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Luxembourger Wort

23 avril Wort 2008


4 POLITIK & GESELLSCHAFT Luxemburger
Mittwoch, den 23. April 2008

Spendenverhalten in Luxemburg am Beispiel der Caritas

Der Trend zur gezielten Spende


Generalsekretärin Caroline Theves: „Wir müssen innovative Wege gehen“
VON DANI SCHUMACHER

„Der Mensch in Not steht immer


im Vordergrund. Um rasch und effi-
zient handeln zu können, ist die
Nachhaltigkeit der verfügbaren
finanziellen Mittel angesichts der
mannigfaltigen Notsituationen eine
zentrale Herausforderung für die
Caritas.“ So steht es im Kapitel
„Finanzmanagement“ des Caritas-
Jahresberichts 2006/2007.

Um helfen zu können, sind Hilfs-


organisationen wie die Caritas auf
Spenden angewiesen. Wie sich
diese Spenden zusammensetzen,
darüber gibt es allerdings kaum
Details. „Was das allgemeine
Spendenverhalten anbelangt, feh- Neben der
len uns leider die nötigen Statisti- Soforthilfe im
ken,“ bedauert Caroline Theves, Katastrophen-
Generalsekretärin der Caritas. fall, wie hier im
Theves hofft deshalb, dass solche vergangenen
Analysen in Zukunft durchgeführt Sommer nach
werden können, denn wenn die dem Erdbeben
Hilfsorganisationen über genaue in Peru, enga-
giert sich die
Kenntnisse zur Spendenpraxis
Caritas über
verfügen würden, könnten sie ihre ihre Schwester-
Spendenaufrufe gezielter formu- organisationen
lieren. auch langfristig
Die Mittel der Caritas setzen in den betroffe-
sich aus Privatspenden und aus nen Gebieten.
Zuwendungen seitens der Minis- (FOTO: CARITAS)
terien, der Gemeinden und der
Europäischen Union zusammen,
wobei die öffentlichen Gelder mit
88,34 Prozent den Löwenanteil
ausmachen. Die öffentlichen Geld- das sich zum Ziel gesetzt hat, den ren Entwicklung,“ stellt die Gene- über die Katastrophe berichten. So diese Summe von Jahr zu Jahr sehr
geber für die Inlandshilfe sind das elektronischen Graben zwischen ralsekretärin klar. Die verschiede- löste etwa der Tsunami im Jahr stark variieren.
Familien- und das Integrations- Arm und Reich zu verringern. Zu- nen Projekte werden folglich auch 2004 eine wahre Spendenflut aus. Eher konstant bleiben hingegen
ministerium und der Europäische sammen mit Microsoft Luxem- nach den Vorstellungen der Un- Allein auf das Konto für die Aus- die Privatspenden. „Während un-
Flüchtlingsfonds. Die Projekte der bourg hat die Caritas ein Projekt ternehmen aufgebaut. landshilfe der Caritas gingen im sere Spendeneinnahmen nahezu
Auslandshilfe werden über Rah- für Internetzugänge auf die Beine Die „Spenden nach Maß“ kom- Rechnungsjahr 2004/2005 1,84 konstant bleiben, steigen die allge-
menverträge mit dem Außen- und gestellt, das in einer ersten Phase men aber nicht nur für Firmen in Millionen Euro ein. 2006/2007, in meinen Kosten. Deshalb müssen
Immigrationsministerium finan- vor allem Asylbewerbern zugute Frage, auch Vereinigungen kön- einem Jahr ohne größere Katastro- wir verstärkt Anstrengungen un-
ziert und über Gelder aus Brüssel kam, weitere Zielgruppen folgen nen sich auf diese Art und Weise phen also, wurden 543 653 Euro ternehmen, um mehr Gelder auf-
mitfinanziert. Laut Jahresbericht in der weiteren Entwicklung des engagieren. So wurde etwa für den gespendet. zutreiben,“ erklärt Caroline The-
beliefen sich die öffentlichen Zu- Projekts. So wurden zunächst die Pfarrverband Mersch ein Pro- Bei der Auslandshilfe engagiert ves. Innovative Ideen sind dem-
wendungen im Rechnungsjahr betreffenden Betreuungsstruktu- gramm aufgelegt, das die Einrich- sich die Caritas zum einen in der nach gefragt. Neue Wege hat man
2006/2007 auf 10,35 Millionen ren der Caritas, wie etwa der tung einer Küche im Foyer Saint Soforthilfe. Ein großer Teil der etwa mit dem „Postlaf 2008“ be-
Euro. Foyer Saint Antoine, mit dem nöti- Antoine zum Ziel hatte. Gelder wird aber nachhaltig einge- schritten, wo die Läufer ein Spen-
Lediglich 9,46 Prozent der Ein- gen Material ausgestattet. Ein Die allgemeine Tendenz bei den setzt. „Über unsere Schwesteror- denversprechen geben konnten.
nahmen stammen aus Privatspen- Hauptakzent lag aber auch auf den Spenden zeigt denn auch in die ganisationen in den einzelnen Auch wenn längst nicht alle Ver-
den. Wie dem Jahresbericht zu Informatik-Kursen. Von Septem- gleiche Richtung. „Die Menschen Ländern bleiben wir aber vor Ort,“ sprechen eingelöst wurden, so hat
entnehmen ist, beliefen sich die ber 2006 bis August 2007 stellte sind bereit zu spenden, wollen erklärt die Generalsekretärin. In die Aktion dennoch über 10 000
Privatspenden im Rechnungsjahr Microsoft immerhin mehr als sich aber zunehmend für eine ganz den von Überschwemmungen be- Euro für ein Kinderprojekt in Mol-
2006/2007 auf 980 347,98 Euro. 47 000 Euro für das Projekt zur konkrete Sache engagieren“, be- troffenen Gebieten hat man bei- dawien gebracht.
Die Spender stammen aus allen Verfügung. richtet Caroline Theves. Zweckge- spielsweise nach der Soforthilfe Caroline Theves kennt aber
Gesellschaftsschichten: „Wir kön- „Unternehmen, die sich auf die bundene Spenden liegen demnach Häuser auf Stelzen errichtet und auch die Schwachstellen: Die
nen auf einige Hundert sehr treue, Art engagieren, identifizieren sich im Trend. die Bevölkerung geschult, wie sie Kommunikation müsste professio-
traditionelle Spender zählen, die auch mit den Projekten und infor- Spendenaufrufe sind umso er- sich im Fall von neuen Über- neller werden, sagt sie. Dabei stellt
mehrmals im Jahr substanzielle mieren sich regelmäßig über de- folgreicher, je mehr die Medien schwemmungen verhalten soll. Bis die Vielsprachigkeit eines der Pro-
Summen überweisen. Auf das heute ist die Caritas über die loka- bleme dar. Um die Gesamtbevöl-
Konto dieser ,Großspender‘ gin- len Caritas-Sektionen in der Re- kerung zu erreichen müssten
gen im vergangenen Jahr immer- gion aktiv. sämtliche Spendenaufrufe, sämtli-
hin 44 Prozent der Privatspen- che Falt- und Infoblätter auf min-
den,“ so Caroline Theves. Hinzu „Ein ,Philanthropie-Nach- destens vier Sprachen erscheinen.
kommen unzählige Privatperso- schlagewerk‘ wäre nützlich“ Solche Werbekampagnen schla-
nen, die je nach ihren finanziellen Neben den Spendenaufrufen im gen aber ins Geld.
Möglichkeiten kleinere Summen Katastrophenfall stellen die Carita- Eine weitere Schwachstelle sind
überweisen. Auch Kleinstspenden s-Kollekten die Haupteinnahmen fehlende Datenbanken mit den In-
von wenigen Euro sind willkom- dar. Im November wird eine Kol- formationen zu den einzelnen
men. Insgesamt sind die Spender lekte für Flüchtlinge organisiert, Hilfsorganisationen. Dies wäre
sehr treu, viele fühlen sich der die Spenden der Kollekte vom Feb- vor allem für potenzielle Groß-
Caritas einfach verbunden. ruar/März gehen an die Obdachlo- spender von Interesse. „Es gibt
sen und bei der „Quinzaine de la viele Menschen beziehungsweise
Das Engagement Caritas“ im Mai werden Gelder für Unternehmen, die bereit sind, grö-
der Unternehmen die Kinder- und Jugendhilfe gesam- ßere Summen zu spenden. Aller-
Verlässliche Einnahmequellen melt. Die Gelder sind zielgebunden dings wollen sie sich mit dem
sind auch die Partnerschaften mit und fließen in spezielle Fonds für Projekt, das sie unterstützen, voll-
den Firmen. Als Beispiel verweist die jeweiligen Zielgruppen, mit de- ständig identifizieren. Deshalb
Caroline Theves auf die Partner- nen dann die verschiedenen Pro- wäre eine solches ,Philanthropie-
schaft mit dem Unternehmen Mi- jekte finanziert werden. Nachschlagewerk‘ vor allem für
crosoft. Unter dem Namen „Unli- Ein weiteres wichtiges Stand- langfristige Engagements sehr
mited potential“ betreibt Micro- bein bei den Einnahmen stellen nützlich“, so Caroline Theves ab-
soft International ein Programm, Caroline Theves, Generalsekretärin der Caritas. (FOTO: ANOUK ANTONY) die Legate dar. Allerdings kann schließend.

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