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Edition Akzente
Herausgegeben von
Michael Krüger
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Georg Franck
Ökonomie
der Aufmerksamkeit
Ein Entwurf
ISBN 3-446-19348-0
Alle Rechte vorbehalten
© Carl Hanser Verlag München Wien 1998
Umschlag: nach einem Entwurf von Klaus Detjen
© Abbildung: Augenmodell Somso CS 20, mit freundlicher
Genehmigung der Firma Marcus Sommer, Coburg
Satz: Filmsatz Schröter GmbH, München
Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg
Printed in Germany
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Inhalt
Vorwort
Einleitung
Im blinden Fleck der Theorie
Leib und Seele
Ökonomie als Realitätsprinzip
Erstes Kapitel: Das aufmerksame Dasein und das
Geschäft der Wissenschaft
»Aufmerksamkeit« und »Bewußtsein«
Die Wissenschaft: ein Kampf um Aufmerksamkeit
Zur ökonomischen Rationalität des Forschungsbetriebs
Zweites Kapitel: Aufmerksamkeit:
Die neue Währung?
Blick auf die Historie der Informationsflut
Die Kultur der Intentionalität
Das Massengeschäft der Information
Die finale Entgrenzung der Informationsflut
Auf der Kippe
Die neue Währung?
Drittes Kapitel: Zur Ökonomie
der Selbstwertschätzung
Der Wunsch nach Beachtung und die Sorge um den Selbstwert
Wie erfahren wir von unserer Rolle im anderen Bewußtsein?
Ökonomischer Preis und intrinsischer Wert
Persönliche Wertschätzung und soziale Geltung
Ansehen und Gesicht
Der Markt des Ansehens
Lokale Märkte und komparative Gefühle
Viertes Kapitel: Das Kapital
Ruhm, Prominenz, Reputation, Prestige
Der Markt der Beachtung und der Kurswert der Beachtlichkeit
Gesellschaftlicher Ehrgeiz
Das Gesellschaftsspiel um den Selbstwert
Der Betrieb der Kultur und der Kapitalmarkt der Beachtlichkeit
Der Gang an die Börse
Abstimmung und Widerspruch
Vom Publikations- zum Massenmedium
Die Produktion der Prominenz
Der Kapitalismus im Geist
Fünftes Kapitel: Attraktivität als Stil der Zeit
Hohe und populäre Kultur
Aura und Idol
Die Kultur der Attraktivität
Attraktivität als Realitätsprinzip
Medienästhetik
Der »attraktive« Sektor
Sechstes Kapitel: Die Wissenschaft:
ein intelligentes Sozialsystem?
Geistiges und beachtliches Kapital
Eine ökonomische Theorie der Wissensproduktion?
Soziale Intelligenz
Rationalität und Moralität
Siebtes Kapitel: Moralische Eleganz
Ökologischer Hedonismus
Ordinärer und nobler Reichtum
Der Zirkel der Abfälligkeit und der Zirkel der Wohltätigkeit
Verstand und Gefühl
Das Herz
Unterwegs zur Selbstaufmerksamkeit
Die Verantwortung der Selbstaufmerksamkeit
Soziale Wohlfahrt, Logik und Ethik
Anmerkungen
Vorwort
Was ist da, wenn wir aufmerksam da sind? Die Welt, wie
wir sie subjektiv erleben. Was ist das aufmerksame Dasein
an und für sich? Die Präsenz des erlebenden Bewußtseins.
Was trennt die Präsenz des Bewußtseins von der Welt, die
es erlebt? Das ist schwer zu sagen. Daß ein Bewußtsein da
ist, heißt, daß ein Merken, Spüren, Empfinden da ist und
nicht vielmehr nichts. Wird alles abgezogen, was gespürt,
gemerkt, empfunden wird, dann bleibt in gewissem Sinne
nichts. Bliebe nun aber tatsächlich nichts, wenn alles ab-
gezogen ist, was Gegenstand des Erlebens ist, dann wäre
das Erleben selber nichts. Daß das Erleben seine eigene
Wirklichkeit hat, merken wir aber daran, daß mit ihm die
Welt verschwindet, wie sie für uns vorkommt. Nur in der
Art und Weise des Gemerktwerdens, Gespürtwerdens,
Empfundenwerdens kommt für uns – als eben aufmerksa-
me Wesen – etwas vor. Weil wir nicht wissen, was »vor-
kommen« in völliger Unabhängigkeit von solchem Ge-
wahren heißen könnte, ist es so schwer zu sagen, was von
dem aufmerksamen Dasein bleibt, wenn alles abgezogen
ist, was in ihm vorkommt. Erst wenn wir dies sagen könn-
ten, könnten wir angeben, was das aufmerksame Dasein
als solches ist.
So ist unser aufmerksames Dasein das Vertrauteste und
das Fremdeste zugleich. Es ist das Vertrauteste, weil es all
unser Erleben begleitet und wir gar nicht umhin können,
es intim zu kennen. Es ist das Fremdeste, weil wir es in
seiner eigenen Wirklichkeit nicht fassen, es nicht wie an-
dere Dinge vor uns hinstellen können. Es entzieht sich der
vorstellenden Vergegenständlichung. Wir können es nur in
der Art und Weise erfahren, daß es seiner selbst inne wird.
Und es kann seiner selbst nur inne werden, indem es sich
seiner eigenen Geistesgegenwart vergewissert. Es kommt
zu sich, indem ihm klar wird, daß es keinen von ihm sel-
ber unabhängigen Standpunkt gibt, von dem aus es be-
trachtet werden könnte. Seine Erfahrung besteht im Zu-
stand der Selbstaufmerksamkeit. Um in den Zustand der
Selbstaufmerksamkeit zu geraten, muß die selbstverständ-
liche Vertrautheit, die wir mit der Präsenz unseres Be-
wußtseins haben, aufbrechen. Die Erfahrung dieses Auf-
brechens ist unaussprechlich. Sie nimmt mystische Züge
an, sobald sich das Dasein des Bewußtseins daranmacht,
seiner selbst als bewußt Sein teilhaftig zu werden.
Hat es überhaupt Sinn, über das aufmerksame Dasein in
gewöhnlichen Worten reden zu wollen? Die Schwierigkei-
ten und die Unzahl der gescheiterten Anläufe sprechen
eigentlich für sich. Eine skeptische Antwort ließe sich
auch schon damit begründen, daß die Rede klarstellen
müßte, was unter der Präsenz des Bewußtseins genau zu
verstehen ist. Es gibt wenige Begriffe, deren Bestimmung
sich mit solcher Hartnäckigkeit einem definitiven Ergebnis
verweigert wie »Bewußtsein«. Die entschiedensten Versu-
che, das Dasein in seiner für sich seienden Wirklichkeit zu
verstehen, verlassen die Ebene der diskursiven Rede. Sie
gehen den Weg der Versenkung und Kontemplation. Sie
folgen der intuitiven Verheißung, daß es kein abstraktes
Nichts sein wird, welches bleibt, wenn aus dem aufmerk-
samen Dasein alles abgezogen ist, was in ihm vorkommt.
Die Selbstaufmerksamkeit hat ihre Erfüllung in der Erfah-
rung, daß die Leere, zu der die Kontemplation hinfindet,
eben dieses Dasein – für sich genommen – ist. Sie erfährt
in diesem Zusich-Kommen, was gemeint ist, wenn gesagt
wird, daß es ein leeres Sein oder erfülltes Nichts ist, das da
bleibt. Sie macht diese Erfahrung gerade nicht auf dem
Weg der Selbstreflexion. Das Bewußtsein erfaßt sich darin
nicht, indem es seine begrifflichen Fähigkeiten auf sich
selbst anwendet. Es kommt zu sich als ein unhintergehbar
Letztes. Es ist aber wiederum nicht das absolute Bewußt-
sein, wie es die westliche Philosophie einmal dachte, was
da zu sich kommt. Es ist, mit einfachen Worten gesagt, die
Seele, die in solchem Zusich-Kommen ihre Natur erfährt.
Das Wort Seele ist wichtig an dieser Stelle. Es enthält
den Hinweis, daß es einen intuitiven Zugang zum Da des
Aufmerksamseins gibt. Wir alle wissen, wovon wir reden,
wenn wir es umgangssprachlich gebrauchen. Dieses Wis-
sen hat all den Mißbrauch des Begriffs und alle gescheiter-
ten Versuche überstanden, die Intuition in begreifendes
Denken zu übersetzen. Wir brauchen weder Philosophen
noch Initiierte zu sein, um zu verstehen, worum es geht.
Eine Seele in dem Sinn, wie ihn jedes Kind versteht, ist
da, wo ein Merken, Spüren, Empfinden ist. Beseelt sind
Wesen, deren Merken, Spüren, Empfinden sich nicht auf
den Informationsgewinn reduzieren läßt, den sie aus Rei-
zen ziehen.
Dem Gebrauch des Wortes Seele entspricht die Auswahl
der anderen Wesen, denen wir Beseeltheit unterstellen.
Wir lassen unser intuitives Wissen um die Beseeltheit des
eigenen Leibs dadurch praktisch werden, daß wir anderen
Lebewesen, mit denen wir uns verwandt fühlen, ebenfalls
ein Merken, Spüren, Empfinden unterstellen, das über den
Aspekt der Informationsverarbeitung hinausgeht.
Analogieschlüsse dieser Art gelten als unwissenschaft-
lich. Die Wissenschaft hat ihr selbstdefiniertes Wesen in
der Bereitschaft, jederzeit den Beweis für ihre Behauptun-
gen anzutreten. Die Rede von der Seele steht nun aber mit
dem empirischen Nachweis und dem logischen Existenz-
beweis gleichermaßen auf Kriegsfuß. Mag das eigene Da-
sein selbstevident sein, so ist das andere doch weder als
Erfahrungstatsache noch im Sinne zwingender Logik be-
weisbar. Die Berichte von anderem Seelenleben sind im-
mer subjektiv. Sie bleiben den zwingenden Beleg schul-
dig, daß existiert, wovon die Rede ist. Schließlich gibt es
immer auch konkrete Gründe, den Berichten aus dem an-
deren Seelenleben zu mißtrauen. Im kleinen hat die Wis-
senschaft mit ihrer Skepsis also recht. Ins Unrecht setzt sie
sich erst, wenn sie ihr Mißtrauen bis zur ausdrücklichen
Leugnung einer eigenen Wirklichkeit des Seelischen
treibt.
Bei dieser Leugnung setzt die folgende Argumentation
an. Die These dieses ersten Kapitels ist, daß sich die Wis-
senschaft mit dieser Leugnung selbst keinen Gefallen tut.
Sie bringt sich um die interessantesten Züge in ihrem
Selbstbild, wenn sie aus ihrem Selbstverständnis alles ver-
bannt, was mit der zwischenmenschlichen Unterstellung
der Beseeltheit zusammenhängt. Die Wissenschaft ist
nämlich, das soll gezeigt werden, das schon fertige Mu-
sterbeispiel einer geschlossenen Ökonomie der Aufmerk-
samkeit. Anhand der Wissenschaft läßt sich vorführen,
wie die Unterstellung anderen Daseins trotz – ja völlig
unabhängig von – allen theoretischen Unsicherheiten
funktioniert. Ihr Beispiel läßt sogar besonders deutlich
werden, welche Bedeutung der zwischenmenschliche
Tausch der Aufmerksamkeit für deren produktive Wid-
mung hat. Das praktische Funktionieren der Wissenschaft
als immaterielle Ökonomie ist keine unwesentliche Beiga-
be zu ihrer Funktion. Von ihr hängt vielmehr ab, ob sie
sich auch als im ökonomischen Sinn rationales Unterfan-
gen ausweisen kann.
»Aufmerksamkeit« und »Bewußtsein«
Aufmerksamkeit:
Die neue Währung?
Das Kapital
Gesellschaftlicher Ehrgeiz
Mit der Geburt des Stars war ein neues Zeitalter angebro-
chen: das Zeitalter der Herstellung persönlicher Attraktivi-
tät im industriellen Maßstab. Die Kultur als Ganzes stellte
sich um. Kultureller Konsum ersetzte die Pflege von Tra-
dition und Brauchtum. Die Volkskunst starb, die Medien
der technisch reproduzierbaren Kultur wurden populär.
Kultureller Konsum meint nun aber mehr als nur den Kauf
reproduzierter Kultur. Kultureller Konsum meint auch,
daß man mit Aufmerksamkeit für industriell hergestellte
Ware bezahlt.
Der Starkult baut auf eine ausgetüftelte Ökonomie des
Nehmens und Gebens. Erste Bedingung seiner Möglich-
keit ist ein funktionierendes Sammelsystem für die zur
Herstellung der Aura unabdingbare Aufmerksamkeit. Stars
sind nicht nur fürs, sondern auch vom großen Publikum
gemacht. Das große Publikum spendet aber Aufmerksam-
keit nur, wenn es geboten bekommt, was es sehen und
hören will. Herauszufinden, was das große Publikum erle-
ben will, ist alles andere als einfach. Es fordert systemati-
sche Anstrengung, großen Einfallsreichtum und hohe
Kreativität. Es müssen die verbreitetsten der geheimen
Herzenswünsche erraten, es müssen Kandidaten ermittelt
und aufgebaut werden, die das Versprechen glaubhaft ver-
körpern, einmal im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerk-
samkeit zu stehen. Der Aufwand, der hier getrieben wer-
den muß, beschäftigt eine – zu Recht denn auch so ge-
nannte – Industrie.
Selbstverständlich gibt es hier Erfolgsrezepte. Was das
Publikum auch und gerade im Zeitalter des Starkults inter-
essiert, ist zunächst einmal die Attraktivität der eigenen
Person. Stars werden nicht – jedenfalls nicht nur – ange-
himmelt, weil die Leute Lust am Anhimmeln hätten, son-
dern weil sie sehen und lernen möchten, wie man es
macht, zu glänzen. Idole werden nicht aus Versehen zu
Vorbildern. Sie werden Vorbilder, indem sie vormachen,
wie man die Blicke auf sich zieht. Es ist naiv zu glauben,
die populäre Kultur sei bloß Unterhaltung. Ihr Publikum
will sehr wohl gebildet werden – nur eben nicht im Sinne
der alten Bildungskultur. Man will auf direktem Weg mit-
bekommen, wie man es macht, mit der eigenen Person
groß oder eben etwas größer – herauszukommen.
Nur dann, wenn sie den Wunschtraum der vielen nach
mehr eigenem Glanz bedienen, können die Stars im popu-
lären Fach glänzen. Deshalb sind sie nicht unter anderem,
sondern wesentlich und in jedem Fall taste leaders. Ein
Star, der nicht vormacht, wie man sich gibt und aufmacht,
womit man sich umgibt und in Szene setzt, was man anhat
und draufhat, kann keiner werden. Als taste leaders sind
sie die Volkserzieher in der Kultur der Auffälligkeit. Weil
zum aufsehenerregenden Auftritt stets die richtige Aufma-
chung gehört, bezieht sich tasteleadership immer auch auf
den Konsum an Mitteln zur Selbstdarstellung. Die Anlei-
tung zur Arbeit an der eigenen Attraktivität besteht vor
allem anderen in der Unterweisung zur Anschaffung der
Dinge, mit denen man sich umgibt, herrichtet und anzieht.
Wenn sich der Kreis zwischen dem Starkult und dem Kult
um die Attraktivität der eigenen Person schließt, dann hat
sich auch der Kreis zwischen Massenkultur und ostentati-
vem Konsum geschlossen. Wir haben dann nicht nur mit
einer geschlossenen Alltagskultur der Attraktivität, son-
dern auch damit zu tun, daß jenes neue Unternehmertum
des Selbstwerts zu der stilbildenden Kraft geworden ist,
die den verschiedenen Sparten der Kultur und der plurali-
stischen Richtungsvielfalt innerhalb der Sparten einen
einheitlichen Zeitstil aufdrückt.
Der permanente Kampf um die Aufmerksamkeit hat fil-
ternde, ja direkt gestaltende Kraft. Er macht allem das
Leben schwer, was nicht das richtige Image hat. Nicht nur,
was zum Anschauen und Herzeigen gemacht ist, alles, was
produziert und verkauft werden soll, muß sich in der
künstlich entfachten Reizflut halten. Die Flut steigt um so
höher, je mehr Dinge auftauchen, die sich darin halten. Sie
besteht schließlich in nichts anderem als Dingen, die er-
folgreich nach Aufmerksamkeit haschen. So hat sie eine
gleichsam natürliche Tendenz, sich selbst zu verstärken. Je
höher indessen die Flut steigt, um so stärker müssen die
Dinge einander überschreien. Es ist wie im Bierzelt. Wenn
alle schon laut reden, muß man auch selber brüllen, um
noch gehört zu werden.
Diese Tendenz zur Selbstverstärkung der Reizflut prägt
unseren Zeitstil nicht minder, als es einst Brauchtum,
Herrscherwunsch und der Kanon des Gottgeweihten taten.
Sie verfügt, daß nur mehr mitreden kann, was gegen das
Getöse ankommt. Sie begünstigt eine auftrumpfende
Ephemerität und verfügt eine immer weiter fortschreitende
Verkürzung der Halbwertszeit des noch Aktuellen. Sie
bedeutet zwar nicht, daß nur mehr ankommt, was sich
aufführt. Sie hat aber bereits zur Folge, daß wir in einer
Umgebung leben, die uns einerseits nicht in Ruhe läßt, die
wir andererseits aber immer schon bald nicht mehr sehen
können. Sie unterstützt als Stilmittel am Ende auch noch
die Ruhe, die ausdrücklich gelassen wird. Dieses Stilmittel
ist aber eines der ausnehmenden Weise. Der Hauptstrom
ist das immer Neue, immer noch Aufregendere, immer
noch näher am Rand zur Nerverei Tanzende.
Ein Zeitstil, den der Kampf um die Aufmerksamkeit der-
art formt, muß ein inniges Verhältnis zur Erotik haben.
Neben dem Neuen zählen nun einmal die Formen des an-
deren oder, je nach dem, eigenen – Geschlechts zu den
stärksten Blickfängen. Deshalb, und keineswegs nur, weil
es die Chancen von Liebesabenteuern steigert, ist es so
prima, sexy zu sein. Der Kult um die Attraktivität der ei-
genen Person kann nicht umhin, diesen Reiz zu kultivie-
ren. Er kennt kein schöneres Lebensgefühl als das des
wandelnden Blickfangs.
Konsequent, wie sie betrieben wird, macht die Stilisie-
rung der körperlichen Attraktivität beim Anziehen und
Ausstaffieren nicht halt. Der Körper selber wird geformt
und gestylt. Nicht nur werden Fitneßcenter und Solarium
zu üblichen Bildungsstätten gesunden Aussehens, auch
das Bodybuilding und spätere Lifting werden immer übli-
cher für beiderlei Geschlecht. Das Ideal des jugendlichen
Aussehens geht über die unverbrauchte Frische und sport-
liche Figur hinaus. Es ist auch und zuerst ein Ideal eroti-
scher Attraktivität. Der Körper soll nicht nur zeigen, wie
tüchtig er im sportlichen, sondern auch wie leistungsfähig
er im aufreizenden Sinne ist. Was dahintersteckt, ist gera-
de mehr als nur Gesundheitsvorsorge und Körperertüchti-
gung. Ziel ist ein Körperideal, wie es die Medien pausen-
los vorführen, weil es sich im Kampf um die Aufmerk-
samkeit des großen Publikums bewährt.
Attraktivität als Realitätsprinzip
Medienästhetik
Die Wissenschaft:
ein intelligentes Sozialsystem?
Soziale Intelligenz
Moralische Eleganz
Ökologischer Hedonismus
Das Herz
1
Ernst Mach, Die Mechanik in ihrer Entwicklung, Leip-
zig 1883, Kap. IV.4
2
Thorstein Veblen, The Theory of the Leisure Class,
Boston 1905; deutsch als: Theorie der feinen Leute, Frank-
furt/Main 1986.
3
Es geht zurück auf Paul A. Samuelson, »A note on the
pure theory of consumer’s behavior«, in: Economica, Bd.
18, 1938.
4
Vgl. Erving Goffman, »On facework: an analysis of ri-
tual elements in social interaction«, in: Psychiatry, Bd. 18
(1955), S. 213.
5
Siehe Pierre Bourdieu, Die feinen Unterschiede. Kritik
der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt/Main 51.992,
S. 281 ff. und 441 ff.
6
Siehe Harald Atmanspacher, »Informationsdynamik als
formaler Ansatz für ein interdisziplinäres Wissenschafts-
verständnis«, in: Realitäten und Rationalitäten, Jahrbuch
Selbstorganisation, Bd. 6, Berlin 1996, S. 177-196 sowie
die Referenzen dort.
7
Paul Grice, Logic and conversation, William James
Lectures. Unveröffentlichtes Manuskript 1967. Gekürzte
Fassung in: P. Cole/J. L. Morgan (Hg.), »Syntax and Se-
mantics«, Bd. 3: Speach Acts, New York 1975, S. 41-58.
8
Donald Davidson, »Radical interpretation« (1973),
»Belief and the basis of meaning« (1974), »On the very
Idea of a conceptual scheme (1974); sämtliche abgedruckt
in: Donald Davidson, Inquiries into Truth and Interpreta-
tion, Oxford 1984.