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DER HELIAND
ERSTER GESANG
ZWEITER GESANG
DRITTER GESANG
VIERTER GESANG
FÜNFTER GESANG
SECHSTER GESANG
So ward es berühmt
In dieser Welt, so weit sein Wille reichte,
Des Himmelskönigs Gedanke.
SIEBENTER GESANG
ACHTER GESANG
NEUNTER GESANG
Da gebot er so hart,
Herodes, über sein Reich, befahl seinen Knechten zu gehen,
Der König der Leute, befahl dass sie so viele Kinder
Durch ihre Hände des Hauptes beraubten,
So manche Kinder um Bethlehem, so viele, als da geboren wurden,
Bis zum Alter von zwei Jahren. Die Bluttat vollführten
Des Königs Genossen. Da sollte so manch ein kindlicher Mensch
Unschuldig sterben, nicht ward seitdem, noch früher,
So jämmerlicher Verrat an jungen Menschen begangen,
So ein erbärmlicher Tod. Die Frauen weheklagten,
Viele Mütter sahen ihre Kinder durchbohrt.
Nicht konnten sie ihnen helfen, obwohl sie mit beiden Händen
Ihr eigenes Kind mit den Armen umfingen,
Das liebe kleine, dennoch sollte es für immer das Leben aushauchen,
Das Kind vor der Mutter! Des Verbrechens Strafe
Achteten nicht die Übeltäter. Mit den Waffen
Vollführten sie großen Frevel, da fielen in Menge
Söhne, junge Männer, die Mütter beweinten
Junger Kinder Todesqual, Klage war in Bethlehem,
Lauter Jammer! Obwohl man ihre Herzen entzwei schnitt
Mit dem Schwert, doch konnte ihnen niemals bösere Tat
Werden in dieser Welt, den tragischen Weibern,
Den Ehefrauen in Bethlehem, sie sahen ihre Söhne vor sich,
Kindlich junge Männer, in Qual verscheiden,
Blutig auf ihrem Schoß! Die Schergen mordeten
Die unschuldige Schar, sie scherten sich um gar nichts,
Die Männer des Mordes, sie wollten Christus zu Tode quälen.
ZEHNTER GESANG
Da er das Alter
Von zwölf Jahren erreicht hatte, da war die Zeit gekommen,
Dass in Jerusalem die Juden
Ihrem Gott dienen wollten
Und seinen Willen tun. Da waren in dem Tempel
Von Jerusalem die der Juden versammelt,
Eine mächtige Manneskraft. Dort Maria war
In der Gesellschaft und hatte ihren Sohn mit sich,
Gottes einzigen Sohn. Als die Juden für ihre Sünden hatten,
Die Menschen, in dem Tempel, wie es im alten Bund geboten,
Sühne geleistet, da fuhren wieder die Leute fort,
Die Gerechten, nach ihrem Willen. Und da in dem Tempel blieb
Der mächtige Sohn Gottes, doch die heilige Mutter
Wusste es in Wahrheit nicht, sie dachte, er sei beim Haufen
Mit seinen Freunden. Sie erfuhr es
Erst am andern Tag, die adlige Frau,
Die selige Magd des Herrn, dass er in der Gesellschaft nicht war.
Maria ward das Gemüt voller Sorgen,
Es ward ihr weh ums Herz, da sie das heilige Kind
Nicht fand unterm Volk. Da klagte voller Weh
Die Gottesmagd. Sie begaben sich wieder nach Jerusalem,
Ihren Sohn zu suchen, und fanden ihn sitzen
In dem Tempel, wo die weisen Männer,
Sehr gebildete Berater, in Gottes Gesetz
Lasen und lehrten, wie man Lobpreis solle
Wirken mit Worten dem, der diese Welt erschafft.
Da saß mitten unter ihnen der mächtige Sohn Gottes,
Christus, der allwissende, wie ihn die Männer nicht erkannten,
Die den Tempeldienst vollzogen,
Und er fragte sie wissbegierig
Mit weisen Worten, sie wunderten alle sich sehr,
Wodurch doch ein Knabe solche Rede kann
Führen mit seinem Mund. Dort ihn die heilige Mutter fand
Sitzen in der Gesellschaft, und ihren Sohn grüßte sie,
Den allweisen, unter den Männern, sprach zu ihm mit ihren Worten:
Wie konntest du der Mutter, o der Menschen Liebster,
Solche Sorge bereiten, dass ich dich so schmerzhaft
Suchen musste, ich arme Frau,
Unter diesen Leuten? - Da sprach ihr Kind,
Mit weisen Worten: Weißt du doch sicher, sprach er,
Dass ich dort sein muss, wo ich mit Recht soll
Wohnen nach Gottes Willen, wo die Herrschaft hat
Mein ewiger Vater. - Die Männer nicht verstanden,
Die Gelehrten im Tempel, warum er das Wort sprach
Mit seinem Mund. Maria aber alles behielt,
Bewegte es in ihrer Brust, was sie da hörte ihr Kind sprechen
An weisen Worten.
ELFTER GESANG
Da hatte bereit
Johannes, der gute, die weise Antwort:
Ich bin Vorbote meines Herrn,
Des liebenden Gottes. Ich soll dies Land bereiten,
Dies Land nach seinem Willen, ich habe von seinem Wort mit mir
Die ernste Stimme, obwohl sie hier nicht viele verstehen wollen
Von den Männern in dieser Wüste, nicht bin ich gleich
Meinem Herrn, er ist mit seinen Taten so heilig,
Ruhmreich und mächtig, das wird kund allen
Menschen dieser Welt, dass ich nicht würdig bin,
Dass ich dürfte an seinen Sandalen, obwohl ich sei sein Sklave bin,
Einem so reichen Vater, die Riemen losbinden.
Um Vieles ist er besser als ich. Nicht ist ihm ein Bote gleich,
Nicht ein einziger auf der Erde, noch von nun an wird es einer
Werden in dieser Welt. Habt einen guten Willen,
Leute, und Glauben! Dann soll euch lange bleiben
Euer Geist rühmlich, wenn ihr die Hölle
Verlasst, der Bösen Traum, und sucht das Licht Gottes,
Des Vaters hohe Heimat, das ewige Reich,
Den hohen Himmelsgarten! Nicht sollt ihr zweifeln!
ZWÖLFTER GESANG
DREIZEHNTER GESANG
ERSTER GESANG
ZWEITER GESANG
DAS JESUS-EPOS
ERSTES BUCH
II
DIE JESUS-GITA
ERSTER GESANG
PRIESTER
Was ist das für ein Krieg hier der Muslime
Und der Hebräer um Jerusalem!
Wie waffenstarrend stehen hier die Völker
Sich unversöhnlich feindlich gegenüber!
JOURNALIST
Als er sah die Armee der Islamisten,
Vernahm er Hussain, der sprach zu Hassan:
O Krieger Gottes, siehst du die Armee?
Wie groß ist der Muslime Heeresmacht!
Gewaltig stark ist Ali mit der Waffe!
Sein Waffenbruder in dem Krieg ist Memed!
Mohammed ist Gelehrter im Djihad!
Dort auf der andern Seite dieser Front,
Da stehen die Hebräer, Mosche, Dawid,
Jehuda, Simeon und Benjamin,
Jaakob, Jizak, Levi, und sie schreien
Zu Zebaoth, wir schreien zu Allah,
Wir alle sind gefürchtet böse Krieger,
Denn heilig ist der Krieg uns und der Terror,
Die orthodoxen Juden treiben Krieg
Und nennen Palästina Israel.
Und Josef als ein Christ kämpft mit den Juden,
Führt die hebräische Armee im Krieg,
Er, der ein Deutscher ist, ein Freund der Juden,
Er bläst das Schofarhorn der Tochter Zion!
Nun aber nenne weitere der Krieger
Der Islamisten und der Terroristen,
Die stehen im Djihad für Gott Allah,
Sieh Medschnun hier, verwirrt von wildem Wahnsinn,
Wie er die Bomben an dem Gürtel trägt,
Sieh hier Firhad, der ist bereit zum Selbstmord,
Zum Märtyrer, um Huris zu erobern,
Sieh auch Ossama hier, den bösen Mörder,
Der will die atomare Bombe haben,
Sieh hier die Saudis, sie verbrennen Bibeln
Und reißen nieder Kreuze von den Kirchen.
Allah ist Gott und Mahom sein Prophet!
Wir werden Syrien, Irak erobern,
Errichten die Scharia in Ägypten,
Sind Boko Haram in Nigeria
Und führen Kriege gegen Südsudan.
Messias Jesus wird vom Himmel kommen
Zum Weltgericht und wird für den Islam
Und seine Gotteskrieger Kriege führen
Und wird die Juden und die Christen töten!
Dann herrscht das Haus des Friedens auf der Erde,
Die Nichtmuslime stehn im Haus des Krieges!
Doch auch die Juden hören die Signale
Und hoffen auf den kommenden Messias,
Dann wird das Friedensreich auf Erden sein
Und David König sein in Israel
Und herrschen in der Stadt Jerusalem,
Dann das Gelobte Land vom Mittelmeer
Wird reichen über Gaza bis Ägypten,
Auch Äthiopien gehört den Juden,
Dann von dem Jordan und Jordanien
Reicht Israel bis an den Euphratstrom,
Irak dann und Iran sind dann gefallen,
In Babylon herrscht dann der Juden König,
Und Salomo wird Fürst des Friedens sein.
Jetzt aber Jesus kommt vom dritten Himmel
Auf einem Cherub-Wagen aus Kristall
Und wendet lächelnd sich zum Christen Josef,
Der bläst das Schofarhorn der Tochter Zion,
Er kündet Israel, Jerusalem
Und Palästina und der Araba:
Messias Jesus ist der Gottessohn,
Er kommt zum Jüngsten Tag und Weltgericht
Und herrscht dann tausend Jahre auf der Erde
Mit Sankt Maria, Königin des Friedens!
Und Jesus blies sehr laut das Schofarhorn
Und Josef blies sehr laut das Schofarhorn
Und Mosche blies sehr laut das Schofarhorn
Und Dawid blies sehr laut das Schofarhorn
Und Levi blies sehr laut das Schofarhorn
Und Jakob blies sehr laut das Schofarhorn
Und Jizak blies sehr laut das Schofarhorn.
O Herr des Himmels und der Erde,
Die Söhne Josefs bliesen auch das Horn.
Und da geschah ein großes Wunderzeichen,
Da sah man Mehmed auf dem Kriegsschauplatz,
In seiner Rechten hielt er das Gewehr,
Um Krieg zu führen gegen Christ und Jude,
Er rückte gegen Josef vor, der trug
Die blaue Fahne mit drei weißen Lilien.
Da sagte Jesus Christus zu dem Cherub,
Der seinen Wagen aus Kristall gelenkt:
Nur zu, mein Cherub, zu der schwarzen Erde,
Dort zwischen diese streitenden Armeen.
Ich möchte sehen dort die bösen Krieger,
Die morden wollen, die sich selbst ermorden,
Ich mach ein Ende diesem Blutvergießen,
Hier in den Ebenen von Palästina,
Bekehre die, die Mohammed gehorchen!
Und Josef betete zum Herrn (o Jahwe),
Er saß im Wagen voller Pferdestärke
Und seine beiden Söhne waren mit ihm:
Und Josef sagte: Jesus, schau die Menschen,
Großväter sind sie, Väter sind sie, Onkel,
Sind Brüder und sind Söhne und sind Enkel,
Sind Vettern, Neffen und sind Schwiegersöhne,
Sind Patenkinder oder Pflegesöhne.
Die Menschheit ist doch eine Weltfamilie,
Wir alle sind die Kinder Eines Vaters,
Und Araber und Juden sind doch Brüder!
So innig liebte Josef seine Feinde,
Sie waren alle ihm ans Herz gewachsen.
JOSEF
O Jesus, ich will keinen Krieg mehr führen,
Ich bin so müde all des Brudermordes.
Wie schwach ist mein Gebein, ich kann nicht gehen,
Die Zunge mir vertrocknet an dem Gaumen,
Ein Schauder rieselt mir durch meine Haut,
Ich bin so voll Entsetzen, voller Schrecken,
Die Waffe gleitet mir aus meinen Händen,
Ein Fieber reißt mir meine Haut in Fetzen,
Das Leben scheint zu schwer für meine Seele,
Mein schwacher Menschengeist versinkt in Ohnmacht,
Nichts kann ich tun, ich sehe nichts als Jammer!
Es ist nicht gut, o Jesus, dieser Krieg,
Nichts Gutes kommt von diesem Dritten Weltkrieg.
Ich habe Herrschaft, Reichtum und Genuss
Erworben, aber bin voll Traurigkeit.
Was kann der Sieg im Krieg für Freuden bringen?
Wer könnte profitieren von dem Mord?
Sag, welche Regel kann Belohnung finden?
Ist süß das Leben denn, mit Blut erkauft?
Sieh, die hier stehen, sind bereit zu sterben,
Wie schön ihr Leben war und voll Vergnügen,
Großvater, Vater, Sohn, so voller Kraft,
Die Schwiegerväter und die Schwiegersöhne,
Die Alten und die Freunde, voller Kraft.
Soll ich denn bringen Einem nur den Tod,
Auch wenn sie selbst versuchen, mich zu töten?
O Jesus, mit der Waffe schieß ich nicht,
Dass ich die Seelen in das Jenseits bringe.
Ich will auch nicht Erfolg auf Erden haben.
Den Feind zu töten, bin ich nicht geboren.
Ich habe Angst vorm Dritten Weltkrieg, Jesus.
Und stirbt mein Feind in diesem bösen Krieg,
So bin ich schuld an seinem Untergang.
Und meines Feindes Sünde fällt auf mich.
Ich hasse nicht die Jünger Mohammeds.
Es kann kein Frieden kommen aus dem Hass.
Wenn jene nun, von Zorn und Lust verblendet,
Nicht sehen, dass sie ihre Brüder morden,
Dass sie die Auserwählten Gottes töten,
Wie sollte ich so tun, wie ein Verbrecher?
Ich seh die Schuld, ich spüre diese Sünden,
O Jesus, der du liebst die ganze Menschheit!
Denn mit dem Sturz des Hauses Israel
Wird auch gestürzt der Juden Frömmigkeit.
Ach, in der Welt der Ritus wird geschändet,
Zuende ist die wahre Frömmigkeit,
Gottlosigkeit herrscht nun in allen Häusern.
Man nimmt nicht Fraun zum Sakrament der Ehe,
Im Wahnsinn blühen tolle Leidenschaften
Und die Familien werden ganz zerstört
Und Frauen treiben Unzucht mit den Frauen
Und Männer treiben Unzucht mit den Männern.
Sie schmieden nun an ihrem eignen Schicksal,
Der Ahnen Seelen ehrt nun keiner mehr,
Es betet keiner mehr für seine Ahnen
Und keiner opfert mehr den Herrnleib auf.
Ich aber singe stets die Psalmen Davids
Ich aber singe stets der Kirche Hymnen.
Und wenn wir Brüder, wenn wir Freunde töten,
Um Macht und Reichtum in der Welt zu haben,
Was ist das doch für eine Sünde, Jesus!
Ich will doch lieber treffen meine Brüder
Und wehrlos ihnen meinen Busen bieten,
Ich setz mich ihren scharfen Schüssen aus,
Sie geben böse Antwort Schuss auf Schuss.
Sprach Josef. Angesichts der beiden Heere
Ließ er die Waffe auf die Erde fallen,
Am Herzen krank und dunkel im Gemüt.
ZWEITER GESANG
JOURNALIST
Dem Mann, von Mitgefühl und Weh erfüllt,
Getrübt von Tränen, mutlos, sagte streng
Der Herr im Wagen seiner Cherubim:
JESUS
Wie hat dich solche Schwäche überkommen?
Woher die Mühe auf dem schweren Weg,
Dem Pfad der Tugend? Mein geliebter Josef,
Bewahre dich vor Schwäche! Sie beleidigt
Den Namen eines rechten Gotteskämpfers!
Erwache! Stehe auf, des Feindes Geißel!
Es ist sehr gut, zu leben als ein Bettler
Mit denen, die wir lieben in dem Leben,
Ist besser, als Geschmack am Blut zu haben
Und schuldbewusst den Krieg zu überleben.
Gewaltig in der Welt die Macht des Bösen!
Zu sein der Sieger oder der Besiegte,
Im Kriege sind sie alle die Besiegten.
Und die im Kriege mit uns stehen zornig,
Sie welken wie die Blätter in dem Herbst.
Ich bin voll Mitleid, das ist ohne Zweifel,
Gewiss ist mein Gedanke an den Frieden,
Du bist der Führer der verehrten Christen,
Du bist der Anwalt aller Krieges-Opfer.
Ich weiß, was heilen kann die tiefe Trauer,
Verbannung in den Seelen und den Sinnen,
Ich bin der Häuptling aller Völker, bin
Des Friedens Gott des Himmels und der Erde.
JOURNALIST
Da sagte Josef zu dem Herrn der Herzen
Und seufzend sagte er: Ich will nicht kämpfen! -
Er sprach es, statt das Schweigen zu bewahren.
Zu ihm mit liebevollem Lächeln Jesus,
Als Josef stand verzweifelt an den Fronten,
Ihm Jesus sagte dies in reinen Jamben:
JESUS
Du grämst dich da, wo ist kein Grund zur Trauer.
Du redest Worte, denen Weisheit fehlt.
Die weisen Herzens sind, beklagen nicht
Die Menschen, welche noch am Leben sind,
Und auch nicht jene, welche sterben müssen.
Ich bin unsterblich, du bist auch unsterblich
Und alle Menschenseelen sind unsterblich,
Sie werden alle da sein nach dem Tode.
Die leben gut, die leben auch für immer.
Der Mensch hat Kindheit, Jugend, Reife, Alter,
Es gibt den Wachstum und auch das Verwelken.
Das weiß der Weise, also keine Angst.
Die Seele lebt in seiner Sinne Leben,
Der Körper ist gemischt aus Elementen,
Sie leiden Winterfrost und Sommerhitze,
Sie kennen Liebesfreuden, Liebeskummer,
Das Leben ist nur kurz, trag es geduldig.
Als Weiser trage du des Lebens Leiden.
Die Seele ists, die deinen Leib bewegt,
Sie bleibe still in Freuden und in Leiden,
Sie ist unsterblich, das ists, was sie ist,
Nie hört sie auf, als Geist zu existieren.
Um diese Wahrheit einzusehen, Weiser,
Du trenne Akzidenzen von Substanzen,
Du trenne Zufall von dem innern Wesen,
Du trenne die Idee von ihrem Schatten.
Das Leben, Lieber, das ist unverwüstlich,
Es gibt das Leben, das in allen lebt.
Jedoch die Flüchtigkeit der Erdenformen,
Der irdischen Gestalten ist nicht eins
Mit der Substanz des ewiglichen Lebens,
Unsterblich ist der Geist, ist immerwährend,
Die Toten kehren heim zu ihrem Schöpfer.
So glaube du an die Unsterblichkeit
Und kämpfe für den Frieden in der Welt!
Gott ist ein Gott des Lebens, nicht des Todes,
Gott ist ein Gott des Friedens, nicht des Krieges,
Gott ist ein Gott der Ruhe, nicht des Chaos.
Des Menschen Geist ist eingehaucht von Gott,
Ist aus dem Nichts erschaffen im Moment,
Da ward der Mensch im Mutterschoß empfangen,
Gott ist der Herr des Lebens und des Todes,
Du sollst nicht töten, ist des Herrn Gebot.
Der Tod ist wie ein Traum, wie ein Erwachen,
Doch wehe dem, der einen Menschen tötet!
Der Tod nur scheidet von dem Leib die Seele,
Der Körper wieder wird zu Staub zerfallen,
Der Geist der Seele aber ist unsterblich,
Und auch der Leib wird einmal auferstehen.
Wenn nun die Seele sich vom Körper scheidet,
Ist sie die nackte Seele vor dem Herrn,
Nackt dann erwartet sie ihr neues Kleid,
Den auferstandnen Leib aus Himmelslicht.
Ich singe dir die Hymne nun der Psyche:
Die Psyche wird ermordet nicht vom Krieg,
Die Flamme kann die Psyche nicht verbrennen,
Das Wasser kann die Psyche nicht ertränken,
Der Sturmwind kann die Psyche nicht verwehen,
Die Erde kann die Psyche nicht begraben.
Die Psyche ist von Gott aus Nichts geschaffen
Im Augenblick der weiblichen Empfängnis,
Der Psyche Würdigkeit ist unantastbar,
Die Psyche bleibt im Innern unversehrt,
Die Psyche wird berührt nicht von der Welt,
Die Psyche ist unsterblich, sie lebt ewig,
Die Psyche ist in Gott allgegenwärtig,
Der Psyche Grazie ist unsichtbar,
Der Psyche Schönheit unbeschreiblich schön,
Das sagt kein Philosoph und kein Poet,
So ist die Psyche nun für dich erklärt.
Was trauerst du? Du musst nicht traurig sein!
Wie, wenn du siehst, dass eine Seele scheidet
Aus ihrem Leib und schwebt zu Gott im Himmel,
Was freust du dich nicht wie an einem Baby,
Das gottbeseelte, das geboren ward?
Das Ende der Geburt ist Bruder Tod,
Des Todes Ende die Geburt im Himmel.
Die Seele ist geweiht. Und trauerst du,
Du Friedensstifter zwischen zweien Heeren,
Und trauerst du um die Gestorbenen
Als ob die Menschen nimmer müssten sterben?
Du weißt nicht, wie der Embryo beseelt wird,
Du weißt nicht, wie die Seele sich vom Leib trennt,
Ich aber weiß die Wesen wahrzunehmen.
Warum denn bist du traurig noch, mein Lieber?
Wie wunderbar, wie sehnlich zu betrachten,
Wie voller Zweifel ists, davon zu sprechen,
Wie seltsam für die Zunge ists zu sagen,
Wie mystisch die Erkenntnis ist für jeden!
Wie staunt der Mensch doch über dieses Wunder,
Vorm Sprechen und vorm Hören ists vollbracht!
Das Leben Gottes ist in allem Leben.
Verschmäh, zu leiden wegen dieser Wonne!
Tu du dein Teil nur in dem Erdenleben,
Gedenk an deinen Ruhm und an dein Heil!
Nichts besseres kann je ein Mensch erfahren,
Als für den Frieden in der Welt zu kämpfen,
Sei Krieger du des Lichts und kämpfe tapfer,
Bekriege mit den Waffen du des Heils
Die Mächte und satanischen Gewalten,
Doch führe keinen Krieg mit Fleisch und Blut!
Der Tod für dich ist eine Himmelspforte,
Und meine Mutter ist die Himmelspforte,
Und Petrus hat allein den Himmelsschlüssel.
Nun kennst du deine Pflicht auf Erden und
Den Auftrag, Friedensstifter hier zu sein.
Soll denn in dieser Welt die Sünde herrschen?
Und frage nichts nach Nachruhm in der Welt,
Die kommenden Geschlechter werden lästern
Den Weisen, wie es tun die Zeitgenossen.
Sei du bereit, für deinen Herrn zu sterben
Und treu erfülle deine Standespflicht!
Die Krieger aber, die die Kriege lieben,
Die fahren in den Panzern durch die Welt
Und haben Panzerfäuste und Kanonen,
Die lästern dich, weil du den Frieden liebst,
Weil du den Heiland liebst, den Friedefürsten.
Und welches Schicksal könnte schlimmer sein:
Zu sterben und daheim beim Herrn zu sein
Im Himmelreich bei deinen Lieben, oder
Ein Mörder und ein Satansknecht zu sein
Und blutig herrschen über Erdensklaven
Und dann am Ende nicht zu Himmelsjungfraun
Zu kommen, sondern in das Höllenfeuer?
Und darum, Muttersohn, umklammere
Du immer deinen Herrn und seine Mutter,
Sei stark und mutig und getrost und kämpfe,
Dass die Kultur des Todes sich verwandle
In eine Zivilisation der Liebe!
Und ob du Freude fühlst und ob du trauerst,
Und ob du leidest oder triumphierst,
Ob du Erfolg hast oder Niederlagen,
Du bleibe ewiglich in meiner Liebe!
So gürte nun die Lenden des Gemütes,
Du sollst nicht sündigen, bemühe dich,
So weit geht meine Rede von dem Krieg.
Nun höre du der tiefen Weisheit Lehre,
Dass du Erkenntnis findest, festen Halt,
Wenn du ein Knecht willst sein voll guter Werke.
Hier ist kein Ende, was man wirken kann,
Hier wird die junge Hoffnung dich beflügeln
Auf Schätze in dem Himmel, Lohn des Herrn.
So fürchte keinerlei Verlust auf Erden,
Nur deinen Glauben darfst du nicht verlieren,
Der Glaube dich befreit von Todesfurcht,
Der Glaube dich erlöst von Höllenängsten.
Hier, Ruhm der Dichtkunst, geb ich eine Regel,
Die Seelen folgen ewigen Gesetzen,
Die Seele folgt Geboten felsenfest.
Doch fadenscheinig ist der Toren Rede,
Wenn falsch sie von den Paulusbriefen reden
Und sagen: Gnade wird allein uns retten
Und gute Werke sind nur Nichtigkeit. -
Zwar suchen sie die Wahrheit, schwach im Geist,
Sie reden von der Nichtigkeit der Werke,
Die Männer, welche vielen gläubig scheinen,
Die da den Glauben von den Werken trennen
Und auch verkünden einen falschen Glauben.
Verdienste muss der Gläubige sich sammeln,
Verdienste sammeln durch Geduld im Leiden,
Muss tragen liebevoll das eigne Kreuz
Und Sühne leisten für die vielen Sünden.
Die Gnade ist nicht ganz allein genug,
Als ob der Mensch nicht Willensfreiheit hätte,
Ein wahres Wort ist der Primat der Gnade,
Die Gnade inspiriert des Frommen Werke.
Zeig du mir deinen Glauben ohne Werke,
Ich zeig dir meinen Glauben durch die Werke.
Doch kann man sich die Gnade nicht erkaufen,
Die Gnade ist Geschenk des Geistes Gottes,
Der Glaube selbst ist ein Geschenk der Gnade,
Berufen aber ist der freie Wille
Des Menschen, Gottes Gnade anzunehmen
Und Mitarbeiter mit dem Geist zu sein.
Der Glaube muss in Liebe tätig sein,
Nach seinen Werken wird der Mensch gerichtet.
Ob körperlich, ob geistig sind die Werke,
Du tu die Werke der Barmherzigkeit.
Du nähre Kinder, welche hungrig sind,
Besuche du die krebserkrankten Frauen,
Die Sterbenden begleite im Gebet,
Nimm Flüchtlinge in deiner Heimat auf,
Hab Trost für alte Fraun, die einsam sind,
Belehre die, die nicht die Wahrheit kennen,
Ertrag geduldig die mit harten Herzen
Und bete für die Lebenden ums Heil
Und bleibe in Kontakt mit deinen Toten.
So sei aktiv und tue deine Arbeit,
Sei Bibellehrer für die Geistesarmen,
Sei Pädagoge für die Vaterlosen,
Sei Philosoph und lehre von der Weisheit,
Sei ein Prophet und ein Poet vor Gott!
Es ist nicht wichtig, ob die Werke groß sind,
Nur wichtig ist, dass groß die Liebe ist,
Dass du aus Gottesliebe tust die Werke.
Und wenn du Dichter bist und Philosoph,
Tu deine Arbeit als Apostel treu
Und suche nicht Applaus und Ruhm der Welt,
Und wenn du christliche Poeme schreibst,
So schreibe du für die geliebten Toten
Und suche nur den Lorbeerkranz von Gott.
Das Werk der Karitas ist wahrer Glaube.
Doch sollst du nicht begierig sein nach Lohn.
Empfange meine Liebe, leb in ihr,
Dich liebt dein Gott und Herr, der Vater Jahwe,
Der Geist gießt seine Liebe in dein Herz
Und breitet sie in deinem Herzen aus.
Sei nicht wie ein Kanal, der teilnahmslos
Die Liebe Gottes allen weiter gibt,
Dein Herz sei wie ein Kelch, der wird gefüllt
Bis zu dem höchsten Rand mit Gottes Liebe
Und überfließend weiter sich verströmt.
Behalte Gottes Liebe nicht für dich,
Des Jordan Quellen auf dem Berge Hermon,
Sie fließen in den See Tiberias,
Der gibt das Wasser weiter in den Jordan,
Und darum ist der See von Galiläa
Voll hundertdreiundfünfzig Arten Fische,
Jedoch der Jordan in dem Toten Meer
Sein Ende findet, strömt nicht weiter fort,
Das Tote Meer das Wasser gibt nicht weiter,
Und darum ist das Tote Meer ein totes Wasser.
Mit deiner Liebe zu den Nächsten liebe
Den Schöpfer, dessen Ebenbild der Mensch ist,
Du liebe Gott, weil Gott die Gottheit ist,
Du lieb den Herrn, weil Gott die Liebe ist
Und suche nicht allein des Herrn Geschenke.
Wie Mose geh ins Offenbarungszelt
Und meditiere über Gottes Wort
Und kontemplierend ruhe du im Geist.
Und dann wie Mose trete aus dem Zelt
Und bring die Herrlichkeit des Herrn dem Volk.
So aus dem kontemplierenden Gebet
Erwächst die heilige Aktion der Liebe.
Gott schreibt ja einen Liebesbrief der Welt,
Sei du der Stift in Gottes Dichterhänden.
Sei du ein Werkzeug Gottes für den Frieden
Und suche nicht, dass dich die Menschen lieben,
Genug sei dir die Liebe deines Gottes,
Du suche nur, die Menschen gut zu lieben.
Und suche nicht, dass du getröstet wirst,
Genug ist dir der Trost der Mutter Gottes,
Du suche, dass du gut die Armen tröstest.
JOSEF
Was ist das Zeichen eines Menschen, der
Geübt im kontemplierenden Gebet?
Muss er die Augen schließen, Hände falten?
Lebt er in Muße nur und Seelenruhe?
Entflieht er dieser Welt in frommer Weltflucht?
JESUS
Schau auf dem Karmel doch die Eremiten,
Wie frei sie sind von menschlichen Gefühlen.
Ob sich die Seele Gott-verlassen fühlt,
Gerade dann ist ihr der Herr am nächsten.
Und ob du tanzt und Halleluja singst,
Kannst du ein Narr doch sein in der Gemeinde.
Ein Wüstenvater lehrte seinen Schüler:
Geh zu dem Brunnen, ist das Wasser still?
Da warf er einen Stein in diesen Brunnen,
Da war das Wasser aufgewühlt und schlammig.
Siehst du dein Angesicht im Wasserspiegel?
Doch warte eine Zeit und komm dann wieder,
Der Schlamm gesunken ist zum Brunnengrund,
Der Wasserspiegel ist nun klar und heiter,
Nun kannst du sehn dein Angesicht im Spiegel.
Ich glaube, du verstehst des Abbas Lehre.
Wer übt das kontemplierende Gebet,
Der ist auch in der Seele dunklen Nacht
Erfüllt von Freude auf dem Seelengipfel.
Das beste Zeichen eines Auserwählten
Ist seine Liebe zu dem eignen Kreuz.
Der Auserwählte töte ab sein Ego,
Er wird gedemütigt, so lernt er Demut,
Der Stolz ist doch die Wurzel aller Laster.
Der Auserwählte streitet mit dem Fleisch,
Nicht ein Somatiker und Psychiker
Ist der Erwählte, nein, Pneumatiker.
Der Auserwählte flieht die eitle Welt,
Ist unbeeinflusst von dem Geist der Zeit.
Der Auserwählte streitet mit dem Teufel,
Im täglichen Gebet des Rosenkranzes
Er weiht der Frau sich, die zertritt die Schlange.
Der Auserwählte fleht um Gottes Weisheit,
Nicht um die stolze Weisheit dieser Welt,
Nicht um die Weisheit eitler Sinnlichkeit,
Nicht um okkulte Weisheit der Dämonen.
Der Auserwählte übt die Selbstbeherrschung,
Er folgt nicht den Instinkten und den Launen,
In Keuschheit reguliert er seine Triebe,
Regiert durch seinen Geist die Leidenschaften.
Doch sind die Leidenschaften gut geordnet,
So sind sie ein Motor für Lebenskraft.
Denn nicht die Apathie der Stoiker
Dein Ideal sei, sondern Gottes Friede.
O Sohn Mariens! Denk an deine Jugend,
Da du der Leidenschaft der Sinnlichkeit
Gefolgt und lebtest in Gewissensskrupeln
Und warst zerrissen zwischen Geist und Fleisch.
Mit meiner Mutter bin ich dir erschienen,
Du lagest in totaler Prostration
Vor mir und hast mich heilig angebetet,
Und ich erlöste dich von deinem Fleisch.
So sei du frei nun von der Augenlust
Und frei auch von der Lust an dieser Welt
Und sei du frei von aller Fleischeslust
Und von der Sucht nach irdischen Genüssen
Und habe deine Lust an Gott dem Herrn,
Denn Gott spricht: Mensch, ich habe Lust an dir!
Und denke an den Sommer deines Lebens,
Als du in jugendlicher Torheit branntest
In feuriger Passion um eine Frau,
Der zweimal sieben Jahre du gedient
Und sie verwechselt hast mit deinem Gott,
Wie du da allen Frieden ganz verloren
Und weltlich traurig warst und immer weintest,
Wie du zu allen Heiligen gefleht,
Dass du Erlösung findest von der Liebe,
Und wie dann Jahwe-Rapha, Gott, dein Arzt,
Dir Herzensfrieden gab und Seelenruhe
Und große Milde stiller Altersweisheit.
Nun will ich etwas dich vom Willen lehren,
Nicht von dem Lebenswillen Schopenhauers,
Nicht von des Übermenschen Willen Nietzsches,
Nein, deinen eignen Lebens-Willen sollst
Du unterwerfen Gottes Liebeswillen
Und deinen Willen mit dem Willen Gottes
Vereinigen in einem Akt der Liebe,
Dein Wille sei ganz eins mit Gottes Willen,
Denn über der Vereinigung der Willen
Die Einheit steht, es gibt nur Gottes Willen.
Der Wille Gottes ist die Liebe Gottes.
Wie du in der Commedia Divina
Gesehen hast, der Weg zu Gott dem Herrn
Geht über eine Zeit der Reinigung
Und dann durch eine Phase der Erleuchtung
Und dann zur Stunde der Vereinigung.
Durch Hölle, Fegefeuer, Paradies
Der Weg führt dich hinan zu Gottes Liebe.
Du wirst dich wohl erinnern noch an jene
Saison im Totenreich der Höllenängste,
Da Satan dich gequält und seine Ratten,
Und du erinnerst dich noch an die Jahre
Im Fegefeuer deiner Sinnlichkeit,
Da du gebrannt hast in der Sehnsucht Weißglut,
Nun will dich meine liebe Mutter führen
Den Weg der inneren Gefangenschaft
Und absoluter Menscheneinsamkeit
Und mystischer Vereinigung mit ihr,
Dem Sakrament der Mutterliebe Gottes.
Der Ozean der Allbarmherzigkeit
Erwartet dich, das Meer der Liebe Gottes,
Da badest du mit allen Gnaden Gottes,
Da wirst du wie ein Tropfen sein des Wassers,
Der in den Wein gemischt wird in den Kelch,
Und wirst ein Gott aus reiner Gnade werden
Und Gott sein in der göttlichen Natur!
DRITTER GESANG
JOSEF
Vom Meditieren und vom Kontemplieren
Hast du gesprochen und von guten Werken.
Ist besser denn ein frommer Müßiggang,
O Jesus, oder ist die Arbeit besser?
Und ist die Arbeit nicht ein Fluch von Eden,
Dass Adam in des Angesichtes Schweiß
Soll seine Arbeit tun, jedoch der Acker
Bringt Dornen nur und Nesseln nur hervor?
JESUS
Zwei Herrinnen hab ich dir zugewiesen,
Den beiden Frauen sollst du dienen treu.
Die eine, Sapientia Divina,
Sie will dein Studium und dein Gebet,
Sie lehrt dich Mystik, Weisheit, Poesie.
Die andere ist Caritas Divina,
Sie schickt dich aus dem Hause in die Welt,
Die Werke der Barmherzigkeit zu tun.
Wie Jakob Israel, der Patriarch,
Zwei Ehefrauen hatte in dem Haus,
So will ich dich zwei Frauen auch vermählen,
Der Caritas, der Sapientia.
Doch ich erinnre dich an jene Zeit,
Da du dich schon zum Zölibat entschieden,
Weil ich zu einer Jungfrau dich berufen,
Du hattest dein Gelübde abgelegt,
Zu leben ehelos fürs Himmelreich,
Doch überfiel Begier-Besessenheit
Dein Fleisch, du dachtest nur an Frauenkörper
Und die Vereinigung von Glied und Scheide,
Da war ein Weib dir nichts als Brust und Schoß
Und ewig lockte dich das Weib hinab,
Du schautest Ehefrauen lüstern an
Und brachest oft die Ehe in Gedanken.
Zu einem Wüstenvater sprach sein Schüler,
Dass er sich sehnt nach Lust und Frauenliebe.
Der Wüstenvater sagte zu dem Schüler:
Du modelliere dir aus Ton ein Weib,
So schön wie einst die Griechen Venus formten,
Dann denke dir, du nimmst sie dir zur Frau.
Und wie natürlich ist, wird sie gebären,
So modelliere dir zwei Kinder auch
Und mal dir das Familienleben aus:
Am Morgen hast du keine Zeit zum Beten,
Am Tage musst du dann zur Arbeit gehen,
Musst mit den Kindern Schulaufgaben üben,
In Urlaub fahren dann mit der Familie,
Die Frau will nicht im selben Bett mit dir
Mehr schlafen, weil sie sehr dein Schnarchen steht,
Du sehnst mit vierzig dich nach deinem Alter,
Wo groß die Kinder und schon aus dem Haus sind
Und wo du nicht mehr zu der Arbeit musst
Und endlich wieder Bibel lesen kannst.
Mein Sohn, ists das, was du mit Lust begehrst?
Da war der Schüler von der Lust geheilt
Und freute wieder sich am Zölibat.
Jetzt aber will ich von der Arbeit reden.
Im Alten Testament wird Gott der Schöpfer
In seinem Schöpfungswerke dargestellt
Als Arbeiter, sechs Tage wirkte er,
Am siebten Tage von der Arbeit ruhend.
Werkmeisterin, die schöpferische Weisheit,
Werkmeisterin und eine Architektin,
Baumeisterin, die baute diesen Kosmos,
Das gibt es nicht in andern Religionen.
Denn Brahma, Schöpfergott der Hinduisten,
Er träumt die Welt, die Welt ist nur sein Traum,
Der Gott der Inder schafft die Welt im Tanz,
Er schafft die Welt, indem er Flöte spielt.
Die Philosophen Griechenlands erklärten
Den Philosophen nur zum wahren Menschen,
Wenn diskutierend er spazieren geht
Am Markte oder in den Säulenhallen
Und in dem schönen Garten der Hetäre,
Doch Arbeit war ein Werk für Sklaven nur,
Und Sklaven hatten keine Menschenrechte.
Die Griechen kannten nur den Fluch der Arbeit,
Das Werk des Sisyphos, das sinnlos ist,
Wie täglich scheint die Mühsal einer Hausfrau.
Die Katholiken ehren sehr die Arbeit,
Der Männer und der Frauen Alltags-Arbeit,
Die kann getan sein zu der Ehre Gottes,
So kann man Liebe bringen in die Welt.
Es gibt ein Recht auf Arbeit. Und die Arbeit
Entfaltet schöpferisch die Menschenwürde,
Die Handarbeit, die Geistestätigkeit,
Die wird getan allein zu Gottes Ehre,
Wie hoch auf Spaniens Kathedralen ward
Gebildet die Skulptur zu Gottes Ehre,
Die von der Straße nicht gesehen wird,
Kein Mensch weiß etwas von des Künstlers Werk,
Der Künstler bildete für Gott allein.
Am Morgen bringe du dein Opfer dar,
Vereint mit meiner Kreuzigung, dem Opfer
Der Messe, da wir zwei auf dem Altar
Uns opfern auf dem Vater in dem Himmel,
Vereine du mit meinem Kreuzesopfer
Dein Kreuz, dass du im Alltag tragen musst,
Empfange von der Liturgie die Weisung,
Was heute von dir fordert Gott der Herr,
Dann geh und trag die Kommunion hinaus
Und leb die Messe in des Alltags Arbeit.
Und so wird deine Arbeit zum Gebet,
Ob mit den Händen oder mit dem Geist
Du deine Arbeit tust, die dir bestimmt,
Sie ist dein Kreuz, sie ist dein Sühneopfer.
Wenn du die Messe lebst in deiner Arbeit
Und lebst im Opfer, gibst dem Herrn dich hin,
Wirst du zu einem Miterlöser werden,
Wie meine Mutter Miterlöserin
Und Mittlerin der Gnaden Gottes ist,
Und kannst verstockte Sünder so bekehren
Und Arme Seelen aus dem Fegefeuer
Befreien durch dein Opfer und Gebet.
Ich zeigte dir die Mutter von Kalkutta,
Teresa, die die wahre Kali ist,
Wie Katholiken sagen in Kalkutta.
Bevor sie ging zum Werk der Nächstenliebe,
Blieb lange sie allein, mich anzubeten,
Vorm Allerheiligsten im Tabernakel
Und opferte sich auf und gab sich hin.
Und eine junge Schwester fragte sie:
O Mutter, groß ist in der Welt die Not,
Die Arbeit groß und kurz nur unsre Zeit,
Ob wir da nicht die Zeit verkürzen sollten,
Da knieen wir, um ruhig anzubeten?
Statt einer Stunde, eine halbe Stunde
Wär doch genug, um Jesus anzubeten?
Und Mutter sprach: Ich denke drüber nach.
Am nächsten Tag sprach sie zur jungen Schwester:
Die Not ist groß, und große Arbeit wartet,
Und darum brauchen wir den Herrn noch mehr,
Zwei Stunden nehmen wir uns nun zum Beten. -
Ich will noch weiter von der Arbeit sprechen.
Sophia heißt auf griechisch ja die Weisheit,
Ursprünglich war des Zimmermanns Geschick
Sophia. Und mein Pflegevater Josef
War Zimmermann, ein Architekt und Tischler.
Der erste Mai ist ja der Tag der Arbeit,
Der erste Mai ist auch der Tag von Josef
Dem Zimmermann, der mich als Kind gelehrt,
Das Holz zu lieben und auch schön zu schnitzen,
So war ich meines Pflegevaters Lehrling
Und tat die Arbeit auch des Zimmermannes.
Nicht saß ich dreißig Jahre meditierend
Im Schatten eines Feigenbaums wie Buddha,
Ich habe dreißig Jahre still gelebt
Im Schoß der Heiligen Familie und
Getan die Arbeit eines Zimmermannes.
Und als ich meine Jünger dann berufen,
Da rief ich Männer, die die Arbeit kannten,
Mit praktischem Geschick und Kenntnis, Fischer.
So habe ich die Arbeit selbst geheiligt
Und auch geheiligt das Familienleben,
In meiner Mutter alle Mutterschaft,
Im Pflegevater alle Vaterschaft,
Und in mir selbst die Kindheit und die Jugend.
Nun gibt es eine falsche Arbeitslehre,
Die Lehre ist der Philosophen Marx
Und Engels, dass die Arbeit erst den Affen
Zum Menschen machte, dass die Arbeit ist
Des Menschen Schöpfer und Erlöser auch,
Indem die Klasse der Proleten siegt
Und Arbeit alles wird in allem sein
Und durch den revolutionären Hass
Der auserwählten Klasse wird auf Erden
Das Paradies der Arbeiter und Bauern
Errichtet, aber Religion und Glaube
An Gott sind Opium nur für das Volk,
Den Himmel überlassen sie den Spatzen,
Auf Erden wollen sie die Zuckererbsen.
Da wird mit einem falschen Mystizismus
Der Welt gelehrt des Pauperismus Lehre,
Das gut der Mensch der Arbeit, aber böse
Die Menschen des privaten Eigentums,
Die haben nicht das Menschenrecht aufs Leben.
Infolge dieser Lehre sind gekommen
Die Antichristen Lenin, Stalin, Mao,
Pol Pot und Ho Chi-Minh und Ché Guevarra.
Das war die Diktatur des Atheismus,
Da ward die Christenheit zur Marterzeugin.
So hüte du dich vor dem Kommunismus,
Vermische nie des Christentumes Wahrheit
Mit einem christlichen Marxismus, Lüge
Ist das und eine falsche Prophetie,
Der auch Ernesto Cardenal erlegen.
Erkenne deine Pflicht und tu sie täglich,
Erfülle treu nur deine Standespflicht
Und achte nicht auf den Applaus der Menschen,
Du suche nichts als Gottes Wohlgefallen,
Denn wenn der Herr mit dir zufrieden ist,
Was schert es dich, ob Menschen dich verlästern?
Schreibst du Gedichte, nun, so schreib sie gut
Und sammle Sonnenstrahlen für den Winter,
Und wenn du Poesie schaffst über Mythen,
Besinge du das Samenkorn der Wahrheit,
Von dem die weisen Kirchenväter sprachen,
Und wenn du schaffen willst dein Frauenlob,
So schreib von Hoher Minne der Madonna,
Denn dies dein Werk gefällt Jehova gut.
JOSEF
Was aber tut der seelisch Kranke, Jesus,
Der nur noch träumen kann von schönen Mädchen,
Allweiblichkeit scheint ihm das Universum,
Und er vermag nicht mehr zu unterscheiden,
Wer die Geliebte ist und wer Maria,
Weltseele wer und wer die Mutter-Gottheit?
JESUS
Cupido ists, der Götze der Begierde!
Der Mann in seiner sexuellen Kraft,
Er betet an die sexuelle Frau,
Die Sexualität wird seine Gottheit!
Das ist der Heiden alter Phallus-Gott,
Das ist der Thyrsos-Stab des alten Bacchus,
Das ist der Hammer auch des alten Thor,
Das ist die Lingam-Säule auch des Shiva,
Das ist die alte Göttin Vulva auch,
Der man in Indien gebaut die Tempel.
Der Göttin Vulva dienten Tempelhuren,
Der Sex von Mann und Frau war Gottesdienst.
So folgtest du auch einst der Aphrodite,
Weil Botticelli sie so schön gemalt,
Praxiteles die Knidia geformt.
Du hast sogar gebetet zu der Göttin.
Dann aber hattest du die Lichterscheinung
Des Christus nach dem Tode deiner Oma,
Und Gott hat dir die Hagia Sophia
Geoffenbart, wie Jakob Böhme lehrte,
Der Bibel Göttin Hagia Sophia.
Die Gottheit sprach zu dir durch den Propheten
Hosea, der mit Gomer war verlobt:
Du wirst mich nicht mehr Göttin Venus nennen,
Ich rotte aus den Namen der Astarten,
Du wirst mich Hagia Sophia nennen,
Du wirst mich nicht mehr deine Herrin nennen,
Du nennst mich deine mystische Gemahlin. -
So unter Hagia Sophias Fahne
Du nun marschierst im Kriege mit dem Teufel,
Kehr nicht zurück zu Aphrodites Banner!
VIERTER GESANG
JESUS
Wie sich die Seele mit dem Herrn vereinigt
In einer mystischen Union und Ehe,
Das lehrte ich vor allem Karmeliter.
So der Prophet Elias und Elischa auch,
Die waren Meister mystischen Gebets.
Von ihnen stammten ab die Eremiten,
Die betend auf dem Berge Karmel lebten
Und weihten Unsrer Frauen ihre Höhlen.
Die Eremiten von dem Berge Karmel
Sind ausgewandert nach Europa dann,
Wo Unsre Frau erschien dem Simon Stock
Und reichte ihm das braune Skapulier,
Das du auch stets auf deinem Leibe trägst.
Teresa dann von Avila in Spanien
Den Karmel reformierte, und sie lehrte
Das innerliche Beten mit dem Herzen,
Johannes von dem Kreuz sang den Gesang
Der Hochzeit Sulamiths mit Salomo.
Therese von Lisieux, die kleine Blume,
Den kleinen Weg der Gotteskindschaft lehrte,
Die Liebe zu dem kleinen Jesuskind,
Die Mystik von den Sühneopferleiden.
Elisabetha von Dijon dann lehrte,
Den Himmel in dem Herzen schon zu haben,
Die Allerheiligste Dreifaltigkeit
Zu haben in dem innern Herzenstempel,
Teresa Benedikta von dem Kreuze,
Die weise Edith Stein, hat dich belehrt
In Weisheit und in Kreuzeswissenschaft.
Solch eine Zeugen-Wolke ist um dich,
Du bete stets zu deinen Heiligen.
JOSEF
Wir feiern jedes Jahr die schöne Weihnacht,
Wir singen Josef und Maria und
Das blondgelockte Jesuskind im Stroh,
Doch sagtest du dereinst, o Jesus Christus:
Eh Vater Abraham geboren wurde,
Bin ich gewesen. - Narren nun behaupten,
Dass du in einer Seelenwanderung
Und Reinkarnation schon oft gekommen,
Du warest Buddha, warest Zarathustra,
Du warst der Hohepriester Melchisedek.
Doch gibt es keine Seelenwanderung
Und Reinkarnation, ein Leben nur,
Wie Paulus sagt, und dann kommt das Gericht.
JESUS
Am Anfang war der Logos, war bei Gott,
Ein Gott der Logos, ist der Gott vom Gott,
Der wahre Gott vom wahren Gott, das Licht
Vom Licht. Und vor dem Anbeginn der Schöpfung
Der Logos war der Sohn, eins mit dem Vater,
Vereinigt beide in dem Geist der Liebe.
Schon Heraklit von Ephesos erkannte
Den Logos als das Ewige in all
Dem Werden und Vergehen der Natur,
Er sprach, dass dieser Logos innen wohne
Im Seelengrund des Menschen. Und die Stoa
Verehrte auch den Logos als Vernunft,
Als Allvernunft im Innern der Natur
Und in dem inneren der Seele auch,
Der Weise, der gemäß dem Logos lebe,
Der lebe glücklich in Vernunft und Tugend.
Und diese göttliche Vernunft, die Nous
Genannt ward oder Zeus, genannt ward Logos,
Bin ich und bin als Mensch mit Fleisch und Blut
Und Seelengeist und Gottheit einst geboren
Zur Zeit Augustus‘ von der Jungfrau-Mutter
Maria, welche vor und in und nach
Der göttlichen Geburt intakt geblieben,
Die Gottgebärerin, die Gottesmutter!
Dir aber habe ich mich offenbart
Als Hagia Sophia, Gottes Weisheit.
Das Urbild der Verehrer der Sophia
Ist Salomo, der weise Friedenskönig,
Auch Baruch oder Jesus Sirach liebten
Die Hagia Sophia und Maria,
Auch Paulus war Verehrer der Sophia
Und Philon auch von Alexandrien
Und Augustinus und Boethius
Und Dante auch in der Commedia
Und Heinrich Seuse und die Hildegard
Und Jakob Böhme auch und Sankt Grignion
Und Gottfried Arnold auch und Franz von Baader
Und Solowjew und Bulgakow und du!
Und ich bin diese Hagia Sophia!
Doch hab ich dir die Liebe auch gezeigt
Und die Vision von Hildegard von Bingen
Der Magna Mater Caritas Divina,
Die lag im breiten Ehebette Gottes,
Der Magna Mater Caritas Divina,
Die trug den eingebornen Sohn am Busen,
Die hält die Welt im Innersten zusammen!
Und die Mission der Caritas Divina
Hab ich gezeigt dir in Teresa, in
Der Großen Mutter Kali von Kalkutta,
Und als du Waisenkindern Vater warst,
Als du der Witwe warst ein Ehemann,
Da liebte Gott dich mehr als deine Mutter!
Einst lehrte dich ein Missionar aus China,
Ich meine Hudson Taylor mit dem Zopf:
Du bete, als ob alles einzig abhängt
Von deinem starken inneren Gebet,
Und dann tu deine Arbeit, als ob alles
Von deiner Arbeit abhängt ganz allein.
Denn tot ist Glaube ohne Liebestaten.
Du sollst nicht nur mit schönen Worten lieben,
Bist du auch inspirierter Minnesänger,
Des Worts Verehrer, du verachte Wörter,
Die nichts als Wörter sind, lieb in der Tat!
Und wenn du als ein Hoher Minnesänger
Der Dame dichtest goldne Schmeichelei
Und sie Madonna nennst und Himmelsgöttin,
Dann pass du auch auf ihre Hunde auf,
Dann gib du ihren Kindern auch zu essen,
Dann rate ihr bei irdischen Problemen,
Dann halte ihr die Hand im Sterbebett!
Von deiner inneren Zerrissenheit
Ich habe dich erlöst und eingetaucht
In eine tiefe Apathie und Ruhe
Der Seele und den Frieden dir geschenkt,
Zuerst den Frieden mit dem Vater Jahwe,
Dann deinen innerlichen Herzensfrieden,
Der Frieden mit der Mutter und der Freundin,
Der Frieden mit der ganzen Christenheit,
Den Frieden mit den Völkern dieser Erde,
Und auch, soweit es nur an dir gelegen,
Die Frieden auch mit allen deinen Feinden.
So lehrte dich die Königin des Friedens,
Und wenn du unter ihrem Mantel bist
Und ruhst als Kind an ihrem Mutterbusen,
Als Bräutigam am Unbefleckten Herzen,
Dann hast du innerliche Ruhe auch,
Wenn draußen in der Welt der Sturmwind bläst,
Die Meere beben und die Erde bebt,
Vulkane brechen aus, Kometen stürzen!
Dann ist in dir die Seelenruhe stärker
Und überwindet alle Schicksalsschläge,
Wie dich die Hagia Sophia lehrte
Durch ihren Philosophen Seneca.
Du bleib nur immer treu dem Corpus Christi!
Du weißt, im Sakramente des Altares
Sind Leib und Blut und Seele und die Gottheit
Des Christus wesentlich und wirklich da,
Da kniee du in meiner Gegenwart
Und bet mich an als deinen Herrn und Gott
Und höre auf mein aktuelles Wort
Im Evangelium und in der Predigt
Und dann empfange mich mit deinem Mund
Und werde, was da bist, ein Andrer Christus!
Askese lass dir nicht zuwider sein,
Beherrsche du dein Leben der Gefühle,
Lass dich von deinen Launen nicht beherrschen,
Sei freundlich allezeit zu jedermann
Und achte allzeit die Person des Nächsten,
Benutze keinen Menschen nur als Mittel
Und kränke keinen Menschen durch dein Wort,
Drum zügle deine Zunge in dem Mund,
Und rede über keinen Menschen schlecht,
Und deine Feinde sollst du nicht verfluchen.
Und strebe nicht nach Glück in dieser Welt,
Lass nicht die Lust dein höchstes Streben sein,
Verachte Mammon, mit dem Geld tu Gutes.
Auch sollst du nicht die Obrigkeit verlästern,
Sei nicht im Bund mit Revolutionären,
Denn niemand wird durch Mammons Gnade selig.
Und achte, was den Menschen heilig ist,
Und dränge deinen Glauben keinem auf.
Nun will ich von den wahren Werten reden,
Ich zeige dir die Werte-Pyramide.
Der Mensch will leben, reine Lüfte atmen,
Will sich ernähren, reines Wasser trinken,
Gesundes Brot verzehren und Gemüse
Und Fleisch, das chemisch nicht vergiftet ist,
Der Mensch begehrt, sich liebend fortzupflanzen
Und sexuelle Freuden zu genießen.
Dann will der Mensch gesellig sein, nicht einsam,
Will Kinder haben und will Freunde haben
Und leben in der kirchlichen Gemeinschaft,
Die Heimat ehren und das Vaterland,
Die Pflicht tun als ein Bürger seines Staates.
Dann will der Mensch die Schönheit auch genießen,
Des Gartens Schönheit oder der Musik,
Der Frauen Schönheit und der Poesie
Und wohnen auch in schönen Häusern und
Der ganzen Schöpfung Herrlichkeit genießen.
Dann will der Mensch den Geist befriedigen,
Er ehrt die Wissenschaft, er ehrt die Weisheit,
Die Weisheit aller Alten, aller Völker,
Er strebt nach Bildung und nach Welterkenntnis.
Der höchste Wert, nach dem die Menschen streben,
Das ist die Heiligkeit, die Gottesliebe.
Erst auf der Werte-Pyramide Gipfel,
Beim Streben nach der Heiligkeit vor Gott,
Erst da vollendet sich das Menschenbild.
Denn höher als das Glück steh dir das Kreuz,
Das Kreuz allein sei einzig deine Hoffnung.
Ich lad dich ein zum Sühneopferleiden,
Du leidest mit an der Passion des Herrn,
Du bist wie ich zu Tode tief betrübt,
Du bist wie ich vom Freundeskreis verlassen,
Du bist wie ich von deinem Gott verlassen,
Du fährst wie ich hinunter in die Hölle!
Und das ist dein Martyrium, das weiße,
Für alle deine Sünden tust du Buße
Und rettest so verstockte Sünder und
Befreist die Toten aus dem Fegefeuer
Und leistest Sühne für die Kränkungen,
Mit denen Protestanten meine Mutter
Beleidigen und mich in meiner Mutter,
Und stellvertretend für das deutsche Volk
Preist du die Makellose Mutter Gottes!
Der Vater in den Himmeln ist dein Jahwe,
Der schaut mit Wohlgefallen auf dein Opfer,
Er sieht in dir den Gottessohn am Kreuz,
Den lieben Sohn, des Vaters Wohlgefallen.
So habe ich die Wahrheit dich gelehrt,
Die absolute und katholische,
Die allumfassende, die Wahrheit Gottes.
Es gibt nur einen wahren Gott im Himmel,
Die Allerheiligste Dreifaltigkeit,
Es gibt nur einen offenbarten Glauben,
Das ist das apostolische Bekenntnis,
Es gibt nur eine wahre Kirche, ja,
Sie heißt Ecclesia catholica.
So strebe nach der Wahrheit, nach der Weisheit,
Die Weisheit wird befreien dich von allen
Irrlehren oder Ideologien,
Den Sieg im Kampfe mit den Häresien
Hab ich der Gottesmutter übergeben.
Maria sei dir Lehrerin der Weisheit,
Vermittlerin, Versöhnerin der Weisheit,
Maria sedes sapientiae!
Und wenn dich Zweifel plagen, mein Geliebter,
Vertraue alle Zweifel der Madonna,
Sie wird dich unterrichten und belehren,
Dich täglich neu bekehren zu dem Herrn.
Nur Mut, mein Sohn! Maria ist ja bei dir!
FÜNFTER GESANG
JOSEF
Du sprichst vom Meditieren, Kontemplieren,
Du lobst die Werke auch der Caritas,
Was ist nun besser: Arbeit oder Beten?
JESUS
Bedenke einmal Jakobs Ehefrauen,
Da Lea war von großer Fruchtbarkeit,
Und Lea ist ein Inbegriff der Werke,
Doch ihre Augen waren matt, nicht leuchtend.
Sie war die Ungeliebte seiner Frauen,
Doch Rahel war die Favoritin Jakobs,
Und ihre Augen waren schön und leuchtend,
Und sie war schlank, von lieblicher Gestalt,
Sie ist der Inbegriff des innern Betens.
Und denke auch an meine lieben Freunde,
An Lazarus und Martha und Maria,
Wie Martha stets sich Alltagssorgen machte
Und dachte an das Haus nur, an die Arbeit,
Maria von Bethanien jedoch
Zu meinen Füßen saß und lauschte mir
Und war der Weisheit stille Beterin,
Und wie ich sagte: Martha, Martha, du
Machst dir viel Sorgen um die Alltagsdinge,
Maria hat das Bessere erwählt,
Ich will das Kontemplieren ihr nicht nehmen.
So ist das Kontemplieren besser doch.
Zuerst kommt ja die Liebe zu dem Herrn
Und dann kommt erst das Werk der Nächstenliebe,
Das ist die Hierarchie der Gnadengaben.
Und so ist gut das eheliche Leben
Und heilig ist der Sex auch in der Ehe,
Doch besser die Jungfräulichkeit für Gott.
Denn wenn der Mann mit einer Frau vermählt ist,
Dann sorgt er, wie er seiner Frau gefalle
Und wie er Frau und Kinder gut versorge,
Wer aber ehelos für Jahwe lebt,
Der sucht allein das Wohlgefallen Jahwes.
Das eine ist zwar gut, das andre besser,
Doch jeder lebe, wie er ward berufen.
Ja, jeder folge der Berufung, die
An ihn erging im inneren Gebet,
Der eine lebt als treuer Ehemann,
Der andre ist ein Ordensmann, ein Priester,
Der dritte lebt als Jungfrau in der Welt.
Doch alle sind zur Heiligkeit berufen,
Und ich erlaube nicht dem Ehemann
Und dem Familienvater, nicht zu streben
Nach Heiligkeit in Ehe und Familie.
Wem viel ward anvertraut von Gottes Geist,
Von dem wird viel gefordert im Gericht.
Ein jeder wird gerichtet von dem Richter
Nach seinem eignen Maße seines Glaubens,
Nicht alle glauben ja mit gleicher Kraft,
Ein jeder glaube, wie es ihm geschenkt ist.
So folge du dem Evangelium
Und setz das Evangelium konkret
In Taten um, soweit du es verstehst,
Buchstäblich Gottes Wort sollst du erfüllen.
Nicht jeder kennt das Evangelium
In gleicher Tiefe, aber was er weiß,
Was er versteht, soll er in Treue leben,
Dass er besteht vor dem Gericht des Wortes.
So lebe du nicht mehr dein eignes Leben,
Nein, ich will in dir leben, ich, der Weg,
Die Wahrheit und das Leben, ich bin in dir,
So werde du ein alter ego Christi,
Wie ich ein Gottmensch bin nach der Natur,
So werde du ein Menschengott aus Gnade,
Auf dass das Wort noch einmal werde Mensch
In dir und dass du wirst ein Andrer Christus.
Doch dazu muss ich reinigen dein Herz,
Und das geschieht in dunkler Nacht der Sinne,
Da siehst du Gottes Licht nicht mehr in dir,
Da fühlst du in dir nicht mehr Gottes Liebe,
Da schmeckst du nicht, wie süß ist Gottes Wort,
Du wirst gereinigt von der sinnlichen,
Gefühlsbedingten Liebe zu dem Herrn,
Und das ist schmerzlich für die Seele, ja,
Denn Kinder lieben doch zu sehr das Süße,
Doch wenn du reifen willst, erwachsen werden,
Dann musst du durch die dunkle Nacht der Sinne,
So wird ein reiner Glaube in dir reifen,
Dann stehst du ab von geistlicher Genusssucht
Und Völlerei und Sinnlichkeit des Geistes
Und liebst den Herrn auch in der Trockenheit,
Zu dir kommt neue Offenbarung in der Wüste.
Ein Christ soll aber nicht als Weltmann leben,
Der weltlich denkt ans Essen und ans Trinken,
Ans Geldverdienen, an den Sex mit Frauen,
Der Mensch lebt von der Arbeit nicht allein,
Wenn du am Tag den Rosenkranz gebetet,
Dann hast du mehr getan mit größerm Sinn,
Als wenn du im Büro dein Geld verdient,
Der Mensch lebt nämlich nicht vom Brot allein,
Und eines Tages wird die Menschheit merken,
Dass man das böse Geld nicht essen kann,
So wie der König Midas in dem Mythos,
Der bat von Gott, dass alles, was er anrührt,
Zu reinem Golde werde, und so wurde
Das Brot zu Gold, und so ist er verhungert.
Und hüte dich, dass nicht dein Herz verfinstert
Durch Leidenschaften werde, heißes Blut,
So dass dein Herz wird aufgewühlt und wild,
Dass in Begier-Besessenheit dein Herz
Nichts andres sieht mehr als den Schoß der Frau,
Dann werden deines Herzens Augen blind,
Dann siehst du nur das Weib, das ewig lockt,
Und nicht das Ewigweibliche, dass dich
Hinanzieht zu der Glorie der Liebe.
Doch wenn dein Herz ist rein, dann wirst du schauen
Wie einst Wladimir Solowjew geschaut,
Neun Jahre alt war er, als in der Kirche
Gesehen er die Hagia Sophia,
Die war nicht wie das kleine dumme Mädchen,
Die er geliebt, wovor die Amme warnte,
Nein, Hagia Sophia kam vom Himmel.
Und später in dem Britischen Museum,
Wo in der Bücherei gelesen er
Die Philosophen und die Theologen,
Da sah er wieder Hagia Sophia,
So schön sie war, er liebte sie von Herzen
Und nannte sie geheimnisvolle Freundin.
Dann hörte er den Ruf Sophias, die
Ihn nach Ägypten rief, so reiste er
Nach Kairo, ging dann einsam in die Wüste,
Die Beduinen hielten ihn für Satan,
Er aber sah im Licht der Morgenröte
Der Hagia Sophia Herrlichkeit,
Die unaussprechlich groß und licht und schön.
So suche stets die Herrlichkeit des Herrn,
Mein Licht, der ich bin Licht vom wahren Licht,
Ich bin das Licht, das jeden Mensch erleuchtet.
Ich bin das Licht der menschlichen Vernunft,
Wenn dir ein Licht aufgeht im reinen Denken,
Ich bin das Licht der Wahrheit, die dich freimacht,
Bin nicht die Finsternis der Meinungen,
Ich bin allein die absolute Wahrheit,
Ich bin das Licht des Glaubens, der erleuchtet,
Gehorsam nimm die Offenbarung an,
Wie ich sie meiner Kirche anvertraut,
Ich bin das Licht der Gnade, die dich heiligt,
Das Leben der Dreifaltigkeit in dir,
So hast du Anteil an der Gott-Natur,
Ich bin das Licht der Herrlichkeit im Himmel,
Da ist es alles ein kristallnes Meer,
Da alles wahr ist, alles klar und deutlich,
Die Gottheit offenbar und unverschleiert.
So preise du die Transzendenz des Vaters,
Die Immanenz der Mutterliebe Gottes!
Und wenn du schaust die Schönheit in der Schöpfung,
Erkenne wie im Spiegel Gottes Schönheit.
Ein Narr ist, der die Welt für einen Gott hält,
Doch in der Schöpfung sind die Spuren Gottes.
Ein Narr ist auch, der Gott von seiner Welt trennt,
Glaubt nur die transzendente Erstursache
Und glaubt nicht an die permanente Schöpfung
Und glaubt nicht an die Immanenz des Schöpfers.
Du aber hast geahnt im Sommergarten,
Wie da der Erdbeerbusch sich liebend sehnte
Zum Thymian und sich die Düfte mischten,
Wie in vitaler Grünkraft der Natur
Der schöpferische Eros Gottes glühte,
Das lehrte dich Sankt Hildegard von Bingen.
Doch keiner kann erkennen in der Schöpfung
Die Schönheit Gottes und die Liebe Gottes,
Der nicht den Weg geht innerlich vertieft.
Was wissen denn die Narren, die nichts kennen
Als die Materie der Außenwelt
Und haben keine Kenntnis ihrer Seele!
Das lehrte dich die heilige Teresa
Von Avila, dass deine Seele ist
Gleich einem Schloss mit sieben Kammern, die
Von außen sich nach innen zu bewegen,
Und in der siebten Kammer deiner Seele
Befindet sich das Brautgemach der Gottheit.
Und Edith Stein belehrte dich darüber,
Dass deine Seele wie ein Trichter ist,
Da geht es immer weiter in die Tiefe,
Doch gibt es keinen festen Grund der Seele,
Der Grund der Seele nämlich ist geöffnet
Zur innerlichen Gottheit, dem Geheimnis.
So hast du in der Freundin auch erkannt,
Dass ihre Seele siebenfach verschleiert,
Dass ihre Seele ein Mysterium,
Das mündet ins Mysterium der Gottheit.
Gott ist dir innerlicher, als du selbst bist,
Gott ist dir näher als die Halsschlagader,
Gott liebt dich mehr, als du dich selber liebst,
Gott kommt von außen nicht, vom Sternenhimmel,
Gott ist in dir, ist in dem Seelenfunken,
Gott ist dein angebornes Gottesbild,
Und darum ist auch jede Seele Christin.
So sagte Augustinus auch zu Gott:
O Schönheit, draußen hab ich dich gesucht,
Hab dich gesucht in der Natur, den Frauen,
Doch lebst du ja im Innern meiner Seele,
O Schönheit, und ich muss es doch bedauern,
Dass ich so spät dich erst geliebt, o Gott!
Was hindert dich, den Gott in dir zu schauen?
Das sind die Sünden. Und die Wurzelsünde,
Das ist der Stolz, da denkt der Mensch, er sei
Viel weiser als der einzig-weise Gott,
Das Gegengift dagegen ist die Demut,
So sprach Maria: Ich bin Gottes Magd.
Auch wiegt der Habsucht Sünde heut sehr schwer,
Da viele glauben an den Götzen Mammon,
Franziskus aber liebte Herrin Armut.
Sehr giftig ist der Neid, auch unter Christen,
Wenn einer klüger als die andern ist,
Dann kommt der Neid, dagegen hilft allein
Die Bruderliebe und die Dankbarkeit.
Ein heißes Feuer aber ist der Zorn,
Der nichts zu tun hat mit dem Zorne Gottes,
Die Wut sieht nichts und niemand, poltert nur,
Da muss man beten um den innern Frieden.
Das große Laster eurer Gegenwart
Ist die Luxuria, die wilde Wollust,
Da betet man den nackten Sexgott an,
Da muss man beten um Marias Reinheit.
Und maßlos sind sehr viele, auch die Kinder,
Im Essen maßlos und im Trinken maßlos,
Im Spielen maßlos und im Schlafen maßlos,
In der Begierde maßlos, selbst die Liebe
Wird maßlos, und die Frau wird dir zum Gott.
Und schwer belastet auch vom Überdruss
An Gottes Dingen sind sehr viele Seelen
Und lieben Trägheit mehr als Nächstenliebe,
Da muss man beten um den Geist des Herrn,
Der da lebendig macht und inspiriert.
Doch wenn du sieben Sünden überwindest
Und nimmst die siebenfache Tugend an,
Die Liebe und den Glauben und die Hoffnung,
Mut, Mäßigung, Gerechtigkeit und Klugheit,
Das sind der Himmelstreppe sieben Stufen,
Wenn du die gehst wie Magdalena einst,
Gelangst du zur Vereinigung mit Gott.
Drei Welten musst durchwandern du allein,
Dass du gelangst zur Einigkeit mit Gott,
Die erste Welt, die Welt der Reinigung,
Ist schmerzlich brennend wie das Fegefeuer,
Die zweite Welt, die Sphäre der Erleuchtung,
Sie gleicht dem Garten Eden auf dem Gipfel
Des steilen Berges deines Fegefeuers,
Die dritte Welt, die Welt der Einigung,
Das ist das Himmelreich in deinem Herzen,
Drei Sphären gibt es in der Welt der Einung,
Die erste Sphäre, das ist die Verlobung
Der Seele mit dem Herrn und Bräutigam,
Die zweite Sphäre ist die Gottes-Ehe,
Da ewig ist der Bund von Gott und Seele,
Die dritte Sphäre aber ist das Einssein,
Da ist die Seele Gottheit in der Gottheit.
So sage deinen Brüdern, deinen Schwestern:
Das Himmelreich ist kein verwunschner Garten,
Das Paradies ist die Umarmung Jesu!
Nun musst du gehn den Weg des Meditierens,
Beschau das Wort des Evangeliums
Und wie die Kuh kau Gottes Worte wieder.
Und täglich bete du den Rosenkranz
Und wende oftmals dich zur Vielgeliebten,
Ein jedes Ave ist ein Kuss Mariens.
Bet in der Liturgie das Vaterunser
Und komme dann vom mündlichen Gebet
Zum herzlichen Gebet mit eignen Worten
Und von dem herzlichen Gebete komm
Zum Meditieren über Gottes Weisheit.
Dann ruhe friedlich du im Geistes Gottes
Und ruhe im Gewölk der Herrlichkeit,
Nichtwissen ist wie eine goldne Wolke,
In der sich offenbart die Gottesweisheit.
SECHSTER GESANG
JESUS:
Ich habe dir doch einen Mann gezeigt,
Der nur für seine Arbeit leben wollte,
Der kannte keinen Sabbath, keinen Sonntag,
Der hatte keine Zeit für seine Frau,
Der wollte goldne Barren scheffeln,
Mit vierzig Jahren müßig dann zu gehen,
Der glaubte, dass die Arbeit und das Gold
Ihm die Erfüllung seiner Sehnsucht gebe,
Und dass der Mammon gebe Sicherheit.
Ich zeigte dir, wie er zusammenbrach,
Und in Verzweiflung an den Selbstmord dachte,
Schon mit dem Messer plante seinen Selbstmord,
Als ich erschien und rief ihn in mein Reich.
So glaubten an den Götzen Arbeit auch
Die Kommunisten, denen war die Arbeit
Der Menschheit Schöpfer und der Welten Heiland,
Sie schufen so ein Reich der Sklaverei,
Das ich gestürzt mit meiner Mutter habe.
Du achte besser auf dein Selbst mein Lieber,
Geh gnädig mit dir um, sonst tut es keiner,
Und liebe deine Seele, wie sie Gott liebt.
Wenn du dein Leben nicht vom Schöpfer annimmst,
Dann lehnst du ab des Universums Schöpfung
Und wünschest dir, du wärest nie geboren.
Was aber ist der Mensch, der Menschensohn,
O Gott, dass du ihn wertschätzt und ihn liebst?
Mein Lieber, rede du mit deiner Seele!
So tat es David auch in einem Psalm:
O meine Seele, was betrübst du dich
Und bist so ruhelos in mir, o Seele?
So musst du auch mit deiner Seele reden
Und liebe sie als deine beste Freundin!
Doch sollst du deine Seele nicht verwechseln
Mit jener Seele deiner Vielgeliebten,
Ihr seid nicht eins, ihr seid noch immer zwei!
Die Seele deiner Seele, das bin ich,
Ich lebe in dem Innern deiner Seele.
Ich habe dir das Charisma gegeben
Der Liebe zu der Weisheit, zu Sophia.
Du kannst nicht Griechisch, nicht Latein, Hebräisch,
Du kennst nicht Aristoteles und Thomas,
Auch ist dein Hirn zerstört von deiner Krankheit,
Doch gab ich dir die Weisheit in dem Geist,
Die du allein durch das Gebet erlangst
Und durch Geduld beim Hangen an dem Kreuz,
Dort wird unmittelbar die Weisheit eingegossen
Von Jesus Christus und von Sankt Maria.
Doch sollst du auch die Liebe nicht verschmähen!
Ich weiß, die Liebe hat dir weh getan,
Die Vaterliebe und die Mutterliebe
Und allermeist die große Frauenliebe!
So denkst du: Liebe ist ja nichts als Schmerz!
Doch fühlst du nicht, wie dich Maria liebt,
Bedingungslos und grenzenlos und brennend?
Sie lehrt dich, an die Liebe neu zu glauben.
Und ihre Liebe ist das Sakrament
Der Mutterliebe Gottes, die dich liebt,
Die Hagia Sophia, deine Frau!
Und bist du so geliebt von deiner Gottheit,
Dann fließe über auch von Nächstenliebe
Und siehe die Person an, die bedürftig,
Dann lernst du erst die rechte Bruderliebe,
Die dich vereint mit jedem Katholiken,
Dann lehre ich dich auch die Feindesliebe:
Für deine vielen Feinde sollst du beten!
Wähl dir zur Freundin deine Einsamkeit!
Ich sing die Hymne deiner Einsamkeit:
Es sagte Blaise Pascal dereinst so richtig,
Dass alles Übel einzig daher kommt,
Dass nicht der Mensch in seinem Hause bleibt.
Und in der Imitatio Christi sagte
Der weise Thomas und zitierte da
Den weisen Seneca, dass oft der Mensch
Mit einem vollen Herzen aus dem Haus geht
Und kommt frustriert mit leerem Herzen heim.
Und hast du das nicht oft erfahren schon?
So bleibe du allein mit der All-Einheit,
Denn der all-eine Gott ist eins mit dir.
Denn wenn du auch allein bist, doch nicht einsam
Bist du, denn Gott ist mit dir und Maria,
Schutzengel sind mit dir und Heilige.
So lerne du den Tod des eignen Ich!
Hat dir denn nicht auch Sokrates gesagt,
Der Philosophen Streben ist der Tod,
Um unverhüllte Wahrheit anzuschauen?
Und was ist anders eines Christen Tod,
Als ins All-Eine ganz allein zu gehen?
Wenn deine Seele ist betrübt zu Tode,
Dann an den Garten von Gethsemane
Erinnre dich und meine Todestrauer,
Wie alle Freunde mich allein gelassen,
Wie mich mein Freund mit einem Kuss verriet,
Wie mich die Priester und die Staatsbeamten
Verurteilt haben, ich sei Lästerer,
Wie ich verhöhnt ward als der Juden König,
Wie man mich angespuckt und mich geohrfeigt,
Wie unterm Kreuze ich zusammenbrach,
Noch Mitleid mit den armen Frauen hatte,
Wie ich ward angenagelt und durchbohrt‚
Und ich mich fühlte schrecklich Gott-verlassen,
Wie mir das Herz brach, ich verblutete,
Wie ich hinabgestiegen in die Hölle!
Bedenke das in deiner kranken Schwermut,
Dann spürst du, dass ich immer bei dir bin.
Lies oft im Evangelium die Verse,
Die schildern die erlösende Passion!
Denn das hat mehr Verdienst, als dich zu geißeln.
Und höre auf Teresas Ratschlag auch,
Wenn Fasten und Gebet, dann Fasten
Und Beten, Beten, Beten; und wenn Rebhuhn,
Dann Rebhuhn! Höre auf die Irren nicht,
Mit ihrer neuen Speisevorschrift, denn
Ihr Gott, das ist der Bauch; denn was du isst,
Das wird als Kot nur wieder ausgeschieden,
Und es ist alles rein dem, der Gott dankt.
Ich muss dich warnen vor der Sinnlichkeit,
Dein Ziel sei nur die Über-Sinnlichkeit.
Wenn nur der Mann die Ader schlagen hört
Und sieht die Frau nur an als Lustobjekt,
Als Sex-Idol, so wird sein Geist geblendet
Und er verliert die Ruhe seiner Seele.
Bewahre stets den Frieden deines Herzens,
Indem du Frieden machst mit Gott dem Schöpfer
Und deinen Willen einst dem Willen Gottes.
Vergiss die Wünsche deines Egoismus,
Der Herr allein dein Leben wird vollenden.
O wenn du einmal spürst die Ruhe Gottes,
Denn Gott ist Frieden, Gott ist die Eirene,
In Gott allein ist Frieden für die Seele.
Du weißt, des Ostens Kirchenväter sagen,
Dass Gott ist Ruhe, stille Apathie,
Nicht aufgewühlt von Eifersucht und Zorn,
Von Leidenschaft, Begierde, Habgier, Hass,
In Gott ist Frieden nur und tiefe Ruhe.
So bete für die Toten, dass sie kommen
Zu ihrer Ruhe, zu der Ruhe Gottes,
Und weihe du die Erde voller Krieg,
Nationen, Religionen voller Hass
Dem reinen Geist der Königin des Friedens.
Verehre du den unbefleckten Geist,
Den Geist der Weisheit, als den puren Geist,
Als Ruach ha kadosch, als sanftes Säuseln,
Und dieser stille friedevolle Geist
Wird ziehen dich in die Versenkung Gottes,
So atmest du die Liebe in die Welt
Und offenbarst den Menschen meinen Frieden.
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich,
Des Menschen Wille ist sein Höllenfeuer.
Vereinige den Willen, die Vernunft,
Mit Gottes Liebe und mit Gottes Weisheit.
Wenn du den Willen unterwirfst dem Herrn
Und Knecht des Herrn bist, seinen Willen tust,
Dann bist du auf der ersten Stufe erst,
Die nächste Stufe ist Vereinigung
Aus großer Liebessehnsucht deiner Seele,
Da du verlobt bist mit des Schöpfers Willen,
Des Schöpfers Wille aber ist die Liebe,
Die Liebe mehr sucht als Vereinigung,
Die Liebe sucht das Einssein und die Einheit.
All-Einheit, Lieber, ist nicht ein Gefühl
Des Mystizismus in dem Rausch des Weins,
Wie Pantheisten lallen in der Nacht,
All-Einheit kommt, wenn du dem Meister gleich,
Der Jünger wird zu einem zweiten Christus,
Zu einem zweiten menschgewordnen Wort.
Wenn du jedoch die eignen Wünsche nur
Ins Zentrum deines Lebens stellst begehrlich
Und Erdengüter nur begehrst und Glück
Und Lust und Selbstverwirklichung des Ich,
Dann wirst du nicht zum Mann nach Gottes Herzen,
Dann wirst du nicht zum Menschen, eins mit Gott,
Dann wirst du nicht zum Menschengott aus Gnade,
Dann bleibst du Staub und Spielball der Dämonen.
Die Leidenschaften bringen Leiden nur,
Die Weisheit aber bringt dir Seelenruhe.
Die sexuellen Triebe, losgelöst
Von Liebe von Personen zu Personen,
Die sexuelle Lust lässt unerfüllt
Und unbefriedigt deinen Durst der Seele,
Ob du den Sex auch einen Sexgott nennst,
Die genitalienliebende Kythere,
Du weißt, nur Gott befriedigt deine Liebe.
Die Venus ohne Leidenschaft, die reine,
Die Venus Russlands hab ich offenbart,
Das ist die Lady Hagia Sophia,
Sie liebt dich mehr als je ein Weib dich liebte!