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 Herr und Frau Miller sind bei sich zu Hause. Es ist morgens.

Sie sitzen am Tisch, Frau


Miller trinkt Kaffee.
 Herr Miller steht aufgeregt auf. Er beklagt sich über einen Adligen, der um seine
(bürgerliche, also niedriger gestellte) Tochter buhlt.
 Herr Miller macht sich Sorgen darüber, dass sich das Verhalten des Adligen negativ auf
ihn auswirken könnte. Er befürchtet zum Gespött der Leute zu werden. Außerdem geht er
davon aus, dass der Adlige seine Tochter bald sitzen lassen werde - und spätestens dann
sei auch sie das Gespött der Leute. Eine langfristige Beziehung zwischen einem Adligen
und einer bürgerlichen sei jedenfalls undenkbar.
 Herr Miller glaubt, dass es dem Major (=der Adlige) nur um Sex geht. Seine Frau
verweist zwar auf die hübschen, emotionalen Briefe, die dieser schreibt. Miller glaubt
aber, dass dieser nur ein Weg sind, um das Herz seiner schönen Tochter zu erobern - und
sie dann ins Bett zu kriegen.
 Die Bücher, die der Adlige mitbringt, erfüllten laut Herrn Miller den gleichen Zweck: Sie
sollten nur Verwirrung stiften und "unchristliche" Gedanken im Kopf seiner Tochter
entstehen lassen. Außerdem könnte sich seine Tochter in den überzogenen Darstellungen
von Liebe verlieren, was langfristige Konsequenzen haben könnte (besonders sobald der
Adlige sie wieder verlassen hat).
 Frau Miller weist auf das Geld hin, das die Geschenke des Adligen ihnen eingebracht
haben. Auf dieses Argument reagiert Herr Miller entsprechend zornig - er will seine
Tochter nicht "verkaufen".
 Herr Miller will noch am selben Tag zum Vater des Adligen gehen, ihm von der
Beziehung erzählen und sie somit unterbinden.

 Zu Herrn und Frau Miller (aus der ersten Szene) kommt nun Herr Wurm hinzu (Herr
Wurm ist der Sekretär des Präsidenten - der Präsident ist der Vater des Adligen, der um
Herr und Frau Millers Tochter wirbt).
 Aus dem nachfolgenden Gespräch geht hervor, dass Luise Herrn Wurm als Ehefrau
versprochen oder zumindest ernsthaft angeboten wurde.
 Während des Gesprächs versucht Frau Miller zu erwähnen, dass der Major (der Adlige)
um sie wirbt und ihr seine Liebe gestanden habe. Herr Miller versucht sie davon
abzuhalten, um den relativ gut gestellten Herrn Wurm nicht zu verschrecken. Dazu stößt
er sie mit dem Ellbogen an, kneift ihr ins Ohr, tritt ihr leicht in den Hintern, droht damit,
sie mit seiner Geige zu schlagen und beschimpft sie.
 Herr Wurm erfährt trotzdem von Frau Miller von der Beziehung. Herr Miller kann ihn
aber schnell wieder beruhigen.
 Herr Miller äußert aber, dass er keinen Ehemann für seine Tochter Luise haben will, mit
dem diese dann nicht glücklich werden würde - das könnte er sich nie verzeihe. Herr
Wurm müsste daher dafür Sorge tragen, seiner Tochter zu gefallen.
 Herr Wurm bittet Herrn Miller darum, ein gutes Wort für ihn bei Luise einzulegen. Herr
Miller empfindet diese Bitte als feige. Es zeige, dass Herr Wurm nicht die Courage habe,
selbst Luises Herz zu erobern. Er werde Luise sogar von ihm abraten. Herr Wurm geht
daraufhin.
 Zwar beklagt sich Herr Miller danach nochmal über den Charakter von Herrn Wurm, er
ist aber trotzdem noch immer wütend über Verhalten seiner Frau.
 Luise kommt aus der Kirche zurück. Sie hat ein Buch von Ferdinand dabei (und
vermutlich in der Kirche gelesen).
 Nachdem sie es abgelegt hat begrüßt sie ihren Vater freundlich und fragt, ob Ferdinand
bereits da gewesen sei (der Adlige).
 Herr Miller reagiert enttäuscht über diese Frage.
 Luise beschreibt ihre Liebe als in ihren Gedanken allgegenwärtig. In der Kirche könne sie
sich auch nicht mehr auf die Messe konzentrieren.
 Luise empfindet sich nicht als würdig, die Partnerin Ferdinands zu sein (z.B. da sie keine
Adlige ist). Aufgrund dieser Tatsache müsse sie bereits für die geringsten Gesten der
Zuneigung von Ferdinand unendlichen Dank zeigen.
 Herr Miller wünscht sich, dass Luise Ferdinand nie kennengelernt hätte. Luise ist darüber
erschrocken, schnell glaubt sie aber, dass ihr Vater es nicht so gemeint habe.
 Sie erinnert sich daran, wie sie Ferdinand kennengelernt hat. Es war Liebe auf den ersten
Blick.
 Herr Miller meint, dass er keine Heirat zwischen Luise und Ferdinand zulassen könne.
Luise stört das nicht sonderlich. Möglicherweise bekomme sie ihn nicht im Diesseits,
dafür aber im Jenseits.
 Die Mutter sieht daraufhin Ferdinand kommen.

 Ferdinand kommt herein (der Adlige, der Luise liebt). Luise ist inzwischen blass
geworden und setzt sich erst in einen Sessel, fällt ihm aber dann um den Hals.
 Ferdinand erklärt ihr seine Liebe und fragt dann nach, weshalb sie so trübselig ist.
 Luise erwähnt den Ständeunterschied (sie Bürgerliche - er Adliger). Ferdinand will davon
nichts wissen. Er glaubt, dass die Liebe alle Grenzen überwinde. Außerdem wirft er ihr
vor, überhaupt über sowas nachgedacht zu haben. Ihm selbst wäre dies vor lauter
ablenkenden Gedanken an seine Liebe gar nicht möglich gewesen.
 Ausschweifend erklärt er, dass sie sich vor nichts fürchten solle. Er werde über sie
wachen und wolle, dass sie bis ans Ende ihres Lebens an seiner Seite bleibt.
 Ferdinands Erklärungen bewegen Luise zwar innerlich, sie empfindet diese Gefühle aber
als hoffnungslos/aussichtslos und will daher nichts mehr davon hören. Sie geht daraufhin.
Ferdinand folgt ihr sprachlos.

 Die Szene spielt in einem Saal beim Präsidenten (Vater vom Adligen, der Luise liebt -
also von Ferdinand). Es sprechen der Präsident und Herr Wurm miteinander.
 Herr Wurm hat dem Präsidenten offensichtlich von der Beziehung zwischen Ferdinand
und Luise erzählt.
 Sie diskutieren über Luise. Sie sei eine außerordentlich schöne Blondine, die auch mit
den schönsten Frauen am Hof mithalten könne.
 Der Präsident glaubt, dass Herr Wurm ihm nur von der Beziehung zwischen Luise und
Ferdinand erzählt, um sie zu beenden und damit selbst bei Luise bessere Karten zu haben.
 Er bezeichnet die Beziehung zunächst als durchaus Willkommen und glaubt, dass sein
Sohn dem Mädchen die Gefühle nur vorspiele. Wenn sein Sohn mit seiner Dirne (=Hure)
ein Kind bekäme, würde er bereitwillig die Strafe dafür zahlen.
 Der Präsident meint, Herr Wurm solle nicht so eifersüchtig sein. Die Damen, die am Hof
heirateten, seien gewöhnlich auch bereits mehrfach "gebraucht" - von verschiedenen
Männern.
 Der Präsident erklärt Herrn Wurm, dass er eine Heirat zwischen Ferdinand und Lady
Milford plane. Diese habe exzellente Kontakte zum Fürsten. Er würde daher durch die
Heirat auf diesen großen Einfluss ausüben können. (=> Zweckheirat statt Heirat aus
Liebe)
 Der Präsident will seinem Sohn an diesem Nachmittag von der Vermählung erzählen.
Herr Wurm glaubt, dass Ferdinand äußerst negativ reagieren werde. Er schlägt vor, dem
Sohn erst einmal eine Heirat mit einer möglichst makellosen Frau anzukündigen und die
Reaktion abzuwarten. Der Präsident stimmt zu.
 Der Präsident verspricht Herrn Wurm dabei zu helfen, an Luise ranzukommen, wenn er
ihm dafür dabei hilft, ihm Luise als Schwiegertochter vom Hals zu halten.
 Herr Wurm geht, Hofmarschall Kalb kommt herein.
 Hofmarschall von Kalb tritt ein. Er ist so übertrieben elegant gekleidet, dass es schon
lächerlich wirkt. Freudig stürmt er auf den Fürsten zu und umarmt ihn. Er entschuldigt
sein spätes Kommen mit Tätigkeiten, von denen eine unwichtiger als die andere
erscheint.
 Der Marschall war an diesem Tag bereits beim Herzog. Der Präsident will wissen, was es
wichtiges neues gibt. Der Marschall beschreibt daraufhin, was der Herzog an hatte.
 Der Präsident verkündigt dem Marschall die von ihm geplante Heirat von Ferdinand und
Lady Milford.
 Der Präsident bittet den Marschall darum, zu Lady Milford zu fahren und ihr von der
Heirat zu erzählen. Außerdem solle er die Neuigkeit überall verkünden. Von Kalb
verspricht, dass es in Kürze die ganze Stadt wisse.
 Danach weist er Herrn Wurm an, seinen Sohn hereinzubringen.
 Der Präsident und Ferdinand sprechen alleine miteinander.
 Der Präsident meint, Ferdinand könne sich ruhig seine jugendlichen, gefühlvollen
Ausschweifungen erlauben. Er solle aber dafür auf die zukunftsorientierten Pläne seines
Vaters vertrauen.
 Er gibt an, viel für seinen Sohn getan zu haben. Unter anderem habe er gute Kontakte
zum Fürsten aufgebaut und einen Vorgänger aus dem Weg geräumt (Mord). Ferdinand
trage nun militärische Ehrentitel und könnte bald Minister werden - mit allen Privilegien.
 Ferdinand ist erschrocken darüber. Er will solch ein blutig erkauftes Erbe nicht antreten
und bezeichnet seinen Vater als abscheulich.
 Ferdinand wirft seinem Vater vor, Glück nur dann empfinden zu können, wenn es
anderen elendig geht. Er selbst dagegen findet das Glück in seinem Herzen.
 Der Präsident verkündet seinem Sohn daraufhin, dass er noch heute offiziell seine Heirat
bekanntgeben werde. Ferdinand solle nun zu seiner zukünftigen Frau fahren und sich als
Bräutigam vorstellen. Ferdinand ist erschrocken darüber.
 Zwar bezeichnet der Präsident die Heirat als einen Glücksfall - Ferdinand werde bald
ganz in der Nähe des Fürsten sein - Ferdinand selbst aber wehrt sich dagegen so gut es
ihm möglich ist. Eine Heirat mit Lady Milford sei eine Verletzung seiner Ehre.
 Zum Schein gibt der Präsident nun vor, dass Ferdinand noch am Mittag "Friederike von
Ostheim" heiraten werde. Ferdinand bezeichnet diese Frau zwar als makellos, er könne
sie aber trotzdem nicht heiraten, da er sie nicht liebe.
 Der Vater urteilt daher, dass es Ferdinand nicht um die Person oder um die Ehre, sondern
um die Heirat an sich geht.
 Der Präsident droht Ferdinand: Sollte er die Heirat ausschlagen, dann würde er damit den
Präsidenten als Lügner vor dem Fürsten und allen anderen darstellen (da er diesen bereits
von der Heirat erzählt hat). Auch eine versteckte andere Beziehung werde er nicht
dulden. Sollte sein Sohn nicht bei der Heirat erscheinen, dann werde dieser seinen ganzen
Zorn zu spüren bekommen.
 Der Präsident geht. Ferdinand meint, dass er sich an dem ganzen anderen Adel oder an
der Ansicht seines Vaters nicht störe. Er beschließt, wieder zu Luise zu gehen.
 2

 Lady Milford ist mit ihrer Kammerdienerin Sophie in ihrem Palais. Die geplante Heirat
wurde ihnen bereits verkündet und sie warten auf Ferdinand.
 Lady Milford ist unruhig; sie überlegt auszureiten. Sophie schlägt vor, einige Leute des
Hofes zur Unterhaltung herkommen zu lassen.
 Lady Milford weist diesen Vorschlag ab. Die Leute des Hofes seien ihr zuwider. Sie
hätten keinen Charakter und würden nur schleimen, um beim Fürsten etwas besser
dazustehen.
 Auch vom Fürsten hielte sie nicht viel. Sie hat zwar offensichtlich eine (nicht eheliche)
Beziehung zu ihm und er kann ihr auch außergewöhnliche materielle Geschenke machen
- lieben tut er sie aber genauso wenig wie sie ihn.
 Sie sei nur noch aus Ehrgeiz mit dem Fürsten zusammen (sie will keine andere Frau am
Hof vor sich sehen). Ihr Herz räche sich aber bereits für diese auf Ehrgeiz basierende
Beziehung.
 Lady Milford wünscht sich die große Liebe. Laut ihrer Aussage sei die geplante Heirat
mit Ferdinand das Werk ihrer Liebe. Sie habe es allen (Fürst, Präsident, Marschall)
eingeredet, dass diese Beziehung aus rationalen Gründen das beste wäre (um die jeweils
eigene Position zu verbessern). In Wirklichkeit aber ging es ihr selbst nur um Liebe, denn
sie sei unsterblich in Ferdinand verliebt.
 Zu Lady Milford und Sophie kommt nun ein Kammerdiener des Fürsten hinzu. Er bringt
wertvolle Juwelen als Geschenk des Fürsten zur Heirat mit.
 Lady Milford will wissen, wie der Fürst die teuren Juwelen bezahlt hat.
 Der Kammerdiener erzählt, dass der Fürst 7000 Männer als Soldaten verkauft hat, die
nun nach Amerika reisen. Wer, als die Leute zusammengetrommelt wurden, lästige
Fragen gestellt bzw. protestiert hat, wurde erschossen. Auch einige seiner eigenen Söhne
seien nun nach Amerika unterwegs. Trotzdem beschreibt er das Zusammenrufen der
Männer als herrlich. Kurz darauf geht er.
 Lady Milford will die Edelsteine nicht behalten, da sie mit Blut erkauft wurden. Sie
beschließt daher, die Steine verkaufen zu lassen und den Gewinn an 400 Leute zu
verteilen, die bei einem Brand ihre Häuser verloren haben. Diese müssten nun entweder
als Sklaven für ihre Gläubiger arbeiten, oder in den Silberminen des Fürsten unter
unmenschlichen Bedingungen schuften.
 Sophie protestiert gegen den Verkauf. Lady Milford lässt sich aber nicht beirren.
 Ein Bediensteter kündigt an, dass Ferdinand nun da sei. Lady Milford erblasst und wird
aufgeregt.

 Ferdinand kommt herein und begrüßt die sichtlich nervöse Lady Milford. Er sagt ihr, dass
er im Auftrag seines Vaters käme und ankündigen müsse, dass sie heiraten werden. Lady
Milford erschreckt darüber, dass er nicht von seinem Herzen spricht. Sie weist Sophie an
zu gehen.
 Ferdinand deutet an, dass er von der Heirat und von Lady Milford nicht viel hält.
 Er kann nicht verstehen, dass Lady Milford als Britin auf Entscheidungen des Fürsten
hört und solch eine Zwangsheirat befürwortet. Die Briten seien schließlich als freiestes
Volk Europas bekannt.
 Daraufhin beginnt Lady Milford ihre Lebensgeschichte zu erzählen:

o Sie gehöre zur Familie des Thomas Norfolk und sei damit von fürstlichem Blute.
o Ihr Vater sei des Landesverrats bezichtigt worden. Er wurde später hingerichtet.
Ihre Mutter starb ebenfalls am selben Tag (am Tag der Hinrichtung).
o Der gesamte Besitz der Familie ging an die Krone und sie wurden des Landes
verwiesen.
o Mit 14 Jahren kam sie zusammen mit ihrer Wärterin und einigen Juwelen nach
Deutschland (Hamburg).
o Sechs Jahre später war ihre Wärterin tot und fast alle Juwelen verkauft. Daraufhin
traf sie auf den Fürsten, der Feuer und Flamme für sie war.
o Sie lies sich mit diesem ein und schaffte es Kontrolle über ihn auszuüben.
o Sie verhinderte viele Todesurteile und Familientrennungen. Außerdem setzte sie
sich für Verringerungen von Haftstrafen und für die Abschaffung von
Gefängnissen ein.
o Ferdinand sei nun ihr Lohn für diese Zeit voller Nächstenliebe und
Entbehrungen.

 Ferdinand glaubt, sie wolle sich von Anklagen befreien. Er will ihr daraufhin die
Wahrheit über sein Herz erzählen.
 Lady Milford erwartet schlimmes und versucht ihn davon abzuhalten. Er beginnt
trotzdem zu erzählen - währenddessen läuft sie bis in die hinterste Ecke des Zimmers.
 Er beschreibt ihr, dass er Luise liebt. Außerdem fühle er sich schuldig dafür, ihr Herz in
"Wallungen" gebracht zu haben.
 Lady Milford wirft ihm vor, drei Menschen ins Elend zu stürzen: Sie, ihn selbst und
Luise.
 Lady Milford entschuldigt außerdem ihr Verhalten damit, dass nun das ganze Land auf
sie und die geplante Heirat schaue. Sie geht daraufhin und lässt Ferdinand zurück.

 Die Szene spielt im Haus der Millers. Frau Miller und Luise sind anwesend.
 Herr Miller kommt hereingestürmt, will schnell seine besten Sachen haben und beklagt
sich über sein unfeines Aussehen. Er verwünscht seine Frau. Frau Miller und Luise sind
über das Verhalten verwundert und wollen wissen, was los ist.
 Herr Miller erklärt, dass ein Bediensteter des Ministers vorm Haus stehe und nach ihm
verlange. Vermutlich habe Herr Wurm dem Präsidenten von der Beziehung zwischen
Ferdinand und Luise erzählt.
 Frau Miller erwähnt, dass der Bedienstete auch aus anderen Gründen als der Beziehung
zwischen Ferdinand und Luise geschickt worden sein könnte. Herr Miller glaubt aber
nicht daran.
 Luise und Frau Miller sind aufgeregt bis verzweifelt. Herr Miller flucht auf Herrn Wurm.
 Herr Miller will nun zum Minister und ihm alles erzählen. Er ist wütend darüber, dass
seine Frau ihm nicht früher von der Beziehung erzählt hat. Er erwägt, mit Luise über die
Grenze zu fliehen.

 Ferdinand stürmt in das Zimmer hinein, wo bereits die Millers sind. Er fragt, ob sein
Vater schon da gewesen sei.
 Die Millers sind erschrocken über diese Frage. Indes nimmt Ferdinand Luise in den Arm
und schwört, dass sich niemand ihrer Liebe in den Weg stellen könne.
 Ferdinand spricht kurz mit sich selbst und drückt dabei seinen Zorn über seinen Vater
und Lady Milford aus. Dann gesteht er die geplante Heirat mit ihr.
 Luise ist frustriert, geht zu ihrem Vater. Sie glaubt, sie sei von Ferdinand ausgenutzt
worden und meint, sie sei nun aus einem schönen Traum aufgewacht.
 Ferdinand schwört, die Intrigen von seinem Vater und von Lady Milford abzuwehren und
sich aus seinen "Ketten" zu befreien. Er will endlich frei sein.
 Noch einmal schwört er seine Liebe. Dann geht er auf den Präsidenten zu, der bereits zu
sehen ist.

 Zu Herrn Miller, Frau Miller, Luise und Ferdinand kommt nun der Präsident hinzu.
 Er spricht zuerst mit Luise. Dabei erkundigt er sich zu Anfang darüber, wann sie sich
kennengelernt haben. Danach will er wissen, welche Versicherungen Luise von
Ferdinand erhalten hat und ob Ferdinand Luises Dienstleistungen in Bar bezahlte.
 Ferdinand unterbricht ihn mehrmals mit Hinweisen auf seine Liebe zu Luise. Seinen
Vater macht dies wütend. Die Stimmung wird zunehmend gereizter und Ferdinand
verlangt von seinem Vater mehr Respekt gegenüber den Armen Leuten. Als der Präsident
schließlich Luise als Hure bezeichnet, zieht Ferdinand seinen Degen, beruhigt sich aber
schnell wieder.
 Danach mischt sich Herr Miller ein und spricht mit dem Präsidenten. Er verlangt eine
höflichere Art und äußert die Absicht, den Präsidenten aus seiner Wohnung zu
schmeißen.
 Der Präsident reagiert sehr zornig darauf. Er schickt einen Teil seines Gefolges los, um
Gerichtsdiener zu holen. Herrn Miller schwört er, dass dieser im Zuchthaus landen wird.
Frau Miller und Luise würden an den Pranger gestellt werden.
 Herr Miller erwägt nun, zum Herzog zu gehen. Er kenne dessen Leibschneider und hoffe,
so Kontakt zu diesem und somit Hilfe zu bekommen. Der Präsident fragt, wie er mit dem
Herzog sprechen wolle, wenn er im Kerker eingesperrt ist.
 Die Gerichtsdiener sind inzwischen im Haus der Millers eingetroffen und Luise ist in
Ohnmacht gefallen.
 Der Präsident weist die Gerichtsdiener an, Luise wegzubringen. Frau Miller bittet um
Erbarmen, Herr Miller stoppt sie aber. Der Präsident weist Herrn Miller darauf hin, dass
noch einige Galgen leer stünden, falls er sich weiterhin so negativ verhalten sollte.
 Ferdinand hält die Gerichtsdiener davon ab, Luise zu holen. Er zieht seinen Degen.
Mehrmals wiederholt sich nun das Spielchen, dass der Präsident anweist, Luise zu holen,
die Gerichtsdiener zu ihr gehen, Ferdinand sie mit dem Degen zurückdrängt und sich der
Präsident wiederum über den "Ungehorsam" dieser aufregt.
 Schließlich verwundet Ferdinand sie mit seinem Degen. Daraufhin geht der Präsident
selbst los und holt Luise.
 Ferdinand fragt nacheinander, ob es seinem Vater auch Recht sei, wenn er sich neben
Luise an den Pranger stelle, wenn er seine Offizierslaufbahn aufgebe oder wenn er Luise
töte, bevor andere schlecht über sie redeten. Der Präsident stört sich nicht daran und lässt
sie trotzdem wegbringen.
 Daraufhin kündigt Ferdinand an, mal einigen Leuten zu erzählen, wie der Präsident an
seine Position gelangt ist (Ermordung des Vorgängers) und geht. Das wiederum stört
seinen Vater allerdings sehr und er rennt hinter Ferdinand her.
 3
 Der Präsident und Herr Wurm sind alleine in einem Saal beim Präsidenten.
 Der Präsident stellt fest, dass die Aktion bei den Millers schief gelaufen ist. Herr Wurm
bestätigt dies: Zwang verbittere Liebhaber nur, er bringe sie aber nicht zur "Vernunft".
 Laut Herrn Wurm verstehe Ferdinand als Akademiker nicht, wie es am Hof zugeht. Er sei
außerdem zu jung und zu ungeduldig, um Intrigen zu planen und durchzuführen - daher
hielte er auch naturgemäß nichts von ihnen.
 Herr Wurm warnt davor, auf Ferdinand noch mehr Druck auszuüben. Dieser könnte dann
reagieren, indem er anderen von den Intrigen des Präsidenten erzählt.
 Herr Wurm schlägt vor, gegenüber Ferdinand behutsamer vorzugehen und eine Intrige
auszuüben. Diese sollte dann folgendermaßen durchgeführt werden:

o Herr und Frau Miller würden verhaftet werden.


o Um ihre Eltern wieder freizubekommen, müsste Luise einen Liebesbrief an eine
andere Person als Ferdinand schreiben. Dieser Liebesbrief würde dann aber
bereits vorher von Herrn Wurm konzipiert werden und Luise müsste ihn
abschreiben (damit auch nichts falsches drin steht).
o Alle Millers - also auch Luise - würden dann gezwungen werden, einen Eid
abzuleisten, der besagt, dass sie niemanden die Wahrheit über den Brief erzählen
werden.
o Der Brief würde dann unauffällig Ferdinand zugespielt werden.

 Die erhofften Konsequenzen wären dann, dass zum einen Ferdinand eifersüchtig wird
und sich von Luise lossagt. Zum anderen würden die Millers in Scham zurückbleiben -
und wären dann entsprechend dankbar für Herrn Wurms Heiratswunsch mit Luise. Dieser
würde dann nämlich das Ansehen der Familie wiederherstellen.
 Der Präsident stimmt der Intrige zu. Als Empfänger für den Liebesbrief gucken sich er
und Herr Wurm den Hofmarschall von Kalb aus.
 Herr Wurm geht sogleich los, um den Liebesbrief zu schreiben. Der Präsident schickt die
notwendigen Briefe an die Gerichte, um die Haftbefehle auszustellen. Außerdem lässt er
den Hofmarschall herbitten.

 Der Präsident spricht nun mit Hofmarschall von Kalb.


 Der Präsident erzählt Hofmarschall von Kalb davon, dass Ferdinand sich weigere, Lady
Milford zu heiraten. Der Hofmarschall ist verwundert über solch ein Verhalten.
 Der Präsident zählt mehrere Gründe auf, weshalb die Einstellung Ferdinands für den
Hofmarschall problematisch werden könnte:

o Der Hofmarschall hat bereits überall erzählt, dass Ferdinand und Lady Milford
heiraten werden. Sollte sich nun herausstellen, dass sie dies nicht tun, stünde er
überall als Lügner da.
o Ferdinand hat gedroht, von dem Mord zu erzählen, den der Präsident verübt hat.
Der Hofmarschall war in diesen Mord verstrickt. Seine eigene Position ist also
auch gefährdet. (Der Präsident konnte nach Akt 2, Szene 6 Ferdinand zunächst
davon abhalten, etwas zu erzählen.)
o Ein Herr "von Bock" hat bereits Interesse an Lady Milford gezeigt. Sollte
Ferdinand die Heirat ausfallen lassen, dann würde vermutlich dieser Herr "von
Bock" Lady Milford heiraten und fortan exzellente Kontakte zum Fürsten haben.
Der Hofmarschall kann diesen Herrn von Bock allerdings nicht ausstehen und
will daher nach Möglichkeit verhindern, dass dieser an mehr Macht kommt.

 Der Hofmarschall lässt sich davon überzeugen, dass man alles tun müsse, um Ferdinand
zu der Heirat zu bewegen. Der Präsident erzählt daraufhin von der geplanten Intrige und
dem Liebesbrief.
 Der Hofmarschall will zuerst nicht seinen Namen als Empfänger des Liebesbriefes
hergeben (möglicher Reputationsverlust durch Beziehung zu einer Bürgerlichen),
akzeptiert dann aber doch. Er verspricht dafür zu sorgen, dass Ferdinand den Brief erhalte
und werde die Beziehung vor diesem nicht abstreiten. Danach geht er.

 Herr Wurm kommt in das Zimmer des Präsidenten. Der Präsident und Herr Wurm reden
miteinander.
 Herr Wurm berichtet, dass Herr und Frau Miller erfolgreich heimlich verhaftet und
eingesperrt worden sind. Außerdem habe er den Liebesbrief fertig geschrieben.
 Der Präsident liest den Brief und ist begeistert davon. Sie machen sich auf den Weg zu
Herrn Miller und Luise.

 Ferdinand und Luise sind im Haus der Millers. Sie reden miteinander.
 Ferdinand meint, dass er nun keine Verpflichtungen mehr gegenüber seinem Vater habe.
Er will, dass sie gemeinsam mit Luises Vater flüchten. Sie hätten schließlich sich selbst
und ihre Liebe, alles andere wäre nicht so wichtig.
 Ferdinand plant, einige Wertgegenstände von sich zu Geld zu machen. Außerdem wolle
er Geld im Namen seines Vaters leihen. In der Nacht würde er dann einen Wagen zu
Luise schicken in den sie einsteigen sollte und mit dem sie dann flüchten würden.
 Luise ist skeptisch. Sie befürchtet, dass Ferdinands Vater sie verfluchen und überallhin
verfolgen würde. Lieber wolle sie ihn verlieren, als ihn sich durch eine solche Tat zu
erhalten.
 Luise fühlt sich als Verbrecherin, da sie Vater und Sohn getrennt und die
gesellschaftliche Ordnung auf den Kopf gestellt habe. Sie empfange nun die Strafe dafür.
Ferdinand solle sich auf die Heirat einlassen und sie trauernd zurücklassen.
 Ferdinand kann nicht glauben, was Luise ihm erzählt. Er glaubt, dass sie dies nicht
aufgrund ihres Pflichtgefühls sagt, sondern weil sie einen neuen Liebhaber hat. Dann geht
er.

 Nachdem Ferdinand gegangen ist, ist Luise nun allein.


 Sie macht sich Sorgen um ihre Eltern. Ihr Vater hatte versprochen, dass sie in wenigen
Minuten zurück sein werden - nun sind sie bereits 5 Stunden weg.
 Währenddessen tritt Herr Wurm ein, hält sich aber zunächst etwas versteckt und sagt
nichts, sodass Luise ihn nicht bemerkt.

 Herr Wurm macht sich nun Luise bemerkbar. Sie ist erschrocken über dessen
Anwesenheit und ahnt böses.
 Herr Wurm berichtet, dass Luises Vater "im Turm" und Luises Mutter "im Spinnhaus"
eingesperrt worden seien. Angeblich seien die Verhaftungen auf Anweisung des Fürsten
durchgeführt worden, da sein Stellvertreter (der Präsident) von Luises Eltern verletzt
worden sei. Luises Vater drohe nun die Hinrichtung. Außerdem sei Ferdinand nun
gezwungen, Lady Milford zu heiraten. Andernfalls drohe ihm die Enterbung und die
Verfluchung durch seinen Vater.
 Luise ist tief frustriert. Sie bemitleidet Herrn Wurm aber auch, da er nicht nur dunkle
Intrigen ausführt, sondern dann auch solch schlechte Nachrichten überbringen muss.
 Als sie hört, dass es für ihren Vater um Leben und Tod ginge, will sie losgehen und
versuchen, mit dem Fürsten zu sprechen. Herr Wurm meint, dass der Fürst ihren Bitten
sicherlich nachkäme - allerdings müsste sie sich dann selbst als Bezahlung anbieten.
 Luise hält inne. Sie würde zwar für ihren Vater sterben, aber nicht sündigen.
 Herr Wurm bietet Luise eine letzte Möglichkeit an: Luise solle den Major von der
Beziehung zu ihr "befreien" indem sie einen Brief schreibt. Während sie schreibt, was
Herr Wurm diktiert, steht sie mehrmals verwirrt bis frustriert auf und will aufhören. Am
Ende schreibt sie aber doch den Liebesbrief.
 Zum Schluss verlangt Herr Wurm noch von Luise, den Eid abzugeben, dass der Brief
freiwillig geschrieben worden sei.

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