MARIA IM NEUEN TESTAMENTvon Torsten Schwanke„Heute Morgen musste ich an Maria, die Mutter Jesu, denken. Alle Begebenheiten mit ihr in der Bibel, die mir in den Sinn kamen, haben mir einen so liebevollen und einfühlsamen Charakter vor die Augen gestellt, dass ich unwillkürlich dachte: wow, was für eine großartige Frau, was für ein großartiger Mensch. Davon bräuchte es mehr in dieser Welt. Hast du mal eine Aufstellung gemacht von allen Aussagen von und über Maria, die es im neuen Testament gibt? Das würde mich interessieren.“(Ein Evangelikaler)Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 1Die Verheißung der Geburt JesuLk 1,26Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens NazaretLk 1,27zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.Lk 1,28Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.Lk 1,29Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.Lk 1,30Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.Lk 1,31Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.Lk 1,32Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.Lk 1,33Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.Lk 1,34Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?Lk 1,35Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.Lk 1,36Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.Lk 1,37Denn für Gott ist nichts unmöglich.Lk 1,38Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel..Der Besuch Marias bei ElisabetLk 1,39Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.Lk 1,40Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.Lk 1,41Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfülltLk 1,42und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.Lk 1,43Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
Lk 1,44In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.Lk 1,45Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.Lk 1,46Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, /Lk 1,47und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.Lk 1,48Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. / Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.Lk 1,49Denn der Mächtige hat Großes an mir getan / und sein Name ist heilig.Lk 1,50Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht / über alle, die ihn fürchten.Lk 1,51Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: / Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmutsind;Lk 1,52er stürzt die Mächtigen vom Thron / und erhöht die Niedrigen.Lk 1,53Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben / und lässt die Reichen leer ausgehen.Lk 1,54Er nimmt sich seines Knechtes Israel an / und denkt an sein Erbarmen,Lk 1,55das er unsern Vätern verheißen hat, / Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.Lk 1,56Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.Maria in der BibelLukasevangeliumDie Betrachtung der biblischen Texte soll uns dazu bewegen, dass wir in unserem Leben gute Früchte bringen. Dies kann uns aber nur dann gut gelingen, wenn wir die "Heilige Schrift" zum "Wort Gottes" werden lassen, d.h., dass wir uns nicht damit begnügen, was "geschrieben steht", sondern uns bemühen auch hinzuhören und zu verstehen, was das geschriebene Wort "sagt". Erst dann kann in uns das schöpferische Wort eine menschliche Gestalt annehmen. Diesen Eindruck gewinnen wir gerade beim Betrachten der Kindheitsgeschichte Jesu im Lukasevangelium (Kap. 1-2), wo uns Maria als Jungfrau vor Augen geführt wird, die auf das Wort Gottes hört, darüber nachdenkt, daran glaubt und es weiter verkündet.Der heilige Lukas gilt besonders in der orthodoxen Ikonografie als Autor zahlreicher Marienikonen.Da er uns in seinem Evangelium mehr als die anderen Evangelisten von Maria berichtet, hat er uns ein "Bild Mariens gemalt".Sei gegrüßt, du Begnadete...Wenn wir uns die Geburtsgeschichte Jesu nach Matthäus in Erinnerung rufen, in der die Verkündigung über Josef lief, merken wir sofort den grundsätzlichen Unterschied zum Lukasbericht(verfasst um 80 n. Chr.), der für eine im heidnischen Umkreis sich bildende Kirche geschrieben ist. Die Rede ist von der Verkündigungsbotschaft (1,26-38). Empfängerin ist nämlich eine Frau: Maria, die als Jungfrau aus Nazaret vorgestellt wird. Bereits die Anrede des Engels -"Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir" (Vers 28) - besagt, dass Maria für eine besondere Aufgabe von Gott auserwählt ist. Warum erschrickt sie über die Anrede (Vers 29)? Die Engelsworte lauten im Ohr eines/r Juden/Jüdin nicht fremd. Sie lassen die Hoffnung auf das Kommen des Messias erst recht aufblühen, denn so heißt es schon beim Propheten Zefanja 3,14-17: "Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt." Eben deshalb "überlegte" Maria, "was dieser Gruß zu bedeuten habe" (Vers 29). Sie will nicht nur bei der "Schönheit" der Anrede bleiben, sondern "überlegt", was sie persönlich mit dem Ganzen zu tun hat. Mit Hilfe des Engels - des Überbringers der Botschaft - begreift sie, dass gerade sie diese "Tochter Zion" personifiziert und es möglich machen kann, dass der ersehnte Messias, nämlich Jesus, der "Sohn des Höchsten" (Vers 32) in diese Welt kommt.
Wie soll das geschehen... ?Maria zweifelt nicht daran, dass sie ein Kind empfangen und einen Sohn gebären wird (Vers 31). Sie will jedoch wissen, "wie" es geschehen soll, da sie keinen Mann erkennt (Vers 34). Mit dem Ausdruck -"Ich erkenne keinen Mann" wird die Jungfräulichkeit Mariens stark betont. In der Bibel behauptet keine andere Frau ihre Jungfräulichkeit so eindeutig wie Maria. Darum wird diese Aussage Mariens bereits bei den Kirchenvätern interpretiert auch als Ausdruck der Absicht Mariens,Jungfrau bleiben zu wollen. Doch diese Interpretation scheint für eine hebräische Religiosität wenigzutreffend, welche ihren Weg der Heiligkeit im erfüllten Eheleben sieht, im Sinne des ersten Gebotes: "Seid fruchtbar und vermehrt euch" (Gen 1,28). Allerdings, im Moment der Verkündigungsteht die Jungfrau Maria für die Frohbotschaft offen und sagt, nachdem sie die Erklärung erhält, dass der Heilige Geist über sie kommen wird (Vers 35), frei und entschieden ihr "Ja" zum Plan Gottes: "Mir geschehe, wie du es gesagt hast" (Vers 38).Selig ist die, die geglaubt hat...Die sogenannte Heimsuchungsgeschichte (1,39-56) zeigt uns nun Maria als Verkünderin der Frohbotschaft bei Elisabeth. Das empfangene Wort Gottes kann unmöglich zurückgehalten werden. Es wirkt ansteckend, überall wo man es hinträgt. Die Freude aus der Begegnung spürt Elisabeth um so mehr, weil die Mutter ihres Herrn zu ihr kommt (Vers 43). Diese Szene hat viel Gemeinsames mit der Überführung der Bundeslade nach Jerusalem (2Sam 6,2-16), deshalb wird Maria auch "Bundeslade Gottes" genannt. Elisabeth, vom Heiligen Geist erfüllt, macht zwei wichtige Aussagen über Maria: Maria ist "gesegnet (gebenedeit, befähigt) mehr als alle anderen Frauen" (Vers 42); und Maria ist "selig", weil sie "geglaubt hat, was der Herr ihr sagen ließ" (Vers 45). Der Akzent fällt somit mehr auf den Glauben Mariens als auf ihre Mutterschaft: Weil sie von Gott befähigt wurde sein Wort zu vernehmen, weigerte sie sich nicht, ihm freiwillig auch ihren Gehorsam und Glauben zu schenken. Maria aber antwortet auf das Große, das der Herr an ihr getan hat, in der Form eines Lobgesangs, des Magnificat (Verse 46-55). Von dieser Antwort Mariens ließ sich schließlich auch die liturgische Handlung der Kirche inspirieren: die Liturgie gedenkt dessen, was Gott für unser Heil bewirkt hat und preist dafür seinen Namen. Der christliche Glaube ist von der Memoria (Gedenken) der Heilstaten Gottes grundsätzlich geprägt. Dies möchte der Evangelist am Beispiel Mariens auch klar hervorheben, indem er die Erzählungen von der Geburt Jesu und seinem Wiederfinden im Tempel jeweils mit der Bemerkung abschließt: "Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach" (2,19.51).Das Magnificat - Marias LobgesangDer Evangelist Lukas berichtet, wie Maria wenige Tage nach der Verheißung der Geburt des Gottessohnes durch den Engel Gabriel ihre Verwandte Elisabeth besucht (Lk 1,39-56). Bei der Begrüßung wird Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und preist Maria und ihr Kind. Darauf stimmt Maria einen Lobgesang an (Lk 1,46-55), der nach dem Anfangswort der lateinischen Fassung "Magnificat" heißt:Meine Seele preist die Größe des Herrn,und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,und sein Name ist heilig.Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlechtüber alle, die ihn fürchten.
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