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Suchtprävention
in der Arbeitswelt
Handlungsempfehlungen
November 2019
kommmitmensch ist die bundesweite Kampagne der gesetzlichen Unfallversicherung
in Deutschland. Sie will Unternehmen und Bildungseinrichtungen dabei unterstützen
eine Präventionskultur zu entwickeln, in der Sicherheit und Gesundheit Grundlage
allen Handelns sind. Weitere Informationen unter www.kommmitmensch.de
Impressum
Herausgegeben von:
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Glinkastraße 40
10117 Berlin
Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)
Fax: 030 13001-9876
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de
Autoren:
Jasmin auf dem Berge, DGUV
Dr. Kristin Hupfer, BASF
Ursula Riedel, BG Verkehr
Dr. Sabine Schreiber-Costa, BG RCI
Gudrun Wagner, BGHM
Webcode: 206009
Bildnachweis
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Suchtprävention in der Arbeitswelt
Handlungsempfehlungen
Seite Seite
In der Arbeitswelt ist das Thema „Sucht“ in seinen unter- Sicherheits- und Gesundheitsrisiken, die am Arbeitsplatz
schiedlichen Ausprägungen nach wie vor ein häufiges und durch missbräuchlichen Suchtmittelkonsum entstehen,
ernstzunehmendes Problem. Denn die von Suchtmittel- können wirkungsvoll und nachhaltig durch Maßnahmen der
missbrauch betroffenen Beschäftigten gefährden im Prävention und Intervention verringert werden. Die Aufklä-
Arbeitsalltag sowohl sich selbst als auch andere. Zusätz- rung über Risiken von Suchtmitteln sowie eine Enttabuisie-
lich zum erhöhten Unfallrisiko verschlechtert der Sucht- rung der Thematik sind wichtige Ziele. Ein möglichst breit
mittelmissbrauch die Arbeitsleistung und ist oft Ursache gefächertes Maßnahmenpaket ermöglicht eine wirksame
für erhöhte Fehlzeiten. Damit entsteht neben dem persön- Prävention. Dazu gehören die Einbindung des Arbeitsschutz-
lichen Leid auch ein erheblicher Kostenfaktor für Wirt- ausschusses (ASA), die Qualifizierung von Führungskräften,
schaft und Gesellschaft. die Aufklärung und Unterweisung aller Beschäftigten und die
Qualifizierung von Suchtbeauftragten.
Es gibt viele Einflussmöglichkeiten, dem Thema Sucht
am Arbeitsplatz effektiv zu begegnen und sich als Unter- Betriebliche Suchtprävention ist einerseits eingebunden
nehmen oder Organisation sicherheits- und gesundheits- in die Führungs- und Kommunikationskultur eines Unter-
förderlich zu positionieren. nehmens und andererseits in das Betriebliche Gesund-
heitsmanagement. Sie ist auch Teil der Unternehmens
Daher richten sich diese Handlungsempfehlungen an: kultur und damit auch Teil einer Kultur der Prävention.2)
• Unternehmerinnen und Unternehmer Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie Führungskräfte
• Führungskräfte nehmen eine Schlüsselrolle in der Suchtprävention ein.
• Arbeitnehmervertretungen Bei Auffälligkeiten im Arbeits- und Sozialverhalten von
• Personalverantwortliche Beschäftigten (wie beispielsweise eine nachlassende
• Fachkräfte für Arbeitssicherheit Arbeitsleistung) sind sie die erste Interventionsinstanz:
• Betriebsärztinnen und Betriebsärzte Dem Auftreten von Suchterkrankungen und möglichen
• Ansprechperson für Suchtfragen/ Auswirkungen können Führungskräfte durch präventive
Betriebliche Suchtbeauftragte1) Maßnahmen, frühzeitiges Ansprechen und konsequentes
• Betriebliche Sozialberatung Agieren entgegenwirken. In Einzelfällen ist die Schaffung
• Personen, die sich über die Risiken von Suchtmittel von individuell geeigneten Arbeitsplätzen erforderlich.
konsum und mögliche Hilfsmaßnahmen informieren
möchten. Diese Broschüre gibt Hinweise zur Vorbereitung zielfüh-
render Intervention. Darüber hinaus werden Tipps zur
Sobald Beschäftigte ihren arbeitsvertraglich geschuldeten Gesprächsführung mit Mitarbeitenden gegeben, bei
Verpflichtungen nicht mehr gerecht werden, müssen Füh- denen ein problematischer Suchtmittelkonsum vermutet
rungskräfte aktiv werden. Manchmal ist es offenkundig, wird. Thematisiert werden präventive Maßnahmen, Hand-
dass Alkohol oder andere Suchtmittel im Spiel sind. Doch lungsmöglichkeiten und die Wiedereingliederung von
auch wenn Gründe für das Fehlverhalten nicht eindeutig Beschäftigten. Weiterhin werden mögliche innerbetrieb-
sind, liegt es in der Führungsverantwortung, zugunsten liche Beteiligte mit ihren Verantwortlichkeiten und Pflich-
von Arbeitssicherheit, Arbeitsqualität und Gesundheit der ten im Kontext von Suchtmittelmissbrauch beschrieben.
Beschäftigten zu handeln. Diagnosen zu stellen gehört
nicht zu dieser Aufgabe. Wenn eine Auffälligkeit am Ar Im Kontext von Suchtmittelmissbrauch am Arbeitsplatz ist
beitsplatz sich in einer Erkrankung begründen könnte, insbesondere Alkohol ein Thema. Daher liegt der Schwer-
muss der betroffenen Person die Möglichkeit eingeräumt punkt dieser Broschüre auf dem Umgang mit alkoholauf-
werden, dies (betriebs-) ärztlich abklären zu lassen. Denn fälligen Personen. Grundsätzlich lassen sich die Regeln
nur medizinisch und psychologisch geschultes Fachper- und Handlungsempfehlungen, die für diese Gruppe von
sonal kann Krankheitsbilder diagnostisch abklären und Betroffenen gelten, auf alle anderen angesprochenen
therapeutische Maßnahmen einleiten. Suchtstörungen übertragen.
1) In dieser DGUV Information wird der Begriff „Ansprechperso- 2) Die Kampagne „Kommmitmensch“ möchte Menschen dafür
nen für Suchtfragen“ synonym zu „betriebliche Suchtbeauf- begeistern, Sicherheit und Gesundheit als zentrale Werte bei
tragte“ verwendet. ihren Entscheidungen und Aktivitäten zu berücksichtigen.
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2 Welche rechtlichen Grundlagen
verpflichten zum Handeln?
Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und die DGUV Vor- Die DGUV Vorschrift 1 ist eine rechtsverbindliche Regelung
schrift 1 konkretisieren die Verhaltenspflichten im betrieb- der Unfallversicherungsträger. Ein absolutes Alkohol- oder
lichen Arbeitsschutz. Diese Vorschriften gelten auch im Suchtmittelverbot ist darin nicht vorgeschrieben.
Umgang mit suchtmittelauffälligen Beschäftigten.
In Abstimmung mit der Arbeitnehmervertretung kann je-
Ziel der Regelungen ist es, für Sicherheit und Gesundheit doch ein absolutes Alkohol- bzw. Suchtmittelverbot bei
der Beschäftigten zu sorgen. Unfälle bei der Arbeit und der Arbeit festgelegt werden. Solche Regelungen schaffen
auf dem Arbeitsweg sollen verhindert werden. Klarheit und erleichtern allen beteiligten Personen ein
frühzeitiges Handeln.
Arbeitsschutzgesetz (ArbgSchG)
Alternativ kann, resultierend aus der Gefährdungsbeurtei-
lung, ein Alkohol- bzw. Suchtmittelverbot bei Tätigkeiten
§ 15 Abs. 1 und § 16 des Arbeitsschutzgesetzes mit besonders hohem Gefährdungspotential beschlossen
werden.
Die Beschäftigten sind verpflichtet:
• gemäß der Unterweisung und der Weisung des Das kann zum Beispiel für folgende Tätigkeiten gelten:
Arbeitgebers für ihre Sicherheit und Gesundheit bei • Führen von Fahrzeugen oder selbstfahrenden
der Arbeit Sorge zu tragen. Arbeitsmaschinen
• für die Sicherheit und Gesundheit der Personen zu • Arbeiten in unmittelbarer Umgebung von Fahrzeugen
sorgen, die von ihren Handlungen oder Unterlass • Arbeiten an Maschinen mit betriebsbedingt unge-
ungen bei der Arbeit betroffen sind. schützten, sich bewegenden Maschinenteilen
• jede von ihnen festgestellte unmittelbare erhebliche • Tätigkeiten mit Gefahrstoffen
Gefahr (...) unverzüglich zu melden. • Elektroarbeiten
• den Arbeitgeber darin zu unterstützen, die Sicherheit • Arbeiten mit Absturzgefahr, z. B. auf Bühnen, Gerüsten,
und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten bei Leitern
der Arbeit zu gewährleisten (...). • Tätigkeiten in Leitwarten, Steuerständen
• Störungsbeseitigungs- und Wartungsarbeiten
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Welche rechtlichen Grundlagen verpflichten zum Handeln?
Nichtraucherschutz
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3 Was ist Sucht und was macht süchtig?
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In diesem Kapitel werden die Unterschiede zwischen Suchtmittelkonsum beeinflusst die Sicherheit und Ge-
risikoarmem, riskantem und abhängigem Konsum sowie sundheit sowie die Arbeitsqualität und das Arbeitsklima.
Besonderheiten bei den jeweiligen Suchtmitteln erläutert. Die meisten suchtkranken Personen arbeiten zwar jahr-
Es ist wichtig zu definieren, wann beispielsweise Alkohol- zehntelang trotz ihrer Suchtprobleme weiter, jedoch
konsum wirklich bedenklich ist, wo eine Suchterkrankung bleiben sie häufig mit ihrer Arbeitsleistung und ihrem
vorliegt und welche Besonderheiten bei den jeweiligen sozialen Verhalten weit hinter ihren eigentlichen Möglich-
Suchtmitteln zu berücksichtigen sind. keiten zurück. Wie viele Arbeitsunfälle auf das Konto der
Berauschtheit am Arbeitsplatz gehen, kann nur geschätzt
Jährlich sterben etwa 74 000 Menschen vorzeitig an den werden. Wird der Anstieg von Verkehrsunfallzahlen schon
Folgen eines überhöhten Alkoholkonsums und 1272 bei niedriger Alkoholisierung betrachtet (erhöht schon bei
Menschen aufgrund der Einnahme von illegalen Drogen1). 0,3 Promille, verdoppelt bei 0,5 Promille und verzehnfacht
Alkoholfolgeschäden sind für Männer zwischen 50-60 bei 1,1 Promille), ist eine hohe Dunkelziffer sehr
Jahren die häufigste Todesursache. wahrscheinlich.
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Was ist Sucht und was macht süchtig?
Im Fall von Alkohol spricht man von riskantem Konsum5) • Es besteht ein unwiderstehlicher Drang nach
• bei Männern ab einem täglichen Konsum von 24 g dem Suchtmittel.
Reinalkohol, also z. B. 0,6 Liter Bier oder 0,25 Liter • Andere Bedürfnisse und Verpflichtungen treten
Wein, hinter diesem Drang zurück.
• bei Frauen ab einem täglichen Konsum von 12 g Rein • Mittel- bis langfristig entstehen gesundheitliche,
alkohol, also z. B. 0,3 Liter Bier oder 0,15 Liter Wein. berufliche und/oder soziale Probleme.
• Einige Substanzen (insbesondere Alkohol,
Wer weniger konsumiert und nicht zu einer besonders Benzodiazepine, Opiate) können körperliche
gefährdeten Gruppe zählt (z. B. Schwangere, Menschen Entzugssymptome verursachen: Typischerweise
mit Epilepsie oder Leberschäden), betreibt risikoarmen sind das Schwitzen, Zittern, Schmerzen, Herzrasen,
Konsum. starke Blutdruckschwankungen, oft verbunden
mit Angstzuständen und Schlafstörungen.
• Komplikationen können auch ein Delir6) und/oder
epileptische Krampfanfälle sein.
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Was ist Sucht und was macht süchtig?
Hinweis:
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4 Welche Formen der Sucht können auftreten?
1) DHS (2019). Jahrbuch Sucht 2019. Lengerich: Pabst Science 3) Lee, H.-W. et al. (2018). E-cigarette smoke damages DNA and
Publisher. reduces repair activity in mouse lung, heart, and bladder as
2) DKFZ - Deutsches Krebsforschungszentrum (2015). Tabakatlas well as in human lung and bladder cells. PNAS, 115 (7),
Deutschland 2015. Lengerich: Pabst Science Publishers. E1560-E1569.
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Welche Formen der Sucht können auftreten?
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Welche Formen der Sucht können auftreten?
Nebenwirkungen von Medikamenten Oft findet man bei Menschen, die von Beruhigungsmitteln
sind nicht zu unterschätzen abhängig sind, eine jahrzehntelange „Niedrigdosisabhän-
gigkeit“. Dies bedeutet, dass die Dosis der eingenomme-
• Sachgemäß eingesetzt, werden Krankheiten durch nen Beruhigungsmittel im Bereich der empfohlenen Dosie-
Medikamente gelindert oder geheilt und Leiden rung oder nur leicht darüber liegt.
abgewendet.
• 20 % aller Medikamente (Beruhigungsmittel, Blut-
Hinweis:
druckmittel, Schmerzmittel, antiallergische Medika-
mente, Antiepileptika) beeinträchtigen jedoch auch
die Reaktionsgeschwindigkeit und die Ein Medikamentenentzug muss bei Beruhigungsmit-
Konzentrationsfähigkeit. teln sehr langsam über viele Monate unter ärztlicher
• Bei der Medikamenteneinnahme ist vor dem Auto- Kontrolle erfolgen, da sonst die Gefahr schwerer
fahren und bei Berufstätigen immer ein Blick auf den Entzugssymptome wie Delir oder epileptische Anfälle
Beipackzettel zu empfehlen. besteht.
• 4-5 % der Medikamente können zu Missbrauch und
Abhängigkeit führen, wenn das Präparat nicht in der
richtigen Dosierung oder über zu lange Zeiträume Wenn Medikamente wie Nasensprays oder Abführmittel
eingenommen wird. übermäßig lange angewendet werden, spricht man ggf.
von Missbrauch. Eine echte Abhängigkeit entsteht jedoch
nicht 9).
Die DHS geht davon aus, dass in Deutschland etwa 1,5 %
der Bevölkerung medikamentenabhängig sind. In etwa Risiken durch Medikamentenkonsum
75 % der Fälle handelt es sich dabei um eine Beruhigungs- Vergleichbar mit der Alkoholproblematik und betrieblich
mittelabhängigkeit vom Benzodiazepin-Typ, in 25 % der relevant sind nicht nur Beruhigungs- oder Schmerzmittel-
Fälle liegt hingegen eine Schmerzmittelabhängigkeit vor. abhängigkeiten von Beschäftigten, sondern auch Beein-
trächtigungen durch eine einmalige Tabletteneinnahme.
Missbrauchspotential haben alle Medikamente, die eine
beruhigende, eine stimmungsaufhellende oder eine sti-
mulierende Wirkung haben.
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Welche Formen der Sucht können auftreten?
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Welche Formen der Sucht können auftreten?
2013 an der Ruhr Universität12) Bochum unter 900 Studie- 4.1.5 Illegale Drogen
renden gaben 14 Personen an, mindestens einmal ein
Psychostimulans wie Ritalin zur Leistungssteigerung ein- Alle Substanzen, die unter das Betäubungsmittelgesetz
genommen zu haben, während 39 Personen bestätigten, fallen, werden als illegale Drogen bezeichnet. Illegale
Cannabis konsumiert zu haben. 574 Studierende berichte- Drogen spielen überwiegend bei Auszubildenden und
ten, dass sie in diesen Fällen Kaffee trinken würden, bei jungen Erwachsenen eine Rolle.
419 Personen waren es Energie-Drinks, bei 147 Personen
war es Nikotin und bei 125 Personen Koffeintabletten. • Die am meisten konsumierte illegale Droge ist Canna-
bis. 6-7 % der Deutschen geben an in den letzten 12
In einer anderen Studie13) wurde belegt, dass die Wirkung Monaten Cannabis konsumiert zu haben. Dabei geben
von Psychostimulantien der von einem starken Kaffee jüngere Personen häufiger an Cannabis konsumiert zu
entspricht. Coffein und Methylphenidat sind auch struk- haben als Ältere. Nach aktuellen Schätzungen weisen
turchemisch verwandt. 1-2 % der Erwachsenen in Deutschland einen problema-
tischen Cannabiskonsum auf 14).
Besonderheiten bei „Hirndoping“ • Seltener ist ein problematischer Kokain- und Ampheta-
minkonsum (0,1 - 0,3 %)15).
Vor allem in hohen Dosierungen können bei diesen
amphetaminartigen Medikamenten erhebliche Neben- • Noch seltener ist die Opiatabhängigkeit. Die Hälfte der
wirkungen auftreten: Kopfschmerzen, Herzrasen, Opiatabhängigen befindet sich allerdings in einer Subs-
Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit, außerdem titutionsbehandlung (2017: 78.800 Personen)16).
Aggressivität, Reizbarkeit und Rastlosigkeit.
• 2017 starben etwa 1272 Personen an den Folgen illega-
Wissenschaftlich scheint belegt zu sein, dass diese ler Drogen. Ein Großteil der Drogentodesfälle war durch
Stimulantien bei gesunden Menschen keine Vorteile Opiate verursacht17).
gegenüber gängigen „Wachmachern“ haben, jedoch
eine erhöhte Rate an unerwünschten Nebenwirkungen.
14) P
iontek, D. et al. (2018). Bericht 2018 des nationalen REI-
TOX-Knotenpunkts an die EMCDDA (Datenjahr 2017 / 2018).
Deutschland, Workbook Drogen. München: Deutsche Beob-
achtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD).
15) ebd.
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Welche Formen der Sucht können auftreten?
Mögliche Auffälligkeiten bei sedierenden Drogen, Nach einer Prävalenzstudie der Bundeszentrale für ge-
wie z.B. Cannabis und Opiate: sundheitliche Aufklärung (BZgA) im Jahr 2018 besteht bei
• Reaktionsverlangsamung etwa 0,6 % der Bevölkerung in Deutschland ein problema-
• Einschlafen am Arbeitsplatz tisches und bei etwa 0,3 % eine pathologisches Spielver-
• Opiate: enge Pupillen halten18). Die Geldspielautomaten sind mit einem Umsatz
• Cannabis: gerötete Augenbindehäute von fast 30 Milliarden Euro mit Abstand die größten Um-
satzträger der Spielangebote in Deutschland und haben
Aus Angst um ihren Arbeitsplatz teilen Beschäftigte im das höchste Suchtpotential 19).
Betrieb häufig nicht mit, wenn sie unter Opiatsubstitu-
tion stehen. Sind keine weiteren Drogen im Spiel, arbei-
ten diese Beschäftigten oft gut und fallen nicht auf. 18) Banz, M. & Lang, P. (2017). Glücksspielverhalten und Glücks-
spielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2017 und
Trends. BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Suchtstadium
Das Spielen wird zum zwanghaften Drang und beherrscht
die gesamte Lebensführung. Nicht mehr der Gewinn steht Besonderheiten bei pathologischem Glücksspiel
im Vordergrund, sondern die durch das Spielen hervorge-
rufenen intensiven Gefühle von Anspannung, Lust, Eu- Hinweise für eine Gefährdung durch Glücksspiel
phorie und Entspannung. Es besteht zunehmend Kontroll- können ähnlich sein, wie die allgemeinen Hinweise
verlust bezüglich Spieleinsätzen und -zeiten. Das Lügen, auf Suchtprobleme (siehe Box S. 10 Kennzeichen einer
Vertuschen und sich Verschulden auch bei Verwandten Abhängigkeit). Hier ist außerdem typisch:
und im sozialen Umfeld sowie das Scheitern von Rückzah-
lungen mit falschen Versprechungen führen zunehmend • Ausleihen von Geld
zur Isolation. Negative Gefühle wie Selbstverachtung, • Bitte um Gehaltsvorschüsse
Verzweiflung und Suizidgedanken verschärfen sich. Es
besteht die Gefahr eines zusätzlichen Suchtmittelmiss-
brauchs, insbesondere von Alkohol.
Hinweis:
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Welche Formen der Sucht können auftreten?
Nach einer epidemiologischen Studie von Prof. Rumpf Hier ist typisch:
(2011) sind etwa 1 % der Deutschen „internetabhängig“.20) • Übermüdung
Da es zum Zeitpunkt der epidemiologischen Studie noch • Nachlassen von Leistung und Engagement
keine verbindlichen Kriterien gab, ab wann problemati-
scher bzw. abhängiger Gebrauch vorliegt, sind diese Inzwischen existieren Beratungsstellen, Online-Portale
Zahlen nur als Annäherungswerte zu verstehen. und Psychosomatische Kliniken, die Therapien
anbieten.
Die Übergänge von häufigem Internetgebrauch hin zum
süchtigen Konsum sind fließend. Vom pathologischen
Internetgebrauch spricht man, wenn Betroffene ihren
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5 Welche Wege führen aus der Sucht?
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Die Wege aus der Sucht können vielfältig sein: Entweder Weg 2: Anregung der Veränderungsmotivation
steigen die Betroffenen aus eigenem Antrieb aus der durch das private Umfeld
Suchtspirale aus oder sie werden dazu durch ihr Umfeld
angeregt. Gespräche mit Angehörigen und Freunden, die auf die
Schwierigkeiten des Zusammenlebens hinweisen und als
Weg 1: Eigenmotivation letzte Konsequenz den Abbruch der Beziehungen nicht
nur ankündigen, sondern auch wahrmachen, können
Das Auftauchen suchtmittelbedingter Probleme wie Füh- wichtige Impulse für den Ausstieg sein. Weitere Gründe
rerscheinverlust, Dissonanzen in wichtigen emotionalen über Veränderungen im Leben nachzudenken sind ge-
Beziehungen, Arbeitsplatzprobleme und Organschäden sundheitliche Probleme, die von den behandelnden Ärz-
können durchaus Auslöser für eine Konsumreduktion ten in den Zusammenhang mit dem krankmachenden
bzw. Verzicht werden, selbst, wenn schon eine Abhängig- Konsumverhalten gebracht werden.
keit vorliegt. Nur etwa 40 % der „trockenen“ Alkoholab-
hängigen waren in professioneller Therapie. Alle anderen Weg 3: Anregung der Veränderungsmotivation
hatten zu einem bestimmten Zeitpunkt so starke Absti- durch das Arbeitsumfeld
nenzmotive, dass sie ohne fachspezifische Hilfe wieder
zur Abstinenz fanden. Da der Arbeitsplatzerhalt für die meisten Beschäftigten
ein wichtiges Gut ist, kann hier bei Suchtproblemen auch
besonders wirkungsvoll interveniert werden. Je früher
sucht(mittel)bedingtes Fehlverhalten durch das Arbeits-
umfeld insbesondere der unmittelbaren Führungskräfte
angesprochen wird, desto eher können die Schritte vom
riskanten Konsum in die Abhängigkeit verhindert werden.
Wie das gelingen kann, wird in Kapitel 7 beschrieben.
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6 Wie sieht vorbeugendes Handeln aus?
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Wie sieht vorbeugendes Handeln aus?
1) Prinzip Punktnüchternheit am Arbeitsplatz: Punktnüchternheit bedeutet Konsumverzicht über einen festgelegten Zeitraum
hinweg, z. B. über die gesamte Arbeitszeit oder vor und während dem Führen von Kraftfahrzeugen.
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Wie sieht vorbeugendes Handeln aus?
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7 Aktiv werden – aber wie?
Wenn Beschäftigte ihren arbeitsvertraglichen Pflichten Konflikte oder auch andere Erkrankungen ursächlich für
nicht mehr gerecht werden, die Qualität ihrer Arbeit Verhaltensauffälligkeit sind: Die Führungskraft muss
dauerhaft leidet oder Beschäftigte beispielsweise zuneh- einen Prozess in Gang setzen, um Risiken zu vermeiden
mend als unzuverlässig wahrgenommen werden, ist es und so ihrer Fürsorgepflicht und Führungsverantwortung
die Aufgabe der Führungskraft zu intervenieren. gerecht zu werden.
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Aktiv werden – aber wie?
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Aktiv werden – aber wie?
7.3 Häufige gestellte Fragen zum rechts Dies kann z. B. die Begleitung durch Führungskräfte oder
sicheren Handeln im (Alkohol)-Akutfall andere Beschäftigte im Dienstwagen, Taxi oder im öffent-
lichen Verkehrsmittel sein. Vorteilhaft ist es, wenn die
Ab welchem Grad der Alkoholisierung muss ich als betroffene Person zu Hause in Empfang genommen wird.
Führungskraft handeln? Informieren Sie daher die Familie oder andere Personen
Auf die Promillezahl kommt es nicht an und niemand im Haushalt vorher. Oder Sie organisieren die Abholung
muss einen vermuteten Alkoholkonsum beweisen. Lassen durch Nahestehende.
Sie sich nicht auf Diskussionen über Promillegrenzen ein.
Welche Möglichkeit Sie wählen, entscheiden Sie im Ein-
Sie entscheiden nach Ihrem subjektiven Eindruck, ob eine zelfall. Es hängt vom Zustand der betroffenen Person ab,
beschäftigte Person weiterarbeiten kann. Sie müssen von ihrer sozialen Einbindung sowie den betrieblichen
handeln, sobald eine Beeinträchtigung vorliegt und Sie Gegebenheiten.
nach ihrer eigenen Lebenserfahrung davon überzeugt
sind, dass die betroffene Person ihre arbeitsvertraglichen Falls zu befürchten ist, dass der oder die Betroffene ge-
Verpflichtungen nicht mehr hinreichend erfüllen kann. walttätig werden könnte, rufen Sie die Polizei. Bei hilflo-
sen Personen sollten Sie immer und unverzüglich notfall-
Besteht kein absolutes Alkoholverbot und die betroffene medizinische Hilfe anfordern (Notruf 112).
Person hat lediglich eine „Alkoholfahne“ ohne weitere
erkennbare Beeinträchtigungen, genügt es, sich zu verge- Wie geht es nach dem Heimtransport weiter?
wissern, dass weder Eigen- noch Fremdgefährdung be- Es ist empfehlenswert, über den Arbeitsabbruch ein Pro-
steht. Um die Sicherheit zu gewährleisten, darf die Person tokoll zu fertigen und bei nächster Gelegenheit von der
jedoch nicht mit gefahrgeneigten Tätigkeiten (z. B. Führen betroffenen Person unterschreiben zu lassen. Die Kosten
von Fahrzeugen) beauftragt werden. für den Heimtransport können Sie ihr in Rechnung stellen.
Bei offensichtlichen Veränderungen im Auftreten und Ver- Was mache ich, wenn die betroffene Person sich weigert,
halten infolge der Alkoholisierung darf die betroffene Per- den Arbeitsplatz zu verlassen?
son auf keinen Fall weiterarbeiten und Sie müssen für Wenn eine betroffene Person trotz mehrfacher Aufforde-
einen sicheren Nachhauseweg bis hin zur Außenhaustür rung nicht gehen will, macht sie sich in der Regel des
sorgen. Spätestens am folgenden Arbeitstag muss dann Hausfriedensbruchs schuldig. Sie können die Polizei ver-
ein Vorgesetztengespräch stattfinden. In der folgenden ständigen. Dies gilt erst recht, wenn Sie den Eindruck
Zeit beobachten sie sorgfältig, ob sich solche Vorfälle haben, dass Fremd- und/oder Eigengefährdung besteht.
wiederholen.
Lassen Sie sich keinesfalls auf Diskussionen über Trink-
Wie sorge ich als Führungskraft für einen sicheren mengen, Promillegrenzen oder die Arbeitsfähigkeit ein.
Heimtransport? Als Führungskraft haben Sie das Weisungsrecht in Ihrem
Auf gar keinen Fall dürfen Beschäftigte, die desorientiert Betrieb. Sie beurteilen und entscheiden, ob Beschäftigte
wirken oder kaum noch ansprechbar sind, unbeaufsich- arbeitsfähig sind und am Arbeitsplatz bleiben oder nicht.
tigt bleiben. Ebenso wenig dürfen sie auf dem Nachhau-
seweg sich selbst überlassen werden. Muss ich der betroffenen Person den Schlüssel
abnehmen, wenn sie mit dem Auto gekommen ist?
Für einen sicheren Heimtransport sind Sie verantwortlich. Sie müssen auf jeden Fall versuchen, die auffällige Person
Hierbei geht es nicht nur um die zurückzulegende Strecke, daran zu hindern, mit dem Auto zu fahren. Wenn sie Ihnen
sondern um eine Sicherung des Heimwegs bis zur Haus- den Schlüssel nach Aufforderung überlässt, ist das in
tür. Aus Gründen der Fürsorgepflicht müssen Sie das Ih- Ordnung. Weigert sie sich und will trotzdem nach Hause
nen Zumutbare tun, damit die betroffene Person sicher fahren, schalten Sie die Polizei ein.
nach Hause kommt.
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Aktiv werden – aber wie?
Was passiert, wenn alkoholisierte Beschäftigte in einen Zum Nachweis eines Drogenkonsums gibt es Drogen-
Arbeits- bzw. Wegeunfall verwickelt werden? schnelltests, bei denen Urin, Speichel oder Schweiß als
Alkoholisierte Beschäftigte handeln fahrlässig und kön- Probematerial verwendet werden. Diese sind jedoch nicht
nen regresspflichtig gemacht werden. Bei suchtmittelbe- immer zuverlässig. Rechtssicher ist nur der Einzelsub
dingten Unfällen endet der Versicherungsschutz der ge- stanznachweis aus dem Blut.
setzlichen Unfallversicherung – auch bei sehr niedrigen
Promillewerten.
7.4 Sicher in der betrieblichen Rolle agieren
Wenn bekannt wird, dass Sie als Führungskraft von der
Alkoholisierung wussten und eine betroffene Person nicht Alle Beteiligten haben ihre Rolle in der Intervention, mit
am Weiterarbeiten gehindert oder für einen sicheren dem Ziel, Einsicht und Veränderungsbereitschaft zu
Heimweg gesorgt haben, sind auch Sie regresspflichtig. erzeugen.
Sie können wegen eigener Pflichtverletzung, u. a. auch
der Aufsichtspflicht, möglicherweise sogar strafrechtlich Die Führungskraft ist verantwortlich für Sicherheit und
belangt und/oder zivilrechtlich haftbar gemacht werden. Gesundheit. Sie zeigt die Arbeitsmängel auf und verdeut-
Somit ist für Sie eine rechtliche Verpflichtung zum Han- licht gegebenenfalls mit Unterstützung der Personalstelle
deln gegeben. die Konsequenzen des Fehlverhaltens bzw. der Minder-
leistung. Sie achtet darauf, dass der Interventionsprozess
Wann kann ein Alkohol- oder Drogentest veranlasst so lange fortgesetzt wird, bis über ausreichend lange Zeit
werden? keine Auffälligkeiten mehr aufgetreten sind. Außerdem
Immer wenn Beschäftigte auffälliges Verhalten zeigen, kann über inner- und außerbetriebliche Hilfsangebote
dass den Verdacht auf Suchtmittelkonsum erweckt, soll- informiert werden.
ten sie mit dem Verdacht konfrontiert werden. Durch
einen Alkohol- oder Drogentest erhalten Betroffene die Die Personalabteilung ist für die disziplinarische
Gelegenheit, diesen Verdacht zu entkräften. Wenn sie sich Ahndung von Verstößen gegen die dienstlichen Regeln
weigern, müssen sie hinnehmen, dass das Vorkommnis zuständig, sucht ggf. einen neuen Arbeitsplatz, falls vor-
als „Drogenfall“ bewertet wird und sie mit den dann vor- läufige Sicherheitsbedenken gegen den weiteren Einsatz
gesehenen Konsequenzen rechnen müssen. bestehen oder wenn ein Arbeitsplatzwechsel aus anderen
Gründen sinnvoll erscheint.
Muss ich als Führungskraft einen Alkohol- bzw.
Drogentest veranlassen? Die Arbeitnehmervertretung achtet darauf, dass die Rech-
Nein, Beschäftigte könnten sogar zu Recht derartige Maß- te der oder des Beschäftigten gewahrt bleiben und die
nahmen verweigern. Es reicht zum Beweis vollkommen Regeln eingehalten werden.
aus, wenn Sie nach allgemeiner Lebenserfahrung davon
überzeugt sind, dass eine beschäftigte Person zu viel Betriebsärzte und Betriebsärztinnen können in der medi-
getrunken hat oder ein für Suchtmittelkonsum typisches zinischen Untersuchung eine Diagnose stellen und kör-
Verhalten zeigt und somit die arbeitsvertraglichen Pflich- perliche Folgeschäden erkennen. Sie können Therapiean-
ten nicht erfüllen kann. Ihr subjektiver Eindruck genügt gebote machen und aufgrund ihrer Kenntnis der
– auch vor Gericht. Empfehlenswert ist es in jedem Fall, regionalen Institutionen auch zügig in eine Behandlung
Dritte hinzuzuziehen, die Auffälligkeiten und beobachte- vermitteln. Den Beschäftigten, die überzeugt sind, aus
tes Verhalten bezeugen können. Dies gilt im Übrigen für eigener Kraft zu einem gesundheitsverträglichen Konsum
jede Art der Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit. zurückzufinden, können sie anbieten, durch Folgetermine
diesen Prozess fachkundig zu begleiten und bei Misslin-
Wie zuverlässig sind Alkohol- und Drogentests? gen ins professionelle Suchthilfesystem zu vermitteln.
Für den Nachweis eines Suchtmittelkonsums gibt es ver-
schiedene Methoden. Alkoholkonsum lässt sich durch Kolleginnen und Kollegen schöpfen meist als erste den
eine Messung der Atem-Alkohol-Konzentration oder einen Verdacht, dass ein Suchtproblem vorliegen könnte, spre-
Bluttest ermitteln. chen das den Betroffenen gegenüber auch offen an und
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Aktiv werden – aber wie?
beziehen weitere Beteiligte ein, wenn ihre Intervention Zielführender ist es, wenn Betroffene in die Verantwor-
nicht zum erwünschten Ergebnis führt. tung für ihr Fehlverhalten genommen werden. Dafür steht
das Akronym: KLAR. Dieses richtet sich sowohl an Füh-
Suchtbeauftragte/Ansprechpersonen für Suchtfragen rungskräfte als auch an Beschäftigte.
sind zum einen eine Unterstützung für die Führungskräfte.
Zum anderen unterstützen sie Auffällige beim Finden und wie Konsequent:
Wahrnehmen von inner- und außerbetrieblichen Hilfsan-
geboten. Sie stehen als Ansprechpersonen für alle in die- • Auf auffälliges Verhalten hinweisen und ggf. riskanten
sen Fall Involvierten zur Verfügung und kennen die Unter- Konsum beim Namen nennen
stützungsangebote. Manche dieser Ansprechpersonen • Verhaltensänderung konkret einfordern und
sind Menschen mit eigener Suchterfahrung. Sie können vereinbaren
als Vorbilder mit Auffälligen über deren Ängste oder Vor- • Einhaltung von Absprachen verfolgen
behalte hinsichtlich einer Behandlung reden. Dabei ma- • Bei Nichteinhaltung von Absprachen und Vereinbar
chen sie anhand ihrer eigenen Erfahrungen Mut, dass ungen angekündigte Maßnahmen umsetzen
diese Probleme lösbar sind. • Auf Gefährdung des Arbeitsplatzes hinweisen
Von der Suchterkrankung einer Person sind auch die Men- wie Abgrenzen:
schen im Umfeld betroffen wie z. B. Familienangehörige,
andere Beschäftigte, Führungskräfte sowie Kunden und • Verantwortung für das Suchtverhalten
Kundinnen, Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner. (z. B. weitertrinken oder aufhören wollen) allein bei
den Betroffenen belassen
Die Reaktionen des Umfelds auf das suchtgetriebene Ver- • Entscheidungsfreiheit der Betroffenen betonen
halten der Betroffenen haben direkten Einfluss auf den
weiteren Krankheits- und Genesungsverlauf: Kommt es wie Reden:
zur Hilflosigkeit und einem „nicht wahr haben wollen“ der
Realitäten, trägt dies zur Verschleppung der Probleme bei. • Nicht über die betroffene Person reden, sondern im
Gespräch mit der betroffenen Person bleiben
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Co-Ver- • Unterstützung zusichern
halten (veralteter Begriff: Co-Abhängigkeit). Das kann z. B. • Kontakte zum Beratungsangebot ermöglichen
dadurch gekennzeichnet sein: • Zuversicht vermitteln
• Vertuschen des Fehlverhaltens nach außen
• Bagatellisieren der Auswirkungen (z. B. „Alkoholfahne“,
Leistungsdefizite)
• Kompensieren der Versäumnisse durch z. B. Mehrarbeit
anderer Beschäftigter
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Aktiv werden – aber wie?
7.6 Der Stufenplan als Beispiel für eine Gespräche nach Stufenplan
zielführende Intervention. Die Hinweise zur Vorbereitung auf die Gespräche nach
Stufenplan richten sich in erster Linie an die direkten Füh-
Vereinbarungen über ein abgestuftes Vorgehen als Hand- rungskräfte und alle, die an Gesprächen nach Stufenplan
lungsgrundlage gibt es inzwischen in vielen Unterneh- teilnehmen. Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, als erste
men. Die Intervention dient dazu, Beschäftigte mit der Maßnahme vor dem Stufenplan ein vertrauliches Vier-Au-
betrieblichen Realität zu konfrontieren und dabei Unter- gen-Gespräch ohne schriftliche Notiz zu führen. Ändert
stützungsangebote sowie auch arbeitsrechtliche Konse- die betroffene Person ihr Verhalten nicht, folgt in jedem
quenzen aufzuzeigen. Die hier dargestellte Interventions- Fall ein Gespräch der Stufe 1.
kette ist eine mögliche Variante.
Vorgespräch Verhaltensänderung
Wer? Führungskraft, auffällige Person Unauffälliger Konsum
Was? Wahrgenommene Auffälligkeiten, Vereinbarungen für die Zukunft
Keine
Änderung
Stufe 1 Verhaltensänderung ODER
Wer? Führungskraft, auffällige Person
Was? Feststellung Auffälligkeit, Erläuterung Stufenplan, Hilfsangebot,
mögliche Konsequenzen bei keiner Verhaltensänderung ansprechen
z. B. mündliche Verwarnung Rückkehr zur Abstinenz
aus eigener Kraft
Keine
Änderung
Stufe 2 Verhaltensänderung
Wer? Führungskraft, auffällige Person, Arbeitnehmervertretung
(AN-Vertretung), optional weitere Beteiligte (z. B. Ansprechperson ODER
für Suchtfragen)
Was? Benennung neuer Auffälligkeiten, nochmals Erläuterung Stufenplan,
Aufforderung Hilfsangebote anzunehmen, mündliche Verwarnung,
weitere Konsequenzen schriftlich festhalten und an Personal Therapie
abteilung weiterleiten
Keine
Änderung
Stufe 3 Verhaltensänderung
Wer? Führungskraft, auffällige Person, AN-Vertretung, Personal
abteilung, optional weitere Beteiligte (z. B. Ansprechperson für
Suchtfragen)
Was? Auffälligkeiten, Aufforderung Hilfsangebote wahrzuneh- Einhaltung
men, 1. Abmahnung bzw. Einleitung eines Disziplinarverfahrens arbeitsvertraglicher
Verpflichtungen
Keine
Änderung
Stufe 4 Verhaltensänderung
Wer? Führungskraft, auffällige Person, AN-Vertretung,
Personalabteilung, optional weitere Beteiligte
(z. B. Ansprechperson für Suchtfragen)
Was? Feststellung Auffälligkeit, Aufforderung Hilfsangebote
wahrzunehmen, 2. Abmahnung bzw. Einleitung eines
Bei Bedarf
Disziplinarverfahrens
regelmäßige
Keine Feedbackgespräche
Änderung
Stufe 5
Wer? Führungskraft, auffällige Person, AN-Vertretung,
Personalabteilung, optional weitere Beteiligte
(z. B. Ansprechperson für Suchtfragen)
Was? Kündigung (eventuell mit Wiedereinstellungszusage) Ausstieg aus Stufenplan
32
Aktiv werden – aber wie?
Zur Vorbereitung auf alle Gespräche nach Stufenplan Wenn sich auffällige Beschäftigte nicht an die Vereinba-
sind folgende Aspekte zu berücksichtigen: rungen halten, wird das zweite Gespräch nach Stufenplan
• Was ist das Ziel? vorbereitet. Dies gilt ebenfalls für alle folgenden Gesprä-
• Welche Auffälligkeiten sollen angesprochen werden? che nach Stufenplan.Für Gespräche ab Stufe 2 wird ein
• Welche Hilfsmöglichkeiten können angeboten werden? erweiterter Personenkreis eingeladen.
• Welche realistischen (arbeitsrechtlichen) Konsequenzen
können bei Nichteinhaltung der Vereinbarungen ange- Es ist wichtig, dass alle (betrieblichen) Beteiligten (s. Ka-
droht werden? pitel 7.4) in diesem Gespräch ein gemeinsames Ziel verfol-
gen und die vereinbarten Regelungen einhalten. Fragen,
Wesentliche Inhalte des ersten Gespräches nach die vor jedem weiteren Gespräch nach Stufenplan geklärt
Stufenplan sind: werden sollten:
• Wer benennt klar die Konsequenzen, wenn sich das
Die Führungskraft spricht folgende Punkte an: Verhalten nicht ändert? (entweder Führungskraft oder
• Wahrgenommene Veränderungen z. B. im Arbeits- Personalabteilung)?
und Sozialverhalten • Wer übernimmt welche Rolle im Gespräch?
• Sorge um die betroffene Person • Welche Unterstützungsangebote werden gemacht?
• Arbeitsvertragliche Pflichtverletzungen aufzeigen,
beispielsweise:
–– Fehlzeiten, unentschuldigtes Fernbleiben Unterstützungsangebote
–– Versäumnisse und Fehler
–– Störung des Betriebsfriedens Interne Unterstützungsangebote
–– Nachlassende Leistung • Betriebsarzt/Betriebsärztin
• Konsequenzen des Verhaltens klar benennen (s. Kapitel • Suchtbeauftragte/Ansprechperson für Suchtfragen
7.6) • Sozialberatung
• Hinweise auf inner- und/oder außerbetriebliche • Interessenvertretung z. B. Arbeitnehmervertretung,
Angebote geben (siehe rechter Kasten) BEM-Beauftragte
• Erneuten Gesprächstermin nach 4 bis 6 Wochen
festlegen Externe Unterstützungsangebote
• Ggf. zusätzliche Verbindlichkeiten vereinbaren: Ambulant:
–– Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ab dem ersten • Hausarzt/Hausärztin
Krankheitstag einfordern • Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie/Nervenheilkunde
–– Herausnehmen aus flexibler Arbeitszeit/-ort • Selbsthilfegruppen z. B. Blaues Kreuz, Kreuzbund,
–– Keine rückwirkenden Urlaubsgenehmigungen Anonyme Alkoholiker, Freundeskreise
–– Kurzfristige Urlaubsgenehmigungen nur in • Suchtberatungsstellen z. B. Caritas, Diakonisches Werk
Ausnahmefällen • Ambulante Suchtherapie
–– Individuelles Alkohol-/Suchtmittelverbot • Entwöhnungstherapie in Tagesklinik
33
Aktiv werden – aber wie?
3. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung und Ihre Stimme: 8. Beenden Sie jedes Gespräch mit einer Zusammen
• Bleiben Sie sachlich und ruhig; vermeiden Sie fassung der wichtigsten Punkte und konkreten
persönliche Angriffe. Vereinbarungen.
• Zeigen Sie ehrliches Interesse und Anteilnahme.
• Kommunizieren Sie auf Augenhöhe ohne erhobenen 9. Vereinbaren Sie einen nächsten Gesprächstermin.
Zeigefinger.
34
Aktiv werden – aber wie?
Bei der Gesprächsführung müssen unterschiedliche Sicht- Bei Wiederaufnahme der Tätigkeit sollte mit der betroffe-
weisen berücksichtigt werden. Wird Kritik geübt, sollte die nen Person ein persönliches Gespräch geführt werden.
sich ausschließlich auf das beobachtete Fehlverhalten Dieses kann in ein BEM-Verfahren (BEM: Betriebliches
beziehen. Eingliederungsmanagement) eingebettet sein. Hier soll-
ten folgende Aspekte unter Einbeziehung der betroffenen
Person erörtert werden:
Konstruktiv Kritik üben • Kann er oder sie alle bisherigen Tätigkeiten am bis
herigen Arbeitsplatz wieder ausführen?
Eine geäußerte Kritik betrifft das beobachtete Fehlver- • Wie kann möglicherweise verlorengegangenes Vertrauen
halten einer beschäftigten Person und richtet sich nicht wieder aufgebaut werden?
gegen sie als solche. • Wäre ein neues Arbeitsumfeld hilfreich?
Trotz sachlich geäußerter Kritik muss ein respektvoller • Sind flexible Arbeitszeitregeln möglich z. B. wenn Be-
und wertschätzender Umgang gewahrt bleiben. troffene Nachsorge und Selbsthilfegruppen in Anspruch
nehmen wollen?
• Ist für die Rückkehr an den Arbeitsplatz eine Wiederein-
gliederung nach dem Hamburger-Modell sinnvoll, d. h.
7.8. Auf die Nachsorge kommt es an verkürzte Arbeitszeit in den ersten Wochen bei formal
fortbestehender Arbeitsunfähigkeit (https://www.dguv.
Nachsorgemaßnahmen, z. B. der fortlaufende Besuch de/de/praevention/themen-a-z/bem/index.jsp)?
einer Selbsthilfegruppe, sind zur Vermeidung von Rück • Haben sich im Arbeitsumfeld der betroffenen Person
fällen unerlässlich. betriebliche Änderungen ergeben?
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8 Das Wichtigste auf einen Blick
Erfolgsfaktoren einer wirkungsvollen Suchtpräventionsstrategie
Hinweise
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat die Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) bietet
Broschüre Suchtprobleme im Betrieb herausgegeben. Adressen und umfangreiche Informationen zum Thema
Schwerpunkt der Broschüre ist der Alkoholmissbrauch Sucht und Suchtmittel (www.dhs.de).
und seine Folgen. Anhand konkreter Beispiele aus der
betrieblichen Praxis bezogen auf Organisations- und Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Betreuungsmaßnahmen, Betriebsvereinbarungen und (BZgA) bietet umfangreiche Medien und Informationen
arbeitsrechtliche Regelungen wird die Thematik mit zum Thema an (www.bzga.de).
allen ihren Herausforderungen anschaulich beschrie-
ben. Betriebe und Einrichtungen können die Broschüre
beim DVR bestellen.
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9 Anhang
Regelwerke im Umgang mit Suchtmitteln ihre Arbeit ohne Gefahr für sich oder andere auszuführen,
Die Betriebs-/Dienstvereinbarung richtet sich nicht gegen dürfen nicht beschäftigt werden.
Sucht im Allgemeinen, sie richtet sich gegen Sucht am
Arbeitsplatz. § 4 Ausschank von Alkohol
Der Ausschank von Alkohol/Spirituosen im Gesamtbe-
So kann z. B. eine Null-Promille-Regelung nicht zu einer trieb sowie das Mitbringen von Alkohol/Spirituosen durch
Lösung des Alkoholproblems von Einzelnen führen, aber Beschäftigte ist nicht erlaubt. Dasselbe gilt für Beschäftig-
Klarheit schaffen und lässt alkoholkranke und alkohol te von Fremdfirmen im Hause.
gefährdete Beschäftigte eher auffallen.
§ 5 Aufklärung und Qualifizierung zur Thematik
9.1 Beispielhafte Betriebs-/Dienstregelung „Sucht im Betrieb“
für Unternehmen und Organisationen ohne Es wird langfristig, umfassend und systematisch darüber
Arbeitnehmendenvertretung aufgeklärt, dass
• Suchtmittel jeden Menschen in seiner Denk-, Reaktions-
Von der Geschäftsleitung der Firma und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen,
• Suchtmittel die eigene Gesundheit, aber auch die
Sicherheit und Gesundheit anderer gefährden,
• Sucht eine Krankheit ist.
wird folgende Betriebsregelung zum Genuss
von Suchtmitteln erlassen: Info-Tafeln, Betriebsversammlungen, Broschüren, der
Einsatz von Filmen und Schulungen sind u. a. Möglichkei-
ten für die Aufklärungsarbeit.
§ 1 Geltungsbereich
Diese Betriebsregelung gilt für alle Beschäftigten. Der Qualifizierung von Führungskräften, die Gespräche
mit Betroffenen zu führen haben, kommt dabei eine be-
§ 2 Ziel der Betriebsregelung sondere Bedeutung zu. Zur Erreichung dieser Zielsetzungen
Ziel der Betriebsregelung ist es werden bundesweit z. B. von Krankenkassen, Unfallversi-
• die Arbeitssicherheit zu erhöhen, cherungsträgern oder regionalen Bildungseinrichtungen
• die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten, Infoveranstaltungen durchgeführt.
• den Suchtmittelmissbrauch während der Arbeitszeit
zu verhindern, § 6 Maßnahmen
• den abhängigen Kranken rechtzeitig ein Hilfsangebot 1. Entsteht bei Führungskräften der Eindruck, dass Be-
zu unterbreiten. schäftigte suchtgefährdet sind oder eine Abhängigkeit
besteht, dann ist mit der betroffenen Person ein vertrauli-
Diese Betriebsregelung sichert die Gleichbehandlung ches Gespräch zu führen. Das Gespräch hat keine perso-
aller Betroffenen und will allen Beschäftigten eine durch- nellen Konsequenzen, der Inhalt wird jedoch mittels Ak-
schaubare Richtlinie an die Hand geben. tennotiz festgehalten.
§ 3 Beachtung der DGUV Vorschrift 1 Führungskräfte sollen mit Unterstützung der betrieblichen
„Grundsätze der Prävention“ Suchtberatung (sofern vorhanden) oder dem Betriebsarzt
Für den allgemeinen Genuss von Suchtmitteln gelten die bzw. der Betriebsärztin dazu ein Vorgespräch führen und
Grundsätze der Unfallverhütungsvorschrift. die Vorgehensweise im speziellen Fall abstimmen.
DGUV Vorschrift 1 § 15, wonach Versicherte sich nicht 2. Ist im Verhalten der Betroffenen nach einem überschau-
durch Suchtmittelgenuss in einen Zustand versetzen dür- baren Zeitraum (etwa 6 Wochen) keine Änderung festzu-
fen, durch den sie sich selbst oder andere gefährden kön- stellen, ist von den Führungskräften gemeinsam mit der
nen. Versicherte, die infolge Suchtmittelgenusses oder Unternehmensleitung und der Suchtberatung oder dem
anderer berauschender Mittel nicht mehr in der Lage sind Betriebsarzt bzw. der Betriebsärztin ein weiteres
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Gespräch zu führen. Die betroffene Person erhält dabei wurden, haben Anspruch darauf, dass Hinweise auf die
die Adressen örtlicher Selbsthilfegruppen und überwundene Abhängigkeit binnen drei Jahren nach Ab-
Beratungsstellen. schluss der erfolgreichen Behandlung aus der Personal-
akte entfernt werden.
Es wird eine mündliche Verwarnung ausgesprochen. Es
wird deutlich gemacht, dass bei Nicht-Inanspruchnahme § 9 Inkrafttreten und Kündigung
dieses Hilfsangebots mit Konsequenzen in Hinblick auf
das Arbeitsverhältnis gerechnet werden muss. Bei Einver- Diese Betriebsregelung tritt am _______________ in Kraft.
ständnis der betroffenen Person wird ein Familienmitglied
(Partner/in) hinzugezogen.
Ort/Datum Unterschrift Geschäftsführung
3. Ändert sich das Verhalten von Betroffenen nach dieser
Zeit nicht und haben sie das Hilfsangebot nicht angenom-
men, erhalten sie die erste schriftliche Abmahnung. In Ergänzungen zur Betriebsregelung
einem begleitenden Gespräch wird das Hilfsangebot noch Anhang
einmal wiederholt und gleichzeitig die zweite Abmahnung
angedroht, sofern das Verhalten nicht geändert und die
Hilfe nicht angenommen wird. Betroffene, Führungskräfte 9.2 Beispielhafte Leitfragen für eine
und Unternehmensleitung sind bei diesem Gespräch an- Betriebs-/Dienstvereinbarung für Unter-
wesend. Bei Einverständnis der betroffenen Person wird ein nehmen und Organisationen mit
Familienmitglied (Partner/in) einbezogen. Nach Möglich- Arbeitnehmendenvertretung
keit sollte die betriebliche Suchtberatung anwesend sein.
1. Geltungsbereich
4. Kommt es dennoch zu keinen Änderungen, erhalten • Sind alle Beschäftigten betroffen oder gibt es
Betroffene eine zweite schriftliche Abmahnung mit unmit- Ausnahmen?
telbarer Kündigungsandrohung, falls sie weiterhin Sucht-
mittel konsumieren und sich nicht in medizinische Be- 2. Zielsetzung
handlung begeben. • Was soll mit der Vereinbarung erreicht werden?
5. Ändert sich das Verhalten der Betroffenen nicht, behält 3. Festlegung der vorgesehenen Situation hinsichtlich
sich die Unternehmensleitung nach vorheriger Beratung des Konsums berauschender Mittel
mit dem o. g. Kreis die Kündigung des Arbeitsverhältnis- • Sollen Alkohol und andere Suchtmittel generell am
ses vor. Arbeitsplatz verboten werden?
(Dies ist empfehlenswert!)
§ 7 Rückfälligkeit • Wie sehen sofortige Maßnahmen für betroffene
Bei Rückfälligkeit nach einer Kurz- oder Langzeittherapie Beschäftigte aus?
in einer Fachklinik oder nach Rückfälligkeit trotz Besuch • Wer trägt die anfallenden Kosten?
einer Selbsthilfegruppe bzw. bei vorzeitigem Abbruch der • Werden Alkohol und/oder andere berauschende Mittel
Behandlung kann ebenfalls eine Abmahnung folgen. im Betrieb ausgegeben?
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Anhang
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Notizen
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Notizen
42
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Glinkastraße 40
10117 Berlin
Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)
Fax: 030 13001-9876
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de