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Nathan der Weise

Aus dem gleichnamigen Stück von G.E. Lessing

G.E. Lessing schildert in seinem Ideendrama „Nathan der Weise“ die


Bedeutung von religiösen und sozialen Unterschiedlichkeiten, die
Begegnung von Menschen miteinander und deren geistige Haltung in einer
Weise, die auf mehr Menschlichkeit und mehr Idealismus abzielen soll.
Die Hauptfigur in Lessings Drama ist Nathan, ein reicher jüdischer
Geschäftsmann aus Jerusalem. Der Umstand, dass er reich ist bedeutet für
Nathan keines Wegs das er geizig1) oder sogar machthungrig ist. Nathan ist
weise und seinem Charakter entsprechend mit seiner Religion, dem
Judentum, sehr verbunden. Er ist unkompliziert und hält – aus seinen
Handlungsweisen zu schließen nicht sehr viel von starren
Gesellschaftsnormen, akzeptiert Gesinnungsverschiedenheiten und hält
die Unterschiede, die Menschen untereinander aufweisen, für
Naturbedingt – was für die Zeit, in der er lebt erstaunlich Fortschrittlich
und Klug ist.
Nathan ist nicht der starrsinnige engsichtige Mensch, er ist gebildet
von höchster Redegewandtheit und trotzdem oder gerade deswegen
menschlich. Oftmals wird im Stück auf diese Charaktereigenschaften
hingewiesen. Er ist – wie in einer Szene, in der Nathan mit dem
Tempelherrn ein Gespräch führt, besonders deutlich wird 2) – bereit mit
jedermann Freund zu werden, er hält nichts von Standes- oder
Religionsverschiedenheiten oder hält es zu mindestens so, dass er andere
– auf Grund seiner Weisheit – niemals deswegen von vorn herein
„niedriger“ einstuft. Das heißt aber nicht, dass er den Respekt für höher
gestellte Personen, wie in diesem Drama z.B. den Sultan, nicht aufbringen
könnte. Nathan ist sich vieler Probleme bewusst, er ist ein auf Grund oder
mit Hilfe von Erfahrungen handelnder Mensch. Er verkörpert eindeutig
einen Realisten und ist zugleich auch ein Idealist. Er hält nicht Reichtum
für das wahre Glück, sondern Nächstenliebe, richtiges ausüben der
Religion und Menschlichkeit. Auch er verhält sich trotz seiner Weisheit
oder gerade deswegen nur all zu menschlich. Nathan gibt seinen Gefühlen
nach, handelt danach, er zeigt – trotz seiner Fähigkeit sich zu beherrschen
– genauso wie jeder „gewöhnliche“ Mensch seine Überraschtheit,
Erstauntheit oder seine Freude. Er macht keines Wegs den Eindruck des
alles unter Kontrolle habenden, des alles beherrschenden oder alles
wissenden Menschen. Nathan gibt sich nicht überklug, er ist es auch nicht,
er ist weise. Und darin liegt ein großer Unterschied, der ihm selbst völlig
bewusst ist. Nathan weiß was Recht ist und handelt danach. Er versteht es
hervorragend mit Menschen umzugehen. In diesem Stück wird er als
Idealfigur hingestellt, als Vorbild so zu sagen. Nathan ist aber nicht
einseitig gebildet, kein so genannter Buchgelehrter, sondern er ist eine
weise Vaterfigur, die jede Situation beherrscht, aber gar nicht diesen
Eindruck macht. Er ist – für mich jeden Falls – ein bewundernswerter
Mensch, eine ideale Kombination aus Weisheit und Klugheit, aber eben nur
eine erdachte und idealisierte Figur.

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