Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
von
Jugendorganisationen
T-Kit
Willkommen bei der T-Kit-Reihe
Einige von Ihnen werden sich gefragt haben, was sich hinter dem Begriff
T-Kit verbirgt. Wir können Ihnen mindestens zwei Antworten auf diese
Frage geben. Die erste ist ganz einfach, denn T-Kit ist die Abkürzung für
den englischen Begriff „Training Kit“. Die zweite Antwort hat mehr mit
dem Klang des Wortes zu tun. T-Kit klingt wie „Ticket“ und ein Ticket
brauchen wir in der Regel, wenn wir verreisen. Spiffy, die kleine Figur auf
der ersten Seite, hält ein Zugticket für eine Reise durch die neuen Medien
in der Hand. Wir betrachten dieses T-Kit als Werkzeug, das jeder von uns
bei seiner Arbeit einsetzen kann. Konkret möchten wir Jugendbetreuer
und Trainer ansprechen und ihnen theoretische und praktische Instru-
mente für ihre Arbeit anbieten, die sie beim Training von Jugendlichen
einsetzen können.
Dieses T-Kit ist einer von vier Titeln, von denen der erste im Jahr 2000
erschienen ist. Weitere Titel werden in den nächsten Jahren folgen. Das
vorliegende T-Kit ist im Rahmen des Partnerschaftsprogramms zum Trai-
ning von Jugendbetreuern entstanden, das von der Europäischen Kom-
mission und dem Europarat durchgeführt wird. Zu den Aktivitäten dieser
Partnerschaft zwischen den beiden Institutionen gehören neben den
T-Kits auch gemeinsame Projekte in anderen Bereichen, wie zum Beispiel
Trainingskurse, das Magazin „Coyote“ und eine dynamische Internetseite.
Der Nachdruck von Auszügen aus dieser Publikation ist mit Quellenangabe gestattet, sofern diese ausschließlich für nicht
gewerbliche Bildungszwecke eingesetzt werden.
Dieses Dokument gibt nicht notwendig die offizielle Meinung der Europäischen Kommission oder des Europarats, deren Mitgliedstaaten oder
der Organisationen, die mit diesen Institutionen kooperieren, wieder.
Management von
Jugendorganisationen
Koordination der T-Kit-Reihe Titelseite und „Spiffy“-Figur T-Kit
Silvio Martinelli The Big Family
Sekretariat
Sabine Van Migem (Verwaltung)
Genevieve Woods (Bibliothekarin)
Europarat
GD IV Direktorat für Jugend und Sport
Europäisches Jugendzentrum Straßburg Europäisches Jugendzentrum Budapest
30 Rue Pierre de Coubertin Zivatar ucta 1-3
F-67000 Straßburg H-1024 Budapest
Frankreich Ungarn
Tel: 00 33-3-8841 2300 Tel: 00 36-1-2124078
Fax: 00 33-3-8841 2777 Fax: 00 36-1-2124076
Europäische Kommission
DG Bildung und Kultur
Abteilung D5: Jugendpolitik und Programme
Einleitung ..............................................................................................................7
2 Selbstmanagement .......................................................................................19
2.1 Einleitung ............................................................................................................................................................................19
2.2 Erkennen der eigenen Fähigkeiten ...........................................................................................................................19
2.2.1 Lernen lernen .......................................................................................................................................................................19
2.2.2 Erfahrungslernen und Lernstile .................................................................................................................................19
2.2.3 Emotionales Lernen ..........................................................................................................................................................23
2.2.4 Denken lernen .....................................................................................................................................................................24
2.2.5 Vorurteile ................................................................................................................................................................................25
2.3 Umgang mit Ihren persönlichen Ressourcen .......................................................................................................27
2.3.1 Von der Kompetenz zur Professionalität ................................................................................................................27
2.3.2 Selbstmotivation .................................................................................................................................................................28
2.3.3 Zeitplanung ..........................................................................................................................................................................29
2.3.4 Stressbewältigung ...............................................................................................................................................................32
2.3.5 Kommunikationsmanagement ...................................................................................................................................35
2.3.6 Bewältigung von Veränderungen ..............................................................................................................................36
3 Mitarbeiterführung .......................................................................................43
3.1 Einleitung ............................................................................................................................................................................43
3.2 Teams und Teamleitung ................................................................................................................................................43
3.2.1 Teamarbeit und Teamleitung........................................................................................................................................43
3.2.2 Wie motiviert man Menschen ?.....................................................................................................................................49
3.2.3 Empowerment........................................................................................................................................................................51
3.2.4 Verantwortung .....................................................................................................................................................................51
3.3 Training, Entwicklung und Bewertung ...................................................................................................................51
3.3.1 Lernende Organisation....................................................................................................................................................51
3.3.2 Lernstile ....................................................................................................................................................................................52
3.3.3 Leistungsbeurteilung und Arbeitsüberprüfung....................................................................................................53
3.4 „Coaching“, „Mentoring“ und „Counselling“ .........................................................................................................54
3.4.1 Coaching ..................................................................................................................................................................................54
3.4.2 Mentoring................................................................................................................................................................................56
3.4.3 Counselling.............................................................................................................................................................................58
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
4 Prozessmanagement ......................................................................................61
4.1 Einleitung .............................................................................................................................................................................61
4.2 Leiten der Organisation ..................................................................................................................................................61
4.2.1 Managementstruktur.........................................................................................................................................................62
4.3 Systemmanagement .........................................................................................................................................................64
4.4 Organisationsentwicklung.............................................................................................................................................64
4.5 Entscheidungsfindung und politische Entwicklung ...........................................................................................66
4.6 Kommunikation und Information..............................................................................................................................67
4.7 Wissen und Lernen...........................................................................................................................................................69
4.8 Strategische Planung........................................................................................................................................................71
4.8.1 Warum Planen wichtig ist ..............................................................................................................................................71
4.8.2 Was ist strategische Planung ?.......................................................................................................................................71
4.8.3 Schritte für strategisches Planen..................................................................................................................................72
4.9 Finanzmanagement ..........................................................................................................................................................75
4.9.1 Haushalt ...................................................................................................................................................................................76
4.9.2 Bilanz.........................................................................................................................................................................................76
4.9.3 Einnahmen-Ausgabenrechnung ...................................................................................................................................76
4.9.4 Liquiditäts-Aussagen .........................................................................................................................................................76
4.10 Verträge .................................................................................................................................................................................78
4.11 Einstellungsbedingungen...............................................................................................................................................78
4.12 Gestaltung der Außenbeziehungen ...........................................................................................................................79
Die Begriffe „Manager“ und „Management“ mögen Im Mittelpunkt von Kapitel 2 und 3 stehen die
angesichts des üblichen Sprachgebrauchs in Mitarbeiter, die die größte Ressource einer Organi-
Jugendorganisationen manchmal etwas unge- sation bilden. In Kapitel 2 geht es um das Selbst-
wohnt erscheinen. Wir möchten jedoch betonen, management, eine unverzichtbare Voraussetzung,
dass Management nicht nur als Unternehmens- um andere leiten zu können. In diesem Kapitel
praxis zu verstehen ist. Jeder Ehrenamtliche, der wird erläutert, wie wir das eigene Potenzial als
einen Tagesausflug organisiert, nimmt mit der Zeit- Manager und Führungskraft/Leiter erkennen und
planung, der Betreuung der Teilnehmer und dem herausfinden können und wie wir lernen. Unter-
Einsatz von Ressourcen in gewisser Weise eine sucht wird darüber hinaus, welche Bedeutung
Managementaufgabe wahr. Deshalb ist es wichtig, Beziehungen im Management haben.
dass sich der Einzelne mit dem Management-
konzept identifiziert. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Mitarbeiter-
führung. Das Management wird nicht als Kontroll-
Dieses T-Kit ist kein Allheilmittel, mit dem sich faktor in Organisationen betrachtet, sondern in
sämtliche Probleme von Jugendorganisationen lö- erster Linie als Funktion, in deren Mittelpunkt die
sen lassen. Jede Organisation und jede Person ist Ziele der Organisation stehen. Das Management
einzigartig, und deshalb gibt es auch keine Lösun- ermöglicht die Festlegung und Erfüllung der Ziele
gen, die für alle gleichermaßen geeignet sind. der Organisation, es sorgt dafür, dass die Organi-
Patentlösungen gibt es also nicht, aber wir bieten sation sich veränderten Bedingungen anpasst und
Techniken und Methoden, die sich auf die in Ihrer dass kein Ungleichgewicht zwischen den unter-
Organisation bestehenden Gegebenheiten übertra- schiedlichen und häufig widersprüchlichen Arbeits-
gen lassen und bei der Verbesserung Ihrer Organi- anforderungen entsteht.
sation helfen können.
In Kapitel 4 wird das Management von Prozessen
In einer Publikation mit diesem Umfang können oder das Management der „Sachressourcen“ inner-
nicht alle Themen ausführlich behandelt werden, halb und außerhalb der Organisation beleuchtet.
die das Management von Jugendorganisationen Prozesse werden als dynamische Elemente inner-
betreffen. Aus diesem Grund mussten die Verfasser halb einer Organisation betrachtet, die sich ständig
eine Auswahl treffen. Nach ausführlichen Beratun- ändern, anpassen und entwickeln.
gen zwischen den Verfassern, die selbst über weit
reichende Erfahrungen im Bereich des Manage- Der Begriff Organisation hat seinen Ursprung im
ments und der Managementtheorie verfügen, wur- griechischen Wort „organon“, das Werkzeug oder
den die Themen für dieses T-Kit ausgewählt und Instrument bedeutet. Wir hoffen, dass die in den
in vier Kapitel untergliedert. Weitere T-Kits zu folgenden Kapiteln enthaltenen Informationen
Fachthemen, wie zum Beispiel zur Mittelbeschaf- dazu beitragen werden, Jugendorganisationen zu
fung, sind geplant. Die vorliegende Publikation wirksamen Instrumenten zu machen, mit denen
enthält ergänzende bibliografische Angaben zu die Bedürfnisse der jungen Menschen in Europa
verschiedenen Punkten. erfüllt werden können.
Das T-Kit ist in vier Hauptkapitel gegliedert, die Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre
unabhängig voneinander gelesen werden können. dieses T-Kit.
7
1 Umfeld : Kontext und Kultur europäischer
Jugendorganisationen
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
1.1 Einleitung
Übungsaufgaben
Man könnte annehmen, dass alle, die sich in einer Jugendorganisation engagieren, dieselben
Informationen und Ansichten über die Organisation haben, aber dies ist nur selten der Fall. Bei
dieser ersten Übung haben die Mitglieder der Gruppe die Möglichkeit, über die unterschiedlichen
Sichtweisen zu diskutieren, die jeder Einzelne von der Organisation hat. Am Ende der Diskussion
wird von der Gruppe eine gemeinsame Definition und ein Vokabular zur Beschreibung der Orga-
nisation erarbeitet, dem alle Teilnehmer zustimmen können.
• Bitten Sie die Gruppe, die oben genannten Definitionen zu überprüfen und die charakteristi-
schen Merkmale ihrer eigenen Organisationen zu erörtern. Anschließend sollen die Mitglieder
der Gruppe weitere Merkmale zusammenstellen, die noch genauer auf ihre Organisation zu-
treffen.
• Um sicherzustellen, dass in der Gruppe alle wichtigen Aspekte berücksichtigt werden, kann die
nachfolgende Liste als Hilfestellung für die Diskussion verteilt werden. So wird gewährleistet,
dass die Teilnehmer die einzelnen Aspekte auf ihre Organisation übertragen.
– Ziele
– Wie lange besteht die Organisation ?
– Grad der Formalisierung
– Interne Struktur
– Wirkungsbereich
– Zielgruppe
– Geografische Bedeutung
– Kontinuität der Aktivitäten
– Art der Aktivitäten
– Beziehungen zu anderen Organisationen
1
a, b und c aus Domenech, Alfred Vernis et al. 1998
9
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Wenn wir die verschiedenen Definitionen und sationen ständig aktuelle Informationen über die
Rollen der Jugendorganisationen in Europa ver- Entwicklungen in ihrem Umfeld sammeln, damit
gleichen würden, könnten wir rasch feststellen, sie nicht von Veränderungen überrascht werden
dass die Organisationen in den verschiedenen und damit sich Veränderungen nicht vollziehen,
Ländern sehr unterschiedlich eingeschätzt werden. ohne dass sie es bemerken. Stellt der Staat zum
Dies hat nicht nur erheblichen Einfluss auf die Beispiel eine bestimmte Dienstleistung bereit und
Rolle, die sie in der Gesellschaft spielen, sondern wird dadurch ein Problem beseitigt, das die Ju-
1 Übungsaufgabe
• Sobald wir uns über die wichtigsten Kennzeichen einer Jugendorganisation einig sind, sollten
wir einen Schritt weitergehen und Informationen über die Rolle der Organisation in der
Gesellschaft sammeln. Die folgenden Fragen können den Teilnehmenden helfen, sich ein Bild zu
machen :
– Schaffen Jugendorganisation Raum oder füllen sie eine Lücke ?
– Übernehmen sie einen Teil der Arbeit, die von den Regierungen geleistet werden sollte ? Oder
bieten sie Lösungen und Alternativen für bestimmte Probleme, die unsere Gesellschaften und
insbesondere Jugendliche betreffen ?
– Welchen Beitrag leisten Jugendorganisation tatsächlich zur Aufklärung und zur Verteidigung
von Rechten ?
– Gibt es andere Akteure in der Gesellschaft, die diese Arbeit bereits leisten ? Wenn ja, gehen sie in
der gleichen Weise vor wie die Jugendorganisationen ? Wenn nicht, wo liegen die Unterschiede ?
– Bieten Jugendorganisationen Jugendlichen die Möglichkeit, eine aktive Rolle in der Gesellschaft
zu spielen ?
– Warum leisten manche Menschen ehrenamtliche Arbeit
und andere nicht ?
– Ist ehrenamtliche Arbeit eine vorübergehende Mode-
erscheinung oder ist sie eine echte Form der Beteiligung
für junge Menschen ?
– Werden durch Jugendorganisation Werte und Hal-
tungen gefördert und praktiziert, die wichtig für die
Gesellschaft sind ?
– Repräsentieren Jugendorganisationen die jungen Men-
schen in Europa oder repräsentieren sie nur eine Min-
derheit derjenigen, die sich in diesen Organisationen
engagieren ? Können Jugendorganisationen daher wirk-
lich als Sprachrohr junger Menschen betrachtet werden
oder steht ihnen diese Rolle nicht zu ?
auch darauf, wie sie diese Rolle wahrnehmen gendorganisation mit ihrer Arbeit zu lösen ver-
können. Es ist wichtig, die unterschiedlichen Sze- sucht, verliert die Organisation ihre Aufgabe, wenn
narien zu kennen, in denen Jugendorganisationen sie die neue Entwicklung nicht schon im Vorfeld
in Europa arbeiten, weil sich alle diese Unterschie- erkennt und entsprechend reagiert. Sie muss über
de auf die Führung der Organisationen auswirken. kurz oder lang aufgelöst werden oder sich ein
neues Aufgabenfeld suchen. Zum Beispiel könnte
Auf diese Fragen gibt es nicht nur eine richtige Ant- eine größere Aufmerksamkeit gegenüber einem
wort. Aufgabe der Gruppe ist es, zu prüfen, welche Thema, das einen künftigen Aufgabenschwerpunkt
Aussage auf ihre eigene Situation zutrifft. der Jugendorganisation bilden könnte, neue Mög-
lichkeiten für die Organisation eröffnen.
Auch die Tatsache, dass Jugendorganisationen
nicht im luftleeren Raum existieren, hat Aus- Wir möchten an dieser Stelle hervorheben, dass die
wirkungen. Die Organisationen „leben“ in einem wichtigste Aufgabe derjenigen, die in Jugendor-
spezifischen Umfeld, durch das sie beeinflusst wer- ganisationen Führungspositionen einnehmen, darin
den. Aus diesem Grund müssen Jugendorgani- besteht, ihr Umfeld aufmerksam zu beobachten.
10
Management von
Jugendorganisationen
Nur so können sie bereits im Vorfeld die Initiative mal ist es schwer, eine bestimmte Vorgehensweise T-Kit
ergreifen und die Entwicklung der Organisation zu verstehen, wenn man den historischen Hinter-
auf die aktuellen und zukünftigen Erfordernisse grund nicht kennt, und dies kann Einfluss darauf
der Gesellschaft ausrichten. haben, wie neue ehrenamtliche Mitarbeiter die Ar-
beit in der Organisation sehen. Die Tatsache, dass
bestimmte Aufgaben immer in einer bestimmten
Weise erledigt wurden, ist keine Qualitätsgarantie
und deshalb sollten wir die Abläufe analysieren,
wenn wir unsere Organisationen verbessern wollen.
1.2 Historischer Kontext
Bevor wir jedoch mit den Planungen beginnen
können, bevor wir hinterfragen, warum bestimmte 1
Wenn wir unseren aktuellen Standort bestimmt Dinge in der Organisation funktionieren oder nicht
haben, ist es wichtig, zu analysieren, wie wir dort- funktionieren, bevor überhaupt eine Entscheidung
hin gelangt sind. Viele der aktuellen Gegebenheit- getroffen werden kann, müssen die Manager und
en und Verfahrensweisen in Organisationen haben Managerinnen sich die Zeit nehmen, ihre eigene
ihre Wurzeln in der Geschichte dieser Organisatio- Organisation kennen zu lernen. Die Erfahrungen
nen. Die Geschichte sollte daher zumindest den aus der Vergangenheit können in die allgemein be-
Personen bekannt sein, die Managementaufgaben kannten Informationen integriert und bei zukünf-
innerhalb der Organisation wahrnehmen. Manch- tigen Planungen genutzt werden.
Übungsaufgabe
• Sammeln Sie Informationen über die Geschichte der Organisation und erstellen Sie einen
„Steckbrief“ für die Organisation. Mit dieser Übung wird sichergestellt, dass alle zum Management
gehörenden Personen über dieselben Hintergrundinformationen in Bezug auf die Organisation
verfügen. Der Steckbrief sollte mindestens folgende Informationen enthalten :
11
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Am Anfang dieses Kapitels wurde darauf hin-
gewiesen, dass das aktuelle Erscheinungsbild
einer Jugendorganisation seine Wurzeln in der
historischen Entwicklung der Organisation hat. 1.3 Organisationskultur
Wir haben uns in der letzten Übung näher mit
diesem Punkt beschäftigt, und jetzt ist es an der
Zeit, in die Gegenwart zurückzukehren und die 1.3.1 Was versteht man unter Kultur ?
aktuelle Situation unserer Organisation aus-
führlicher zu beleuchten. Wir sollten uns nun Dieses Wort hat viele Bedeutungen. Im Wörter-
die aktuellen Programme der Organisation und buch für modernes Englisch von Longman wird
die damit zusammenhängende Infrastruktur an- Kultur definiert als „die Gewohnheiten, die An-
1 sehen. Eine Möglichkeit dazu bietet die Erstel- schauungen, die Kunst, die Musik sowie alle
lung eines Organisationsprofils. Die folgenden anderen Produkte des menschlichen Denkens
drei Schritte zeigen, wie wir dabei vorgehen einer bestimmten Gruppe von Menschen in einer
können. bestimmten Zeit“.
2
Michael Allison und Jude Kaye (1997)
12
Abb. 1 Das Eisbergmodell für Kultur
AFS Orientation Handbook, New York : AFS Intercultural Programs Inc. Bd. 4, S. 14, 1984
13
T-Kit
Management von
Jugendorganisationen
1
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
• Warum arbeitet unsere Organisation in einer be-
stimmten Art und Weise?
• Was sind die Vor- und Nachteile dieser Vorge-
Übungsaufgaben hensweise?
• Warum passen bestimmte Menschen mit einer
Verwenden Sie folgende Definitionen
bestimmten Persönlichkeitsstruktur in unsere
des Begriffs Organisationskultur, um eine
Organisation und andere nicht?
Diskussion anzuregen. Welche Definitionen
bevorzugen die Mitglieder der Gruppe ?
Die Antworten auf all diese Fragen bilden eine wich-
• Trompenaars „Das Wesen der Kultur ist tige Grundlage für uns als Manager/innen, wenn
nicht das, was auf den ersten Blick er- wir nach neuen Wegen zur Weiterentwicklung un-
1 kennbar ist. Kultur ist die Art und Weise, serer Organisationen suchen.
in der bestimmte Gruppen von Men-
schen die Welt verstehen und interpre- Die nachfolgende Beschreibung ist eine Zusam-
tieren.“ menfassung, die auf der Klassifikation der vier
wichtigsten Kategorien der Organisationskultur
• Morgan verwendet verschiedene Defini- nach Handy beruht.
tionen : „Wenn wir über Kultur spre-
chen, beziehen wir uns in der Regel auf
die Entwicklungsmuster, die sich im Sys- Club-Kultur
tem des Wissens, in der Ideologie, den
Werten, den Gesetzen und den tägli- Diese Organisation lässt sich am besten mit dem
chen Ritualen einer Gesellschaft wider- Netz einer Spinne vergleichen, denn wie beim
spiegeln“. Spinnennetz befindet sich das Herzstück der ge-
• Wilkins definiert Kultur als „die als samten Organisation in der Mitte, umgeben von
selbstverständlich betrachtete und von immer weiteren Kreisen, die ebenfalls wichtig sind.
allen unterstützte Bedeutung, die eine Je näher man an die Spinne heranrückt, umso mehr
bestimmte Gruppe von Menschen ihren Einfluss hat man.
gesellschaftlichen Regeln beimisst”.
Die „Organisationsidee“ der Club-Kultur ist, dass
Weiter sagt er : „Organisationen spiegeln der Zweck der Organisation darin besteht, die Ar-
die Gesellschaften im Kleinen wider und beit des Leiters/der Leiterin oder des Gründers/
haben ihre eigenen klaren Muster der der Gründerin zu unterstützen. Wenn diese Per-
Kultur und Subkultur. Solche Denkmuster son alle Aufgaben selbst ausführen könnte, würde
oder gemeinsamen Wertvorstellungen die Organisation nicht existieren. Die Organisation
[...] können die allgemeine Fähigkeit besteht im Grunde nur, weil die betreffende Per-
einer Organisation, auf Herausforderun- son das nicht kann. Die Organisation fungiert also
gen zu reagieren, entscheidend beein- als ihr verlängerter Arm, der in ihrem Namen
flussen.“ arbeitet, und ist ein Club von gleich gesinnten
Menschen.
• Ouchi und Jackson definieren Kultur
ohne Umschweife als Art und Weise „wie
Zu den Vorteilen dieser Kultur zählen unter
die Dinge hier ablaufen“.
anderem:
• Die Organisation ist produktiv.
• Die Ziele der Organisation werden auf irgendeine
Weise erreicht.
• Die Arbeit ist effizient und wird überwacht.
• Das System kann aufrechterhalten werden und
die Organisation kann alle Aufgaben wahrneh-
Nach Ansicht der Verfasser dieses T-Kit stimmt die men.
letzte Definition mit dem von ihnen entwickelten • Der wesentliche Vorteil besteht in der Fähigkeit,
Konzept der Kultur von Jugendorganisation über- sofort und intuitiv auf Chancen oder Krisen re-
ein. Wir hoffen, dass diese direkte und praktische agieren zu können, weil die Kommunikations-
Definition denjenigen hilft, die sich in einer Orga- wege kurz sind und die Entscheidungsbefugnis in
nisation engagieren, die Kultur dieser Einrichtung einer Hand liegt.
zu verstehen.
Diese Organisationskultur hat aber auch Nachteile:
• Die Arbeit erfüllt nicht unbedingt die bestehenden
1.3.2 Organisationsstile Erfordernisse.
• Entscheidungen werden willkürlich getroffen.
Nachdem wir nun wissen, was unter Organisations- • Der Druck kann nie gelockert werden.
kultur zu verstehen ist, können wir einige der wich- • Bei denjenigen, die nicht mitentscheiden kön-
tigsten „Organisationsstile“, wie Charles Handy sie nen, entstehen Unmut, Verärgerung und Rache-
nennt, analysieren. Diese Beschreibungen werden gelüste.
uns helfen, die Kultur unserer Organisation zu er- • Die Mitarbeiter nehmen eine defensive Rolle ein.
kennen, und dies wird uns wiederum die Beant- • Die persönlichen Bedürfnisse der Mitglieder wer-
wortung folgender Fragen ermöglichen: den nicht befriedigt.
14
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 2 Klassifizierung von Organisationskulturen T-Kit
Handy, Charles : Understanding Voluntary Organisations, Penguin Books Ltd.1990, S. 86, 88, 90, 92,
ISBN 0-14-014338-6. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung
15
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Rollenbezogene Kultur Die aufgabenorientierte Kultur wird von vielen
Fachleuten bevorzugt, weil sie in Gruppen arbeiten
Diese Organisationskultur lässt sich am besten an- können, gegenseitig von ihren Fähigkeiten profi-
hand eines Organigramms darstellen, wie es in vie- tieren können und gemeinsam die Verantwortung
len Organisationen gebräuchlich ist. Es sieht aus tragen.
wie eine Pyramide aus verschiedenen Kästchen.
Jedes Kästchen enthält eine Funktionsbezeichnung, Vorteile:
darunter steht in kleinerer Schrift der Name der • Die Mitglieder der Gruppe haben das Gefühl, dass
Person, die diese Funktion zurzeit wahrnimmt. Das sie etwas erreicht haben, das sie zum erfolgreichen
Kästchen bleibt bestehen, auch wenn die betref- Abschluss bringen wollen.
fende Person die Organisation verlässt. • Die Beteiligten sind kompetent, spezialisiert, ratio-
1 nal, unabhängig und gehen analytisch vor.
Die zugrunde liegende Organisationsidee ist, dass • Die Ursachen und Folgen eines Problems werden
Organisationen Gebilde sind, die sich aus verschie- ebenso eingehend analysiert wie die möglichen
denen Rollen und Funktionskästchen zusammen- Lösungen.
setzen. Diese werden in logischer und systemati-
scher Form angeordnet, sodass sie gemeinsam die Nachteile:
Aufgaben der Organisation erfüllen können. Die • Es ist schwierig, diese Mitglieder dazu zu motivie-
Organisation ist eine Konstruktion, in der sich ren, Routinearbeiten zu erledigen, an die Öffent-
Rolle an Rolle fügt und in der die Zuständigkeits- lichkeit zu treten und Informationen weiterzu-
bereiche miteinander verknüpft sind. Jeder Einzel- geben.
ne nimmt eine bestimmte Rolle ein, in einer Ar- • Es ist schwierig, sich verständlich zu machen.
beitsplatzbeschreibung wird klar festgelegt, welche • Notwendige Veränderungen können nur schwer
Aufgaben im Rahmen dieser Rolle zu erfüllen sind durchgesetzt werden.
und wo ihre Grenzen liegen. Von Zeit zu Zeit wer-
den in der Organisation die Rollen sowie deren
Verknüpfungen untereinander neu strukturiert, um Personenbezogene Kultur
veränderten Prioritäten Rechnung zu tragen, und
anschließend werden die Personen den Rollen neu Die personenbezogene Kultur unterscheidet sich
zugeordnet. grundlegend von den drei bereits beschriebenen
Formen, weil hier die Ziele des Einzelnen im Mit-
Vorteile: telpunkt stehen und die Organisation als Res-
• Die Rollen, Aufgaben und Funktionen sind genau source für die Talente des Einzelnen dient. Das an-
festgelegt und werden respektiert. schaulichste Beispiel sind die Fachleute (wie zum
• Die Qualität der Arbeit ist gut. Beispiel Ärzte, Anwälte, Architekten), die sich aus
• Finanzielle und hierarchische Beziehungen sind praktischen Gründen zu einer Arbeitsgemeinschaft
genau festgelegt und werden respektiert. zusammenschließen.
• Die Mitglieder haben das Gefühl, dass ihre Mei-
nung zählt. Die „Organisationsidee“, die dieser Kultur zu-
grunde liegt ist, dass die Fähigkeiten des Einzel-
Nachteile: nen im Mittelpunkt stehen und durch eine mini-
• Die Reaktion auf unvorhergesehene Probleme ist male Organisation unterstützt werden müssen.
schwierig. Die Fachleute in diesen Organisationen glauben,
• Hoher Zeitaufwand, nur wenige Personen haben dass das Management einen niedrigeren Status
Einfluss auf die Struktur. hat als sie selbst und wenn überhaupt nur über
• Ablehnung ungeplanter/unvorhergesehener Akti- wenige formale Instrumente verfügt, um sie zu
vitäten. kontrollieren. Diese Fachleute arbeiten bevorzugt
• Schnelle Entscheidungen sind nicht möglich. in Praxen, Kammern oder Partnerschaften zu-
sammen.
16
Management von
Jugendorganisationen
Nach dieser kurzen Beschreibung der verschiede- werden darin die Denk- und Verhaltensweisen, die T-Kit
nen Modelle der Organisationskultur sollte darauf indirekt oder direkt von einer Person verlangt wer-
hingewiesen werden, dass in manchen Organisa- den, damit diese in eine Organisation oder einen
tionen eher eine Mischung aus verschiedenen Organisationsbereich passt und die bestehenden
Organisationsstilen anzutreffen ist als eine Form, Erwartungen erfüllt. In diesen Verhaltensnormen
die exakt einem der hier beschriebenen Modelle ist festgelegt, wie alle Mitglieder einer Organisation
entspricht. Wenn eine Organisation einem be- [...] an ihre Arbeit herangehen sollen und wie die
stimmten Modell entspricht, ist dies auf viele Fak- Interaktion zwischen ihnen ablaufen soll“. Dies
toren zurückzuführen. Dieses Modell ist häufig hat auch Einfluss auf die unterschiedlichen
nicht bewusst gewählt worden, sondern eher zufäl- Weisen, in der jeder Einzelne lernt. Dieser Aspekt
lig entstanden oder hat sich im Laufe der Zeit wird im Kapitel „Erkennen der eigenen Fähigkei-
entwickelt. ten“ ausführlicher beschrieben. Auch wenn wir im 1
Rahmen dieser Publikation nicht näher auf die
Studie von Cooke und Laferty eingehen können,
möchten wir die Bedeutung der Organisationskultur
Übungsaufgabe betonen.
17
2 Selbstmanagement
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
2.1 Einleitung
Junge Menschen nehmen innerhalb einer Jugendor- zwischen einer formalen Bildung und dem Lernen,
ganisation häufig eine Managementposition ein, das wir vorschlagen?
nicht weil sie diese Position anstreben, sondern weil
sie die Möglichkeit haben, für einen begrenzten Im nicht formalen Bildungskontext wird der Begriff
Zeitraum in dieser Organisation zu arbeiten. In den „lernen“ dem Begriff „lehren“ vorgezogen. Das per-
meisten Fällen haben diese Personen daher vorher sönliche Lernen und das Erlernen des Lernens wird
kein Managementtraining absolviert. Oft ist es das auf diese Weise zu einem zentralen Element der
erste Mal, dass die betreffende Person offiziell eine eigenen Weiterentwicklung. Das Umfeld und an-
Leitungsfunktion übernimmt. dere Menschen spielen beim Lernen eine äußerst
wichtige Rolle, weil sie den Kontext bilden und für
In diesem Kapitel geht es um die Notwendigkeit, in den Lernenden noch andere wichtige Funktionen
solch einer neuen Situation die eigenen Fähigkeiten erfüllen.
richtig einzusetzen, um neue Aufgaben bewältigen
und mit neuen Menschen und neuen Gefühlen um- In der heutigen Gesellschaft ist das intellektuelle
gehen zu können. In der Regel ist die erste Reaktion, Kapital an die Stelle des traditionellen Kapitals
zu handeln und so schnell wie möglich mit der getreten, das für den beruflichen oder persön-
Arbeit zu beginnen. Wir empfehlen Ihnen in diesem lichen Erfolg im Leben wichtig ist. Das Erlernen des
T-Kit, sich ein wenig Zeit zu nehmen, um über sich Lernens basiert auf der Erkenntnis, dass es ver-
selbst, Ihre Vergangenheit, Ihre Art, mit anderen schiedene Möglichkeiten des Lernens gibt, die den
umzugehen und Beziehungen aufzubauen und ins- ganzen Menschen einbeziehen, also Elemente des
besondere über Ihre Art zu lernen nachzudenken. Intellekts, Emotionen, den Körper und die Denk-
Wenn Sie Ihre Managementtätigkeit innerhalb der fähigkeit. 2
Organisation beendet haben, werden sie feststellen,
dass das Lernen zu den wichtigsten Erfahrungen
gehört, die Sie in dieser Zeit gemacht haben – sowohl
im Hinblick auf die erworbenen Fähigkeiten und die Übungsaufgaben
gewonnenen Erkenntnisse als auch im Hinblick auf
die Entwicklung Ihres eigenen Potenzials. • Sammeln Sie Sprichwörter über Lernen,
Lehren, Bildung und Training aus ver-
schiedenen Kulturen (einschließlich der
Definition der Europäischen Union für
2.2 Erkennen der eigenen das Lebenslange Lernen).
• Ordnen Sie die Sprichwörter in ver-
Fähigkeiten schiedene Kategorien ein und überprü-
fen Sie ihren Inhalt.
19
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
stil. Die Verfasser erläutern anschließend die vier in vier Schritten betrachtet. Es spielt keine Rolle,
verschiedenen Lernstile, beschreiben die Situa- wie lange dieser Prozess dauert, das Wichtigste ist,
tionen, die am besten zu diesen Stilen passen, und dass nach der Phase der Erfahrung das Nach-
machen Vorschläge für den Umgang mit Situatio- denken einsetzt, dass anschließend eine kritische
nen, in denen auf weniger bevorzugte Lernstile Analyse und eine Generalisierung erfolgt, um schließ-
zurückgegriffen werden sollte. Bitte beachten lich die Anwendung der neu erworbenen Kompe-
Sie, dass dieser Fragebogen in den USA entwickelt tenzen planen zu können.
wurde und einige Aussagen vor unserem kul-
turellen Hintergrund unterschiedlich interpretiert Stufe 1 – Handeln und Erfahrungen sammeln ist
werden. Teil des täglichen Lebens, aber die Mög-
lichkeit dazu kann auch bewusst geschaf-
Honey und Mumford haben den Erfahrungslern- fen werden.
kreis von Kolb weiterentwickelt, der hier in eine Stufe 2 – Beobachten und reflektieren des Erlebten
Spirale umgewandelt wurde, um die kontinuierli-
che Entwicklung hervorzuheben. Stufe 3 – Aus den gemachten Erfahrungen Schluss-
folgerungen ziehen und auf andere Berei-
Nach dieser Theorie ist nicht wichtig, was Sie che übertragen
erleben, sondern allein, wie Sie mit dem Erlebten Stufe 4 – Umsetzen der neu erworbenen Kompe-
umgehen. Das Erfahrungslernen wird als Prozess tenzen oder eine neue Erfahrung
Honey, Peter/Mumford, Alan : The Manual of Learning Styles, 1992, S. 3, ISBN 0-9508444-7-0,
Adaptierte Fassung
20
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 4 Stärken und Schwächen einzelner Lernstile T-Kit
Wollen alles in der Praxis erproben Neigen dazu, alles abzulehnen, was nicht
praktisch umgesetzt werden kann
Praktisch, auf dem Boden der Tatsachen,
realistisch Nicht interessiert an der Theorie oder
Grundsätzen
Kühl und sachlich – kommen sofort auf den
Punkt Greifen meist zur erstbesten Lösung für ein
Problem
Technisch orientiert
Halten nichts von vermeintlich „leeren“ Worten
Sind in der Regel an Aufgaben, nicht an
Personen orientiert
Honey, Peter/Mumford, Alan : The Manual of Learning Styles, 1992, S. 47-48, ISBN 0-9508444-7-0
21
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Die vier Lernstile – aktiver, reflektierender, theo- Ihnen werden Arbeitstechniken vermittelt, die
retischer, pragmatischer – sind mit den vier Stufen in ihrem eigenen Arbeitsumfeld angewandt
des Lernens verknüpft. werden können und einen klaren praktischen
Nutzen bieten.
Für jede Stufe gibt es einen bevorzugten Lernstil. Sie können unter Anleitung eines kompetenten
• Wenn Sie den aktiven Lernstil bevorzugen, ist Experten Arbeitstechniken ausprobieren und
Stufe 1 für Sie geeignet. üben und erhalten ein Feedback von ihm.
• Wenn Sie den reflektierenden Lernstil bevorzugen, Sie können sich auf praktische Fragen konzen-
ist Stufe 2 für Sie geeignet. trieren.
• Wenn Sie den theoretischen Lernstil bevorzugen,
ist Stufe 3 für Sie geeignet. Wenn Sie herausgefunden haben, welche/n Lern-
• Wenn Sie den pragmatischen Lernstil bevorzugen, stil/e Sie bevorzugen, ist es wichtig, die Stärken
ist Stufe 4 für Sie geeignet. und Schwächen der einzelnen Stile zu kennen. Ein
wichtiger Faktor bei der Auswahl geeigneter Lern-
Lernende, die alle vier Lernstile anwenden können, möglichkeiten ist es, Aktivitäten zu wählen, bei
werden auch als „integrativ Lernende“ bezeichnet denen die Stärken genutzt werden können und die
und sind eindeutig am besten dazu in der Lage, Schwächen kein allzu großes Hindernis darstellen.
alle vier Stufen zu bewältigen. Die meisten Men- Die Tabelle auf der nächsten Seite wird Ihnen
schen entwickeln jedoch Präferenzen für bestimm- helfen, Ihren eigenen Lernstil zu erkennen.
te Lernstile, die bei einigen Stufen von Vorteil, bei
anderen jedoch von Nachteil sind. Diese Bevorzu- Ihr bevorzugter Lernstil hat Einfluss auf Ihr Verhal-
gung eines bestimmten Stils hat wesentlichen Ein- ten als Manager, Lernender und Trainer. Wichtig ist
fluss darauf, bei welchen Aktivitäten der Einzelne vor allem, dass Sie Ihre Defizite in den Lernstilen
am besten lernt. ausgleichen, die Ihnen nicht so sehr liegen, damit
Sie in möglichst vielen Situationen lernen können.
2 • Aktiv Lernende lernen am besten bei Aktivitäten,
wenn sie mit neuen Erfahrungen, Problemen Denken Sie daran, dass Sie meist auf Ihre/n bevor-
oder Chancen konfrontiert sind, aus denen sie zugten Lernstil/e zurückgreifen, wenn Sie Trainings-
lernen können. maßnahmen durchführen oder Managementauf-
Am meisten Spaß machen ihnen kurze, spon- gaben wahrnehmen. Zur erfolgreichen Arbeit mit
tane Aktivitäten, wie zum Beispiel Unterneh- Menschen, die unterschiedliche Lernstile bevorzu-
mensplanspiele, Wettbewerbe, Rollenspiele. gen, sollte entsprechend den vier Lernstilen eine
Sie stehen stark im Rampenlicht, sind sehr präsent. Mischung aus unterschiedlichen Aktivitäten ange-
Sie werden von Anfang an stark gefordert und boten werden, damit alle Beteiligten angesprochen
erhalten eine schwierige Aufgabe. werden können.
22
Management von
Jugendorganisationen
2.2.3 Emotionales Lernen Die oben erwähnten Studien haben noch keine T-Kit
endgültigen Erkenntnisse über die Zweiteilung
Bei Experimenten über die Wirkungsweise von in Verstand und Gefühl erbracht, einige Erkennt-
Emotionen wurde festgestellt, dass Emotionen im nisse deuten darauf hin, dass das Gefühl im Vor-
sozialen Leben wichtig sind, weil sie unsere Hal- dergrund steht, andere bestätigen diese Wahrneh-
tung uns selbst und anderen gegenüber beein- mung nicht. Es gibt emotionale und rationale
flussen. Obwohl unterschiedliche Meinungen über Handlungen. Tatsächlich besteht unser Bewusst-
den Ursprung von Emotionen bestehen, mehren sein aus zwei Teilen, einem denkenden und einem
sich die Hinweise darauf, dass grundlegende ethi- fühlenden Teil. Diese grundverschiedenen Arten
sche Lebenseinstellungen auf zugrunde liegende der Wahrnehmung wirken zusammen und schaf-
emotionale Fähigkeiten zurückgehen. Bei der Un- fen unsere mentale Welt. Beide Teile unseres
tersuchung von Emotionen werden im Wesent- Bewusstseins arbeiten meist in enger Harmonie zu-
lichen drei Ansätze verfolgt: der biologische, der sammen und verknüpfen ihre sehr unterschied-
kognitive und der konstruktivistische Ansatz. lichen Arten der Wahrnehmung, um uns durch die
Welt zu führen. Diese Teile stehen für teilunab-
Beim biologischen Ansatz werden Emotionen in hängige Fähigkeiten, wobei jede dieser Fähigkeiten
die Basiskategorien Ärger, Angst, Glück, Liebe, verschiedenen, aber verbundenen Schaltkreisen
Erstaunen, Abscheu und Traurigkeit eingeordnet. im Gehirn zuzuordnen sind. Häufig oder fast
Emotionen sind universell, da sie biologisch be- immer sind beide Teile unseres Bewusstseins her-
dingte Neigungen zu bestimmten Handlungswei- vorragend koordiniert. Gefühle sind notwendig für
sen sind. Die Hypothese über das Feedback durch Gedanken, Gedanken sind notwendig für Gefühle.
den Gesichtsausdruck besagt, dass unsere Gefühle Das Gleichgewicht wird jedoch bei starker Erre-
durch unseren Ausdruck verstärkt werden und ein gung gestört.
Lächeln zum Beispiel unser Glücksgefühl verstärkt
(Ekman). Goleman vertritt die Auffassung, dass es im
menschlichen Gehirn eine Schnittstelle zwischen 2
Der kognitive Ansatz besagt, dass alle Emotionen Verstand und Emotion gibt, eine wichtige Tür zur
mit einem allgemeinen Gefühl der Erregung ein- Quelle von Vorlieben und Abneigungen, die wir im
hergehen und dass wir diese dann entsprechend Laufe eines Lebens entwickeln. Sich selbst vom
den gesellschaftlichen Konventionen einordnen. emotionalen Gedächtnis abzuschneiden bedeutet,
Aus diesem Grund lernen wir, welche Emotionen dass emotionale Reaktionen, die in der Vergangen-
in welchen Situationen erlaubt sind. Die biologi- heit mit diesem Gedächtnis verbunden wurden,
schen Neigungen werden außerdem durch unsere nicht mehr erfolgen und jede Reaktion farblos und
Lebenserfahrung und unsere Kultur geformt. Emo- neutral ist. Das heißt, dass wir oft Fehler machen,
tionen können darüber hinaus mehrere Bedeutun- weil wir uns nicht mehr an die Emotionen erin-
gen haben, und die Benennung von Emotionen nern, die mit vergangenen Ereignissen verknüpft
beruht auf dem Konsens mit anderen (Schachter). sind. Gefühle sind daher unverzichtbar, um ratio-
nale Entscheidungen treffen zu können. Sie weisen
Der konstruktivistische Ansatz schließlich bekräf- uns den Weg in Situationen, in denen Logik allein
tigt, dass Emotionen lediglich soziale Verhaltens- uns nicht weiterbringt. Beim emotionalen Lernen
weisen sind, die den Regeln für den angemessenen werden Signale ausgesandt, die uns helfen,
Ausdruck von Emotionen unterliegen. schneller Entscheidungen zu treffen, weil einige
Optionen verworfen und andere in den Vorder-
grund gestellt werden. Das emotionale Gehirn ist
ebenso am logischen Denken beteiligt wie das
denkende Gehirn. Das emotionale Gehirn lenkt
unsere spontanen Entscheidungen, das denkende
Übungsaufgaben Gehirn spielt eine ausführende Rolle in unseren
Emotionen.
• Schreiben Sie die Gefühle auf, die in
Ihrer Kultur gezeigt werden dürfen.
Im alten Paradigma wurde die Vernunft, befreit
• Überlegen Sie, welche Gefühle in Ihrer vom Einfluss der Emotion, als Ideal gepriesen.
Kultur in bestimmten Situationen gezeigt Nach dem neuen Paradigma sollen wir Verstand
werden müssen oder erwartet werden. und Herz in Einklang bringen. Darüber hinaus
stellen wir bei der Untersuchung der Verbindung
• Beschreiben Sie, in welcher Form Sie Ihre zwischen Körper, Verstand und Geist fest, dass
Gefühle zeigen dürfen. unser emotionaler Zustand und unsere Denk-
• Welche geschlechtsspezifischen Unter- weise uns physisch beeinflussen und umgekehrt.
schiede bestehen im Hinblick auf den Wir brauchen nur auf unsere Körpersprache
Ausdruck von Gefühlen ? zu achten, wenn wir gute Laune haben. Unser Kör-
per fühlt sich leicht an und wir haben mehr
• Vergleichen Sie die Ergebnisse mit dem, Energie als sonst. Wenn wir deprimiert sind,
was in anderen Kulturen gilt. fühlen wir uns schwer und haben weniger Energie
als sonst. Wenn wir uns verletzlich fühlen, lassen
wir die Schultern hängen, häufig verschränken
wir Arme oder Beine, um uns zu schützen und
so weiter.
23
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
zu beschäftigen. Die Entwicklung von Denkfähig-
Übungsaufgaben keit steht nicht auf dem schulischen Lehrplan,
weil Bildung in der Vermittlung von traditionel-
• Fordern Sie die Teilnehmer auf, sich auf len Mustern besteht. Die Erfahrungen und Werte
den Boden zu legen und eine Kette zu der Entscheidungsträger stützen sich ausschließ-
bilden. Der Kopf soll jeweils an den lich auf die Vergangenheit. Der Information wird
Bauch des anderen gelegt werden. Die Vorrang eingeräumt, weil sie uns die Richtung
Person, deren Kopf den Bauch eines weist. Es besteht die Auffassung, dass das Denken
anderen berührt, spürt die Bewegung nicht als separates Fach gelehrt werden kann,
des Bauchs und vollzieht automatisch sondern nur in Verbindung mit anderen Fächern.
dieselben Bewegungen nach. Damit wird dem Denken ein eigener Wert abge-
sprochen.
• Bitten Sie die Person, die das erste Glied
in der Kette bildet, zu lachen. Sie wer-
Kritisches Denken ist die bekannteste Form des
den sehen, dass einer nach dem An-
Denkens. Der Begriff stammt aus dem Griechi-
deren ebenfalls anfängt zu lachen, so
schen und bedeutet „sich ein Urteil bilden“. Das
wie Dominosteine, die nacheinander um-
kritische Denken vollzieht sich in drei Phasen:
fallen.
Analyse, Beurteilung und Argumentation. Erfolge
• Bilden Sie Zweiergruppen und bitten Sie im Bereich der Wissenschaft und Technologie wer-
diese, auf unterschiedliche Weise Ge- den nicht durch kritisches Denken erreicht, sie ent-
fühle auszudrücken. Stellen Sie ein Ver- stehen vielmehr in einem System der „Möglichkei-
zeichnis von Wörtern zusammen, mit ten“, das Hypothesen und Visionen hervorbringt.
denen Gefühle ausgedrückt werden.
Wahrnehmung ist der wichtigste Teil des Denkens.
Wahrnehmung ist die Art und Weise, wie wir die
2 Welt sehen, welche Dinge wir beachten, wie wir die
Welt strukturieren. Nach den neuesten Erkenntnis-
sen scheint Wahrnehmung als ein „sich selbst
2.2.4 Denken lernen organisierendes Informationssystem“ zu funktio-
nieren. In einem solchen System können aus der
Ist denken eine Fähigkeit? Können wir lernen zu Reihenfolge, in der Informationen aufgenommen
denken und unser Denkvermögen richtig zu nut- werden, Muster gebildet werden. Unser Denken
zen? Darauf gibt es zwei mögliche Antworten, die bewegt sich dann nur noch innerhalb dieser
von Ihrer persönlichen Einstellung abhängig sind. Muster.
Die erste Möglichkeit ist, das Denken als Frage der
Intelligenz zu betrachten, die in den Genen be- Ebenso wie für alle anderen Aktivitäten brauchen
gründet liegt und mit dem Intelligenzquotienten wir auch für das Denken Werkzeuge. Diese Werk-
messbar ist. Die zweite Möglichkeit ist, das Den- zeuge dienen dazu, die Aufmerksamkeit zu steu-
ken als Fähigkeit zu betrachten, die durch Trai- ern. Ohne sie nehmen wir nur Dinge innerhalb
ning und Übung verbessert werden kann. Diese unserer Erfahrungsmuster wahr und können diese
beiden widersprüchlichen Sichtweisen können Muster nicht durchbrechen.
ganz einfach kombiniert werden, wenn man die
Definition von De Bono anwendet, der sagt: „Über Stellen Sie sich eine bunte Landkarte vor. Wenn Sie
das Denken nimmt die Intelligenz Einfluss auf die nach einer Autobahn suchen, werden Sie sich
Erfahrung“. auf Linien in der Farbe konzentrieren, in der die
Autobahnen in der Regel eingezeichnet sind.
Aus dieser Definition ergeben sich einige Schluss- Stellen Sie sich nun vor, dass Sie sich in einem
folgerungen: Intelligenz kann bei der Entwicklung Raum befinden. Jemand fordert Sie auf, Ihre Augen
der Denkfähigkeit eine „Falle“ sein. Ein hochintelli- zu schließen und alle grünen Objekte im Raum
genter Mensch kann sich eine Meinung über ein aufzuzählen. Sie werden vermutlich nicht alle
Thema bilden und dann seine Intelligenz einset- Objekte nennen können. Diese Beispiele zeigen,
zen, um diese Meinung zu verteidigen. Je intelli- dass das Denken besser funktioniert, wenn es
genter die Person ist, umso besser kann sie ihre gelenkt wird.
Meinung vertreten. Je besser sie dies kann, umso
weniger sieht sie die Notwendigkeit, nach Alter- Schwierig wird es, wenn wir verschiedene Denk-
nativen zu suchen oder auf andere zu hören. Ein ebenen, wie Logik, Information, Sensibilität und
zweiter Aspekt dieser „Intelligenzfalle“ ist, dass Kreativität, gleichzeitig benutzen. Dies schafft Ver-
eine Person, die in dem Wissen aufgewachsen ist, wirrung in uns selbst und in der Kommunikation
intelligenter zu sein als andere, die größtmög- mit anderen. Wenn wir zum Beispiel eine Entschei-
liche Befriedigung aus dieser Intelligenz ziehen dung treffen und zulassen, dass wir gleichzeitig
möchte. Intelligenz zahlt sich aus, wenn der Be- darüber nachdenken, was wir tun möchten, was
weis erbracht werden kann, dass der andere im vermieden werden sollte, welche Gefühle wir
Unrecht ist. haben etc., können wir in eine Sackgasse geraten.
Diese Vorgehensweise führt nicht automatisch zu Edward De Bono hat die Rollen des Denkens in
einer Verbesserung der Denkfähigkeit. Es ist wich- sechs verschiedene Kategorien unterteilt, die er
tig, sich gezielt mit den verschiedenen Denkweisen anhand von sechs bunten Hüten beschreibt:
24
Management von
Jugendorganisationen
Der weiße Hut steht für Zahlen, Daten, Objekti- T-Kit
vität, das Bekannte. In dieser Rolle darf keine per-
sönliche Meinung zum Ausdruck gebracht wer- Übungsaufgaben
den. Nur Zuhören ohne Diskussion ist erlaubt. Das
Gesagte trifft nicht immer für alle zu, es ist ledig- • Überlegen Sie sich allein oder in einer
lich eine Information, die als solche neutral be- Gruppe ein Problem, eine Situation
rücksichtigt werden sollte. oder ein Projekt.
Der rote Hut erlaubt Emotionen und Gefühle aus- • Setzen Sie nacheinander die verschie-
zudrücken, ohne Begründung und ohne logische denen Hüte auf und nehmen Sie die
Grundlage. Wir müssen die Gefühle anderer Men- vorgegebene Rolle ein.
schen nicht erraten, wir können danach fragen. Die • Sagen Sie ohne Umschweife, was Sie
Möglichkeit, Gefühle frei auszudrücken, gestattet denken (die Rolle schützt Sie).
es uns, Emotionen innerhalb von Sekunden zuzu-
lassen und abzustellen, ohne sie zu verleugnen, zu • Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen mit
verbergen oder zu verändern. den anderen ein (Personen und/oder Rol-
len).
Der schwarze Hut steht für negative Logik und das, • Setzen Sie den blauen Hut auf und ziehen
was in der aktuellen Situation aus logischen Grün- Sie die notwendigen Schlussfolgerungen.
den nicht funktionieren kann. Diese Rolle kann als
pessimistisch betrachtet werden, aber sie ist lo-
gisch und nicht emotional. In dieser Rolle werden
die Gründe aufgezeigt, warum etwas nicht funk-
tionieren kann und die Risiken, Gefahren und
Mängel in einer bestimmten Situation oder bei
einem bestimmten Projekt hervorgehoben. Bei 2.2.5 Vorurteile 2
dieser Denkweise werden gemachte Erfahrungen
gegenübergestellt und auf die Gegenwart übertra- Bevor wir über Vorurteile sprechen, ist es notwen-
gen. Anschließend wird die Möglichkeit zukünfti- dig, Haltungen als eine Neigung zu definieren,
ger Fehler oder Fehlschläge eingeschätzt. schnell positiv oder negativ auf ein bestimmtes
Objekt oder eine Gruppe von Objekten zu rea-
Der gelbe Hut steht für positives Denken und Opti- gieren. Eine Haltung besteht aus dem Inhalt
mismus. Er ist konstruktiv. Bewertet werden die (Objekt) und einem entweder positiven oder nega-
positiven Aspekte einer Idee, eines Projekts oder tiven Werturteil gegenüber dem Objekt. Haltungen
einer bestimmten Situation. Sie sollten möglichst sind beständig. Vorurteile können als Haltungen
viele gute Gründe finden, um Ihre optimistische betrachtet werden, weil sie auch die genannten
Einschätzung zu unterstützen. Selbst wenn Ihre Merkmale aufweisen. Die drei Hauptaspekte eines
Idee nicht voll und ganz durch Ihre Erklärungen Vorurteils sind:
untermauert wird, sollten diese vorgebracht wer- Kognitiver Aspekt: Gesamtsumme aller Vorstellun-
den. gen und Wahrnehmungen von einem Objekt oder
einer Gruppe von Objekten.
Der grüne Hut steht für kreatives Denken, bei dem Emotionaler Aspekt: Gefühle gegenüber einem Ob-
Vorurteile, Logik, Kritik oder Interpretationen nicht jekt oder einer Gruppe von Objekten.
berücksichtigt werden. Ziel dieser Denkweise ist Verhaltensaspekt: Verhalten gegenüber einem Ob-
es, nach Alternativen für das zu suchen, was lo- jekt oder eine Gruppe von Objekten.
gisch geboten erscheint. Das Konzept ist flexibel,
berücksichtigt werden immer neue Elemente. Wir Wir können ein Vorurteil als spezifische positive
werden aufgefordert, uns von üblichen Denkmus- oder negative Haltung im Umgang mit einer Per-
tern zu lösen. son bezeichnen, wenn eine solche Person zu einer
bestimmten Personengruppe zählt. Wenn ein Vor-
Der blaue Hut steht für die Kontrolle des Denkens. urteil ein bestimmtes Verhalten auslöst, können
Hier wird festgelegt, welche Denkweise das aktu- wir von einer Diskriminierung sprechen.
elle Thema erfordert. Die Funktion dieser Rolle be-
steht darin, alle anderen Rollen zu organisieren Diskriminierung kann zwei negative Folgen haben:
und zu prüfen, welche Schritte zur Lösung eines a) Sie zerstört die Selbstachtung (wer sich für
Problems notwendig sind. Darüber hinaus werden minderwertig hält, glaubt, nichts wert zu sein).
geeignete Fragen gestellt, um alle Aspekte der ak- b) Sie bewirkt, dass Scheitern vorprogrammiert ist,
tuellen Situation zu erfassen. Diese Rolle beinhal- weil sich der Einsatz für den Erfolg einer Sache pro-
tet Koordinierung, Überwachung und Zusammen- portional zur erwarteten Wahrscheinlichkeit des
fassung, Konfliktlösung und Schlussfolgerung. Erfolgs – oder Misserfolgs – verhält.
Die Hüte sind gleichzeitig Werkzeuge und Regeln. Diskriminierung kann sich aber auch positiv aus-
Die Einteilung des Denkens in verschiedene Rollen wirken. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, die in
ist ein Modell. Bedenken Sie, dass ein Unterschied einem Managementumfeld berücksichtigt werden
zwischen Modell und Wirklichkeit besteht! Die nach- muss. Unser Verhalten ist abhängig von bestimm-
folgenden Übungen sollen Ihnen bei der Umset- ten Erwartungen. Und so erfüllen wir Prophezeiun-
zung des Modells helfen. gen mit der Bestätigung von Vorurteilen.
25
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
In einer Managementsituation (oder Trainings- ständnis für viele Gruppen von Menschen und der
situation) spielen vier Elemente des sozialen Ein- gesellschaftliche Druck auf einige dieser Gruppen
flusses eine Rolle: ist geringer. Darüber hinaus kennen die Betroffe-
• Emotionales Umfeld – die positive Haltung ge- nen ihre Rechte heute besser und haben weniger
genüber einigen Personen. Angst sie einzufordern.
• Information – die umfassendere Information eini-
ger Personen. Vorurteile kommen in einer bestimmten Verhal-
• Änderung des Verhaltens – die beliebtesten Per- tensweise zum Ausdruck, aber eine Verhaltensän-
sonen erhalten mehr Aufmerksamkeit. derung ist nicht immer mit einer Änderung der
• Grad des Feedbacks – die bevorzugten Kollegen Haltung gleichzusetzen. Häufig sind Veränderun-
(oder Auszubildenden) erhalten ein klareres und gen schwierig, weil Vorurteile gesellschaftlich
konstanteres Feedback. akzeptiert sind und als Möglichkeit betrachtet wer-
den, neue Freunde zu gewinnen oder eine be-
stimmte Position zu vertreten.
Übungsaufgaben
Vorurteile sind normal, dass sie ausufern, ist es
• Stellen Sie fest, welche Vorurteile ge- nicht. Probleme entstehen, wenn wir anderen etwas
genüber der Gruppe von Menschen aufzwingen wollen, unsere guten Ideen, Traditio-
bestehen, zu der Sie gehören. nen und so weiter. Ob Vorurteile ausufern, hängt
• Ordnen Sie diese in positive und nega- mit der Macht; die wir haben, zusammen und wie
tive, absichtliche und unbeabsichtigte, wir sie in Management- oder Trainingssituationen
unterschwellige und offene Vorurteilen einsetzen.
ein.
Es gibt verschiedene Stufen des Umgangs mit
• Listen Sie die Vorurteile auf, die Sie ver- Vorurteilen:
2 stärken können, wenn Sie diese äußern
oder sich dementsprechend verhalten. • Die erste Stufe ist die „Ist“-Situation. Sie besteht
darin, zu erkennen und einzugestehen, dass wir
• Nennen Sie die Vorurteile, die Sie ab-
selbst und andere Vorteile haben.
lehnen, und erläutern Sie, wie Sie diese
Ablehnung zum Ausdruck bringen.
• Die zweite Stufe ist die „Nicht-Ist“-Situation. Sie
• Beschreiben Sie, was Sie tun, um andere besteht darin, sein Verhalten nicht von Vorur-
davon zu überzeugen, dass sie die von teilen leiten zu lassen und sich von Vorurteilen zu
Ihnen abgelehnten Vorurteile nicht äu- distanzieren.
ßern oder ihr Verhalten nicht von ihnen
beeinflussen lassen. • Die dritte Stufe ist die „Anti-Ist“-Situation. Sie be-
steht darin, andere aktiv aufzufordern, ihre eige-
nen Vorurteile zu erkennen und ihr Verhalten zu
ändern.
Übungsaufgaben
• Teilen Sie die Gruppe in Paare auf und weisen Sie jeder Person eine
Rolle zu, die sie in einer diskriminierten Personengruppe spielen
würde. Abwechselnd nehmen beide Teilnehmenden die Rolle der
diskriminierten Person oder die Rolle der diskriminierenden Person
ein. Eine Person greift die andere an und nennt alle Klischees, die ihr
zu diesem Thema einfallen, die andere Person verteidigt sich. Jede
Runde soll mindestens fünf Minuten dauern. Fragen, die nach der
Übung gestellt werden sollten :
• Wie haben Sie sich als diskriminierte Person gefühlt ?
• Was gelang Ihnen besser, sich zu verteidigen oder die andere Person
anzugreifen ?
• Haben Sie Ihr Verhalten geändert ?
• Wie haben Sie sich in der Rolle des Angreifers gefühlt ?
26
Management von
Jugendorganisationen
tungen haben können. Daher haben wir keinen T-Kit
2.3 Umgang mit Ihren Einfluss auf die Bedingungen, die das kombinierte
Wissen begünstigen. Echte professionelle Kompe-
persönlichen Ressourcen tenz besteht darin, eine sehr wahrscheinlich
zutreffende Prognose stellen zu können. Professio-
nalität zeigt sich niemals in einer vorgegebenen
Im ersten Teil dieses Kapitels hatten Sie die Mög- Situation. Unterschiedliche Verhaltensweisen kön-
lichkeit, etwas über sich selbst und Ihr Potenzial zu nen je nach Kontext entweder gut oder schlecht
erfahren. In diesem Teil werden Techniken für den sein. Professionalität ist die Fähigkeit, komplexe
Umgang mit Ihren persönlichen Ressourcen vor- Bilder und Situationen zu beschreiben, indem die
gestellt. wichtigsten Elemente herausgegriffen und inter-
pretiert werden, ohne die komplexen Gegebenheit-
en zu reduzieren oder zu vereinfachen. Je vielfäl-
2.3.1 Von der Kompetenz tiger das Bild ist, umso höher ist die Professio-
zur Professionalität nalität.
Die wesentlichen Eigenschaften sind all das, was In einer komplexen Situation wie der heutigen
ein bestimmter Mensch von Natur aus besitzt: das Realität ist, kann Planung durch Steuerung ersetzt
Potenzial, mit dem wir geboren werden und das werden. Es ist wichtig, bestimmte Schwerpunkte
wir nicht durch unsere Bildung, unsere Ideen oder zu setzen, um nicht ziellos zu handeln. In diesem
unsere Anschauungen erwerben. Sowohl das Sinne dienen Management und Training nicht
gegenständliche als auch das menschliche Umfeld der Kontrolle, sondern sind vielmehr eine Mög-
sowie die Beziehungen in diesem Umfeld bieten lichkeit, Inhalte zu schaffen, die Richtung zu
uns Chancen, die uns, wenn wir sie nutzen, helfen, weisen und zu motivieren. Da wir unser Leben
unser Potenzial zu entwickeln und „kompetent“ zu nicht kontrollieren können, hilft uns diese Philoso-
werden. phie, unsere eigenen Fähigkeiten und Schwächen 2
zu erkennen.
Nicht alle Kompetenzen sind zu jedem Zeitpunkt
gleich relevant. Aus diesem Grund ist es wichtig, Es gibt einige Instrumente, die wir dazu nutzen
in einer sorgfältigen Analyse der Ereignisse in können, zum Beispiel ein Konzept für die persön-
unserem Umfeld herauszufinden, welche Kompe- liche Entwicklung (persönliche Zielsetzungen), ein
tenzen für unsere Entwicklungsstufe notwendig Konzept zur Stärkung der Handlungskompetenz
sind. (Übernahme von Verantwortung unter Anleitung)
oder ein Konzept zur Evaluierung der eigenen
Kompetenz ist das Ergebnis einer Kombination von Fähigkeiten. Ein Beispiel mit einer Bestandsauf-
Werten, Fähigkeiten, Haltungen sowie von Wissen nahme der Kompetenzen ist nachfolgend be-
und Erfahrung. Werte sind die Verhaltensweisen, schrieben.
die auf den Moralvorstellungen eines Einzelnen
oder einer Organisation beruhen. Qualifikationen • Ermitteln Sie Ihre wichtigsten Kompetenzen (Wis-
sind Fähigkeiten, die Ihnen ein bestimmtes Han- sen, Fähigkeiten und Haltungen).
deln ermöglichen. Ihr Denken lenkt Ihr Handeln.
Haltungen sind bestimmte Denkweisen; diese • Stellen Sie eine Kompetenz-Übersicht zusammen
Denkweisen lösen bestimmte Gefühle in uns aus, und bewerten Sie (0 = nicht vorhanden, 1 = sehr
die unser Handeln bestimmen. Wissen ist Informa- gering, 5 = sehr gut).
tion und Verstehen ist die Fähigkeit, dieses Wissen
zu handhaben und anzuwenden. Kompetenz kön- • Finden Sie heraus, in welchen Bereichen Ihre Stär-
nte auch als das Ergebnis von Wissen, Tun und ken und Schwächen liegen.
Sein beschrieben werden.
• Nennen Sie eine Tätigkeit oder eine Aufgabe, die
Le Boterf vertritt die Auffassung, dass Kompetenz Sie ausführen müssen, und schreiben Sie auf, wel-
allein nicht existiert, wie auch immer wir sie che Kompetenzen Sie dafür brauchen.
beschreiben. Kompetenz wird erst real, wenn sie
mit einem Individuum verbunden ist, das sie zum • Vergleichen Sie Ihre Karte mit den erforderlichen
Leben erweckt. Außerdem sollte darauf hinge- Kompetenzen.
wiesen werden, dass ein Unterschied zwischen
kompetentem Handeln und den Ressourcen, die • Prüfen Sie, wo die Lücken liegen.
dazu erforderlich sind, besteht. Es gibt externe Res-
sourcen – Daten, Personen, Organisationen – oder • Überlegen Sie, wie Sie diese Lücken schließen
interne Ressourcen – Wissen, Fähigkeiten, Qua- können.
litäten, Erfahrungen, Emotionen etc. – und Profes-
sionalität ist folglich die Fähigkeit, Ressourcen zu • Wiederholen Sie diese Übung nach einer Weile
kompetenten Handlungen zu verknüpfen. Men- noch einmal und stellen Sie fest, was sich an der
schen denken nicht in linearen Strukturen oder Auflistung und der Bewertung der Kompetenzen
nur nach logischen Gesichtspunkten, auch Meta- geändert hat oder vergleichen Sie Ihre Aufzeich-
phern und Analogien spielen eine Rolle. Menschen nungen mit denen Ihrer Kolleginnen und Kolle-
reagieren auf Signale, deren Bedeutung nicht von gen, um zu sehen, welche Punkte Sie noch er-
vornherein festgelegt ist, und die unzählige Bedeu- gänzen können.
27
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
tauschen kann. Die Selbstmotivation ist eine wich-
tige Fähigkeit in der Arbeit, denn es gibt Situatio-
nen, in denen Schwierigkeiten als unüberwindbar
Übungsaufgaben betrachtet werden, weil alles außer Kontrolle gera-
ten zu sein scheint.
Konzept zur persönlichen Entwicklung
Motivation ist die Kraft, die Sie zum Handeln
• Nennen Sie höchstens fünf Dinge in
bewegt. Motivation ist mit Emotionen, Bedürfnis-
Ihrem Leben, auf die Sie nicht verzich-
sen und Erwartungen verbunden. Die meisten
ten möchten.
Motivationstheorien basieren auf der Annahme,
• Nennen Sie höchstens fünf Dinge in dass Menschen durch ihre eigenen Bedürfnisse
Ihrem Leben, mit denen Sie unzufrieden motiviert werden. In unserer Gesellschaft sind für
sind. die meisten von uns die wichtigsten Grundbe-
dürfnisse, wie Nahrung, Kleidung und ein Dach
• Versuchen Sie, diese Dinge zu verknüp- über dem Kopf, erfüllt. Die nächste Stufe bilden
fen und überlegen Sie, wie Sie Ihre Ziele die Bedürfnisse einer zweiten Ebene, wie die
erreichen können. Sicherheit des Arbeitsplatzes, eine angemessene
Entlohnung und zumutbare Arbeitsbedingun-
gen. Die Bedürfnisse auf einer dritten Ebene sind
es, die Menschen dauerhaft motivieren können.
Zu diesen Bedürfnissen zählen der Wunsch, zu
einer Gruppe zu gehören, einen sozialen Status
zu erreichen, über das eigene Leben zu bestim-
men, das Bedürfnis nach persönlicher Erfüllung
und Stolz sowie der Wunsch nach persönlicher
2 Weiterentwicklung. Weitere Informationen über
die Motivation am Arbeitsplatz enthält das Kapi-
tel über Mitarbeiterführung.
28
Management von
Jugendorganisationen
2.3.3 Zeitplanung T-Kit
Übungsaufgaben
Zeitplanung ist ein Aspekt des guten Managements
• Fragen Sie sich selbst, was oder wer Sie und gehört zu den wichtigsten Elementen des
motiviert. Selbstmanagements. Sie ist für jeden Einzelnen
• Listen Sie die Antworten auf die Frage wichtig und ganz besonders für diejenigen, die
„Wer motiviert mich ?“ und „Was moti- Verantwortung für andere tragen.
viert mich ?“ in zwei getrennten Spal-
ten auf. Was ist Zeit ?
• Wenn die „Wer“-Liste größer ist als die
• Zeit ist unsere wichtigste Ressource, die wir best-
„Was“-Liste, beginnen Sie damit.
möglich nutzen müssen.
• Nennen Sie einige Bereiche, in denen
Sie glauben, dass Sie durch die betref- • Zeit ist die einzige Ressource, die wir nicht ver-
fenden Personen in Ihrer Liste motiviert mehren können. Wenn sie vorbei ist, können
werden könnten. wir sie nicht zurückholen.
• Geben Sie diesen Personen Hinweise,
wie Sie am besten motiviert werden • Jedem steht dieselbe Menge an Zeit zur Verfü-
können. Wenn Sie anderen helfen, Sie gung, wir haben nur 24 Stunden am Tag. Der
so zu behandeln, wie Sie es sich wün- einzige Unterschied besteht darin, wie wir die
schen, können Sie Ihre eigene Motiva- Zeit nutzen.
tion beträchtlich steigern.
• Anderen die Zeit zu stehlen ist unverzeihlich.
Wenn Sie Ihre eigene Zeit respektieren, respek-
tieren Sie auch die Zeit anderer Menschen.
Wenn Sie ständig zu spät zu Terminen und Sit- 2
Auch Sie selbst haben die Möglichkeit, Ihre eigene zungen kommen, verschwenden Sie die Zeit an-
Motivation zu erhöhen. Sie können wie folgt vor- derer Menschen, die auf Ihr Erscheinen warten.
gehen:
• In manchen Stunden des Tages oder in be-
• Erkennen Sie Ihren eigenen Wert – beschrei- stimmten Lebensphasen scheint die Zeit unter-
ben Sie sich in fünf Zeilen selbst und heben Sie schiedlich schnell zu vergehen. Wenn Sie in Ihre
Ihre positiven Eigenschaften hervor. Die meis- Arbeit vertieft sind und Spaß haben, vergeht
ten Menschen finden das sehr schwierig, weil die Zeit schnell. Wenn Sie gelangweilt oder frus-
unsere Kultur uns lehrt, bescheiden zu sein! triert sind, vergeht sie langsam.
Versuchen Sie, zehn gute Eigenschaften zu
nennen. Wenn Ihnen das nicht gelingt, versu- Für die Zeitplanung gelten bestimmte Grundsätze.
chen Sie es mit der Tagebuch-Methode. Schrei- Sie können Ihnen bei der Festlegung von Kriterien
ben Sie jeden Tag in ein kleines Notizbuch, das zur Verbesserung Ihrer Zeitplanung helfen.
Sie bei sich tragen, drei Ereignisse, die Ihnen
Freude bereitet haben. Dies wird Ihnen helfen, • Planung – Lernen Sie, jeden Tag, jede Woche,
zehn Ihrer guten Eigenschaften herauszufinden! jeden Monat, jedes Jahr zu planen, denn dies
ist der erste Schritt, zu lernen, wie Sie Ihr Ar-
• Erkennen Sie, dass Sie Dinge ändern können, beitspensum kontrollieren können. Diese Pla-
wenn Sie nicht mehr tun, was Sie tun sollten, nung hilft Ihnen auch, realistisch einzuschät-
sondern was Sie tun wollen. „Ich tue Dinge zen, wie viel Arbeit Sie übernehmen können,
nicht, weil ich dazu verpflichtet bin, sondern wie viel Zeit Sie dafür benötigen und was alles
weil ich sie tun will“. dazugehört.
• Denken Sie positiv – das Wichtigste ist, an • Prioritäten setzen – Lernen Sie, zwischen drin-
Ihren Erfolg zu glauben. Nur Erwachsene scheu- genden und wichtigen Aufgaben zu unter-
en sich, Fehler zu machen, Kinder haben keine scheiden und einzuschätzen, welchen Aspekten
Angst vor Fehlern. Greifen Sie einen Punkt he- Ihrer Arbeit Vorrang eingeräumt werden sollte,
raus, den Sie ändern möchten, und schreiben denn dies ist wichtig für Ihre Zeitplanung.
Sie diesen Punkt auf. Stellen Sie anschließend
fest, welche Hindernisse Ihrem Vorhaben ent- • Ein gutes Arbeitssystem – Lernen Sie, eine tägliche
gegenstehen und schreiben Sie sie auf. Sind Sie Routine einzuführen. Die effiziente Erledigung
sicher, dass diese Hindernisse unüberwindbar von Verwaltungsarbeiten, das Führen von Tele-
sind? fongesprächen, die Kommunikation mit Kolle-
gen und die Ablage, all dies ist ein wichtiger Teil.
• Setzten Sie sich Ziele – schreiben Sie diese Ziele
auf und erinnern Sie sich selbst an diese Ziele! • Nutzen Sie Ihren Terminkalender als Werkzeug
Überlegen Sie, was Sie brauchen, um diese Ziele – Ihr Terminkalender spielt bei Ihrer Zeitpla-
zu erreichen und legen Sie einen Zeitplan fest. nung eine wichtige Rolle und sollte Planungen,
Aktionslisten, wichtige Notizen und alle ande-
Überstürzen Sie nichts und denken Sie daran, dass ren relevanten Informationen über Ihre Tätig-
Motivation ansteckend wirkt! keit enthalten.
29
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
• Lernen Sie, nein zu sagen – Einer der Gründe Ihrer Zeit und der Zeit anderer Menschen umge-
für eine zu hohe Arbeitsbelastung ist, dass wir hen. Nur wenn Sie Ihre Arbeitszeit richtig nutzen,
automatisch dazu neigen, ja zu sagen, wenn haben Sie Zeit zur Entspannung!
andere uns bitten, etwas zu tun. Lernen, nein
zu sagen, gehört zu den goldenen Regeln der
Zeitplanung. Nichts ist so wichtig, dass wir uns
nicht einige Minuten Zeit nehmen können, um
zu überlegen, ob unsere Zustimmung sinnvoll
ist.
• Bin ich die richtige Person für diese Aufgabe? – Irisches Gedicht
Häufig erklären wir uns bereit, etwas zu tun,
ohne uns zu fragen, ob wir die erforderlichen
Fähigkeiten und das nötige Wissen für diese Nimm Dir Zeit für die Arbeit,
Aufgabe haben und uns zutrauen, sie zu be- denn dies ist der Preis des Erfolgs.
wältigen. Wir fühlen uns oft einfach nur schul-
dig und sagen „ja“. Es ist sinnvoll, zu prüfen, ob Nimm Dir Zeit zu denken,
die Aufgabe überhaupt in Ihren Zuständigkeits- denn dies ist die Quelle der Kraft.
bereich fällt oder mit Ihrer Stellenbeschreibung
übereinstimmt. Nimm Dir Zeit zu spielen,
denn dies ist das Geheimnis der Jugend.
Wenn Sie diese Übung täglich konsequent durch-
führen, wird Ihnen dies bei der rationellen Nut- Nimm Dir Zeit zu lesen,
zung Ihrer Zeit helfen. denn dies ist die Saat der Weisheit.
2 Bedenken Sie, dass der Zeit nicht in jedem Land Nimm Dir Zeit, freundlich zu sein,
dieselbe Bedeutung beigemessen wird. In einigen denn dies macht Dich glücklich.
Kulturen ist es verpönt, zu spät zu kommen, in
anderen Kulturen dagegen sind Verspätungen Nimm Dir Zeit zu träumen,
erlaubt oder werden sogar erwartet. Daher ist un- denn dies trägt Dich zu den Sternen.
sere Zeitwahrnehmung nicht überall gleich. Zeit
hat außerdem mit Qualität, Macht und Erwartun- Nimm Dir Zeit zu lieben,
gen zu tun. denn dies ist das Glück des Lebens.
Wichtig und unabhängig von dem Ort, an dem Sie Nimm Dir Zeit zufrieden zu sein,
leben, ist jedoch, dass Sie erkennen, wie Sie mit denn dies ist die Musik der Seele.
Übungsaufgaben
• Überlegen Sie, was Sie brauchen, um eine Aufgabe auszuführen und schreiben Sie diese Punkte
auf.
• Ordnen Sie die Aufgabenliste nach der Priorität der Aufgaben und legen Sie eine zeitliche
Reihenfolge fest.
• Entscheiden Sie, wer diese Aufgaben ausführen
wird.
• Schätzen Sie, wie viel Zeit Sie für jede Aufgabe
benötigen, wenn Sie diese neben Ihrer üblichen
Arbeit erledigen sollen.
• Überlegen Sie, welche zusätzlichen Ressourcen
Sie brauchen.
• Legen Sie für jede Aufgabe einen Termin fest,
bis zu dem sie erledigt sein muss.
• Übertragen Sie Ihre Aufgaben in eine tägliche
Arbeitsliste in Ihrem Terminkalender.
30
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 5 Eine Methode Ihre „Zeitdiebe“ zu identifizieren T-Kit
Wahr
Die folgenden Fragen sollen Ihnen helfen, Ihre Arbeitszeit in den Griff
zu kriegen und Ihre Zeitdiebe zu identifizieren.
Manchmal
Immer
Selten
Oft
Das Telefon stört mich in Besprechungen oder wenn ich ein wichtiges Papier vorbereite.
Telefongespräche sind fast immer unnötig lang.
Ich werde von meinen Assistenten oder Kollegen unterbrochen,
die mir ihre Probleme erzählen oder nur plaudern wollen.
Ich werde durch unangemeldete Besucher oder Vertreter abgelenkt.
Nach Geschäftsessen und Empfängen fühle ich mich schwerfällig und schläfrig.
Besprechungen dauern zu lange und finden zu häufig statt.
Besprechung haben entweder gar keine oder eine schlecht vorbereitete Tagesordnung.
Der Computer stürzt zu häufig ab.
Die Sekretärinnen sind überarbeitet.
Mein Assistent ruft mich am Wochenende und in den Ferien an.
Ich habe einen Berg von Papieren, die erledigt werden müssen, auf meinem Schreibtisch.
2
Nur unter Druck schaffe ich es, Termine festzulegen und einzuhalten.
Ich habe zu viel Papierkram auf dem Schreibtisch. Allein die Post und sonstiges
durchzulesen, nimmt zu viel Zeit in Anspruch.
Wichtige Aufgaben, die viel Konzentration erfordern, schiebe ich bis zum
letzten Augenblick auf.
Ich habe Schwierigkeiten meine Ziele und Prioritäten klar zu definieren.
Sie sind konfus und ändern sich ständig.
Ich verschwende zu viel Zeit mit nebensächlichen Dingen.
Ich mache mir keinen täglichen Arbeitsplan.
Ich delegiere zu selten.
Ich neige dazu, alles zu gut machen zu wollen. Ich verliere mich in Details.
Ich muss häufig Probleme lösen, die andere genauso gut erledigen könnten.
Addieren Sie die in jeder Spalte erreichten Punkte. = = = =
X0 X1 X2 X3
Multiplizieren Sie das Ergebnis jeder Spalte mit der jeweils angegebenen Zahl.
= = = =
Errechnen Sie die Gesamtpunktzahl. =
Der Inhaber des Copyrights konnte nicht ermittelt werden. Wir sind dankbar für Informationen, die es uns ermög-
lichen, mit ihm in Kontakt zu treten.
31
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
2.3.4 Stressbewältigung Freund/Freundin) und wie viele Veränderun-
gen müssen bewältigt werden? Je größer Trag-
Stress tritt auf, wenn ein Ungleichgewicht besteht weite und Veränderung sind, umso größer ist
zwischen den Anforderungen, die an eine Person die Wirkung des Stressors.
gestellt werden, und den Ressourcen, die dieser
Person zur Verfügung stehen, um auf diese An- • Zeitdauer – Wenn ein Stressor über einen lan-
forderung zu reagieren. Die Anforderungen kön- gen Zeitraum wirkt, verursacht er eine höhere
nen real sein (wie zum Beispiel Dinge außerhalb Stressbelastung. Zum Beispiel Müdigkeit: Ein
der Kontrolle der betreffenden Person). Die Res- Schlafdefizit, das über lange Zeit anhält, löst
sourcen können ebenfalls real (Fakten) oder sub- eine höhere Stressbelastung aus als eine Nacht,
jektiv (was Sie denken, fühlen, sich vorstellen etc.) in der man schlecht geschlafen hat.
sein.
• Kumulativer Effekt – Er entsteht, wenn sich
Zu den Ressourcen gehören: verschiedene Stressoren über einen längeren
Zeitraum hinweg ansammeln und keine Me-
• Physische Fähigkeiten: Gesundheit, Fitness und chanismen bestehen, um diese Anhäufung
Stärke von Stressoren zu reduzieren oder zu verhin-
dern. Zahlreiche kleine Irritationen und Är-
• Intellektuelle Fähigkeiten: Fähigkeit zum kom- gernisse können zum Beispiel zu massiven
plexen Denken und zur Problemlösung Auseinandersetzungen zwischen zwei Perso-
nen führen.
• Emotionale Fähigkeiten: das richtige Erkennen
von Gefühlen und die konstruktive Erfüllung • Multiplizität – Mehrere Stressoren zur gleichen
von Bedürfnissen Zeit verursachen eine höhere Stressbelastung.
Wenn verschiedene Dinge zusammenkommen,
2 Positiver Stress kann positive Auswirkungen auf wie zum Beispiel ein Streit mit den Eltern, be-
eine Person haben. Diese Form von Stress tritt auf, vorstehende Abschlussprüfungen und der Ver-
wenn Geist und Körper gefordert sind und die lust eines geliebten Menschen, wird dies als
eigenen Grenzen überschreiten wollen, um auf die belastender empfunden als wenn jedes dieser
Situation reagieren zu können. Dies ist der Fall, Ereignisse separat auftritt.
wenn eine Person das Gefühl hat, dass sie:
• Näher rückender Termin – Wenn eine Aufgabe
1. verschiedene Wege zur Bewältigung dieser in einigen Wochen oder Monaten erledigt sein
Herausforderung kennt („Es gibt so viele Mög- muss, erhöht sich die Stressbelastung, je näher
lichkeiten!“), der Termin rückt. Wenn Sie zum Beispiel zwei
Monate vorher erfahren, dass Sie ein Projekt
2. über die (internen und externen) Ressourcen übernehmen sollen, erscheint dieser Termin
zur Bewältigung dieser Herausforderung ver- noch so weit entfernt, dass es schwer fällt, sich
fügt („Ich schaffe es!“), schon jetzt mit der Vorbereitung zu beschäfti-
gen. Wenn der Termin näher rückt und die Vor-
3. eine gewisse Kontrolle über die Ereignisse hat bereitungen noch nicht abgeschlossen sind,
(„Ich kann Einfluss nehmen!“), steigt die Stressbelastung so lange an, bis Sie
mit der Arbeit an dem Projekt beginnen.
4. genug Zeit hat, um sich zwischen ihren Auf-
gaben zu entspannen. Jeder Mensch nimmt potenzielle Stressoren unter-
schiedlich wahr. Wie ein Mensch auf einen Stressor
Die Stressbelastung ist die Menge oder der Grad an reagiert und welche Stressbelastung durch ihn
Stress, der empfunden wird, wenn wir Stress ausge- ausgelöst wird, hängt von seinem Selbstverständ-
setzt sind oder mit einem Ereignis oder einer Situa- nis, der Stresstoleranz seines Körpers, seinem Alter
tion konfrontiert sind, die uns Stress bereitet. Es und seinen externen Ressourcen ab.
gibt bestimmte Faktoren, die den Grad des Stresses In diesem Kapitel werden diese Faktoren unter-
beeinflussen, dem wir ausgesetzt sind. Sie wirken sucht.
sich sowohl auf das physische als auch das psy-
chische Wohlbefinden einer Person aus. Selbstverständnis
Das Selbstverständnis wird mit der „Theorie der
• Merkmale des Stressors interpersonellen Bedürfnisse“ erläutert. Sie besagt,
• Persönliche Wahrnehmung des Stressors dass jeder Mensch folgende emotionale Bedürf-
nisse hat:
Jedes Ereignis oder jede Situation weist bestimmte
Merkmale auf, die bestimmen, wie stark uns ein • die eigene, einzigartige Identität zu entdecken
stressauslösender Faktor belastet. Zu den Kennzei- und gleichzeitig aufgrund dieser einzigartigen
chen des Stressors und der daraus resultierenden Identität integriert zu sein (sich geschätzt und
Stressbelastung gehören unter anderem: wichtig fühlen),
• Tragweite – Wie entscheidend und wichtig ist • in der Lage zu sein, unsere Handlungen und
das Ereignis für den Einzelnen (Todesfälle, das, was mit uns geschieht kontrollieren oder
Nichtbestehen einer Prüfung, Trennung von beeinflussen zu können,
32
Management von
Jugendorganisationen
• sich mit anderen zusammenzutun und sich Zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr T-Kit
geliebt und liebenswert zu fühlen. sowie im Teenageralter verlagert sich der Schwer-
punkt von der Familie auf Gleichaltrige, das soziale
Diese Bedürfnisse können nur von anderen Men- Umfeld und die Schule. Viele Teenager sind
schen erfüllt werden und deshalb können Men- gestresst, weil sie glauben, „cool“ und erfolgreich
schen, die in unserem Leben wichtig sind, Einfluss sein zu müssen. Im sozialen Bereich können Freun-
auf unsere Entwicklung und auf das Bild nehmen, de und die eigene Beliebtheit eine hohe Stressbe-
das wir von uns selbst haben. Wenn diese Bedürf- lastung verursachen, wenn ein Jugendlicher nicht
nisse richtig erfüllt werden, haben wir das Gefühl, so viele Freunde hat, wie er es sich wünscht. Der
dass wir um unserer selbst willen geschätzt wer- Jugendliche kann Verhaltensweisen entwickeln, um
den, dass wir kompetent und nützlich sind, dass cool und beliebt zu wirken (und sich auch so zu
wir bewundert, geliebt und unterstützt werden. fühlen). In der Schule ist der Jugendliche mit in-
Daraus entsteht ein positives Selbstverständnis ternem und externem Druck konfrontiert.
und eine gesunde Selbstachtung. Wenn diese
Bedürfnisse nicht erfüllt werden, fühlen wir uns Stressoren, die Erwachsene betreffen, unterschei-
wertlos, nutzlos und nicht liebenswert. Dies führt den sich zwar qualitativ, sind aber ebenfalls zahl-
zu einem negativen Selbstverständnis und einem reich vorhanden. Eine allein stehende Person muss
Mangel an Selbstachtung. ihre finanzielle Situation regeln, ihren Lebens-
unterhalt sichern und sehen, wie sie Arbeit und
Ihr Selbstverständnis fungiert als Filter und be- soziale Kontakte unter einen Hut bringt. In einer
wirkt, dass Sie die Welt um sich herum so wahr- Familie ist dies alles noch komplexer, weil man
nehmen, wie Sie sich in Ihrem Innern fühlen. Ein sich um sich selbst, den Ehepartner und die Kinder
negatives Selbstverständnis (zum Beispiel ein kümmern muss. Erwachsene haben viele Verpflich-
geringes Selbstwertgefühl) kann bewirken, dass Sie tungen und daraus entstehender Druck, Frustra-
glauben, einer Herausforderung nicht gewachsen tion und Konflikte verursachen eine hohe Stress-
zu sein. Wenn Sie mit einem Problem konfrontiert belastung. 2
werden, das gelöst werden muss, sind Sie besorgt
und ängstlich, weil Sie nicht sicher sind, ob Sie das Im Leben eines Menschen im Ruhestand gibt es im
Richtige tun können oder ob Sie überhaupt eine Wesentlichen fünf Situationen, die Stress auslösen:
Lösung finden werden! Krankheit, Verlust von Status, Arbeit, Unabhängig-
keit und Freunden sowie die zunehmende Abhän-
Wenn Sie sich geliebt fühlen und ein positives gigkeit von anderen (finanziell, physisch, emotional).
Bild von sich haben, gibt Ihnen Ihr ausgeprägtes
Selbstwertgefühl und das Vertrauen in Ihre Fä- In den verschiedenen Lebensphasen wirken einige
higkeiten die zusätzliche Kraft, die Sie brauchen, Stressoren stärker als andere, abhängig von der Si-
um mit einem stressauslösenden Faktor fertig zu tuation der betreffenden Person, ihren Bedürfnis-
werden! Ein positives Selbstverständnis schafft sen und den Erfahrungen, die sie in ihrem Leben
die internen Ressourcen, auf die Sie zurückgrei- gemacht hat.
fen können, wenn Sie eine Anforderung erfüllen
müssen. Es ermöglicht Ihnen die Bewältigung Externe Ressourcen
von Stress. Wenn Sie in einer Stresssituation sind, kann die
Belastung verringert werden, wenn Sie das Gefühl
Stresstoleranz des Körpers haben, dass jemand da ist, mit dem Sie über Ihre
Damit ist die Menge an Stress gemeint, die Ihr Kör- Gefühle sprechen können. Es ist viel schwieriger,
per ertragen kann, ohne völlig zusammenzu- mit einer solchen Situation fertig zu werden, wenn
brechen. Diese Fähigkeit hängt mit Ihren physi- Sie das Gefühl haben, ganz allein und auf sich selbst
schen Ressourcen, also der Gesundheit Ihres Körpers, gestellt zu sein.
zusammen. Ausschlaggebend ist, wie fit Sie sind,
wie viel Sie schlafen und wie gesund Sie sich er- Wir haben uns bisher mit den Stressoren beschäf-
nähren. tigt und sollten nun auf die Melioren eingehen.
Melioren sind positive Indikatoren und damit ge-
Alter nau das Gegenteil von Stressoren. Melioren sind
Jede Entwicklungsstufe, die ein Mensch durchläuft, Erfahrungen, die zu einem Gefühl des Wohlbefin-
hat ihre eigenen Stressoren. dens und des Glücks beitragen und die innere
Der wichtigste Entwicklungsschritt, den ein Kind Lebenskraft stärken. Sicher erinnern auch Sie sich
vollziehen muss, ist die Entwicklung der eigenen an solche Ereignisse. Jede Person und jede Gemein-
Persönlichkeit und die Erfüllung seiner sozialen schaft sollte „ihre eigenen Melioren“ erkennen und
und emotionalen Bedürfnisse durch die Familie, sich ins Gedächtnis rufen, weil diese das Leben der
wie oben erläutert wurde. Gemeinschaft bereichern.
33
Management von
Jugendorganisationen Sie können diese Seite ausdrucken und aufbewahren, um später nachsehen zu können ! Legen Sie dieses
T-Kit
Blatt in Ihr Tagebuch oder Ihren Terminkalender, damit Sie es zur Hand haben, wenn Sie intensive
Emotionen erleben. Es wurde für Schüler oder Studenten entwickelt, aber es eignet sich ebenso für Mana-
gerinnen und Manager in europäischen Jugendorganisationen.
❏ Nutzen und planen Sie Ihre Zeit so, dass ❏ Fragen Sie grundsätzlich, wenn Sie weitere
Arbeitszeit und Freizeit ausgewogen sind. Informationen brauchen.
❏ Stellen Sie fest, wie Sie Ihre Zeit nutzen : ❏ Machen Sie sich klar, dass Sie manchmal
Verschwenden Sie die Zeit, in der Sie am nicht alles tun können, was Sie gern möch-
besten denken und kreativ sein können, ten (manchmal bleibt wegen der Schul-
nicht mit Fernsehen oder Zeitung lesen. arbeiten keine Zeit zum Feiern !)
Sparen Sie sich diese Dinge für eine Zeit
auf, in der Ihr Gehirn nicht mehr so leis-
tungsfähig ist.
❏ Machen Sie Pausen, lachen Sie mit jeman- ❏ Sprechen Sie mit Menschen, denen Sie ver-
dem gemeinsam (nicht über jemanden). trauen, um Stress abzubauen.
34
Management von
Jugendorganisationen
2.3.5 Kommunikationsmanagement Worte Lärm verursachen oder die Kommunikation T-Kit
stören und die eigentliche Botschaft verzerren
Alles, was wir tun – Worte, Handlungen, Gesten, oder verstärken.
Blicke etc. – verrät etwas über uns. Nicht nur Worte
haben eine symbolische oder konventionelle Be- Beteiligt sind an der Kommunikation immer ein
deutung, alles, was wir tun, erhält durch die Kultur Sender und ein Empfänger. Die Rolle des Empfän-
und den Kontext, in dem wir es tun, eine Bedeu- gers besteht darin, die Botschaft zu interpretieren,
tung. Manchmal verwenden wir nicht dieselben die vom Sender vermittelt wird, und eine Bestäti-
Symbole. Oder wir verwenden dieselben Symbole gung zurückzuschicken. Daher ist es wichtig, dass
und gehen fälschlicherweise von übereinstimmen- Sender und Empfänger denselben Code verwen-
den Interpretationen aus. den, der nicht nur aus Worten bestehen muss, son-
dern auch Gesten und Symbole umfassen kann.
In der Kommunikation spielen Gefühle, Wahrneh- Aufmerksamkeit sollte also nicht nur den Worten
mungen, gemachte Erfahrungen, Vergangenheit und beigemessen werden, sondern auch allen anderen
Erwartungen eine größere Rolle als Worte, weil Kommunikationsmethoden.
Abb. 7 Johari-Fenster
2
selbst selbst
bekannt unbekannt
nachfragen
offen (Feedback) blind
Anderen
bekannt
etwas von sich
preisgeben
sprechen,
Anderen
versteckt unbekannt
unbekannt
Der Inhaber des Copyrights konnte nicht ermittelt werden. Wir sind dankbar für Informationen, die es uns ermög-
lichen, mit ihm in Kontakt zu treten.
35
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Bei jeder effektiven Kommunikation sollten fol- achtung und schafft ein stabileres Selbstbild.
gende Elemente berücksichtigt werden: Wenn wir den Inhalt eines Fensters ändern, verän-
dert sich auch das, was sich in den anderen Fen-
• Inhalte – Welche Botschaft wollen Sie vermit- stern befindet. Wenn wir Feedback von anderen
teln? verlangen, lernen wir etwas über uns selbst, das
wir, im Gegensatz zu den anderen, vorher nicht
• Medien – Welche Kommunikationsmethode wussten. Auf diese Weise verschieben sich die
eignet sich in dieser Situation am besten Dinge aus dem blinden Fenster ins offene Fenster.
(Sprache, Schrift, Bilder, Simulation, Bewe- Wenn Sie anderen Informationen über sich selbst
gung)? geben, verlagern Sie diese Informationen vom
verborgenen ins offene Fenster. Dazu müssen wir
• Bedeutung – Worin liegt die Bedeutung für je- uns selbst öffnen und bereit sein, anderen zu ver-
den einzelnen Teilnehmer und für die Gruppe? trauen. Wir müssen Risiken eingehen, weil wir
Dinge offen legen, die wir bisher für uns behalten
• Richtung – Wird die Botschaft mit der Möglich- haben.
keit einer Erwiderung vermittelt oder dient sie
lediglich als Mitteilung? In unserer Gesellschaft gibt es unterschiedliche
Grenzen bei der Preisgabe von Informationen über
• Wirkung – Prüfen Sie die Wirkung anhand des die eigene Person: Menschen mit höherem Status
Feedbacks und passen Sie die Kommunikation erzählen in der Regel weniger über sich selbst
entsprechend an. als Menschen mit geringerem Status, Frauen er-
zählen anderen Frauen mehr als sie Männern
Diese Elemente werden Ihnen helfen, vom linearen erzählen.
Kommunikationssystem zu einem kreisförmigen
Kommunikationssystem überzugehen. Die Preisgabe von Informationen über die eigene
2 Überprüfen Sie nun den Kontext – physisches und Person wird häufig als Indikator dafür angese-
soziales Umfeld, Interpretation der Teilnehmen- hen, dass eine Person psychisch stabil und ge-
den, Identität (Rollen und Funktionen) der Teilneh- sund ist. Etwas von sich preiszugeben erfordert
mer und anderer, frühere Ereignisse und Erwar- Vertrauen in andere und Selbstakzeptanz und
tungen. führt dazu, dass wir uns seltener verteidigen
müssen und weniger oft in Verlegenheit geraten.
Mithilfe des Kontexts können Sie besser verste- Es zeugt von Selbstvertrauen und häufig wird
hen, was kommuniziert wird, weil der Kontext diese Offenheit von anderen erwidert. Wenn Sie
festgelegte Verhaltensweisen nach gemeinsamen etwas über sich selbst preisgeben, ermutigen Sie
Regeln ermöglicht. Das Beispiel des Eisbergmo- andere, im Gegenzug etwas über sich zu er-
dells, das in Kapitel 1 beschrieben wurde, verdeut- zählen. Sie lernen sich dabei auch selbst kennen
licht dies. und stellen vielleicht fest, dass bestimmte persön-
liche Eigenschaften, die Sie peinlich oder unge-
In einem multikulturellen Umfeld ist es wichtig, hörig finden, von anderen als völlig normal betra-
die vermittelte Botschaft besonders sorgfältig zu chtet werden. Dies alles bleibt Ihnen jedoch
prüfen. Wenn wir eine fremde Sprache sprechen, verborgen, wenn Sie nicht bereit sind, etwas von
verwenden wir häufig dieselben Worte mit sich preiszugeben.
unterschiedlicher Bedeutung, weil wir versuchen,
sie auf unsere eigene Muttersprache zu übertra- Der Prozess, in dem das offene Fenster erweitert
gen. Fragen zu stellen ist ein nützliches Mittel, um wird, wird als die Preisgabe von Information über
zu überprüfen, ob man etwas verstanden hat und die eigene Person bezeichnet. Es ist ein Prozess des
ob die eigene Botschaft ebenfalls richtig ver- Gebens und Nehmens zwischen einer Person und
standen worden ist. Feedback zu geben ist eine den Menschen, mit denen sie interagiert. Wenn sie
Kunst und nicht bloß ein Instrument zur besseren anderen etwas über sich selbst erzählt (und Infor-
Verständigung. mationen aus dem verborgenen in das offene Fen-
ster verschiebt) und ihr Gegenüber sie kennen ler-
Das Johari-Fenster, benannt nach den Vornamen nen will, erzählt sie in der Regel etwas über sich
der Begründer, Joseph Luft und Harry Inham, ist selbst und gibt Informationen aus ihrem verborge-
eines der nützlichsten Modelle, um den Prozess nen Fenster preis.
der interpersonellen Beziehungen zu beschreiben.
In einem „Fenster“ mit vier Scheiben wird die per-
sönliche Wahrnehmung, in vier verschiedene Ar- 2.3.6 Bewältigung von
ten unterteilt, jeweils in einer Scheibe dargestellt: Veränderungen
offen, verborgen, blind oder unbekannt. Die Linien,
die diese vier Scheiben trennen und die Aspekte Die Möglichkeiten zur Bewältigung von Veränderun-
unserer Persönlichkeit untergliedern, die uns selbst gen sind so vielfältig wie die Veränderungen selbst.
oder anderen bekannt oder unbekannt sind, sind Veränderungen sind mit Unsicherheit verbunden.
wie Rollläden, die sich während einer Interaktion Die Bewältigung von Veränderungen ist ein Pro-
bewegen können. zess des Übergangs von der aktuellen Situation zur
„Vision“ von der Zukunft, der auch schmerzhaft
Etwas von sich selbst preiszugeben, wirkt sich sein kann. In diesem Kapitel geht es um die per-
positiv auf Beziehungen aus, erhöht die Selbst- sönliche Veränderung.
36
Management von
Jugendorganisationen
Situation ist, mit der sie konfrontiert sind. Um- T-Kit
Übungsaufgaben gekehrt dagegen besteht kaum Widerstand gegen
Veränderungen, die die Menschen verstehen und
Bitte beachten Sie, dass diese Übung nur von denen sie wissen, dass sie ihnen Vorteile brin-
in einer Gruppe durchgeführt werden gen werden. Menschen wehren sich gegen Dinge,
sollte, in der sich die Mitglieder gut , sich die ihnen aufgezwungen werden, die sie nicht ver-
gegenseitig vertrauen und respektvoll mit- stehen, die sie nicht kontrollieren können und auf
einander umgehen. die sie keinen Einfluss haben.
• Fordern Sie alle Mitglieder der Gruppe
auf, eine kleine Veränderung, die sie Sie können sich selbst folgende Kernfragen stellen:
zur Verbesserung ihrer Lebenssituation • Welches sind die wichtigsten internen Katalysato-
erreichen möchten, auf einen Zettel zu ren für persönliche Veränderungen?
schreiben. • Welches sind die wichtigsten externen Katalysa-
• Bitten Sie die Teilnehmer anschließend, toren für persönliche Veränderungen?
die Zettel auszutauschen. • Welches sind die Haupthindernisse für persön-
liche Veränderungen?
• Bitten Sie einen Teilnehmer vorzulesen,
was auf dem Zettel steht, den er be- Die Eigenschaften, die notwendig sind, um erfolg-
kommen hat. reich zu sein, ändern sich, und Menschen müssen
• Fordern Sie die Teilnehmer auf zu klat- sich ebenso wie Organisationen im Laufe der Zeit
schen, wenn auch sie die vorgeschlage- anpassen und verändern. Es gibt bestimmte Merk-
ne Veränderung umsetzen möchten. male, die zeigen, ob Organisationen offen gegenüber
• Sie werden feststellen, dass einige Wün- Veränderungen sind. Organisationen, die externe
sche viel und andere wenig Beifall er- Einflüsse erkennen und umsetzen und offen für Ver-
halten. änderungen sind, weisen in der Regel bestimmte
Kennzeichen auf: 2
• Zugang zu Informationen – Wenn Veränderun-
gen Wirkung zeigen und die Beteiligten inten-
Es gibt verschiedene Arten von Veränderungen. siver in die Erreichung der Ziele der Organisa-
tion eingebunden werden sollen, brauchen sie
• Veränderungen können eine wesentliche Ver- Zugang zu Informationen.
besserung einer Situation sein, wie zum Bei-
spiel die Entwicklung von der handschriftlichen • Fähigkeit, mit Ungewissheit fertig zu werden –
Aufzeichnung (schriftlicher) Informationen zu Jede Organisation muss lernen, in einem un-
heutigen leistungsfähigen Laptops. Diese Ver- sicheren Umfeld zu arbeiten. Die Mitarbeiterin-
änderung hat sich in mehreren Schritten voll- nen und Mitarbeiter müssen in der Lage sein
zogen. Jeder Schritt bewirkt eine Verbesserung zu akzeptieren, dass sie nicht auf alles eine
und erfordert entsprechende Fähigkeiten, Trai- Antwort bekommen, sie müssen lernen, weiter-
ning sowie Investitionen. hin Fragen zu stellen und bereit sein, den Kurs
zu ändern, wenn sich neue Chancen ergeben
• Veränderungen können jedoch auch von noch und neue Risiken auftreten.
größerer Tragweite sein. Bei einer biologischen
Metamorphose zum Beispiel vollzieht sich eine • Innovationsfähigkeit – Erfolgreiche Organisatio-
vollständige Verwandlung, in der der bisherige nen sind die Organisationen, die das innovative
Status Quo grundlegend erschüttert wird (in Potenzial ihrer Mitarbeiter freisetzen und nutzen.
den meisten Fällen ist eine Schlafphase not-
wendig, um die Veränderung zu bewältigen). • Risikobereitschaft – Die Freiheit, Risiken ein-
zugehen, muss Teil der Organisationskultur sein.
Durch Veränderungen werden alle möglichen Äng- Der „Umgang mit Fehlern“ muss in der gesam-
ste und Unsicherheiten hervorgerufen. Folglich ten Organisation überprüft werden.
sind wir nur dann zu Veränderungen bereit, wenn
dies unumgänglich ist. Es ist schwierig, Verände- • Teamgeist – Gefördert wird nicht die Individu-
rungen in einer Organisation zu erreichen. Sie ge- alität, sondern das Gemeinschaftsgefühl.
lingen nur, wenn die Mitarbeiter wissen, warum sie
erfolgen, wenn sie die Veränderungen für berech- • Flexible, aber stabile Systeme – Organisationen,
tigt halten und sie als notwendig akzeptieren. die Veränderungen gut bewältigen, verfügen
über einfache Verfahren, Konzepte und Systeme.
Ein starker Katalysator ist erforderlich, damit wir
die Unsicherheit auf uns nehmen, die mit Verän- • Konfliktfähigkeit – Erfolgreiche Organisatio-
derungen verbunden ist. Häufig erweisen sich nen regen Diskussionen an und fördern Unter-
schwierige Umstände als wirksamster Katalysator. schiede und schaffen es trotzdem, dies zu
Menschen wehren sich aus verschiedenen Grün- einem kreativen Prozess zu verbinden.
den und mit unterschiedlicher Intensität gegen
Veränderungen. Dieser Widerstand gegenüber Ver- Diese Merkmale können bis zu einem gewissen
änderungen ist umso größer, je mehr die Men- Grad auch auf Personen übertragen werden. Un-
schen zu verlieren glauben und je unsicherer die sere Fähigkeit, Veränderungen im persönlichen
37
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Umfeld zu akzeptieren und umzusetzen, kann ei- Bedenken Sie, dass es Menschen sind und nicht
ner der folgenden Stufen entsprechen: Organisationen, die sich gegen Veränderungen
sträuben. Wenn die Mitarbeiter in einer Organisa-
• Schock und Unglaube – das Gefühl, überrascht tion auf allen Ebenen, vom oberen Management
oder aus dem Gleichgewicht gebracht zu wer- bis hin zu den Angestellten, Veränderungen nicht
den, wenn etwas Unerwartetes geschieht. „Nein, mittragen, sind diese zum Scheitern verurteilt.
das kann nicht wahr sein, sind Sie sicher?“ Dazu gibt es keine Alternative. Ohne das Engage-
ment der Mitarbeiter ist jedes Projekt zum Schei-
• Schuldgefühle/Verärgerung/Schutzreaktion – ein tern verurteilt. Veränderungen können nur dann
Gefühl der Frustration (warum hat man uns das erfolgreich bewältigt werden, wenn es Ihnen
nicht gesagt?), Schuldgefühle (Ich hätte diesen gelingt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür
Fragebogen ausfüllen sollen). Wir können zu gewinnen.
Ärger und Schuldgefühle nur kurze Zeit ertra-
gen, deshalb neigen wir dazu, diese Gefühle auf Veränderungen sind nicht abgeschlossen, wenn sie
andere zu projizieren. „Sie“ können zum Feind umgesetzt sind. Sie müssen sorgfältig durch drei
werden und sind dann für Veränderungen und wichtigen Phasen hindurch begleitet werden: um-
damit verbundene Probleme verantwortlich. denken (die Notwendigkeit von Veränderungen ak-
zeptieren), handeln (Planung und Umsetzung von
• Vernünftige Betrachtung – Wir fangen an, un- Veränderungen) und festigen (die erfolgreiche Um-
sere Gefühle zu überwinden und unseren Kopf setzung feiern und die eingeführten Neuerungen
einzusetzen. Wir versuchen, die Probleme zu festigen). Diese Schritte können mehrfach wie-
verstehen oder sie rationell zu erfassen und derholt werden. Es ist wichtig, weit reichende Ver-
nach Lösungen zu suchen. änderungen in kleine Schritte zu untergliedern.
Damit können Veränderungen leichter bewältigt
• Integration – Wir versuchen, unser Verhalten werden und immer, wenn eine Etappe erfolgreich
2 den Veränderungen anzupassen. Wir beginnen, abgeschlossen worden ist, stellt sich ein Gefühl der
die Veränderungen umzusetzen. Zufriedenheit und der Bestätigung ein. Diese Vor-
gehensweise zeigt außerdem, dass Veränderungen
• Akzeptanz. erfolgreich umgesetzt werden können! Beachten
Sie aber, dass ein Gefühl der anhaltenden Instabilität
Bei der Umsetzung von Veränderungen gibt es vier entsteht, wenn der Prozess zu oft wiederholt wird.
weitere Stufen:
Pasini und Donato geben uns einige Ratschläge an
• Erkennen – zur Kenntnis nehmen, das sich die Hand, wie wir persönliche Veränderungen er-
eine Veränderung vollzieht. folgreich vollziehen können:
• Verstehen – beinhaltet die Aufklärung über die 1. Stellen Sie fest, in welchem Bereich Sie eine
Vor- und Nachteile, erfordert die Einbeziehung Veränderung erreichen möchten.
in den Prozess und eine offene Kommunika- Es ist wichtig, zu verstehen, dass wir in unseren un-
tion, Schulungs- und Trainingsangebote. terschiedlichen Lebensbereichen verschiedene Hal-
tungen einnehmen. Legen Sie fest, welchen Bereich
• Engagement – entsteht, wenn die Beteiligten Sie ändern wollen und prüfen Sie, wie Ihr Umfeld
den Nutzen der Veränderungen erkennen und auf diese Veränderung reagieren wird.
verstehen, dass durch die Veränderungen
Verbesserungen erreicht werden. 2. Lernen Sie, zu träumen.
Veränderung bedeutet, von etwas Neuem, Unbe-
• Handeln – Einbeziehung in die Erarbeitung kanntem zu träumen, das erst geschaffen werden
der Durchführungspläne, klare Festlegung von muss. Träumen Sie von einem Idealzustand, stellen
Rollen und Zuständigkeiten. Sie sich vor, was Sie wirklich wollen. Erst dann
können Sie die Strategien zur Verwirklichung dieses
Organisationskultur und Mitarbeiter/-innen sind Traums festlegen.
untrennbar miteinander verbunden. Ein Reform-
programm wirkt sich auf die Arbeitsweise der 3. Erwarten Sie nicht, dass Veränderungen von an-
Organisation und der Mitarbeiter aus. Menschen deren ausgehen.
reagieren abhängig von ihren eigenen persön- Es ist zu einfach zu glauben, dass ein anderer an
lichen Plänen, ihren Lebensumständen und ihrem der eigenen Unzufriedenheit schuld ist. Sie müssen
Verständnis des Prozesses unterschiedlich auf die inneren Ressourcen entdecken, die Ihnen eine
Veränderungen. Es ist leichter, negativ zu reagieren Veränderung ermöglichen, und Sie dürfen nicht pes-
als eine positive Haltung einzunehmen. Denjeni- simistisch sein.
gen, die Veränderungen ablehnen, muss mehr Auf-
merksamkeit gewidmet werden, aber auch die Be- 4. Bauen Sie dynamische Beziehungen auf.
fürworter von Veränderungen sind betroffen und Wir denken zu oft in stabilen Beziehungsmustern.
müssen richtig betreut werden. Grundsätzlich ist mit Jeder von uns ändert sich, und deshalb sind wir
einer negativen Haltung gegenüber Veränderungen manchmal lieber mit Fremden zusammen als mit
zu rechnen. Viele lehnen Veränderungen prinzipiell Freunden oder Kollegen. Veränderungen, die ge-
ab, ohne Rücksicht darauf, welche Auswirkungen meinsam mit anderen vollzogen werden, erfordern
damit tatsächlich für sie verbunden sein werden. und schaffen jedoch dynamische Beziehungen.
38
Abb. 8
Jones, Neil R.: The Managing Change Pocketbook, Management Pocketbooks Ltd. 1995, S. 56
39
T-Kit
Management von
Jugendorganisationen
2
2
40
T-Kit
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 9
Jones, Neil R.: The Managing Change Pocketbook, Management Pocketbooks Ltd. 1995, S. 58
Abb. 10
Jones, Neil R.: The Managing Change Pocketbook, Management Pocketbooks Ltd. 1995, S. 61
41
T-Kit
Management von
Jugendorganisationen
2
3 Mitarbeiterführung
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
3.1 Einleitung
Dieser Abschnitt des T-Kit befasst sich mit den Welches sind die Nachteile der Gruppen-
wichtigsten Punkten in der Mitarbeiterführung. arbeit ?
Ein wesentlicher Teil ist das Konzept der Team-
arbeit und der Teamleitung, weil es die Grundlage Sie kostet Zeit ?
für viele andere Aspekte ist. Wenn wir die Frage Verlust der persönlichen Identität ?
„Wer sind die Mitarbeiter?“ beantwortet haben,
können wir im nächsten Kapitel versuchen, die
Frage „Wie können wir sie führen?“ zu beant-
worten.
43
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Ziel dieses Abschnitts ist es, Möglichkeiten aufzu- für die Ausarbeitung eines Strategieplans über-
zeigen, mit denen wir das Maximum aus unseren nommen hat, die neue Konzepte einführt und zu
Teams herausholen. Sie könnten mit folgenden Diskussionen und Kritik an der Umsetzung und
Fragen beginnen, die zugleich auch eine Übung der Politik der Organisation ermuntert.
sind. Der Manager hat dabei sicherzustellen, dass die ab-
gestimmte Politik eingehalten wird, dass die rich-
tigen Indikatoren und Maßnahmen zur Umset-
zung angewendet werden. Sie/er befasst sich mit
der Anwendung, während der Leiter sich mehr mit
der Struktur befasst. Es ist klar, dass beide Ele-
Übungsaufgabe mente – Leitung und Management – nicht leicht
voneinander getrennt werden können. In Wirk-
• Vergleichen Sie die lichkeit ist es so, dass Menschen in verantwortlichen
Rollen im Belbin-Team Positionen manchmal bessere Führungskompe-
(Abb.11) mit denen in tenzen als Managementkompetenzen besitzen und
Ihrem Team. umgekehrt – ein weiterer Grund für den Team-
gedanken in einer bestehenden Organisation.
Übungsaufgabe
Eine wichtige Arbeit in Bezug auf die einzelnen • Welches sind die verschiedenen
Rollen, die Mitglieder eines Teams übernehmen, Funktionen eines Teamleiters ?
stammt von Meredith Belbin. Als individuelle Mit-
glieder und vor allem als Teamleiter sollten wir Koordination
verstehen, welche Rollen uns am meisten liegen. Ermutigung
Belbin hat acht Typen von „nützlichen Personen in
Teams”, die in der folgenden Tabelle beschrieben Motivation
sind, unterschieden.
Beispiele geben
Offensichtlich haben alle diese Rollen ihre Stärken Neue Mitarbeiter
und Schwächen, wie sie jede einzelne Person im gewinnen
Team auch hat. Der kritische Punkt ist unser Ver-
ständnis und unsere Wertschätzung dieser Rollen Sicherstellen, dass die
und das Vermögen herauszufinden, wo die Schwach- Arbeit erledigt wird
punkte in der Zusammensetzung des Teams liegen. Ziele setzen
44
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 11 Nützliche Rollen in einem Team T-Kit
Belbin, R.M.: Management Teams, Heinemann 1981 ; nachgedruckt mit Erlaubnis von Butterworth Heinemann,
eine Abteilung von Reed Educational and Professional Publishing Ltd.
45
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit Abb. 12 Aktionszentriertes Führungsmodell
Adair, John : Effective Leadership : a self development manual, Aldershot : Gower 1983, ISBN 0-330-28100-3
3
gehörigkeit und des allgemeinen Verständnisses
lenken, wird dasselbe passieren. Oder wenn wir uns
auf die zu erledigende Aufgabe konzentrieren, ohne
Übungsaufgabe
aus einer Gruppe von Personen ein Team zu ma-
chen, oder ohne die Entwicklungsbedürfnisse jedes • Diskutieren Sie in kleinen Gruppen über
einzelnen Mitglieds zu beachten, müssen wir mit eine historische Führungspersönlichkeit
Schwierigkeiten bei der Erreichung des Ziels rechnen. und warum sie erfolgreich oder effektiv
war.
Teams sind flexibel und dynamisch, daher muss
auch die Leitung flexibel und dynamisch sein. Die
so genannte Rücksichtslosigkeit berühmter „Führer“
der Weltgeschichte kann häufig vielleicht als Fixie-
rung auf ein bestimmtes Ziel gesehen werden: eine
Fixierung, die von den Anhängern geteilt wird und sationen. Bedürfnisse sind oft verschieden und än-
die alle anderen Überlegungen überlagert. In den dern sich, und so muss die Leitung in unseren Or-
europäischen Jugendorganisationen sind Demo- ganisationen schnell reagieren können und
kratie, gemeinsame Entscheidungsfindung und Team- aktiv sein. Der Begriff „Führungsstil” kann uns hier
geist äußerst wichtig, um die Ziele im neuen Jahr- zum besseren Verständnis dienen. Wenn unsere
tausend zu erreichen. Während das Phänomen der Leitung dynamisch und flexibel sein muss, so
Führung durch Persönlichkeit noch immer viel muss der Leiter Situationen einordnen können –
leistet, ist eine nachhaltige, Verantwortung dele- Aufgaben, Teams und einzelne Personen – und Ent-
gierende und einbeziehende Führung in der Lage, scheidungen treffen, wie reagiert wird. Die Entschei-
auf verschiedene Bedürfnisse mit verschiedenen dungen eines Leiters führen zu weiteren Situatio-
Lösungen zu reagieren. nen – neuen Aufgaben, engeren Teams, besser
entwickelten Einzelpersonen (oder zum Gegenteil).
Auf Bedürfnisse zu reagieren ist die Existenzberech- Wie diese Entscheidungen getroffen werden, hängt
tigung für viele, wenn nicht für alle unsere Organi- vom Führungsstil ab.
46
Management von
Jugendorganisationen
Viele Autoren haben die Beschreibung von Füh- In diesem Modell werden bestimmte Stadien in der T-Kit
rungsqualitäten mit ihrem Verständnis von Team- Entwicklung eines Teams aufgezeigt. In der Praxis
entwicklungen gemischt. Ihre Modelle können sind die einzelnen Stadien nicht so leicht voneinander
deshalb bei der Bewertung eines bestimmten Stils in zu trennen und das Team kann bei seiner Entwick-
einem bestimmten Entwicklungsstadium des Teams lung und bei der Erreichung seiner „Leistung“ auch
hilfreich sein. „ausrutschen“.
Tannenbaum, R. und Schmidt, W.H.: How to choose a Tuckman, B.W.: Development sequences in small groups,
leadership pattern, in : Harvad Business Review, in : Psycological Bulletin, Ausgabe 65, 1965, S. 384-399.
May- June 1973. Copyright © 1973 President and Fellows Copyright © 1965 American Psychological Association.
of Harvard College ; alle Rechte vorbehalten. Genehmigter Nachdruck.
47
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Das oben genannte Modell zeigt, dass Autorität
oder Entscheidungsbefugnis einer Gruppe schritt-
weise übertragen wird. Dies geschieht, während sie
– individuell und kollektiv – die notwendigen Übungsaufgaben
Kompetenzen entwickelt, die sie braucht, um eine
Aufgabe zu erfüllen. Jene Gruppe, die perfekt für • Machen Sie zwei Listen : eine beschreibt
die Ausführung einer Aufgabe geeignet ist und jene Dinge, die in einem idealen Team
auch die Erfahrung dafür mitbringt, wird kaum auf vorkommen, zum Beispiel Kommuni-
„Befehle“ (oder autoritären) Führungsstil reagieren. kation, Entscheidungsfindung, Vertrauen,
Hingegen muss ein Team, das sich gerade gebildet Unterstützung etc., die andere den
hat – auch wenn es aus höchst kompetenten Mit- Personentyp, den Sie für ein ideales
gliedern besteht – Informationen und Anleitungen Team brauchen, wie Führungskraft/
erhalten, sodass es sich gemeinsame Entschei- Leiter, Ressourcenfinder, „Zeitwächter“
dungskompetenz entwickeln kann. (Time Keeper), Koordinator, Mitarbei-
ter. Vergleichen Sie diese Listen mit
Wie für jede andere Rolle oder Funktion in einem dem Team, in dem Sie gegenwärtig
Team ist für die Leitung – unabhängig von ihrem arbeiten, wo sind Fallen und Wieder-
Führungsstil – die Entwicklung von Kompetenzen holungen ?
notwendig, nicht zuletzt um auszuwählen, welcher
• Was halten Sie für Schlüsselfähigkeiten
Stil wann verwendet wird. Der Begriff „Delegieren“
und Attribute einer idealen Führungs-
muss hier beachtet werden, denn er wird sowohl
kraft in Ihrer Organisation ?
für einen Führungsstil selbst verwendet, aber auch
als Beschreibung für eine Fähigkeit, die viele Stile • Wählen Sie ein Team, das Sie führen,
betrifft. Delegieren als Führungsstil setzt voraus, und diskutieren Sie den Entwicklungs-
dass die Entscheidungskompetenz an die Team- stand, in dem es sich Ihrer Meinung
mitglieder übertragen wird. Dies erfordert ein nach befindet. Welcher Führungsstil ist
gewisses Vertrauen, sowohl in den Leiter als auch der geeignetste, um Perspektiven und
in das Team, und ein umfassendes Verständnis der Aufgabenbewältigung sicherzustellen ?
Aufgabe und der Kompetenzen des Teams. Als
Voraussetzung braucht man zum Delegieren Ver-
trauen und Verständnis, aber auch die Fähigkeit zu
entscheiden, welche Aufgaben oder Verantwor-
tungsbereiche delegiert oder welche nicht delegiert
werden sollen.
Leitung
Team
Aufgabe
Kontext
Nachgedruckt mit Genehmigung von B600 „The Capable Manager“, The Open University, 1994
48
Management von
Jugendorganisationen
Zusammengefasst haben wir nun Teams als Grup- zufrieden stellen, ihr Fehlen aber nicht unbedingt T-Kit
pen mit dynamischer Entwicklung und Leiter als zu Unzufriedenheit führt. Ebenso sind wir mit eini-
dynamische, flexible Personen in dieser Gruppe gen Dingen unzufrieden, ihr Fehlen führt aber
gesehen. Wir haben gesehen, wie wichtig es ist, nicht unbedingt zur Zufriedenheit, sondern eher
den Aufgaben ausgewogene Aufmerksamkeit zu zum Fehlen von Unzufriedenheit.
widmen, sowie die Bedürfnisse des Einzelnen und
die Bedürfnisse der Gruppe als Team zu beachten.
An anderer Stelle in diesem Dokument haben wir Motivationsfaktoren = Befriedigung = Jobinhalt
den Kontext unserer Organisation untersucht; und = „höhere Bedürfnisse“ (nach Maslow)
zwar intern als Organisationskultur und extern im
sozialen, technischen, wirtschaftlichen, politischen Hygienefaktoren (Faktoren, die demotivieren
und umwelttechnischen Kontext, in dem wir können) = Unzufriedenheit = Jobbedingungen
arbeiten. = „niedere Bedürfnisse“ (nach Maslow)
49
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
ment ab, zum Beispiel gegenseitiger Respekt, Per- Die Theorien X und Y von Mc Gregor gehen davon
spektiven und Herausforderungen bei der Arbeit. aus, dass Managementstile in zwei Kategorien je
nach den Theorien über die Motivation der Mitar-
Alderfer (in Handy, 1990) hat die Hierarchie der beiter unterteilt werden können. Theorie X besagt,
Bedürfnisse nach Maslow in drei Gruppen unter- dass die meisten Menschen faul und zu keinerlei
teilt: Existenzielle Bedürfnisse (Maslow 1 & 2), Be- Disziplin oder Arbeitskontrolle fähig sind. Sie
ziehungsbedürfnisse (Maslow 3 & Teil von 4), und möchten Sicherheit haben und vermeiden Verant-
Wachstumsbedürfnisse (Teile von 4 & 5). Er ist der wortung. Diese Menschen brauchen äußere
Meinung, dass diese Bedürfnisse chronisch sind, Anreize und man muss ihnen sagen, was sie tun
also immer vorhanden, oder episodisch, das heißt, sollen.
sie sind nur manchmal vorhanden. Es gibt hier
einige klare Parallelen zum aktionszentrierten Theorie Y besagt, dass alle Menschen Arbeit als
Führungsmodell von John Adair aus dem vorher- natürlich empfinden und Selbstdisziplin akzep-
gehenden Abschnitt. Existenzielle Bedürfnisse tieren, Verantwortung suchen und Verpflichtungen
können parallel zu Aufgabenbedürfnissen, Bezie- mögen. Diese Menschen können ihr Potenzial nur
hungsbedürfnisse zu Teambedürfnissen und Wachs- dann ausschöpfen, wenn sie ihre Fantasie und
tumsbedürfnisse zu individuellen Bedürfnissen be- Kreativität einsetzen dürfen.
handelt werden.
Übungsaufgabe Übungsaufgabe
• Untersuchen Sie, welchen Einfluss der • Untersuchen Sie Ihre Erfahrungen als Lei-
Führungsstil auf die Motivation Ihrer ter/Leiterin und Mitarbeiterin/Mitarbei-
Mitarbeiter hat. Konzentrieren sich ei- ter. Wie reagieren Sie auf die zwei
nige Führungsstile eher auf Hygiene- Theorien ? Welche Erfahrung unterstützt
faktoren und andere auf die Motivations- Ihrer Meinung nach welche Theorie ?
faktoren ?
Selbstverwirklichung
Wachstum
Persönliche Entwicklung
Leistung
Selbsteinschätzung
Selbstachtung Status Anerkennung
Soziales
Zugehörigkeit zu einer Gruppe / zu Gruppen
Soziale Aktivitäten Liebe Freundschaft
Sicherheit
Geborgenheit Schutz vor Gefahr
Physiologisches
Hunger Durst Schlaf etc.
Maslow, A.H. Motivation and Personality, © 1954. Nachgedruckt und elektronisch reproduziert mit Erlaubnis von
Prentice Hall, Upper Saddle River, New Jersey
50
Management von
Jugendorganisationen
3.2.3 Empowerment man gerade in vielen wertorientierten Organisatio- T-Kit
nen davon ausgeht, dass jegliches Personal auto-
All dem liegt das Prinzip des Empowerment matisch immer mehr Arbeit übernimmt – „aus
zugrunde. Wenn wir uns auf das Tannenbaum- reiner Liebe“! Wir müssen uns vor Freunden und
und Schmidt-Modell im vorhergehenden Ab- Familien für die Zeit, die wir für unsere Arbeit
schnitt beziehen, so sehen wir, dass Leiter (und/ aufwenden und für den Einfluss, den die Arbeit auf
oder Manager) durch ihren Führungsstil (Manage- unsere Gesundheit und unser allgemeines Wohl-
mentstil) anderen Macht entziehen oder aber befinden hat, verantworten. Eine solche Über-
Macht übertragen können. Empowerment bedeu- legung richtet sich natürlich an Manager, die
tet nicht unbedingt, dass die Macht von einer diesen Zustand entweder entweder still schwei-
Autoritätsperson an die Untergebenen übertragen gend dulden, indem sie nichts tun, um solche
wird. Einige werden jetzt argumentieren, dass jeder Arbeitsweisen zu unterbinden, oder ihre Mitarbei-
bereits Macht hat und dass der „Machtüberträger“ ter sogar noch dadurch ermutigen, dass sie mehr
nur die Realisierung ermöglicht. Gerade bei der und mehr Arbeitsleistung von ihnen verlangen.
Arbeit mit jungen Leuten müssen wir uns darüber
klar sein, wo wir Macht zurückhalten oder die jungen Auf einer anderen Ebene müssen Manager auch
Leute damit überfordern und wo wir Macht „ent- die Professionalität – ihre eigene und die ihrer
ziehen“, indem wir ihrem Wissen, ihren Fähigkei- Mitarbeiter – überprüfen. Geringe Bezahlung ist
ten oder ihrer Kreativität keinen Spielraum lassen. keine Entschuldigung für unprofessionelles Ver-
halten, das betrifft Ehrenamtliche und Mitglieder
Kehren wir zu der Idee zurück, dass es der Zweck des Leitungsgremiums ebenso wie fest angestelltes
vieler unserer Organisationen ist, jungen Leuten Personal. Grenzen von persönlichen Beziehungen
zu ermöglichen, ihr gesamtes Potenzial zu entfal- am Arbeitsplatz müssen uns bewusst werden,
ten. Eine bestärkende Haltung beim Management ebenso Probleme wie Vorurteile und Diskrimi-
gegenüber denjenigen, die mit uns arbeiten, be- nierung, Gesundheit, Sicherheit, Ehrlichkeit und
deutet primär, das volle Potenzial der personellen Integrität. Auf organisatorischer Ebene müssen wir
Ressourcen einer Organisation zu erkennen. Bedingungen schaffen, die Mitarbeiter vor An-
schuldigungen oder Fehlverhalten in diesem Rah-
Abschließend müssen wir auch den Dynami- men schützen. Ohne Zweifel hat dies Einfluss auf
sierungsfaktor beachten. Menschen und Organisa- finanzielle und andere Ressourcen. Es gibt zwar
tionen verändern sich, genauso wie ihre Umge- viele Gesetze in dieser Richtung, aber auch die
bung. Dies hat auch Einfluss auf die Motivation: Werte unserer Organisationen sollten einen Ein-
frühere Erfahrungen (Erziehung, Ausbildung, Er- fluss auf unser Engagement in diesen Fragen
fahrungen bei der Arbeit und außerhalb), die haben.
gegenwärtige Situation (Menschen haben ihre
eigenen Betrachtungsweisen über ihre Perspekti- Auf einer höheren Ebene liegt es in der Logik der
ven und die ihrer Kollegen) und Zukunftsvorstel- europäischen Jugendorganisationen, dass wir Ver-
lungen (Zukunftschancen in dieser Organisation antwortungsbereiche auch außerhalb unserer Or-
und außerhalb, persönlicher Ehrgeiz, fest angestellt ganisationen haben. Wir sind Sponsoren gegen-
oder ehrenamtlich beschäftigt). Ein junger Ehren- über verantwortlich und vor allem den Menschen, 3
amtlicher, der einen stabilen familiären Hinter- denen wir helfen wollen. Die Qualität dieser Hilfe
grund eine gute Ausbildung hat, und von seinen und der Information, die wir übermitteln, spiegelt
Vorgesetzten ermutigt wird, hat eine andere Moti- die Ernsthaftigkeit, mit der wir unsere Verantwor-
vation als eine Person ohne solche Ermutigung, zu tung wahrnehmen.
deren früheren Erfahrungen Misserfolg oder Ab-
lehnung gehören. Beide Personen können sehr
wohl motiviert sein, aber Verbindung und Ur-
sprung der oben genannten Hygiene- und Motiva- 3.3 Training, Entwicklung
tionsfaktoren, können sehr verschieden sein. Die
Maslowschen höheren Bedürfnisse konzentrieren und Bewertung
sich auf Persönlichkeitswachstum und Potenzial-
realisierung. Eine Machtübertragung in diesem
Sinn, die auf dem Bewusstsein für die progressiven 3.3.1 Lernende Organisation
Bedürfnisse der Mitarbeiter basiert, und diese Be-
dürfnisse erfüllen will, ist der Weg zu Motivation in Viele europäische Jugendorganisationen konzen-
allen Teilen unserer Organisationen. trieren sich auf die ganzheitliche Entwicklung
junger Menschen. Wie das geschieht, ist typisch für
die einzelne Organisation. Die Aufmerksamkeit,
3.2.4 Verantwortung die der Personalentwicklung gewidmet wird, ist
ebenfalls einzigartig für die jeweilige Organisation.
In einer Welt, in der auch Gesetze zunehmend Ver- Die Tatsache, dass viele unserer Organisationen
antwortung herausstreichen und definieren, müssen wertorientiert sind, befindet sich manchmal im
Manager ihre Verantwortlichkeiten auf verschiede- Konflikt mit der harten Realität von Programmen
nen Ebenen betrachten. mit sehr beschränkten Ressourcen. Das kann dazu
führen, Kompromisse zu machen, wenn es darum
Auf persönlicher Ebene haben wir die Verantwor- geht, zeitliche und finanzielle Ressourcen für die
tung, unsere Arbeit zu managen: Es ist Ironie, dass Weiterbildung festzulegen. Wir können trotzdem
51
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
einige Schlüsselmerkmale von Organisationen sen und Fähigkeiten – und es kann zu mehr Moti-
nennen, die als „Lernende Organisationen“ be- vation, Selbstvertrauen oder Teamarbeit führen.
zeichnet werden können. Solche Chancen zu nutzen, kann auch Einfluss auf
die Sichtweise des Einzelnen auf ein Problem oder
Diesem Konzept liegt die Idee zugrunde, dass sich die Organisation haben. So kann etwa ein Besuch
Organisationen durch die individuelle, persönliche bei einem anderen Zweig der Organisation oder bei
Entwicklung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer weiteren Organisation dazu führen, dass der
weiterentwickeln. Einige Schlüsselprinzipien sind in Mitarbeiter das Problem ganz anders sieht und
der Liste angeführt: deshalb eine früher übersehene Lösung findet.
Beispiele für Lernen außerhalb von Trainingskur-
• Vorteil und Wert einer kontinuierlichen Ent- sen sind auch das so genannte Job-Shadowing (Ein
wicklung werden von angestellten Mitarbeitern beschäftigter oder ehrenamtlicher Mitarbeiter ver-
und Ehrenamtlichen geschätzt. bringt einige Zeit mit einem anderen Mitarbeiter,
• Alle Mitarbeiter –beschäftigte und ehrenamt- sozusagen als sein „Schatten“. Das kann in der ei-
liche – werden ermutigt, Verantwortung für genen oder einer anderen Organisation stattfinden,
ihre Weiterbildung und Entwicklung zu über- um zu sehen, was der Job verlangt und wie die Per-
nehmen. son ihn erledigt.), On-the-Job-Training, Besuch von
• Organisationsstrukturen sind ausreichend gut Konferenzen, Lern-Sets.
formuliert, aber auch flexibel genug, um per-
sönliches Wachstum und Entwicklung zu er- Die Einschätzung der Arbeitsleistung wird an an-
möglichen. derer Stelle in diesem Abschnitt besprochen. Hier
• Es herrscht ein Lernklima, in dem Lernen soll jedoch auf den Wert von geplantem Lernen
durch Erfahrung und Feedback ermöglicht wird während der regulären Arbeitszeit hingewiesen
und Fehler zugelassen sind. werden. Jegliches Lernen, das stattfindet, sollte
• Strategien und Politik werden durch Diskussio- dokumentiert und zertifiziert werden. Tagebücher
nen und als bewusste Lernprozesse entwickelt. über die persönliche Entwicklung sind dafür ideal
• Finanzielle Verantwortung entsteht durch effek- geeignet.
tives Budgetmanagement zur Unterstützung
des Lernprozesses.
Übungsaufgaben
• Bitten Sie die Mitglieder Ihrer Gruppe,
Übungsaufgabe sich an die letzten drei Gelegenheiten
zu erinnern, bei denen sie das Gefühl
• Alle Teilnehmer sollen ihre Organisatio- hatten, etwas gelernt zu haben. Bitten
nen im Licht dieser Prinzipien betrachten. Sie die Teilnehmenden, den Wert des
Wo liegen die Stärken, wo die Schwach- Lernens in ihren Organisationen zu er-
stellen ? Wo sind die Risiken und welche läutern und den Lernprozess selbst zu
Chancen gibt es ? beschreiben.
3 • Wer spielte eine Schlüsselrolle in den
wichtigsten Momenten der persönlichen
Entwicklung während der letzten drei
Jahre ? Warum spielten diese Personen
Natürlich ist es eine Versuchung, bei der Ermuti- eine Schlüsselrolle ?
gung zum Lernen – vor allem bei jungen Leuten –
zu vergessen, dass persönliche Entwicklung zur
Entwicklung der Organisation führen soll. Ohne
klare Ziele der Organisation kann man nicht
beurteilen, ob persönliche Weiterbildung diesen
Zielen dient und ob es gerechtfertigt ist, dafür Zeit Die Realität vieler europäischer Jugendorganisa-
und Geld einzusetzen. Wenn man etwa Zeit und tionen sieht so aus, dass sie keine Lernenden
Geld für Spanischkurse aufwendet, so wird dies in Organisationen sind. Zu oft fehlt die Einbindung in
einer Organisation, die vornehmlich in Weißruss- die Organisation selbst und häufig sind die be-
land arbeitet, schwer vertretbar sein! schäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter iso-
liert, manchmal sogar in einer Konfliktsituation
Eine weitere Versuchung besteht darin, dass wir mit ihrer Geschäftsführung. Die Fähigkeit, Netz-
glauben, die einzige Art zu lernen seien Kursbe- werke innerhalb der eigenen Organisation oder
suche. „Training und Entwicklung“ bedeutet sicher mit ähnlichen Einrichtungen aufzubauen, ist in
mehr als nur an Kursen teilzunehmen und das der Praxis für eine Lernende Organisation sehr
Wort „Lernen“ wird immer mehr für jegliche Erfah- wichtig.
rung verwendet, die, bei richtiger Anwendung,
zum persönlichen Wachstum führt. Als Managerin-
nen und Manager von Lernenden Organisationen 3.3.2 Lernstile
müssen wir Chancen für unsere Mitarbeiter sehen,
die ihnen bei der Entwicklung helfen und daher Wenn wir von persönlichem Lernen sprechen,
auch zu mehr Jobeffizienz führen. Das hat sehr müssen wir zugeben, dass jede Person ihren eige-
wohl etwas mit Kompetenz zu tun – auch mit Wis- nen Lernstil hat. Manche möchten ein konkretes
52
Management von
Jugendorganisationen
Problem lösen, andere möchten Theorien hören Job-Beschreibungen für beschäftigte und ehren- T-Kit
und verallgemeinern, bevor sie das Gelernte auf amtliche Mitarbeiter zu überprüfen. Job-Beschrei-
ihre eigene Situation anwenden. bungen können auch genutzt werden, um die rele-
vanten Kriterien für eine Überprüfung zu liefern.
Im Abschnitt über Selbstmanagement haben wir Arbeitsüberprüfungen eignen sich auch sehr gut,
das Konzept der Lernstile eingeführt. Wir möchten um Widerstände gegenüber Neuerungen zu besei-
hier keine Details wiederholen, aber wir müssen tigen, da sie die ideale Gelegenheit sind, den Bei-
überlegen, wie die Lernstile der Mitarbeitenden, trag des Einzelnen zur Entwicklung der Organisa-
die wir managen, unseren Führungsstil beeinflussen. tion auf strategischer Ebene zu untersuchen.
Bei der Bewertung vergangener Leistungen – aus
Profitieren wir als Manager am meisten von Mitar- welchem Grund auch immer – müssen verschie-
beiterinnen und Mitarbeitern, die wir „ins kalte dene Kriterien eingehalten werden, um Vergleich-
Wasser springen“ lassen? Oder gewähren wir den barkeit und Übereinstimmung zu gewährleisten:
„Denkern“ in unseren Teams genügend Zeit, um
Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, 1. Die Bewertung muss geplant werden. Der Ab-
bevor wir sie zu Entscheidungen nötigen? Geben lauf muss genau erläutert werden und für Pla-
wir den Theoretikern die Möglichkeit Fragen zu nung und Vorbereitung muss genügend Zeit
stellen, oder profitieren wir am meisten von den vorgesehen sein. Bei der Planerstellung muss
Pragmatikern mit ihrer Fähigkeit, Lernergebnisse auch diskutiert werden, welche Kriterien bei
von einer Situation auf die andere zu übertragen? der Überprüfung von Leistungen angewendet
werden.
Ebenso müssen wir uns fragen, wenn wir die Art
der Lernerfahrung erwägen, zu der wir unsere 2. Leistung muss vergleichbar sein. Ziele, die zu
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermuntern wollen: Beginn einer Bewertungsperiode gesetzt wer-
Passt der Lernstil zum Lernziel? Ein Vorteil des von den, müssen extern abgestimmt werden und
Kolb beschriebenen Erfahrungslernens besteht Änderungen müssen festgehalten werden. Die
darin, dass in diesem Stil Elemente aller vier Lern- Standards, nach denen die Bewertung erfolgt,
stile nach Honey und Mumford enthalten sind. müssen klar und jobrelevant sein. Hier ist
Aktive Mitarbeiter möchten lernen, indem sie wieder der Hinweis auf die Job-Beschreibung
etwas tun, „Denker“ möchten lieber eine Denk- und die Personenspezifikation von Nutzen.
pause haben, Theoretiker sind am effizientesten, JW Humble befasste sich besonders mit
wenn sie die Schlüsselpositionen des Lernens nach- Management durch Zielvereinbarungen (Ma-
vollziehen können und Pragmatiker sind am glück- nagement by Objectives – MBO) und der
lichsten, wenn sie Gelerntes in einer neuen Situa- Schlüsselergebnisanalyse (Key Results Analysis
tion anwenden können. – KRA). Kritisiert wird an diesen Verfahren,
dass die Verwendung einer Job-Beschreibung,
die Hauptverantwortungsbereiche, Kommu-
3.3.3 Leistungsbeurteilung und nikationswege, Ziele und Budget als Basis für
Arbeitsüberprüfung Schlüsselergebnisse (Key Results) angibt, zu
mechanisch ist. Das normalerweise mit diesem 3
Wenn unsere Organisationen beständig wachsen Prozess verbundene Verfahren bedeutet, dass
und sich durch Wachstum und Entwicklung der eine starke Präferenz für quantitative Ziele vor-
Mitarbeiter entwickeln, brauchen wir ein Ver- liegt, und dass diese Ziele nicht unbedingt zur
fahren, das dies regelmäßig überprüft. Viele kom- angestrebten Geschäftsleistung führen müssen.
merzielle Organisationen verwenden die jährliche Wenn man davon ausgeht, dass der gesamte
Überprüfung um ihre „leistungsbezogene Bezah- Prozess mit einer finanziellen Zuwendung ver-
lung“ zu revidieren. Auch in einigen Nichtregie- bunden ist, ist es leicht verständlich, dass
rungsorganisationen wird so verfahren. Schwierig gegen diese Art von „Prüfung“ Widerstände
wird es dann, wenn sich diese Überprüfung auf aufkommen. Die Versuchung für große Organi-
vergangene Leistungen und nicht auf das sationen, diese Prüfung oder Variationen
Zukunftspotenzial konzentriert. Der Begriff „Arbeits- davon zu übernehmen, ist offensichtlich. Ein-
überprüfung“ ist vielleicht weniger bedrohlich und heitlichkeit und Objektivität gelten gemeinsam
liegt irgendwo dazwischen. Regelmäßigkeit und mit Präzision als Vorteile dieses Verfahrens.
Häufigkeit von Arbeitsüberprüfungen muss genau
untersucht werden. Eine jährliche Gesamtüberprü- 3. Das Feedback muss klar und konstruktiv sein.
fung mit halbjährlichen Zwischenüberprüfungen Nur festgelegte und abgestimmte Kriterien
in Bezug auf die erreichten Ziele ist eine bewährte dürfen für Bewertungen verwendet werden,
Norm. und jegliches vorhandenes Material sollte ver-
wendet werden. Wenn es weiteres Material
Es ist bedauerlich, dass Organisationsvorstände ihr gibt, dass noch nicht erfasst wurde, sollte dies
Personal und die Ehrenamtlichen oft im Stich las- jetzt geschehen. Widersprüchlichkeiten sollten
sen, indem sie keine Arbeitsüberprüfungen durch- geklärt und gelöst werden. Feedback geben
führen. Wenn es im Leitungsgremium keine rele- und erhalten kann polarisieren und daher muss
vanten Kompetenzen dafür gibt, sollten Schulungen beides sensibel und ehrlich erfolgen. Üblicher-
veranstaltet werden, oder man sollte Hilfe von außen weise wird dafür das Bild eines Hamburgers
suchen. Regelmäßige Arbeitsüberprüfungen sind verwendet: Deckel und Boden sind positive
sehr geeignet, um Relevanz und Genauigkeit von Bemerkungen, Lob und Anerkennung, wäh-
53
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
rend die Fülle in der Mitte aus Verbesserungs- Beziehungen und die Fähigkeit, täglich ein Feed-
vorschlägen besteht. Feedback muss zum back abzugeben und zu empfangen stellen sicher,
richtigen Zeitpunkt erfolgen, es muss genau, dass regelmäßige Arbeitsüberprüfungen erfolgreich
spezifisch, relevant und zukunftsweisend sein. und erfreulich sind.
3. Managerinnen und Manager brauchen ständi- Typisch für das Coaching ist, dass es sich um eine
ge Unterstützung. Die Bewertungssitzung soll- Beziehung zwischen zwei Personen handelt, und
te als Teil eines Prozesses gelten, an dem der das gilt auch für die Arbeitswelt. Coaching kann
Manager großes Interesse hat. Hilfestellung bei ein Ergebnis der Arbeitsüberprüfung sein, oder ein
der Auswahl der Lernerfahrung, deren Vor- Ergebnis anderer Situationen, etwa einer neuer
bereitung und die Überprüfung der Ergebnisse Arbeit oder eines neuen Projekts. Im vorgestellten
sollte abgestimmt und in den Plan für die Fol- aktionszentrierten Führungsmodell (Abbildung 14)
geperiode eingebaut werden. wird Coaching vor allem für die Herausarbeitung
von Bedürfnissen einzelner Personen angewendet.
4. Eine Aufzeichnung der Leistungsbewertung, Auch hier ist „Beziehung“ das Schlüsselwort für die
der Pläne und der zukünftigen Pflichten sollte Anwendung von Coaching.
schriftlich festgelegt werden und vom Manager
und dem Mitarbeiter abgestimmt werden. Wie bei der Führung kann auch Coaching – das
man wahrscheinlich am besten als eines der Werk-
Die oben genannten Punkte sind absichtlich sehr zeuge eines Leiters oder Managers beschreiben
3 formell in einem Stil formuliert, der oft für die kann – mit einem Spektrum an Verhaltensstilen,
Einführung von Arbeitsüberprüfungen oder Leis- von anweisend bis ermöglichend, ausgeübt werden.
tungsbewertungen verwendet wird. Realität ist –
vielleicht vor allem in europäischen Jugendorgani-
sationen –,dass die Vorteile eines solchen Ver-
fahrens mehr oder weniger durch die Qualität der
Beziehung zwischen Managern und Mitarbeiten-
den – seien sie nun beschäftigt oder ehrenamt-
lich tätig – bestimmt werden. Offene und ehrliche
Übungsaufgaben
• Bitten Sie die Kursteilnehmer einen Plan
für eine regelmäßige Arbeitsüberprüfung
zu erstellen. Wie schaut der Zeitplan aus ?
Welche Fragen sollten vor und während
der Überprüfung gestellt werden ?
• Untersuchen Sie die Ergebnisse einer
regelmäßigen Arbeitsüberprüfung. Wie
machen wir sie SMART (specific / spezi-
fisch, measurable / messbar, achievable/
machbar, realistic / realistisch, timely /
termingerecht) ?
54
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 17 Verhaltensstile beim Coaching T-Kit
Sinnvoll ist der anweisende Stil, Sinnvoll ist der ermöglichende Stil,
• um ein eiliges, drängendes, stressiges Problem • um das Selbstvertrauen der Person, die das
3
zu lösen, Coaching in Anspruch nimmt, zu stärken,
• wenn die Person, die ein Coaching in Anspruch • ihr Potenzial zu erweitern,
nimmt, kein Hintergrundwissen hat.
• ihre Leistung zu verbessern.
55
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
3. Hören Sie aufmerksam zu, fragen Sie, wenn
Übungsaufgaben nötig, nach. Versuchen Sie, sich nicht zu recht-
fertigen oder zu verteidigen, wenn Sie nicht
• Untersuchen Sie Fragen, Probleme oder
darum gebeten werden.
Aufgaben, die vom Personal-Coaching,
egal ob es sich um beschäftigte oder eh-
renamtliche Mitarbeiter in Ihrer Orga-
nisation handelt, profitieren können.
Übungsaufgabe
• Überlegen Sie, wie wichtig es für den
Coach ist, die technischen Details des Jobs • Wählen Sie eine Tätigkeit, bei der ein
des gecoachten Mitarbeiters zu verstehen. Coach ein anderes Kursmitglied bei der
Wie unterscheidet sich dies von anderen Ausführung einer Aufgabe (zum Bei-
Führungselementen ? spiel eine Präsentation) beobachtet.
Geben Sie ausreichend Vorbereitungs-
zeit und setzen Sie dann ein Coaching-
Interview fest, bei dem ein drittes Grup-
penmitglied beobachtet und dann ein
Das folgende Modell zeigt, wie wichtig die Bezie- Feedback über das Feedback abgibt !
hung im Coaching-Prozess ist. Vertrauen schafft
eine Beziehung, die verschiedene Ziele zyklisch
erfasst.
56
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 18 Der Coaching-Prozess* T-Kit
VERTRAUEN
BEZIEHUNG
ZIEL
3
MÖGLICH- ÜBER-
KEITEN ARBEITEN
PLAN BEWERTEN
* In der englischsprachigen Darstellung spricht man vom „TROOPER Process“, abgeleitet von den Begriffen :
Trust, Relationship, Objective, Options, Plan, Evaluate, Review.
57
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Manche Menschen wählen einen Mentor außer- 6. genügend Zeit hat, um diese in die Beziehung
halb ihrer Organisation, während andere das zu investieren,
bessere Verständnis eines Kollegen über die eigene
Organisation vorziehen. Peer-Mentoring oder ge- 7. den Respekt des Schützlings gewinnen kann,
genseitige Förderung von gleich gestellten Grup-
penmitgliedern in jungen Organisationen oder in 8. ein eigenes Netzwerk von Kontakten und Ein-
Organisationen, in denen nur junge Leute arbeiten, flüssen hat.
kann ebenso vorteilhaft sein. Coaching kann ein
Prozess sein, der für beide Seiten Vorteile bringt – Es gilt als gesunde Praxis, dass die Mentor-
besonders wenn der Mentor des Mitarbeiters ein beziehung einen klaren Anfang und ein Ende hat.
Ehrenamtlicher oder Mitglied des Leitungsgremi- Nicht ungewöhnlich ist es, dass sich diese Bezie-
ums ist. hungen zu langjährigen Freundschaften entwi-
ckeln. Die ursprüngliche Beziehung bedeutet eine
große Verantwortung – die oft auf Ersuchen der
Organisation, mit dem Ziel, der Organisation zu
nutzen, entsteht.
Übungsaufgabe
Mentorbeziehungen in großen kommerziellen
• Es folgt eine Zusammenfassung der Organisationen beruhen oft auf besonderen Ar-
Mentorenrolle. Überlegen Sie zuerst, beitsaufgaben oder klar umrissenen Projekten.
wie kompetent Sie sind, um jeden Part Damit wird das professionelle Wachstum betont.
der Rolle auszuüben ; überlegen Sie Wenn die Mentorenbeziehung die tägliche Erfah-
dann, wen Sie kennen, der zurzeit fähig rung nutzt, die im Tagesgeschäft einer Non-Profit-
wäre, die Mentorenrolle für Sie auszu- Organisation entsteht, liegt der Schwerpunkt auf
üben. etwas ganz anderem. Wiederum stoßen wir hier
auf das Konzept des persönlichen Wachstums um
MENTOREN
des Wachstums willen – vielleicht als Teil des Wer-
lenken die Beziehung,
tesystems unserer Organisationen. Die Mentoren-
ermutigen den Schütz-
beziehung kann persönliches Wachstum in vielen
ling, befassen sich mit
Aspekten des Lebens unterstützen, so weit wie es
dem Schützling und
vom Mentor und vom Schützling gewünscht ist.
unterstützen ihn, lehren den
Schützling, bieten gegen-
seitigen Respekt an, reagieren
auf die Bedürfnisse des
Schützlings. Übungsaufgabe
• Fragen Sie die Kursteilnehmer, wie sie eine
Mentorenbeziehung nutzen würden.
Welche Fragen sollten mit einem Mentor
3 besprochen werden ? Wie „tief“ sind sie
bereit zu gehen ?
Verwendet man dieses Modell, können schwerlich
Argumente gegen das Peer Mentoring gefunden
werden.
58
Management von
Jugendorganisationen
Beim Counselling geht es vornehmlich um die Wenn Sie eine Übereinkunft erzielen, die Coun- T-Kit
Lösung von Problemen. Häufig verläuft ein Coun- selling-Sitzungen nach einer bestimmten Zeit-
selling in folgenden Phasen: spanne in einer Rückschau zu analysieren, errei-
chen Sie eine gewisse Verbindlichkeit der gefällten
Vertrag - Untersuchung - Verstehen - Entscheidungen. Sie stellen damit auch sicher, dass
Handlung - Rückschau die laufende Unterstützung kontrolliert wird.
Ein Vertrag ist ein Abkommen zwischen Berater Warnung. Counselling kann zu unterschiedlichen
und Klient. Zeitrahmen, Grenzen der Vertraulich- Ergebnissen führen. Der Klient kann sich gut
keit und Erwartungshaltungen im Beratungspro- fühlen und ist motiviert, die vereinbarten Hand-
zess müssen abgeklärt werden. lungen durchzuführen. Sie/er kann auch zu einem
umfassenderen Verständnis des Problems kom-
Die Untersuchung ist jene Phase, in der aktives men, braucht aber für die Lösung einen weiteren
Zuhören die Hauptrolle spielt. Als Gedächtnis- Spezialisten. In einigen Fällen kann sich der Klient
stütze dient das englische Wort für Ohren „EARS“: unsicherer als vorher fühlen: Ein großes Problem
kann aufgezeigt worden sein, das weitere Vorge-
Encourage (ermutigen) hen kann aber noch unbekannt sein.
Ask (fragen)
Reflect (nachdenken) Vom Standpunkt des Berater aus gesehen, kann es
Summarise (zusammenfassen) große Genugtuung bereiten, wenn man einem
Teammitglied oder einem Kollegen geholfen hat.
In der Verständnisphase ist es das Ziel, dass sowohl Der Berater kann sich aber auch durch die Pro-
der Berater als auch der Klient die Problempunkte bleme des Klienten belastet fühlen. Es kann zu per-
vollständig verstehen. Umschreiben, Genauigkeit sönlichem Wachstum durch Mitfühlen mit dem
fördern, Widersprüche provozieren und Verwick- Klienten kommen, allerdings auch zu Bestürzung
lungen aufklären gehören zu diesem Prozess. und Erschütterung.
Als Handlung wird die Hauptproblemlösungs- Beim professionellen Counselling ist Supervision
phase bezeichnet. Das Problem kann in einer Mind und Unterstützung für den Berater sehr wichtig.
Map oder einem Flussdiagramm skizziert werden. Als Manager in einer Couselling-Rolle ist es von
Auch verschiedene Problemlösungsfragen (Stärken, großer Bedeutung, dass Sie auf eigene Unter-
Schwächen, Chancen und Risiken; erinnern Sie stützung achten.
sich an die SWOT-Analyse in Abschnitt 2.3.1), eine
Analyse von Vergangenheit und Gegenwart oder Wenn Sie sich unsicher fühlen, ob Sie mit dem
ein Erfassen des Ziels (der Lösung) und reflektie- Problem umgehen können, suchen Sie Hilfe von
rendes Arbeiten spielen in dieser Phase eine Rolle. außen.
59
4 Prozessmanagement
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
4.1 Einleitung
In den vorigen Abschnitten wurden die zentralen behaupten, dass einheitliche Entscheidungen und
Werte einer Jugendorganisation betont. Entspre- Handlungen durch formal festgesetzte Regeln
chend sollten Entscheidungen bezüglich der Lei- erzielt werden. Der Vorteil besteht darin, dass eine
tung einer Organisation und die Struktur selbst unpersönliche oder objektive Ausrichtung sicher-
genau überdacht werden. Es ist äußerst wichtig zu stellt, dass beschäftigte und ehrenamtliche Mitar-
gewährleisten, dass alle Fragen, die Werte betref- beiterinnen und Mitarbeiter jeden gleich und
fen, in den Führungsprozessen einer Organisation wahrscheinlich fair behandeln. Jugendorganisatio-
bewahrt und integriert sind. Stellen Sie sich als Bei- nen werden sich wahrscheinlich gegen die
spiel eine Situation vor, in der junge Menschen ein Sprache, den Tenor und sogar gegen die Prinzipien
Managementtraining absolvieren. Wären Argu- von Weber wehren, sind doch seine Werte die
mente für den Ankauf von Computern oder Moun- Antithese zur Jugendkultur. Manager einer Jugend-
tainbikes immer wichtiger als die Verbesserung organisation werden sich aber doch mit einigen
von Jugend-Counselling und die Anstellung von seiner Denkansätze in ihrer Arbeit identifizieren.
zusätzlichen Mitarbeitern? Bei Untersuchungen
aus dem Unternehmensbereich wurde bei Ausga- Die Anstellung in einer Organisation erfolgte laut
bendiskussionen eine starke Tendenz, zu Gunsten Weber basierend auf technischen Qualifikationen
von Ausrüstungsankäufen gegenüber Ausgaben und bedeutete für den Mitarbeiter („Offizieller“,
für Personal oder Infrastruktur zu entscheiden, „Funktionär“) eine Lebensstellung. Offensichtlich
festgestellt. Haben die Entscheidungsträger Ihrer ist dies der wesentliche Unterschied zu Organisa-
Jugendorganisation dieselben Prioritäten? Welchen tionen, die mit Ehrenamtlichen und Freiwilli-
Einfluss haben die Werte Ihrer Organisation auf gen arbeiten, deren Vertragslaufzeiten, bedingt
diese Entscheidungen? durch Wunsch oder Notwendigkeit, kurz sind.
Noch weniger gilt dies für den kommerziellen Sek-
Peter Drucker, der seit fünfzig Jahren über das tor seit Ende der 1990-iger-Jahre und zu Beginn
Thema Management schreibt, ist der Meinung, des 21. Jahrhunderts.
dass der durchgehende Fehler der letzten Jahr-
zehnte die Auffassung ist, sei sie nun explizit oder Zusammengefasst sind die zentralen Begriffe der
implizit, dass jegliches Management Unternehmens- Weberschen Theorie:
management ist. Menschen, die professionell oder • Spezialisierung
als Ehrenamtliche in Jugendorganisationen tätig • Autoritätshierarchie
sind, sollten sich bewusst sein, dass sich die Wirt- • Regelsystem
schaft an den ehrenamtlichen oder Non-Profit- • Unpersönliche oder objektive Kultur
Bereich als eine Quelle für Entwicklung und Infor-
mation für das Managementtraining wendet. Eine gegenteilige Position zu Webers Sichtweise
besagt, dass es so eine Überbetonung von Regeln
und Vorgangsweisen gibt, und dass Aufzeichnun-
gen und Papiere wichtiger werden könnten als die
4.2 Leiten der Ziele selbst. Das Risiko, dass in einer Jugendorgan-
isation Systeme wichtiger als Menschen werden
Organisation können, wurde bereits betont. Dies könnte auch
heißen, dass beschäftigte Mitarbeiter oder Ehren-
amtliche von Status und Symbolen abhängig wer-
Management und Managen wurden am Ende des den können. Vor nicht direkt Eingeweihten kön-
19. Jahrhunderts als Reaktion auf immer größer nten Vorgangsweisen verborgen gehalten werden,
werdende Organisationen sehr wichtig. Die Fragen, um Status oder Macht zu verstärken. Zusätzlich
die damals unter Gelehrten und praxisorientierten wird jegliche Initiative von Systemen erdrückt.
Spezialisten diskutiert wurden, gelten auch heute Unbeweglichkeit läuft sich verändernden Umstän-
noch. Max Weber, ein deutscher Soziologe, den zuwider, vor allem von Jugendlichen, aber
befasste sich in seiner Arbeit „The Theory of Social auch von vielen anderen Gruppen und Organisa-
and Economic Organisation“ zwar eher mit Macht tionen. 4
und Autorität, allerdings wurden auch seine
Bemerkungen über die Bürokratie von Autoren Das Wort „Offizieller“ oder „Funktionär“, wie oben
umfassend untersucht. Die Vor- und Nachteile von verwendet, kann mit Manager, Mitarbeiter,
Webers Ideen werden im Folgenden erörtert. Angestellter oder Ehrenamtlicher übersetzt wer-
den. Wenn wir davon ausgehen, dass Jugendorga-
Laut Weber werden Aufgaben innerhalb von nisationen die zentralen Werte innerhalb ihrer
Organisationen als offizielle Pflichten den ver- Strukturen erhalten müssen, so sind Entscheidun-
schiedenen Positionen zugeteilt. Dies stellt sicher, gen nötig, die zwar die oben angesprochene Kritik
dass es eine klare Arbeitsteilung und ein hohes vermeiden, aber dennoch eine effektive Organisa-
Spezialisierungsniveau gibt. Übersetzt in den mo- tion garantieren. Wir können uns jedoch alle mit
dernen Sprachgebrauch in einer Jugendorganisa- der allgemein akzeptierten Ansicht trösten, dass
tion würde das die Differenzierung in spezifische die optimale Managementmethode nicht gibt und
Aktivitäten bedeuten. Als Ergebnis würde Weber daher auch keine optimale Managementstruktur.
61
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
4.2.1 Managementstruktur es geeignete Strukturen für eine Nichtregie-
rungsorganisation? In der Argumentation der
Jugendorganisationen werden wie jede Organisa- Befürworter formaler Strukturen haben flache
tion durch Prozesse innerhalb einer Struktur ge- Hierarchien mehr Kontrollmöglichkeiten. Bei
leitet. Es sollte betont werden, dass das Wort Struk- Ehrenamtlichen mag dieses Prinzip gelten. Es
tur nichts Formelles oder Starres bezeichnet. Die gibt auch Argumente zu Gunsten dieser Struk-
Struktur mag wohl formal, traditionell und hierar- tur als der geeignetsten für die Personalweiter-
chisch wie bei Weber sein, aber sie kann ebenso bildung und -entwicklung.
einem Projekt entsprechen oder auch vom Teil-
nehmer eines Jugendorganisations-Management- 3. Projektorientierte Strukturen sollen fließend
kurses als chaotisch, aber effektiv vorgeschlagen sein und auf spezifische und manchmal kurz-
worden sein. Vernetzung hat ebenfalls einen Einfluss fristig auftretende Bedürfnisse reagieren kön-
auf einige Strukturen von Jugendorganisationen. nen. Man geht davon aus, dass Teams für be-
Eine Jugendorganisation kann also Strukturmodelle stimmte Projekte gebildet und dann wieder
von Organisationen im privatwirtschaftlichen und aufgelöst werden. In der Folge können einzelne
im öffentlich-rechtlichen Bereich verwenden oder Personen an mehr als einem Projektteam betei-
eine eigene Struktur aufweisen, die ihren beson- ligt sein, wobei die Hierarchie leistungsbezo-
deren nationalen oder internationalen Zielen ent- gen ist. Ist dieses Prinzip für Ehrenamtliche
spricht. Wie auch immer die Strukturen beschaffen und beschäftigte Mitarbeiter bei koordinierten
sind, man sollte sich ihrer bewusst sein. Aktivitäten geeignet?
62
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
4
Management-
strukturen
Abb. 19
63
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
sind. Während die Idee von Systemen abstrakt
erscheinen mag, ist der Wert für die Organisation
ein zweifacher. Der Schwerpunkt liegt auf der Auf-
4.3 Systemmanagement fassung von der Organisation als dynamisches, ganz-
heitliches Modell und ermöglicht es den Managern,
sich für die besten Führungsprozesse zu entschei-
Die Vorstellung von Systemen hat biologische den und sie auf das Ganze anzuwenden. Der
Ursprünge. Die Grundlage eines Systemansatzes Schwerpunkt bei Jugendorganisationen sollte auf
beruht auf der Ansicht, dass die Organisation ein der Interaktion von Personal, Ehrenamtlichen und
einheitliches und gelenktes System von miteinan- Mitgliedern liegen, wobei das Umfeld, das äußere
der verbundenen Teilen ist. Verfechter der Sys- und innere, in dem alle arbeiten, ebenfalls in Be-
temtheorie mögen jetzt argumentieren, dass die tracht gezogen wird. Angesichts jeglicher Defini-
Fähigkeit, verschiedene Bereiche zu leiten, die tion von System wird eine Jugendorganisation Vor-
Flexibilität einer Organisation stärkt. Systeme kön- stellungen von Pluralismus wahrscheinlich eher
nen geschlossen und starr oder flexibel und offen, verkörpern wollen als solche von Einheitlichkeit.
je nach Wunsch des Managements der betroffenen Die Consulting Firma McKinsey und Co. hat in
Organisation, sein. diesem Zusammenhang das Sieben-S-Modell für
eine erfolgreiche Organisation entworfen. Das Haupt-
Systemtheorien stammen von Biologen wie Ludwig augenmerk liegt darin auf Gleichheit und gegen-
von Bertalanfy, der den Begriff „Systemtheorie” seitiger Abhängigkeit der im Diagramm gezeigten
1951 einführte. Seine Ideen wurden von Boulding Faktoren. Ist der Begriff „Personal“ in diesem Zu-
aufgegriffen, der eine neunstufige Hierarchie von sammenhang sowohl für Ehrenamtliche als auch
Systemen entsprechend ihrer Komplexität und für beschäftigte Mitarbeiter noch passend?
ihrem Entwicklungsstand auf jeder Ebene vor-
schlug.
Abb. 20
Sieben-S-Modell*
Mullins, Laurie J.: Management and Organisational Behaviour, 5. Auflage London : Pearson Education 1999,
S. 863, ISBN : 0-273-63552-2
64
Management von
Jugendorganisationen
dafür, dass sich in Unternehmen, die Personal- gut. Langfristige Lösungen für Einzelpersonen sind T-Kit
führung betonen, die Leistung verbessert. Wenn per Definition nicht anwendbar, wenn es sich
wir von den zugrunde liegenden Werten der um kurzfristige Verträge handelt. Die Betonung
Organisationen ausgehen, die sich um junge Men- liegt eher auf dem Interesse am Job an sich als auf
schen kümmern, kann dies akzeptabel sein. Präzise Karriereentwicklung (zumindest innerhalb der
Forschungsergebnisse sind aber nicht immer Organisation).
vorhanden und können nur durch Überzeugun-
gen und Annahmen ersetzt werden. Leiter von Zusätzlich kann die Leitung durch einen ehren-
Jugendorganisationen können durch die unten amtlichen Vorstand, in dem unterschiedliche
beschriebenen Untersuchungen ermutigt werden. Motive für die Teilnahme existieren, eine bestimm-
te Einstellung gegenüber der Organisationsent-
Die Arbeit von Malcolm Patterson und seinen Kol- wicklung bedingen. Während die nachfolgend an-
legen über das Sheffield Effectiveness Programme geführten Prinzipien eine nützliche Richtlinie
zeigt eine starke, positive Beziehung zwischen Ein- darstellen, sind individuelle Bedürfnisse stets
stellung der Mitarbeiter, Organisationskultur, prak- verknüpft mit der Ausprägung des jeweiligen Vor-
tischer Leitung der personellen Ressourcen und stands.
Organisationsleistung. Der Bericht hat starken Ein-
fluss auf strategisches Denken und wird von vielen Organisationsentwicklung muss mittel- und lang-
Organisationen verwendet, um eine „Terminpla- fristige Strategien umfassen, um Folgendes sicher-
nung“ für das Personalmanagement zu erstellen. zustellen:
65
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
• Wie groß ist der Zeitraum zwischen dem Zeit-
4.5 Entscheidungsfindung und punkt der Entscheidung und dem Eintreten von
Wirkungen?
politische Entscheidung • Könnte sich das Problem mit der Zeit selbst lösen?
• die Ansicht, dass die Organisation Teil eines Entscheidungsfindung bewegt sich ständig in ei-
Systems, wie beschrieben, ist, sei es starr oder nem Bereich zwischen Sicherheit über Risiko bis
flexibel. hin zur Unsicherheit sowie zwischen hohen und
niedrigen Kontrollebenen des Managements in
Die Auswirkung jeder Entscheidung sollte über- einer Organisation. Bei nicht routinemäßigen
dacht werden und zwar im Hinblick auf: Entscheidungen müssen die betroffenen Manager
dem Risiko der Folgen begegnen, indem sie in
• den Zeitplan der gewünschten Veränderung unterschiedlicher Weise Entscheidungen fällen.
oder der Anwendung eines Aktionsplans, Fraglich ist, ob es ein exaktes Verfahren für drin-
gende Entscheidungen gibt. Manchmal müssen
• die Moral des involvierten Personals, Entscheidungen sofort und an Ort und Stelle
gefällt werden, ohne auf die Struktur zurückzu-
• die betroffenen „Nutznießer“ bei einer Jugend- greifen, und man lernt bei solchen Entscheidungen
organisation. (Ein Nutznießer ist jemand, der nur nachträglich.
an der Organisation interessiert ist, oder inte- Eine solche Herausforderung sollte erkannt wer-
ressiert sein sollte, inklusive beschäftigte den und Teil des Managementtrainings sein. Der
Mitarbeiter, Ehrenamtliche, Leitungsgremium, Prozess, der die Effektivität von Entscheidungs-
Zielgruppen, Gründer, Führungspersonal, findungen optimieren soll, ist aufs Engste ver-
frühere Mitarbeiter und Ehrenamtliche, Liefe- knüpft einerseits mit Konzentration oder Delegie-
ranten etc.) rung von Macht in der Organisation und
4 andererseits mit den Ebenen – abgestimmter oder
Die gängige Vorstellung, eine mächtige Person praktizierter – politischer Entwicklungen.
(normalerweise ein Mann) entscheidet isoliert hin-
ter einem Schreibtisch über das Schicksal einer
ganzen Organisation, ist realitätsfremd. Für eine
Entscheidungsfindung ist die Beantwortung der
folgenden Fragen äußerst wichtig:
66
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 21 Entscheidungsfindung T-Kit
Stoner J.A.F und Freman, R.E. und Gilbert, D.R.: Managment 6th ed. London : Pearson Education Ltd. 1995, S. 250
67
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Entscheidungsrollen – in denen ein Manager neue Fügen Sie diese Vorstellungen der üblichen Auffas-
Pläne anwendet, Ressourcen zuteilt und die Grund- sung der Führungsprozesse in der Praxis hinzu.
lage der getroffenen Entscheidung anderen inner-
halb und außerhalb der Organisation mitteilt.
Abb. 22 Kommunikationsnetzwerke
Mullins, Laurie, J.: Management and Organisational Behaviour, 5. Auflage London : Pearson Education. 1999,
S. 489-490, ISBN : 0-273-63552-2
68
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 23 T-Kit
69
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
ja, warum? Kann man davon ausgehen, dass Wis- • Leistungsmanagement – Schaffen Sie passende
sensaustausch und die Weitergabe von Fähigkeiten Indikatoren für die Leistungsmessung, also
immer in einer kooperativen Atmosphäre vonstat- solche, die innerhalb der Jugendorganisation
ten gehen? Kann die Kompetenz von Einzelnen und ein ausgewogenes und faires System bilden.
Teams innerhalb einer Organisation durch solchen Ein Messsystem muss positiv sein und weitere
Wissenstransfer und -austausch gestärkt werden? Lernanstrengungen fördern.
Peter Senge (1990) definiert die „Lernende Organi- • Belohnungs- und Anerkennungssysteme –
sation“ als „eine Organisation, die ihre zukunfts- Führen Sie Verfahren und Systeme ein, die das
gestaltende Kapazität ständig erweitert. Für eine Erlernen neuer Fähigkeiten anerkennen und
solche Organisation reicht es nicht aus, nur zu sowohl Teamarbeit als auch den individuellen
überleben. Überlebenstraining – oder besser Einsatz stärken. Stellen Sie sicher, dass der Er-
Anpassungslernen genannt – ist wichtig, ja es ist folg bekannt gemacht wird, um weitere Ent-
notwendig. Aber für eine Lernende Organisation wicklungen zu fördern.
muss Anpassungslernen mit generativem Lernen
kombiniert werden, das heißt mit Lernen, das un- Hilfsmittel und Techniken – Jugendorganisationen
sere kreative Kapazität stärkt”. werden zwar mit vielen der folgenden Punkte ver-
traut sein, sie sollten aber hier im Zusammenhang
Gemäß der Intention dieses Abschnitts über Pro- mit Lernförderung gesehen werden:
zess und System werden folgende Management-
prozesse und damit verwandte Prozesse oder Me- • Befragungen durchführen – Interviews, Informa-
thoden vorgeschlagen. Die Prinzipien wurden bei tionssuche
David Skyrme entlehnt und für Jugendorganisatio- • Kreativität einsetzen – Brainstorming, verwandte
nen adaptiert. Skyrme betont die Rolle der Kultur Ideen
in der Organisation. Eine Kultur, die Zusammenar- • Situationen sinnvoll nutzen – Organisation von
beit und Austausch fördert, liegt diesen Vorschlä- Information und Gedanken
gen zugrunde. Da die vorigen Abschnitte interne • Auswahl treffen – Handlungsentscheidungen
und externe Kultur sowie die damit verbundenen • Ergebnisse beobachten – aufzeichnen, beobachten
Probleme behandelt haben, gibt es hier keine wei- • Wissen neu ordnen – neues Wissen in gedank-
tere Erörterung dazu. liche Modelle einbetten, aufzeichen
70
Management von
Jugendorganisationen
der darauf verpflichtet –, die für ihre Aufgabenstel- T-Kit
lung unbedingt notwendig sind, und auf die das
Handlungsumfeld positiv reagiert”.
4.8 Strategische Planung
In den vorhergehenden Kapiteln wurde bereits
erklärt, wie Managementpraktiken aus dem Bereich
Die Entscheidung, einen strategischen Plan zu ent- von Unternehmen auch in Jugendorganisationen
wickeln, wirkt sich entscheidend auf den Einfluss angewendet werden können. Ebenso haben Metho-
aus, den eine Organisation auf die Gesellschaft den der Jugendorganisationen Relevanz für den
nimmt. Von dieser Entscheidung werden andere Unternehmensbereich. Wie schon erwähnt können
Planungsarten beeinflusst, und diese wiederum die Werte der Jugendorganisationen als Haupt-
sollten einen Effekt auf die praktische Arbeit der unterscheidungsmerkmal zu gewinnorientierten
Organisation haben. Organisationen bezeichnet werden. Wenn wir ein
Managementinstrument aus dem Unternehmens-
bereich „ausborgen“, müssen die Werte einer
4.8.1 Warum Planen wichtig ist Organisation bei jeder Entscheidung berücksich-
tigt werden. Der kritische Punkt ist die Anwen-
Es herrscht zumindest eine gewisse Einigkeit dung von kommerziellen Geschäftspraktiken im
darüber, dass Jugendorganisationen in der Gesell- ehrenamtlichen Bereich, wo sicher gestellt werden
schaft zunehmend eine wichtige Rolle spielen. Es ist muss, dass die Mittel nicht Werte und Prinzipien
aber auch wichtig zu registrieren, dass die Dinge der Organisation unterminieren. In anderen Ab-
damit nicht einfacher werden – ganz im Gegenteil, schnitten dieses T-Kit befassen wir uns mit Werten.
denn das Umfeld, in dem Jugendorganisationen Hier ein Vorschlag für eine zusätzliche Definition:
agieren, ist nicht stabil, sondern befindet sich in Werte sind Normen oder Prinzipien, Ideen über
ständiger Weiterentwicklung. den Wert oder die Wichtigkeit von etwas oder von
bestimmten Qualitäten, vor allem, wenn sie von
Es gibt auch andere „interne“ Aspekte, die hier er- einer Gruppe geteilt werden.
wähnt werden sollten:
Jede Organisation, unabhängig vom Typ, hat ihre
• Die Anzahl und/oder der Hintergrund der Mit- eigenen Wertvorstellungen. Im Bereich der Non-
glieder ändert sich ständig. Profit-Organisationen sind sie möglicherweise an-
• Ressourcen fehlen. ders – oder haben zumindest ein anderes Profil als
• Die Praxis der Personalführung und -entwicklung jene im kommerziellen Bereich. Zumindest in der
ist schwach entwickelt. Theorie vermitteln Jugendorganisationen Werte,
• Es fehlen Leitlinien in den Aktivitäten oder dem die die gesamte Organisation durchdringen, ein-
Programm der Organisation. schließlich Beschaffung der finanziellen Mittel,
Kommunikation und Einstellung von beschäf-
Einige der genannten Feststellungen sind gemein- tigten und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die Werte
same Probleme aller Jugendorganisationen in Europa einer Jugendorganisation werden üblicherweise
und zeugen sehr deutlich von Planungsbedarf. von den Gründern festgelegt und dann von an-
deren oder den Folgemitgliedern ausgeformt und
Die steigende Bedeutung von Jugendorganisatio- geteilt.
nen erfordert besser geführte Organisationen, die
auf die Herausforderungen der Gesellschaft reagie- Die folgenden Anmerkungen fassen die verschie-
ren können. Ein sich ständig änderndes Umfeld denen Schritte des strategischen Planens zusammen.
verlangt Organisationen, die sich selbst auch än- Bevor geplant wird, muss sich eine Organisation
dern und anpassen können, um ihren Einfluss Zeit nehmen, um ihre Bereitschaft zu analysieren.
aufrecht zu erhalten und weiterhin Dienstleistun- Stellen Sie etwa folgende Überlegungen an:
gen anbieten zu können.
• Strategisches Planen braucht Zeit. Haben wir
Zeit? Wollen wir diese Zeit dafür verwenden?
4.8.2 Was ist strategische Planung ?
• Für strategisches Planen sind Ressourcen not-
Strategische Planung wird unterschiedlich defi- wendig. Sind Ressourcen verfügbar? Wollen wir 4
niert. Michael Allison und Jude Kaye geben in sie für das Planen verwenden?
ihrem Buch „Strategic planning for Non profit
organisations“ (1997) zwei grundlegende Definitio- • Für strategisches Planen ist Einsatz notwendig.
nen an: Denken wir wirklich an alle, wenn wir diesen
Prozess in Angriff nehmen: an Ehrenamtliche,
„Strategische Planung ist ein Managementmittel Leitungsgremium, beschäftigte Mitarbeiter, Ziel-
und wird wie jedes Managementmittel verwendet, gruppen ...?
um die Organisation dabei zu unterstützen, besser
zu arbeiten”. Es folgt eine etwas ausführlichere • Strategisches Planen erfordert Koordination.
Definition, die auch einige Schlüsselaspekte dieser Haben wir die richtigen Leute dafür?
Art der Planung umfasst: „Strategisches Planen ist
ein systematischer Prozess, in dem eine Organisa- • Widerstand: Ist jeder für strategisches Planen?
tion sich auf Prioritäten einigt – und ihre Mitglie- Wie bringen wir alle in dasselbe Boot?
71
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
5. Festschreiben des strategischen Plans
72
Management von
Jugendorganisationen
unser Planen eine Richtung. Um zu definieren, kritisches Bewusstsein für die Welt von heute zu T-Kit
wohin wir wollen, müssen wir die Vision der Orga- entwickeln. Sie ist bestrebt, Kinder und junge Men-
nisation nutzen. Sie kann eine gemeinsame Vision schen nach den Grundprinzipien von Toleranz,
vom Erfolg sein, und dann ist es das Streben nach Gleichheit und Freundschaft zu erziehen.
diesem Erfolg, der Menschen inspiriert und moti-
viert miteinander zu arbeiten. TEJO – World Organisation of Young Esperantist
Ziel dieser Organisation ist es, das Verständnis zwi-
Es gibt zwei Arten von Visionen: schen jungen Menschen mit verschiedenen
Nationalitäten und Sprachen zu verbessern, indem
• Eine Vision betrifft die Organisation „intern“. sie die Verwendung der internationalen Sprache
Dabei stellen wir uns vor, wie wir die Organisation Esperanto fördert.
haben wollen.
• Eine „externe“ Vision konzentriert sich darauf, wie YDC – Youth for Development and Co-operation
die Welt aussehen wird, wenn unsere Organisa- Die Organisation will Jugendstrukturen, die die Zu-
tion ihre Ziele erreicht. sammenarbeit zwischen jungen Menschen festigen,
stärken. Sie ermutigt junge Leute, ihre gegenwärti-
Die Vision der Organisation soll die Gruppe he- gen und zukünftigen Lebensbedingungen aktiv
rausfordern und inspirieren, gemeinsam zu arbei- mitzugestalten, und eine Entwicklung zu errei-
ten und ihre Fähigkeiten maximal einzusetzen, um chen, die nachhaltig für die Umwelt, wirtschaftlich
den Zweck der Organisation zu erreichen. annehmbar und sozial gerecht ist.
Dieser Zweck wird manchmal Leitbild (Aufgabe) YEE – Youth and Environment in Europe
genannt und kann auch als „Grund für das Beste- Das Ziel von YEE ist es, Lebensstile zu fördern, die
hen der Organisation ” bezeichnet werden. (Allison sich in Harmonie mit der Natur befinden, die
and Kaye, 1997) Wir können auch sagen, dass das angemessene Verwendung von Ressourcen in der
Leitbild oder die Aufgabe die Rolle der Organisa- Welt zu schützen und zu fördern, jeden in den
tion im Hinblick auf die Vision ist. Entscheidungsprozess einzubinden und Erzie-
hung zu vermitteln, die auf diesen Vorstellungen
Offensichtlich gibt es Organisationen, die bereits beruht.
ein klares Leitbild, eine klare Aufgabenbeschrei-
bung haben. Wenn das so ist, sollten sie jetzt über- Wenn eine Aufgabe oder ein Leitbild schriftlich for-
arbeitet werden. muliert ist, so hat jeder, der an diesem Prozess be-
teiligt war, wahrscheinlich ein größeres Gefühl der
Ein Leitbild schriftlich zu formulieren, ist eine He- Teilhabe und wird stärkeren Einsatz für die Orga-
rausforderung und erfordert wahrscheinlich eine nisation zeigen. Es ist wichtig, dass dies veröffent-
gewisse Zeit. Über seine Wichtigkeit sollte jedoch licht wird und auf irgendeine Weise auch in die
nachgedacht werden, und zwar nicht nur, weil es Satzung oder die Statuten der Organisation auf-
ein wesentliches Element des strategischen Pla- genommen wird.
nens ist.
Der Prozess, das Leitbild einer Organisation zu
entwickeln oder zu überarbeiten, kann dazu bei- Schritt 3.
tragen, ihre Mitglieder in Diskussionen und Zu- Beurteilen des Umfelds
stimmung zum Grund ihrer Arbeit einzubeziehen. Die Organisation existiert in einem Umfeld, das als
sich ständig wandelnd beschrieben wurde. Dieses
Über den Inhalt eines Leitbilds gibt es natürlich Umfeld hat Einfluss auf die Leistung der Organisa-
unterschiedliche Meinungen. Verschiedene Auto- tion, die Organisation übernimmt Dinge aus dem
ren betonen verschiedene Aspekte. Zusammenfas- Umfeld und wird ständig von anderen Faktoren be-
send gesagt, sollte das Leitbild einer Organisation einflusst.
(manchmal auch „Erklärung des Zwecks“ genannt)
Antwort auf folgende Fragen geben: Strategisches Planen benötigt ein System, das die
Organisation zwingt, auf diese Veränderungen zu
• Was will die Organisation erreichen? reagieren. Dies erfordert wiederum eine Analyse
• Worin unterscheiden wir uns von anderen Orga- der äußeren Umwelt wie Politik, wirtschaftliche
nisationen? Trends, demografische, rechtliche Fragen, Fragen 4
• Was machen wir? Für wen machen wir es? Wie der Gemeinschaft, Wettbewerb mit anderen Orga-
machen wir es? nisationen, Veränderung von Werten und Bedürf-
• Welche Wertvorstellungen prägen die Organisa- nissen der Mitglieder oder Nutznießer.
tion? Welche Besonderheiten kennzeichnen sie?
Gleichzeitig ist es wichtig, die interne Situation der
Ein Leitbild sollte präzise, klar und attraktiv sein. Organisation zu verstehen, damit die Notwen-
Hier einige Beispiele verschiedener Jugendorgani- digkeit von Veränderungen optimal eingeschätzt
sation: werden kann. Wenn wir das interne Umfeld be-
werten, sollten wir die Organisation mit allen ihren
IFM-SEI – International Falcon Movement - Aktivitäten beleuchten. Je nach Organisationstyp
Socialist Educational International können dies sein: Finanzen, Management, Mitglie-
Die Bewegung versucht, durch ihre Mitgliedsor- derschaft, Marketing, Dienstleistungen, Programm
ganisationen bei Kindern und Jugendlichen ein und Aktivitäten.
73
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Ein wichtiges Mittel, das diesen Prozess unterstützt, • Stand der Ressourcen und finanziellen Mittel
ist die SWOT-Analyse, die Stärken-Schwächen-Ana- • Reputation und Akzeptanz im Servicebereich
lyse (Strengths-Weakness) und Chancen-Risiken- • Zielgruppen, die bedient werden
Analyse (Opportunities-Threats) umfasst: • Quantität der Programme
• Qualität der Programme
• Stärken: Was können wir gut? • Führungseffizienz
• Schwächen: Worin können wir uns verbessern? • Quantität und Qualität der Dienstleistungen
• Chancen: Welche Veränderungen in unserem
Umfeld ermöglichen es uns, unser Leitbild besser
zu erreichen? Schritt 5.
• Risiken: Vor welchen Veränderungen im Umfeld Festlegen der Ziele und Absichten
müssen wir uns schützen oder uns in unserer Diskussionen über Ziele und Absichten werden
Arbeit vorbereiten? während der gesamten strategischen Planung ge-
führt. In dieser Phase ist das Finale des Prozesses
(Aus: Allison and Kaye, 1997) allerdings schon in Sichtweite.
Die SWOT-Analyse sollte uns einerseits helfen, fest- Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Entschei-
zustellen, welche Stärken in der Organisation es dungen gefallen und ein Gesamtbild der Richtung,
uns erlauben, Chancen zu nutzen und andererseits, in die die Organisation geht, sollte klar sein. Es ist
welche unserer Schwachstellen beseitigt oder ver- jetzt an der Zeit, sich über konkrete Maßnahmen
bessert werden müssen, um keinen Risiken ausge- zu einigen, um die abgestimmten Ziele zu erreichen.
setzt zu sein. Die SWOT-Analyse kann auf der ge-
samten Organisationsebene oder auch für spezielle Eine Analyse nach der SMART-Formel (vergleiche
Programme oder Abteilungen durchgeführt werden. auch Abschnitt 3.3.3) kann in diesem Zusammen-
hang wertvoll sein.
74
Management von
Jugendorganisationen
Es ist möglicherweise sinnvoll, wenn nur eine Per- einem andauernden Prozess der Organisationsent- T-Kit
son für das Aufschreiben verantwortlich ist. Natür- wicklung.
lich können auch die anderen in diesen Prozess
involviert werden. Zu diesem Zeitpunkt wurden Die Evaluierung muss in verschiedenen Phasen
die wesentlichen Entscheidungen allerdings bereits ausgeführt werden:
getroffen. Es sollten also nicht mehr viele Änderun-
gen nötig sein, denn sonst besteht die Gefahr, dass • während der Erstellung des strategischen Plans,
endlos weiter konzeptioniert wird. • während der Umsetzung des Plans.
Da es sich um ein Dokument handelt, das von vie- Wir haben die strategische Planung als Prozess
len verschiedenen „Stakeholdern“ (Nutznießer) ver- definiert; also wird eine ständige oder häufige
wendet wird, muss es benutzerfreundlich sein, um Evaluierung nicht nur zum Plan selbst beitragen,
seine Ideen klar erkennbar zu machen. Ist das sondern auch die Effizienz des Prozesses steigern.
Dokument abgeschlossen, sollte es vom Leitungs- In diesem Sinn gibt es eigentlich keine endgültige
gremium formal genehmigt und möglichst in der oder zusammenfassende Evaluierung.
gesamten Organisation verbreitet werden.
75
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
• Budget dungsfindung werden in diesem Fall mit Finanzter-
• Bilanzen mini beschrieben.
• Kosten- und Finanzierungsplan
• Liquiditäts-Angaben
4.9.2 Bilanz
4.9.1 Haushalt Eine Bilanz zeigt den Wert einer Organisation zu
einem bestimmten Datum an. Eine gern verwen-
Beim Haushalt handelt es sich um eine finanzielle dete Analogie ist eine Uhr, die zu einem bestimm-
Aussage, um entweder die Zuteilung von Kosten ten Zeitpunkt angehalten wird. Eine Bilanz wird
und Einnahmen vorauszusagen, oder um eine üblicherweise jährlich erstellt. Sie liefert Informa-
quantitative Bewertung der Geldmittel für ver- tionen über die Aktiva einer Organisation. Aktiva
schiedene Aktivitäten in einem bestimmten Zeit- sind Eigentum und Ausstattung sowie Geld, das
raum durchzuführen. Wie Kosten und Finan- der Organisation geschuldet wird und das sie auf
zierungsplan kann der Haushalt für eine beliebige, der Bank hat. Verbindlichkeiten ist Geld, das die
der Organisation entsprechenden Periode, erstellt Organisation anderen schuldet.
werden. Er wird eher als Kosten- und Finanzie-
rungsplan für die Zukunft, beziehungsweise
vorausschauend, denn als Aufstellung im Nach- 4.9.3 Einnahmen-Ausgaben-
hinein, also rückblickend, verstanden. Disziplin rechnung
beim Erstellen eines Haushalts oder bei der Mitar-
beit an den Vorbereitungen zu wahren sowie Die Einnahmen-Ausgabenrechnung kann auch Kos-
innerhalb der Beschränkungen des sich ergeben- ten- und Finanzierungsplanplan oder Finanzab-
den Finanzplans zu arbeiten, ist die empfohlene rechnung genannt werden. Eine Einnahmen-Aus-
Mindestanforderung für Manager in jeder Jugend- gabenrechnung macht zwar eher eingeschränkte
organisation. Geht man davon aus, dass Quelle, Aussagen, zeigt aber, wie viel Geld die Organisa-
Menge und Eintreffen von Einkünften oft unsicher tion zur Verfügung hat und wie viel Geld innerhalb
sind, müssen Haushalte bei ihrer Erstellung vor- einer gewissen Zeitspanne ausgegeben wurde.
sichtige Voraussagen machen, das bedeutet, höhere Diese Berechnungsart ist für kleine Jugendorgani-
Kosten und geringeres Einkommen als gedacht sationen oder lokale Einheiten einer größeren Or-
angeben. Das Problem später Zahlungen der finan- ganisation geeignet. Die endgültige Zahl gibt den
zierenden Organisationen ist vor allem ein Liquidi- Überschuss oder das Defizit in einem bestimmten
täts-Problem. Es könnte aber sein, dass Projektkosten Zeitraum an. In einer kommerziellen Struktur heißt
oder auch feste Betriebskosten entsprechend dem dies Gewinn oder Verlust. Die Zahlen werden
Eingang und der Größe der Einnahmen angepasst vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich vorgelegt
werden müssen. Die Haushaltsperioden müssen und zeigen den Finanzstatus der Organisation in-
daher so erstellt werden, dass ein Maximum an nerhalb eine bestimmte Zeitspanne an. Unab-
Flexibilität in der Organisationsarbeit gewährleis- hängig von der Begrifflichkeit liegt der Wert des
tet ist. Die Fähigkeit, einen Haushalt innerhalb Dokuments darin, ein Managementhilfsmittel zu
einer bestimmten Periode berichtigen und dies sein. Eine Überprüfung in bestimmten Intervallen
innerhalb einer fest gelegten Zeit bekannt geben und eine Analyse der Änderungen von Einnah-
zu können, ist typisch für die Erfordernisse einer men, Kosten und Ausgaben liefern Informationen,
Jugendorganisation. Ein berichtigter Haushalt wird die für Entscheidungsfindung und Zukunftspla-
gelegentlich als Vorausschätzung vorgelegt. nung einer Organisation wichtig sind.
76
Management von
Jugendorganisationen
Abb. 24 Beispiel für den Haushalt einer T-Kit
Nichtregierungsorganisation
Alle Summen in Euro
RECHNUNGEN ETAT
1998 2000
EINNAHMEN
AUSGABEN
77
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
entsprechender Abläufe und Dokumente zu de-
monstrieren.
• Wie groß ist der Wert der zu erwerbenden • Wer ist der Arbeitgeber?
Aktiva? • Wann beginnt die Beschäftigung und wann endet
• Sollen die Aktiva ins Eigentum übernommen oder sie?
gemietet werden? • Arbeitsbezeichnung (Bezug zur Arbeitsplatz-
• Über welche Zeitspanne werden die Aktiva abge- beschreibung)
schrieben? (manchmal auch als Wertminderung • Arbeitsort
bekannt – nicht auf alle Aktiva anwendbar). • Entlohnung (Bezahlung: Wann? Wie?)
• Verfügt die Organisation über einen Berater im • Arbeitszeit (normale Arbeitszeit, Ausnahmen,
Haus? Wochenend- und Abendarbeit, Überstunden)
• Gibt es Möglichkeiten, die Vertrauenswürdigkeit • Tarifverträge (Gewerkschaftsvereinbarungen)
oder Kompetenz des Geschäftspartners, von dem • Welche Kosten werden rückerstattet?
gekauft oder gemietet werden soll, festzustellen? • Wird eine Dienstwohnung zur Verfügung gestellt?
• Definieren die Regeln der Organisation jene Per- • Urlaub (Wie viel? Wie lange vorher muss der Ur-
sonen, die die Vollmacht zur Unterzeichnung von laub angemeldet werden?)
bestimmten Verträgen mit Drittparteien haben? • Krankmeldung
• Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (gesetzlich
Es ist etwa üblich, Personen zu bestimmen, oder geregelt, oder laut Organisation)
die Qualifikationen von Personen festzulegen, die • Pensionsrechte
Verträge zum Landankauf oder Eigentumskauf • Pensionsalter
unterzeichnen oder aushandeln dürfen. Ist dies aber • Probezeit (Wann wird der Angestellte fest über-
auch für Routineverträge wie das Leasen von Ko- nommen?)
piermaschinen geklärt? Die Unterschiede bei an- • Beschwerderegelung (wenn der Angestellte mit
scheinend einfachen Verträgen können in den der Art und Weise, wie ihn der Arbeitgeber behan-
Kosten beträchtlich sein. delt, nicht zufrieden ist)
• Disziplinarmaßnahmen (wenn der Arbeitgeber
mit dem Verhalten oder der Leistung des Arbeit-
nehmers nicht zufrieden ist)
4.11 Einstellungs- • Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen
6 • Arbeiten im Ausland
bedingungen • Andere Anordnungen (Hinweis auf das Personal-
handbuch, Schwarzes Brett)
Sowohl nationale als auch europäische Gesetzge- Die Einstellungsbedingungen sollten Platz für die
ber haben Anforderungen an die Personaleinstel- Unterschriften von Arbeitgeber und Arbeitnehmer
lungsbedingungen von Organisationen. Es ist auch vorsehen. Das Dokument sollte in zwei Exem-
Merkmal eines guten Arbeitgebers, dass Bedingun- plaren erstellt werden, damit jede Vertragspartei
gen abgesprochen werden, die fair sind und den eine Kopie behalten kann.
Arbeitsbedingungen entsprechen. Als wertorien- Es gibt Diskussionen darüber, ob formale Bedin-
tierte Organisationen, deren Hauptaugenmerk gungen für Freiwillige oder Ehrenamtliche not-
auf der persönlichen Entwicklung liegt, sind euro- wendig sind. Organisationen sollten in jedem Fall
päische Jugendorganisationen noch stärker gefor- darauf achten, dass sie nicht in die Lage geraten,
dert, ihr Engagement für ihr Personal anhand jemanden zu beschäftigen, und das Taschengeld,
78
Management von
Jugendorganisationen
das gezahlt wird, als Zahlung unter dem Mindest- Politik innerhalb der Organisation hilfreich sein T-Kit
lohn angesehen wird. könnten?
• Sollten Empfehlungen für einen einheitlichen An-
Es gibt allerdings ein Prinzip, das auf Angestellte satz im Umgang mit externen Institutionen gege-
und Ehrenamtliche gleichermaßen angewendet ben werden?
werden muss: Jeder der für eine Organisation • Welchen Charakter haben die externen Organisa-
arbeitet, sollte sich über seine Verantwortung klar tionen, mit denen die Organisation in ständigem
sein, und auch darüber, welche Erwartungen in die oder regelmäßigem Kontakt steht?
Qualität seiner Arbeit gesetzt werden. Veröffent-
lichung und Zugänglichkeit aller Grundsätze der Einige der externen Institutionen können politische
Organisation zu arbeitsrechtliche Fragen sollte Organisationen oder Regierungsbehörden sein, die
beachtet werden. Eine Vereinbarung über die ge- vor einem Hintergrund aus gewählten Mitgliedern
genseitigen Erwartungen kann ein Weg sein, alle und Angestellten agieren. Letztere können Funk-
diese Dinge zu klären. tionäre oder leitende Personen sein. Jugendorgani-
sationen sollten sich der Vorteile und der Zwänge,
die mit den demokratischen Prozessen in diesen
Institutionen verbunden sind, bewusst sein. Sucht
Übungsaufgaben eine Organisation Unterstützung, vor allem finan-
zieller Art, bei einer solchen Institution, sollte das
• Bitten Sie die Teilnehmenden, sich mit Management mindestens sicherstellen, dass es kei-
mindestens einem Angestellten und ne peinlichen Doppelkontakte aus gleichem Anlass
einem ehrenamtlichen Mitarbeiter ihrer gibt. Gibt es andererseits Kontakt im öffentlichen
Organisation auseinander zu setzen und Sektor, kann es notwendig sein, sicherzustellen,
zu überprüfen, wie viel Klarheit über dass weder das betreffende Geschäft noch die Ju-
Bedingungen und / oder Erwartungen gendorganisation durch mögliche Interessenskon-
herrscht. flikte Schaden erleiden.
• Wie können sie das herausfinden ?
Welche Vorgehens- Die Geschäftsführung einer Organisation kann die
weisen gibt es, oder Politik für Außen- und Innenbeziehungen in einem
sollte es geben, um eigenen Dokument veröffentlichen. Alternativ kön-
die Situation zu ver- nen diese Grundsätze auch in die Kommunikations-
bessern ? und Informationspolitik integriert werden.
Übungsaufgaben
• Bitten Sie die Teilnehmenden, eine Liste
der externen Stellen, mit denen sie
regelmäßig und unregelmäßig zu tun
haben, zu erstellen. Beschreiben Sie die
Art dieser Beziehungen. Vergleichen Sie
4.12 Gestaltung der die verschiedenen Ergebnisse und dis-
kutieren Sie den Wert von Netzwerken
Außenbeziehungen unter den Gruppenmitgliedern.
• Bitten Sie um Kommentare über die Zu-
friedenheit mit den entsprechenden Vor-
In früheren Abschnitte wurden Innen- und Außen-
gehensweisen und Ergebnissen.
beziehungen bereits angesprochen. Eine Jugendor-
ganisation hat normalerweise auch Praktiken für • Wie sind Vorgehensweisen und Ergeb-
ihre Außenbeziehungen aufgestellt. Jeder Manage- nisse miteinander verknüpft ?
mentprozess sollte diese Praktiken aufnehmen und
reflektieren. Dabei sollten Antworten auf folgende
Fragen gefunden werden: 4
• Welche Grundsätze hat die Organisation für ihre
Innen- und Außenbeziehungen aufgestellt?
• Welche Auffassungen haben externe Institutionen
vom Stil und Zweck der Organisation?
• Gibt es formelle oder informelle Mechanismen
oder Vorgehensweisen, die bei der Förderung der
79
Anhang 1
Management von
Jugendorganisationen Lernstil-Fragebogen
T-Kit
von Honey und Mumford
1. Ich habe genaue Vorstellungen davon, was richtig und falsch ist, gut und böse.
2. Ich schlage Warnungen oft „in den Wind“.
3. Ich löse Probleme gern Schritt für Schritt, und ich baue keine „Luftschlösser“.
4. Ich glaube, dass formale Vorgehensweisen und Organisationspolitik den Stil von Menschen
einschränken.
5. Ich bin als eine Person mit Realitätssinn bekannt, die „die Dinge beim Namen nennt“.
6. Ich stelle oft fest, dass Handlungen, die „aus dem Bauch“ kommen, meistens genauso vernünftig
sind, wie solche, die auf sorgfältigen Überlegungen und Analysen basieren.
7. Ich mache gern Arbeiten, bei denen ich Zeit habe „jeden Stein umzudrehen“.
8. Ich frage Menschen immer nach ihren wirklichen Überzeugungen.
9. Am wichtigsten ist es, ob etwas in der Praxis funktioniert.
10. Ich suche immer nach neuen Erfahrungen.
11. Wenn ich von einer neuen Idee oder Einstellung höre, beginne ich sofort, diese in die Praxis
umzusetzen.
12. Ich lege viel Wert auf Selbstdisziplin wie Gewichtskontrolle, regelmäßige Bewegung, fixe
Tagesabläufe etc.
13. Ich bin stolz auf meine Arbeit.
14. Ich komme am besten mit logischen, analytischen Personen aus, und am wenigsten mit spontanen
„irrationalen“ Personen.
15. Ich bin sehr sorgfältig bei der Interpretation von Daten, die mir zur Verfügung stehen, und
vermeide schnelle Schlussfolgerungen.
16. Ich fälle eine Entscheidung erst, nachdem ich alle Alternativen sorgfältig abgewogen habe.
17. Ich mag neue, ungewöhnliche Ideen lieber als praktische.
18. Ich mag keine „losen Enden“ und bringe die Dinge lieber in ein festes Muster.
19. Ich kann Vorgehensweisen akzeptieren und aufnehmen, solange ich sie als effizient für meine
Arbeit erachte.
20. Ich lege meinen Handlungen gern ein allgemeines Prinzip zugrunde.
21. In Diskussionen komme ich schnell zum Punkt.
22. Bei meiner Arbeit habe ich zu Mitarbeitern ein eher distanziertes, ziemlich förmliches Verhältnis.
23. Ich nehme gern die Herausforderung von etwas Neuem und Anderem an.
24. Ich liebe Menschen, die das Leben genießen und spontan sind.
25. Ich untersuche jedes Detail genau, bevor ich zu einem Schluss komme.
26. Ich finde es schwierig, mit einer wilden Idee oder einer spontanen Eingebung aufzutreten.
27. Ich halte nichts von Zeitvergeudung um „auf den Busch zu klopfen“.
28. Ich versuche Schlussfolgerungen nicht zu schnell zu ziehen.
29. Ich habe lieber so viele Informationen wie möglich zur Verfügung – je mehr Daten zum
Untersuchen, desto besser.
30. Schlampige Menschen, die Dinge nicht ernst nehmen, irritieren mich normalerweise.
31. Ich höre auf die Meinung anderer Leute, bevor ich meine eigene kundtue.
32. Ich zeige meine Gefühle meist offen.
33. Bei Diskussionen beobachte ich die Schachzüge der anderen Teilnehmer.
34. Ich reagiere auf Ereignisse lieber spontan und flexibel, als dass ich Dinge im Voraus plane.
35. Ich bin von Techniken wie Netzwerkanalysen, Flussdiagrammen, Struktur- und Baumdiagrammen
sowie Alternativplanung angetan.
36. Ich habe Schwierigkeiten, wenn ich eine Arbeit schnell ausführen muss, um einen Termin
einzuhalten.
37. Ich neige dazu, die Ideen von Menschen nach ihren praktischen Vorteilen zu beurteilen.
80
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
81
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Punktesystem für den Lernstil-Fragebogen
Geben Sie sich für jede Aussage, die sie angekreuzt haben, einen Punkt.
Geben Sie auf der folgenden Liste nur die Punkte an, die sie angekreuzt haben und berechnen Sie die
Gesamtpunktezahl (ein Punkt pro Kreuz)
2 7 1 5
4 13 3 9
6 15 8 11
10 16 12 19
17 25 14 21
23 28 18 27
24 29 20 35
32 31 22 37
34 33 26 44
38 36 30 49
40 39 42 50
43 41 47 53
45 46 51 54
48 52 57 56
58 55 61 59
64 60 63 65
71 62 68 69
72 66 75 70
74 67 77 73
79 76 78 80
Gesamt
82
Anhang 2
Management von
Historische und gegenwärtige Jugendorganisationen
T-Kit
Managementperspektiven
83
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Urwick unterscheidet lang- und kurzfristige Ziele. • Macht muss ebenso richtig verstanden werden
Bei Missverständnissen kommt es zu Konflikten. wie Autorität. Die hierarchische Position ist nicht
Essenz des Ganzen ist, dass der Mensch ein ratio- immer eine Garantie für effektive Führung. Der
nales und ökonomisches Wesen ist. Diese Ansicht Führungsstil ist wichtig.
wurde durch den Glauben gestärkt, das Manage-
ment wisse alles am besten und ein hochrangiger • Gute Kommunikation ist wichtig, aber sehr schwie-
Manager wisse es besser als einer von geringerem rig zu erreichen.
Rang.
• Besonders bei Veränderungen spielt das menschli-
Nun kann man heutzutage leicht sagen, dass diese che Element eine Schlüsselrolle. Erfolgreiche Ver-
ganze wissenschaftliche Einstellung zum Manage- änderungen sind abhängig von Führung, Beratung
ment überholt ist und der moderne Manager eine und Beteiligungsmöglichkeiten.
viel aufgeklärtere Auffassung hat. Gilt das wirklich
für alle Manager und Organisationen? Denken Sie Silverman (siehe 1 unten) fasst die Arbeit von
an die Auswirkung des englischen und französi- Organisationspsychologen, manchmal auch „Neue
schen Imperialismus. Welches Art von Manage- Human-Relations-Schule“ genannt, zusammen. Er
ment praktizieren die ehemaligen Kolonien? Den- schlägt vor, dass „die beste Form der Organisation
ken Sie auch an die neuen wirtschaftlichen Systeme versucht, individuelle und organisatorische Bedürf-
in Asien, seien sie demokratisch oder nicht, und an nisse nach Zufriedenheit, folgendermaßen zu er-
die Systeme in Ost- und Mitteleuropa mit ihrer füllen:
ehemals zentralen Planwirtschaft.
• Förderung stabiler Arbeitsgruppen, Teilhabe
Klar ist, dass die Annahme dieser früheren Auto- der Mitarbeiter an Entscheidungsfindungen,
ren, ihre Methoden seien wissenschaftlich, keinem • gute Kommunikationskultur und nachdrücklich
heutigen wissenschaftlichen Test standhalten würde. Supervision,
Es waren vor allem Beobachtungen von Praktikern, • unbürokratische Strukturen, die eher durch Ziel-
die zusammengefasst und dann Prinzipien genannt setzung als durch eine Hierarchie von Autorität
wurden. Diese empirische Methode kann vielleicht funktionieren“.
für eine exakte Wissenschaft akzeptabel sein, für
die Beobachtung von menschlichem Verhalten ist Der Ansatz der Human Relations untersucht zuerst
ihr Wert allerdings fraglich. Motive und Verhalten von Menschen, und ent-
wickelt davon ausgehend Kriterien, die Struktur
und Organisation unterstützen. Die Struktur soll
Human Relations Menschen anregen zusammenzuarbeiten, um die
(Soziale Beziehungen) Geschäftsziele zu erreichen. Effektive Zusammen-
arbeit kann nur durch bereitwillige Einzelne und
1920/1930 wurde die klassische Methode von der Gruppen entstehen. Die Autoren dieser Schule
„School of Human Relations“ übernommen. Darun- betonen besonders, dass Organisationen:
ter befanden sich viele Organisationspsychologen
wie Maslow, McGregor, Argyris und Bennis, die vor • Ziele erreichen sollten, indem sie die Mitglieder
allem zwischen 1920 und 1960 in den Vereinigten der Gruppe zufrieden stellen (die Theorie besagt,
Staaten arbeiteten. Zu den positiven Entdeckungen dass das Gleichgewicht durch Schaffen von Zu-
dieser Gruppe gehörte folgende: friedenheit aufrecht erhalten werden muss),
• hohe Produktivität und geringe Fehlstunden
• Ein Arbeiter ist nicht nur ein ökonomischer Mensch, gefördert werden sollten,
sondern auch ein soziales Wesen; nicht materielle • Zusammenarbeit angeregt werden sollte, Arbeits-
Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Diese An- platzkonflikte dagegen vermieden werden soll-
sicht entsprach auch denen der bereits erwähn- ten (ein gewisser Grad an Unstimmigkeit wird
ten Mary Parker Follet (1868 – 1933), einer Frau, als konstruktiv akzeptiert).
die ihrer Zeit voraus war.
Mit diesem Ansatz wird die Analyse der Orga-
• Der Arbeitsumfang, der ausgeführt werden kann, nisation zu einer Analyse des Verhaltens: wie
hat viel mehr Bezug zu sozialen Aspekten als zu Menschen sich verhalten und warum sie sich auf
physischer Beschaffenheit und Auslastung. bestimmte Art und Weise verhalten. Diese Auto-
ren (auch Behavioristen genannt) hofften, Ver-
• Nichtwirtschaftliche Belohnungen spielen bei Moti- halten innerhalb von Organisationen voraus-
vation und Wohlbefinden von Angestellten eine sagen zu können und Anleitungen zu geben,
entscheidende Rolle. wie Organisations- und Geschäftsziele am bes-
ten erreicht werden können. Sie befassten sich
• Eine starke Spezialisierung ist nicht unbedingt die vor allem mit:
effektivste Form der Arbeitsteilung.
• Produktivität von Einzelnen und Gruppen,
• Gruppen sind die Basis von informellen Organisa- • individueller Entwicklung,
tionen, die innerhalb von formalen Organisatio- • Arbeitszufriedenheit.
nen agieren oder interagieren. Daher ist es ent-
scheidend, das Verhalten und den Einfluss von Die Behavioristen unterteilten die Aspekte ihrer
Gruppen zu verstehen. Untersuchungen folgendermaßen:
*
84
Management von
Jugendorganisationen
• individuelle Bedürfnisse und Wünsche, Schritt ist die Einführung einer Organisation, in der T-Kit
• Verhalten in kleinen Gruppen, es für diese Rolle weder Bezeichnung noch Ver-
• Verhalten von Begleitern/Supervisoren, ständnis gibt. Damit wird eine Managementebene
• Verhalten unter den Gruppen. völlig aufgelöst. Man behauptet, dass solche Orga-
nisationen effektiver und effizienter sind. Wird
Die Arbeiten von Mayo, McGregor, und Maslow sind dieses Prinzip auch für Dienstleistungs- und Non-
empfehlenswert. Profit-Organisationen (NPO) mit höherem Manage-
ment angewendet, könnten Spezialistenfunktionen
das hierarchische Modell noch mehr einschränken.
Aktuelle Sichtweisen Solche Veränderungen können auch zur Mitarbei-
terreduzierung in einer Organisation führen, was
Während bei Beschreibung und Klassifizierung man als „Downsizing“ bezeichnet. Multinationale
früherer Managementperioden gewisse Überein- Unternehmen haben diese Ideen teilweise beson-
stimmungen herrschen, gibt es keine einheitliche ders aktiv aufgegriffen, auch unter Bezeichnungen
Beschreibung der Werke nach 1960. Das Entstehen wie „Flache Hierarchien“, und mehr aus Gründen
multinationaler Firmen, Globalisierung und Über- der Kostenreduzierung als zur Verbesserung der
legungen zum Management von nicht westlichen Managementeffektivität eingesetzt.
Autoren, vor allem aus Japan, führten zu einer
Denkvielfalt, die schwierig einzuordnen ist. Argu- Eine Zielanalyse zeigt die Vorzüge all dieser Ideen,
mente zur Relevanz japanischer oder koreanischer aber auch das zwangsläufig schwächste Glied im
Praktiken in Kulturen, die vor allem westlich plu- System. Menschliches Verhalten hat sich oft als
ralistischer Natur sind, fügen dem Thema Manage- Hindernis für den gewünschten Fortschritt er-
ment eine weitere komplexe Komponente hinzu. wiesen. Peter Wickens kritisiert in seinem Buch
„The Ascendant Organisation“ (Die aufsteigende
Die Annahme, dass ein Unternehmen wie gewünscht Organisation) einige dieser Managementinitiati-
funktionieren wird, weil es eine entsprechende ven. Seine Erfahrung bezieht sich auf Management
Managementmethode, einen Stil, eine Struktur, ja in Europa, Amerika und Japan, und sollte von
sogar eine allumfassende Philosophie hat, wird jenen berücksichtig werden, die für das neue
immer mehr in Frage gestellt. Moderichtungen im Jahrhundert lernen wollen. Peter Drucker, 1909 in
Management, die von einigen Praktikern auch heute Wien geboren und seit 1999 immer noch in Ameri-
noch vertreten werden, gelten in akademischen ka als Autor tätig, schreibt, dass sich das moderne
Kreisen als äußerst zweifelhaft. Betrachten Sie etwa Management seit den Ideen von Taylor vor fast
die verschiedenen Techniken, von denen einige einem Jahrhundert nicht wesentlich geändert hat.
sogar schon zur Managementphilosophie erhoben Er spricht vom „Wissensarbeiter“ und vertritt die
wurden, und die ab 1960 modern geworden sind. Ansicht, dass die Marx’sche „Würde der Arbeit“ nie
„Management durch Zielsetzung“, „Discounted- wirklich Bedeutung hatte.
Cashflow“, „Just-in-Time“, „Total-quality-Manage-
ment“ und „Business Process Re-engineerung“ fan- Wissensarbeiter sind Manager, die oft selbst mit
den überall begeisterte Anhänger. sich wiederholenden Handlungen und Aufgaben
konfrontiert sind, bei denen aber Wissen, sei es
Traditionelle Denkweisen, wie sie bei allen frü- wissenschaftliches oder anderes, sehr wohl ein
heren Autoren zu finden waren, gehen von einer wichtiger Bestandteil von Entscheidungsfindung
Befehlshierarchie aus. Moderne Theoretiker haben und Führungsqualität ist. Die Betonung des Wis-
diese Annahme untersucht und teilweise in Frage sens hat zu neuen Ideen geführt; einige davon
gestellt. Die Rolle des Supervisors oder Ersten wurden sogar zu Theorien erhoben, wie die Ler-
Managers wurde mehrere Jahre lang kritisch nende Organisation, die ständiges Lernen als
betrachtet. Fragen, die seit 1960 und vermehrt bis Schlüssel zum Erfolg propagiert. Viele Beobachter
ins Jahr 2000 gestellt worden sind, haben teilweise kehren allerdings zu den Grundsätzen von
zur völligen Abschaffung dieser Funktion geführt. Maslow, dass jede Person individuell geführt wer-
Bezeichnungen wie „Teamleader“ haben Wörter den muss, zurück.
wie „Vorarbeiter“ oder „Vorarbeiterin“ in einigen
Organisationen ersetzt. Man geht davon aus, dass Können denn nicht gewinnorientierte Organisatio-
die ernannte Person sowohl aktiv an der Arbeit teil- nen oder Organisationen mit ehrenamtlichen Mit-
nehmen als auch andere motivieren und anleiten arbeitern dies nicht besser erreichen, als solche, die
kann, bestimmte Ziele zu erreichen. Ein weiterer den Gesetzen des Marktes unterliegen?
85
Anhang 3
Management von
Jugendorganisationen T-Kit „Management von Jugendorganisationen“
T-Kit
– Evaluierungsformular
Wir hoffen, Sie finden die erste Version des T-Kit „Management von Jugendorganisationen“ hilfreich und
nützlich. Es ist die erste Veröffentlichung dieser Art, die im Rahmen des Partnerschaftsprogramms von
Europäischer Kommission und Europarat entstanden ist; deshalb würden wir uns über Ihr Feedback und
Ihre Vorschläge für zukünftige Ausgaben freuen. Anhand Ihrer Antworten werden wir auch analysieren,
welchen Effekt diese Veröffentlichung hat. Wir danken Ihnen für die Beantwortung des Fragebogens und
werden Ihre Anmerkungen sehr aufmerksam lesen.
Inwieweit hat Ihnen dieses T-Kit geholfen, theoretische Grundlagen und praktische Anwendungsbeispiele
für organisatorische Managementtechniken zu erstellen?
Sie sind …
(mehrere Antworten sind möglich)
■ Trainer/Trainerin auf
● lokaler Ebene ● nationaler Ebene oder ● internationaler Ebene
Haben Sie das T-Kit schon einmal in einer Trainingsaktivität eingesetzt? Ja ■ Nein ■
Wenn ja …
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
Welche Ideen haben Sie unverändert oder in abgeänderter Form übernommen? ............................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.........................................................................
86
Management von
Welche Techniken und Ideen des T-Kit waren für Ihre Arbeit hilfreich? ................................................................................. Jugendorganisationen
T-Kit
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
Welche Empfehlungen oder Vorschläge haben Sie für kommende Ausgaben? ...................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
.......................................................................................................................................................................................................................................................
Name: ......................................................................................................................................................................................................................................
Titel: ..........................................................................................................................................................................................................................................
Telefonnummer: ...............................................................................................................................................................................................................
E-Mail: .....................................................................................................................................................................................................................................
Bitte senden Sie diesen Fragebogen per Post oder E-Mail an:
87
Anhang 4
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
Verweise und weiterführende Literatur
88
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
89
Management von
Jugendorganisationen Die Autorinnen und Autoren des T-Kits
T-Kit
„Management von Jugendorganisationen“
90
Management von
Jugendorganisationen
T-Kit
T-Kit-Reihe
T-Kit 1:
Management von Jugendorganisationen
(Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch)
T-Kit 2:
Sprachtraining
(Deutsch, Englisch, Französisch)
T-Kit 3:
Project Management
(Englisch, Französisch, Russisch, Polnisch)
T-Kit 4:
Interkulturelles Lernen
(Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Türkisch)
T-Kit 5:
International Voluntary Service
(Englisch)
T-Kit 6:
Training Essentials
(Englisch)
T-Kit 7:
Under Construction… Citizenship, Youth and Europe
(Englisch)
T-Kit 8:
Social Inclusion
(Englisch)
T-Kit 9:
Funding & Financial Management
(in Vorbereitung)
91
1998 beschlossen der Europarat und die Europä-
ische Kommission, auf gemeinsame Aktionen beim
Training der Europäischen Jugendarbeiter zu setzen
und unterzeichneten ein Partnerschaftsabkommen.
Ziel des Abkommens ist die „Förderung aktiver
europäischer Bürger und der Gesellschaft durch
Training von Jugendleitern und Jugendarbeitern
auf europäischer Ebene“.
Die Zusammenarbeit zwischen beiden Instituti-
onen umfasst ein weites Spektrum von Aktivitäten
und Publikationen und die Entwicklung von wei-
teren Netzwerken.
Die Partnerschaft hat drei Hauptkomponenten:
Training (langfristiges Training für Trainer und
Training des Europäischen Bürgers), Publikationen
(Trainingsmaterial und Unterlagen in gedruckter
und elektronischer Form) und Netzwerktools
(Trainerpool und Austauschmöglichkeiten). Ab-
schließendes Ziel ist es, den Standard von Jugend-
arbeitertraining auf europäischem Niveau zu heben
und Qualitätskriterien für das Training festzusetzen.