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In die digitale Welt

Article in Controlling & Management Review · January 2022


DOI: 10.1007/s12176-021-0438-x

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2 authors:

Utz Schäffer Jürgen Weber


WHU Otto Beisheim School of Management WHU Otto Beisheim School of Management
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All content following this page was uploaded by Utz Schäffer on 20 March 2023.

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Editorial

In die digitale Welt

Liebe Leserinnen und Leser,


Controller können sich nicht über zu wenig Arbeit beklagen.
Ständig werden neue Themen an sie herangetragen, von Ver-
änderungen in den IFRS über neue Inhalte wie Nachhaltig-
keit bis hin zu neuen Rollen, wie etwa dem Data Scientist. Da
ist es nur zu verständlich, bewährten Instrumenten zu ver-
trauen und nicht auch an dieser Front neue Baustellen zu er-
öffnen. Eines der wichtigsten „Arbeitspferde“ der Controller
ist die Kostenrechnung. Als „Spinne im Netz“ unterstützt sie
die Controller bei diversen Aufgaben des Tagesgeschäfts, von Utz Schäffer Jürgen Weber
der operativen Planung bis zur monatlichen Berichterstat-
tung, von der Ermittlung von Kundenergebnissen bis zur Be-
stimmung zulässiger steuerlicher Verrechnungspreise. Grund, nutzt wird, die Qualität der Ausgangsdaten deutlich zu verbes-
an ihr zu zweifeln, besteht auch deshalb nicht, weil von Ma- sern und auch die ganze Kostenrechnung auf den Prüfstand zu
nager-Seite kein Anstoß kommt, sei es, weil die Manager zu- stellen. Gefährlich dann, wenn das Ziel nur darin besteht, das
frieden sind, sei es, dass sie die Qualität der Kostenrechnung alte Konzept möglichst aufwandsarm und geräuschlos auf die
nicht wirklich beurteilen können. neue Systemebene zu übertragen. Der Reflex für Letzteres ist
Bei genauem Hinsehen ist die Qualität der Kostenrechnung häufig zu beobachten. Man scheut den ganz erheblichen Auf-
schleichend schlechter geworden. Dies sieht man beispiels- wand dafür, „reinen Tisch“ zu machen, Aufwand nicht nur für
weise an den eklatanten Fehlern in der Variantenkalkulation Controller, sondern auch für Manager, ohne die das nicht geht.
in vielen Unternehmen oder an der mangelnden Qualität von Nur wer grundsätzlich über die Kostenrechnung nachdenkt,
Durchschnittswerten, die die Kostenrechnung vielfältig wird ihre Chancen in einem neuen, digitalen Kontext erken-
durchziehen: Die Komplexität der Abläufe nimmt zu, ebenso nen. Viele bisherige Begrenzungen fallen weg, jeder Einzelfall
wie deren Dynamik. Beides erhöht die Varianz. Die Kosten- kann berücksichtigt werden, ohne ihn zu einem Durchschnitt
rechnung kennt aber nur Erwartungswerte. Diese passen im- zu verschmieren. Die oft geforderte Verbindung von finanziel-
mer schlechter auf den Einzelfall. Diese Entwicklung ist den len und nichtfinanziellen Steuerungsgrößen wird auf eine
meisten Controllern verborgen geblieben, auch deshalb, weil hochwertige Datenbasis gestellt. Auswertungen können zu je-
die Kostenrechnung – anders als die Finanzbuchhaltung – dem gewünschten Zeitpunkt durchgeführt werden – und die
keiner laufenden Qualitätskontrolle unterworfen ist. Liste ließe sich noch fast beliebig verlängern. Unser Plädoyer
Wenn heute in vielen Unternehmen wieder über Kostenrech- lautet also: Gehen Sie den Weg in die neue Kostenrechnungs-
nung nachgedacht wird, liegt dies nicht an einer Unzufrieden- welt, aber gehen Sie ihn erst, wenn Sie eine klare inhaltliche
heit mit der Qualität des Instruments, sondern daran, dass die Vorstellung davon haben, wo Sie ankommen wollen!
Systembasis, auf der sie läuft, vor einer grundlegenden Verän-
derung steht. Der anstehende Release-Wechsel von SAP R/3 zu Viel Spaß bei der Lektüre wünschen Ihnen
S/4HANA macht ein Überdenken unausweichlich. Dieser An-
stoß kann segensreich sein oder aber auch gefährlich. Segens-
reich dann, wenn die schöne neue Welt von gelösten sachlichen
und zeitlichen Konsistenzproblemen, hoher Flexibilität und
Realtime-Zugang zu den gesamten erfassten Daten dazu ge- Utz Schäffer Jürgen Weber

Controlling & Management Review 1 | 2022 3


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