiten
Sürtel- nischen Sa­ Wasser bar, doch infolge land tief un­ tiefer als Gürtelhochslut
hochflut gen vom höheren Wasser- ter Wasser heutiger decken die von
Großenwas- stande; in gerin­ Meeres­ D. Hauser-Serlin
jer während gerem Maße, als spiegel enthüllten Rul-
langer Zeit­ bei der ersten turschichten der
räume Gürtelhochslut. vordoane (vb-
Sonst die beiden zbre-Tal) ein.
wohnkränze wie Eiszeit ist Im Ab­
bei der ersten klingenbegriffen.
Gürtelhochflut In den Tropen
ragen nur noch
die Hochländer
aus dem Wasser.
Inkabauten.
„Großes Wasser"

KaslösunI Entstehung Nach Abfluß Vie tropischen Zjord taucht Am Nord- Gürtelhochflut-
der Sintflut- des „Großen Gebiete werden auf und liegt und Südpol wassertretenaus
des Tertiär- sagen, bei wass«rs"der wasserfrei; die über dem Auffüllung den Ufern, va;
Mondes denen von Mittel- von der Monü- Meeresspie­ bis zu den „Große Wasser"
wieder ab- amertkaner einfangflut ehe­ gel auf frei­ heute in der Indianer
flietzenden als dem Unterwasser em Zestlande 1000 m Höhe sinkt und über­
wassern ge­ Sintflut gesetzten Gebiete liegenden schwemmt al;
sprochen für höhere tauchen aus; At­ Strandlinien Sintflut die
wird Breiten auf­ lantis,Lemurien, wohngediele
getaucht und Dstertnselreich zwischen Gürtel­
bestedelbar werden bewohn­ hochflut und Eis-
bar, doch stehen wüsten. Mam­
sie infolge der mute und Nbino«
wasserzunahme zerosse weiden
der Erde tiefer mit den Eisschol­
als in der glei­ len der hochae-
chen Zeit des Se­ hobenen Rand-
kundär-Mondes gletscher nach
Norden verdrif-
tet (oder Süden)
und dort einge­
froren. Einbet­
tung von Pflan­
zen und Tieren
in Lehm u. Löß.
Zeit des Diluvi­
um;. Alles üder-
schichtet mit den
Zlutrückständen.
Starke vulkani­
sche Tätigkeit.
NeinGebirgsbau
Vas Schicksal der Erde. 241

Mondzetten Sagen- Atlantis Wohngebiete Rongosluß Skandllnlen


Lntftehung Bemerkungen

Mondlose Atlantis in Anfangs ewiger Wetzt im Etwa lÜOstw Rein geologisches


voller Blüte. Srühling. Bis tiefen Ge­ höher als Geschehen.
Zeit Gründung aufdiepollappen rinne aus heute der Säulnissichere
Unserheutiger von Schwe« ist die Erde be° freiem Zest- Meeres­ Einbettung von
Mono kreist fterreichen siedelbar. Ähn­ land spiegel Tierletchen un­
In Amerika, lich wie heute denkbar, so wie
nock als selb- Afrika und heute
stänoigerStern Europa

Ms Entstehung Unter Südlichere flache Gerinne Etwas höher Beginn üer


Wasser Rüsten- und Län­ unter dem als heute chuartär-Zeit­
(linartär- Slutsagen, dergebiete wer­ Meeres­ alters.
Mond bei denen den durch Über­ spiegel Reine Versteine­
lheutiger Untergang flutung dauernd rungen. Starke
innerhalb der Bewohnbar­ oulkanischeTStig-
Mono) weniger keit entzogen bis keit. Verlagerung
von der Erde Stunden be­ zur Zeit der wan­ der Meere.
«ingefangen richtet, und dernden Ilut- Unmerklich lang­
kein Abläu­ berge sames Einsetzen
fen der der chuartär-Eis-
Wasser zeit. Alles wie
!m gleichen Ab­
schnitt des Ter­
tiär-Zeitalters,
nur verstärkt
Erste Gürtel- Gegenwart Alles Genauere lm gleichen Abschnitt der Teitiärzeit. Alle wirlungen,
aber verstärkt, weil — je weiter wir zurückgehen — die Monde immer
hochflut kleiner werden. Luna überkifft an Größe also ihren Vorgänger und
übt deswegen auch aus die irdischen Zustände kraftvolleren Einfluß,
wir befinden uns also lm Beginn der chuartär-Eiszeit.
Zlotberg- Zukunft Alles wie in den entsprechenden Abschnitten der Tertiärzeit, nur ver­
Zeitalter stärkt. Als Abschluß die Puartär-Sintflut. In etwa tO Millionen
Zähren wahrscheinlicher Eintritt.
bis;ur
SluflSsUNA
des chuartar-
Mondes
Moudloke Aller wie bei den mondlosen Zeiten des Tertiärs und chuartärs, nur,
Zeit daß der Meeresspiegel infolge des durch den Puartär-Mond hinzu­
gebrachten wasserr avsteigen muß. Er können deswegen auch nicht
ver Mars alle früher in den mondlosen Zeiten wasserfreien Gebiete auftauchen.
kreist noch als
selbständiger
Stern
Slls Segln» der chuintär-Zeitalters. Alles läuft wie in den früheren Zeit­
thuintär- altern ab. Nur aller weiterhin verstärkt, denn Mars ist größer als Luna.
vas Leben auf der Lide wird beschwerlicher, da starker, bisher vom
Mond Marr abgehaltener Vlanetoiden-Lis-Niedergang ftattfindet. Mit der
ver Mars ist Marsauflösung und der von ihr bedingten chuintär-Sintflut dürfte das
von der Erde Seftlandleben beendet sein. Selbst die höchsten Berge stehen unter
Wasser infolge der riesenhaften Lir- und wassermassen des Mars. Ver
als Mond ein­ Erdkern kühlt allmählich aus. Bildung von Luftgalen findet nicht mehr
gefangen statt. Vie Weltraumkälte dringt in zunehmendem Maße ein. völlige
Vereisung beginnt. Zuletzt völlig vereist und so weit an die Sonne
geschrumpft, daß Drehung um die eigene Achse aufhört und der Sonne
Immer die bleiche Seite zugekehrt wird, ver Luftmantel-Rest ist längst
durch die Sonne wegaesaugt. vie Erde ist Mond der Sonne. Alles
Leben ist längst erftorben. Merkur und Venus haben sich bereits mit
der Sonne vermählt, und auch die LIswüste der Erde findet In den
Gluten der Sonne ihr Grab, vas Erdende ist eingetreten.
Stscher, Sintflut 16
Anmerkungen.
1. (Zu Seite 4.) wenn neuerdings vacqud in seinem trotz allem Wider­
spruch seiner Zachgenossen sehr lesenswerten Werke „Urwelt, Sage und
Menschheit", 4. Aufl. 1927, die Sagen als durch Zeit und Umwelteinflüsse
geänderte Urerlebnisse der Menschheit deutet, so ist dar im Grunde natürlich
nichts anderer, als was zwölf Zahre vorher die WLL feststellte. Damit sott
keineswegs bestritten werden, daß Dacquö nicht auf Grund eigener For­
schungen zu seinen Ergebnissen gekommen wäre.
2. (Zu Seite 24.) Zum Lebensweg unserer Mondes vgl. Philipp
Zauth, „Mondesschicksal. Wie er ward und untergeht". Eine glazialkosmo-
gonischc Studie, Noehler 8c Amelang, Leipzig. In diesem Werke ist Näheres über
die Gesetze des Mondeinfanges gegeben.
3. (Zu Seite 28.) Dieser bisher durchgängig mißverstandene Vor­
gang wird in dem Buche Philipp Zauth, „Mondesschicksal" ausführlich
behandelt. Vie Erde hat nämlich hier bereits Gelegenheit, die Lunabahn
zuzeiten der ungleichnamigen Apsidenüberdeckung zur argen Exzentrizität
zu verzerren.
4. (Zu Seite 29.) über die Entstehung des Weltraum-Wasserstoffes
ist ausführlich berichtet in hanns Fischer, „Schätze der Erde", vie Entschlei­
erung der Uohle, des Erdöls und des Salzes. 3. Aufl. 1925. Mit 24 Abbildungen.
Noehler 8c Amelang, Leipzig.
5. (Zu Leite 3l.) vgl. das in Anm. 2 genannte Werk von Philipp
Zauth. Man beachte: je kleiner ein Weltkörper ist, desto größere Schrump-
fungsschnelligkeit muß er aufweisen. Näheres wird später gesagt werden.
6. (Zu Seite 24.) vgl. hanns Fischer, „Die Wunder der Welt-
eises". Line gemeinverständliche Einführung in die welteislehre hanns
härbigers. Mit zahlreichen Abbildungen und Tafeln. 3-Aufl. Geb.paetel Verlag,
Berlin. Zum tieferen Eindringen für Fortgeschrittene: Dr. ing. s. b. h. voigt,
„Eis ein weltenbaustoff". Gemeinfaßliche Einführung in härbigers Glazial-
kosmogonie. Mit einem Atlas. 2. Auflage 1928. Noehler 8c Amelang, Leipzig.
7. (Zu Seite 243.) va der weitaus größte Teil unserer Flutbetrachtungen
mit dem Vorgänger unseres heutigen Mondes, also nnt dem Tertiärmond
zu tun hat, seien hier drei wichtige Zahlen angegeben, von denen wir später
teilweise Gebrauch machen müssen. In der letzten auf der linken Bildhälfte
befindlichen Spalte „Lrdumdrehzeit" sind die Werte für den Tertiärmond
bei I nicht 24,5, sondern etwa 26: bei V nicht 26,0, sondern etwa 28: bei
IX nicht 18,0, sondern etwa 24. — In der Tafel selbst muß es in jedem Falle
heißen: Sinkstosf statt Stickstoff und Geoid statt Geoiods. vie bisher in der
Mathematik unbekannte, in der Abbildung erwähnte feinspiralige Zgkloide
ist eine unbedingte Notwendigkeit kosmotechnischer Betrachtungsweise.
8. (Zu Seite 39.) Es sei hier noch erwühift, daß dies nicht der einzige
Grund ist. Nicht nur, weil die Monde in die geologische vergangenheft hinein
Anmerkungen. 24Z

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u.AozܫtE^W^^^twpijchmM uW^rr
s

Abb. 64. Zehn Leflutungs- und Lrregungrzujtände der Erde aus der künftigen
zweiten Hälfte der gegenwärtigen Mondeszett. Gilt grundsätzlich auch für die
Zustände der vergangenen Mondzeit. Nur die Zahlen ändern sich').
(Zeichnung von hörbiger.)
16*
244 Anmerkungen.

übb. 68.
vie bezeichnendsten wegformen der beiden Punkte 2 und X (Zenit- und
Nadirpunkt des langsam heranschrumpfenden Mondes) zwischen den sich
allmählich verengenden Mondeswcndekreisen. — Dbige Streifen I—IV
und VI—IX zeigen im doppelten Maßstabe der linksseitigen Erdenbilder
I—IX den abgewickelten Tropengürtel innerhalb der Mondeswendekreise.
In den beiden Streifen V aber stimmt dieser Maßstab nur mehr in geogr.
Lreitenrichtung, während in geogr. Längsrichtung der Maßstab derart ge-
Anmerkungen. 24k

immer kleiner werden, sind die Kräfte immer schwächer, sondern auch die
Tage des eintägigen Monates werden immer langer, je weiter wir zurück­
gehen (vgl. Anm. 7). Daraus folgt, daß der Abstand eines jeden der früheren
Monde im gleichen Zeitsinne während der eintägigen Monates immer größer
werden muß. Aus alledem ergibt sich, daß seine Flutkräste im umgekehrt
quadratischen Verhältnis immer kleiner sein müßten, einen je früheren, daher
auch je kleineren Mond wir seine Arbeit verrichten lassen. — Gbwohl diele
Anmerkung bereits in der ersten und zweiten Auflage dieses Luches ent­
halten war und in kurzen Worten nur eine im Hauptwerk zeichnerisch aus­
führlich dargestellte kosmotechnische Einsicht gemeinverständlich wiederholt,
schreibt Pros. Dr. k. Hummel von der Universität Gießen in „Welt­
entwicklung und welteislehre": „Nun ist freilich nicht sicher, ob man die
früheren Monde hörbigers an Größe dem heutigen Mond unmittelbar
gleichsetzen darf. Aus einigen Andeutungen schließe ich, daß hörbiger diese
früheren Monde für etwas kleiner hält als den jetzigen Mond. Genaue
Angaben kann ich darüber nicht ausfinden. Jedenfalls aber dürften die
früheren Monde nicht wesentlich kleiner gewesen sein, da sie sonst nicht
über die nötigen Anziehungskräfte verfügt hätten." was soll man zu einer
solchen Kritik sagen? Ich enthalte mich jeden Urteils und verweise auf
die aus dem Hauptwerk entnommene Abb. 2Z in der Schrift Max valier,
„Anleitung zum Lesen kormotechnischer Zeichnungen" mit 38 Abbildungen,
koehler k Amelang, Leipzig.
S. (Zu Seite 40). vgl. hanns Fischer, „Schätze der Erde". Vie Ent­
schleierung der kohle, des Erdöls und des Sahes. 3. Aufl. koehler ör Amelang,
Leipzig.-Vie Entstehung unserer Sonnenwelt ist behandelt in hanns Fischer,
„Ver Mars". 158 Seiten, mit 84 Abbildungen, koehler Lc Amelang, Leipzig.

streckt zu denken ist, daß man die Anzahl der Lreitenschwingungen von 2
und N gleichsam für jeden Meter des Äquators zählen kann. Für die Zu­
stände I—IV und VI—IX erscheinen also die wegformen (Wellenlinien)
im einheitlichen Maßstab (in doppelter Größe der linksseitigen Lrdenbilder)
richtig dargestellt, welchen wegformen auch die beiden Flutberge (Zenit- und
Nadir-Flutberg) zu folgen bestrebt sind, soweit dies die Wasser-Massenträg­
heit gestattet. Lm solches völliges Folgen ist daher in den Zuständen I, II,
VHI, IX wegen zu raschen Rück- und vorumlaufes von 2 und N ganz un­
möglich, weshalb es hier nur zur ein wenig breitenschwankenden Gürtel­
hochflut kommt, die in I und II langsam nach rückwärts — in VIII und
IX etwas rascher nach vorwärts um die Erde strömt. In den Zuständen
III und VH aber können sich die beiden Flutberge schon nahezu voll aus-
bilden und den Wellenlinien folgen. Noch mehr wird dies aber bei IV und
VI der Fall sein. Dennoch wird aber die ausgiebigste geologische Tätigkeit
erst innerhalb der Zustände IV und VI voll einsehen, also in V und ir. den
unmittelbar vorangehenden und nachfolgenden Jahrzehntausenden. Man
kann dies das stationärnahe oder pseudostationäre, oder das engere Zeit­
alter der Transgressionen nennen. (Zeichnung v. hörbiger.)
246 Anmerkungen.

10. (Zu Seite 51.) vie Wetterkunde findet sich in meinem Luche
„Rhythmus des kosmischen Lebens", vas Luch vom pulsschlaq der Welt.
Mit 70 Abbildungen behandelt. 2. Aufl. Koehler L Amelang, Leipzig.
11. (Zu Leite 53.) vgl. das in Anm. 3 erwähnte Werk.
12. (Zu Seite 72.) vgl. hanns Fischer „ver Mars, ein uferloser Lis-
ozean", mit 54 Abbildungen. R. voigtländers Verlag, Leipzig.
13. (Zu Seite 75.) vergleiche das Werk: R. Uhden, „Erdteile und
Kulturen", und hanns Fischer, „R. h. FrancS, das Luch eines Lebens":
beide R. voigtländers Verlag, Leipzig.
14. (Zu Seite 78.) vgl. mein Buch „In mondloser Zeit. Auf den
Spuren oormondlicher Kulturen." Mit über 40 teils farbigen, ganzseitigen
Tafeln und zahlreichen Abb. im Text. 2.6ufl. Jungborn-Verlag, Lad Harzburg.
15. (Zu Seite 82.) vgl. Pros. Dr. Hans pohlig, „Eiszeit und Ur­
geschichte des Menschen", Leipzig 1907.
16. (Zu Seite 91.) Pros. vr. Hummel in „Weltentwicklung und Welt­
eislehre". Potsdam 1925. S. 163.
17. (Zu Seite 92.) vgl. hanns hörbiger, Vas Rätsel der Nil-
hochflut in „ver Schlüssel zum Weltgeschehen". 1925, heft 2, S.76, und hanns
Fischer „Rhythmus des kosmischen Lebens". S. 217. Anm. 1k.
18. (Zu Seite 94.) vgl. die in Anm. 17 erwähnte Arbeit von hanns
hörbiger.
19. (Zu Seite 98.) heute ist der Ausdruck spezifisches Gewicht" üblich.
Früher benühte auch der Forscher allgemein die Bezeichnung „eigentüm­
liches Gewicht".
20. (Zu Seite 98.) vas eigentümliche Gewicht der Erde beträgt 5,56;
das des Mondes nur 3,4. Ver Mond ist also vergleichsweise wesentlich leichter als
die Erde. Berechnen wir nun aus diesen Zahlen, wieviel Wasser (eigentümliches
Gewicht ---1,00) auf dem Monde in Form von Eis vorhanden sein muh, um
sein geringes eigentümliches Gewicht zu bedingen, so erhalten wir einen
uferlosen Eirozean von 180—200 lcm Tiefe. Darunter erst befindet sich der
aus Ltern'Laustoff bestehende feste Kern, hieraus ergibt sich die verschiedene
Art der auf die Erde niedergehenden Bruchstücke, wie wolkenbruch, Hagel,
Schlamm, Gesteine, Erze.
21. (Zu Seite 102.) vgl. die ganz ausgezeichnete Arbeit von vr
E. hub er: „Bier und Lierbereitung bei den Völkern der Urzeit." I. Vabg
lonien und Ägypten. Berlin 1926. Gesellschaft für die Geschichte und dr«
Bibliographie des Brauwesens. Institut für Gärungsgewerbe.
22. (Zu Seit« 105.) vatz auch die Ansicht Srunneckers, es sei eine be­
stimmte Menge Wasser auf der Erde, die weder größer noch kleiner wird, gegen­
wärtig nicht mehr haltbar ist, habe ich in meinem Luche „Rhythmus des
kosmischen Lebens, vas Buch vom Pulsschlag der Welt", gezeigt. Es wer­
den dann der Kreislauf des Wassers, der Stickstoffs und -er kosmische Kreis­
lauf von neuen Gesichtspunkten aus ebenso wie die Abhängigkeit alles Lebens
und seiner Äußerungen vom Sonnentakt behandelt.
Anmerkungen. 247

23. (Zu Seite 110.) vieler Einschuß der kleinsten Brocken wird durch
die uns s chon bekannte Tatsache bedingt, daß größere 5tücke außer der größeren
Schubkraft, die der irdischen Schwerkraft entgegenwirkt, auch den wider­
stand des Weltraumstoffes weniger stark empfinden, als die kleinen. Je
arötzer also ein von der gleichen Mondstelle abgesprengtes Stück ist, desto
später wird er die Erde erreichen.
24. (Zu Leite 112.) In welch überraschender Weise die Dberfläche eines
sich teilenden Körpers anwächst, mag aus folgender Tafel hervorgehen, welche
die Teilung eines Würfels von 1 om Seitenlänge zeigt:
Seitenlange der Würfel. — Anzahl der Würfel. — Gesamtoberfläche.
1 ow 1 6 yvin
0,1 1000 60 „
0,01 1 Million 600 „
0,001 1 Milliarde 6000 .
0,0001 1000 Milliarden 6 am
0,00001 1 Million Milliarden 60 „
0,000001 1 Milliarde Milliarden 600 „
0,0000001 1000 Milliarden Milliarden 6000 .
0,00000001 1 Million Milliarden Milliarden 6 tzktn
vas heißt also nichts anderes, als daß ein Würfel von I ooa Seitenlange und
somit 6 om' Gesamtoberfläche bei jeweiliger Zehntelung bis zur würsel-
seitenlänge von 0,00000001 om eine Gesamtoberfläche von 6 glcm erhalten
hat. Etwas ganz Ähnliches geschieht nun, wenn ein Lisstück von beispielsweise
100 m Durchmesser in oie Lufthülle einschießt und sich dort zerkörnt. vie
Gesamtoberfläche wird bedeutend vergrößert und schiebt, unterstützt von dem
losen Nebeneinander der einzelnen Körner, eine gewaltige Lustmasse vor
sich her, die als oft verwüstender Vrkan auf der Erdoberfläche wohrgenom-
men wird. Für unsere Zwecke kommt selbstverständlich nicht die wachsende
Dberfläche, sondern der wachsende chuerschnitt in Frage. Wir werden in der
letzten rechten Spalte der Tafel alle dortigen Zahlen durch 6 zu teilen haben,
so datz wir von 1 om' auf 1 Lw' kommen.
25. (Zu Seite 131.) vergleiche ph. Zauth „Mondesschicksal. Wie
er ward und untergeht." Mit 61 Abbildungen und 6 Tafeln, koehler St Amelang,
Leipzig. Dort ist die durchgreifende, gerade um die hier geschilderte Zeit ein­
setzende Vberflächen-Umgestaltung unseres heutigen Mondes ausführlich be­
schrieben.
26. (Zu Seite 139.) viese veutungsmöglichkeit verdanke ich einer An­
regung des Herrn korv.-kapitäns Sulla, Schloß Schönbrunn.
27. (Zu Seite 142.) Auf diese Sagen machte mich der Dichter Theodor
Heinrich Nager aufmerksam, dessen Kunst wir übrigens einen hervorragenden
Roman verdanken: Rapanui, der Untergang einer Welt" (L. Staackmann
Verlag, Leipzig), in dem das Schicksal des Gsterinselreiches in Urtagen geschil­
dert ist, ohne daß der Dichter damals Kenntnis von der WLL hatte.
28. (Zu Seite 156.) Hn vielen tiefen Gedanken mit der Welteislehre gleich­
laufend, Hai Edgar Vacquö in seinem sehr beachtlichen Werke: „Urwelt,
Sage und Menschheit" (R. Vldenbourg, München)diese Dinge behandelt.
248 Anmerkungen.

29. (Zu Seite 16t.) vgl. dar Werk Anm. 28.


30. (Zu Seite I6S.) vergleiche das prachtvolle, gemeinverständliche Werk:
Konrad Guenther, „vas Tterleben unserer Heimat", 1922/23. 3 Bände.
Verlag von Friedrich Ernst Zehsenfeld, Freiburg i. Sr., das allen denen, die
das Der in seiner Umwelt kennenlernen wollen, dringend empfohlen sei.
2t. (Zu Seite t70.) vgl. Paul Rohrbach, „vie Geschichte der Mensch­
heit". 76.—85. Tausend. Bei Karl Robert Langewiesche, Königstein am
Taunus.
32. (Zu Seite 173.) Näheres siehe das Werk: Albert Neuburger, »vie
Technik des Altertums". Mit 676 Abbildungen. R. voigtländers Verlag, Leipzig.
— Ganz den Wundern der Lheops-Vyramide gewidmet ist das Werk: Fritz
Noetling, „Die kosmischen Zahlen der Lheopspyramide". Verlag Schweizer­
bart, Stuttgart.
33. (Zu Seite 182.) vgl. hanns Fischer, »Schätze der Erde", 3. Aufl^
Anmerkungen.
34. (ZuSeite 182.) vgl. hanns Fischer, »Rhythmus des kosmischen
Lebens".
35. (Zu Seite 182.) vgl. Näheres über diese kosmischen Zusammen­
hänge vorwiegend in der Bindung mit dem Leben in meinem Such „Auf der
Fährte des Schicksals. Gedanken um Wetter, Erde, Mensch und Leben."
Jungborn-Verlag, Bad Harzburg.
36. (Zu Leite 183.) vie Kritik hat bisher gerade diese Feineis-Strahl-
Anblasung in ihrem grundlegenden wette übersehen. Ausführlich habe ich
diesen Lisstrabl und seine Entstehung geschildert in meinem Buche „Rhyth­
mus des kosmischen Lebens", koehler St Amelang, Leipzig.
37. (Zu Seite 186.) Man lese über den Stufenbau der Welt in
irgendeiner neuzeitlichen Weltentwicklung nach, vott ist das Nötige
gesagt.
38. (Zu Seite 188.) wir lernten sie aber bereits kennen bei Erwähnung
der ältesten menschlichen Überlieferung aus der (Offenbarung. — Ihre Tätig­
keit hinsichtlich des Aufbaues der kohle-, Erdöl- und Sal^ager siehe mein m
Anmerkung 33 erwähntes Buch.
39. (Zu Seite 189.) vie überflüssigkett dieser Annahme und die aus
ihrer Anerkennung sich ergebenden inneren Widersprüche sind aufgezeigt
in dem wett- „Schätze der Erde".
39». vie hier gegebene veutung hinsichtlich der verdriftung der Mam­
mute usw. hat sich als Irrtum erwiesen. Vie Einbettung dieser Tiere ist erst vor
rund 13000 Zähren beim Einfang unseres Mondes erfolgt. In der dieser
Katastrophe voraufgeoangenen mondlosen Zeit hätten die Tiere im aufgetauten
sibirischen Loden völlig verwesen müssen.
40. (ZuSeite 194.) vgl.dazu mein Luch .Rhythmus des kosmischen
Lebens, vas Buch vomPulsschlag der Welt", koehler Sr Amelang, Leipzig.
41. (Zu Seite 199.) vie wichtigsten gemeinverständlichen wette vr.
G. hausers sind: „Ver Mensch vor 1OOOOO Jahren." Mit 96 Abbildungen
und 3 Karten. Jena, Thüringer Verlagsanstalt und Druckerei, 1924. — „3m
Paradies des Urmenschen." 25 Jahre vorweltforschung. 2. Auslage. Mit
19 Lildettafeln. Hamburg-Berlin, yoffmann und Lampe Verlag, 1922.—
Anmerkungen. 249
Urmensch und Wilder." Line parallele aus Urwelttagen und Gegenwart.
Mit zahlreichen Abbildungen und Zeichnungen. 1921. Verlag Ullstem u. Lo.,
Berlin. — „ver Aufstieg der menschlichen Kultur." Gin Lud zur Mensch»
werdung. Zena, Thüringer Verlagsanstalt und Druckerei, G. m. b. h.— wissen­
schaftlich gehalten ist Llioogue". Die Kultur einer neuen Diluvialrasse.
Mit 13 Abbildungen, Profilen und Kurven im Text, 7 Tafeln und 3 Plänen.
Leipzig, Walter de Gruyter u. Lo., 1916. Ferner: »Urgeschichte, auf Grundlage
praktischer Ausgrabungen und Forschungen" und „Die große zentraleuropäische
Urrasse".
42. lZu Seite 210.) Datz menschliche Versteinerungen vor dieser Zeit
bisher fast ganz fehlen oder m fehlen scheinen, liegt möglicherweise an den
Abbaukräften, welche den Mondfluten früherer Erdbegleiter (Sekundär-,
primär- usw. Monde) ein Zerquirlen, Zermahlen und verdriften der oberen
Primär- und Sekundärschichten gestatteten. Immerhin besteht aber die Aus­
sicht, dah entsprechende Funde noch gemacht werden.
43. (Zu Seite 210.) Näheres vergleiche im Zusammenhang« in
hanns Fischer, „Schätze der Erde".
44. (Zu Seite 211.) Ls ist durchaus denkbar, datz eiszeitliche Massen­
gräber noch vor der endgültigen Versteinerung der Knochen innerhalb der­
selben Mondzeit von späteren Fluten wieder aufgewühlt (durch Auflösung
des Lises!) und neu verschicktet werden, was zu den rätselhaften „dono-
docks", jenen weitreichenden, dünnen Schichten aus Klotzen Knochentrümmern
und Zähnen führt.
45. (Zu Seite 214.) Ewald Vanse unterscheidet folgende natürliche
Erdteile : Europa, Grient, Grotz-Sibirien, Mongolien, Indien, Gstasien, Ni-
gritien, Grotz-Australien, Gst-Südamerika, Kndina, Mittel-Amerika, Amerika,
Kordilleria, Arktis und Antarktis.
46. (Zu Seite 224.) Die Entstehung der Erdöllager ist ausführlich
in meinem Buche „Schätze der Erde" geschildert.
47. (Zu Seite 237.) vergleiche hanns Fischer, „Die Wunder des
welteises". Mit zahlreichen Tafeln und Abbildungen; 3. Auflage. Gebr, paetel
Verlag, Berlin; ferner Max Salier, „Die Entwicklung unseres Sonnensystems".
Mit zehn Tafeln und acht Abbildungen. Hermann paetel Verlag, G m. b. h.,
Verlin-Neufinkenkrug.
versuch einer vorläufigen «Austeilung
des leben-führenden Teiles der Erdgeschichte an Hand der WEL-beleuchtetcn
geologischen und paläontologischen Beobachtungs-Tatsachen.
von hanns hörbiger.
vie lvLL glaubt in den paläontologischen Beobachtungstatsachen Gründe
dafür zu finden, um einerseits im oberen Paläozoikum Devon, Karbon
und Perm—anderseits im Mesozoikum Trias, Jura und Kreide zu
je einer Mondannäherungs-hauptformation zusammenzufassen, also dafür
nur je einen (Karbon- und Jura-)Mond zu sehen. Es kann auch anders sein,
war einer auf der VGL fußenden geologischen Schule zu entscheiden über­
lassen bleiben darf. Ziemlich sicher scheint es, daß man für das Silur und
das Kambrium se einen besonderen Mond zu sehen hat. Daher Silurmond
und Kambriummond. Ein tieferes hinabsteigen ist vorläufig noch unsicher.
Selbstredend ist der Schluß des Azoikums identisch mit dem Beginn der ozea-
nischen Zeitalter. Db aber das untere Kambrium schon diese Grenze dar-
stellt, mag später entschieden werden, vie weit vor dem Kambrium noch
dünn bekrustete Erde mag noch zahllose (nach rückwärts blickend) immer kleiner«,
schon vereiste Monde ausgenommen haben, ohne daß wir deren Spuren
nachweisen können. Noch weniger können die Spuren isner auch selbst noch
wasserlosen — und der noch früher auch noch selbst glutflüssigen und immer
kleineren Monde gefunden werden, welche sich einer noch ganz glutflüssigen
Erde zu vielen Tausenden angegliedert—bzw. sie aufbauen geholfen haben.
Im Lichte der lvLL müssen sowohl die Mondmassen als auch die Angliede-
rungs-Intervalle (geologische Hauptepochen) vom Kambrium nach rückwärts
immer kleiner und kürzer — bzw. nach aufwärts immer größer und länger
angeseht werden. Tausende von Mondangliederungen „jährlich" haben zur
Lmbrgonalzeit der Erdenentwicklung stattgefunden — und Jahrhundert-
millionen darf man zwischen der Auflösung unserer Luna und dem Einfang
des Mars sehen, über nicht nur die Spuren oer oorkambrischen jüngsten Mond-
angliederungen werden schwer zu finden sein, sondern auch in den nachkam-
brilchen, lebensgeschichtlichen Zeitaltern wurden jeweils Bildungen (alluviale
und diluviale, oft auch glaziale) abgelagert, die später wieder spurlos aus­
gewaschen und eiszeiüich haltbar verschicktet werden mußten. Denn nur,
was «n den Lis-Hochzeiten durch die breitenpendelnd rück- und vorschleichendcn
und stationären Hochflutberge, mit dem Tiefseekalkschlamm vermischt, eis­
zeitlich verschicktet wurde, finden wir heute als die voneinander unterscheid-
baren geologischen Hauptformationen haltbar aufeinander gebaut— und
auch nur jene Tier- und Pflanzenleichen, die in dresen kataklgsmatischen, ver­
hältnismäßig kurzen Eis-Hochzeiten eingebettet wurden, blieben der heutigen
Paläontologie erhalten. Es sind dies die „transgressioen" Einbettungen im
Gegensatz zu den immer wieder aufgelösten und auch weniger haltbaren „dilu­
vialen" — und den ganz unhaltbaren „alluvialen" Einbettungen. Ls hatte
jede Hauptepoche ihr vormondliches, ungeheuer langes, vielleicht nach Jahr-
hundertmillionen zu bemessendes, also mondloses Alluvium der ungestörtesten
Lebens-Aufwärtsentwicklung ohne jedwede haltbare Einbettung. Aber auch
die Mondeszeit hatte ihr längeres, nach Jahrmillionen bemeßbares vor-
stationäres—und ihr kürzeres, nach Jahrhunderttausenden bemeßbares nach-
itationäres Eiszeit-Alluvium, die trotz Eiszeit ganz einfach deshalb nichts halt­
bar Eingebettetes auf uns überliefern konnten, weil diese Alluvien in
der nächsten Mondzeit bzw. Eis-Hochzeit samt ihren etwa noch nicht vermo­
derten Einbettungen immer wieder aufgelöst und erst jetzt in Trümmern halt­
bar verschichtet wurden. Dabei ist wichtig, daß jedes vorstationäre Eiszeit-
Alluvium sozusagen eisfrei beginnt (unsere jüngsten 13500 Jahre) und un-
versuch einer vorläufigen Austeilung. 251

gemein allmählich erst in die kataklgsmattsche Lis-Hochzeit, die Zeit des


.Großen Sterbens" und „tranrgressiven" Linbettens, ubergebt. vie Mond­
einfangflut vernichtet wohl einiges Leben, ohne haltbare Einbettungen zu
hinterlassen, vie Mondauflösungsflut (das VÜuvium) findet nur Artenreste
vor, aus denen sie Stichproben halbhaltbarer (diluvial) einbettet, die dann
in der nächsten Eis-Hochzeit, soweit sie nicht vermodert sind, wieder ausge-
bettet und haltbar („transgressiv") verschichtet werden. — Daher findet der
heutige Paläontologe diluviale Einbettungen nur aus dem .Tertiär-Diluvium",
dem einzigen Diluvium, das er kennt und daher als eine „Formation" für
sich bewertet. In der letzten Spalte der Tafel sind „transgressioe" und „dilu­
viale" Einbettungszeiten heworgehoben und die Zeiten des Nichtseinbettens
mit O und ? O? bezeichnet, um das „missivg link" verständlich zu machen.
vas paläontologisch Neue der WLL besteht also in der aufdringlichen Heran­
nahme der stationärnahen Mondesflutkrüftevom rund lOOO sachen Betrag der an­
fänglichen (also auch heutigen) Zlutkräfte zur ebenso aufdringlichen Erklärung
der Haupteiszeiten samt deren Unterteilungen, ferner der eiszeitlichen Schich­
ten- und Gebrrgsbildung und der verhältnismäßigen kürze solcher Gebirgsbau-
zeiten des .Großen Sterbens" und des haltbaren Linbettens, im Gegensatze zu
den ungeheuer langen Zeiträumen der ungestörten Lebens-Zortentwickmng.
wenn hier in der Spalte der Zeitspannen" die Größenordnung der
Spannen annähernd richtig „gefühlt'^ ist, so nehmen die Lis-Hochzeiten aus
dem immer dichteren, viele Kilometer Hohen Stammbaumgeäste des Lebens
in etliche Meter hohen Abständen jeweils Stichproben von bloß etlichen Milli­
meter Dauer, betten die Stichproben haltbar (transgressiv) ein, zugleich jeweils
einige allzu üppig entwickelte Aste ganz entfernend. — Und das ist ja auch
der Vorgang, der aus der lückenhaften versteinerungsreihe für das WLL-Kuge
heraus lesbar ist. — Eine „explosive Entwicklung", sogenannte schwer denk­
bare „Nnastrophen" hat es demnach niemals gegeben. Und dort, wo der
heutige Paläontologe das „üppige Aufblühen" einzelner neuer Tiergeschlechter
sieht, dort seht die WEL ganz im Gegenteile das hocheiszeitliche, gebirg-
oaurische „Große Sterben" und haltbare „Linbetten". Daß es dem Paläonto­
logen für den ersten Moment schwer fällt, seine kritiklosen, lgeil-getreuen
Vorstellungen auf diese Weise noch weit hinter Luvier zurückzuschalten, ist
menschlich begreiflich — aber es gibt keinen anderen Ausweg aus dem Wider­
sinn der Kontraktion, der Veltatheorie, der explosiven Entwicklung und der
Anastrophen. wenn sich die Geologen aus dem paläontologischen Befund
heraus bestimmt fühlen, z. B. Devon, Karbon und Perm, oder Trias, Jura
und Kreide als besondere Hauptformattonen zu bekochten, so ist das aus dem
Umstand erklärbar, daß in der Eis-Hochzeit die Skenge der Lebensbedingungen
im allmählichen Zunehmen begriffen ist, so daß das Aussterben der Arten
und Individuen in der Reihenfolge ihrer Widerstandskraft erfolgen muh.
Was in der Kreide schon aussterben mußte, das war in der Trias- und Jurazeit
noch leicht durchgekommen. Und was davon in der Zurazeit noch knapp durch-
kam, das mußte in der Kreidezeit sich ins Unvermeidliche fügen. Minder
widerstandsfähige Arten und Individuen aber fanden schon in der Trias
ihre manchmal restlose Entfernung aus der Lntwicklungsreihe. Wir sehen also
in der Aufeinanderfolge -er Versteinerungen in Trias, Zura und Kreide nicht
die Reihenfolge der Entwicklung, sondern die Reihenfolge des Aussterbens,
wirkliche weitgehende Aufwärtsentwicklung fand aber statt in den langen
Alluvien zwischen Perm und Jura einerseits und zwischen Kreide und Alt-
terttär anderseits —, aber aus diesen langen Spannen wurden keine haltbaren
Linbettungs-Sttchproben genommen, daher die ungeheureren Klüfte der Ent­
wicklungsreihe an diesen beiden Stellen, hierzu Tafel Seite 252—254.
252 _______________________
Geologisch«» Groß» und Klein-Grscheh«n Zeitspannen Lebensbedingungen Einbettung

Tertärzett der wett über liX> Um tief überfluteten Lide bi» zur Sonnrnrinvrrlribung IahrmMiarden kaum Tiefleeleben O
künftige» Duintirmond (Mar»-)-Aust-sung»-OiIuvium alloernichtend ohn« Einig« woch«n Kllerirusend Diluviale
irgendwelche denkende Zeugen auf Erden
chuintärmond (Mar»-)-Z«tt

llachstationäre» Ei^eit-kllluoium. höchst« Güttelslut-Auffüllung. Arg«


Marr alr letzter hellst. Mond

verlinsung (Abplattung) dr» Gkoid» durch umrasend« Mondmass« IahrmMionen kein Landleben » O ?
vorschleichende , «»A ivbere» Mars, von rund 8 jach.Luna-Mas^e Iahrzehntausend« völlige; Aursterben
Dberstes känozollum

Stattonärnah« HLAZ Mittlere» L ^a^^b>MM^Refte^>«Menst^ etwa rroch btltehen- haltbarste


Jahrtausende den Land- und Lust- transgressiv«
Pulntärzett

Rüchschleichende ^8? Untere» b ^sutberg-Zettaller erleben dürften leben; Einbettung


Iahrzehntausend«
vorstationüre; Eiszeit-Alluvium. Allmählicher Übergang zum Zlutberg- Allmähliche»
Zeltalter. Zunehmend erschwerte Lebenrbedingungen. Au;sterben aller IahrzehnmMIonen Aursterben s O?
HSHeren Arten de; Land- und Lust-Tierleben;
dfuintärmond (Marr-)-Einsang. Größte (Vzeanverlagerung. — höchster klag« bzw. Jahr­ Teilweise
selrsinischer, vulkanischer und gistgasiger verwersungs-paroxirmu» hunderte vernichtend O
i

Mondlose» chuintär-Alluvium. Geologisches KI«tngrschrh«n. Ung«stött« Iahrhundertmillionen Ungestörte


Leberrs-Hortentwicklung au» Resten de» chuartär-DIluvIum; O
Pulntärzeitbeginn — Seismische, vulkanische und giftgasige Nachwehen (mit
Verwerfungen) des «vuartSr-vüuviumr Jahrzehnte Erschwerte O
,,

künftige; Tsuartärmond-Auflösungr-Diluvium. Große; Ertrinkungr-Sterben. Etliche Wochen Großteil Diluvial«


Sei;misch«r, vulkanischer und gistgasiger verwerfungs-parostsmu; vernichtend
chuattärmondzeit

Nachstationär«; GIszeii-Alluvium. — Gürtelflut-Auffüllung. — Arge I ahrhunderttausend« Erschwerte


verlinsung (Abplattung) de» Geoid» durch umrasend« Mondmass« ? o»
(oberes lLSnozottum,

Unsere Luna

Diese Tafel ist von unten


Gi»-Hochzeit: pendelnde5lutberge(Transgressionen) bauen untere», mitt­ Iahrzehntausend« Sehr erschwerte. Transgresst»«
lere», obere; chuartär. Gleichzelt, haltbare Linbettg. d.Leben;-Ltichproben „Große; Sterben"
HuartSr-ett

vorstottonär«; LI;zeIt-Alluvtum. Allmählicher Übergang vom heutigen Iahrmillionen Allmählich erschwert


Zustand zum zlutbeig-(Tran»greslion;-) und Gebirg;bau-Zeitalter ? O »
Duartärmond Einfang. — plötzliche lvzeanverlagerung. — Atianti;-Über- Tage bzw. Jahr­ Teilweise
flutung. — Abstauend vulkanischer, gistgasiger und seismischer parostsmus zehnte vernichtend O
Mondlose» chuartär-Alluvium. „prvsklenrn". Geologische; kleingeschehen. IahrhunbertmMionen Ungestörte
Ungestörte Zortentwilllung des Leben; au; Resten des Tertiär-Diluvium» v
chuattärzeit-Seginn. Seismisch«, giftgasige und vulkanische Nachwehen (mit Jahrzehnte Erschwerte
Verwerfungen) de» Sedindär-Diluvium», allmählich abflauend O
,

nach oben zu lesen!


Tertiärmond-Auflösungs-Diluvium. Seirm. u, null, verwerf.-parorismur Etliche Wochen Großteil vernichtend Diluviale

Terttännondzeit
Nachstat. Eiszeit-Alluvium. Gürtelflut-Auffüllung. verlinsung d. Seoids Zahrhundetttausende Erschwerte ? Or
Unteres Ränozoikum,

Mioligomond
Li^hochzest: pendelnd« Zlutberge(Transgrelsionen) bauen unteres, mitt­ Zahrzehntausende Sehr erschwert«. Transgresslve
leres, oberes Tertiär. Gleichzeit. haltbare Einbettg.d.Lebens-Stichproben «Großes Sterben"
Tettiärzen
vorstattonär«; Eiszeit-Alluvium. Allmählicher Übergang zum Zlut- Z ahrmLianen Erichwette
berg-(Transgrestions-) und Gebirgsbau-Zeltalter ?O ?
Tertiärmond-Linfang. Plötzliche Dzeanverlagerung. Seismischer, Tage bzw. Jahr­ Teilweise
vulkanischer und giftgasiger paropsmus abflauend zehnte vernichtend 0
Mondloles Tettlär-Alluvium. Geologisches Rleingeschehen. Ungestörte Lebens- Zahrhundettmillionen Ungestörte
Zottentwiälung aus Resten des Sekundär-Viluviums O
Tetttärzeit-Seginn. Seismilche, vulkanische und aistgastge Nachwehen (mit Jahrzehnte Erschwerte
Verwerfungen) des SekundSrdiluvtums allmählich abflauend O

Sekundärmond-Austösungs-Viluvium. Seism. u. »ulk. verweis.-parorismus Etliche Wochen Teilweise vernichtend Diluviale


Nachstat. Eiszeit-Alluvium. Gürtelflut-Auffüllung. verlinsung d. Leotds Zahrhundetttausende Erschwerte sO ?
s Z
Sehr erschwerte.
s k Eis-Hochzeit: pendelnde Zlutberge bauen Trias, Jura und tkreide
Iuramond

Gleichzeitig haltbare Einbettung der Lebens-Stichproben Zahrzehntausende «Großes Sterben" Transgresslve


k
A- -L vorstationäres Eiszeit-Alluvium. Allmählicher Übergang zum Zlut-
r Zahrmillionen Erschwerte r O ?
N berg-(Transgresstons-) und Gebirgsbau-Zeltalter
SZ »/ SekundSrmond-Einfana. plötzliche Dzeanverlagerung. Seismischer,
vulkanischer und giftgasiger Verwerfung s-paroxirmur
Tage bzw. Jahr­
zehnte
Teilweise
vernichtend 0
p- Mondloses Sekundär-Alluvium. Geologisches Rleingeschehen. UngestSrte Zahrhundettmillionen Ungestörte O
Lebens-Zottentwicklung au; Resten des primäi-viluolums
Z Sekundärzeit-Vsginn. Seismische, vulkanische und aistgastge Nachwehen (mit
Verwerfungen) des primär-DIluviums allmählich abflauend Jahrzehnte Erschwerte O

Pttmärmond-Auflösungs-Viluvium. Seism. u. oulk. verwerf.-parorismus Etliche Wochen Teilweise vernichtend Diluviale


;;s(quouuymp(t

Nachstat. Eiszeit-Alluvium. Gürtelflut-Auffüllung. verlinsung d. Eeoids Zahrhunderttausende Erschwerte ? O ?


Dberes Paläozoikum,

tLarbonmond

Eis-Hochzeit: pendelnde Zlutberge bauen veoon, Rarbon und Perm Zahrzehntausende Sehr erschwerte. Transgresslve
Gleichzeitig haltbare Einbettung der Lebens-Stichproben «Großes Sterben"
primärzeit

vorstationäres Eiszeit-Alluvium. Allmählicher Übergang zum Zlut- Zahlmillionen Erschwerte


berg-(Transgressions-) und Gebirgsbau-Zeltalter r O?
Primärmond-Einfang. plötzliche Dzeanverlagerung. Seismischer, Tage bzw. Zahl­ Teilweise
vulkanischer und giftgasiger verwerfungs-parorismus zehnte vernichtend O
Mondloser primär-AIluvium. Geologischer Rleingeschehen. UngestSrte Lebens- Zahrhundeitmillionen Ungestörte
fottentwicklung aus Resten der Prlmordial-Viluvlumr O
Primärzelt-Seginn. Seismische, vulkanische und gistgasig« verwerfungs- Zahlzehnte Erschwerte O
Nachwehen des Pttmoroial-Diluviums, allmählich abstauend
Geologisches Grob- und tllein-Geschehen

Primordialmond-Rufläsungr-Viluvium. Seirmischer, vulkanischer und


glftgasigei verwerfungr-parorisrnur
sr
NachftastonSre» Eiszeit-Alluvium. Gü^telflut-Auffüllung. Verlinsung
ß 8 (Abplattung) d. Geoidr durch umrasend« Mondmasse. — Verwerfungen

D Eis-Hochzeit: pendelnde Zlutbera« bauen unterer, mittleres, obere»


quouunns

Silur. Gleichzeitig haltbare Einbettung der Lebenr-Stichproben


! vorftationärer Eiszeit-Alluvium. Allmählicher Übergang zum Zlutberg-
(Lranrgressionr-) und Eebirgsbau-Zeitalter
-> k
s-L Prtmordialmond-Linfang. Plötzlich« Gzeanverlagerung. Seismischer,
vulkanischer und giftgasiger veiwerfungr-parorlrmur
Z Mondloses primordial-kllluvium. Geologischer tklelngeschehen. Ungeftärte
Lebens-Lortentwicklung aus Resten der Vorprimordlal-Viluviumr
Primordlalzeit-Se^nn. Seirmilche, oullanlsch« und glstaaslge verwerfungs-
Nachwehen der Vorprimordial-Vtluviumr allmählich abflauend

vorprimordialmond-AuNdsungs-Viluvium. Seismischer, vulkanischer und


giftgasiger verwerfungr-parorismus

H NachstastonSres Eiszeit-Alluvium. Gürtelflut-Aufsüllung. verlinsung


(Abplattung) d. Geoids durch umrasende Mondmasse. — verwersungen
E. ß
Xambrimond

Eis-Hochzeit: pendelnd« zlutberge bauen unteres, mittleres, oberes


tlambrium. Gleichzeitig haftbare Einbettung der Lebens-Stichprobe n
KZ ß vorftationärer Lirzeü-Alluvium. Allmählicher Übergang zum Zlutberg-
(Eranrgressions-) und Gebirgsbau-Zeitalter
8
Q Vorprimordtalmond-Linsana. pldtzllche Gzeanverlagerung. Seismischer,
vulkanischer und giftgasiger Verwerfung»-paroiismus
Mondloses Vorprimordial-Alluvium. Geologischer RIeingeschehen. Ungeftärte
Lebenr-Zortentwicklung aus Resten des vorigen Viluoiumr
Vorprimordialzett-Seginn. Seismische, vullanische und gistgastge verwersungs-
Nachwehen der vorangegangenen Mondangliederung

Letzt« vorozranischr Mondaustdsung. Erste Dzeanblldung Seismischer, vul-


-S^ ianischer und giftgasiger verwerfungs-parorismur
8
Schwer «rforschliche, voro,«änliche Zeit. Zahllos«, zunächst vereiste, früher
l auch selbst noch glutflüssige Mond« durch Elutflub-Erd« ausg«Iaugt
Zeitspannen Ledensbrdingungen Einbettung

Etliche Wochen Teilweise Diluviale


vernichtend

Iahrhund«rttaus«nde Erschwerte ?O »

Iahrzehntausknd« Sehr erschwerte. Transgresswe


»Grobes Sterben"

Iahrinillionen Erschwerte »O?


Tage bzw. Jahr­ Teilweise
zehnte vernichtend O

Iahrhundertmillionen Ungestdrt« O

Jahrzehnt« Erschwert« O

Etliche Wochen Teilweise Diluviale


vernichtend

Zahrhunderttausende Erschwerte ? OV

Zahrzehntausende Sehr erschwerte. Transgresswe


„Srohes Sterben"
von unten nach oben zu lesen!

ZahrmiMonen Erschwerte ? O ?
Tage bzw. Jahr­ Teilweise
zehnte vernichtend O

Iahrhundertinillionen Un-estSrte O

Jahrzehnt« Erschwert« O

Etliche Wochen Wasserleben Diluvial«

Iahrmtlllarden «ein Leben O


Namen- und Sachverzeichnis.
Abessynien 120. Babylon 132.
Absatzbecken 93, 94. Labylonien 138.
Abströmen des Gzeans 65. Babylonische Biertrinker 102.
Afrika 44, 83, 128, 166, 169. Vachosen 161.
Ägypten 145, 166, 171, 173, 230. Bachstelze 99.
Ägypter 102, 171, 175. Lahnschrumpfung 51, 52, 233.
Ahuramazda 104. Bahnschrumpfungs -vergleichrzahlen
Albertfee 125. 231, 234.
Altersbestimmung d. Erdzustände235. Lalbi 93.
— der Sonnenwelt 234. Banane 169, 198.
Ameisen 230. Banse, Ewald 75, 213, 249.
Amerika 166, 170, 173. Bantu 126.
Amerika- Gstküste 170, 192. Baue der Festländer 90.
- Westküste 192, 194. Bauwerk, ältestes ägyptisches 172.
Amphibien 147, 226. Beeinflussung durch Missionare 8.
Andrer, Richard 10, 74. Lergelmir 104.
Antipolaritüt von Meermensch und Bericht und Sage 4, 56.
Landmensch 77. Berosjus 138.
Aram, Kurt, 21, 146. vetha, Ernst 172.
Arkadien 87. Lewässerungsanlage von Atlantis
Arktische Rüsten 88. 172.
Arten, Entstehung der 225. Bewohnbarkeit der Erde vor Sint­
krtentod 221, 224. flutbeginn 120.
— Erklärung der 225. Beyma, Hirtenstämme der 125.
Artenzerspaltung 221. Bibel 107.
Asien 85, 169, 177, 212. Bier, Herrichtung des 100.
Assyrer 102, 158. Bierbrauerei 102.
Assyrien 171. Bierflut, ägyptische 100, 102.
Atlantis 17, 22, 70, 73, 78, 97, 132, Bilderschrift 177.
138, 146, 166, 168, 170, 173, 175, Vimsjteinlagen in Löh 82.
180, 183, 184, 191, 193, 212, 215. Blattbeben 183.
Atlantisbericht 166. Bohrer 200.
Atlantisrücken 68. Lölsche, Wilhelm 86.
Atlantisuntergang 24. bonebecis 249.
Atlantische Lcpedition 177. Bornes 184.
Atlantischer Gzean 166. Bothmer, Zritz von V.
------- Loden des 168. Brahma 165.
Atlas 170, 171. Brahminen 165.
Aufbau unseres Sterns 40. Brenner, Leo 179.
Aufteilung desleben-führenden Teiles Bronzebildnisse 172.
der Erdgeschichte 250. Brunnecker 105, 246.
Australien 59, 83, 84, 96, 177, 185, Suchanan 89.
186, 212. Sulla, Rorv.-Rapitän 247.
Äxte 200. Vundeslade 198.
Aymara-Sprache 176. Burchard, R. V.
Azoren 169, 198. Buwenzori 122.
256 Namen- und Sachverzeichnis.

Laribisches Meer 196. Eisenerzlager 87.


Celebes 184. Lisenmassen 86.
Leulen, Rudolf van 174. Lisen-Schlackenbrocken 129.
Lhaldäer 171. Lishagel 80.
Chemiker 58. Eishagelringe 117.
Cheops-Pyramide 174. Liskörperringe 119.
China Z, 230. Eisozean 46.
Chinesen 159. Eispitz oder Zenitseite 42, 44.
Colorado 154. Eis-Planeten 237.
Couch Emile 16Z, 164. Eisschlamm 48.
Luoier, George 227, Eistumpf oder Nadirseite 42, 44.
Eiszeit 43, 44, 45, 97, 129, 143, 189,
vacquch Edgar 146, 147, 148, 151, 191.
152, 157, 161, 163, 242, 247. Eiszeithöhlen 130.
Darwin, Charles 225. Eiszeit-Mnstler 209.
Darwinismus 149. Eiszeitmenschen 63, 199.
veltaablagerung 89. Lirzeitüberlieferung 53.
veltabildung 202. Ekuador 132, 135.
veukalion 11, 62. Aba (Insel) 87.
Vevonzeit 147. Llen 200.
Viluvialzeit 146. Elgon 122.
Diluvium 84. Elgumi 124, 125.
vjangel, indischer 1. Lmna 101.
Dolche 200. Cnos 143.
Donau 89. Entdeckung der Erde 186.
Dann eil y 172. Ente 198.
Voppelsintflutbericht 144. Entwicklung, explosive 225, 227.
voppelwohnkran; 217. — kontinuierliche 226.
Drachen 73, 156, 157. Entwicklungszustand unserer engeren
— assyrischer 151. Sonnenwelt zur Zeit des geo­
- feuriger 73, 130, 131. logischen Aufbaues der Tertiär­
— roter 130. schichten 27.
Dreizack Poseidons 166. — unserer inneren Sonnenwelt gegen
Durchmesser der Erde 36. Ende der Proselenen-Zeit 28.
Erdbeben 111, 112, 184.
Ebbe und Zlut 32, 33. — im persischen Golf 5.
große 57, 65, 74. — Ursachen der 183.
Eber 200. Lrdbevenschwärme 112, 177.
Edda 103. Erde 231, 235.
Edelmetalle 198. — Seinsstufen der 229.
Eiform 46. Lrde-Mond in nahe vorsintflutlicher
Ligürtel 44. Zeit 47.
Einfang unseres heutigen Mondes Erdforscher 185.
234. Erdgürtel, Aufwölben des 40.
Cinfang-Klut 55, 78, 212. Erdkruste 40.
Eiseinschutz 59. Erdöllager 97, 212, 248, 249.
Eilen 198. Erdumdrehzeit 242.
Eisenerzberge 86. Erregungszustände der Erde 243.
Namen- und Sachverzeichnis. 257

Lrzhagel 80. Zlutberichte platos 17.


Erzhaltiger Rein 48. der Schwarzen in Westaustralien
Eskimo 218.
— der prince ok Wsles-Halbinsel 61. — der Südseeinseln 12.
Euphrat 3, 21, 105. — der Tschiglit 12.
Luphrat- und Tigrisgegend 21. — der finnischen Wogulen 1V.
Europa 44, 49, 85, 167, 169, 171. Nutkräfte 38.
Flutsage der Lhibchas 74.
Zährte eines Amphibiums oder Rep­ — persische 104.
tils 147. Zlutsagen, Aufteilung der 24.
Zalb, Rudolf 14, 22, 23, 66, 175, — Betrachtung der grohen 4.
191. — Prüfung der 61
Sallende Sterne 158. — babylonische 10.
Fauth, Philipp 53, 242, 247. Föhn 50.
Feineis 92. Zrobenius, Leo 161.
Feldhaus, Franz M. 14V. Frühling, ewiger 53, 143, 156, 214.
Feuerkugel 59.
Feuerländer 218. Gashülle 42.
Figuren, hieroglgphische 15. Gasmantel 42.
Fische 19, 147, 200, 226. Gebetszeichen 165.
Fischmensch 149. Gebirge 131.
Fischer, hanns 242, 245, 248, 249. Gebirgebau 46.
Fjord 89. Gemischtkostler 227.
Fliegenlassen einer Taube 8. Geologie 84.
— eines Raben 8. Geologische Hauptformationen 237.
Zlintsteine 200. — Geschehen 46.
Florida 196. Gerinne, unterseeische 89.
Fluheisschrammungen 189. Gerland, Georg 98, 99, 100.
Flutberge 35. Gerste 170.
— getrennte 39, 213. Gesellschastsinseln 22, 75.
— verankerte 41, 46, 213. Gesteinhagel 80.
— wandernde 45. Gewölbe, unterirdisch« 66.
Zlutberichte 8, 56, 74. Gezeiten 195.
— Aufhellung der 78. Gibraltar 88, 169.
— Verbreitung der 10. Gilgamesch-Epos 3, 20.
— der Algonquins 12. Glasmeteoriten 86.
— der Babglonier 5, 18. Gleicherströme 196.
- der Bibel 17. Glet cher 44.
— der Eskimos der Brince ot Wales­ Glet chergrenze 45.
halbinsel 12. Glet cherschmelze 202.
— der Hereros 11. Glet cherzungen 189.
— der chaldäischen Keilschriften 9. ""-----------'teine 85.
Glimmergesb
— der knistinoindianer 13. Goethe, wol »olfgang von 230.
— der Maipuri-Indianer 16. Gold 169.
— der Makusi-Indianer 16. Goldkupferer; 169.
— in Mittelamerika 14. Golf von Mexiko 195.
— der Neger Afrikas 6. Golfstrom 195.
— der Peruaner 14. Gondwanaland 146.
Silcher, Sintflut 17
258 Namen- und Sachverzeichnis.

Gorion, Micha Josef bin 142. hörbiger, hanns V, Vl, 16, 23, 24,
Grabdenkmäler der wakintu 126. 26, 27, 29, 30, 31, 40, 51, 52, 61,
Griechenland 62. 80, 83, 84, 91, 92, 94, 95, 103,
Grobeis 92. 106, 119, 129, 134, 143, 164, 183,
Große Flut 127, 128. 197, 201, 208, 220, 224, 232, 233,
Großes Wasser 67. 234, 235, 246, 250.
Größe der Lebewesen 153. Hornteile 211.
Grotten, in 3000 Metern 15. hub«, Or. T. 102.
Guenther, Ronrad 169, 248. Humboldt, Alexander von 14, 16, 22,
Gürtelhochflut 44, 46, 49, 56, 66, 78, 23, 66, 191.
83, 84, 90, 128, 143, 186, 192, Humboldts Tagebuch 14.
213. Hummel, Pros. Or. R. 245, 246.
— gehemmte von heute 195. hgpnotismus 161.
Jägerlatein, eiszeitliches 201.
Hagel 112. Java 184.
- großer 113, 129. Indianer, amerikanische 158.
Hagelmutterkörperringe 119.
— peruanische 199, 209.
Hagelschläge 47. Indische Inseln 177.
Hagelwetter 50, 64, 131.
Indogermanische Rasse 218.
Hämmer 200. Indus 89.
hamurabizeit 102. Inka 97.
harr«, Or. V. - Rätsel der 67.
Hasis-Adra 20. Inkabauten 67, 121.
Haus«, Gtto Or. 24, 97, 199, 202.
Jnkareich 181.
208, 210, 211, 219, 248.
— Geheimnis des 16.
haoa Supai Langon 154.
Inselhochländer, tropische 48.
Hawaii 76, 77, 179, 180.
Inselpunkte 77..
heben der Festländer 194. Inselwolken 77.
Heilpflanzen 198. Intramerkur 233, 237.
Heimstätten 217. Johannes 107, 109, 131, 132, 134,
heliooenkreisel 237. 139, 158, 159, 191.
hellpach, willg 51. Juden 7.
hererobericht 59. Juigalpa 172.
hererosage 74, 75.
Jungfrau 19.
Herrscherstäbe 180. Jüngste Tag, der 159.
— dreizackige 166.
Jupiter 153, 235.
hierogluphe des Mondes 103.
Jupiterring 237.
Himalaja 33. Jura 237.
Himmelsforschung 55.
Juramensch 155.
Hindu 165.
hipparch 138. Xalk 85.
Hirsch 200, 201. Naltstrom 196.
hohanghoflutz (Lhina) 3. kanarische Inseln 169.
Höhlenbären 201. Ranon, unterseeischer 89.
höhlenbauten 122. Rambrium-Mond, Größe der 237.
— des Tlgon 126. Rambeiummondbahn 237.
höhlenlöwe 201. Rambriumschichten 237.
Ilomo klousteriensis ttauseri 208. Raoko 74.
Namen- und Sachverzeichnis. 259

Karbon 237. Lampenfieber 163.


Karbonmensch 185. Landbeben 50.
Karte der Margarita Philosophica Landsäugetiere 188.
Lanzenspitzen 200.
— von John Rutsch (1508) Laplace, p. S. 140, 197, 232.
126. Lateritboden 87.
— des Sglvanus (1511) 125. Lavaähnlicher Glasfluh 46.
— Sebastian Labots (16. Jahr­ Lebensfallen 222.
hundert) 127. Lebensmseln 215, 216.
Karthago 168. Lebenskunde 55.
Kartoffel 1S8. Lebenslehre 25.
Keilschriftentafeln, chaldäische 8. Lebensstätten 49.
kenan 142. Lebensstufen 226.
Kenia 122. Lehm 98, 189, 202.
Kentauren 149. Lehmerde 99.
kies 202. Lemurien 68, 70, 73, 79, 177, 181,
kilimandiaro 122. 183, 184, 187, 191, 193,
kitschuassprache 175. 212.
klaatsch, Hermann 147, 148. Leverrier 234.
kmunke, Rudolf 122. Lindwurm-Landschaft der Spät-Se-
knight 157. kundär-Zeit 157.
Knistino-Indianer 62. Lindwürmer 157.
Knochen 211. Lissabon 183.
Ködert 51. Lithosphäre 90.
Kohlefelder 218. Löh 80, 82, 84, 98, 189.
Kohlelager 97, 212, 248. — Haarröhrchen im 83.
Kokospalme 198. — Mondherkunft des 80.
kolonialkultur 139. — Tierfunde im 82.
Kolumbus, Christoph 169. — unirdische Herkunft des
Kongo 89, 91, 92, 94. 85.
Kongofjord 90. — -Gebiete der Erde 79.
Kongorätsel 92. Löhlager 80, 83.
königsgräber 126. — Zlutherkunft der 82.
Kordilleren Südamerikas 175. — österreichische 82.
krakatau-klusbruch 183. Löh-Tal, chinesisches 82.
Krater 131. Löhtheorie, äolische 80.
Krebs 19. Löwe 19.
Kreidezeit 225. Lustflutberge 42.
Kreislauf des Wassers 194. Luftmantel 32.
Kriechtiere 188. Luftmeer 40.
Kriegswagen 167. Luftozean, klbströmen nach den Polen
krustazeen 200. 50.
Kultur vor 80000 Jahren 6. Luna 53.
Kulturgeschichte 55. — im letzten Zeitraum ihrer Selb­
— Mer der 6. ständigkeit 29.
Kulturperiode 161. Luna-Lnde 233.
Kunstkenner 185. l-unae Fontes 127.
Kunstwissenschaft 55. Lgell, Charles 221, 225, 228.
17
*
260 Namen- und Sachverzeichnis.

Maare 131. Mond zur Zeit des eintägigen Mo­


Madagaskar 79, 177. nates 132, 204.
Magie und Zauberei 21, 146. — kurz vor dem eintägigen Monat
Magma 82. 37, 39.
Majahandsckrift 146. — unser heutiger 63.
Mlnpuri-Jndianer 62. — der näherkommende 33.
Mais 170, 198. — als selbständiger planet 31, 55.
Makusi-Jndianer 62. — kometarischer Schweif des 71.
Mammut 97, 188, 189, 190, 200, — der siedende 71.
201. — kurz vor der Sintflut 63.
Mammutzeichnung 199. — Untergang des 30, 52.
Maori 76. Mondannähnung 78.
Mars 53, 231, 235. Mondantlitz 53.
Marseinfang 232. Mondauflösung 46, 47, 56, 67, 78,
Mars-Mond 32. 100, 121, 128, 179, 181, 192.
Mars als Mond der Lrd« 234. Mondberg« 12?, 128.
Massengräber vorweltlicher Tiere 222. Mondbewegung 203.
Massenträgheit 213. Monde der Erde 31.
Matthew 157. Mondeinfang 53, 71, 177, 180.
Mag«, Theodor Heinrich Dr. 247. Mondeinfangflut 95, 166.
Meeresfauna 67. Mond-Eistrümmerstücke, Augbahn
Meeresströmungen 195. d« 118.
Meervolk 77. Mondeszeiten 205.
Mensch als Pflanzenfresser 221. Mondfinsternisse 108.
— der Saurier-Zeit 154. Mondgröße 242.
Menschen 226. Mondlräfte 31.
— mit ungetrennten Singern 146. Mondlose Zeit 23, 52, 72, 87, 156,
— vor 15000 Zähren 6. 181, 213, 214.
Menschheitskulturen 76. Mondniederbruch 55, 121.
Merkur 231, 235. Mondstück 59.
Merkur-Lnde 233. Mondvulkane 86.
Mertens, D. 138. Mondzeit 54.
Mesopotamien 49, 100. Mondzeitalt« 161.
Metallberge 86, 87. Mongolei 84.
Meteoreinschuß 69. Moränen 85.
Meteorischer Staub 50. Moses 141.
Mexikaner 172. Mühlstein 133.
Mexiko 22, 172, 173, 216. Muscheln 200.
Mik ing link 210.
Mis issippigegend 171. Nachmondzeit 170.
MittÄamerika 73, 171, 173, 193. Nadirseite siehe Eistumpf 42.
Mittelamerikaner 78. Nashorn 188.
Moanadenken 76, 78. Natürliche Erdteile 249.
Moldavite 86. Naturmenschheit 115.
Monat, d« eintägige 38, 43, 50,139. Natursichtigkeit 163.
Mond 30, 231. Navigation 77.
— Bahnweg des 34. Nebelstern 237.
— Einfluß auf dar Wetter 51. Neptun 165, 166, 235.
Namen- und Sachverzeichnis. 261

Neuburger, klbert Dr. 248. Panama-Landenge 96, 216.


Neue Welt 16S. Papgrusrolle 211.
Neu-Naledonien 188. Passat 195.
Newport 168. pa jatwirkung 80.
Newton 31. Pegelschwellung 94.
Nicaragua 172. Permzeit 147.
Nietzsche, Friedrich 197. Peru 171.
Niger 91, 92, 94. Peters, Carl Or. 122, 127.
Nil 92, 123, 127. Petroleum 224.
—, arabische Beschreibung des pfeifenton 62.
122. Pfeilspitzen 200.
Nilbochflut 92. Pferdefleisch 167.
- Rätsel der 246. Pferdeopfer 167.
Nilland 171. pflanzenforscher 55, 185.
Nilschlüssel 171. Pflanzenfresser 227.
Noah 9, 143. pyömzier 172.
Noetling, Fritz 143, 185, 187, 248. Plüsch«, Fritz Or. 83, 248.
Nomadenleben 219. Platzmann, Joseph 140, 208.
Nordasrika 49, 168. Plato 22, 73, 74, 133, 166, 167, 169,
Nordamerika 44, 62. 170, 172, 234.
Nordamerikanischei Länderblock platobericht 168.
194. pohlig Hans, Pros. Dr. 82, 246.
Nordasien 44. Polargegenden 35.
Nordkanada 84. Polarmeer 196.
Nordsibirien 188. Polwanderung 189.
Nordwestafrika 171. polgnesien 76, 78, 181.
Normalstern 238. Poseidon 165.
Nowaja Semlja 88. Priesterkaste 165.
Nsoia 123. proselenen 24, 52, 87.
Pyramiden 173, 175.
Van 138. pgramidenmeter 174.
Dberflächenschwere 116. pgramidenzoll 174.
Dffenbarung 106, 120, 248. pgrrha 11, 62.
— naturwissenschaftliche Prüfung der
109. Guallen 200.
Drinoko 91, 92, 94. Guartär 155.
(Orinoko-Indianer 209. Guartärmond 214, 237.
Vsborn, h. F. 152, 157. (Quartärzeit 146.
Dstamerika 95. Guarr 85.
Dsterinsel, Nulturrätsel der 177. chueroeben 183.
— Riesensteinbilder der 176, 179.
— Schrifttafel von der 180. Räderwagen 166.
Gsterinselkultur 24. Rapa-nui 177, 180, 181, 183, 184.
Gsterinselreich 68, 70, 73, 97, 177, Rasse, gelbe 218.
179, 181, 183, 191, 193, 212, 215. — mongolische 218.
(Ostindien 58, 87. Ras en, Ursprung der 212.
Gszillationen 90. Ras «fluten 68.
Gzeanverlagerung 90. Ras efragen 55.
262 Namen- und Sachverzeichnis.

Re (König der Götter) 101. Schrecksavrier 154, 156


Reche, L. 76, 78. Schrecktiere 158.
Regenzeit 92, 94, 121. Schrumpfung 231.
Renntier 61, 200, 201. Schrumpfungsbahnen der inneren
Renntierzeichnung 1SS. Planeten 232.
Reptil 147, 148. Schütze 19.
Reptil« aus der Kreidezeit 152. Schwefelwasserstoff 184.
Rhein 89. Schwerkraftsüberschuh 116.
Rhythmus des kosmischen Lebens 77, Seebeben 5, 50, 59, 111, 184.
152. — im persischen Golf 6.
Richthofen, von 80, 82, 83, 85. — Ursachen der 182.
Riem, Johannes 105. Sekundärzeit 155.
Riesenpflanzen 173. Senken der Festländer 194.
Rieensaurier 152. Sibirien 84, 188.
Riesentiere 157, 173, 188. Sickerwasser 182.
Ringwulstwelle 189. Siedeverzug 182.
Roggen 170. Siedeoerzüge, innerirdische 184.
Rohrbach, Paul 170, 248. Silber 169.
Rothäute 218. Silur 239.
Silurzeit 147.
Säbeltiger 201. Sintflut 24, 48, 49, 50, 51, 54, 55,
Sage 4, 56. 56, 60, 61, 65, 74, 78, 82, 83, 95,
Lagen, Entwirrung der 55. 120, 129, 141, 142, 143, 158, 189,
- jüdische 104, 142, 143, 151. 192, 214.
— ursprünglicher Gehalt der 9. — Folgen der 69.
Sintflutbeginn 153.
Sagenvogel Rock 173. Sint lutbehälter 121.
Salzlager 97, 212, 248. Sint lutberichte 54, 73.
Sand 189. Sint lutforschung 4.
St. Paul 169, 180. Sintflutsagen als reine Dichtungen 9.
Saturn 238. Skorpion 19.
— als Nlond Jupiters 235. Skorpionmensch 149.
Säuger 147, 226. Sonne 131, 235.
Säugetierknochen 201. — scheinbare Jahresbewegung der
Saurier 201, 226. 137.
Schaber 200. Sonnenbefleckung 237.
Schicksal der Erde 239. Sphinx 173.
Schiefergesteine 85. Spieh, Dr. ti. c. 177.
Schlammassen, eisenhaltige 100. Sprachenkenner 55.
Schlammregen 50, 80, 100. Sprach-Pbereinstimmungen 175.
Schlangen 157. Springfluten 59, 67.
Schlangenbilder 181. Stammbaumlehre 146.
Schleifenkreu; 172, 176. Stanley 122.
Schmutz-Regen 98, 99, 100. Stanley-Pool 93, 94.
Schneider, Hermann 100, 101, 102. Staub, kosmischer 28.
Schollensenkung 95. Steiermark 87.
Schattier, horst 145. Steinbock 19.
Schröder, Dtto, Sprachforscher 99. Steinhagel 64.
Namen- und Sachverzeichnis. 263

Steinkohle 188. Tertiärmond-Mond vor Sintflutbe­


Steinkohlenzeit 147. ginn 109.
Steinkolosse 173. Tertiärzeit 96, 148, 155, 237.
Steinregen 129. Thomsen, v). 180.
Steinstürze 50. Thomson, 122, 124.
Steinwerkzeuge 199. Thüringer Buntsandstein 148.
Sterben, Großes 212. Tiara 166.
Stern, siedender 73. Tibet 52, 84, 220.
Sternbaustoff-Schlamm 48. Tiefseekarte 177, 178.
Sternenmutter 238. Tierforscher 55.
Sternenraum, Lrfülltheit der 32. Tierkreis 19, 137, 138, 139.
Sternenschicksal 238. — Herkunft des 138.
Sternschnuppen 47. Tierleichen-Linbettung 228.
Stier 19, 138. Tierwelt, vorzeitliche 226.
Stiller Ozean 44. Tier- und Bieropfer 101.
Störungen in den Bewegungen der Tigris 3, 21, 105.
kvandersterne 232. Titikakasee 67.
Stründlinien 88. Totem 140.
— in Amerika 194. Transeolithik 140.
Strath, Professor 173. Transgressionen 90, 226, 228.
Streitwagen 166. Triaszeit 148.
Stufenpyramide von Lholulu in Tropen und Pole zur mondlosen Zeit
Mexiko 172. 88.
— von Sakkara 172. Tschiglit-Lskimor 60.
Stürme 64, 131. Typentheorie 146.
Südafrika 83. Tyrrhenien 167.
Südamerika 44, 49, 62, 73,- 84.
Südasien 79. Überlieferung, biblische 7.
Südsee 77. Überschwemmung, bengalische 2.
Suetz, Eduard 8, 9, 10, 18, 19, 20, Ubinas, Tal von 14.
21, 56, 64, 88, 89, SO, 105, 128, Uganda 122, 125, 126.
221 224 228. Uhden, Richard 246.
Suetz' Nnsicht über die Sintflut 19. Unjamwesi 126.
— Gründe gegen 21. Unterstrom, kalter 196.
Suggestion 161. Uranus 235.
Sumatra 135, 184, 218. Uratlantis 171.
Sützwasserfische 188. Ur-Inkas 67.
Urmenschen 99, 154.
Tabak 198. Urmenschheit, Alter der 209.
Tahiti 75. Urmenschrasse, gorillaähnliche 208.
Tangaloa 76. Urtypen 147, 148.
Tasmanien 44, 96, 185, 186, 187, Utnapischtin 98, 99.
219.
Tektonische Beben 183. Salier, Max 242, 245, 249.
Tempel, ägyptische 198. Venus 231, 235.
Tertiärmond 214, 233, 242. Venus-Ende 233.
Tertiärmond-Lnde 233. Venus-Mond-Linfang 233.
- -Mondzeit 239. Vereinigung der Völker 66.
2t»4 Namen- und Sachverzeichnis.

Verlagerung der Meere 54. Weltkrieg 104.


Vernichtung, örtliche 5. Weltraum 52.
Versteinerungen 210, 220, 224. — Leere des 32.
Verzerrung der Erde 42. Weltraumkälte 42.
Vözdre-Tal 199, 200, 205, 203, 210. Weltraumwasserstoff 50.
Victoria Njansa 122. Weltraumwiderstand 29, 164, 231.
Vierfüßler 147. Weltwende 64.
Viktoriasee 123. Westoststurm 121.
Vögel 226. wetspanien 168.
voiat, Heinrich Dr. lnx. e. b. 242,245. Wettersturz 131.
Vollmond 131. Widder 19, 138.
vormondforschung 142. Wildpferd 200.
vormondmenscben 24, 52, 87. Windtheorie 83.
vormondstrandlinien 192. Winter, der große 129.
vormondzeitalt« 208. Wogulen, finnisch« 57.
vorschleichen des sonnennächsten Wogulenbericht 58.
Bahnpunktes d« Planeten 232. Wohngebiete 49, 96, 215.
— des «-nächsten Mondbahnpunktes Wolkenbrüche 48, 50, 64, 80.
233. Wulstring 42.
Vorschubbeben 183.
vorweltforschung 55. Lisutbros 138.
vorweltkunde 147.
t)ima 104.
wage 19. ^mir 103.
wakintu 126.
Wandelsterne im Welträume 231. Zähmung d« Haustiere 198.
wa er, grohes 15,47, 66,74,95,121. Zarathustra 40.
wa ermann 19. Zeitalter, goldenes 72.
wa «marken 15, 89. Zeitcharakter, Lehre vom 147.
wa «Massen d« Erde 35. Zenit- und Nadirmmkte 244.
wa «Passat 196. Zenitseite siehe Eispitz 42.
wa ersnot 9. Zentralafrika nach Edrisi (1154) 124.
wa erstoff 29. Zerreitzkräfte 119.
wemstock 198. Ziegelzylinder 102.
Weißer Nil 125. Zodiams 137.
Weizen 170, 198. Zoroast« (Zarathustra) 40.
Wells, h. G. 156. Züchtung der Haustiere 169.
weltbildungslehre 235. Züchtung d« Nutzpflanzen 170.
Velteinsamkeit 235. Zufluchtsstätten 67.
Welteisgeologie 190, 197. Zwillinge 19.
welteislehre 51, 83, 85, 90, 104, 106. Zyklopen 149.

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