Sie sind auf Seite 1von 1

.Aus dem einen Leben das Beste machen" 23042012. 1,10Uhr Hedonismus - das klingt nach Vtrschwtndung.

s - das klingt nach Vtrschwtndung. Htult Ist thtr von Sparsamkd~ M4ßlgun&,
Wer nach GIOck, Genuss und Lust strebt, handelt durchaus philosophisch, sagt der
Nachlraltlgkelt dlt Rtdt, man dtnke an die Thtmtn Umwtlt und Klima. Wie sltlrt der HtdonW
Philosoph Bcmulf Kanitscheidcr im Tagcsspiegel-Gesprflch •
zur Energltwendt?
Htrr Kanltschtldtr, Slt sind P/1Uosoph und haben tln lrtdonlstlschts Manlftst vtrfasst. Was Ist
Nur in dem oberflächlichen Alltagsvmtllndnis, bei dem Hedonismus mit „Wein, Weib und Gesang"
tlgtn//lc/1 Htdonlsmus?
identifiziert wird, bedeutet Lebensfreude Verschwendungssucht. Im ernsthaften philosophische:,
Da gilt cs erst mal ein Missverstllndnis aufzuklllrcn. Im Alltag versteht man unter einem Hedonisten
Sinn enthalt diese Ethik den Auftrag, mit der einzig:n irdischen Welt sorgsam umzugehen, denn es
jemand, der nicht gerne arbeite~ der andere fllr sich schaffen Jasst und sich gemOUich zur11cklehnt-
gibt keine weitere, in der wir und unsere Kinder gfücklich werden können. Nicht allen Ethikern ist
aber nicht jemand, der das gelungene Leben sucht. Letzteres ist das philosophische Verstllndnis des
aber das irdische Glock ein Anliegen. FOr die ethischen Idealisten Kant, Hegel und Fichte ist das
Hedonismus. Im Mittelpunkt steht das Glück, vor allem angesichts der Tatsache, dass dieses Leben
Glock des Menschen, ist die Idee des erfreulichen Lebens nur ein wertloses Beiwerk. Danach ist es
nur eine endliche Zeitspanne wahrt. Das haben schon die alten Griechen erkannt.
bedeutungslos, ob Menschen sich gut fllhlen ur.d ob ihr Uben gelungen ist, Hau~tsache, sie tun ihr,
Pflicht. Der Mensch ist aus kantischcr Sicht cio Pflichtautomat. Der andere Gogenpol zum
Von dtn antiken Phl/osophtn //Isst sich ttwas ltrntn? Hedonismus ist die theologische Ethik, bei der nicht die Vernunft, sondern die Gotter der jeweiligen
Schon im vierten vorchristlichen Jahrhundert haben einige Denker darauf hingewiesen, dass unsere Religion vorgeben, was getan werden soll. Da der Mensch es nicht wagen darf, die Gebote der Götter
Lebenszeit begrenz! ist und nichts darauf hinweist, dass cs so etwas wie ein Weiterleben nach dem zu beurteilen, kommt es nicht zu einem Diskurs Ober ethische Forderungen.
Tod und eine unsterbliche Seele gibl [..] Im Gegensatz zu Platons Idealismus sind die Hedonisten
empiristisch orientie~ sie betonen die Bedeutung des Diesseits. Danach sind wir Menschen ein Stock Ist der Htdonlsmus unmoralisch?
N atur, wir leben eine Zeit lang und wir haben die Bestimmung, dieses Lebensintervall optimal zu Was moralisch ist und was nicht, wird durch die Ethik bestimmt. Wenn man eine Ethik akzeptiert,
gestalten. dann nimmt man auch ihre Grundsätze an. Aus denen leitet sich ab, was moralisch und unmoralisch
ist. Nehmen wir als Beispiel die mosajsche Ethik. Sie grOndet sich auf die zehn Gesetze, die von
/ .../ Moses verkündet wurden. Die zehn Gebote sind das Fundamen~ die unveranderlichcn Grundsatze
oder Axiome. Sie bestimmen, ob eine Handlung moralisch ist. Ein anderes Beispiel fllr ein Axiom isc
Wtr waren die Hauptvtrtrettr ditser phl/osophlschen Rlchwng? der kategorische lmperativ Immanuel Kants: Handle so, dass die Grundsatze deines Handelns eio
[... ] Besser bekannt ist Epikur von Athen. In der römischen Zeit ist Lukrez der Hauptvertreter, der allgemeines Gesetz sein konnten. Jede Ethik macht also Vorgaben, jenseits dem cs keine tieferen
fllr sein großes Lehrgedicht „De rcrum natura" berühmt geworden ist. Der Bezug auf die Endlichkeit, BegrOndungcn gibt. Selbst die Wissenschaft benötigt solche Axiome, auch die Quantenmechanik hal
ein von der realen Natur gcpragtes materialistisches Denken, die Skepsis in Bezug auf die Götter und keine „LetztbegrOndung". Ebenso gibt es keinen absoluten Ursprung der Ethik, aus dan alle Werte
Religionskritik, all das kennzeichnet das antike hedonistische Denken. Es ist deshalb kein Wunder, entstehen.
dass später in christlicher Zeit Epikur und seine ganze Denkrichtung abgelehnt wurden. Das
Christentum stort sich wesensmaßig wenig an einem entbehrungsreichen Leben, da dieses erst im Dann stlren Sie den Hedonismus auf der moralischen Seite.
Jenseits seine Erfllllung findet. Es geht darum, am Jüngsten Tag zu bestehen - ein klarer Aber selbstverstandlichl Der Hedonist setzt den GIDcksgrundsatz an den Anfang. For Aristippos ist
Gegenentwurf zur Diesseitsorientierung des Hedonisten. das oberste Ziel allen Strebens die vollkommene Gestal_tung des Lebens und das Vermogen, die
Folgen des Handelns zu Oberblicken. Glock und Verstand, das sind die beiden BesW1dteile. Sie
/.../ werden vorausges~ man kann sie nicht aus noch tieferen Prinzipien ableiten.

Ein gerechtfertigter Einwand. /,./


Gemach! Man sollte sich fragen, wie ein Bewusstsein für moralische Werte Oberhaupt entsteht und
wo diese in uns verankert sind. Evolutionsbiologie und Hirnforschung geben uns da wichtige Besteht nlc/11 die Gefahr, dass ein HedJJnlst zum Egoisten wird?
Hinweise. Es sind die emotiven Zentren im Gehirn, die die Bewertungen vornehmen. Wenn man Schon in der Antike ist hier das Paradebeispiel die Freundschaft. Warum soll man Freunde haben.
diesen Ansatz weiterverfolgt, dann stoßt man auf entsprechende ethische Systeme. Und eines von nett zu anderen sein, sich sozial engagieren? Der PJa1oniker s~ die Freundschaft ist eine Idee, die
diesen ist der Hedonismus. Der Hedonismus ist der Vorläufer moderner utilitaristischer der Idee des Guten untergeordnet ist Deshalb muss ich ihr folgen. Der Hedonist sagt: Ich brauch,
Wertesysteme, die auf vernonftigen, auf rationalen Prinzipien beruhen und mit den Befunden der diese Ideen nicht. Wenn ich nett zu anderen bin, dann bekomme ich auch etwas zurock, Freundschaft
Hirnforschung harmonieren. In der Analytischen Philosophie ist der Utilitarismus die fllhrende ist etwas Gegenseitiges. Jeder lebt besser, wenn er freundlich zum Nachbarn ist.
Richtung.

Das könnte Ihnen auch gefallen