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K
ünstliche Intelligenz (KI, engl. artificial intelligence, AI) ist Maschinelles Lernen
ein Sammelbegriff für Software, die komplexe mathemati- Die Grundlage der KI ist Maschinelles Lernen (ML). Eine Definiti-
sche Probleme lösen kann. Dabei erschafft die Software on lautet: Maschinelles Lernen ist die Fähigkeit eines Computers zu
selbst die mathematische Lösung der Probleme. Die Besonderheit lernen, ohne explizit programmiert worden zu sein. Damit funk
der KI liegt darin, dass sie im Rahmen der vorgegebenen Algorith- tioniert KI anders als klassische Computerprogramme. Die Grund-
men lernen kann. KI kann beispielsweise Bilder, Töne und Sprache lagen der KI wurden bereits vor über 50 Jahren geschaffen, aber erst
verarbeiten und daraus von den Software-Entwicklern erwünschte in den letzten 15 Jahren haben in großem Umfang verfügbar gewor-
Bewertungen, Handlungen und Entscheidungen ableiten. dene Daten und leistungsfähige Computer den aktuellen KI-Boom,
KI durchdringt schon heute unseren Alltag, oftmals ohne dass insbesondere Neuronale Netze und Deep Learning, ermöglicht.
wir uns dessen bewusst werden (Buchkremper et al. 2020; Deckert
& Meyer 2020; Kreutzer & Sirrenberg 2019; Wennker 2020). KI Beispiel Covid-19 Infektion: Wer könnte eine Covid-19 Infektion ha-
kommt nicht in Form von humanoiden Robotern daher, sondern ben? Zur Klärung dieser Frage stellen Mitarbeiter*innen eines Ge-
in einer Fülle von Funktionen innerhalb von Apps, Webseiten und sundheitsamts Fragen wie: „Hatten Sie Kontakt mit einer infizier-
Geräten. Einige Beispiele: ten Person?“ oder „Haben Sie Fieber, Husten, Halsschmerzen,
Atembeschwerden?“. Die Antworten werden nach vorgegebenen ihre eigenen Entscheidungen überprüfen. Mit jedem Fallbeispiel
Entscheidungskriterien bearbeitet. Beispielsweise würden Sympto- lernt sie, dass Fieber, Husten und andere Symptome sowie Risiko-
me wie Fieber und Husten sowie nachgewiesene Risikobegegnun- begegnungen eine hohe Infektionswahrscheinlichkeit bedeuten.
gen zum Ergebnis „Covid-19 Test oder Quarantäne erforderlich“ Die Parameter des Rechenweges werden dabei so lange verändert,
führen, denn diese Befunde wurden zuvor von Ärzt*innen und bis die Entscheidungen der KI in den meisten oder allen Fällen rich-
Forscher*innen als Anzeichen für eine Covid-19 Infektion benannt. tig sind.
Ähnlich wie Mitarbeiter*innen eines Gesundheitsamts könnte ein Maschinelles Lernen besteht darin, die Fehler des Ergebnisses
klassisches Computerprogramm anhand einer festen Fragenfolge mit Hilfe der Trainingsdaten immer kleiner zu machen, bis ein zu-
und der darauf gegebenen Antworten ein Ergebnis liefern, denn verlässiges Ergebnis erreicht wird. Dabei kann ein Computer we-
Expert*innen haben einen Entscheidungsweg in Form eines stati- sentlich mehr Details berücksichtigen als ein Mensch, denn im Ge-
schen Algorithmus definiert (Abb. 1). gensatz zum Mensch kann ein Computer mühelos Millionen von
Datenpunkten verrechnen. Dadurch kann die KI Zusammenhänge
Maschinelles Lernen als Basis für KI entdecken, die Menschen verborgen bleiben.
Zur Entwicklung einer KI-Anwendung bekommt ein Computer zu-
nächst Trainingsdaten vorgelegt (Abb. 2). Zur Covid-19 Einschät- Kompetenzen der KI: Unterstützen, nicht ersetzen
zung können die Trainingsdaten personenbezogene Daten zu Ri- KI ist grundlegend anders als menschliche Intelligenz. KI kann
sikobegegnungen und Symptomen sowie gesicherte Befunde, ob Pflegende bei einigen Aufgaben unterstützen, den Menschen aber
diese Personen eine Covid-19 Infektion hatten, umfassen. Aktuel- nicht ersetzen. So können Pflegeroboter an manchen Stellen den
le Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass auch Daten wie bei- Pflegealltag bereichern, aber ihre Fähigkeiten werden im Hinblick
spielsweise mit dem Smartphone aufgenommene Stimmproben auf zwischenmenschliche Interaktion und motorische Fähigkeiten
und Hustengeräusche als Covid-19 Indikatoren dienen können. auf absehbare Zeit vom Menschen weit entfernt sein (Huss 2019).
Der Computer bekommt also die Ausgangssituation (Risikobe- Ähnlich sieht es in der beruflichen Bildung aus. KI kann punktu-
gegnungen und Symptome) sowie das Ergebnis (Covid-19 Infekti- ell von großem Nutzen sein, aber KI kann Lehrende mit ihren viel-
on: ja oder nein) als Trainingsdaten zur Verfügung gestellt. Aber fältigen sozialen und fachlichen Kompetenzen nicht ersetzen.
im Gegensatz zum klassischen Computerprogramm mit einem sta- KI wäre treffender beschrieben mit „Aufgaben-bezogener Kom-
tischen Algorithmus muss die KI den Zusammenhang zwischen petenz“. Maschinelles Lernen kann Computer befähigen, bestimm-
Symptomen und Risikobegegnungen mit Covid-19 Infektionen te Aufgaben in einem bestimmten Kontext herausragend gut zu lö-
selbst lernen – mit Hilfe des Maschinellen Lernens. Auch wenn die sen, beispielsweise Covid-19 Infektionen in Röntgenaufnahmen der
Entscheidungen der KI anfangs schlecht sind, sie werden im Laufe Lunge zu erkennen. Aber eine KI-Anwendung beruht auf von Men-
der Zeit immer besser. Mit Hilfe der Trainingsdaten kann die KI schen gemachten Computerprogrammen (Louridas, 2020). KI kann
!
! ML Daten Veränderbarer Vorläufiges und als Online-Tutor (z.B. Frage-Antwort Lerntests) (Clark 2020).
! Code Ergebnis
! Chatbots in Kombination mit Suchfunktionen und Empfehlungs-
systemen können auch im Berufsalltag nützlich sein, indem sie auf
KI-Anwendung den Punkt genau benötigte Information liefern (Kapp & Defelice
2019; Müssig 2019; Udell & Woodill 2015).
KI
Chatbots nutzen KI, wenn es vom Aufwand nicht möglich wäre,
auf alle möglichen Fragen passende Antworten zu programmieren.
Daten Optimierter Ergebnis Allerdings sind Chatbots noch weit von menschlichen Dialogfä-
Code
higkeiten entfernt. Sie können nur in bestimmten Kontexten zu be-
Eingabe Ausgabe
stimmten Themen sinnvolle Antworten geben und werden daher
von vielen Unternehmen nur als erstes Support-Mittel genutzt.
Komplexe Anfragen werden an Menschen weitergeleitet.
Semantische Textanalyse und NLP: Text ist die Grundlage für digi-
nur die Aufgaben lösen, für die sie von Menschen erschaffen wur- tales Lernen. Wir lesen schneller als wir hören. Text ist einfach edi-
de. Vielleicht ist es hilfreich, KI wie ein neues Medikament zu be- tierbar und durchsuchbar. KI-unterstützte Sprachverarbeitung
trachten. Welches Problem können wir mit KI lösen? Wo sind die kann sowohl Lernende als auch Lehrende im Alltag unterstützen.
Grenzen der KI? Wo sind mögliche Nebenwirkungen, zum Bei- Beispielsweise kann KI Problem- und Fall-basiertes Lernen ermög-
spiel im Hinblick auf Datenschutz und diskriminierende Fehlein- lichen, indem sie Multiple-Choice Fragen durch Freitextaufgaben
schätzungen (Bias)? KI geht mit Gefahren einher, daher ist eine ersetzt. KI kann Texte auf vorgegebene Inhalte überprüfen und Pla-
faktenbasierte Abschätzung der Technikfolgen erforderlich. KI giate erkennen, so dass neue Prüfungsformen im Online-Lernen
muss wie ein Medikament und wie beispielsweise die Gentechno- möglich werden (Clark 2020). Das wäre im Hinblick auf eine digi-
logie einem gesetzlichen Regelwerk unterliegen (AIEI Group, tale Fach- und Mediendidaktik ein deutlicher Fortschritt, denn das
2020). Wiederholen von Inhalten in Form von passivem Lesen und Hören
Suchmaschinen Informationen zu Produkten, Ernährung, Unterstützung von Entscheidungen und Semantische Erfassung der In
Verkehr und Freizeit Handlungen im Beruf halte von Webseiten
Vorbereitung auf Prüfungen Erfassen persönlicher Interessen
und Anforderungen
Verarbeitung von Vorauswahl von Musik, Videos und Produk- Vorauswahl von Lerninhalten basierend auf Klassifizierung von Inhalten
Nutzerdaten ten basierend auf individuellen Präferenzen Zielen, Lernständen und Interessen Erfassen individueller Stärken und
Bewertung individueller Lernfortschritte Schwächen (Learning Analytics)
Auswählen von Lerninhalten Für alle Lernenden gleich Individuell für jeden Lernenden Erfassen von individuellen Lern
ständen und Kompetenzen
Anbieten von Lerninhalten Vorgegeben und organisiert in Kursen Verzweigt und flexibel Klassifizierung von Lerninhalten
und Curricula Suchfunktion
Empfehlungssystem
Lernende beraten Personalintensiv mit festen Sprech- 24/7 mit geringen Zugangshürden Learning Analytics
zeiten NLP, Chatbots
und einfachen Tests ist nicht effektiv. Viel effektiver ist es, sich das _ Voraussagen: Was wird in Zukunft wahrscheinlich passieren?
Gelernte ins Gedächtnis zurückzurufen, sich an Begriffe und Kon- Beispielsweise können Lernergebnisse und Kursabbrüche
zepte zu erinnern, Verbindungen zu Bekanntem herzustellen, ähn- prognostiziert werden, so dass individuelle Unterstützung für
liche Gedanken abzurufen und über das eigene Weltbild und ethi- Lernende angeboten werden kann.
sche Fragen nachzudenken (Oakley 2014). _ Empfehlen: Was sollte als nächstes passieren? Welche Kurse
sind in welcher Reihenfolge für einen Lernenden sinnvoll?
Learning Analytics: Lernen im Internet kann mit der Speicherung Welche Kurse sollte ein Arbeitgeber anbieten?
vieler Daten einhergehen, beispielsweise von demographischen Da- Es gibt Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von Learning Ana-
ten und von Aktivitäten abgeleiteten Daten wie Lernzeiten, Ver- lytics (Büching et al. 2019). Anbieter von Lernplattformen sehen
weildauer, Klicks und Testergebnisse. Learning Analytics verwen- große Potentiale für die Personalentwicklung (Wennker 2020).
det diese Daten, um Lernende und Lehrende zu unterstützen. Lear- Aktuell jedoch dürfte Learning Analytics für die Mehrzahl der
ning Analytics kann mehrere Ziele verfolgen (Clark 2020): Hochschulen, Pflegeschulen, Unternehmen und Bildungsanbieter
_ Beschreiben: Welche Kurse hat ein Lernender mit welchem noch entbehrlich sein. Die Einrichtungen verfügen oft nicht über
Erfolg besucht? Die Lernaktivitäten und Lernergebnisse relevante Daten und wissen nicht, welche Entscheidungen mit
werden für Lernende und Lehrende visualisiert. Learning Analytics unterstützt werden sollen. Zudem ergeben In-
_ Analysieren: Was sind die Gründe für Lernerfolge und Miss- vestitionen in eine detaillierte Diagnostik keinen Sinn, solange die
erfolge? nötige Infrastruktur fehlt. Unzweifelhaft bietet der Einsatz von KI