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Prof. Mag.

Lukas Reitbauer

Migration

Was bedeutet Migration?


Als Migration wird eine auf Dauer angelegte räumliche Veränderung des
Lebensmittelpunktes einer oder mehrerer Personen verstanden. Migration, die über
Landesgrenzen hinweg erfolgt, wird als internationale Migration bezeichnet. Nationale
oder Binnenmigration ist eine räumliche Wohnveränderung innerhalb eines Landes.
Transnationale Migration meint Umzüge etwa in Nachbarstaaten. Transkontinentale
Migration Erfolgt etwa bei einem Umzug aus Europa in die USA.

Erkläre den Unterschied zwischen einem Migranten und einem Flüchtling! Wenn du wissen
willst, wer als Flüchtling gilt, wo siehst du nach?
Migration aus unterschiedlichen Gründen (Wirtschaft, Bildung, Arbeit etc.)
Flüchtlingsstatus hat jemand… (siehe Genfer Flüchtlingskonvention).

„Artikel 1 der Genfer Flüchtlingskonvention definiert einen Flüchtling als Person, der sich
außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt oder in dem sie ihren
ständigen Wohnsitz hat, und die wegen der Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu
einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung eine
wohlbegründete Furcht vor Verfolgung hat und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch
nehmen oder wegen dieser Furcht vor Verfolgung nicht dorthin zurückkehren kann“.

Welche Arten von Migration kennst du?

 Die physische Existenz des Menschen ist nicht mehr gesichert (Kriegsflüchtling,
Fluchtmigration wegen ethnischen Säuberungen, politische Verfolgung etc.).
 Lebensvorstellungen können unter dem herrschenden politisch-ideologischen
System nicht verwirklicht werden (z. B. Diskriminierung wegen Geschlecht,
Religion etc.).
 Die institutionelle Struktur der Herkunftsgesellschaft kann die materiellen
Wünsche und Erwartungen nicht erfüllen (Armutsmigration, Arbeitsmigration).
 Zu nennen sind auch weitere Formen bzw. Gründe der Migration wie die
Altersmigration, Bildungsmigration, Heiratsmigration und die Remigration.

Beurteile, um welche Form von Migration es sich im Fallbeispiel handelt!


Beispiel 1: Narendra ist Inder und findet in seinem Heimatland keine Arbeit. Hier geht hierfür
nach Dubai und arbeitet als Reinigungskraft in einem Hotel. (Arbeitsmigration)
Beispiel 2: Joe studiert an der CalTech und möchte sich in seinem Studiengebiet vertiefen,
welcher nicht von seiner Uni angeboten wird. Er beschließt daher, die Ausbildung in Oxford
fortzusetzen. (Bildungsmigration)

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Beispiel 3: Der Vater und Ehemann von Fatima, Selim, Ahmed und Mursi lebt seit einiger
Zeit in Deutschland. Sie möchten ebenso nachziehen. (Familiennachzug)
Beispiel 4: In Syrien herrscht Krieg. Ahmed und seine Frau Mina beschließen samt Kinder,
das Land zu verlassen. Es droht ihnen der Tod. (Fluchtmigration)

Aus welchen weiteren Gründen können Menschen ihr Land verlassen? Nenne auch die
Folgen für Herkunfts- und Zielländer! Was bedeutet Brain Gain und Brain Drain?
Im Push-Pull-Modell der Migration stehen den abstoßenden (Push-)Faktoren in den
Herkunftsländern anziehende (Pull-)Faktoren in den Einwanderungsländern
gegenüber.

Push-Faktoren

 auch Migrationsdruck oder „Fluchtursachen“


 Sozio-ökonomische Gründe
 Arbeitslosigkeit, geringes Einkommen, Perspektivlosigkeit
 Armut und Hunger
 Ungerechte Besitzverteilung / soziale Ungleichheit
 hohe Steuern und Abgaben (Steuerflucht)
 fehlende Infrastruktur
 Demographische Probleme (Landknappheit / Überbevölkerung)
 Politische Gründe
 Krieg, politische Unruhen
 Diktatur, Folter, Bürgerkrieg, Völkermord
 Missachtung der Menschenrechte (zum Beispiel Einschränkung der Meinungs-
oder Religionsfreiheit)
 Diskriminierung oder Verfolgung (aufgrund Religion, Hautfarbe, Ethnie,
politischer Weltanschauung, Geschlecht, sexueller Orientierung)
 Ökologische Gründe
 Natur-, Klima- und Umweltkatastrophen (z. B. Überschwemmungen, Erdrutsche,
Erdbeben, Vulkanausbrüche, Ansteigen des Meeresspiegels, Dürren)
 Verknappung von Naturressourcen (z. B. durch Versalzung, Erosion,
Überweidung, Überfischung)
 Siehe auch: Migrationsdruck und Fluchtursachen

Pull-Faktoren

 Ökonomie

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 Hochkonjunktur
 gute Verdienstmöglichkeiten / viele Jobangebote
 informelle Sektoren in der Stadt (leichter Zugang für illegale Einwanderer)
 Wirtschaftsförderungsprogramme
 wirtschaftliche Unabhängigkeit
 Sozialleistungen
 Gesellschaft
 Sicherheit
 gute Wohnmöglichkeiten
 hohe Toleranz (z. B. religiöse, sexuelle)
 gute Bildungsmöglichkeiten
 funktionierendes Gesundheitssystem
 breites Dienstleistungs-, Kultur- und Freizeitangebot
 Demographie
 ausreichendes Flächenangebot
 strukturierte Raumplanung
 Arbeitskräftemangel (z. B. durch den demographischen Wandel)
 Politik
 günstige Einwanderungsgesetze / Möglichkeit des Familiennachzugs
 Möglichkeit legaler Einwanderung
 Anerkennung der Einwanderer als Innovationspotenzial
 Rechtssicherheit
 Frieden
 persönliche Freiheit

Folgen: Europa war schlecht auf Flüchtlingswelle von 2015 vorbereitet. In


manchen Bereichen zählen die Flüchtlinge als willkommene Arbeitskräfte (etwa
Tourismus), da oftmals in diesen Branchen händeringend Personal gesucht wird.
Allerdings hat diese Migrationswelle natürlich auch politisch Folgen. Bemerkbar ist
etwa der immer deutlicher zutage tretende Bruch zwischen den osteuropäischen
Staaten wie Ungarn und Polen und den westlicheren EU-Mitgliedsstaaten wie etwa
Deutschland. Rechtsparteien verspüren Aufwind. Die Ängste der ortsansässigen
Bevölkerung nehmen zu. Die Flüchtlingsverteilung und der Schutz der EU-
Außengrenzen führen zum Streit in der EU. Länder, in denen besonders viele
Asylanträge gestellt werden (etwa Österreich) leiden unter der Mehrbelastung. Die

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Umverteilung würde sie entlasten. Osteuropäische Länder hingegen


argumentieren mit dem Versagen des Grenzschutzes dieser Länder und wollen
daher keiner Verteilungsquote zustimmen.

„Als Brain-Drain wird die Abwanderung hochqualifizierter Fach- und Führungskräfte


bezeichnet“. Durch diese Abwanderung ist jedoch der wirtschaftliche Aufschwung in den
Ursprungsländern stark gefährdet.“

Brain-Gain: Gegenteil: Gewinnung von qualifizierten Personen.

Situation: Angenommen in Österreich bricht ein Bürgerkrieg aus. Verfeindete Linke und
Rechte kämpfen gegeneinander und du musst samt deiner Familie dein Land verlassen.
Welche Habseligkeiten würdest du mitnehmen? Wohin würdest du gehen? Nach welchen
Kriterien würdest du dein Zielland wählen?
Individuell! Länder mit gutem Bildungs- und Gesundheitssystem (etwa Kanada,
Schweden etc. Länder mit sozialem Frieden)

Betrachte die Grafik unten! Welche Länder sind Zu- und welche sind Abwanderungsländer?
Welche Länder haben also eine positive und eine negative Wanderungsbilanz und Warum?
Österreich?

Quellgebiete:
f. USA: Lateinamerika (niedrig Qualifizierte), Asien (hoch und niedrig
Qualifizierte), Europa (Hochqualifizierte)

für EU: gering Qualifizierte aus Asien und Afrika

Golfregion: gering Qualifizierte aus Asien und Afrika

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Russland: Hochqualifizierte aus Nachfolgestaaten der SU

S-Afrika: gering Qualifizierte aus Afrika

Starke Binnenwanderung: China, EU, N-Amerika

Zielländer sind hauptsächlich Industrieländer, ganz bes. von hoch Qualifizierten

Positive Wanderungsbilanz (grün): Australien, Kanada, USA, Russland, Gründe:


Frieden, gutes Sozialsystem etc..
Negative Wanderungsbilanz (rot): Abwanderung: Mexiko, Afrika, Indien etc.. Gründe:
Armut, Krieg, schlechte Lebensbedingungen.

Österreich: positive Wanderungsbilanz. Österreich ist ein Zuwanderungsland. Gutes


System, sozialer Frieden etc..

Welches sind die Hauptfluchtrouten nach Europa? Interpretiere die Karikatur! Ist Österreich
ein Zu- oder Abwanderungsland bzw. findest du Österreich als Land zum Leben attraktiv?
Individuell !Begründe! Soll Östereich als Land offen für Migration sein? Begründe!
(individuell: zb. ja, zahlen Steuern für Pensionen, nein weil etc..)
Hauptflüchtlingsrouten führen über das Mittelmeer und von der Türkei über den
Balkan in die europäischen Staaten.

Einerseits sind es die geographischen Gegebenheiten, die dann diese Fluchtrouten


ergeben, anderseits auch politische Umstände. Etwa der offene Küstenbereich
Libyens und instabile politische Verhältnisse nach dem Sturz Gaddafis.

Hauptursachen sind die politischen Umbrüche und Unruhen Nordafrikas und im


Nahen Osten. Die Mehrheit der Flüchtlinge kommt aufgrund des Krieges in ihrer
Heimat aus Syrien. Auch die Balkanstaaten Kosovo und Albanien sind stark vertreten,
allerdings hier aus wirtschaftlichen Gründen. Auch Afghanen und Iraker zählen zu den
Hauptherkunftsländern. Grund dafür sind das noch immer kriegsgebeutelte Land Irak
und die schlechte Lage in Afghanistan.

Vor allem über Griechenland und Italien liegt ein hoher Migrationsdruck aufgrund der
geographisch nahen Lage zu den Fluchtgebieten und Fluchtrouten. Besonders hoch
ist die Zahl der Asylanträge jedoch in Ländern wie Österreich, Deutschland oder
Schweden. Diese sind für ihre guten Sozialsysteme auch bekannt. Aber auch
Frankreich und Großbritannien gelten als Zielländer.

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Karikatur: Das Zitat spielt auf die Sogwirkung an, die mit der Aufnahme und Rettung von
Flüchtlingen erzeugt wird. Mit dem Grenzwall wird erhofft, dass sich künftig weniger
Flüchtlinge über das Mittelmeer auf den Weg machen und somit weniger ertrinken. Inwiefern
dies als humanitäre Maßnahme dient, kann diskutiert werden.

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