HAYDT, Claudia. 2000. Zivilreligion (civil religion). Im Metzler Lexikon Religion. Bd. 3. S. 717721. BELLAH, Robert N. 1976. Zivilreligion in Amerika. In Religion des Brgers: Zivilreligion in Amerika und Europa. Herausgegeben von Heinz KLEGER und Alois Mller. 1986. S. 1941. Mnchen: Kaiser. 1. Was ist Zivilreligion? 2. Was ist kennzeichnend fr die amerikanische Zivilreligion? Entlang welcher Themen/ Motive hat sie sich entwickelt? Welche Rolle spielt(e) sie fr die amerikanische Innen- und Auenpolitik? 3. Kritisieren Sie den Begriff der Zivilreligion bzw. Bellahs Konzept der civil religion!
Der Begriff Zivilreligion stammt aus der Aufklrung und wurde erstmals von Rousseau verwendet, der darunter eine Art brgerliches Glaubensbekenntnis[Hervorhebung im Original](Haydt, 719) versteht. Die religion civile bezeichnet bei Rousseau einen gesellschaftlichen Wertekanon, der eine Kombination aus religisen Dogmen und politischen Gesetzen darstellt. Heutzutage bezeichnet dieser Begriff ein Art gesellschaftliches Subsystem, getragen durch den ffentlichen und politischen Diskurs. Es beinhaltet Werte, Ideen und Grundhaltungen, und nimmt durch seinen allgemeinverbindlichen Charakter eine gesellschaftsfrdernde Funktion ein. Im Sinne eines umfassenden Wertesystems innerhalb einer pluralistischen Gesellschaft bezieht sich die Zivilreligion auf keine (konkrete) institutionalisierte Religion.
Bellah zufolge handelt es sich bei der amerikanischen Zivilreligion um das Produkt einer bestimmten geschichtlichen Periode(Bellah, 27). Sie umfasst bestimmte berzeugungen und Wertevorstellungen, Rituale und Symbole, die allesamt in der Geschichte der Einwanderer Amerikas grnden, die aus unterschiedlichen Lndern zusammenkamen um dort die Chance auf ein freies Leben in Anspruch zu nehmen. Sie gilt also als echter Trger des nationalen religisen Selbstverstndnisses (Bellah, 27). Obgleich die Civil Religion stark von christlichen Elementen gekennzeichnet ist, versteht sie Bellah vielmehr als eine nicht-kirchliche religise Dimension der amerikanischen Gesellschaft.