E DITORIAL

Liebe Israelfreunde
Mit seiner Forderung nach einer Tilgung des «Schandflecks» Israel von der
Landkarte hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad nur ausgespro-
chen, was viele in der islamischen Welt denken, aber nicht laut sagen. Ausserdem
wurde mit dieser Äusserung bestätigt, wie berechtigt die Sorge Israels über eine
eventuelle nukleare Bewaffnung des Irans ist.
Der Iran oder Persien wird in Hesekiel 38 an erster Stelle erwähnt, und zwar als
eines der Länder, das unter der Führung Gogs aus dem Lande Magog beim Überfall
auf Israel dabei sein wird. Auch aus diesem Grund sollten wir die Entwicklung
im Iran aufmerksam verfolgen. Seit Jahren werden dort alljährlich militärische
Übungen durchgeführt, bei denen stets die Befreiung Jerusalems vom «zionisti-
schen Feind» thematisiert wird. Der Iran verbreitet zudem mit missionarischem
Eifer seine Ideen innerhalb der islamischen Welt, besonders in den überwiegend
islamischen ehemaligen südlichen Sowjetrepubliken. Aus den Prophezeiungen in
Hesekiel 38 und 39 wissen wir, dass Israel von einem Staatenbündnis aus dem
Norden angegriffen werden wird. Doch eine so deutliche Erklärung über die
Vernichtung Israels wie die des iranischen Präsidenten hat es bisher noch nicht
gegeben. Vielen Staats- und Regierungschefs aus islamischen Ländern war diese
antiisraelische Äusserung peinlich, aber einige von ihnen protestierten dagegen.
Durch diese Rede von Ahmadinedschad wurde der Welt klar, dass ein Angriff
islamischer Länder auf Israel nicht nur eine unterschwellige Bedrohung, sondern
eine reale Gefahr ist. Es gab sogar Forderungen, den Iran aus der UNO auszu-
schliessen. Immer mehr wird auch der Welt klar, dass nicht Israel eine Bedrohung
für den Weltfrieden ist, sondern der militante Islam.
Der islamische Terror trägt ebenfalls dazu bei, dass die nichtislamische und vor
allem die westliche Welt sich enger zusammenschliesst und die islamische Welt
Der islamische Ter- immer stärker isoliert wird. Zu dieser Entwicklung tragen auch die jüngsten dra-
ror trägt dazu bei, matischen Unruhen in Frankreich bei. Diese selbst herbeigeführte Isolierung wird
wohl letzten Endes die islamischen Staaten zu irrationalen Handlungen verleiten.
dass die nichtislami- Der künftige Angriff auf Israel, von dem die Bibel redet, wird nämlich nicht aus
sche und vor allem einer rationalen Entscheidung heraus geschehen, sondern aus einem religiösen,
vom Islam her motivierten blinden Hass auf Israel.
die westliche Welt Gott verkündet in Hesekiel 39,8: «Siehe, es kommt und wird geschehen, spricht
sich enger zusam- der Herr Herr.» Weiter sagt Er: «Das ist der Tag, von dem ich geredet habe.» Es
steht fest, dass alles so geschehen wird, wie es der Prophet vorhergesagt hat. Für
menschliesst uns stellt sich jedoch die Frage: Wie nahe stehen wir vor diesen Ereignissen? Die
Geschehnisse in der islamischen Welt und der von ihr ausgehende, weltweite
Ausmasse annehmende Terror lassen uns erkennen, dass wir dem Tag, von dem
hier die Rede ist, spürbar näher gekommen sind.
Das alles soll für uns als Gläubige an den Herrn Jesus und an Sein Wort je-
doch ein Ansporn sein, den Weg mit Ihm noch entschiedener zu gehen, zumal
die letzte Zeit wie die Tage Noahs auch eine Zeit der Sorglosigkeit und des Abfalls
vom Glauben sein wird.
Im wachsamen Achten auf die Zeichen der Zeit mit Ihnen verbunden grüsse
ich Sie zum Weihnachtsfest und zum Neuen Jahr mit einem herzlichen Shalom
aus dem Heiligen Land,

Ihr Fredi Winkler

3
I N H A LT D E Z E M B E R 2 0 0 5
Nachrichten aus Israel • 12/2005

Nachrichten aus Israel®

«Intifada» in Europa. Die Krawalle
Schweiz:
Missionswerk Mitternachtsruf
muslimischer Jugendlicher, die am
Abteilung Beth-Shalom 27. Oktober in Frankreich mit «Al-
Ringwiesenstrasse 12a
CH 8600 Dübendorf
lahu Akbar» begannen, könnten ein
Tel. 0041 (0)44 952 14 17
®
Wendepunkt der europäischen Ge-
Fax 0041 (0)44 952 14 19
E-Mail: beth-shalom@mnr.ch
schichte sein. Seite 8
Deutschland:
Mitternachtsruf Zweig Deutschland e.V.
Abteilung Beth-Shalom
Kaltenbrunnenstrasse 7
DE 79807 Lottstetten
Tel. 0049 (0)7745 8001
Fax 0049 (0)7745 201
E-Mail: beth-shalom@mnr.ch
Zeitschriften Schweiz: Unterschlagung ist auch Propaganda. Die
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom Rede des iranischen Präsidenten Mah-
«Nachrichten aus Israel»
Ringwiesenstrasse 12a, CH 8600 Dübendorf mud Ahmadinedschad, in der er die
Tel. 0041 (0)44 952 14 15, Fax 0041 (0)44 952 14 11 Tilgung des «Schandflecks» Israel von
E-Mail: nai@mnr.ch
Deutschland:
der Landkarte forderte, hat in einer
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom ersten Reaktion weltweite Empörung
«Nachrichten aus Israel» ausgelöst. Politiker im Westen solida-
Kaltenbrunnenstrasse 7, DE 79807 Lottstetten
Tel. 0049 (0)7745 8001, Fax 0049 (0)7745 201 risierten sich mit Israel und erklärten
E-Mail: nai@mnr.ch die in Teheran gemachten Äusserun-
Die «Nachrichten aus Israel» erscheinen auch in gen für «unakzeptabel.» Seite 12
englischer, französischer, holländischer, portugiesischer,
rumänischer, spanischer und ungarischer Sprache.
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Schweiz CHF 18.–; Deutschland EUR 12.–; Europa und
Mittelmeerländer EUR 18.–; Übersee EUR 24.–. Abonnemen-
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3 von Fredi Winkler
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oder Sparkasse Hochrhein, Waldshut, BLZ 684 522 90
Konto 06600670 5 Die Wiederherstellung der Sukkah (Hütte) Davids
Druck: EKM-Nyomda, Palóc utca 2, HU 1135 Budapest
Israelreisen: H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N A U S I S R A E L
Missionswerk Mitternachtsruf, Abteilung Beth-Shalom-Reisen
Ringwiesenstrasse 12 a, CH 8600 Dübendorf 7 Wie tschechische Israelfreunde den Weg in das verheissene Land fanden
Tel. 0041 (0)44 952 14 18, Fax 0041 (0)44 952 14 19
E-Mail: reisen@mnr.ch 8 «Intifada» in Europa
Gästehaus: 9 Mehr als ein Drittel aller Nobelpreisträger sind Juden
Beth-Shalom, P.O.B. 6208, Hanassi Avenue 110 10 Politischer Wandel in Israel
IL 31060 Haifa-Carmel, Israel
Tel. 00972 4 837 74 81, Fax 00972 4 837 24 43 11 Wahrscheinlich älteste Kirche der Welt entdeckt
E-Mail: beth-shalom-israel@mnr.ch 11 «Evangelikale sind die grössten Freunde Israels»
Eingedenk dessen, dass alle menschliche Erkenntnis 12 Unterschlagung ist auch Propaganda
Stückwerk ist (1.Kor 13,9), legen die Autoren eigen-
verantwortlich ihre persönliche Sicht dar. 13 Terrorbasis im Sinai
Initialen der Autoren und Quellenangaben in dieser Ausgabe: 14 Bedrohung aus dem Weltall
ZL = Zwi Lidar; CM = Conno Malgo; AN = Antje Naujoks; 15 Zwei Jahre danach
US = Ulrich Sahm
17 Brooklyn wird vom Jiddischen beherrscht
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17 Naturschauspiel am Himmel über Israel
wurde, wird keine Haftungsverpflichtung übernommen. Wir 19 Die PA und ihre Geberländer
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SOFORTH I LFE FÜ R ISRAE L
22 Ein neues Museum beim Biblischen Garten

4
 BI BLISC H E BOTSC HAFT

Die Wiederherstellung der

Sukkah (Hütte) Davids

«Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen,
und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, damit die übrig
Gebliebenen der Menschen den Herrn suchen, und alle Heiden, über die mein Name
ausgerufen worden ist, spricht der Herr, der all dies tut» (Apg 15,16-17).

Dr. Gershon Nerel
Im Oktober 2005 feierten die
Mitglieder von Yad Hashmonah,
dem messianischen Moshav (land-
wirtschaftliche Genossenschaft) in
der Nähe von Jerusalem, gemeinsam
mit dem ganzen jüdischen Volk das
Laubhüttenfest (Sukkoth). Beim
Eingang zum Biblischen Garten
wurde eine grosse Sukkah (Laubhüt-
te) aufgebaut. Nach jüdischer Sitte
wurde sie mit frischen Palmzweigen
abgedeckt. Für den Bau wurden
keine Metallnägel verwendet. Diese
«koschere» Sukkah war umgeben von
drei Holzwänden mit einer Höhe von
mindestens einem Meter, sodass alle
unsere Gäste, auch orthodoxe und
religiöse Juden, dort ihre Mahlzeiten
einnehmen konnten.
Für messianische Juden ist die
Laubhütte heute im Wesentlichen
ein Symbol für zwei Gedanken. Ers-
tens stellt sie als vorübergehendes
und brüchiges Gebilde genau wie ein
Zelt die Vergänglichkeit des mensch-
lichen Lebens auf dieser Erde dar. In
der Bibel wird die Laubhütte einem
festen, dauerhaften Gebäude gegen-
übergestellt. Deshalb konzentriert
sich im Gegensatz zur veränderlichen
Hütte die ewige Hoffnung und das
Vertrauen aller Gläubigen an Yeshua
(Jesus), sowohl des Juden als auch
des Nichtjuden, auf eine feste Woh-
nung im Himmel. Yeshua gab Seinen
Jüngern dieses deutliche Versprechen:
«Im Haus meines Vaters sind viele Woh-
nungen; wenn nicht, so hätte ich es euch
gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stät-
te zu bereiten» (Joh 14,2). Auch der
Apostel Paulus äussert sich zu diesem
Thema: «Denn wir wissen: Wenn un-
sere irdische Zeltwohnung abgebrochen
wird, haben wir im Himmel einen Bau
von Gott, ein Haus, nicht mit Händen
gemacht, das ewig ist» (2.Kor 5,1). Im

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BI BLISC H E BOTSC HAFT
Nachrichten aus Israel • 12/2005
Gegensatz zum vergänglichen Leben
im menschlichen Körper, symbolisiert
durch die Laubhütte, haben alle Gläu-
bigen an Yeshua, die Ihm folgen, eine
unendliche, reale Zukunft – gemein-
sam mit allen Heiligen und Engeln
im Himmel.
Zweitens beziehen sich messiani-
sche Juden auch auf die einzigartige
Symbolik der «wiederaufgebauten
Hütte Davids» und folgen damit den
Worten von Ya’akov (Jakobus), dem
Bruder des Herrn (Apg 15,16-17).
Ya’akov, der in der Geschichtsschrei-
bung auch als Hatzadik (hebr.: «der
Gerechte») bekannt ist, war der Leiter
der ersten «Gemeinde der Beschnei-
dung» auf dem Berg Zion. Als Ya’akov
beim Jerusalemer Konzil der Apostel
und Evangelisten (in Apg 15) den
Vorsitz führte, zitierte er den Prophe-
ten Amos und erwähnte dabei, wie
Gott die «zerfallene Hütte Davids»
wieder aufbauen werde (Am 9,11-12).
Der Zusammenhang dieses Zitats aus
dem Buch Amos ist verknüpft mit den
Beziehungen zwischen jüdischen und
nichtjüdischen Gläubigen an Yeshua.
Vor zweitausend Jahren mussten die
jüdischen Gläubigen begreifen, dass
Yeshua und Seine Botschaft auch
den anderen Nationen gehören.
Heute stellt sich die Situation genau
umgekehrt dar. Die nichtjüdischen
Gläubigen in der ganzen Welt müssen
erkennen, dass Yeshua auf einzigarti-
ge Weise auch zu Israel gehört.
Wenn wir die beiden Texte über
die Wiederherstellung der «zerfal-
lenen Hütte Davids» in der Apos-
telgeschichte und im Buch Amos
vergleichen, stellen wir auf Anhieb
sprachliche Unterschiede fest. In der
6
Apostelgeschichte spricht Ya’akov zum
Beispiel darüber, wie Gott Seine Ver-
heissung, die Trümmer der zerfallenen
Hütte Davids wieder aufzubauen, er-
füllt, «damit die übrig Gebliebenen der
Menschen (hebr.: Sh’erit Adam) den
Herrn suchen (hebr.: yidreshu), und
alle Heiden, über die mein Name aus-
gerufen worden ist.» Im Buch Amos
dagegen lautet
die Übersetzung
des hebräischen
Textes: «... werde
ich ihre Trümmer
wiederherstellen
und sie wieder
bauen wie in
den Tagen der
Vorzeit, sodass
sie den Überrest
Edoms in Besitz
nehmen werden
(hebr.: yirshu)».
Offenbar werden
Im Oktober feierten die Juden das Laubhütten-
fest (Sukkoth)
für dieselbe Prophezeiung zwei ver-
schiedene Formulierungen mit un-
terschiedlicher Bedeutung gebraucht.
Wir sollten jedoch beachten, dass
der Text des Neuen Testaments der
Septuaginta folgt. Mit diesem latei-
nischen Wort für «Siebzig» wird die
frühe griechische Übersetzung der
hebräischen Bibel bezeichnet. Als
die Septuaginta (aus dem dritten
vorchristlichen Jahrhundert) fertig-
gestellt wurde, hatte der hebräische
Urtext noch nicht die heute verwen-
dete Punktierung für die Vokalzeichen.
Diese wurde erst im 8. Jahrhundert
n.Chr. eingeführt, um das Lesen des
hebräischen Textes zu erleichtern.
Diese spätere Hinzufügung der Vo-
kalzeichen in den hebräischen Text
beeinflusste jedoch auch die Lesart
der Bibeltexte.
Wie ist also der Wiederaufbau der
«Hütte Davids» im Neuen Testament
zu verstehen? Heute sehen wir das Zi-
tat von Ya’akov aus dem Buch Amos
als den authentischen Wortlaut der
Prophezeiung an, aus der Zeit, bevor
der hebräische Text der Bibel die Vo-
kalzeichen erhielt. Das geht eindeutig
hervor aus dem Zusammenhang der
Worte, die Ya’akov in Apostelge-
schichte 15 spricht. Die in der Apos-
telgeschichte beschriebenen Umstände
lehren uns, wie Gott auch die Nichtju-
den «aufsuchte» und wie nach Seinem
Plan die frohe Botschaft von Yeshua
sowohl Juden als auch Nichtjuden
gelten sollte. Damit stimmen auch die
authentischen Worte des Propheten
Amos überein. Deshalb symbolisiert
die Wiederherstellung der «zerfallenen
Hütte Davids» den Bau einer neuen
Hütte durch den Messias aus der Dy-
nastie Davids. Symbolisch gesprochen
gibt es in oder durch Yeshua eine neue
Hütte, ein neues Haus Gottes sowohl
für den Juden als auch den Nichtju-
den. Mit anderen Worten: In Yeshua
gibt es einen neuen Bund, einen neuen
und besseren Weg der Erlösung für alle
Nationen auf Erden.
Der Messias Yeshua hat der Welt
eine Zeit der Reformation (hebr.:
Tikkun) gebracht. Die neue Hütte
symbolisiert eine neue Ordnung im
Reich Gottes. Im universalen Reich
des Messias gibt es eine vollkomme-
ne Hütte, kein von Menschenhand
gemachtes Gebäude, sondern ein
Heiligtum, das die ewige Erlösung
sichert. Diese neue Hütte ermöglicht
allen Völkern eine ewige Versöhnung
mit Gott dem Vater und Seinem
Sohn Yeshua (s. auch Hebr 9,12).
Die neue und heilige Hütte des Mes-
sias symbolisiert das Gegenteil einer
vergänglichen Laubhütte und weist
uns auf dauerhafte und ewige Dinge
hin: erstens auf einen ewigen Bund
(Hebr 13,20), zweitens auf eine ewige
Erlösung und drittens auf ein ewiges
Erbe mit ewigen Segnungen (Hebr
9,15). Die neue Hütte Davids steht
einerseits für eine neue Situation in
der jetzigen Schöpfung und ist ande-
rerseits ein Hinweis auf das, was über
die heutige Welt hinausgeht.
Allerdings müssen wir dabei eines
betonen: Die neue Hütte Davids, der
neue Bund, bestehend aus Juden und
Nichtjuden, hebt die ewige Erwählung
und Berufung Israels als einzigartige
Nation nicht auf! Denn Gott hat Sein
Volk Israel nicht verstossen (Röm
11,1-2). Auch heute gibt es in Israel
einen Überrest, den Gott aus Gnade
erwählt hat (V 5). Die heute stattfin-
dende Sammlung des Volkes Israel in
das Land seiner Väter und die geistli-
che Wiederbelebung der «verdorrten
Gebeine» Israels (Hes 37,1-15) ist ein
wesentlicher Bestandteil dieser neuen
Ordnung.
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
KLEINES ABENTEUER FÜR «OMA LUDMILA»
Wie tschechische Israelfreunde den Weg in das
verheissene Land fanden
Es war Ende 1992. Wir genossen
unsere im Jahr 1989 wieder gefunde-
ne Freiheit. Jetzt konnten wir endlich
unseren christlichen Glauben unge-
hindert ausleben, und wir konnten
auch reisen, wohin wir wollten. Bei
einem Vortrag über Israel und die
Erfüllung biblischer Prophezeiun-
gen im Land fragte mich ein älterer
Glaubensbruder: «Können Sie auch
mal eine Israelreise für Protestanten
organisieren? Unsere Kinder haben
meiner Frau und mir so eine Reise
geschenkt, aber leider mit einer ka-
tholischen Gruppe. Wir haben viele
Kirchen gesehen und Messen miter-
lebt, aber von Israel selbst nur wenig
mitbekommen.»
Also besuchte ich das Prager Büro
der israelischen Fluglinie EL AL.
Dort sprach ich mit dem Direktor.
«Auf so etwas haben wir schon lange
gewartet, Frau Hallerova», sagte er
zu mir. Und dann ging alles ganz
schnell. Ich bekam Kontakt zu einer
kleinen Reisegesellschaft, die solche
Reisen zu einem günstigen Preis an-
bieten konnte. Die geistliche Leitung
übernahm Bruder Ostrolucky. Er ist
schon einmal in Israel gewesen, als
für seine Eltern in Yad Vashem ein
Baum gepflanzt wurde. Sie hatten
während der Nazizeit Juden gerettet.
Gemeinsam mit Bruder Ostrolucky
veröffentlichen wir schon jahrelang
die tschechische Ausgabe der Zeit-
schrift «Mitternachtsruf». Mit diesem
Missionswerk, das meine ehemaligen
Mitstudenten von der Bibelschule Be-
atenberg gegründet haben, stehe ich
seit dessen Anfängen in Verbindung.
Mit der Hilfe meines Sohnes kam
eine grosse Reisegruppe zusammen.
Er übernahm die organisatorische
Betreuung der Reise. Seine damals im
sechsten Monat schwangere Frau flog
ebenfalls mit nach Israel. Das war im
Dezember 1993. Mein kleiner Enkel,
der nach dieser Reise geboren wurde,
hat aus diesem Grund den Namen
«Jordan» bekommen.
Unter der Leitung von Bruder
Ostrolucky fanden dann zweimal
jährlich Gruppenreisen nach Israel
statt. Bis zur zweiten Intifada standen
diese sehr beliebten Reisen unter dem
Motto: «Mit der Bibel in der Hand
durch das Heilige Land». Da mein
Mann damals schon über 80 Jahre
alt war und keine langen Reisen mehr
machen konnte, begleitete ich die
Gruppen nicht bis nach Israel, son-
dern nur zum Flughafen. Als wegen
der zweiten Intifada die Herbstreise
nicht stattfinden konnte, dachte ich:
«Vielleicht komme ich nie mehr in
das geliebte Land, nach dem ich mich
schon seit meiner Kindheit sehne!»
Doch meine Freunde in Israel
schrieben mir: «Wo sind die Chris-
ten, die Israelfreunde? Sollten sie
nicht gerade jetzt ins Land kommen?
Erst in schweren Zeiten bewährt sich
doch eine Freundschaft!» Was sollte
ich bloss tun? Kein Reisebüro wollte
Gruppenreisen nach Israel organisie-
ren. Offenbar liess sich auch niemand
mehr dazu bewegen, in dieses «gefähr-
liche» Land zu reisen. Mir aber war, als
ob mich mein Heiland fragte: «Willst
du jetzt nach Israel? Dann biete doch
Gruppenreisen der Liebe und der Soli-
darität an!»
Also fragte ich wieder bei der EL
AL um Rat. Dort kannte man mich ja
schon sehr gut. «Aber Frau Hallerova»,
sagte der Direktor, «Sie haben doch
viele Freunde in Israel. Diese Freunde
können für Sie die Reisen organisieren.
Wir geben Ihnen Gruppenflugkarten,
AUS ISRAEL
und dann kann es losgehen!» Also
wandte ich mich an mehrere gute Be-
kannte in Israel. Als Erste antwortete
mir Beate Winkler vom Hotel Beth-
Shalom in Haifa, die Tochter von Wim
Malgo, einem meiner ehemaligen Mit-
studenten von der Bibelschule Beaten-
berg, den ich schon seit 1948 kannte.
Mir kam es vor, als würde mir meine
eigene Tochter schreiben!
So flog im Frühling 2002 die erste
von mir organisierte Gruppe in das von
der Intifada geplagte Israel. Die acht
Teilnehmer waren schon in besseren
Zeiten dort gewesen. Ich verabschie-
dete sie am Flughafen mit dem Gebet,
dass der Herr sie
bewahren und
sie in Seinem
Lande segnen
möge. Das tat Er
dann auch. Als
sie zurückkamen,
waren sie begeis-
tert vom Hotel
Beth-Shalom,
von Fredi Wink-
ler und seiner
Reiseleitung. In
Haifa sagte ihnen
ein Gast, dass
Die Erholungs-Oase Beth-Shalom in Israel, ein
Ort der Begegnung und des Segens
sie keinen besseren Reiseleiter haben
könnten, denn: «Was Fredi Winkler
über Israel nicht weiss, lohnt sich nicht
zu wissen!»
Im Mai 2002 holte der Herr mei-
nen lieben Mann in Seine himmli-
sche Herrlichkeit. Schon im Herbst
desselben Jahres begann dann mein
erstes Israelabenteuer, und es geht
bis heute weiter. Zweimal jährlich
organisiere ich gemeinsam mit Be-
ate Winkler Gruppenreisen nach
Israel. Der Herr segnet das Zusam-
mensein von Leuten, die sich bei
diesen Reisen meistens zum ersten
Mal begegnen. Wir finden zu einer
Einheit im Geist, beten gemeinsam,
singen und geniessen das Land, aber
7
H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 12/2005
auch die wunderbare Verpflegung im
Hotel Beth-Shalom. Wir fühlen uns
dort weniger wie Touristen, sondern
mehr wie gute Freunde, die zu Besuch
kommen. Das Hotel ist für uns wie
ein Zuhause mit seiner guten Küche,
den schönen Zimmern, dem gemütli-
chen Speisesaal und der Terrasse, auf
der man vor oder nach dem Essen
zusammen sitzen und Fredi Winkler
«ausfragen» kann. Er hat ein um-
fangreiches Wissen über das Land
und über die biblische Prophetie, die
sich hier erfüllt.
Jede Reisegruppe ist anders, und
es ist für mich, die «Oma Ludmila»,
immer ein kleines Abenteuer, bis ich
GEDANKEN ZU DEN UNRUHEN IN FRANKREICH
«Intifada» in Europa
Die Krawalle muslimischer Jugendlicher, die am 27. Oktober in Frankreich mit «Allahu Akbar»
begannen, könnten ein Wendepunkt der europäischen Geschichte sein.
Was in Clichy-sous-Bois am
Rande von Paris begann, hatte sich
in der elften Nacht auf 300 fran-
zösische Städte und nach Belgien
und Deutschland ausgebreitet. Die
Gewalt, die schon mit einigen sinn-
trächtigen Namen bedacht worden
ist – Intifada, Djihad, Guerillakrieg,
Aufstand, Rebellion und Bürgerkrieg
– ist ein Anlass zum Nachdenken.
Das Ende einer Ära: Die Zeit der
kulturellen Unschuld und politischen
Naivität, als die Franzosen ohne
Konsequenzen grobe Fehler machen
konnten, geht ihrem Ende entgegen.
Wie in anderen europäischen Staa-
8
AUS ISRAEL
jeden Teilnehmer kennen gelernt
habe. Die letzte Gruppe (vom 15.
bis zum 25. September 2005) war
mit 36 Personen die bisher grösste.
Drei Teilnehmer hatten noch keine
persönliche Beziehung zum Heiland,
aber sie sind von der Reise als Seine
Jünger zurückgekehrt! Eine ältere
Dame, die mich in den Bahai-Gärten
beim Übersetzen von Fredi Winklers
Erläuterungen ablöste, hat durch sei-
ne klaren Worte Antworten erhalten
auf viele ihrer Fragen (über New Age,
den Hinduismus, Buddhismus usw.).
Sie sagte: «Alles, was mich belastet
hat, ist nacheinander von mir abge-
fallen, und als wir unten ankamen,
ten (insbesondere Dänemark und
Spanien) ist jetzt in Frankreich ein
ganzes Bündel von Fragen über die
Präsenz von Muslimen im Land an die
Spitze der politischen Tagesordnung
gerückt - wohl
für die nächsten
Jahrzehnte.
Dazu gehö-
ren Themen wie
der Niedergang
des christlichen
Glaubens und
der damit ver-
bundene demo-
graphische Zu-
sammenbruch;
ein Wohlfahrt-
system von der
Wiege bis zum
Krawalle in Frankreich, «Intifada» in Europa?
Grab, das Immigranten selbst dann
noch anlockt, wenn es die langfristige
wirtschaftliche Lebensfähigkeit eines
Landes untergräbt; die Entfremdung
von historischen Bräuchen zu Guns-
ten von Experimenten und seichtem
Multikulturalismus; die Unfähigkeit,
Grenzen zu kontrollieren oder Ein-
wanderer zu integrieren; die Erkennt-
nis, dass europäische Städte weitaus
war Jesus die einzige Wahrheit für
mich. Jetzt gehöre ich Ihm.» Das
Ehepaar, das während der Reise auch
zu einer persönlichen Beziehung zu
Jesus fand, hat mir geschrieben: «Als
wir nach Hause gekommen sind, war
unser Herz erfüllt vom Herrn. Jeden
Tag singen wir zusammen die schö-
nen Lieder …»
Ich bin jetzt 77 Jahre alt, und ich
weiss nicht, wie lange ich noch bei den
Israelreisen mitmachen kann. Doch
so lange der Herr mir die Kraft dazu
gibt, organisiere ich mit grosser Freude
weitere Besuche in Seinem Land, wo
ich immer etwas Neues lerne.
Ludmila Hallerova, Prag
gewalttätiger sind als amerikanische;
ein Erstarken des Islam und radikal
islamischer Gruppen.
Nicht zum ersten Mal: Der Auf-
stand in Frankreich ist nicht der erste
Fall einer organisierten Erhebung von
Muslimen in Europa. Ihm ging zuvor
ein Krawall in Birmingham, England
voraus, der von einem weiteren in
Arhus, Dänemark, begleitet war. In
Frankreich selbst kennt man eine
Geschichte muslimischer Gewalt, die
bis ins Jahr 1979 zurückreicht. Anders
bei den derzeitigen Unruhen ist ihre
Dauer, ihr Ausmass, das planmässi-
ge Vorgehen der Randalierer und ihre
Heftigkeit.
Leugnung in den Medien: Die
französische Presse spricht taktvoll
von «urbaner Gewalt» und stellt die
Randalierer als Opfer des Systems dar.
Die Medien leugnen eine Verbindung
zum Islam. Ignoriert wird auch der
dahinter steckende Islamismus mit
seiner antifranzösischen Haltung und
seinem Ziel, das Land zu dominieren
und seine Zivilisation durch die des
Islam zu ersetzen.
Eine andere Methode des Dji-
had: Muslime aus dem nordwestli-
chen Europa haben im vergangenen
Jahr drei verschiedene Formen des
Djihad angewendet: einmal die grobe
Variante in Grossbritannien, bei der
in London willkürlich Pendler getötet
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
wurden; dann die gezielte Variante in
den Niederlanden; dort werden poli-
tische und kulturelle Führungsfigu-
ren bedroht und in einigen Fällen
angegriffen; und nun die diffusere
Form der Gewalt in Frankreich, die
zwar weniger mörderisch ist, aber
politisch mehr Gewicht hat. Welche
dieser oder anderer Methoden sich
als die wirksamste erweisen wird, ist
noch unklar. Die britische Variante
ist deutlich kontraproduktiv, also
werden vermutlich die holländischen
und französischen Strategien erneut
auftreten.
Sarkozy gegen Villepin: Zwei
französische Spitzenpolitiker und
mögliche Präsidentschaftskandida-
ten für 2007, Nicholas Sarkozy und
Dominique de Villepin, haben auf die
Krawalle sehr gegensätzlich reagiert;
ersterer nahm eine harte Linie ein (er
verkündete «Null Toleranz» gegenü-
ber urbaner Gewalt), letzterer eine
sanfte (er versprach einen «Aktions-
plan» zur Verbesserung der Lebensbe-
dingungen in den Grossstädten).
Gegen den Staat: Die Krawalle
begannen acht Tage, nachdem Sar-
kozy eine neue Politik des «gnaden-
losen Krieges» gegen urbane Gewalt
verkündet und zwei Tage, nachdem
er gewalttätige Jugendliche als «Ab-
schaum» bezeichnet hatte. Viele Ran-
dalierer sehen sich in einem Macht-
kampf mit dem Staat und konzentrie-
ren ihre Angriffe auf dessen Symbole.
Ein typischer Bericht zitiert Mohamed
(20), den Sohn eines marokkani-
schen Einwanderers, der behauptet:
«Sarko hat den Krieg erklärt, also
wird er Krieg bekommen.» Vertreter
der Randalierer haben verlangt, dass
die französische Polizei die «besetzten
Gebiete» verlässt; im Gegenzug gab
Sarkozy «Fundamentalisten» teilweise
die Schuld an den Krawallen. Daniel
Pipes in «New York Sun»
Kommentar: Über die Ursachen
der Unruhen in Frankreich ist schon
viel diskutiert worden. Aber müssen
wir den wahren Grund nicht auch
darin suchen, dass Frankreich Israel
AUS ISRAEL
am stärksten kritisierte, als es sich
gegen die Intifada wehrte? In Frank-
reich wäre so etwas nicht möglich,
die französischen Behörden hätten
das ganz anders gelöst als Israel, lau-
tete etwa die Kritik. Heute sind diese
Vorwürfe weitgehend verstummt,
die Fakten vor Ort sprechen eine
ganz andere Sprache. Wie in Israel
ist auch die «Intifada» in Frankreich
zum grossen Teil von Muslimen
ausgelöst worden. Die Parallelen
zu Israel sind kaum zu übersehen.
In Israel ist es heute relativ ruhig,
Frankreich brennt (bei Redaktions-
schluss). Auch wenn die Unruhen
hoffentlich bald abflauen, sind diese
Geschehnisse doch ein Reden Gottes.
Was Europa jahrelang Israel angetan
hat, kommt nun auf seinen eigenen
Kopf zurück. Wird das Wort Gottes
aus 1. Mose 12,3 nicht hochaktuell:
«Ich will segnen, die dich segnen und
verfluchen, die dich verfluchen»? Oder:
«Wer euch (=Israel) antastet, der tastet
Seinen (= Gottes) Augapfel an!» (Sach
2,12)? CM

GIBT ES SO ETWAS WIE EIN «JÜDISCHES GENIE»?

Mehr als ein Drittel aller Nobelpreisträger

sind Juden
Prof. Israel Auman aus Jerusalem, der im Dezember den Nobelpreis für Wirtschaft erhält, gehört
zu einer grossen Gruppe von israelischen und jüdischen Preisträgern. Auffallend ist, dass 34 Pro-
zent aller Nobelpreisträger Juden sind. Diese Zahl ist bemerkenswert, vor allem deshalb, weil nur
0,6 Prozent der Weltbevölkerung Juden sind.
Angesichts solcher Daten hört man häufig die Frage, ob es Dieses Bild trifft allerdings nicht nur auf die USA und die heutige
so etwas wie einen Erbfaktor für ein «jüdisches Genie» gibt, oder Zeit zu. Im mittelalterlichen Spanien waren 41 Prozent der Gelehrten
weshalb Juden mehr als andere Menschen lernen, erfinden, und Juden, während sich ihr Anteil an der Bevölkerung nur auf 2,7 Pro-
entdecken. Wie ist dieses Phänomen zu erklären? Warum haben zent belief. Im 14. Jahrhundert n.Chr. war ein Prozent der Weltbevöl-
jüdische Denker im Laufe vieler Jahrhunderte immer wieder eine kerung jüdischer Herkunft; dennoch stellten sie damals 17,6 Prozent
herausragende Rolle gespielt? Nicht nur der hohe Prozentsatz von aller Gelehrten. Zwischen 1819 und 1935 waren rund 20 Prozent der
Juden unter den Nobelpreisträgern ist erstaunlich, sondern auch deutschen Wirtschaftselite Juden, während sich ihr Anteil an der
noch andere Fakten. deutschen Bevölkerung auf kaum mehr als ein Prozent belief.
So sind zum Beispiel in den USA 60 Prozent aller Absolventen der Diese Zahlen weckten die Neugierde eines amerikanischen
angesehenen Yale Universität Juden. 26 Prozent aller Juraprofessoren Wissenschaftlerteams. So beschlossen diese nichtjüdischen For-
in den USA sind Juden, und 40 Prozent der führenden Anwälte in scher, wissenschaftlich zu ergründen, warum «Juden schlauer als
New York und Washington sind ebenfalls jüdischer Herkunft. Auch in andere Menschen sind». Schon seit einigen Jahren befassen sich Dr.
Hollywood sind Juden an der Spitze der Filmindustrie zu finden. Sie Gregory Cochran aus New Mexico und Dr. Henry Harpending aus
haben rund 60 Prozent aller wichtigen Schlüsselpositionen. Zudem Utah mit dieser Frage. Im Rahmen ihrer Forschung konzentrierten
ist ein Drittel der amerikanischen Milliardäre jüdisch. 1997 stellten sie sich vor allem auf Juden aschkenasischer Herkunft. Den Unter-
Juden rund 14 Prozent des Kabinetts von Präsident Bill Clinton. Im suchungszeitraum begrenzten sie auf 300 Jahre. In einem langen
Verhältnis zur Gesamtbevölkerung der USA sind diese Zahlen umso Artikel, dessen Thesen durch zahlreiche Statistiken gestützt werden,
erstaunlicher. Gerade einmal zwei Prozent der amerikanischen Bür- behaupten sie, dass es tatsächlich so etwas wie ein «jüdisches Genie»
ger sind Juden. gibt. Ihrer Meinung nach ist ein «jüdisches Gehirn» aufgrund gene-

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H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 12/2005
AUS ISRAEL
tischer Kombinationen besser entwickelt. Dieses Phänomen zeige
sich jedoch nur bei aschkenasischen Juden. Die Begründung der
beiden Forscher lautet: Aschkenasische Juden haben in Osteuropa
in abgesonderten Gemeinden gelebt, sodass es zu relativ wenig «ge-
netischem Einfluss von aussen» kam. Auf diese Weise sei im Laufe
der Zeit eine einzigartige Gruppe von Menschen mit besonderen
genetischen Merkmalen entstanden. Manche Erbkrankheiten seien
nur bei aschkenasischen Juden zu finden. Auch diese Tatsache sei auf
die besondere genetische Kombination dieser Bevölkerungsgruppe
zurückzuführen. Zugleich habe diese einzigartige genetische Kom-
bination, so die Wissenschaftler, zu «besonderen biochemischen
Mutationen» geführt, durch die sich das Gehirn weiterentwickelte.
Ein solches «weiterentwickeltes Gehirn» verarbeite aufgenommene
Daten anders. Deshalb, so die Forscher, finde man in dieser Bevöl-
kerungsgruppe sehr viele Menschen mit einem besonders hohen
Intelligenzquotienten.
Die Forschungsergebnisse der beiden Amerikaner stiessen auf
heftige Kritik und wurden vor allem von Juden scharf angegriffen, die
diese Theorien und die angeführten Erklärungen sogar als «totalen
Unsinn» bezeichneten. So bleibt die Frage, warum unter den Intel-
lektuellen besonders viele Juden zu finden sind, immer noch offen.
Die meisten Forscher, die sich bisher mit dieser Frage beschäftigt
haben, hatten Schwierigkeiten, eine plausible Antwort zu finden.
Die Theorie einer besonderen genetischen Kombination weisen die
meisten von ihnen zurück. In ihren Augen ist ein solches Argument
nichts anderes als purer Rassismus und Antisemitismus.
Die Antwort auf die aufgeworfenen Fragen suchen die meisten
Forscher in der Soziologie sowie in der jüdischen Geschichte und in
der besonderen Lebensweise von Juden. Der Wissenschaftler Eran
Katz, der sich umfassend mit dem Thema «jüdische Intelligenz»
befasst, vertritt ebenfalls diese Meinung. Die Jahrhunderte wäh-
renden Verfolgungen, die Diskriminierung und die wiederholten
Ausweisungen zwangen Juden zu einer anderen Lebensweise. Die
Herausforderung, sich immer wieder neuen Situationen anpassen
zu müssen, schärfe den Verstand. Ferner argumentiert Katz, dass
Juden wegen ihrer ständigen Verfolgung nicht in Besitztümer in-
vestieren konnten. Auf einer überstürzten Flucht kann man noch
nicht einmal seine Bücher mitnehmen. Wegen dieser Umstände
entwickelte sich eine Gelehrsamkeit, bei der unter anderem auch
das Auswendiglernen eine wichtige Rolle spielte. Nur auf diese Weise
BALD NEUWAHLEN IN ISRAEL
Politischer Wandel in Israel
Wieder einmal haben sich in Israel die politischen Ereignisse förmlich überschlagen. Die Auflösung
der Regierung von Ministerpräsident Sharon wurde durch die überraschende Wahl von Amir Pe-
retz zum neuen Vorsitzenden der Arbeitspartei verursacht. Zunächst war von einer «Revolution»
die Rede, dann folgte das «Erdbeben».
Israelische Medien hatten die Wahl von Peretz zum Par-
teivorsitzenden als «Revolutionierung» dieser alteingesessenen
Partei bezeichnet, die auf den Staatsgründer David Ben-Gurion
zurückgeht. Die Absage der Wähler an Peretz’ Gegenkandidaten
Shimon Peres wird sowohl der Arbeitspartei als auch der gesamten
Politik eine neue Richtung geben. Dennoch zeigen sich die Journa-
10
konnten Juden gewährleisten, dass antike Schriften des Judentums
trotz der Zerstörung ihres Eigentums nicht in Vergessenheit gerieten.
Auswendiglernen ist das beste Training für das Gehirn.
Es gibt sogar Wissenschaftler, die die besonderen intellektuellen
Fähigkeiten von Juden mit dem jüdischen Speiseplan in Zusammen-
hang bringen. Die Halacha, der jüdische Religionskodex, beschäftigt
sich sehr ausgiebig mit Lebensmitteln, Speisen und deren Zuberei-
tung. In der Gemara – einem der Bücher, die zur Halacha zählen
– werden auch Lebensmittel erwähnt, die das Erinnerungsvermögen
steigern sollen. Dazu gehören Eier, Honig und Olivenöl. Tatsächlich
wussten unsere Vorfahren durchaus gut Bescheid. Die Glukose des
Honigs wirkt sich direkt auf das Gehirn aus, und Eier enthalten
Lecithin, welches das Erinnerungsvermögen stärkt.
Wieder andere Wissenschaftler begründen das Phänomen des
«jüdischen Genies» mit dem besonderen Stellenwert, den das Ler-
nen und das Studium im Judentum hat. Dazu führte ein namhafter
Professor aus: «Im Judentum gibt es die Tradition, Bücher und
Gelehrsamkeit besonders zu ehren und zu respektieren. … Nicht
jeder Juden war ein gelehrter Jude, und dennoch hatte die jüdische
Gesellschaft einen besonderen Respekt vor Menschen, die lernten
und studierten.» Die jüdische Gesellschaft förderte Mitglieder ihrer
Gemeinschaft, die studieren wollten. Diese Tradition wurde bei-
spielsweise auch in den Familien von Albert Einstein und anderer
jüdischer Genies praktiziert.
Abschliessend ist zu sagen, dass diese unterschiedlichen Erklä-
rungen unvollständig sind. Eine umfassende Antwort auf die Frage,
warum Juden offenbar intelligenter als andere Bevölkerungsgruppen
sind, wurde immer noch nicht gefunden. ZL
Kommentar: Man kann noch viele weitere Untersuchungen an-
stellen, weshalb Juden oft intelligenter zu sein scheinen als andere
Menschen. Aber müssen wird den Grund nicht einfach darin suchen,
dass der hohe IQ vieler Juden eine Begleiterscheinung des göttlichen
Segens für das auserwählte Volk ist? Im Tausendjährigen Reich, wenn
sich Israel bekehrt haben wird, wird dieses Phänomen noch deutli-
cher sichtbar, steht doch in 5. Mose 28,12-13: «Und du (= Israel) wirst
vielen Völkern leihen; du aber wirst dir nichts ausleihen müssen. Und
der Herr wird dich zum Haupt setzen und nicht zum Schwanz; und
es wird mit dir immer nur aufwärts gehen und nicht abwärts, wenn
du den Geboten des Herrn, deines Gottes, gehorchst.» CM
listen erstaunt über die Schnelligkeit, mit der diese «Revolution»
Wirkung zeigte.
Amir Peretz (54) ist im Ausland zwar relativ unbekannt, aber in
Israel eine einflussreiche politische Persönlichkeit. Er wurde in Ma-
rokko geboren und kam mit seinen Eltern im Alter von vier Jahren
nach Israel. Dann wuchs er in der «Entwicklungsstadt» Sderot auf.
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
In Israel ist er ein populärer Wortführer der
Arbeiter. Er hat den Osloer Friedensprozess
nachhaltig unterstützt und befürwortet die
Gründung eines Palästinenserstaates. Als
Politiker ist er ein
Mann aus dem
Volk, weil er sich
von ganz unten
beharrlich hochge-
arbeitet hat. In den
letzten Jahren war
er Vorsitzender der
Allgemeinen Ge-
werkschaft. Dann
schaffte er es, in
die Knesset ge-
wählt zu werden. Amir Peretz
Langsam aber si-
cher baute er seine
politische Macht aus. Für die Menschen in
Israel ist Amir Peretz vor allem ein Politiker,
dem soziale und gesellschaftliche Proble-
me am Herzen liegen und der eine klare
Linie vertritt. Als demokratischer Sozialist
hat er sich immer für die Armen, Schwa-
chen und Bedürftigen eingesetzt. Er ist ein
entschiedener Gegner der konservativen
Wirtschaftspolitik von Benjamin Netanja-
hu, denn diese Politik hat in Israel zwar
zu einem Wirtschaftsaufschwung geführt,
ging aber zu Lasten der Schwächeren in
der Bevölkerung.
Gleich nach seiner Wahl zum Vorsitzen-
den der Arbeitspartei kündigte Peretz an,
Sharon die Zusammenarbeit aufzukündi-
gen, zunächst aber mit ihm verhandeln zu
wollen. Als Sharon darauf nicht reagierte,
stellte er ihm ein Ultimatum und reichte
nachfolgend die Rücktrittsgesuche der
Minister aus der Arbeitspartei ein. Damit
stand Ende November fest, dass es in
Israel zu vorzeitigen Neuwahlen kommen
würde.
Das «politische Erdbeben» war damit
jedoch noch nicht zu Ende. Nachdem Ariel
Sharon den Staatspräsidenten darüber in-
formiert hatte, nicht mehr regierungsfähig
zu sein und Moshe Katzav sein Rücktritts-
gesuch angenommen hatte, überraschte er
mit einer Neuigkeit: Er will aus dem Likud
austreten und eine eigene Partei der
Mitte gründen. Während die politischen
Beobachter noch über die zukünftigen
Parteifreunde von Sharon spekulierten,
kündigten die ersten Politiker bereits an,
mit Sharon in die neue Partei zu wech-
seln, unter anderem auch Mitglieder der
Arbeitspartei. Bei Redaktionsschluss ging
allerdings das Rätselraten um eine Person
weiter. Bisher ist unklar, ob sich vielleicht
sogar Shimon Peres der neuen Partei Sha-
rons anschliessen wird. Der durch seine
Wahlniederlage in der Arbeitspartei schwer
angeschlagene Pe-
res hat sich bisher
kaum öffentlich
geäussert. Es gibt
jedoch Gerüchte,
dass er sogar ei-
nen Rückzug aus
der Politik erwägt.
Auch wenn der
Wahlkampf offiziell
noch nicht begon-
nen hat, haben die
Politiker bereits
mit gegenseitigen
Vorwürfen und
der Bildung von neuen Wahlkampflagern
begonnen. Am lautesten meldete sich Ben-
jamin Netanjahu zu Wort. Er griff Sharon
heftig an. Zweifellos sieht er jetzt für sich
eine Chance, endlich als Likud-Chef in den
Wahlkampf zu ziehen und wieder für das
Amt des Ministerpräsidenten kandidieren
zu können.
In einer solchen Zeit sind Meinungsum-
fragen für die Politiker besonders wichtig,
denn aus den Ergebnissen lassen sich auch
Rückschlüsse über die Wünsche der Wäh-
ler ziehen. Die ersten Umfrageergebnisse
nach diesen rasanten Entwicklungen sind
durchaus interessant. Einigen Parteien
wird eine schwere politische Niederlage
vorhergesagt. Neben der Shinui-Partei un-
ter Tommy Lapid, der bisher drittstärksten
Partei in der Knesset, dürfte auch Netan-
jahu wegen der Einschnitte im sozialen
Bereich, die er als Finanzminister unter
Sharon vornahm, nur wenige Stimmen
der traditionellen Likud-Wähler erhalten.
Den bisherigen Meinungsumfragen zu-
folge wird der Likud, der unter Sharon 40
Mandate in der Knesset hatte, nur noch
auf 28 Parlamentssitze kommen und
damit mit der Arbeitspartei gleichziehen.
Die ersten Trends verheissen jedoch auch
einen wahren Sieger dieses politischen
Erdbebens: Ariel Sharon, dessen neue
Partei es bei Umfragen auf 30 Knesset-
Mandate bringt. In einem solchen Fall
würde Sharon von Staatspräsident Katzav
erneut mit der Regierungsbildung betraut
werden. Doch die Meinungsumfragen in Is-
rael sind Schwankungen unterworfen. Wie
die letzten Wochen gezeigt haben, kann
bis zu den Neuwahlen im März noch viel
passieren. ZL
AUS ISRAEL
Randnotiz
WAHRSCHEINLICH ÄLTESTE
KIRCHE DER WELT ENTDECKT
In der Nähe von Megiddo wurde eine antike Kirche
gefunden, die Experten für das wahrscheinlich älteste
christliche Gotteshaus der Welt halten. Die Überreste
des Gebäudes wurden auf dem Gelände des Gefäng-
nisses von Megiddo und in der Nähe der antiken An-
siedlung dieses Ortes entdeckt. Auf die Ruinen waren
Bauarbeiter gestossen, die mit dem Bau eines neuen
Gefängnistraktes beauftragt waren. Archäologen, die
von der Antikenbehörde entsandt wurden und an
den Ausgrabungen auch einige Häftlinge beteiligten,
machten jedoch noch weitere Entdeckungen.
Ihrer Schätzung nach wurde die Kirche im späten
dritten oder frühen vierten Jahrhundert nach Christus
erbaut. In dieser Zeit war das Christentum noch eine
verbotene Religion. Zu den wichtigsten Entdeckungen
gehört das zentrale Element dieser Kirche, das schon
wenig später in keinem christlichen Gotteshaus
mehr zu finden war. Dabei handelt es sich um einen
einfachen Tisch - keinen Altar - im Zentrum des
Raumes. Um diesen Tisch herum versammelten sich
die Gläubigen, so wie Jesus mit Seinen Jüngern beim
letzten Abendmahl.
Während der Ausgrabungen entdeckte man auch
Mosaikfussböden mit drei griechischen Inschriften.
Neben vielen geometrischen Formen zeigen sie
auch Fische, die auch im frühen Christentum als
Symbole verwendet wurden. Ein Kreuz fand man
dagegen nicht.
Die Inschriften verweisen auf die Spender, die den
Bau der Kirche ermöglichten. Unter ihnen war auch ein
römischer Offizier. Auffallend ist die Erwähnung einer
Frau, denn «sie spendete den Tisch in Erinnerung an
unseren Gott Jesus Christus». ZL
«EVANGELIKALE SIND DIE
GRÖSSTEN FREUNDE ISRAELS»
Die evangelikalen Christen in den USA seien die
grössten Unterstützer Israels unter den Nicht-Juden.
Diese Meinung äusserte der ehemalige israelische
Finanz- und Premierminister Benjamin Netanjahu.
Er sprach vor dem Gremium der Knesseth zur
Zusammenarbeit mit Christen. Dieser Ausschuss, in
dem sich 14 Abgeordnete aus allen Parteien einmal
im Monat treffen, wurde vor knapp zwei Jahren
gegründet, um sich mit den christlichen Freunden
Israels zu beschäftigen.
Netanjahus Worte richteten sich an den amerikani-
schen evangelikalen Pastor John C. Hagee, der an den
Gesprächen teilnahm. «Diese (evangelikalen Christen)
unterstützen uns nicht, weil wir zur selben ethnischen
Gruppe gehören, sondern wegen einer weitergehen-
den Partnerschaft, die auf Werten basiert.»
Hagee, der mit seiner Frau Diana Israel bereits
zum 21. Mal besuchte, versicherte, dass 70 Millionen
amerikanische Christen hinter Israel stünden. «Wir
glauben, dass Gott deutlich gesprochen hat, als Er
sagte: ‹Wer Israel segnet, den will ich segnen, und
wer Israel flucht, den will ich verfluchen.› Wir gehen
mit Israel durch dick und dünn.» INN
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H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 12/2005
AUS ISRAEL
VERLOGENHEIT DER MEDIEN

Unterschlagung ist auch Propaganda

Die Rede des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, in der er die Tilgung des «Schand-
flecks» Israel von der Landkarte forderte, hat in einer ersten Reaktion weltweite Empörung aus-
gelöst. Politiker im Westen solidarisierten sich mit Israel und erklärten die in Teheran gemachten
Äusserungen für «unakzeptabel.»
Doch ebenso unakzeptabel ist eine spurlos verschwunden: bei «dpa», der die Arche ging, und nichts merkten, bis die
eigentümliche Selbstzensur der Medi- «Tagesschau», bei «Stern» und «Spie- Sintflut kam und sie alle dahinraffte, so
en. An jenem Mittwoch, als am Mor- gel». Nur in einer Analyse der dpa aus wird auch die Wiederkunft des Menschen-
gen der Hamas-Chef im Gazastreifen, Teheran wird sie noch einmal erwähnt, sohnes sein» (Mt 24,37-39).
jedoch verfälscht, als sei diese «Wut der Wie wir auch in der Bibel sehen, gibt
islamischen Nation» nur gegen Jorda- es immer wieder einzelne Menschen
nien und Ägypten gerichtet, nicht aber mit Durchblick, die die Menschen war-
gegen die übrige Welt. nen. Vor der Sintflut war es Noah. Die
Da wird also europäischen Staaten folgenden Zeilen von A. Baumgarten
der Krieg erklärt und der Untergang zeigen klar, dass es auch heute solche
gewünscht. Aber das wird schnell un- Menschen gibt:
terschlagen. Stattdessen bleibt nur die «Äusserungen wie die des iranischen
Drohung gegen Israel. Wenn nun im Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad
gleichen Atem- sind kein Fall für den Psychiater,
zug israelische sondern für eine schlagkräftige und
Präsident Mahmud Ahmadinedschad Attacken auf unmissverständliche militärische Ant-
Mahmoud A-Sa- Palästinenser, die wort. Uns Europäern werden erst die
har, die Zerstö- «massive Mili- Augen aufgehen, wenn der Iran über
rung Israels prophezeite, am Mittag täroffensive» und die «Zerstörung aller Atomwaffen und Langstreckenraketen
der iranische Präsident forderte, Israel Friedenshoffnungen» gemeldet werden, verfügt und wir mehr und mehr zum
von der Landkarte zu tilgen und am ohne mehr das Attentat in Hadera zu Spielball islamischer Erpressungen wer-
Nachmittag ein Palästinenser der Or- erwähnen, kommt der Verdacht auf, den. Europa muss sich schleunigst auch
ganisation Islamischer Jihad ein Attentat als würden gewisse Medienmacher zu militärischen Optionen mit allen
in der israelischen Stadt Hadera verüb- in Europa insgeheim dem iranischen zugehörigen Folgen bekennen, bevor es
te, wurde auch noch ein weiterer Satz Präsidenten Beifall zollen. Das können zu spät ist. Es ist höchste Zeit im Iran
Ahmadinedschads zitiert: «Jeder, der sie natürlich nur solange tun, wie sie und in Syrien für einen Regimewechsel
Israel anerkennt, wird im Zornesfeuer Vernichtungsdrohungen gegen ihre zu sorgen. Wer heute die USA im Irak
der islamischen Nation verbrennen.» eigenen Länder zensieren. US/AN hängen lässt, muss sich untätige Vorbe-
Laut «Irna», der iranischen Nachrich- reitung an einem barbarischen Zeitalter
tenagentur, warnte Ahmadinedschad, Kommentar: Wir verweisen in die- vorwerfen lassen. Es wäre nicht das
dass «Länder und Führer, die Massnah- sem Zusammenhang auf das Grusswort erste Mal, dass europäische Untätigkeit
men zur Anerkennung des zionistischen von Fredi Winkler auf Seite 3. Die Ver- in die Katastrophe führt. Wer Terror
Regimes ergriffen haben, unter Druck logenheit der europäischen Nationen unverhohlen unterstützt, fördert oder
stehend oder mangels tiefen Verständ- ist heute auf allen Gebieten sichtbar. sogar fordert, muss mit allen Mitteln
nisses, mit der Wut der islamischen Die Tatsache, dass in den Medien kaum an seinem Tun gehindert werden. Alles
Nation konfrontiert und auf ewiglich erwähnt wird, dass der militante Islam andere ist grob fahrlässig.»
verdammt würden.» Gleichgültig, des Iran auch Europa bedroht, zeigt Die Stunde der Wahrheit rückt
welche Übersetzung dem Original einmal mehr: Man will die drohenden unaufhaltsam näher. Die biblischen
entspricht, hat Ahmadinedschad nicht Gefahren nicht sehen und unterschlägt Voraussagen über das Ende werden
nur Khomeini zitierend gefordert, Israel lieber die Wahrheit. Diese Haltung sich 100-prozentig erfüllen. Der Ter-
von der Landkarte zu tilgen. Nein, er passt in die Endzeit. Man achtet nicht ror aus dem Islam bzw. die islamische
wünscht auch jenen Ländern Feuer und auf die weltweite Bedrohung durch den Religion wird sich niemals mit dem
Zorn des Islams, die Israel anerkannt islamischen Terror, weil man in der Be- Westen anfreunden können. Nähert
haben. Deutschland und Österreich völkerung keine Panik verbreiten will. sich dieser Konflikt seinem Höhe-
sind ebenso gemeint wie Ägypten, Jesus hat über diese fatale Haltung punkt? Wird er im Geschehen von
Jordanien und letztlich sogar die Pa- gesprochen, wenn Er sagt: «Wie es aber Harmagedon gipfeln? Ist der Islam der
lästinenser. in den Tagen Noahs war, so wird es auch Auslöser für eine baldige Einigung der
Seit jenem 26. Oktober ist jedoch bei der Wiederkunft des Menschensohnes westlichen Welt (Israel, Europa und
diese Drohung gegen europäische sein. Denn wie sie in den Tagen vor der die USA)? Auch die nächsten beiden
Länder aus allen deutschsprachigen Sintflut assen und tranken, heirateten und Berichte sind in diesem Licht zu se-
«Zusammenfassungen» der Rede verheirateten bis zu dem Tag, als Noah in hen. CM

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 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N AUS ISRAEL

ISRAEL UND ÄGYPTEN GEMEINSAM GEGEN TERRORISMUS

Terrorbasis im Sinai
General Aharon Ze’evi, der Direktor des Geheimdienstes der israelischen Armee, teilte diesen
Monat mit, dass Anhänger der Terrororganisation von Osama Bin Laden eine Operationsbasis im
Sinai aufgebaut haben. Die Ägypter wüssten davon, täten sich aber schwer, gegen diese Machen-
schaften auf ihrem Territorium vorzugehen. Dennoch zeichnet sich hier eine israelisch-ägyptische
Zusammenarbeit ab.

General Ze’evi setzte zunächst die Minister der israelischen und die ägyptische Muslim-Bruderschaft, die von Kairo aus operiert,
Regierung in Kenntnis, doch die Informationen des «Aman», wie der sind Verbündete. Deshalb haben die Ägypter auch nichts dagegen, wenn
Armee-Geheimdienst auf Hebräisch genannt wird, sickerten auch an Israel auf jede aus dem Gazastreifen abgeschossene Kassam-Rakete
die Öffentlichkeit durch. Dem «Aman» zufolge haben die Terroristen mit militärischen Gegenschlägen reagiert. Ein israelischer General äus-
der El Kaida in einer entlegenen Region im Sinai einen verlassenen serte sich kürzlich in den Medien zu diesem Thema. Er meinte, dass
Gebäudekomplex zu ihrem Hauptquartier umfunktioniert. Sie sollen die die Ägypter nicht abgeneigt seien, wenn sich Mohammed A-Zahar,
nähere Umgebung vermint haben, um das ägyptische Militär daran zu der gegenwärtige Befehlshaber der Hamas, «im Jenseits zu seinen
hindern, das Gelände zu stürmen. Die Ägypter gehen allerdings sehr Vorgängern Scheich Jassin und Rantisi gesellt…»
vorsichtig vor, weil sie wissen, welche Gefahren diese Terrorzellen für Israel übernimmt in dem sich wandelnden Verhältnis zwischen
ihr Land und auch für die Welt bedeuten. Sie fürchten nicht nur weitere Israel und Ägypten eine wichtige Rolle, und zwar die Kontrolle der
Anschläge auf Urlaubsgebiete im Sinai, sondern sind auch um die Sta- Grenzübergänge zwischen Israel, Ägypten und dem Gazastreifen, um
bilität im gesamten Land besorgt. General Ze’evi zufolge besteht kein eine reibungslose Abwicklung des Grenzverkehrs und des Waren-
Zweifel daran, dass der internationale Terrorismus radikaler Muslime transports zu gewährleisten sowie den illegalen Waffenschmuggel zu
immer näher an Israel heranrückt. unterbinden. Im Oktober und November fanden unter Vermittlung der
Die neusten Erkenntnisse über das Aktionsgebiet der internationalen USA mehrere Zusammenkünfte zwischen israelischen und ägyptischen
Terrororganisation El Kaida sind Besorgnis erregend, haben aber den- Experten statt. Die Ergebnisse dieser Gespräche wurden von Israel und
noch positive Aspekte. So führten die Informationen des israelischen Ägypten als Durchbruch bezeichnet, der zu einer Neuordnung der
Armee-Geheimdienstes zu einer Verbesserung der Beziehungen zwi- wirtschaftlichen Beziehungen im Dreieck Israel-Ägypten-Gazastreifen
schen Israel und Ägypten, dem grössten und einflussreichsten arabi- führen wird. ZL
schen Nachbarn Israels.
Die Tatsache, dass sowohl Ägypten als auch Israel vom internatio- Kommentar: Im Tausendjährigen Reich unseres Herrn Jesus
nalen Terrorismus muslimischer Extremisten bedroht werden, lässt sie Christus wird es einmal zwischen Israel und Ägypten, ja sogar mit
näher zusammenrücken. Obwohl beide Länder vor mehreren Jahrzehn- Syrien, ein noch viel besseres Zusammenwirken geben. So steht es
ten einen Friedensvertrag unterzeichnet haben, blieb das Verhältnis eher in Jesaja 19,23-24: «An jenem Tag wird von Ägypten eine gebahnte
unterkühlt, sodass allgemein von einem «kalten Frieden» gesprochen Strasse nach Assyrien gehen; der Assyrer wird nach Ägypten und
wurde. Die Bedrohung durch islamische Extremisten schafft jedoch ein der Ägypter nach Assyrien kommen, und die Ägypter werden mit
neues gemeinsames Interesse, das zu einem Wandel in den israelisch- den Assyrern dem Herrn dienen. An jenem Tag wird sich Israel als
ägyptischen Beziehungen zu führen scheint. drittes zu Ägypten und Assyrien gesellen und inmitten der Erde ein
Fast unbemerkt ist es nach den letzten Terroranschlägen im Sinai zu Segen sein.» CM
dieser Veränderung gekommen. In gut unterrichteten Kreisen wird diese
Entwicklung sogar als «Flitterwochen» bezeichnet. Auf der nachrichten-
dienstlichen Ebene beäugen sich Israel und Ägypten inzwischen nicht
mehr mit Argwohn und Misstrauen, sondern arbeiten eng zusammen.
Zudem wurde ein israelisch-ägyptischer Notfallstab ins Leben gerufen,
der Kooperationspläne für Krisen- und Notsituationen erarbeitet.
Darüber hinaus haben die Ägypter eingesehen, dass Israel keine
andere Wahl hat, auf jeden Terrorakt, der vom Gazastreifen aus gegen
Israel unternommen wird, mit unnachgiebiger Härte zu reagieren.
Inzwischen stimmen die Ägypter auch mit der Einschätzung der Isra-
elis über die politischen Konstellationen im
Gazastreifen überein. Auch sie glauben, dass
die verschiedenen islamischen Organisationen Die israelische Armee trainiert für den Ernstfall
Hamas, Islamischer Djihad, Al-Aqsa-Brigaden
und andere militärische Vereinigungen nur
dem Anschein nach separate Organisationen sind. Geheimdienster-
kenntnissen zufolge stehen alle diese Gruppen unter dem Befehl der
Hamas. Das hat auch für Ägypten weit reichende Folgen. Die Hamas

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H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 12/2005
AUS ISRAEL
IRAN: PROBLEME BEI RAKETENENTWICKLUNG?

Bedrohung aus dem Weltall

Es ist hinlänglich bekannt, dass der Iran über Langstreckenraketen aus eigener Produktion verfügt,
mit denen er den Staat Israel angreifen könnte. Ebenfalls weiss man, dass dieser islamische Staat
intensiv an einem Atomwaffenprogramm arbeitet und sich bisher trotz internationalem Druck nicht
davon abbringen lässt. Inzwischen hat sich der Iran in einen weiteren exklusiven Klub eingereiht.
Das Land verfügt seit einiger Zeit über einen eigenen Satelliten in der Erdumlaufbahn.

«Sina-1» wurde von den Iranern
entwickelt und gebaut, allerdings
mit massgeblicher Unterstützung
von Russland. Es handelt sich um
einen recht kleinen und einfachen
Satelliten, dessen Fähigkeiten ziem-
lich eingeschränkt sind. Dennoch
verdeutlicht die Lancierung eines
solchen Satelliten aus iranischer
Produktion nicht nur das techno-
logische Vermögen dieses Staates,
sondern veranschaulicht vor allem
dessen weltpolitischen Absichten,
unter anderem das Bestreben, zu
einer Weltmacht aufzusteigen.
Eigentlich wollten die Iraner den
Satelliten selbst in die Erdumlaufbahn
bringen, waren dabei jedoch letztlich
auf die Hilfe Russlands angewiesen.
Gerade diese Erkenntnis stiess bei is-
raelischen Militärexperten auf grosses
Interesse. Sie schlussfolgern daraus,
dass die Iraner mit der Entwicklung
ihrer Langstreckenraketen Probleme
haben.
Der Abschuss des «Sina-1» erregte
besonders in Israel Aufsehen. Doch
die Militärs nehmen nicht an, dass
von diesem technisch als rückstän-
dig zu bezeichnenden Satelliten eine
Gefahr für Israel ausgeht. Ebenso wie
die Politiker sind sie viel eher wegen
der politischen Absichten besorgt,
die durch diese Massnahme zum
Ausdruck gebracht werden soll. Auf
die rundum progagierte Absicht der
Araber, «die Juden ins Meer zu wer-
fen», reagierte einst der vor wenigen
Jahren verstorbene deutsch-jüdische
Philosoph und Theologe Shalom
Ben-Chorin mit den dichterisch an-
mutenden Worten: «Ach, wenn ich
nur ein Fischlein wär’, ich schwämm
vergnügt im blauen Meer – doch lei-
der bin ich’s nicht!»
In der Welt wurden die Ängste
der Israelis als übertrieben und die
Sprüche aus der arabischen Welt als
leere Rhetorik abgetan. Dabei regist-
riert man sie in Israel fast täglich in
der unmittelbaren Nachbarschaft.
Mahmoud A-Sahar, der Hamas-
Chef im Gazastreifen, erzählte der
israelischen Zeitung «Haaretz» ganz
unbefangen von beabsichtigten Ent-
führungen israelischer Bürger und
der Zerstörung Israels, weil Palästina
ein «islamisches Heiligtum» sei und
deshalb ein jüdischer Staat nicht
geduldet werden könne. Die Zeitung
veröffentlichte das Interview auf ihrer
Frontseite, wenige Stunden vor dem
mörderischen Anschlag in Hadera
mit fünf getöteten Israelis und vor
der Rede des iranischen Präsidenten
Ahmadinedschad bei einem Kongress
unter dem Motto «Die Welt ohne Zi-
onismus». Aus Bekennerbriefen der
Hamas, des Islamischen Djihad und
den El Aqsa-Brigaden geht immer
wieder klar hervor, dass die Mas-
senmorde an willkürlich zu Opfern
erkorenen Zivilisten auf Märkten
oder in öffentlichen Bussen im Kern-
land Israels nichts mit Besatzung zu
tun haben, sondern möglichst viele
Juden treffen sollen. Die Rache für
die Tötung eines Djihad-Kämpfers,
wie in Hadera, ist meistens nur ein
Vorwand. Den Anschlag hat angeb-
lich der von Soldaten getötete Lua
A-Saidi selber geplant.
Als Ahmadinedschad auf Persisch
rief: «Israel muss von der Landkarte
getilgt werden», erhielt er Applaus
von rund 4 000 Studenten. Andere
Sprecher, etwa der Hamas-Vertreter
in Teheran, schlugen in dieselbe Ker-
be. Die Welt reagierte unterschied-
lich bestürzt auf diese Äusserung
des frisch gewählten iranischen
Präsidenten. Frankreich rief seinen
Botschafter «zu Konsultationen»
nach Paris. In Berlin und London
wurden die
iranischen Bot-
schafter in die
Aussenministe-
rien zitiert.
Der russische
Aussenminister
Sergei Lavrov,
gerade zu Be-
such in Israel,
verurteilte den
Spruch des ira-
nischen Präsi-
denten, sperrte
Die iranische Schihab-Rakete vor der Tribüne in
Teheran
sich aber gegen Forderungen Isra-
els, die enge Kooperation mit Iran
im Atombereich einzustellen. Vi-
zepremier Shimon Peres verlangte
gleich darauf einen Ausschluss des
Irans aus der UNO, weil ein UNO-
Mitglied nicht zur Zerstörung eines
anderen UNO-Mitglieds und zum
Massenmord aufrufen könne.
Doch Peres begab sich mit dieser
Forderung auf Glatteis, denn seit
Jahrzehnten versuchen arabische
Staaten, mit der PLO-Vertretung
als Speerspitze, dem jüdischen Staat
die Akkreditierung bei den Vereinten
Nationen zu entziehen.

14
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Die Aufrufe zur Zerstörung Is- strebt ohnehin ein Verschwinden
raels gehen bis in die Zeit vor der aller Zionisten aus Palästina an. Vor
Staatsgründung 1948 zurück. Die dem ersten Irak-Krieg von 1991 droh-
arabischen Staaten verweigerten sich te Saddam Hussein, den Staat Israel
dem Teilungsplan von 1947, in dem zu «verbrennen». Zum Schutz gegen
die Errichtung eines jüdischen und ei- befürchtete Raketenangriffe mit bio-
nes arabischen Staates im damaligen logischen oder chemischen Gefechts-
britischen Mandatsgebiet vorgesehen köpfen wurde die gesamte israelische
war. Der Krieg von 1948 mit Beteili- Bevölkerung mit Gasmasken ausge-
gung aller arabischen Länder gegen rüstet. Doch die 32 auf Israel abge-
den kurz zuvor gegründeten jüdischen schossenen Skud-Raketen enthielten
Staat war die erste konzertierte Aktion nur konventionellen Sprengstoff.
der Araber, ihre Drohung umzuset- Im Iran wurde seit Khomeini der so
zen. Dem Sechstagekrieg von 1967 genannte «Jerusalem-Tag» zur Tradi-
gingen Massendemonstrationen in tion. Millionen Menschen demons-
Ägypten und Drohungen des Präsi- trierten in Teheran und riefen zur
denten Gamal Abdel Nasser voraus, Zerstörung des «kleinen Satans» (Is-
die Juden ins Meer zu treiben. raels) auf. Die USA sind für die Iraner
Die bis heute nicht geänderte der «grosse Satan». Die Welt reagierte
Charta der PLO und der Hamas nur halbherzig auf weitere Ankündi-
AUS ISRAEL
gungen Teherans, Israel buchstäblich
aus der Welt zu schaffen. Allein der
französische Militärattaché verliess
vor einigen Jahren in Teheran die
Ehrentribüne während einer Mili-
tärparade, als Schihab-Raketen mit
der Aufschrift «Tel Aviv» vorgeführt
wurden, die eines Tages eine Atom-
bombe nach Israel tragen sollten.
Israelische Proteste stiessen damals
in Europa auf taube Ohren, die Ame-
rikaner dagegen reagierten sensibler.
Erst als den Europäern klar wurde,
dass der Iran schon in absehbarer
Zeit im Besitz einer Atombombe sein
könnte und gleichzeitig Trägerraketen
entwickelt, die bis Berlin, London und
Paris fliegen könnten, wachten auch
die EU-Staaten auf, aber vielleicht ist
es schon zu spät. ZL/US

ERINNERUNGEN UND GEDANKEN EINES TERROROPFERS

Zwei Jahre danach

Zwei Jahre nach dem Terroranschlag auf das Maxim-Restaurant (21 Tote, 51 Verletzte), bei dem der
12-jährige Oran Almog fünf Mitglieder seiner Familie verlor, darunter auch seinen Vater und Bru-
der, und bei dem er selbst erblindete, hat er viel zu erzählen: über den Fahrer der Selbstmordatten-
täterin («Ich hoffe, er wird entsprechend bestraft»), über seinen Schmerz («Ich frage mich, warum
mir das zugestossen ist»), darüber, wie sehr er seinen Bruder vermisst («Die Sony-Play-Station ist
weniger anspruchsvoll als er es war») und über seine Blindheit («Ich leide darunter, nicht sehen zu
können, auch nur für einen Augenblick»). Eine bewegende Geschichte.

Von Eti Abramov, «Yediot Achronot»
Ein kleiner Junge sitzt in einem
Segelboot in der Tel Aviv Marina und
segelt in den Horizont hinein. Von
weitem gesehen, mit einer Kappe, die
auf der Rückseite seines Kopfes sitzt,
sieht er aus wie jeder andere 12-jährige
Junge. Aus der Nähe betrachtet, zeigt
es sich jedoch, dass er nicht so ist wie
alle anderen. Oran Almog ist blind.
Fast zwei Jahre sind vergangen seit
jenem schicksalsträchtigen Tag am 4.
Oktober 2003, als sich eine Selbstmord-
attentäterin im Maxim-Restaurant in
Haifa in die Luft jagte, dabei 21 Men-
schen tötete, 51 weitere verletzte und
mehrere Familien teilweise oder auch
ganz auslöschte. So erging es auch der
Almog-Familie. Grossvater Zeev – der
frühere Leiter der Marina-Schule in
Akko, Grossmutter Ruth, ihr Sohn
Moshik, seine Frau Orly und ihre
Kinder Oran (damals 10), Tomer (9)
und Adi (5), Moshiks Schwester Galit
Shtayer und ihr Sohn Assaf (10) ka- Shtayer vorgelesen, dem Onkel von
men vom Strand zurück und betraten Oran und Vater des verstorbenen As-
gerade das Restaurant. saf sel. A. Der Brief war von Oran in
Vier der neun Familienmitglieder Braille über einen längeren Zeitraum
überlebten die Explosion: die Schwie- geschrieben worden. «Unsere gesam-
gertöchter Orly und Galit sowie die te Familie lebt in grossem Schmerz»
Geschwister Adi und Oran, der als schrieb Oran, «weil wir nicht nur un-
Folge der Explosion sein Augenlicht
verlor.
«Ich bin blind erwacht». Zwei
Jahre sind seitdem vergangen und der
Kampf um das Überleben wich dem
Kampf, trotz der schweren Verletzun-
gen ein normales Leben führen zu
können. Vor einem Monat begann für
die Überlebenden ein weiterer Kampf,
dieses Mal vor Gericht gegen den
Fahrer, der die
Selbstmordatten-
täterin beförder- Oran beim Segeln
te. Während des ter dem Schmerz
letzten Verhand- unserer Verlet-
lungstages, der vor etwa drei Wochen zungen leiden, sondern uns auch
stattfand, wurde den Richtern ein so viele Mitglieder unserer Familie
bewegender Brief Orans von Ofer fehlen. Ich habe endlose Stunden

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H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
Nachrichten aus Israel • 12/2005
über den Holocaust gesprochen, der
über unsere Familie hereingebrochen
ist und der nach wie vor anhält, und
das alles wegen der kriminellen Hand-
lung eines Mannes, bei dem es mich
freut, dass ich diesen nie zu Gesicht
bekommen werde.»
Oran brach in Tränen aus, Fami-
lienmitglieder von jenen, die ermor-
det worden waren, weinten und die
Richter liessen betroffen ihre Köpfe
hängen. Onkel Ofer las weiter. «Eh-
renhafte Richter, leider kann ich Ihnen
nicht in die Augen sehen, aber schauen
Sie mich genau an. Wollen Sie, dass
weitere Kinder in Israel in meine Lage
geraten? Schauen Sie mir in die Au-
gen und schauen Sie sich gegenseitig
in die Augen und jedem Kind in Israel
in die Augen und sagen Sie ‹genug›»
Wir haben genug von Kollaborateuren,
die anderen helfen, sich illegal in Israel
aufzuhalten. Schicken Sie eine klare
und deutliche Botschaft hinaus, die
klar macht, dass jeder, der das Leben
von Israels Bevölkerung und deren
Kinder gefährdet, niemals wieder das
Tageslicht erblicken wird. Versprechen
Sie mir und allen israelischen Kindern,
dass die Strafe, die sie erteilen werden,
keinen Zweifel daran lassen wird, dass
gerade in Zukunft die Beförderung von
lebenden Bomben gegen das Gesetz
verstösst und weder akzeptiert noch
toleriert wird.»
«Oran, fühlst du Zorn gegenü-
ber dem Fahrer?» «Ja, natürlich! Ich
möchte, dass er entsprechend bestraft
wird, nicht nur sechs Jahre Gefäng-
nis.» Oran erblindete nicht sofort
16
AUS ISRAEL
nach der Explosion. «Das letzte Bild
an das ich mich erinnern kann, ist
jenes, in dem ich sehe wie ein Dok-
tor einen Schlauch in meinen Mund
einführt. Einen
Monat später
wachte ich blind
wieder auf.»
Anfangs ver-
suchten die Ärz-
te, durch meh-
rere komplizierte
Operationen im
Ausland Orans
Augenlicht zu
bewahren. Heute
träumt er davon,
wie durch eine
Operation seine
Augen mit seinem
Gehirn ohne ei-
Das Restaurant «Maxim» in Haifa nach dem
Bombenanschlag
nen optischen Nerv verbunden werden
können. «Ich muss mindestens fünf
Jahre auf diese Operation warten, die
für sich selbst gesehen sehr kompliziert
ist, weil sie auch eine Gehirnoperation
erfordert.»
Oran kehrte gegen Ende der 5. Klas-
se wieder auf seine frühere Schule, die
Reali-Grundschule in Haifa, zurück,
während er gleichzeitig weiter am Tel
Hashomer Hospital behandelt wurde.
Er wurde mit den anderen Schülern
seines Jahrganges in die 6. Klasse
versetzt. Seit dem 1. September dieses
Jahres besucht er die 7. Klasse der Reali
Junior High School. «Jetzt bin ich an
einer neuen Schule», sagt er, «es gibt
darunter Kinder, die Bescheid wissen
und andere, die zu verlegen sind, um
zu fragen. Und natürlich gibt es Kinder,
die Fragen stellen wie «bist Du Oran
Almog vom Maxim-Terror-Anschlag?»
Oder sie fragen einfach: «Was ist mit
dir geschehen?» Heute kann jeder fra-
gen, was er will, aber anfangs wurde
ich verlegen, besonders wenn mich
kleine Kinder fragten. Zum Beispiel
wenn jemand schrie «Hier kommt der
Junge mit den Narben im Gesicht».
Ich war darüber niedergeschlagener als
wenn jemand sagte «hier kommt der
blinde Junge!»
«Wie klappt es mit den Haus-
aufgaben?» «Zuerst erhielt ich viel
Hilfe und gewöhnte mich langsam
daran, mit allem fertig zu werden.
Ich schreibe in Braille und habe es
sogar meinen Freunden beigebracht,
nur so zum Spass. Ich lege die meisten
meiner Prüfungen mündlich ab.»
«Hast du Freunde, die auch
blind sind?» «Nicht wirklich. Ich
kenne viele blinde Kinder, die nicht
am jährlichen Schulausflug ihrer
Klasse teilnahmen und ich verstehe
sie nicht. Ausflüge machen enorm viel
Spass. In diesem Jahr besuchte ich mit
meiner Klasse die Judäische Wüste.»
«Hast du keine Angst gehabt,
von einer Klippe zu fallen?»
«Nein, weil ich nicht sehen konnte,
in welcher Höhe wir uns befanden.
Was ich nicht sehen kann, macht
mir auch keine Angst. Wenn wir uns
abseilen, dann stehe ich zum Beispiel
an einer Felsklippe und lehne mich
zurück. Ich kann die 50 Meter unter
mir nicht sehen, deshalb beginne ich
einfach mit dem Abstieg und das ist
es dann.»
«Einige würden sagen, dass du
dich immer am Rand einer Klippe
befindest.» «Man muss keine Angst
haben, wenn man fällt. Wissen Sie,
gegen wie viele Dinge ich bereits ge-
laufen bin, wie viele Narben ich habe,
die nicht vom Anschlag stammen? Ich
kann Menschen nicht verstehen, die
immer wieder sagen, «Vorsicht, hier
ist eine Stufe!» Was soll das?»
«Woher weisst du, was du
trägst?» «Ich kann es fühlen. Ich
kann jedes Hemd oder jede Hose
erkennen.»
«Ich träume viel im Schlaf.» Es
fällt schwer, Oran anzusehen und sich
vorzustellen, dass dieser gut aussehen-
de Junge weder die Wellen des Meeres
noch das Gesicht seiner Mutter sehen
kann. Vielmehr ist es so, dass er seine
Umgebung davon zu überzeugen ver-
sucht, dass es ihm letzten Endes gar
nicht so schlecht geht. «Ich komme
mit meiner Blindheit eigentlich ganz
gut zurecht», betont er. «Ich habe
einen Labradorhund, der «Patach»
heisst. Er ist ein gewöhnlicher Hund,
kein Blindenhund. Ich habe eine be-
sondere Uhr, aber ich trage sie nicht.
Ich brauche sie vor allem nachts. Da
ich nicht zwischen Tag und Nacht un-
terscheiden kann, könnte es sein, dass
ich gegen zwei Uhr morgens aufwache,
aber glaube, dass es acht Uhr morgens
ist. Deshalb habe ich meine Uhr unter
meinem Kissen.»
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N
«Was träumst du in der
Nacht?» «Es stimmt, ich träume
viel. Verglichen mit Menschen, die
von Geburt an blind sind, weiss ich,
wovon ich träume. Wenn man ein
Kind fragt, das von Geburt an blind
ist, welche Farbe der Himmel hat, wird
es dir sagen, dass er blau ist, aber es
wird es nicht wirklich fühlen. Kinder,
die blind geboren wurden, werden dir
auch sagen, welches ihre Lieblingsfar-
be ist. Wenn jemand das Meer liebt
und weiss, dass das Meer blau ist,
wird er seine Gefühle projizieren und
sagen, dass er die Farbe blau liebt. Ich
bin nicht so. Wenn ich sage, dass ich
blau liebe, dann weiss ich, wovon ich
spreche.»
«Wie ist das, in der Dunkelheit
zu leben?» «Die Wahrheit ist, dass ich
manchmal die Dunkelheit hasse, aber
es gibt Dinge, die man besser nicht se-
hen soll. Zum Beispiel macht es mich
traurig, wenn ich das Krankenhaus in
Gedanken vor mir sehe.»
«Gibt es et-
was, von dem du
dir wünschst,
es sehen zu
können?» «Ich
sehne mich da-
nach, sehen zu
können. Das ist
es. Ganz egal wie,
ich wünsche mir
einfach, sehen zu
können und sei es auch nur für einen
Augenblick.»
«Ich stelle mir die Farbe des
Wassers vor.» Vor seiner Verwun-
dung war Oran ein talentierter Sport-
ler. Er war der jüngste Israeli, dem je
der Schwarze Gürtel in Karate verlie-
hen wurde. Nach seiner Verwundung
entschied er sich dafür, keinen Sport
mehr zu treiben, bis vor einem Jahr, als
er von Avi Mizrachi angerufen wurde,
dem Manager der Nördlichen Region
der «Etgarim»-Vereinigung. «Er sagte,
dass an diesem Wochenende in Haifa
eine Segelveranstaltung stattfinden
würde. Ich bin vor meiner Verwun-
dung gesegelt, und ich wusste, was
ich tun musste. Aber wenn man an
zwei Blinde denkt, die alleine in einem
Segelboot sind, dann fragt man sich,
wie das gehen soll. Zuerst ist auch tat-
sächlich viel Stress dabei. Ich begann
es zu mögen, Dinge alleine zu machen,
ohne die Hilfe von anderen. Das war
sehr wichtig für mich.»
Heute ist das Segeln Orans ganze
Leidenschaft. Vor zwei Wochen kehrte
er vom «Etgarim» Sommer-Lager zu-
rück, das am Kinneret-See (See Ge-
nezareth) stattfand. «Ich verbrachte
jeden Tag von acht Uhr morgens
bis vier Uhr nachmittags mit ver-
schiedenen Wassersport-Aktivitäten,
einschliesslich Wasser-Rad und Ba-
nana-Bootfahren. Das Meer gibt mir
das Gefühl von grösserer Freiheit. In
welcher Richtung man sich auch be-
wegt, man hat das Wasser um sich und
die Ruhe. Man ist ganz alleine – du
und dein Boot.»
«Woran denkst du, wenn du
dich in einem Boot befindest?»
«Wenn ich trainiere, wenn ich also
nicht wirklich segle, dann sehe ich
ins Wasser und stelle mir seine Farbe
vor. Wenn ich die Richtung verliere,
denke ich an meinen Grossvater. Wie
heute beim Training. Ich hielt an, war-
tete geduldig eine Weile bis der Stress
vorüber war und dachte daran, was
mein Grossvater
tun würde.»
Orans Traum
besteht darin,
eine Olympische
Goldmedaille
im Segelwettbe-
Oran wird mehrfach in der UAB (University of
Alabama at Birmingham) an den Augen operiert
werb für sehbehinderte Sportler zu
erringen. Seine Chancen stehen gut,
denn es gibt nur fünf Wettbewerber
in Israel. Vor einem Monat nahm er
am ersten Segel-Meisterschaftswett-
bewerb für Blinde in Italien teil. Er
kehrte mit viel Erfahrung und grossem
Ehrgeiz zurück. Kürzlich startete er in
einem Wettbewerb gegen den 21jäh-
rigen Soldaten Eitam Shmueli, einem
weiteren blinden Segler, in der Tel Aviv
Marina. Der Sieger wird darauf gegen
den Sieger des zweiten Teams antreten.
Jedes Boot hat zwei Plätze – einen für
den blinden Segler und einen für den
sehenden Schiedsrichter. Der Wettbe-
werb beinhaltet Segeln und das Um-
fahren einer schwimmenden Boje.
Diese Segelveranstaltung stellte
die Eröffnung der Etgarim-Schule für
blinde Segler dar, die nach Amir Russo
benannt wurde, einem von Geburt an
blinden Segler, der bei einem Segelun-
fall vor drei Jahren in Griechenland
AUS ISRAEL
Randnotiz
BROOKLYN WIRD VOM
JIDDISCHEN BEHERRSCHT
Schon immer genoss New York den Ruf, eine
«jüdische Stadt» zu sein. Die grosse Zahl von Juden,
die hier leben und arbeiten, prägt das Leben der Met-
ropole und besonders den Stadtteil Brooklyn. Hier
hört man in den Strassen häufig Jiddisch. Brooklyn
ist das Zentrum des jüdischen Lebens in New York. In
diesem Stadtteil leben rund 2,5 Millionen Menschen,
von denen etwa 350 000 Juden sind. Obwohl Juden
nicht die Mehrheit der Bewohner stellen, beeinflussen
sie das öffentliche Leben nachhaltig. Der Stadtteilprä-
sident ist Jude. Marty Markowitz hat viel dafür getan,
dass die Einwohner Brooklyns stolz auf ihren Stadtteil
sind, der noch vor wenigen Jahren als billiger und
verkommener «Hinterhof» des Big Apple galt.
Zu seinen neuesten Ideen gehört eine Plakatak-
tion, die den Stolz der Bewohner dieses Stadtviertels
fördern soll. Kürzlich tauchte dabei auch ein Plakat
auf, das die meisten Einwohner zum Schmunzeln
brachte. Es hat nur einen kurzen, dafür jedoch sehr
prägnanten Text, der eine Mischung aus Englisch und
Jiddisch ist: «You are leaving Brooklyn – Oje weh.»
Man kann überall beobachten, dass die vorbeifah-
renden Autofahrer einen Blick auf das Plakat werfen,
den Text lesen und lächeln. Fast alle Einwohner des
Stadtteils, ob Italiener, Iren oder Afro-Amerikaner,
verstehen etwas Jiddisch und somit auch den jüdi-
schen Humor.
Stadtteilpräsident Markowitz hatte seine besten
Leute vor zwei Jahren mit der Ausarbeitung dieser
besonderen Kampagne beauftragt. Was diese
Experten sich einfallen liessen, scheint Erfolg zu
haben, und Markowitz ist sichtlich erfreut. «Ich bin
sehr zufrieden», sagte er kürzlich in einem Interview,
«ich wollte ein Lächeln auf die Lippen der Autofahrer
zaubern. Das ist gelungen!» ZL
NATURSCHAUSPIEL AM
HIMMEL ÜBER ISRAEL
Wie in jedem Jahr spielt sich in den Monaten
Oktober bis November in Israel ein besonderes
Naturschauspiel ab. Alljährlich passieren rund 500
Millionen Zugvögel das Gebiet des Staates Israel. Im
Herbst ziehen sie auf dem Weg vom kalten Europa
ins wärmere Afrika, und im Frühjahr treten sie die
Rückreise an.
Immer wieder kommt es vor, dass vor allem
Kraniche ihren Zug nicht fortsetzen und in Israel
überwintern. In diesem Jahr haben rund 20 000
Kraniche Israel zu ihrem Winterquartier gemacht. Sie
haben sich im Hula-Tal niedergelassen, wo bereits vor
einigen Jahren besondere Vogelwarten eingerichtet
worden sind. Vogelliebhaber zieht es in Scharen in
dieses Gebiet, aber die Fischzüchter sind darüber
nicht so erfreut. Sie erleiden wegen der Kraniche
einen enormen wirtschaftlichen Schaden.
In diesem Jahr entdeckte man während des
Durchfluges der Zugvögel besonders viele Arten.
Nach Schätzungen von Vogelschützern haben 540
verschiedene Vogelarten das Land überflogen.
Weltweit sind rund 10 000 Vogelarten bekannt, von
denen 189 in Israel heimisch sind. ZL
17
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Nachrichten aus Israel • 12/2005
ums Leben gekommen ist. Die «Etga-
rim» (Herausforderungen) –Vereini-
gung wurde vor zehn Jahren von Yoel
Sharon gegründet, einem behinderten
ehemaligen Teilnehmer des Yom-Kip-
pur-Krieges. «Wettbewerbs-Sport ist
ein erstaunliches Rehabilitations-
Mittel», sagt Sharon. «Wir versuchen,
Oran das Unmögliche erreichen zu
lassen, um ihm zu beweisen, dass alles
möglich ist.» Wenn man die Hilflosig-
keit eines Menschen beschreiben will,
benützt man den Ausdruck «wie ein
Blinder im Meer». Andererseits gibt es
nichts Besseres als das Meer, um alle
Sinne einzusetzen, wenn man etwas
erreichen will.
Oran ist über seine Chancen beim
bevorstehenden Wettbewerb sehr op-
timistisch. «Ich bin mir sicher, den 3.
Platz zu erreichen, vielleicht sogar den
2. Platz,» sagt er und fügt schnell hin-
zu, dass auf ihn
die Olympischen
Spiele in Peking
warten, vor al-
lem weil er dann
16 Jahre alt sein
wird (das Min-
destalter für die
Teilnahme). «Se-
hen Sie,» sagt er,
«etwas Gutes hat
meine Verletzung
hervorgebracht.
Beim regulären
Heute ist das Segeln Orans ganze Leidenschaft
Segeln gibt es 120 Teilnehmer in
meiner Kategorie. Dagegen gibt es in
meiner jetzigen sehr wenige Gegner,
und ich gehöre zu den Besten.
«Nach Meinung von ‹Etgarim›
bist Du sehr ehrgeizig.» «Ich bin in
meinem Leben nicht auf Wettbewerb
aus. Ich finde es schön, wenn mir eine
Herausforderung oder ein Wettbewerb
angeboten wird, aber ich mache nicht
alles zu einem Wettbewerb. Ich bin
nicht daran interessiert, in allem der
Beste zu sein.»
«Wer hat dich am meisten
beeinflusst?» «Dror Cohen (ein be-
hinderter Pilot und Segler sowie Gold-
medaillengewinner bei der Behinder-
tenolympiade in Athen). Er hat eine
Goldmedaille gewonnen, dazu zwei
internationale Meisterschaften und er
18
AUS ISRAEL
hat auch an regulären Wettbewerben
teilgenommen.»
«Würdest du gerne in die Ar-
mee eintreten?» «Natürlich. Ich
kann kein Kampfsoldat werden, aber
ich würde gerne etwas Interessantes
tun.»
«Willst du an der Universität
studieren?» «Ja, aber zuvor möchte
ich in Australien herumreisen. Das
ist mein Traum, in einer Yacht um
die Welt segeln.»
«Ich möchte Vater nicht ent-
täuschen.» Die restliche Almog-
Familie wohnt immer noch in dem
gleichen Haus in Haifa, in dem sie
vor dem Anschlag gelebt hatte. Sobald
er nach 9 Monaten Behandlung im
Krankenhaus nach Hause zurückge-
kehrt war, bat Oran darum, in das
Zimmer seines jüngeren Bruders To-
mer einziehen zu dürfen, der bei dem
Anschlag ums
Leben gekom-
men war. Adi,
seine kleine
Schwester, blieb
in ihrem eigenen
Zimmer im ers-
ten Stock. Oran
sagt, dass er mit
seiner Schwester
über den An-
schlag nicht re-
den kann. Sie ist
jung und versteht
viele Dinge noch
nicht,» erklärt
er.
«Wenn ich zu dir über deine
Familie rede, hast du Tränen in
den Augen.» «Ich mag Tränen in
den Augen haben, aber ich weine
nie, weil es nichts gibt, über das ich
weinen kann. Es hat Augenblicke ge-
geben, in denen ich mich fragte, wa-
rum mir das zugestossen ist, aber in
dem Augenblick, in dem ich erkannte,
dass ich über bestimmte Dinge keine
Kontrolle habe und dass ich die Uhr
nicht zurückdrehen kann, befand ich
mich an einem anderen Ort.»
«Was ist für dich in deinem
Leben ohne Tomer am schwie-
rigsten?»
«Alles. Die Sony Play Station ist
weniger anstrengend als er es war. Mir
fehlen die Gespräche mit ihm. Wenn
ich mit guten Nachrichten über eine
Prüfung oder das Segeln nach Hause
komme, muss ich jemandem davon
erzählen. Also erzähle ich Mutter
davon und das ist es dann. Es gibt
niemand anderen zuhause, mit dem
ich sprechen kann. Adi versteht noch
nicht, was Schulnoten bedeuten, weil
sie gerade die 1. Klasse begonnen
hat.»
Oran sagt, dass er seit dem An-
schlag «zu Hause mehr Verantwor-
tung verspürt.» Wenn man ihn fragt,
ob ihm das gut tut, antwortet er «es
ist in Ordnung. Mir wäre es lieber,
wenn mein Vater da wäre, aber mir
ist es wichtig, ihn nicht zu enttäu-
schen.»
«Hasst du das Sukkoth-Fest
(Laubhüttenfest), den Tag, an
dem alles geschah?» «Nein, bis
dahin hatten wir auch keine Sukkah
(Laubhütte) gebaut. Ich empfand in
diesem Jahr Pessach als sehr schwie-
rig, da die gesamte Familie an Pessach
zusammen war und jetzt fehlen diese
Menschen in unserer Mitte. Das war
das zweite Pessach-Fest ohne sie, aber
das erste Mal war ich noch im Kran-
kenhaus gewesen und habe diese Ab-
wesenheit deshalb weniger gespürt.
«Was bereitet dir mehr Pro-
bleme – deine Behinderung oder
das Fehlen der Familie?» «Die
Familie, die es nicht mehr gibt.
Die Blindheit bereitet mir kaum
Schwierigkeiten. Aber die Ferien
sind immer die schwierigste Zeit für
uns, weil das Familienzeiten sind
und wir dieses Gefühl des Zusam-
menseins nicht mehr haben. Wenn
fünf Familienmitglieder getötet
werden, ist das ein schrecklicher
Verlust.»
Quelle: Keren Hayesod, 16.10.05
Kommentar: Beim Lesen
dieses Artikels denken wir an
das Wort Gottes aus Jesaja 40,1:
«Tröstet, tröstet mein Volk! spricht
euer Gott.» Wie können wir Israel
trösten? Indem wir für Israel be-
ten, besonders für seine Errettung
(Röm 10), nach Israel reisen und
dort bestimmte Projekte unterstüt-
zen, wie zum Beispiel die messi-
anische Siedlung Yad Hashmona
oder das Assaf-Harofeh-Kranken-
haus. Selbstverständlich dürfen
wir auch für diesen Jungen beten:
Gott kann ihm das Augenlicht
wieder schenken. Bei Ihm sind
alle Dinge möglich. CM
 H I N T E R G R U N D I N F O R M AT I O N E N AUS ISRAEL

Randnotiz
BERICHT DER VEREINTEN NATIONEN ÜBER DIE MENSCHLICHE
ENTWICKLUNG

Die PA und ihre Geberländer SONDERBRIEF-

Wider Willen spielt die Palästinensische Autonomiebehörde
(PA) die Hauptrolle im Bericht der Vereinten Nationen über die
menschliche Entwicklung (Human Development Report 2005),
der kürzlich herausgegeben wurde und 400 Seiten umfasst.
Darin werden alle 177 Staaten, die der UNO angehören, auf ei-
nem Index nach drei Hauptkriterien eingestuft, und zwar nach
Einkommen, Gesundheit und Bildung.
Die PA, die im Bericht «die besetzten
palästinensischen Gebiete» genannt wird,
gehört zu einer besonderen und unvorteil-
haften Kategorie, die auf Seite 75 wie folgt
beschrieben wird: «Hilfe hat nicht immer
eine positive Rolle in der Unterstützung der
menschlichen Entwicklung gespielt, zum
Teil wegen des Versagens auf Seiten des
Hilfeempfängers und zum Teil, weil sich
die Geberländer zu Gunsten strategischer
Überlegungen über die Bedenken bezüglich
der Entwicklung hinweggesetzt haben.»
Besser kann man die besondere Behand-
lung, die die Geberländer der PA zukom-
men lassen, vermutlich nicht beschreiben.
Manchmal erreicht diese positive Diskrimi-
nierung skandalöse Ausmasse.
Drei Hauptschlüsse können aus einer
Untersuchung des umfangreichen Berichts
gezogen werden: 1. Die PA erhielt eine
Vorzugsbehandlung, die ohne Bezug zu
ihrer Situation oder ihren Nöten stand. 2.
Es gibt keine Rechtfertigung, der PA eine
solch umfangreiche Unterstützung zu ge-
währen, wenn es keine Anzeichen dafür
gibt, dass diese effizient umgesetzt wird. 3.
Die übermässige finanzielle Hilfe, die der
PA zukam, hat tatsächlich ihre Entwicklung
aufgehalten.
In einer Welt, in der 2,5 Milliarden
Menschen – hauptsächlich in Afrika, Asien
und Mittel- und Südamerika – weniger als 2
Dollar pro Tag zum Leben haben (wobei die
Hälfte von ihnen sogar weniger als 1 Dollar
pro Tag zum Leben hat), und in einer Welt, in
der in denselben Regionen jährlich 10 Millio-
nen Kinder vor ihrem 5. Geburtstag sterben
und 850 Millionen
Menschen von
ernsthafter Unter-
ernährung betrof-
fen sind – in solch
einer Welt erhalten
3 Millionen Paläs-
tinenser in Judäa,
Samaria und im
Gazastreifen aus
irgendeinem Grund
Ohne die Intifada wäre die Situation der PA viel
besser, doch die vier Jahre andauernde Gewalt
habe die Armutsrate mehr als verdoppelt
die zweithöchste finanzielle Unterstützung
der Welt, nämlich 288,6 Dollar pro Kopf.
Für den Sudan beispielsweise, wo im ver-
gangenen Jahrzehnt 2 Millionen Menschen
umgekommen sind und 6 Millionen Men-
schen gezwungen wurden, ihre Heimat zu
verlassen, beträgt die finanzielle Zuwendung
hingegen nur 18,5 Dollar pro Kopf.
Der UNO-Bericht teilt die 177 Länder in
drei Kategorien menschlicher Entwicklung
auf: hoch – die Industrieländer, mittel – Län-
der mittleren Standards, und niedrig – die
schwachen Länder. Die PA befindet sich in
der mittleren Kategorie, wobei sie besser
eingestuft ist als die meisten arabischen
Staaten.
Im Bericht steht die PA in Bezug auf den
Armutsindex an 7. Stelle von 103 Entwick-
lungsländern, und zwar gemeinsam mit
MARKE
Anlässlich der Auf-
nahme diplomatischer
Beziehungen zwischen
Israel und Deutschland
vor 40 Jahren ist im
November in beiden
Ländern eine Sonderbriefmarke erschienen. Sie
zeigt die Flaggen von Israel und Deutschland
nebeneinander und einen Stacheldrahtzaun. Der
Stacheldraht symbolisiere den Holocaust, erklärte
die israelische Botschaft in Berlin. «Im Bewusstsein
der Einzigartigkeit ihrer Beziehungen arbeiten bei-
de Länder heute in vielen Bereichen erfolgreich
zusammen.»
«Es gibt nur wenige Staaten in der Welt, denen
es gelungen ist, innerhalb so kurzer Zeit eine so
lange Wegstrecke in ihren Beziehungen zurück-
zulegen», heisst es in einer Stellungnahme des
Bundesfinanzministeriums.
Die Briefmarke mit dem Wert von 55 Cent
haben Stefan Klein und Olaf Neumann aus
Iserlohn entworfen.
Am 12. Mai jährte sich zum 40. Mal die Auf-
nahme diplomatischer Beziehungen zwischen
Deutschland und Israel. INN
«PANZER MIT HELM»
Die «Israelische Industrie für Entwicklung
und Produktion von Kampfmitteln» hat einen
neuartigen Panzerschutz entwickelt, der weltweit
Interesse weckt. Mit dieser Vorrichtung können
nicht nur Panzer, sondern auch gepanzerte Fahr-
zeuge besser gegen Raketenbeschuss gesichert
werden.
Die neue Vorrichtung mit dem Namen
«Trophy» wirkt ähnlich wie der Stahlhelm eines
Infanteriesoldaten. Wichtigster Mechanismus ist
ein Radarortungssystem, das mit 360 Grad den
gesamten Radius um den Panzer herum erfasst.
Dadurch kann frühzeitig erkannt werden, ob
eine Rakete im Anflug ist und sich auf direkter
Kollisionsbahn mit dem Panzer befindet. Wenn
das der Fall ist, wird eine Rakete gestartet und der
feindliche Flugkörper in relativ grosser Entfernung
vom Panzer zerstört.
Die Entwicklung eines solchen Abwehr-
mechanismus ist erforderlich geworden, weil
Terroristen immer häufiger Raketen und Mörser
einsetzen, um Panzer und gepanzerte Fahrzeuge
ausser Gefecht zu setzen. Die israelische Armee
hat bereits damit begonnen, ihre Fahrzeuge mit
diesem Schutzmechanismus auszustatten. Auch
andere Armeen interessieren sich für diese
Innovation. ZL
Mehr dazu auf der Homepage von «Rafael»:
www.rafael.co.il/web/rafnew/

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Nachrichten aus Israel • 12/2005
AUS ISRAEL

Singapur, Kuba und Kolumbien und noch vor Ägypten und Saudi-
Arabien. Weiter heisst es darin: Ohne die Intifada wäre die Situation
der PA viel besser, doch die vier Jahre andauernde Gewalt habe die
Armutsrate mehr als verdoppelt.
Die Verfasser des Berichts besitzen nicht die Courage, den nächs-
ten Schritt zu gehen und zu fordern, dass die Geberländer von ihrem
Eifer Abstand nehmen, «die besetzten palästinensischen Gebiete»
über vernünftige Forderungen hinaus zu unterstützen.
Das PA-Regime trägt Verantwortung für das fortdauernde Versa-
gen: Korruption, verschwendete Spenden, Mangel an Transparenz
und so weiter. Wenn zum Beispiel Arafat, Abu Mazen und ihre Kol-
legen angemessene Verantwortung bezüglich der Gelder, die sie seit
1994 erhalten, gezeigt hätten, wenn sie die Infrastruktur von Industrie
und Tourismus entwickelt und Arbeitplätze geschaffen hätten, wenn
sie aufgehört hätten, Terrororganisationen unter dem Deckmantel
der «Aufrechterhaltung von Sicherheitskräften» zu finanzieren, so
hätte heute vermutlich jeder Palästinenser in den Territorien eine
Arbeit, eine Wohnung und sogar einen Kleinwagen.
Die «Rettungsoperationen», die von den USA, Europa und Japan
geführt wurden, versagten nicht nur darin, die Grundprobleme der
palästinensischen Gesellschaft zu lösen, sondern sie laufen auch
Gefahr, effektive Programme für grundsätzliche Änderungen zu
verhindern. Wenn man die PA auf einer Tradition von Hilfe und
Wohltätigkeit aufbaut anstatt auf organisierter, unabhängiger Ar-
beit, die durch die PA-Regierung geschaffen wird, dann droht eine
Verschlimmerung der Situation, und die Fähigkeit der PA, einen
unabhängigen Staat zu gründen, ist in Zweifel gestellt.
Elad (Oberst der Reserve), der Verfasser dieses Artikels, diente in
ranghohen Positionen in den Territorien und beschäftigt sich mittler-
weile mit Studien über die palästinensische Gesellschaft.
Quelle: «Haaretz», 10.10.05
Kommentar: Von Objektivität oder Gerechtigkeit sind die in
diesem UNO-Bericht erwähnten Geberländer weit entfernt. Auch
hier gilt: Alles ist erlaubt, wenn es nur gegen die Juden geht. Denn
so hat man ein neues Instrument, um sich gegen Israel bzw. dessen
Politik zu stellen. Wie so oft im Nahostkonflikt wird auch hier mit
zweierlei Mass gemessen. Deshalb braucht das Volk Israel umso
mehr die starke Unterstützung der Gemeinde Jesu! CM

BASHAR EL-ASSAD – DAS KLEINERE ÜBEL?

Syrien entlarvt
Derzeit diskutieren in Israel Politiker und Militärs, welche Haltung der Staat dem syrischen Präsi-
denten Bashar el-Assad gegenüber einnehmen soll.

Seit einigen Wochen ist es klar, Aktionen überschritten sie sogar durch eine Autobombe ums Leben.
dass sich Assad in einer brenzligen mehrmals die Grenze und operierten Der Mord erregte grosses Aufsehen,
Situation befindet. Er versuchte bei der Verfolgungsjagd von Terroris- sodass die Vereinten Nationen nach-
immer wieder, ten auf syrischem folgend eine internationale Untersu-
Syrien in ein Hoheitsgebiet. chungskommission zusammenriefen.
positives Licht zu Auch die Der deutsche UNO-Ermittler Detlev
rücken und das Vereinten Na- Mehlis legte Generalsekretär Kofi
Image, das dem tionen haben Annan im Oktober einen Zwischen-
Staat als Dikta- inzwischen ihr bericht vor. Demnach besteht kein
tur anhängt, zu Augenmerk auf Zweifel an der Verstrickung einiger
revidieren. Doch Syrien gerichtet. hochrangiger syrischer Politiker, die
die USA und Den Zwischen- zum Kreis der engsten Vertrauten von
andere westliche ergebnissen einer Bashar el-Assad zählen. Zu den Ver-
Länder liessen internationalen dächtigen gehören sowohl der Bruder
sich davon nicht Untersuchungs- als auch der Schwager des syrischen
beeinflussen. In- kommission Präsidenten.
zwischen gehört zufolge ist Syrien Vor dem Hintergrund dieses
Syrien eindeutig für die Ermor- Berichtes und der Erkenntnis, dass
zu jenen Staaten, dung des libane- Syrien sowohl den palästinensischen
die der amerika- als auch den irakischen Terror fördert,
nische Präsident üben Amerikaner und Europäer in-
Bush als «Achse Bashar el-Assad, Präsident von Syrien. Die USA zwischen mehr Druck auf diesen
bezeichnen Syrien auch als «Achse des Bösen»
des Bösen» bezeichnet. Die USA sind arabischen Staat aus. In diesem Zu-
zudem davon überzeugt, dass Assad sammenhang wurde auch bekannt,
im Irak einer der Drahtzieher des sischen Regierungschefs Rafik Hariri dass die US-Streitkräfte kürzlich
Terrors gegen die Amerikaner ist. Des- verantwortlich. Der pro-westlich Luftangriffe auf Syrien planten, um
halb kommen Kommandoeinheiten eingestellte Hariri hatte sich immer dadurch den Sturz des Regimes von
der US-Streitkräfte seit einigen Wo- wieder gegen den syrischen Einfluss Bashar el-Assad herbeizuführen. Die
chen verstärkt im irakisch-syrischen in seinem Land ausgesprochen. Er Militäraktion wurde jedoch in letzter
Grenzgebiet zum Einsatz. Bei ihren kam am 14. Februar 2005 in Beirut Minute von Aussenministerin Con-

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doleezza Rice abgeblasen. Auch in Is-
rael werden Forderungen nach einem
aktiven Mitwirken beim Sturz Bashar
el-Assads laut. Experten zufolge hat
Syrien noch nie einen so bösartigen
«Herrscher» gehabt. Sogar der Vater
von Bashar el-Assad, sei umgängli-
cher und gemässigter gewesen, und
der Sturz des syrischen Präsidenten
wäre für Israel ein wahrer Segen.
Dennoch hält sich die Mehr-
heit der Politiker in Israel in dieser
Angelegenheit bedeckt. Dazu gehö-
ren auch Ministerpräsident Ariel
Sharon und Verteidigungsminister
Shaul Mofaz. Sie vertreten eine
eher «konservative» Haltung und
sind der Auffassung, dass Israel die
Verhältnisse in Syrien bestens kennt
und sich dort eigentlich nichts Neues
tut. Schon immer habe die dortige
Führungsclique Intrigen gesponnen,
Terroristen unterstützt und dem Volk
eine Diktatur aufgedrückt. In Israel
ist der Nachrichtendienst ebenso ak-
tiv und wachsam wie die Einheiten
der israelischen Armee, die auf den
Golanhöhen stationiert sind. Dazu
meinte diesen Monat ein General:
«Auf dem Golan herrscht seit 30
Jahren Ruhe. Es gibt keinen Grund,
diese Ruhe durch Aktionen unserer-
seits zu gefährden – erst recht nicht,
wenn man nicht weiss, was danach in
Syrien geschehen wird. Gegenwärtig
wissen wir zumindest, mit wem wir
es zu tun haben. Doch was danach
geschieht, das ist eine ganz andere
Geschichte.»
Trotzdem haben die israelischen
Politiker und Militärs aufgrund nach-
richtendienstlicher Erkenntnisse eine
Vorstellung über die Szenarien im
Falle eines Sturzes von Bashar el-
Assad. Manche Experten halten es
durchaus für möglich, dass die ex-
tremistische Muslim-Brüderschaft
oder andere radikale Elemente an die
Macht kommen könnten. Eine solche
Machtübernahme würde den Terro-
risten der El Kaida in Syrien Tür und
Tor öffnen. Daher betonte ein Mit-
glied des israelischen Geheimdiens-
tes: «Uns ist Bashar el-Assad lieber.
Wir sehen lieber einen schwachen
Assad an der Spitze der syrischen
Regierung, der mit internationalen
Sanktionen zu kämpfen hat und
dennoch seiner Linie treu bleibt, als
einen charismatischen Extremisten,
AUS ISRAEL
der den internationalen Terror noch
umfassender fördern würde.» ZL
Kommentar: Syrien gehört
seit Jahrtausenden zu den ältesten
Feinden Israels. Dabei ist Syrien am
engsten mit Israel verwandt. Abraham
war ein Syrer und kam aus Mesopo-
tamien. Wenn es um die Wahrheit
des Wortes Gottes geht, verläuft die
Trennungslinie oft quer durch ganze
Familien. Auch unser wunderbarer
Herr und Heiland sagte, dass Sein
Kommen Trennungsprozesse in Fa-
milien auslösen werde (vgl. Lk 12,51-
53). Das ist bis zum heutigen Tag so.
Das Wort Gottes bzw. das Evangelium
ist stärker als Familienbande.
Der Konflikt Israels mit Syrien
wird in Zukunft noch eine ganz
andere Dimension erhalten. Auch
wenn Syrien zurzeit militärisch und
wirtschaftlich schwach ist, warnt die
Bibel immer wieder vor dem Feind
aus dem Norden, also vor Syrien.
Dennoch kommt der Tag, an dem
sich auch Syrien zum Herrn wenden
wird. Wir erwähnten das bereits in
einem andern Kommentar (vgl. Jes
19,25). CM

DER BESCHUSS MIT KASSAM-RAKETEN

Ein Schutzdach zur Abwehr

Der Rückzug Israels aus dem Gazastreifen hat nichts an der Situation der Bewohner des westli-
chen Negev geändert. Nach wie vor werden fast jeden Tag Kassam-Raketen aus dem Gazastreifen
auf israelisches Territorium abgefeuert. Zwar hatte die palästinensische Führung zugesichert, dass
sich das ändern werde, doch bis jetzt ist nichts davon zu spüren.
Der Beschuss hört nicht auf. Manchmal in unmittelbarer Nähe in Deckung zu gehen. Der Bevölkerung bleibt
schlagen mehrere Dutzend Kassam-Raketen nicht genügend Zeit, um Bunker aufzusuchen. Deshalb versucht die
kurz nacheinander ein. Nach Erkenntnissen israelische Militärindustrie, dieses Problem jetzt von einer anderen
des israelischen Sicherheitsdienstes machen Seite aus zu lösen. Anstatt das Frühwarnsystem zu verfeinern, ging
palästinensische Terroristen auch im West- man dazu über, Schutzmechanismen zu entwickeln, um die Schäden
jordanland bei der Herstellung von Kassam- zu begrenzen und Menschenleben besser zu schützen. Experten
Raketen ziemlich grosse Fortschritte. Dem- haben ein neuartiges Dach entwickelt, das die Wirkung von Rake-
nach rückt auch das Bevölkerungszentrum teneinschlägen abmildern soll.
des Staates Israel – der Grossraum Tel Aviv Die Schutzvorrichtung besteht aus zwei
– in die Reichweite von Raketen dieses Typs. Schichten, die sich aus unterschiedlichen
Die Kassam-Raketen sind zwar schlagkräftig, Ein Krater auf der Strasse, verursacht durch eine Materialien zusammensetzen. Die äussere
Kassam-Rakete
aber nicht sehr zielgenau. Trotzdem kann ein Schicht soll den Einschlag der Rakete abfan-
direkter Treffer grosse Schäden anrichten. In gen, während die zweite Schicht die Wirkung
Israel wurden bereits mehrere Menschen durch Kassam-Raketen der Raketensplitter eindämmen soll. Inzwischen wurden die ersten
getötet und zahlreiche weitere Personen verletzt. Tests durchgeführt. Die Ergebnisse scheinen viel versprechend zu
Für den Kampf gegen die Raketenangriffe hat die israelische sein. Den israelischen Militärexperten zufolge wird dieses neuartige
Armee bereits ein Frühwarnsystem entwickelt. Doch wegen der Schutzdach sogar einem Angriff mit einer verbesserten, mit mehr
geografischen Lage reicht die Vorwarnzeit gerade einmal aus, um Sprengstoff bestückten, Kassam-Rakete standhalten. ZL

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Nachrichten aus Israel • 12/2005
AUS ISRAEL

EIN KLEINES WUNDER IN DER UNO

Internationaler Holocaust-Gedenktag
Sechzig Jahre nach dem Holocaust haben die Vereinten Nationen das Ausmass dieser Tragödie und
ihre universale Bedeutung für die Geschichte der Menschheit anerkannt. In einer Resolution wur-
de der 27. Januar, der Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, zum internationalen
Holocaust-Gedenktag erklärt. Ausserdem will die UNO ein Bildungsprogramm fördern, das den
Menschen in aller Welt die Lehren aus diesem Verbrechen vermittelt.

Die Resolution wird als historische Entscheidung bezeichnet,
unter anderem auch deshalb, weil sie von Israel selbst eingebracht
wurde. Zum ersten Mal hat die UNO eine von Israel vorgeschlagene
Resolution verabschiedet.
In der Erklärung ruft die UNO alle Nationen dazu auf, die zukünfti-
gen Generationen über die historischen Ereignisse im Zusammenhang
mit der versuchten Vernichtung des jüdischen Volkes durch die Nazis
in Kenntnis zu setzen und so dafür zu sorgen, dass sich so etwas nie
mehr wiederholen wird.
Bemerkenswert ist auch, dass die Resolution einstimmig verab-
schiedet wurde. Noch vor der Diskussion darüber hatten bereits 104
der insgesamt 191 UNO-Mitgliedsstaaten ihre Zustimmung bekundet.
Deshalb war keine Abstimmung mehr notwendig gewesen.
Der israelische UNO-Botschafter dankte allen Staaten, die die israe-
lische Eingabe im Voraus unterstützt hatten und vor allem Kofi Annan,
weil er den Antrag uneingeschränkt befürwortet hatte. Seine Rede vor
der Vollversammlung der UNO beendete Botschafter Gilerman, der
selbst aus einer Familie von Holocaust-Überlebenden stammt, sichtlich
bewegt mit den Worten eines jüdischen Gebets.
Das israelische Aussenministerium zeigte sich zufrieden über diesen
aussenpolitischen Erfolg, der ein besonderes Gewicht hat, da die UNO
bisher als ein ausgesprochen pro-palästinensisches Forum galt. ZL

SOFORTH I LFE FÜR ISRAEL

AUSSTELLUNGSZENTRUM IN YAD HASHMONAH

Ein neues Museum beim Biblischen Garten

Mit grosser Dankbarkeit blicken wir auf die vergangenen Monate zurück, als der Herr viele israeli-
sche Gruppen zu uns sandte, die den Biblischen Garten besuchten. In wunderbarer Weise konnten
wir diese Menschen mit dem Wort Gottes (auch mit dem Neuen Testament) konfrontieren. Nun
hat der Herr uns eine wichtige Erweiterung aufs Herz gelegt:

Bitte beten vor Ort um deren finanzielle Unterstützung, damit dieser

Sie mit uns für Genehmigung bahnbrechende Plan in die Tat umge-
unser neues für das Projekt zu setzt werden kann. Dr. Gershon Nerel
Projekt, in Yad bitten.
Hashmonah Dieses Do- Wer dieses wichtige Projekt im Rah-
ein einzigartiges kumentations- men unserer Soforthilfe unterstützen
Museum über zentrum soll möchte, kann dies mittels der beiliegen-
die messianische für Israelis und den Zahlkarte tun, bitte mit Vermerk:
Bewegung zu andere Besucher «Yad Hashmonah». Jeder Euro und jeder
errichten. Beim des Biblischen Franken gehen ohne den geringsten Abzug
Biblischen Gar- Gartens einen nach Israel weiter.
ten soll ein Aus- Es ist sehr wichtig, dass wir Israel
stellungszentrum unterstützen, aber mit diesem Projekt un-
für das jüdische Erbe und dessen Yad Hashmonah, der Biblische Garten in Israel terstützen Sie Israel in doppelter Weise:
Wiederherstellung entstehen. Dort Einerseits wird Israel durch Ihre
sollen die Geschichte und die heutige, Gabe gesegnet und gestärkt, andererseits
prophetische Entwicklung unter jüdi- wertvollen Anschauungsunterricht unterstützen Sie damit auch die wichtige
schen Gläubigen an Yeshua (Jesus) vermitteln. Wir brauchen von unserem Arbeit der messianischen Juden in Israel
dokumentiert werden. Wir sind gera- himmlischen Vater viel Weisheit und bzw. die Verbreitung des Evangeliums in
de dabei, verschiedene Institutionen Führung, aber auch die entsprechende Israel. CM

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