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Dein Tod geschehe: Thriller (Steinbach

und Wagner 12) (German Edition)


Roxann Hill
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german-edition-roxann-hill/
ROXANN HILL
_________________

Dein Tod geschehe


Thriller

Der zwölfte Fall für Steinbach und Wagner


Copyright © 2020 Roxann Hill

Sämtliche Namen, Charaktere und Handlungen sind frei


erfunden und reine Fiktion der Autorin.
Alle Ähnlichkeiten mit Personen, lebend oder tot, sind Zufall.
© Coverdesign: Alexios Saskalidis a.k.a. 187designz
unter Verwendung eines Fotos von Vincent Hill
Korrektorat: SW Korrekturen e.U.
https://www.roxannhill.com
http://www.facebook.com/Roxann.Hill.Autorin
https://www.instagram.com/roxann_hill/
www.twitter.com/roxann_hill
INHALT

VORWORT
1 Drei Tage zuvor
2 Mittwoch, Apulien/Italien
3 Donnerstag
4
5
6 Freitag
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17 Samstag
18
19
20
21
22
23
24
25 Sonntag
26
27
28
29 Montag
30
31
32
33
34
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36
37
38
39
40
41
42 Dienstag
43
44
45
46
47
48
49
50
51 Mittwoch
52
53
54
55
56
57
58
59 Donnerstag
60
61
62
63
64
65 Samstag, eine Woche später
66 Sonntagabend
ANNE UND PAUL KOMMEN WIEDER!
Die Fälle von Steinbach und Wagner – Was bisher geschah
Weitere Romane von Roxann Hill
Leseprobe: Dunkel Land (Wuthenow-Thriller 1)
Die Autorin
VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Romane von Anne Steinbach und Paul Wagner sind in sich
abgeschlossen und können völlig problemlos einzeln gelesen
werden. Allein die Hauptcharaktere entwickeln sich im Verlauf der
Kriminalfälle weiter. Von daher bietet es sich an, chronologisch mit
Band 1 zu beginnen.

Für alle Quereinsteiger habe ich – wie man es von Fernsehserien


kennt – ein »Was bisher geschah« verfasst. Sie finden die
Zusammenfassung am Ende des Buches.

Ich wünsche Ihnen spannende Stunden mit Anne und Paul.

Ihre

Roxann Hill
Nam tam omnibus ignoscere crudelitas
quam nulli.

Denn allen zu verzeihen, ist ebensowohl Grausamkeit,


wie keinem zu verzeihen.

Lucius Annaeus Seneca (1 – 65 n.Chr),


aus: De Clementia/Über die Milde
1
Drei Tage zuvor

Der Befreier hatte sich hingekniet. Er betete. Dabei las er die Worte
von einem Zettel ab, der vor ihm lag. Streng genommen hätte er das
Blatt Papier gar nicht gebraucht. Er kannte den Text in- und
auswendig. Er hatte ihn in den letzten Jahren oft gehört und
aufgesagt. Aber er wollte auf Nummer sicher gehen.
Eigentlich hatte er seinen Glauben schon lange verloren. Doch der
seltsame Klang der Silben, die sich auf unerklärliche Weise zu reimen
schienen, besaßen ihre eigene, ganz besondere Kraft. Das wusste er.
Der Boden unter ihm war hart. Seine Beine schmerzten, die
Muskeln rebellierten und er schwitzte vor Anstrengung. Doch er gab
nicht auf. Wieder und wieder rezitierte er die Formel, sorgfältig
darauf bedacht, dass ihm nicht der geringste Fehler unterlief.
Ein Geruch stieg ihm in die Nase – stechend, metallisch.
Es war so weit.
Mühsam erhob sich der Befreier, streckte sich, kreiste die
Schultern. Er blickte auf den Lötkolben in der Wandhalterung. Er
hatte ihn mit viel Mühe eigenhändig umgebaut. Der Aufsatz glühte
rot. Er wandte sich ab.
Ein Schritt, und er stand bei dem Mann: vielleicht Ende fünfzig,
salopp bekleidet mit einem hellen Hemd und einer blauen Stoffhose.
Der Grauhaarige war barfuß. Seine Schuhe mitsamt Strümpfen
befanden sich auf einem kleinen Eckregal neben einer Rolle
Klebeband.
Der Grauhaarige selbst war mit breiten Lederriemen auf einer
Pritsche festgeschnallt. Er konnte sich kaum rühren. Das musste so
sein. Ein breites Stück des Panzertapes verschloss seinen Mund.
Auch das war leider erforderlich.
Der Befreier beugte sich vor. »Ich werde deinen Knebel entfernen.
Es hat keinen Sinn, zu schreien. Niemand würde dich hören. Hast du
das verstanden?«
Der Grauhaarige riss die Augen auf und nickte übertrieben
deutlich.
»Gut«, sagte der Befreier. »Wir werden uns ganz normal
unterhalten. Wie zwei gesittete Menschen.«
Ein erneutes Nicken als Antwort.
Mit spitzen Fingern ergriff der Befreier ein Ende des Klebestreifens
und riss ihn mit einem Ruck ab.
Der Grauhaarige ächzte und sog mehrmals geräuschvoll die Luft
ein. »Geld«, stieß er hastig hervor. »Ich kann Ihnen viel Geld geben.
Und das bleibt unter uns. Ich werde Sie nicht anzei…«
»Still!«, unterbrach ihn der Befreier.
Der Grauhaarige verstummte.
»Ich bin nicht käuflich«, sagte der Befreier. »Du führst mich nicht
in Versuchung! Du nicht!«
»Was wollen Sie?«, stammelte der Grauhaarige.
Der Befreier lächelte. »Eine Antwort. Auf eine einzige, simple
Frage.«
»Und dann kann ich gehen? Ja?«
Der Befreier nickte. »Wenn du die Wahrheit sagst.«
»Die Wahrheit?« Der Grauhaarige blinzelte. »Was möchten Sie
wissen?«
Der Befreier blieb einen Moment still. Seine nächsten Worte
formulierte er langsam und bedächtig: »Deinen Namen.«
»Meinen Namen? Aber Sie kennen mich doch!«
»Nenne mir deinen Namen!«
»Okay, okay«, beeilte sich der Grauhaarige zu erwidern und fuhr
sich mit der Zungenspitze über die spröde Unterlippe. Sie blutete
leicht. »Ich … ich heiße Gallenhofer. Dr. Joachim Gallenhofer.«
»Falsch! Versuche es noch mal: Nenne mir deinen Namen!«
»Dr. Joachim Andreas Gallenhofer! Sie kennen mich! Sie haben
mich angerufen. Sie…«
Das Gesicht des Befreiers verzog sich. »Falsch!«
»Wieso falsch? Was möchten Sie von mir hören? Ich heiße
Gallenhofer. Dr. med. Joachim Gallenhofer. In der Schule nannten sie
mich Jo. Manchmal Achim…«
»Deinen Namen!«
Der Grauhaarige begann zu keuchen. »Ich … ich … Was wollen
Sie von mir! Lassen Sie mich gehen! Das ist doch der reinste Irrsinn!
Ich…«
Ungeduld und Zorn blitzten in den Augen des Befreiers auf.
»Deinen Namen! Sag mir endlich deinen Namen!«
Der Grauhaarige versuchte, sich loszureißen. Die Pritsche
wackelte. Die Fesseln schnitten sich tief in seine Handgelenke.
»Gallenhofer! Gallenhofer!«
Der Befreier musterte den Grauhaarigen. Dabei veränderte sich
sein eben noch wütender Ausdruck, wurde ruhig und fokussiert.
Ohne ein weiteres Wort langte er zu dem Eckregal und riss ein
frisches Stück vom Panzertape ab.
»Es tut mir leid, dass ich das tun muss«, sagte er dabei. »Du lässt
mir keine andere Wahl.«
Der Grauhaarige warf seinen Kopf hin und her in dem Bemühen,
den Befreier daran zu hindern, seinen Mund erneut zu verkleben.
Vergeblich.
Der Befreier presste den Streifen fest, nahm den glühend roten
Lötkolben aus der Halterung und betrachtete ihn mit
fachmännischem Blick.
Die Augen des Grauhaarigen weiteten sich vor Entsetzen. Er gab
unartikulierte Laute von sich, versuchte verzweifelt, aus seinen
Fesseln zu kommen, indem er mit aller Kraft an ihnen riss.
Der Befreier drückte ihm die Spitze des Lötkolbens gegen die linke
Fußsohle. Ein Zischen. Rauch stieg auf. Es begann zu stinken – nach
verbranntem Fleisch.
Der Grauhaarige schrie, krümmte sich vor Schmerzen, bäumte
sich auf, soweit es die Lederriemen erlaubten. Er keuchte und
grunzte. Tränen und Rotz liefen ihm über das verzerrte Gesicht.
Sehr gut. Jetzt nur nicht nachlassen – dachte sich der Befreier. Er
zog den Lötkolben zurück und presste ihn gegen die Ferse des
Grauhaarigen. Dessen Laute gingen in ein Wimmern über.
Noch zwei weitere Male brachte der Befreier den Lötkolben zum
Einsatz. Diesmal am rechten Fuß.
Der Grauhaarige schien sich kurz vor der Bewusstlosigkeit zu
befinden.
Der Befreier behielt den Lötkolben in der Hand. Mit der anderen
riss er dem Grauhaarigen das Klebeband vom Mund.
»Wie ist dein Name?«
»Jo-Joachim … Dr. Joachim Ga-Gallenhofer«, flüsterte der
Grauhaarige.
»Nein!«, schrie der Befreier und hob drohend das glühende
Metall. »Deinen richtigen Namen. Sag ihn mir! Jetzt! Ich befehle es
dir!«
»Joachim!«, flüsterte der Grauhaarige und dann brüllte er: »Mein
Name ist Joachim Gallenhofer!« Speicheltropfen flogen durch die
Luft. »Das weißt du ganz genau! Du Schwein, du dreckiges,
perverses Schwein!« Erneut wollte sich der Grauhaarige mit
überraschend großer Kraft losreißen. Er tobte, schrie. Dann wurde er
ohnmächtig.
Der Befreier ließ seine Schultern sinken und seufzte. Eine Welle
der Enttäuschung gepaart mit Resignation erfasste ihn. Das hatte er
befürchtet. Es hatte keinen Sinn. Er würde es nicht schaffen.
Sorgfältig hängte er den Lötkolben an seinem Platz auf, trennte
ihn vom Strom. Dann ergriff er eine durchsichtige Plastiktüte und
wandte sich ein letztes Mal dem Grauhaarigen zu. Mit einer einzigen
Bewegung stülpte er den Beutel über den Kopf des Mannes und
drehte ihn an dessen Hals fest.
Der Grauhaarige bewegte die Lippen, öffnete die Augen.
Der Befreier biss die Zähne zusammen. »Du willst mir deinen
Namen nicht verraten«, brachte er heraus. »Dann musst du sterben.
Du entkommst mir nicht!«
Der Grauhaarige machte den Mund auf, um Luft zu holen.
Vermutlich versuchte er, etwas zu antworten – eine neue Lüge … die
Plastiktüte legte sich eng an sein Gesicht, schmiegte sich an die
Nase, die Wangenknochen, die Lippen und das Kinn. Beim Ausatmen
blähte sich das Plastik auf, nur um mit dem nächsten Atemzug
wieder eingesogen zu werden. Diesmal tiefer.
Panik erschien im Blick des Grauhaarigen. Die Folie hob und
senkte sich immer schneller. Jetzt beschlug die Innenseite, die
Gesichtszüge des Grauhaarigen wurden unscharf, wie mit einem
Weichzeichner aufgenommen.
Aufblähen, einsaugen, aufblähen, einsaugen … der Grauhaarige
hechelte, er wand sich hin und her, er zuckte. Der Befreier hielt die
Tüte mit eisernem Griff fest.
Dann, ein langes Zittern … zwei, drei unmotivierte Bewegungen …
und es war vorbei.
Der Befreier wartete eine weitere Minute, bevor er den Beutel
lockerte und vom Kopf des Grauhaarigen zog. Er wischte sich den
Schweiß von der Stirn, hob die Schuhe und Strümpfe des Toten auf
und zog sie ihm behutsam an.
Er betrachtete die verkrümmte Leiche. Kein schöner Anblick.
Das alles wäre vermeidbar gewesen, wenn ihm der Grauhaarige
seinen Namen verraten hätte.
2
Mittwoch, Apulien/Italien

Ich schwamm mit gleichmäßigen Zügen durch das kühle, glasklare


Wasser. Langsam, aber beständig arbeitete ich mich vorwärts. Die
kleinen Wellen, durch die ich glitt, stellten kein Hindernis dar. Und
heute gab es kaum Strömung wie in den letzten Tagen, an denen ich
zu kämpfen hatte, um überhaupt vom Fleck zu kommen.
Ein perfekter Morgen.
Der Schmerz in meinem Oberschenkel meldete sich. Zuerst
verhalten, ähnlich einer verblassten Erinnerung. Dann spürte ich
dieses wütende Pochen, und ich wusste, jetzt war der Zeitpunkt
gekommen, eine Pause einzulegen. Ich hielt an, drehte mich auf den
Rücken und ließ mich mit ausgestreckten Armen treiben.
Ich blinzelte. Der Himmel war wolkenlos. Ein, zwei Möwen flogen
vorbei. Eine leichte Brise strich mir über das Gesicht, während ich
sanft hin und her geschaukelt wurde.
Das Stechen im Bein verschwand.
Ich wartete noch ein paar Minuten, bevor ich mich auf den
Rückweg machte. Ich konnte bis auf den Meeresboden sehen. Sand,
durch Ebbe und Flut zu symmetrisch verlaufenden Linien geformt.
Dazwischen einige Steine, Pflanzen und der ein oder andere
Schwarm kleiner bunt-silbriger Sardinen. Sie schwebten zielgerichtet
dahin, als wären sie keine Individuen, sondern ein einzelner
lebendiger Organismus. Wie sie das wohl anstellten? Vielleicht
verfügten sie über so etwas Ähnliches wie ein gemeinsames
Bewusstsein, das ihnen genau sagte, wohin sie sich zu bewegen
hatten.
Ich schwamm bis kurz vor das Ufer. Das letzte Stück watete ich
durch die helle Gischt der Brandung.
Der Strand – wenn man ihn denn so bezeichnen wollte – war
maximal zwanzig Meter tief und ebenso breit. Und vollkommen
verlassen. Eine versteckte Bucht zwischen weißgrauen, schroffen
Felsen fernab vom Massentourismus. Neben meinem ausgebreiteten
Handtuch saß ein schwarzer Schäferhund. Prinz, seines Zeichens
ehemaliger Polizeihund, aber genauso fit wie zu seiner aktiven
Dienstzeit.
Sobald ich an Land war, kam er schwanzwedelnd zu mir gelaufen.
Ich ging in die Hocke, streichelte ihn und kraulte ihn hinter den
Ohren. Er drückte sich an mich und hätte mich vor lauter
ungestümer Begeisterung beinahe umgeworfen.
Gemeinsam kehrten wir zu meinen Sachen zurück. Ich setzte
mich und ließ mich von der Sonne trocknen. Prinz scharrte den
trockenen Sand zur Seite und legte sich in seine frische Kuhle.
Ich umfasste die Knie mit beiden Händen und schaute hinaus aufs
Meer. Eine türkis-smaragdfarbene Unendlichkeit. Der Himmel
darüber von tiefem, unwirklich anmutendem Blau. Ich blickte nach
rechts.
Auf einem der Felsen an der Küste erhob sich eine abenteuerliche
Holzkonstruktion aus grau-weiß gebleichten Balken: ein hoher
Pfahlbau mit einem schuppenartigen Häuschen und einer Plattform,
die zusammen mit meterlangen Stangen und Schnüren weit aufs
Wasser hinausragte.
Das Ganze machte den Eindruck, als würde es bei dem geringsten
Windstoß oder einem heftigen Niesen in sich zusammenbrechen. Das
Aussehen täuschte. Der Trabucco war über hundert Jahre alt. Ein
Fischergalgen, wie man sie nur in Apulien findet. Im Moment turnten
zwei Männer mit schlafwandlerischer Sicherheit auf dem Gestell
herum. Einer balancierte über die Streben und zog an irgendwelchen
Tauen. Der andere betätigte per Hand eine wuchtige Winde. Sie
quietschte, und das Geräusch drang bis zu mir. Ein Netz von
beachtlicher Größe tauchte aus den Fluten auf, wurde
emporgezogen, tropfend auf die Plattform geschwenkt und
ausgeleert.
Ich wusste, dass ein Teil der gefangenen Fische heute auf der
Speisekarte meiner Unterkunft landen würden – der Masseria, einem
altehrwürdigen Gutshof, der seit Generationen von Lorenzos
Verwandten bewirtschaftet wurde. Vor rund zwanzig Jahren hatten
sie einen Teil des landwirtschaftlichen Betriebs zu einem Hotel
umgebaut. Klein, aber fein.
Prinz begann zu hecheln.
»Dir ist heiß«, stellte ich fest.
Als Antwort schleckte er sich über das Maul und hechelte weiter.
Die Sonne hatte an Kraft gewonnen. Ich war nahezu trocken.
»Lass uns heimgehen«, sagte ich und erhob mich. Ich schlüpfte in
meine kurzen Hosen und das T-Shirt, zog mir die Sandalen an und
folgte Prinz, der bereits halb die Böschung hinaufgelaufen war.
Oben angekommen erstreckte sich vor mir der Olivenhain des
Gutes. Teils tausendjährige Bäume, knorrig und von beträchtlichem
Wert. Der Vorarbeiter hatte mir mit Händen und Füßen zu verstehen
gegeben, dass ab und zu Diebe einen der alten Stämme nachts
ausgraben würden, um sie für teures Geld zu verkaufen. Ich grinste.
Die vermutlich einzige Art von Kriminalität, die es hier gab.
Mein Magen knurrte. Ich freute mich aufs Frühstück. Lorenzos
Familie behandelte mich seit meiner Ankunft vor rund zwei Monaten
wie einen Ehrengast. Besonders, was das Essen betraf. Ich konnte
froh sein, dass ich das Meer quasi vor der Haustür hatte und täglich
schwimmen gehen konnte. Joggen kam wegen der Verletzung noch
immer nicht infrage. Bei dem reichhaltigen und äußerst
schmackhaften Verwöhnprogramm wäre ich ohne mein Training
unweigerlich aus dem Leim gegangen.

Eine Stunde später. Ich saß auf der Terrasse unter einem großen,
weißen Schirm und trank ein Glas eingekühlte Zitronenlimonade.
Frisch gepresst, aus dem Garten. Mein Handy klingelte. Paul rief an.
Es hatte einen Mord gegeben. Ich wurde zu Hause gebraucht.
Meine Auszeit war zu Ende.
3
Donnerstag

Der Gehsteig war nass vom Regen. Die Passanten eilten mit
aufgespannten Schirmen und gebeugten Köpfen vorbei. Ich stand
unter dem Vordach der Pathologie, die Hände in den Taschen meiner
Lederjacke, und fröstelte. Ich hätte bei der Abreise aus Italien nicht
alle Sweatshirts in den Koffer packen sollen.
Ein dunkelblauer BMW näherte sich langsam, fand eine Lücke
zwischen den am Straßenrand geparkten Wagen und fuhr hinein.
Der Motor wurde abgestellt und zwei Männer stiegen aus. Ungefähr
gleich groß, der eine mit modischem Sakko, der andere in einem
schwarzen Anzug mit weißem Kragen. Ralf und Paul.
Ich hatte nur Augen für Paul. Er lächelte mir entgegen. Jeden Tag
in den letzten Wochen hatte ich mich auf diesen Augenblick gefreut.
Ich hatte Paul vermisst. Und jetzt, da ich ihn sah, merkte ich, wie
sehr er mir gefehlt hatte. Mein Herzschlag beschleunigte, und ich
musste mich zwingen, ihm nicht entgegenzurennen, ihn zu umarmen
und nie, nie wieder loszulassen. Aber das ging nicht. Jedenfalls nicht
in der Öffentlichkeit. Katholischen Priestern sind Beziehungen
untersagt.
Die beiden hatten mich erreicht.
Ich merkte deutlich, dass auch Paul mit sich zu kämpfen hatte,
den Schein zu wahren. Schnell streckte ich den Arm aus, um ihn
gesellschaftlich angemessen zu begrüßen. Er folgte meinem Beispiel.
Wir schüttelten uns die Hände und hielten sie fest. Dabei sahen wir
uns an. Das musste fürs Erste genügen.
Ich hörte jemanden hüsteln.
»Leute«, murmelte Ralf. »Das fällt langsam auf.«
Widerstrebend zog ich die Hand zurück, ließ Paul los und wandte
mich Ralf zu.
»Hallo, Herr Oberkommissar Lambrecht!«, sagte ich mit breitem
Grinsen. »Was für eine Freude, dich zu sehen!«
Ralf gab mir das Grinsen zurück. »Hauptkommissar.«
»Seit wann?«, fragte ich meinen ehemaligen Kollegen.
»Vor drei Wochen habe ich die Ernennungsurkunde erhalten.«
»Super! Herzlichen Glückwunsch!« Ich knuffte ihn am Oberarm.
»Danke, danke!« Er strahlte. »Gut siehst du aus! Du bist braun
geworden, und deine Haare sind hellblond durch die Sonne. Steht
dir!«
»Jetzt übertreib mal nicht«, winkte ich ab. »Aber es war wirklich
traumhaft schön bei Lorenzos Verwandten.«
»Du hast uns gefehlt«, sagte Paul.
»Ihr mir auch.« Ich lächelte. »Sorry, dass ich so spät komme. Es
gab einen mörderischen Stau auf der Autobahn um München herum.
Deshalb bin ich erst gar nicht nach Hause zum Prof und zu Lorenzo
gefahren, sondern direkt hierher.« Ich machte eine Kopfbewegung in
Richtung meines Wagens. Prinz saß auf dem Beifahrersitz des Golfs
und schaute aus dem halb heruntergekurbelten Seitenfenster
hinaus. Ihm schien das kühle Wetter zu gefallen.
»Lorenzo hat gleich gesagt, dass du bei dieser Strecke mit
Verzögerungen rechnen musst«, meinte Paul.
Ralf blickte an mir herunter. »Wie geht es deinem Bein?«
Ich seufzte. »Es hat schon gedauert. Anfangs hat mir die
Verletzung ganz schön zu schaffen gemacht. Inzwischen ist die
Stichwunde fast ausgeheilt. Ich darf das Bein nicht zu sehr belasten,
sonst meldet es sich. Doch das sind quasi Nachwehen – nicht der
Rede wert.«
Ganz stimmte das nicht, aber ich wollte dieses Thema so schnell
wie möglich hinter mir lassen. Paul anscheinend nicht.
»Du wärst fast verblutet«, stellte er fest.
Ralf verzog den Mund. »Sei froh, dass du die andere nicht
gesehen hast.«
Ohne es zu wollen, musste ich an meinen letzten Fall denken.
Eine Auftragskillerin hatte mir aufgelauert. Es ging um viel Geld. Und
eigentlich auch wieder nicht. Sie hätte mich beinahe erstochen. Ich
hatte sie erschossen.
Ich zwang meine Gedanken in eine andere Richtung. »Gibt es in
der Sache was Neues?«
Ralf zuckte mit den Schultern. »Nicht wirklich. Ich habe einen
schriftlichen Bericht verfasst, dass du in Notwehr gehandelt hast. Er
wird von meinen Chefs gestützt. Die Tote hatte viel auf dem
Kerbholz. Die endgültige Stellungnahme der Staatsanwaltschaft steht
aber noch aus. Hoffen wir das Beste. Wird schon gut gehen.«
Ich nickte.
Paul musste meine Bedenken gespürt haben. »Keine Sorge, der
Prof ist dran«, sagte er leise.
Ich lächelte. »Ein Segen, dass wir ihn haben!«
Ralf sah auf seine Armbanduhr. »Leute, ich unterbreche nur
ungern unseren Plausch. Aber wir sollten jetzt reingehen. Die
Mitarbeiter wollen in ihren verdienten Feierabend.«
4

Der geflieste Raum war heruntergekühlt. Ich fror erbärmlich mit


meinem dünnen T-Shirt unter der Lederjacke. In der Luft hing der
typische Geruch einer Leichenhalle. Eine Mischung aus
Desinfektionsmitteln, Formaldehyd und Tod. Er stieg einem in die
Nase und man wurde ihn nicht so schnell wieder los.
Wir standen vor einer fahrbaren Bahre aus Edelstahl. Der Körper
eines Menschen lag darauf, abgedeckt mit einem weißen Tuch.
»Okay?« Ralf sah mich und Paul an.
Wir nickten.
Ralf ergriff das Laken und legte den Kopf bis zu den Schultern des
Toten frei. Paul sog scharf die Luft ein. Er würde sich wohl nie an
den Anblick eines Mordopfers gewöhnen.
Ein grauhaariger Mann, älter, aufgedunsen. Die Lider halb
geschlossen.
»Dr. Joachim Gallenhofer«, sagte Ralf. »Stationsarzt an der
hiesigen Uniklinik. Kardiologe. Verheiratet, drei Kinder.«
Ich beugte mich vor und betrachtete das, was ich von den Augen
sehen konnte. Das Weiß war dunkel verfärbt.
»Sind das petechiale Blutungen?«, fragte ich. »Ist er erstickt?«
Ralf nickte. »Ja. Die Pathologin meinte, man hat ihm eine
Plastiktüte oder so etwas in der Art über den Kopf gestülpt.«
»Kein schöner Tod«, bemerkte ich.
»Bestimmt nicht«, bestätigte Ralf.
Paul wies auf den Toten. »Die Unterlippe ist verletzt. Wurde er
geschlagen?«
»Eher nicht«, erwiderte Ralf. »Sein Mund muss irgendwann vor
dem Tod zugeklebt gewesen sein. Es befanden sich Reste eines
Panzertapes am Kinn. Vermutlich ist die Wunde beim Abreißen
entstanden.«
»Fesselspuren an den Händen«, sagte ich mit Blick auf die
deutlich sichtbaren Striemen an den Gelenken.
»Seine Beine waren auch fixiert«, sagte Ralf. »Das zeige ich euch
gleich.«
Ich runzelte die Stirn. »Was ist das?«
»Was?«, fragte Ralf.
»Na, diese ganzen kleinen Wunden an der Wange und am Ohr.«
Ralf seufzte. »Tierfraß. Der Tote wurde nicht gleich entdeckt. Er
lag bestimmt zwei Tage im Freien.«
»Und wo wurde er gefunden?«, erkundigte sich Paul. Etwas Farbe
war in sein Gesicht zurückgekehrt.
»In einer Senke im Wald«, sagte Ralf. »Nicht weit von einem
Forstweg entfernt, aber doch versteckt und schwer zugänglich.«
Ich blies die Wangen auf und ließ die Luft wieder ausströmen.
»Fesselspuren, Plastiktüte, Panzertape … ein Sexualmord?«
»Nein.« Ralf schüttelte den Kopf. »Dafür gibt es keine Hinweise.«
»Dann war es ein Raub, der schiefgegangen ist?«
»Auch nicht. Sein Geldbeutel mit rund dreihundert Euro und seine
Kreditkarten waren unangetastet. Selbst sein Handy war da.
Ausgeschaltet.«
»Okay«, sagte ich. »Vermutlich irgendein Verrückter … Aber wieso
ist das für Paul und mich interessant?«
»Ralf, zeig es ihr bitte«, bat Paul mit leiser Stimme.
Ralf zog das Tuch wieder über den Kopf des Mannes, ging ans
andere Ende der Bahre und deckte die Füße auf.
Ich betrachtete sie. »Ja, und?«
»Die Sohlen«, meinte Paul.
Ich machte zwei Schritte, um freie Sicht zu haben. Rotschwarz
verkohltes Fleisch. Ein Muster war zu erkennen.
»Er ist gefoltert worden?«, fragte ich Ralf.
»Mit einem glühenden Metall. Einer Art Brandeisen.«
Ich schluckte. »Das sind Kreuze, nicht wahr? Jemand hat ihm
Kreuze in die Fußsohlen gebrannt.«
»Eindeutig«, bestätigte Ralf.
»Das müssen höllische Schmerzen gewesen sein.«
»Er hielt außerdem einen Rosenkranz«, sagte Paul.
Ich blickte von Paul zu Ralf. »Jetzt verstehe ich. Deshalb sind wir
hier. Es hat einen kirchlichen Bezug. Hatte der Tote denn mit der
Kirche zu tun?«
»Das ist es ja eben. Hatte er nicht.« Ralf deckte den Toten wieder
vollständig zu und wir drehten uns ab.
»Sonst habt ihr keine Spuren oder Hinweise?«, vergewisserte ich
mich.
»Lediglich den Überrest eines Zettels, der halb aus seiner
Hosentasche herausragte«, sagte Ralf. »Der ist leider auch
angefressen worden. Muss nicht unbedingt etwas bedeuten.«
»Stand was drauf?«
»Durch den Regen ist die Schrift nahezu unleserlich geworden.
Das Labor ist dran. Wenn wir Glück haben, gelingt es ihnen,
zumindest einen Teil zu entziffern. Aber ob der Text eine Bedeutung
hat…«, Ralf zog die Schultern hoch, »wird sich zeigen.«
»Puh«, machte ich. »Was hältst du von dem Ganzen?«
Ralf verzog den Mund. »Keine Ahnung. Deshalb brauche ich euch
– deinen Spürsinn und Pauls katholische Fachkenntnisse. Ich habe
schon mit Prälat Ott gesprochen. Er hat mir zugesagt, dass er Paul
freistellt, falls ihr bereit seid, mich zu unterstützen.«
Ich musste lächeln und Paul ebenfalls.
»Sicher helfen wir dir«, sagte er. »Das weißt du doch.«
5

Wir alle saßen am Esstisch und genossen einen Espresso.


Als ich mit Paul und Prinz von der Pathologie zurückgekehrt war,
hatten mich Lorenzo und Satorius an der Tür willkommen geheißen.
Lorenzo war die Stufen in den Vorgarten geeilt. Er nannte mich mia
cara und drückte mich so fest, dass mir das Atmen schwerfiel. Ich
sah, wie er sich verstohlen eine Träne abwischte, nachdem er mich
losgelassen hatte. Und selbst Satorius, der seine Gefühle für
gewöhnlich nicht nach außen trug, strahlte mir von seinem Rollstuhl
aus entgegen. Dazwischen ein verrückt gewordener Hund, der vor
lauter Schwanzwedeln und Bellen nicht mehr wusste, von wem er
sich zuerst streicheln lassen sollte.
Während Lorenzo das Essen vorbereitete, gingen Paul und ich mit
Prinz am nahe gelegenen Fluss spazieren. Es hatte aufgehört zu
regnen, aber es war kühl. Ich genoss es, endlich wieder Zeit mit Paul
allein zu verbringen. Auch wenn wir täglich telefoniert hatten, hatte
mir seine Anwesenheit schmerzlich gefehlt. Und nicht zum ersten
Mal wunderte ich mich darüber, dass ich mich bei ihm dermaßen
geborgen fühlte. Bei meinem Exmann Yannick hatte ich nie so
empfunden. Paul konnte ich vertrauen. Ohne jede Einschränkung.
Zu meiner großen Überraschung wartete Lorenzo mit einem
typisch deutschen Essen auf. Keine italienischen Köstlichkeiten,
sondern Leberknödelsuppe und dann Schweinebraten mit Klößen
und Sauerkraut. Ich sah ihn fragend an und er wackelte verschmitzt
mit den Augenbrauen.
»Das hast du in Italien sicher vermisst«, sagte er.
Ich trank von meinem Espresso.
Lorenzo beugte sich vor und tätschelte mir die Hand. »Mia cara,
vielen Dank für die zwei Kisten Olivenöl, die du mitgebracht hast.
Hier bekomme ich das nicht. Und Friedrich mag das Öl aus Apulien
so gerne.«
»Das stammt vom Hof deiner Verwandten, mein Lieber«,
bemerkte Satorius. »Es ist handgepresst, ohne Zusätze. Und das
Aroma … unvergleichlich.«
Ich lächelte Lorenzo an. »Deine Cousine Francesca hat darauf
bestanden, dass ich es mitnehme. Wie auch den Wein und die Kiste
Zitronen.«
Lorenzo seufzte. »Meine Franca ist ein Engel.«
Mir wurde bewusst, dass mich Satorius musterte.
»Du siehst gut erholt aus«, meinte er.
»Apulien ist wundervoll. Aber…«, fügte ich schnell hinzu, »hier bei
euch ist es schöner.« Ich warf Paul einen Blick zu.
»Natürlich ist es das«, erwiderte Lorenzo, als würde sich das von
selbst verstehen. Dann wurde er ernst. »Schade nur, dass du
zurückkommst und gleich mit einem solchen Fall konfrontiert wirst.«
»Ach.« Ich zuckte mit den Schultern. »Du kennst mich doch. Ich
arbeite gerne.«
»Diesmal scheint es sich um eine mysteriöse Sache zu handeln«,
fuhr Lorenzo fort.
»Das stimmt«, bestätigte Paul. »Der Tote hielt einen Rosenkranz
in den Händen. In seine Fußsohlen waren Kreuze eingebrannt.«
»Ralf hatte schon recht, uns, beziehungsweise vor allem dich, um
Unterstützung zu bitten«, sagte ich zu Paul. »Der religiöse Bezug ist
nicht zu leugnen.«
»Ganz eindeutig«, murmelte Satorius.
Paul blickte in die Runde. »Das Seltsame ist, dass der Tote bereits
mit zwanzig aus der Kirche ausgetreten ist. Auch seine Frau und
seine Kinder haben keine Verbindung zu irgendeiner katholischen
Gemeinde.«
»Tja.« Satorius trommelte mit den Fingern leise auf der Lehne
seines Rollstuhls herum. »Wenn nicht das Opfer, dann der Täter.«
Paul runzelte die Stirn. »Du nimmst an, der Rosenkranz stammt
vom Mörder?«
Satorius nickte.
»Wäre schon möglich«, sagte ich. »Er war es ja auch, der die
Kreuze eingebrannt hat.«
»Ihr sucht einen zutiefst gestörten Menschen«, sagte Satorius,
und der Tonfall seiner Stimme ließ mich aufhorchen. »Er tötet
entweder aus einem tiefen Kirchenhass heraus oder wird von einem
religiösen Wahn getrieben.« Er schürzte die Lippen. »Oder es ist
eine gefährliche Mischung aus beidem.«
»Das würde der Kirche gerade noch fehlen«, seufzte Paul. »Ein
Psychopath, der aus Glaubensgründen tötet.«
»Könnte es sich nicht um das Mitglied einer Sekte handeln?«,
warf Lorenzo ein.
»Denkbar«, gestand ihm Satorius zu.
»Im Moment müssen wir in alle vorstellbaren Richtungen
denken«, sagte Paul.
Wir blieben still.
»Was muss das für ein Mensch sein, der anderen so etwas
antut?«, fragte Lorenzo nach einer Weile. Er schüttelte den Kopf. »In
einen solch kranken Verstand möchte ich mich lieber gar nicht
hineinversetzen.«
Niemand von uns antwortete ihm.
Er räusperte sich. »Vielleicht sollte ich das nicht sagen, vielleicht
bin ich auf meine alten Tage nur zu empfindlich, aber bei diesem Fall
bekomme ich ein ganz schlechtes Gefühl.«
»Warum, mein Lieber?«, fragte Satorius mit ehrlichem Interesse.
Lorenzo sah ihn an. »Ich kann es dir nicht erklären, Friedrich. Das
Gefühl ist einfach da. Ein religiös motivierter Mord mit Folter. Mir ist
nicht wohl bei der Sache.« Er holte tief Luft und zwang sich zu
einem Lächeln. »Will noch jemand einen Espresso oder einen
Grappa?«
Wir lehnten ab.
Lorenzo begann, unsere Tassen auf ein Tablett zu räumen. Ich
wollte aufstehen, um ihm zu helfen. Paul berührte meinen Unterarm
und hielt mich auf.
»Lass mal. Heute bin ich dran.«
Er erhob sich und folgte Lorenzo in die Küche.
Satorius und ich waren allein.
»Wie geht es deiner Wunde?«, fragte er leise.
Ich wiegte den Kopf hin und her. »Besser. Aber sie schmerzt
schon noch.«
»Nun«, meinte er. »Das war nicht anders zu erwarten. Die Folgen
dieser Auseinandersetzung wirst du länger spüren.«
»Scheint so«, gab ich ihm recht. »Dabei würde ich mit dem Vorfall
gerne abschließen.«
»Bis man derartige Erlebnisse hinter sich lässt, vergeht einige
Zeit. Das klappt nicht von heute auf morgen. Da dürfen wir nicht
ungeduldig werden.«
Ich musterte ihn, wie er in seinem Rollstuhl saß. Nie klagte er
über sein Schicksal. Er machte einfach das Beste aus seiner
Situation.
»Was ist mit meiner Waffe?«, fragte ich.
Auf Satorius’ Gesicht breitete sich ein kleines Lächeln aus, das
allerdings schnell verschwand. »Ich wusste, dass du danach fragen
würdest.«
Ich wartete.
»Ich habe mein Möglichstes getan.«
»Da bin ich mir sicher«, erwiderte ich. »Einen besseren Juristen
als dich findet man nicht so schnell.«
»Danke«, meinte er. »Trotzdem: Solange die Untersuchung noch
andauert …« Er machte eine unbestimmte Handbewegung.
Ich nickte. »Das hatte ich schon befürchtet.«
Er beugte sich vor. »Du weißt, wenn du eine Waffe brauchst … im
Safe liegt eine.«
»Nur im Notfall«, meinte ich.
»Der kann schneller eintreten, als man es erwartet«, gab er
zurück.
Mit einem Mal merkte ich, dass sich in mir ein dunkles Unbehagen
breitzumachen begann, wie es Lorenzo vorhin beschrieben hatte.
Und ich kannte Satorius jetzt schon lange. Ihm ging es genauso.
6
Freitag

Die Familie des verstorbenen Arztes wohnte in einer netten Gegend.


Eine ältere Doppelhaushälfte, aber gut in Schuss, ein ansprechend
angelegter Vorgarten mit Rosenbüschen und Stauden, die zögerlich
anfingen, zu blühen.
Paul klingelte.
Eine Frau um die Mitte fünfzig öffnete uns. Sie trug keine
schwarze Kleidung, aber ihr graues, eingefallenes Gesicht mit tiefen
Augenringen zeigte deutlich, dass sie trauerte.
Wir stellten uns vor, und sie bat uns in ihr Wohnzimmer. Wir
nahmen Platz.
Frau Gallenhofer sah uns an. Sie wirkte gefasst, doch ihre Hände
verrieten sie. Sie faltete sie ineinander, um das Zittern zu
unterdrücken.
»Danke«, begann Paul, »dass Sie sich für uns Zeit nehmen. Ich
kann mir vorstellen, wie schwer es für Sie im Moment ist.«
Sie schluckte. »Ich muss alles vorbereiten. Die Beerdigung, die
Versicherungen … Aber eigentlich bin ich dankbar für den ganzen
Papierkram.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Er hält mich vom
Nachdenken ab. Es ist so unwirklich.«
»Haben Sie jemanden, der Ihnen hilft?«, fragte Paul.
Sie verzog den Mund. »Die Kinder sind ja schon groß. Meine
Tochter wohnt noch zu Hause. Sie ist im Moment in der Schule. Sie
wollte nicht gehen, aber ich habe darauf bestanden. Und meine
Söhne kommen am Abend vorbei.« Sie stockte. »Herr Lambrecht hat
mir heute Morgen erklärt, dass Sie beide die Ermittlungen der Polizei
unterstützen?«
»Genau«, bestätigte Paul. »Wegen des Rosenkranzes und …
anderer Dinge.«
Ralf hatte uns eingeschärft, niemand Außenstehendem von den
gebrandmarkten Fußsohlen des Opfers zu erzählen, auch nicht den
Angehörigen.
»Vermutlich haben Sie die ein oder andere Frage, die wir Ihnen
stellen werden, Herrn Lambrecht bereits beantwortet«, übernahm
ich. »Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn wir uns trotzdem noch
einmal vergewissern. Manchmal ergibt sich bei einem Gespräch ein
neuer Aspekt oder Hinweis.«
»Selbstverständlich.« Der Ausdruck in ihren Augen zeigte mir,
dass sie meinte, was sie sagte. »Ich will alles dafür tun, damit
derjenige, der meinem Mann das Leben genommen hat, gefunden
wird. Wissen Sie, Joachim war ein wundervoller Mensch. Er hat nie
jemandem etwas zuleide getan. Und dann wird er…« Sie schluckte
und brach ab.
»Wie war das an dem Tag, an dem er verschwunden ist?«
Sie hob die Schultern. »Es war ein ganz gewöhnlicher Morgen.
Mein Mann ist ins Krankenhaus. Und…« Sie holte zitternd Luft. »Er
kam nicht zurück.«
»Es gab nichts Außergewöhnliches?«
»Nein. Wir hatten uns beim Frühstück darüber unterhalten, dass
wir abends ins Gartencenter gehen. Und ich habe auf ihn gewartet,
und er kommt und kommt nicht.« Sie hielt inne. »Natürlich kann in
der Klinik immer wieder mal ein Notfall eingeliefert werden. Dann
schafft er es nicht, zurückzurufen. Das bin ich gewohnt. Aber als er
um acht nicht zu Hause war und ich ihn nicht erreichen konnte, habe
ich in der Klinik herumtelefoniert. Ich dachte mir noch immer nichts
dabei.«
»Welche Auskunft hat Ihnen die Klinik gegeben?«
»Stationsschwester Petra war überrascht. Sie hatte gedacht,
Joachim wäre schon längst daheim.«
»Warum das?«, hakte Paul nach.
»Warum sie das annahm?«
Paul nickte.
»Nun. Sie hatte ihn seit Stunden nicht gesehen.«
»Stunden?«, wiederholte ich.
»Ja. Als sie zu ihrer Schicht kam, das war kurz vor eins, hat er
sich bei ihr zum Mittagessen abgemeldet.«
»Dann war er in der Kantine?«
»Das glaube ich nicht. Er hat dort nur gegessen, wenn es sich
nicht vermeiden ließ. Er ist gerne in eines der Lokale in der Altstadt.
Da hatte er seine Ruhe, konnte abschalten und wurde nicht ständig
angesprochen. Außerdem mochte er das Kantinenessen nicht
besonders. Davon bekam er Sodbrennen.«
»Wissen Sie, welche Restaurants er bevorzugt hat?«, übernahm
Paul.
»Ich habe Herrn Lambrecht eine Liste gegeben.«
»Sie nehmen an, er ist am Nachmittag nicht mehr in die Klinik
zurückgekehrt?«
Ein vages Heben der Schultern. »So sieht es jedenfalls die Polizei.
Laut Herrn Lambrecht hat man Joachims Auto auf dem
Großparkplatz in der Innenstadt gefunden. Der Parkzettel, der sich
darin befand, war um circa halb zwei gelöst worden. Und seitdem…«
»Hatte er sich mit jemandem verabredet?«, erkundigte ich mich.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Gelegentlich hat er sich mit
einem seiner Freunde getroffen. Manchmal aß er allein. Ab und zu
haben wir die Mittagszeit zusammen verbracht.«
»Hm«, meinte Paul. »Gibt es eine Person, die einen Groll gegen
Ihren Mann, gegen Sie oder Ihre Kinder hegen könnte?«
»Nein. Es gab keine nennenswerten Konflikte.«
»Auch nicht in der Arbeit?«, fragte ich.
»Joachim war beliebt. Er war Arzt mit Leib und Seele, seinen
Kollegen und Patienten stets zugewandt. Ihm ging es nicht um
Karriere. Er wollte den Menschen helfen.«
»Er war Kardiologe, nicht wahr?«
»Richtig. Ein Herzspezialist. Aber er hat auch immer wieder
freiwillig eine Schicht als Notarzt übernommen. Ihm lag daran,
Leben zu retten.«
»Kirchlich hat er sich nicht engagiert?«, fragte Paul.
»Wegen des Rosenkranzes?«
»Ja.«
»Also der gehörte sicher nicht Joachim.« Sie stockte. »Es tut mir
leid, Herr … Pfarrer. Aber wir sind nicht gläubig.«
»Das ist in Ordnung«, meinte Paul. »Das muss jeder für sich
selbst entscheiden. Ihr Mann ist aus der Kirche ausgetreten. Ist das
richtig?«
Sie runzelte die Stirn. »Das ist er.«
»Ich habe im Archiv nachgeschaut. Er war damals zwanzig.«
Ein Nicken von ihr. »Das dürfte hinkommen.«
»Gab es einen Grund für seinen Austritt?«
Frau Gallenhofer sah von ihm zu mir und wieder zurück. Sie
zögerte.
»Ich versichere Ihnen, was Sie uns mitteilen, werden wir nicht an
die große Glocke hängen. Uns geht es nur darum, den Täter zu
fassen.«
»Patrick«, sagte sie. »Der Bruder meines Mannes.«
»Was ist mit ihm?«, erkundigt ich mich.
»Joachims Familie war nie besonders religiös. Außer Patrick …«
Sie holte tief Luft. »Er ist fünf Jahre älter, müssen Sie wissen. Und er
war schon immer vom Glauben fasziniert. Jedoch auf eine meiner
Meinung nach ungesunde Weise. Er versuchte, Joachim da mit
hineinzuziehen, aber der wollte das nicht. Sie sind im Streit
auseinandergegangen, und wir haben den Kontakt zu ihm nahezu
abgebrochen…« Eine Erkenntnis huschte über ihr Gesicht, gepaart
mit Unglauben und Entsetzen. »O mein Gott! Sie denken doch nicht
etwa … Patrick würde seinem Bruder nie etwas zuleide tun! Er ist
nur eben … fixiert. Aber er ist kein gewalttätiger Mensch.«
Ich ging darauf nicht ein. »Sein Name ist Patrick Gallenhofer?«
Sie schüttelte den Kopf. »Joachim hat meinen Familiennamen
angenommen. Sein Bruder heißt Patrick Schuster. Wir haben ihn seit
Jahren nicht mehr gesehen.«
Paul hob kurz die Augenbrauen, blieb aber still.
»Haben Sie seine Adresse?«, erkundigte ich mich.
»Leider nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Er hat früher in der
Nachbarstadt gewohnt. In einer Art Kommune. Doch wo er sich jetzt
aufhält? Keine Ahnung. Aber ich versichere Ihnen, er war es
bestimmt nicht.«
7

Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss und wollte den Golf
starten. Mein Blick fiel auf Paul. Regungslos saß er auf dem
Beifahrersitz. Mit leicht zusammengekniffenen Augen starrte er
selbstvergessen auf die Regentropfen, die die Windschutzscheibe
hinunterliefen.
»Schnallst du dich bitte an?«, fragte ich ihn.
»Mhm«, gab er zurück, rührte sich aber nicht.
»Hallo! Bitte anschnallen!«, wiederholte ich.
Er nickte. »Ja. Klar.« Doch er griff nicht nach seinem
Sicherheitsgurt.
»Was ist los?«, meinte ich.
Er machte eine vage Kopfbewegung in Richtung des Hauses der
Familie Gallenhofer. »Der Name des Bruders. Patrick Schuster.
Irgendwas klingelt da bei mir, aber ich weiß beim besten Willen
nicht, wo ich ihn verorten soll.« Er wandte sich mir zu. »Ist er uns
bei einem anderen Fall untergekommen?«
Ich dachte kurz nach. »Patrick Schuster ist mir nicht geläufig.«
Paul seufzte. »Ich komme im Moment nicht drauf. Es wird mir
schon wieder einfallen.«
»Bestimmt.« Ich lächelte. »Du darfst es nur nicht erzwingen. Lass
es einfach bleiben und irgendwann … zack … ist die Erinnerung da.
Also: Schnallst du dich an oder soll ich das für dich erledigen?«
Er grinste und folgte meiner Aufforderung. »Wir fahren jetzt ins
Krankenhaus, sehe ich das richtig?«
»Sicher. Ist doch naheliegend. Wir versuchen, diese
Krankenschwester Petra zu erwischen, von der Frau Gallenhofer
gesprochen hat. Und dabei hören wir uns ein wenig um, was das
Personal über unseren Toten zu berichten hat. Ob dieser Arzt
tatsächlich so nett war, wie ihn seine Ehefrau beschreibt. Manchmal
ist die subjektive Wahrnehmung fern jeglicher Realität.«
»Wow. Subjektive Wahrnehmung«, sagte Paul. »Seit wann
verwendest du solche Begriffe? Und überhaupt: Warum denkst du
immer das Schlechteste von deinen Mitmenschen?«
Ich verzog den Mund. »Zu Frage eins: Ich hatte viel Zeit in Italien.
Da habe ich jede Menge gelesen. Und zu Frage Nummer zwei: Nun
… ich lasse mich lieber positiv überraschen als negativ.«
»Das hast du aber nett ausgedrückt«, meinte er.
»Nicht wahr?« Ich musste lachen.
Paul deutete mit seiner Hand nach vorn. »Auf, auf!«
»Übertreibe es nicht«, sagte ich, stellte den Motor an und lenkte
auf die Straße.
8

Zuerst probierten wir es in der Kardiologie. Krankenschwester Petra


hatte zwar Dienst, aber niemand schien genau zu wissen, wo sie sich
aufhielt. Wir wollten schon fast aufgeben, da verriet uns ein Pfleger,
dass seine Kollegin gerade in der Pause sei. Nachdem ich ihn
dankend angelächelt hatte, gab er mir den Tipp, es einmal im
Raucherhof des Personals zu versuchen. Und er beschrieb mir sogar
den Weg – so genau, dass Paul und ich den Außenbereich mühelos
fanden.
Wir öffneten eine etwas versteckte Stahltür und standen auf einer
kleinen, hässlichen Freifläche, die halb mit einem verschmutzten
Plexiglasdach überbaut war. Mülltonnen, eine riesige Abluftanlage,
vermutlich von der Kantine oder Wäscherei, zwei Bistrotische und
vier Personen – drei Frauen und ein Mann. Ihrer weißen Kleidung
nach zu urteilen, gehörten sie zum Krankenhaus. Sie unterhielten
sich miteinander, rauchten und hielten Pappbecher in den Händen.
Dabei schauten sie in den Regen hinaus.
Sobald sie uns erblickten, verstummten sie.
»Sie haben sich bestimmt verlaufen«, sagte der Mann. »Wo
möchten Sie denn hin?«
Paul und ich traten näher.
»Wir sind auf der Suche nach Schwester Petra«, erwiderte Paul.
»Man hat uns oben gesagt, sie wäre vermutlich hier.«
»Ich bin Petra«, sagte eine der drei Frauen – sicher an die eins
achtzig groß, um die vierzig, spitzes Gesicht, spitze Nase und eng
stehende Augen.
»Mein Name ist Wagner«, stellte sich Paul vor. »Und das ist meine
Kollegin, Anne Steinbach. Wir unterstützen die Polizei bei ihren
Ermittlungen und hätten bezüglich Herrn Gallenhofer ein paar
Fragen an Sie.«
»Ja?« Sie beäugte uns zurückhaltend.
Der Pfleger räusperte sich. »Dann lassen wir euch besser allein,
Petra. Bis nachher.« Er und die beiden anderen Frauen machten
Anstalten, uns zu verlassen.
»Ach bitte, bleiben Sie doch«, beeilte ich mich, zu sagen. »Wir
möchten nur einige allgemeine Dinge wissen.«
Alle drei wirkten unschlüssig, ihre Mienen skeptisch.
Uns bot sich eine dieser seltenen Gelegenheiten, gleich mehrere
mögliche Zeugen auf einmal in einem harmlosen Gespräch zu
befragen. Es wäre schade gewesen, diese Chance nicht zu nutzen.
Ich musste eine gemeinsame Basis finden und die Anwesenden
davon überzeugen, dass sie von uns nichts zu befürchten hatten.
Und das schnell, bevor sie das Weite suchten.
Ich griff in die Innentasche meiner Lederjacke, holte eine
Schachtel Marlboro heraus und nahm mir eine Zigarette. Paul
verstand sofort, was ich vorhatte, und zog seinerseits einen seiner
stinkenden Zigarillos aus dem Sakko.
»Haben Sie Feuer?«, fragte ich in die Runde, obwohl ich selbst
Streichhölzer dabeihatte.
Der Pfleger nahm das Feuerzeug, das auf dem Bistrotisch lag, und
reichte es mir. Paul und ich zündeten unsere Glimmstängel an.
Schweigend inhalierten wir. Auf dem alten Dach über uns
prasselte der Regen.
»Das ist praktisch mit der Raucherecke«, bemerkte ich.
»Das stimmt«, erwiderte Schwester Petra. »Sie liegt zentral. Wir
haben ja nie viel Zeit.«
»Nicht besonders schön hier, aber das Plätzchen erfüllt seinen
Zweck«, meinte der Pfleger und grinste leicht. Er taute auf.
Ich nickte schweigend, sagte nichts.
»Also, was wollen Sie?«, fragte Schwester Petra.
»Dr. Gallenhofer«, sagte ich. »Das ist ein tragischer Fall.«
»Da haben Sie recht«, meinte sie. »Ich kann es noch gar nicht
fassen.« Sie schien ehrlich betroffen.
»Sie haben ihn an dem Tag gesprochen, als er sich zum
Mittagessen abgemeldet hat?«
»Er wollte in spätestens zwei Stunden zurück sein … Das ist so
ein seltsames Gefühl. Man denkt sich nichts dabei. Alltag pur.« Sie
stockte. »Und dann ist der Mensch einfach weg. Ich meine, in
unserem Job sterben leider immer wieder mal Patienten. Aber
trotzdem. Und gerade Dr. Gallenhofer…«
Die übrigen nickten mit ernsten Gesichtern.
»Er muss nett gewesen sein«, übernahm Paul.
»O ja!«, sagte eine der beiden anderen Krankenschwestern. Sie
war recht jung, hatte nahezu schwarzes Haar, das sie zu einem
Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. »Der Doktor war ein ganz
Lieber. Hatte für alle stets ein nettes Wort.«
»Er arbeitete auf meiner Station, Kardiologie«, sagte Schwester
Petra. »Fachlich und menschlich war er top.« Sie verzog den Mund.
»Das ist leider nicht immer der Fall.«
»Wenn ich nur an die olle Hilbrich denke…«, warf der Pfleger ein
und seine Kolleginnen grinsten vielsagend.
»Ich bin mehrmals mit ihm im Notarztwagen gefahren«, redete
der Pfleger weiter. »Egal, was wir bei den Einsätzen vorgefunden
haben – er war ruhig, konzentriert und hat genau gewusst, was zu
tun ist. Er hat mich nie wie einen Hiwi behandelt. Klasse Arzt.«
»Dann stimmt es, was wir bislang über ihn gehört haben. Er war
tatsächlich ein guter Mediziner«, warf ich ein.
»Mehr als gut«, meinte die dritte Krankenschwester und nickte so
heftig, dass ihre braunen Locken auf und ab wippten.
»Er hat immer mit den Patienten gesprochen. Nicht nur während
der Visite«, sagte Schwester Petra. »In seiner freien Zeit hat er
sogar die anderen Abteilungen besucht, um nach den Kranken zu
sehen, die er als Notarzt eingeliefert hat.«
»Ach wirklich?«, meinte ich.
»Bei mir in der Inneren«, sagte die junge Schwester mit dem
Pferdeschwanz, »hat er mindestens dreimal die Woche
vorbeigeschaut.«
»Das ist außergewöhnlich«, bemerkte Paul.
»Das kann ich bestätigen«, übernahm die lockige Pflegekraft.
»Ich bin in der Neurologie. Auch bei mir hat er nach seinen
Schlaganfallpatienten gesehen und eine der Komapatientinnen hat er
regelmäßig besucht. Er war ein positiv denkender Mensch, man hat
sich in seiner Gegenwart wohlgefühlt.«
Wir schwiegen.
»So war er eben«, fügte die Krankenschwester mit den Locken
nach einer Weile an und seufzte. »Ein echt toller Kollege und ein
großer Verlust für uns. Er wird mir fehlen. Er wird uns allen fehlen.«
9

Prälat Ott – ich mochte und schätzte ihn sehr. Er war ein
außergewöhnlicher Mensch. Und ein Workaholic. Ein kreativer
Workaholic, um genau zu sein. In seinem Büro regierte das Chaos.
Akten, Unterlagen, Mappen, einzelne Blätter und Bücher – in und auf
Regalen und Kartons, lose gestapelt auf dem Boden, auf Stühlen und
auf dem Schreibtisch. Er selbst saß dahinter, und davor Herr Meixner,
ein Sozialpädagoge.
Meixner arbeitete in der sogenannten Villa, einer Einrichtung für
Sektenaussteiger und ehemalige Drogensüchtige. Sie war großteils
privat finanziert, doch die Kirche trug ihren Teil dazu bei. Streng
genommen leitete Paul das Haus als Sektenbeauftragter des
Bistums. Nur hatte er in den letzten Monaten kaum die erforderliche
Zeit aufbringen können, dieser Aufgabe gerecht zu werden, und
notgedrungen mehr und mehr auf Meixner übertragen. Der Grund
hierfür lag in Prälat Otts Gesundheitszustand: Bereits vor dessen
Herzinfarkt hatte Paul ihn entlastet und musste danach bis zu dessen
Genesung ganz für ihn einspringen.
Der Prälat und Meixner unterbrachen ihr Gespräch und erhoben
sich, als Paul und ich nach einem kurzen Klopfen eintraten.
Ott sah erholt aus und ein wenig fülliger. Die Ruhe und das
regelmäßige Essen in seiner Reha hatten ihm gutgetan. Und Meixner
… er steckte in einer seiner furchtbaren Cordhosen, von denen er
mindestens zwei Dutzend besitzen musste. Dazu trug er ein
schlabbriges Sweatshirt mit der Aufschrift Hero of the day – worauf
auch immer sich das beziehen mochte. So weit war alles beim Alten.
Nur seine rahmenlose Brille hatte er gegen ein Modell mit knallroter
Fassung eingetauscht. Öfter mal was Neues.
Unterhalb seiner linken Schläfe entdeckte ich eine relativ frische,
bläulich schimmernde Narbe. Dort hatte ihm einer seiner weiblichen
Schützlinge aus der Villa vor einigen Monaten einen Kugelschreiber
ins Fleisch gerammt. Bis zu diesem Vorfall hatte ich Meixner nicht
ausstehen können. Doch durch sein Verhalten während und nach
dem Angriff war er stark in meiner Achtung gestiegen. Mittlerweile
kamen wir recht passabel miteinander aus.
Paul und ich traten an den Schreibtisch heran. Der Prälat beugte
sich vor, und wir schüttelten uns die Hände.
»Frau Steinbach, schön, Sie zu sehen«, sagte er dabei.
»Das gebe ich gerne zurück«, erwiderte ich. »Sie wirken um
mindestens zehn Jahre jünger.«
Lächelnd winkte er ab.
Anschließend begrüßte ich Meixner, und Paul tauschte ein paar
nette Worte mit den beiden Männern aus.
Wir nahmen Platz.
Ott faltete die Hände ineinander und betrachtete mich mit seinen
klugen, alten Augen. »Frau Steinbach, ich schätze es sehr, dass Sie
so schnell zurückgekommen sind und den Fall mit Pfarrer Wagner
übernommen haben.« Seine Schultern hoben und senkten sich. »Mir
ist es wichtig, zu verhindern, dass die katholische Kirche in Verruf
gerät. Herr Hauptkommissar Lambrecht ist der festen Überzeugung,
dass ein kirchlicher Bezug vorliegt. Wie ist Ihre beider
Einschätzung?« Er sah von mir zu Paul.
Paul machte eine vage Handbewegung. »Wir stehen mit unseren
Ermittlungen am Anfang. Wir waren in der Leichenhalle, bei der
Witwe und bei der Arbeitsstelle des Toten. Im Moment sammeln wir
Hintergrundinformationen über den Ermordeten.«
»Natürlich.« Ott nickte.
»Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es verfrüht, sich festzulegen«,
ergänzte ich. »Doch ein kirchlicher Bezug, wie Sie es nennen, lässt
sich schwer leugnen.«
»Diese eingebrannten Kreuze und der Rosenkranz«, fuhr Ott fort.
»Das könnte irgendein Fanatiker gewesen sein oder ein kranker
Mensch. Eventuell sogar eine Gruppe, eine Sekte.« Er schaute Paul
an. »Deswegen war Ihr Vorschlag vorhin am Telefon wichtig und
richtig, Herrn Meixner gleich mit ins Boot zu holen. So wie Sie, Herr
Wagner, viel von meiner Arbeit abfangen mussten, hat Herr Meixner
in den letzten Monaten Ihre Aufgaben übernommen. Man kann ihn
inzwischen guten Gewissens als kommissarischen
Sektenbeauftragten bezeichnen.«
Diese förmlichen Reden hatte der Prälat voll drauf. Und sie
verfehlten ihre Wirkung nicht. Meixner lächelte geschmeichelt und
schien um Zentimeter zu wachsen.
»Herr Wagner hat mir dennoch viel geholfen. Und wir haben uns
regelmäßig ausgetauscht«, sagte er. Er hielt inne und konzentrierte
sich auf Paul und mich. »Sie waren in der Leichenhalle? Gab es
außer den eingebrannten Kreuzen und dem Rosenkranz weitere
Dinge, die Ihnen aufgefallen sind?«
»Der Täter hatte dem Opfer den Mund zumindest eine Zeit lang
mit Panzertape verklebt, ihn gefesselt und schließlich mit einer Tüte
erstickt«, sagte Paul.
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— Mutta tämä olisi niin sopivata. Anna nyt joutuin, että ehdin
laittaa postiin.

— Täältä saat konseptipaperia, joka on paljo sopivampaa siihen


tarkoitukseen.

Rouvan täytyi olla tyytyväinen paperiinsa ja hän meni sisään


laittamaan pakettia.

Vähän päästä tuli hän konttooriin takaisin mieheltään kysymään,


tuliko paketista ehkä liika iso.

— Kyllä se sopii. Pane kirjeeseen minulta terveisiä!

Jonkun ajan päästä tuli rouva taas konttooriin, kirje toisessa, kynä
toisessa kädessään.

— Kirjoita nyt sinä itse terveisesi, pyysi hän miestään.

— En minä jouda.

— Mutta kirjoita nyt. Se ilahuttaisi niin Hilmaa.

— Johan hän on saanut meiltä niin monet onnittelut.

— Vaan yhtäkaikki…

— En jouda!

Rouva meni takaisin sisään, katsoen ovella jälelleen,


huomatakseen oliko August aivan todella muuttunut häneen, kun niin
vihaisesti kiljahti: en jouda! Hänelle tuli niin paha mieli, että hän olisi
itkenyt, jos olisi ollut aikaa, vaan oli niin hirveän kiire postiin. Sillä
aikaa kun hän lopetti kirjeen kirjoittamista ompeli piika pakettia.
Ennen kuin piika sai paketin valmiiksi oli rouvalla kirje lopetettu, ja
hän luki moneen kertaan, mitä oli kirjoittanut miehensä puolesta.
Sitte hän meni konttoorin ovelle.

— August! kutsui hän arasti.

August ei hievahtanutkaan.

— August, kuuletko!

— Mitä?

— Etkö tulisi vähän tänne.

— En jouda!

— Hyvin vähäsen vaan.

— Mitä se olisi?

— Lukisit tämän kirjeen.

Rouva näytti ovella sisarelleen menevää kirjettä.

— Minä en jouda, johan minä sanoin! Lähetä vaan se kirje


semmoisenaan, kyllä minä sen hyväksyn täydellisesti.

Rouva kääntyi takaisin. Kuinka August oli hänelle tyly! Oliko


kellään sellaista miestä! Olisiko siinä nyt mennyt paljo aikaa, jos olisi
tullut lukemaan hänen kirjeensä. Mutta niinhän se oli aina, August
vaan halveksi kaikkea, mitä hän teki, ei tahtonut milloinkaan
nähdäkään. Oi, kuinka tuntui ikävältä! Teki mieli heittäytyä sohvaan
itkemään. Mutta piika toi samassa paketin. Rouva sulki kirjeen ja
kirjoitti päällekirjoituksen pakettiin ja kirjeeseen. Hän läksi taas
konttooriin.

— Tässä nämä nyt ovat! sanoi rouva iloisena ja laski paketin ja


kirjeen miehensä eteen pulpetille.

— Etkö sinä voinut panna kirjettä pakettiin? sanoi mies.

— Hilman on niin hauska saada postista erikseen paketti ja kirje.

— Mutta minun ei ole hauska maksaa niistä erikseen. Nyt menee


kirjeestä eri postiraha.

— Eihän se ole kuin 20 penniä.

— Se on rahaa sekin!

— Puranko minä paketin ja panen kirjeen sen sisään?

— Sitä nyt enää purkamaan. Vaan pakettiin on kirjoitettava


osoitekortti. Tässä on kortti.

— Kirjoita sinä se, hyvä August!

— Minä en jouda.

— Et sinä nyt siinä kauvan viivy.

— Etkö sinä nyt niin pientä asiata voi tehdä itse? Tai anna Oskarin
kirjoittaa!

Mutta rouva tahtoi itse kirjoittaa uhallakin, kärsiköön August


vahingon, jos kortti menee hukkaan. Eräässä kohden hän joutui
ymmälle, jota täytyi kysyä. Hän meni miehensä vierelle ja näytti
korttia.

— Mitä?

— Pitääkö minun kirjoittaa tähän että paketti sisältää…? sille


voisivat postissa nauraa.

— Kirjoita että sisältää "vaatetta".

— No niin, sinä olet aina niin kekseliäs! "Vaatetta" todellakin!

Kortin täytettyään vei hän sen taas miehelleen.

— Onko tämä nyt hyvä?

Mies katsoi sitä, pyyhki siitä pois rouvan kuittauksen, antoi toisen
kortin ja käski kirjoittaa uuden, selittäen tuon virheen.

Mutta rouva kysyi:

— Tahdotko sinä vaan minua kiusata?

— Kiusata! Kuka tässä kiusaa?

— Kun pakotat minut kirjoittamaan sitä, mitä en kuitenkaan osaa.

— Sinä opit sillä tavalla.

— Kaikessa tapauksissa sinä olet minulle hyvin epäkohtelias.

— Kyllä, täällä konttorissa. Täällä tehdänn työtä.

Rouva puri huuliaan ja kirjoitti uuden kortin.


— Punnitse nyt se että tiedät paljonko siitä menee.

Rouva punnitsi.

— Tämä painaa 750.

— Niin, 750 grammaa, ja paketti maksaa 1 kiloon asti 60 penniä.

— Mutta kun tämä painaa 750 grammaa?

— Yhdessä kilossa on 1,000 grammaa ja 1,000:een asti saa


lähettää 60 pennillä.

Rouva katsoi epätoivoissaan mieheensä.

— Minä en ymmärrä sinua ollenkaan.

— Herrajumala! Siitä menee 60 penniä! Lähetä piika viemään, sillä


pojan pitää odottaa etelän postia.

Rouva vei pakettinsa ja kirjeensä sisään. Jonkun ajan kuluttua tuli


hän paketti kädessä katsomaan konttoorin kelloa.

— Vieläköhän tämä paketti ehtii postiin? kysyi hän hyvin


välinpitämättömästi.

— Mutta miksi et ole sitä jo lähettänyt?

— Minä aukasin paketin ja panin kirjeen sisään, ettei menisi


turhaan rahaa.

Mies teki vihaisen liikkeen ja painui työhönsä.

Vähän päästä hän näki, kun piika meni kadulla paketti sylissä.
Toinen piika tuli kohta sen jälkeen kutsumaan herraa rouvan luo.

Rouva sairastui äkkiä, ilmoitti piika.

Herra puhisi harmista mennessään sisään.

Rouva makasi kammarissaan sohvalla ja itki. Parhaiksi kävelevä


pikku poika seisoi sohvan ääressä ja vedet silmissä loihti: Elä ikke,
elä ikke!

— Mitä sinä itket?

— Suutuitko sinä minuun?

— Mistä minä olisin suuttunut?

— Kun minä purin sen paketin.

— Enkä ole suuttunut, mutta sinä sen varmaan teit äkäpäissäsi.

— Ni — iin…

— Ymmärrätkö sinä että teit siinä tyhmästi?

— Ym — ymm — mär — rän…

— Elä tee vasta niin! Lakkaa nyt itkemästä, kun Kaarlekin pyytää;
minun täytyy lähteä.

Hän taputti lähtiessään pari kertaa vaimonsa päätä.

— Niin lapsi vielä! sanoi hän itsekseen myötätuntoisella säälillä.


Kohta kun hän oli istuutunut pulpettinsa ääreen tuli rouva
konttooriin, pikku Kaarle sylissään. Hän oli nyt hyvällä tuulella
jälleen, itku oli selvittänyt hänet.

— Rakas August! sanoi hän ja katsoi mieheensä mitä


herttaisimmasti.

— No?

— Luuletko sinä että se paketti ehtii postiin. Hilman pitäisi saada


se välttämättä huomenna.

— Ehtiihän se. Vaan menkää nyt täältä pois, meillä on niin kiirettä.

— Me menemme, me menemme. Hyvätti, hyvätti! sanoo Kaarle.

He menivät. Mutta hetken päästä tulivat he konttoorin ovelle.

— August, tulisitko vähän tänne, hyvin pikkuisen vaan.

— Voi, kun minä en jouda!

— Minä yhden sanan vaan sinulta kysyisin, se on hyvin, hyvin


tärkeätä.

Aviomies läksi, päästäkseen hänestä vihdoinkin erilleen.

— Mitä?

— Eikö minun pitäisi lähettää Liina Lauran jälkeen postiin


varottamaan Lauraa, ettei suinkaan sanoisi että paketissa on
kapalovyöt, jos postissa kysyvät?

— Lähetä, lähetä!
Mies kääntyi samassa konttooriinsa. Hän luuli saavansa nyt olla
rauhassa.

Lähetettyään toisenkin piijan postiin, juohtui rouvalle vielä yksi asia


mieleen, vaan kun hän ei enää tahtonut mennä häiritsemään
konttooriin, asettui hän pikku Kaarlen kanssa konttoorin viereiseen,
miehensä kammariin kärsivällisesti odottamaan, jos August sattuisi
pistäymään siellä. Hän oli kuitenkin kiltti vaimo, joka ei mennyt
häiritsemään miestään työssä, ja hänestä tuntui tämä kärsivällinen
miehensä tietämättä odottaminen niin mieluiselta, että hän olisi
istunut ja odottanut tässä vaikka kuinka kauvan. Hän toivoi, että
August vasta pitkän ajan päästä pistäytyisi kammariinsa ja saisi
tietää, että hän on niin ja niin kauvan odottanut täällä, kun ei tahtonut
tulla konttooriin häiritsemään työtä. Hänen sydämensä värähteli
ajatellessaan, kuinka liikutetuksi August varmaankin on tuleva.

Noin kymmenen minuutin päästä meni August kammaristaan


hakemaan nimileimasintaan, kun tarvitsi painaa sinettinsä erääseen
kohta postissa lähetettävään paperiin.

— August, rakas August!

— No?

— Tulepas nyt vähän tähän istumaan.

— Minulla on tulinen kiire!

— No mutta August —! Minä olen sinua odottanut tässä Kaarlen


kanssa kauvan aikaa.

— Mutta kun minä en jouda, kuuletko sinä!


August oli jo menemässä ovessa, kun hän kääntyi takaisin
huomatessaan, että vaimonsa oli itkuun pyrähtämäisillään.

— Sano nyt se asiasi.

Vaan rouva hikotteli itkuhereissään eikä voinut vähään aikaan


mitään puhua. Mies tyynnytteli häntä, toisessa kädessään yhä pitäen
nimileimasinta.

— Sinä taas suutuit minuun, valitti rouva, kyettyään puhumaan.

— Enkä ole suuttunut. Sano nyt asiasi.

— Suutuit sinä, kyllä minä sen näin, ja mene nyt, kun sinä et
kuitenkaan todella tahdo kuunnella minua.

— Mutta minä en lähde ennen kuin sanot sen asiasi. Minä istun
nyt tässä ja kuuntelen.

— Etkös ole suuttunut?

Hän katsoi suurilla silmillään suoraan miehensä silmiin.

— En, vastasi mies, vaan silmänsä vähän rävähtivät.

Rouva tarttui miehensä kaulaan.

— Minä vaan tahdoin kertoa sinulle, mitä minä kirjoitin sinun


puolestasi Hilman kirjeeseen.

Juuri sen vuoksi, että tuo tärkeä asia oli niin vähäpätöinen, ei
aviomies hypännyt sohvasta eikä rynnännyt ulos huoneesta, jonka
hän muutoin olisi tehnyt. Hän jätti lähetettävän tärkeän kirjeensä ja
monet muut kiireet asiat oman onnensa nojaan, heittäysi vaan
mukavampaan asentoon sohvassa ja päätti hartaasti kuunnella
vaimoaan, niin kuin tahdotaan pientä lasta erityisesti tarkastaa, kun
huomataan hänessä oikein lapsellista, mitä ei ole ennen huomattu.

— Kerropas nyt, mitä sinä kirjoitit!

Rouva kertoi, mitä hän oli kirjoittanut omasta puolestaan ja miten


hän sitte oli kirjoittanut, että Augustilla oli hirveä kiire, jonka tähden ei
joutanut itse kirjoittamaan tervehdystään, vaan hän kirjoitti Augustin
puolesta, ollen varma siitä, että August yhtyi joka sanaan, mitä hän
kirjoitti.

— Yhdytkö sinä joka sanaan?

— Tietysti, tietysti!

— Sitäpä minä juuri tahdoin tietää ja minä olin siitä levoton.

Mies jäi yhä edelleen istumaan ja uteliaasti katselemaan


vaimoaan, otsassaan lyhyt, hieno viiva, joka osoitti, että hän samalla
jotakin ajatteli. Mutta rouva sanoi:

— Kuule, sinun pitää mennä nyt konttooriin, kun sinulla on kiire, en


minä tahdo sinua viivyttää.

— Tosiaankin, olin unhottaa.

Hän painoi vaimonsa hiuksiin suudelman, niin kuin hänen tapansa


oli, otti sinettinsä ja meni.

Hänen kirjeensä oli auttamattomasti myöhästynyt, hänellä ei ollut


enää mitään kiirettä, ja hän käveli konttoorissa edestakaisin.
Mutta hän ei ollut vähääkään vihastunut, kaikki harminsa oli
hävinnyt, ja hän vaan odotteli konttooritunnin päättymistä,
mennäkseen sisään vaimonsa ja poikansa luo.

Vähän päästä hypähti rouva konttoorin ovelle, huudahtaen:

— Paketti ehti postiin! Vaan ihan parhaiksi, ihan parhaiksi!

— Sepä hyvä oli! sanoi mies ja meni hänen jälestään sisään.


Siellä hän otti vainionsa ja pikku poikansa, — nuo molemmat
lapsensa, niin kuin hän ajatteli, — syliinsä ja rupatteli hauskasti
heidän kanssaan päivällistä odottaessa.

Kevätpäivä Penttisen talossa.

Nuorin, viime kesänä syntynyt tyttölapsi olisi voinut luulla, ettei sitä
muuta maailmata ollutkaan kuin ne kaksi huonetta, joissa asuttiin.
Häntä ei ollut näet vielä kertaakaan käytetty ulkoilmassa, vaikka oli
jo kevät käsissä. Hän oli syntynyt niin terveenä ja vahvana, että äiti
oli ylpeillyt lapsestaan, mutta nyt hän oli kalpea ja surkastuneen
näköinen. Perähuone oli ollut hänen asuntonsa alusta alkaen: jos
tahtoi ryömiä etuhuoneeseen, käännytti äiti kynnykseltä takaisin ja
sanoi että siellä oli kylmä. Toisinaan äiti kuitenkin vei hänet sylissään
etuhuoneeseen, vaan omin päinsä ryömimään ei sinne päässyt. Siitä
hän useasti puhkesi katkerasti itkemään, vaan se ei auttanut, sillä
silloin pani äiti hänet maata tai pakoitti syömään.

Näin eli pienokainen koko pitkän talven perähuoneessa, joka oli


pohjoiseen päin ja pimeä ja jossa ilma vaihtui ainoastaan siitä, kun
ovea aina avattiin etuhuoneeseen. Useasti sai hän olla huoneessa
pitkät ajat aivan yksin. Hänellä oli kuitenkin pieniä veljiä, jotka
leikkivät hänen kanssaan ja hoitivat häntä. Vaan he eivät olleet aina
hänen luonaan, mihin lienevät aina hävinneen, ja sitte taas
ilmestyivät, tuoden mukanaan kylmää ilmaa, joka pienestä tuntui
hirveältä.

Kun tuli kevätpuoli ja ulkona oli vähän sulaa, hävisivät veljet


päiväkausiksi kokonaan, ja silloin vietti lapsi pisimmät hetkensä. Nyt
ei häntä kuitenkaan enää niin paljon vangittu, perähuoneessa, hän
sai useasti ryömiä etuhuoneeseenkin, ja häntä suuresti huvitti hiihtää
etuhuoneen lattialla auringon paisteessa, joka tuntui hyvin
lämpimältä. Hän taputteli kämmenellään lattiata, mihin aurinko
paistoi, ja hänellä oli myöskin suuri hauskuus muutamasta
kärpäsestä, joka oli surissut ikkunassa ja lenteli nyt hänen
ympärillään, laskeutuen sekin aina mielellään lattialle
päiväpaisteeseen, josta hän sen kuitenkin joka kerta karkoitti pois
tavoittaissaan sitä kiini. Mutta näin yksinään ollessaan keväällä, kun
ei kumpasessakaan huoneessa tuntunut ketään olevan, tuli
pienokaiselle toisinaan niin vaikea olla, että hän rupesi itkemään
ikävästä. Kun ei yhtä hyvin ketään tullut hänen luokseen, lakkasi hän
itkemästä, istui lattialla ja kuulosti. Huoneessa ei tuntunut ketään
olevan, vaan ulkoa kuului ääniä, veikkojen iloisia ääniä ja muita
tuttuja ääniä, tuolta tuntemattomasta maailmasta, johon hän ei ollut
saanut vielä päätään pistää, vaan jonne hän jo halusi. Siitä tuli
hänen mielensä jälleen ikäväksi, ja haikea itku kaikui taas tyhjässä
huoneessa.

Kerran, kun ei mistään apua tullut, ryömi hän raolleen jääneen


ulko-oven kynnykselle. Siinä hän pysähtyi, sillä eteensä avautui
aivan uusi maailma. Päivä paistoi porstuaan häikäisevän kirkkaasti,
näkyi piha, jossa oli vielä lunta, vaan toisin paikoin oli paljas hiekka,
jolla veikot juoksentelivat. Tuo kaikki näytti hyvin ihmeelliseltä, vaan
samalla tuntui lapsesta iloiselta katsella sinne, eikä kylmän viileä
ilmakaan, joka häntä yltäänsä huuhtoi, tuntunut nyt niin hirveältä kuin
aina talvella poikien mukanaan tuoma. Hän istui siinä ja katseli,
kasvoillaan surullinen hymy ikään kuin sairaalla.

Mutta äiti tuli sieltä, siunasi hämmästyksissään, sieppasi hänet


syliinsä ja vei sisään.

*****

Ahdas ja sulettu oli Onnikinkin olo pienessä navetassaan, joka


pihan perällä rysötti puoleksi maahan vajonneena. Se oli saanut
koko talven olla parressaan, liikkumatta mihinkään, selkä miltei
laessa kiini. Kovana talvisydännä se tyytyikin kohtaloonsa, vaan kun
kirkkaat keväiset auringon säteet alkoivat paistaa heloittaa navettaan
Onnikin edessä olevasta pienestä reijästä, jossa oli kellastunut lasi,
tuli sille ikävä ja kaipaus. Vaan vasta sitte sille kainompi ikävä tuli,
kun navetan räystäs alkoi tippua. Katolla oli vahva hanki: päivän
mustuttamaa päreistä räystään reunaa rupesivat auringon säteet
lämmittämään, ja niin alkoi ikään kuin suuresta alkuainemäärästä
syntyä ja muodostua loistavia maailmoja. Lumihangen laidasta itketti
räystään nenään koko räystään pituisen liikkuvan, kiiltelevän
vesijuovan, ja siitä muodostui lukemattomia vesihelmiä, jotka
tippuivat alas. Pitkässä elävässä vesijuovassa kiilteli sateenkaaren
värejä epäselvinä ja hajanaisina, vaan putoavissa pienissä
vesihelmissä oli ikään kuin luomistyö päättynyt, sillä ne loistivat kuin
tähdet kirkkaasti ja ihanasti. Mutta niiden aika oli lyhyt; välähdys
vaan, ja tuo loistava maailma oli kadonnut. Niin ne syntyivät,
välähtivät ja katosivat hetkessä. Mutta niitä oli lukemattomia: yhden
hävittyä syntyi säännöllisesti toinen räystään elävästä vesijuovasta,
joka oli kuin ijäti heruva vesivirta, minkä täytyi säännöllisinä hetkinä
synnyttää uusi kappale.

Tämä vesihelmimaailmojen loistava näytelmä tapahtui kahden


ulkohuoneen välisessä ahtaassa, likaisessa solassa.

Kun vesihelmen tipahtaessa nuo heleät, ihanat värit sattuivat


pienestä ikkunareijästä kellastuneen lasin läpi Onnikin silmiin, tuli
eläimelle kaiho ikävä. Se sai viestin keväästä ja uudesta syntyvästä
luonnosta: sen silmiä häikäisi, sille tuli vaikea olla ja se ammahteli
ikävissään.

*****

Pihassa oli jo suuri siekale hietikkoa sulana, jolla kaikki pihan


lapset olivat leikkimässä, paitse kaikkein nuorin, joka istui
etuhuoneessa yksinään päiväpaisteessa ja kuunteli kärpästen
surinata ympärillään. Hietikolla oli lasten mieluista olla, he kävelivät
nelinkontan ja piehtaroivat kuin maahan kaivautuakseen; se oli aivan
eläimellinen ilo päiväpaisteesta ja sulasta maasta, joita he niin
suuresti rakastivat. He keksivät senkin tempun että hautasivat
toisiaan hiekkaan, vaan vielä suurempaa riemua herätti keksintö
täyttää housut hiekalla pullolleen, sitoa lahkeen suut kiinni ja sitte
koettaa kävellä. Äiti sivu kulkiessaan kielsi heitä hulluista ilveistään,
vaan sitäkö he kuulivat.

Asuinhuoneen ja porstuan katolta oli isä syytänyt lumen pois.


Mustaan pahvikattoon paistoi nyt päivä hyvin kuumasti, niin että
katto oli kuuma kuin uunin arina. Parhaassa helteessä porstuan
katolla makasi kissa sorkat suorana. Kun lapset sen huomasivat,
alkoivat he sitä hätistellä meluamalla ja kivittämällä, vaan kun kissa
tunsi, ettei heistä ole sen suurempaa vaaraa, ei se liikahtanutkaan.
Sen oli siinä niin äärettömän hyvä olla, kaikissa jäsenissä oli
suloinen raukeus, joka teki ruumiin ja hengen puolikuolleeksi, ettei
olisi tahtonut jaksaa silmiään avata, ja niin se vaan makasi siinä
hievahtamatta, välittämättä lasten peloitteluista. Miisulle kuitenkin
onneksi tuli pihaan posetiivin soittaja, juuri kun pojat olivat
hankkeissa viskata kivensä katolle kaikki yhtaikaa, jonka olisi pitänyt
varmaan häiritä kissan unta. Kun posetiivi viritti säveleensä, unhottui
lapsilta kaikki muu ja he menivät soittokoneen ääreen kädet selän
takana kuuntelemaan ja katsomaan.

Kuultuaan soiton huoneeseen, hyppäsi äiti ulos rappusille


kuuntelemaan. Pienokainen jäi aivan yksin huoneeseen, ja kun hän
kuuli kaikkien jättävän huoneet ja kuuli tuon raikuvan soiton, tuli
hänen mielensä niin oudoksi. Häntä peloitti tuo soitto ja hän ei
käsittänyt kaikesta tästä muuta kuin että hänet oli jätetty enemmän
yksin kuin koskaan ennen. Hän istui lattialla kuin kaikkien
unhoittamana, kun oli tullut kiire lähtö ihmettä katsomaan.
Pienokainen rupesi itkemään täyttä kurkkua, posetiivin helisevien
sävelten kaikuessa korvissaan.

Äidin päähän pisti silloin että voihan hän ottaa pienen ulos, kun oli
tämmöinen kaunis kevätpäivä, ja hän meni sisään, kääräsi
peitevaatteen lapsen ympärille ja toi sen sylissään ulos.

Näin oli pienokainen päässyt ulos ensi kerran elämässään. Hän


istui äitinsä sylissä entistä kalpeamman näköisenä, pelokas ilme
kasvoissaan, vaan samalla hän tunsi jotakin iloakin nähdessään
kauniin paistavan päivän, kuullessaan iloisesti raikuvaa soittoa ja
nähdessään kaikki tutut tässä ympärillään.
— Niin, lapsi kuuntelee soittoa, sanoi hänelle äiti. Se soipi niin
koreasti.

Vähitellen mukautui lapsi posetiiviinkin, niin että kun äiti pani


hänen käteensä lantin ja vei sen niin soittajalle, ei hän enää
pelännyt.

Posetiivi herätti iloa ja elämää kaikissa muissa, vaan Miisu ei


liikahtanutkaan mukavasta asennostaan. Toisella silmäpuolellaan se
näki koko kometiian eikä välittänyt siitä sen enempää kuin että sen
korvat vähän liikkuivat soiton vaikutuksesta.

— Laske tuokin lehmä ulos, kun ammuu tuolla, sanoi isä


tullessaan työmaalta kotiin ja nähdessään kaikkien olevan pihalla;
posetiivin soittaja meni jo portilla.

Lehmä todellakin ammahteli. Sekin oli tuntenut itsensä yksin


jätetyksi, silloin kun kaikki muut olivat rientäneet ulos päivää
paistattamaan. Emäntä oli jättänyt lämpimän ilman tähden navetan
oven auki, josta eläin sai sieramiinsa kevään tuoksua, samalla kuin
välähtävät vesihelmet häikäisivät sen silmiä.

— Kylläpä minä sen laskenkin pitkän talven perästä vähän


jalkuuttelemaan, sanoi emäntä.

— Laske, laske: paha vaan että musiikki ennätti mennä pois:


lehmä olisi saanut tanssia pelin mukaan.

Päästyään ulos, juoksenteli Onnikki ympäri pihaa, hyppi ja teki


äkillisiä pyörähdyksiä, juoksi ja laukkasi häntä suorana, niin että
sieramet soivat. Välistä se vähän pysähtyi hengittämään, vaan sitte
taas läksi yhtäkkiä laukkaamaan. Eräässä kohti se tapasi lumen alta
paljastunutta nurmea, jota se pysähtyi haistelemaan ja veti syvälle
sieramiinsa, tunteakseen oliko siinä vihannuutta. Mutta se oli vaan
kuollutta kuloa, ja lehmä kääntyi siitä pois. Maailma näytti kuitenkin
jo niin hauskalta ja vapaa hetki teki mielen niin iloiseksi, että eläin sai
aivan raivoisan puuskan hyppiä ja ilvehtiä; sen jalat penkoivat
pihamaahan syviä jälkiä.

Seisoessaan sen jälkeen parressaan tuhki Onnikki vielä


hengästyneenä sieramiinsa ja silmät pyörtivät ja päätä tuntui
huimaavan. Se pureksi hajamielisesti eteen pantuja heiniä, koko sen
olennossa oli vielä jotakin riehuvata ja ilosta kuohahtanutta. Eläin oli
ahminut vapautta ja raitista, lämminnyttä ilmaa liijan suurin
siemauksin, ja se oli sen juovuttanut. Räystäältä putoilevat
välähtävät vesihelmet heleine väreineen tahtoivat nyt kokonaan
häikäistä sen tavallista suuremmiksi auvenneet silmät.

Saman tapaisessa tilassa oli pieni lapsikin istuessaan pimeän,


ikävän näköisen peräkammarin lattialla. Hän ei ollut oikein selvillä
siitä, mitä oli tapahtunut, vaan tunsi epäselvää aavistusta, että hän
oli käynyt jossakin, joka oli hänelle aivan uutta ja outoa, nähnyt
jotakin hyvin valoisata ja iloista, joka tulee häntä voimakkaasti
puoleensa vetämään.

— Niinpä on kuin mielenmuutoksissaan, sanoi äiti, ottaessaan


lapsen lattialta syliinsä imetettäväksi. Lapsella oli omituinen
hajamielinen katse.

Tämä oli Penttisen talossa ensimäinen kevätpäivä, sillä posetiivin


soittaja oli käynyt pihassa, pienokainen oli ensi kerran saanut olla
ulkona ja Onnikki oli kevät-iloissaan penkonut pihamaahan syviä
jälkiä.
Eerikki.

Kauppaneuvoksen myllyn hoitajan vaimo tuli poikansa Eerikin


kanssa kauppaneuvoksen puheille konttooriin kl. 2:n jälkeen, juuri
kun konttoristit olivat menneet päivällistunnille. Vainio oli pukeutunut
parhaisiin vaatteihinsa ja näytti vasta peseytyneeltä,
puhdaskasvoiselta. Pojan pää oli kasteltu, ja kammattu.

— Mitäs kuuluu? kysyi kauppaneuvos vaimolta tuttavallisesti ja


antoi hänelle kättä.

— Minä taas tulin tämän pojan kanssa, herra kauppaneuvos. Ei


tästä saa kalua koulussa eikä missään. Tänä päivänä taas laittoivat
opettajat koulusta pois eivätkä kuulu ennen huolivan takaisin ennen
kuin isä tulisi ja koululla kurittaisi. Vaan se mieheni, joka muutenkaan
ei suvaitse koko poikaa, ei sano lähtevänsä opettajain häväistäväksi.
Niin minä tulin taas herra kauppaneuvokselta kysymään, mitä tälle
pojalle pitäisi tehdä.

Vaimo oli hyvin huolissaan, vaan kauppaneuvos, joka muisti oman


samanlaisen pahankurisuutensa lapsuutensa ajoilta ja koulusta
eroittamisensa, katseli jonkunlaisella mielihyvällä ja rakkaudella
tuota rohkeakasvuista 13-vuotiasta poikaa, jossa hän niin hyvästi
tunsi omat kauniit piirteensä, ja joka niin samalla lailla kuin hänkin
osasi pitää päätään vähän eteen päin nuukallaan. Hän löi poikaa
olkapäähän ja sanoi:

— Kyllä tästä pojasta mies tulee muutenkin kuin kouluissa! Elä


Maria ollenkaan huolehdi pojastasi, minä takaan, että kyllä siitä mies
tulee. Ei pakoiteta poikaa kouluun, kun se ei sen luonnolle sovi. Minä
otan pojan huostaani.
— Mihin kauppaneuvos aikoo Eerikin panna?

— Minä otan Eerikin asiapojakseni, ja siitä se voi päästä viimein


vaikka kauppaneuvokseksi — heh, heh!

— Kauppaneuvos laskee leikkiä. Vaan hyväpä olisi, jos


kauppaneuvos ottaisi pojan. Siitä on semmoinen risti siellä kotona,
kun se mieheni sitä vielä niin hylkii.

— Mutta kyllä pojan siltä pitäisi pitää asuntoa siellä kotona. Koeta
Maria sovitella sen miehesi kanssa. Tulkoon Eerikki sitte aamulla
tänne.

— Kiitoksia, herra kauppaneuvos! Sepä nyt oli hyvä asia. —


Menehän Eerikki jo ulos, minulla on kauppaneuvokselle vähän asiaa.
— Niin, kauppaneuvos antaisi anteeksi, vaan minun täytyy nyt
pyytää, että eikö kauppaneuvos taas vähän auttaisi minua.
Tarvitsisin vähän rahaa tuon pojan tähden. Se oli kivellä viskannut
kaksi ikkunaa rikki siitä naapurista, niin ne pitäisi maksaa. En ole
uskaltanut Taavetille mainitakaan koko asiasta, kun se on niin karsas
sille pojalle. Minun on oikein pitänyt vartioida, ettei se kerran löisi sitä
kuoliaaksi. Sen tähden sille ei uskalla kaikkia pojan pahoja tekoja
kertoakaan. Taavetti sanoo, että pojasta on tullut samallainen
mustilainen kuin kauppaneuvos on!

Kauppaneuvos nauroi vaimon kanssa ja taputti vaimoa poskelle,


johon oli juuri kohonnut heikko puna.

— Tässä on 10 markkaa, ehkä sinä sillä tulet toimeen.

— Tuhannet kiitokset, herra kauppaneuvos! Tällä minä olen


hyvinkin autettu.
Vaimo meni.

Aamulla kun Eerikki tuli konttoorille, kauppaneuvos puoleksi


teeskennellyn ankarasti nuhteli ja varoitteli häntä ja antoi ohjeita.

Eerikki sai olla etuhuoneessa, jossa hänellä oli pöytä ja istuin. Kun
häntä tarvittiin, kilisi sähkökello vierellään seinässä.

Eerikillä oli kauppaneuvoksen vanhoista vaatteista laitetut


vaatteet, tukkansa oli äitinsä karkeasti leikannut, kastellut ja
kammannut.

Kauppaneuvos toi hänen eteensä pöydälle kasan vanhoja


satukirjoja, kauppaneuvokselle itselleen aivan tuntemattomia.

— Ehkä näissä on sinulle hupaista lukemista, ettei aikasi tule


ikäväksi, sanoi kauppaneuvos.

Eerikki oli tottunut pitämään ikävinä kaikkia kirjoja, vaan


mielestään oli kauppaneuvos määrännyt hänet lukemaan noita
kirjoja, ja velvollisuudenomaisella tunteella selaili hän paksuja
satukirjoja, katseli kuvia ja viimein alkoi lukeakin. Kirjat olivatkin
hänestä hyvin hupaisia, ja kaikella lapsen vilkkaalla
mielikuvituksellaan rupesi hän seuraamaan satujen ihmeellisiä
juttuja.

Väkisin hän riistäytyi lukemisestaan, kun sähkökello soi ja hänet


lähetettiin asialle.

Ensi päivinä hän kävi asioilla sukkelasti ja säntillisesti, kaikessa


kiireessä vaan poikkesi syrjäkaduille vetämään pari savua
paperossin tai sikaarin pätkistä, joita oli konttoorilla roskalaatikosta
poiminut taskuunsa ison varaston. Vaan vähitellen alkoi hän

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