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ae 2ah Einleitung Ich interessierte mich schon immer fiir das Fach Geschichte und mache auch kein Geheimnis daraus, dass mich insbesonders der kriegerische Aspekt fasziniert. So war fur mich klar, dass ich meine Facharbeit im geschichtlichen Bereich erstellen wirde. Mehrere Volker und Kulturen gingen mir dabei durch den Kopf. Schlie&lich bestimmte ich die Wikinger als Thema, da sie, Dank ihrer Kampfeslust und Abenteuerbereitschaft, in der Geschichte einen grofen Stellenwert erreichten. Schon von klein auf gefiel mir dieses Volk und so hatte ich zu Beginn meiner Arbeit schon einige Biicher zuhause, die mir von Nutzen waren. Ich besorgte mir noch weitere Biicher. Eines schenkte mir mein ehemaliger Geschichtslehrer und guter Freund der Familie, als er von meinem Thema fiir die Facharbeit erfuhr. Das Bearbeiten dieses Themas bot eine gute Méglichkeit mehr tiber das Volk der Wikinger zu erfahren. Kaum ein anderes Volk ist so popular geworden, wie die wilden Nordmanner. Ein bartiges Gesicht, ein Helm mit Hérnern, kaum jemand wiirde nicht einen Wikinger darin sehen. Fast taglich begegnen sie uns in Zeitschriften (Hagar der Schreckliche) und im Fernsehen (Wickie und die starken Manner). Bald war der Aufbau dieser Arbeit fiir mich klar. Da ich nur Laienwissen liber die Wikinger besaf, durchforschte ich einige Biicher und schon bald ergab sich eine mehr oder weniger klare Struktur. Ich beginne mit ihrer Heimat, Skandinavien, das ebenso rau und vielfaltig wie seine Bewohner ist. Dem folgt die Kultur und die Kriegsfiihrung der Wikinger. Zum Schluss kommt einer der interessantesten Teile dieser Arbeit; die nordische Mythologie. Das Leben der Wikinger ist unglaublich weit gefachert und so ist es beinahe unmiéglich ihre gesamten Traditionen und Taten zu sammeln. Deshalb erhebt diese Arbeit keinen Anspruch auf Vollstandigkeit. Skandinavien Es ist kein Wunder dass die Herkunft der rauen Wikinger ein ebensolches Gebiet ist. Skandinavien, bestehend aus Norwegen, Schweden, Danemark und Island ist vielfaltig in der Landschaft, besonders in der Flora und Fauna. Um 8.000 v. Chr. war fast ganz Skandinavien bewohnbar, die Landschaft von der her geformt. Seit der Besiedelung gab es wenige Einwanderungswellen, trotzdem war man offen fiir kulturelle Einflisse. Bis heute ist die gewaltige Landmasse nur sparlich bewohnt: 17 Millionen Menschen leben in Skandinavien, 5 Millionen davon in Danemark, 4 Millionen im achtmal so groen Norwegen und 10 Millionen im 10mal groBeren Schweden. Danemark ist das Land mit der héchsten Bevolkerungsdichte. Die ersten Siedlungen lagen hauptsachlich in den siidlichen Teilen Skandinaviens, wobei ihre Zahl nach Norden zu immer abnahm. Norwegen Hauptmerkmal der norwegischen Landschaft ist die immens lange Kiistenlinie, insgesamt mehr als 20 000 Kilometer lang, die von den langen schmalen Fjorden mitgestaltet wird. Auch befinden sich zahlreiche Inseln vor der Kiiste, das Landesinnere hingegen ist durch dominante Gebirgslandschaften gepragt, welche eine Fortbewegung zu Fuf sehr erschwerten. So benutzte man den Seeweg, worauf die norwegische Zivilisation aufgebaut wurde. Wichtigste Lebensgrundlagen waren die ischerei sowie der Walfang, da die Viehzucht und der Ackerbau nur cine untergeordnete Rolle spielten. Bis heute wird nur 3 Prozent des Landes SAREE zum Ackerbau benutzt. Fisch ist noch immer das Hauptnahrungsmittel in Norwegen.! Die sparlichen Walder bestehen aus Nadelhélzern wie Tanne, Fichte und Kiefer, Laubbaume wie Esche, Eiche und Buche wachsen nur vereinzelt im Stiden, aber immer vermischt mit Nadelbaumen Es gibt kaum Tiere welche nicht von den Wikingern gejagt wurden, so waren Rentiere, Elche, Bare und kleinere Pelztiere wie Polarfuchs, Marder, Luchs und Fichhémchen stets Quelle an Nahrung. Felle und Geweihe dienten zum Eigengebrauch oder als Handelsgiiter, Schweden ‘An seiner westlichen Grenze hat Schweden Anteil am gebirgigen Terrain Norwegens, doch der Grofteil dieses Landes liegt weniger als 500 Meter iiber dem Meeresspiegel und besteht aus niedrigen, hiigeligen Landstrichen, die gréftenteils mit Nadelwald bedeckt sind. Es befinden sich zahireiche Sif8wasserseen sowie schiffbare Flisse, die in den Jahrhunderten stets als Verkehrsadern fur den Schiffsverkehr genutzt warden. Es existieren drei Hauptsiediungsgebiete, verteilt in Mittel- und Siidschweden: Eines um den Vanersee im Westen mit der fruchtbaren Ebene von Vastergétland und dem Flusstal des Gotaalv. Das zweite im Osten, konzentriert auf die beiden grofen Seen, Hjalmaren und Malaren, und das dritte im Sitden bei den flachen Gebieten von Skane und Halland, welche sehr an danische Landschaft erinnern. Diese Regionen sind die fruchtbarsten Schwedens und enthalten auch Laubwald, vor allem Eiche, Buche und Birke. Was die Ressourcen des Landes betrifft sind sie mit den norwegischen identisch. 1 vgl. Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 16 MN An Land wurden die Wildtiere wegen ihres Pelzes und Fleisches gejagt, im Wasser wurde den Fischen, Seevigeln und etwas seltenern Meeressaugern nachgestellt. Zudem besitzt Schweden immer noch reiche Vorkommen an Fisenerz, welche heute noch, dort abgebaut werden, wie auch Kupfer. Obwohl Schweden diinn besiedelt ist, konnte es schon immer eine gréBere Bevélkerung ernahren als Norwegen. Danemark Danemark ist ahnlich Schweden ein tiefliegendes Land, die héchste Erhebung erreicht nur eine Meereshéhe von 173 Metern. Danemark selbst besteht aus der jiitischen Halbinsel sowie hunderten von groken und kleinen Inseln an deren Kiiste Heutzutage besitzt es weit ausgedehnte Agrarflachen und nur noch sehr wenig Wald, was jedoch ein Resultat einer 200 jahrigen Entwicklung ist, in der Simpfe trockengelegt, Heideland urbar gemacht und Walder gerodet wurden, um Ackerland zu gewinnen. Bis zum Ende des Mittelalters war ein groBer Teil Danemarks mit Laubwald bedeckt Das Klima Danemarks ist gegeniiber der ubrigen Regionen Skandinaviens milder und ausgeglichener, was sich auch in seiner Flora und Fauna widerspiegelt. Dies hat(te) Vorteile sowie Nachteile. Zwar blieben so viele der pelztragenden Saugetiere aus, welche die nordischen Lander zu Reichtum fuhrten, doch man konnte mit dem Ackerbau und der Viehzucht eine wirtschaftliche Basis grinden. Wie jedes Volk der Wikinger war auch dieses sehr geiibt im Fischfang und in der Seefahrt. Europaische Einfliisse, welche nach Skandinavien tbergingen, tauchten stets auf der jlitischen Halbinsel als erstes auf. Dadurch wurde diese zur reichsten Region Danemarks. Als schlieSlich im 10. Jahrhundert Danemark ein geeinigter Staat wurde, blieb es das Zentrum kéniglicher Macht. ‘Abb.2 Skandinavien Die Wikinger »vik“ bedeutet in der skandinavischen Sprache Bucht, ,d viking“ gleichbedeutend auf Wiking fahren, d.h. das Bauernleben zugunsten der Piraterie aufgeben.? Die Wikinger, auch Nordmanner oder Normannen genannt, waren im Mittelalter der Schrecken jeder Kiste. Schon allein einige der erstaunlichen Drachenboote am Horizont reichten aus, um ein ganzes Dorf oder gar eine ganze Stadt in Schrecken zu versetzen. Der genaue Grund fiir ihre Raubziige ist nicht bekannt, jedoch diirften politische Probleme, welche rivalisierende ‘Anwarter und enteignete Filhrer, die ins Exil verbannt wurden, sowie Hungersnote und Mangel an brauchbarem Land hauptsachlich dafiir verantwortlich sein. Die Wikinger waren ihren Kontrahenten auf dem Schlachtfeld tiberlegen, meist einen Kopf gréBer und darauf versessen, so tapfer wie méglich im Kampf zu fallen, um von Odin ins Walhalla gerufen zu werden. Deshalb gelangen ihnen auch groke Erfolge, wie das Einnehmen Englands. Dies konnte seither kein anderes Volk erreichen. Andere Qualitaten Natirlich waren die Nordmanner nicht nur rauberische Krieger sondern auch Handler und Entdecker, teilweise war ein bestimmtes Wikingervolk dafiir sogar bekannt. So gingen die Norweger als grofte Entdecker der Wikinger in die Geschichte ein. Erik der Rote besiedelte Gronland und sein Sohn, Leif Erikson, war in Wahrheit der Entdecker Amerikas. Er und seine Wikinger hatten Kontakt zu Indianer, welche Skralinge genannt wurden, was gleichbedeutend mit Schwachlinge war. Die Schweden waren wohl die Fahigsten, wenn es ums Handeln ging. Sie kamen bis nach China und traten sogar vor den Kaiser. Die Danen hingegen waren dafir bekannt, im Gegensatz zu den anderen Wikingern, ‘Abb.3 Wikingerbbefall mit richtigen Armen Europa tiber den FuBweg gepliindert zu haben. Das meistverbreitete Bild der Wikinger ist jenes des Axt schwingenden Kriegers mit gehérntem Helm. Jedoch trugen Wikinger niemals Horner an ihren Kriegshelmen, ebenso wie die Axt beiweiten nicht so verbreitet war wie das Langschwert und der Speer. Auch waren die Wikinger grandiose Handwerker, wie ihre wohl gré&ten Erfindungen, die Drachenboote, gut zur Schau stellen. Die Wikinger und Europa Fiir Historiker beginnt die eigentliche Zeit der Wikinger normalerweise im Jahre 793 mit dem ersten iiberlieferten Uberfall einer norwegischen Flotte auf das Kloster von Lindisfarne, einer Insel vor der Kiiste Nordostenglands. Das Ende der Wikingerzeit wird im 11, Jahrhundert nach der Bekehrung aller skandinavischen Lander zum Christentum angesiedelt. Lange Zeit lebten die Bewohner des Nordens abgegrenzt vom restlichen Kontinent, jedoch, vollzogen sich im 8. Jahrhundert mehrere Veranderungen, welche Skandinavien mehr und mehr den siidlichen Kulturen offnete. Dazu gehorten unter anderem die hochorganisierten Kénigreiche, welche ihre Wurzeln in der rémischen Kultur hatten 2 vgl. Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 39 IN und zu expandieren versuchten. Sie richteten ihr Interesse auf die Gebiete der heidnischen Nordmanner, welche die Heimat mehrerer begehrter Handelsgiiter waren, Walrosszahne und Bernstein. Auch war es ein Anliegen der christlichen Kirche, die Heiden zu bekehren. So hielten auch Miinzen erstmals Einzug im rauen Skandinavien und so wurde es immer mehr Europa eingegliedert. Bei den Wikingern zuhause Die Danen, Norweger und Schweden sprachen ungefihr dieselbe Sprache. Sie wurde von ihnen selbst und von Aufenstehenden meist ,dnische Sprache" (donsk tunga) genannt.} SprachwissenschafUer bezeichnen sie jedoch als ,Altnordisch* und zahlen sie zur Gruppe der germanischen Sprache Mit der Zeit entwickelten die verschiedenen Regionen Skandinaviens ausgepragte Dialekte, die die Basis des modernen Dénischen, Iskindischen, Norwegischen und Schwedischen bildeten Untersuchungen der Skelette, welche aus Grabstatten stammen, zeigen, dass die Wikinger im Durchschnitt etwas kleiner waren als die heutigen Skandinavier Es ergab sich ebenso, dass die Menschen der héheren Gesellschaftsschichten groBer, robuster und im Allgemeinen gestinder waren als die tibrigen, deren Skelette offensichtliche Deformierungen, infolge von Mangelernahrung und Schwerarbeit, aufweisen. Die Lebenserwartung lag bei 35 Jahren, wobei es nicht ungewohnlich war, dass einzelne bis zu zwischen 40 und 50 Jahre alt wurden. Die haufigsten Krankheiten, die man bei den Skeletten diagnostizieren konnte, waren Rheumatismus und Arthritis. Jedoch gibt es wenig Anzeichen auf Zahnkaries, was zweifellos auf die zuckerfreie Ernahrung. zuriickzufiihren ist.4 Als die Wikinger ihre Raubziige begannen, musste der Grofteil der Bevélkerung friedlich zu Hause bleiben, um Vieh Zu hiiten, etwas Korn anzubauen sowie handwerklich zu arbeiten. Kérperliche Betatigung war also immer geboten, jedoch weniger fiir den Winter, fir den sie sich etwas Spezielles suchten: ,lm Sommer arbeiten, handeln und kémpfen, im Winter feiern". Das Letztere hing natiirlich vom Erfolg des Ersteren ab, Auf den Festen der Wikinger ging es laut und ausgelassen zu, die Nordmanner putzten sich fein heraus, mit reich bestickten Anziigen und weichen Lederschuhen, wovon nach dem Fest kaum noch etwas sauber war. Diese Feste fanden in den groBen Hausern reicher Wikinger statt. Es wurde viel gegessen und getrunken, so war es auch Sitte, ein Trinkhorn erst wieder auf dem Tisch zu legen, sobald es leer getrunken war. Dann wurde es meist aufs Neue gefiillt. Die Wikinger waren groke Liebhaber starker Importweine, die sie ebenso wie ihren Met (Honigwein) zuhaut zu sich nahmen. So dauerte es meist nicht lange, bis alle Beteiligten betrunken waren, worauf das Fest noch lauter und ausgelassener wurde. Am Ende des Festes legten sich die Wikinger, die noch nicht auf dem Fufboden eingenickt waren, auf pritschenartige, mit Fell bedeckte Holzbanke und lauschten den Skalden (Dichter), welche Sagas (Helden- und Géttersagen) vortrugen. Natiirlich hatten. die Wikinger auch andere Beschaftigungen im Winter, so reparierten sie ihre Schiffe und schmiedeten neue Waffen. Es fanden auch viele Spiele im Freien statt. Nicht selten reagierten sie ihre iberschiissigen Energien bei Schlittschuhlaufen und Skifahren ab, sie fuhren Schlitten und machten Schneeballschlachten. 3 vgl. Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 40 4 vg Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 40 IN Wie im Sommer mafen sie auch im Winter gerne ihre Krafte mit Werfen schwerer Steine, Wettlaufe, Hoch- und Weitspringen und natiirlich auch mit Ringen. Ihr liebstes Spiel aber war der Pferdekampf, sogar wenn sie dort selbst nicht mitmachen konnten. Es wurden eigens dafur starke, wilde Hengste geziichtet, welche mit Zurufen, Stockschlagen und anderen Gerauschen wild gemacht und dann auf die Kampfbahn getrieben wurden, wo zwei Stuten angebunden waren. Die Hengste begannen um die Gunst der weiblichen Tiere zu kampfen und nicht selten gerieten sich auch schon kurz danach die Besitzer der Pferde ebenfalls in die Haare. ‘Abb.4 Pferdekampt Soziale Rangordnung Die eigene Sippe war den Wikingern sehr wichtig, Sollte ein Mitglied der Familie beleidigt oder betrogen worden sein, filhlte sich die ganze Verwandtschaft betroffen. Aufgrund dessen gab es auch immer wieder Blutfehden (Fehden zweier Familien). Selten wurden diese durch Eingestehen eines Fehlers und Zahlen einer Bue geregelt, was die Sturképfigkeit der Wikinger gut widerspiegelte. Sollte die Fehde zu weit gehen oder zulange dauern, so wurde sie vor den Thing (Definition S. 7) gebracht. Die Wikingergesellschaft war deutlich gegliedert, Innerhalb der einzelnen Gebiete herrschte eine strikte Hierarchie mit einem Hauptling oder Kénig an der Spitze. Dieser wurde von einer Adelsschicht unterstiitzt, welche auch eine Streitmacht bereitstellte. Darunter standen die kleineren Landbesitzer, die Bauern und Kaufleute, die eine Klasse von Freien bildeten. Die unterste Schicht waren die Sklaven. Der lokale Herrscher war zugleich militarischer Fiihrer, religiéses Oberhaupt, Verwalter und Friedensbewahrer. Reichtum stellte sich in Form von. Grundbesitz, den Bodenertragen und den Steuern, welche in Naturalien bezahlt wurden, dar. Als sich die Macht in den Handen einer einzelnen Herrscherfamilie konzentrierte, wurden Abgaben auch in Form von Marktgeldern und Zollgebihren geleistet. Reprasentanten des Kénigs, die auch grofen Einfluss besaken, wurden in den Stadten und Landereien eingesetzt. Eine der wirkungsvollsten Methoden Macht zu demonstrieren war es, wenn der Kénig seine eigenen Miinzen pragen konnte. Olof Skétkonung (ca. 995 - 1021/22) war der erste Kénig, der ganz Zentralschweden beherrschte, sein Abbild ist das erste eines skandinavischen Herrschers auf Miinzen. In Norwegen wurde nur wenig spater von Olaf Tryggvason (ca. 964 - 1000) ebenfalls Miinzen gepragt. Als die Lander im 11 Jahrhundert gré8eren Zusammenhalt fanden und die Kénige mehr Macht erhielten, wurde die Ausgabe von Miinzen allgemein ublich. Die Kénigsmacht war zwar erblich, doch von reibungsloser Nachfolge vom Vater auf dem Sohn konnte keine Rede sein. Jedes mannliche Mitglied der Familie hatte mit Gewalt versuchen konnen, sein Nachfolgerecht durchzusetzen Eine besonders heftige Fehde gab es 5 vgl. Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 41 IN zwischen den Séhnen und Enkeln von Harald Schnhaar (reg. um 870), dem ersten anerkannten Kénig von Norwegen. Manchmal verbrachten Thronanwarter betrachtliche Zeit im Exil, rekrutierten dort ein Heer, um dann heimzukehren und versuchen, die Nachfolgefrage gewaltsam zu entscheiden, Hin und wieder wurden auch Kompromisslésungen erreicht, die zwei Konigen eine gleichzeitige Regentschaft gestatteten oder das Land in Regionen aufteilten, von denen jede ihren eigenen kéniglichen Lehnsherrn besa, so wie es in Norwegen im 10. Jahrhundert haufig geschah Beisetzungen Die Beisetzungen waren sehr wichtig in der nordischen Kultur, da auch sie entscheidend sein konnte, wo die Seele hinfubr. Neben Walhalla, gab es noch das Reich der Hel, Niflheim und Folkvang.® Jedoch konnte dem Wikinger ebenso der Ubertritt in die Totenwelt verwehrt werden, was ihm zum lebenden Toten machte, das schlimmste aller Schicksale. Das Ziel der Seele hing vom mehreren Komponenten ab, das Begrabnis war eine davon. Kénige und ihre Kéniginnen wurden daher in grokem Stil beigesetzt, sie wurden unter gewaltigen Grabhiigeln mit manchmal mehr als 20 m Durchmesser auf Bodenhéhe begraben. Einige dieser Graber enthielten beeindruckende Beigaben, wie man sie z. B. in Stidostnorwegen fand. Zu Begin des 20. Jahrhunderts fand man in eben diesem Gebiet, in Oseberg eine jung verstorbene Frau, die im Jahre 834 beerdigt worden war. Thr Korper lag zusammen mit mehreren prachtvollen Gegenstanden in einem mit grokartigen Schnitzereien verzierten Schiff. Man fand Betten, Bettzeug und alle Arten von Hausratsgegenstanden sowie einen Schlitten und einen Wagen. Neben ihr lag der Leichnam einer alteren Frau, méglicherweise eine Dienerin oder Sklavin. Weiter nérdlich von Oseberg, bei Borre findet sich die gré&te Ansammlung von groBen Higelgrabern, welche man mit dem wikingerzeitlichen Kénigshaus von Norwegen in Verbindung bringt. Genauso fand man in Danemark solche Grabhiigel, so z. B. die Grabhiigel bei Jelling in Zentraljtitland. Sie enthielten eine hélzerne Innenkammer und in einem der Hiigel lag wahrscheinlich Konig Gorms, der letzte heidnische Herrscher Danemarks. Er wurde spater von seinem Sohn Harald Blauzahn, der Christ war, in die nahe gelegene Kirche umgebettet. Die unteren Range der Gesellschaft Die Freien waren dem Kénig und der Aristokratie untergeordnet und bestanden groBtenteils aus Bauern. Sie hatten alle das Recht, Waffen zu besitzen und zu tragen, sowie am Thing teilzunehmen und dort ebenfalls das Wort zu erhalten Der Thing war eine Versammlung einer einzelnen Region die regelmafig stattfand (mindestens einmal im Jahr, manchmal haufiger), um Gesetze zu erlassen, Streitigkeiten um Land beizulegen und iiber Gewaltverbrechen und Diebstahl Gericht zu halten. Manche Thingplatze sind bekannt. Der berithmteste liegt bei Thingvellir in Island. Meist bestand ein solcher Platz aus einem niedrigen Hiigel, auf dem derjenige, der das Wort hatte, stand. Dieser Hiigel war umgeben von einem flachen Graben, wo die anderen Teilnehmer des Things saken. Als der Kénig immer mehr Macht erhielt, konnte er sogar die Entschliisse des Things umstoRen oder manipulieren.* Die gesellschaftliche Bedeutung und den sozialen Status errang der Freie hauptsachlich durch Landbesitz. © vgl. Konstam Angus, Die Wikinger, Seite 35 7 vgl. Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 41 8 vgl. Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 43 Jene, welche immense Landereien besaken, lieBen diese von Pachtern bewirtschaften. Durch den sich daraus ergebenen Gewinn, errichteten die Reichsten unter ihnen Monumente mit Runeninschriften, in denen sie sich selbst und ihre Sippe verherrlichten. Die niedrigste Rolle in der Gesellschaft der Wikinger nahmen die Sklaven ein, tiber die man nicht vieles wei, obwohl Belege in Quellentexten deutlich machen, dass sie in der Okonomie ein essentieller Bestandteil waren. Durch Raubziige im Ausland wurden die einheimischen Sklaven von Zeit zu Zeit erganzt. Diese erwartete entweder das Los der Zwangsarbeit, oder sie wurden von. Sklavenhandlern weiterverkauft. Den. gro&ten Absatzmarkt fiir Sklaven fanden die Wikinger im Osten. So ist der Handel mit dem Abbasidenkalifat von Bagdad bekannt, wo die Wikinger viel Silber im Austausch mit Sklaven verdienten? 8 gl. Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 43 10 Zitat Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 43, Auch waren Sklaven ein Symbol fur Reichtum, sie wurden oft mit ihren Herrschern bestattet. Der arabische Kaufmann Ibn Fadlan berichtete von einem Wikingerbegrabnis auf der Wolga im 10. Jahrhundert: »Was sie tun, ist dies... Wenn er (der Verstorbene) reich ist, sammein sie sein Vermégen und teilen es in drei Teile. Einen Teil erhdilt seine Familie, fir den zweiten Teil kaufen sie ihm Kleider, und fiir das letzte Drittel brauen sie NABIDH (Met), den sie an dem Tag trinken, an dem die Sklavin getétet und zusammen mit ihrem Herrn verbrannt wird... Wenn ein Hauptling gestorben ist, fragen seine Familienangehérigen seine Sklavinnen und Sklaven: »Wer will mit ihm zusammen sterben? « Dann sagt jemand von ihnen: »Ich will es tun.« Die meisten, die sich dazu bereit erkldren, sind Sklavinnen ..."1 |Abb.5 Sklavenhandel 8 hn Runen Die Wikinger hatten zwei Hauptarten der Uberlieferung: die Runen fir kultische Zwecke und die miindliche Uberlieferung fur die Dichtkunst. Eine Rune ist ein Buchstabe, welcher alleine schon eine Bedeutung hat und in Kombination mit weiteren Runen diese verandern kann. Die Runen wurden in zwei Gruppen unterteilt; die danischen und die schwedisch-norwegischen Runen. ‘Abp.6 Runen in Schlangenform Diejenigen, welche die Runensteine ritzten, nannte man Runenmeister. Fur die Wikinger war es eine religiése Aktion und so kamen. die Runenmeister aus den héchsten Standen. ‘Abb.7 Runen Gewannliche (dénische) Runen PIPER Ctrl aT: ° Kurzeweig-Runon (schwedisch-norwepische Runen) rPMRI| t ° t : ‘Abb 8 Runenstein Die Wikinger dachten, die Runen hatten magische Wirkung wie in manchen Sagas beschrieben, ,Riina" bedeutet tibersetzt Geheimnis. In Knochen und Holzstiickchen geritzte Runen wurden bei dem Losorakel benutzt. Je nach Reihenfolge, in denen die Runen auf den Boden fielen, konnten die Scher die Zukunft voraussagen.” Runen wurden auch in Waffen und Schmuckstiicken geritzt, in der Hoffnung irgendeine positive Wirkung auf die Gegenstande zu zaubern. ry \ b 114 | 11 vgl. Cohat Yves, Die Wikinger $. 143 Ri ERB ye Entstehung der K6onigreiche Noch wahrend der Wikingerzeit entwickelten sich aus den einzelnen Regionen Staaten mit einzelnen Herrschern. Es gibt wenige Dokumente, welche diesen Vorgang beschreiben. Schriftliche Zeugnisse beschranken sich auf verstreute Andeutungen in zeitgenéssischen. Geschichtswerken des Kontinents. So erwahnen die Frankischen Reichsannalen_ gelegentlich danische Konige im 8. und 9. Jahrhundert. Die jtingste kontinentalcuropaische Quelle fiir das wikingerzeitliche Skandinavien ist Adam von Bremens Geschichte der Erzbischéfe von Hamburg - Bremen, die gegen Ende 11. Jahrhunderts verfasst wurde und sich auf Augenzeugenberichte stiitzt, die ihm von Informanten zugetragen wurde.!2 Diese Berichte wurden von Christen verfasst, deshalb sind sie nicht ganz uneingenommen, doch sollten sie relativ wahrheitsgetreue zeitgendssische Berichte sein. Danemark Die Entwicklung in Danemark ist am meisten dokumentiert. So kann die Grindung der Stadt Ribe, das Ausheben des Kanhavekanals und das Erbauen des Danewerks auf Konig Agantyr zuritckverfolgt werden, was in der Biographie des heiligen Bischof Willibrord von Utrecht erwahnt wird, der im friihen 8. Jahrhundert das ,wilde Danenvolk" besuchte. In den Frinkischen Reichsannalen wird ber Kénig Godfred im Jahre 808 in Verbindung mit der zweiten Bauphase des Danewerks berichtet. Ebenso sind Kénig Horik der Altere, sowie Horik der Jiingere bekannt, welche im 9. Jahrhundert gemeinsam regierten. Diese erlaubten deutschen Missionaren Kirchen in Danemark zu errichten. ai Fur die nachsten hundert Jahre sind keine Kénige namentlich bekannt. Erst Mitte des 10. Jahrhunderts wurde Kénig Gorm erwahnt, welcher eher unbekannt blieb. Sein Sohn Harald Blauzahn hingegen wurde durch seinen grofen Runenstein auf den Kirchplatz in Jelling bekannt. Auf diesem verkiindet er stolz, dass er ganz Danemark und Norwegen unterworfen und die Danen zu Christen gemacht habe. Auch musste er sein Reich in einigen Kriegen verteidigen und errichtete so eine Kette von Festungen (sie wurden auch als ,k6nigliche Festungen" bezeichnet) und lief einige weitere imponierende Werke der Ingenicurskunst errichten wie die Bricke bei Ravning Enge auf der Strae nach Jelling. 987 wurde er von seinem Sohn Sven Gabelbart abgesetzt, welcher im Jahre 1013 England eroberte. Sven Gabelbart war der erste in einer Reihe von Kénigen, die bis zum Jahre 1042 sowohl England als auch Danemark beherrschten und auch Stidnorwegen kontrollierten. 3 Norwegen Durch seine lang und reich gegliederte Kilstenlinie, sowie die hohen Berge, welche die Verkehrsbedingungen im Landesinneren extrem behinderten, war Norwegen cin Land, das von einem Herrscher nur schwer zu kontrollieren war. In den Anfangen der Wikingerzeit fanden sich zahlreiche verstreute Herrschaftsgebiete entlang der norwegischen Kiiste, wobei jedes einzelne verbissen auf Unabhangigkeit bedacht war und sich unter keinen Umstanden freiwillig von einer Ubermacht von auen unterwerfen lieR. »Konflikt statt Kooperation“ war die Regel. So war das Unterfangen die einzelnen Herrschaftsgebiete zu einem Reich zu einigen, ein langer und blutiger Weg, welcher 200 Jahre beanspruchte. 12 vgl, Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 44 13 vgl, Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 44 10 IN Den ersten Schritt machte Kénig Harald Schénhaar, der Vestfold und den Sidwesten Norwegens in den achtziger Jahren des 9. Jahrhunderts einte. Eat Te . ‘Abb.9 Kinig Harald Schénhaar befreit einen Riesen Natiirlich machte er sich damit viele andere Herrscher zum Feind. Diese Tatsache vermuten einige Historiker als Grund warum so viele Menschen gegen Ende des 9. Jahrhunderts zu den schottischen Inseln und nach Island auszogen. Der Norden Norwegens blieb von dieser Einigung ausgeschlossen, er wurde von einem Jarlsgeschlecht (Jarl=Graf) unabhangig regiert, welches nahe Trondheim ansassig war und die Oberhoheit liber die anderen Hauptlinge dieses Gebietes haben musste.!* In den folgenden Jahrhunderten gab es haufig Konflikte zwischen Nord und Sitd, bei dem die danischen Kénige im Siden von Zeit zu Zeit eine wichtige Rolle spielten. Normalerweise unterstiitzen die Jarle die siidlichen Herrscher, doch manchmal geschah dies nicht und die Sagas erzahlen von vielen Schlachten und von Streitigkeiten, welche fiir beide Seiten tédlich endeten. Schweden Ob es jemals einen einzelnen Herscher Schwedens gab ist unsicher, Konige wurden nur sparlich erwahnt. Man wei von einer Herrscherdynastie in der vorangegangenen Epoche durch die Grabhiigel der Svear in Uppland bei Vendel, jedoch sind Informationen zu den Beherrschern Schwedens in der Wikingerzeit kaum vorhanden. Kénig Bjorn wird im Rimberts Leben des Ansgar erwahnt, wo er 820 den Missionar in der Stadt Birka auf der Insel Bjérko im, Malersce willkommen hie. '* Im 20. Jahrhundert gab es dann cine Person dessen Herrschaft tiber das Land der Svear hinausreichte, Kénig Olof Skétkonung regierte Schweden von der Ost- bis zur Westkiiste, lediglich die stidlichen und nérdlichen Gebiete entzogen sich seiner Autoritat. Wie auch in Danemark und Norwegen trug das Christentum auch viel dazu bei, die Lander schlussendlich als Nation zu einen. ‘Abb.10 Gussform for heidnischen Hammertalisman tnd flr chistiche Kreuze 14 vgl. Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 44 15 vgl, Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 45 R~FERE be Kriegsftihrung der Wikinger Den meisten sind die Wikinger als brutale Seerauber bekannt, worauf sie sich anfangs auch begrenzten. Spater jedoch schickten sie ganze Armeen aus und verfeinerten ihre Vorgehensweise. Ihren Erfolg kann man mit mebreren Komponenten erklaren; so waren sie haufig physisch starker und groRer als der siidliche Kontrahent. Ebenso waren sie am Begin ibrer Raubziige besser ausgeriistet und ausgebildet, was sich jedoch mit der Zeit wieder gab. Weitere Vorteile waren ihre Wildheit und ihr Glaube, welcher einem tapferen Krieger, der im Kampf fiel, ein gutes Leben versprach. ‘Abb.11 Kriegsfunde Jeder Freie hatte das Recht Waffen zu tragen und die Pflicht sich einzufinden, wenn sein K6nig oder sein oberster Lehnsherr ihn rief. In manchen Gebieten gab es auch Verpflichtungen Schiffe zu bemannen und zu bewaffnen. Dadurch wurde das Gebiet in Bezirke aufgeteilt, welche jeweils eine gewisse Anzahl von H6fen umfasste. Wurde es verlangt, so hatten sie ein voll ausgeriistetes Schiff zu stellen. Die Wikinger kampften normalerweise zu Fu, auch wenn es héchstwahrscheinlich einige Ausnahmen gab, welche beritten in die Schacht zogen. ai Obwohl die Drachenschiffe der Wikinger cher zum Transport der Krieger, als fir Seegefechte erbaut wurden, beherrschten die Wikinger trotzdem die See. Nur im Mittelmeer mussten sie sich den iberlegenen arabischen Flotten beugen. Nach dem ersten Angriff auf Lindisfarne 793 plinderten die Wikinger ungefahr 50 Jahre lang mit zunehmender Haufigkeit die Kitsten der britischen Inseln, sowie das curopaische Festland."* Sie fielen ber wehrlose Kloster her, welche leichte und reichhaltige Beute versprachen. Doch auch Dorfer, Stadte und sogar Burgen waren vor ihnen nicht sicher. Es waren vor allem Danen und Norweger, die zu dieser Zeit das Festland mit ihren. blitzartigen Angriffen und schnellen, seetiichtigen Schiffen Uberrumpelten. Es war die Zeit der Piraterie. Neue Vorgehensweise In der zweiten Halfte des 9. Jahrhunderts zeigte sich ein neues Verhaltensmuster. Die Wikinger verlegten sich von eben dieser Piraterie auf die Kolonisation. Die Schiffe enthielten nun neben Krieger ebenso Siedlergruppen mit ihrem Hausrat und Versorgungsgiitern, welche eine neue Heimat auf die Orkneys, dic Shetlands, Island, Grénland und spater sogar zeitweise Nordamerika fanden. GréBtenteils Norweger nahmen diesen Weg, die Danen hingegen starteten kriegerische Expeditionen nach England und Frankreich, wo sie sich auch ansiedelten. Von dort drangen sie noch tiefer in Europa ein. Die Schweden zogen nach Osten und gelangten so ins siidwestliche Finland, durch Russland nach Byzanz (das heutige Istanbul) und zum Kaspischen Meer, bis sie schlieBlich sogar Bagdad erreichten. 16 gl. Konstam Angus, Die Wikinger, Seite 62 IN Entstehung der Normandie Die Normandie, nach den Normannen benannt liegt im Norden Frankreichs. Sie war schon immer ein Ort groBer schrecklicher Kampfe, von den Uberfallen der Wikinger bis zum D-Day. 17 Die Wikinger hatten beschlossen sich dort anzusiedeln, was dem Frankenkénig Karl der Einfaltige zu einem ungeliebten Schritt zwang. Nachdem der Wikingerhauptling Rollo alle Angebote ablehnte gegen Lésegeld das Gebiet zu verlassen, schloss Karl 911 mit ihm einen Vertrag. In diesen erkannte er die Normandie als normannisches Gebiet an, solange Rollo ihm als Vasall diente. Rollo war einverstanden, wurde Christ und heiratete Karls Tochter Gisela. So wurde er Herzog der Normandie und Karl erkannte die positiven Seiten an diesem Vertrag. Er hatte nun eine starke Verteidigung gegeniiber neuen Wikingeriiberfallen. Nicht nur dies, Wilhelm der Eroberer, Urenkel von Rollo, schlug den englischen Kénig Harold in der Schlacht von Hastings am 14. Oktober 1066 und wurde zu Weihnachten zum neuen Kénig Englands gekrént. Augerdem wurde ein weiterer Raubzug vom Firrsten Roger I gegen Sizilien unternommen, und schon bald war Siiditalien von den Nordmannern beherrscht. Ausriistung Die Wikinger betraten mit Schwert, Speer und Streitaxt das Schlachtfeld, ebenso wurden auch kurze Kampfmesser und Pfeil und Bogen benutzt. Ein Helm und Rundschild wurde von den meisten getragen, Kettenhemde konnten sich hingegen nur wenige leisten. Speere Die Speere waren einfach und billig zu produzieren, ideal um die leidang (Rekruten) auszuristen. Sie hatten normalerweise eine breite Klinge und Haken am Aufsatz, welche verhinderten, dass sie zu weit in das Opfer eindrangen und nur schwer wieder herauszubekommen waren. Schwert Das typische Langschwert der Wikinger hatte eine gerade, zweischneidige Klinge aus Eisen und als Gegengewicht einen groKen, halbkreisférmigen Knauf, wobei der Griff einen kurzen geraden Handschutz aufwies. Die Klinge war gerillt, was sie Jeichter und stabiler machte. Die Schneiden waren scharf, die Spitzen jedoch relativ stumpf, woraus man erkannte, dass die Wikinger die Schwerter als Hiebwaffen und nicht als Stichwaffen verwendeten. Das Schwert war jedoch oft mehr als nur eine Waffe. In manchen Gebieten war es ein ‘Symbol von Status, je reicher verziert, desto héher der soziale Rang. Axte Die Axte gab es in verschiedenen Variationen. So war die zweihandige Axt, welche mit Leichtigkeit Schild, Riistung und Helm durchschlug, eine beliebte Waffe der Danen. Kleinere Axte, welche einhandig gefiihrt wurden, konnten hingegen mit dem Schutz des Rundschilds eingesetzt werden. Eine weitere Version dieser Waffe war die Wurfaxt, welche man auf den Gegner schleuderte und verheerende Wirkung hatte. Saaemeniee 17 D-Day wird der Tag genannt, an dem die Amerikaner im Il. Weltkrieg in Europa landeten. 13 Taktik bei gréReren Gefechten Normalerweise iiberfielen die Wikinger eine Kistensiedlung und zogen wieder ab. ‘Aber es gab auch viele, deren Raubdurst dadurch noch nicht gestillt war, oder welche, die von vorneherein mehr im Sinn hatten. Solche ,Expeditionen" unterschieden sich von den Uberfalltrupps natiirlich drastisch. Zum einen durch ihre gréKere Anzahl und ihre bessere Bewaffnung, da sie damit rechnen mussten, auf ein feindliches Heer zu treffen. Zum anderen war auch ihre Einstellung zum Kampf entschlossener, Wahrend die Wikinger, die sich auf die Piraterie eingestellt hatten, fast ausschlieBlich nach Beute gierten, wollten, sich die anderen als Helden in der Schlacht beweisen und sich somit das Walhalla sichern. Sie mussten sich neue Taktiken iiberlegen, denn es war ein gewaltiger Unterschied einer Kiistenmiliz oder einem ausgeriisteten_ Heer gegeniiberzustehen. So ergab sich ein meist einheitliches Vorgehen fiir die Schlacht. Wichtige Fiihrer, wie Konige und Grafen, umgaben sich mit Leibwachen und Veteranen, welche eine skjaldborg (Schildburg) um sie bildeten. Die restliche Armee formte einen skjaldborgr (Schildwall), ahnlich der griechischen Phalanx. '* War die Schlacht ausgebrochen, so versuchten die Wikinger den Schildwall, so lange wie méglich, zu halten. Je mehr Zeit jedoch verstrich, umso mehr ldste sich dieser auf. Der Kampf wurde zu einer Reihe Kleiner Gefechte. Der Kampfstil der Wikinger enthielt wenig Finesse, dafur aber Brutalitat. Wie in fast allen mittelalterlichen Armeen_ hatten auch die Wikinger Standartentrager, welche die Banner der jeweiligen Regimenter trugen. Diese dienten als Sammelpunkte und motivierten die Krieger zu kampfen. Natiirlich hatte der Verlust des Banners genau den umgekehrten Effekt. Deswegen wurden die Standartentrager nach Starke, Erfahrung und Ehre ausgewahlt. Manche dieser Banner gingen in die Geschichte ein, wie etwa das Banner mit dem schwarzen Raben. Diese wurde von den Danen 878 in England getragen. Ein weiteres Banner mit einem Raben trug, der Standartentrager des Grafen von Orkney, Sigurd der Dicke, in der Schlacht von Clontarf (1014). Dieses, von den Iren_ erbeutete Banner, soll im Wind wie der Fliigelschlag eines Raben geklungen haben. Andere Banner erhielten sogar Namen, wie Harald Hardradas Landeydan (Landverschwender) oder Kénig Sverris Sigrflugan (Siegesflug).'? ‘Abb. 13 Angrif auf einen Sehildwall 18 vgl. Konstam Angus, Die Wikinger, Seite 122 19 vgl. Konstam Angus, Die Wikinger, Seite 116 IN ‘Trompeter waren fiir Befehle an die Truppen zustandig. Sobald der Trompeter des Anfiihrerregiments sein Signal fir Sturmangriff oder Riickzug gab, stimmten die der anderen Regimenter ein. Vor der Schlacht hielt der Wikingerkommandant seinem Heer eine Rede. In vorchristlicher Zeit erinnerte er sie daran, dass ein ehrenhafter Tod ihnen einen Platz in der Walhalla sicherte. Der Kommandant kKonnte es auch einem Skalden uberlassen, die Manner zu ermutigen. Es sind auch Fille von skandinavischen Bischéfen bekannt, welche die Truppen vor der Schlacht segneten. Das Phanomen der Berserker Das Wort Berserker ist heutzutage beinahe jedem bekannt, dessen Herkunft jedoch nur wenigen. ,Wilder Krieger" oder ,Blindwiitig tobender Mensch" sind die Definitionen im Duden; sicher treffend, aber doch nicht ganz vollstandig. Das Wort Berserker stammt vom nordischen berserkir, was Barenhemd bedeutet. Wahrscheinlich zogen sich die Berserker der Wikinger Tierfelle an, um deren Kraft zu erlangen. Neben Berserkern in Barenfellen sind ebenso Berichte tiber in Wolfsfelle gehiillte Berserker bekannt. Aber was waren die Berserker genau? Viele Historiker behaupten, sie waren eine ‘Ansammlung von mental Instabilen, ‘AuBenseitern, Aussatzigen und gefahrlichen Menschen. Oft waren sie auf der Suche nach einem heldenhaften Tot, um nach Walhalla zu gelangen, da ihr Leben auf dieser Welt keinen Sinn mehr hatte, Sie versetzten sich auf unbekannte Weise in einen Kampfwahn, wahrscheinlich durch Einnahme einer Krauterdroge oder Unmengen von Alkobol. In den Sagas werden die Berserker mit einer Mischung aus Respekt vor ihrer Tapferkeit und Ablehnung wegen ihrer Unkontrollierbarkeit behandelt. Auch galten die Berserker als Auserkorene Odins, da dieser die Macht hatte, Manner in diesen Zustand zu versetzen. Nach islandischem Gesetz war die Berserker- Raserei in Friedenszeiten verboten. Wer sich trotzdem in diesen Zustand versetzte, wurde als Krimineller behandelt.?° ‘Abb.14 Wikingerkrieger 20 vgl. Konstam Angus, Die Wikinger, Seite 119 15, IN Religion der Wikinger Die Wikinger waren Polytheisten, ihre Religion tolerant und pantheistisch. Sie waren der Uberzeugung, dass viele Gotter und geringere Gottheiten bestimmte Krafte hatten. Diese konnten zu Hilfe gerufen werden, wenn man sich in einer schwierigen Situation befand. In einem Sturm, bei der Ernte oder bei einem Angriff beteten sie zu ihren Géttern. Viele Aspekte in der nordischen Mythologie weisen Ahnlichkeiten zum Christentum auf, so zum Beispiel, das Leben nach dem Tod, Himmel und Holle. Die Walkiiren kénnten entfernt mit Engel verglichen werden und der Ragnarok kiindigte den Weltuntergang an, genau wie die Apokalypse, obwohl sich beide im Verlauf doch ziemlich unterscheiden. Diese Synergie machte es den christlichen Missionaren leichter die Wikinger davon zu iiberzeugen, dass der neue Glaube ihrem alten ahnlich war. Der Hammer um den Hals wurde durch ein Kreuz ersetzt. Entstehung des Universums Nach dem Glauben der heidnischen Wikinger war am Anfang das Nichts. Nur Leere lag zwischen zwei Regionen, dem frostigen und nebligen Niflheim und dem heifen und glitzernden Muspellheim. Ein Fluss ergoss sich in die groBe Leere und gefror, Schicht auf Schicht. Wo sich Hei® und Kalt beriihrten, schmolz das Fis und formte einen Riesen aus Reif, Ymir, von dem alle Reifriesen der Welt abstammen. Dann formte das Eis eine Kuh, Audhulma, die das salzige gefrorene Eis leckte. Sie leckte eine menschenformige Gestalt aus dem Block, dies war Buri, von dem die meisten groken Gétter abstammen, wie Odin, Vili und Ve (wahrscheinlich Loki). Diese téteten den Reifriesen Ymir und formten aus seinem Kérper die Struktur dieser Welt, das Meer, den Himmel und die Wolken. Diese Gebiete wurden alsbald von einer Vielzahl von Wesen bevélkert, den G6ttern selbst, Menschen, Zwergen, Alben und Riesen verschiedener Art. Die Menschen entstanden als die drei Gétter Odin, Hénir und Lodur am Meeresstrand entlanggingen und auf zwei Baumstémme trafen, wahrscheinlich Treibholz. Sie verliehen ihnen menschliche Gestalt, eine weibliche und eine mannliche. Dann fiigte jeder Gott menschliche Eigenschaften hinzu: ‘Atem und Leben, Verstand und Bewegung, Sprache, Gehér und die Gabe zu sehen?! Ihre Welt Fair Wikinger wurde das Universum von der Weltesche Yggdrasil eingefasst. An diesem grofen Baum nagten vier Hirsche und an seinen Wurzeln lag der Drache Nidhogg, welcher bis zu Ragnarok die immer wieder regenerierende Wurzel des Baumes durchzubeifen versuchte. Der Stamm des Baumes war zum Teil verfault, doch sein weiterer Verfall wurde von drei alten, weisen Damen, den Nornen verhindert. Abb.15 Yagdrasil, die Weltesche Im Zentrum des Universums befand sich Asgard, der himmlische Wohnsitz der Gétter und ihrer Burgen. Es befand sich auf einer Bergspitze tiber den Wolken, von wo die Gétter iiber die darunterliegende Welt der Menschen wachen und lenken konnten, Diese Welt wurde Midgard genannt, die mitUlere Erde. Darunter lagen Utgard und Hel, die Heimat der Riesen und Monster, die von den Géttern bis zum letzten Gefecht in Schach gehalten wurden. 21 vgl, Bildatlas der Weltkulturen, Die Wikinger, Seite 110 16 hn Die Gotter IN Die Wikinger teilten die Gétter in zwei verschiedene Familien, den Asen und den Wanen. Sie wurden als zwei gegeneinander kampfende Stamme dargestellt, die nach einer langen Zeit des Konflikts zu einer Finigung fanden, wobei sie Geiseln austauschten, Dies erklart die Prasenz der Wanen, welche die Gotter des Reichtums, der Fruchtbarkeit und der Sinnesfreuden sind, unter den Asen. Freyr und Freyja gingen zu den Asen und im Gegenzug ging Hogni zu den Wanen. Odin Odin ist das Oberhaupt der Gatter, er wird auch Wotan oder Wodan genannt. Sein Name bedeutet zugleich Inspiration wie auch Wut. Er ist der Gott der Schlachten, der Weisheit, der Magic und der Poesie, In der Mythologie vertritt er eine Vaterrolle und wird auch Allvater genannt, Obwohl Frigg seine Frau ist, hat Odin ahnlich Zeus viele Liebschaften und daher viele Kinder. Odin ist ein wissbegieriger Gott. Er gab ein Auge, um aus Mimirs Brunnen trinken zu kénnen und damit Weisheit zu erlangen. Er stahl dem Riesen Gunnléd das Dichtermet und brachte es in Adlergestalt zu den Géttern. Zudem hing er neun Tage und Nachte vom eigenen Speer verwundet in einer Art Selbstkreuzigung an der Weltesche Yggdrasil. Dort ersann er die Runenschrift. Freyja lehrte ihm den Gebrauch von Seior (Zauberkraft), In seinem Wissensdurst iibertraf er sie schon nach kurzer Zeit, Odin ist am Leben der Menschen interessiert. So greift er in Verkleidungen 6fters in das Geschehen grofer Helden ein, doch es kommt auch vor, dass er sie verrat. Er ist ein heimtiickischer Gott, der jene verrat, denen er erst vor kurzen zum Sieg verhalf. Er ist es, der die Walkiiren aussendet, um tapfere Gefallene in die Walhalla zu bringen. Er hat auch die Macht, Krieger in Raserei zu versetzen, so dass sie tibermenschliche Krafte erlangen und keine Wunden mehr spiiren. Odins Schicksal ist ihm und der ganzen Welt bekannt, er wird am Tag des Ragnarok vom Fenriswolf verschlungen. Wegen dieses Wissens, ist er auch ein betriibter Gott. Seine standigen Begleiter sind seine zwei Raben Huginn und Muninn (Gedanke und Gedachtnis), welche ihm als Botschafter sowie Informanten dienen, wahrend seine Wolfe Geri und Freki (Gierig und GefraRig) ihm bei der Jagd helfen. Dafiir fressen die Wolfe alle Speisen, die ihm gereicht werden, so dass sich Odin nur von Wein ernahren kann, Das graue, achtbeinige Pferd Sleipnir, ein fliegendes Pferd, schneller als der Wind und Tochter Lokis, ist ebenso sein standiger Begleiter. Die Waffe Odins ist sein magischer Speer Gungnir, welcher nie sein Ziel verfehlt und immer in die Hand des Tragers zuriickfliegt. Ebenso ist er in dem Besitz. von Mimirs Kopf. Dieser wurde von den. Wanen enthauptet, da sie vermuteten, er wiirde Hogni beeinflussen. Mithilfe von Krautern und Salben erhalt Odin den Kopf am Leben, der ihm als Weissager dient. Odin lebt in seiner Burg Gladsheim oder auch Glanzheim genannt. Dieses ist das gréBte Gebaude der Welt, innen und aufen aus vergoldet, mit einer Decke aus Schildern. Gladsheim hat davon fuhrt zu dem Ort, wo die Gétter Gericht halten. Walhalla befindet sich ebenfalls dort, wie auch der magische Thron Odins Hlidskialf, von dem man die ganze Welt uberblicken kann. va i ‘Abb. 16 Odin mit seinen Raben und Warten hn IN Obwohl Odin der oberste Gott war, so wurde doch Thor von den Wikingern als Hauptgott verehrt, Er ist der Beschiitzer der Menschen, vor dem Bésen und gilt als der Starkste der Asen. Thor ist der Gott des Windes, des Regens und natiirlich auch des Donners, Da der Regen reiche Ernten erméglichte, betrachtet man ihn auch als Fruchtbarkeitsgott. Thor Thor ist Odins Sohn, er wird als ein Mann. im besten Alter, von jugendlicher Frische, mit rotem Haar, manchmal mit Bart, dargestellt. Er ist gutmiitig und von ungeheurer Starke, jedoch auch leicht erreg- und erziirnbar. Thor wurde von zwei Blitzgeistern erzogen, die er nicht verletzen konnte, Er ist gefiirchtet unter den Riesen, denn er hat schon viele ihrer Art erschlagen, vor allen jene, welche danach trachteten, den Géttern zu schaden. Die Riesengeschlechter der Joten und der Thursen sind seine argsten Widersacher, doch er hatte ebenfalls schon mehrere unliebsame Begegnungen mit der Tochter Lokis, der Midgardschlange. Thor residiert in der Himmelsburg Thradvangr (Heim der Starke). Wenn er sie verlasst, dann in seinem Wagen, der von seinen Bécken Tanngnjdstr (Zabnefletscher) und Tanngrisnir (Zahneknirscher) gezogen wird. Dieses Gefahrt verursacht ein Getése, welches einem Gewitterdonner gleichkomut. Seine Bécke dienen ihm auch als Nahrung, denn er kann sie trostlos schlachten und verspeisen, dank seines Hammers und der Knochen der Tiere kehren sie stets in die Welt der Lebenden zurick. Der Name dieses Hammers lautet Mjéllnir und ist das Symbol Thors. Der Hammer ist von unglaublicher Macht. Thor selbst bendtigt Megingjardar, den kraftbringenden Giirtel sowie ein Paar Eisenhandschuhe, um ihn zu benutzen. Thors Frau ist Sif, die ihm eine Tochter, Thrud (Kraft) gebahr. Doch hatte Thor auch von der Riesin Jarnsaxa zwei S6hne, Magni und Modi (Starke und Mut). Viele Krieger der Wikinger trugen Kleine Anhanger in Form von Hammern als Talismane um den Hals, welche ihnen Kraft verleihen sollten. Ein weiterer Beweis der Verehrung Thors ist die Benennung eines Wochentages nach ihm: Donnerstag. Thors Schicksal ist ebenso wie jenes von Odin schon vorausbestimmt. Thor wird am Tag des Ragnardk gegen die Midgardschlange kampfen und sie erschlagen, jedoch an ihrem Gift sterben. Ironischerweise ist Loki, der Vater der Midgardschlange, ein oftmaliger Begleiter auf seinen Abenteuerreisen. ‘Abb.17 Thor auf seinen Wagen 18 hn IN Loki Loki ist der Gott des Feuers. Anders als die anderen Gotter ist er eigentlich das Kind zweier Riesen, doch er zahlt trotzdem zu. den Asen. Er ist wohl der kliigste der Gatter, aber zugleich auch der hinterlistigste und unehrenhafteste. Seine Frau war die Riesin Sigyn, die ihm den Riesen Narfi als Sohn gebar. Ebenso zeugte er mit der Riesin ‘Angurboda drei der schlimmsten Feinde der Asen: die Midgardschlange, den Fenriswolf und Hel. Ebenso ist Sleipnir das Pferd Odins, Lokis Kind, Loki ist tiberraschenderweise nicht der Vater, sonder die Mutter des Pferdes. Da Loki haufig sein Geschlecht wechselt und auch Schwangerschaften erlebt, wird er von den anderen Géttern verachtet. Loki unterstiitzt zwar Thor in manchen Abenteuern und steht den anderen Gottern. auch zu Hilfe. Doch er ist ein offener Feind Balders und Heimdalls. Loki ist auch am Tode Balders schuldig. Er lief den blinden Bruder Hédr mit einen Mistelzweig auf ihn schieBen. Der Mistelzweig war der einzige Gegenstand, welcher keinen Eid ablegen musste, Alle anderen Dinge schworen Balder nicht zu verletzen, den Mistelzweig sah man als zu unbedeutend an. Loki erfahrt dies natiirlich und veranlasst somit den Tod Balders. Selbst nach dem Tode Balders wurde Loki von den Géttem noch akzeptiert. Jedoch erziimnte er mit einer beleidigenden Rede die Asen erneut und musste sich in einem Berg verstecken, da er ihre Wut fiirchtete. In diesem Berg besaf er ein Haus mit 4 Tiiren, eine fir jede Himmelsrichtung, um die Gétter zu erspahen. Er verbrachte viel Zeit am Fluss, manchmal auch als Fisch. Als er so alleine da saf, flocht er aus Flachsgarn Maschen und erschuf so das erste Netz. In diesen Moment kamen die Asen. Loki verwandelte sich in einen Lachs und versteckte sich im Wasser. Finer der Asen entdeckte das Netz, welches Loki gerade erst erfunden hatte und verstand schon seine Bedeutung. Es wurde sofort gegen seinen Schépfer eingesetzt. Als Loki mithilfe des Netzes in die Enge getrieben wurde, versuchte er tiber das Netz zu springen, Odin konnte ihn aber festhalten, jedoch Loki glitt ab. Odin schaffte es doch noch, ihn am Schwanz zu fassen. Deshalb ist der Lachs hinten spitz. Loki wurde von den Géttern mit den Eingeweiden seines Sohnes Narfi auf spitze Felsen gefesselt. (ber dem Kopf Lokis hingen sie eine Schlange, die atzenden Speichel absondert. Dieser wird von seiner Frau Sigyn in einer Schiissel aufgefangen, und nur wenn sie die Schiissel leeren muss, kommen ein paar Tropfen Speichel auf Lokis Gesicht und er schiittelt sich, wodurch die Erdbeben entstehen. Bei Ragnarék wird Loki sich befreien und als Anfithrer die dunklen Machte gegen die Gétter befehlen. Er und Heimdalll tten sich in der Schlacht gegenseitig. Abb. 18 Lok gefesselt durch de Eingewelde ‘seines eigenen Sohnes. Freyr Freyr (Herr) zahlt eigentlich zu den Wanen. Wie viele aus dieser Gotterfamilie, so ist auch er ein Fruchtbarkeitsgott. Sein Beiname ist Skirr, der Glanzende. Er herrscht tiber den Sonnenschein und das Wachstum. Freyr gilt als mild und wohltatig, doch er hatte ein Inzestverhaltnis mit seiner Schwester Freyja, das unter den Asen nicht akzeptiert wurde. Eber und Pferd sind Freyrs geheiligte Tiere. Er selbst besitzt einen lebenden goldenen Eber, welcher ihm vom Zwerg Brokkr geschmiedet wurde. Dieser Eber tragt den Namen Gullinborsti (der mit den goldenen Borsten) und zieht den Wagen Freyrs. Er vermag es tiber Wasser und Luft zu laufen und seine goldenen Borsten verspriihen. Feuerfunken, welche die Dunkelheit erhellen. Ein weiteres Geschenk der Zwerge an ihm ist das Schiff . Skidbladnir, indem alle Asen in voller Rustung reisen kénnen, ohne an Platzmangel zu leiden. Stets liegt Wind im Segel. ‘Abb.19 Froyr auf Skidbladnir Freyr ist der einzige Gott, der sein Schicksal am Tag des Ragnarok ein wenig anderte. Als er auf Odins Thron sa, und die ganze Welt tiberblicken konnte, sah er Gerdr, die Tochter des Riesen Gymir. Sofort war er in sie verliebt und bereit alles fiir diese Frau herzugeben. Er schickte seinen Knecht Skirnir aus, um fir ihn zu werben und Gerdr zur Hochzeit zu tberreden. ‘Als Belohnung versprach er dem Diener sein magisches Schwert. Skirnir, mithilfe von Bestechungen, Drohungen und Zauberei, erfiillte den Auftrag und erhielt somit das magische Schwert, welches Freyr bei Ragnarék benutzen sollte. So stand Freyr dem Feuerriesen Surtur an jenem Tag unbewaffnet gegentiber und wurde erschlagen. Tyr Tyr ist der Schiitzer des Gotterthings. Das Schwert ist sein Symbol, es steht fiir seine kriegerische Art als auch fiir seine Aufgabe als Wachter. Er verhalf den Gottern zu einer ibrer grBten Taten, wobei er ein grokes Opfer einging. Als die Gotter den Fenriswolf aufgrund seiner Gefahrlichkeiten fesseln wollen, legt Tyr seine Hand als Pfand in den Rachen des Wolfes, um ihm zu beweisen, dass sie nichts Béses vorhaben. Der Wolf merkt jedoch, dass die Gotter ihn gefesselt halten wollen und beift Tyr die Hand ab. Seitdem muss Tyr mit der linken Hand kampfen. Vor dieser Verstiimmelung war er wohl ein machtigerer Gott. Man vermutet, dass er tiber den Himmel herrschte, dann aber Odin diese Aufgabe tibernahm. Bei Ragnarék bekampft Tyr Garm, den Héllenhund, wobei beide sterben. ‘Abb.20 Tyr und Garm 20 hn Balder IN Balder (der blutende Gott) ist der Lieblingssohn Odins, er war freundlich und liebenswert. Wo immer er auftauchte, verbreitete er Licht und Freude, was den Neid Lokis entfachte. Als junger Mann hatte Balder Alptraume, die auf seinen kurz bevorstehenden Tod hindeuteten. Keiner der Gétter konnte verstehen, wieso der sanftmiitige Gott leiden sollte. So begab sich Odin zu einer Seherin, um den Grund der Traume zu erfahren. Diese Seherin sagte, dass Balder durch seinen blinden Bruder Hédr getétet wird. Um dies zu verhindern, lic Frigg alle Dinge schworen, Balder Jno nicht zu verletzen. ok ‘Abb 25 Jormungand, die Midgardschlange 24 hn Ragnarék IN Die Gétterdammerung oder auch das Schicksal der Gétter wird durch einen langen Winter, genannten Fimbulwinter, eingeleitet. Dem folgt das ,Zeitalter von Axt und Schwert". In dieser Zeit verfallen alle Menschen dem Krieg und dem Verrat, iiberall herrscht Krieg. Dann folgt die ,Zeit von Wind und Wolf vor der Zerstérung der Welt", Die verbliebenen Menschen leiden unter der Kalte und unter den Wélfen, welche nun in groken Rudeln die Welt terrorisieren. Ragnardk beginnt damit, dass Skoll die Sonne und Hati den Mond verschlingen. Daraufhin werden Sterne vom Himmel fallen. Dadurch beginnt die Erde zu beben, die Baume entwurzeln sich und die Berge stiirzen ein. Das Beben befreit Loki und den Fenriswolf. Das Land wird itberflutet und die Midgardschlange kommt ans Ufer. Der Fenriswolf speit Feuer und die Midgardschlange spuckt Gift; Wasser und Luft entziinden sich. Durch die Uberflutung kommt das Schiff Naglfar flott, welches aus den Finger- und Zehennagel der Toten gemacht wurde. Hrym, der Steuermann von Naglfar, zieht zusammen mit Loki, dessen Kinder den Fenriswolf und der Midgardschlange, den Reif- und Feuerriesen unter der Fahrung, von Surtur, sowie Hels Gefolge, zur Ebene Wigrid. Dort nehmen sie die Schlachtordnung ein. Heimdall erhebt sich und sto&t aus aller Kraft in sein Gjallarhorn und warnt die Gétter. Alle Asen sowie die Einherjer wappnen sich zum Kampf. Odin steht mit magischem Speer, gefliigelten Goldhelm und Harnisch an der Spitze. Es kommt zur Schlacht, Surtur erschlagt Freyr, der ohne Waffe ist. Hels Hund der Unterwelt Garm kampf mit Tyr, wobei beide sterben. Thor erschlagt die Midgardschlange, ‘Abb. 26 Schlacht bei Ragnarok stirbt aber nach neun Schritten an ihrem Gift. Odin wird vom Fenriswolf verschlungen, aber sein Sohn Vidar racht seinen Tod. Loki und Heimdall erschlagen sich gegenseitig. Schlieflich schleudert Surtur Feuer tiber die ganze Welt, woraufhin alles zerstort wird. Durch den Ausgleich von Gut und Bése wird ein Gleichgewicht entstehen und das Leben beginnt von neuem. ‘Thors Séhne Magni und Modi treffen sich mit Odins Sohn Vidar und Vali im ebemaligen Asgard, Baldur und Hédr kehren, aus Hel zuriick. Die neue Sonne steigt auf und das von Asche bedeckte Land, beginnt wieder fruchtbar zu werden. 25 Nachwort Ich hoffe, mit dieser Arbeit einen guten Einblick in das Leben der Nordmanner gegeben zu haben. Verschiedenste Biicher dienten mir als Grundlage dafitr. Es war sehr interessant an diesem Thema zu arbeiten. Ich konnte dabei eine Menge tiber das Leben und Denken der Wikinger erfahren. Besonderen Gefallen fand ich an der Mythologie dieses Volkes, die sehr dramatisch und lebensnah in ihren Sagas dargestellt wurde. Leider musste ich auch feststellen, dass einige Biicher tiber die Wikinger verschiedene Informationen zu denselben Themen enthalten. Dies zeigt sich vor allem im Bereich der Mythologie. Andererseits habe ich durch diese Arbeit gelernt, wieviel die Wikinger erzielt haben. Sie waren mehr als einfache Rauber, sie erreichten und eroberten Gebiete, wie es wohl kein anderes Volk geschafft hat. Durch ihren Wagemut entdeckten sie fremde Landereien, wie z. B. Nordamerika, Island und Grénland. In China traten sie sogar als Handelspartner vor den Kaiser. Thr Leben war gepragt von Abenteuerlust, Kampfeswillen und nicht zuletzt von einem sehr starken Glauben. 26 hn Inhaltsangabe EINLEITUNG SKANDINAVIEN Norwegen Schweden Danemark DIE WIKINGER Andere Qualitaten Wikinger und Europa Bei den Wikinger zuhause Soziale Rangordnung Beisetzungen Die unteren Range der Gesellschaft RUNEN ENTSTEHUNG DER KONIGREICHE Danemark Norwegen Schweden, KRIEGSFUHRUNG DER WIKINGER Neue Vorgehensweise Entstehung der Normandie Ausriistung ‘Taktik bei grosseren Gefechten Phanomen der Berserker RELIGION DER WIKINGER Entstehung des Universums Ihre Welt DIE GOTTER Odin ‘Thor Loki Freyr Tyr Balder Heimdall Freyja Weitere Gotter MYTHISCHE WESEN DER WIKINGER Nornen Riesen, Walkiiren, Zwerge und Alben Skoll und Hati Fenrir Midgardschlange Einherjer RAGNAROK Schlusswort Literaturverzeichnis Bilderverzeichnis NNiousee enen Abb.1 Wikingerkrieger hn Titelbild Abb.1 Abb.2 Abb.3 Abb.4 Abb.S Abb.6 Abb.7 Abb.8 Abb.9 Abb.10 Abb.11 Abb.12 Abb.13 Abb.14 Abb.15 Abb.16 Abb.17 Abb.18 Abb.19 Abb.20 Abb.21 Abb.22 Abb.23 Abb.24 Abb.25 Abb. 26 IN an Bilderverzeichnis Konstam Adams: Die Wikinger, Tosa 2002; S. 177 Konstam Adams: Die Wikinger, Tosa 2002; S. 117 Batey Colleen: Bildatlas der Weltkulturen Die Wikinger, Bechtermiinz Verlag 1998; S. 13 Was ist Was: Band 58 Die Wikinger, Tessloff 1976; S. Was ist Was: Band 58 Die Wikinger, Tessloff 1976; S. 13 P.M. History: Ausgabe April 2003: S. 27 Konstam Adams: Die Wikinger, Tosa 2002; S. 83 Batey Colleen: Bildatlas der Weltkulturen Die Wikinger, Bechtermiinz Verlag 1998; S. 13 Konstam Adams: Die Wikinger, Tosa 2002; S. 84 Konstam Adams: Die Wikinger, Tosa 2002; S. 17 Konstam Adams: Die Wikinger, Tosa 2002; S. 24 Batey Colleen: Bildatlas der Weltkulturen Die Wikinger, Bechtermiinz Verlag 1998; $. 39 Was ist Was: Band 58 Die Wikinger, Tessloff 1976; S. 29 Konstam Adams: Die Wikinger, Tosa 2002; S. 123 Konstam Adams: Die Wikinger, Tosa 2002; 8. 117 Cotterell Arthur: Die Enzyklopaidie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cohat Yves: Die Wikinger, Ravensburg 1990; S. 135 Cotterell Arthur: Die Enzyklopadie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cotterell Arthur: Die Enzyklopidie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cotterell Arthur: Die Enzyklopadie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cotterell Arthur: Die Enzyklopadie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cotterell Arthur: Die Enzyklopidie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cotterell Arthur: Die Enzyklopadie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cotterell Arthur: Die Enzyklopéidie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cotterell Arthur: Die Enzyklopadie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cotterell Arthur: Die Enzyklopadie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. Cotterell Arthur: Die Enzyklopiidie der Mythologie, Edition XX1 1997; S. 251 235 207 191 239 182 195 190 197 202 218 28 Literaturverzeichnis Konstam Adams: Die Wikinger, Tosa 2002 Batey Colleen: Bildatlas der Weltkulturen Die Wikinger, Bechtermiinz Verlag 1998 Was ist Was: Band 58 Die Wikinger, Tessloff 1976; S. P.M. History: Ausgabe April 2003 Cotterell Arthur: Die Enzyklopéidie der Mythologie, Edition XX1 1997 Cohat Yves: Die Wikinger, Ravensburg 1990 27

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