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Vertrauen – eine historische

Spurensuche

UTE FREVERT, 2003

HS: VERTRAG UND VERTRAUEN


FS 2009, UNI LUZERN
Ute Frevert (*1954)
1971-1977: Studium der
Geschichte und
Sozialwissenschaft in
Münster und Bielefeld
1982: Promotion an der
Uni Bielefeld
1989: Habilitation
Aktuell: Honorarpro-
fessorin an der Freien
Universität Berlin
 Neuere und Sozialge-
schichte als Schwerpunkte
Einleitung
Trojanisches Pferd Anette Baier
 Vertrauen in Opferzeichen  Vertrauen ist moralisch
 Situationsbedingter nicht neutral
Leichtsinn  Mangelperspektive macht
 Hoffnung auf zukünftige es zu einem kostbaren Gut
Wohltaten
Thematisierung des
Niccolò Machiavelli Begriffes Vertrauen
 Extreme vermeiden als  Anfangs 19. Jahrhundert
Herrscher  „Erfahrungs- als auch eine
 Self-fullfilling prophecy Erwartungskomponente“
Begriffsgeschichte

Wandel von Gottvertrauen zu sozialer


Vertrauensverwendung
 Arzt, Kaufmann, Dienstboten, Soldat, etc.

Positive(re) Besetzung des Vertrauensbegriffes


Politisches Vertrauen, vertikal
Politisches Vertrauen vor
der Aufklärung praktisch
inexistent
 Kam einer Machtabgabe gleich
Wahlen ermöglichten
Etablierung einer
Vertrauensbeziehung
Schwierige
Übergangsphase
 Wechselseitiges Misstrauen
als Normalfall
 Intensive Bemühung notwendig
Politisches Vertrauen, vertikal

 Max Weber: Herrschaft Legitimitätskrise  Ver-


beruht auf Vertrauen in die trauenskrise
Legitimität der Herrschaft

 Drei Geltungsgründe: Diktaturen als


 „Glauben an die Legalität Inkarnation des
gesatzter Ordnungen“ Misstrauens
 „Alltagsglauben an die
Heiligkeit von jeher geltenden
Traditionen“ Medien zentral für
 „Ausseralltägliche Hingabe an Bildung und Zerfall von
die Heiligkeit oder die
Vorbildlichkeit einer Person“
politischem Vertrauen
Bürgervertrauen, horizontal
Hohe strukturelle
Sicherheit als Grundlage
für die Entwicklung von
Bürgervertrauen
breite Partizipation und
offene Kooperation
Stärkung des demo-
kratischen Systems
„soziales Kapital“ als
Unterfutter für
Repräsentativsysteme
Bürgervertrauen und politisches Vertrauen
Vertrauen ist…
 …zeitlich begrenzt Volksvertreter
 …“kündbar“

Symbolische Vertikales
Verpflichtung für Vertrauen
Repräsentanten

Höhere Legitimität

Verstärkt Vertrauen
Nahvertrauen - Familie
Familie als Ort stabiler
Vertrauensbeziehungen
Vertrauensverhältnisse:
 Symmetrisch zwischen
Geschwistern
 asymmetrisch zwischen
Eltern und Kindern
Ermöglicht Entwicklung
von Selbstvertrauen
 Gefühl eigener
Vertrauenswürdigkeit
 Sich auf seine Fähigkeiten
verlassen können
Nahvertrauen – Freunde, Kameraden
 Freunde als Erweiterung Gesichts- oder
des familiären Vertrauens gesichtsabhängiges
Vertrauen
 Freiwilligkeit  Kontrollelement
 Generiert „pers.“ Vertrauen

 Wechselseitige Ver-
stärkung von Freund- Vertrauen im Militär
schaft und Vertrauen  Zentrales Element mili-
tärischer Kameradschaft
 Generalisierte Verhaltens-
 Intensität proportional erwartung gegenseitigen
zur Enttäuschungsgefahr Wohlverhaltens
Institutionen, Experten und Vertrauen

Systemvertrauen
 Eher ein „sich verlassen auf“ oder Zuversicht in die
Organisation
 Rückt persönliches Vertrauen (bewusst?) in den Hintergrund

Personen als Zugangspunkte zum System


 Vertrauensbildung/ -zerstörung via Personen
 Personifizierung von Systemen zur Steigerung des Vertrauens
 „Vater Staat“
 Kaspar Villiger, UBS
 Zusammenfallen von persönlichem- und Systemvertrauen, was
wir in der vorangegangen Sitzung behandelt haben
Diverses / Gedanken

 Moderne Gesellschaft bietet interpersonellen


Vertrauensbeziehungen eine tragfähigere Grundlage (vgl. p. 64)
 Durch stärkere Verrechtlichung/Zunahme der Regeldichte (?)

 Google-Hits:
 Vertrauen: 15'400'000

 Misstrauen: 1'100'000

 Pamela Anderson: 21'800'000

 Zitate:
 Lao-Tse: Wer nicht genügend vertraut, wird kein Vertrauen finden.
 Johann Nestroy: Zuviel Vertrauen ist häufig eine Dummheit, zu
viel Mißtrauen ist immer ein Unglück.
 Franz Kafka: Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt.
Diskussionsfragen

Beinhaltet Vertrauen nicht eine Abhängigkeit, die mich


in meinem Willen einschränken kann und somit eine
besondere Form von Gewalt bedeutet (eine unbedingte
Verpflichtung)?  vgl. p. 38

Gewinnt oder verliert Vertrauen durch


Anonymisierungs- und Desintegrationstendenzen der
Gesellschaft in Zukunft an Bedeutung?  vgl. p. 41

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