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Hochwassermanagement
in Wertheim
6.Semester
Inhaltsverzeichnis
1. Hintergrund .......................................................................................................................... 1
2. Zielsetzung ........................................................................................................................... 2
3. Methodik .............................................................................................................................. 3
3.1. Datenanalyse .............................................................................................................................. 3
3.1. Inhaltsanalyse ............................................................................................................................. 3
3.2. Interview .................................................................................................................................... 3
4. Ausgangsituation .................................................................................................................. 4
4.1. Topographische Situation ........................................................................................................... 4
4.2. Klimatische Situation .................................................................................................................. 5
4.3. Hydrologische Situation .............................................................................................................. 6
4.4. Hochwassergefahrenkarten ....................................................................................................... 7
5. Vorhandener Hochwasserschutz.......................................................................................... 11
5.1. Städtische und kommunale Schutzmaßnahmen ...................................................................... 11
5.1.1. Hochwasserprognose ........................................................................................................... 11
5.1.1. Immobiler Hochwasserschutz ............................................................................................... 11
5.1.2. Mobiler Hochwasserschutz .................................................................................................. 12
5.1.3. Bürgerinitiative Hochwasser ................................................................................................. 13
5.1.4. Hochwassermaßnahmenplan ............................................................................................... 14
5.2. Private Schutzmaßnahmen ....................................................................................................... 16
5.2.1. Vorkehrungen vor dem Hochwasser .................................................................................... 16
5.2.1. Immobiler Hochwasserschutz ............................................................................................... 17
5.2.1. Mobiler Hochwasserschutz .................................................................................................. 17
6. Wirkung der Maßnahmen ................................................................................................... 19
7. Weiterführende Maßnahmen .............................................................................................. 20
8. Fazit ................................................................................................................................... 21
Literaturverzeichnis .................................................................................................................... 22
Anhang ...................................................................................................................................... 24
Cara Möginger II
Verzeichnisse
Abkürzungsverzeichnis
bzw. ...............................................................................................................................beziehungsweise
HQ10 .................................................................................................................. 10-jähriges Hochwasser
HQ50 .................................................................................................................. 50-jähriges Hochwasser
HQextrem ................................................................................................... extremes Hochwassereigniss
HWGK ............................................................................................................. Hochwassergefahrenkarte
HWRM-RL .......................................................................... EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie
m NHN ...................................................................................................... Meter über Normalhöhennull
m ü. NN ........................................................................ Meter über Normalnull, Meter über Normalnull
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Hintergrund
Hochwasser ist ein natürliches Ereignis, das regelmäßig auftritt. Bezeichnet wird dadurch der Zustand
eines Gewässers, wenn dieses seinen normalen Pegelstand deutlich überschreitet. „Trotz vieler Inves-
titionen in Schutzmaßnahmen und neuer gesetzlicher Regelungen ist das Thema Hochwasser nach wie
vor sehr aktuell.“ (Umweltbundesamt (UBA) 2011, S. 6)
Wertheim an der Tauber hat, wie viele Städte Deutschlands, eine lange Hochwassergeschichte vorzu-
weisen. Sie nimmt jedoch eine gesonderte Stellung ein, da die Altstadt im Hochwasserfall immer wie-
der kontrolliert geflutet werden muss. Bereits seit 1970 gibt es dokumentierte Überflutungen der Stadt
(siehe Abbildung 1). Schon damals wurden die Anwohner kreativ und hielten den Alltag über Stege und
Boote in den überschwemmten Bereichen aufrecht.
Die Flutungen haben erheblichen Einfluss auf das Leben in den gefluteten Bereichen und stellen nicht
nur Anwohner, sondern auch Rettungs- und Einsatzkräfte vor große Herausforderungen.
Eine Verringerung der Häufigkeit von Überflutungen, sowie das Senken der Wassertiefen in den be-
troffenen Gebieten ist grundlegende Aufgabe des Hochwassermanagements in Wertheim.
Cara Möginger 1
Zielsetzung
2. Zielsetzung
Diese Arbeit befasst sich mit der Hochwassersituation von Wertheim an der Tauber. Es sollen die geo-
graphischen, klimatischen und hydrologischen Verhältnisse, sowie die Hochwassersituation Wert-
heims ermittelt werden. Im Weiteren werden bereits getätigte und geplante Hochwasserschutzmaß-
nahmen zusammengestellt. Ziel ist es eine Übersicht über die hochwasserbezogene Situation der Stadt
Wertheim an der Tauber zu erstellen.
Cara Möginger 2
Methodik
3. Methodik
In diesem Kapitel wird die zugrunde liegende Methodik zur Erfassung und Aufbereitung des Themas
erörtert. Die Datenerfassung erfolgte über verschiedenen Quellen und Verfahren, um ein möglichst
umfang- und facettenreiches Bild der Lage zu ermöglichen, diese werden im Folgenden erläutert.
3.1. Datenanalyse
Zur Ermittlung der in Wertheim vorherrschenden Situation wurden folgende Karten ausgewertet:
Des Weiteren wurden auch ein Klimadiagramm und die Pegelstände des Mainpegels Wertheim zur
Rate gezogen. Mit Hilfe dieser Daten wurde eine möglichst genaue Analyse der vorherrschenden Situ-
ation durchgeführt.
3.1. Inhaltsanalyse
Die Zusammenstellung der durchgeführten Hochwasserschutzmaßnahmen, sowie das Vorgehen und
der Ablauf bei einem Hochwasserereignis wurde durch die Analyse von Hochwasserdokumentationen,
Berichten und Webseiten zusammengestellt.
3.2. Interview
Zur besseren Einschätzung der Situation vor Ort, besonders bezüglich der Thematik des Hochwasser-
tourismus und weiterer geplanter Schutzmaßnahmen, wurden Interviews mit der Stadtverwaltung und
der Bürgerinitiative Hochwasser Wertheims geführt.
Cara Möginger 3
Ausgangssituation
4. Ausgangsituation
Die Entstehung und Ausbreitung eines Hochwassers hängt von der Stärke des Niederschlags, den Ei-
genschaften des Einzugsgebietes, den Besonderheiten des Flusses und der Lage und Beschaffenheit
des gefährdeten Gebietes ab. (Umweltbundesamt (UBA) 2011, S. 8) Im Folgenden werden die einzel-
nen Aspekte genauer betrachtet.
Aus Abbildung 2 geht durch die bläuliche Einfärbung hervor, dass große Teile der Stadt, auf Grund der
Nähe zu Main und Tauber lediglich 160-170 m ü. NN liegen. Diese Gebiete weisen eine sehr geringe
Abweichung der Höhenmeter zum nahen gelegenen Fluss auf. Außerhalb der Flusstäler grenzen Hügel
bis zu einer Höhe von 329 m ü. NN an, was durch die roten und weißen Bereiche gekennzeichnet ist.
Direkt in der Flussgabelung dieser zwei Flüsse liegt die Altstadt, dies lässt bereits auf ein besonderes
Hochwasserrisiko schließen.
Cara Möginger 4
Ausgangssituation
Das Klima in Wertheim kann als Cfb in der Köppen und Gieger Klimaklassifikation eingeordnet werden.
Daraus geht hervor, dass es sich um ein warm gemäßigtes mittelfeuchtes Klima, ohne Trockenzeit und
einer Durchschnittstemperatur des wärmsten Monates von unter 22°C handelt.
Wertheim weißt, mit 638 mm im Jahresdurchschnitt, eine nicht unerhebliche Niederschlagsmenge auf.
Mit dem geringsten Niederschlag ist im Februar zu rechnen, durchschnittlich 41 mm. Im Gegensatz
dazu fällt mit durchschnittlich 75 mm im Juni der meiste Niederschlag im Jahr. (siehe Abbildung 3)
Die Temperatur liegt in Wertheim im Jahresdurchschnitt bei 9,8°C. Am wärmsten ist es mit einer Durch-
schnittstemperatur von 18,9°C im Juli. Dahingegen ist der Januar als kältester Monat mit einer durch-
schnittlichen Temperatur von 0,1°C zu verzeichnen. (siehe Abbildung 3)
Das Hochwasser wird maßgeblich durch die Einzugsgebiete des Mains und der Tauber beeinflusset,
trotzdem können die nicht unerheblichen Niederschläge eine schon bestehende Hochwassersituation
verstärken und beispielsweise lokale Überschwemmungen hervorrufen.
Cara Möginger 5
Ausgangssituation
Die Messstelle Wertheim (Messstellen-Nr.: 24056005) befindet sich am Main bei Flusskilometer
156,96 km auf Höhe der Wertheimer Altstadt und hat eine Pegelnullpunkthöhe von 132,85 m NHN.
Das Einzugsgebiet dieses Pegels umfasst 18809 km². (Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) 2019b)
In der folgenden Abbildung sind die Wasserstände dieser Messtelle von 2009 bis 2019 dargestellt.
Abbildung 4: Wasserstände 2009 bis 2019 (Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) 2019a)
In Abbildung 4 ist zu erkennen, dass in Wertheim jedes Jahr Frühjahrshochwasser auftreten, welche
stark von der Schneeschmelze beeinflusst werden. Diese sind allerdings nicht immer so stark, dass eine
Pegelhöhe von 5,20m erreicht wird, was eine Flutung der Altstadt erfordern würde.
Ein Hochwasser, bei der eine Flutung der Altstadt erforderlich ist tritt nach Aussagen der Bürgerinitia-
tive Hochwasser ca. alle 7-8 Jahre auf. (Möginger 02.07.2019) Aus den Pegeldaten in Abbildung 4 geht
hervor, dass das letzte Hochwasser mit Flutung der Altstadt 2011 stattfand, was mit 9 Jahren knapp
oberhalb der Regelzeit liegt.
Cara Möginger 6
Ausgangssituation
Auf Grundlage der Wasserstanddaten von 2001 bis 2010 wurden die Niedrig-, Mittel und Hochwasser-
stände des Mains an diesem Pegel ermittelt. (siehe Tabelle 1)
Als Hochwasser wird somit eine Situation mit einem Pegelstand von 608 cm bezeichnet. Eine Flutung
der Altstadt tritt jedoch schon vorher ein.
4.4. Hochwassergefahrenkarten
In Hochwassergefahrenkarten (HWGK) wird die Überflutungsgefahr von Oberflächengewässern für un-
terschiedliche Hochwasserszenarien dargestellt. Sie werden vom Land Baden-Württemberg im Rah-
men der „EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie“ (HWRM-RL) erstellt, wobei die Kommunen be-
teiligt werden. Die Hochwassergefahrenkarten dienen einerseits den Kommunen als flächendeckende
Grundlage für das Krisenmanagement und die Bauleitplanung und andererseits den Bürgern als Infor-
mationsquelle zur Betroffenheit und der Abwägung für private Schutzmaßnahmen. (WBW Fortbil-
dungsgesellschaft für Gewässerentwicklung mbH 2014)
Es werden zwei Arten von Hochwassergefahrenkarten zur Verfügung gestellt. Der erste Kartentyp stellt
errechnete Flächenausbreitungen für die statistischen Hochwasserabflüsse dar (siehe Abbildung 5 und
Abbildung 6). Je dunkler der Blauton, desto häufiger ist mit einer Überflutung zu rechnen. Lediglich bei
einem HQextrem Szenario werden nicht planmäßige Dinge wie z. B. Brückenverklausungen oder den
Ausfall der Hochwasserschutzanlagen, zur Ermittlung der Flächen, berücksichtigt. (WBW Fortbildungs-
gesellschaft für Gewässerentwicklung mbH 2014)
Der zweite Kartentyp hingegen stellt die errechneten Überflutungstiefen für unterschiedliche Hoch-
wasserszenarien dar (siehe Abbildung 7 und Abbildung 8). Je dunkler der Farbton, desto höher ist die
Überflutung. Nicht berücksichtigt werden Baustellen und noch nicht fertig gestellte Bauwerke z. B.
Hochwasserschutzanlagen und Brücken.
Cara Möginger 7
Ausgangssituation
Abbildung 5: Überflutungsflächen in Wertheim bei HQ10 (Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) 2019a)
Abbildung 6: Überflutungsflächen in Wertheim bei HQ50 (Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) 2019a)
Cara Möginger 8
Ausgangssituation
Abbildung 7: Überflutungstiefen in Wertheim HQ10 (Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) 2019b)
Abbildung 8: Überflutungstiefen in Wertheim HQ50 (Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) 2019b)
Cara Möginger 9
Ausgangssituation
Aus den Hochwassergefahrenkarten geht hervor, dass schon bei einem 10-jährigen Hochwasserereig-
nis (HQ10) der Main und die Tauber über die Ufer treten und große Teile der Altstadt unter Wasser
stehen (siehe Abbildung 5). Das stützt die Aussage der Bürgerinitiative Hochwasser, dass die Flutung
der Altstadt etwa alle 7-8 Jahre erforderlich ist. (Möginger 02.07.2019) Dabei treten Wassertiefen von
bis zu 50cm in der Altstadt auf (siehe Abbildung 7), was bereits eine starke Einschränkung der Anwoh-
ner in den betroffenen Bereichen bedeutet.
Bei einem HQ50 Ereignis dehnt sich das Überschwemmungsgebiet, wie in Abbildung 6 ersichtlich, auf
die gesamte Altstadt aus. Dabei liegen die Wassertiefen innerörtlich bei bis zum 2,5m (siehe Abbildung
8), sodass das alltägliche Leben nicht mehr möglich ist.
Auf Grund der nahen Lage Wertheims zur bayrischen Grenze wird die Stadt auch in der Hochwasser-
gefahrenkarten Bayerns berücksichtigt. Auf diese wird nicht näher eingegangen, da nahezu die glei-
chen Gebiete ausgewiesen werden, wie in den baden-württembergischen Karten.
Cara Möginger 10
vorhandener Hochwasserschutz
5. Vorhandener Hochwasserschutz
Auf Grund der häufigen Überschwemmungen existieren in Wertheim bereits viele Hochwasserschutz-
einrichtungen und Maßnahmen. Es gelang durch diese gezielten Maßnahmen, die kritische Marke des
Mainpegels von 4,50 m, ab der eine Flutung erforderlich wird, auf 5,20 m zu erhöhen. Dadurch konnte
die Beeinflussung des Lebens in der Altstadt durch die zahlreichen Frühjahrshochwässer kleinerer und
mittlerer Größenordnung gesenkt werden. (Stadt Wertheim 2011, S. 13) Im Folgende werden diese
Maßnahmen dargestellt.
5.1.1. Hochwasserprognose
Die amtlichen Hochwasservorhersagezentralen von Bayern und Baden-Württemberg bieten Progno-
sen und Vorhersagen zum Verlauf des Wasserstandes an den Pegeln an. Der gebotene Prognosezeit-
raum von 12 Stunden ist für Wertheim allerdings nicht ausreichend. Um eine optimale Vorbereitung
und Vorwarnung der Bevölkerung zu ermöglichen hat die Feuerwehr Wertheim ein eigenes Progno-
seprogramm entwickelt. Das Programm wird mit aktuellen Pegeldaten und Erfahrungswerten zurück-
liegender Überflutungen gespeist, sodass die voraussichtliche Entwicklung der nächsten 1 bis 2 Tage
prognostiziert werden kann. Die auf diesem Programm erstellten Prognosen erwiesen sich in Bezug
auf Zeitpunkt und Höchststand bei den letzten Hochwasserereignissen als zutreffend. (Stadt Wertheim
2011, S. 4–5)
Zur Verhinderung des Eindringens des Wassers in städtisches Gebiet wurde 1988 eine Mauer im Be-
reich der Ortsdurchfahrt Urphar/L 2310 errichtet. Des Weiteren wurden 2009 die bereits existierende
Ufermauern rechts und links der Tauber zwischen Tauberbrücke und Mündung instandgesetzt. (Stadt
Wertheim 2011, S. 13–16) Außerdem wurde zur Sicherstellung der Nutzbarkeit 2017 ein Ersatzneubau
der Tauberbrücke durchgeführt. (Möginger 08.07.2019)
Cara Möginger 11
vorhandener Hochwasserschutz
Des Weiteren wurden zum Schutz des städtischen Raumes bereits 1988 Schieber und Rückstauklappen
in der Kanalisation und 1997 ein Geröll- und Gehölzfang, gegen Verklausung im Bach Schleutleinsklinge
angebracht. (Stadt Wertheim 2011, S. 13–16) Auf Grund der durch die Hochwässer gefährdeten und
beeinträchtigten Gebäude erfolgte 2015 eine Hangsicherung an der Feuerwache bzw. Einsatzzentrale
Hochwasser, sowie 2013 die Stabilisierung des Spitzen Turms. (Möginger 08.07.2019)
Um während der Flutung der Altstadt, die Einschränkungen für die Anwohner zu minimieren wurde
2002 eine hochwasserfreie Geh- und Radwegbrücke über die Tauber (Rathausbrücke) errichtet. Ergän-
zend wurde 2008 der historische Hochwasserweg links der Tauber ertüchtigt und 2010 über den Aus-
bau der Eichelsteige eine Umfahrung des Hochwassergebietes geschaffen. (Stadt Wertheim 2011, S.
13–16)
Darüber hinaus wurden verschiedene Maßnahmen zur Sicherung des Tauberufers umgesetzt, von die-
sen wurde 2017 ein weiterer Bauabschnitt fertiggestellt. Um einen geregelten Abfluss zu gewährleis-
ten wurde 2018 eine Ausbaggerung der Tauber durchgeführt. (Möginger 08.07.2019)
Cara Möginger 12
vorhandener Hochwasserschutz
Des Weiteren helfen die Vereinsmitglieder beim Umgang mit Hochwassertouristen. Die Situation be-
züglich des Hochwassertourismus in Wertheim ist laut des Vorsitzenden der Bürgerinitiative katastro-
phal. Ganze Busse mit Menschen kommen, um die Flutung der Stadt zu sehen. Die Bürgerinitiative
Hochwasser unterstützt die Polizei bei der Abwehr des Hochwassertourismus, durch Kontrollen der
Zugänge zur überfluteten Altstadt. Dabei sind sie durch einheitliche spezielle Kleidung für Einsatzkräfte
und Anwohner erkennbar. (Möginger 02.07.2019)
Cara Möginger 13
vorhandener Hochwasserschutz
5.1.4. Hochwassermaßnahmenplan
Abbildung 10: Pegelstände und Hochwasserschutzmaßnahmen Wertheims (Stadt Wertheim 2011, S. 5; überarbeitet)
Cara Möginger 14
vorhandener Hochwasserschutz
Die Stadt Wertheim hat für die doch regelmäßig auftretenden Hochwässer einen Maßnahmenablauf-
plan in Bezug auf den Stand des Mainpegels Wertheim erstellt. (siehe Abbildung 10)
In dieser Übersicht werden die Schritte zur Kommunikation und Information der Bevölkerung, wie bei-
spielsweise die Meldung verschiedener Pegelstände, aufgezeigt. Des Weiteren können Zustände, wie
beispielsweise, der Stand des eindringenden Wassers bei bestimmten Pegelständen herausgelesen
werden. Überdies wird aufgezeigt, wann bestimmte Maßnahmen, wie das Absperren von Bereichen,
der Aufbau von Aluwänden oder das Abstellen von Pumpen im Falle eines Hochwassers erfolgt.
Diese doch sehr anschauliche Darstellung dient nicht nur den Einsatzkräften und der Bürgerinitiative,
sondern auch den Einwohner, in Kombination mit der eigenen sehr genauen Hochwasserprognose, als
Instrument zur besseren Einschätzung der Lage.
So kann herausgelesene werden, dass bei einem Pegelstand von 3,45 m die Überflutung der Tiefgarage
Main erfolgt, was eine wichtige Maßnahme zur Verzögerung der Flutung der Altstadt ist. Des Weiteren
ist ersichtlich, dass ab 5,03 m Pegelhöhe die kritische Phase für das Eindringen des Wassers beginnt
und bei einem Pegel von 5,20 m die Flutung der Altstadt erfolgt.
Cara Möginger 15
vorhandener Hochwasserschutz
⎯ Gummistiefel
⎯ Wathose
⎯ Schmutzwasserpumpe + Schläuche
⎯ Verlängerungskabel
⎯ Werkzeug
⎯ Wasserfestes Klebeband
⎯ Taschenlampen und Batterien
⎯ Radio und Batterien
⎯ Kerzen, Feuerzeug oder Streichhölzer
⎯ Schnur, Seil, Kette (zur Befestigung)
⎯ Arbeitshandschuhe
⎯ Kartons oder Kisten (zum Ausräumen)
⎯ Holzdielen und Stellböcke (als Verbindung von der Treppe zum Boot oder Steg)
⎯ Einkaufskorb mit Schnur daran (zum Ablassen und Hochholen aus Fenstern)
Zusätzliche zur Bereitstellung der Hochwasserkiste sollten folgenden Maßnahmen vor eintreten eines
Hochwassers erfolgen:
⎯ Schlüssel während des Urlaubes bei einem Bekannten oder Nachbarn hinterlassen
⎯ Telefonnummern von Gas-, Wasser-, Heizungsinstallateur und den Stadtwerken bereithalten
⎯ Rechtzeitig an die Abschaltung der Versorgungseinrichtungen denken
⎯ Öltanks falls noch vorhanden sichern
⎯ Tür- und Fensteröffnungen mit Abschottungen verschließen
⎯ Informationen über das Bürgertelefon abfragen
⎯ ältere und bedürftige Menschen in Ihrer Umgebung bei den Maßnahmen unterstützen
Cara Möginger 16
vorhandener Hochwasserschutz
All diese Informationen und Tipps wurde in einem Infoblatt zusammengefasst. Dieses wird allen An-
wohnern direkt im Zuge der Wohnsitzanmeldung überreicht und so eine Grundinformation der Bevöl-
kerung gewährleistet. (Möginger 02.07.2019)
In Keller wird empfohlen Pumpenschächte einzuplanen, um ein restloses entleeren mit Saug- oder
Tauchpumpen zu ermöglichen. Bei Häusern ohne Keller ist ein Bodenbelag mit Keramikfliesen zu emp-
fehlen, der zu einem Auffang-Schacht hingeneigt ist. (Stadt Wertheim 2011, 21)
Inzwischen gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen mobilen Schutzelementen auf dem Markt.
Abbildung 11: schienengeführter mobiler Hochwasser- Abbildung 12: magnetischer mobiler Hochwasserschutz
schutz (PREFA GmbH o.D.) (Fischer Bauservice AG o.D.)
Cara Möginger 17
vorhandener Hochwasserschutz
Die Handhabung ist häufig einfach und ermöglicht eine schnelle Montage. Die am häufigsten anzutref-
fenden Verschlusssysteme basieren auf einer vorbefestigten Schiene und einzuführenden Schubele-
menten (siehe Abbildung 11). Doch auch Systeme, die über Magnete an vorinstallierten Metallrahmen
angebracht werden, sind inzwischen auf dem Markt (siehe Abbildung 12). Diese ermöglichen eine
schnelle Montage und zugleich eine unauffällige Hausfassade.
Cara Möginger 18
Wirkung der Maßnahmen
historische Hochwässer
7
Abbildung 13: historische Hochwässer (eigene Darstellung; Daten von Fränkische Nachrichten Verlags-GmbH 2011)
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Hochwasserereignisse im Laufe der Jahre zugenommen haben
(siehe Abbildung 13), was möglicherweise auf den Klimawandel und auf im Oberlauf getätigte Linien-
schutzmaßnahmen zurückgeführt werden kann.
Jedoch ist der Anteil der Überflutung der Altstadt zurückgegangen (siehe Abbildung 13). Dies kann
durch anhand der in Wertheim durchgeführten Hochwasserschutzmaßnahmen erklärt werden. Da
durch die gezielten Hochwasserschutzmaßnahmen der kritische Pegel von 4,50 m, bei welchem Was-
ser in die Altstadt eindringt, auf 5,20 m erhöht werden konnte.
Auch ist zu erkennen, dass die Pegelhöchststände gesenkt wurden (siehe Abbildung 13), was nicht nur
auf Maßnahmen in Wertheim, sondern auch auf Retentionsmaßnahmen im Oberlauf der Flüsse zu-
rückgeführt werden kann.
Cara Möginger 19
weiterführende Maßnahmen
7. Weiterführende Maßnahmen
Nach Aussagen der Stadtverwaltung Wertheim ist lediglich noch eine weitere Hochwasserschutzmaß-
nahme geplant. Diese befasst sich mit der Vervollständigung des Hochwasserschutzes an der Bahnhof-
straße. Diese soll im Zuge des Baus der neuen Sparkasse durchgeführt werden. (Möginger 08.07.2019)
Auf Grund des begrenzten Platzangebotes und der hohen finanziellen Belastung neuer Maßnahmen,
sind die noch umsetzbaren Maßnahmen sehr begrenzt. (Möginger 02.07.2019)
Da die Optionen innerhalb Wertheims ausgeschöpft zu sein scheinen, kann eine Kooperation mit fluss-
aufwärts gelegenen Gemeinden ein sinnvoller Schritt sein. So kann die Abstimmung von Hochwasser-
rückhaltebecken und Retentionsflächen zu einer wirkungsvolleren Senkung der Hochwasserspitze füh-
ren.
Eine weitere Möglichkeit bietet die Verbesserung des Regenwassermanagements. Die Schaffung von
mehr Versickerungsflächen und Rückhaltemöglichkeiten für den Niederschlag kann zu Entlastung der
Vorfluter und somit zur Entspannung der Hochwassersituation beitragen. Dazu gehören Maßnahmen
in der Agrar- und Forstwirtschaft, die Etablierung von Dachbegrünungen und möglichst lokale Regen-
wasserspeicherung und -nutzung.
Genauere Maßnahmen können im Rahmen dieser Arbeit nicht formuliert werden, da diesbezüglich
detailliertere Kenntnis in den Bereichen, Hochwassermanagement, Regenmanagement, Flächennut-
zung der Stadt Wertheim vorhanden sein müssten.
Cara Möginger 20
Fazit
8. Fazit
Wertheim hat eine sehr besondere Hochwasserlage, die für die Anwohner der Altstadt große Ein-
schränkungen mit sich bringt, und speziell auf diese Situation angepasste Hochwasserschutzmaßnah-
men.
Das Konzept der Bürgerinitiative Hochwasser scheint gut zu funktionieren und einen großen Mehrwert
für Anwohner, Einsatzkräfte und andere Betroffene zu haben. Ein Konzept, das auch ein hohes Poten-
tial für andere hochwasserbetroffene Gebiete birgt.
Die getroffenen baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen konnten zur Verbesserung der Lage beitra-
gen und das Risiko der Altstadtflutung senken; so ist eine Flutung nicht mehr bei Pegelstand 4,50m,
sondern bei 5,20m erforderlich. Auf Grund des begrenzten Platzangebotes und der hohen finanziellen
Belastung neuer Maßnahmen sind die noch umsetzbaren Maßnahmen sehr begrenzt.
Ein großes noch bestehendes Problem ist der Hochwassertourismus, auch wenn die Polizei und die
Bürgerinitiative Hochwasser aktiv zur Entspannung der Lage beitragen. Es kommen immer noch viele
Hochwassertouristen, um die Flutung der Altstadt zu sehen, was die Arbeiten vor Ort erheblich behin-
dern kann.
Cara Möginger 21
Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) (Hg.) (2019a): Wasserstand: Aktuelle Messwerte Wertheim
/ Main.
Online verfügbar unter https://www.gkd.bayern.de/de/fluesse/wasserstand/main_unten/wertheim-
24056005/messwerte, zuletzt geprüft am 10.06.2019.
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) (Hg.) (2019b): Wasserstand: Hauptwerte Wertheim / Main.
Online verfügbar unter https://www.gkd.bayern.de/de/fluesse/wasserstand/main_unten/wertheim-
24056005/hauptwerte, zuletzt geprüft am 10.06.2019.
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) (Hg.) (2019): THW OV Wertheim. Hochwasser 1970.
Online verfügbar unter https://www.thw-wertheim.de/mediathek/bildergalerie/galerie-1968-
1980/hochwasser-1970/, zuletzt aktualisiert am 01.04.2019, zuletzt geprüft am 02.04.2019.
Fränkische Nachrichten Verlags-GmbH (2011): Wenn der Main die Tauber besucht. Hochwasser in
Wertheim, Januar 2011.
Cara Möginger 22
Literaturverzeichnis
regio iT Gesellschaft für Informationstechnologie mbH (Hg.) (2016): Nach mir die Sintflut. Land unter
in Wertheim.
Online verfügbar unter https://www.login-magazin.de/ausgaben/ausgabe-herbst-
2016/artikel/zoom/, zuletzt geprüft am 22.07.2019.
Wertheimer Portal (Hg.) (2015): Bildergalerie Hochwasser Wertheim Altstadt 2003 – Wertheimer
Portal.
Online verfügbar unter https://wertheimerportal.de/bildergalerie-hochwasser-wertheim-altstadt-
2003/, zuletzt geprüft am 18.07.2019.
Cara Möginger 23
Anhang
Anhang
FRAGE: Was leistet die Bürgerinitiative, welcher Tätigkeiten geht sie nach?
ANTWORT: Die Bürgerinitiative hat eine Broschüre angefertigt, die Maßnahmen vor und nach
dem Hochwasser, sowie das Verhalten während einer Hochwassersituation schil-
dert. Diese wird bei der Wohnsitzanmeldung an jeden verteilt und auch durch die
Bürgerinitiative selbst verteilt. Des Weiteren stellt die Bürgerinitiative Oberleute,
die die Anwohner vorwarnen und während des Hochwassers für eingeschlossenen
älteren Leute einkaufen gehen und als Gesprächspartner zu Verfügung stehen. Sie
leistet rein ehrenamtlich gut funktionierende Nachbarschaftshilfe und wurden be-
reits mehrfach geehrt und ausgezeichnet.
FRAGE: Gibt es Probleme mit Hochwassertourismus, wenn ja wie wird damit umgegan-
gen?
ANTWORT: Ja, die Situation ist katastrophal. Ganze Busse kommen in die Stadt, um die Flutung
zu sehen. Die Bürgerinitiative hilft der Polizei, da sie wissen wer die Anwohner
sind, sodass nur diese im Hochwasserfall in die gefluteten Teile der Stadt kommen.
Wir tragen einheitliche spezielle Kleidung, um für Polizei und Anwohner erkennbar
zu sein.
Cara Möginger 24
Anhang
FRAGE: Wurden Maßnahmen zum Hochwasserschutz seit 2011 getätigt und wenn ja wel-
che?
ANTWORT: Seit 2011 wurde folgenden Maßnahmen umgesetzt:
• Fortführung des Hochwasserobjektschutz-Programms Wertheim
(läuft immer noch)
• Hangsicherung an der Feuerwache / Einsatzzentrale Hochwasser ist erfolgte
2015
• Stabilisierung des Spitzen Turms ist erfolgte 2013
• Ersatzneubau der Tauberbrücke ist erfolgte 2017
• Sicherung des Tauberufers durch verschiedene Maßnahmen - weiterer Bau-
abschnitt wurde 2017 umgesetzt
• Ausbaggerung der Tauber ist 2018 erfolgt
FRAGE: Sind aktuell neue bauliche Maßnahmen oder andere Investitionen in Planung?
ANTWORT: Geplant ist die Komplettierung des Hochwasserschutzes an der Bahnhofstraße im
Zuge des Baus der neuen Sparkasse.
FRAGE: Wann und wie häufig kommt es zur kontrollierten Flutung der Altstadt?
ANTWORT: Es wurden seit 2011, auf Grund des begrenzet Platzangebotes und der hohen be-
nötigten finanziellen Mittel, keine weiteren Maßnahmen in Wertheim getätigt und
es befinden sich auch keine aktuell in Planung.
Cara Möginger 25